Sie haben die Wahl! Kammerwahlen 2021 - Landesärztekammer ...

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Brandenburgisches

Ärzteblatt                                                                                                 10 | 2020
Offizielles Mitteilungsblatt der Landesärztekammer Brandenburg | 30. Jahrgang | Oktober 2020

                  Sie haben die Wahl!
                            Kammerwahlen 2021
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                                                  Bericht über die Kammerver-           Wahlaufruf
                                                  sammlung am 5. September
                                                  Seite 5 - 8                           Seite 11 - 18

                                                  Zukunftsprogramm für                  Innovative Therapieoption bei
                                                  Krankenhäuser                         chronischen Wunden
                                                  Seite 21                              Seite 22 - 24
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Jetzt online verfügbar: Ärzte Selbsthilfe Alkohol
                                             • 2-Minuten Schnelltest zur Einschätzung des eigenen Alkoholkonsums
                                             • Online-Programm zur Reduktion des Alkoholkonsums
                                             www.aerzteselbsthilfealkohol.de
                              Ein Angebot der Landesärztekammer Brandenburg und der salus kliniken

                                               Hilfe für suchtgefährdete Kolleginnen und Kollegen
                              Die Vertrauenspersonen der Landesärztekammer Brandenburg beraten und begleiten kollegial, auf Wunsch auch anonym.
                              Bitte bei E-Mails in der Betreffzeile „Hilfsprogramm“ angeben.

                                  Reto Cina, 16835 Lindow, Tel.: 033933 88110, cina@salus-lindow.de
 Weitere Informationen
unter „Arzt und Gesund-           Dr. med. Jürgen Hein, 17291 Prenzlau, Tel.: 03984 808604, jue.hein@web.de
               heit“ auf
        www.laekb.de              PD Dr. med. Maria-Christiane Jockers-Scherübl, 16761 Hennigsdorf, Tel.: 03302 5454211, jockers@oberhavel-kliniken.de
                                  Dr. med. Timo Krüger, 16761 Hennigsdorf, Tel.: 03302 5454211, timo.krueger@oberhavel-kliniken.de
                                  Prof. Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Johannes Lindenmeyer, 16835 Lindow, Tel.: 033933 88110, lindenmeyer@salus-lindow.de
                                  Dipl.-Med. Manfred Schimann, 03046 Cottbus, mschimann@web.de
                                  Prof. Dr. med. Ulrich Schwantes, 16766 Kremmen, Tel.: 033055 22488, ulrich.schwantes@praxis-schwante.de

Impressum                                               Redaktion                                               Das Brandenburgische Ärzteblatt erscheint
                                                        Landesärztekammer Brandenburg                           monatlich
Inhaber und Verleger                                    Anja Zimmermann M.A.                                    (Doppelnummer Juli/August).
Landesärztekammer Brandenburg                           Pappelallee 5, 14469 Potsdam                            Bezugsgebühr (ab Ausgabe 4/2010):
Präsident: Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz              Telefon: 0331 505605-525                                jährlich € 35,00; ermäßigter Preis für Studenten
Pappelallee 5, 14469 Potsdam                            Telefax: 0331 505605-538                                € 17,50. Einzelpreis € 3,35.
Telefon: 0331 505605-520                                E-Mail: aerzteblatt@laekb.de                            Bestellungen bitte an die Druckerei Schiemenz
Telefax: 0331 505605-769                                                                                        GmbH, Byhlener Straße 3, 03044 Cottbus.
                                                                                                                Die Kündigungsfrist für Abonnements beträgt
                                                        Repro, Satz, Druck, Herstellung,
Herausgeber                                                                                                     sechs Wochen zum Ende des Kalenderjahres. Für
                                                        Verlagswesen
Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz                                                                                 die Mitglieder der Brandenburgischen Ärztekam-
                                                        Druckerei Schiemenz GmbH
                                                                                                                mer ist der Bezugspreis mit dem Mitgliedsbeitrag
                                                        Byhlener Straße 3, 03044 Cottbus
                                                                                                                abgegolten.
Zuschriften redaktioneller Art bitten wir, nur an       Telefon 0355 877070
den Herausgeber zu richten. Für mit Autoren­            Telefax 0355 87707-128
namen gekennzeichnete Beiträge wissenschaft-                                                                    Hinweise für die Autoren
licher und standespolitischer Art sowie Artikel,                                                                Wenn Sie Ihre Texte im Word erfassen, achten
                                                        Vertrieb
die die Kennzeichnung „Pressemitteilung von …“                                                                  Sie bitte darauf, die Texte im txt- oder doc-For-
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men. Die darin geäußerten Ansichten decken sich                                                                 einen Ausdruck des Artikels dazu. Texte können
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nen dem freien Meinungsaustausch innerhalb der          Verlagsbüro Kneiseler                                   (aerzteblatt@laekb.de) übermitteln. Verwenden
Ärzteschaft. Die Zeitschrift und alle in ihr enthal-    Uhlandstraße 161, 10719 Berlin                          Sie Bilder für Ihren Artikel, bitte die Vorlagen
tenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.         Telefon 030 88682873                                    separat zusenden und im Text vermerken, wo das
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gung statthaft. Rücksendung nicht verlangter            E-Mail: g.kneiseler@t-online.de                         (Aufsichtsvorlagen).
Manuskripte erfolgt nur, wenn ein vorbereiteter         Zur Zeit gilt Preisliste Nr. 30, gültig ab 01.01.2020
Umschlag mit Rückporto beiliegt. Mit der Annah-
me von Originalbeiträgen zur Veröffentlichung
erwirbt der Herausgeber das uneingeschränkte
Verfügungsrecht. Änderungen redaktioneller Art
bleiben vorbehalten.
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Brandenburgisches

           Ärzteblatt
           Offizielles Mitteilungsblatt der Landesärztekammer Brandenburg | 30. Jahrgang | Oktober 2020                                                                                                             10 | 2020
             KAMMERINFORMATIONEN / GESUNDHEITSPOLITIK
           Kammerversammlung am 5. September 2020 –
           Arbeitssitzung unter Corona-Bedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
           30 Jahre Landesärztekammer Brandenburg –
           Präsidentenlogbuch .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
           Interview mit Dr. med. Renate Schuster .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
             KAMMERWAHLEN
           Der Hartmannbund in Brandenburg .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                     11
           Bündnis für Brandenburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                               12
           Marburger Bund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                14
Seite 5
           Hausärzteverband Brandenburg e. V. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                    16
           Deutscher Hausärzteverband/Medi .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                  18
             BEKANNTMACHUNGEN
           Siebente Satzung zur Änderung der Berufsordnung der
           Landesärztekammer Brandenburg .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
             AKTUELL
           Zukunftsprogramm für Krankenhäuser – Schritt in die richtige Richtung .. . . 21
           SAVE-THE-DATE – Informationsveranstaltung für junge Ärztinnen und Ärzte
           zur neuen Weiterbildungs­ordnung und zum E-Logbuch .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
Seite 9    Interdisziplinärer Arbeitskreis Brandenburger Schmerztherapeuten
           und Palliativmediziner (IABSP) – Generationenwechsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
           Autologer Eigenfetttransfer – Innovative Therapieoption
           bei chronischen Wunden .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
             ARZT UND RECHT
           Arzt und Arzthaftung von Fall zu Fall .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
           Steuertipp .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
             FORTBILDUNG
           Borreliose als fachübergreifende Herausforderung –
           Zweites interdisziplinäres Forum .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
Seite 10   Fortbildungsangebote für Ärzte und MFA/MTRA .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
             REZENSIERT
           Heiner Fangerau/Alfons Labisch: „Pest und Corona“ .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
           Aufruf: Das BÄB sucht Rezensenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
             PERSONALIA
           Wir gratulieren zum Geburtstag im Oktober . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
             WEITERE RUBRIKEN
           Editorial .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
           Kurse und Fortbildungsangebote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
           Leserbrief .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
           KVBB informiert .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
           LAGV: Infektionsschutz/Impfschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

                                                                                                                             Brandenburgisches Ärzteblatt 10 • 2020 |                                           3
Sie haben die Wahl! Kammerwahlen 2021 - Landesärztekammer ...
EDITORIAL

