6/2021 NRW-Landräte im Dialog mit Kommunalministerin Scharrenbach und Gesundheitsminister Laumann Von A wie Ausgrabung bis Z wie Zechenturm: ...

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6/2021

● NRW-Landräte im Dialog mit Kommunalministerin Scharrenbach und Gesundheitsminister
Laumann ● Von A wie Ausgrabung bis Z wie Zechenturm: Moderner Denkmalschutz in
Nordrhein-Westfalen ● Schwerpunkt „Tourismus im kreisangehörigen Raum“
6/2021 NRW-Landräte im Dialog mit Kommunalministerin Scharrenbach und Gesundheitsminister Laumann Von A wie Ausgrabung bis Z wie Zechenturm: ...
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„Wir lernen jetzt für die digitale
 Zukunft. Und das soll Schule machen.“
Fördern, was NRW bewegt.

 Manfred vom Sondern, Chief Digital Officer von Gelsenkirchen,
 macht seine Heimatstadt zur digitalen Vorzeigekommune. Dazu
 gehören modern ausgestattete Schulen und Klassenzimmer mit
 interaktiven Whiteboards. Ermöglicht durch: die NRW.BANK –
 Förderbank für Nordrhein-Westfalen.

 Die ganze Geschichte unter: nrwbank.de/gelsenkirchen
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EILDIENST 6/2021                                                                                               Auf ein Wort

                                        Corona-Pandemie:
                                        Ankündigungen und Realitäten
                                        Die Covid-19-Pandemie stellt den Staat vor bislang unbekannte Herausforde-
                                        rungen und führt zu Maßnahmen und Reaktionen der drei Staatsgewalten, die
                                        noch vor kurzem in dieser Form undenkbar gewesen sind. Die äußerst kurzfristige
                                        Gesetzgebung, sehr einschneidende Eingriffe der Exekutive in Grundrechte und
                                        zum Teil durchaus irritierende Entscheidungen der Rechtsprechung sind an dieser
                                        Stelle bereits thematisiert worden. Ein Phänomen, das die politische Antwort auf
                                        die Herausforderungen der Pandemie durchgehend zu kennzeichnen scheint, ist
                                        das zum Teil drastische Auseinanderfallen zwischen öffentlichen Ankündigungen
                                        und tatsächlicher Umsetzung einzelner Maßnahmen. Besonders drastisch zeigt
                                        sich dies bei der laufenden Impfkampagne. Immer wieder macht die Politik Ver-
                                        sprechungen, die sie nicht halten kann. Insbesondere die Prognosen zu den zur
                                        Verfügung stehenden Impfstoffmengen mussten immer wieder revidiert werden.
                                        Vorhersagen, dass nun der „Impfturbo“ starte oder dass dieser oder jener Gruppe
                                        bis zu einem bestimmten Datum ein Impfangebot unterbreitet sein werde, konn-
                                        ten nicht gehalten werden. Selbst prioritäre Gruppen, die längst geimpft worden
                                        sein sollten, konnten noch nicht in allen Kreisen und kreisfreien Städten vollständig
                                        abgearbeitet werden.
Für die Impfzentren und ihre politisch Verantwortlichen – in den Kreisen die Landräte - bringt dies Erklärungsbedarf. Die
Impfzentren befinden sich vor allem deshalb im Rückstand, weil die Zuweisung von Impfstoffen für sie seit Anfang April
gedeckelt ist. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat entschieden, dass zusätzlich nach Deutschland gelieferter
Impfstoff an die niedergelassenen Ärzte gehen soll. Die Impfzentren erhalten – laut Prognosen des BMG mit Stand vom
31.05.2021 – im Zeitraum von Anfang Mai bis Ende Juni 2021 wöchentlich ca. 2,5 Mio. Dosen, also insgesamt ca. 10 Mio.
Dosen; erst danach soll eine Steigerung auf 3 Mio. Impfdosen erfolgen. Die Impfdosen werden von den Impfzentren zum
größten Teil für Zweitimpfungen gebraucht. Realität ist daher, dass im Monat Juni in den Impfzentren in NRW so gut wie
keine Erstimpfungen mehr stattfinden können. Die niedergelassene Ärzteschaft erhält nach den Zahlen des BMG Woche für
Woche 3,3 Mio. bzw. 3,4 Mio. Dosen; die Betriebsärzte sollen zu ihrem Start 700.000 Dosen bekommen. Für sich spricht
in diesem Zusammenhang, dass sich zwar über den einschlägigen Tabellen des BMG der „Warnhinweis“ findet „!!! Vor-
behaltlich der Einhaltung der Lieferprognosen durch die Hersteller!!!“ (wörtlich zitiert), diese Einschränkung in den öffent­
lichen Statements der Verantwortlichen aber nicht auftaucht oder jedenfalls untergeht.
Trotz der anhaltenden Impfstoffknappheit wird nun die Priorisierungssystematik aufgehoben und Betriebsärzte sollen sich
zusätzlich an der Impfkampagne beteiligen. Insofern liegt die Erwartung nahe, dass nun alsbald alle Bevölkerungsgruppen
eine Impfung bekommen können. Jüngstes Beispiel für die Politik nicht einlösbarer Ankündigungen ist, dass Über-Zwölf-
jährigen bis Ende August ein Impfangebot gemacht werden soll, da die entsprechende Zulassung der Europäischen Arznei-
mittelagentur erfolgt ist. Ob die Ständige Impfkommission auch eine Impfung dieser Gruppe empfiehlt, wurde offenbar für
eine reine Formsache gehalten. Nun ist absehbar, dass eine solche Empfehlung zumindest zunächst wohl allenfalls einge-
schränkt erfolgen wird.
Was treibt die politischen Akteure zu dieser Herangehensweise? Eigentlich gehört es zu politischen Prinzipien, nichts zu
versprechen, das man nicht halten kann. Indessen scheinen viele Verantwortliche zu vermuten, dass die Sehnsucht der
Bevölkerung nach guten Nachrichten in der Pandemie groß ist, insbesondere während eines Lockdowns. Umso höher aber
ist die Frustration, wenn die krisenhafte Situation noch länger andauert und die stark genährten Hoffnungen nicht Realität
werden. Umso höher ist dann auch der Schaden für das Ansehen der politischen Entscheidungsträger und das Vertrauen
in die Leistungsfähigkeit unseres Staates. Das bekannte Wortpaar „Versprochen – Gebrochen“ sollte jedenfalls nicht als
Markenzeichen des Umgangs der Politik mit der Pandemie in Erinnerung bleiben. Ein an der Realität orientiertes Erwar-
tungsmanagement wäre deutlich zielführender als die permanente Rücknahme von Zielprojektionen, die dann doch nicht
eingehalten werden können.
Mit Blick auf die Impfzentren kann dies nur bedeuten, dass die tatsächlichen Zuweisungen an diese deutlich erhöht werden
müssen, notfalls bei gleichzeitiger Kürzung der Zuweisungen für den niedergelassenen Bereich. Alternativ ist eindeutig zu
kommunizieren, dass die Impfzentren mangels ihnen zugeordneten Impfstoffs nur noch eine subsidiäre Aufgabe erfüllen
sollen und deshalb auch in absehbarer Zeit zu schließen sind.
                                                                             Dr. Martin Klein
                                                                             Hauptgeschäftsführer
                                                                             des Landkreistages Nordrhein-Westfalen

                                                                                                                         269
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Inhalt EILDIENST 6/2021

 Kavalleriestraße 8
                                                    AUF EIN WORT                                             269
 40213 Düsseldorf                                   ______________________________________________________________
 Telefon 0211/ 300 491-0
 Telefax 02 11/ 300 491-660
 E-Mail: presse@lkt-nrw.de                          THEMA AKTUELL
 Internet: www.lkt-nrw.de
                                                    Sitzungen kommunaler Gremien in digitaler Form           273
 Impressum                                          ______________________________________________________________

