Sport und Politik Zwischen Special Olympics und Fußball-WM - Nr. 02 / Juni 2018 - Landtag SH

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Sport und Politik Zwischen Special Olympics und Fußball-WM - Nr. 02 / Juni 2018 - Landtag SH
Nr. 02 / Juni 2018

 Sport
  und
Politik
        Zwischen
Special Olympics
und Fußball-WM
Sport und Politik Zwischen Special Olympics und Fußball-WM - Nr. 02 / Juni 2018 - Landtag SH
Inhalt                                       Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    Sport und Politik                  5 – 11
                                                 2018 ist ein Sportjahr, sowohl international als auch in Schleswig-Holstein.
    Zahlen zum Sportland                         Die Fußball-Weltmeisterschaft zieht in diesem Sommer wieder Milliarden Menschen
    Schleswig-Holstein                       5   auf der ganzen Welt in ihren Bann. Abseits der Spielfelder wird kontrovers diskutiert,
    WM-Umfrage: Ist Russland                     ob Russland ein geeigneter Gastgeber für das Großereignis ist. Wir haben Stimmen
    ein geeigneter Gastgeber?               6    im Landtag gesammelt.
    Special Olympics in Kiel                8    Sportler aus dem nördlichsten Bundesland haben zuletzt für positive Schlagzeilen gesorgt.
                                                 Die Handballer der SG Flensburg-Handewitt errangen die Deutsche Meisterschaft,
    Im Rückblick:
                                                 Holstein Kiels Fußballern glückte beinahe der Durchmarsch von der Dritten in die
    Zahlenlotto und Fußballtoto 1955        10
                                                 Erste Liga, und der SC Weiche Flensburg 08 holte den Titel in der Fußball-Regionalliga.
    Geld für Holstein Kiel                       Um den Spitzensport zu fördern, investiert das Land in die Sportarenen und bemüht sich
    und Glückwünsche an die                      zugleich, den Sanierungsstau bei Bolzplätzen und Schwimmhallen aufzulösen. Wir werfen
    SG Flensburg-Handewitt                  11   einen Blick auf die Sportförderung im Lande.
                                                 Einen Gegenpol zum kommerziellen Profisport bildeten im Mai die Special Olympics
    Leichte Sprache: Nachrichten                 in Kiel. Die Spiele der geistig und mehrfach behinderten Menschen waren ein
    in Internet und in Zeitungen            12   fröhliches Fest mit olympischem Flair. Die Begeisterung der Athleten war auch bei
                                                 einem Empfang im Landeshaus zu spüren.
    Die Seite für das Ehrenamt              13

                                                                                                                  20
                                                 Viel Spaß beim Lesen                                           ­ZÄHLBARES
    Im Zentrum:                       14 – 15    und einen schönen Sommer wünscht
    Politische Pläne für die Sommerferien
                                                 Ihre Redaktion
    Plenarberichte                    16 – 17                                                          von 100 möglichen Punkten erhält
                                                                                                         ­Russland von der Organisation ­
    Neue Studie zu NS-Seilschaften,
                                                                                                    „Freedom House“, die weltweit die Lage
    Semesterticket                          16
                                                                                                        der Menschen- und Bürgerrechte
    Rauchen im Auto, Plastikmüll            17                                                             beurteilt. Deutschland liegt
                                                                                                                 bei 94 Punkten.

    Wahlen: Kommunalwahl 2018,                   Landtag lädt wieder                                        Mehr zum WM-Gastgeber
    Studie zur Kandidatenaufstellung        18                                                                     ab Seite 6.
                                                 zum Tag der offenen Tür
    Personalien                             19
                                                    Voraussichtlich am Sonntag, den 16. Juni 2019, öffnet der Landtag wieder seine Pforten für
                                                 alle, die einmal hinter die Kulissen der Landespolitik blicken möchten. Den Tag der offenen
    Politische Bildung: ­                        Tür im Landeshaus gibt es in der Regel einmal in jeder Wahlperiode, zuletzt vor drei Jahren.
    „Länderabend“ Bulgarien,                     Den Termin für das nächste Parlamentsfest, eine Woche vor der Kieler Woche im kommenden
    zehn Jahre Landes­verfassungsgericht 20      Jahr, hat der Ältestenrat Ende April vereinbart. Vor drei Jahren zog der Tag der offenen Tür rund
    Karl-Marx-Biograf Jürgen Neffe               15.000 Besucher in den Kieler Landtag. Auf dem Programm standen Debatten, Musik, Informa-
    im Interview                            21   tionen, Spiel und Unterhaltung.

    Ausschüsse                        22 – 23
    Rocker-PUA, Sitzungstermine ­
    bis Jahresende                          22
    Diskussion über Werbung für
    ­Abtreibung                             23

    Europa: Nordischer Rat,
    Parlamentsforum,
    Länderzentrum Niederdeutsch             24

    Bücherecke, Impressum                   25
    Im Porträt: Jörg Nobis (AfD),
    Aminata Touré (Grüne)                   26
    Ins Bild gerückt:
    zu Besuch im Landeshaus                 27
    Termine, Termine, Termine               28
                                                 Buntes Treiben und gute Stimmung herrschten beim Tag der offenen Tür 2015.

2                                                           DER LANDTAG 02 /2018
Sport und Politik Zwischen Special Olympics und Fußball-WM - Nr. 02 / Juni 2018 - Landtag SH
AKTUELL

           Ein Karton voller                                                                             Wortwörtlich
  ­Protest gegen Fracking:
                                                                                                          „Die Gründung der HSH Nordbank war die
        ­Landtagspräsident
                                                                                                          folgenschwerste Fehlentscheidung, die der
      Klaus Schlie mit den
                                                                                                           Landtag jemals getroffen hat. Es gibt nicht
     ­Vertrauenspersonen
                                                                                                            den einen Schuldigen für das Desaster,
         der Initiative, dem
                                                                                                         ­sondern es handelt sich vielmehr um einen
      ehemaligen Piraten-                                                                                        Fall von Kollektivversagen.“
    Abgeordneten Patrick                                                                                              (Tobias Koch, CDU)
     Breyer und Reinhard
    Knof, Vorsitzender der                                                                                   „Die finanziellen Lasten des Verkaufs
   „Bürgerinitiative gegen                                                                               ­ erden uns in den kommenden Haushalten
                                                                                                         w
     CO2-Endlager“ (v.li.).                                                                              begleiten und sich negativ auf unsere finan-
                                                                                                          zielle Handlungsfähigkeit auswirken – egal
                                                                                                          wer regiert. Dennoch ist die Entscheidung
                                                                                                         für einen Verkauf die richtige Entscheidung.“
                                                                                                                     (Thomas Rother, SPD)