                                 Liebe Kolleginnen und Kollegen,

                                  wie Sie bei der Lektüre dieser Aus-       beispielweise die Berliner? Sind sie so
                                 gabe des Brandenburgischen Ärzte-          viel wohlhabender, dass sie eine Strafe
                                 blattes schnell selbst merken werden,      von 50 Euro gar nicht schreckt? Oder
                                 steht die Wahl zur Kammerversamm-          ist dies einfach nur Folge des Födera-
                                 lung bereits in den Startlöchern. Für      lismus, wie bei der unterschiedlichen
                                 fünf Jahre wird dieses Beschlussorgan      Maskenpflicht von Schulkindern in den
                                 der Landesärztekammer Brandenburg          diversen Bundesländern? Welche Bot-
                                 neu gewählt. Und eine der ersten Auf-      schaft kommt dadurch bei den Coro-
                                 gaben der konstituierenden Kammer-         na-Leugnern an, wenn sich die Länder
                                 versammlung wird es sein, aus ihrer        nicht einmal in diesen relativ einfachen
                                 Mitte PräsidentIn, VizepräsidentIn und     Fragen auf ein einheitliches Vorgehen
                                 den Kammervorstand neu zu wählen.          einigen können? Gut ist das alles nicht!
                                 Mit Ihrer Stimme entscheiden Sie also
                                 auch darüber, wer Sie im nächsten            Das gleiche gilt auch für manche Fol-
                                 halben Jahrzehnt in der Ärztekammer        gen der Digitalisierung, die wir gerade
                                 vertritt. Es ist aber nicht nur in Ihrem   in letzter Zeit beobachten konnten. Es
Dipl.-Med. Hubertus Kruse
                                 eigenen Interesse, zu wählen. Je hö-       ist bekannt, dass wir in Brandenburg
         Foto: Thomas Kläber     her die Wahlbeteiligung ausfällt, desto    eine Auffassung zur Telemedizin ha-
                                 größer ist die politische Legitimation     ben, die von der in dem einen oder an-
                                 von Präsidium und Vorstand. Und das        deren Bundesland abweicht. Wir sind        in denen ich trotz modernen Endge-
                                 erscheint mir gerade in diesen Zeiten      nicht gegen die Fernbehandlung, die        rätes partout keinen Handyempfang
                                 besonders wichtig. Denn unser Ge-          in Corona-Zeiten teilweise sehr wichtig    bekomme. All das entbindet uns aber
                                 sundheitssystem befindet sich in ei-       war. Ablehnend stehen wir aber der         natürlich nicht von unseren gesetzli-
                                 nem geradezu rasanten Umbruch. Als         ausschließlichen Fernbehandlung mit        chen Verpflichtungen. Daher bitte ich
                                 Stichworte möchte ich dafür nur die        Ausnahme von Notfällen gegenüber.          Sie sehr herzlich, den Flyer im letzten
                                 Digitalisierung und natürlich auch die     Insofern haben wir die Übernahme ei-       Brandenburgischen Ärzteblatt und die
                                 Covid-19-Pandemie nennen.                  ner Fernbehandlungsplattform durch         entsprechenden Artikel hinsichtlich
                                                                            einen Konzern, zu dem auch Ver-            des elektronischen Arztausweises zu
                                   Letztere wird uns, das zeigt das zwar    sandapotheken gehören, zum Anlass          beachten!
                                 noch nicht in Brandenburg aber bun-        genommen, den Gesetzgeber an die
                                 desweit feststellbare Ansteigen der        Umsetzung seiner eigenen Vorgaben          Eher analog sind dagegen die Heraus-
                                 Infektionszahlen, leider auch weiterhin    zu erinnern. Aus gutem Grund gibt es      forderungen, welche die Kammer im
                                 beschäftigen. Im Gegensatz zu vielen       in Deutschland schon seit dem Mittel-     Zusammenhang mit der neuen Weiter-
                                 Verschwörungstheoretikern interes-         alter eine strikte Trennung zwischen      bildungsordnung schultern muss. Hier
                                 siert es mich dabei nicht nur, warum       den Berufen der Ärzte und der Apo-        sind viele Weiterbildungsbefugte neu
                                 und woher das Virus kommt. Entschei-       theker. Und bislang ist keine Bundes-     zu benennen. In diesem Zusammen-
                                 dend für uns als Ärztinnen und Ärzte       regierung davon abgewichen. Dies hat      hang möchte ich gerne mit einem letz-
                                 ist die Tatsache, dass es immer noch       auch das aktuelle Kabinett nicht vor.     ten Appell an Sie schließen. Überlegen
                                 da ist und die Gesundheit unserer Pa-      Daher kann es nicht schaden, wenn         Sie doch bitte einfach einmal, ob auch
                                 tientinnen und Patienten gefährdet.        Politik und Aufsichtsbehörden einfach     Sie daran interessiert sind, im Bereich
                                 Auch der Versuchung, über die Be-          einmal genauer hinschauen.                des Ehrenamtes mehr in und für die
                                 gründungen der Lockerungen von Ein-                                                  Landesärztekammer tätig zu werden.
                                 schränkungen zu schreiben, möchte           Im Gegenzug wäre es dann erfreulich, Sie werden sehen, dass dies eine span-
                                 ich widerstehen. Warum wir nach der        wenn die Politik ihren Beitrag dazu leis- nende und ganz sicher sinnvolle Tätig-
                                 zwischen Bund und Ländern anfangs          tet, die Netzabdeckung in den ländli- keit ist.
                                 sehr abgestimmten Strategie zur Infek-     chen Regionen Deutschlands schnellst-
                                 tionseindämmung nun einen föderalen        möglich zu verbessern. Wer „A“ zur Di- In diesem Sinne wünsche ich Ihnen
                                 Flickenteppich bei den Restriktionen       gitalisierung sagt muss dem auch das weiterhin viel Erfolg und hoffentlich
                                 und Sanktionen haben, erschließt sich      „B“ zur flächendeckenden Versorgung auch Freude bei Ihrer Arbeit!
                                 mir aber nicht wirklich. Was macht es      mit schnellem Internet folgen lassen.
                                 für einen Sinn, dass Verstöße gegen        Denn sonst bleibt die Anbindung an
                                 die Maskenpflicht in manchen Län-          die Telematikinfrastruktur und an die
                                 dern mit Strafen von 50 Euro, in Bay-      Telemedizin ein frommer Wunsch.
                                 ern dagegen mit 250 Euro geahndet          Gibt es doch beispielsweise im Spree-
                                 werden? Sind die Bayern renitenter als     Neiße-Kreis immer noch Regionen, ■ Ihr Dipl.-Med. Hubertus Kruse

                         4     | Brandenburgisches Ärzteblatt 10 • 2020
Sie haben die Wahl! Kammerwahlen 2021 - Landesärztekammer ...
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

KAMMERVERSAMMLUNG AM 5. SEPTEMBER 2020

Arbeitssitzung unter Corona-Bedingungen

 Themen der Ärzteversorgung
und Änderungen der Weiterbil-
dungsordnung standen auf der
Tagesordnung der Kammerver-
sammlung, die am 5. September
in Potsdam stattfand.

  Zum zweiten Mal fand die Kammer-
versammlung auf dem Campus der
Universität Potsdam statt. Der große
Hörsaal bietet die Möglichkeit, eine
Veranstaltung dieser Größenordnung
unter Beachtung der Abstands- und
Hygiene-Regeln durchzuführen. Auch
dies zeige, dass die Corona-Krise
noch lange nicht vorbei sei, erklärte
Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz zu Be-
ginn seines Lageberichts. Der Präsident
                                                                                                                                   Dipl.-Med. Frank-Ullrich
der Landesärztekammer Brandenburg                                                                                                  Schulz
informierte die Delegierten zudem da-                                                                                              Fotos: Anja Zimmermann M.A.
rüber, dass eine Woche vor der Kam-
merversammlung bei einem Mitarbei-        sowie die Angehörigen der anderen           Zehn-Punkte-Plan der
ter der KV im Haus der Brandenburgi-      Gesundheitsfachberufe einen Kollaps         Bundesärztekammer
schen Ärzteschaft eine Covid19-Infek-     der Versorgung verhindert. Nun sei es
tion nachgewiesen wurde. Daraufhin        an der Zeit, die richtigen Konsequen-     Damit habe sich auch die Bun-
hatten alle Beschäftigten im Haus die     zen zu ziehen. Insbesondere mit Blick    desärztekammer im Rahmen ihrer
Möglichkeit sich freiwillig testen zu     auf ein mögliches Wiederauf­flammen      Vorstandsklausur befasst, die durch
lassen. Die Ergebnisse waren glückli-     des Infektionsgeschehens sowie auf       die Landesärztekammer Brandenburg
cherweise bei allen Mitarbeiterinnen      potenzielle zukünftige Pandemien,        ausgerichtet wurde. Ein wesentliches
und Mitarbeitern der Ärztekammer          gelte es, Schwachstellen und Defizi-     Ergebnis sei der Zehn-Punkte-Plan für
negativ.                                  te in unterschiedlichen Bereichen der    ein effektives Krisenmanagement, der
                                          Krisenbewältigung zu analysieren und     neben der Forderung nach effektiver
        Beispiellose                      Verbesserungsstrategien zu entwickeln.   europäischer Zusammenarbeit und der
    Herausforderung für
    Gesundheitssystem
  Das deutsche Gesundheitswesen sei
durch die Corona-Pandemie vor die
größte Herausforderung der letzten
Jahrzehnte gestellt worden, erklär-
te Schulz. In dieser Situation habe es
sich als großer Vorteil erwiesen, dass
Deutschland in den vergangenen Jah-
ren – vielen anderslautenden Forde-
rungen zum Trotz – an einer flächen-
deckenden Krankenhausversorgung
sowie einer starken ambulanten haus-
und fachärztlichen Versorgung festge-
halten hat. Andererseits sei aber auch
deutlich geworden, wie gefährlich die
jahrzehntelange Vernachlässigung des
Öffentlichen Gesundheitsdienstes für
unser Land war. Mit beispielloser Ein-
                                                                                                                                   Dr. jur. Daniel Sobotta
satzbereitschaft hätten Ärztinnen und                                                                                              und Dipl.-Med. Frank-
Ärzte aus allen Versorgungssektoren                                                                                                Ullrich Schulz

