Scheidegger & Spiess Kunst I Fotografie I Architektur - Frühjahr 2023

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Scheidegger & Spiess Kunst I Fotografie I Architektur - Frühjahr 2023
Scheidegger & Spiess
Kunst I Fotografie I Architektur

                     Frühjahr 2023
Scheidegger & Spiess Kunst I Fotografie I Architektur - Frühjahr 2023
Wichtige Neuerscheinungen Herbst 2022
    Herausgegeben und mit einer
    Einführung von Lisa Wenger und
                                                                    Meret Oppenheim – Mein Album
    Martina Corgnati                                                Das autobiografische Album «Von der Kindheit
    Broschur                                                        bis 1943» und ihre handgeschriebene Biografie
    324 Seiten, 179 farbige
    Abbildungen                                                     Meret Oppenheims (1913–1985) 1958 zusammengetragenes
    22 × 33 cm
                                                                    Album Von der Kindheit bis 1943 ist Tagebuch und eine Art
    978-3-03942-093-3
    Deutsch / Englisch                                              Kunstwerk zugleich und bietet sehr persönliche Einblicke in
    ISBN 978-3-03942-093-3                                          ihr privates Leben und Denken. Seine Edition, zusammen mit
    sFr. 49.– | € 48.–
                                                                    einem 1970/71 niedergeschriebenen autobiografischen Text,
                                                                    in diesem sorgfältig gestalteten Buch bereichert unser Bild der
9   783039 420933
                                                                    grossen Künstlerin um vollkommen neue Perspektiven.

    Paul Klee                                                                                         Herausgegeben von Francesca
                                                                                                      Bernasconi und Arianna Quaglio
    Die Sammlung Sylvie und Jorge Helft
                                                                                                      Broschur in Schuber
                                                                                                      212 Seiten, 92 farbige
    Im Werk Paul Klees (1879–1940) nimmt die Zeichnung einen                                          und 7 sw Abbildungen
    prominenten Platz ein. Klee mass dem Zeichnen und insbeson-                                       21 × 27 cm
    dere der Linie als dem Prinzip, von dem die Umsetzung und                                         978-3-03942-106-0 Deutsch
                                                                                                      978-3-03942-107-7 Englisch
    visuelle Erzeugung einer Idee ausgeht, hohe Bedeutung bei.
    Auf diesen Aspekt ist auch der Fokus dieser ausserordentlich                                      sFr. 49.– | € 48.–
    kohärenten Privatsammlung von Bleistift-, Feder- und Pastell-                                     ISBN 978-3-03942-106-0       ISBN 978-3-03942-107-7

                                                                                                      Deutsch                      Englisch
    zeichnungen sowie Aquarellen, Radierungen und Lithografien
    gerichtet, die nur selten öffentlich zu sehen ist.
                                                                                                  9    783039 421060           9   783039 421077

    Herausgegeben von Esther
    Tisa Francini, unter Mitarbeit
                                                                    Wege der Kunst
    von Sarah Csernay                                               Wie die Objekte ins Museum kommen
    Broschur
    440 Seiten, 45 farbige und 48 sw                                Kunstwerke nicht-westlicher Kulturen in Museen des globalen
    Abbildungen                                                     Nordens sind aktuell Gegenstand kontroverser Debatten. Die-
    17 × 27 cm
    978-3-03942-096-4 Deutsch
                                                                    ses Buch leistet einen wichtigen Beitrag dazu. Es vermittelt ein
    978-3-03942-097-1 Englisch                                      Bewusstsein für koloniale und postkoloniale Kontexte des Han-
                                                                    dels mit und des Sammelns von Kunstwerken nicht-westlicher
    sFr. 39.– | € 38.–
                                                                    Kulturen und hilft so, neue Museumsnarrative zu etablieren.
    ISBN 978-3-03942-096-4       ISBN 978-3-03942-097-1
    Deutsch                      Englisch

9   783039 420964            9   783039 420971

    Sans pareil                                                                                       Herausgegeben von Sibylle Ryser
                                                                                                      und Isabel Zürcher
    Die Kronenhalle Bar
                                                                                                      Gebunden
                                                                                                      80 Seiten, 48 farbige und
    Gestaltet vom bedeutenden Schweizer Innenarchitekten Ro-                                          16 sw Abbildungen
    bert Haussmann, ausgestattet mit Lampen und Tischen aus                                           18 × 26.5 cm
                                                                                                      978-3-03942-117-6 Deutsch
    der Werkstatt Diego Giacomettis und mit erstklassiger moder-
    ner Kunst an den Wänden, ist die Bar des legendären Zürcher                                       sFr. 35.– | € 35.–
                                                                                                      ISBN 978-3-03942-117-6
    Restaurants Kronenhalle seit 1964 Treffpunkt für ein kultur­
    affines internationales Publikum. Dieses Buch ist eine form-
    vollendete Hommage an diese Ikone der Gastronomie Zürichs.                                    9   783039 421176
Scheidegger & Spiess Kunst I Fotografie I Architektur - Frühjahr 2023
Gestaltet von Bureau
                                                                                                     Erstes Buch, das sich umfassend
 Sandra Doeller
                                                                                                     nicht nur mit dem architektoni-
                                                                                                     schen Denken und Schaffen des
 Gebunden
                                                                                                     Schweizer Schriftstellers Max
 ca. 488 Seiten, 400 farbige
                                                                                                     Frisch, sondern auch mit jenem
 und sw Abbildungen
                                                                                                     seines Vaters Franz Bruno Frisch
 23 × 29 cm
                                                                                                     auseinandersetzt
 978-3-03942-128-2 Deutsch
                                                                                                     Eine interdisziplinär konzipierte
 ca. sFr. 49.– | € 48.–                                                                              Zusammenschau der verflochtenen
                                                                                                     architektonischen Werke von Vater
 Erscheint       im Mai 2023
 ISBN 9783039421282                                                                                  und Sohn Frisch

                                                                                                     Beleuchtet Zusammenhänge, die
                                                                                                     neue Interpretationsmöglichkeiten
                                                                                                     zum literarischen Schaffen von
9 783039 421282                                                                                      Max Frisch eröffnen

                                                                                                     Reichhaltiges, grossteils bislang
                                                                                                     unveröffentlichtes Bildmaterial
                                                                                                     sowie kommentierte und
                                                                                                     bebilderte Werkverzeichnisse
                                                                                                     beider Architekten

                                                                                                     Familiäre Beziehung
                                                                                                     und architektonisches
                                                                                                     Schaffen: Max Frisch
                                                                                                     und sein Vater Franz
                               Petra Hagen Hodgson                                                   Bruno Frisch
                               Gebaute Beziehungen
                               Max Frisch und Franz Bruno Frisch – Zwei Architekten
                               im Kontext ihrer Zeit

                               Max Frisch (1911–1991) muss man niemandem mehr vorstellen. Mit Romanen wie
                               Stiller und Homo Faber und mit Theaterstücken wie Biedermann und die Brandstifter
                               hat er als Schriftsteller Weltruhm erlangt. Dass Frisch anfangs Architekt war, ist viel
                               weniger bekannt. Aber auch in dieser Disziplin hat er deutliche Spuren hinterlassen,
                               zum Beispiel mit dem denkmalgeschützten Freibad Letzigraben in Zürich oder als
                               kritischer, scharfzüngiger Geist, dessen Ansichten bis heute in den städtebaulichen
                               und gesellschaftsarchitektonischen Diskurs einfliessen.
                               Nicht so Max’ Vater Franz Bruno Frisch (1871–1932). Dessen realisiertes architekto-
                               nisches Œuvre ist zwar deutlich grösser und reicht vom privaten Badepavillon über
                               Arbeiter- und Angestelltenhäuser bis zu öffentlichen Bauten, die ebenfalls unter Denk-
                               malschutz stehen. Dennoch ist es zu Unrecht völlig unbekannt geblieben.
                               Gebaute Beziehungen. Max Frisch und Franz Bruno Frisch – Zwei Architekten im
                               Kontext Ihrer Zeit schliesst nun diese Lücke. Es beleuchtet unter dem Aspekt der Be-
                               ziehungen das architektonische Denken und Schaffen von Vater und Sohn Frisch,
                               insbesondere mit Blick auf architektonische und städtebauliche Problemstellungen zu
                               ihrer jeweiligen Schaffenszeit. Betrachtet werden aber auch Parallelen von Architektur
                               und Literatur in Max Frischs Werk. Zugleich eröffnet das Buch ganz neue Interpreta-
                               tionsmöglichkeiten in Bezug auf das bei Max Frisch zentrale literarische Thema der
                               Identitätsproblematik.

                               Petra Hagen Hodgson ist Kunsthistorikerin und Germanistin und lehrt
                               seit 2007 als Dozentin für Stadtentwicklung und Gartenbaugeschichte   Scheidegger & Spiess
                               an der ZHAW in Wädenswil.                                             Frühjahr 2023		                     3
Scheidegger & Spiess Kunst I Fotografie I Architektur - Frühjahr 2023
Neue Bilder des früheren
                                                           Kunstfälschers Wolfgang
                                                           Beltracchi neben Texten
                                                           berühmter Autorinnen

                      S A LV A T O R M U N D I
 1 6 4 —— 1 6 5

                                                           und Autoren

                      W O L F G A N G B E LT R A C C H I
                                                           Textbeiträge von
                                                           Hans Ulrich Gumbrecht
                                                           Romanist, Literaturwissenschaftler und Publizist
                                                           Peter Sloterdijk
                                                           Philosoph, Kulturwissenschaftler und Publizist
                                                           Markus Gabriel
                  S A LV A T O R M U N D I
7 8 —— 7 9

                                                           Philosoph und Autor
                                                           Ulrike Posche
                                                           Journalistin, Reporterin beim Stern
                                                           Alberto Venzago
                                                           Fotograf
                  W O L F G A N G B E LT R A C C H I

                                                           Leonhard Fischer
                                                           Manager
                                                           Hansen Wang
                                                           Kryptowährungs- und NFT-Experte
                                                           René Scheu
                                                           Journalist, Publizist und Philosoph
                  S A LV A T O R M U N D I
1 4 —— 1 5

                                                                                            Weiterhin lieferbar:
                  W O L F G A N G B E LT R A C C H I

                                                                                            Psychoanalytikerin trifft Helene
                                                                                            und Wolfgang Beltracchi
                  S A LV A T O R M U N D I