42.000 Unterschriften zum Schutz des Wassers                                                             „Blicken wir zurück ins Jahr 2003. Während
                                                                                                           ich, 13 Jahre alt, gerade an der Realschule
Die Organisatoren der Volksinitiative               an die Oberfläche gelangen kann. Kritiker
                                                                                                              sitzenbleibe und nichts davon ahne,
zum Schutz des Wassers haben Ende                   befürchten Gefahren für das Grundwasser.
                                                                                                          15 Jahre später in diesem Hause eine Rede
Mai nach eigenen Angaben 42.185 Unter­              Fracking wird in Schleswig-Holstein nicht
                                                                                                         zum Verkauf der HSH Nordbank zu halten,
schriften an Landtagspräsident Klaus                praktiziert. Der Landtag hat sich in der ver-
                                                                                                             feiern in Hamburg 4.500 ausgewählte
Schlie übergeben. Zentrales Anliegen                gangenen Wahlperiode einstimmig gegen die             Gäste und Bankerinnen die Fusion zweier
der Initiative ist ein vollständiges Ver-           Technik ausgesprochen. Den Unterschriften-            Landes­banken. Exklusiv geladen: Bon Jovi.
bot der umstrittenen Fracking-Technik               sammlern geht das jedoch nicht weit genug,              Das Kapitel HSH Nordbank strotzt von
im Lande.                                           sie wollen ein rechtssicheres Verbot.                Skandalen und Fehleinschätzungen und ist
  Über Änderungen am Wassergesetz will                Die Unterschriften werden nun vom                      geschrieben mit Arroganz und Gier.“
ein Bündnis aus 14 Institutionen das Fracking       Innen­ministerium überprüft. Damit sich das                    (Lasse Petersdotter, Grüne)
bei der Förderung von Erdöl und Erdgas ver-         Landesparlament mit dem Anliegen befassen
bieten. Beim Fracking wird ein Gemisch aus          muss, sind 20.000 gültige Unterschriften er-          „Diese Altlast wird nicht nur diesem Land-
Wasser, Sand und Chemikalien in den ­Boden          forderlich. Der Landtag muss dann prüfen, ob           tag, sondern auch zukünftigen Landtagen
gepresst. So entstehen Risse im Gestein,            die Initiative rechtlich zulässig ist und sich bis   finanzielle Spielräume nehmen, die man für
durch die Erdgas entweichen und über R ­ ohre       November inhaltlich positionieren.                     deutlich bessere Dinge hätte nutzen kön-
                                                                                                          nen. Wir räumen nun gemeinsam quasi die
                                                                                                           Trümmer weg, die uns frühere politische
Volksinitiative Wind: Entscheidung im Juli                                                                 Entscheidungsträger hinterlassen haben.“
                                                                                                                    (Christopher Vogt, FDP)
Der Landtag wird voraussichtlich im                 Lehnt der Landtag das Vorhaben ab, hätten die
Juli seinen Beschluss zu einer Volks­               Initiatoren die Möglichkeit, über ein Volksbe-          „Lassen Sie uns auch immer daran erin-
initiative fällen, die größere ­Abstände            gehren einen Volksentscheid herbeizufüh-             nern, dass Schleswig-Holstein um ein Haar
zu Windkraftanlagen fordert. Eine                   ren. Die Initiatoren fordern, die Abstände von        ­finanziell vollends ruiniert worden wäre.
­weitere Initiative zu diesem Thema ist             Windrädern zu Wohnhäusern landesweit auf             Es ist nicht zuletzt glückliche Fügung, dass
 hingegen im April wohl gescheitert.                ein Zehnfaches der Anlagenhöhe, mindes-              sich nicht noch viel mehr Risiken realisiert
   Die Initiative „Für größere Abstände             tens aber auf 1.000 Meter zu erhöhen.                   haben. Derartige Risiken dürfen wir nie
                                                                                                                       wieder eingehen.“
 zwischen Windkraftanlagen und Wohn­                  Demgegenüber hat die Initiative „Für die
                                                                                                                       (Jörg Nobis, AfD)
 bebauung“ hat 22.809 gültige Unterschriften        Durchsetzung des Bürgerwillens bei der
 gesammelt. Damit wurde die Mindestzahl von         Regionalplanung Wind“ das Quorum von
                                                    ­
                                                                                                           „Wir glauben, dass hier gut verhandelt
 20.000 Unterstützern erreicht. Der Petitions­      20.000 nicht erreicht. Das Innenministerium
                                                                                                           wurde, und dass die HSH Nordbank in
 ausschuss hat die Vertreter der I­ nitiative En-   zählte lediglich 19.678 gültige Unterschriften.      neuer Eigentümerschaft eine gute Chance
 de Mai angehört. Im Juli wird der Landtag vo-      Die Initiative fordert vorm Verwaltungs­              am Markt hat. Der Verkauf der Anteile ist
 raussichtlich über das Anliegen a­ bstimmen.       gericht eine Nachzählung.                             die vermögenschonendste Variante. Die
                                                                                                         Alternative wäre eine sofortige Abwicklung
                                                                                                         der Bank, bei der wir nicht wüssten, wie das
Diäten steigen um 2,5 Prozent                                                                                          Ganze ausgeht.“
                                                                                                                       (Lars Harms, SSW)
   Die Entschädigung für die Abgeordneten           vergangenen Jahr. Der amtliche Index be-
des Landtages steigt ab dem 1. Juli um 2,5 Pro-     zieht sich auf die durchschnittlichen Brutto-                  Aus der Debatte am 26. April
zent von 8.219 auf 8.425 Euro. Grundlage sind       monatsverdienste der vollzeitbeschäftigten              über den Verkauf der HSH Nordbank
laut Paragraf 28 des Abgeordnetengesetzes           Arbeit­nehmer (einschließlich der Beamten)               an a­ merikanische Finanzinvestoren.
die Zahlen des Statistikamtes Nord über die         in Schleswig-Holstein.                                  Der Landtag s­ timmte dem Antrag der
allgemeine Einkommensentwicklung im                                                                           ­Landesregierung einstimmig zu.

                                                                DER LANDTAG 02 /2018                                                                     3
Sport und Politik Zwischen Special Olympics und Fußball-WM - Nr. 02 / Juni 2018 - Landtag SH
AKTUELL

Landesparlamente wollen sich stärker im Internet engagieren
  Die deutschen Landesparlamente wollen           Jahr vom Thüringischen Landtag auf Schloss      nicht die komplexe Entscheidungsfindung
verstärkt auf moderne Medien setzen, um           Ettersburg bei Weimar ausgerichtet wurde.       in der repräsentativen Demokratie, die auch
den Kontakt zu den Bürgern auszubauen, und          Anonyme, aggressive Wortmeldungen sei-        mit der Bereitschaft zum Ausgleich der Inter-
sie wollen Hassbotschaften und „Fake News“        en ebenso ein Problem für die Debattenkultur    essen und zum Kompromiss verbunden sein
im Internet zurückdrängen. Ziel sei es, „die      wie Falschbehauptungen oder die Vorsortie-      muss.“
Instrumente der modernen Informationsge-          rung von Informationen durch Konzerne wie          Die Präsidenten kündigen eigene Aktivitä-
sellschaft in einer Weise zu nutzen, welche       Google und Facebook. „Auch die Anbieter         ten an: So sollen „unterschiedliche Wege der
die parlamentarische Demokratie festigt“,         großer sozialer Netzwerke haben eine ge-        Beteiligung und des Dialogs mithilfe neuer
heißt es in der „Ettersburger Erklärung“ der      sellschaftliche Mitverantwortung für die de-    Medien beschritten und erprobt“ werden.
16 Landtagspräsidenten. Die Parlamentschefs       mokratische Diskussionskultur“, stellen die     Ziel seien „eine weitere Sensibilisierung der
waren Mitte Juni zu ihrer jährlichen Konfe-       Landtagspräsidenten fest. Für Diskussions-      Bevölkerung im Umgang mit digitalen Me-
renz zusammengekommen, die in diesem              teilnehmer gelte: „Ein Klick im Netz ersetzt    dien“ sowie die Stärkung der politischen Bil-
                                                                                                  dung. Die Landtagspräsidentenkonferenz un-
                                                                                                  terstreicht: „Die Erschließung des digitalen
                                                                                                  Raumes als eines Forums politischer Teilhabe
                                                                                                  ist grundsätzlich bereichernd.“

                                                                                                  Durchsuchung von
                                                                                                  Schnurrbuschs Büro
                                                                                                  war rechtswidrig
                                                                                                  Auf Antrag der Kieler Staatsanwalt-
                                                                                                  schaft hatte die Polizei am 20. Juli 2017
                                                                                                  das Landtagsbüro sowie die Wohnung
                                                                                                  des AfD-Abgeordneten Volker Schnurr-
In der Nähe von Weimar trafen sich die Oberhäupter der deutschen Landesparlamente.                busch durchsucht. Anfang Juni hat das
                                                                                                  Kieler Landgericht entschieden, dass dies

Landtag empfängt                                  Landesbeirat für Menschen                       rechtswidrig war.
                                                                                                     Hintergrund war ein Eintrag auf einer AfD-
Angehörige von                                    mit Behinderung                                 Facebook-Seite. Dort soll die linke „Antifa“

Bundeswehrsoldaten                                gegründet                                       mit der nationalsozialistischen SA gleich­
                                                                                                  gesetzt worden sein, und es sollen verbotene
    Der Landtag hat Ende April rund 160             Der Landesbeirat zur Teilhabe für Men-        Symbole gezeigt worden sein. Der Vorwurf:
­Familienmitglieder von Bundeswehr­soldaten       schen mit Behinderung ist Mitte Mai im          Schnurrbusch soll als AfD-Pressesprecher
 empfangen, die zurzeit im Auslandseinsatz        Landeshaus erstmals zusammengekommen.           presserechtlich für den Eintrag verant­
 sind. „Wir wissen es sehr zu schätzen, dass      Geleitet wird das Gremium vom Landesbe-         wortlich gewesen sein. Der Landtag hatte
 Sie als Angehörige unseren Soldatinnen           auftragten für Menschen mit Behinderung,        Schnurrbuschs Immunität teilweise aufge­
 und Soldaten den Rücken freihalten. Ohne         Ulrich Hase. Grundlage für die Arbeit des       hoben.
 Sie könnten sie im Einsatz nicht bestehen“,      Beirats ist das im März verabschiedete Teil-       Die Richter stuften den Eintrag nun als
 sagte Landtagspräsident Klaus Schlie. Die        habestärkungsgesetz. Der Landesbeirat soll      nicht strafrechtlich relevant ein. Der derzeit
 ­Familien trügen eine schwere Last und gingen    Beteiligungsrechte bei Entscheidungen der       nicht öffentlich bekannte Verfasser des Bei-
  „quasi mit in den Einsatz“. Während sich die    Landespolitik stärken und die Arbeit des Lan-   trags habe sich deutlich distanziert von der
  Erwachsenen mit Politikern austauschten,        desbeauftragten unterstützen.                   mit dem Symbol verbundenen Bedeutung,
  stand für Kinder ein buntes Spieleangebot auf     „Der Landesbeirat ist ein wichtiges Signal    wie eine Gerichtssprecherin sagte.
  dem Programm.                                   für Menschen mit Behinderung in unse-              Schnurrbusch, der selbst Beschwerde ge-
    Die Einsatzgebiete der schleswig-holstei-     rem Land“, so Hase: „Die politische Beteili-    gen die Durchsuchungen eingelegt hatte,
  nischen Streitkräfte liegen derzeit am Horn     gung von Menschen mit Behinderung rückt         übte scharfe Kritik an der Staatsanwaltschaft:
  von Afrika, im Mittelmeer, in Afghanistan       dadurch zunehmend in den Fokus.“ Der            Er fühle sich als „Opfer einer politisch mo-
  oder Mali. Es war bereits das achte Mal, dass   Landesbeirat setzt sich aus verschiedenen       tivierten Strafverfolgung“. Auch die Richter
  der Landtag die Angehörigen von Soldaten        Interessenvertretungen von Menschen mit         schloss er in die Kritik ein: „Dass das Gericht
  empfing. Veranstaltet wurde der Parlaments-     Behinderung zusammen. Dem Aufruf des            für diese Entscheidung elf Monate benötigt
  besuch vom Landtag sowie den Familienbe-        Landesbeauftragten, gemeinsam den Landes-       hat, obgleich der Sachverhalt einfach und
  treuungszentren Kiel und Husum.                 beirat zu bilden, folgten 17 Organisationen,    die Rechtswidrigkeit der Durchsuchungen
                                                  darunter die Landesarbeitsgemeinschaften        offen­sichtlich war, empfinde ich als nur
                                                  der Bewohnerbeiräte und der Werkstatträte.      schwer erträglich.“