 EILDIENST – Monatszeitschrift
 des Landkreistages
 Nordrhein-Westfalen                                AUS DEM LANDKREISTAG
 Herausgeber:
 Hauptgeschäftsführer                               NRW-Landräte im Dialog mit Kommunalministerin
 Dr. Martin Klein                                   Scharrenbach und Gesundheitsminister Laumann             274
 Redaktion:                                         ______________________________________________________________
 Erster Beigeordneter Dr. Marco Kuhn
 Beigeordneter Dr. Kai Friedrich Zentara
 Referent Karim Ahajliu
 Hauptreferent Dr. Markus Faber
 Hauptreferentin Dr. Andrea Garrelmann              SCHWERPUNKT:
 Hauptreferentin Dorothée Heimann
 Pressereferentin Rosa Moya                         Das Sehnsuchtsziel als Lebensort                         278
 Referent Christian Müller
 Referent Roman Shapiro                             ______________________________________________________________
 Hauptreferent Martin Stiller
                                                    Vor und nach Corona gut aufgestellt:
 Quelle Titelbild:
 Teutoburger Wald Tourismus/
                                                    Lohnenswerte und nachhaltige Investitionen
 M.Schoberer                                        in den Münsterlandtourismus                              280
                                                    ______________________________________________________________
 Redaktionsassistenz:
 Gaby Drommershausen
 Astrid Hälker                                      Der RurUfer-Radweg: Ein Fluss und seine
 Heike Schützmann                                   Region im Wandel                                         283
 Herstellung:                                       ______________________________________________________________
 ALBERSDRUCK GMBH & CO KG
 Leichlinger Straße 11                              Qualitätsradweg Paderborner Land Route –
 40591 Düsseldorf
 www.albersdruck.de
                                                    Aktivurlaub mit Abstand                                  286
                                                    ______________________________________________________________
 ISSN 1860-3319
                                                    Gutscheinaktion „Ich han 'nen Deckel“ unterstützt
                                                    Gastronomie im Bergischen zu Corona-Zeiten               290
                                                    ______________________________________________________________

                                                    Lippe auf dem Weg zur Qualitätswanderregion
                                                    „Wanderbares Deutschland“                                291
                                                    ______________________________________________________________

                                                    Industriegeschichte zusammen erzählen - Südwestfalen
                                                    und das Ruhrgebiet machen gemeinsame Sache               294
                    Kreise in Nordrhein-Westfalen
                                                    ______________________________________________________________

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EILDIENST 6/2021                                                  Inhalt

Interkommunales touristisches Infrastrukturmanagement
im Kreis Höxter                                          297
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Sauerland - Deutschlands inspirierende Outdoorregion     300
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THEMEN

Von A wie Ausgrabung bis Z wie Zechenturm:
Moderner Denkmalschutz in Nordrhein-Westfalen            303
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Stellungnahme von Landkreistag NRW und
Städte- und Gemein​debund NRW zur Novelle des
Denkmalschutzgesetzes NRW                                306
______________________________________________________________

Wirtschaftsservice-Portal.NRW startet mit 31 neuen digitalen
Leistungen – Partner unterzeichnen Kooperationsvereinbarung 309
______________________________________________________________

Nachwuchsinitiative geodäsie.nrw                         311
______________________________________________________________

Immissionsschutz in innerstädtischen Quartieren: Über den
Umgang mit Zielkonflikten bei Lärm und Anlagensicherheit 312
______________________________________________________________

DAS PORTRÄT

Bodo Klimpel, Landrat des Kreises Recklinghausen:
„Die zehn Städte und der Kreis sind ein gutes Team weil
wir unsere Kräfte bündeln“                               313
______________________________________________________________

IM FOKUS

Digitallabor: Neue Ideenschmiede des Rhein-Kreises Neuss
für innovative Projekte                                  316
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                                                                    271
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Inhalt EILDIENST 6/2021

        MEDIENSPEKTRUM                                           319
        ______________________________________________________________

        KURZNACHRICHTEN                                          321
        ______________________________________________________________

        HINWEISE AUF VERÖFFENTLICHUNGEN                          329
        ______________________________________________________________

272
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EILDIENST 6/2021                                                                                                        Thema aktuell

Sitzungen kommunaler Gremien in digitaler Form

D    ie Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN
     hat einen Gesetzentwurf in den Land-
tag eingebracht, mit dem Kommunen die
                                              Erachtens nicht mit der erforderlichen Klar-
                                              heit formuliert worden. So soll in Satz 1 die
                                              Bestimmung für „notwendige“ Sitzungen
                                                                                              gen Rechnung getragen werden kann, sind
                                                                                              dem vorliegenden Gesetzentwurf keine
                                                                                              tragfähigen Regelungsvorschläge bzw.
Möglichkeit eröffnet werden soll, Sitzun-     gelten, ohne dass der Begriff nur ansatz-       Ausführungen zu entnehmen.
gen ihrer kommunalen Vertretungen und         weise definiert wurde. Satz 3 enthält zwar
Ausschüsse unter bestimmten Vorausset-        den Versuch einer Definition des Begriffs       Selbst wenn bei öffentlichen Sitzungen dem
zungen ohne persönliche Anwesenheit der       „schwerwiegende Gründe“, deren Vorlie-          Gesetzentwurf entsprechend eine zeitglei-
Mitglieder in digitaler Form durchzuführen    gen eine Tatbestandsvoraussetzung für die       che Übertragung von Bild und Ton in einen
(Landtagsdrucksache 17/13064). Damit          Zulässigkeit von Videokonferenzen darstel-      öffentlich zugänglichen und geeigneten
sollen nach Vorstellung der antragstellen-    len soll. Allerdings ist es unter Berücksich-   Raum (zur Herstellung einer Saalöffent-
den Fraktion unter den aktuellen Rahmen-      tigung des offensichtlichen Anlasses für        lichkeit) erfolgen würde, würde eine solche
bedingungen der COVID-19-Pandemie die         den Gesetzentwurf nicht zielführend, den        Regelung nur einen einseitigen Schutz der
kommunale Handlungsfähigkeit gestärkt         im Infektionsschutz nicht mehr gebräuch-        Mandatsträger sicherstellen, nicht jedoch
und zugleich die kommunale Selbstverwal-      lichen Begriff des „Seuchenschutzes“ zu         der Zuhörer, die sich in dem Raum unter
tung gesichert werden. Zu diesem Gesetz-      verwenden. Die Zulässigkeit für Videokon-       Einhaltung aller Abstands- und Hygiene-
entwurf haben die kommunalen Spitzen-         ferenzen für Ausschüsse sollte ebenso an        regeln aufhalten. Eine solche Lösung wäre
verbände wie folgt Stellung genommen:         die Feststellung einer epidemischen Lage        schon aus Gründen des Infektionsschutzes
                                              von landesweiter Tragweite durch den            nicht zu akzeptieren.
Die mit dem Gesetzentwurf verfolgte Ziel-     Landtag geknüpft werden.
setzung, den Kommunen in schwerwie-                                                           Außerdem ist nicht sichergestellt, dass bei
genden Notsituationen, wie einer pande-       Hinzu kommt, dass sich bei Gremiensitzun-       ausnahmsweise zwingenden nichtöffent-
mischen Lage, die Durchführung von Gre-       gen in digitaler Form die Herausforderung       lichen Beratungen tatsächlich nur das zur
miensitzungen in digitaler Form zu ermög-     ergibt, den kommunalverfassungsrecht-           Teilnahme berechtigte Rats-, Kreistags-
lichen, ist grundsätzlich zu begrüßen. Zwar   lich verbürgten Öffentlichkeitsgrundsatz        oder Ausschussmitglied an der digitalen
hat der Gesetzgeber mit der im Frühjahr       zu wahren. Dieser Grundsatz zählt zu den        Sitzung teilnimmt. Letztlich sind die Ver-
2020 geschaffenen Möglichkeit der Dele-       wesentlichen       Verfahrensbestimmungen       schwiegenheitspflichten nicht rechtssicher
gation von Entscheidungsbefugnissen auf       des Kommunalrechts. Nach der Recht-             zu kontrollieren. Diese Situation kann sich
Haupt- oder Kreisausschuss wichtige Maß-      sprechung des OVG NRW ist die Sitzungs-         auch während einer Sitzung stellen.
nahmen ergriffen, um die Handlungsfähig-      öffentlichkeit eines der wichtigsten Mittel,
keit der kommunalen Vertretungen unter        um das Interesse der Bürgerschaft an der        Weiterhin ist es unseres Erachtens durch-
den aktuellen Rahmenbedingungen sicher-       kommunalen Selbstverwaltung zu wecken           aus konsequent, dass der vorliegende
zustellen. Und das Ministerium für Heimat,    und zu erhalten. In diesem Sinne bildet         Gesetzentwurf für den Fall der Durch-
Kommunales, Bau und Gleichstellung hat        die Sitzungsöffentlichkeit eine wesentliche     führung von Wahlen die Option digitaler
den kommunalen Vertretungen per Erlass        Vorbedingung für einen kommunalverfas-          Gremiensitzungen ausschließen will. Nicht
zusätzliche Hinweise gegeben, wie z. B.       sungsrechtlich gebotenen Kontroll- und          beantwortet wird jedoch die Frage, wie
durch        „Soll-Stärken-Vereinbarungen“    Legitimationsakt. Der Sitzungsbegriff ist       geheime Abstimmungen rechtssicher orga-
oder „Pairing-Vereinbarungen“ ein Tagen       zwar nicht definiert. Allgemein wird aber       nisiert werden können und wie mit dem
in verringerter Besetzung unter Abbildung     davon ausgegangen, dass die Mandats-            kommunalverfassungsrechtlich verbürgten
der politischen Kräfteverhältnisse möglich    träger tatsächlich und körperlich an einem      Recht auf Beantragung einer geheimen
ist. Wir verkennen aber nicht, dass diese     gemeinsamen Ort zusammentreten müs-             Abstimmung umzugehen ist.
Maßnahmen mit Fortdauer der Pandemie          sen. Wahlberechtigten Mandatsträgern
an ihre Grenzen stoßen und sich gewähl-       und Gremienmitgliedern wie auch der             Das Verfahren der Videokonferenz soll
te Gremienmitglieder zunehmend darüber        interessierten Öffentlichkeit soll Gelegen-     ausweislich des Gesetzentwurfs nur für
beklagen, ihre Sichtweise nicht unmittelbar   heit gegeben werden, von den Beratungen         Vorbereitungen      von     Entscheidungen
in die demokratische Meinungs- und Ent-       der kommunalen Vertretung und dem Ver-          des Rates/Hauptausschusses (Kreistag/
scheidungsbildung einbringen zu können.       halten ihrer Mitglieder einen unmittelbaren     Kreisausschuss) gewählt werden dürfen.
                                              Eindruck zu gewinnen, dadurch politische        Dies würde jedoch bedeuten, dass für die
Gleichwohl ist der in Frage stehende          Zusammenhänge und Entscheidungsal-              Herbeiführung von Beschlüssen entschei-
Gesetzentwurf in der vorliegenden Fas-        ternativen zu erkennen und sich auf die-        dungsbefugter Ausschüsse, wie auch zur
sung unseres Erachtens nicht beschlussreif.   ser Grundlage eine eigene Meinung über          Durchführung von Wahlen jeweils noch
Denn abgesehen davon, dass die Ent-           Vorzüge und Nachteile der miteinander           eine zusätzliche Präsenzsitzung erforderlich
wurfsverfasser sich auf die Gemeindeord-      konkurrierenden politischen Kräfte zu bil-      würde, was dem Schutzgedanken im Rah-
nung konzentriert und offenbar „verges-       den. Zugleich soll die Sitzungsöffentlichkeit   men einer Pandemie widerspräche.
sen“ haben, vergleichbare Regelungen für      die Gremienmitglieder an ihre Stellung als
die Kreise und Landschaftsverbände sowie      Volksvertreter und die damit verbundene         Unbeschadet dieser rechtlichen Beden-
deren Gremien vorzuschlagen, begegnet         Verantwortung erinnern. Verkürzt gesagt,        ken werfen auch die ersten praktischen
der vorliegende Gesetzentwurf praktischen     visualisiert die körperliche Präsenz das Amt    Erfahrungen aus anderen Bundesländern
und insbesondere rechtlichen Beden-           als Kommunalvertreter und schafft somit         weitere Fragestellungen auf. Da die ein-
ken. Die Tatbestandsvoraussetzungen           Vertrauen und Authentizität. Dazu, wie          schlägigen landesrechtlichen Regelungen
des neuen § 58a Abs. 1 GO sind unseres        diesen Maßstäben im Falle digitaler Sitzun-     wichtige Aspekte offengelassen bzw. einer

