Umgang mit einer chronischen Atemwegserkrankung - Strategien zur Krankheitsbewältigung Wie findet ein Patient den "richtigen" Arzt
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Herbst 2005 Unsere Themen heute Umgang mit einer chronischen Atemwegserkrankung Strategien zur Krankheitsbewältigung Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V. Wie findet ein Patient den „richtigen” Arzt Pneumologische Krankheitsbilder Lungenentzündung. Die unterschätzte Volkskrankheit Obstruktives Schlafapnoe Syndrom und Schnarchen
2 Impressum Impressum Herausgeber: Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V. Berliner Str. 84 • 55276 Dienheim Tel.: (0 61 33) 35 43 • Fax: (0 61 33) 92 45 57 E-Mail: pla@patientenliga-atemwegserkrankungen.de AG Lungensport in Deutschland e.V. Wormser Str. 81 • 55276 Oppenheim Tel.: (0 61 33) 20 23 • Fax: (0 61 33) 20 24 E-Mail: lungensport@onlinehome.de Redaktion: Die Adresse: „Luftpost“ Redaktion • c/o PCM Wormser Str. 81 • 55276 Oppenheim Tel.: (0 61 33) 20 21• Fax: (0 61 33) 20 24 E-Mail: pcm@pharmedico.de Das Team: Dr. Helmut Berck Dr. Uta Butt Dr. Andreas Erkens Christoph von Loeben (V.i.S.d.P.) Verlag und Anzeigenvertrieb: Verlag Patient und Gesundheit e.K. Pfarrer-Jekel-Str. 16 • 51381 Leverkusen Tel.: (0 21 71) 39 53-30• Fax: (0 21 71) 39 53-59 Danksagung E-Mail: info@vpug.de Im Jahr 2004 haben mehrere Krankenkassen die Gestaltung: e-mago DESIGN, Köln Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V. gemäß § 20 Abs. 4 SGB V unterstützt. Für diese Förderung der Druck: Selbsthilfe auf Bundesebene bedanken wir uns herzlich Druckhaus • Verlag Friedr. Schmücker GmbH bei folgenden Krankenkassen: 49634 Löningen Qualitätszertifiziert nach DIN EN ISO 9001:2000 Umweltvalidiert nach Verordnung (EG)761/2001 (EMAS ● AOK Die Gesundheitskasse Bildnachweis: ● Barmer Ersatzkasse S. 21 Schlafapnoe-Maske SOMNOplus: Weinmann GmbH + Co. KG • S. 41, „Atemwege erweitern“: Abbildung aus: G. Siemon, H. Ehrenberg, Leichter ● Förderpool „Partner der Selbsthilfe“ atmen – besser bewegen, Anleitung durch ● BKK Bundesverband Krankengymnasten/ Physiotherapeuten, 4. überarb. ● Bundesverband der landwirtschaftlichen Auflage PERIMED-Spitta im Spitta Verlag GmbH 1996 S. 43, Flutter VRP1: Tyco Healthcare Deutschland GmbH Krankenkassen S. 44, RC-Cornet: R. Cegla GmbH & Co. KG ● Bundesknappschaft ● IKK-Bundesverband Die namentlich gekennzeichneten Beiträge geben ● See-Krankenkasse die Meinung des jeweiligen Autors wieder. Anzeigen müssen nicht die Meinung der Herausgeber wiedergeben. Für die Beiträge in den Rubriken„Klinikreport“ und ● Selbsthilfe-Fördergemeinschaft der Ersatzkassen „Aus Medizin und Technik“ ist der Verlag verantwortlich. ● Techniker Krankenkasse Sie stellen gewerbliche Informationen der ● Kaufmännische Krankenkasse – KKH jeweiligen Unternehmen dar. ● Hamburg Münchener Krankenkasse Die „Luftpost“ erscheint halbjährlich. ● HEK – Hanseatische Krankenkasse Die nächste Ausgabe erscheint ● HZK – Krankenkasse für Bau- und Holzberufe Ende Januar 2006. ● KEH Ersatzkasse ● Gmünder ErsatzKasse ● Siemens-Betriebskrankenkasse
Editorial Luftpost 3 Liebe Leserinnen, liebe Leser, wir freuen uns, Ihnen heute die neueste „Luftpost“ vorlegen zu können. Sie sehen, das Heft hat inzwischen einen stattlichen Umfang erreicht. Es bietet Ihnen mit diversen Artikeln, Berichten, Hinweisen und Kurzmeldungen eine Fülle wichtiger und wissenswerter Informationen, die Ihnen helfen, mehr über Ihre Erkrankung und deren Behandlung zu erfahren. Wie Sie bei der Lektüre der einzelnen Beiträge der vorliegenden „Luftpost“ erkennen, haben wir namhafte Meinungsbildner als Autoren gewinnen können. Wir sind stolz darauf, dass wir Ihnen auf diese Weise Wissen und Informationen zu verschiedenen medizinischen, psychologi- schen und physiotherapeutischen Themen durch kompetente Experten gewissermaßen aus erster Hand bieten können. Da es unser Anliegen ist, den Dialog mit unserer Leserschaft zu führen, möchten wir mit vielen unserer „Luftpost“-Beiträge Sie zum Gespräch mit den Autoren veranlassen. Wir bitten Sie deshalb, zu den zentralen Themen der aktuellen „Luftpost“-Ausgabe immer dann Fragen an die Redaktion richten, wenn aus Ihrer Sicht etwas vertiefend behandelt oder ergänzt werden sollte. Wir werden dann die Autoren der betreffenden Beiträge bitten, Ihre Fragen zu beantworten. Die Antworten auf Ihre Fragen werden wir entweder in der nächsten Ausgabe der „Luftpost“ veröffentlichen oder Ihnen per Post zukommen lassen. Wir rechnen mit Ihrer „Neugier“ und sind selbst neugierig, ob und wie diese Aufforderung zum Gespräch zwischen dem Leser und den Autoren der „Luftpost“ wahrgenommen wird. Damit Sie als interessierter Leser unserer „Luftpost“ Fragen an die Autoren der Artikel stellen können, lesen Sie deren Beiträge in aller Ruhe und notieren Sie sich dabei, welche zusätzlichen Informationen Sie noch gerne hätten. Dr. Helmut Berck Vorsitzender der Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V.
