TUMcampus - 25 Millionen für MS-Forschung | S. 17 - Das Magazin der Technischen Universität München
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
TUMcampus Das Magazin der Technischen Universität München 4 | 2015 25 Millionen Experimente im All | S. 12 für MS-Forschung | S. 17 50 Jahre Physik-Department | S. 22
Impressum Editorial An die Neuen: Nemo nascitur artifex. TUMcampus Das Magazin der Technischen Universität München 4 | 2015 Ja, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Selbst Mozart, das »unverdiente Geschenk an die Menschheit« (Hil- desheimer), musste beständig üben und lernen, zu Hause und auf den vielen Auslandsreisen. Wenn also unsere Neu- en, an die ich dieses Zeilen richte, heute ihr Studium an der Technischen Universität München beginnen, so werden sie TUMcampus sich auf hohe Ansprüche (zuallererst an sich selbst) und harte Das Magazin der TU München für Studierende, Mitarbeiter, Arbeit einstellen. Am Ende soll ein akademischer Abschluss Freunde, erscheint im Selbstverlag viermal pro Jahr. der wertbesetzten »Marke TUM« stehen, der für das Berufs- Auflage 9 000 leben ertüchtigt hat. © Fabian Hauner Herausgeber Nun könnte man viele Vorbilder herzählen, die Ihnen in der 25 Millionen Der Präsident der TU München Experimente im All | S. 12 bald 150-jährigen Geschichte unserer Universität voraus- © SSC für MS-Forschung | S. 17 50 Jahre Physik-Department | S. 22 geeilt sind. Rudolf Diesel etwa, dessen Verbrennungsmotor TUM-Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann und neue »TUMlinge« nach dem Redaktion immer noch funktioniert und auf den Land- und Wasserwe- Bieranstich zur Immatrikulationsfeier 2014. Dr. Ulrich Marsch (verantwortlich) gen rund um den Globus unterwegs ist. Oder die prominente Dipl.-Biol., Dipl.-Journ. Sibylle Kettembeil Ein Ballon mit technischen Experimenten an Bord wird vor Reihe unserer Nobelpreisträger. Aber auch die vielen Ehema- Studentengemeinschaft aus. Die TUM hat Platz für die Viel- Gabi Sterflinger, M.A. seinem Flug in die Stratosphäre startklar gemacht. An den ligen, die unser Land in der Wirtschaft und im öffentlichen falt der Talente, und sie fördert diese Vielfalt, vom musischen TU München, Corporate Communications Center Versuchen sind auch TUM-Studenten beteiligt. Sie konnten Leben gestaltet haben. Alles im Leben fängt klein an, und alle über das sportliche bis zum unternehmerischen Talent. 80290 München im Rahmen eines DLR-Projekts nach dem Vorbild großer stehen wir auf den Schultern unserer Vorfahren – weshalb Telefon (089) 289 - 22766 Raumfahrtmissionen und mit technischer und logistischer man erwarten kann, dass unser Blick weiter und heller ist. Unsere Ausbildungs- und Forschungsformate haben wir redaktion@zv.tum.de Unterstützung von Raketen-, Ballon- und Raumfahrtex- Das möge nun für unsere über 12 000 Erstsemester gelten, insbesondere in den Exzellenzinitiativen 2006 und 2012 www.tum.de/tumcampus perten eigene Experimente durchführen. Ein studentisches für deren forschungsgeleitete Ausbildung wir uns als Hoch- modernisiert und erheblich erweitert. Vielfach wachsen die Team erprobte einen neuartigen Teilchendetektor, der in schulgemeinschaft kräftig anstrengen. klassischen Fachdisziplinen zusammen, beschleunigt durch Layout Zukunft an Bord von Satelliten den Fluss von Antimate- die Technologien der Digitalisierung. Also sollen Sie als künf- Christine Sturz/TUM rie-Teilchen in den Strahlungsgürteln der Erde vermessen Als neue »TUMlinge« haben Sie die Studienadresse gut tige Leistungsträger und Führungskräfte fachlich sattelfest soll. Bei einer zweiten Gruppe ging es darum zu testen, gewählt. Erneut listet uns das internationale Shanghai-Ran- sein, aber auch interdisziplinär zu denken gelernt haben, und Herstellung/Druck ob ein neuartiger Mechanismus zum Entfalten von Solar- king (ARWU) im deutschen Spitzentrio, in der Chemie gehö- Sie sollen international ticken. Lassen Sie sich von der Dyna- Joh. Walch GmbH & Co, 86179 Augsburg paneelen aus einer neuartigen Formgedächtnislegierung ren wir zu den TOP-15 weltweit. Gleichzeitig sieht uns das mik anstecken, die unsere Universität ausstrahlt, und leisten Gedruckt auf chlorfreiem Papier sich für Nanosatelliten eignet. Neben dem »Flugticket« für »Global Employability Ranking« im Weltvergleich aktuell Sie dazu auch Ihre eigenen Beiträge! einen Ballon oder eine Rakete gehörten auch die Reisen auf Platz 8, weil wir unsere Absolventen passgenau für die © TU München. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch zum Start im schwedischen Kiruna zu der Förderung. Berufsmärkte der Zukunft ausbilden. Tief in der Forschung, Was auf Anhieb nicht klappt, hat immer eine zweite Chance auszugsweise, nur in Abstimmung mit der Redaktion. Lesen Sie mehr dazu ab Seite 12 f. breit in der Ausbildung: diese Leistungselemente passen verdient, denn: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Gezeichnete Beiträge geben die Meinung der Autoren wie- also an der TUM perfekt aufeinander! Diese Qualität hat sich Ich wünsche unseren jungen, neuen Hochschulmitgliedern der. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bildmateri- herumgesprochen, und so versteht man, warum mittlerweile den Mut und die Zuversicht als Begleiter auf dem Weg durch al wird keine Gewähr übernommen. jeder fünfte TUM-Studierende aus dem Ausland kommt. das Studium. Ich wünsche Ihnen aber auch viele neue, erhal- tenswerte Freundschaften. Und ich freue mich, möglichst vie- Zum Sprachgebrauch Als Studierende tragen Sie zum guten Ruf Ihrer Universität le unserer Neuen persönlich kennenzulernen, im Studium, in Nach Artikel 3 Abs. 2 des Grundgesetzes sind Frauen und mehr bei, als Sie denken: Unvoreingenommen kluge Fragen der studentischen Arbeit oder bei der Musik. Männer gleichberechtigt. Alle Personen- und Funktionsbe- zu stellen, den Unterrichtsbetrieb engagiert und kritisch mit- zeichnungen im Magazin TUMcampus beziehen sich in glei- zugestalten, eigene Lösungsansätze beizutragen, mit ande- Ihr cher Weise auf Frauen und Männer. ren im Team zu arbeiten, Talente jenseits des Studienalltags zu entwickeln und das studentische Leben mit den ureige- Redaktionsschluss für Heft 1|16: 30. November 2015 nen Fähigkeiten zu bereichern – das macht eine lebendige Wolfgang A. Herrmann Präsident 2 TUMcampus 4|15 TUMcampus 4|15 3
Inhalt Inhalt © Astrid Eckert 14 17 33 39 Editorial 50 Jahre Spitzenforschung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Globale Probleme gemeinsam angehen. . . . . . . . . . . . . . 42 Kurz und knapp. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 An die Neuen: Nemo nascitur artifex. . . . . . . . . . . . . . . . 3 Das Physik-Department feiert Jubiläum Spiele aus Ostasien am Sprachenzentrum. . . . . . . . . . . . 43 Die TUM-Physik – eine Erfolgsgeschichte . . . . . . . . . . . . 25 Geburtstag Spitzenbesetzung des Hochschulrats verstetigt. . . . . . . . 26 Campus Wolfgang Wild. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 Forschen Angela Molitoris Diversity Award. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Thomas Hofmann als Vizepräsident wiedergewählt. . . . . 29 TUM-Adventsmatinee backstage. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Auszeichnungen Internationale Fahndung nach unbekannten Molekülen. . . 6 Hochschulwahlen 2015. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Musikerambulanz am Rechts der Isar eröffnet. . . . . . . . . 46 Preise und Ehrungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 Neurologie für Afrika. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Mehr als nur Bier. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 E-Motorrad »T0RR«: Der Motor läuft rückwärts. . . . . . . . 