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6/2021 NRW-Landräte im Dialog mit Kommunalministerin Scharrenbach und Gesundheitsminister Laumann Von A wie Ausgrabung bis Z wie Zechenturm: ...
Thema aktuell • Aus dem Landkreistag                                                                                    EILDIENST 6/2021

Regelung vor Ort überantwortet haben,          der immer wieder unterbrochen werden           einer möglichen gesetzgeberischen Rege-
besteht jeweils ein hoher Diskussions- und     müssen, was eine ernsthafte Sachdiskussi-      lung zur Ermöglichung digitaler Gremien-
Beratungsbedarf. Probleme bereitet über-       on nachhaltig erschwert und die Sitzungs-      sitzungen in jedem Fall die sich ergebenden
dies, sicherzustellen, dass alle Mitglieder    dauer erheblich verlängert.                    Rechtsfragen mit der gebotenen Sicherheit
eines Gremiums an der gesamten Sitzung                                                        beantwortet werden müssen. Unter die-
durch Bild- und Tonübertragung teilneh-        Mögen sich auch die zuletzt genannten          sem Gesichtspunkt sehen wir noch grund-
men können. Tatsächlich erreichen uns          Umsetzungsschwierigkeiten dadurch ver-         legenden Klärungsbedarf.
Rückmeldungen aus anderen Bundeslän-           ringern, dass alle Beteiligten Erfahrungen
dern, dass Sitzungen aufgrund technischer      in der Durchführung digitaler Sitzungen                  EILDIENST LKT NRW
Schwierigkeiten einzelner Gremienmitglie-      gewinnen, so bleibt es doch dabei, dass vor           Nr. 6/Juni 2021   10.20.05

NRW-Landräte im Dialog mit Kommunalministerin
Scharrenbach und Gesundheitsminister Laumann
   In der Vorstandssitzung am 28. April 2021 haben sich die nordrhein-westfälischen Landrätinnen und Landräte mit
   der Ministerin für Heimat, Kommunales, Bauen und Gleichstellung, Ina Scharrenbach, über die finanziellen Folgen
   der Corona-Pandemie für die Kommunen ausgetauscht. Im anschließenden Gespräch mit dem Minister für Arbeit,
   Gesundheit und Soziales des Landes NRW, Karl-Josef Laumann, am 5. Mai 2021 erörterten sie die Auswirkungen der
   Impfstrategie für die Kreise.

R   und 15 Monate nach dem ersten Coro-
    na-Fall im Kreis Heinsberg ist die Pan-
demie weiterhin das beherrschende Thema
                                               nisterin am 28. April. „Bereits 2020 hat die
                                               Pandemie zu dramatischen Steuereinbrü-
                                               chen geführt. Durch Corona gehen auch in
                                                                                              Die Kommunen benötigten auch für 2021
                                                                                              eine Gewerbesteuerkompensation, um die
                                                                                              coronabedingten Steuerausfälle auffangen
in den NRW-Kreisen. Die Umsetzung der          diesem Jahr die Steuereinnahmen massiv         zu können.
Bundes-Notbremse, der Kita- und Schulbe-       zurück. Wir befürchten, dass die für Mai
trieb, die Teststrategie und der Fortschritt   terminierte Steuerschätzung 2021 für die       Die COVID-19-Pandemie hatte im vergan-
der Impfaktion sind nur einige Corona-         Kommunen erneut verheerend ausfällt“,          genen Jahr bei den kommunalen Finanzen
Themen, die zurzeit die Arbeit der kommu-      warnte der Präsident des LKT NRW, Land-        ein mittelstarkes Beben ausgelöst. Die von
nalen Gesundheitsämter und Krisenstäbe         rat Thomas Hendele (Kreis Mettmann), im        der Geschäftsstelle des LKT NRW durchge-
bestimmen. Die finanziellen Folgen für die     Gespräch mit Ministerin Ina Scharrenbach.      führte Umfrage zu den coronabedingten
Wirtschaft, die Kultur und die öffentliche
Hand bereiten den Verantwortlichen vor
Ort immer größere Sorgen. So war auch
die Pandemie das beherrschende Thema
in der jüngsten Vorstandssitzung des Land-
kreistags NRW.

Um den direkten Austausch mit den
zuständigen NRW-Ministerien ermögli-
chen zu können, wurde die digitale Sitzung
zweigeteilt: Die Landrätinnen und Landrä-
te berieten am 28. April 2021 mit NRW-
Kommunalministerin Ina Scharrenbach
und am 5. Mai 2021 mit NRW-Gesund-
heitsminister Karl-Josef Laumann.

