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www.laekb.de Brandenburgisches Ärzteblatt 10 | 2020 Offizielles Mitteilungsblatt der Landesärztekammer Brandenburg | 30. Jahrgang | Oktober 2020 Sie haben die Wahl! Kammerwahlen 2021 Foto: AdobeStock© Bericht über die Kammerver- Wahlaufruf sammlung am 5. September Seite 5 - 8 Seite 11 - 18 Zukunftsprogramm für Innovative Therapieoption bei Krankenhäuser chronischen Wunden Seite 21 Seite 22 - 24
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Brandenburgisches Ärzteblatt Offizielles Mitteilungsblatt der Landesärztekammer Brandenburg | 30. Jahrgang | Oktober 2020 10 | 2020 KAMMERINFORMATIONEN / GESUNDHEITSPOLITIK Kammerversammlung am 5. September 2020 – Arbeitssitzung unter Corona-Bedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 30 Jahre Landesärztekammer Brandenburg – Präsidentenlogbuch .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Interview mit Dr. med. Renate Schuster .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 KAMMERWAHLEN Der Hartmannbund in Brandenburg .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Bündnis für Brandenburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Marburger Bund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Seite 5 Hausärzteverband Brandenburg e. V. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Deutscher Hausärzteverband/Medi .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 BEKANNTMACHUNGEN Siebente Satzung zur Änderung der Berufsordnung der Landesärztekammer Brandenburg .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 AKTUELL Zukunftsprogramm für Krankenhäuser – Schritt in die richtige Richtung .. . . 21 SAVE-THE-DATE – Informationsveranstaltung für junge Ärztinnen und Ärzte zur neuen Weiterbildungsordnung und zum E-Logbuch .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Seite 9 Interdisziplinärer Arbeitskreis Brandenburger Schmerztherapeuten und Palliativmediziner (IABSP) – Generationenwechsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Autologer Eigenfetttransfer – Innovative Therapieoption bei chronischen Wunden .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 ARZT UND RECHT Arzt und Arzthaftung von Fall zu Fall .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Steuertipp .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 FORTBILDUNG Borreliose als fachübergreifende Herausforderung – Zweites interdisziplinäres Forum .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Seite 10 Fortbildungsangebote für Ärzte und MFA/MTRA .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 REZENSIERT Heiner Fangerau/Alfons Labisch: „Pest und Corona“ .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Aufruf: Das BÄB sucht Rezensenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 PERSONALIA Wir gratulieren zum Geburtstag im Oktober . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 WEITERE RUBRIKEN Editorial .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Kurse und Fortbildungsangebote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Leserbrief .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 KVBB informiert .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 LAGV: Infektionsschutz/Impfschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Brandenburgisches Ärzteblatt 10 • 2020 | 3
EDITORIAL Liebe Kolleginnen und Kollegen, wie Sie bei der Lektüre dieser Aus- beispielweise die Berliner? Sind sie so gabe des Brandenburgischen Ärzte- viel wohlhabender, dass sie eine Strafe blattes schnell selbst merken werden, von 50 Euro gar nicht schreckt? Oder steht die Wahl zur Kammerversamm- ist dies einfach nur Folge des Födera- lung bereits in den Startlöchern. Für lismus, wie bei der unterschiedlichen fünf Jahre wird dieses Beschlussorgan Maskenpflicht von Schulkindern in den der Landesärztekammer Brandenburg diversen Bundesländern? Welche Bot- neu gewählt. Und eine der ersten Auf- schaft kommt dadurch bei den Coro- gaben der konstituierenden Kammer- na-Leugnern an, wenn sich die Länder versammlung wird es sein, aus ihrer nicht einmal in diesen relativ einfachen Mitte PräsidentIn, VizepräsidentIn und Fragen auf ein einheitliches Vorgehen den Kammervorstand neu zu wählen. einigen können? Gut ist das alles nicht! Mit Ihrer Stimme entscheiden Sie also auch darüber, wer Sie im nächsten Das gleiche gilt auch für manche Fol- halben Jahrzehnt in der Ärztekammer gen der Digitalisierung, die wir gerade vertritt. Es ist aber nicht nur in Ihrem in letzter Zeit beobachten konnten. Es Dipl.-Med. Hubertus Kruse eigenen Interesse, zu wählen. Je hö- ist bekannt, dass wir in Brandenburg Foto: Thomas Kläber her die Wahlbeteiligung ausfällt, desto eine Auffassung zur Telemedizin ha- größer ist die politische Legitimation ben, die von der in dem einen oder an- von Präsidium und Vorstand. Und das deren Bundesland abweicht. Wir sind in denen ich trotz modernen Endge- erscheint mir gerade in diesen Zeiten nicht gegen die Fernbehandlung, die rätes partout keinen Handyempfang besonders wichtig. Denn unser Ge- in Corona-Zeiten teilweise sehr wichtig bekomme. All das entbindet uns aber sundheitssystem befindet sich in ei- war. Ablehnend stehen wir aber der natürlich nicht von unseren gesetzli- nem geradezu rasanten Umbruch. Als ausschließlichen Fernbehandlung mit chen Verpflichtungen. Daher bitte ich Stichworte möchte ich dafür nur die Ausnahme von Notfällen gegenüber. Sie sehr herzlich, den Flyer im letzten Digitalisierung und natürlich auch die Insofern haben wir die Übernahme ei- Brandenburgischen Ärzteblatt und die Covid-19-Pandemie nennen. ner Fernbehandlungsplattform durch entsprechenden Artikel hinsichtlich einen Konzern, zu dem auch Ver- des elektronischen Arztausweises zu Letztere wird uns, das zeigt das zwar sandapotheken gehören, zum Anlass beachten! noch nicht in Brandenburg aber bun- genommen, den Gesetzgeber an die desweit feststellbare Ansteigen der Umsetzung seiner eigenen Vorgaben Eher analog sind dagegen die Heraus- Infektionszahlen, leider auch weiterhin zu erinnern. Aus gutem Grund gibt es forderungen, welche die Kammer im beschäftigen. Im Gegensatz zu vielen in Deutschland schon seit dem Mittel- Zusammenhang mit der