47 Intakte Moore gegen den Klimawandel. . . . . . . . . . . . . . . . 8 150 Jahre Studienfakultät TEDxTUM – Plattform für Forschung und Ideen. . . . . . . . 48 in memoriam Helmut Gebhard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 Neu auf dem Büchermarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 Gerd Hauser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 Lernen und Lehren Wissenschaft und Wirtschaft Hermann Linde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 Für Sie notiert Sigrid Weggemann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 Erfolgreiches System: Bachelor/Master . . . . . . . . . . . . . . . 9 Bundeskanzlerin vom Gründergeist der TUM Lehrstuhl für Allgemeinmedizin gesichert. . . . . . . . . . . . . 49 Was ist eigentlich Games Engineering? . . . . . . . . . . . . . . 10 beeindruckt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Technical University of Munich. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 Personalien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 TUM stark in der EliteAkademie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Ruckzuck von der Limousine zum Lkw. . . . . . . . . . . . . . . 33 TUM-Praxistag der Bayerischen Bauindustrie . . . . . . . . . 11 Von der Ausbildung zur Ausgründung und Spiel mit Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 Experimente im All. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 zurück: Celonis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Menschen Fit for TUMorrow. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Zu Besuch auf dem Campus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Neu berufen Service Politik »...dann wird eine tolle Sache daraus«. . . . . . . . . . . . . . . 36 Steffen Marburg. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Fünf Jahre TUM Universitätsstiftung Jörg Ott. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Impressum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Standpunkt Made by TUM, Folge 21. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Elisabeth Ullmann. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 Mit Weitsicht und Mut. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Neurobiologisch inspirierte Navigationshilfe für Blinde Wilko Weichert. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Ausblicke auf TUMcampus 1|16. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 Andreas Weiler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Erneut Spitzenplätze in internationalen Rankings. . . . . . . 16 Xiaoxiang Zhu. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 25 Millionen Euro für Multiple-Sklerose-Forschung . . . . . 17 Global Nur der Wandel hat Bestand. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Portraits aus der TUM-Familie Zentrum Digitalisierung.Bayern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 »Vielseitig wie Indien«. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Nora Pohle. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Zentrum für Protein-Forschung gegründet. . . . . . . . . . . . 20 TUM-Auslandsbüro Mumbai Majid Zamani. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Grundsteinlegung für das »Zentrum für Energie EU-Projekt CREMLIN gestartet. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 und Information«. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Brillante Zukunft für Neutronenforschung. . . . . . . . . . . . . 41 »Es gibt keinen Stillstand«. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Interview mit der Forscherin Lara Kuntz 4 TUMcampus 4|15 TUMcampus 4|15 5
Forschen Forschen Internationale Fahndung nach unbekannten Molekülen Neurologie für Afrika Schadstoffe versickern im Boden, Reinigungsmittel lan- Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft der TUM. »Dabei ist Neurozystizerkose ist eine infektiöse neurologische den im Ausguss: Ständig gelangen Chemikalien in den die technologische Voraussetzung dazu mittlerweile oft auch Erkrankung, die von Bandwürmern hervorgerufen wird. Wasserkreislauf; hinzu kommen Stoffe aus der Natur. Was- in nicht-spezialisierten Analyselaboratorien gegeben. Aller- Ihr widmet sich ein gemeinsames Projekt der Klinik für serproben enthalten bis zu einigen Tausend verschiedene dings fehlt es hier bisher meist an strategischen Lösungen zur Neurologie und des Instituts für Medizinische Mikrobiolo- organische Moleküle. Doch was genau? Sind die Substan- Datenauswertung.« gie, Immunologie und Hygiene des TUM-Klinikums rechts zen harmlos oder gefährlich? Für solche Analysen stehen der Isar sowie afrikanischer Partnereinrichtungen. heute mehr als 8 000 Molekül-Profile in einer öffentlichen Um dieses Problem zu lösen, entwickelten Wasserspezialis- Datenbank zur Verfügung. Diese vorsorgende Wasserana- ten des Bayerischen Landesamts für Umwelt, der Hochschule Das Projekt »CYSTINET-Africa«, vom BMBF mit rund sieben lytik wird nun in dem Projekt »FOR-IDENT« international Weihenstephan-Triesdorf, des Zweckverbands Landeswas- Millionen Euro gefördert, beschäftigt sich mit der Bekämp- ausgeweitet – TUM-Wissenschaftler sind daran beteiligt. serversorgung und der TUM zunächst die Datenbank »STOFF- fung der (Neuro)Zystizerkose in Tansania, Mosambik und IDENT«. Sie entstand im Rahmen des vom BMBF geförderten, Sambia. Es besticht durch seine ausgeprägte Interdisziplina- Bislang waren unbekannte Moleküle im Wasser nur schlecht inzwischen abgeschlossenen Projekts »RISK-IDENT« und ent- rität: Die beiden federführenden Ärztinnen aus dem Klinikum © Andrea Winkler identifizierbar. Doch eine vorsorgende Analytik ist gerade bei hält derzeit mehr als 8 000 Substanzen mit ihren wichtigsten rechts der Isar vertreten die Fachrichtungen Neurologie – der Prüfung von Oberflächengewässern wichtig, aus denen oft physikalisch-chemischen Eigenschaften. PD Dr. Dr. Andrea Winkler – und Mikrobiologie/Parasitolo- das Trinkwasser stammt. Chemische Analysen zeigen: Was- gie – PD Dr. Clarissa Prazeres da Costa. Dazu sind weitere serproben enthalten häufig Tausende verschiedener Moleküle, Mithilfe dieser Daten können Analyselabors ihnen noch unbe- Humanmediziner, aber auch Epidemiologen, Immunologen, neben Stoffen aus der Umwelt etwa Haushalts- und Indust- kannte Moleküle schneller identifizieren: Über das »Non-Tar- Tierärzte, Biologen, Anthropologen und IT-Spezialisten einge- riechemikalien, Pflanzenschutzmittel und Medikamente. Auch get Screening« ermitteln sie »molekulare Fingerabdrücke«. Der bunden. Zum Konzept gehört eine internationale Ausrichtung: Anzahl und Zusammensetzung dieser Moleküle unterscheidet Vergleich mit den in der Datenbank hinterlegten Eigenschaften Die beteiligten Experten stammen nicht nur aus Deutschland, sich von Land zu Land – je nachdem, welche Pflanzen dort erlaubt nun auch beim Non-Target-Screening, viele der bisher sondern auch aus den Partnerländern: Mosambik, Sambia wachsen oder welche Medikamente und Pflanzenschutzmittel unbekannten Moleküle zu bestimmen. und Tansania. Darüber hinaus unterstützt ein multinational zugelassen sind. zusammengesetztes Advisory-Board zusammen mit der Als Nachfolgeprojekt fördert das BMBF bis 2017 »FOR- Weltgesundheitsorganisation das Projekt. © Chummy S. Sikasunge »In Routineanalysen lassen sich von diesen tausenden Mole- IDENT«, das die Datenbank um die jeweils vor Ort zugelas- külen derzeit maximal ein paar Hundert identifizieren – und senen und verwendeten Chemikalien erweitern soll. Zudem Die Partner tragen Bausteine rund um die Erforschung und das oft auch nur in spezialisierten Labors«, erläutert Prof. Tho- werden die Wissenschaftler die international eingesetzten Behandlung der (Neuro)Zystizerkose zusammen und erarbei- mas Letzel, Leiter der Analytischen Forschungsgruppe am Auswertestrategien harmonisieren. Eingebunden werden sol- ten gemeinsam neue Behandlungskonzepte unter Berück- len auch Hersteller von Analysegeräten sowie Laboratorien. So sichtigung des Erkrankungsverlaufs. Sie wollen die lokale wird eine offene Softwareplattform entstehen, in der sich die Infrastruktur erweitern bzw. erneuern, Patienten eine adäqua- oben: Andrea Winkler untersucht im ländlichen Tansania ein Kind, das an Epilepsie leidet – ein bedeutendes klinisches Charakteristikum der Neu- verschiedenen Auswertestrategien kombinieren oder verlin- te Therapie zugänglich machen und die Ausbildung oder Pro- rozystizerkose. ken lassen. Das Open-Access-Vorgehen stellt sicher, dass die motion junger Akademiker fördern. unten: Aus infiziertem Schweinefleisch isolierte Larven des Schweineband- Auswertetools oder Datenbanken langfristig für Unternehmen, wurms. Die Zysten enthalten den Kopf (weiße Flecken) des Parasiten. Setzen sie sich im menschlichen Gehirn fest, hat das schwere Schäden zur Folge – Behörden und Wissenschaft kostenlos und uneingeschränkt Die Forschergruppe denkt nicht nur interdisziplinär und die Neurozystizerkose. nutzbar sind. international, sondern überwindet auch in anderer Hinsicht Grenzen: Ein Schwerpunkt der Arbeit liegt auf Zoonosen, von auftreten, in vivo sowohl beim Menschen als auch beim Tier © Analytische Forschungsgruppe/TUM Generell stehen die Daten auch für spätere Auswertungen Tieren übertragenen Erkrankungen. Daher ist eine der Arbeits- aufzuklären. Aus solchen Erkenntnissen ließen sich neue zur Verfügung. Das hat viele Vorteile: Wird etwa die Daten- grundlagen das »One Health«-Konzept mit Augenmerk auf immunologische Modelle erstellen, um neurologisch relevan- bank weiter befüllt oder werden neue Auswertestrategien ent- die Gesundheit von Mensch und Tier gleichermaßen. Wissen te Fragen mittels Grundlagenforschung effizienter anzugehen. wickelt, so muss man die Proben nicht erneut untersuchen. hierzu wird über eine virtuelle Plattform gebündelt, über die Darüber hinaus sollen Grundlagen für die wirksame Behand- Labors, Behörden und Wasserwirtschaftsbetriebe müssen nur auch Studierende in geografisch entlegenen Winkeln super- lung der Patienten geschaffen werden – neue diagnostische noch die Messdaten einlagern, nicht mehr die Proben selbst. vidiert werden können – ein hoch innovativer Ansatz. und therapeutische Ansätze entwickelt, Management-Guide- Das ist dann interessant, wenn bekannt wird, dass ein Spu- lines erstellt und, gemeinsam mit Politik und Verwaltung vor renstoff möglicherweise Wasserpflanzen und Fische schädigt Die Ziele des Projekts sind vielfältig: Zum einen hoffen die Wis- Ort, Strukturen etabliert werden, die dann auch für andere Analytischer Fingerabdruck einer Wasserprobe. Jeder Punkt (u.) spiegelt den oder die menschliche Gesundheit gefährdet. Wird dieser Stoff senschaftler, immunologische Pathomechanismen parasitä- Projekte im Gesundheitsbereich nutzbar sind. physikochemischen Paramater »Molekularmasse« (r.) und »Hydrophobizität« (l.) wider und ermöglicht so das schnelle Screening von Wasserproben nach bei der erneuten Datenauswertung nachgewiesen, lässt er sich rer Erkrankungen, die in erster Linie in Entwicklungsländern Eva Schuster organischen Molekülen. umgehend in Routinetests integrieren. Undine Ziller, Stefanie Reiffert 6 TUMcampus 4|15 TUMcampus 4|15 7
Forschen Lernen und Lehren Intakte Moore gegen den Klimawandel Erfolgreiches System: Bachelor/Master Moore sind riesige Kohlenstoff-Spei- die Forscher die Effizienz von Moor- Die TUM spricht sich für die Stär- Bei der Umstellung von den Diplomstu- absolvieren. Beispielsweise stieg die cher und tragen so auf natürliche renaturierungen, die dort und im Fich- kung des zweistufigen Bachelor-/ diengängen auf das Bolognaprinzip sei- Zahl der Studierenden, die von der TUM Weise zum Klimaschutz bei – wenn telgebirge bereits vor ein paar Jahren Mastersystems aus. Die Erfolge en keinesfalls Inhalte verloren gegangen mit dem Erasmusprogramm ins Ausland sie intakt sind. Und das sind nur noch durchgeführt wurden. Die Renaturierung der TUM-Absolventen zeigten: Der – im Gegenteil: Das zweistufige System gehen, in den vergangenen fünf Jahren wenige. Gemeinsam mit dem Landes- dient nicht nur dem Klimaschutz, son- eingeschlagene Weg ist richtig, so habe neue Optionen eröffnet, die den um 150 Prozent. Das gilt auch umge- bund für Vogelschutz wollen Wissen- dern sichert auch den Lebensraum be- TUM-Präsident Prof. Wolfgang. A. Studierenden eine individuelle Ausrich- kehrt: Im selben Zeitraum erhöhte sich schaftler der TUM einige bayerische drohter Tier- und Pflanzenarten. In den Herrmann. tung des Studiums und die Vorbereitung die Zahl der Ausländer, die sich zum Win- Moore renaturieren. betroffenen Gebieten sollen sich vor al- auf den Beruf erleichtern. So haben die tersemester neu an der TUM immatriku- lem Kreuzottern und moortypische Libel- Wie der TUM-Präsident betont, ist der Universitäten die Möglichkeiten des lieren, um 123 Prozent – vor allem, weil Die Bayerische Staatsregierung hat das len wieder vermehrt ansiedeln können. Masterabschluss mit den früheren Dip- zweistufigen Systems genutzt, um neue das international einheitliche System es Ziel, die Emission von Treibhausgasen Aber auch seltene Vogelarten wie Auer- lomabschlüssen absolut gleichwertig – Masterstudiengänge einzurichten, die ermöglicht, englischsprachige Master- in Bayern bis 2050 um mehr als 70 Pro- huhn, Schwarzstorch und Sperlingskauz was die TUM ihren Absolventen auf den Inhalte aus verschiedenen Fächern ver- studiengänge mit deutschsprachigen zent zu verringern. Einen wichtigen Bei- profitieren, wenn der Wald auf den Moor- Urkunden bescheinigt. Gleichzeitig habe knüpfen. Die TUM etwa bietet zahlreiche Bachelorstudiengängen zu verknüpfen. trag dazu könnten Moore liefern, denn flächen aufgelichtet und strukturiert wird. die Umstellung den Studierenden die Masterstudiengänge an, die Technik, Vom internationalen Austausch in diesen sie binden und speichern global etwa Drittens kommt die Renaturierung auch Möglichkeit eröffnet, vor allem im Mas- Naturwissenschaften, Medizin und Wirt- Studiengängen profitieren wiederum die doppelt so viel Kohlenstoff wie Wälder. dem Hochwasserschutz zugute, denn terstudium interdisziplinärer zu arbeiten, schaft in verschiedenen Kombinationen deutschen Studierenden. Doch besonders in den Nachkriegszei- ein intaktes Moor ist ein hervorragender sich stärker zu spezialisieren und sich verbinden. Damit tragen die Universitä- ten wurden – nicht nur in Bayern – vie- Wasserspeicher. mehr international auszutauschen. Der ten den gewandelten Berufsbildern und Damit trägt das Bolognasystem auch le Moore entwässert, um die Flächen Standort Deutschland profitiere auch steigenden Anforderungen der Wirt- zur Wettbewerbsfähigkeit des Stand- land- oder forstwirtschaftlich zu nutzen. »Mit der Zeit soll in den betroffenen Ge- von der steigenden Zahl ausländischer schaft Rechnung, die heute mehr denn orts Deutschland bei. Denn angesichts Dadurch gingen sie als Kohlenstoff- bieten ein Mosaik aus offenen Feucht- Studierender, die nach ihrem Abschluss je disziplinübergreifende Kompetenzen des demografischen Wandels wird der speicher verloren. Um diese Kapazitä- flächen und lichtem Moorfichtenwald von hiesigen Unternehmen rekrutiert verlangen. Die Medizintechnik und die Bedarf an Fachkräften mittelfristig nur ten zurückzugewinnen, unterstützt das entstehen«, beschreibt Prof. Johannes werden. Industrielle Biotechnologie sind nur mit Nachwuchs aus dem Ausland zu Bayerische