Vorstand berät Corona-
Finanzen mit NRW-Kommunal-
ministerin Ina Scharrenbach
Eine breite Palette an kommunalen
Finanzthemen standen auf der Agenda            Kommunalministerin Ina Scharrenbach in der Videokonferenz des Vorstands des LKT
beim Treffen mit der NRW-Kommunalmi-           NRW.                                                              Quelle: LKT NRW

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6/2021 NRW-Landräte im Dialog mit Kommunalministerin Scharrenbach und Gesundheitsminister Laumann Von A wie Ausgrabung bis Z wie Zechenturm: ...
EILDIENST 6/2021                                                                                              Aus dem Landkreistag

Kosten bei den Kreisen ergab eine durch       wendigen Ressourcen, um die Corona-            Verlängerung des NKF-Covid-10-Isolie-
die Corona-Krise verursachte Nettomehr-       Krise zu managen“, erläuterte Hendele die      rungsgesetz (NKF-CIG). Dabei kündigte
belastung von 286 Millionen Euro - ohne       Anstrengungen der NRW-Kreise in Hin-           Ina Scharrenbach an, dass eine Verlänge-
den ÖPNV-Bereich mit einzubeziehen.           blick auf deren Krisenstäbe und Gesund-        rung in Vorbereitung sei, es stelle sich die
Gerade der Sinkflug der Gewerbesteuer-        heitsämter, die seit März 2020 unermüd-        Frage, wie es für 2021 im Detail umgesetzt
einnahmen (19,8 % weniger Gewerbe-            lich im Einsatz sind. „Um diese zusätzlichen   werde. Konkret gehe es um die Verwen-
steuern als 2019) rief ein massives Einnah-   Kosten zu stemmen, brauchen die Kom-           dung der erhöhten Bundesbeteiligung an
meloch bei den Städten und Gemeinden in       munen auch weiterhin Unterstützung von         den Kosten der Unterkunft (KdU).
NRW hervor.                                   Bund und Land.“
                                                                                             In einigen Kreisen hatte es bei der Haus-
Angesichts dieser dramatischen Finanz-        Auch dürften weitere wichtige soziale Auf-     haltsaufstellung 2021 Diskussionen mit den
situation übernahmen Bund und Land            gaben der Kreise nicht in Vergessenheit        kreisangehörigen Städten und Gemeinden
gemeinsam unter anderem die pauschale         geraten, ergänzte Hendele: „Die kommu-         über die Verwendung der erhöhten KdU-
Kompensation der im Jahr 2020 entstan-        nalen Belastungen im Sozial- und Integra-      Bundesbeteiligung gegeben. Das FAQ-
denen Gewerbesteuerausfälle. Die nord­        tionsbereich bleiben bestehen. So laufen       Papier des NRW-Kommunalministeriums
rhein-westfälischen Städte und Gemein-        etwa die Erstattung der flüchtlingsbeding-     vom 30. Oktober vergangenen Jahres hatte
den wurden durch diese Maßnahme in            ten Unterkunftskosten sowie die Integra-       den Kreisen diesbezüglich mit Blick auf den
Höhe von 2,72 Milliarden Euro entlastet.      tionspauschale des Bundes in diesem Jahr       Jahresabschluss 2020 und die Haushalts-
Bei der Ermittlung der Steuerkraftmesszahl    aus. Es ist nicht akzeptabel, dass die Lang-   planung 2021 ein Wahlrecht zugestanden.
im kommunalen Finanzausgleich wurden          fristaufgabe der integrationsbezogenen
die Ausgleichszahlungen hälftig für 2021      Leistungen künftig zu einem großen Teil        Eine von der Geschäftsstelle durchgeführte
und 2022 berücksichtigt.                      allein von den Kommunen gestemmt wer-          Abfrage bei den Kreisen belegt, dass diese
                                              den soll.“                                     insgesamt die Städte und Gemeinden in
Und auch für 2021 sei keine Entwarnung                                                       der angespannten Finanzlage der Pande-
in Sicht, mahnten die Landrätinnen und        Mit dem „Gesetz zur Beteiligung des Bun-       mie durch Verwendung der KdU-Mittel
Landräte im Gespräch mit der Ministerin.      des an den Integrationskosten der Länder       und/oder der Ausgleichsrücklage flächen-
Bei Betrachtung der ersten Monate des         und Kommunen in den Jahren 2020 und            deckend entlastet haben. 18 Kreise nutzen
laufenden Jahres werde deutlich, dass die     2021“ wurde die Verlängerung der voll-         die erhöhten Bundesmittel an den KdU
Krise noch längst nicht überwunden sei        ständigen Erstattung der Kosten für Unter-     ausschließlich für die Entlastung der Kom-
und weiterhin enorme wirtschaftliche Ein-     kunft und Heizung (KdU) für Bedarfsge-         munen. Die verbleibenden 13 Kreise setzen
bußen und Mehraufwendungen bei den            meinschaften mit Fluchthintergrund für         im Durchschnitt über 70 % der erhöhten
Kommunen anfielen. Vor diesem Hinter-         die Jahre 2020 und 2021 festgeschrieben.       Bundesmittel an den KdU zur finanziellen
grund würden die Städte und Gemeinden         Für den Zeitraum nach 2021 gibt es jedoch      Entlastung ein. Zusätzlich nutzt die Mehr-
auch dieses Jahr stark gesunkene Gewer-       noch keine weiterführende Regelung.            heit der Kreise die eigene Ausgleichsrückla-
besteuereinnahmen verzeichnen. Deshalb                                                       ge, um weitere Entlastungen für die Kom-
benötigten sie eine weitere Übernahme         Dabei wiesen die Landräte darauf hin,          munen auf den Weg zu bringen (im Mittel
der Gewerbesteuerausfälle durch den Bund      dass in den vergangenen beiden Jahren          30 % der Ausgleichsrücklage). Im Ergebnis
und das Land NRW für das Jahr 2021, um        die Flüchtlings- und Integrationskosten in     führt dies zu einer annähernd ausnahmslo-
nicht kurzfristig umfangreiche Kredite auf-   Nordrhein-Westfalen insgesamt anstei-          sen Verringerung der Kreisumlagen.
nehmen zu müssen, warnte der Vorstand.        gen. Es bestehe damit weiterhin ein großer
                                              Bedarf an Unterstützung durch den Bund.        Die von einzelnen Städten und Gemeinden
Gegenüber der Ministerin brachten die         Bei einem Wegfall der Kostenübernahme          erhobene Kritik an der bestehenden Rege-
nordrhein-westfälischen Landrätinnen und      müssten die Kreise diese finanziellen Lasten   lung der Verwendung der erhöhten KdU-
Landräte die Erwartungen der kommuna-         aller Voraussicht nach über eine Umlageer-     Bundesbeteiligung im NKF-CIG hielt der
len Spitzenverbände zum Ausdruck, dass        höhung bei den kreisangehörigen Städten        Vorstand für unbegründet und sprach sich
Bund und Land baldmöglichst entspre-          und Gemeinden finanzieren – diese wür-         angesichts der guten Umsetzungsbilanz für
chende Zusagen geben. Nach dem schwe-         den dadurch in der ohnehin schon corona-       die Beibehaltung der bisherigen Regelung
ren Jahresauftakt und der anhaltenden         bedingt angespannten Finanzlage weiter         auch für 2021 aus.
dritten Corona-Welle hätten die führenden     belastet. Es bedürfe erneuter politischer
Wirtschaftsinstitute vor wenigen Wochen       Verhandlungen, damit eine Fortführung          Auch die anhaltenden Verhandlungen über
die der Steuerschätzung zugrundeliegen-       dieser Kostenübernahme erreicht werden         die Elternbeiträge für Betreuungsangebote
de Prognose für das Wachstum der deut-        kann, betonten die Landräte gegenüber          für Kindertagesstätten und Schulen stan-
schen Wirtschaft für 2021 schon deutlich      der Ministerin. Zu dieser Belastung hinzu      den auf der Tagesordnung beim Gespräch
gesenkt.                                      komme der Wegfall der in diesem Jahr           mit Ministerin Ina Scharrenbach. Dabei
                                              letztmalig gezahlten Integrationspauschale     bekräftigten die NRW-Landrätinnen und
Es sei dafür Sorge zu tragen, dass die        des Bundes, die nach einem Volumen von         NRW-Landräte ihre Forderung nach einer
Investitionskraft der Kommunen weiter         zwei Milliarden Euro im Jahr 2019 noch         Gesamtlösung für alle Monate seit Februar
erhalten bleibe, um Wirtschaft, Gewerbe,      700 Millionen Euro im Jahr 2020 und 500        bis zum Sommer 2021. Das Angebot des
Handel und Handwerk unterstützen zu           Millionen Euro im Jahr 2021 beträgt. Eine      Landes, sich ab Februar bis zum Ende des
können: „Wir brauchen auch für das Jahr       Verlängerung der Gewährung dieser Inte-        Kindergartenjahres nur für zwei Monate an
2021 schnelle und unbürokratische Lösun-      grationspauschale sei bislang nicht vorge-     den Elternbeiträgen zu beteiligen, sei aus
gen wie im Vorjahr, um die kommunale          sehen.                                         kommunaler Sicht unzureichend.
Infrastruktur zu stärken“, sagte Hendele.
„Die Kommunen in NRW mobilisieren im          Zudem sprachen die Landrätinnen und            Vor Ort bekämen die Kommunen vielfach
Gesundheits- und Sozialbereich alle not-      Landräte mit der Ministerin über die           das Unverständnis der Familien zu spüren.