                                                                                        Brandenburgisches Ärzteblatt 10 • 2020 |   5
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KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

                                                                                                              vergebenen Punkten und den Proble-
                                                                                                              men, die ein nicht erteiltes Zertifikat
                                                                                                              besonders im niedergelassenen Be-
                                                                                                              reich erzeugt.
                                                                                                               Zu Beginn der Pandemie sei im Ein-
                                                                                                              vernehmen mit der Kassenärztlichen
                                                                                                              Bundesvereinigung (KBV) eine Verlän-
                                                                                                              gerung der laufenden Fortbildungs-
                                                                                                              zeiträume um drei Monate vereinbart
                                                                                                              worden. Darüber hinaus sollte die
                                                                                                              Fortbildungspflicht nach den Vorga-
                                                                                                              ben der KBV bereits bei Erreichen von
                                                                                                              200 Punkten als erfüllt gelten. Dies
                                                                                                              habe aber nur der erste Baustein sein
                                                                                                              können, weil alle Kolleginnen und Kol-
             Delegierte
                                                                                                              legen nicht in der Lage waren, ihre
der Kammerversammlung                                                                                         Fortbildungspflicht zu erfüllen – also
           im Gespräch                                                                                        nicht nur die, die in Kürze ein Fortbil-
                                                                                                              dungszertifikat vorlegen müssten.
                            Gewährleistung von Sicherheit für das    daher dringend wiederaufgenommen          Der Vorstand der Landesärztekammer
                            medizinische Personal auch die Stär-     werden.                                  Brandenburg habe daher beschlos-
                            kung des ÖGD als eine der zen­tralen      Die Ärztinnen und Ärzte im ÖGD          sen, dass allen fortbildungspflichtigen
                            Zukunftsausgaben enthält (siehe hier-    übten überwiegend wichtige ärztli-       Ärztinnen und Ärzten pauschal 50
                            zu auch das Präsidentenlog­buch auf      che Tätigkeiten aus. Folglich werde      zusätzliche Fortbildungspunkte in der
                            Seite 11).                               der Öffentliche Gesundheitsdienst nur    Kategorie E – Selbststudium gutge-
                                                                     dann attraktiv für junge Ärztinnen und   schrieben werden. Damit sei ein durch
                                 ÖGD braucht eigenen                 Ärzte, wenn die tariflich garantierten   die Bundesärztekammer entwickelter
                                       Tarifvertrag                  Arbeitsbedingungen und Gehälter          Vorschlag aufgegriffen und umgesetzt
                                                                     arztspezifisch und konkurrenzfähig       worden.
                              Schon mit einem Positionspapier aus ausgestaltet würden.
                            dem Jahr 2018 habe die Bundesärzte-                                                   Ärztliche Position zur
                            kammer davor gewarnt, dass der ÖGD                   Zusätzliche                     Sterbehilfe erforderlich
                            bei der sich verschlechternden perso-       50 Fortbildungspunkte
                            nellen und finanziellen Ausstattung sei-                                            Die ärztliche Selbstverwaltung sei
                                                                            für Selbststudium
                            ne Aufgaben nicht mehr ausreichend                                                aber auch in anderer Hinsicht gefor-
                            wahrnehmen könne, so Schulz. Auch Im Zusammenhang mit Covid-19                    dert, betonte Frank-Ullrich Schulz. So
                            in den 18 Gesundheitsämtern der Krei- werde die Selbstverwaltung mit um-          müsse sie sich beispielsweise nach
                            se und kreisfreien Städte in Branden- fangreichen zusätzlichen Herausforde-       dem Urteil des Bundesverfassungsge-
                            burg gebe es immer weniger Ärztinnen rungen konfrontiert, erklärte Schulz.        richts zum Verbot der „geschäftsmäßi-
                            und Ärzte. Weitere personelle Engpäs- Eine davon sei der Umgang mit aus-          gen Förderung der Selbsttötung" vom
                            se seien absehbar, weil rund 72 Pro- gefallenen Fortbildungsveranstaltun-         Februar 2020 eine eigene Position
                            zent der Ärztinnen und Ärzte im Öf- gen, den daraus resultierenden, nicht         erarbeiten.
                            fentlichen Gesundheitsdienst 50 Jahre
                            oder älter sind.
                              Der Kammerpräsident befürwortete
                            grundsätzlich den von der Bundesre-
                            gierung mit dem Konjunkturpaket be-
                            schlossenen „Pakt für den Öffentlichen
                            Gesundheitsdienst“ sowie die vorgese-
                            henen Maßnahmen zur Stärkung des
                            ÖGD. Allerdings würden die darin vor-
                            gesehenen Strategien konterkariert,
                            wenn die kommunalen Arbeitgeber
                            den Ärztinnen und Ärzten im Öffent-
                            lichen Gesundheitsdienst weiterhin ei-
                            nen eigenen Tarifvertrag verweigerten.
                            Die bereits zugesagten Tarifverhand-
                            lungen mit der Ärztegewerkschaft
                            Marburger Bund für angestellte Ärztin-
      Rege Diskussionen
   gab es unter anderem     nen und Ärzte im kommunalen Dienst,
       beim Thema WBO       außerhalb der Krankenhäuser, müssten

                     6    | Brandenburgisches Ärzteblatt 10 • 2020
Sie haben die Wahl! Kammerwahlen 2021 - Landesärztekammer ...
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