neuen Weiter- Verschwörungstheoretikern interes- alter eine strikte Trennung zwischen bildungsordnung schultern muss. Hier siert es mich dabei nicht nur, warum den Berufen der Ärzte und der Apo- sind viele Weiterbildungsbefugte neu und woher das Virus kommt. Entschei- theker. Und bislang ist keine Bundes- zu benennen. In diesem Zusammen- dend für uns als Ärztinnen und Ärzte regierung davon abgewichen. Dies hat hang möchte ich gerne mit einem letz- ist die Tatsache, dass es immer noch auch das aktuelle Kabinett nicht vor. ten Appell an Sie schließen. Überlegen da ist und die Gesundheit unserer Pa- Daher kann es nicht schaden, wenn Sie doch bitte einfach einmal, ob auch tientinnen und Patienten gefährdet. Politik und Aufsichtsbehörden einfach Sie daran interessiert sind, im Bereich Auch der Versuchung, über die Be- einmal genauer hinschauen. des Ehrenamtes mehr in und für die gründungen der Lockerungen von Ein- Landesärztekammer tätig zu werden. schränkungen zu schreiben, möchte Im Gegenzug wäre es dann erfreulich, Sie werden sehen, dass dies eine span- ich widerstehen. Warum wir nach der wenn die Politik ihren Beitrag dazu leis- nende und ganz sicher sinnvolle Tätig- zwischen Bund und Ländern anfangs tet, die Netzabdeckung in den ländli- keit ist. sehr abgestimmten Strategie zur Infek- chen Regionen Deutschlands schnellst- tionseindämmung nun einen föderalen möglich zu verbessern. Wer „A“ zur Di- In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Flickenteppich bei den Restriktionen gitalisierung sagt muss dem auch das weiterhin viel Erfolg und hoffentlich und Sanktionen haben, erschließt sich „B“ zur flächendeckenden Versorgung auch Freude bei Ihrer Arbeit! mir aber nicht wirklich. Was macht es mit schnellem Internet folgen lassen. für einen Sinn, dass Verstöße gegen Denn sonst bleibt die Anbindung an die Maskenpflicht in manchen Län- die Telematikinfrastruktur und an die dern mit Strafen von 50 Euro, in Bay- Telemedizin ein frommer Wunsch. ern dagegen mit 250 Euro geahndet Gibt es doch beispielsweise im Spree- werden? Sind die Bayern renitenter als Neiße-Kreis immer noch Regionen, ■ Ihr Dipl.-Med. Hubertus Kruse 4 | Brandenburgisches Ärzteblatt 10 • 2020
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK KAMMERVERSAMMLUNG AM 5. SEPTEMBER 2020 Arbeitssitzung unter Corona-Bedingungen Themen der Ärzteversorgung und Änderungen der Weiterbil- dungsordnung standen auf der Tagesordnung der Kammerver- sammlung, die am 5. September in Potsdam stattfand. Zum zweiten Mal fand die Kammer- versammlung auf dem Campus der Universität Potsdam statt. Der große Hörsaal bietet die Möglichkeit, eine Veranstaltung dieser Größenordnung unter Beachtung der Abstands- und Hygiene-Regeln durchzuführen. Auch dies zeige, dass die Corona-Krise noch lange nicht vorbei sei, erklärte Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz zu Be- ginn seines Lageberichts. Der Präsident Dipl.-Med. Frank-Ullrich der Landesärztekammer Brandenburg Schulz informierte die Delegierten zudem da- Fotos: Anja Zimmermann M.A. rüber, dass eine Woche vor der Kam- merversammlung bei einem Mitarbei- sowie die Angehörigen der anderen Zehn-Punkte-Plan der ter der KV im Haus der Brandenburgi- Gesundheitsfachberufe einen Kollaps Bundesärztekammer schen Ärzteschaft eine Covid19-Infek- der Versorgung verhindert. Nun sei es tion nachgewiesen wurde. Daraufhin an der Zeit, die richtigen Konsequen- Damit habe sich auch die Bun- hatten alle Beschäftigten im Haus die zen zu ziehen. Insbesondere mit Blick desärztekammer im Rahmen ihrer Möglichkeit sich freiwillig testen zu auf ein mögliches Wiederaufflammen Vorstandsklausur befasst, die durch lassen. Die Ergebnisse waren glückli- des Infektionsgeschehens sowie auf die Landesärztekammer Brandenburg cherweise bei allen Mitarbeiterinnen potenzielle zukünftige Pandemien, ausgerichtet wurde. Ein wesentliches und Mitarbeitern der Ärztekammer gelte es, Schwachstellen und Defizi- Ergebnis sei der Zehn-Punkte-Plan für negativ. te in unterschiedlichen Bereichen der ein effektives Krisenmanagement, der Krisenbewältigung zu analysieren und neben der Forderung nach effektiver Beispiellose Verbesserungsstrategien zu entwickeln. europäischer Zusammenarbeit und der Herausforderung für Gesundheitssystem Das deutsche Gesundheitswesen sei durch die Corona-Pandemie vor die größte Herausforderung der letzten Jahrzehnte gestellt worden, erklär- te Schulz. In dieser Situation habe es sich als großer Vorteil erwiesen, dass Deutschland in den vergangenen Jah- ren – vielen anderslautenden Forde- rungen zum Trotz – an einer flächen- deckenden Krankenhausversorgung sowie einer starken ambulanten haus- und fachärztlichen Versorgung festge- halten hat. Andererseits sei aber auch deutlich geworden, wie gefährlich die jahrzehntelange Vernachlässigung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes für unser Land war. Mit beispielloser Ein- Dr. jur. Daniel Sobotta satzbereitschaft hätten Ärztinnen und und Dipl.-Med. Frank- Ärzte aus allen Versorgungssektoren Ullrich Schulz Brandenburgisches Ärzteblatt 10 • 2020 | 5
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK vergebenen Punkten und den Proble- men, die ein nicht erteiltes Zertifikat besonders im niedergelassenen Be- reich erzeugt. Zu Beginn der Pandemie sei im Ein- vernehmen mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) eine Verlän- gerung der laufenden Fortbildungs- zeiträume um drei Monate vereinbart worden. Darüber hinaus sollte die Fortbildungspflicht nach den Vorga- ben der KBV bereits bei Erreichen von 200 Punkten als erfüllt gelten. Dies habe aber nur der erste Baustein sein können, weil alle Kolleginnen und Kol- Delegierte legen nicht in der Lage waren, ihre der Kammerversammlung Fortbildungspflicht zu erfüllen – also im Gespräch nicht nur die, die in Kürze ein Fortbil- dungszertifikat vorlegen müssten. Gewährleistung von Sicherheit für das daher dringend wiederaufgenommen Der Vorstand der Landesärztekammer medizinische Personal auch die Stär- werden. Brandenburg habe daher beschlos- kung des ÖGD als eine der zentralen Die Ärztinnen und Ärzte im ÖGD sen, dass allen fortbildungspflichtigen Zukunftsausgaben enthält (siehe hier- übten