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6/2021 NRW-Landräte im Dialog mit Kommunalministerin Scharrenbach und Gesundheitsminister Laumann Von A wie Ausgrabung bis Z wie Zechenturm: ...
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Die Eltern und die Kommunen bräuchten           führe dazu, dass Kreise wichtige Stellen –     ein Impfangebot. „Bis im Juni die Priori-
eine verlässliche Lösung, die zunächst den      etwa im ärztlichen Bereich oder in der Digi-   sierung voraussichtlich aufgehoben wird,
Zeitraum für Februar bis Mai abdecke und        talisierung – teilweise seit längerem nicht    wollen wir in Nordrhein-Westfalen noch
Beiträge in dem Maße reduziere, in dem          besetzen könnten. Das Land müsse diese         einmal ordentlich Strecke machen und so
OGS und Kitas nur eingeschränkt zur Ver-        Situation anerkennen und gegensteuern,         viele Menschen der Priorität 1, 2 und 3 wie
fügung stünden. Es sei den Familien kaum        damit sich die bereits angespannte Perso-      möglich geimpft haben. Die Impfkontin-
zu vermitteln, warum sie volle Beiträge         nalsituation in den Kreisen nicht noch wei-    gente sind nach wie vor begrenzt und es
leisten müssten, obwohl die Einrichtun-         ter verschärfe.                                werden sicherlich nicht alle sofort geimpft
gen nur einen Notbetrieb anböten. Dabei                                                        werden können. Aber wir machen nun
betonten die Landrätinnen und Landräte                                                         noch einmal einer sehr großen Personen-
erneut ihre Gesprächsbereitschaft, um eine      Videoschalte mit                               gruppe ein Impfangebot“, wurde der Mini-
für alle Beteiligten sinnvolle Lösung zu fin-   NRW-Gesundheitsminister                        ster in der entsprechenden Presseerklärung
den. Die Kommunen seien bereit, erneut          Karl-Josef Laumann                             des NRW-Gesundheitsministeriums zitiert.
ihren Teil dazu beizutragen.

Darüber hinaus erörterte der Vorstand des
LKT NRW mit der Ministerin ausgewählte
personalwirtschaftliche Fragen etwa zum
Besoldungsrecht und zum Wettbewerb
um qualifizierte Fachkräfte. Seit langen
seien die Auswirkungen des demographi-
schen Wandels in den Kommunen und
damit auch in den Kreisen spürbar. Neben
den Herausforderungen für das derzeitige
Personal und den entsprechenden Anfor-
derungen an das Personalmanagement
bedeute dies, dass Nachwuchskräfte in
einer Situation rekrutiert werden müs-
sten, in der das Angebot an potentiellen
Fachkräften stetig schrumpfe und sich
die Kommunen im „Wettbewerb um die
besten Köpfe“ in Konkurrenz zu anderen
öffentlichen Arbeitgebern bzw. Diensther-
ren und der Privatwirtschaft sähen. Dies
habe teilweise dramatische Folgen für die
Kommunen, die durch das Dienst- und
Besoldungsrecht kaum Spielräume hät-            Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann per Video dem Vorstand zugeschaltet.
ten, um der Konkurrenzsituation auf dem                                                                      Quelle: LKT NRW
Arbeitsmarkt entgegenzutreten. Die Krei-
se würden mit vielfältigen Maßnahmen            Über die konkreten Maßnahmen zur               Im Gespräch mit den NRW-Landrätinnen
für Fachkräfte werben: Vereinbarkeit von        Pandemie-Bekämpfung tauschten sich die         und NRW-Landräten skizzierte der Minister
Beruf und Familie, Ermöglichung mobilen         Landrätinnen und Landräte mit Gesund-          die aktuelle Pandemie-Lage. Dabei äußer-
Arbeitens, Gesundheitsmanagement, Digi-         heitsminister Karl-Josef Laumann in einer      te er seine Sorge über die Situation in den
talisierung seien einige der Vorteile, die      Videoschalte am 5. Mai aus. Dabei stand        Intensivstationen, die weiterhin landesweit
Pluspunkte seien. Dies reiche aber in der       die weitere Umsetzung der Impfaktion im        angespannt bliebe. Die sich abzeichnende
aktuellen Marktsituation nicht mehr aus.        Vordergrund.                                   sinkende Tendenz der landesweiten Inzi-
Das öffentliche Dienstrecht einschließlich                                                     denzen sei ein positives Signal, die Maß-
des Besoldungsrechts müsse dahingehend          Unmittelbar vor dem Gespräch mit dem           nahmen seien aber angesichts der Lage in
weiterentwickelt werden, dass es der Kon-       Vorstand des LKT NRW hatte der Gesund-         den Krankenhäusern weiterhin notwendig.
kurrenzsituation auf dem Arbeitsmarkt           heitsminister in einer Pressekonferenz den     Zugleich skizzierte Laumann erneut den
Rechnung trage. Nur so könne gewähr-            weiteren Impffahrplan vorgestellt. Dabei       neuen Impffahrplan für den Monat Mai.
leistet werden, dass die Kommunen auch          berichtete Laumann, dass fast jeder Drit-
künftig in der Lage sein würden, ihre viel-     te in Nordrhein-Westfalen bereits eine
fältigen Aufgaben sachgerecht wahrzu-           Erstimpfung erhalten habe. Zudem sollten       Der Vorstand des LKT NRW begrüßte den
nehmen.                                         weitere Personengruppen der Priorität 3        aktualisierten Fahrplan der Landesregie-
                                                ein Impfangebot im Impfzentrum erhalten        rung für die Impfaktion, wies aber zugleich
Auch müssten Möglichkeiten geschaffen           und ab dem 6. Mail einen Impftermin ver-       auf Probleme hin, die sich aufgrund den
werden, um wichtiges Fach- und Füh-             einbaren können. Zu den Impfberechtigten       weiterhin knappen Impfstoffressourcen in
rungspersonal in den kommunalen Verwal-         gehörten nun neben Kontaktpersonen von         mehreren Kommunen ergeben. „Wir ver-
tungen auf Dauer halten zu können. Die          Pflegebedürftigen und Eltern von schwer        impfen den gesamten Impfstoff, der uns
Pandemie habe gezeigt, wie wichtig eine         erkrankten Minderjährigen auch Beschäf-        zur Verfügung gestellt wird. Die Impfge-
gut aufgestellte Kommunalverwaltung sei,        tigte im Lebensmitteleinzelhandel und in       schwindigkeit wird aber weiterhin vom vor-
aber auch wie angespannt die personel-          Drogeriemärkten. Darüber hinaus erhielten      handenen Impfstoff bestimmt“, betonte
le Situation vielerorts sei, etwa in vielen     Beschäftigte an weiterführenden Schulen        Verbandspräsident Hendele gegenüber
Gesundheitsämtern. Die aktuelle Situation       sowie einzelne Personengruppen der Justiz      dem Minister.