  Schulz informierte die Kammerver-
sammlung darüber, dass das Gericht
erstmals ausdrücklich ein Recht auf
selbstbestimmtes Sterben aus der Ver-
fassung abgeleitet habe. Es sehe den
Staat in der Pflicht, geeignete Rah-
menbedingungen zu schaffen, um das
Recht zum Suizid auch umsetzen zu
können. Das BVerfG habe zwar klar-
gestellt, dass weder Ärzte noch Dritte
verpflichtet sind, Suizidhilfe zu leisten.
„Aber es sind natürlich Ärzte, bei de-
nen vor allem kranke Menschen vor-
rangig Hilfe suchen. Daher muss sich
die Ärzteschaft insbesondere über die                                                                                                  v.l.n.r.:
                                                                                                                                       Dr. jur. Bert-Sebastian
Ärztekammern und die Bundesärzte-
                                                                                                                                       Dörfer, Dipl.-Med.
kammer in die bevorstehende gesell-                                                                                                    Frank-Ullrich Schulz,
schaftspolitische Debatte einbringen.                                                                                                  Dr. jur. Daniel Sobotta
Der Gesetzgeber muss nach Wegen
suchen, dass die Hilfe zum Suizid aus-
drücklich nicht als normale ärztliche        Brandenburgischen         Ärzteblatt     nicht mehr ausreichen werde und an-
Leistung angesehen wird“, so Schulz.         Nr. 9-2020 beigefügten Flyer, der alle   dererseits voraussichtlich auch einige
  Die Landesärztekammer werde sich           Kolleginnen und Kollegen umfassend       Mitglieder altersbedingt ausscheiden
nicht zuletzt mit der Frage befassen         über die Funktionen und die Beantra-     könnten. Wer an einer solchen Mit-
müssen, ob das Verbot der Suizidbei-         gung des elektronischen Arztauswei-      arbeit interessiert ist und die notwen-
hilfe in § 16 der brandenburgischen          ses informiert.                          digen Voraussetzungen erfüllt, könne
Berufsordnung weiterhin Anwendung                                                     jederzeit gern auf den Vorstand zu-
finden könne und wie sie das Berufs-             Ethikkommission wird                 gehen. Durch den Einsatz moderner
recht in dieser Hinsicht perspektivisch                  umgebaut                     Technik werde es zudem möglich sein,
ausgestalten wolle.                                                                   in der Ethikkommission mitzuarbeiten,
                                              Mit der Umgestaltung ihrer Ethikkom- ohne jedes Mal eine lange Anfahrt auf
        E-Health                             mission kommt ein weiteres großes sich nehmen zu müssen.
   kommt unausweichlich                      Projekt auf die Landesärztekammer
                                             zu, erläuterte Schulz. Um auch in Zu-           Trotz Corona kein
  In weiteren Teilen seines Lageberichts     kunft AMG-Studien sowie MPG-Stu-                       Aderlass
informierte Schulz die Delegierten über      dien bewerten zu können, müsse die
                                                                                           bei MFA-Ausbildung
den aktuellen Stand der Digitalisierung      Ethikkommission der Landesärztekam-
nach dem „E-Health-Gesetz“. Dieses           mer Brandenburg den Vorgaben der Trotz der Einschränkungen durch die
sieht die Weiterentwicklung der Tele-        einschlägigen EU-Regelungen entspre- Corona-Pandemie habe die Ausbildung
matikinfrastruktur insbesondere durch        chen. So müsse sie beispielsweise An- von Medizinischen Fachangestellten
Neuerungen bei der elektronischen            träge sehr kurzfristig bearbeiten und für die niedergelassenen Ärztinnen
Gesundheitskarte (eGK) und dem               solche aus dem sogenannten EU-Portal und Ärzte in Brandenburg einen unge-
damit verbundenen elektronischen             entgegennehmen können.                   brochen hohen Stellenwert, berichtete
Arztausweis vor. Ziel ist nach dem Wil-       Dazu werde es erforderlich sein, die Schulz in einem weiteren Teil seines La-
len der Politik eine verbesserte Patien-     Kommission breiter aufzustellen, in die geberichts. Nach den aktuell vorliegen-
tenversorgung.                               IT der Ethikgeschäftsstelle zu investie- den Zahlen wurden bis zum 21. August
  Mit der zukünftigen Verpflichtung,         ren sowie die Satzung der Ethikkom- 2020 in Brandenburg 130 Ausbildungs-
eine elektronische AU-Bescheinigung          mission grundlegend zu verändern. Die verträge neu abgeschlossen. Damit lie-
auszustellen und an die Krankenkassen        Vorbereitungen dafür liefen bereits seit ge deren Anzahl praktisch deckungs-
zu versenden, erhöhe sich für die Ärz-       einigen Monaten. Für die nächste Kam- gleich zur Situation im Vorjahr. Im
teschaft der bürokratische Aufwand,          merversammlung sei geplant, die neue Vergleich zum Mittel der letzten drei
betonte der Kammerpräsident. Fakten          Satzung der Ethikkommission zu verab- Jahre sei sogar ein leichter Zuwachs zu
seien, dass neue digitale Anwendun-          schieden sowie den Gebührenrahmen verzeichnen. Im Bundestrend seien die
gen in den nächsten zwei Jahren un-          für AMG- und MPG-Entscheidungen Zahlen dagegen – vermutlich wegen
ausweichlich auf Ärztinnen und Ärzte         der Kommission an die Mittelwer- der Pandemiesituation - rückläufig.
zukämen und die Landesärztekammer            te der übrigen Ethikkommissionen in „Ich bin perfekt!“ sei der Titel der
die rechtliche Pflicht habe, für die Aus-    Deutschland anzupassen, sagte Schulz. Kampagne gewesen, die junge Men-
gabe der elektronischen Arztausweise          Die auf dieser Grundlage im nächs- schen für eine Ausbildung zur/zum
zu sorgen.                                   ten Jahr zu berufende Ethikkommissi- MFA gewinnen sollte. Dies, so Schulz,
  In diesem Zusammenhang ver-                on werde neue Mitglieder benötigen, sei eine Investition gewesen, die sich
wies Schulz auf einen dem                    da einerseits die Zahl der bisherigen offenbar gelohnt hat.

                                                                                            Brandenburgisches Ärzteblatt 10 • 2020 |   7
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KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

                                Renten aus der Ärzte­                  ärztlichen Renten 2021 stabil bleiben    insbesondere die Rheumatologie, Der-
                              versorgung bleiben stabil                können. Die Kammerversammlung be-        matologie, Chirurgie, das Öffentliche
                                                                       schloss, die Rentenbemessungsgrund-      Gesundheitswesen sowie die Nerven-
                               2019 war für die Ärzteversorgung        lagen ebenso wie die Renten unverän-     heilkunde betrafen. Die beschlossenen
                             Brandenburg ein gutes Jahr. Dies be-      dert zu lassen. Daneben beschlossen      Änderungen werden nach Geneh-
                             richtete die Vorsitzende des Verwal-      die Delegierten kleinere Satzungsände-   migung durch die Aufsichtsbehörde
                             tungsausschusses, Dipl.-Med. Andrea       rungen, die zum einen Regelungen für     wirksam und in die unter anderem auf
                             Kruse, der Kammerversammlung. Zum         kurzfristige und geringfügige Beschäf-   der Kammerwebsite publizierte Weiter-
                                                                       tigungen betreffen und zum anderen       bildungsordnung eingefügt.
                                                                       zu einer Verschlankung von Verfahren
                                                                       führten. Sowohl den Mitgliedern des             Die nächste
                                                                       Verwaltungsausschusses als auch des         Kammerversammlung
                                                                       Aufsichtsausschusses erteilte die Kam-
                                                                                                                      im Dezember
                                                                       merversammlung Entlastung.
                                                                                                                 Am 12. Dezember wird nächste
                                                                               Beiträge pro                     Kammerversammlung in der Branden-
                                                                           Kammermitglied sind                  burg-Halle in Paaren-Glien stattfinden,
                                                                                                                da die Universität Potsdam – in der die
                                                                            geringer geworden
                                                                                                                Kammerversammlung zweimal zu Gast
                                                                         Kammervizepräsident Dr. med. Hanjo war – im Oktober wieder einen einge-
                                                                       Pohle legte der Kammerversammlung schränkten Betrieb aufnimmt und ihren
                                                                       die Bilanz und Erfolgsrechnung der
                                                                       Landesärztekammer Brandenburg vor.
                                                                       Dass diese ausgesprochen solide sind,
                                                                       zeigt sich nicht zuletzt an der Entwick-
  Dr. med. Hanjo Pohle,                                                lung der Kammerbeiträge pro Mitglied.
Vizepräsident der LÄKB                                                 Entgegen der Trends bei vielen ande-
                                                                       ren Ärztekammern sind diese nämlich
                             einen stieg die Zahl der Mitglieder um    im Vergleich zu 2010 nicht gestiegen,
                             netto 367 auf insgesamt 11.380, zum       sondern gesunken. Ende 2019 lagen
                             anderen wuchs das Anlagevermögen          sie im Vergleich zum Referenzjahr bei
                             zum Jahresende 2019 auf 1.975,5 Mio.      97,4 Prozent.
                             Euro, erklärte die Vorsitzende des Ver-
                             waltungsausschusses. Und selbst das        Mehrere Änderungen der
                             Corona-Jahr 2020 scheint sich nicht zu     Weiterbildungsordnung
                             einem schlechten zu entwickeln. Laut
                             Dipl.-Med. Wolf-Rüdiger Weinmann,          Wie bei der letzten Kammerver-
      Fabian Hendriks,
                             dem Vorsitzenden des Aufsichtsaus-        sammlung beschlossen, befassten
   Geschäftsführer der
 Ärzteversorgung Land        schusses, sind immer noch Rendi-          sich die Delegierten nochmals mit der
          Brandenburg        ten zwischen drei und vier Prozent        neuen Weiterbildungsordnung und
                             möglich. Dies führte dazu, dass die       diskutierten Änderungsanträge, die Hörsaal daher nicht mehr zur Verfü-
                                                                                                             gung stellen kann.
                                                                                                               Der neue Veranstaltungsort liegt
                                                                                                             nahe der A10, verfügt über genügend
                                                                                                             Parkplätze, kann eine Versorgung ge-
                                                                                                             währleisten und ist groß genug, um
                                                                                                             die gebotenen Sicherheitsabstände
                                                                                                             einzuhalten. Zudem steht die Bran-
                                                                                                             denburg-Halle auch im März des kom-
                                                                                                             menden Jahres zur Verfügung. Die
                                                                                                             Kammerversammlung im Dezember
                                                                                                             kann dafür quasi als Generalprobe für
                                                                                                             die erste Sitzung in der neuen Amtspe-
                                                                                                             riode dienen, in der der neue Kammer-
                                                                                                             vorstand gewählt wird.