                                                                                            Künstlerpaar trifft Jeannette
6 —— 7

                                                                                            Fischer
                                                                                            978-3-03942-070-4 Deutsch
                                                                                            978-3-03942-071-1 Englisch
                                                                                            sFr. 25.– | € 19.–
                                                                                            ISBN 978-3-03942-070-4       ISBN 978-3-03942-071-1
                                                                                            Deutsch                      Englisch
                  W O L F G A N G B E LT R A C C H I

                                                                                        9   783039 420704            9   783039 420711
Scheidegger & Spiess Kunst I Fotografie I Architektur - Frühjahr 2023
WO LFG AN G
 Herausgegeben von
 Alberto Venzago                                           B E LT R A C C H I                                     Das aktuelle grossformatige Buch
                                                                                                                  zum neuesten Schaffen des Malers
                                                                                                                  und legendären Kunstfälschers
 Gestaltet von dear robinson
                                                                                                                  Wolfgang Beltracchi

 Gebunden                                                                                                         Zeigt erstmals Gemälde aus
 ca. 256 Seiten, 200 farbige                                                                                      Beltracchis umfangreicher
 und 44 sw Abbildungen                                                                                            Serie The Greats, die als digitale
 24 × 32 cm                                                                                                       Non-fungible Tokens (NFT)
 978-3-03942-138-1 Deutsch                                                                                        gehandelt werden
 978-3-03942-142-8 Englisch
                                                                                                                  Mit neuen Originalbeiträgen
 ca. sFr. 49.– | € 48.–                                                                                           bedeutender Autorinnen und
                                                                                                                  Autoren wie Peter Sloterdijk, Hans
 Erscheint       im April 2023                                                                                    Ulrich Gumbrecht, Markus Gabriel,
 ISBN 9783039421381         ISBN 9783039421428
                                                                                                                  Ulrike Posche u.a. und einem
 Deutsch                     Englisch                                                                             Gespräch mit Wolfgang Beltracchi
                                                                                                                  von René Scheu

9 783039 421381            9 783039 421428
                                                              DIE                                                 Zeigt bislang unveröffentlichte
                                                                                                                  Aufnahmen aus Beltracchis Atelier

                                                       WIEDERKEHR                                                 des international bekannten
                                                                                                                  Schweizer Fotografen Alberto

                                                       D E S S A LVAT O R                                         Venzago

                                                        MUNDI                         SCHEIDEGGER & SPIESS

                                                 Wolfgang Beltracchi
                                                 Die Wiederkehr des Salvator Mundi

                                                 In den vergangenen Jahren hat der Maler und legendäre Kunstfälscher Wolfgang Bel­
                                                 tracchi ein neues künstlerisches Kapitel aufgeschlagen. Ein Schwerpunkt seines jüngs-
                                                 ten, seit der Übersiedelung von Wolfgang und Helene Beltracchi an den Vierwaldstätter-
                                                 see in der Schweiz entstandenen Schaffens ist eine umfangreiche Serie von Bildern, die
                                                 als digitale Kunstwerke mittels der NFT-Technologie in den Verkauf gebracht wurden.
                                                 Ausgangspunkt für diese Serie war das Gemälde Salvator Mundi, das angeblich von
                                                 Leonardo da Vinci stammen soll und 2017 bei Christie’s zum Rekordpreis von 450
                                                 Mio. Dollar an das saudische Königshaus verkauft wurde. Beltracchi hat sich intensiv
                                                 mit dem Bild auseinandergesetzt und unter dem Titel The Greats mehrere Hundert
                                                 Fassungen davon in den unterschiedlichsten Stilen gemalt: Der Salvator Mundi als
                                                 Pop-Art, im Stile des Kubismus, des Surrealismus, der asiatischen Comic-Kunst, in der
                                                 Personifikation von Mick Jagger, Mao oder Rammstein-Sänger Till Lindemann … Ein
                                                 faszinierendes Vexierspiel mit dem umstrittenen Gemälde und seiner Symbolik.
                                                 Dieses grossformatige Buch verbindet fotografische Einblicke in den Atelier-Alltag
                                                 Beltracchis mit der Dokumentation der Werke dieser neuen Schaffensphase sowie mit
                                                 Texten von überraschenden, zum Teil sehr bekannten Autoren. Darunter sind die Phi-
                                                 losophen Peter Sloterdijk und Markus Gabriel, der deutsch-amerikanische Literatur-
                                                 wissenschaftler Hans Ulich Gumbrecht, die Stern-Starreporterin Ulrike Posche und
                                                 der Schweizer Fotograf Alberto Venzago, von dem auch die Fotografien im Buch
                                                 stammen. So wird das Phänomen Beltracchi aus den verschiedensten Perspektiven
                                                 beschrieben und interpretiert.

                                                 Alberto Venzago ist ein Schweizer Fotograf, Fotojournalist und
                                                 Filmemacher. Seine Arbeiten wurden mit renommierten Preisen,
                                                 u.a. dem Robert Capa Award, ausgezeichnet.                       Scheidegger & Spiess
                                                                                                                  Frühjahr 2023		                      5
Scheidegger & Spiess Kunst I Fotografie I Architektur - Frühjahr 2023
4           5
                                3
    4                 5

        Das Frühwerk des bedeutenden
        Magnum-Reporters Werner
        Bischof: Modefotografie und
        Reportagen in Farbe
Scheidegger & Spiess Kunst I Fotografie I Architektur - Frühjahr 2023
Herausgegeben von
                                                                                                                   Zeigt erstmals überhaupt rund 200
 Ludovica Introini
                                                                                                                   bisher unpublizierte frühe Farbauf-
                                                                                                                   nahmen aus dem Nachlass des
 Gestaltet von Granit
                                                                                                                   grossen Schweizer Magnum-Foto-
 Communication, Design
                                                                                                                   grafen Werner Bischof (1916–1954)

 In Zusammenarbeit mit dem                                                                                         Bietet Einblick in die komplexe
 MASI Lugano und der                                                                                               Glasplatten-Technik der damals
 Fotostiftung Schweiz, Winterthur                                                                                  einzigartigen Devin Tri-Color-
                                                                                                                   Kamera
 Gebunden
 ca. 208 Seiten, 200 farbige                                                                                       Erscheint anlässlich der Ausstellung
 Abbildungen                                                                                                       Werner Bischof – Unseen Colour
 21 × 24 cm                                                                                                        im MASI Lugano (12. Februar bis
 978-3-03942-129-9 Deutsch                                                                                         29. Mai 2023) und in der Foto­
 978-3-03942-130-5 Englisch                                                                                        stiftung Schweiz in Winterthur
                                                                                                                   (26. August 2023 bis 21. Januar
 ca. sFr. 49.– | € 48.–                                                                                            2024)

 Erscheint im Februar 2023

 Die italienische Ausgabe
 erscheint bei Edizioni
 Casagrande, Bellinzona
 ISBN 9783039421299       ISBN 9783039421305

 Deutsch                  Englisch

9 783039 421299       9 783039 421305

                                               Werner Bischof
                                               Unseen Colour

                                               Von Werner Bischof (1916–1954) kennt man vor allem seine eindrücklichen Schwarz-
                                               weiss-Fotografien. Sie stammen mehrheitlich von seinen Einsätzen als Reporter im
                                               Europa der Nachkriegszeit und im Indochinakrieg 1946–1954 sowie von Reisen durch
                                               den Fernen Osten und Südamerika, wo er bei einem Unfall ums Leben kam. Weniger
                                               bekannt sind dagegen Bischofs Farbaufnahmen, die er in den ersten Jahren nach Ab-
                                               schluss seiner Ausbildung an der Zürcher Kunstgewerbeschule geschaffen hat – einer-
                                               seits in seinem Studio für Mode- und Reklamefotografie, aber auch Reportagen von
                                               Schauplätzen im kriegsversehrten Europa. Realisiert hat Bischof die Fotos im Auftrag
                                               des Zürcher Verlages Conzett & Huber, der ihm dafür eine Devin Tri-Color-Kamera
                                               zur Verfügung stellte, die jede Aufnahme auf drei mit Farbfiltern versehenen Glasplat-
                                               ten abbildete. Rund 200 dieser Farb-Negative aus dem Nachlass sind für dieses Buch
                                               erstmals restauriert und neu aufbereitet worden.
                                               Faszinierend ist der reich illustrierte Band nicht allein aus fotohistorischer Sicht: Bereits
                                               diese frühen Farbfotografien lassen Werner Bischofs feinfühlige Ästhetik erkennen, die
                                               das gesamte Schaffen des Zürcher Magnum-Fotografen prägt. Die Abbildungen wer-
                                               den ergänzt durch Texte von Clara Bouveresse, französische Fotografie-Historikerin,
                                               von Peter Pfrunder, Direktor der Fotostiftung Schweiz in Winterthur, sowie von Luc
                                               Debraine, Direktor des Schweizer Kameramuseums in Vevey.

                                               Ludovica Introini ist Kunsthistorikerin und arbeitet seit 2019 im
                                               Ausstellungsbüro des MASI Lugano.