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EILDIENST 6/2021                                                                                             Aus dem Landkreistag

Zugleich machte der Vorstand auf das         eine Rechtsverordnung Erleichterungen          verfolgung des Innovationsverbandes
Ungleichgewicht bei der Impfgeschwindig-     oder Ausnahmen von Geboten oder Ver-           Öffentliche Gesundheit. Das von diesem
keit in den einzelnen Kommunen aufmerk-      boten mit Zustimmung des Bundesrates           angebotene IRIS-Gateway soll als Open-
sam. Während einige Kommunen bekla-          regelt. Bei der neuesten Überarbeitung der     Source-Produkt das Andocken aller zur
gen, dass der ihnen zugeteilte Impfstoff     nordrhein-westfälischen Coronaschutzver-       Kontaktnachverfolgung geeigneten Apps
in den derzeit zu verimpfenden Prioritäts-   ordnung wurde geregelt, dass eine nach-        ermöglichen.
gruppen 1 und 2 inklusive der Altersgrup-    gewiesene Immunisierung dem Nachweis
pe der über 70-Jährigen nicht vollständig    eines negativen Testergebnisses gleichge-      Zur weiter anhaltenden öffentlichen
genutzt werden kann, berichten andere        stellt wird. Diese Immunisierung kann durch    Debatte zur Digitalisierung im Gesund-
Kommunen, dass sie mit der Versorgung        vollständige Impfung sowie den Nachweis        heitswesen unterstrich der Vorstand des
der Prioritätsgruppe 2 noch den ganzen       einer Genesung mindestens 28 Tage nach         LKT NRW, dass digitale Werkzeuge wie
Monat Mai über beschäftigt sein werden.      einem positiven Testergebnis nachgewie-        SORMAS, digitale Kontaktverfolgung oder
Der Grund für die verschiedenen Impfge-      sen werden. Da nur die Gesundheitsämter        digitaler Impfnachweis auf die Pandemie
schwindigkeiten in den Kommunen sei der      Kenntnis von positiven Testergebnissen         zugeschnittene, zusätzliche Werkzeuge
Verteilschlüssel für den Impfstoff: Bisher   haben, schlug der Vorstand des LKT NRW         seien, die die bereits laufenden digitalen
werde der Impfstoff nach Bevölkerungs-       vor, die Betroffenen mit einer entsprechen-    Lösungen der Gesundheitsämter ergän-
zahl verteilt, ohne den speziellen Bedarf    den Bescheinigung anzuschreiben. Dabei         zen. Der Einsatz neuer digitaler Werkzeuge
nach Priorisierungsgruppen zu beachten.      regten die Landrätinnen und Landräte an,       funktioniere aber nicht auf Knopfdruck.
Angesichts der Engpässe in einigen Kom-      sich auf landeseinheitliche Angaben für das    Entscheidend für den effektiven Einsatz
munen sei es unglücklich, das der jüngste    Bescheinigungsformular zu verständigen.        digitaler Lösungen seien die Bereitstellung
Impferlass ohne Zuweisung von Impfstoff      Auch wurde nach dem Stand eines digita-        entsprechender technischer Schnittstellen,
geschehe.                                    len Impfnachweises gefragt. Aktuell werde      die weiterhin auf sich warten ließen.
                                             der Impfpass allgemein zum Nachweis der
Das Land müsse kurzfristig diesen Kon-       vollständigen Impfung gegen Corona her-
flikt lösen: „Der Wohnort darf nicht dazu    angezogen.                                     Vorstand berät über digitale
führen, dass ein Teil der derzeit Impfbe-                                                   Gremiensitzungen
rechtigten deutlich länger auf die Impfung   Darüber hinaus wurde der aktuelle Stand
warten muss“, sagte Hendele. „Betroffene     zur allgemeinen Teststrategie sowie die        Neben der Pandemie und dem Austausch
Kommunen müssen genügend Impfstoff           Situation in den Schulen und in der Kin-       mit der Landesregierung standen weitere
erhalten, um den Menschen der priorisier-    dertagesbetreuung besprochen. Auch der         Themen für den Vorstand auf der Tages-
ten Risikogruppen schnell ein Impfangebot    Einsatz digitaler Software zur Kontaktnach-    ordnung. So befassten sich die Landrätin-
machen zu können“, forderte Hendele          verfolgung wurde thematisiert; ebenso die      nen und Landräte mit der Frage digitaler
zusätzliche Kontingente für Kommunen         Verzögerungen bei den Modellregionen           bzw. hybrider Gremiensitzungen in den
mit einem höheren Anteil an Menschen         für die Erprobung von bestimmten ört-          Kommunen. Unter Verweis auf entspre-
aus den Hochrisikogruppen der Priorität 2.   lich und räumlich begrenzten Lockerun-         chende Überlegungen aus dem kommu-
                                             gen, um bei sinkenden Infektionen wieder       nalen Raum werde derzeit in den Reihen
Dass man auch den Kommunen mit weni-         mehr soziale, kulturelle und wirtschaftliche   der Landtagsfraktionen darüber disku-
ger Impfberechtigten der Prioritätsgruppen   Aktivitäten zu ermöglichen. Unter den 14       tiert, ob es einer gesetzlichen Regelung
1 und 2 gerecht werden müsse und daher       Modellkommunen ist unter anderem auch          zur Ermöglichung digitaler bzw. hybrider
der Impffahrplan entsprechend angepasst      der Kreis Coesfeld mit einem besonders         Sitzungen von Gremien der kommunalen
worden sei, begrüßten die Landrätin-         geringen Inzidenzwert. Angesichts der sich     Selbstverwaltung bedürfe. Der Vorstand
nen und Landräte ausdrücklich. Alle zur      stark erhöhenden Infektionszahlen im April     des LKT NRW begrüßte in seiner Sitzung
Impfung bereiten Menschen müssten so         wurden die zunächst für den 19. und 26.        ausdrücklich die Überlegungen, den Kom-
schnell wie möglich ein Impfangebot erhal-   April vorgesehene Starttermine der ersten      munen in schwerwiegenden Notsitua-
ten können. Dies verlange flexible Lösun-    und zweiten Staffel der Modellkommunen         tionen wie etwa einer Pandemielage die
gen, um schnell in der Impfkampagne          verschoben.                                    Durchführung von Gremiensitzungen der
voranzukommen. Um dies zu erreichen,                                                        kommunalen Selbstverwaltung in digitaler
müssten die gesamte Infrastruktur genutzt    In den zurückliegenden Wochen und              bzw. hybrider Form zu ermöglichen. Die
werden. „Wir werden die Impfzentren aller    Monaten wurde in diesem Zusammenhang           gesetzgeberische Umsetzung dieser Über-
Voraussicht nach auch über den Septem-       auch eine mögliche Anwendung der soge-         legungen setze aber insbesondere voraus,
ber hinaus benötigen“, verdeutlichten die    nannten Luca-App der culture4life GmbH         dass die sich insofern stellenden Rechtsfra-
Landrätinnen und Landräte gegenüber          erwogen. Neben dem Kreis Warendorf,            gen vorab geklärt werden. Zuvor hatten
dem Minister. Es sei noch zu klären, für     der seit März 2021 die Luca-App bereits in     sich die Vorstandsmitglieder darüber mit
welchen Zeitraum insgesamt ein Betrieb       einem Modellversuch erprobt, haben sich        NRW-Kommunalministerin Ina Scharren-
der Impfzentren sachgerecht sei. Bislang     unterdessen weitere Kreise für einen Ein-      bach ausgetauscht.
sei die Finanzierung der Impfzentren bis     satz insbesondere dieser App entschieden.
Ende September vorgesehen.                   Zuletzt gab es indes auch vermehrt Mel-        Von Seiten der Fraktion BÜNDNIS 90/
                                             dungen betreffend möglicher Probleme           DIE GRÜNEN wurde im März 2021 ein
Darüber hinaus sprach der Vorstand des       der Luca-App im Bereich des Datenschut-        Gesetzentwurf eingebracht, zu dem die
LKT NRW mit dem Gesundheitsminister          zes. Die Landesregierung NRW präferiert        kommunalen Spitzenverbände Stellung
über die Möglichkeiten des Impfnachwei-      gegenüber dem Einsatz der Luca-App, die        genommen haben (vgl. EILDIENST Nr. 6/
ses für vollständig Geimpfte. Nach dem       in der Mehrzahl der anderen Bundeslän-         Juni 2021, S. 273f, in diesem Heft)
inzwischen in Kraft getretenen §28c des      der durch entsprechende Rahmenverträge
Infektionsschutzgesetzes besteht die Mög-    abgesichert wurde, ein anbieterunabhän-                   EILDIENST LKT NRW
lichkeit, dass die Bundesregierung über      giges Modell zur digitalen Kontaktnach-                Nr. 6/Juni 2021   00.10.10

                                                                                                                                   277
Schwerpunkt: Tourismus im kreisangehörigen Raum                                                                          EILDIENST 6/2021

Das Sehnsuchtsziel als Lebensort

    Krisen bedeuten harte Einschnitte. Sie wirken aber auch als Motor für Veränderungen und als Kompass, der den Wert
    der Dinge neu bemisst. Das zeigt sich auch in der Corona-Krise und in einem besonders getroffenen Bereich – dem
    Tourismus.