Staatsministerium für Um- Kollmann vom Lehrstuhl für Renaturie- zwei Beispiele. Die Grundlagen werden decken sein. Die deutsche Wirtschaft welt und Verbraucherschutz seit einigen rungsökologie das langfristige Ziel des Erst vor wenigen Monaten bestätigten im Bachelorstudium gelegt. Mit diesem profitiere, wenn diese jungen Menschen Jahren gezielt die Renaturierung ehema- Projekts. Dazu wird zunächst der dichte Arbeitgeber aus 20 Ländern erneut, wie Wissen können die Studierenden dann bereits während ihrer Ausbildung den liger Moorgebiete. So fördert es das im und artenarme Fichtenwald ausgedünnt, gut die TUM ihre Studierenden ausbildet eine kompetente Entscheidung treffen, hiesigen Arbeitsmarkt kennenlernten Sommer 2015 gestartete Projekt »Effi- der derzeit noch auf den entwässerten – Platz 8 weltweit im »Global Employa- in welche berufliche Richtung sie sich und sich in Deutschland einlebten, so zienzkontrolle von Moorrenaturierung in Moorflächen wächst. Das erlaubt es, den bility Ranking« der New York Times, das weiter spezialisieren wollen. TUM-Präsident Herrmann. Für die Qua- Bezug auf den Klimawandel« mit 200 000 Wald optimal zu strukturieren und den die Qualität der Absolventen bewertet. lität der Ausbildung sei jede Universität Euro. Beteiligt sind neben der TUM und Wasserverbrauch zu senken. Anschlie- »Dieses Urteil der Personalverantwort- Internationale Erfahrung ist heute in selbst zuständig und verantwortlich. Das dem Landesbund für Vogelschutz die ßend werden die zahlreichen Entwäs- lichen sowie die konkreten Erfolgsge- den meisten Branchen eine wesentliche habe die TUM mit der erfolgreich absol- Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, serungsgräben geschlossen, um das schichten unserer Alumni bestätigen Voraussetzung für beruflichen Erfolg. Die vierten Systemakkreditierung erneut die Auffangstation für Reptilien und die Wasser in der Fläche zu halten. Nach eindrucksvoll, dass wir Wissenschafts- Standardisierung durch das European bewiesen. Güterverwaltung Friedenfels. und nach werden sich dann die Reste bezug und Berufsorientierung in der Credit Transfer System (ECTS) hat es Klaus Becker der noch vorhandenen Moorvegetati- Ausbildung optimal kombinieren«, sagt den Studierenden einfacher gemacht, Plan ist, ehemalige Moorflächen im Na- on erholen oder typische Pflanzen- und der TUM-Präsident. einen Teil des Studiums im Ausland zu turpark Steinwald (nördliche Oberpfalz) Tierarten neu ansiedeln. wieder zu vernässen. Zudem erfassen Jana Bodicky Moorrenaturierung im Fichtelgebirge (v.o.): Aus- gangssituation eines monotonen Fichtenforsts, Ro- dung und Grabenverfüllung, Gewässeranlage für © Johannes Kollmann (5) Amphibien und Libellen, Entwicklung von Feuchtbo- deninitialen und schließlich von Moorvegetation 8 TUMcampus 4|15 TUMcampus 4|15 9
Lernen und Lehren Lernen und Lehren Was ist eigentlich Games Engineering? TUM-Praxistag der Bayerischen Bauindustrie Auf der weltgrößten Konferenz für Entwicklung und Erweiterung, der Mensch-Computer-Interaktion das technischen Realisierung und der eigene Projekt vorzustellen, ist der forschungsorientierten Anwendung Traum vieler junger Spieleentwickler. interaktiver Technologien. Anwen- Für einen Studenten der TUM-Fakultät dungsbereiche finden sich in Training, für Informatik wurde dieser Traum im Film und Fernsehen. Das Masterpro- April 2015 wahr: Paul Tolstoi, Absolvent gramm will Fähigkeiten vermitteln, des Bachelor-Studiengangs »Informa- die technische Infrastruktur moderner tik: Games Engineering«, durfte als Computerspiele zu entwerfen und zu © Schwaiger Design einziger deutscher Vertreter auf der realisieren. Außerdem sollen die Studie- CHI 2015 der Associaton for Compu- renden Computerspiele-Technologien ting Machinery’s in Seoul, Korea, ein in neuen Anwendungskontexten erpro- für seine Bachelorarbeit entwickeltes ben und Wege erforschen, solche Tech- Spielekonzept einem internationalen nologien in Forschung, Entwicklung und Beim TUM-Praxistag kommen Studierende direkt mit Firmenchefs ins Gespräch. Publikum präsentieren. Alltag zu integrieren. Erstmals fand im Juli 2015 der TUM-Pra- Verlegen Zeit einsparen und gleichzei- Doch bevor es solche Erfolge zu feiern Einen spannenden Arbeitsplatz in der xistag der Bauindustrie für die Stu- tig die verbaute Betonmenge sowie die gibt, heißt es hart arbeiten – auch wenn boomenden Spieleindustrie zu ergat- dierenden des Masterstudiengangs Deckenstärke reduzieren und somit auch sich der Begriff »Games« in der Be- tern – das Studium an einer der größten »Energieeffizientes und nachhaltiges Kosten sparen. zeichnung des in Deutschland an einer und renommiertesten Informatikfakul- Bauen« (ENB) und des Oskar von Miller Universität einzigartigen Studiengangs täten Deutschlands ist dafür ein Erfolg Forums statt. In Zusammenarbeit mit Auf der zweiten Baustelle lernten die findet. Seit 2011 gibt es »Informatik: versprechendes Sprungbrett. dem Bayerischen Bauindustrieverband Studierenden die Herausforderungen Games Engineering« als Bachelor-Stu- Computerspiele haben Zukunft – im Studiengang »Informatik: Games Engineering« lernt man, sie zu Doris Herrmann e. V. und der Projektplattform Energie beim Anbau an Bestandsgebäuden diengang an der TUM. Der Masterstu- entwickeln. besuchten knapp 20 angehende Inge- kennen: Hindernisse und Besonderhei- diengang wird seit dem Wintersemester TUM stark in der nieurinnen und Ingenieure zwei Baustel- ten bei komplexen Bauvorhaben und 2014/2015 angeboten. Beide zusammen können die Studierenden an Spiele- Eine vertiefende wissenschaftliche Aus- len von Mitgliedsfirmen des Verbands. damit verbundene Schwierigkeiten für brachten es im Jahr 2014 auf über 200 praktika oder -projekten teilnehmen, die bildung in punkto Spieletechnologien EliteAkademie Unter fachkundiger Führung erfuhren eine termingerechte Fertigstellung. Zum Studienanfänger und –anfängerinnen. mit Unternehmen oder in den internatio- erfolgt im viersemestrigen Masterstu- Mehr als 1 200 der prüfungsbesten Stu- sie von Besonderheiten der Bauvorha- Beispiel können Überraschungen bei nal renommierten Forschungslabors der diengang. Der Schwerpunkt liegt hier dierenden bayerischer Universitäten und ben, besichtigten den Bau einer neuen der Ausführungsqualität des Bestands- Der sechssemestrige Bachelorstudien- TUM-Informatik durchgeführt werden. auf der systematischen Erforschung, Hochschulen haben sich um Aufnahme Konzernzentrale und den Rohbau eines gebäudes oder wetterbedingte Risiken gang vermittelt umfassendes Wissen, in den neuen, 17. Jahrgang der Bayeri- umgebauten und erweiterten Einkaufs- schnell Einfluss auf den Zeitplan nehmen etwa in Computergrafik, Simulation, Der Markt für Computer- und Videospiele (Stand 1. Halbjahr 2015) schen EliteAkademie beworben und das markts mit Tiefgarage. und somit auch wirtschaftliche Folgen künstlicher Intelligenz und Interaktion; - Umsatz bei Spielen für verschiedene Endgeräte: 534 Mio. Euro mehrstufige Auswahlverfahren durchlau- nach sich ziehen. Schwerpunkte sind Informatik und Ma- - für 2015 wird erneut zweistelliges Marktwachstum erwartet (2014: +11%); fen. 36 von ihnen konnten Ende August Beide Baustellen machten anschau- thematik. »Das sollte einem vor Studi- - Aktuelle Generation von Spielekonsolen und entsprechende Spiele bleiben 2015 die studienbegleitende Ausbildung lich klar, dass es bei einer Bauleitung Bei einer offenen Gesprächsrunde mit enbeginn bewusst sein«, erklärt Evgenia Wachstumstreiber (+ 16% Umsatz gegenüber 1. Halbjahr 2014); mit dem Schwerpunkt »werteorientierte nicht nur um Technik geht. So können den teilnehmenden Bauunternehmen im Pavlova, Studentin im 4. Semester. »Ich - 75% des Segmentumsatzes erwirtschaften Spiele auf DVD und Blu-ray; Führung und Verantwortung« beginnen. etwa der Aushub der Baugrube sowie Oskar von Miller Forum zur Frage »Was hatte erwartet, dass auch das Ga- - Umsatzanteil beim Downloadkauf von Spielen für PC und Konsole: 25% Die TUM ist mit 14 Teilnehmern sehr gut die Errichtung der Gründung und damit erwarten/erwartet angehende Ingenieure mes-Design – das Zeichnen und Gestal- (+6% gegenüber 1. HJ 2014) vertreten. Es sind dies: Raphaela Allgay- verbundene Probleme mit Grundwasser in bauindustriellen Unternehmen?