4                                                           DER LANDTAG 02 /2018
Sport und Politik Zwischen Special Olympics und Fußball-WM - Nr. 02 / Juni 2018 - Landtag SH
SPORT UND POLITIK

                   2020 soll
                                                                                      79 Millionen E­ uro
               eine Sportent­wick­
                                                                                    beträgt insgesamt der
          lungs­planung für Schleswig-
                                                                                Sanierungsstau der etwa 3.500
       Holstein vorliegen. Das hat der
                                                                              öffentlichen Sportstätten im Lande.
     Landtag im vergangenen Herbst dem
                                                                             Das geht aus der Antwort der Landes-
    Innenministerium aufgetragen. Dafür
                                                                            regierung auf eine Große A ­ nfrage der
   soll zunächst in einer wissenschaftlich
                                                                            CDU aus dem Jahr 2014 hervor. ­Davon
   begleiteten Umfrage herausgefunden
                                                                             entfallen etwa 55 Millionen Euro auf           26 Millionen ­Euro
     werden, welche Sportarten die Schles-
                                                                               Sporthallen und rund 14 Millio-           ist die Mindestsumme, die
      wig-Holsteiner betreiben und was
                                                                                  nen auf Hallen- und Frei­          das Land bis 2030 aus dem 2015
        sie sich für die Weiterentwick-
                                                                                            bäder.                 auf­gelegten IMPULS-Programm in
            lung des Sports im Lande
                                                                                                                  kommunale Sportstätten investieren
                                                                                                                  ­
                   wünschen.
                                                                                                                 will, etwa in Turnhallen, Fußballplätze und
                                                                                                                 Schwimmbäder. In diesem Jahr flossen be-
                                                                                                                  reits sechs Millionen Euro in 41 Breiten-
                                                                                                                    sportprojekte zwischen Ahrensburg
                                                                                                                       und Viöl, weitere zehn Millionen
                                                                                                                           sollen noch ­dazu kommen.

                                                                                                Ergebnisse
                                                                       250 Millionen Euro:
                                                                     So viel Steuern nimmt das
                                                                 Land pro Jahr durch den Sport ein.
                                                                                                   und Rekorde
                                                              Das besagt eine Studie des Landessport-
            15 Millionen Euro für                           verbandes und der Industrie- und Handels­         Das Sportland
         „bedeutende Sportstätten“ hat
         ­                                                kammer aus dem vergangenen Jahr. Die                Schleswig-Holstein
      das Land in einem Nachtragshaushalt                 Summe entspricht 3,2 Prozent aller Steuerein-
    für 2017 bereitgestellt. Mit sieben ­Millionen        nahmen des Landes. Dem Gutachten zufolge            in Zahlen
  Euro wurde das Stadion des Zweitligisten                 verzeichnet die Sport­wirtschaft einen jähr-
­Holstein Kiel unterstützt. Aktuell sollen noch              lichen Umsatz von fünf Milliarden Euro,
einmal zehn Millionen dazukommen. ­Weitere                      45.000 Menschen arbeiten sozialver-
Summen gingen an die „Flens-Arena“ der SG                          sicherungspflichtig in diesem
 Flensburg-Handewitt und an die L          ­übecker                            Bereich.
   Hansehalle, wo die Zweitliga-Hand­baller des
     VfL Lübeck-Schwartau spielen, sowie an
        Bundesstützpunkte und Leistungs-
                      zentren.                              850.000  
                                                    Menschen sind in
                                                 Schleswig-Holstein Mit-
                                                glied eines Sportvereins. Das
                                               sind etwa 30 Prozent der Ge-
                                                samtbevölkerung. Im Lande
                                                   gibt es insgesamt 2.600
                                                         Sportvereine.

                                                                                                                                                     5
Sport und Politik Zwischen Special Olympics und Fußball-WM - Nr. 02 / Juni 2018 - Landtag SH
SPORT UND POLITIK

Ist                                                      Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft ist ein Land, das im Westen vielfach als
                                                         Aggressor und Störenfried wahrgenommen wird. Russland hat die ukrainische

Russland
                                                         Halbinsel Krim annektiert. Eine russische Rakete soll ein malaysisches Passagierflug-
                                                         zeug über der Ost-Ukraine abgeschossen haben. 298 Menschen fielen dem Anschlag
                                                         zum Opfer. In Syrien macht der russische Präsident Wladimir Putin gemeinsame

der richtige
                                                         Sache mit Diktator Baschar al-Assad, der Krieg gegen die eigene Bevölkerung führt.
                                                         Im Sport gehen Kritiker von einem staatlich organisierten russischen Doping-
                                                         System aus. Auch die Lage der Menschen- und Bürgerrechte im größten Staat der
                                                         Erde wird negativ gesehen. Die „Reporter ohne Grenzen“ listen Russland bei der

Gastgeber für                                            Pressefreiheit auf Platz 148 von 180 Ländern. Demonstrationen werden oft verboten,
                                                         die Rechte von Homosexuellen sind genauso bedroht wie die von religiösen
                                                         Minderheiten. Vereinzelt sind Aufrufe zum Boykott der Weltmeisterschaft zu ver-

das Fußball-                                             nehmen. Wir haben vor der WM Sport- und Europapolitiker aus allen Fraktionen
                                                         gefragt.

fest ?                                                                                      Rasmus Andresen
                                                                                            (Grüne):
                                                                                              „Nein.      Fußball
                                                                                            bedeutet      Vielfalt,
                                                                                            Teamplay und Re-
                                                                                            spekt. Die Fußball-
                                                                                            WM soll ein großes
                                                                                            leidenschaftliches
    Lars Harms (SSW):                                                                       Fest sein. Aber lässt
       „Ja, denn nur, wenn ein ständiger Austausch                                          es sich gut feiern,
    mit Russland stattfindet, kann es auch gesell-                                          während Frauen von ‚engen Verwandten‘ unge-
    schaftliche Veränderungen in Russland geben.                                            straft geschlagen werden dürfen, Journalist*innen
    Russland ist ein fußballbegeistertes Land, dessen Fans es verdient haben, dass ihr      nicht frei berichten können und eine kleine kor-
    Land dieses große Fest ausrichtet. Natürlich gibt es Schwierigkeiten in Russland.       rupte Elite das Land steuert?
    Stichworte sind Doping, mangelnde Freiheitsrechte und die Stellung Russlands in           So sehr ich mich auf die Fußballspiele bei
    der Weltpolitik. Einen dauerhaften Wandel schafft man aber nicht durch Boykott,         der WM freue, Jubelstimmung kommt bei mir
    sondern nur durch Annäherung. Die Ausrichtung der Fußball-Weltmeisterschaft             nicht auf bei dem Gedanken, dass Fifa-Präsident
    ist Teil einer solchen Annäherung und kann deshalb langfristig auch zu einer noch       Infantino gemeinsam mit Wladimir Putin Manuel
    stärkeren Annäherung Russlands an die westliche Wertegemeinschaft führen.               Neuer am 15. Juli den WM-Pokal überreicht. Die
       Der beste Botschafter für Frieden und Menschenrechte ist der Sport. Im Sport         Fifa hat mit Russland den falschen Ort für die WM
    sind alle gleich, und nur durch das Zusammenspiel aller kann eine Mannschaft            gewählt. Ich würde mir wünschen, dass die Fifa
    Erfolg haben. Genauso ist es, wenn es um die Weiterentwicklung Russlands geht.          sich nicht einseitig durch ökonomische Machen-
    Nicht Russland alleine wird es schaffen, sondern nur Russland gemeinsam mit der         schaften leiten lässt, sondern für Menschenrechte
    Weltgemeinschaft. Und dafür steht auch die Fußball-Weltmeisterschaft.“                  und Demokratie einsteht.“