Z   ehn Jahre lang – seit der letzten großen
    Krise, der Finanz- und Wirtschaftskrise
2008/2009, – verbuchte der NRW-Tou-
                                               henden Regionen beziehungsweise Städte
                                               gerichtet hat, hat jedoch verkannt, welch
                                               enormen Reichtum Nordrhein-Westfalen
                                                                                                                  Die AUTORin

rismus, ebenso wie der gesamte Deutsch-        auch abseits der ganz großen Zentren zu
                                                                                                                  Dr. Heike Döll-König,
landtourismus, ein Rekordjahr nach dem         bieten hat und welche Entwicklung auch                             Geschäftsführerin
nächsten. Getragen wurden die Rekorde          andere Regionen genommen haben. Denn:                              Tourismus NRW e.V.
bei Gäste- und Übernachtungszahlen in          Zulegen konnten sie alle – weil überall im                         Quelle: Tourismus NRW
besonderem Maße vom Städtetourismus,           Land kräftig in eine attraktive touristische                       e.V., Dominik Ketz.jpg
der weltweit einen Boom erlebte. Mes-          Infrastruktur investiert wurde – von Kom-
sen und Geschäftsreisen, große Events,         munen, vom Land, vom Bund und von der          rismus dürften hingegen noch mehrere
ein üppiges kulturelles und kulinarisches      EU, aber auch von privaten Investoren. Im      Jahre brauchen, um das Vorkrisenniveau
Angebot und weitere besondere Erleb-           vergangenen Sommer, als sich die Reisen-       wieder zu erreichen.
nisse befeuerten den Trend, der durch          den verstärkt auf Urlaubsreise oder Aus-
neue Mobilitätsangebote und Beherber-          flugstripp in die nähere Umgebung mach-        Es wird auf die Dauer wichtig sein, an
gungsformen noch verstärkt wurde. Wir          ten, staunten viele: Wie schön es doch         alle treibenden Entwicklungen im Tou-
alle haben gut davon gelebt – auch öko-        beim Wandern in der Eifel gewesen sei,         rismus wieder erfolgreich anzuknüpfen.
nomisch. Tourismus war und kann auch in        welche Perlen sie am Niederrhein entdeckt      Aktuell geht es jedoch erst einmal um die
Zukunft ein Jobmotor sein, gerade auch         oder welche Abwechslung sie im Teutobur-       Chancen, die die derzeitige Situation bie-
für Arbeitsplätze, die vor Verlagerung         ger Wald erlebt hätten!                        tet: neue Gäste aus Deutschland und den
geschützt sind. Die Pandemie und die mit                                                      angrenzenden Ländern vom einzigarti-
ihr verbundenen massiven Einschränkun-         Auch dieses Jahr dürfte der Urlaub ver-        gen Angebot in Nordrhein-Westfalen zu
gen haben die positive Entwicklung jedoch      stärkt vor der Haustür stattfinden: Studien    überzeugen und sie damit im besten Fall
erst einmal jäh gestoppt.                      deuten darauf hin, dass sich der Inlands-      auch langfristig als Gäste zu gewinnen. Die
                                                                                              Chancen hierfür stehen gut, denn laut For-
                                                                                              schungsgemeinschaft Urlaub und Reisen
                                                                                              (FUR) dürfte die Zahl der Kurzurlaubsrei-
                                                                                              sen in Deutschland in den kommenden
                                                                                              zehn Jahren weiter steigen. Nordrhein-
                                                                                              Westfalen als klassisches Kurzreiseland
                                                                                              sollte dies mit entsprechenden Angeboten
                                                                                              nutzen. Und was sich bereits vor der Krise
                                                                                              gezeigt hat, durch die Krise aber noch ein-
                                                                                              mal verstärkt wurde: Es ist nicht mehr nur
                                                                                              die eine Handvoll Top-Städte oder -Regio-
                                                                                              nen, die bei Reisenden auf der Liste steht,
                                                                                              vielmehr zeigt sich eine Tendenz zu Zielen
                                                                                              in der vermeintlich zweiten Reihe – nicht
                                                                                              zuletzt, um unter Overtourism leidende
                                                                                              Orten zu umgehen, aber auch, um Neues,
                                                                                              noch nicht so Bekanntes zu entdecken.

                                                                                              Besondere Momente und
                                                                                              Erlebnisse gesucht
                                                                                              Auch Tourismus NRW hat sich diese
Ein Besuch auf Schloss Drachenburg in Königswinter lässt sich unter anderem mit einem         Erkenntnis im vergangenen Jahr zu
Städtetrip nach Köln oder Bonn verbinden.                       Quelle: Tourismus NRW e.V.   Nutze gemacht. In unserer großen, vom
                                                                                              Land geförderten Kampagne „#rauszeit-
                                                                                              lust – Mach mal NRW!“, die wir gemein-
Investitionen in touristische                  tourismus am schnellsten erholen wird,         sam mit unseren Partnern in den Städten
Infrastruktur zahlen sich aus                  Fernreisen – und damit auch Reisen aus-        und Regionen umgesetzt haben, standen
                                               ländischer Gäste aus fernen Ländern nach       absichtlich Tipps abseits der üblichen tou-
Wer in all den Jahren den Blick nur aufs       Deutschland sowie der sich derzeit vor         ristischen Pfade im Mittelpunkt und haben
Siegertreppchen und die ganz oben ste-         allem ins Digitale verlagerte Geschäftstou-    dazu angeregt, Neues, Unbekannteres

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EILDIENST 6/2021                                                             Schwerpunkt: Tourismus im kreisangehörigen Raum

                                                                                              und entdeckenswerte kleinere Städte
                                                                                              beziehungsweise das Umland – direkt
                                                                                              nebeneinanderliegt. Dies bietet Chancen
                                                                                              für touristische Kooperationen zwischen
                                                                                              Großstädten und Umland, die durch die
                                                                                              Pandemie mit Sicherheit zunehmen und
                                                                                              langfristiger Bestandteil des touristischen
                                                                                              Angebots bleiben werden. Denn so lassen
                                                                                              sich Gesamtpakete schnüren, die nicht nur
                                                                                              Großstadt- und Naturerlebnis verbinden,
                                                                                              sondern auch darauf abzielen, den Aufent-
                                                                                              halt zu verlängern und damit für zusätzli-
                                                                                              che Wertschöpfung zu sorgen. Gemeinsam
                                                                                              können Stadt und Umland so profitieren.