4 Anzeige Inhalt Zentraler Beitrag: Umgang mit einer chronischen Atemwegserkrankung Krankheitsbelastungen und Strategien zur Krankheitsbewältigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Nordseeklinik Norderney Wie findet ein Patient den „richtigen“ Arzt?. . . . . . . . . . . . 11 Rehabilitationsfachklinik für Hauterkrankungen & Allergien, chro- nische Atemwegserkrankungen, Zentraler Beitrag: Pneumologische Krankheitsbilder orthopädische und psychosomatische Begleiterkrankungen Lungenentzündung. Die unterschätzte Volkskrankheit. . . . . 14 Obstruktives Schlafapnoe Syndrom und Schnarchen . . . . 20 Rehabilitation auf universitärem Stand: Über einen Kooperationsvertrag ist die Nordseeklinik Norderney an Wir über uns: Patientenliga Atemwegserkrankungen die Hautklinik Linden im Klinikum Hannover und die Med. Hochschule Wo und wann treffen sich Atemtherapiegruppen? . . . . . . 25 Hannover angebunden. Beitrittserklärung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Ganzheitliche Medizinische Versorgung unter bio-psycho-sozialen Aspekten durch: Dermatologen, Allergologen, Internisten, Pädiater, Psychologen, Sozialpädagogen, Physiotherapeuten, Wir über uns: AG Lungensport Ergotherapeuten, Ernährungsfachkräfte, Sporttherapeuten, Masseure und med. Bademeister. Sonderlehrgänge Fachübungsleiter Rehabilitationssport . . 28 Med. Ausstattung: Allergietestungen (Labor, Hauttestungen, Provokationstests), med. Phototherapie (z.B. UVA1 Abobestellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 und UVA, Schmalspektrum-UVB, PUVA), dermatologische Kosmetik, Hautfunktionsanalyse, Auflichtdermatoskopie, Lungenfunktionsdiagnostik, Ultraschalluntersuchungen, usw. Kostenträger: Lungensport Rentenversicherungsträger, Private u. alle gesetzlichen Krankenkassen, Berufsgenossenschaften, Zum DMP „Chronisch Obstruktive Versorgungsämter, Selbstzahler, beihilfefähig. Atemwegserkrankungen“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 „Sporttreiben ist sicher nicht negativ“. Wie das Bitte fordern Sie unseren Hausprospekt an: Sporttreiben trotz Heuschnupfenbeschwerden Nordseeklinik Norderney ● Bülowallee 6 ● 26548 Norderney Freude bereiten kann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Telefon: (04932) 88 – 1907 ● Telefax: (04932) 88 – 1200 Lungensport in Wolfsburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Email: info@nordsee-klinik-norderney.de ● Homepage: www.nordsee-klinik-norderney.de Ihr Arzt informiert Langzeit-Sauerstofftherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Herbst und Winter – die Zeit für Exazerbationen bei COPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Physiotherapie Atemwege erweitern. Atmung erleichtern mit Körperstellungen und Lippenbremse . . . . . . . . . . . . . . 40 Hustentechniken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Schleimlösung bei COPD- und Asthmapatienten mittels „Flutter“ und „RC-Cornet“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Nordseeklinik Norderney Haus Hanseatic Das Interview Kinder-Rehabilitationsfachklinik nach § 111 SGB V Leitlinien im Praxisalltag. Gespräch mit Kind und Mutter/Vater, Kind und Begleitperson Dr. Peter Kardos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 ● Rehabilitation auf universitärem Stand Zu Ihrer Information ● Kinderbetreuung im Haus und in unserer Kindertagesstätte MetaForum. „Allergische Rhinitis bei „Sausewind“ direkt an der Brandungszone ● Schulbegleitender Unterricht Asthmatikern – ein vernachlässigtes Problem?“ . . . . . . . . . 47 Buchbesprechung: Der Atem – Quelle von Das Reha-Team speziell für unsere kleinen Patienten: Pädiater, Dermatologen, Allergologen, Psychologen, Ernährungsfachkräfte, Physiotherapeuten, Sporttherapeuten, Erzieherinnen, Masseure, Entspannung und Vitalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 med. Bademeister und Schwimmlehrer zur Förderung einer kindgerechten Entwicklung. Buchbesprechung: „Weißbuch Lunge“ stellt Kindgerechte Schulungen bei Asthma bronchiale und atopischer Dermatitis: Die Schulungen Stand der Pneumologie dar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 erfolgen nach dem Konzept „Luftikurs für Kinder“ bzw. angelehnt an die „AGNES“ und werden quali- Essener Ortsverband zur Schulung in Bad Dürrheim . . . . . 49 tatsgesichert durchgeführt. Die Begleitpersonen werden mitgeschult. Med. Ausstattung: Allergielabor, Allergie-Hauttestungen, med. Phototherapie (z.B. UVA, Schmalspektrum-UVB, PUVA), Hautfunktionsanalyse, Auflichtdermatoskopie, Lungenfunktions- Klinikreport diagnostik, Ultraschalluntersuchungen, usw. Asklepios Burgseenkliniken Bad Salzungen. . . . . . . . . . . . 50 Kostenträger: Rentenversicherungsträger, Private u. alle gesetzlichen Krankenkassen, Hanseatic-Klinik auf Norderney. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Berufsgenossenschaften, Versorgungsämter, Selbstzahler, beihilfefähig. Wichtige Termine Bitte fordern Sie unseren Prospekt für das Haus Hanseatic an. Leiden Sie unter Atemnot? Nordseeklinik Norderney ● Bülowallee 6 ● 26548 Norderney Telefon: (04932) 88 – 1907 ● Telefax: (04932) 88 – 1200 8. Deutscher Lungentag am 24.09.2005 . . . . . . . . . . . . . 51 Email: info@nordsee-klinik-norderney.de ● Homepage: www.nordsee-klinik-norderney.de Weitere Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
Inhalt Luftpost 5 Überblick Umgang mit einer chronischen Atemwegserkrankung Pneumologische Krankheitsbilder Lebensveränderung durch Erkrankung und Behandlung Seite 6 Seite 14 Hohe Todes- und Krankheitsraten stehen beim Asthma Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Jährlich bronchiale in auffallendem Gegensatz zu Weiter- und werden etwa 132.000 Menschen mit einem Herzin- Neuentwicklungen in Diagnostik und Therapie. Der farkt und 162.000 mit einem Schlaganfall ins Kranken- Psychologe Dr. Udo Kaiser erläutert in seinem Beitrag haus eingeliefert, diesen schon hohen Zahlen stehen „Krankheitsbelastungen und Strategien zur 239.000 Einweisungen pro Jahr aufgrund einer Lungen- Krankheitsbewältigung“, dass diese erschreckende entzündung gegenüber. Trotzdem werden Schlaganfall Situation in erster Linie kein medizinisches, sondern ein und Herzinfarkt landläufig als größere Bedrohung emp- psychosoziales Problem ist. In einer Studie wurde funden, weswegen die Autoren Prof. Dr. Tobias Welte ermittelt, welche krankheitsbedingten Einschränkungen und Dr. Matthias Pletz ihren Artikel auch „Lungen- als besonders belastend empfunden werden, welche entzündung. Die unterschätzte Volkskrankheit“ Strategien von den Betroffenen angewendet werden, um genannt haben. Der häufigste Erreger sind die ihre Krankheit verarbeiten und wie erfolgreich diese Pneumokokken, aber auch andere Bakterien oder das Stragien schließlich sind. Es zeigte sich, dass eine aktive Grippevirus können eine Lungenentzündung auslösen. Auseinandersetzung mit der Erkrankung den Krankheits- Die Wahl des richtigen Antbiotikums spielt eine wichti- verlauf positiv beeinflusst. Aus dieser Erkenntnis folgert ge Rolle, da nicht alle Antibiotika gegen alle Bakterien der Autor, dass die Krankheitsverarbeitung durch den gleich wirksam sind. Obwohl sich viele Risikofaktoren Patienten in das Behandlungskonzept der medizinischen einer Lungenentzündung nicht beeinflussen lassen, kann Rehabilitation integriert werden muss. man doch vorbeugen: nicht rauchen und sich gegen Pneumokokken und das Grippevirus impfen lassen. Das Asthma bronchiale und die chronisch obstruktive Bronchitis sind chronische Erkrankungen, die einer dauer- Ab dem 50. Lebensjahr ist Schnarchen eher die Regel als haften Therapie bedürfen. In dem Beitrag „Wie findet die Ausnahme, aber auch in jüngeren Jahren kann es ein Patient mit einer chronischen Atemwegserkran- durch Alkoholkonsum, Rückenlage oder eine Erkältung kung den „richtigen“ Arzt“ beschreibt Dr. Helmut ausgelöst werden. Neben der Lärmbelästigung des Berck, der Vorsitzende der Patientenliga Atemwegserkran- Partners kann Schnarchen allerdings auch Symptom des kungen e.V., sowohl die Anforderungen an den Arzt als obstruktiven Schlafapnoe Syndroms sein. In seinem auch an den Patienten bei dem gemeinsamen Ziel, die Le- Beitrag beschreibt Prof. Dr. Heinrich Becker diese Erkran- bensqualität des Patienten – soweit wie dies im jeweiligen kung, die durch eine vermehrte Anzahl von Atemstillstän- individuellen Fall noch möglich ist – nachhaltig zu verbes- den (in schweren Fällen mehrere hundert pro Nacht) ge- sern. Jeder Patient mit einer chronischen Atemwegserkran- kennzeichnet ist. Folgen sind eine starke Tagesmüdigkeit kung braucht einen Arzt, dem er die Behandlung seiner des Betroffenen und eine Blutdruckerhöhung, die das Risi- ganz persönlichen Erkrankung „anvertrauen“ kann. Die ko für Herzinfarkt und Schlaganfall deutlich steigert. wesentlichen Eigenschaften, die der „richtige“ Arzt haben In den letzten Jahren hat sich die apparative Atemthera- sollte, werden in dem Beitrag beschrieben. Ob Sie den pie, bei der mittels einer Nasenmaske kontinuierlicher „richtigen“ Arzt haben, müssen Sie nach dem Lesen des Atemwegsdruck verabreicht wird, zur Standardtherapie Artikels selbst entscheiden. Aber denken Sie daran, Ärzte entwickelt. Operative Verfahren erzielen nur in 20% der wünschen sich auch den „richtigen“ Patienten. Fälle einen vergleichbaren Therapieeffekt.