überwiegend wichtige ärztli- Ärztinnen und Ärzten pauschal 50 zu auch das Präsidentenlogbuch auf che Tätigkeiten aus. Folglich werde zusätzliche Fortbildungspunkte in der Seite 11). der Öffentliche Gesundheitsdienst nur Kategorie E – Selbststudium gutge- dann attraktiv für junge Ärztinnen und schrieben werden. Damit sei ein durch ÖGD braucht eigenen Ärzte, wenn die tariflich garantierten die Bundesärztekammer entwickelter Tarifvertrag Arbeitsbedingungen und Gehälter Vorschlag aufgegriffen und umgesetzt arztspezifisch und konkurrenzfähig worden. Schon mit einem Positionspapier aus ausgestaltet würden. dem Jahr 2018 habe die Bundesärzte- Ärztliche Position zur kammer davor gewarnt, dass der ÖGD Zusätzliche Sterbehilfe erforderlich bei der sich verschlechternden perso- 50 Fortbildungspunkte nellen und finanziellen Ausstattung sei- Die ärztliche Selbstverwaltung sei für Selbststudium ne Aufgaben nicht mehr ausreichend aber auch in anderer Hinsicht gefor- wahrnehmen könne, so Schulz. Auch Im Zusammenhang mit Covid-19 dert, betonte Frank-Ullrich Schulz. So in den 18 Gesundheitsämtern der Krei- werde die Selbstverwaltung mit um- müsse sie sich beispielsweise nach se und kreisfreien Städte in Branden- fangreichen zusätzlichen Herausforde- dem Urteil des Bundesverfassungsge- burg gebe es immer weniger Ärztinnen rungen konfrontiert, erklärte Schulz. richts zum Verbot der „geschäftsmäßi- und Ärzte. Weitere personelle Engpäs- Eine davon sei der Umgang mit aus- gen Förderung der Selbsttötung" vom se seien absehbar, weil rund 72 Pro- gefallenen Fortbildungsveranstaltun- Februar 2020 eine eigene Position zent der Ärztinnen und Ärzte im Öf- gen, den daraus resultierenden, nicht erarbeiten. fentlichen Gesundheitsdienst 50 Jahre oder älter sind. Der Kammerpräsident befürwortete grundsätzlich den von der Bundesre- gierung mit dem Konjunkturpaket be- schlossenen „Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst“ sowie die vorgese- henen Maßnahmen zur Stärkung des ÖGD. Allerdings würden die darin vor- gesehenen Strategien konterkariert, wenn die kommunalen Arbeitgeber den Ärztinnen und Ärzten im Öffent- lichen Gesundheitsdienst weiterhin ei- nen eigenen Tarifvertrag verweigerten. Die bereits zugesagten Tarifverhand- lungen mit der Ärztegewerkschaft Marburger Bund für angestellte Ärztin- Rege Diskussionen gab es unter anderem nen und Ärzte im kommunalen Dienst, beim Thema WBO außerhalb der Krankenhäuser, müssten 6 | Brandenburgisches Ärzteblatt 10 • 2020
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK Schulz informierte die Kammerver- sammlung darüber, dass das Gericht erstmals ausdrücklich ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben aus der Ver- fassung abgeleitet habe. Es sehe den Staat in der Pflicht, geeignete Rah- menbedingungen zu schaffen, um das Recht zum Suizid auch umsetzen zu können. Das BVerfG habe zwar klar- gestellt, dass weder Ärzte noch Dritte verpflichtet sind, Suizidhilfe zu leisten. „Aber es sind natürlich Ärzte, bei de- nen vor allem kranke Menschen vor- rangig Hilfe suchen. Daher muss sich die Ärzteschaft insbesondere über die v.l.n.r.: Dr. jur. Bert-Sebastian Ärztekammern und die Bundesärzte- Dörfer, Dipl.-Med. kammer in die bevorstehende gesell- Frank-Ullrich Schulz, schaftspolitische Debatte einbringen. Dr. jur. Daniel Sobotta Der Gesetzgeber muss nach Wegen suchen, dass die Hilfe zum Suizid aus- drücklich nicht als normale ärztliche Brandenburgischen Ärzteblatt nicht mehr ausreichen werde und an- Leistung angesehen wird“, so Schulz. Nr. 9-2020 beigefügten Flyer, der alle dererseits voraussichtlich auch einige Die Landesärztekammer werde sich Kolleginnen und Kollegen umfassend Mitglieder altersbedingt ausscheiden nicht zuletzt mit der Frage befassen über die Funktionen und die Beantra- könnten. Wer an einer solchen Mit- müssen, ob das Verbot der Suizidbei- gung des elektronischen Arztauswei- arbeit interessiert ist und die notwen- hilfe in § 16 der brandenburgischen ses informiert. digen Voraussetzungen erfüllt, könne Berufsordnung weiterhin Anwendung jederzeit gern auf den Vorstand zu- finden könne und wie sie das Berufs- Ethikkommission wird gehen. Durch den Einsatz moderner recht in dieser Hinsicht perspektivisch umgebaut Technik werde es zudem möglich sein, ausgestalten wolle. in der Ethikkommission mitzuarbeiten, Mit der Umgestaltung ihrer Ethikkom- ohne jedes Mal eine lange Anfahrt auf E-Health mission kommt ein weiteres großes sich nehmen zu müssen. kommt unausweichlich Projekt auf die Landesärztekammer zu, erläuterte Schulz. Um auch in Zu- Trotz Corona kein In weiteren Teilen seines Lageberichts kunft AMG-Studien sowie MPG-Stu- Aderlass informierte Schulz die Delegierten über dien bewerten zu können, müsse die bei MFA-Ausbildung den aktuellen Stand der Digitalisierung Ethikkommission der Landesärztekam- nach dem „E-Health-Gesetz“. Dieses mer Brandenburg den Vorgaben der Trotz der Einschränkungen durch die sieht die Weiterentwicklung der Tele- einschlägigen EU-Regelungen entspre- Corona-Pandemie habe die Ausbildung matikinfrastruktur insbesondere durch chen. So müsse sie beispielsweise An- von Medizinischen Fachangestellten Neuerungen bei der elektronischen träge sehr kurzfristig bearbeiten und für die niedergelassenen Ärztinnen Gesundheitskarte (eGK) und dem solche aus dem sogenannten EU-Portal und Ärzte in Brandenburg einen unge- damit verbundenen elektronischen entgegennehmen können. brochen hohen Stellenwert, berichtete Arztausweis vor. Ziel ist nach dem Wil- Dazu werde es erforderlich sein, die Schulz in einem weiteren Teil seines La- len der Politik eine verbesserte Patien- Kommission breiter aufzustellen, in die geberichts. Nach den aktuell vorliegen- tenversorgung. IT der Ethikgeschäftsstelle zu investie- den Zahlen wurden bis zum 21. August Mit der zukünftigen Verpflichtung, ren sowie die Satzung der Ethikkom- 2020 in Brandenburg 130 Ausbildungs- eine elektronische AU-Bescheinigung mission grundlegend zu verändern. Die verträge neu abgeschlossen. Damit lie- auszustellen und an die Krankenkassen Vorbereitungen dafür liefen bereits seit ge deren Anzahl praktisch deckungs- zu versenden, erhöhe sich für die Ärz- einigen Monaten. Für die nächste Kam- gleich zur Situation im Vorjahr. Im teschaft der bürokratische Aufwand, merversammlung sei geplant, die neue Vergleich zum Mittel der letzten drei betonte der Kammerpräsident. Fakten Satzung der Ethikkommission zu verab- Jahre sei sogar ein leichter Zuwachs zu seien, dass neue digitale Anwendun- schieden sowie den Gebührenrahmen verzeichnen. Im Bundestrend seien die gen in den nächsten zwei Jahren un- für AMG- und MPG-Entscheidungen Zahlen dagegen – vermutlich wegen ausweichlich auf Ärztinnen und Ärzte der Kommission an die Mittelwer- der Pandemiesituation - rückläufig. zukämen und die Landesärztekammer te der übrigen Ethikkommissionen in „Ich bin perfekt!