                                                                                                                   Scheidegger & Spiess
                                                                                                                   Frühjahr 2023		                   7
Scheidegger & Spiess Kunst I Fotografie I Architektur - Frühjahr 2023
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                                                                                        68

                                                                                                      69
     Feldstrasse, Blick nach Osten, Zelgli-Quartier   0012

                                                                                 2005   2007   2009   2011

                                                                                 2013   2015   2017   2019

                              Eine spektakuläre, einmalige fotografische Dokumentation
                              zum räumlichen Wandel seit 2005

04
                                                                                        14

                                                                                                      15

     Engstringerbrücke, Blick nach Nordosten, Rietbach- und Rüti-Gebiet   0121

                                                                                 2005   2007   2009   2011

                                                                                 2013   2015   2017   2019
Scheidegger & Spiess Kunst I Fotografie I Architektur - Frühjahr 2023
Herausgegeben von Meret
                                                                                                                             Präsentiert erstmals vollständig
 Wandeler, Ulrich Görlich
                                                                                                                             die bislang umfangreichste
 und Caspar Schärer
                                                                                                                             fotografische Studie zur Siedlungs-
                                                                                                                             entwicklung im deutschen
 Gestaltet von Elektrosmog
                                                                                                                             Sprachraum

 In Zusammen­arbeit mit der                                                                                                  Das dabei entstandene einmalige
 Zürcher Hochschule der Künste                                                                                               Bildarchiv zeigt, wie sich die
 ZHdK / IFCAR                                                                                                                Verstädterung im alltäglichen
                                                                                                                             Lebensraum auswirkt
 2 Bände, gebunden in Schuber
 Total ca. 640 Seiten, 760 farbige                                                                                           Bietet faszinierende Einblicke in
 Abbildungen und Pläne                                                                                                       den normalerweise nicht unmittel-
 22,5 × 30 cm                                                                                                                bar wahrnehmbaren räumlichen
 978-3-03942-139-8 Deutsch                                                                                                   Wandel
 978-3-03942-140-4 Englisch                                                                                                  Rund 900 grösstenteils unver­
                                                                                                                             öffentlichte Fotografien und
 ca. sFr. 79.– | € 77.–                                                                                                      Texte namhafter Expertinnen und
                                                                                                                             Experten
 Erscheint im März 2023
 ISBN 9783039421398       ISBN 9783039421404

 Deutsch                  Englisch

9 783039 421398       9 783039 421404

                                               Stadtwerdung im Zeitraffer
                                               Die Fotografische Langzeitbeobachtung Schlieren 2005–2020 zeigt,
                                               wie sich das Schweizer Mittelland entwickelt

                                               Die Fotografische Langzeitbeobachtung Schlieren ist ein vielbeachtetes Projekt zur
                                               Dokumentation der Siedlungsentwicklung in der Schweiz. 15 Jahre lang wurde foto-
                                               grafisch untersucht, wie Bautätigkeit und urbane Entwicklung den Charakter einer
                                               typischen Schweizer Vorortsgemeinde im Agglomerationsgürtel verändern. Als Bei-
                                               spiel diente die Stadt Schlieren im Zürcher Limmattal, deren Bevölkerung im Untersu-
                                               chungszeitraum 2005–2020 von 13 000 auf 20 000 Einwohnende wuchs.
                                               63 Standorte in ganz Schlieren sind unter identischen Bedingungen alle zwei Jahre
                                               fotografiert worden und zeigen die Veränderungen im räumlichen Zusammenspiel von
                                               Gebäuden, Strassen und Grünflächen. Parallel dazu wurden themenbezogene Serien
                                               von Detailaufnahmen erstellt, die auf einzelne Objekte fokussieren und von Aneig-
                                               nung, Gestaltung und Ästhetik der Lebensräume erzählen: Ladenfronten, Hausein-
                                               gänge, Spielplätze, Garageneinfahrten usw.
                                               Dieses zweibändige Buch bildet nun den Abschluss der Langzeitstudie. Im Archiv-Band
                                               zeigen die jeweils acht Aufnahmen pro Standort, wie sich Schlieren an den 63 Orten in
                                               den vergangenen 15 Jahren verändert hat. Der Essay-Band bietet neben themenbezogenen
                                               Foto-Serien eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Studienthema durch Essays, Ana-
                                               lysen, Interviews und Interpretationen von Fachpersonen unterschiedlicher Disziplinen.
                                               Zwischenauswertungen der Fotografischen Langzeitbeobachtung Schlieren wurden
                                               u. a. in der Neuen Zürcher Zeitung und im Tages-Anzeiger gezeigt sowie in Ausstel-
                                               lungen im Fotomuseum Winterthur und im Museo ICO in Madrid präsentiert.

                                               Meret Wandeler ist Künstlerin. Forschungsarbeiten zur Raumentwicklung.

                                               Ulrich Görlich ist Künstler und leitete den Studiengang Master of Fine Arts
                                               der ZHdK.
                                                                                                                             Scheidegger & Spiess
                                               Caspar Schärer ist Generalsekretär des Bundes Schweizer Architekten BSA.
                                                                                                                             Frühjahr 2023		                   9
Scheidegger & Spiess Kunst I Fotografie I Architektur - Frühjahr 2023
Eine inspirierende
                 Reise mit den
                 Design-Preziosen
                 von Matteo Thun

92

48    49    22

130   131
Herausgegeben von Susanne Thun
                                                                                                                Setzt rund 50 Design-Objekte
                                                                                                                und Interieurs des italienischen
 Gestaltet von Studio Marie Lusa
                                                                                                                Designers und Architekten
                                                                                                                Matteo Thun in Szene
 Gebunden
 136 Seiten, 89 farbige Abbildungen                                                                             Zeigt eine bislang unpublizierte
 20,5 × 28 cm                                                                                                   Bilderserie des Schweizer
 978-3-03942-137-4 Englisch                                                                                     Fotografen Walter Pfeiffer

 ca. sFr. 49.– | € 48.–                                                                                         Eine witzige Zusammenführung
                                                                                                                der damals jugendlichen Söhne
 Erscheint       im Februar 2023
 ISBN 9783039421374
                                                                                                                mit dem Œuvre des berühmten
                                                                                                                Vaters

9 783039 421374

                                      Walter Pfeiffer, Matteo Thun
                                      In the Summer of 2009
                                      Photographs by Walter Pfeiffer, Design by Matteo Thun

                                      Eine humorvolle Hommage an Matteo Thun, einen der wichtigsten Designer und
                                      Architekten Italiens, und seine Möbel, Produkte, Interieurs und Bauten. Im Sommer
                                      2009 unternahm der Schweizer Fotograf Walter Pfeiffer eine Reise von der Schweiz
                                      nach Italien, in deren Verlauf er zahlreiche von Thuns Design-Objekten fotografierte.
                                      Er tat dies nicht als trockene Objektdokumentation, sondern im Sinn von höchst le-
                                      bendigen «tableaux vivants»: Pfeiffer wurde nämlich von den beiden damals jugendli-
                                      chen Söhnen Matteo Thuns begleitet, die damit die visuelle Haupt-Erzählung des
                                      Buchs bilden und zusammen mit den Objekten abgebildet sind. Ergänzt wird dieses
                                      fotografische Panorama durch ein Register aller abgebildeten Design-Preziosen.

                                      Walter Pfeiffer, geboren 1946, ist ein Schweizer Grafiker und Fotograf.
                                      Seine fotografischen Arbeiten wurden ab den frühen 2000er-Jahren
                                      durch Beiträge für Zeitschriften wie i-D oder Vogue einem weiteren
                                      Publikum bekannt.

                                      Matteo Thun, geboren 1952, war Schüler von Oskar Kokoschka und Emilio
                                      Vedova und studierte Architektur an der Universität in Florenz. Er war
                                      1981 Mitbegründer der weltweit renommierten Gruppe Memphis und
                                      gründete 1984 sein eigenes Studio in Mailand. Für seine Architektur­
                                      projekte und Entwürfe im Bereich Produktdesign wurde er mehrfach mit
                                      internationalen Preisen ausgezeichnet.

                                                                                                                Scheidegger & Spiess
                                                                                                                Frühjahr 2023		                    11
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                                           Längst nicht alle Tiere landen je-                                jedoch nicht gut. Die Wege führten
                                           doch auf dem Teller. Pro Jahr ver-                                auseinander. Mit dem Verband verlor
                                           kauft Arnold Luginbühl rund 50                                    Arnold Luginbühl auch die Domain
                                           Alpakas und Lamas an Privatperso-                                 www.lama.ch. Prgamatisch wie er ist,
                                           nen. Rund 4'000 Franken erhält er                                 kaufte er sich www.lama1.ch und
                                           pro Tiere. Manche Käufer:innen hal-                               machte weiter. Das Logo mit den fünf
                                           ten die Tiere als Hobby, andere brau-                             Sternen blieb er treu – weil es ihm
                                           chen sie zur Pflege von Weideland                                 gefiel. Fast 30 Jahre später ist er der
                                           und wieder andere versuche sich                                   Einzige der Gründer, auf dessen Land
                                           selbst als Züchter:innen. Auch über                               noch Lamas weiden. Eines Tages rief
                                           die Schweizer Grenze hinaus expor-                                ihn einer der ehemaligen Kollegen
                                           tiert Luginbühl seine Tiere. Finn-                                an: «Ich zahle immer noch für diese
                                           land, Norwegen, Schweden, England,                                Scheissdomain, willst du sie?» Seit
                                           Frankreich, Deutschland, Österreich,                              diesem Tag hat er die Domain zurück.
                                           Polen: Halb Europa ist bereits von                                Ganz alles kann man im Leben eben
                                           den Berner Neuweltkamelen besie-                                  doch nicht kaufen. Den Drive, den hat
                                           delt. Einmal, erzählt er belustigt,                               man oder man hat ihn nicht. Arnold
                                           habe er im Anhäger mit Auto und                                   Luginbühl hat ihn.
102                            103         Fähre 20 Lamas über das Eismeer
                                           nach Helsinki transportiert. Auf-
                                           wändig sei das gewesen. Aber am
                                           Ende ging alles gut.                                              SEIDENRAUPEN
                                                                                                      FAMILIE SPENGELER, SEIDENRAUPENAUFZUCHT
                                           Und dann ist da noch die Wolle. Je-                                 MENZNAU, KANTON LUZERN
                                           des Jahr im April schert der Berner
                                           seine flauschigen Vierbeiner. Das       Wenn die winzigen Eier aus Italien in Menznau ankommen, sehen sie aus wie Mohnsa-
                                           Haar der Alpakas ist besonders          men. Auf ihrem Hof im Kanton Luzern züchtet Familie Spengeler Seidenraupen. 2010
                                           weich und feinfaserig. Zehn Fran-       waren es 100, 2020 sind es bereits 65'000. Nach der Zwischenlagerung im Kühlschrank
                                           ken pro Kilo bekommt Luginbühl          brauchen die Eier Wärme und hohe Luftfeuchtigkeit. Im ersten Jahr hat Brigitte Spengeler
                                           vom Label Swisswool. Ein Tier gibt      die Oberfläche der Kaffeemaschine zweckentfremdet. Inzwischen besitzt die Familie ei-
                                           zwei bis vier Kilo her.                 nen selbstgebauten Brutschrank, der Platz für 30'000 Eier bietet – konstruiert aus einem
                                                                                   Bierschrank und einer Aquariumsheizung.
                                           Mit dem Alpabzug geht die Lama-
                                           und Alpakasaison im Herbst zu           «Zu klein zum Überleben, zu gross zum Aufhören»,
                                           Ende. Nun kommt die Zeit er Rentie-     so analysiert Brigitte Spengeler den Familienbe-
                                           re. Im Gegensatz zu den Neuweltka-      trieb. Mit der Milchproduktion haben Spengelers
                                           melen werden die Tiere mit den im-      bereits 2005 aufgehört. Die Dorfkäserei, die ihre
                                           posanten Geweihen jedoch nicht          Milch verarbeitete, schloss ihre Türen. Statt auf
                                           verwurstet oder verkauft. Für 2'000     den Milchexport in den Aargau zu setzen, inves-
                                           Franken kann man die Tiere für ein      tierte die Familie in ihre zwanzig Mutterkühe. Der
                                           paar Stunden mieten – Arnold Lu-        Preis für das Natura-Beef blieb seit Jahren stabil.
                                           ginbühl inklusive. Zur Weihnachts-      Doch die Zukunft der zwölf Muttersäue schien
                                           zeit kommt er als Samichlaus ver-       unsicher. Zeit für innovative Ideen auf dem
                                           kleidet mit seinen Tieren in Hotels     14-Hektaren-Hof.
                                           oder bei Privatpersonen vorbei. Aber
                                           auch für Fotoshootings, Werbespots,     2009 entdeckte Brigitte Spengeler den neu ge-
                                           Hochzeiten und andere Events sind       gründeten Verein Swiss Silk. Mann und Sohn wa-
                                           der Mann und die Rentiere.              ren skeptisch, doch die Bäuerin setzte sich durch.
                                                                                   Was heute exotisch scheint, hat in der Schweiz
                                           Als Arnold Luginübhl mit den La-        eine lange Tradition. Die Seidenindustrie machte
                                           mas anfing, gründete er gemeinsam       einst einen wichtigen Teil der Schweizer Wirt-
                                           mit fünf anderen Bauern eine            schaft aus. Tessiner Bauern produzierten bis Mitte
                                           Zuchtgemeinschaft. Lange ging das       des 19. Jahrhunderts Seide. Doch die Flecken-