6 Zentraler Beitrag: Umgang mit der Erk rankung Krankheitsbelastungen und obstruktive Bronchitis und 15 % ein Lungenemphysem aufzeigen. 73 % der Befragten weisen eine Allergie Strategien zur Krankheits- auf. Neben den vorhandenen Atemwegserkrankungen bewältigung geben 54 % der Befragten zusätzliche Krankheiten an. bei chronischen Atemwegs- und Im Vordergrund stehen hierbei Erkrankungen von Lungenerkrankungen Skelett, Muskeln und Bindegewebe (24 %), der Haut (11 %) sowie des Herz-Kreislaufsystems (11 %). Die Hohe Todes- und Krankheitsraten stehen beim Asthma Erkrankungsdauer lag für die Befragten im Durchschnitt bronchiale in auffallendem Gegensatz zu Weiter- und bei 16,6 Jahren. Neuentwicklungen in Diagnostik und Therapie. Eine der Hauptursachen für diese Diskrepanz dürfte die unzurei- Welche Einschränkungen wurden festgestellt? chende Einbeziehung der Betroffenen in Festlegung, Die im Krankheitsverlauf erfahrenen Einschränkungen Durchführung und Erfolgskontrolle ihrer Behandlung beziehen sich insbesondere auf die körperliche Leis- sein. Weitere Probleme ergeben sich sicher auch aus tungsfähigkeit (80,4 %), Freizeitaktivitäten (55,5 %), der Tatsache, dass die unterschiedlichen subjektiven die Stimmung (48,3 %), das Selbstwertgefühl (36,7 %), Empfindungen und Wahrnehmungen des Arztes und das Sexualleben (34,3 %), die berufliche Situation des Patienten zu unterschiedlichen Vorstellungen über (31,5 %) und das Verhältnis zum eigenen Körper therapeutische Maßnahmen führen. (30,2 %). In der gesamten Einschätzung zur „Veränderung der gesamten Lebensqualität“ werden Vor diesem Hintergrund stellt die Krankheitsbewältigung von 53 % der Befragten starke krankheitsbedingte eine wesentliche Zielsetzung in der Behandlung von Verschlechterungen angegeben (vgl. Abb. 1). pneumologischen Erkrankungen – also nicht nur des Asthma bronchiale – dar. Hierunter verstehen wir die Gesamtheit der Prozesse, um bestehende oder erwar- tete Belastungen im Zusammenhang mit einer Krankheit emotional, verstandesmäßig und durch entsprechende Aktivitäten aufzufangen, auszugleichen oder zu meistern (Muthny 1989). Deshalb werden die Ebenen des Fühlens, Denkens und Handelns mit der Absicht ein- bezogen, Belastungen durch die Erkrankung und ihre Auswirkungen möglichst gering zu halten bzw. günstig zu beeinflussen und insgesamt ein möglichst hohes Ausmaß an Lebensqualität zu erzielen. Überspitzt formuliert stellt das Asthma bronchiale heute von den Möglichkeiten her nicht ein primär medizini- sches Problem dar, sondern Verlauf und Ausgang der Erkrankung scheinen stark durch psychosoziale Prozesse beeinflusst. Anteil der Verschlechterungen in % Studien zeigen den Weg Im Rahmen der „Davoser-Reha-Studie“ (Kaiser 1994) Abb. 1: Lebensveränderung durch Erkrankung und wurden in einer Befragung zum Zeitpunkt der Behandlung Klinikaufnahme Krankheitsbelastungen, deren Verarbeitung sowie Aspekte der Lebensqualität mittels Trotz der relativ langen Krankheitsdauer geben die Be- Fragebögen untersucht. Die erlebten Veränderungen fragten für ihre aktuelle Situation ein hohes Ausmaß an durch die Erkrankung und deren Behandlung wurden Belastungen und Problemen in der durch Vorgabe verschiedener Lebensbereiche erfragt. Krankheitsbewältigung an: Wer wurde befragt? Ausmaß der Belastung: mittel stark Insgesamt gingen 414 Fragebögen in die Auswertung Abfinden mit der Krankheit: 32,8 % 52,3 % ein: 193 Männer (47 %) und 221 Frauen (53 %) mit Leiden unter Neben- einem Durchschnittsalter von 47,1 Jahren. Die wirkungen der Behandlung: 27,9 % 26,7 % Angaben zu den Diagnosen zeigen, dass 85 % an Fertigwerden mit der Krankheit: 31,3 % 58,9 % Asthma bronchiale leiden, 24 % eine chronisch Leiden unter der Krankheit: 31,2 % 61,9 %
8 Zentraler Beitrag: Umgang mit der Erk rankung Was sind Strategien zur Krankheitsverarbeitung? Dimension Strategien Es zeigt sich aber auch (vgl. Abb. 2), dass ein breites Spektrum von unterschiedlichen Strategien zur Krank- Problemorientierte, aktive Problemlöseanstrengungen, heitsverarbeitung verwandt wird. aktive Bewältigung: planvolles Handeln, Kampfgeist, 54,6 % Informationssuche, intensiver leben Im Vordergrund stehen dabei Strategien den ärztlichen Ratschlägen zu folgen (77,1 %), der eigene Kampfgeist Ablenkung/Selbst- Suche nach Ablenkung, Abstand (62,6 %) und Vertrauen in den Arzt (61,6 %). ermutigung: 39,2 % gewinnen, Suche nach Erfolgen und Selbstbestätigung, Selbstermutigung, sich mehr gönnen Nutzen für Bewälti- beschrittene Modi gungserfolg (%) Bagatellisierung/ herunterspielen, nicht-wahrhaben- Wunschdenken: 17,5 % wollen, Wunschdenken und Tagträume Religion/ Sinnfindung in der Krankheit, Trost im Sinnsuche: 15,1 % Glauben, anderen helfen wollen, Altruismus, Krankheit als Schicksal annehmen Depressive hadern mit Schicksal, Selbstmitleid, Verarbeitung: 7,7 % grübeln, sozialer Rückzug, Ungeduld und Gereiztheit Wie kann sich die Krankheit auf die Lebenszufriedenheit auswirken? In der Bedeutung der verschiedenen Bereiche für die Lebenszufriedenheit erreichen vor allem gesundheitliche Dimensionen (Gesundheit, körperliche Verfassung) und persönliche Eigenschaften/Fähigkeiten (geistige Ver- fassung, Charakter, Fähigkeiten) einen hohen Stellen- wert. Dabei zeigt sich, dass jeder der Bereiche für die Lebenszufriedenheit – völlig unabhängig von der ihm zugewiesenen Bedeutung – ganz unterschiedlich er- folgreich ist, d.h. gewünschte Zufriedenheit herstellt (Abb. 3). Gibt es Strategien, die den Krankheitsverlauf, die Krankheitsbelastungen und damit die Lebens- qualität günstig beeinflussen? Wie zu Beginn erwähnt, sollen geeignete Bewälti- gungsstrategien dazu führen, Belastungen durch die Erkrankung und ihre Auswirkungen möglichst gering zu halten bzw. günstig zu beeinflussen und insgesamt ein möglichst hohes Ausmaß an Lebensqualität zu erzielen. Daher ist neben den gewählten Strategien zur Krank- Abb. 2: Beschrittene Arten der Krankheits- heitsverarbeitung natürlich auch der Nutzen unter- verarbeitung und deren Nutzen für den schiedlicher Strategien für den Bewältigungserfolg und Bewältigungserfolg das Behandlungsergebnis von hohem Interesse. Abb. 2 verdeutlicht aus Sicht der Betroffenen ein breites Spek- Die Ergebnisse verdeutlichen, dass bei den übergeord- trum als nützlich erachteter Strategien. Im Vordergrund neten Dimensionen der Krankheitsbewältigung neben stehen dabei „Kampfgeist“ (36,3 %), „Befolgung ärzt- Compliance bezogenen Strategien und der Vertrauens- licher Ratschläge“ (23,9 %), „Aktive Problemlösung“ setzung in den Arzt, vorwiegend aktive Strategien und (23,3 %), „Vertrauenssetzung in die Ärzte“ (22,5 %) Ablenkung/Selbstermutigung im Vordergrund stehen: und „Informationssuche“ (21,6 %).