“ sei der Titel der die rechtliche Pflicht habe, für die Aus- Deutschland anzupassen, sagte Schulz. Kampagne gewesen, die junge Men- gabe der elektronischen Arztausweise Die auf dieser Grundlage im nächs- schen für eine Ausbildung zur/zum zu sorgen. ten Jahr zu berufende Ethikkommissi- MFA gewinnen sollte. Dies, so Schulz, In diesem Zusammenhang ver- on werde neue Mitglieder benötigen, sei eine Investition gewesen, die sich wies Schulz auf einen dem da einerseits die Zahl der bisherigen offenbar gelohnt hat. Brandenburgisches Ärzteblatt 10 • 2020 | 7
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK Renten aus der Ärzte ärztlichen Renten 2021 stabil bleiben insbesondere die Rheumatologie, Der- versorgung bleiben stabil können. Die Kammerversammlung be- matologie, Chirurgie, das Öffentliche schloss, die Rentenbemessungsgrund- Gesundheitswesen sowie die Nerven- 2019 war für die Ärzteversorgung lagen ebenso wie die Renten unverän- heilkunde betrafen. Die beschlossenen Brandenburg ein gutes Jahr. Dies be- dert zu lassen. Daneben beschlossen Änderungen werden nach Geneh- richtete die Vorsitzende des Verwal- die Delegierten kleinere Satzungsände- migung durch die Aufsichtsbehörde tungsausschusses, Dipl.-Med. Andrea rungen, die zum einen Regelungen für wirksam und in die unter anderem auf Kruse, der Kammerversammlung. Zum kurzfristige und geringfügige Beschäf- der Kammerwebsite publizierte Weiter- tigungen betreffen und zum anderen bildungsordnung eingefügt. zu einer Verschlankung von Verfahren führten. Sowohl den Mitgliedern des Die nächste Verwaltungsausschusses als auch des Kammerversammlung Aufsichtsausschusses erteilte die Kam- im Dezember merversammlung Entlastung. Am 12. Dezember wird nächste Beiträge pro Kammerversammlung in der Branden- Kammermitglied sind burg-Halle in Paaren-Glien stattfinden, da die Universität Potsdam – in der die geringer geworden Kammerversammlung zweimal zu Gast Kammervizepräsident Dr. med. Hanjo war – im Oktober wieder einen einge- Pohle legte der Kammerversammlung schränkten Betrieb aufnimmt und ihren die Bilanz und Erfolgsrechnung der Landesärztekammer Brandenburg vor. Dass diese ausgesprochen solide sind, zeigt sich nicht zuletzt an der Entwick- Dr. med. Hanjo Pohle, lung der Kammerbeiträge pro Mitglied. Vizepräsident der LÄKB Entgegen der Trends bei vielen ande- ren Ärztekammern sind diese nämlich einen stieg die Zahl der Mitglieder um im Vergleich zu 2010 nicht gestiegen, netto 367 auf insgesamt 11.380, zum sondern gesunken. Ende 2019 lagen anderen wuchs das Anlagevermögen sie im Vergleich zum Referenzjahr bei zum Jahresende 2019 auf 1.975,5 Mio. 97,4 Prozent. Euro, erklärte die Vorsitzende des Ver- waltungsausschusses. Und selbst das Mehrere Änderungen der Corona-Jahr 2020 scheint sich nicht zu Weiterbildungsordnung einem schlechten zu entwickeln. Laut Dipl.-Med. Wolf-Rüdiger Weinmann, Wie bei der letzten Kammerver- Fabian Hendriks, dem Vorsitzenden des Aufsichtsaus- sammlung beschlossen, befassten Geschäftsführer der Ärzteversorgung Land schusses, sind immer noch Rendi- sich die Delegierten nochmals mit der Brandenburg ten zwischen drei und vier Prozent neuen Weiterbildungsordnung und möglich. Dies führte dazu, dass die diskutierten Änderungsanträge, die Hörsaal daher nicht mehr zur Verfü- gung stellen kann. Der neue Veranstaltungsort liegt nahe der A10, verfügt über genügend Parkplätze, kann eine Versorgung ge- währleisten und ist groß genug, um die gebotenen Sicherheitsabstände einzuhalten. Zudem steht die Bran- denburg-Halle auch im März des kom- menden Jahres zur Verfügung. Die Kammerversammlung im Dezember kann dafür quasi als Generalprobe für die erste Sitzung in der neuen Amtspe- riode dienen, in der der neue Kammer- vorstand gewählt wird. ■ Elmar Esser Kammerversammlung im Hörsaal der Universität Potsdam 8 | Brandenburgisches Ärzteblatt 10 • 2020
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK PRÄSIDENTENLOGBUCH Effektives Krisenmanagement: Blaupause aus der Praxis In dem Jahr, in dem der Deutsche des medizinischen Personals. Es müsse, Ärztetag wegen der Corona-Pande- wie angekündigt, sichergestellt wer- mie ausfallen musste, kam der Vor- den, dass Schutzausrüstung innerhalb standsklausur der Bundesärztekammer der EU produziert und in ausreichender (BÄK) eine ganz besondere Bedeutung Menge vorrätig gehalten wird. Firmen, zu. Das hat natürlich auch uns als Gast- die sich nicht an diese Vorgaben hiel- geber gefordert. Die Wahl des Resort ten, dürften keinen Wettbewerbsvor- Schwielowsee als Veranstaltungsort ist teil haben, betont die BÄK in dem Pa- dabei offenkundig recht gut gelungen. pier. Außerdem müssten Qualitätskon- Denn hier wurde im August der Zehn- trollen durchgeführt und Sanktionen Punkte-Plan der Bundesärztekammer bei Nichterfüllung verhängt werden. für ein effektives Krisenmanagement Um die Versorgungskapazitäten für finalisiert, der insbesondere der Ge- Krisenfälle vorzuhalten und zu finanzie- sundheitspolitik dabei helfen kann, aus ren, müssten Personalressourcen und der bisherigen Krise zu lernen. Reservekapazitäten, gerade im Bereich Das Papier ist kein theoretisches, am der Notfall- und Intensivmedizin, im grünen Tisch entstandenes Konzept. Rahmen einer bedarfsgerechten Kran- Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz, Es ist, wie es der Präsident der Bun- kenhausplanung definiert, umgesetzt Präsident der LÄKB desärztekammer, Dr. Klaus Reinhard, und finanziert werden. Da die nieder- Foto: Elmar Esser bezeichnet hat, ein Erfahrungsbericht gelassenen