      52                  53                               168                                                                 169

           Atmosphärische Fotografien und spannende Texte über
           Pionierinnen und Pioniere der Schweizer Landwirtschaft
           im 21. Jahrhundert

            72   128

                                     158                                                                   159
Gestaltet von Sirkka Ammann
                                                                                                           Ein erfrischendes Buch über Bäue-
 und Samuel Steiner
                                                                                                           rinnen und Landwirte, die ihren
                                                                                                           traditionsreichen Beruf gänzlich
 Broschur
                                                                                                           neu verstehen
 ca. 208 Seiten, ca. 70 farbige
 Abbildungen                                                                                               Porträtiert zehn Bauernbetriebe,
 16 × 24 cm                                                                                                die eine Landwirtschaft für das
 978-3-03942-047-6 Deutsch                                                                                 21. Jahrhundert exemplarisch
                                                                                                           betreiben
 ca. sFr. 35.– | € 35.–
                                                                                                           Hinterfragt die gewohnten Bilder
 Erscheint       im April 2023
 ISBN 9783039420476
                                                                                                           und Klischees bäuerlicher Tätigkeit
                                                                                                           in der Schweiz

                                                                                                           Claudia Schildknecht war mit der
                                                                                                           Fotoarbeit D’Nischeler:innen, die
                                                                                                           dem Buch zugrunde liegt, Finalistin
9 783039 420476
                                                                                                           des 21. vfg Nachwuchsförder­
                                                                                                           preises 2017

                                  Claudia Schildknecht, Alice Britschgi
                                  Kamele im Kuhstall, Shrimps
                                  im Swimmingpool
                                  Einblicke in eine neue Schweizer Landwirtschaft

                                  Lamas auf Berggipfeln, im Schnee sich suhlende Kamele, Shrimps im voralpinen Hügel-
                                  land – die Schweizer Landwirtschaft ist im Wandel. Nicht die ganze träge helvetische
                                  Agronomiemaschine, aber dennoch: In vielen Nischen blüht das Neue. Die Fotografin
                                  Claudia Schildknecht und die Autorin Alice Britschgi haben experimentierfreudige
                                  Bäuerinnen und Bauern in der Schweiz begleitet und beobachtet, wie sie mit ungewohn-
                                  ten Tierarten – neben Kamelen und Shrimps auch Strausse, Kängurus, Zebus, Lamas
                                  oder Seidenraupen – und veränderten Methoden das traditionelle bäuerische Wirt-
                                  schaften erweitern.
                                  Nun erscheint ihre Reportage über die sich verändernde Heimat als Buch. Die beiden
                                  Autorinnen gehen darin den Fragen nach, ob sich derzeit eine neue Landwirtschafts-
                                  kultur herausbildet und wie viel Schweizer Mentalität in einer Landwirtschaft mit
                                  exotischen Tieren erhalten bleibt. Mit genauem Blick porträtieren ihre Bilder und
                                  Texte diese Vermittlerinnen und Vermittler zwischen Tradition und Innovation und
                                  fragen nach Motivationen und Alltagserfahrungen. Ein originelles, erfrischendes
                                  Buch, das den Beweis erbringt, dass selbst die scheinbar grössten Selbstverständlich-
                                  keiten völlig neu gedacht werden können.

                                  Claudia Schildknecht lebt und arbeitet von Luzern aus als Fotografin
                                  und Künstlerin. Ihre Aufnahmen wurden bereits in Die Zeit, in der
                                  Neuen Zürcher Zeitung und in Das Magazin veröffentlicht.
                                  2021 wurde sie von der St. Gallischen Kulturstiftung sowie 2019 und
                                  2020 bei den Swiss Press Photo Awards für ihr Schaffen ausgezeichnet.

                                  Alice Britschgi lebt als Autorin, Journalistin und Texterin in Zürich.   Scheidegger & Spiess
                                                                                                           Frühjahr 2023		                 13
Giger_024a037_e_Arenas gs     4-06-2007        18:32      Pagina 28                                                                               Giger_024a037_e_Arenas gs       4-06-2007         18:32      Pagina 29

                                                                                                                                                                                                           CARLOS ARENAS                                                                                                                                                                                                                                             G I G E R A N D T H E FA N TA S T I C I N A R T

                                                                                                                                                                                                                       fragments: stairways leading to infinity, impassable drawbridges, torture machines, and                                               Francisco José de Goya
                                                                                                                                                                                                                       dungeons. The Carceri provoke a feeling of claustrophobia and feature gloomy accou-                                                         Giger’s interest in folk mythology and superstition (as well as magic, witchcraft, and oc-
                                                                                                                                                                                                                       trements of the kind Giger used in his first pen-and-ink drawings, the Schächte (Shaft) pic-                                                cultism) allows us to connect the satanic pictures among his work with another artist who
                                                                                                                                                                                                                       tures, especially in Schacht VI and VII (cat. nos. 32, 33). Made up of delusions and night-                                                 also showed great interest in this theme, namely, Francisco José de Goya (1746–1828).
                                                                                                                                                                                                                       mares (sleepwalking, stairways, labyrinths), these pictures represent a journey through the                                                 Goya turned his attention to folk culture and reworked the medieval myths in his later paint-
                                                                                                                                                                                                                       inner self, through underground hallways and corridors that open onto gloomy and unset-                                                     ings, such as the Aquelarre (Witches’ Sabbath). In this representation of a gathering of
                                                                                                                                                                                                                       tling chambers and are sometimes inhabited by ghost-like beings. But Giger continues de-                                                    witches around the figure of the devil (personified as a he-goat) he amplified the shock ef-
                                                                                                                                                                                                                       scending, down to the organic bone architecture of hell, as we see in his Passagen-Tem-                                                     fect by deforming the faces. Giger revived and renewed this theme between 1975 and
                                                                                                                                                                                                                       pel (Passages Temples, cat. no. 85) series, where he populates intrauterine landscapes                                                      1977, the highpoint of his airbrush phase. He used the airbrush in his own idiosyncratic
                                                                                                                                                                                                                       (corresponding to his horror vision of birth) with dead and mutilated figures. This is primal                                               manner, spraying directly onto the paper, a kind of écriture automatique that allowed him—
                                                                                                                                                                                                                       fear, prenatal terror, for birth represents one of the most traumatic of human experiences.                                                 analogously to the surrealist method—to realize his visions and ideas immediately and di-
                                                                                                                                                                                                                       Giger delves deeper into the events that precede our arrival in the world and in the process                                                rectly. He developed this technique in the monochrome experiments of the Aleph (cat. no.
                                                                                                                                                                                                                       goes one step further than the surrealists, who tended to restrict themselves to childhood                                                  65) and other works through to its climax, the “satanic paintings” of large figures such as
                                                                                                                                                                                                                       experiences.8 His depictions of fetuses, birth machines, and views of the inside of the                                                     Satan and Lilith, in which the demonic predominates. Giger’s satanic symbolism shows it-
                                                                                                                                                                                                                       womb evoke a disturbing symbolism.                                                                                                          self to be strongly influenced by the esoteric writings of Eliphas Lévi, Gustav Meyrink, and

                                                                                                                                                                                                                       Cat. no. IV: Giovanni Battista Piranesi, The Drawbridge, from          Cat. no. 33: HR Giger, Schacht VII (Shaft VII), 1966                 Francisco José de Goya, Aquelarre                                    HR Giger, Hexentanz (Witches’ Dance), 1977
                                                                                                                                                                                                                       Carceri d’invenzione, plate VII, 1741– 49, 1761– 65                    India ink on transcop on wood, 63 × 80 cm                            (Witches’ Sabbath), 1797–98                                          Acrylic on oil paper on wood, 200 × 140 cm
                                                                                                                                                                                                                       Aquatint on paper, 56.1 × 41.5 cm                                                                                                           Oil on wood, 43 × 30 cm                                              Private collection
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Museo Lázaro Galdiano, Madrid

                                                                                                                                                                                                           28                                                                                                                                                                                                                                                                                                    29

Giger_104a126_e_Bildteil gs      4-06-2007       18:20     Pagina 126      Giger_127a140_e_Bühler gs        4-06-2007   18:21   Pagina 127                                                         Giger_054a069_e_Bildteil gs      4-06-2007        19:04     Pagina 64                                                                             Giger_054a069_e_Bildteil gs       4-06-2007          19:04      Pagina 65

        HR GIGER                                                                                                                                                                                           HR GIGER                                                                                                                                                                                                                                                                                    HR GIGER

                                                                                   K AT H L E E N B Ü H L E R

                                                                                   P O R T R A I T O F A N I M M O R TA L L O V E : T H E PA I N T I N G L I I I

                                                                                           When in 1973 Hansruedi Giger began painting the portrait of Li Tobler, his partner at the
                                                                                           time, he rather perplexingly portrayed her attractive face as a decapitated head. His pic-
                                                                                           ture, which was created two years before her violent suicide, prophetically seems to antic-
                                                                                           ipate this later, tragic event. Despite these somber circumstances, the portrait is one of the
                                                                                           most frequently reproduced works from Giger’s oeuvre. The artist does not just break with
                                                                                           the conventions of traditional portrait painting that require a painted likeness to immortal-
                                                                                           ize the subject by depicting him or her as a living being. His depiction of Li Tobler also very
                                                                                           much represents the embodiment of his ideal woman. Nowhere else does he so expressly                                                                                                                                                                                                                        42
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Bettler, 1967
                                                                                           preserve her as one of the undead for posterity, even though he counterbalances signs of                                                                                                                                                                                                                    Beggar
                                                                                           life with indications of death in her portrait. This unsettling connection between Eros and                                                                                                                                                                                                                 Bronze, 58 × 58 × 75 cm

                                                                                           Thanatos raises questions about the artistic and cultural paradigms that might have influ-
                                                                                           enced his work, as well as about the role the subject played in Giger’s life.

