STADT GEMEINDE - L EKULTUR - Deutscher Städte- und ...

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STADT GEMEINDE - L EKULTUR - Deutscher Städte- und ...
STADT
                         04/2021

       UND

 GEMEINDE     DIGITAL

                         UND

 LE BE NDI G E KULTUR
      IN STÄDTEN + GEMEINDEN
STADT GEMEINDE - L EKULTUR - Deutscher Städte- und ...
Bewahren, was uns verbindet.
Denkmale verbinden Menschen über Ländergrenzen                ein Stück unserer Heimat, die zu Stein geworden ist.
und Generationen hinweg miteinander. Sie stiften              Darum ist Denkmalschutz unser Dank an die Vergangen-
Identität, prägen das Werteempfinden, sind lebendige          heit, die Freude an der Gegenwart und unser Geschenk
Orte der Erinnerung, Wahrzeichen, Mahnmale oder               an die Zukunft.
Zufluchtsorte. Denkmale sind mehr als nur Steine – sie sind   Helfen auch Sie mit, dieses Geschenk zu erhalten.

            Ihre Spende hilft!                                                      www.denkmalschutz.de
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            Commerzbank AG
            BIC: COBA DE FF XXX
            IBAN: DE71 500 400 500 400 500 400
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GUTE ANSÄTZE,
                                       ABER BEDENKEN MIT BLICK
                                       AUF IMMENSE HERAUSFORDERUNGEN
                                       BEI DER UMSETZUNG
Deutschland steht vor gewaltigen       barkeit erleichtert werden soll. Die   Es bleibt aber im Hinblick auf die
Herausforderungen. Deshalb ist es      Eigenverantwortung und damit die       großen Widerstände in der Bevöl-
gut, dass sich die Ampel-Koalition     kommunale Selbstverwaltung wird        kerung abzuwarten, ob die Umset-
so schnell auf einen Koalitionsver-    so deutlich gestärkt.                  zung tatsächlich gelingt.
trag verständigt hat und wir noch
vor Weihnachten eine neue Regie-       Für die Kommunen ist positiv zu        Der Erfolg der Ampel-Koalition
rung haben werden.                     bewerten, dass sich der Koaliti-       wird maßgeblich davon abhän-
                                       onsvertrag zum Ziel von Zukunfts-      gen, ob das Leben der Menschen
Im Koalitionsvertrag werden viele      investitionen bekennt und dabei        in den Städten und Gemeinden
richtige Ziele beschrieben, die kon-   auch den hohen kommunalen              besser wird und die kommunale
krete Umsetzung – insbesondere         Investitionsbedarf berücksichtigt      Daseinsvorsorge den Erwartungen
die nachhaltige Finanzierung – ist     und Kommunen bei notwendigen           der Menschen entspricht. Wir er-
teilweise vage. Es bleibt zu hoffen,   Anpassungen für Klimaresilienz         warten, dass entsprechend der An-
dass die Ampel die Leistungsfähig-     unterstützen wird.                     kündigung im Koalitionsvertrag
keit unseres Staates und der Wirt-                                            die Kommunen nicht an den Kat-
schaft nicht überschätzt hat. In       Auch das Bekenntnis zu schnelle-       zentisch verwiesen werden, son-
diesem Zusammenhang fehlt be-          ren Verwaltungs-, Planungs- und        dern ihren entscheidenden Beitrag
dauerlicherweise auch ein wirklich     Genehmigungsverfahren, die Di-         zur Neugestaltung unseres Landes
klares Bekenntnis zum Grundsatz:       gitalisierung der Verwaltung so-       leisten können. 
Wer bestellt, bezahlt.                 wie die Stärkung des öffentlichen
                                       Wohnungsbaus sind wichtige Zie-        Ihr
Der Koalitionsvertrag erkennt an,      le. Positiv ist die Ankündigung, die
dass wir in Deutschland leistungs-     dringend notwendige Finanzie-
starke und handlungsfähige Kom-        rung des Onlinezugangsgesetzes
munen brauchen. Deshalb ist es         über das Jahr 2022 sicherzustellen.    Dr. Gerd Landsberg
ein gutes Signal, dass die Altschul-
denproblematik der Kommunen            Die ehrgeizigen Ziele beim Ausbau                                Weitere
                                                                                                    Einschätzungen
gemeinsam mit den Ländern nach-        der alternativen Energien deut-                                zum neuen
haltig gelöst werden soll sowie der    lich zu beschleunigen, sodass bis                        Koalitionsvertrag
                                                                                                                  aus
                                                                                                Sicht des DStGB un
                                                                                                                   ter
Förderdschungel entwirrt und ver-      zum Jahr 2030 Wind und Sonne                                 W W W.
einfacht und somit Übersichtlich-      80 Prozent des Stromverbrauchs                              DSTG B.DE
keit und damit auch die Umsetz-        in Deutschland decken, ist richtig.

                                                                                      Stadt und Gemeinde 04/21 3
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INHALT
                        04|2021

                        DStGB FORDERT VON DER AMPEL-KOALITION MEHR KONKRETE TATEN		                                          Seite 05
                        KULTUR VOR ORT von Uwe Lübking                                                                       Seite 07
S C H W E R P U N K T

                        EIN REZEPT FÜR KOMMUNALE KULTURENTWICKLUNG von Gregor Pellacini                                      Seite 09
                        "KULTURPAKT" IN SCHLESWIG-HOLSTEIN von Karin Prien                                                   Seite 11
                        DIE WELT DER GASTSPIELTHEATER von Dorothee Starke			                                                 Seite 13
                        RAUM FÜR KULTUR von Prof. Dr. Axel Priebs                                                            Seite 17
                        KULTURELLE DASEINSVORSORGE von Hortensia Völckers				                                                Seite 20
                        KULTUR + KOMMUNE GEHÖREN ZUSAMMEN von Olaf Zimmermann                                                Seite 24
                        KOMMUNALE KINOS von Fabian Schauren		                                                                Seite 27
                        SOZIOKULTUR von Ellen Ahbe                                                                           Seite 29
                        DRITTE ORTE IN NORDRHEIN-WESTFALEN Artikel aus Zeitschrift
                        STÄDTE- UND GEMEINDERAT NRW (Ausgabe 7-8 2020)		                                                     Seite 31
                        BIBLIOTHEKEN von Barbara Schleihagen                                                                 Seite 34
                        MUSIKSCHULE IN DER KOMMUNALEN BILDUNGSLANDSCHAFT von Mathhias Pannes                                 Seite 37
                        AMATEURMUSIK IM KULTURELLEN LEBEN von Lorenz Overbeck                                                Seite 42
                        KULTURFÖRDERVEREINE von Dr. Jutta Dette und Ulrike Petzold                                           Seite 44
                        MELDUNGEN								                                                                    Seiten 40 | 41 | 63 | 70
                        EINBRUCH DER INVESTITIONSTÄTIGKEIT DROHT					                                                        Seite 46
                        CO2NTRACTING: BUILD THE FUTURE! Interview mit Nicole Pillen                                          Seite 49
                        NEUE SERIE: FRAUEN FÜR KOMMUNEN: Politische Teilhabe/Fachtagung "Mayoress"                           Seite 52
                        OPEN SOURCE SOFTWARE FÜR DIE KOMMUNALSTATISTIK
                        von Aura Moldovan, Dr. Tim Leibert und Prof. Dr. Francis Harvey				                                  Seite 54
                        LOGISTIKIMMOBILIEN von Dennis Kalde                                                                  Seite 57
                        DEUTSCHE KOMMUNEN WELTWEIT AKTIV von Jacqueline Spiedt, Judith Steinmetz, Florian Schilling          Seite 60
                        FLUTKATASTROPHEN von Norbert Portz                                                                   Seite 64
                        SERIE GRUNDSTEUERREFORM:
                        NIEDERSACHSEN UND DIE LAGEN von Marco Mensen, Niedersächsischer Städte- und Gemeindebund             Seite 71
                        BRÜSSELER GERÜCHTE – FOLGE 44							                                                                 Seite 74
                        BUCHBESPRECHUNGEN									                                                 Weitere                   Seite 76
                                                                                                aktuelle Infos
                        IMPRESSUM & INHALT		               							                                                           Seite 04
                                                                                                                                        jederzeit unter
                                                                                                                                      www.dstgb.de

                            IMPRESSUM            ZEITSCHRIFT DES DEUTSCHEN STÄDTE- UND GEMEINDEBUNDES, BERLIN |BONN | BRÜSSEL

                            Redaktionsanschrift:                              Herausgeber: DStGB                                                    Redaktionsteam:
                            Stadt und Gemeinde Digital                        Dienstleistungs-GmbH                                                  Alexander Handschuh
                            Marienstraße 6, 12207 Berlin                      Verantwortlich für den Inhalt:                                        Dr. Janina Salden
                            Telefon: 030/773 07-228                           Dr. Gerd Landsberg                                                    Kristine Stüvecke
                            Fax: 030/773 07-222                               Uwe Zimmermann                                                        Birgit Pointinger
                            Email: janina.salden@dstgb.de
                            Internetpräsenz: www.dstgb.de                     Anzeigenredaktion:                                                    Grafik & Satz: DStGB
                                                                              kristine.stuevecke@dstgb.de                                           Dienstleistungs-GmbH
                                                                              alexander.handschuh@dstgb.de

                                                        Titelbild: Fotomontage: © silvae + bluedesign/stock.adobe (Montage DStGB) | Klein v. l.: 4th Life Photography | Valmedia | bluraz - stock.adobe
                                                                                                                     Diese Seite v. l.: © gustavofrazao | pressmaster | Valerii Honcharuk - stock.adobe

                        4 Stadt und Gemeinde 04/21
STADT GEMEINDE - L EKULTUR - Deutscher Städte- und ...
BUNDESPOLITIK

                            DER DStGB FORDERT
                              VON DER AMPEL-KOALITION
                                                    MEHR KONKRETE TATEN
Foto: © Benjamin Westhoff