6                                                             DER LANDTAG 02 /2018
Sport und Politik Zwischen Special Olympics und Fußball-WM - Nr. 02 / Juni 2018 - Landtag SH
SPORT UND POLITIK
                                  Barbara Ostmeier (CDU):
                                  „Nein, möchte man spontan sagen, doch es bedarf               Volker Schnurrbusch, AfD:
                                einer differenzierteren Betrachtung. Natürlich muss             „Ja! Denn wenn die vielen Sonntagsreden
                                man sich damit auseinandersetzen, ob es richtig ist,         stimmen sollen und Sport die Gabe hat, Völker
                                Weltmeisterschaften oder auch Olympische Spiele in           zu verbinden, dann darf man auch bei Russland
                                autokratischen oder totalitären Staaten auszurichten.        keine Ausnahme machen. Auch dort sind Milli-
                                Denn diese weltumspannenden sportlichen Ereignisse           onen von Fußball-Fans zuhause und freuen sich
                                dienen ja immer auch der persönlichen Imagepflege            darauf, zum ersten Mal Gastgeber der WM zu
                                des jeweiligen Gastgebers. Als Sportpolitikerin weiß         sein. Diese Fans sollte man nicht enttäuschen,
          ich, dass der Sport Brücken baut und Türen öffnet. Dies erlebten wir bei           nur weil manche westlichen Länder Probleme
          den Special Olympics in Kiel, aber, mit Blick auf Nord- und Südkorea, auch         mit der aktuellen Politik des Kreml haben. Nach
          bei den Olympischen Spielen in Pyeong Chang. Weltmeisterschaften sind              dieser Logik dürfte ein Land wie Saudi-Arabien
          völkerverbindend. Allein der Kontakt der Teilnehmenden untereinander               nicht am Turnier teilnehmen, weil in diesem
          ist von unschätzbarem Wert, gerade in Zeiten zunehmender politischer               fundamental islamischen Staat die Menschen-
          Spannungen. Die Fußballweltmeisterschaft ist die Bühne der Sportlerinnen           rechte mit Füßen getreten und mit dem Ölgeld
          und Sportler. Ihnen gebührt unser Respekt und unsere Anerkennung unab-             der Machthaber Kriege finanziert werden. Doch
          hängig von den jeweiligen Regierungen. Ich freue mich darauf, spannende,           auch dort wird Fußball gespielt, und bei einer
          faire und gewaltfreie Spiele zu sehen und drücke unseren Jungs ganz fest die       WM zählt nur die sportliche Leistung. Die von
          Daumen!“                                                                           Boykott-Aufrufen beschädigten Olympischen
                                                                                             Spiele in Moskau 1980 und Los Angeles 1984
                                                                                             haben gezeigt, dass nur der Sport und seine
                                                                                             Anhänger litten. Die Politik hat sich dagegen
     Regina Poersch (SPD):                                                                   keinen Deut geän-
     „Ja, genauso richtig oder falsch wie                                                    dert. Daher: Lasst die
   Katar 2022. Ein Fußballfest ist immer                                                     Spiele beginnen und
   auch Begegnung und Völkerverstän-                                                         die Fußball-Fans das
   digung. Sportwettbewerbe bieten                                                           hinbekommen, was
   Gelegenheiten zum so wichtigen                                                            viele Politiker nicht
   Dialog, gerade auch mit Russland.                                                         schaffen: Völkerver-
   Und außerdem: Solange Menschen                                                            ständigung!“
   miteinander Fußball spielen, führen sie keinen Krieg.“

WM und Olympia oft zulasten von Menschenrechten
  Wenn ein sportliches Großereignis ins Land kommt, dann               Die südkoreanischen Organisatoren der Winterspiele in diesem
geraten die Menschrechte regelmäßig ins Abseits – nicht                Februar hätten 30 Hektar jahrhundertealten Wald abgeholzt und
nur in Russland. Darauf hat der Autor und Journalist Ronny             Anwohner umgesiedelt, um eine Bobbahn und Skisprungschanzen
Blaschke drei Tage vor der WM-Eröffnung hingewiesen.                   zu bauen – die danach niemand mehr benutze. Brasilien hat als Erbe
                                                                       der WM 2014 leerstehende Riesenstadion und einen Berg Schulden.
  Der 37-Jährige, der für die „Süddeutsche Zeitung“ und die „Frank-      Wäre ein Boykott der Russland-WM die passende Antwort auf
furter Rundschau“ schreibt, war auf Einladung des Landesbeauf-         solche Zustände? Nein, meint Blaschke: „Aktivisten, Helfer und
tragten für politische Bildung nach Kiel gekommen. Im „Haus des        die breite Bevölkerung freuen sich auf die Begegnung mit den Be-
Sports“ diskutierte er mit rund 80 Gästen über das Thema „Spiel-       suchern.“
wiese Menschenrechte“.
  Vor der WM seien in Russland 30 Gesetze in Kraft getreten, die die
Bürgerrechte einschränkten, berichtet Blaschke: „Der Sport gibt den
Vorwand, die Sicherheit hochzufahren.“ Allein im vergangenen Jahr
sei die Rekordzahl von 4.000 Demonstranten festgenommen wor-
den. Der gebürtige Rostocker verweist auch auf die katastrophalen
Lebensbedingungen der nordkoreanischen Bauarbeiter, die ­„quasi
als Sklaven“ neue Stadion in St. Petersburg und Moskau errichtet
hätten: „Viele haben noch keinen Lohn bekommen.“
  Schwere Menschenrechtsverstöße habe es immer wieder g­ egeben,
wenn Staaten sich mit Fußball-WM oder Olympischen Spielen
im Hochglanzformat präsentieren wollten. So seien in Peking vor
Olympia 2008 Tausende Menschen aus ihren Häusern vertrieben
worden, um Platz für Stadien, Hotels und U-Bahnen zu schaffen.         Kritischer Begleiter der Sportpolitik: Ronny Blaschke

                                                            DER LANDTAG 02 /2018                                                               7
Sport und Politik Zwischen Special Olympics und Fußball-WM - Nr. 02 / Juni 2018 - Landtag SH
SPORT UND POLITIK

                                                                                              In einer Sitzungspause während der April-Tagung
                                                                                  versammelten sich zahlreiche Abgeordnete des Landtages, um
                                                                                einen Gruß an die Teilnehmer der Special Olympics zu schicken.

Special Olympics in Kiel:
Olympischer Gedanke in Reinkultur
Das Bild des Spitzensports wird getrübt von Kommerz, Dopingverdacht und                           an Gold-, Silber- und Bronzemedaillen. Die
Bestechungsvorwürfen. Die Special Olympics bilden einen Gegenpol. Bei den                         besten Wettkämpfer qualifizierten sich für
Wettkämpfen der Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung geht es                         die Weltspiele im kommenden März in Abu
zwar auch um Siege und Medaillen. Aber die Freude am Sport und der Respekt für                    Dhabi/Vereinigte Arabische Emirate. Im
den Gegner stehen genauso im Vordergrund. Unter dem Motto „Gemeinsam stark“                       Jahr 2023 möchte SOD die Weltspiele nach
prägten die Special Olympics Mitte Mai fünf Tage lang das öffentliche Leben in                    Berlin holen. Hierfür seien die Wettkämpfe
Kiel – auch im Landeshaus, wo Landtag und Landesregierung 500 Sportler und                        im Norden „eine gute Visitenkarte“ gewesen,
Angehörige zum abendlichen Miteinander luden. Ums Landeshaus herum wurden                         so Präsidentin Krajewski.
Tennis und Beachvolleyball gespielt, und die Segler hatten dort ihren Stützpunkt.

  Die Schlussbilanz nach fünf sonnigen            In Kiel waren 4.600 Sportler zu Gast. Mit
Tagen fiel rundum positiv aus. 27.000 Besu-     Trainern, Betreuern, Familienangehörigen                                „Ich will
cher wurden an den elf Wettkampfstätten im      und Helfern summierte sich die Zahl der                                gewinnen,
Kieler Stadtgebiet gezählt. Die vielen Gäste    Gäste auf fast 13.000. Die Athleten maßen                          doch wenn ich nicht
trugen zu „großartigen, stimmungsvollen         sich in 19 Sportarten, von Fußball über Reiten
Spielen“ bei, die „den Athleten unvergesslich   und Kraftdreikampf bis zum Bowling. In zahl-
                                                                                                                     gewinnen kann,
bleiben werden“, so Christiane Krajewski,       reichen Disziplinen bilden behinderte und                           so will ich mutig
Präsidentin von Special Olympics Deutsch-       nichtbehinderte Sportler gemeinsame Teams.                         mein Bestes geben!“
land (SOD).                                     Die Athleten errangen insgesamt 1.940 Sätze
                                                                                                                          Athleten-Eid der
                                                                                                                          Special Olympics

Auch rund um den Landtag waren die Athleten bei den                     ... auf den Plätzen der Tennisgesellschaft Düsternbrook
Special Olympics aktiv ...                                              ging es um Spiel, Satz und Sieg ...