                                                                                   Fateful Encounter
                                                                                         The artist repeatedly produced brochures, exhibition posters, exhibition catalogues, and in-
                                                                                         vitations modeled on the portrait Li II (cat. no. 83; 1973–74), a large-format acrylic that he
                                                                                         painted as an homage to his partner Li Tobler (1948–75).1 His almost obsessive use of the
                                                                                         image is evidence of its great significance in his oeuvre and also reveals a deep connec-
                                                                                         tion with the person depicted. Along with the record cover for the rock group Blondie
                                                                                         showing the face of Debbie Harry (1981), the painted-over photograph of Friedrich Kuhn
                                                                                         (1973), a portrait of Sergius Golowin (1977), and other commissioned work, it is one of the
                                                                                         few portraits of Giger’s. At the same time, with its high cheekbones, wide-set, almond-
                                                                                         shaped eyes, and delicate features, it became a prototype for practically all women’s faces
                                                                                         that he subsequently portrayed.
                                                                                         The artist met the budding actress in Zürich in 1966 when she was taking lessons at the                                                                        37                                                                                                                                             43
                                                                                                                                                                                                                                                        Blutuhr mit Wachskopf, 1967                                                                                                                    Kofferbaby, 1967
                                                                                         studio theater with Felix Rellstab, the founding director of the Neumarkt theater. Li Tobler                                                                   Blood Clock with Wax Head                                                                                                                      Suitcase Baby
                                                                                         was active at a time in the history of Zürich theater that was marked by tension and a sense                                                                   Polyester, metal, and red color, 80 × 32 × 32 cm                                                                                               Bronze, black paint, and gilt, 50 × 75 × 20 cm
        126                                                                              of new beginnings. Felix Rellstab was a politically astute and bold director who made au-           127           64                                                                                                                                                                                                                                                                                                   65

                    83
                    Li II, 1973–74
                    Acrylic and india ink on paper on wood, 200 × 140 cm

Das vielseitige, immer wieder
überraschende Frühwerk
des Künstlers HR Giger

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Weiterhin lieferbar:

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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              978-3-03942-116-9
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Deutsch        / Englisch
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                ISBN 978-3-03942-116-9
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              sFr. 99.– | € 97.–

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              9            783039 421169

                                                                                                                                                              HR GIGER
                                                                                                                                                              im Verlag Scheidegger & Spiess
Herausgegeben von Beat Stutzer
                                                                                                            Das bislang einzige, seit 2015 ver-
                                                                                                            griffene Buch über das vielseitige
 Gestaltet von Guido Widmer
                                                                                                            Frühwerk des weltbekannten
                                                                                                            Künstlers und Designers HR Giger
 Broschur
                                                                                                            (1940–2014) als Neuausgabe
 ca. 168 Seiten, 106 farbige
 und 28 sw Abbildungen                                                                                      Zeigt zahlreiche kaum veröffent-
 20 × 26,5 cm                                                                                               lichte und nur selten öffentlich
 978-3-03942-136-7 Englisch                                                                                 ausgestellte Arbeiten HR Gigers

 ca. sFr. 49.– | € 48.–                                                                                     Beleuchtet Verbindungslinien zum
                                                                                                            Werk bedeutender Künstler wie
 Erscheint       im März 2023
 ISBN 9783039421367
                                                                                                            Piranesi, Goya, Füssli, Klinger oder
                                                                                                            Ensor

9 783039 421367

                                  HR Giger
                                  The Oeuvre Before Alien 1961–1976

                                  HR Giger (1940–2014) ist eine der herausragenden Figuren der Schweizer Kunst- und
                                  Designgeschichte. Weltruhm erlangte er 1979 mit dem Monster und den speziellen
                                  Raumatmosphären für Ridley Scotts Science-Fiction-Klassiker Alien, für die er mit
                                  einem Oscar ausgezeichnet wurde und die bis heute zahllose Menschen faszinieren.
                                  Nach wie vor weit weniger bekannt ist, dass Giger bereits davor ein Shootingstar der
                                  europäischen Kunstszene war, der mit seinem Phantastischen Realismus eine der ei-
                                  genständigsten Positionen in der Nachfolge des Surrealismus und in der Kunstszene
                                  der 1960er- und 1970er-Jahre einnahm.
                                  2007 erstmals erschienen, präsentiert dieses bislang einzige Buch zu HR Gigers Früh-
                                  werk dessen Zeichnungen, die ersten Airbrush-Bilder und beklemmenden Environ-
                                  ments umfassend. Es untersucht sein Schaffen von den Ursprüngen her und ordnet es
                                  in eine Kunstgeschichte des Grauens ein. Die meisten in dem Band abgebildeten Werke
                                  sind kaum je öffentlich zu sehen. Hier werden sie im Dialog mit Arbeiten von bedeu-
                                  tenden Vorläufern wie Giovanni Battista Piranesi, Francisco de Goya, Johann Hein-
                                  rich Füssli, Max Klinger oder James Ensor gezeigt.

                                  Beat Stutzer führt in Luzern das Büro K&K – Kunst und Kommunikation
                                  und ist als freischaffender Autor und Kurator tätig. 1982–2011 Direktor
                                  des Bündner Kunstmuseums Chur sowie 1998–2016 Konservator des
                                  Segantini Museums St. Moritz.

                                                                                                            Scheidegger & Spiess
                                                                                                            Frühjahr 2023		                  15
Metamorphosen «Nichtpfeife» und «Nichtrauch»

            Metamorphosen «Nichtpfeife» und «Nichtrauch»
            1990–1992                                                              636 a      636                                              638 a                                                                          639.1 a      639.1
Das Magritte’sche Motiv der Pfeife taucht im Schaffen von                                  Kleine Nichtpfeife, Bern, 22.–                                                                                                               Nichtpfeife, Bern, 1990/1992
Markus Raetz erstmals 1990 in den beiden nahe verwand-                                     24. 8.1990                                                                                                                                   Edition, 7 Ex., 0/6, 1/6–6/6
                                                                                           Gips, armiert (Draht, Holz),                                                                                                                 Ex. 0/6
ten Typen Nichtpfeife und Nichtrauch auf. Es handelt sich um                               17,5 × 35 × 21 cm | Plinthe: Holz, bemalt,                                                                                                   Eisenguss, partiell patiniert,
zweiansichtige Rundplastiken, die zu Raetz’ Metamorpho-                                    2 cm (Höhe), 20 cm (Ø) | Sockel:                                                                                                             26 × 55 × 33 cm
                                                                                           Kartonrohr, 142 cm (Höhe), 22 cm (Ø)                                                                                                         bez. auf Unterseite Plinthe (geätzt):
sen zählen. Beim Umschreiten von Nichtrauch gibt sich der                                  bez. auf Unterseite Plinthe:                                                                                                                 «M. R. / 1990/92»; r. davon: «0/6 [in
Gegenstand der Pfeife aus zwei präzisen Blickwinkeln zu                                    «23. 8. 90 / 24. 8. 90 / [Widmung]»                                                                                                          Kreis]»
erkennen: Von der einen Seite aus betrachtet, steht sie auf-                               Privatbesitz, 1990                                                                                                                           Nachlass Markus Raetz, Bern