Praxen einen Schutzwall aus dem Gesundheitswesen und damit darstellten, der die Krankenhäuser vor insbesondere unter Kindern und Ju- ein wichtiger Ratgeber von ärztlichen Überlastung bewahrte, sei auch für sie gendlichen zu vermeiden. Praktikern. Denn es waren wir und die eine angemessene Gegenfinanzierung Schließlich fordert die BÄK in ih- Angehörigen anderer Gesundheitsbe- des krisenbedingten Versorgungsmehr- rem Papier, die Impfstoffentwicklung rufe, die in diesem Jahr mit außeror- aufwands unverzichtbar. Auf EU-Ebene durch internationale Abkommen zu dentlichem Engagement dafür gesorgt sind nach Auffassung der Ärzteschaft beschleunigen, die Krise als Treiber für haben, dass Deutschland bislang re- ein Krisenreaktionsmechanismus für Digitalisierung zu nutzen und nicht zu- lativ gut durch die Corona-Pandemie grenzüberschreitende Gesundheits- letzt den Nachwuchs zu fördern und gekommen ist und ein Kollaps der notfälle zu erarbeiten sowie eine Koor- so Fachkräfte zu sichern. Versorgung verhindert werden konnte. dinierungsstelle aufzubauen. Ich bin sehr gespannt darauf, wie die Vieles ist dabei von der Politik richtig Besonders wichtig sei zudem die Stär- Politik auf den Zehn-Punkte-Plan der gemacht worden, zahlreiche Schwach- kung des Öffentlichen Gesundheits- Bundesärztekammer für ein effekti- stellen sind aber auch bei politischen dienstes und die Verkürzung der Mel- ves Krisenmanagement reagiert. Die Entscheidungen und der Organisation dewege (siehe hierzu auch den Bericht bisherigen Erfahrungen mit der Pan- des Gesundheitssystems zu Tage ge- über die Kammerversammlung ab Seite demie haben gezeigt, dass Politiker treten. Diese zu verbessern ist erklärtes 5). Auch für den Bereich der Europäi- im Bedarfsfall auch schnell, manchmal Ziel des Zehn-Punkte-Papiers. schen Union sollte dabei künftig eine aber auch vorschnell, reagieren kön- So schlägt die Bundesärztekammer einheitliche Melde- und Erfassungssys- nen. Dabei wurden bislang finanzielle beispielsweise vor, das Krisenmanage- tematik gewährleistet sein. In weiteren Bedenken gegenüber dem Primat des ment von Bund und Ländern weiter zu Teilen fordert der Zehn-Punkte-Plan Gesundheitsschutzes zurückgestellt. optimieren. Hierzu sollen im Infektions- eine gezielte Ausweitung der Testmaß- Trotz der wieder steigenden Infek- schutzgesetz für den Fall von Epidemi- nahmen sowie eine einheitliche und tionszahlen bliebe somit genügend en und Pandemien feste Krisenstäbe verbindliche Teststrategie für medizini- Zeit, entsprechend zu handeln. Wir mit klar definierten Aufgaben und sche Einrichtungen und Arztpraxen in- Ärztinnen und Ärzte haben dafür jetzt Handlungsmöglichkeiten angelegt klusive Gegenfinanzierung der Kosten. eine Blaupause geliefert, die nicht auf werden, die bei Bedarf schnell einbe- Die Kapazitätserfassung und Kapazi- Theorie, sondern unserem in der Krise rufen werden können. In diese, so die tätssteuerung für die stationäre Versor- gesammelten Erfahrungswissen basiert. BÄK, seien auch die Bundesärztekam- gung sei zu optimieren. Dabei müsse Die muss die Politik jetzt allerdings mer und die Landesärztekammern ein- sichergestellt sein, dass elektive Eingrif- auch nutzen! zubinden. Zudem sollen regelmäßige fe nur entsprechend des tatsächlichen Übungen gesetzlich vorgegeben wer- Anstiegs der Infektionszahlen einge- den. Ein weiterer wesentlicher Punkt schränkt werden. Zudem gelte es, Kol- ■ Mit besten kollegialen Grüßen! sei die Gewährleistung der Sicherheit lateralschäden von Schutzmaßnahmen Ihr Frank-Ullrich Schulz Brandenburgisches Ärzteblatt 10 • 2020 | 9
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK 30 JAHRE LANDESÄRZTEKAMMER BRANDENBURG Interview mit Dr. med. Renate Schuster Dr. med. Renate Schuster war schicken und verglich sie, es gab so GKV- Modernisierungsgesetz ange- von 1992 bis 2016 Mitglied im gut wie keine Abweichungen unter- passt hat und insbesondere für am- Vorstand der Landesärztekam- einander. Mir wurde klar, dass wir bulant tätige Kolleginnen und Kolle- mer Brandenburg. Die Chirurgin identische Strukturen aufbauen muss- gen ungeahnte Berufschancen eröff- engagierte sich von Beginn an auf ten. In der Anfangsphase wurde im- nete. Hier konnte ich im Vorfeld als dem Gebiet Weiterbildung und provisiert. Der Sitz der Geschäftsstelle Mitglied der Ständigen Konferenz Be- hatte den Vorsitz für den Aus- war im ehemaligen sozialmedizini- rufsordnung der BÄK aktiv mitgestal- schuss Berufsordnung inne. Sie schen Institut in Cottbus, die ersten ten. Von den vielen Meilensteinen sei- war viele Jahre am Krankenhaus Vorstandssitzungen fanden in den en stellvertretend die Verabschiedung Märkisch-Oderland als Oberärztin Praxisräumen von Herrn Dr. Kirchner der Weiterbildungsordnung 1992, wo- tätig. statt. Da uns die Aufsichtsbehörde bei alle Facharztbezeichnungen der noch nicht als Körperschaft des öf- ehemaligen DDR übernommen wur- Dr. med. Renate Schuster 1. Was hat Sie bewogen, gleich fentlichen Rechts bestätigt hatte und den, die Gründung der Medizinischen Foto: Elmar Esser zur Gründung der LÄKB in die wir somit als Kammer nicht ermäch- Hochschule in Brandenburg 2014 und Gesundheitspolitik einzustei- tigt waren, Mitgliedsbeiträge zu er- der Aufbau des Krebsregisters Bran- gen bzw. sich für die Kammer zu heben, fehlte uns jegliche finanzielle denburg/Berlin, das 2016 an den Start engagieren? Geschäftsgrundlage. Um arbeitsfähig gegangen ist, genannt. zu sein, nahm Herr Dr. Kirchner ei- Als die Mauer fiel, war ich 40 Jahre nen Kredit von 50.000,00 DM auf; 4. Gibt es eine persönliche Erinne- alt. Ich arbeitete als leitende Ober- ein weiterer Kollege und ich bürgten rung aus der Gründungszeit, an ärztin in einem Krankenhaus der mit unseren Unterschriften. In der die Sie oft zurückdenken? Grundversorgung. Der Alltag war Aufbauphase fanden die Kammerver- geprägt von der Realität der Man- sammlungen noch monatlich statt. Als ich in den Ausschuss Berufsord- gelwirtschaft auf der einen und der Die Sitzungen wurden erst beendet, nung gewählt wurde, war meine politischen Gängelung auf der an- wenn das Tagesprogramm geschafft Motivation klar: die positiven Struk- deren Seite. Mit der Öffnung der war. Ich erinnere mich an die Bildung