8                                                          DER LANDTAG 02 /2018
Sport und Politik Zwischen Special Olympics und Fußball-WM - Nr. 02 / Juni 2018 - Landtag SH
SPORT UND POLITIK

 „Türöffner“
 für den inklusiven Sport
 Stimmen aus der Landespolitik
    Andrea Tschacher (CDU): „Der Dank gilt vor allem den
 Sportlerinnen und Sportlern, die mit ihrer Teilnahme auch den
 ­Menschen ohne Behinderung helfen, Barrieren zu überwinden. Ihr
  sportlicher Einsatz ist der Türöffner zur nachhaltigen Umsetzung
  von mehr Teilhabe. Sie helfen, Berührungsängste abzubauen.“
   Kathrin Wagner-Bockey (SPD): „Die Special Olympics sind
 ein wunderbares, inklusives Gemeinschaftserlebnis. Schön wäre es,       Beim Empfang im Landtag für 500 Sportler und Angehörige war auch die
 wenn sie ein Baustein sein könnten zu regelmäßigem Vereinssport         Musik integrativ: Das gemeinsame Projekt der Band „Godewind“ und der
 für mehrfach behinderte Menschen.“                                      „Kanalrocker“, die in verschiedenen Behinderteneinrichtungen tätig sind,
   Rasmus Andresen (Grüne): „Gemeinsam wollen wir mit den                begeisterte mit Hits von Rosenstolz, Mark Forster oder Helene Fischer.
 Veranstalterinnen und Veranstaltern und dem Landessportverband
 im Anschluss an die Spiele darüber beraten, wie Sport für Menschen
 mit Behinderung in unserem Land gestärkt werden kann.“
   Jörg Hansen (FDP): „Die Eröffnung und Ausdehnung von Trai-
 ningsmöglichkeiten, der erleichterte Zugang zu Sportstätten und
 die Darstellung eines umfassenden Sportangebots für Menschen
 mit Behinderung sind unsere erklärten Ziele, um mit den Special
 Olympics einen nachhaltigen Effekt zu erzielen.“
    Claus Schaffer (AfD): „Wenn das verbindende Element der
 ­ pecial Olympics über die Wettkämpfe hinaus wirken und zu e­ iner
 S
 weiteren Verankerung des Sports geistig behinderter Menschen
 in der Gesellschaft beitragen würde, hätte diese Veranstaltung ihr
 wichtigstes Ziel erreicht.“                                             Bei der Inklusion im Sport gebe es
   Lars Harms (SSW): „Wir als SSW könnten uns für die Zukunft            noch „viel Luft nach oben“, mahnte
 vorstellen, ein schleswig-holsteinisches Pendant zu den Special         Christiane Krajewski, Präsidentin
 Olympics für unser Bundesland auf die Beine zu stellen.“                von Special Olympics Deutsch-
                                                                         land. Lediglich sieben Prozent der
   Landtagspräsident Klaus Schlie: „Die Special Olympics sind
                                                                         geistig Behinderten seien regel-        Mark Solomeyer, Athletensprecher
 ein tolles Zeichen, um allen Leuten zu zeigen, was Inklusion be­
                                                                         mäßig sportlich aktiv. Sie nahm die     der Special Olympics, dankte
 deutet, nämlich ein selbstverständliches Miteinander.“
                                                                         Landessportverbände und die Ver-        der Stadt Kiel und dem Land
    Ministerpräsident Daniel Günther: „Das Land ­         Schleswig-­    eine in die Pflicht: Es müsse mehr      Schleswig-­Holstein: „Wir sind hier
 ­Holstein ist stolz auf die Special Olympics. Bei den O
                                                       ­ lympischen      Abteilungen für Special-Olympics-       ganz toll aufgenommen worden,
  Winterspielen Anfang des Jahres in Südkorea waren 3.000 Sportler       Sportler und mehr inklusive Teams       und wir fühlen uns hier wirklich
  am Start. Hier sind es mehr als 4.500.“                                geben.                                  wohl.“

... gebaggert und geschmettert wurde auf den Beachvolleyballfeldern      ... zur Abschlussveranstaltung trafen sich die Athleten an der Förde,
des Camp 24/7 auf der Reventlouwiese ...                                 wo zuvor die Segler an den Start gegangen waren.

                                                              DER LANDTAG 02 /2018                                                                  9
Sport und Politik Zwischen Special Olympics und Fußball-WM - Nr. 02 / Juni 2018 - Landtag SH
SPORT UND POLITIK
                                                        VOR 63 JAHREN

                      Was hat die Landespolitik in früheren Zeiten bewegt?
               In dieser Serie blicken wir ins Archiv und spüren nach, was den Landtag in v­ ergangenen Zeiten beschäftigt hat.
                                            Diesmal geht es ins Jahr 1955. Das Lotto-Fieber grassiert.

                                                                                                 Die Tippscheine wurden in der
                                                                                                 ­Anfangszeit des Lottos noch per
                                                                                                  Hand ausgewertet: in Kiel um 1960
                                                                                                  eine reine Frauenarbeit.

                                                                                                 damaligen Oberliga Nord auskennen, in der
                                                                                                 Holstein Kiel und der VfR Neumünster als
                                                                                                 schleswig-holsteinische Vertreter unter-
                                                                                                 wegs waren, sondern auch in der Oberliga
                                                                                                 Süd und der West-Berliner Stadt­liga. Manch
                                                                                                 norddeutscher Tipper dürfte sich am Kopf
                                                                                                 gekratzt haben, wenn er Begegnungen wie
                                                                                                 Viktoria Aschaffenburg – SSV Reutlingen
                                                                                                 oder Wacker 04 Berlin – Alemannia 90 Berlin

1955: Zahlenlotto
                                                                                                 einschätzen musste.
                                                                                                   Innenminister Lemke beschrieb den Trend:
                                                                                                 „Während das Toto am letzten Wettsonn-
                                                                                                 tag vor Einführung des Zahlenlottos mit

­verdrängt Fußballtoto                                                                           377.000 DM eine der höchsten Einnahmen
                                                                                                 des ganzen Jahres zu verzeichnen hatte, ist
                                                                                                 der Umsatz seitdem zurückgegangen.“ Das
Ein Eckpfeiler der Sportförderung ist seit Jahrzehnten das Glücksspiel. In Schleswig-            Lotto setzte sich durch, obwohl es zunächst
Holstein fließen jedes Jahr mindestens acht Millionen Euro aus den Einnahmen des                 keinen Hauptgewinner gab. „Sechs Richtige“
Nordwestlottos an den Landessportverband und an sportliche Schulprojekte. Mitte                  wurden erst bei der sechsten Ausspielung am
der 1950er Jahre entdeckte die Politik die Lotto-Leidenschaft als Einnahmequelle –               13. November 1955 getippt. Drei Sieger konn-
und brachte damit das bis dahin tonangebende Fußballtoto in Bedrängnis.                          ten sich über jeweils 59.492 DM freuen.
                                                                                                   Der Toto-Absturz rief im Landtag die op-
  Am Anfang stand der neidische Blick nach       1955 in Hamburg gezogen. 3, 12, 13, 16, 23 und  positionelle SPD auf den Plan. Der Abgeord-
Berlin. Dort lockte bereits seit August 1945     41 lautete die Reihe. Die Spieler waren von     nete Erwin Lingk befürchtete, „dass bei einer
eine Lotterie nach der Formel „5 aus 90“ mit     Anfang an begeistert, auch in Schleswig-        weiteren Steigerung der Beteiligung am Zah-
kleinen und großen Gewinnen. Aus den Ein-        Holstein. „Das Ergebnis war am ersten Wett-     lenlotto wirklich erhebliche Abbrüche beim
nahmen sollte der Wiederaufbau der kriegs-       sonntag eine Wetteinnahme von 94.000            Fußballtoto eintreten werden“. Lingk sah
zerstörten Metropole mitfinanziert werden.       DM“, berichtete Innenminister Helmut            „die Durchführung der Aufgaben des Sport-
Auch Tipper in Schleswig-Holstein konnten        Lemke (CDU) im Februar 1956 vor dem Par-        förderungsausschusses im Landessportver-
mitmachen. Die Erlöse wanderten an die           lament. Anfang Dezember seien die Einnah-       band“ bedroht.
Spree, der hiesige Fiskus ging leer aus. Ein     men bereits auf 285.000                                                 Die Lösung: Lotto- und
Umstand, den Finanzminister Carl Schaefer        DM und Ende Januar auf           „Die Leute spielen Toto              Totogelder landeten ab
(BHE) im Februar 1955 im Landtag beklagte: In    331.500 DM gestiegen.            und Lotto statt zu spenden.“         1956 in ein und demsel-
Berlin werde „mit zunehmendem Erfolg eine          Während die Finanz-                                                 ben Topf, und der Sport
neue Art des Lotteriespiels, nämlich das Zah-    behörden jubelten, hatten die Vertreter des     profitierte weiter von der Tipp­leidenschaft.
lenlotto, betrieben, das infolge der hierfür ge- Sports Sorgenfalten auf der Stirn. Denn         Der SPD-Parlamentarier Eugen Lechner war
machten Reklame auch in den westdeutschen        die Lotto-Euphorie ging zulasten des Fuß-       dennoch nicht glücklich. Er beklagte, dass die
Ländern in zunehmendem Maße Eingang              balltotos. Und aus diesem Topf flossen die      Menschen offenbar nicht mehr freiwillig für
fand“. Daher sähen sich Schleswig-Holstein,      staatlichen Zuschüsse für den Sport. Viele      die gute Sache spendeten, sondern ihr Geld
Hamburg und Nordrhein-Westfalen veran-           Tipper zeigten der „Elfer­wette“ nun die kalte  nur noch herausrückten, wenn ein Gewinn
lasst, „auch in ihren Ländern ein Zahlenlotto    Schulter. Möglicher­ weise hielt man Lotto-     lockte: „Sie wissen ja, dass die Gebefreudig-
einzuführen“.                                    kugeln für verlässlicher als die Zufälligkeiten keit der Menschen beachtlich nachgelassen
  Die ersten Glückszahlen, jetzt nach dem        eines Fußballspiels. Zudem mussten Spieler      und sich zur Betätigung beim Toto und beim
System „6 aus 49“, wurden am 9. Oktober          des „Nord-Süd-Totos“ sich nicht nur in der      Lotto verlagert hat.“