                                  © TARA Ingenieurbüro NordWest GmbH Co. KG

                                                                                                                                                      Die
                                                                                                                                                   komplette
                                                                                                                                                Pressemitteilung
                                                                                                                                                     unter
                                                                                                                                                  W W W.
                                                                                                                                                 DSTG B.DE

                     D
                                   er Deutsche Städte- und Ge-                dass Städte und Gemeinden sich in         liche Ausgleichsregelungen, wenn
                                   meindebund hat anlässlich                  einer Schlüsselfunktion befinden.         die Maßnahme dem Klimaschutz
                                   seiner    Präsidiumssitzung                „Der notwendige schnelle Zuwachs          oder der Klimaanpassung dient, die
                            Mitte November in Bonn die Am-                    der regenerativen Energien (Wind-         Verkürzung der Gerichtswege und
                            pel-Koalition aufgefordert, die gut               kraft und Solaranlagen) wird nur          auch Präklusions- und Stichtagsre-
                            beschriebenen Ziele mit konkre-                   gelingen, wenn wir es schaffen, die       gelungen, um die Gerichtsverfahren
                            ten Taten und Finanzierungen zu                   Menschen vor Ort zu überzeugen            tatsächlich voranzubringen.
                            hinterlegen. „Unser Land steht vor                und mitzunehmen. Das muss eine
                            gewaltigen Herausforderungen, bei                 zentrale Rolle in der Politik der neuen   „Die künftige Koalition muss die
                            Klimaanpassung und Klimaschutz,                   Regierung spielen. So erwarten wir,       kommunale Finanzlage viel stärker
                            aber auch bei der Bewältigung der                 konkrete Schritte wie schnellere Ver-     gewichten. Die kommunalen Finan-
                            sich dramatisch entwickelnden Coro-               waltungs- und Genehmigungsverfah-         zen befinden sich trotz der etwas
                            na-Pandemie“, sagten der Präsident                ren tatsächlich umgesetzt werden.         besseren Steuerschätzung weiter im
                            des DStGB, Bürgermeister Ralph                    In diesem Zusammenhang schlagen           Corona-Tief. Wir brauchen dringend
                            Spiegler (Nieder-Olm) und Haupt-                  wir ein Klimaschutzbeschleuni-            mehr kommunale Finanzmittel und
                            geschäftsführer Dr. Gerd Landsberg                gungsgesetz vor“, führten Spiegler        dürfen die Städte und Gemeinden
                            in Bonn.                                          und Landsberg aus. Dazu gehörten          nicht mit immer neuen Aufgaben und
                                                                              digitale Genehmigungsverfahren,           Ausgaben überlasten“, sagten Spieg-
                            Spiegler und Landsberg betonten,                  der Verzicht auf naturschutzrecht-        ler und Landsberg.

                                                                                                                               Stadt und Gemeinde 04/21 5
STADT GEMEINDE - L EKULTUR - Deutscher Städte- und ...
BUNDESPOLITIK

Foto: © Benjamin Westhoff
Fotos: © Janina Salden/DStGB

                               Im Rahmen der Präsidiumssitzung des Deutschen Städte- und Gemeindebundes wurde auch der Beigeordnete Norbert Portz nach
                               36 Jahren Engagement für die kommunale Familie in den Ruhestand verabschiedet. DStGB-Präsident Ralph Spiegler dankte Norbert
                               Portz umfänglich für sein Engagement, für seine fachliche Expertise und sein Herzblut, mit dem er alle die Jahre die Verbandsarbeit
                               maßgeblich mitgeprägt hat. Portz erhielt zudem eine Urkunde sowie die Ehrenmedaille des Deutschen Städte- und Gemeindebun-
                               des. Symbolisch überreichte Norbert Portz Referatsleiter Bernd Düsterdiek, der ihm ab 1.1.2022 als Beigeordneter nachfolgen wird,
                               den Staffelstab.

                               6 Stadt und Gemeinde 04/21
STADT GEMEINDE - L EKULTUR - Deutscher Städte- und ...
SCHWERPUNKT K U L T U R

                                   KULTUR VOR ORT
                                                                        VON ALLEN FÜR ALLE
                                                                                                                                    Von Uwe Lübking
Foto: © AdobeStock_gustavofrazao

                                         © TARA Ingenieurbüro NordWest GmbH Co. KG

                           K                                                                        bens, um kommunale Kinos als
                                         unst und Kultur bereichern                  „Stadt und Gemeinde“ verdeutli-
                                         das Leben in den Städten und                               Leuchttürme der siebten Kunst,
                                                                                     chen besonders anschaulich, welch
                                         Gemeinden und leisten einen                 große gesellschaftliche Bedeutung
                                                                                                    Bibliotheken als anregende Orte
                                   Beitrag zu gesellschaftlichem Zu-                 der Kultur beigemessen wird. In der
                                                                                                    der Begegnung, Innenstädte als
                                   sammenhalt. Sie bieten Orte der                   öffentlichen Debatte bekommt sie
                                                                                                    Raum für Kultur, um die Liebe
                                   Begegnung und des Austauschs                      jedoch oft nicht, den Stellenwert,
                                                                                                    zum Musizieren und Musik-
                                   zwischen den Generationen ebenso                  den sie verdient. Das wollen wir mit
                                                                                                    schulen als vitale Lebensräume,
                                   wie zwischen verschiedenen gesell-                diesem Heft ändern.
                                                                                                    um die bunte Welt der Gast-
                                   schaftlichen Gruppen. Kulturelle
                                   Vielfalt ist ein besonderes Kennzei-
                                                                                                    spieltheater und nicht zuletzt
                                                                   In diesem Heft geht es unter um den Kulturpakt in Schles-
                                   chen Deutschlands. In den Städten
                                                                   anderem um: Rezepte für kom- wig-Holstein, über den die Mi-
                                   und Gemeinden wird die „Kultur
                                                                   munale Kulturentwicklung (am nisterin für Bildung, Wissen-
                                   für alle“ und die „Kultur von allen“
                                                                   Beispiel von Peine), um Sozio- schaft und Kultur Karin Prien in
                                   gefördert. „Hochkultur“ und „Brei-
                                                                   kultur als lebendige Demokra- einem eigenen Artikel berichtet.
                                   tenkultur“ sind keine Gegensätze,
                                   sondern stehen nebeneinander undtie, um die „Möglichmacherei“
                                   ergänzen sich.                  kultureller Daseinsvorsorge, um Die Beiträge dieser Ausgabe lie-
                                                                   Kulturfördervereine als enga- fern einen Einblick in die Vielfalt
                                   Die Beiträge dieser Ausgabe der gierte Stützen unseres Kulturle- der Kulturlandschaft, freilich ohne

                                                                                                                            Stadt und Gemeinde 04/21 7
STADT GEMEINDE - L EKULTUR - Deutscher Städte- und ...
SCHWERPUNKT K U L T U R
                                                                                                    Langv
                                                                                                 des Arti ersion
                                                                                                         kels unt
                                                                                                                 er
                                                                                                    W W W.
                                                                                                    D StG B.
                                                                                                      DE

alle Bereiche kulturellen Schaffens

                                                                                                                       Foto: © bluedesign - Fotolia.com
in einem Heft abbilden zu kön-
nen. Denn die Kulturangebote in
unserer Republik reichen von den
Opernhäusern und Theatern sowie
Museen mit überregionaler Be-
deutung bis zu den Heimatmuse-
en und -theatern, soziokulturellen
Einrichtungen, Bibliotheken, Mu-       veranstaltungen und einem Café.        FINANZIELLE
sikschulen, Volkshochschulen oder      Soziokulturelle Zentren können ein     AUSSTATTUNG SICHERN
Jugendkunstschulen, Heimat- und        wesentlicher Baustein der kulturel-
Kulturvereinen, Laienchören, Or-       len Angebote in ländlichen Räumen      Rund 45 Prozent der öffentlichen
chestern, Spielmannszügen oder         und bei der Gestaltung der Dritten     Ausgaben für die Kultur werden
Theatergruppen. In ländlichen Räu-     Orte sein. Sie dienen nicht der rei-   von den Kommunen aufgewendet.
men kommt der Soziokultur eine         nen „Konsumtion“, sondern ermög-       Die Haushaltslage der Kommunen
besondere Rolle zu. Durch Musike-      lichen eine aktive Teilhabe.           bleibt deshalb nicht ohne Auswir-
vents, Skulpturenparks oder The-                                              kungen auf die Förderung der örtli-
aterprojekte können auch kleinere      KULTURPOLITIK                          chen Kulturangebote. Nicht zuletzt
Städte und Gemeinden ein überre-       GEMEINSAM GESTALTEN                    durch die Förderpolitik von Bund
gionales kulturelles Profil bilden.                                           und Ländern findet sich ein Groß-
In vielen Städten und Gemeinden        Kulturelle Einrichtungen und An-       teil der Kultureinrichtungen in den
findet man Künstlerkolonien oder       gebote müssen und sollen nicht         größeren Städten. Die Kultur „auf
Kommunen werden explizit zum           immer ausschließlich von den           dem Lande“ oder in den Klein- und
Künstlerdorf.                          Kommunen angeboten und finan-          Mittelstädten steht oft im Abseits
                                       ziert werden. In den Städten und       des kulturpolitischen Diskurses.
KULTURELLE                             Gemeinden spielen die kulturellen      Dies widerspricht dem Gebot der
INFRASTRUKTUR IN                       Angebote der Vereine und Grup-         Gleichwertigkeit der Lebensverhält-
LÄNDLICHEN REGIONEN                    pen bis zu einzelnen Künstlern         nisse. Es gilt die kulturelle Vielfalt
                                       oder Künstlergruppen eine wichtige     und damit die Breite des Angebots
In ländlichen und/oder struktur-       Rolle. Es sollten die Möglichkeiten    in den Städten und Gemeinden zu
schwachen Räumen sind die Her-         der Vernetzung genutzt werden,         fördern.
ausforderungen für Kulturangebo-       um ein attraktives kulturelles An-
te bzw. -einrichtungen besonders       gebot zu erhalten. Kulturplanung       Das Wesen der kommunalen Kul-
groß. Vor diesem Hintergrund sind      sollte deshalb nicht isoliert erfol-   turpolitik liegt in der Freiwilligkeit
Förderprogramme sinnvoll, die die      gen, sondern Teil einer integrierten   der Aufgabe, da nur so die notwen-
Entwicklung und Umsetzung neu-         Sozialraumplanung sein. Ziel muss      dige Vielfalt erhalten bleibt. Der
er Konzepte für die kulturelle Inf-    es sein, dass Kommunen im Dialog       Zugang zu kulturellen Angeboten
rastruktur in ländlichen Regionen      mit den Kulturschaffenden und mit      und die notwendige Infrastruktur
fördern. So können Testlabore ent-     den Bürger:innen strategische Zie-     sind auf der anderen Seite ein un-
stehen, in denen partizipative Ideen   le für die Kulturpolitik definieren    verzichtbarer Bestandteil der kom-
für einen Dritten Ort als zentraler    und Maßnahmen entwickeln, um           munalen Daseinsvorsorge. 
Kultur-Knotenpunkt erprobt wer-        Kunst und Kultur in ihrem Ort oder
den oder Bürger:innen ein leerste-     ihrer Region fit für die Zukunft zu
hendes Gebäude zu einem leben-         machen. Wichtig ist, dass vor Ort      Der Autor:
digen Kultur- und Begegnungsort        Ansprechpartner:innen für die Ge-      Uwe Lübking,
entwickeln mit Platz für eine Bü-      staltung von Kunst und Kultur zur      Beigeordneter Deutscher
cherei, Kinovorstellungen, Kultur-     Verfügung stehen.                      Städte- und Gemeindebund