« ging ten von Spielen – mehr im Vordergrund - 75% des Umsatzes in den Apps-Stores von Apple und Google in Deutschland er, Maximilian Fiedler, Florian Fischer, und Auftriebssicherheit des Gebäudes es um gegenseitiges Kennenlernen, Net- steht. Aber nach dem Studieneinstieg entfällt im zweiten Quartal 2015 auf Spiele; Fabian Frederik Frank, Florian Gassert, besondere Herausforderungen sein. Im working und fachliche Diskussionen. ging es stofflich fix in die Program- - Deutschland ist derzeit in Europa nach Umsatz der zweitgrößte Markt für Felix Homma, Katharina Krieger, Sophia konkreten Fall kamen innovative Beweh- mierung.« Die Unterrichtssprache ist Spiele-Apps nach Großbritannien. Chiara Langer, Kilian Lerch, Andreas Liu, rungstechniken zum Einsatz, die beim Deutsch, einzelne Veranstaltungen gibt Paul Meierling, Dominik Möslein, Elena Quelle: Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware/Marktforschungsinstitut GfK es auf Englisch. In jedem Semester Weiß und Daniela Zingler. 10 TUMcampus 4|15 TUMcampus 4|15 11
Lernen und Lehren Lernen und Lehren mit den Experimenten am Fallschirm im REXUS/BEXUS-Programms, die neben finnischen Lappland. ihrer Erfahrung aus der Forschung bei programmspezifischen Problemen hel- Das Experiment SMARD (Shape Memory fen konnten. Die Physiker am Institut Alloy Reusable Deployment Mechanism) für Hadronenstruktur und Fundamenta- testete einen neuartigen Werkstoff, eine le Symmetrien stellten das erforderliche sogenannte Formgedächtnislegierung, Know-how auf dem Gebiet der Teilchen- auf seine Verwendbarkeit auf Satelli- detektoren bereit. ten. Eine solche Nickel-Titan-Legierung »erinnert« sich an ihre Form, da sie je Beide Teams hoffen, dass die von ihnen nach Temperatur zwei unterschiedliche entwickelten und getesteten Technologien interne Strukturen aufweist. Verbiegt bald auf dem Satelliten MOVE-II der TUM man das aus der Legierung geformte zum Einsatz kommen. Dieser wird derzeit Werkstück und erhitzt es anschließend, am Lehrstuhl für Raumfahrttechnik von nimmt es wieder seine ursprüngliche Studenten entwickelt und soll im Jahr 2018 Form an. SMARD nutzte aus dieser Le- ins All starten. Gebaut wird er nach dem gierung gefertigte Federn zur Konstrukti- CubeSat-Standard, dessen Grundeinheit © SSC on eines Mechanismus zum Ausklappen ein Würfel mit 10 Zentimetern Kantenlän- © Maria Grulich von Solarpaneelen. Solche Paneele sind ge ist. Momentan besteht der Satellit aus während des Starts eines Satelliten zu- einer solchen Einheit, MAPT soll als Nutz- Experimente im All sammengefaltet, um diesen möglichst last in einer zweiten Einheit untergebracht kompakt in der Spitze einer Rakete ver- werden. Im Herbst dieses Jahres soll über SMARD - Einbau des Experiments in ein Segment stauen zu können. Sobald der Satellit im der Rakete die Mitnahme einer Nutzlast auf MOVE-II Zwei Studententeams der TUM haben die Entwicklung eines neuartigen Teil- Orbit um die Erde platziert ist, müssen sie entschieden werden. im vergangenen Jahr Experimente chendetektors und der anschließende sich entfalten, damit die darauf montier- großer Raumfahrtmissionen einem strik- Martin Losekamm im Rahmen des REXUS/BEXUS-Pro- Test auf einem Höhenforschungsballon. ten Solarzellen zur Sonne ausgerichtet ten Ablauf mit zahlreichen Reviews www.smard-rexus.de gramms des DLR durchgeführt. Sie Das Multi-purpose Active-target Partic- werden können. Der SMARD-Mechanis- unterworfen, bei denen Experten mit www.afis-tum.de testeten ein neuartiges Instrument le Telescope (MAPT) soll in Zukunft an mus soll auf sogenannten Nanosatelliten langjähriger Erfahrung die technischen zum Nachweis von Antimaterie und ei- Bord von Satelliten den Fluss von Anti- – kaum größer als eine Kaffeetasse – An- Fortschritte der Experimente bewerte- nen Mechanismus zum Entfalten von materie-Teilchen in den Strahlungsgür- wendung finden. Er muss während eines ten. Während einer Trainingswoche am Solarpaneelen auf Nanosatelliten. teln der Erde vermessen. An Bord des Raketenstarts und des Aussetzens des Esrange Space Center eigneten sich die Das REXUS/BEXUS-Programm Ballons BEXUS 18 wurde ein erster Pro- Satelliten starke mechanische Belastun- Studenten die für sie relevanten raum- (Rocket/Balloon Experiments for Beide Teams überzeugten das Auswahl- totyp von MAPT zur Vermessung des gen überstehen und anschließend den- fahrttechnischen Grundlagen an. Die University Students) ist eine bila- komitee des DLR von ihren Experimen- Spektrums niederenergetischer kos- noch zuverlässig in der Schwerelosigkeit Mitglieder von AFIS-P lernten am Euro- terale Kooperation zwischen dem ten. Die Förderung im Zuge des REXUS/ mischer Strahlung in der Stratosphäre funktionieren. Beim Start der Höhenfor- pean Space Research and Technology Deutschen Zentrum für Luft- und BEXUS-Programms umfasste nicht nur eingesetzt. Die mechanischen Belas- schungsrakete REXUS 18 im März 2015 Centre (ESTEC) im niederländischen Raumfahrt (DLR) und dem Swe- das eigentliche »Flugticket« für einen Bal- tungen während des Starts, der nied- konnten diese Bedingungen ideal nach- Nordwijk, wie man elektrische Syste- dish National Space Board (SNSB). lon oder eine Rakete, sondern auch die rige Luftdruck in zunehmender Höhe gebildet und der Mechanismus trotz ei- me für Raumfahrtmissionen baut. Das Durch die Zusammenarbeit mit der Reisen zu diversen Workshops und der und Temperaturen bis minus 70 Grad nes technischen Defekts an der Rakete SMARD-Team erlernte am Zentrum für Europäischen Raumfahrtagentur Startkampagne im schwedischen Kiruna. stellten zudem Anforderungen an das in einer Höhe von 81 Kilometern erfolg- angewandte Raumfahrttechnologie und (ESA) wird der schwedische Anteil Außerdem erhielten die Studenten wäh- Instrument dar, die denen einer Satelli- reich verifiziert werden. Mikrogravitation (ZARM) in Bremen Me- des Programms Studenten aus allen rend der gesamten Projektdauer techni- tenmission sehr ähnlich sind. BEXUS 18 thoden zur mechanischen Qualifikation ESA-Mitgliedsstaaten und Koopera- sche und logistische Unterstützung von startete im Oktober 2014 vom Esrange Die Teilnahme am REXUS/BEXUS-Pro- von Instrumenten für Raketenstarts. tionspartnern zur Verfügung gestellt. Raketen-, Ballon- und Raumfahrtexperten. Space Center im Norden Schwedens gramm ermöglichte den Studenten nicht Jedes Jahr werden je zwei For- und erreichte eine Flughöhe von etwa nur die Durchführung ihrer Experimente, Auch an der TUM konnten die Studen- schungsballons und -raketen mit bis Das Ziel des Teams von AFIS-P (An- 27 Kilometern. Nach einer Flugzeit von sondern diente auch der praktischen ten auf die Hilfe von Experten bauen. zu 20 Experimenten an Bord im Rah- tiproton Flux in Space Prototype) war knapp 3 Stunden landete die Gondel Ausbildung im Bereich der Raumfahrt. Am Lehrstuhl für Raumfahrttechnik ar- men von REXUS/BEXUS gestartet. Die Projekte wurden nach dem Vorbild beiten viele ehemalige Teilnehmer des oben: Ein BEXUS-Ballon wird vor seinem Flug in die Stratosphäre © Karl Dietmann startklar gemacht. 12 TUMcampus 4|15 rechts: Die REXUS 18-Rakete star- TUMcampus 4|15 13 tet von Kiruna in Schweden.