10                                                         DER LANDTAG 02 /2018
SPORT UND POLITIK

                                                                                                      Auch wenn es mit dem Aufstieg in die
                                                                                                      Fußball-Bundesliga nicht geklappt hat:
                                                                                                      Die sportlichen Leistungen von Holstein
                                                                                                      Kiel waren Landtag und Landesregierung
                                                                                                      eine Würdigung wert. Landtagspräsident
                                                                                                      Klaus Schlie und Ministerpräsident Daniel
                                                                                                      Günther (hinten, im blauen Fantrikot)
                                                                                                      ­empfingen die Kicker am Tag nach dem
                                                                                                       ­verlorenen Aufstiegsspiel gegen den
                                                                                                        VfL Wolfsburg im Landeshaus. Es gab
                                                                                                        Kuchen und aufmunternde Worte für die
                                                                                                        „Störche“, wie hier für Dominik Schmidt,
                                                                                                        Dominick Drexler und Niklas Hoheneder.

20 Millionen Euro für Holstein Kiel
                                                                                                      Live­reportagen für Sehgeschädigte oder ein
                                                                                                      Sozial­projekt für junge Fans. Lars Harms

und den Breitensport
                                                                                                      (SSW) betonte: „Wir brauchen eine Versteti-
                                                                                                      gung der Mittel für die Sportstättenförderung
                                                                                                      – sei es für den professionellen Bereich als
Das Land will weitere 20 Millionen Euro für den Ausbau von Sportstätten bereit-                       auch für den Breitensport.“
stellen. Das Geld soll je zur Hälfte in das veraltete Stadion des Fußball-Zweitligisten
                                                                                                          „Antragsflut“ bei Fördermitteln
Holstein Kiel und in den Breitensport fließen. Die von Jamaika angekündigte Finanz-
                                                                                                          für die Kommunen
spritze stieß in der Juni-Sitzung auch bei der Opposition auf Zustimmung.
                                                                                                          Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU)
   Hintergrund: Das Holstein-Stadion hat mit          Kathrin Wagner-Bockey (SPD) pochte              berichtete von einer „Antragsflut“ bei der
der rasanten sportlichen Entwicklung nicht          darauf, dass die Landeszuschüsse an Bedin-        Sportförderung des Landes. Für „­ kommunale
Schritt gehalten. Der Verein spielt derzeit         gungen geknüpft sein müssten, etwa die            Spielfelder- und Laufbahnsanierungen“ seien
mit einer Ausnahmegenehmigung des Profi-            „Förderung der Gleichstellung von Männern         bis April bereits Zuschüsse von 9,5 Millionen
Verbandes Deutsche Fußballliga (DFL) in der         und Frauen im Sport“. Sie spielte darauf an,      Euro beantragt worden. Damit sei das Pro-
zweithöchsten Spielklasse. Bei einem Auf-           dass Holstein zwischenzeitlich erwogen            gramm um 3,4 Millionen Euro ­überzeichnet.
stieg ins Oberhaus, den die „Störche“ in der        hatte, seine Fußballfrauen aus Kostengrün-        „Wir haben uns vorgenommen, alle richt­
vergangenen Saison nur knapp verpassten,            den auszugliedern. Solche Vorgaben hielt          linien­konformen Anträge in diesem Jahr
hätte sogar ein Zwangsumzug in eine andere          Frank B­ rodehl (AfD) für „ideologisch-flos-      ­positiv zu bescheiden und zu genehmigen“,
Stadt gedroht.                                      kelhaftes Geplänkel“. Die KSV Holstein sei         so Grote.
   Christopher Vogt (FDP) kritisierte die DFL,      bereits ­sozial stark engagiert und biete etwa
die eine „Posse“ um einen möglichen Umzug
losgetreten habe. Er betonte, dass das Land die
Kieler Profis nicht dauerhaft bezuschussen            Applaus für Flensburgs Handballer
werde und unterstrich: „Auch bei anderen              Freude, Glückwünsche und viel Lob – so reagierte die Landespolitik auf den
Vereinen würden wir uns so verhalten.“ Klei-          ­Flensburger Handball-Triumph Anfang Juni. Die SG Flensburg-Handewitt hatte
neren aber erfolgreichen Vereinen dürfe nicht          sich am letzten Spieltag der Saison die Deutsche Meisterschaft gesichert. Es war
die Chance auf den Aufstieg verwehrt wer-              der zweite Meistertitel der Vereinsgeschichte nach 2004. Seitdem hatten die
den, nur „weil das Stadion nicht chic genug            ­Flensburger ­sieben Mal den zweiten Platz belegt.
ist“, sagte Eka von Kalben (Grüne). Die Arena                „Unser Dank gilt den hervorragenden Spielern, die vielen Nachwuchssportlern als Vor-
muss nach DFL-Vorgaben mindestens 15.000                bild dienen“, sagte CDU-Fraktionschef Tobias Koch. Sein SPD-Amtskollege Ralf Stegner
Zuschauern Platz bieten, darunter sollen                blickte auf das dramatische letzte Spiel, das die SG gewinnen musste, um den Titel in den
8.000 Sitzplätze sein. Derzeit sind es 11.000           hohen Norden zu holen: „Der ‚ewige Zweite‘ brauchte in dem Herzschlagfinale ­gegen
Plätze, darunter 2.500 Sitzplätze. Allerdings:          ­Göppingen unbedingt einen Sieg, selbst ein Unentschieden hätte nicht gereicht. Die
Die Summe soll nur fließen, wenn sich die                ­mentale Leistung, die hinter dieser Meisterschaft steht, kann nicht hoch genug bewertet
Stadt und die Sponsoren der KSV Holstein                  werden.“ Am Ende stand es 22:21 für die SG.
mindestens mit der gleichen Summe beteili-                   Für die Grünen strich der Flensburger Abgeordnete Rasmus Andresen heraus: „Die SG
gen. „Alles, was jetzt noch fehlt, ist die Zusage         ist ein sympathischer Verein, der es seit mehreren Jahrzehnten trotz kleinerem Etat als
der Stadt Kiel“, mahnte CDU-Fraktionschef                 viele große Vereine schafft, in der internationalen Spitze mitzuspielen.“ Und Jörg Hansen
Tobias Koch und forderte „umgehende Ent-                  (FDP) wies darauf hin, „dass Schleswig-Holstein neben dem Fußball vor allem ein Hand-
scheidungen“. Das Land hatte bereits im ver-              ballland ist. Wir wünschen uns, dass dies in der öffentlichen Wahrnehmung und auch in
gangenen Jahr sieben ­Millionen Euro für den              der ­medialen Präsenz noch mehr in den Fokus rückt.“
Stadionausbau bereitgestellt (s. Seite 5).

                                                               DER LANDTAG 02 /2018                                                                   11
LEICHTE SPRACHE

     Nachrichten in
     Leichter Sprache
     Wer mehr über die neuesten Ereignisse in
     der P­ olitik wissen möchte hat dazu viele
     ­Möglich­keiten. Auch in Leichter Sprache gibt
      es Internet-Seiten und Zeitungen.

                                                                Der Nord-deutsche Rund-Funk berichtet über
                                                                Ereignisse in Schleswig-Holstein.
                                                                Und über andere Länder in Nord-Deutschland.
                                                                Hier gibt es Texte zum Lesen und zum Hören.
                                                                Internet
                                                                www.ndr.de eintippen und dann ganz unten
                                                                bei Service auf Leichte Sprache im NDR klicken.
                                                                Der Nord-deutsche Rund-Funk bringt auch im
                                                                ­Fernsehen Texte in Leichter Sprache und zwar im
                                                                 ­Tele-Text. Hierfür muss man auf der Fern-Bedienung
                                                                  den Tele-Text einschalten und 565 eintippen.