8 Stadt und Gemeinde 04/21
STADT GEMEINDE - L EKULTUR - Deutscher Städte- und ...
GIBT ES EIN REZEPT
                                        FÜR
                               		KOMMUNALE
                                     KULTURENTWICKLUNG?
                                                  JA, GIBT ES, ABER OHNE ENDE!
                                                                                                                          Von Gregor Pellacini
Foto: © AdobeStick - ONYXprj

                         D                                                                                   ERFOLGSMODELL
                                       ie Kulturentwicklung in        Die Euphorie der Umsetzung vie-
                                       Städten und Gemeinden ist      ler Handlungsempfehlungen in den       SERVICESTELLE KULTUR
                                       Chance und Herausforde-        Jahren 2015-2019 scheint, bestärkt
                               rung zugleich. Ergebnisse dieser       durch die Corona-Pandemie, aller-      Als entscheidender Faktor stellt sich
                               Prozesse lassen sich erst nach Jah-    dings verflogen. Zentrale, vor allem
                                                                                                             die Einrichtung der Servicestelle
                               ren ablesen, geschweige denn sind      finanzielle Empfehlungen zu er-
                                                                                                             Kultur in 2015 mit einer Vollzeitkraft
                               sie als solche erkennbar.              reichen, scheint fast unerreichbar.
                                                                                                             heraus. Als Multiplikatorin und Ver-
                                                                      Doch liegt hierin auch eine zentrale
                                                                                                             mittlerin zwischen Kulturakteur:in-
                               Im Peiner Land wurde eine zentra-      Erkenntnis: Entwicklung verlangt
                               le Grundlage zwischen den Jahren       stetige Variation der eigenen Pers-    nen, Verwaltung und Politik berät
                               2011 bis 2013 erarbeitet. Der mit 40   pektive(n) – und somit die immer-      sie Kunst- und Kulturschaffende
                               abschließenden Handlungsemp-           währende Überarbeitung der eige-       sowie die Kommunen des Kreises.
                               fehlungen ausgestattete Bericht „In    nen Visionen und Praxen.               Damit die folgenden Themenbe-
                               die Zukunft mit Kultur“ stellt sich                                           reiche nachhaltig zielgruppenspe-
                               bis heute als Reflexionspunkt dar.                                            zifisch entwickelt werden können:

                                                                                                                    Stadt und Gemeinde 04/21 9
STADT GEMEINDE - L EKULTUR - Deutscher Städte- und ...
SCHWERPUNKT K U L T U R

1. Kulturpolitik interkommunal          BERATUNG, VERNETZUNG +                   pläne hervorragende Grundlagen
   gestalten                            NACHHALTIGE STRUKTUREN                   bilden können, um Rahmenbedin-
2. Kultur professionalisieren           ENTWICKELN                               gungen für Kultur gerade in länd-
3. Kultur finanzieren                                                            lichen Räumen zu strukturieren.
4. Kulturakteure vernetzen              Die daraus resultierende konstruk-       Doch müssen sich kommunale wie
5. Kultur bekannt machen                tive Vernetzung (intern und extern)      gesellschaftliche Praxen auch stetig
                                        verschiedenster Kulturakteur:innen       ändern und neu betrachtet wer-
Ein zentrales Format, um Kultur-        ermöglicht eine stabile Kommu-           den. Wer begleitende Reflexion in
politik interkommunal, zu gestal-       nikationsbasis. Nur so konnte der        Anspruch nimmt, Variationen er-
ten ist Austausch. Hierzu wurden        Landkreis Peine 2021 sich innerhalb
                                                                                 arbeitet und mutige Schritte folgen
verschiedene Gremien eingerich-         kürzester Zeit auf die Projektmittel
                                                                                 lässt, erhält ein Rezept, das regiona-
tet, die bisher bei landkreisweiten     des Kultursommers bewerben, um
                                                                                 le Ausgangssituationen einschließt
Fragen beraten und unterstützen.        nach der Zusage die stillstehende
                                                                                 und für ein verantwortungsvolles
Zukünftig werden die Treffen mit        Kulturlandschaft in Zeiten der Co-
lokal-konkreten und gemeindes-                                                   Miteinander steht. Projekte haben
                                        rona Pandemie zu einem Wiederbe-
pezifischen Herausforderungen er-       ginn zu verhelfen.                       einen Anfang und ein Ende, Kul-
weitert um die oben genannten                                                    turentwicklung nicht. 
Themenbereiche zu integrieren.

Im Weiterbildungsformat „Kultur-
taucher“ werden Expert:innen der
                                                    Projekte haben einen Anfang und
Kulturpraxis eingeladen und refe-                  ein Ende, Kulturentwicklung nicht.
rieren im Seminarformat zu ver-
schiedensten Themen der Kultur-
theorie und Praxis. Der Einbezug
eines lokalen Beispiels ermöglicht      Das eigens eingerichtete Onlinepor-
zeitnah die Handlungsbilder aus der     tal www.kultur-peinerland.de, zur-
Abstraktion in konkrete Beispiele       zeit ein Kataster der Kunst- und
vor Ort umzusetzen. Hilfreich sind      Kulturschaffenden und Angebote,
dabei zudem Kennenlern-Treffen          wird kurz- bis mittelfristig vor allem
mit Stiftungen und überregionalen       zu einer Vermittlungsebene weiter-
Verbänden der Region. Sie erhöhen       entwickelt. Praktische Beispiele aus
die Chance, dass wichtige kulturelle    allen Bereichen kultureller Teilha-
Drittmittel in den Kreis fließen und    be und Wirkungen aus dem Peiner
sich Mitgliedschaften lohnen.           Land werden von inhaltlich passen-
                                        den Impulstexten begleitet.
Unbürokratische Finanzierung bie-
tet zudem eine eigens von kommu-        STETIGE VARIATION +
naler Seite eingerichtete Kulturför-    WEITERENTWICKLUNG DER
derrichtlinie, die durch die enge       EIGENEN PERSPEKTIVE                      Der Autor:
Begleitung der Servicestelle Kultur                                              Gregor Pellacini
eine Hilfestellung für andere öffent-   Die Reflexion des Peiner Beispiels       Leitung Servicestelle Kultur
liche Fördermittelgeber darstellt.      zeigt, dass Kulturentwicklungs-          Landkreis Peine

10 Stadt und Gemeinde 04/21
„KULTURPAKT“
               IN SCHLESWIG-HOLSTEIN­
                                                                                                   Von Karin Prien

                                                                                                                         Foto: © Rainer Deutschmann
"W
                 o man singt, da lass‘   tät, Heimat und Zukunft diskutie-      diesem Format pflegen wir seit 2013
                 Dich ruhig nieder.“     ren, gemeinsam Werte verhandeln        einen kontinuierlichen Austausch
                 Die Bedeutung die-      und sich als Individuen und als Ge-    zwischen Politik, Verwaltung und
ser Volksweisheit ist in der Coro-       meinschaft bewusst erfahren. Kul-      der breiten Kulturszene. Im gemein-
na-Pandemie deutlicher zu spüren         turförderung und die Sicherung der     samen Gespräch stehen neben der
denn je: Eine lebendige Gemein-          kulturellen Infrastruktur sind somit   kulturellen Infrastruktur auch Ver-
schaft ist dort zu erwarten, wo Kul-     wesentliche Elemente kommuna-          netzung, Themen digitaler Transfor-
tur ist. Dies wurde uns während der      ler Entwicklung und zentral für die    mation und des Ausbaus der kultu-
langen Phasen, die durch soziale Di-     Ausbildung eines gesellschaftlichen    rellen Bildung im Fokus.
stanz und Home-Office geprägt wa-        Miteinanders.
ren, schmerzlich bewusst. Mit ihren                                             Mittlerweile ist auf dem Fundament
vielfältigen Institutionen, Akteu-       KULTURELLE INFRASTRUK-                 des Kulturdialogs eine sehr gute Dia-
rinnen und Akteuren schafft Kultur       TUR ALS STANDORTFAKTOR                 logkultur zwischen allen Beteiligten
Orte der Selbstwahrnehmung und                                                  entstanden. Wir erleben heute eine
-entfaltung und macht Angebote           Die kulturelle Infrastruktur umfasst   konstruktive und in vielen Bereichen
der Freizeitgestaltung, bietet aber      ein breites Spektrum: Neben Muse-      bewährte Kooperation sowie eine of-
auch Gelegenheiten der Reflexion.        en und Theatern sind auch Sozio-       fene und vertrauensvolle Atmosphä-
Kultur stützt die lokale Infrastruk-     kulturelle Zentren, Bibliotheken,      re der Kommunikation. Eine Leer-
tur und ist ein elementarer Stand-       Musik- und Volkshochschulen sowie      stelle der bisherigen Dialogprozesse
ortfaktor. In den kulturellen Räu-       Gedenkstätten und viele mehr unter     war allerdings ein strukturierter Aus-
men – sowohl physisch und als auch       dem Begriff vereint. Die Sicherung     tausch zwischen Land und Kommu-
im übertragenen Sinn zu verstehen        eben dieser Angebote steht im Mit-     nen über die künftige Stärkung, Si-
– können Bürgerinnen und Bürger          telpunkt des sogenannten Kultur-       cherung und Weiterentwicklung der
beispielsweise Begriffe der Identi-      dialogs in Schleswig-Holstein. In      Kulturförderung. Beide Ebenen bil-