turen des DDR-Gesundheitswesens, Mauer wurde die Hoffnung auf Ver- der Ausschüsse. Da die Zahl der De- wie Prävention und Vernetzung der besserungen im Gesundheitswesen legierten begrenzt war, mussten die ambulanten und stationären Versor- wie bei vielen Kollegen so auch bei meisten Delegierten sich in zwei oder gung, sollten übernommen werden. mir geweckt. Neue Strukturen muss- drei Ausschüsse wählen lassen, Mot- Diese Vorstellungen musste ich in ten geschaffen werden und da woll- to: „Keiner verlässt die Versammlung, kurzer Zeit über Bord werfen: unse- te ich mitgestalten. Am 3. Februar bevor nicht alle Ausschüsse besetzt re Berufsordnung musste kompatibel 1990 nahm ich an der Gründung sind“. sein mit dem Rechtsgut der Bundes- des Rudolf-Virchow-Bundes in Berlin republik, konkret mit dem Heilberufs- teil und kurze Zeit später folgte ich 3. Wenn Sie die vergangenen drei- gesetz, dem Bundesmantelvertrag, der Einladung dieser ersten Ärztever- ßig Jahre Revue passieren lassen: der Zulassungsverordnung etc. Am tretung nach Cottbus. Dort initiierte wie sehen Sie die Entwicklung der Ende sah unsere Berufsordnung ge- Herr Dr. Kirchner die Gründung des ärztlichen Selbstverwaltung? nauso aus wie die der Kammern in LÄKB e. V.: eine Selbstverwaltung der den alten Bundesländern. Erst 2004 Ärzteschaft – das faszinierte mich. Absolut positiv. Wir haben in kürzes- war der politische Wille zur Änderung ter Zeit eine funktionierende Selbst- der Strukturen im Gesundheitswesen 2. Wie verliefen die ersten Schrit- verwaltung aufgebaut. Ab 1992 hat- da. Nach fast 15 Jahren öffneten sich te beim Aufbau einer ärztlichen ten wir ein eigenes Versorgungswerk, die Krankenhäuser für ambulante Selbstverwaltung, gab es Hür- in dessen Aufsichtsausschuss ich über Leistungen, im ambulanten Bereich den zu meistern, wenn ja, welche mehrere Legislaturperioden mitarbei- arbeiten heute Ärztinnen und Ärzte waren das? ten konnte. 1999 war die LÄKB Gast- in der eigenen Niederlassung oder geber des 102. Deutschen Ärztetages im Angestelltenverhältnis, sie kön- „Hochmotiviert aber völlig ahnungs- in Cottbus. Als Mitglied des Vorstan- nen fachübergreifende Berufsaus- los“ – so charakterisierte Herr Dr. des war ich in die Vorbereitung des übungsgemeinschaften betreiben, Kirchner rückblickend uns Kollegin- Rahmenprogrammes eingebunden. überregionale Praxen gründen und nen und Kollegen in der Anfangspha- 2004 verabschiedete der 107. Deut- mit Vertretern anderer Berufsgruppen se der Kammergründung. Mir ging es sche Ärztetag in Bremen eine radikal kooperieren. nicht anders. Ich ließ mir von allen umgestaltete Berufsordnung, die das Kammern der alten Bundesländer Berufsrecht an das im Januar des sämtliche Ordnungen und Satzungen gleichen Jahres in Kraft getretenen ■ Das Gespräch führte Anja Zimmermann M.A. 10 | Brandenburgisches Ärzteblatt 10 • 2020
KAMMERWAHLEN ES IST BALD KAMMERWAHL UND ALLE GEHEN HIN: Der Hartmannbund in Brandenburg Der Hartmannbund ist der ein- märkischen Krankenhäuser ein, auch Der Hartmannbund: gemeinsame zige freie Verband, der mit einer als Form der Daseinsfürsorge des Staa- Antworten, klare Wertevorstellungen, über 100-jährigen Tradition und tes gegenüber seinen Bürgern. die Interessen aller Ärztinnen und Ärz- mit über 900 brandenburgischen te im Blick. Mitgliedern die beruflichen, wirt- Seit jeher beziehen wir klare Stellung schaftlichen und sozialen Interes- gegen zunehmende Kommerzialisie- sen aller Ärztinnen und Ärzte und rung und Ökonomisierung im Gesund- ■ Dr. Hanjo Pohle, Vorsitzender Medizinstudentinnen und -stu- heitswesen als entscheidenden Faktor Hartmannbund denten vertritt. Dabei macht es sich verändernder Arzt - Patienten keinen Unterschied, ob eine Kol- - Verhältnisse und fordern eine Rück- legin oder ein Kollege in der Klinik kehr zu den ursprünglichen Werten angestellt oder niedergelassen, in der Medizin. Wir fordern weiterhin Dr. med. Hanjo Pohle Foto: Thomas Kläber Haus- oder Gebietsarzt, im ÖGD, Maßnahmen zur Erhöhung der Ge- MDK oder bei der Bundeswehr ist: sundheitskompetenz der Bevölkerung, Wir setzen uns weiter ein für: alle eint der Arztberuf als Beru- um vor dem Hintergrund der demogra- - Verhinderung von noch mehr Staat fung und die gleichen Wertevor- phischen Veränderungen das Gesund- im Gesundheitswesen stellungen in dieser Profession. heitssystem zukunftsfähig zu machen. - die Berücksichtigung aller Generati- Deshalb ist es folgerichtig daran Digitalisierung und künstliche Intelli- onen von Ärzten in kammerspezifi- zu glauben, dass nur eine wei- genz, dort wo sie unser ärztliches Tun schen Aufgabenfeldern testgehend geeinte Ärzteschaft unterstützt, den Krankenkassen die - Stabilisierung unserer Kammerbei- träge gegenüber der Politik unsere be- Verwaltung zu erleichtern und Stamm- - ein gesundes Verhältnis von Beruf rechtigten ärztlichen Interessen daten der Versicherten im Auftrag der und Freizeit vertreten kann und dies unabhän- Kassen abzugleichen, sind und blei- gig ewigen Lagerdenkens. ben keine Aufgabe von Ärztinnen und Wir wollen: Ärzten. Ärztekammern müssen sich - eine Rückkehr zu den ursprünglichen In Brandenburg ist der Hartmann- zunehmend als Serviceunternehmen Werten in der Medizin bund schon seit Jahren dafür bekannt, im Interesse ihrer Mitglieder begreifen - die Beibehaltung aller Krankenhäu- ser in Brandenburg in den gesundheitlichen Debatten und bei allem Körperschaftsgedanken - ein vernünftiges und faires Miteinan- kein Blatt vor den Mund zu nehmen. die Balance als Interessenvertretung der von ambulant und stationär Beharrlich tritt der Verband für eine unserer Kolleginnen und Kollegen nicht - die Einhaltung der Arbeitszeiten in wahrhafte, humane Medizin ein, in der vergessen. den Kliniken Empathie, Zuwendung und Mitgefühl - die Abschaffung der DRGs nicht zu kurz kommen. Staatlicher Di- Dafür und für vieles mehr setzen wir - intelligentes Überweisungsverhal- rigismus ist den Ärztinnen und Ärzten uns als Hartmannbund in Brandenburg ten zwischen Haus und Gebietsärz- ten zum Wohle der Patienten im Hartmannbund ein Dorn im Auge ein und möchten in der Berufspoli- - junge Ärzte in berufspolitischer Ver- und so bezieht der Verband klare Kan- tik die Demokratie wieder von