      Im Internet gibt es ein Mal in der Woche einen
      Über-Blick über die neuesten Nachrichten.
      Die Seite heißt Nachrichten Leicht.                                                 Wie arbeitet der Land-Tag
      Der Deutschland-Funk in Köln macht die Seite.                                       von Schleswig-Holstein?
      Hier gibt es Texte zum Lesen und auch zum                                           Ein neues Heft erklärt das.
      ­Hören. Der Deutschland-Funk macht auch                                             Darin steht was der
       Radio-Nachrichten in Leichter Sprache.                                             Land-Tag ist.
       Jeden Freitag-Abend um 20 Uhr nach den                                             Und was die Politiker
       ­Nachrichten in schwerer Sprache.                                                  im Land-Tag machen.
        Internet                                                                          Und wer sie wählt.
        www.nachrichtenleicht.de                                                          Das Heft hat 80 Seiten.
                                                                                          Man kann es k­ ostenlos
                                                                                          beim Land-Tag bestellen.
                                                                                          bestellung@landtag.ltsh.de

                                                  Klar und deutlich heißt eine Zeitung in Leichter Sprache.
                                                  Die Zeitung gibt es bei der Bundes-Zentrale für politische Bildung.
                                                  Man kann sie im Internet bestellen.
                                                  www.bpb/shop
                                                  Das Parlament ist eine Zeitung vom Bundes-Tag in Berlin.
                                                  Auch da gibt es Nachrichten in Leichter Sprache.
                                                  Man kann die Zeitung im Internet bestellen.
                                                  www.dasparlament.de eingeben
                                                  und ganz oben auf Leichte Sprache klicken.

12                                                DER LANDTAG 02 /2018
EHRENAMT

Meldungen für das Ehrenamt                                                                                         Viele Beschlüsse, die der
                                                                                                                   Landtag fasst, haben direkte
                                                                                                                   Auswirkungen auf
                                                                                                                   Kommunal­politik, Vereins­
                                                                                                                   arbeit und Bürger­initiativen.

                                                                                                                   Auf dieser Seite finden
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                                                                                                                   ­Bürger diese Themen
                                                                                                                    im Überblick.

   Kommunalwahl/Datenschutz: Kandi-                besetzt wird, soll Mitte 2021 entschieden        kritisierte, das Antragsverfahren sei zu kom-
daten bei Kommunalwahlen müssen auch               werden.                                          pliziert, die Weiterleitung des Geldes daue-
in Zukunft ihre Wohnanschrift veröffent­                                                            re zu lange und die Schulen hätten s­omit
                                                        Kita-Reform: Die Qualität in Schleswig-
lichen. Ein Vorstoß der AfD, diese Pflicht­                                                         ­wenig Sicherheit.
                                                   Holsteins Kindertagesstätten soll steigen.
angabe in eine freiwillige Auskunft umzu-
                                                   Kinder sollen besser und umfassender
wandeln, stieß im Landtag auf breite Ab-                                                               Kommunaler Wohnungsbau: Der
                                                   betreut, Eltern und Kommunen zudem
lehnung. Wer sich um ein Mandat bewirbt,                                                            Landtag plädiert für ein Maßnahmen­paket,
                                                   ­finan­ziell entlastet werden. Familienminis-
muss demnach weiterhin neben seinem                                                                 um den kommunalen Wohnungsbau
                                                    ter Heiner Garg (FDP) kündigte in der April-­
­Namen die Adresse, den Beruf oder Stand,                                                           voran­­zutreiben. So soll die Landesregierung
                                                    Sitzung eine Vielzahl von neuen R­ egelungen
 das Geburtsdatum und die Staatsangehörig-                                                          die im Landesentwicklungsplan festge-
                                                    an, die ab 2020 greifen sollen. So soll das
 keit offenlegen.                                                                                   schriebenen „Grenzen der wohnbaulichen
                                                    „unüberschaubare Finanzierungs­system“
   „Wir wollen die Entscheidung über solch                                                          Entwicklung in den Regionen“ ändern.
                                                    entzerrt, Verwaltungsaufwand abgeschafft
 sensible Daten in die Hände der Betroffenen                                                        Außerdem soll über die Landesbauordnung
                                                    und landeseinheitliche Standards – etwa bei
 legen“, begründete Claus Schaffer (AfD) in                                                         die Nachverdichtung forciert werden, um
                                                    Sprachförderung, ­Gesundheit, ­Inklusion
 der April-Sitzung den Antrag und verwies                                                           ­Baulücken in Siedlungsgebieten schließen
                                                    oder Medienkompetenz – erstellt w    ­ erden.
 auf zahlreiche Übergriffe gegen Kandidaten.                                                         oder Ge­bäude aufstocken zu können. Ein-
                                                    Zudem sollen Elternbeiträge künftig ge-
 Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU)                                                              zig die SPD enthielt sich zu dem Jamaika-
                                                    deckelt und landesweit vereinheitlicht
 betonte im Innen- und Rechtsausschuss da-                                                           Antrag. Sie hatte sich für die verstärkte
                                                    werden. Die Kita-Reform gehöre zu den
 gegen, die Offenlegung sei „hinzunehmen“                                                            Förderung von Wohnungsbaugesellschaf-
                                                    „Leitprojekten“ der Jamaika-Koalition,
 und stehe im Einklang mit der EU-Daten-                                                             ten und Genossenschaften und die preis-
                                                    unter­strich Garg. Bis 2022 werden laut dem
 schutzgrundverordnung: „Bewerber treten                                                             günstige Über­ lassung von Liegenschaften
                                                    Minister zusätzlich 481 Millionen Euro
 aus freien Stücken an die Öffentlichkeit.“                                                          des Bundes und des Landes ausgesprochen.
                                                    ­fließen. Davon seien 210 Millionen Euro für
   Auf Basis einer von CDU, SPD, Grünen,                                                             Laut Innen­ minister Hans-Joachim Grote
                                                     Qualitätsverbesserung, 136 Millionen für
 FDP und SSW vorgelegten Resolution ver­                                                             (CDU) braucht Schleswig-Holstein bis 2030
                                                     die Entlastung der Eltern und 135 Millionen
 urteilte der Landtag zudem einstimmig                                                               zwischen 122.000 und 154.000 zusätzliche
                                                     ­Euro für die Entlastung der Kommunen vor-
 Attacken während des Wahlkampfes. Laut                                                              Wohnungen.
                                                      gesehen. Die Opposition äußerte ­Zweifel,
 Minister Grote gab es im vergangenen Jahr
                                                      ob die Mittel ausreichen.
 274 solcher Fälle im Lande. Das Landes­                                                              Ehrenamtliche Jugendarbeit: Im Fe-
 kriminalamt habe 178 Sachbeschädigungen              Schulsanierung: Die Schulen im ­Lande         bruar sorgte der Fall einer jungen Frau aus
 registriert, vor allem lädierte Plakate, einge-   bekommen weiteres Geld für Sanierungen,          der Nähe von Rendsburg für Schlagzeilen.
 worfene Scheiben und beschmierte Haus-            Umbauten, Erweiterungen und gegebenen­           Sie machte bei der Sportjugend Schleswig-
 wände. Bei den Angriffen auf Personen sei-        falls auch Neubauten. Aus dem zweiten            Holstein einen mehrtägigen Kurs für die
 en insbesondere AfD-Kandidaten betroffen          Kommunalinvestitionsprogramm des Bun-            Jugendleitercard („Juleica“). Anschließend
 gewesen.                                          des fließen weitere 99,5 Millionen Euro          musste sie ihren Verdienstausfall selbst
                                                   in diesem Jahr nach Schleswig-Holstein,          tragen, weil ihre Unterlagen für die Kosten­
  Förderlotse Kultur: Ein „Förderlotse“            erklärte Bildungsministerin Karin Prien          erstattung durch das Jugendamt offenbar
soll künftig ehrenamtlich Engagierte in            (CDU) in der April-Sitzung. Das Land stellt      verloren gegangen waren. Dabei ging es um
den Bereichen Kultur und Bildung unter-            über das Infrastruktur-Programm IMPULS           425 Euro, die sie nicht vom zuständigen
stützen. Die Stelle soll beim Landeskultur-        weitere 50 Millionen Euro zur Verfügung.         Amt der Stadt Kiel zurückgezahlt bekam.
verband angesiedelt werden. Kernaufgabe:           Auch das Programm für die Instandsetzung         Die SPD forderte daraufhin, die Erstattung
die Beratung von Kulturschaffenden beim            von Schultoiletten wird fortgesetzt. Die         des Verdienstausfalls zu erleichtern und die
Einwerben von Fördermitteln. Die Landes-           Bildungsministerin erinnerte daran, dass         Freistellungsverordnung entsprechend zu
regierung soll die notwendigen Finanzmit-          die Verantwortung für die Schulgebäude in        ergänzen. Ende Mai rief der Sozialausschuss
tel ab dem 1. August zur Verfügung stellen.        erster Linie bei den Schulträgern liege. „Aber   das Sozialministerium auf, die Verordnung
Ein entsprechender Jamaika-Antrag stieß            die Kommunen können diese Auf­gabe nicht         zu überprüfen. Die Regelung läuft im J­ anuar
im April auf breiten Zuspruch. Lediglich die       alleine stemmen. Es gibt einen großen            2020 aus. Laut Sozialministerium hat sie
AfD war dagegen. Ob der Posten dauerhaft           ­Sanierungsstau“, so Prien. Die O ­ pposition    sich bislang aber im Wesentlichen bewährt.