                                                                                      Stadt und Gemeinde 04/21 11
Foto: © Frank Peter
 Eine unserer geteilten
 Grundüberzeugungen ist,
 dass Kulturausgaben keine                                                                                                                                                                                                                     tung. Zudem ist eine Verstetigung
 Subventionen sind, sondern                                                                                                                                                                                                                    des Austauschs zwischen Land und
 Investitionen in die Zukunft                                                                                                                                                                                                                  Kommunen in einem verlässlichen
 unserer Gesellschaft.“                                                                                                                                                                                                                        Rahmen vereinbart.

 Karin Prien, Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur                                                                                                                                                                                  KULTUR IST EINE ZENTRA-
                                                                                                                                                                                                                                               LE GRUNDLAGE UNSERES
den nach unserer Landesverfassung                                                                                                                                                 Dialogräume ermöglichten einen                               GEMEINWESENS – SIE IST
eine Verantwortungsgemeinschaft                                                                                                                                                   Erfahrungs- und Informationsaus-                             DASEINSVORSORGE
in dieser Hinsicht.                                                                                                                                                               tausch über kommunale Kulturför-
                                                                                                                                                                                  derung, das Ausloten neuer Mög-                              Nicht erst Corona hat uns gelehrt,
KULTURENTWICKLUNG IN                                                                                                                                                              lichkeiten und über den Aufbau                               dass unsere Gesellschaft im steten
SCHLESWIG-HOLSTEIN:                                                                                                                                                               gemeinsamer intelligenter Förder-                            Wandel ist. Und mit ihr wandelt
DIALOG ALS                                                                                                                                                                        systeme und innovativer Allianzen.                           sich auch die Kultur. Das muss sie
ERFOLGSKRITERIUM                                                                                                                                                                                                                               und das ist gut so, denn nur so kann
                                                                                                                                                                                  Angesichts der kommenden Her-                                sie ihre gestalterische Kraft entfal-
Im Jahr 2020 haben wir uns daher                                                                                                                                                  ausforderungen war ein klares ge-                            ten. Wir müssen unsererseits die
trotz aller Widrigkeiten der pan-                                                                                                                                                 meinsames Bekenntnis zur Kultur                              Voraussetzungen dafür schaffen,
demischen Situation und als Land                                                                                                                                                  mit möglichst konkreten Maßnah-                              indem wir uns klar dazu bekennen,
wohl einmalig, dazu entschlossen,                                                                                                                                                 men wichtiger denn je. Dies haben                            dass Kultur eine gemeinschaftliche
einen letztlich vollständig auf digi-                                                                                                                                             wir im Abschlusspapier des Kultur-                           Aufgabe quer durch alle Bereiche
tale Formate setzenden Dialog- und                                                                                                                                                dialogs zwischen Land und Kom-                               und Zuständigkeiten ist. Kultur hat
Kulturentwicklungsprozess zu star-                                                                                                                                                munen, dem „Kulturpakt 2030“,                                also nicht nur einen immensen und
ten. Eine gemeinsame Arbeitsgrup-                                                                                                                                                 festgehalten. Eine unserer geteil-                           nicht zu beziffernden Wert: Kultur
pe des Ministeriums und der kom-                                                                                                                                                  ten Grundüberzeugungen ist, dass                             ist uns etwas wert. Budgetbeschnei-
munalen Landesverbände bereitete                                                                                                                                                  Kulturausgaben keine Subventio-                              dungen für Kunst und Kultur sind
zusammen mit kulturellen Landes-                                                                                                                                                  nen sind, sondern Investitionen in                           keine Option. Kürzen wir an der
dachverbänden und wichtigen Kul-                                                                                                                                                  die Zukunft unserer Gesellschaft.                            Kultur, so kürzen wir an unserem
turakteurinnen und -akteuren die                                                                                                                                                  Kunst und Kultur haben bei allen                             demokratischen Gemeinwesen. Die
weiteren Schritte vor. Ab Februar                                                                                                                                                 wirtschaftlichen, gesellschaftlichen                         Kommunen müssen in die Lage ver-
2021 adressierten wir in sechs öffent-                                                                                                                                            und politischen Herausforderun-                              setzt werden, nicht wieder in das
lichen Dialogveranstaltungen Bür-                                                                                                                                                 gen selbst ein enormes Potenzial.                            Muster zu verfallen, im Bereich der
germeisterinnen und Bürgermeis-                                                                                                                                                   Sie helfen uns, gesellschaftliche                            vermeintlich „freiwilligen Leistun-
ter, Gemeindevertreterinnen und                                                                                                                                                   Entwicklungen erfolgreich zu meis-                           gen“ zu kürzen. Umgekehrt wächst
-vertreter, Verantwortliche der Kul-                                                                                                                                              tern, stiften Identität und regiona-                         daraus auch eine Pflicht: Wenn die
turverwaltungen, aber auch der Be-                                                                                                                                                les „Branding“, sind Arbeitgeber und                         Ressourcen vorhanden sind und
reiche Finanzen, Stadt- und Regio-                                                                                                                                                Wirtschaftsfaktor – um nur einige                            geschaffen werden, dann sind Kür-
nalentwicklung, Bürgerdienste und                                                                                                                                                 Aspekte zu benennen. Mit konkre-                             zungen nicht akzeptabel. Für das
Bildung. Auch Vertreterinnen und                                                                                                                                                  ten Verabredungen und Vorhaben                               Land und für die kommunalen Lan-
Vertreter aus den Kulturverbänden                                                                                                                                                 wollen wir die Kultur in Schles-                             desverbände in Schleswig-Holstein
und der Landespolitik nahmen an                                                                                                                                                   wig-Holstein in den kommenden                                kann ich deutlich sagen: Dafür wer-
den Formaten teil. Die geschaffenen                                                                                                                                               Jahren im Schulterschluss von Land                           den wir streiten. 
                                                                                                                                                                                  und Kommunen stärken. Erste Mo-
                                                                                                                                                                                  dellprojekte zur Struktur der Volks-
                                                            der Kommunen sowie
                                                                                            des Landes ist die
                                                                                                                                                                                  hochschulen im ländlichen Raum                               Die Autorin:
                                                                                                                         Gewährleistung

                                                                                                                                                                                  oder zur Zukunftsfähigkeit der So-                           Karin Prien,
                                                            Lebensverhältnis                                                                   gleichwertiger
                                                                                    se hinsichtlich des
                                                                                                                  Zugangs zu einer
                                                            mit Kultur- und Bildungs                                                        wohnortnahen Grundve
                                                                                             angeboten in verschie                                                   rsorgung
                                                           Menschen jeder                                                       denen Formen für
                                                                                  Herkunft in allen                                                   alle Generationen
                                                                                                              Teilräumen des Landes.                                        und
                                                     3. Kultur ist im Wandel.
                                                                                         Die Verantwortlichen

                                                                                                                                                                                  ziokultur im Land werden bereits                             Ministerin für Bildung,
                                                                                                                          müssen       angesich
                                                                                                         en für die
                                                          Herausforderunge
                    t 2030                                                          n wie Digitalisi                                             ts der gesellschaftliche
   Kulturpak                                              Folgen der        d  und    Kommun erung, nachhaltige Entwicklung,                                                n
                                                        ng von LanCorona-Pandemie die Kulturförderung                                                 Diversität und den
                      ame     n   Verantwortu olst        gilt es
                                                                ein angesichts der knappen                                          gemeinsam weiteren
                                                                                                                                                             twickeln.
   zur gemeinsung in Schleswig-H Netzwerkstruktur                                                       Ressourcen vorrangi
                                                                                                                                      g intelligente Allianzen
                                                                                                                                                                        Dabei

    Kulturförder                                                                 en zu stärken. Die
                                                                                                               Kommunen nutzen
                                                                                                                                                                 sowie