recht, von der anderen auf dem Kopf. Im Gegensatz zu                                       Literatur: Petersen 1994 b, S. 134–135                                                                                                       Die Edition von Nichtpfeife wurde 1992
Metamorphose I (Kat. 621.1–621. 7), bei der sich der mit Hut                               (Nichtpfeife), Farbabb.                                                                                                            639.1 b   nach dem Gipsmodell von 1990
                                                                                   636 b                                                                                                                                                (Kat. 637) in der Giesserei Bärtschi,
bedeckte Kopf des deutschen Künstlers Joseph Beuys                                            637                                                                                                                                       Aefligen, gegossen. Bei den Exempla-
(1921–1986) in einen sitzenden Hasen und zurück verwan-                                    Nichtpfeife, Bern, 30. 8.–3. 9.1990                                                                                                          ren 0/6 bis 5/6 ist jeweils das Mund-
delt, bleibt das Motiv gleich; eine Veränderung ergibt sich                                Gips, armiert (Kupferdraht, Hanf-                                                                                                            stück mit eingebranntem Leinöl
                                                                                           fasern) | Plinthe: Holz |                                                                                                                    dunkel patiniert, der Pfeifenkopf oxydi-
hier durch die vertikale Spiegelung. Entsprechend Raetz’                                   ca. 26 × 54 × 33 cm                                                                                                                          ert, die Plinthe blank und gewachst.
anhaltendem Interesse für das Sehen in zwei oder drei                                      Bez. unbekannt                                                                                                                               Das Exemplar 6/6 ist nicht patiniert
                                                                                           Nachlass Markus Raetz, Bern                                                                                                                  und ganzflächig oxydiert.
Dimensionen nehmen wir auch bei Nichtpfeife die Erschei-
nungsformen der Pfeife als Fläche wahr, die sich dazwischen                                Modell für den Guss der Edition                                                                                                              Literatur: Petersen 1994 b, (Ex. 0/6) |
entwickelnde, amorphe Form des Übergangs jedoch in skulp-                                  (Kat. 639.1–639. 7). Das Modell wurde                                                                                                        Ritschard 1994 a, S. I (Non-pipe) |
                                                                                           beim Guss stark beschädigt.                                                                                                        639.1 c   Ritschard 1994 b, S. 137 | Wechsler
turaler Körperhaftigkeit.                                                                                                                                                                                                               1994 c, S. 14 (Non-pipe) | Brown 2002,
            Während bei Nichtpfeife (Kat. 639.1–639. 7) sechs                      637                                                                                                                                                  S. 2–3 (Ex. 3/6), Farbabb. | Arlitt 2005 |
                                                                                                                                                                                                                                        Nicod 2007 a, S. 54–56, Farbabb. |
von sieben Exemplaren identisch sind, weisen die Güsse der                                                                                                                                                                              Mayer 2008, S. 80 (Nichtpfeife II),
Nichtrauch-Edition (Kat. 640.1–640. 7) grosse Unterschiede                                                                                                                                                                              Farbabb. | Frizot 2016, S. 72 (Nicht-
vor allem in Bezug auf ihre Farbigkeit auf. Ursprünglich                                                                                                                                                                                pfeife [Non-pipe])
                                                                                                                                                                                                                                        Ausstellungen: New York 1992,
verfügte etwa das Exemplar 4/6 über ein schwarzes Mund-                                                                                        638 b                                 638                                                (Ex. 3/6) | Valencia et al. 1993/1994,
stück, einen braunen Pfeifenkopf und eine graue Rauch-                                                                                                                            Nichtrauch, Bern, 14.–25. 9.1990                      Nr. 212 (Ex. 2/6, Nichtpfeife [Non-
                                                                                                                                                                                  Bleistift und Aquarell auf Gips, armiert              pipe]) | Helsinki 1995, (Ex. 2/6) | Tanlay
fahne. Ebenso wie bei zwei weiteren Exemplaren liess der                                                                                                                          (isolierter Kupferdraht, Eisen, Hanf-                 1998, S. 56–57 (Non-pipe), Farbabb. |
Künstler 2005 die gesamte Oberfläche schwarz patinieren,                                                                                                                          fasern), 34,5 × 45,7 × 24,2 cm | Plinthe:   639.2     Lissabon 1998/1999, Farbabb. |
was den Eindruck einer flächenhaften Silhouette und den                                                                                                                           Holzfaserplatte                                       Chicago / Amherst 2001, Nr. 8 (Nicht-
                                                                                                                                                                                  nicht bez.                                            pfeife [Non-pipe]) | Biel 2001, Nr. 5
Bezug zum Leitgedanken von Magrittes berühmtem Bild                                                                                                                               Nachlass Markus Raetz, Bern                           (Nichtpfeife [Non-pipe]), Farbabb. |
noch verstärkt.                                                                                                                                                                                                                         Paris 2002/2003 b, Nr. 193 (Nichtpfeife
                                                                                                                                                                                  Gipsmodell für den Guss der Edition                   II/Non-pipe II/Nonpipe II), Farbabb.,
            Auf dem Gemälde La trahison des images (1928–                                                                                                                         von 1992 (Kat. 640.1–640. 7). Nach der                S. 159, Farbabb. | Aarau 2005 b,
1929) von René Magritte (1898–1967) sind eine Pfeife und                                                                                                                          Herstellung der Edition wurde das in                  (Ex. 2/6, Nichtpfeife II), Farbabb. 27 |
der Schriftzug «Ceci n’est pas une pipe» dargestellt, der dar-                                                                                                                    der Giesserei stark beschädigte Mo-                   Salzburg 2006/2007, Nr. 198 (Ex. 2/6,
                                                                                                                                                                                  dell restauriert. M. R. nahm dabei eine               Nichtpfeife II/Non-pipe II/Nonpipe II),
auf verweist, dass wir eine bildliche Repräsentation und eine                                                                                                                     Korrektur am Übergang zwischen                        Farbabb., S. 163, Farbabb. | Biel 2007,
sprachliche Beschreibung einer Pfeife, nicht aber das Objekt                                                                                                                      Pfeife und Rauch vor.                                 (Ex. 2/6), Farbabb. | Paris / Tourcoing
                                                                                                                                                                                                                                        2011/2012, Nr. 196 (Nichtpfeife [Non
selbst vor uns haben.1 Raetz referiert mit seinen Werktiteln                                                                                   638 c                              Literatur: Petersen 1994 b, S. 136–137,               pipe/Not a pipe]), Farbabb.
Nichtrauch und Nichtpfeife nicht nur wörtlich auf diese                                                                                                                           Farbabb. | Ritschard 1994 b, S. 139,
Überlegung, sondern führt sie noch weiter. So lässt er die                                                                                                                        Abb. | Stooss 2002, S. 178 (Nicht-                       639.2
                                                                                                                                                                                  rauch/Non-fumée), Farbabb. | Nîmes                    Nichtpfeife, Bern, 1990/1992
Betrachtenden die visuelle Verwechselbarkeit zwischen                                                                                                                             2006, S. 92–93, Farbabb. | Stooss                     Ex. 1/6
körperhaft und flach erfahren und führt die Konstruiertheit                                                                                                                       2006, S. 26, Farbabb. | Moskau 2009,                  bez. auf Unterseite Plinthe (geätzt):
                                                                                                                                                                                  S. 144, Farbabb. | Jaunin 2014, S. 37                 «M. R. / 1990/92»; r. davon: «1/6 [in
seines Pfeifenabbildes vor Augen, da sich dieses aus einer                                                                                                                        (Non-Fumée)                                           Kreis]»
völlig ungegenständlichen Form herausbildet. Nichtpfeife und                                                                                                                      Ausstellungen: Valencia et al.                        Privatbesitz, 1994
Nichtrauch sind aufgrund ihres Prinzips unmittelbare Vor-                                                                                                                         1993/1994, Nr. 213 (Nichtrauch/Non-
                                                                                                                                                                                  fumée, 14.–27.IX.1990), S. 26–27,
läufer der vollplastischen Güsse Kopf I (Kat. 679.1–679. 8)                                                                                                                       Farbabb. | Biel 2001, Nr. 6 (Nichtrauch
und Kopf II (Kat. 681.1–681. 7) von 1992.                                                                                                                                         [Non-fumée]), Farbabb. | Nîmes 2006,
                                                                                                                                                                                  S. 92–93, Farbabb.
           KA

           1 René Magritte, Catalogue raisonné, hrsg. von David Sylvester,
           Basel: Wiese-Verlag, 1992–1997, Band I, 1992, Nr. 303.

250                                                                                                                                                                                                                                                                         251

Metamorphosen Mickey Mouse                                                                                                                  Metamorphosen Mickey Mouse

  653 a                                   653                                      654 a                                                       655 a                                  655                                     657           657
                                      Form im Raum, Bern, 2.–5. 4.1991                                                                                                            Form im Raum, Bern, 21. 4.1991                        Ohne Titel, Bern, 1991
                                      Gips, armiert (Hanffasern, Kupfer-                                                                                                          verzinkter Eisendraht,                                Eisendraht, 7,5 × 8,5 × 12,7 cm, 0,15 cm
                                      draht), bemalt (Aquarell), Holz, bemalt                                                                                                     20,3 × 13,7 × 7 cm | Konsole: Sperrholz,              (Ø Draht) | Stab: Holz, 7,5 cm (Höhe),
                                      (Aquarell), 32 × 26,5 × 11,5 cm (mit Plin-                                                                                                  bemalt (Acrylgesso), 20,6 × 13 × 21,7 cm              2,5 cm (Ø) | Plinthe: Holz,
                                      the) | Sockel: Kartonrohr, 142 cm                                                                                                           bez. auf Rückseite Konsole: «21. 4. 91»               0,8 × 9,9 × 20,1 cm
                                      (Höhe), 11,5 cm (Ø)                                                                                                                         Nachlass Markus Raetz, Bern                           bez. auf Unterseite Plinthe: «1991»
                                      bez. auf Unterseite Standfläche:                                                                                                                                                                  Nachlass Markus Raetz, Bern
                                      «2. 4–5. 4. 91 / IV»                                                                                                                        Ausstellungen: Valencia et al.
                                      Nachlass Markus Raetz, Bern                                                                                                                 1993/1994, Nr. 219 (Form im Raum                      Bei diesem Werk und bei Kat. 658 bil-
                                                                                                                                                                                  [Forme dans l’espace])                                det der Draht im Gegensatz zu den
                                                                                                                                                                                                                                        anderen Fassungen der Mickey-
                                                                                                                                                                                                                                        Mouse-Serie nur aus einem Blickwin-
                                                                                                                                                                                      656                                     658 a     kel eine geschlossene Form.
                                                                                                                                                                                  Form im Raum, Bern, 21.–
                                                                                                                                                                                  25. 5.1991
                                                                                                                                                                                  Gips, 28 × 41 × 20 cm                                     658
                                                                                                                                                                                  nicht bez.                                            Ohne Titel, Bern, um 1991
                                                                                                                                                                                  Nachlass Markus Raetz, Bern                           Eisendraht, 12,8 × 7 × 8,7 cm, 0,2 cm
  653 b                                                                                                                                        655 b                                                                                    (Ø Draht)
                                                                                                                                                                                  Modell für das Exemplar 0/6 der Edi-                  nicht bez.
                                                                                                                                                                                  tion Form im Raum (Kat. 661.1–661. 7).                Nachlass Markus Raetz, Bern

                                                                                                                                                                                                                                        Bei diesem Werk und bei Kat. 657 bil-
                                                                                                                                                                                                                              658 b     det der Draht im Gegensatz zu den
                                                                                                                                                                                                                                        anderen Fassungen der Mickey-
                                                                                                                                                                                                                                        Mouse-Serie nur aus einem Blickwin-
                                                                                                                                                                                                                                        kel eine geschlossene Form.