unten antwortung, da es ja besonders um te wo es gefordert ist: sei es bei Anhö- nach oben leben und nicht, wie so ihre Zukunft geht rungen zu neuen Gesetzesvorhaben, in oft üblich, umgekehrt. Dazu bedarf Gesprächen mit politischen Entschei- es der Mitarbeit vieler Kollegen bzw. Wir fordern: dungsträgern oder im Rahmen wich- der Möglichkeiten, sich auch als nicht - Schluss mit der unsäglichen Ökono- tiger Veranstaltungen im Gesundheits- in der Berufspolitik verhafteter Arzt zu misierung und Kommerzialisierung bereich, sowohl in Brandenburg als Wort zu melden und diese Möglichkei- aller Gesundheitsbereiche, Medizin ist keine Ware auch auf Bundesebene. In der Landes- ten werden wir schaffen. Somit sollte - keine Einkommensverluste auf ärztekammer und in der Kassenärztli- ein Grundstein gelegt werden, die Grund der Corona-Pandemie chen Vereinigung treten wir vehement Ärztekammer wieder primär als Stan- - bessere Vergütung von Hausbesu- für unsere freie Berufsausübung ein, desvertretung aller Ärzte zu sehen, wie chen welche zunehmend bedroht wird. Die der Name schon sagt: eine Kammer für - Ausbau der Online-Fortbildungen in Zurückdrängung staatlicher Einflüsse Ärzte. der Ärztekammer ist uns ebenso ein Uranliegen wie die - künstliche Intelligenz zum Nutzen Positionierung gegen Opportunismus Wenn Sie sich mit diesen Kerngedan- der Ärzte - keine Bürokratiearbeit für Kranken- und Obrigkeitsgläubigkeit in der Be- ken der berufspolitischen Aktivitäten kassen rufspolitik. des Hartmannbundes identifizieren können, so bitten wir um Ihre Stimme Wir sind uns und unseren Patienten Konkret setzt sich der Hartmannbund – wir werden sie nicht enttäuschen. verpflichtet! Lassen sie uns dies wieder anstreben! schon seit Jahren für den Erhalt aller Vielen Dank! Brandenburgisches Ärzteblatt 10 • 2020 | 11
Wahlaufruf der Liste >> Bündnis für Brandenburg >Bündnis für Brandenburg
>> Bündnis für Brandenburg >Bündnis für Brandenburg
KAMMERWAHLEN WAHLAUFRUF DES MARBURGER BUNDES Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Landesärztekammer greift Schritt für Schritt verbessert. Beim Tarif- kümmern. Nur gemeinsam mit allen vielfältig in unseren ärztlichen vertrag mit der Vereinigung kommuna- Ärztinnen und Ärzten sind wir in der Alltag ein. Themen wie Weiterbil- ler Arbeitgeber 2019 war die Verbesse- Lage, die berechtigten Forderungen der dung, Berufsordnung oder Fortbil- rung der Arbeitsbedingungen und der Ärzteschaft an Politik und Gesellschaft dung betreffen alle Ärzte. Deshalb Lebensqualität erstmals wichtiger als durchzusetzen. Wir maßen uns nicht ist es wichtig, dass der Marburger die reine Entgelterhöhung. Damit wer- an, diese Aufgaben als Marburger Bund Bund (MB) in den Gremien der Lan- den die Erkenntnisse aus der Befragung allein erfüllen zu können. Vielmehr rei- desärztekammer vertreten ist. der Mitglieder – dem MB-Ärztemonitor chen wir allen Kolleginnen und Kolle- – umgesetzt. Dieser Vertrag dient als gen sowie ihren Verbänden die Hand Der MB hat sich seit seiner Gründung Leitschiene für alle anderen Verhand- zur gemeinsamen Interessenvertretung. im Jahr 1947 stetig für die Verbesse- lungen auf Landes- und Bundesebene. Politik für die Ärzteschaft kommt im- Dr. med. Steffen König rung der Arbeits- und Lebensbedin- Andere „Bünde“, die für sich in An- mer der Patientenversorgung zugute. Foto: Anja Zimmermann M.A. gungen der Ärzteschaft eingesetzt. spruch nehmen, sich für die Interessen Machen Sie von Ihrem Wahlrecht Ge- Mittlerweile ist aus der kleinen Grup- der Krankenhausärzte einzusetzen, blei- brauch und geben Sie Ihre Stimme dem pe der Gründungsmitglieder Europas ben dagegen bei der Analyse stehen. Marburger Bund. Unsere Ziele haben größter Ärzteverband geworden. Der Der MB ist nicht nur eine Gewerk- wir im Wahlprogramm zusammenge- MB ist der einzige Ärzteverband in schaft, sondern engagiert sich auf po- fasst. Die Kandidaten werden wir Ihnen Deutschland, der die Arbeitsbedingun- litischer Ebene vielfältig für die Ärzte- im nächsten Heft präsentieren. gen der angestellten und verbeamteten schaft. Kolleginnen und Kollegen nicht nur un- Darüber hinaus reicht es nicht aus, tersucht, sondern in schwierigen Tarif- wenn wir uns nur um die abhängig be- ■ Dr. med. Steffen König verhandlungen mit den Arbeitgebern schäftigten Kolleginnen und Kollegen Wahlprogramm Marburger Bund Brandenburg Für menschliche Arbeitsbeding Weiterbildungsassistenten und nut- Fortbildungszeit ist Arbeitszeit und ungen zen konsequent die Möglichkeiten des keine Freizeit. Die Studie des MB zur psychischen elektronischen Logbuchs. Damit wol- Belastung von Ärztinnen und Ärz- len wir den Weiterbildungsassistenten Für eine konsequente Entbürokra- ten hat erschreckende Ergebnisse zu und den Weiterbildern ein zukunfts- tisierung Tage gebracht. Der MB kämpft des- weisendes Tool an die Hand geben, Unser Gesundheitssystem braucht halb nicht nur für Tarifsteigerungen, welches auch hilft, die bürokratischen Veränderungen. Es ist aber ein Irrglau- sondern für eine Verbesserung der Hürden in der Weiterbildung auf das be, diese Veränderungen allein durch Arbeitsbedingungen. Die Arbeitsbe- Notwendige und Unerlässliche zu gesetzliche Regelungen erreichen zu lastung in den Bereitschaftsdiensten beschränken. Die Brandenburger As- können. Jedes Gesetz bringt, auch und Rufbereitschaften hat sich konti- sistenzärzte müssen Zeit für ihre Wei- wenn die Intention dahinter nachvoll- nuierlich gesteigert. Dieser Trend muss terbildung haben und dürfen nicht ziehbar ist, neuen bürokratischen Irr- umgekehrt werden. ÄRZTE SIND AUCH einfach im Klinikalltag verschlissen sinn mit sich. Wir wollen gemeinsam MENSCHEN. Ärzte brauchen mehr Zeit werden. Weiterbildung darf nicht nur an der Weiterentwicklung des Gesund- für die Patienten, für sich und ihre Fa- auf dem Papier stehen. Sie muss gelebt heitssystems arbeiten. Gemeinsame milien! werden. Verantwortung statt Regelungswut. Nur Ärzte, die unter menschlichen Ar- Vor allem lehnen wir Gesetze ab, die beitsbedingen tätig sind, können eine Für eine gute Fortbildung Krankenhausschließungen durch die menschliche Patientenversorgung ge- Die Fortbildungsangebote müssen Hintertür ermöglichen. währleisten. mit der Moderne Schritt halten. Dazu gehört ein sinnvolles und ausgewo- Für die konsequente Umsetzung Für eine gute Weiterbildung genes Miteinander von Präsenzveran- der Digitalisierung Wir setzten uns für eine exzellen- staltungen und Online-Fortbildungen. Die Digitalisierung ist ein Motor für te Weiterbildung ein. Der Facharzt Präsenzveranstaltungen sollen vor al- Fortschritte in allen Bereichen der Ge- aus Brandenburg steht bundesweit lem der Vermittlung praktischer Fähig- sellschaft, ganz besonders im Gesund- für Qualität. Wir unterstützen unsere keiten und Fertigkeiten dienen. heitswesen. Wir sorgen dafür, dass 14 | Brandenburgisches Ärzteblatt 10 • 2020