                                                             DER LANDTAG 02 /2018                                                                   13
Mehrere Debatten im Landtag befassten sich
                                                  in den vergangenen Wochen mit der schulfreien Zeit,
                                                  mit Urlaub und mit Freizeit.

     Strengere Auflagen
     für Hobby-Angler
     Wer mehr Dorsche angelt als erlaubt, soll
     künftig schneller bestraft werden. Das sieht
     ein von der Landesregierung vorgelegter Ent-
     wurf zur Änderung des Fischereigesetzes vor,
     den der Landtag im April an den Umwelt- und
     Agrarausschuss überwiesen hat.
         Freizeitangler, die mit Boot oder Kutter auf der
     Ostsee unterwegs sind, dürfen pro Tag maximal
     fünf Dorsche aus dem Meer holen. Das besagt eine
     EU-Verordnung aus dem Jahr 2016, die für weite
                                                                 Inseln und Halligen:
     Teile der deutschen, dänischen und schwedischen
     Küsten gilt. Wer mehr Dorsche fängt, muss mit ei-
                                                                 Streit um Kurabgabe für Tagesgäste
     ner Geldstrafe rechnen. Das Umweltministerium               Wer sich auf Föhr, Amrum oder Sylt erholt und dort Strände und
     will diese Strafandrohung nun präziser und schär-           ­Promenaden nutzt, der soll sich auch an den Extra-Kosten der Insel­
     fer fassen. Künftig sollen die Fischereiaufsichts-           gemeinden für ihre Tourismus-Infrastruktur beteiligen. Allerdings:
     beamten oder ihre Fischereiaufsichts­    assistenten         Die entsprechende Kurabgabe zahlen zurzeit hauptsächlich jene
     gleich beim ersten Verstoß eine Geldstrafe ver-              ­Urlauber, die auf der Insel übernachten. Sie werden im Hotel oder in
     hängen können. Bisher ist dies erst möglich, wenn             der Pension abkassiert. Tagesgäste hingegen umgehen oft die Zahl-
     ein Hobby-Angler zum zweiten Mal ertappt wird.                pflicht. Das wollte die SPD per Gesetzentwurf ändern – stieß aller-
     Beim ersten Mal gibt es bislang lediglich eine Ver-           dings auf wenig Zuspruch.
     warnung. Wie hoch die Strafzahlung ausfällt, ­regelt            Die Fährreedereien könnten die Abgabe für die Inselgemeinden eintrei-
     der Gesetzentwurf nicht.                                      ben, so Regina Poersch (SPD) in der April-Sitzung. Mit einer Änderung des
         Neben den Berufsfischern holen auch die Frei-             Kommunalabgabengesetzes wollte sie den Kommunen diese Möglichkeit
     zeitangler erhebliche Mengen aus dem Meer,                    eröffnen. Sie greife damit einen Vorschlag der Insel- und Halligkonferenz auf,
     wie das Ministerium betont: „Beim Dorsch                      betonte Poersch. In Niedersachsen werde es bereits ähnlich gemacht. Es gehe
     lagen beispielsweise die Fänge der deutschen
     ­                                                             darum, eine Rechtsgrundlage zu schaffen – „keiner wird gezwungen“.
     ­Freizeitfischerei in den Jahren 2014 bis 2016 nach             Jamaika, AfD und SSW waren dagegen. Es sei ein erheblicher Aufwand für
      den Untersuchungen des Thünen-Instituts für                  die Reedereien, „zu differenzieren, wer ist Tagesgast, Urlauber, Familien­
      Ostseefischerei in etwa in der gleichen Größen-              besucher oder Geschäftsreisender“, merkte Klaus Jensen (CDU) an. Auch
      ordnung wie die Fänge der deutschen Erwerbs-                                                                  ­Andreas Tietze (Grüne) war
      fischerei.“ Eine Tages­ fang-Obergrenze sei auch                                                               dagegen, „dass die öffentliche
      für andere Fischarten wie Lachs und Meerforelle                                                                Hand so weit eingreift in die
      denkbar. An­  bieter von Angeltouren haben sich                                                                unternehmerische       Selbst­
      skeptisch zu den Tagesfang-Limits geäußert und                                                                 be­stimmung“. Statt einer
      befürchten, dass weniger Touristen einen solchen                                                               gesetzlichen Regelung setzte
      Törn buchen.                                                                                                   er auf eine „Mediation“ zwi-
                                                                                                                     schen den Insel­  gemeinden
                                                                                                                     und den Reedern, die mo-
                                                                                                                     mentan zerstritten seien. Im
                                                                                                                     Juni scheiterte der Vorstoß
                                                                                                                     endgültig im Landtag.
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Kürzere Sommerpause,
                                                                                   dafür Winterferien?
                                                                                   Sollen einige Tage der Sommerferien abgeknapst
                                                                                   werden, damit es im Februar eine Woche Winter­
                                                                                   ferien gibt? 5.864 Schleswig-Holsteiner haben
                                                                                   diese Forderung auf der Internet-Plattform „open-
                                                                                   Petition“ unterstützt. Der Bildungsausschuss hat
                                                                                   Anfang Juni beraten.
                                                                                      Er sei überrascht über die große Beteiligung
                                                                                   an der Internet-Aktion gewesen, sagte der SPD-­
                                                                                   Ab­ geordnete Kai Vogel, der den Punkt auf die
                                                                                   Tages­ordnung gesetzt hatte. Die Politik müsse den
                                                                                   Anstoß aufgreifen und „über das Thema nach­
                                                                                   denken“. Allerdings, das wurde in der Ausschuss-
                                                                                   sitzung deutlich, wäre ein Umbau der Ferien­
                                                                                   struktur kompliziert. Denn die Gesamtzahl von 75
                                                                                   schulfreien Tagen, die jedes Bundesland vergeben
                                                                                   kann, ist festgeschrieben. Zwischen den Ferien
                                                                                   sollen jeweils mindestens sechs Wochen Schul-
                                                                                   zeit liegen. Feiertage und Abi-Termine müssen
                                                                                   beachtet werden. Und Schleswig-Holstein muss
                                                                                   sich mit den anderen Ländern abstimmen, und
Schulen                                                                            zwar auf mehrere Jahre im Voraus. Spielraum für
                                                                                   eine Ferien­reform gäbe es erst ab dem Schuljahr
sollen                                                                             2024/25, betonte Bildungsstaatssekretärin Dorit
                                                                                   Stenke.
Ferienbetreuung anbieten                                                              Anita Klahn (FDP) äußerte dennoch Sympathie
                                                                                   für den Vorstoß. Er biete eine Woche Erholung im
Die Grundschulen und Förderzentren im Lande sollen auch während                    Grippemonat Februar, „damit sich alle auskurie-
der Ferien ein Betreuungsangebot für ihre Schüler bereithalten. Diese              ren können“. Außerdem sei Schleswig-Holstein
Forderung des SSW hat Jamaika im April aufgegriffen. Die Landes­                   eines von nur fünf Ländern ohne Winterferien, so
regierung soll nun ein Konzept zur Ganztagsbetreuung entwickeln                    Klahn. Auch der Nachbar Hamburg hat die Win-
und dabei insbesondere die Ferienzeit in den Blick nehmen.                         terpause. Und Jamaika hat im Koalitionsvertrag
  „Heute arbeiten immer öfter beide Elternteile“, begründete Jette                 eine „Harmonisierung der Ferienregelungen“ mit
Waldinger-Thiering (SSW) den Antrag. Selbst wenn beide Partner                     der Hanse­stadt als Ziel ausgegeben. Der Bildungs-
während der Schulferien ihren Urlaub aufteilen, sei nicht immer aus­               ausschuss will das Thema weiter verfolgen und „zu
reichend Zeit, „um immer für die Kinder da zu sein“. Tobias Loose                  gegebener Zeit“ wieder aufgreifen.
(CDU) bezifferte die Kosten für die Ferienbetreuung auf drei Millionen
Euro jährlich. Bildungsministerin Karin Prien (CDU) begrüßte den
Vorstoß. Ihr Haus werde das Thema in dieser Legislaturperiode an­
gehen.

                                                            DER LANDTAG 02 /2018                                                  15
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