                                                                                                                                                                                  umgesetzt oder sind in Vorberei-                             Wissenschaft und Kultur
                                                         Möglichkeiten interkom                                                   lich bei ihrer Kulturarbeit
                                                                                          munaler undände           n hat deut                                    u.a.
                                                                                                     rverb regionaler Kooperation.
    08. Juni 2021                                       Kultur- und Bildungs     en und Kultu                                                   Sie verknüpfen und
                                                                     Kommun angebote mit                    demrland  schaft                                           bündeln
                                               Land der und den                                ltige Kultu        Ziel einer bessere
                                                                                                                                            n Sichtbarkeit und
                                 chen dem                     regionalenolle     und vielfä                        reichhaltig
                                                                                                                                 es
                rdialog zwis                                 eine   wertv Infrastruktur. Das              Land
                                                                                                      lten.   Einunterstü                                        dem Erhalt
     Der  Kultu                                      über
                                                 4. Kultur ist Querschgilt es zu
                                            lstein                                           erha                            tzt innovative Allianzen
                                eswig-Ho                               rszene nittsthema und Gemeins                         ist                         .
                 dass Schl                           t- und Kultu                                         alität für alle,
                                                                                                                      chaftsaufgabe, denn
     gemacht,                        eit der Kuns kommunale Entwickl                       nthaltsqu
                                                                              und Aufe
                                                                                    ung. Land und                  genheiten
                                                                                                                                                  Kultur fördert die
                     Lebendigk                                    Lebens-                                 e Gele
      verfügt. Die                               bot schafft                          iligung sowi
                                                                                                             Kommun      en verfolgen gemeins
                                   relles Ange Verantwortung        eiten derfürBete
                                                                                 die Kultur                       für Gäste.                         am das Ziel, die
                  ltiges kultu                      t Möglichk
                                                                                                 fachbere
                                                                                                        so wie ichs-  bzw. ressortübergreife
      und vielfä                                                                   lkerung eben
                                    ng und biete ein strategis           ches
                                                                        die BevöElement                                                             nd wahrzunehmen.
                     von Bildu                         staltung für
                                                                                            der Ortskern-, Stadt-                                                          Als
       Grundlage                               eitgeKunst-,                                                                  und Regionalentwickl
                           krea   tiver Freiz                     Kultur- und Bildungs
                                                                                              einrichtu               ich  aktiven                     ung erlangen
                     und                                                                                       rbereals Treiber
                                                                                                             ngen
        sinnvoller                                   Innenentwicklungonskultur der im Kultu                                          und Multiplikatoren
                                                                         erati zu mehr Aktivität undgem               einsamen                              einer
                                                 eine    gute Koop
                                                     Ortsteilz                                    tze einer Frequenz in Innenstädten
                                    g-Holstein                    entrenzeug     ende Ansä                                sichts                    bzw. in Stadt- und
                      Schleswi                                       über besondere Bedeutu               ng. en ange
         Es gibt in                                   vielerorts
                                               5. eKultur
                                        ure sowi                                     e Ansätze
                                                                                                       müss                               de
                                                               ist (uns) etwas
                                                                            g. Dies                                          en. Gera
                      en und Akte                               Förderun           wert.    Kulturrentw       ickelt werd
                                                                                                       ist vielfach
          Akteurinn                            r und    ihre                                weite                      wirksam      und
                                     die Kultu Bildungsangebot                 n Jahr
                                                                            e nur       en                                 rigen           rechnet sich. Kultur-
                       rtung für                                         ende       nach Kostendeckungs
                                                                                                         seinen bishe
                                                                                                                                                                  und

                                                                                                                                                                                     ⇐ Download Kulturpakt 2030
          Verantwo                                    in den komm

12 Stadt und Gemeinde 04/21
                                        derungenbetriebswirtscha                          Leben in                     graden, also      einern ausschließlich
                                                                                                                                     en Teile
                          Herausfor                                         kulturelle
                                                                    e das ftlichen    Perspektive, zu              n wesentlich
           vielfältiger                             emie wurd                                          en habe  betracht   en, greift zu kurz.
                                        der PandWirtschaftsfaktor, und            die Kommun                           vielfache                   Nicht nur ist Kultur
                           Eindruck                                   Land finanzielle Mittel fürben         die und                                                     ein
           unter dem                                    tigt. Das                          heit gege             Kultur sind dynamis
                                         beeinträch
                                                  in die    Gesellschaftnftss  und icher                                       lagen teilench wirksame Investitionen
                          ngen stark                           r Zeit Zuku          ihren Zusammder              Haushalts
            Ausprägu                          tur in diese                                    fungen enhalt sowie den Standort Schlesw
                         rellen   Infrastruk                            hbar  er Verschär                                                                ig-Holstein.
             der kultu                       Land      sicht  s abse                                  n:
                                         stet. Ange  und    Kommunen treffen        zeugunge
                          zung gelei                                     me Über auf Basis dieser
             Unterstüt                                     gemeinsa                                              gemeinsamen Überzeu
                                         en Verabre
                                             folgendedungen:                                                                     t allgemein gungen folgende
                            Kommun                                                                                 ermöglich
              Land und                      1. Das Land und                                einwesen
                                                                                                           s. Sie
                                                                              res Gem
                                                                        die Kommun                                                   tität.
                                                                dlage unse               en bekennen und            schafft Iden
                                                 nde Grunrung von kulturelle
                                                Finanzie                                           llschaft sich weiterhin zur abe            des
                              ist entscheide                                    an derr Gese                                     Aufg partnerschaftlichen
                                                                e Teilhabe                Infrastruktur.gem          einsame
               1. Kultur                        Augenhöh
                                                Volksho      chschulen,reller              abe ist eine
                                                                                                                Dazu   gehören insbeson
                                    h und auf                                      Teilh
                                                                             Musiksc                                                            dere Theater,
                     zugänglic                                  ung kultu               hulen, Bibliotheken,
                                                  die Stärktätten. Das
                                                Gedenks                                                                 Museen, Soziokulnach turelle Zentren
                                    erung und                                 Land fördert insbeson die Kommunen                                                 und
                      Ihre Förd                     munen.                                             stehendere überregionale              zu landesw
                                         der   Vorhabe
                                              Kom            n und Verband           dem Land                                   tzen   undund
                                   und                                        m  mit
                                                                                 sstruktur                               schü                            eite kulturelle
                       Landes                                   Gemeinsa                     en sowieKultu         r zu
                                                                                                      die Projekte mit Modellch
                                                   rsorge.
                                               betreibe                               flichtung,                                          en und die
                               r ist  Daseinsvo             n Kulturförderung
                                                                        in der  Verpim   Rahmen                  bote   zu  ermöglich arakter. Die Kommunen
                  2. Kultu                                  assung                                       ihrer
                                                                                                         AngeSelbstverwaltung in mes Ziel
                                                    sverfort
                                               Verantw
                                             ande                                      , kulturelle                                   einsa ihre
SCHWERPUNKT K U L T U R

                   ENGAGIERT FÜR DIE KULTUR IN DER FLÄCHE
                     DIE INTERESSENGEMEINSCHAFT DER STÄDTE
                         MIT THEATERGASTSPIELEN INTHEGA
                                                                                                                  Von Dorothee Starke
Foto: © Valmedia

           D
                          ie INTHEGA e. V., die „Inter-     Metropolen, im ländlichen Raum,          schen (…) aus der Stadt wegzogen:
                          essengemeinschaft der Städte      in Klein- und Mittelstädten. Die         hohe Mieten und kleine Wohnungen.
                          mit Theatergastspielen“, stellt   INTHEGA tritt nachdrücklich dafür        Der dritte, neue Grund: Home-Of-
                   neben dem Deutschen Bühnenver-           ein, dass eigenständige Kulturarbeit     fice.“ – so war kürzlich in dem Beitrag
                   ein und dem Bundesverband Freie          in der Fläche auch zukünftig mög-        „Raus hier“ von Niewel/Vollmuth in
                   Darstellende Künste eine der drei        lich ist, ja, dass sie auf- und ausge-   der Süddeutschen Zeitung zu lesen.
                   tragenden Säulen der deutschen           baut wird.                               Allerdings lebten auch vor Corona
                   Theaterlandschaft dar. Die INTHE-                                                 bereits knapp 60 Prozent der Deut-
                   GA hat rund 400 Mitgliedsstädte          KULTURELLE SOZIALISATION                 schen in Klein- und Mittelzentren.
                   und erreicht auf rund 600 Spielstät-     IN DER STADT UND                         Wir können also davon ausgehen,
                   ten rund 15 Millionen Einwohner im       AUF DEM LAND                             dass über die Hälfte der Deutschen
                   ganzen deutschsprachigen Raum,                                                    nicht etwa in Staatstheatern oder
                   also auch in der Schweiz und Ös-         Diese Aufbauarbeit scheint aktuell       Nationalgalerien kulturell soziali-
                   terreich. Die INTHEGA tritt für eine     notwendiger denn je. Die Medien          siert sind, sondern zum ersten Mal
                   eigenständige Kultur- und Theater-       sind voll mit Beiträgen zum Phäno-       mit Kultur über das Weihnachtsmär-
                   arbeit in der sogenannten Provinz        men Stadtflucht. Im Zuge von Co-         chen in Kontakt kommen, das eben
                   ein. INTHEGA-Häuser sind Gast-           rona zieht es die Menschen aus der       nicht im Staatstheater, sondern im
                   spielhäuser ohne eigenes Ensemble,       Enge der Städte auf das Land. „Bis-      Saal der örtlichen Veranstalter oder
                   sie liegen in der Regel abseits der      her gab es zwei Gründe, warum Men-       der Schulaula gezeigt wird.