Zentraler Beitrag: Umgang mit der Erk rankung Luftpost 9 Bedeutung der erreichte Lebens- Darüber hinaus wird deutlich, dass der ungünstige Cha- Lebenszufriedenheit (%) zufriedenheit (%) rakter einer depressiven Verarbeitung und einer Verleug- nung der Krankheit auch zu keiner Verbesserung der Lebensqualität führt. Aktuelle krankheitsbedingte Belas- tungen stehen nämlich in engem Zusammenhang mit dem Ausmaß an Zufriedenheit in den Bereichen der „Gesundheit“, der „körperlichen Verfassung“ und dem „Behandlungserfolg“. Weiterhin zeigt sich, dass Betrof- fene, die die Krankheit bewältigt und akzeptiert haben, eine höhere Zufriedenheit mit dem Beruf und der Stim- mung aufweisen. Daneben belegen die Ergebnisse, dass durch fehlende Krankheitsbewältigung vorhandene hohe Krankheitsbelastungen deutlich negative Auswirkungen auf zentrale Bereiche der Lebensqualität haben. Die Ergebnisse und Konsequenzen Die Ergebnisse zur Krankheitsverarbeitung verdeut- lichen, dass ein breites Spektrum von unterschiedlichen Strategien verwandt wird, wobei Compliance bezoge- ne Strategien, die Entwicklung von Kampfgeist und die Vertrauenssetzung in die Ärzte im Vordergrund stehen. Es kristallisieren sich verschiedene Verarbeitungsstrate- Abb. 3: Aspekte der Lebensqualität: gien heraus, die für die Adaptation und den Behand- Bedeutung der Bereiche/erreichte Zufriedenheit lungserfolg förderlich erscheinen. Compliance bezoge- ne Strategien und die Vertrauenssetzung unterstreichen Um die Frage des Nutzens von Bewältigungsstrategien die Bedeutung des Arztes für den Patienten in der umfassend zu beantworten, wurden durch abgesicherte Krankheitsverarbeitung. Insgesamt scheinen vorwie- statistische Verfahren die übergeordneten Dimensionen gend Strategien förderlich zu sein, die sich als eine akti- der Bewältigungstrategien in Bezug zu den Krankheits- ve Auseinandersetzung mit der Erkrankung beschreiben belastungen und den Bereichen der Lebensqualität lassen,und Strategien, die dem Spektrum der Ablen- näher untersucht. Die Ergebnisse zeigen eindrücklich, kung und Selbstermutigung zuzuordnen sind. dass depressive Verarbeitungsstrategien und Verleug- Demgegenüber scheinen depressive Verarbeitungs- nungstendenzen für den Bewältigungserfolg und die wege, insofern sie über die Dauer eines Anfangsstadi- Reduktion aktueller Krankheitsbelastungen eine deutlich ums hinausgehen, und Verleugnungstendenzen für den ungünstige Wirkung haben. Förderlich sind hingegen Adaptationserfolg eher ungünstig zu sein. Strategien, die aktiv und lösungsorientiert sind,sowie Strategien, die sich der übergeordneten Dimension Das Wissen um die Bewältigungsprozesse fördert einer- „Ablenkung und Selbstermutigung“ zuordnen lassen. seits das Verstehen des Betroffenen, andererseits besteht Anzeige Hochgebirgsklinik Davos Pneumologie – Dermatologie – Allergologie – Sozialmedizin – Pädiatrie – Innere Medizin – Ophthalmologie – HNO-Heilkunde – Psychologie Ihre Akut- und Rehabilitationsklinik für Lungen- und Atemwegserkrankungen, allergische Erkrankungen, Erkrankungen der Haut und der Augen. Uneingeschränkt beihilfeberechtigt. Informieren Sie sich über unsere Herbst- und Winterangebote. CH-7265 Davos Wolfgang Telefon: 00 41 (0) 81 4 17 44 44 Servicetelefon: 01 80 1 46 36 44 Fax: 00 41 (0) 81 4 17 30 30 www.hochgebirgsklinik.ch hochgebirgsklinik@hgk.ch
10 Zentraler Beitrag: Umgang mit der Erk rankung dadurch letztlich aber auch erst die Chance einer güns- lungskonzept integriert werden muss. Es scheint daher tigen therapeutischen Einflussnahme auf diese Vorgänge insgesamt unbestritten, dass psychosozialen Aspekten und damit idealerweise eine Verbesserung der Sympto- in der Gesamtbehandlung eindeutiger Rechnung getra- matik und der Krankheitsfolgen. Ähnlich wie sich Krank- gen werden muss. heitsverarbeitungsprozesse zum Teil auf den Ebenen des Wissens, der Emotion und der Handlung ansiedeln Literatur: lassen, kann auch die Überlegung angestellt werden, •Kaiser U. (1994): Möglichkeiten und Grenzen der wie diesen Ebenen therapeutische Ziele zugeordnet Rehabilitation chronischer Atemwegserkrankungen. werden können. Exemplarisch lassen sich folgende Frankfurt: VAS Beispiele nennen: •Muthny, F.A. (1989): Freiburger Fragebogen zur Krankheitsverarbeitung (FKV-)Manual. Weinheim: Beltz Wissen: Patientengerechte Aufklärung und Information, Stär- kung von realitätsorientiertem Verhalten bei der Suche nach Informationen, Veränderungen von Fehlwahrneh- mungen, Verstärkung der als wirkungsvoll eingeschätz- ten Verarbeitungsarten, Nutzung/Verstärkung vorhan- dener Ressourcen und Abbau nicht geeigneter Strategien Emotion: Erleichterung des emotionalen Ausdrucks, Durchleben und Durcharbeiten von Gefühlen, Abbau von irrationa- len Ängsten Handlung: Einüben von konkreten Verhaltensweisen in unterschied- Autor: lichem Zusammenhang, Modifikation, Erfahrung der Dr. phil. Dipl.-Psych. Udo Kaiser Selbstwirksamkeit, Förderung der aktiven Leiter Abtlg. für Psychosoziale Rehabilitation, Problemlösung Hochgebirgsklinik Davos CH-7265 Davos Wolfgang/Schweiz Die Ergebnisse zeigen die Notwendigkeit interdiszipli- Tel.: (0041/81) 417 3544 närer Behandlungskonzepte, die in ihren körperlichen, Fax: (0041/81) 417 3548 funktionalen, psychosozialen und informativ-schulende E-Mail: udo.kaiser@hgk.ch Zielsetzungen den Krankheitsfolgen durch adäquate Internet: www.hochgebirgsklinik.ch Angebote in Diagnostik, Therapie, Beratung und Schu- lung umfassend Rechnung tragen. Sie belegen weiter- hin, dass die Unterstützung der Krankheitsverarbeitung als ein zentrales Ziel der medizinischen Rehabilitation angesehen werden und entsprechend in das Behand- Anzeige