                                                                                                                                                                                                                                            659
                                                                                                                                                                                                                                        Topo, Bern, um 1991
                                                                                                                                                                                                                                        kunststoffbeschichteter Eisendraht
                                                                                                                                                                                                                                        (Blumendraht), 10 cm (Höhe), 0,1 cm
                                                                                                                                                                                                                                        (Ø Draht)
                                                                                                                                                                                                                              659 a     nicht bez.
                                                                                   654 b       654                                                                                                                                      Nachlass Markus Raetz, Bern
                                                                                           Form im Raum, Bern, 4.–                             656 a
  653 c                                                                                    5. 4.1991/22.12.1992
                                                                                           Gips, armiert (Kupferdraht), bemalt                                                                                                              660
                                                                                           (Aquarell), Holz, bemalt (Aquarell),                                                                                                         Ohne Titel, Bern, um 1991
                                                                                           31 × 30 × 13,5 cm | Sockel: Kartonrohr,                                                                                                      Eisendraht, 15,8 × 20,5 × 5,3 cm, 0,2 cm
                                                                                           142 cm (Höhe), 13,5 cm (Ø)                                                                                                                   (Ø Draht) | Weinflasche, Korkzapfen |
                                                                                           bez. auf Unterseite: «FORM IM                                                                                                                45,5 cm (Gesamthöhe)
                                                                                           RAUM / 1991»                                                                                                                                 nicht bez.
                                                                                           Nachlass Markus Raetz, Bern                                                                                                                  Nachlass Markus Raetz, Bern
                                                                                                                                                                                                                              659 b
                                                                                           Nach diesem Gips wurde Kat. 662 ge-
                                                                                           gossen. Plinthe und Stab wurden 1992
                                                                                           hinzugefügt.                                        656 b

                                                                                           Literatur: Wechsler 1994 b, S. 18,
                                                                                           Farbabb.
                                                                                           Ausstellungen: Valencia et al.
                                                                                   654 c   1993/1994, Nr. 220 (Form im Raum
                                                                                           [Forme dans l’espace]), S. 32–33,
                                                                                           Farbabb. | Biel 2001, Nr. 9 (Form im
                                                                                           Raum [Forme dans l’espace]),
                                                                                           Farbabb. | Aarau 2005 b | Salzburg                                                                                                 660
                                                                                           2006/2007

260                                                                                                                                                                                                                                                                         261

Der umfassende Werkkatalog zu
den dreidimensionalen Arbeiten
eines der einflussreichsten
Schweizer Künstler

                                                                                                                                        Weiterhin lieferbar:

                                                                                                                                        Markus Raetz
                                                                                                                                        Die Druckgraphik 1951–2013

                                                                                                                                        978-3-85881-410-4
                                                                                                                                        Deutsch / Englisch / Französisch
                                                                                                                                          ISBN 978-3-85881-410-4
                                                                                                                                        sFr. 150.– | € 150.–

                                                                                                                                        9        783858 814104
Herausgegeben von Franz Müller
                                                                                                                 Der vollständige, attraktiv gestal-
 und Tabea Schindler
                                                                                                                 tete Werkkatalog der Plastiken,
                                                                                                                 Objekte und Installationen von
 Gestaltet von sofies
                                                                                                                 Markus Raetz präsentiert rund
 Kommunikationsdesign AG
                                                                                                                 1500 Werke von 1957 bis 2020

 Eine Publikation des                                                                                            Ein Referenzwerk für Kunsthändle-
 Schweizerischen Instituts für                                                                                   rinnen, Kuratoren, Kunsthistorike-
 Kunstwissenschaft SIK-ISEA                                                                                      rinnen und Sammler
 (Œuvrekataloge Schweizer
 Künstlerinnen und Künstler 30)                                                                                  Markus Raetz zählt zu den wich-
                                                                                                                 tigsten Schweizer Künstlern der
 2 Bände, gebunden in Schuber                                                                                    Gegenwart
 Total ca. 672 Seiten, 6000 farbige
 und sw Abbildungen
 24 × 30 cm
 978-3-03942-134-3 Deutsch

 ca. sFr. 250.– | € 250.–

 Erscheint       im März 2023
 ISBN 9783039421343

9 783039 421343

                                      Markus Raetz
                                      Das plastische Werk. Catalogue raisonné

                                      Markus Raetz (1941–2020) war einer der renommiertesten Vertreter der Schweizer
                                      Gegenwartskunst, der mit seinen poetischen Arbeiten auch international sehr beliebt
                                      war. Sein vielgestaltiges Werk kreist um das prozesshafte Erfahren von Wirklichkeit,
                                      wobei vor allem die rund 1500 Plastiken, Objekte und Installationen spielerisch be-
                                      wusst machen, dass die Wahrnehmung der Welt auch vom Standpunkt der Betrach-
                                      tung abhängt.
                                      Der vollständige Werkkatalog dieser Arbeiten – vom Schweizerischen Institut für Kunst­
                                      wissenschaft SIK-ISEA in jahrelanger akribischer Arbeit zusammengestellt – präsen-
                                      tiert nun Raetz’ gesamtes plastisches Schaffen in zwei attraktiv gestalteten Bänden,
                                      von den Anfängen als 16-jähriger Schüler am Lehrerseminar 1957 bis zu seinen letzten
                                      Arbeiten. Damit das Spiel mit der Bewegung besonders hervortritt, werden die meisten
                                      der dreidimensionalen Arbeiten je mit mehreren Abbildungen gezeigt.
                                      Die Werke werden mit kommentierenden Texten eingeordnet und mit ausführlichen wis-
                                      senschaftlichen Apparaten ergänzt. In den kunsthistorischen Analysen der Werkgruppen
                                      und der einzelnen Arbeiten werden die verwendeten Techniken, Arbeitsmethoden sowie
                                      ikonografische Aspekte erläutert und die Werke im Kontext sowohl von Raetz’ Œuvre als
                                      auch der zeitgenössischen Kunst untersucht.

                                      Franz Müller ist Kunsthistoriker und wissenschaftlicher Mitarbeiter des
                                      Schweizerischen Instituts für Kunstwissenschaft SIK-ISEA in Zürich,
                                      wo er seit 2015 auch als Co-Leiter des Projekts Markus Raetz. Catalogue
                                      raisonné der Plastiken, Objekte und Installationen tätig ist.

                                      Tabea Schindler ist Kunsthistorikerin und leitet seit 2020 die Abteilung
                                      Kunstgeschichte des Schweizerischen Instituts für Kunstwissenschaft
                                      SIK-ISEA in Zürich.
                                                                                                                 Scheidegger & Spiess
                                                                                                                 Frühjahr 2023		                   17
Z E I C H N E N I N E I N E R E P O C H E D E S L U X U S:
                                                      F Ü S S L I S F R AU E N I N I H R E R Z E I T

                                                      David H. Solkin

                                                      Johann Heinrich Füssli (1741–1825) war einer
                                                      der originellsten und umstrittensten Künstler
                                                      im Europa des 18. Jahrhunderts. In der Schweiz
                                                      geboren und aufgewachsen, versuchte er als
                                                      junger Erwachsener über lange Zeit, in Londons
                                                      Literaturszene Fuss zu fassen, bevor er mit dem
                                                      Vorsatz, «der grösste Maler meiner Zeit» zu
                                                      werden, nach Rom weiterzog.1 Dort etablierte
                                                      sich Füssli zwischen 1770 und 1778 als Anführer
                                                      eines internationalen Kreises von Malern und
                                                      Bildhauern, die sein Streben teilten, die moderne
                                                      Kunst durch dieselbe ursprüngliche Ausdrucks-
                                                      kraft zu verjüngen, die der klassischen Tradition
                                                      seit ihren Anfängen in der fernen Vergangenheit
                                                      neues Leben eingehaucht hatte. In Ablehnung der
                                                      zeitgenössischen ästhetischen Tendenzen, die man
                                                      als symptomatisch für eine durch zunehmende
                                                      luxuriöse Kultiviertheit korrumpierte und ent-
                                                      kräftete Gesellschaft betrachtete, fand dieses
                                                      Reformprogramm seinen wichtigsten Ausdruck
                                                      in der Zeichnung. Sie diente Füssli und seinen
                                                      Gefolgsleuten als Bühne für die Darstellung
                                                      einer virilen Schaffenskraft, die sich mit der
                                                      freien Entfaltung des Genies und der ästheti-
                                                      schen Kategorie des Erhabenen identifizierte.                                                                          1 Der Nachtmahr, 1782 in der
                                                                                                                        er selbst erfunden hatte, worunter Der Nachtmahr
                                                                                                                                                                             Royal Academy ausgestellt,
                                                      Bei seiner Rückkehr nach England beschäftigte                     (Abb. 1) das berühmteste Beispiel ist. Der ausge-    Öl auf Leinwand, 101,6 ×
                                                      sich Füssli ausgiebig damit, diese Ideen im                       sprochen individualistische und sensations-          127 cm, Detroit Institute
                                                      Medium der Malerei umzusetzen2 und kulti-                         lüsterne Charakter von Füsslis Kunst spaltete für    of Arts, Founders Society
                                                      vierte mit seinen stark stilisierten Bildern von                  den Rest seines Lebens die öffentliche Meinung.      Purchase with funds from
                                                                                                                                                                             Mr. and Mrs. Bert L. Smokler
                                                      übermenschlichen Kreaturen, muskelbepackten                       Während einige von der Grösse seines Genies voll-    and Mr. and Mrs. Lawrence A.
                                                      Helden, hilflosen Jungfern und monströsen                         kommen überzeugt waren, hielten ihn andere           Fleischman
                                                      Dominas den Ruf eines Exzentrikers. Füssli hat                    (vermutlich die Mehrheit) für einen Scharlatan
                                                      diese übertriebenen Charaktere, deren Pendants                    oder für völlig verrückt.
                                                      in den Schauerromanen jener Zeit zu finden sind,                     Viele Menschen, die Füsslis Werke sahen, hätten
                                                      in Szenen eingebaut, die eine aussergewöhnliche                   ihn wohl für noch verrückter gehalten, hätten sie
                                                      Bandbreite an literarischen Quellen illustrieren,                 gewusst, dass dieser bekennend «übermaskuline»
                                                      von Shakespeare, Milton und der Bibel bis hin zu                  heroische Künstler sich viele Jahre lang privat
                                                      den Dramen der griechischen Antike und dunklen                    mit dem Bild der zeitgenössischen Frau ausein-
                                                      nordischen Mythen – sowie Bilderzählungen, die                    andergesetzt hat, eine Beschäftigung, der er fast

 14                                                   Detail aus Abb. 82                                                                                                                               15