                                                                                                           Stadt und Gemeinde 04/21 13
SCHWERPUNKT K U L T U R

NACHHALTIGE STRUKTUREN                   Intendant:innen,      Direktor:nnen,    Das Theater gerade in kleineren und
IN DER FLÄCHE SCHAFFEN                   aber auch Kulturamtsleiter:nnen,        mittleren Städten ist der kulturelle
                                         Kulturreferenten, Vereinsvorsitzen-     Mittelpunkt der Stadt, der Ort, an
Will man dem derzeitigen Auf-            de oder eben Ehrenamtliche. Die         dem sich die Stadtgesellschaft trifft,
schwung des Landlebens eine Zu-          Welt der Gastspieltheater ist bunt      austauscht, sich ihrer selbst ver-
kunft geben, so müssen jetzt nach-       und genau darin liegt die Chance für    sichert und diskutiert. Dies umso
haltige Strukturen dafür geschaffen      die Kulturarbeit in der Fläche.         mehr, da die klassischen Treffpunk-
werden. Dazu gehört entscheidend                                                 te, der Lebensmittelladen oder die
auch der Aufbau einer kulturellen        Theater in der Fläche bedeutet In-      Post, lange von der Landkarte ver-
Infrastruktur.                           tegration und Aufrechterhalten von      schwunden sind. Theateraufführun-
                                         gesellschaftlichen Zusammenhän-         gen schaffen Anlässe für Gespräche
Dass dies in den unterschiedlichsten     gen häufig in Regionen, die dro-        – auch wenn die gastierende Truppe
Facetten auch in kleinsten Gemein-       hen, abgehängt zu werden. Längst        den Ort längst verlassen hat.
den mit geringen Etats möglich ist,      sind Formate wie Bürgerbühnen,
zeigt die Vielfalt der INTHEGA, de-      Community Dance etc. auch auf           Das bedeutet, die Aufgabe eines
ren Mitgliedshäuser und ihre Struk-      den Gastspielbühnen angekom-            Gastspieltheaters geht weit über das
turen unterschiedlicher nicht sein       men. Theater in der Fläche bedeu-       Anbieten eines munteren Unterhal-
können:                                  tet Bildungsarbeit. Die gastieren-      tungsprogramms hinaus. Der Spiel-
                                         den Theater bieten umfangreiche         plan wird nach den Bedürfnissen
Es gibt große Häuser – wie die The-      Vermittlungsprogramme an – von          des Publikums und nach dem kul-
ater in Wolfsburg, Schweinfurt,          Werkeinführungen über Nachbe-           turpolitischen Auftrag konzipiert,
Hameln, Ludwigshafen – Thea-             sprechungen bis hin zu theaterpäda-     er muss ausgewogen sein, die ver-
tergebäude mit mehreren Bühnen           gogischem Material für die Schulen.     schiedenen Aboringe bedienen, das
(großes Haus, kleines Haus), meh-        Stücke, die im Lehrplan auftauchen,     Publikum zu Diskussionen anre-
reren Abonnements und an die 200         sind fester Bestandteil der Spiel-      gen, an den gesellschaftsrelevanten
Veranstaltungen oder mehr im Jahr.       pläne und sind somit für die Schü-      Themen dranbleiben, junge Leute
Sie erfüllen, auch wenn sie kein eige-   ler:innen auch im ländlichen Raum       an das Theater heranführen und die
nes Ensemble haben, die Funktion         live erlebbar. Viele Gastspieltheater   treuen älteren nicht verscheuchen
eines Stadttheaters für ihre gesamte     haben ein ambitioniertes Kinder-        – und das alles im Rahmen eines
Region. Die Bandbreite reicht aber       und Jugendtheaterangebot, teilwei-      vorgegebenen Budgets. Die Leitung
bis hin zu kleinsten Veranstaltern in    se mit eigenem Abonnement. Nur          muss ein „Händchen“ haben für die
Orten mit unter 10.000 Einwohnern.       so gelingt es, auch das Publikum von    Menschen ihrer Stadt oder Gemein-
Hier wird das Kulturprogramm häu-        morgen heranzuziehen.                   de, sie muss spüren, was die Men-
fig mit viel Engagement von einem                                                schen bewegt und herausfinden,
ehrenamtlichen Verein organisiert,       GENERATIONEN                            wie sie auf das Angebot des Theaters
manchmal nur fünf Veranstaltun-          ZUSAMMENBRINGEN                         aufmerksam machen kann – wie sie
gen im Jahr. Doch diese tragen ent-                                              die Bevölkerung erreicht. Denn es
scheidend zum gesellschaftlichen         Und Theater in der Fläche bedeutet      ist schon längst nicht mehr so, dass
Zusammenhalt der Gemeinde bei.           das Aufrechterhalten eines kultu-       es ausreicht, abends die Saaltüren
                                         rellen Angebots, das einfach Spaß       zu öffnen. Die Konkurrenz ist stark:
DIE BUNTE WELT DER                       macht und Menschen verschiedens-        die zahlreichen Medien, Sportange-
GASTSPIELTHEATER                         ter Generationen zusammenbringt.        bote, fordernde Jobs, die nicht dazu

Auch die Organigramme weisen die
unterschiedlichsten Modelle auf:                     Die Welt der Gastspieltheater
Die Theater oder Veranstaltungs-                          ist bunt und genau darin liegt
räume sind als städtischer Regiebe-
trieb, Eigenbetriebe, ausgegliederte
                                                    die Chance für die Kulturarbeit
GmbHs, Vereine etc. organisiert.                                           in der Fläche.
Die Theaterleiter:innen nennen sich

14 Stadt und Gemeinde 04/21
angetan sind, sich abends noch ein-      Theatersommer einen Zustrom von         des Bundes, der 2021 ebenfalls dem
mal aus dem Haus zu bewegen.             Berlinern und Hamburgern, die sich      Salzlandtheater in Staßfurt, Sach-
                                         für die besondere Atmosphäre be-        sen-Anhalt, als erstem INTHE-
KULTURARBEIT                             geistern. „Das Dorf lebt. Das Theater   GA-Haus, zugesprochen wurde:
IN DER FLÄCHE                            erweist sich als probates Mittel ge-    „Seine Aufgabe sieht das Theater da-
                                         gen Frust und Abwanderung. Nicht        rin, die regionale Kultur zu fördern
„Das wichtigste und zentrale Auf-        einmal rechte Scharfmacher haben        und gleichzeitig durch renommierte
wertungspotential im ländlichen          im Dorf Fuß gefasst“ beschreibt         KünstlerInnen und Ensembles auf
Raum sind die Menschen mit ihrer         Christhard Läpple die Situation in      Staßfurt aufmerksam zu machen.
Lebenslust, Phantasie, Kreativität       Netzeband (C.L.: So viel Anfang war     Den Herausforderungen der Regi-
und Innovationsfähigkeit“ (Werner        nie. Notizen aus der Provinz; Mün-      on – Abwanderung, Arbeitslosigkeit,
Bätzing, Das Landleben. Geschichte       chen 2017). Das Jahrmarkttheater        Strukturschwäche – mit kulturellen
                                                                                 Mitteln entgegenzutreten, ist das
                                                                                 erklärte Ziel des engagierten Teams.“

ÜBER DIE INTHEGA                        Kultur-Journal bietet zahlreiche         BUNDESPOLITIK WÜRDIGT
                                        fachlich relevante Artikel zu            BÜHNEN ALS ZENTRALE
Die INTHEGA organisiert den             rechtlichen Fragen, Neuigkeiten          ORTE KULTURELLER
größten Theatermarkt Europas,           aus den Häusern und von den              BILDUNG
auf dem Agenturen, Landes-              Agenturen, Best-Practice-Bei-
bühnen, Freie Theater, Einzel-          spiele sowie einen Stellenmarkt.         2015 hat Staatsministerin Prof. Mo-
künstler ihre Angebote präsen-          Die INTHEGA steht auch Nicht-            nika Grütters den Theaterpreis des
tieren. Das gesamte Angebot ist         mitgliedern als Partnerin und            Bundes ausgelobt, um die Arbeit
außerdem über die INTHEGA               Beraterin für den Aufbau von             der Theater abseits der Metropo-
Datenbank, die den Mitgliedern          kulturellen Strukturen im ländli-        len zu würdigen: „Gerade die klei-
frei zur Verfügung steht, jeder-        chen Raum zur Verfügung.                 nen und mittleren Bühnen jenseits
zeit abrufbar. Fachtagungen und         Die INTHEGA organisiert seit             der Großstädte sind wichtige Orte
Videokonferenzen bieten den             über 40 Jahren das „Leuchten der         der kulturellen Bildung und des ge-
Mitgliedern neben dem Erfah-            Provinz“. Sie wird sich weiterhin        sellschaftlichen Dialogs. (…) Für
rungsaustausch untereinander            stark machen für die Kultur in           diese Beharrlichkeit und Kreativität
Spezialworkshops zu rechtlichen         der Fläche und Lobbyistin sein           verdienen sie unsere dankbare Auf-
und technischen Fragen (z.B.            für Kulturveranstalter:innen vor         merksamkeit und Wertschätzung.“
GEMA, Veranstaltungssicherheit,         allem in kleinen und mittleren           Im Koalitionsvertrag zwischen
Brandschutz etc.) sowie Exper-          Gemeinden.                               CDU und SPD wurde dem Thema
ten-Vorträge und Diskussionen                                                    „Gleichwertige Lebensverhältnisse“
zu relevanten Themen. Das               Weiterführend Infos unter:               2018 erstmals ein größerer Stellen-
viermal im Jahr erscheinende            http://www.inthega.de                    wert zugesprochen.

                                                                                 Es bleibt zu hoffen, dass unter wel-
                                                                                 chen politischen Verhältnissen auch
und Zukunft einer gefährdeten Le-        in Bostelwiebeck in der Lünebur-        immer, diese Initiativen, die erst
bensform; München 2020). Es gibt         ger Heide „versorgt nicht nur eine      einen Anfang darstellen, weiter-
zahlreiche Beispiele dafür, dass Kul-    Landschaft mit ansonsten geringem       hin Bestand haben. Heribert Prantl
turprojekte in kleinsten Gemein-         kulturellem Angebot mit anspruchs-      brachte es auf den Punkt: „Es geht
den, die mit hohem ehrenamtlichen        voller, großer und doch zugänglicher    darum, das Leuchten der Provinz
Engagement und großer Leiden-            Theaterkunst, sondern es sammelt        zu organisieren. Die Politik muss
schaft realisiert werden, den Orten      die Themen auf der Dorfstraße, ver-     für gute Leuchtmittel sorgen.“ (Süd-
zu einem Aufschwung verholfen ha-        arbeitet sie und lockt ein überregi-    deutsche Zeitung, 7./8. März 2020,
ben. Das Dorf Netzeband in Bran-         onales Publikum an“ – so heißt es       „Stadt, Land, Kuss“).
denburg erlebt jährlich in seinem        im Juryspruch zum Theaterpreis

                                                                                       Stadt und Gemeinde 04/21 15
SCHWERPUNKT K U L T U R

  Dass der INTHEGA im Zuge von kennung für den Fachverband und                         Die Autorin:
  Corona über 30 neue Mitglieder bei- das Vertrauen in die Projektträger-              Dorothee Starke,
  getreten sind, verdeutlicht wie sehr schaft auch auf Bundesebene. Die                INTHEGA Präsidentin und Leiterin
  die Unterstützung eines Fachver- INTHEGA organisiert seit über 40                    des Kulturamts Bremerhaven
  bands gerade in schwierigen Zeiten Jahren das „Leuchten der Provinz“.
  hilft. Ein von der Bundesregierung Sie wird sich weiterhin stark ma-
  zur Verfügung gestelltes eigenes chen für die Kultur in der Fläche und
  Förderprogramm im Rahmen von Lobbyistin sein für Kulturveranstal-
  NEUSTART
         Lage Kultur – „Theater
               der Städte     mitinINTHEGA-Mitgliedern
                                    Be- terInnen vor allem in kleinen und
  wegung“ – beweist die hohe Aner- mittleren Gemeinden. 