                                                                                                                ■ Elmar Esser

  Kammerversammlung
              im Hörsaal
der Universität Potsdam

                      8    | Brandenburgisches Ärzteblatt 10 • 2020
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KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

PRÄSIDENTENLOGBUCH

Effektives Krisenmanagement:
Blaupause aus der Praxis
  In dem Jahr, in dem der Deutsche           des medizinischen Personals. Es müsse,
Ärztetag wegen der Corona-Pande-             wie angekündigt, sichergestellt wer-
mie ausfallen musste, kam der Vor-           den, dass Schutzausrüstung innerhalb
standsklausur der Bundesärztekammer          der EU produziert und in ausreichender
(BÄK) eine ganz besondere Bedeutung          Menge vorrätig gehalten wird. Firmen,
zu. Das hat natürlich auch uns als Gast-     die sich nicht an diese Vorgaben hiel-
geber gefordert. Die Wahl des Resort         ten, dürften keinen Wettbewerbsvor-
Schwielowsee als Veranstaltungsort ist       teil haben, betont die BÄK in dem Pa-
dabei offenkundig recht gut gelungen.        pier. Außerdem müssten Qualitätskon-
Denn hier wurde im August der Zehn-          trollen durchgeführt und Sanktionen
Punkte-Plan der Bundesärztekammer            bei Nichterfüllung verhängt werden.
für ein effektives Krisenmanagement            Um die Versorgungskapazitäten für
finalisiert, der insbesondere der Ge-        Krisenfälle vorzuhalten und zu finanzie-
sundheitspolitik dabei helfen kann, aus      ren, müssten Personalressourcen und
der bisherigen Krise zu lernen.              Reservekapazitäten, gerade im Bereich
  Das Papier ist kein theoretisches, am      der Notfall- und Intensivmedizin, im
grünen Tisch entstandenes Konzept.           Rahmen einer bedarfsgerechten Kran-                                                            Dipl.-Med.
                                                                                                                                            Frank-Ullrich Schulz,
Es ist, wie es der Präsident der Bun-        kenhausplanung definiert, umgesetzt                                                            Präsident der LÄKB
desärztekammer, Dr. Klaus Reinhard,          und finanziert werden. Da die nieder-                                                          Foto: Elmar Esser
bezeichnet hat, ein Erfahrungsbericht        gelassenen Praxen einen Schutzwall
aus dem Gesundheitswesen und damit           darstellten, der die Krankenhäuser vor        insbesondere unter Kindern und Ju-
ein wichtiger Ratgeber von ärztlichen        Überlastung bewahrte, sei auch für sie        gendlichen zu vermeiden.
Praktikern. Denn es waren wir und die        eine angemessene Gegenfinanzierung              Schließlich fordert die BÄK in ih-
Angehörigen anderer Gesundheitsbe-           des krisenbedingten Versorgungsmehr-          rem Papier, die Impfstoffentwicklung
rufe, die in diesem Jahr mit außeror-        aufwands unverzichtbar. Auf EU-Ebene          durch internationale Abkommen zu
dentlichem Engagement dafür gesorgt          sind nach Auffassung der Ärzteschaft          beschleunigen, die Krise als Treiber für
haben, dass Deutschland bislang re-          ein Krisenreaktionsmechanismus für            Digitalisierung zu nutzen und nicht zu-
lativ gut durch die Corona-Pandemie          grenzüberschreitende Gesundheits-             letzt den Nachwuchs zu fördern und
gekommen ist und ein Kollaps der             notfälle zu erarbeiten sowie eine Koor-       so Fachkräfte zu sichern.
Versorgung verhindert werden konnte.         dinierungsstelle aufzubauen.                    Ich bin sehr gespannt darauf, wie die
  Vieles ist dabei von der Politik richtig     Besonders wichtig sei zudem die Stär-       Politik auf den Zehn-Punkte-Plan der
gemacht worden, zahlreiche Schwach-          kung des Öffentlichen Gesundheits-            Bundesärztekammer für ein effekti-
stellen sind aber auch bei politischen       dienstes und die Verkürzung der Mel-          ves Krisenmanagement reagiert. Die
Entscheidungen und der Organisation          dewege (siehe hierzu auch den Bericht         bisherigen Erfahrungen mit der Pan-
des Gesundheitssystems zu Tage ge-           über die Kammerversammlung ab Seite           demie haben gezeigt, dass Politiker
treten. Diese zu verbessern ist erklärtes    5). Auch für den Bereich der Europäi-         im Bedarfsfall auch schnell, manchmal
Ziel des Zehn-Punkte-Papiers.                schen Union sollte dabei künftig eine         aber auch vorschnell, reagieren kön-
  So schlägt die Bundesärztekammer           einheitliche Melde- und Erfassungssys-        nen. Dabei wurden bislang finanzielle
beispielsweise vor, das Krisenmanage-        tematik gewährleistet sein. In weiteren       Bedenken gegenüber dem Primat des
ment von Bund und Ländern weiter zu          Teilen fordert der Zehn-Punkte-Plan           Gesundheitsschutzes zurückgestellt.
optimieren. Hierzu sollen im Infektions-     eine gezielte Ausweitung der Testmaß-         Trotz der wieder steigenden Infek-
schutzgesetz für den Fall von Epidemi-       nahmen sowie eine einheitliche und            tionszahlen bliebe somit genügend
en und Pandemien feste Krisenstäbe           verbindliche Teststrategie für medizini-      Zeit, entsprechend zu handeln. Wir
mit klar definierten Aufgaben und            sche Einrichtungen und Arztpraxen in-         Ärztinnen und Ärzte haben dafür jetzt
Handlungsmöglichkeiten          angelegt     klusive Gegenfinanzierung der Kosten.         eine Blaupause geliefert, die nicht auf
werden, die bei Bedarf schnell einbe-        Die Kapazitätserfassung und Kapazi-           Theorie, sondern unserem in der Krise
rufen werden können. In diese, so die        tätssteuerung für die stationäre Versor-      gesammelten Erfahrungswissen basiert.
BÄK, seien auch die Bundesärztekam-          gung sei zu optimieren. Dabei müsse           Die muss die Politik jetzt allerdings
mer und die Landesärztekammern ein-          sichergestellt sein, dass elektive Eingrif-   auch nutzen!
zubinden. Zudem sollen regelmäßige           fe nur entsprechend des tatsächlichen
Übungen gesetzlich vorgegeben wer-           Anstiegs der Infektionszahlen einge-
den. Ein weiterer wesentlicher Punkt         schränkt werden. Zudem gelte es, Kol-         ■ Mit besten kollegialen Grüßen!
sei die Gewährleistung der Sicherheit        lateralschäden von Schutzmaßnahmen              Ihr Frank-Ullrich Schulz

                                                                                                 Brandenburgisches Ärzteblatt 10 • 2020 |   9
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KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