Anzeigen 11 Wie findet ein Patient den „richtigen“ Arzt? Die Rolle des Arztes bei einer chronischen Atemwegserkrankung Menschen, gleich ob Kinder, Jugendliche oder Erwach- sene, können von einer chronischen Atemwegserkran- kung, d.h. von einem Asthma bronchiale (Kinder und Jugendliche) oder von einer chronisch obstruktiven Bronchitis und einem Lungenemphysem (Erwachsene) betroffen sein. Jede chronische Erkrankung bedarf einer „chronischen“ Therapie, die – in den meisten Fällen – mit einer lebenslangen Therapie gleichzusetzen ist. Jede Therapie vollzieht sich aber immer auf der Grundlage eines „Miteinander“ zwischen den beiden Partnern, nämlich dem Arzt auf der einen und dem Patienten auf der anderen Seite. Beide, Arzt und Patient, haben des- halb eine Mitverantwortung für den Erfolg der verein- barten Therapie. Der Arzt, indem er auf der Grundlage einer gesicherten Diagnose dem Patienten eine an des- sen individueller, gesundheitlicher Situation orientierte medikamentöse und nicht medikamentöse Therapie emp- fiehlt und diese überwacht. Der Patient, indem er die Empfehlungen seines Arztes befolgt und Änderungen, insbesondere in der medikamentösen Therapie, nur vornimmt, wenn sie mit dem Arzt vorher abgesprochen worden sind. Jeder Patient mit einer chronischen Atemwegserkrankung braucht deshalb einen Arzt, dem er die Behandlung seiner ganz persönlichen Erkrankung „anvertrauen“ kann. Vertrauen zwischen Arzt und Patient ist die unabdingbare Basis für eine auf Dauer erfolgreiche Therapie einer chronischen Krankheit. Die Rolle des Patienten mit einer chronischen Atemwegserkrankung Wie sieht der „ideale“ Asthma- oder COPD-Patient aus? Was sollte er kennen und können? Der ideale Patient ist über seine Atemwegserkrankung – hinsichtlich ihrer Art und ihrer Schwere – ausreichend informiert und er hat seine Krankheit akzeptiert. Das heißt, er hadert nicht mit sich und der Welt, sondern er ist bestrebt, trotz seiner chronischen Erkrankung eine seinen noch vorhandenen Möglichkeiten entsprechen- de Lebensqualität zu erreichen und sie dann möglichst lange zu erhalten. Der mündige Patient, um den geht es hier, versteht die Therapie seiner Krankheit und er hat sie im Griff. Dies ist vor allem deshalb möglich, weil die schon erwähnte, gemeinsame Verantwortung von Arzt und Patient diese beiden Partner durch eine unsichtbare Leine verbindet. Die Länge der Leine, d.h. das Ausmaß der ganz persönlichen „Therapiefreiheit“ des Patienten, wird allerdings stets von dem ihn behandelnden Arzt festgelegt. Der Patient ist aber im vereinbarten Rahmen der Manager seiner Erkrankung.
Anzeige Woran erkennt man als Patient einen „guten“ Arzt? Ein „guter“ Arzt kann jeder Arzt werden; vielleicht ist er es ja schon. Dabei spielt es (fast) keine Rolle, ob es sich um einen Facharzt für Allgemeinmedizin, für Innere Medizin oder für Lungen- und Bronchialheil- kunde handelt. Bevor wir uns mit den Anforderungen beschäftigen, die aus der Sicht eines Patienten mit einer chronischen Atemwegserkrankung an seinen Arzt zu stellen sind, ist daran zu erinnern, dass sowohl ein Asthma bronchiale als auch eine COPD nicht vom Himmel fallen. Schon auf der Ebene des „Hausarztes“ – unabhängig von sei- Indikationen: Krankheiten der Atmungsorgane, Hautkrankheiten, ner fachlichen Qualifikation – könnte bei Praxisbesu- Mukoviszidose, Allergologie, Psychosomatik chen der Patienten die einfache Frage: „Rauchen Sie?“ Versorgungsträger nach § 111 SGB V Kostenträger: Gesetzliche und private Krankenkassen, Selbstzahler, sicher manche spätere COPD verhindern, wenn auf- Rentenversicherungsträger, Berufsgenossenschaften, Versorgungsämter, grund der Antwort „Ja“ anschließend seitens des Arztes beihilfefähig. mit wenigen, eindringlichen Worten auf die gesundheit- Ausstattung: 180 Ein-Bett-Zimmer, mit WC, Dusche, Selbstwahltelefon, lichen Gefahren des Rauchens hingewiesen würde. Je Rundfunk- und TV-Geräte, Meerwasserbewegungsbad 30°, Sauna, Trimmraum, Tischtennis, Beschäftigungstherapie, Kegelbahn, Cafeteria später eine COPD diagnostiziert und behandelt wird, Bitte fordern Sie unseren Hausprospekt an oder besuchen Sie desto schwerer und umso belastender für die künftige uns im Internet unter www.Nordseeklinik-Borkum.de Lebensqualität des Betroffenen ist diese Erkrankung. Rückfragen und Reservierungen: Telefon: (04922) 921-3008 Was darf ein Patient erwarten, der von einem Telefax: (04922) 921-1965 Arzt erstmals mit der Diagnose Asthma bronchiale Nordseeklinik Borkum der LVA Rheinprovinz oder COPD, also mit einer voraussichtlich chroni- Bubertstr. 4 Telefon: (04922) 921-01 26757 Borkum Telefax: (04922) 921-1961 schen, d.h. lebenslangen Atemwegserkrankung, konfrontiert wird? Der Arzt nimmt sich genügend Zeit, um dem Patienten mit verständlichen Worten die Diagnose zu erklären. Die 10 wichtigsten Ratschläge für Dabei stehen im Mittelpunkt der individuelle Schwere- Patienten mit chronischen grad der jeweiligen Erkrankung und die daraus resultie- Atemwegserkrankungen rende Therapie (Stufenplan) sowie die Auswirkungen der Erkrankung auf die künftige Lebensqualität des Pa- •Finden Sie den richtigen Arzt! tienten, insbesondere im Falle einer unzureichenden •Akzeptieren Sie Ihre Erkrankung! Mitwirkung des Betroffenen bei der empfohlenen The- rapie. Im nächsten Schritt wird der Arzt erläutern, wel- •Machen Sie sich mit der Wirkungsweise che Wirkungen die verordneten Medikamente haben – Ihrer Medikamente vertraut! atemwegserweiternd (kurz-/ langwirksam), entzün- •Nehmen Sie Ihre Medikamente richtig ein! dungshemmend – und er zeigt oder er lässt zeigen, •Nehmen Sie Ihre Medikamente wie die Medikamente (Dosieraerosol, Pulverinhalator) regelmäßig ein! richtig eingenommen werden müssen. •Kontrollieren Sie Ihre Erkrankung! •Lernen Sie, was Sie bei einer Bei der Auswahl der Medikamente wäre es wünschens- Verschlechterung Ihrer Erkrankung tun wert, darauf zu achten, dass der Patient mit der „techni- müssen! schen“ Anwendung „seines“ Medikaments auch gut zu- •Lernen Sie, was Sie und andere bei einem rechtkommt. Der Patient muss das Medikament problem- los einnehmen können, nicht der Arzt. Wenn der Patient Atemnotanfall tun müssen! das verordnete Medikament nicht richtig einnimmt, lei- •Werden Sie körperlich aktiv; treiben Sie det darunter der angestrebte Erfolg der Therapie. Aus Lungensport! der Sicht der Patientenorganisation erscheint es außer- •Gehen Sie regelmäßig zu den dem als zwingend notwendig, dem Patienten in der Informationsveranstaltungen der Regel einen Peakflow-Meter zu verordnen. Spätestens Patientenliga Atemwegserkrankungen! sobald die Atemwegserkrankung als chronisch anzu- sehen ist; damit der Betroffene überhaupt in der Lage