  Lage der Städte mit INTHEGA-Mitgliedern

        Anmerkung:
        Im Zuge des seit 2020 von der INTHEGA betreuten Förderprogramms NEUSTART KULTUR – „Theater in Bewegung“ sind
        über 30 neue Mitglieder dem Verband beigetreten, die bei dieser Darstellung noch unberücksichtigt sind.

16 Anmerkung:
    Stadt und Gemeinde 04/21
  Im Zuge des seit 2020 von der INTHEGA betreuten Förderprogramms NEUSTART KULTUR – „Theater in Bewegung“ sind
  über 30 neue Mitglieder dem Verband beigetreten, die bei dieser Darstellung noch unberücksichtigt sind.
RAUM FÜR KULTUR
                                     DIE ZUKUNFT DER INNENSTÄDTE
                                                  UND ORTSKERNE GESTALTEN
                                                                                                                             Von Prof. Dr. Axel Priebs
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                               D                                                                                     UNZUREICHENDER
                                            ie Pandemie hat die Innen-      Boom des Online-Handels neue
                                            städte und Ortskerne erneut     Unsicherheiten für Innenstädte und       NETZAUFTRITT DES
                                            in den öffentlichen Fokus ge-   Ortszentren gebracht haben. Dabei        STATIONÄREN HANDELS
                                     rückt. Fernsehbilder von ausgestor-    darf aber nicht vergessen werden,
                                     benen Fußgängerzonen wirkten un-       dass diese schon vor der Pandemie        Aber auch die Handelsfunktion als
                                     wirklich und beklemmend. Dass sie      vor erheblichen Herausforderungen        historische Kernkompetenz der Zen-
                                     nach den Lockdowns sofort wieder       standen. An erster Stelle ist die ein-   tren hatte schon vor der Pandemie
                                     von den Menschen „zurückerobert“       seitige Kommerzialisierung vieler        markante Schwachstellen offenbart.
                                     wurden, darf mit Recht als positive    Innenstädte zu nennen, in denen          Hinreichend bekannt sind die Nach-
                                     Bestätigung für deren Bedeutung als    konsumfreie     Aufenthaltsangebo-       folgeprobleme des inhabergeführten
                                     wichtige Funktionsräume, aber auch     te, Sitzmöglichkeiten und Toiletten      Handels, schwindender Branchen-
                                     als beliebte Begegnungsstätten ver-    vermisst werden. Auch die Defizite       mix, die Ausbreitung von (Billig-)
                                     standen werden.                        des öffentlichen Raumes bezüglich        Ketten sowie nur noch schwer zu
                                                                            Gestaltung, Sauberkeit und Barri-        kaschierende Leerstände. Außer-
                                     In die Freude über die Rückkehr der    erefreiheit sind schon seit Jahren       dem zeigen überhöhte Mieten, feh-
                                     Normalität mischt sich aber auch       erkannt; hinzukommen fehlende            lende Abstimmungen (z. B. bei den
                                     Sorge, weil die Lockdowns und der      Grün- und Wasserflächen.                 Öffnungszeiten) und Probleme bei

                                                                                                                          Stadt und Gemeinde 04/21 17
SCHWERPUNKT K U L T U R

Gemeinschaftsaktionen (z. B. Weih-
nachtsbeleuchtung), dass manche         LEBENDIGE ZENTREN
Akteure in den Stadt- und Ortszen-      UND KULTURANGEBOT STÄR-
tren die gemeinsame Verantwortung       KEN LEBENSQUALITÄT                     EINE GUTE VERBINDUNG
und die Dramatik der Herausforde-                                              VON KOMMUNIKATION UND
rungen nicht erkannt haben. Auch                                               KOMMERZ
                                        Die Erfahrungen aus der Pandemie
bei dem gewaltigen Digitalisie-         haben den Handlungsbedarf in den
rungsschub, einer speziellen Folge                                             Unter Fachleuten ist unumstritten,
                                        Stadtmitten und Ortszentren noch
der Pandemie, werden häufig die                                                dass die Zukunft der Innenstädte
                                        einmal verstärkt, wie zusätzliche
Chancen für den stationären Handel                                             und Ortsmitten in einer besseren
                                        Leerstände sowie Betriebsaufgaben
verkannt. Natürlich liegen dessen                                              Mischung der Nutzungen liegt,
                                        in der Gastronomie zeigen. Drama-
wesentliche Stärken in der persön-                                             und dass – bei aller Bedeutung
                                        tische Folgen hatten die Lockdowns
lichen Beratung und dem Service.                                               der Stadt als Ort des Handels – die
                                        und die folgenden Einschränkungen      kommerziellen Funktionen nicht
Aber immer mehr Einkaufswillige
                                        auch für die Kulturangebote. Aller-    mehr dominieren. Erwartet werden
wollen schon vor dem Aufbruch in
                                        dings hat die Verlusterfahrung bei     attraktive öffentliche Räume, wo es
die Innenstadt im Internet eruieren,
                                        vielen Menschen auch das Bewusst-      möglich ist, ohne Konsumzwang zu
welche Marken bestimmte Geschäf-
te führen, ob es Sonderangebote und     sein für die Bedeutung lebendiger      verweilen und die Atmosphäre zu
wo es tagesaktuell interessante kuli-   Zentren, einer fußläufigen Versor-     genießen. Deswegen ist deren Auf-
narische Angebote gibt. Und gerne       gung, des städtischen Grüns und        wertung mit Spielmöglichkeiten für
genutzt wird auch die Möglichkeit,      kultureller Angebote als wichtige      Kinder, Sitzgelegenheiten, kulturel-
nicht am Lager befindliche Waren        Faktoren für die persönliche Lebens-   len Angeboten, grünen Oasen und
online zu bestellen und diese per-      qualität deutlich gesteigert. Diese    öffentliche Toiletten eine zentrale
sönlich abzuholen. Deswegen kann        Bewusstseinserweiterung verschafft     Aufgabe. Eine gute Verbindung von
der völlig unzureichende Netzauf-       den kommunalen und privaten Ak-        Kommunikation und Kommerz bie-
tritt des stationären Handels nicht     teuren zusätzliche Akzeptanz und       ten Märkte in den Ortsmitten und
deutlich genug kritisiert werden.       Unterstützung.                         Stadtteilzentren. Auch kleinere und

18 Stadt und Gemeinde 04/21
größere kulturelle und kommerzi-
elle Events werden als Abwechslung
gebraucht. Als „Gegenmittel“ zu
den Leerständen bieten vor allem
in großen Städten sogenannte Pop-
Up-Stores temporär neue Angebote
– auch in kleineren Städten sollte
dieser Ansatz verstärkt genutzt wer-
den. Zur Belebung tragen auch neue
Wohnungen in der Innenstadt bei.
Und nicht zu vergessen ist eine ver-
besserte Erreichbarkeit der Innen-
städte zu Fuß und mit dem Fahrrad
über neue Wegeverbindungen. Auch
hier hat die Pandemie neue Erkennt-
nisse gebracht und gezeigt, welche
Potenziale im Ausbau der umwelt-
freundlichen Nahmobilität liegen,         und kulturellen Angeboten. Klarer
womit auch der Klimaschutz, die           Vorreiter ist der Buchhandel, der als
Verkehrswende und die Gesundheit          erste Branche einer massiven Inter-
gefördert werden.                         netkonkurrenz ausgesetzt war, aber
                                          in vielen Innenstädten eine ganz
Welch wesentlichen Beitrag die            zentrale Funktion als Kulturträger
Kultur zur Belebung, Vielfalt und         übernommen hat: Es werden dort
Zukunftsfähigkeit der Stadtmitten         Lesungen und Kulturveranstaltun-
und Ortszentren leisten kann, ist         gen organisiert, teilweise zusam-
leider noch nicht allen Akteuren vor      men mit anderen Branchen, wenn          teure. Gefordert sind Handel, Hand-
Ort bewusst. So werden immer wie-         etwa eine französische Woche mit        werk, Gastronomie und Immobili-
der Diskussionen darüber geführt,         Büchern und Lesungen sowie dazu         eneigentümer, die ihren Beitrag für
ob Museen, Ausstellungen, Volks-          passenden Delikatessen und Wei-         den gemeinsamen Standort leisten
hochsachulen, Musikschulen und            nen kreiert wird.                       müssen. Die Kultur muss viel stär-
Bibliotheken wirklich mitten in der                                               ker die Möglichkeit bekommen, sich
Stadt liegen sollen. Tatsächlich ist      RESILIENZ SCHAFFEN DURCH                einzubringen. Letztlich aber haben
es an der Zeit, denjenigen Kommu-         KOOPERATIVE KONZEPTE                    die Kommunen selbst, und zwar Rat
nen zu gratulieren, die dies realisiert                                           und Verwaltung mit ihren jeweiligen
haben. Als weitere kulturelle Akti-       Angesichts der angesprochenen           Verantwortlichkeiten, eine zentrale
vitäten sind Theater und Konzerte         Herausforderungen und Potenziale        Rolle. Wo es jetzt noch kein Hand-
(auf der Straße und in Sälen, auch in     drängt sich die Frage auf, wie Innen-   lungskonzept für die Zukunft der
Leerstandsimmobilien), Kleinkunst         städte und Ortsmitten resilient und     Stadtmitte und der Ortskerne gibt,
und Straßenfeste zu nennen. Kul-          zukunftsfest werden können und          sollten die Kommunen die öffentli-
turelle Angebote tragen nicht nur         wer sich für diese große Aufgabe ver-   che Aufmerksamkeit und Unterstüt-
zur Funktionsvielfalt bei und bieten      antwortlich fühlt. Es ist allerhöchs-   zung nutzen, zügig zu kooperativen
weitgehend kommerzfreie Räume,            te Zeit, die seit längerem geführte     Konzepten und mutigen Entschei-
sondern sind auch Frequenzbringer.        Diskussion über die Zukunft der         dungen zu kommen. 
Wer diese Einrichtungen aufsucht,         Innenstädte und Ortskerne grund-
verbindet dies gerne mit einem Be-        sätzlich, übergreifend und lösungs-     Der Autor:
such in der Gastronomie oder nutzt        orientiert zu führen. Dabei ist ein     Prof. Dr. Axel Priebs, Vizepräsident
andere Angebote. Und es gibt auch         funktionierendes Zentrum immer          der Akademie für Raumentwicklung
Synergien zwischen kommerziellen          ein Gemeinschaftswerk vieler Ak-        in der Leibniz-Akademie