                                 30 JAHRE LANDESÄRZTEKAMMER BRANDENBURG

                                 Interview mit Dr. med. Renate Schuster

                                  Dr. med. Renate Schuster war            schicken und verglich sie, es gab so       GKV- Modernisierungsgesetz ange-
                                 von 1992 bis 2016 Mitglied im            gut wie keine Abweichungen unter-          passt hat und insbesondere für am-
                                 Vorstand der Landesärztekam-             einander. Mir wurde klar, dass wir         bulant tätige Kolleginnen und Kolle-
                                 mer Brandenburg. Die Chirurgin           identische Strukturen aufbauen muss-       gen ungeahnte Berufschancen eröff-
                                 engagierte sich von Beginn an auf        ten. In der Anfangsphase wurde im-         nete. Hier konnte ich im Vorfeld als
                                 dem Gebiet Weiterbildung und             provisiert. Der Sitz der Geschäftsstelle   Mitglied der Ständigen Konferenz Be-
                                 hatte den Vorsitz für den Aus-           war im ehemaligen sozialmedizini-          rufsordnung der BÄK aktiv mitgestal-
                                 schuss Berufsordnung inne. Sie           schen Institut in Cottbus, die ersten      ten. Von den vielen Meilensteinen sei-
                                 war viele Jahre am Krankenhaus           Vorstandssitzungen fanden in den           en stellvertretend die Verabschiedung
                                 Märkisch-Oderland als Oberärztin         Praxisräumen von Herrn Dr. Kirchner        der Weiterbildungsordnung 1992, wo-
                                 tätig.                                   statt. Da uns die Aufsichtsbehörde         bei alle Facharztbezeichnungen der
                                                                          noch nicht als Körperschaft des öf-        ehemaligen DDR übernommen wur-
Dr. med. Renate Schuster         1. Was hat Sie bewogen, gleich           fentlichen Rechts bestätigt hatte und      den, die Gründung der Medizinischen
           Foto: Elmar Esser
                                 zur Gründung der LÄKB in die             wir somit als Kammer nicht ermäch-         Hochschule in Brandenburg 2014 und
                                 Gesundheitspolitik     einzustei-        tigt waren, Mitgliedsbeiträge zu er-       der Aufbau des Krebsregisters Bran-
                                 gen bzw. sich für die Kammer zu          heben, fehlte uns jegliche finanzielle     denburg/Berlin, das 2016 an den Start
                                 engagieren?                              Geschäftsgrundlage. Um arbeitsfähig        gegangen ist, genannt.
                                                                          zu sein, nahm Herr Dr. Kirchner ei-
                                 Als die Mauer fiel, war ich 40 Jahre     nen Kredit von 50.000,00 DM auf;           4. Gibt es eine persönliche Erinne-
                                 alt. Ich arbeitete als leitende Ober-    ein weiterer Kollege und ich bürgten       rung aus der Gründungszeit, an
                                 ärztin in einem Krankenhaus der          mit unseren Unterschriften. In der         die Sie oft zurückdenken?
                                 Grundversorgung. Der Alltag war          Aufbauphase fanden die Kammerver-
                                 geprägt von der Realität der Man-        sammlungen noch monatlich statt.           Als ich in den Ausschuss Berufsord-
                                 gelwirtschaft auf der einen und der      Die Sitzungen wurden erst beendet,         nung gewählt wurde, war meine
                                 politischen Gängelung auf der an-        wenn das Tagesprogramm geschafft           Motivation klar: die positiven Struk-
                                 deren Seite. Mit der Öffnung der         war. Ich erinnere mich an die Bildung      turen des DDR-Gesundheitswesens,
                                 Mauer wurde die Hoffnung auf Ver-        der Ausschüsse. Da die Zahl der De-        wie Präven­tion und Vernetzung der
                                 besserungen im Gesundheitswesen          legierten begrenzt war, mussten die        ambulanten und stationären Versor-
                                 wie bei vielen Kollegen so auch bei      meisten Delegierten sich in zwei oder      gung, sollten übernommen werden.
                                 mir geweckt. Neue Strukturen muss-       drei Ausschüsse wählen lassen, Mot-        Diese Vorstellungen musste ich in
                                 ten geschaffen werden und da woll-       to: „Keiner verlässt die Versammlung,      kurzer Zeit über Bord werfen: unse-
                                 te ich mitgestalten. Am 3. Februar       bevor nicht alle Ausschüsse besetzt        re Berufsordnung musste kompatibel
                                 1990 nahm ich an der Gründung            sind“.                                     sein mit dem Rechtsgut der Bundes-
                                 des Rudolf-Virchow-Bundes in Berlin                                                 republik, konkret mit dem Heilberufs-
                                 teil und kurze Zeit später folgte ich    3. Wenn Sie die vergangenen drei-          gesetz, dem Bundesmantelvertrag,
                                 der Einladung dieser ersten Ärztever-    ßig Jahre Revue passieren lassen:          der Zulassungsverordnung etc. Am
                                 tretung nach Cottbus. Dort initiierte    wie sehen Sie die Entwicklung der          Ende sah unsere Berufsordnung ge-
                                 Herr Dr. Kirchner die Gründung des       ärztlichen Selbstverwaltung?               nauso aus wie die der Kammern in
                                 LÄKB e. V.: eine Selbstverwaltung der                                               den alten Bundesländern. Erst 2004
                                 Ärzteschaft – das faszinierte mich.      Absolut positiv. Wir haben in kürzes-      war der politische Wille zur Änderung
                                                                          ter Zeit eine funktionierende Selbst-      der Strukturen im Gesundheitswesen
                                 2. Wie verliefen die ersten Schrit-      verwaltung aufgebaut. Ab 1992 hat-         da. Nach fast 15 Jahren öffneten sich
                                 te beim Aufbau einer ärztlichen          ten wir ein eigenes Versorgungswerk,       die Krankenhäuser für ambulante
                                 Selbstverwaltung, gab es Hür-            in dessen Aufsichtsausschuss ich über      Leistungen, im ambulanten Bereich
                                 den zu meistern, wenn ja, welche         mehrere Legislaturperioden mitarbei-       arbeiten heute Ärztinnen und Ärzte
                                 waren das?                               ten konnte. 1999 war die LÄKB Gast-        in der eigenen Niederlassung oder
                                                                          geber des 102. Deutschen Ärztetages        im Angestelltenverhältnis, sie kön-
                                 „Hochmotiviert aber völlig ahnungs-      in Cottbus. Als Mitglied des Vorstan-      nen fachübergreifende Berufsaus-
                                 los“ – so charakterisierte Herr Dr.      des war ich in die Vorbereitung des        übungsgemeinschaften betreiben,
                                 Kirchner rückblickend uns Kollegin-      Rahmenprogrammes eingebunden.              überregionale Praxen gründen und
                                 nen und Kollegen in der Anfangspha-      2004 verabschiedete der 107. Deut-         mit Vertretern anderer Berufsgruppen
                                 se der Kammergründung. Mir ging es       sche Ärztetag in Bremen eine radikal       kooperieren.
                                 nicht anders. Ich ließ mir von allen     umgestaltete Berufsordnung, die das
                                 Kammern der alten Bundesländer           Berufsrecht an das im Januar des
                                 sämtliche Ordnungen und Satzungen        gleichen Jahres in Kraft getretenen        ■ Das Gespräch führte Anja Zimmermann M.A.

                       10      | Brandenburgisches Ärzteblatt 10 • 2020
KAMMERWAHLEN

ES IST BALD KAMMERWAHL UND ALLE GEHEN HIN:

Der Hartmannbund in Brandenburg

 Der Hartmannbund ist der ein-             märkischen Krankenhäuser ein, auch Der Hartmannbund: gemeinsame
zige freie Verband, der mit einer          als Form der Daseinsfürsorge des Staa- Antworten, klare Wertevorstellungen,
über 100-jährigen Tradition und            tes gegenüber seinen Bürgern.            die Interessen aller Ärztinnen und Ärz-
mit über 900 brandenburgischen                                                      te im Blick.
Mitgliedern die beruflichen, wirt-          Seit jeher beziehen wir klare Stellung
schaftlichen und sozialen Interes-         gegen zunehmende Kommerzialisie-
sen aller Ärztinnen und Ärzte und          rung und Ökonomisierung im Gesund- ■ Dr. Hanjo Pohle, Vorsitzender
Medizinstudentinnen und -stu-              heitswesen als entscheidenden Faktor        Hartmannbund
denten vertritt. Dabei macht es            sich verändernder Arzt - Patienten
keinen Unterschied, ob eine Kol-           - Verhältnisse und fordern eine Rück-
legin oder ein Kollege in der Klinik       kehr zu den ursprünglichen Werten
angestellt oder niedergelassen,            in der Medizin. Wir fordern weiterhin                                                      Dr. med. Hanjo Pohle
                                                                                                                                      Foto: Thomas Kläber
Haus- oder Gebietsarzt, im ÖGD,            Maßnahmen zur Erhöhung der Ge-
MDK oder bei der Bundeswehr ist:           sundheitskompetenz der Bevölkerung, Wir setzen uns weiter ein für:
alle eint der Arztberuf als Beru-          um vor dem Hintergrund der demogra- - Verhinderung von noch mehr Staat
fung und die gleichen Wertevor-            phischen Veränderungen das Gesund-          im Gesundheitswesen
stellungen in dieser Profession.           heitssystem zukunftsfähig zu machen. - die Berücksichtigung aller Generati-
Deshalb ist es folgerichtig daran           Digitalisierung und künstliche Intelli-    onen von Ärzten in kammerspezifi-
zu glauben, dass nur eine wei-             genz, dort wo sie unser ärztliches Tun      schen Aufgabenfeldern
testgehend geeinte Ärzteschaft             unterstützt, den Krankenkassen die - Stabilisierung unserer Kammerbei-
                                                                                       träge
gegenüber der Politik unsere be-           Verwaltung zu erleichtern und Stamm- - ein gesundes Verhältnis von Beruf
rechtigten ärztlichen Interessen           daten der Versicherten im Auftrag der       und Freizeit
vertreten kann und dies unabhän-           Kassen abzugleichen, sind und blei-
gig ewigen Lagerdenkens.                   ben keine Aufgabe von Ärztinnen und Wir wollen:
                                           Ärzten. Ärztekammern müssen sich - eine Rückkehr zu den ursprünglichen
  In Brandenburg ist der Hartmann-         zunehmend als Serviceunternehmen            Werten in der Medizin
bund schon seit Jahren dafür bekannt,      im Interesse ihrer Mitglieder begreifen - die Beibehaltung aller Krankenhäu-
                                                                                       ser in Brandenburg
in den gesundheitlichen Debatten           und bei allem Körperschaftsgedanken - ein vernünftiges und faires Miteinan-
kein Blatt vor den Mund zu nehmen.         die Balance als Interessenvertretung        der von ambulant und stationär
Beharrlich tritt der Verband für eine      unserer Kolleginnen und Kollegen nicht - die Einhaltung der Arbeitszeiten in
wahrhafte, humane Medizin ein, in der      vergessen.                                  den Kliniken
Empathie, Zuwendung und Mitgefühl                                                     - die Abschaffung der DRGs
nicht zu kurz kommen. Staatlicher Di-        Dafür und für vieles mehr setzen wir     - intelligentes Überweisungsverhal-
rigismus ist den Ärztinnen und Ärzten      uns als Hartmannbund in Brandenburg          ten zwischen Haus und Gebietsärz-
                                                                                        ten zum Wohle der Patienten
im Hartmannbund ein Dorn im Auge           ein und möchten in der Berufspoli-
                                                                                      - junge Ärzte in berufspolitischer Ver-
und so bezieht der Verband klare Kan-      tik die Demokratie wieder von unten          antwortung, da es ja besonders um
te wo es gefordert ist: sei es bei Anhö-   nach oben leben und nicht, wie so            ihre Zukunft geht
rungen zu neuen Gesetzesvorhaben, in       oft üblich, umgekehrt. Dazu bedarf
Gesprächen mit politischen Entschei-       es der Mitarbeit vieler Kollegen bzw.      Wir fordern:
dungsträgern oder im Rahmen wich-          der Möglichkeiten, sich auch als nicht     - Schluss mit der unsäglichen Ökono-
tiger Veranstaltungen im Gesundheits-      in der Berufspolitik verhafteter Arzt zu     misierung und Kommerzialisierung
bereich, sowohl in Brandenburg als         Wort zu melden und diese Möglichkei-         aller Gesundheitsbereiche, Medizin
                                                                                        ist keine Ware
auch auf Bundesebene. In der Landes-       ten werden wir schaffen. Somit sollte      - keine Einkommensverluste auf
ärztekammer und in der Kassenärztli-       ein Grundstein gelegt werden, die            Grund der Corona-Pandemie
chen Vereinigung treten wir vehement       Ärztekammer wieder primär als Stan-        - bessere Vergütung von Hausbesu-
für unsere freie Berufsausübung ein,       desvertretung aller Ärzte zu sehen, wie      chen
welche zunehmend bedroht wird. Die         der Name schon sagt: eine Kammer für       - Ausbau der Online-Fortbildungen in
Zurückdrängung staatlicher Einflüsse       Ärzte.                                       der Ärztekammer
ist uns ebenso ein Uranliegen wie die                                                 - künstliche Intelligenz zum Nutzen
Positionierung gegen Opportunismus      Wenn Sie sich mit diesen Kerngedan-             der Ärzte
                                                                                      - keine Bürokratiearbeit für Kranken-
und Obrigkeitsgläubigkeit in der Be-   ken der berufspolitischen Aktivitäten            kassen
rufspolitik.                           des Hartmannbundes identifizieren
                                       können, so bitten wir um Ihre Stimme           Wir sind uns und unseren Patienten
 Konkret setzt sich der Hartmannbund – wir werden sie nicht enttäuschen.              verpflichtet! Lassen sie uns dies wieder
                                                                                      anstreben!
schon seit Jahren für den Erhalt aller Vielen Dank!

                                                                                           Brandenburgisches Ärzteblatt 10 • 2020 |   11
Wahlaufruf der Liste
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KAMMERWAHLEN

                               WAHLAUFRUF DES MARBURGER BUNDES

                               Liebe Kolleginnen und Kollegen!

                                Die Landesärztekammer greift              Schritt für Schritt verbessert. Beim Tarif-   kümmern. Nur gemeinsam mit allen
                               vielfältig in unseren ärztlichen           vertrag mit der Vereinigung kommuna-          Ärztinnen und Ärzten sind wir in der
                               Alltag ein. Themen wie Weiterbil-          ler Arbeitgeber 2019 war die Verbesse-        Lage, die berechtigten Forderungen der
                               dung, Berufsordnung oder Fortbil-          rung der Arbeitsbedingungen und der           Ärzteschaft an Politik und Gesellschaft
                               dung betreffen alle Ärzte. Deshalb         Lebensqualität erstmals wichtiger als         durchzusetzen. Wir maßen uns nicht
                               ist es wichtig, dass der Marburger         die reine Entgelt­erhöhung. Damit wer-        an, diese Aufgaben als Marburger Bund
                               Bund (MB) in den Gremien der Lan-          den die Erkenntnisse aus der Befragung        allein erfüllen zu können. Vielmehr rei-
                               desärztekammer vertreten ist.              der Mitglieder – dem MB-Ärztemonitor          chen wir allen Kolleginnen und Kolle-
                                                                          – umgesetzt. Dieser Vertrag dient als         gen sowie ihren Verbänden die Hand
                                Der MB hat sich seit seiner Gründung      Leitschiene für alle anderen Verhand-         zur gemeinsamen Interessenvertretung.
                               im Jahr 1947 stetig für die Verbesse-      lungen auf Landes- und Bundesebene.            Politik für die Ärzteschaft kommt im-
Dr. med. Steffen König         rung der Arbeits- und Lebensbedin-         Andere „Bünde“, die für sich in An-           mer der Patientenversorgung zugute.
Foto: Anja Zimmermann M.A.
                               gungen der Ärzteschaft eingesetzt.         spruch nehmen, sich für die Interessen         Machen Sie von Ihrem Wahlrecht Ge-
                               Mittlerweile ist aus der kleinen Grup-     der Krankenhaus­ärzte einzusetzen, blei-      brauch und geben Sie Ihre Stimme dem
                               pe der Gründungsmitglieder Europas         ben dagegen bei der Analyse stehen.           Marburger Bund. Unsere Ziele haben
                               größter Ärzteverband geworden. Der           Der MB ist nicht nur eine Gewerk-           wir im Wahlprogramm zusammenge-
                               MB ist der einzige Ärzteverband in         schaft, sondern engagiert sich auf po-        fasst. Die Kandidaten werden wir Ihnen
                               Deutschland, der die Arbeitsbedingun-      litischer Ebene vielfältig für die Ärzte-     im nächsten Heft präsentieren.
                               gen der angestellten und verbeamteten      schaft.
                               Kolleginnen und Kollegen nicht nur un-       Darüber hinaus reicht es nicht aus,
                               tersucht, sondern in schwierigen Tarif-    wenn wir uns nur um die abhängig be-          ■ Dr. med. Steffen König
                               verhandlungen mit den Arbeitgebern         schäftigten Kolleginnen und Kollegen