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                fällt, der sich unter ihrer korsettierten Taille
                                                             78 [Kat. 21] Sophia Füssli, am Tisch sitzend (gezeichnet                                                                                                                                                                                                                                           bauscht.5 Entsprechend wirkungsvoll hebt sich
                                                             auf einer Liste von Füsslis Buchbesprechungen in der                                                                                                                                                                                                                                               ihre Silhouette von dem dunklen Kamingesims im
 77 [Kat. 18] Frau (Mrs Fuseli?) am Toilettentisch,          «Analytical Review»), um 1790/91, Feder in Braun                                                                                                                                                                                                                                                   oberen und dem hellen Kaminfeuer im unteren
 um 1790–1792, Feder in Braun, Pinsel,                       und Pinsel, grau und braun laviert, aquarelliert,
 schwarz und grau laviert, aquarelliert, und                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Bildbereich ab. Nicht minder auffällig ist ihre
                                                             über Grafitstift, mit Deckfarbe in Weiss gehöht,
 Deckfarbe über Grafitstift, 229 × 178 mm,                   227 × 157 mm, Auckland Art Gallery Toi o                                                                                                                                                                                                                                                           aufwendige Frisur, die in ihrer Gesamtform an
 Courtesy of National Museums Northern                       Tāmaki, purchased 1965                                                                                                                                                                                                                                                                             eine Krone erinnert, bestehend aus zwei geschwun-
 Ireland                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        genen Bögen, die eine mittige dreieckige Spitze
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                flankieren und so engmaschig gelockt sind, dass
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                der Eindruck einer juwelenbesetzten Oberfläche
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                entsteht. Dieses aussergewöhnliche Beispiel für
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                eine Haartracht, eingefasst von einer Phalanx
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                gestärkter Haarbänder, die wie sich kringelnde
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Fahrradspeichen nach aussen abstehen, ist nur
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                eines von mehreren Merkmalen dieser beiden
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                nahezu identischen Kompositionen, die bei den
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                zeitgenössischen Betrachtern womöglich Zweifel

Erkundung und Darstellung
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                an der Moral ihrer Trägerin aufkommen liessen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Ein noch einschlägigerer Hinweis auf ihr anzügli-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                ches Wesen sind die leuchtenden Rougeflecken, die
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                die Wangen der Frau in der farbigeren der beiden
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Zeichnungen zieren, sowie die Statuetten (oder
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                lebenden Miniaturfiguren) auf dem Kaminsims in
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                der zweiten Zeichnung. Hier handelt es sich um
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                eine nackte, wie in Trance tanzende Bacchantin,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                die wiederum einem männlichen Akt folgt, der
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                davoneilt und dabei über seine Schulter zurück-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                zublicken scheint. In beiden Zeichnungen sieht

des weiblichen Gegenübers
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                es so aus, als stehe Sophia Füssli ausserdem
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                direkt vor einem glühenden Feuer, wie man an
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                der Helligkeit des Lichts um das Oval ihres Rocks
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                erkennen kann. Dass lodernde Feuerstellen in
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                den Konversationsstücken dieser Zeit kaum
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                vorkommen, liegt daran, dass Flammen mit kultu-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                rellen Konnotationen (zerstörerischen Energien
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                oder Höllenwesen) behaftet waren und völlig im
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Widerspruch zu Vorstellungen von vorbildlicher
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Häuslichkeit standen. Und selbst in den seltenen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Fällen, in denen ein Kaminfeuer in einem nicht

mit einer geradezu obsessiven
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                satirischen Kontext als Zeichen von Behaglichkeit              Humor verstieg oder ob er (wie ich zu glauben         71 «The Chimney Piece»:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                oder Wärme dargestellt wurde, war der Kaminsims                geneigt bin) die moderne Frau allgemein ins           Sophia Füssli vor Kamin mit
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Statuetten, um 1790/91,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                fast immer seitlich und in einiger Entfernung                  Visier nahm.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Grafitstift und Feder in
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                von den Raumbewohnern platziert. Vor allem im                     Als Beleg für diese zweite These kann die mögli-   Braun, grau und braun
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Hinblick auf die Frau lässt sich der Grund für diese           cherweise letzte Variation des Künstlers zum          laviert, mit Deckfarbe in
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Bildkonvention leicht ausmachen: Angesichts der                Thema «Frau am Kaminfeuer» herangezogen               Weiss gehöht, 435 × 270 mm,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     The Fitzwilliam Museum,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                geläufigen vulgären Assoziation zwischen Hitze                 werden (Abb. 72). In dieser Zeichnung wird die
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     bequeathed (1953) by Edward
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                und weiblicher sexueller Leidenschaft wäre es für              betreffende Frau von zwei viel kleineren (aber        Howard Marsh, Cambridge
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                jede vornehme Dame höchst unschicklich gewesen,                erwachsenen) Figuren flankiert, deren radikal
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                mit ihrem Unterleib in unmittelbarer Nähe eines                reduzierte Grösse darauf hindeutet, dass sie als
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                offenen Feuers zu stehen (oder stehend dargestellt             Elfen oder Feen gelesen werden sollen. Die linke,

Energie: Johann Heinrich
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                zu werden). Sicherlich war sich Füssli der frivolen            in Rückenansicht wiedergegebene Figur scheint
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Implikationen seiner eigenwilligen Ikonografie                 das unsichtbare Feuer anzufachen, während
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                bewusst; allerdings lässt sich nicht sagen, ob er sich         sich ihr kniendes Gegenüber – in ähnlichem
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                speziell auf Kosten seiner Frau zu einem gewagten              Kleid und mit ähnlicher Frisur – dem Publikum

                                                                                                                                                                                                            70 [Kat. 19] Sophia Füssli vor Kamin, 1791,
                                                                                                                                                                                                            Pinsel, aquarelliert, und Deckfarbe über
                                                                                                                                                                                                            Spuren von Grafitstift, 280 × 165 mm,
                                                                                                                                                                                                            Victoria and Albert Museum, London
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              97

Füssli als Zeichner

                                                                                                                                                                                                            81 [Kat. 8] Sophia Füssli mit hoher, gepuderter                                                                                                                     82 [Kat. 9] Sophia Füssli an einem Tisch vor
                                                                                                                                                                                                            Lockenfrisur, 1796, Grafitstift, Feder in                                                                                                                           Nische mit Vorhang, 1799, Grafitstift und
                                                                                                                                                                                                            Braun und Pinsel, schwarz und grau                                                                                                                                  Pinsel, grau laviert, rosa und hellblau
                                                                                                                                                                                                            laviert, Spuren von roter Lavierung,                                                                                                                                aquarelliert, mit Deckfarbe in Weiss
                                                                                                                                                                                                            281 × 222 mm, Kunsthaus Zürich,                                                                                                                                     gehöht, 232 × 175 mm, Kunstmuseum
                                                                                                                                                                                                            Grafische Sammlung                                                                                                                                                  Basel, Kupferstichkabinett, Ankauf 1918

                                                                                                                                                                                                            42a und 42b Sophia Fuseli (?)          oder andere Zeichnung, die des Verwahrens nicht       Ich sehe also in diesen Arbeiten etwas, das Lynn
                                                                                                                                                                                                            im Profil und von hinten (Recto        würdig schien, in Lockenpapier verwandelt haben.      Festa grundsätzlicher für die Epoche beobachtet
                                                                                                                                                                                                            und Verso), um 1790–1795,
                                                                                                                                                                                                                                                   Zeichenpapier wäre jedenfalls für diesen Zweck gut    hat: «Das Zurechtmachen der Haare und andere
                                                                                                                                                                                                            Grafitstift, grau laviert,
                                                                                                                                                                                                            aquarelliert, 241 × 191 mm,            geeignet gewesen. Herr und Frau Füsslis Arbeiten      Praxen der Mode werden zu einem Medium für
                                                                                                                                                                                                            Yale Center for British Art,           auf und mit Papier waren also im wörtlichen           die dynamischen und ermächtigenden kreativen
                                                                                                                                                                                                            Paul Mellon Collection, New            Sinne miteinander verflochten. Diese Annahme ist      Ausdruckmöglichkeiten von Frauen: eine Art der
                                                                                                                                                                                                            Haven
                                                                                                                                                                                                                                                   natürlich ebenso vorstellbar und wahrscheinlich       Selbst-Gestaltung, eine Quelle des Vergnügens, das
                                                                                                                                                                                                                                                   wie spekulativ. Mit diesem Vorschlag möchte ich       Ausstellen einer fabrizierten Identität, ein Mittel
                                                                                                                                                                                                                                                   nicht zuletzt darauf hinweisen, dass Porträtkunst     der sexuellen Attraktion.»37 Füsslis Zeichnungen
                                                                                                                                                                                                                                                   und jede Arbeit mit dem lebenden Modell eine          handeln von diesem Theater der Zurschaustellung
                                                                                                                                                                                                                                                   Kooperation darstellt, die im Falle der Füsslis aus   und nehmen selbst teil an dieser Arena des Ge-
                                                                                                                                                                                                                                                   dem gemeinsames Befassen mit Haar, Darstellung        niessens fetischistischer Freuden, die Frauen wie
                                                                                                                                                                                                                                                   und Zurschaustellung sowie der Produktion von         Männern offen stand. Sie erproben das performative
                                                                                                                                                                                                                                                   Artefakten bestand.                                   Potenzial des Körpers, seine Art, sich zu drehen, zu
                                                                                                                                                                                                                                                      Unabhängig davon, wie die Haartrachten der         wenden und den (Bild)raum zu beherrschen. Weil
                                                                                                                                                                                                                                                   Schwestern Hess oder von Sophia Füssli nun tat-       es sowohl Natur als auch Ornament ist, liebäugelte
                                                                                                                                                                                                                                                   sächlich ausgesehen haben mögen, dokumen-             der Künstler vor allem mit dem frisierten Haar von
                                                                                                                                                                                                                                                   tieren die Zeichnungen die Faszination des            Frauen. Es zeichnet den Weg dafür vor, wie sich
                                                                                                                                                                                                                                                   Künstlers für Haar und die weiblichen Kniffe beim     Körper in Kunstwerke verwandeln lassen, ohne
                                                                                                                                                                                                                                                   Ankleiden und Posieren, aber sie setzen auch das      dabei die raumgreifende physische Präsenz und
                                                                                                                                                                                                                                                   Vergnügen an der Zurschaustellung in Szene.           Mobilität einzubüssen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  43 [Kat. 52] Studien von drei Kurtisanen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  mit extravaganten Frisuren, 1807,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Grafitstift, Pinsel, grau und schwarz
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  laviert, aquarelliert, und Deckfarbe,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  225 × 182 mm, Courtesy of National
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Museums Northern Ireland
                                                                                                                                                                                                            64
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