                                                                                        Stadt und Gemeinde 04/21 19
SCHWERPUNKT K U L T U R

                                                                                        VEREINT EUCH!
                                         ÜBER DIE „MÖGLICHMACHEREI“
                                                    KULTURELLER DASEINSVORSORGE
                                                                                                                                           Von Hortensia Völckers
Foto: © oderbruchmuseum/ Alex Schirmer

                                            © TARA Ingenieurbüro NordWest GmbH Co. KG

                                                                                                                                    Mit ihrem TRAFO-Programm
                                                                                                                                    stärkt die Kulturstiftung des
                                                                                                                                    Bundes die Rolle der Kultur in
                                                                                                                                    ländlichen Regionen, Gemeinden
                                                                                                                                    und Städten. Um neben der Ent-
                                                                                                                                    wicklung materieller Infrastruk-
                                                                                                                                    turen auch den demokratischen

                                         W
                                                                                                                                    Zusammenhalt der Gesellschaft
                                                    enn ein Chor singt – so              quicklebendigen Aufzählung der             zu stärken, erproben bundes-
                                                    stellt die Künstlerin Ber-           Vereine spiegelt sich das ganze kul-       weit zehn TRAFO-Regionen
                                                    nadette La Hengst fest               turelle Potenzial der Region.              neue Wege der Kooperation von
                                         – dann kann man entweder sagen,                                                            Verwaltung, Politik und Kultur
                                         er mache alle gleich; man kann aber             „Groovy“ ist der Song. Oft gespielt        www.trafo-programm.de
                                         auch sagen, er ermächtigt die Men-              in den lokalen Rundfunkstationen.
                                         schen, ihre Stimme zu heben. Und                Und mit einem Titel, der aufs Gan-
                                         sie gleichzeitig in die Gemeinschaft            ze zielt: „Dorfoper in 214 Akten“        – geht es darum, die Kultur als fun-
                                         hineinzutragen. In der von La                   (www.youtube.com). Kleiner ging’s        damentale Kraft des gesellschaftli-
                                         Hengst komponierten heiter-ironi-               nicht in Blieskastel. Aber es steht ja   chen Zusammenhalts ins Bewusst-
                                         schen Heimat-Hymne auf die saar-                auch Großes auf dem Spiel. In der        sein zu heben. Allzu oft ist nämlich
                                         pfälzische Gemeinde Blieskastel                 Saarpfalz – wie auch in den ande-        in den infrastrukturellen Entwick-
                                         klingt das so: „U-huu, a-haa, macht             ren, bundesweit zehn TRAFO-Re-           lungsplänen der vergangenen Jahre
                                         Euch allgemein // u-huu, a-haa, wir             gionen im Oderbruch, Altenburger         ausgerechnet die Kultur unter den
                                         leben im Verein!“ Und man darf                  Land, Harz, auf der Schwäbischen         Tisch gefallen. Sie verdient jedoch
                                         hinzufügen: Egal in welchem. Ob                 Alb, in Uecker-Randow, Rends-            Beachtung als ebenso weicher wie
                                         Wanderclub, Spielmannszug, Taek-                burg-Eckernförde, dem hessischen         wirkungsvoller Faktor der Daseins-
                                         Won-Do oder Segelflug – in der                  Vogelsbergkreis, Kusel oder Köthen       vorsorge.

                                         20 Stadt und Gemeinde 04/21
„Zukunft wird aus Mut gemacht“.
So heißt es aus der Saarpfalz. Wie
zahlreiche andere Regionen in
                                                Mit dabei ist der Mut,
Deutschland trüben demogra-                          Neues zu beginnen, die
phische Schrumpfungsprognosen                Bereitschaft, Ambivalenzen zu ertragen
die Aussicht in den Kommunen.                und Widersprüche demokratisch auszu-
Gleichzeitig besitzt die Region eine
einzigartige Dichte an Vereinen.
                                              handeln. Mit dabei ist außerdem jede
Hier setzt das TRAFO-Projekt „Kul-             Menge Lebensfreude und mit ihr die
tur+“ an. Seit 2016 zielt es darauf ab,        Lust, an heimischen Orten mit ganz
kulturelle Orte weiterzuentwickeln            verschiedenen Menschen zu sprechen,
und zugleich eine nachhaltige
Strukturbildung anzuregen, bei der
                                               zu essen, zu trinken, zu streiten oder
Verwaltung und Zivilgesellschaft in                       auch zu singen.
neuer Form zusammenwirken.

EHRENAMT                                  die Saarpfälzer „Dorfoper“ einen        mit anderen gesellschaftlichen Be-
PROFESSIONALISIEREN                       glücklichen Ausgang nimmt. Da-          reichen – Tourismus, Regionalent-
                                          für spricht auch, dass andere TRA-      wicklung, Bildung und Soziales.
Einen Schlüssel für diesen Trans-         FO-Projekte in Deutschland auf
formationsprozess hat der Saar-           ganz ähnliche strategische Kombi-       ZUM WOHLERGEHEN
pfalz-Kreis in der Personalentwick-       nationen von Capacity-Building in       GANZER REGIONEN
lung gefunden. Da es kaum mehr            Kommunalverwaltungen plus Stär-
hauptamtlich geführte Kulturein-          kung zivilgesellschaftlicher und        Ähnliches gilt zum Beispiel für das
richtungen gibt, versucht das TRA-        kultureller Netzwerke setzen.           Oderbruch Museum Altranft
FO-Projekt gezielt ehrenamtliche                                                  (oderbruchmuseum.de) – das Land
Tätigkeiten und Kompetenzen zu            NETZWERKSTELLEN MIT                     Brandenburg spricht in seinem För-
professionalisieren. Dafür bietet es      BREITEM PROFIL                          derprogramm von einem „kulturel-
etwa einen kommunalen Knoten-                                                     len Ankerpunkt“: In sein im Rahmen
punkt an, der ein vitales Zusam-          Auf der Schwäbischen Alb zum            des TRAFO-Programms ins Leben
menwirken zwischen Vereinen,              Beispiel haben TRAFO und die            gerufenen „Netzwerk Kulturerbe
Künstlerinnen und Künstlern, Pu-          Baden-Württembergische Landes-          Oderbruch“ sind Heimatstuben
blikum wie auch Kulturverwaltun-          regierung das Pilotprojekt „Regi-       und Dorfmuseen, Baudenkmäler,
gen ermöglichen soll. In Homburg          onalmanager*in Kultur“ gestartet.       Kirchen und Bauernhöfe der ganzen
ist deswegen ein Kulturbüro unter         Es geht darum, die kulturelle Zu-       Region einbezogen und bewerben
dem Titel „Möglichmacherei“               ständigkeit der Verwaltung auch         sich gemeinsam um das Europä-
(kultur-plus.com/moeglichmache-           personalpolitisch zu erneuern und       ische Kulturerbe-Siegel. 16 Kom-
rei) entstanden: als ein Netzwerk         so die Lücke zwischen Kreisverwal-      munen im Oderbruch unterstützen
kultureller Aktivitäten und zugleich      tung und Kulturszene zu schließen,      das Netzwerk auch in Zukunft mit
als Bündnis gegen den kollektiven         die zuletzt immer weiter zu klaffen     zehn Cent pro Einwohnerin. Und
Verdruss über Schuldenlasten und          drohte. Solche Netzwerkstellen be-      die Zusammenarbeit mit der regi-
Abwanderungstendenzen.                    sitzen ein breites Profil. Ganz im      onalen Handwerkskammer, dem
                                          Sinne eines Kulturbegriffs, der nicht   Gewässer- und Deichverband oder
Vermutlich ist der letzte der „214        allein auf Hochkultur oder klassi-      dem Bauernverband ermöglicht
Akte“ auch in der Saarpfalz längst        sche Spartenförderung abzielt, ver-     nicht nur, professionelles Wissen
noch nicht geschrieben. Ein               netzen sie Bürgerinnen und Bürger       in die Erarbeitung eines der jährlich
Grundstein aber ist gelegt, dass          sowie Kultureinrichtungen auch          wechselnden Schwerpunktthemen

                                                                                        Stadt und Gemeinde 04/21 21
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