Politik | Standpunkt Standpunkt | Politik Zur Eröffnung des MCTS Mit Weitsicht und Mut von Peter Weingart zum anderen die chronische Ressour- Wissenschafts- und Technikforschung erfordert Weitsicht und Mut. Beides hat cenknappheit aufgrund der Unabschließ- (IWT) in Bielefeld das einzige Institut sei- – in dieser Kombination – zur Gründung barkeit der Forschung, aus der eine ner Art an einer deutschen Universität, des MCTS an der TUM geführt. Das ist systematische Innovationsbremse resul- und es hat den Generationenwechsel angesichts der Distanz zwischen den tiert. In diesem Kontext haben es interdis- aus den oben genannten Gründen nicht Ingenieurwissenschaften und den Refle- ziplinäre Forschungsgebiete schwer und überlebt. In Hannover gibt es Bemühun- xionswissenschaften erstaunlich genug. die Wissenschaftsreflexion noch einmal gen, in Kooperation mit dem DZHW eine zusätzlich. Sie erscheint entweder als ähnliche Einrichtung aufzubauen. Nicht zuletzt die Diskussion im Beirat hat unwichtig oder als störend oder gar als gezeigt, dass die Bedeutung der Wissen- beides. Das ist keine gute Ausstattung für Vor diesem Hintergrund sind die Grün- schafts- und Technikreflektion inzwischen © Astrid Eckert Verhandlungen, wenn es um neue Stellen dung und die bisherige Entwicklung des von immer mehr Wissenschaftlern und geht, oder auch nur um den Erhalt alter. Munich Center for Technology in Society Politikern erkannt wird. Die Verbindung (MCTS) in mehrfacher Hinsicht ein klei- von Wissensproduktion, Technikentwick- Deshalb überrascht es auch nicht, dass nes Wunder. Das gilt zuallererst für die lung und gesellschaftlichem Wandel ist sich Wissenschafts- und Technikfor- Entscheidung eines mutigen und inno- enger, schneller und dimensional weiter Niklas Luhmann hat darauf verwiesen, usw. Historische Reflexion der Wissen- damit könne eine Überwissenschaft für schung bzw. »science and technology vativen Präsidenten. Die Technik unter- verzweigt und interdependenter gewor- ich vereinfache stark, dass die Sozial- schaft ist in ihrer modernen Form, d.h. jen- sich beanspruchen, mehr zu wissen und studies« überall schwer tun, in Deutsch- liegt mehr noch als die Wissenschaft den. Das schlägt sich auch in der Wis- systeme ihren blinden Fleck in der Be- seits der Amateur(auto)biografien großer besser zu können als die Wissenschaft. land mehr noch als in anderen Ländern. der öffentlichen Beobachtung. Der Re- senschafts- und Technikforschung nieder. obachtung ihrer Umwelt im Hinblick auf Entdecker und Genies, erst zu Beginn des Deshalb wurde aus »science of science« Die jüngeren Gründungen - so das In- flex der Politik ebenso wie der Ingeni- Neben den durchaus selbstreferentiellen sich selbst haben. Die Wissenschaft hat 20. Jahrhunderts entstanden und mit Na- »science studies«, aus Wissenschafts- stitut für Forschungsinformation und eure war deshalb in der Vergangenheit, Entwicklungen in den Kerndisziplinen der als generalisiertes Beobachtungssystem men wie George Sarton in den USA und wissenschaft Wissenschaftsforschung. Qualitätssicherung (IfQ) in Berlin und Akzeptanz um jeden Preis zu schaffen. Wissenschafts/Techniksoziologie, -philo- jeweils Reflexionsdisziplinen herausge- Gaston Bachelard und Georges Canghui- Da zwischen Wissenschaft und Technik das Deutsche Zentrum für Hochschul- Dabei wurden Intelligenz und Motive der sophie und -geschichte findet sich eine bildet, die diese blinden Flecken aus- lem in Frankreich verbunden. Die soziolo- ein in Bereichen, aber nicht überall en- und Wissenschaftsforschung (DZHW) Öffentlichkeit oft unterschätzt mit dem Vielzahl von Themenstellungen, die sich füllen. Folgt man dieser Theorielogik, ist gische Reflexion der Wissenschaft folgte ger Zusammenhang besteht, und da es in Hannover – sind bezeichnenderweise Resultat, dass die Vertrauenskrise eher aus den gesellschaftlichen Implikationen nicht erstaunlich, dass die Reflexion der dem rasch nach und hatte ihren Gründer in der sozialwissenschaftlichen Analyse außeruniversitäre Einrichtungen mit ei- noch schlimmer wurde, als sie ohnehin der Entwicklungen in den Objekt- und Wissenschaft selbst zuallerletzt entstan- in Robert Merton Ende der 1930er-Jahre. um die Beziehungen zwischen Wissen- nem starken Serviceauftrag, der bislang schon war. Vor dem Hintergrund dieser Technikwissenschaften ergeben. Die den und nach wie vor nicht vollkommen schaft, Technik und ihrer gesellschaftli- noch nicht erfolgreich mit der Forschung Erfahrung das Scheitern dieser Strategie Tenure Track Assistant Professors sind unangefochten ist. Der Einstieg in den Wie üblich in der Entstehung neuer For- chen Umwelt geht, ist jetzt zumeist von in eine produktive Balance gebracht einzugestehen und den länger währen- dafür Beispiele. infiniten Regress, in diesem Fall der Be- schungsgebiete waren es zunächst nur Wissenschafts- und Technikforschung worden ist. Bis 2012 war das Institut für den Weg über die Forschung zu gehen, gründung von Wissen, fällt sozial nicht einzelne Wissenschaftler, die den Mut die Rede. Soviel zur rezenten Etablierung Wenn Wissenschafts- und Technikre- leicht. Bei näherem Hinsehen ist das hatten, sich von dem sicheren Boden der Reflexion der Wissenschaft. flektion nun noch integraler Bestandteil Bild der Entstehung und Entwicklung der ihrer Heimatdisziplinen zu entfernen Prof. Peter Weingart war von 1971 bis 2009 Professor für der Ausbildung von Wissenschaftlern Wissenschaftsreflexion komplexer, als und sich eines neuen Gegenstands an- Nun ein paar Worte zu deren Institutio- Wissenschaftssoziologie und -politik sowie von 1993 bis und Ingenieuren werden würde, wie uns es Luhmanns Bild erwarten lässt. zunehmen. Von den eigenen Kollegen nalisierung: Es ist erwartbar, dass die Or- 2009 Direktor des Instituts für Wissenschafts- und Technikfor- dies etwa von der TU Twente berichtet ignoriert, wenn nicht gar verachtet und ganisation der Wissenschaftsreflexion in schung an der Universität Bielefeld. Von 1989 bis 1994 leitete wird, wäre eine neue Stufe der Ko-Evo- Die philosophische Reflexion auf die Vo- meistens unverstanden, haben sie sich einer Institution auf Schwierigkeiten stößt, er an dieser Universität als Geschäftsführender Direktor das lution von gesellschaftlicher Entwicklung raussetzungen der Erkenntnis reicht bis auf das Abenteuer eingelassen, die deren Struktur und Operationslogik auf Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF). Weingart studier- und Erkenntnisproduktion erreicht. Das in die Antike zurück. Moderne Wissen- Wissenschaft selbst der Reflexion zu den einzelnen Disziplinen beruhen. Deren te Soziologie, Volkswirtschaftslehre, Betriebswirtschaftslehre MCTS ist, wie Robert Merton gesagt schaftstheorie allerdings kann man allen- unterziehen, was ja zunächst einmal Territorialverhalten wird durch zwei wirk- und Staatsrecht an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, hätte, die Selbstexemplifizierung dieser falls im 19. Jahrhundert beginnen lassen, bedeutet, auf Distanz zu gehen. In Po- mächtige Bedingungen motiviert: einmal an der Freien Universität Berlin und an der Princeton Universi- Entwicklung. Glückwunsch zum bereits etwa mit Emil du Bois-Reymond und Ernst len entstand in den späten 1930ern der die spezialisierte Kompetenz, die alle von ty in New Jersey, USA. 1969 promovierte er an der FU-Berlin zum Dr. rer. pol. Er Erreichten, und viel Glück für das noch zu Mach für den Positivismus, Poincaré für Begriff »Wissenschaftswissenschaft«, außen kommenden Bewertungen inkom- ist Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Erreichende. den Konventionalismus, Popper für den vorgeschlagen von Maria Ossowska petent und illegitim erscheinen lässt und deutschen Akademie der Technikwissenschaften sowie Distinguished Associate Falsifikationismus in den 1940ern und und Stanislas Ossowski, eigentlich voll- die wechselseitige Abschottung ebenso Professor der TUM und bekleidet seit Januar 2015 einen South African Research Text der Rede von Peter Weingart 1950ern, Kuhn und Feyerabend für den kommen logisch, aber Anlass zu dem begründet wie die dadurch bedingte Ent- Chair for Science Communication an der Stellenbosch University. Seit 2007 ist er anlässlich der Eröffnung des MCTS Relativismus in den 1960ern und 70ern brandgefährlichen Missverständnis, scheidungsschwäche der Universitäten; Editor der Zeitschrift Minerva. der TUM am 1. Juli 2015 14 TUMcampus 4|15 TUMcampus 4|15 15