Zentraler Beitrag: Umgang mit der Erk rankung Luftpost 13 ist, die Weite bzw. die Enge seiner Atemwege zu er seinen Patienten geben kann. Die folgende Informa- überprüfen und aufgrund des jeweiligen Messergeb- tionen sind nur als Beispiele anzusehen; auch hier nisses die erforderlichen Maßnahmen zu treffen wäre ein einmal erstelltes Merkblatt für die Patienten (Ampelschema). hilfreich. Die Patienten, die mit einer chronischen Atemwegser- krankung leben müssen, erhalten von einem „guten“ Denkbar wäre zum Beispiel: Arzt – am besten schriftliche – Hinweise (Merkblatt), ● Informationsmaterial über Asthma oder COPD wie sie im Falle einer sich anbahnenden Verschlechte- ● Angebote über Schulungen der Patienten, rung ihrer Atemwegserkrankung oder ihrer COPD, die insbesondere für „Anfänger“ Dosierung der ihnen verordneten Medikamente zu ● Anschriften von wohnortnahen Patientenorganisa- erhöhen haben und wann sie ihren Arzt aufsuchen tionen und/oder Lungensportgruppen müssen. Das gilt in besonderem Maße für den akuten ● Hinweise auf Raucherentwöhnungskurse und auf Atemnotanfall, damit der Patient schon selbst Medika- Stellen zur Ernährungsberatung (insbesondere bei mente einnehmen kann, bevor er den Notarzt rufen COPD) muss. Solche Notfallpläne können aus vielerlei Quellen ● Informationen über mögliche Rehabilitations- übernommen, kopiert und dem Patienten ausgehändigt maßnahmen werden. Der damit verbundene minimale Arbeitsauf- ● Empfehlungen über Schutzimpfungen (Grippe wand – einmal gemacht, immer verfügbar – sollte ver- und Pneumokokken). tretbar sein. Kann ein solcher Notfallplan sich doch durchaus als „lebensrettend“ erweisen, insbesondere Worauf sollte der „gute“ Arzt noch achten? auf Reisen, im Urlaub oder am Wochenende. Da der Arzt seine Patienten mit einer Atemwegser- Der „gute“ Arzt wird auch überlegen, welche zusätz- krankung ja von Zeit zu Zeit von Angesicht zu lichen Informationen zur Bewältigung ihrer Krankheit Angesicht sieht, sollte er – insbesondere bei Patienten Anzeige
14 Zentraler Beitrag: Krankheitsbilder mit einer COPD, aber nicht nur bei diesen, auch auf deren Körpergewicht achten. Lungenentzündung Bei einer schweren COPD ist für die Betroffenen auf- Die unterschätzte Volkskrankheit grund des für das Atmen erforderlichen hohen Energie- Was ist eine Lungenentzündung (Pneumonie)? bedarfs das Risiko abzumagern oder gar unterernährt Bei den sogenannten „unteren Atemwegsinfektionen“, zu sein relativ hoch. Umgekehrt bedeutet ein Überge- das heißt Infektionen unterhalb des Kehlkopfes, werden wicht eine zusätzliche Belastung für das Herz-Kreislauf- Lungenentzündung (Pneumonie) und Bronchitis vonein- system, für die allgemeine körperliche Leistungsfähig- ander unterschieden. Während bei der, meist wesent- keit sowie für das Risiko an Altersdiabetes zu erkran- lich harmloseren, Bronchitis die großen Bronchien ken. Weil vor allem Patienten mit einer COPD überwie- betroffen sind, ist die Pneumonie eine Entzündung der gend schon älter sind und eventuell schon mehrere kleinsten Bronchien und der Lungenbläschen. Krankheiten haben, ist in solchen Fällen eine „ganzheit- liche“ Therapie erforderlich. Die genannten Aspekte soll- ten deshalb in dem Gespräch mit dem Patienten vom „guten“ Arzt zumindest nachhaltig angesprochen werden. Fazit Die Messlatte, die bei der Beurteilung der Qualität eines Arztes angelegt wurde, ist – zugegebenermaßen – sehr hoch, vielleicht sogar zu hoch. Es mag sein, dass es den beschriebenen idealen Arzt in der Wirklichkeit aus vieler- lei Gründen gar nicht geben kann. Wenn der Arzt, der Ihre Atemwegserkrankung behandelt, das eine oder an- dere Qualitätsmerkmal nicht erfüllt, sprechen Sie den je- weiligen „Mangel“ einmal an, vielleicht hat der Arzt in der Hektik seines Praxisalltags einfach nicht an den einen oder anderen Aspekt gedacht. Menschen mit einer chroni- schen Atemwegserkrankung sollten stets mündige Patien- ten sein, also Patienten, die gelernt haben, mit ihrer Krank- heit auch und gerade in eigener Verantwortung umzuge- hen. Die Kompetenz, die man dazu braucht, können und müssen Sie sich allerdings selbst erarbei- ten, z.B. mit Hilfe einer Selbsthilfeorganisa- tion wie der Patientenliga Atemwegs- erkrankungen. Autor: Dr. rer. pol. Helmut Berck Anatomie der unteren Atemwege Lindenstraße 26 ● 55130 Mainz Ursache dieser Entzündung ist eine Infektion mit ver- schiedenen Keimen. Bislang sind mehr als 100 Krank- Patienten fragen – Experten antworten heitserreger bekannt, die Atemwegsinfektionen auslö- Unter dieser Rubrik wollen wir auch in sen können. Bei der Bronchitis sind es meist Viren, bei der Pneumonie überwiegend Bakterien. Es gibt jedoch Zukunft allgemein interessierende Fragen in auch durch Viren bedingte Pneumonien bzw. Pneu- der „Luftpost“ von Experten beantworten las- monien, die durch die gemeinsame Infektion von Viren sen. Wenn Sie solche Fragen haben, bitten und Bakterien ausgelöst werden. wir Sie, uns zu schreiben. Richten Sie Ihre Fragen schriftlich an die Formen der Pneumonie Abhängig davon, wo der Patient an der Pneumonie Redaktion „Luftpost“ ● c/o PCM erkrankt, wird zwischen ambulant erworbener (das Wormser Str. 81 ● 55276 Oppenheim heißt im privaten oder beruflichen Umfeld) oder der Stichwort: nosokomialen (im Krankenhaus erworben) Pneumonie Patienten fragen – Experten antworten unterschieden. Studien zeigen, dass sich das Erreger- spektrum zwischen diesen beiden Arten unterscheidet.