                                                                                              Dass es für solche Angebote Potenzial gibt,
                                                                                              ist nicht neu: Laut „Qualitätsmonitor“,
                                                                                              einer touristischen Studie, für die regelmä-
Nicht erst seit der Corona-Pandemie sind Angebote in der Natur wie das Paddeln auf der        ßig Gäste vor Ort befragt werden, haben
Niers beliebt.                                                     Quelle: Johannes Höhn     bereits zwischen Juli 2011 und Juli 2019
                                                                                              etwa 18 Prozent der Städtereisenden in
zu entdecken, in den großen Städten an          Pandemie schafft neue                         Nordrhein-Westfalen – und damit mehr
Rhein und Ruhr ebenso wie im kreisan-           Beziehungen zwischen                          als jeder sechste – angegeben, Ausflü-
gehörigen Raum. Natürlich war dies auch                                                       ge außerhalb des Urlaubsortes zu unter-
dem Wunsch geschuldet, Besuchern                Stadt und Umland                              nehmen. Viele Städtereisende sind also an
angesichts der Pandemie Alternativen zu                                                       ergänzenden Angeboten interessiert.
begehrten Highlights aufzuzeigen und so         Auch für die Beziehung zwischen Stadt und
Besucherströme zu lenken. Die Kampa-            Umland hat die Pandemie neue Möglich-         Und noch etwas könnte sich in Zukunft
gne entsprang aber auch dem Gedanken,           keiten geschaffen – oder eigentlich eher:     positiv auf den kreisangehörigen Raum
Nord­rhein-Westfalen noch einmal ganz           sichtbar gemacht. Viele Menschen haben        auswirken: verstärktes Arbeiten im Remo-
anders zu präsentieren: als eine Spielwiese     während der Pandemie Naturerlebnisse für      te-Modus. Das Wohnen in den großen
für Neugierige, die besondere Momente           sich entdeckt, sei es Wandern, Radfahren      Zentren mit ihren hohen Mieten wäre für
und Erlebnisse suchen.                          oder auch ganz andere Angebote in der         viele Berufstätige nicht mehr so wichtig,
                                                Natur. Auch in großen Städten gerade          wenn der tägliche Weg zur Arbeit wegfiele.
Die Kampagne war sehr erfolgreich. Der          in Nordrhein-Westfalen lässt sich durch-      Orte, die Menschen langfristig binden wol-
nächste Schritt ist es jedoch, aus begeister-   aus Natur erleben. Was viele Menschen         len, dürfen jedoch nicht allein auf diesen
ten Fans Gäste und wenn möglich sogar           jedoch insbesondere während der Pande-        Impuls setzen, sondern müssen zugleich
wiederkehrende Gäste zu machen. Und             mie zu schätzen gelernt haben, ist auch das   selbst Anstrengungen unternehmen, um
da heißt es: Höchste Priorität, um gerade       Abseitssein, dort wo es Platz gibt, wo man    lebenswert zu sein, und dies bedeutet
auch im Wettbewerb der innerdeutschen           eher für sich ist.                            unweigerlich, eine gute Infrastruktur vor-
Destinationen bestehen zu können, hat                                                         zuhalten. Und diese nicht nur im Freizeit-
die Qualität von Produkten und Services.        Der große Vorteil Nordrhein-Westfalens ist    bereich. Gerade junge Menschen entdec-
Natürlich bedarf es eines Marketings, um        es, dass beides – pulsierende Großstädte      ken gerade, dass eine sinnvolle Balance
das Angebot bekannt zu machen. Noch
wichtiger ist es jedoch, durch qualitätsvolle
Angebote, deren Klasse durch ein umfas-
sendes Qualitätsmanagement sicherge-
stellt wird, zu überzeugen, denn am Ende
zählt das Erlebnis vor Ort und nicht das
Bild, das zur Reise inspiriert hat.

Ebenfalls essenziell ist aber auch das Ver-
fügbarmachen von Angeboten, dort, wo
die (potenziellen) Gäste sind, denn nur
wer im Blickfeld der Gäste erscheint, kann
auch wahrgenommen werden. Da sich
Gäste zunehmend digital inspirieren las-
sen, informieren und auch buchen, wird
es dabei noch stärker auf digitale Lösun-
gen ankommen, wobei diese strategisch
und gezielt eingesetzt werden müssen, als
integrativer Bestandteil der Produktqualität
beziehungsweise im Management neuer
Kontaktpunkte zwischen Betrieben und            Der „Alte Flecken“ in Freudenberg mit seinen Fachwerkhäusern ist einer der sehenswer-
(potenziellen) Gästen.                          testen Altstädte Südwestfalens und ein beliebtes Fotomotiv.   Quelle: Tourismus NRW e.V.

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Schwerpunkt: Tourismus im kreisangehörigen Raum                                                                          EILDIENST 6/2021

zwischen digital unterstützter Arbeitsweise    Tourismus kann also weit mehr als kurzei-       tungsfähigen Destinationsmanagementor-
und Kreativität fördernder Ruhe für Geist      tige Gäste zufriedenzustellen. Das betont       ganisationen, die hierbei initiieren, koor-
und Seele ein neues Work-Life-Blanding         auch die Tourismusstrategie des Landes          dinieren und unterstützen, kommt hierbei
begründet. Wer also die Chancen, die           mit Nachdruck. Hand in Hand mit der             eine wichtige Rolle zu. Im Miteinander auf
im Tourismus liegen, nutzen will, knüpft       Wirtschaftsförderung kann Tourismus auch        den Zukunftsfeldern Digitalisierung, Trans-
auch hier an. Neue Vernetzungen sind das       schlagkräftiges Standortmarketing betrei-       formation, Internationalisierung und nach-
Gebot, zwischen Stadt und Umland eben-         ben, um umworbene Gruppen wie junge             haltige Qualitätssicherung liegen noch
so wie zwischen Tourismus und Standort-        Arbeitskräfte, Studierende oder Familien        viele Handlungsfelder, deren erfolgreiche
marketing. Denn privates und wirtschaft-       als neue Einwohner oder Expats als Ein-         gemeinsame Bearbeitung nicht nur über
liches beziehungsweise berufliches Leben       wohner auf Zeit zu gewinnen. Auch hier,         die Gästezahlen, sondern auch über die
verzahnen sich immer stärker. „Moderne         wie eigentlich überall, gilt es dabei jedoch,   Stahlkraft und Bindungsfähigkeit unserer
Arbeitswelt trifft Landleben“ titelte die      auf die richtigen Produkte zu setzen und        Regionen in Zukunft entscheiden wird.
Tagesschau kürzlich und porträtierte darin     passgenaue Angebote zu schaffen, die
eine Reihe neuer Co-Working-Spaces in          schon bei der Entwicklung die, die sie ein-               EILDIENST LKT NRW
Brandenburg. „Leben Arbeiten Genie-            mal nutzen sollen, mit einbeziehen. Leis­              Nr. 6/Juni 2021   80.40.01
ßen“ heißt es in einer Kampagne auch mit
deutschsprachiger Seite der Insel Mauriti-
us, die sich ausdrücklich auch an Remote-
Arbeitende richtet.

Vom Reiseziel zum Lebensort
Und hier schließt sich der Kreis: Eine gute
touristische Infrastruktur ist nicht nur für
Auswärtige attraktiv, sie stärkt auch die
Lebensqualität der Menschen vor Ort.
Orte, die ihren Einwohnern Naturerleb-
nisse oder ein gefächertes Kulturleben
ermöglichen können, werden mit Sicher-
heit anziehender auf junge Arbeitskräfte,
Studierende oder Familien wirken als Orte,
die dies nicht bieten können. Andersherum
sind eine lebendige gastronomische Szene,
ein abwechslungsreicher Einzelhandel oder
ein breites kulturelles und erlebnisorien-
tiertes Angebot nicht nur für Einheimische,    Schloss Corvey in Höxter ist nicht nur Unesco-Welterbe, ein Besuch lässt sich auch mit
sondern auch für Gäste attraktiv.              einer Wander-, Rad- oder Kanutour kombinieren.                 Quelle: Tourismus NRW e.V.

Vor und nach Corona gut aufgestellt: Lohnenswerte und
nachhaltige Investitionen in den Münsterlandtourismus
   Denken Gäste an das Münsterland, denken sie unweigerlich auch an das Radfahren. Entsprechend ist diese gesunde
   und klimafreundliche Aktivität das wichtigste touristische Thema, das zahlreiche Menschen aus Nah und Fern ins
   Münsterland zieht. Um deren Sehnsüchte und Erwartungen nicht nur zu erfüllen, sondern bestenfalls sogar zu übertref-
   fen, sind stetige Investitionen und Verbesserungen in Infrastruktur und Produkte wichtig. Die Entscheidungsträger im
   Münsterland arbeiten daher schon lange in vielen Projekten erfolgreich regionsweit zusammen. Die Corona-Pandemie
   hat dieses Engagement nicht etwa gebremst, im Gegenteil: Die Region hat die Zeit intensiv genutzt, um sich für die
   Zukunft zu wappnen, etwa durch die Einführung eines radtouristischen Knotenpunktnetzes und die Optimierung der
   100-Schlösser-Route.

D   as Münsterland ist eine der beliebte-
    sten Fahrradregionen in Deutschland.
Das zeigt Jahr für Jahr die ADFC-Radrei-
                                               attraktiven Sehenswürdigkeiten und Land-
                                               schaften sowie spannenden Erlebnissen.
                                               Und seit vielen Jahren ist das touristische
                                                                                               mit ihren 65 kreisangehörigen Städten und
                                                                                               Gemeinden sowie die kreisfreie Stadt Mün-
                                                                                               ster erfolgreich zusammenarbeiten. Sie
seanalyse. Rund 5.000 Kilometer Rad-           Kernthema „Radfahren“ auch ein Bereich,         bringen zusammen mit der Regionalma-
wege bieten Einheimischen wie Gästen           in dem die vier Münsterland-Kreise Bor-         nagement-Organisation Münsterland e.V.
eine große Auswahl an Routen, vorbei an        ken, Coesfeld, Steinfurt und Warendorf          die Region Münsterland als Ganzes voran

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