Politik Politik Klaus Tschira Stiftung ermöglicht neues TUM-Forschungszentrum Erneut Spitzenplätze in internationalen Rankings 25 Millionen Euro für Multiple-Sklerose-Forschung Auch in diesem Jahr erhielt die TUM wieder Plätze und liegen jetzt vor der University of Oxford. Bei den Die Neurowissenschaften, eines der starken Forschungs- hervorragende Noten in globalen Rankings. Fachbereichen schaffen es die Ingenieurwissenschaften/IT felder der Medizin an der TUM, werden mit einem For- der TUM deutschlandweit als einzige unter die Top 75 (Rang schungszentrum für Multiple Sklerose (MS) verstärkt. Im »Academic Ranking of World Universi- 51-75). Die Lebens- und Agrarwissenschaften liegen eben- An dieser bisher unheilbaren Krankheit von immer noch ties« (ARWU, »Shanghai-Ranking«) kam die falls unter den Top 100 weltweit, deutlich vor der nationalen unbekannter Ursache leiden allein in Deutschland rund Konkurrenz. 200 000 Menschen. Nun werden sich die Wissenschaft- TUM-Chemie unter die Top15 der Welt. Das ler am TUM-Klinikum rechts der Isar auf dieses Thema Hochschulranking der Zeitschrift »Wirtschafts- Bestnoten fürs TUM-Studium konzentrieren und klinische Aspekte mit der Grundla- woche« bestätigt die hervorragende Ausbil- genforschung verbinden. Ermöglicht wird das Großpro- Im Hochschulranking der Zeitschrift »Wirtschaftswoche« jekt durch eine Donation von 25 Millionen Euro der Klaus dungsqualität der TUM-Absolventen. bescheinigen die deutschen Unternehmen der TUM aber- Tschira Stiftung. mals hervorragende Absolventen: In drei Fächern steht die © Astrid Eckert Shanghai-Ranking TUM auf dem ersten Platz: Elektrotechnik, Informatik und Allein 1 000 Patienten mit Multipler Sklerose, der häufigsten Wirtschaftsinformatik. Für das Ranking wurden 540 Per- entzündlichen Erkrankung des Zentralnervensystems, wer- Beim diesjährigen »Academic Ranking of World Universities« sonalverantwortliche gefragt, welche Hochschulen für den den jährlich am Klinikum rechts der Isar betreut. Zahlreiche Sie unterzeichneten den Vertrag (v.l.): zwei Geschäftsführer der Klaus Tschira verbesserte sich die TUM im Vergleich zum Vorjahr um zwei Bedarf ihrer Unternehmen am besten ausbilden. Forschungsgruppen beschäftigen sich dort mit der Erkran- Stiftung, Harald Tschira und Beate Spiegel, und TUM-Präsident Wolfgang A. Plätze und erreicht Rang 51. Sie ist damit abermals im Spit- kung. Mit dem umfassenden Förderprojekt der Klaus Tschira Herrmann. zentrio der deutschen Universitäten. In der Elektrotechnik halten 27 Prozent der Personalverant- Stiftung wird ein neues MS-Behandlungs- und Forschungs- wortlichen aus ganz Deutschland die TUM für die Hochschu- zentrum auf dem Gelände des TUM-Universitätsklinikums da die konsequente Nutzung von Forschungsergebnissen Das renommierte Ranking der Shanghai Jiao Tong University le mit der besten Ausbildung. Auf Rang 2 steht die RWTH entstehen. Die 25 Millionen Euro für die MS-Forschung sind die Behandlungsmöglichkeiten erweitern und in Zukunft eine bewertet die Forschungsleistungen von mehr als 1 200 inter- Aachen, auf Rang 3 die TU Berlin. In der Informatik erhält die bislang höchste Einzelspende, die die TUM erhalten hat. individuelle Therapie der Erkrankung ermöglichen wird.« nationalen Hochschulen aus aller Welt. Gewertet werden vor die TUM 15 Prozent der Stimmen, gefolgt von TU Berlin Weitere 9 Millionen leisten das Bayerische Wissenschaftsmi- allem Veröffentlichungen in wichtigen Fachzeitschriften wie und RWTH Aachen. Im Fach Wirtschaftsinformatik wählten nisterium und die TUM. Bei der feierlichen Unterzeichnung dieses besonderen Stif- Nature und Science, die Zitationsraten der Wissenschaftler 22 Prozent der Personalverantwortlichen die TUM auf den tungsvertrags am 23. September 2015 musizierten der sowie die Zahl der Wissenschaftler und Alumni mit Nobelprei- ersten Platz. Die Universität Köln erreicht Rang 2 vor der TU TUM-Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann freut sich: »Das TUM-Präsident und Prof. Friedemann Winklhofer von der sen und Fields Medals, einer der höchsten Auszeichnungen Dresden. Im Maschinenbau erreicht die TUM ebenso wie bei neue Forschungszentrum wird ein großer Wurf, den wir Klaus Musikhochschule München; am Klavier trugen sie Heinrich in der Mathematik. Neben dem Gesamtranking werden auch Naturwissenschaften Rang 2. Tschira und seiner Stiftung verdanken. Der Neubau wird Kaspar Schmids »Bayerische Ländler« (op. 36) vor. einzelne Fächer- und Fächergruppenrankings veröffentlicht. den bereits an der TU München tätigen exzellenten Wissen- Vera Siegler Auch international hat das Studium an der TUM einen her- schaftlern eine gemeinsame Adresse geben, mitten auf dem www.neurokopfzentrum.med.tum.de/neurologie Die drei besten deutschen Universitäten liegen praktisch vorragenden Ruf: Beim jüngsten »Global Employability Uni- TUM-Medizincampus des Klinikums rechts der Isar. Diese gleichauf: Universität Heidelberg auf Rang 46, TUM auf Rang versity Ranking« nimmt die TUM den globalen achten Platz hochdotierte Zuwendung belegt den Nimbus unserer Neu- 51 und LMU auf Rang 52. Weitere deutsche Technische Uni- ein. Für die Rangliste der Zeitungen »New York Times« und rowissenschaften, jüngst nochmals ergänzt um die erfolgrei- Die Klaus Tschira Stiftung gemeinnützige GmbH wur- versitäten folgen erst auf den Plätzen 201 bis 300. Europa- »The Telegraph« wurden rund 5 000 Personalverantwortliche che Berufung des Spitzenforschers Prof. Mikael Simons aus de 1995 von dem Physiker und SAP-Mitgründer Klaus weit schneidet die TUM unter den Technischen Universitäten in 20 Ländern zur Qualität der Absolventen befragt. Die TUM Göttingen.« Tschira gegründet. Sie gehört zu den größten gemein- nach der ETH Zürich und dem Imperial College London als kam als einzige deutsche Universität unter die Top 25. Dieses nützigen Stiftungen Europas, die mit privaten Mitteln die Nummer 3 ab. Ergebnis zusammen mit dem Shanghai-Ranking zeigt, dass »Mit dem Forschungszentrum wird eine in Deutschland ausgestattet wurden. Sie fördert Naturwissenschaften, die TUM exzellente Forschung und exzellente Ausbildungs- einzigartige Struktur geschaffen, in der Ärzte und Wissen- Mathematik und Informatik sowie die Wertschätzung In der Informatik gelangte die TUM unter die besten 30 Uni- leistung gleichzeitig »auf die Reihe« bringt (s. Editorial). schaftler von der klinischen Versorgung bis hin zur Grund- für diese Fächer. Die Klaus Tschira Stiftung ist sowohl versitäten, in der Chemie erreichte sie sogar Rang 14. Bei- lagenforschung unter einem Dach zusammenarbeiten operativ als auch fördernd tätig. Sitz der Stiftung ist de Fächer verbesserten sich im Vorjahresvergleich um zwei Vera Siegler, Klaus Becker werden«, sagt Prof. Bernhard Hemmer, Direktor der Neurolo- Heidelberg. gischen Klinik und Poliklinik am Rechts der Isar. »Von dieser www.klaus-tschira-stiftung.de Struktur werden insbesondere die MS-Patienten profitieren, 16 TUMcampus 4|15 TUMcampus 4|15 17