16 Zentraler Beitrag: Krankheitsbilder Die Therapie ist entsprechend unterschiedlich. Eine keine Erreger in der Lunge festsetzen können. Schafft es Sonderstellung nehmen Patienten in Alters- und Pflege- ein Keim jedoch, sich in der Lunge festzusetzen und zu heimen ein, auch wenn dies keine Krankenhäuser im vermehren, kommt es zur Lungenentzündung. eigentlichen Sinne sind, finden sich hier eher für ein Die Vermehrung der Krankheitserreger in den Lungen- Krankenhaus typische Erreger als Pneumonieauslöser. bläschen und, in Abhängigkeit von der Art des Erre- gers, die Zerstörung des Lungengewebes durch den Häufigkeit Erreger, provoziert eine Antwort des Immunsystems. Die ambulant erworbene Pneumonie ist weltweit die am Diese Immunreaktion ist ausgesprochen komplex und häufigsten registrierte Infektionskrankheit. In den USA besteht aus mehreren Phasen. Vereinfacht dargestellt, (280 Mio. Einwohner) werden jährlich zwei bis drei erweitern sich die kleinsten Blutgefäße der Lungenbläs- Millionen Fälle registriert, die insgesamt zu zehn Millio- chen, so dass mehr Blut durch das Entzündungsareal nen Arztbesuchen und 0,5 Millionen Krankenhauseinwei- fließt. Gleichzeitig werden die Wände dieser sungen führen. In Deutschland (82 Millionen Einwohner) Blutgefäße durchlässiger und es kommt zu einem erkranken jährlich etwa 750.000 Patienten an einer Einstrom von Eiweiß (Fibrin) und Abwehrzellen (v.a. ambulant erworbenen Pneumonie. Man schätzt, dass pro Fresszellen) in die infizierten Lungenbläschen. Viele die- Jahr im Mittel etwa eins bis elf Personen/1.000 Einwohner ser Abwehrzellen sterben beim Kampf mit den erkranken. Bei Bewohnern von Altenheimen liegt diese Erregern. Die Zelltrümmer und das Fibrin füllen nun die Rate sogar wesentlich höher: 68-114/1.000 Personen Lungenbläschen aus. Eine solche Lunge, wenn sie vom dieser Gruppe erkranken pro Jahr. 239.000 Patienten Pathologen untersucht wird, zeigt sich an den betroffe- werden jährlich wegen einer Pneumonie stationär behan- nen Stellen mit Eiter gefüllt. Ist das Immunsystem jedoch delt. Damit führt die Pneumonie wesentlich häufiger zur erfolgreich, und der Erkrankte erholt sich, so werden stationären Aufnahme als andere Erkrankungen wie der die Zelltrümmer nach etwa acht bis zehn Tagen durch Herzinfarkt (132.000 Einweisungen/Jahr) oder der große Fresszellen (Makrophagen) beseitigt bzw. durch Schlaganfall (162.000 Einweisungen/Jahr). Die Akut- Abhusten aus den Lungenbläschen entfernt. sterblichkeit liegt bei 5,8 % (1,3 % der ambulant behan- delten und 7,3 % der eingewiesenen Patienten). Weitere Risikofaktoren 5,7 % aller Patienten versterben zusätzlich innerhalb der Wie oben erwähnt verhindern verschiedene Verteidi- nächsten sechs Monate nach der Lungenerkrankung, was gungsmechanismen normalerweise ein Festsetzen des dokumentiert, dass die Pneumonie zu einer Verschlechter- Keimes in der Lunge. Sind diese Mechanismen jedoch ung anderer Erkrankungen, wie z.B. COPD und Herzin- gestört, kann es zur Infektion kommen. Zu diesen suffizienz, führt und damit die Lebenserwartung einschränkt. Störungen führen die verschiedensten Formen der ange- borenen (z.B. Antikörpermangelsyndrome) oder erwor- benen Immunschwäche, wie z.B. AIDS. Weitere Risiko- faktoren sind chronische Lungenerkrankungen (COPD, Fibrose, Bronchiektasen). Bei alten und bettlägerigen Menschen kann Aspiration, das Eindringen von Magen- flüssigkeit und Speisen in die normalerweise keimfreien unteren Atemwege („Verschlucken“), eine Pneumonie auslösen. Dafür prädestiniert sind auch Patienten nach Schlaganfall oder Alkoholkranke. Übermäßiger Alkohol- genuss stört zudem die Funktion der Fresszellen und damit die Abwehr. Studien haben gezeigt, dass Alko- holiker im Vergleich zu Gesunden wesentlich häufiger an Pneumonie erkranken. Weitere Risikofaktoren sind die Therapie mit immunsupprimierenden Medikamen- Bei Pneumonie betroffen sind Lungenbläschen und ten wie Cortison, Chemotherapie bei Tumoren und kleinste Bronchien manche Antirheumatika. Ein wichtiger Risikofaktor ist das Rauchen, das die Flimmerhärchen lähmt und Was geschieht bei einer Pneumonie in der Lunge? dadurch die Selbstreinigung der Lunge verhindert. Während die Mund- und die Nasenschleimhaut mit Millionen von Keimen besiedelt ist, finden sich unter- Erreger halb des Kehlkopfes (Luftröhre, Bronchien und Lungen- Häufigster Erreger bei allen der oben genannten Formen bläschen) keine Bakterien mehr. Unser Immunsystem der Lungenentzündung sind die Pneumokokken (lat. und das Selbstreinigungssystem der Atemwege, die Streptococcus pneumoniae). Durch Pneumokokken verur- Flimmerhärchen, sorgen normalerweise dafür, dass sich sachte Lungenentzündungen nehmen häufig einen
Zentraler Beitrag: Krankheitsbilder Luftpost 17 schweren Verlauf und erfordern eine stationäre Ein- meinsymptome wie Kopf- und Gliederschmerzen, Übel- weisung. Pneumokokken werden zwar von Mensch zu keit, Erbrechen, Diarrhoe und Abgeschlagenheit. In Mensch übertragen, aber eine Ansteckung hinsichtlich einer wissenschaftlichen Studie wurde gezeigt, dass bei der Lungenentzündung im eigentlichen Sinne gibt es Patienten mit einer Pulsfrequenz kleiner als 100/Minute, nicht. Studien haben gezeigt, dass bis zu 50 % aller einer Körpertemperatur von weniger 37,8°C und einer Kinder mit Pneumokokken kolonisiert sind, aber nur ein Atemfrequenz kleiner als 20/Minute eine Pneumonie Bruchteil dieser Kinder erkrankt. „Kolonisiert“ heißt, die fünfmal weniger wahrscheinlich ist, als bei Patienten, bei Bakterien besiedeln die Rachenschleimhaut für einige denen diese drei Werte erhöht waren. Bei älteren Men- Wochen oder Monate und verschwinden dann wieder, schen können Pneumonien leicht übersehen werden, da ohne dass es zur Erkrankung kommt. die typischen Symptome fehlen. Oftmals entwickeln Ein anderer Erreger, der weniger häufig, aber ebenso ältere Patienten kein Fieber, und eine Sturzneigung oder gefährlich ist, sind die Legionellen, Erreger der Legionärs- eine neu aufgetretene Verwirrtheit sind die einzigen krankheit, einer oftmals schwer verlaufenden Lungenent- Hinweiszeichen. zündung. Besonders gefährdet sind Alkoholkranke und ältere Menschen. Legionellen werden nicht von Mensch zu Mensch übertragen; sie leben im Wasserleitungs- system und werden vor allem beim Duschen und beim Baden in Whirlpools mit dem feinen Wassernebel eingeatmet. Einige Autoren empfehlen daher, beispiels- weise in Hotels die Dusche vor Benutzung für einige Minuten laufen zu lassen, um die evtl. länger nicht genutzte Leitung zu spülen. Dies erscheint logisch, aller- dings wurde die Effizienz einer solchen Vorsichtsmaß- nahme noch nicht wissenschaftlich belegt. Weniger gefährlich als die vorgenannten Keime sind Mykoplasmen und Hämophilus. Mykoplasmen infizieren meist jüngere Menschen, die dadurch verursachte Pneumonie zeigt häufig einen milden Verlauf. Hämophilus befällt hingegen meist Raucher und COPD- Patienten, auch Hämophilus-Pneumonien gehen eher mit einer leichten Symptomatik einher. Im Gegensatz dazu verursachen die sogenannten „Gram- negativen“-Bakterien (z.B. Pseudomonas, E.coli und Klebsiellen) schwere Pneumonien mit einer hohen Sterb- lichkeit. Diese Keime befallen allerdings selten junge, vor- mals gesunde Menschen, sondern infizieren fast ausschließ- lich Patienten in Alten- und Pflegeheimen sowie Patienten Infiltrat auf einem Röntgenbild des Thorax mit vielen Begleiterkrankungen. Auf die Vielzahl der weite- ren Erreger soll hier nicht eingegangen werden. Erwähnt Was geschieht beim Arztbesuch? sei noch das leicht übertragbare Grippevirus (Influenza), Wenn der Arzt eine Lungenentzündung vermutet, wird das vor allem im Winterhalbjahr zu einer deutlichen er den Patienten zunächst sorgsam untersuchen. Dazu Zunahme der Pneumonien führt. gehört neben der Erhebung der Krankengeschichte auf jeden Fall die Perkussion („Abklopfen“) und Auskultation Symptome („Abhören“) des Brustkorbes. Bedingt durch die Ausfüll- Eine Lungenentzündung lässt sich selten eindeutig nur ung der Lungenbläschen mit Eiter ist der Klopfschall anhand der klinischen Symptome diagnostizieren. Das über dem betroffenen Lungengebiet abgeschwächt und liegt daran, dass die Symptomatik der Pneumonie sehr der Arzt hört durch das Stethoskop das Atemgeräusch vielgestaltig sein kann und nicht alle Symptome bei über diesem Areal lauter, oftmals mit zusätzlichen allen Patienten gleich ausgeprägt sind. Eine Pneumonie Rasselgeräuschen. Allerdings können mittels der Aus- kann akut oder schleichend beginnen. Fieber, Husten kultation nur thoraxwandnahe (bis ca. fünf Zentimeter (nicht produktiv oder produktiv mit Abhusten von eitri- Tiefe) Veränderungen gehört werden. gem oder rostfarbenem Auswurf), atemabhängiger Studien zeigen, dass durch die eben beschriebene körper- Brustschmerzen, Schüttelfrost und Kurzatmigkeit sind liche Untersuchung nur etwa die Hälfte der Pneumonien typische, aber nicht spezifische Symptome einer Pneumo- erkannt werden kann. Daher sollte bei begründetem nie. Daneben klagen die Patienten häufig über Allge- Verdacht auf eine Lungenentzündung (z.B. Fieber >38,5°C
18 Zentraler Beitrag: Krankheitsbilder sind Antibiotika hingegen nicht erforderlich, da sie Pneumonie ist der Spitzenreiter bei gegen Viren nichts ausrichten. den Todesursachen von Kindern unter Das Hauptproblem für den Arzt besteht in der Auswahl fünf Jahren des richtigen Antibiotikums. Antibiotika sind nicht gegen alle Bakterien gleich wirksam. Manche Bakterien- spezies haben eine natürliche Resistenz gegenüber Weltweit sterben jedes Jahr 10,6 Millionen bestimmten Antibiotikaklassen, beispielsweise wirken Kinder aufgrund von Pneumonie (19 %), Penizilline nicht bei der Legionärskrankheit. Darüber Diarrhoe (18 %), Malaria (8 %), Neuge- hinaus entwickeln sich Bakterien ständig weiter und borenen-Sepsis oder -Pneumonie (10 %), können sich aufgrund ihrer kurzen Generationsrate von Frühgeburt (10 %), Asphyxie unter der Geburt ca. 20 Minuten (zum Vergleich: beim Menschen (8 %) und weiteren Ursachen. beträgt eine Generationszeit etwa 25 Jahre) hervorra- gend an veränderte Umweltbedingungen anpassen, Quelle: Forschung und Praxis – auch an Antibiotika. Das Wissenschaftsjournal der Im Labor kann in ca. der Hälfte der Fälle ein Erreger Ärzte-Zeitung, Mai 2005 identifiziert werden, dessen Empfindlichkeit für Anti- biotika ebenfalls getestet wird. Allerdings dauern diese Laboruntersuchungen lange und Ergebnisse stehen erst nach zwei bis fünf Tagen zur Verfügung. Da eine Pneu- mit atemabhängigen Thoraxschmerz oder Luftnot oder monie keine Therapieverzögerung duldet, muss der Husten) immer eine Röntgenaufnahme des Thorax in Arzt, basierend auf epidemiologischen Erhebungen zwei Ebenen angefertigt werden (von hinten und seit- über die Häufigkeit der verschiedenen bakteriellen lich). Ein sicherer Hinweis für eine Pneumonie ist ein In- Pneumonieerreger und deren Resistenzen, eine kalku- filtrat (eine Verschattung) auf einem Röntgenthoraxbild. lierte Therapie beginnen. Die Häufigkeit der verschiede- Werden zusätzlich Blutentnahmen durchgeführt, findet nen Bakterien und die Resistenzsituation sind regional man erhöhte Entzündungswerte: eine Vermehrung von unterschiedlich. Da es solche Daten bislang für Deutsch- Abwehrzellen (weißen Blutkörperchen) und eine Erhöh- land nicht gab – deutsche Mediziner mussten sich bis- ung von Entzündungseiweißen (CRP). Allerdings sind die lang vor allem auf amerikanische Daten stützen – för- Ergebnisse von Blutentnahmen im ambulanten Bereich dert das Bundesministerium für Bildung und Forschung oft erst am nächsten Tag verfügbar, besteht jedoch der seit 2002 CAPNETZ (Netzwerk für ambulant erworbe- begründete Verdacht auf Pneumonie, sollte die Behand- ne Pneumonie, engl. Community Acquired Pneumonia). lung sobald wie möglich erfolgen. Als nächstes wird der In diesem Forschungsverbund von Universitätskliniken, Arzt entscheiden, ob der Patient stationär eingewiesen Krankenhäusern und Arztpraxen werden die verschie- werden muss oder ambulant behandelt werden kann. den Aspekte der Volkskrankheit Pneumonie untersucht Das wird zum einen vom Schweregrad der Lungenent- und erforscht (www.capnetz.de). zündung abhängen, zum anderen auch vom Zustand In Deutschland gibt es zurzeit noch relativ wenig resis- des Patienten und sozialen Faktoren (Lebt der Patient tente Bakterien; die Situation ist im Ausland (u.a. Spani- allein? Ist häusliche Versorgung gewährleistet? etc.). en, Griechenland, USA) wesentlich schlechter. Sollte eine Krankenhauseinweisung erfolgen, so wird Allerdings lassen sich Bakterien nicht durch Länder- auf Station die Diagnose durch weitere Verfahren grenzen beschränken; in absehbarer Zeit wird auch in ergänzt. Hat der Patient Auswurf, wird dieser an das Deutschland der Anteil resistenter Keime zunehmen. Labor gesandt, um den verursachenden Keim zu identifi- Auf die Frage „Welches Antibiotikum?“ kann in diesem zieren. Ist der Patient so schwer erkrankt, dass der Rahmen nicht eingegangen werden. Erwähnt werden Verdacht besteht, dass die Bakterien in die Blutbahn ein- muss jedoch, dass die relativ alten Penizilline in Deutsch- gedrungen sind (Septikämie= Blutvergiftung), wird der land nach wie vor zu den wirksamsten Antibiotika bei Arzt Blutkulturen an das Labor senden. Selten wird auch ambulant erworbener Pneumonie gehören (mit wenigen eine Computertomographie oder eine Spiegelung der Ausnahmen, wie beispielsweise der Legionärskrankheit). Bronchien notwendig sein. Das liegt daran, dass bei uns der häufigste Erreger, Pneumokokken, bislang nahezu keine Resistenzen Behandlung gegen Penizilline erworben hat. Die meisten Pneumonien werden durch Bakterien her- Das aufgrund des günstigen Preises häufig eingesetzte vorgerufen, daher besteht die wichtigste Maßnahme Ciprofloxacin ist hingegen kein gutes Antibiotikum für bei Lungenentzündung in der Verabreichung eines Atemwegserkrankungen, da es nur schlecht gegen die Antibiotikums. Bei der oben erwähnten leichten häufigsten Auslöser der Pneumonie, die Pneumokokken, Bronchitis, die meist durch Viren hervorgerufen wird, wirkt. Makrolid-Antibiotika waren lange Zeit das Mittel
Sie können auch lesen