                               Wahlprogramm Marburger Bund Brandenburg
                               Für menschliche Arbeitsbeding­             Weiterbildungsassistenten und nut-             Fortbildungszeit ist Arbeitszeit und
                               ungen                                      zen konsequent die Möglichkeiten des          keine Freizeit.
                                 Die Studie des MB zur psychischen        elektronischen Logbuchs. Damit wol-
                               Belastung von Ärztinnen und Ärz-           len wir den Weiterbildungsassistenten  Für eine konsequente Entbürokra-
                               ten hat erschreckende Ergebnisse zu        und den Weiterbildern ein zukunfts-    tisierung
                               Tage gebracht. Der MB kämpft des-          weisendes Tool an die Hand geben,       Unser Gesundheitssystem braucht
                               halb nicht nur für Tarifsteigerungen,      welches auch hilft, die bürokratischen Veränderungen. Es ist aber ein Irrglau-
                               sondern für eine Verbesserung der          Hürden in der Weiterbildung auf das    be, diese Veränderungen allein durch
                               Arbeitsbedingungen. Die Arbeitsbe-         Notwendige und Unerlässliche zu        gesetzliche Regelungen erreichen zu
                               lastung in den Bereitschaftsdiensten       beschränken. Die Brandenburger As-     können. Jedes Gesetz bringt, auch
                               und Rufbereitschaften hat sich konti-      sistenzärzte müssen Zeit für ihre Wei- wenn die Intention dahinter nachvoll-
                               nuierlich gesteigert. Dieser Trend muss    terbildung haben und dürfen nicht      ziehbar ist, neuen bürokratischen Irr-
                               umgekehrt werden. ÄRZTE SIND AUCH          einfach im Klinikalltag verschlissen   sinn mit sich. Wir wollen gemeinsam
                               MENSCHEN. Ärzte brauchen mehr Zeit         werden. Weiterbildung darf nicht nur   an der Weiterentwicklung des Gesund-
                               für die Patienten, für sich und ihre Fa-   auf dem Papier stehen. Sie muss gelebt heitssystems arbeiten. Gemeinsame
                               milien!                                    werden.                                Verantwortung statt Regelungswut.
                                 Nur Ärzte, die unter menschlichen Ar-                                           Vor allem lehnen wir Gesetze ab, die
                               beitsbedingen tätig sind, können eine      Für eine gute Fortbildung              Krankenhausschließungen durch die
                               menschliche Patientenversorgung ge-          Die Fortbildungsangebote müssen Hintertür ermöglichen.
                               währleisten.                               mit der Moderne Schritt halten. Dazu
                                                                          gehört ein sinnvolles und ausgewo- Für die konsequente Umsetzung
                               Für eine gute Weiterbildung                genes Miteinander von Präsenzveran- der Digitalisierung
                                Wir setzten uns für eine exzellen-        staltungen und Online-Fortbildungen. Die Digitalisierung ist ein Motor für
                               te Weiterbildung ein. Der Facharzt         Präsenzveranstaltungen sollen vor al- Fortschritte in allen Bereichen der Ge-
                               aus Brandenburg steht bundesweit           lem der Vermittlung praktischer Fähig- sellschaft, ganz besonders im Gesund-
                               für Qualität. Wir unterstützen unsere      keiten und Fertigkeiten dienen.        heitswesen. Wir sorgen dafür, dass

                      14     | Brandenburgisches Ärzteblatt 10 • 2020
KAMMERWAHLEN

sich die Fortschritte der Digitalisierung
                                        selbst keine Steuergelder. Damit tragen   Campus in Cottbus voll unterstützen.
an den Bedürfnissen der Patienten und   wir überproportional zur Sicherung der    Brandenburg braucht „Ärzte made in
Ärzte orientieren und nicht an den Be-  gesetzlichen Rentenversicherung bei       Brandenburg“.
dürfnissen der Bürokraten.              und leisten einen großen Beitrag zum
                                        Solidarsystem. Wir wehren uns gegen       Für die Integration unserer auslän-
Für eine radikale Korrektur der alle Versuche, die Versorgungswerke               dischen Kollegen
Krankenhausfinan­zierung                zu diskriminieren.                         Es ist eine Schande, dass ein reiches
  Das DRG-System hat versagt. Wir                                                 Land wie Deutschland seinen Bedarf
brauchen ein System, das sinnvolle Für die gemeinsame Durchsetzung                an Ärztinnen und Ärztinnen dadurch
Maßnahmen (Investitionen in Hygiene, ärztlicher Interessen                        decken muss, dass sie aus anderen
Vorhaltung für Krisen, Investitionen in Ob angestellte, niedergelassene oder      Ländern, wo sie noch dringender ge-
Qualität…) ermöglicht und nicht eine bei Behörden beschäftigte Ärzte, wir         braucht werden, abgeworben werden.
sinnlose Leistungsvermehrung för- haben gemeinsame Interessen ge-                 Trotzdem müssen wir diese Kollegin-
dert. Wir fordern Qualität statt Case- genüber Politik und Gesellschaft. Nur      nen und Kollegen mit voller Energie
mix-Punkte.                             gemeinsam sind wir stark. Wir sind ge-    unterstützen. Dazu gehört sowohl die
                                        meinsam Teil eines funktionierenden       Hilfe beim Erlernen unserer Sprache als
  Die Corona-Pandemie hat die Schwä- Systems und brauchen einander. Wir           auch Orientierung in unserem kompli-
chen des Systems schonungslos auf- lassen uns nicht durch Partikularinter-        zierten System und die freundschaftli-
gedeckt. Wir brauchen ein System, essen auseinanderdividieren. Beispiel-          che Zusammenarbeit. Brandenburg ist
dass die verlässliche Finanzierung der haft sei die gemeinsame Erarbeitung        zwar nach den Ergebnissen der Land-
Vorhaltekosten – vor allem der Perso- eines Papiers zur Notfallversorgung         tagswahl politisch nach rechts gedrif-
nalkosten – sichert und mit einer leis- von KBV und MB genannt.                   tet, es gibt aber keinen Platz für Diskri-
tungsbezogenen – nicht mengenbezo-                                                minierung im Gesundheitssystem.
genen – Komponente kombiniert wird. Für mehr Ärztinnen in den Gremi-
                                        en der Ärzteschaft                        Für den Erhalt unserer Umwelt für
Für eine flächendeckende Notfall- Die Medizin wird nicht weiblich, sie            künftige Generationen
versorgung                              ist es schon. Unsere Kolleginnen sind      Umweltschutz ist Gesundheitsschutz.
  Wir wollen ein sinnvolles Ineinander- nicht Bereicherung, sie haben auch        Wir setzen uns für mehr Nachhaltigkeit
greifen von kassenärztlichem Notfall- den männlichen Kollegen die Augen           und Achtung vor unserer natürlichen
dienst, Rettungsdienst und stationärer dafür geöffnet, dass unser schöner         Umwelt ein. Die Kammer werden wir
Notfallversorgung. Wir brauchen keine Beruf mit einem erfüllten Privatleben       systematisch unter Beachtung der Um-
neuen Strukturen, wie die integrierten vereinbar ist. Der Marburger Bund hat      weltstandards weiterentwickeln.
Notfallzentren, die die Abschottung in seinen Gremien eine Geschlechter-
der Sektoren zementieren. Wir Ärzte quote eingeführt. Diese soll als Vorbild      Für die Sicherstellung des Katas­
übernehmen gemeinsam Verantwor- für die Kammergremien gelten.                     trophen- und Zivilschutzes
tung.                                                                               Die COVID-19 Pandemie hat aufge-
                                        Für endlich mehr Wertschätzung            zeigt, dass der Katastrophen- und Zi-
Respekt vor dem Lebenswerk der des Öffentlichen Gesundheits-                      vilschutz in den letzten Jahren sträflich
älteren Generation                      dienstes                                  vernachlässigt wurde. Die daraus resul-
  Wir achten und respektieren alle Die anhaltende Verweigerung der                tierenden wirtschaftlichen Folgekos-
Ärztinnen und Ärzte, die sich im Ru- öffentlichen Arbeitgeber von Tarifver-       ten im Milliardenbereich übersteigen
hestand befinden. Sie habe ihr Berufs- handlungen unter fadenscheinigen           bei weitem die Vorhaltekosten von
leben unter schwierigen Bedingungen Argumenten ist nicht nur eine krasse          Schutz­ausrüstungen im ABC-Katastro-
gestartet und nach der Wende das Diskriminierung der Ärztinnen und                phen- und Zivilschutz. Brandenburger
Gesundheitswesen in unserem Bun- Ärzte. Vielmehr wird hier fahrlässig mit         Ärzte fordern von der Gesundheitspoli-
desland und die ärztlichen Standesver- dem Leben und der Gesundheit der           tik eine ausreichende Bevorratung und
tretungen aufgebaut. Wir sind ihnen Bevölkerung gespielt. Schluss damit.          Bereitstellung von Schutzausrüstung,
zu tiefster Dankbarkeit verpflichtet Die Ärzte des ÖGD haben das Recht,           um Patienten- und Ärzteleben nicht zu
und werden sie in das Kammerleben durch eine Gewerkschaft vertreten zu            gefährden.
einbeziehen.                            werden, die ihre Interessen wirklich
                                        vertritt. Wo wären wir in der Pande-      Weitere Informationen unter
Für eine gerechte und auskömm- mieabwehr ohne die Kolleginnen und                 www.kammerwahl-brandenburg.de
liche Rente                             Kollegen des ÖGD?
  Trotz Finanzkrise hat das kapitalge-
deckte System der berufsständischen Für die Förderung und Weiterent-
Versorgung seine Überlegenheit ge- wicklung der Medizinerausbildung               ■ Dr. med. Steffen König
genüber dem Umlageverfahren der in Brandenburg
gesetzlichen Rentenversicherung be- Unsere Hochachtung gilt der Ar-
wiesen. Wir bezahlen mit unseren beit der Medizinischen Hochschule
Steuern die Defizite der gesetzlichen „Theodor Fontane“. Wir werden so-
Rentenversicherung, erhalten jedoch wohl die MHB als auch den geplanten

                                                                                        Brandenburgisches Ärzteblatt 10 • 2020 |   15
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