Politik Politik Neuer Pioniergeist gefordert Nur der Wandel hat Bestand Zentrum Digitalisierung.Bayern sie sich ständig begegnen. Deshalb sollen technologie- Das Zentrum Digitalisierung.Bayern (ZD.B), ins Leben orientierte Hochschulen ein unternehmerisches Umfeld gerufen von der Bayerischen Staatsregierung, startete bekommen, das den gegenseitigen Know-how-Transfer im Juli 2015 am Campus Garching der TUM. Hierfür hat beschleunigt und jungen Ausgründungen infrastrukturelle der Bayerische Landtag erhebliche Finanzmittel in den Hilfestellungen anbietet; Staatshaushalt eingestellt. Fünf Kilogramm kann • Integration von Politik und Gesellschaft in den technischen jede Hand des ersten Innovationsprozess: Wirtschaftlich prosperierende Demo- Gründungspräsident ist Prof. Manfred Broy, bisher Ordinarius humanoiden Roboters kratien setzen für ihre Zukunftsgestaltung die proaktive für Software Engineering der TUM. Er erklärt: »Der digitale © Andreas Heddergott (H-1) des Instituts für Kognitive Systeme der Bürgerbeteiligung voraus. Folglich müssen sich die Techni- Wandel bietet enorme Chancen, aber auch Herausforderun- TUM tragen. H-1 soll kexperten der Politik- und Bürgerberatung öffnen, im Sinne gen für Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik. einer der ersten huma- noiden Roboter werden, einer Bringschuld an die Gesellschaft. Ein aktuelles Beispiel Das ZD.B hat die Aufgabe, die vielfältigen Aktivitäten in Bay- der mit seinem ganzen von großer Tragweite ist die Energiewende: Sie erfordert ern zu verstärken und zu vernetzen.« München ist nach einer Körper fühlen kann. ein rasches, arbeitsteiliges aber koordiniertes Handeln von Studie der EU-Kommission der IT-Spitzenstandort Nr. 1 in Das Bayern von heute ist ein Triumph der Technik, die unser Wissen ist, kaum entstanden, global verfügbar und nutzbar. Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. Europa, vor Paris, London und Karlsruhe. Land schöner und seine Menschen wohlhabender gemacht Die traditionellen Wirtschaftsbranchen stehen und fallen mit hat. Immer wieder sind Pionierleistungen von Bayern ausge- der Geschwindigkeit, mit der sie die Chancen der Digitalisie- Universitäten haben die Aufgabe, durch Ausbildung am wis- Auch der Zukunftsrat der bayerischen Wirtschaft hatte die gangen: Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth, Gleichstro- rung nutzen, also des Umgangs mit riesigen Datenmengen senschaftlichen Gegenstand (Forschung) fachkompetente Digitalisierung als »zentrale Treiberin für praktisch alle tech- mübertragung von Miesbach nach München, Düngemittelfabrik (»Big Data«). und unternehmerische Führungskräfte hervorzubringen, die nischen Innovationen und gesellschaftlichen Veränderungen« in Heufeld, Speicherkraftwerk am Walchensee. Mutige Wei- gleichzeitig international und interdisziplinär »ticken«. Uni- bezeichnet und die Wichtigkeit der Vernetzung des neuen chenstellungen haben langfristig wirtschaftliche Prosperität In diesem Lichte ist eine Universität mit dem breiten Portfolio versitäten sollen der Zukunft vorauseilen und – wie es der Zentrums mit der Wirtschaft hervorgehoben. An dieser Studie angelegt. So hat die transalpine Erdölpipeline das Raffinerie- der TU München – Natur-, Ingenieur-, Lebens-, Wirtschafts- Historiker Thomas Nipperdey formuliert hat – »nicht in der waren TUM-Wissenschaftler unter Vorsitz von Präsident Prof. zentrum Ingolstadt ermöglicht, der Alzkanal hat frühzeitig eine wissenschaften und Medizin – auf dem richtigen Weg, wenn Peripherie, sondern im Zentrum des geistigen Haushalts der Wolfgang A. Herrmann maßgeblich beteiligt. chemische Industrie in Südostbayern hervorgebracht, Auto- sie folgende Herausforderungen annimmt: Nation« wirken. Das muss die Politik zulassen, ja sogar einfor- bahnen und Großflughafen haben Wirtschaftsunternehmen • Sicherung eines kreativen Talentpools auf allen Ebenen; dern. Sie muss es im wohlverstandenen Interesse der Gesell- Das ZD.B wird Plattformen zu Schlüsselthemen der Digitali- und Arbeitsplätze in strukturschwache Regionen gebracht •d igitale Lehr- und Lernmethoden ergänzen den herkömmli- schaft zum Beispiel zulassen, dass die »grüne Gentechnik« sierung aufbauen. Die Themen umfassen »Digitale Produk- (zum Beispiel BMW-Werke in Dingolfing und Regensburg). chen Unterricht und machen uns global wirksam (»Massive hierzulande heute erforscht wird, damit wir nicht morgen das tion«, »Vernetzte Mobilität«, »Digitale Medizin/Gesundheit«, Open Online Courses«, MOOC); geistige Eigentum aus dem Ausland teuer einkaufen müssen. »Digitalisierung im Energiebereich«, »IT-Sicherheit« und »Bil- Von größter Nachhaltigkeit aber war die Gründung einer • interdisziplinäre Forschung auf Spitzenniveau, denn die dung und Kultur«. Diese Bereiche sind in Forschung und Leh- Technischen Universität durch König Ludwig II. (1868). Nicht technischen Problemstellungen sind kompliziert und kom- Auch den Universitäten fällt es immer wieder schwer, ihre re an der TUM vertreten. nur, weil sie große Entdecker und Erfinder hervorgebracht plex geworden; Arbeitsweisen und Strukturen zu modernisieren. Angesichts hat, sondern weil damit die gegenseitige Innovationsbe- • internationale Präsenz und Kooperation, um sich laufend an der technologiegetriebenen, globalen Herausforderungen Die TUM befindet sich auf dem Weg zu einer digitalen Uni- fruchtung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft möglich den besten Standards zu orientieren und die besten Nach- sind diese Veränderungen aber unausweichlich: Spitzenkräf- versität, was bedeutet, dass die Digitalisierung Forschung, wurde. Eine langfristig stabile Schul- und Hochschulpolitik wuchskräfte nach Bayern zu bringen; te und kritische Massen in den technologischen Zukunfts- Lehre und Verwaltung verändert. Zugleich erforschen die auf hohem Niveau, verbunden mit hohen Kosten, sowie die •A llianzfähigkeit mit anderen Leistungsträgern, insbesonde- feldern, interdisziplinäre Forschungsansätze in »Integrativen Wissenschaftler wichtige Aspekte digitaler Technologien von unternehmerische Leistung der Wirtschaft haben aus Bayern re unter Nutzung der regional verfügbaren Forschungsstär- Forschungszentren« jenseits der klassischen Fakultäten, den Grundlagen der Informatik über Anwendungen etwa im das gemacht, was wir heute sind: ein internationaler Premi- ken (Universitäten und außeruniversitäre Einrichtungen); Internationalisierung, wettbewerblicher Ehrgeiz und Unter- Bereich Bioinformatik, Big Data und IT-Sicherheit bis hin zu umstandort der Spitzenliga. • Erweiterung des Wirkungsspektrums durch bayernwei- nehmertum sind gleichermaßen angesagt. den gesellschaftlichen Auswirkungen. Die TUM bildet Studie- te Interaktion mit den Regionen, wofür das neue Zentrum rende interdisziplinär für die Arbeit mit Informationstechnik Kann es dabei bleiben? Ja, aber nicht, wenn wir uns wohl- Digitalisierung.Bayern mit Sitz in Garching der Probelauf ist; Die Zukunft gelingt nur in der Allianz aller Akteure. Die wich- aus und fördert Ausgründungen, die aus Forschungserkennt- standszufrieden zurücklehnen. Die Innovationsgeschwindig- • systematische Förderung der Ausgründungskultur, um jun- tigste Botschaft aber lautet: Der unternehmerische Spirit nissen neue Technologien entwickeln. Vor diesem Hinter- keit hat sich innerhalb einer einzigen Generation so dramatisch gen Unternehmergeist so zu beflügeln, dass unternehme- muss die Grundeinstellung unserer Gesellschaft werden. grund strebt die TUM eine enge Zusammenarbeit mit dem beschleunigt, dass die bewährten alten Geschäftsmodelle risch relevante Forschungsergebnisse erkannt und rascher Denn Unternehmertum ist die Drehscheibe der Wertschöp- ZD.B an. und Arbeitsstrukturen nicht mehr greifen. Mit der Digitalisie- als bisher auf die Innovationsschiene gebracht werden fung, während die Innovation ihr Ursprung ist. www.stmwi.bayern.de/digitalisierung-medien/ rung ist ein neues Zeitalter angebrochen – mit tief greifen- (UnternehmerTUM GmbH, TUMentrepreneurship); Wolfgang A. Herrmann bayern-digital/zentrum-digitalisierung-bayern/ den Einschnitten in die Gewohnheiten unseres Denkens und • Industry-on-Campus-Konzept: Academia, junge und etab- überarbeiteter Nachdruck, Bayernkurier, 30. Juli 2015 Handelns. Dieser Aufbruch trägt revolutionäre Züge. Neues lierte Unternehmen entfalten ihre Synergien optimal, wenn 18 TUMcampus 4|15 TUMcampus 4|15 19
Sie können auch lesen