KAMMERWAHLEN sich die Fortschritte der Digitalisierung selbst keine Steuergelder. Damit tragen Campus in Cottbus voll unterstützen. an den Bedürfnissen der Patienten und wir überproportional zur Sicherung der Brandenburg braucht „Ärzte made in Ärzte orientieren und nicht an den Be- gesetzlichen Rentenversicherung bei Brandenburg“. dürfnissen der Bürokraten. und leisten einen großen Beitrag zum Solidarsystem. Wir wehren uns gegen Für die Integration unserer auslän- Für eine radikale Korrektur der alle Versuche, die Versorgungswerke dischen Kollegen Krankenhausfinanzierung zu diskriminieren. Es ist eine Schande, dass ein reiches Das DRG-System hat versagt. Wir Land wie Deutschland seinen Bedarf brauchen ein System, das sinnvolle Für die gemeinsame Durchsetzung an Ärztinnen und Ärztinnen dadurch Maßnahmen (Investitionen in Hygiene, ärztlicher Interessen decken muss, dass sie aus anderen Vorhaltung für Krisen, Investitionen in Ob angestellte, niedergelassene oder Ländern, wo sie noch dringender ge- Qualität…) ermöglicht und nicht eine bei Behörden beschäftigte Ärzte, wir braucht werden, abgeworben werden. sinnlose Leistungsvermehrung för- haben gemeinsame Interessen ge- Trotzdem müssen wir diese Kollegin- dert. Wir fordern Qualität statt Case- genüber Politik und Gesellschaft. Nur nen und Kollegen mit voller Energie mix-Punkte. gemeinsam sind wir stark. Wir sind ge- unterstützen. Dazu gehört sowohl die meinsam Teil eines funktionierenden Hilfe beim Erlernen unserer Sprache als Die Corona-Pandemie hat die Schwä- Systems und brauchen einander. Wir auch Orientierung in unserem kompli- chen des Systems schonungslos auf- lassen uns nicht durch Partikularinter- zierten System und die freundschaftli- gedeckt. Wir brauchen ein System, essen auseinanderdividieren. Beispiel- che Zusammenarbeit. Brandenburg ist dass die verlässliche Finanzierung der haft sei die gemeinsame Erarbeitung zwar nach den Ergebnissen der Land- Vorhaltekosten – vor allem der Perso- eines Papiers zur Notfallversorgung tagswahl politisch nach rechts gedrif- nalkosten – sichert und mit einer leis- von KBV und MB genannt. tet, es gibt aber keinen Platz für Diskri- tungsbezogenen – nicht mengenbezo- minierung im Gesundheitssystem. genen – Komponente kombiniert wird. Für mehr Ärztinnen in den Gremi- en der Ärzteschaft Für den Erhalt unserer Umwelt für Für eine flächendeckende Notfall- Die Medizin wird nicht weiblich, sie künftige Generationen versorgung ist es schon. Unsere Kolleginnen sind Umweltschutz ist Gesundheitsschutz. Wir wollen ein sinnvolles Ineinander- nicht Bereicherung, sie haben auch Wir setzen uns für mehr Nachhaltigkeit greifen von kassenärztlichem Notfall- den männlichen Kollegen die Augen und Achtung vor unserer natürlichen dienst, Rettungsdienst und stationärer dafür geöffnet, dass unser schöner Umwelt ein. Die Kammer werden wir Notfallversorgung. Wir brauchen keine Beruf mit einem erfüllten Privatleben systematisch unter Beachtung der Um- neuen Strukturen, wie die integrierten vereinbar ist. Der Marburger Bund hat weltstandards weiterentwickeln. Notfallzentren, die die Abschottung in seinen Gremien eine Geschlechter- der Sektoren zementieren. Wir Ärzte quote eingeführt. Diese soll als Vorbild Für die Sicherstellung des Katas übernehmen gemeinsam Verantwor- für die Kammergremien gelten. trophen- und Zivilschutzes tung. Die COVID-19 Pandemie hat aufge- Für endlich mehr Wertschätzung zeigt, dass der Katastrophen- und Zi- Respekt vor dem Lebenswerk der des Öffentlichen Gesundheits- vilschutz in den letzten Jahren sträflich älteren Generation dienstes vernachlässigt wurde. Die daraus resul- Wir achten und respektieren alle Die anhaltende Verweigerung der tierenden wirtschaftlichen Folgekos- Ärztinnen und Ärzte, die sich im Ru- öffentlichen Arbeitgeber von Tarifver- ten im Milliardenbereich übersteigen hestand befinden. Sie habe ihr Berufs- handlungen unter fadenscheinigen bei weitem die Vorhaltekosten von leben unter schwierigen Bedingungen Argumenten ist nicht nur eine krasse Schutzausrüstungen im ABC-Katastro- gestartet und nach der Wende das Diskriminierung der Ärztinnen und phen- und Zivilschutz. Brandenburger Gesundheitswesen in unserem Bun- Ärzte. Vielmehr wird hier fahrlässig mit Ärzte fordern von der Gesundheitspoli- desland und die ärztlichen Standesver- dem Leben und der Gesundheit der tik eine ausreichende Bevorratung und tretungen aufgebaut. Wir sind ihnen Bevölkerung gespielt. Schluss damit. Bereitstellung von Schutzausrüstung, zu tiefster Dankbarkeit verpflichtet Die Ärzte des ÖGD haben das Recht, um Patienten- und Ärzteleben nicht zu und werden sie in das Kammerleben durch eine Gewerkschaft vertreten zu gefährden. einbeziehen. werden, die ihre Interessen wirklich vertritt. Wo wären wir in der Pande- Weitere Informationen unter Für eine gerechte und auskömm- mieabwehr ohne die Kolleginnen und www.kammerwahl-brandenburg.de liche Rente Kollegen des ÖGD? Trotz Finanzkrise hat das kapitalge- deckte System der berufsständischen Für die Förderung und Weiterent- Versorgung seine Überlegenheit ge- wicklung der Medizinerausbildung ■ Dr. med. Steffen König genüber dem Umlageverfahren der in Brandenburg gesetzlichen Rentenversicherung be- Unsere Hochachtung gilt der Ar- wiesen. Wir bezahlen mit unseren beit der Medizinischen Hochschule Steuern die Defizite der gesetzlichen „Theodor Fontane“. Wir werden so- Rentenversicherung, erhalten jedoch wohl die MHB als auch den geplanten Brandenburgisches Ärzteblatt 10 • 2020 | 15
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