Zeitschrift des Tiroler Jägerverbandes - Jänner 2017 Jahrgang 69 www.tjv.at
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3. OBERLÄNDER FISCHER- & JÄGERBALL 3. Februar 2017 Trofana Mils Einlass: 19.30 Uhr Eröffnung: 20.30 Uhr Musikalische Umrahmung: MIT G RO TOMB SSER Die Hattinger Buam OLA ^^ ^^ ^^ za h Wilda lreiche und v bschüsse Starke Mander attrak iele weite tive P re reise! Landfunk Tirol Feierliche Eröffnung: Jagdhornbläsergruppe Gurgltaler & Imster Jägerchor Festliche Jagdkleidung, Tracht oder Dirndl erbeten! Vorverkauf mit Tischreservierung AUSSCHLIESSLICH unter: 0512/208066, Euro 22,00 (Achtung begrenzte Kapazität) Vorverkauf ohne Tischreservierung: Bei allen Raiffeisenkassen und Ö-Ticket-Vorverkaufsstellen, Euro 17,00 Abendkassa: Euro 19,00
Zum Geleit Wo wir stehen! D as neue Jahr 2017 und das ausgeklungene Jagdjahr 2016/2017 geben uns allen Zeit innezuhalten und zumeist im Stillen einer unserer wichtigsten Aufgaben, der Hege, nachzugehen! Einer Hege, die oft von Unwissenden und ideologisch motivierten Jagdgegnern als übertrieben oder gar falsch dargestellt wird. Dabei führen wir alpenländisch geprägten Jägerinnen und Jäger eine sehr wertvolle jahrhundertealte Tradition weiter, die zu unserer Kulturlandschaft ganz einfach dazugehört. Und ja! Wir müssen damit höchst verantwortungsvoll um- gehen und dürfen nicht aufhören, den Nutzen unseres Tuns zu erklären. Denn wir alle sind es, die das wohl wertvollste Lebensmittel, das aus unseren Wäldern, unseren Wiesen und unseren Bergen kommt, herstellen. Wildbret und die per- fekte und moderne Verarbeitung desselben sind es auch, die der breiten Mehrheit unserer nichtjagenden Mitbürger einen positiv besetzten Bezug zum Weidwerk ermöglichen! Die Verarbeitung, die Veredelung und der Vertrieb des heimischen Wildbrets werden auch 2017 besonderer Schwerpunkt unserer Arbeit bleiben. Wir werden in Kooperation mit den Tiroler Fleischverarbeitern daran arbeiten, unserem Wildbret jenen Platz zurückzugeben, den es sich verdient hat. Mit einem innovativen Versicherungspaket, das von jedem Tiroler Jäger freiwillig abgeschlossen werden kann, dürfen wir zu Jahresbeginn bereits eine neue Ser- viceleistung an alle Jäger präsentieren. 2017 wird aber auch ein Jahr, in dem wir weiterhin bürokratischen Hürden den Kampf ansagen werden und ein Auge darauf haben, die Auswirkungen des neuen Jagdgesetzes in einem überschaubaren Rahmen zu halten. Wir werden auch die großen Grundbesitzer im Auge haben und darauf achten, dass nicht auf Kosten der Jägerschaft und unserer Wildtiere Bilanz-Kosmetik betrieben werden kann. Wer meint, mit immer kleiner werdenden Pirschbezirken und neuen 115 ha Jagden nachhaltige Bestandsreduktion erzielen zu können, der irrt und der muss damit zu rechnen haben, dass wir als Tiroler Jägerschaft uns dagegen massiv zur Wehr setzen werden! Ich wünsche einen unfallfreien angenehmen Start in ein gesundes neues Jahr 2017, verbunden mit dem Dank für Ihr Handeln und Tun im Interesse der Jagd in Tirol! Weidmannsheil! ❙ Anton Larcher Landesjägermeister von Tirol Foto: Rudigier (1) Jagd in Tirol 01 06 | 2017 2015 3
16 Überwinterungsstrategien der Vögel 32 Jagdwaffen: Kaliberangaben von gebräuchlichen Jagdwaffen Gamswild: Heimatwild Alpengams 12 3 zum geleit ■ Wild & Ökologie 38 Buchauszug: Wilderei im rätischen Dreiländereck 12 Gamswild: Heimatwild Alpengams 42 Portrait: Heinrich Sprenger, Wildmeister i. R. 6 Foto des Monats 16 Überwinterungsstrategien der Vögel 44 Jägerwissen auf dem Prüfstand: 20 Rehwild: Projekt Rehkitzmarkierung Tirol Testen Sie Ihr Wissen 8 Foto des Jahres ■ Wald & Lebensraum ■ JAGD & GESCHICHTE 25 Pflanzenserie: Bergulme (Ulmus glabra Huds.) ■ Forschung & Praxis 46 Kunst: Die hölzerne Hirschfalle 47 Nostalgische Fundgrube 10 Luchsnachweis im Tiroler Oberland ■ Jäger & Revier 10 Wolf in Bayern auch genetisch erfasst 10 Offizielle Bestandserfassung des Steinwildes 27 Strategieplan zum Management ■ Info & Service in Bayern der Alpengams 11 Windenergie – Gefahr für Zugvögel 32 Jagdwaffen: Kaliberangaben von 48 Mitteilungen der Geschäftsstelle 11 Lebendgewicht bei Rentieren sinkt gebräuchlichen Jagdwaffen 52 TJV-Akademie 11 Reviere: Den Lebensraum aktiv pflegen! 34 Belletristik: Fuchspassen 54 Jubilare im Jänner 2017 4 Jagd in Tirol 01 | 2017 Fotos: Mächler (2), TJV (1)
INHALT Wild| Impressum & Ökologie Belletristik: Fuchspassen 34 46 Kunst: Die hölzerne Hirschfalle Impressum Herausgeber Medieninhaber (Verleger): Tiroler Jägerverband, Meinhardstraße 9, 6020 Innsbruck, Tel.: 0512-57 10 93, 0800-244 177 Fax: 0512-57 10 93-15, E-Mail: info@tjv.at Schriftleitung: Mag. Martin Schwärzler (TJV) Layout: Evelyn Schreder (Bezirksblätter) 55 Aus den Bezirken Hersteller und Anzeigenverwaltung: 61 Hubertusfeiern Bezirksblätter Tirol GmbH, Eduard-Bodem-Gasse 6, 62 Veranstaltungen 6020 Innsbruck, Tel.: 0512-320 4111, 64 Kulinarium: Hirschschulter-Sugo mit Zeitschrift des Tiroler Jägerverbandes Fax: 0512-320 720, E-Mail: jagd@jagdintirol.com Jänner 2017 • Jahrgang 69 www.tjv.at Erdäpfelgnocchi und Almkäse Redaktion: 66 Autotest: Ford Ranger 3.2 TDCi 4x4 TJV (Martin Schwärzler, Martina Just, 68 Bücherecke Christine Lettl, Miriam Traube, Anja Waldburger), Bezirksblätter Tirol ■ jagdhunde Produktion, Bildbearbeitung: Evelyn Schreder „Jagd in Tirol” wird an alle Mitglieder des Tiroler Jägerver- 70 Vereine bandes kostenfrei abgegeben. Sie ist eine Fachzeitschrift, welche die behördlichen Kundmachungen und Verlaut- barungen zu veröffentlichen hat und zusätzlich über grund- sätzliche Fragen und aktuelle Ereignisse auf dem Gebiet ■ Humorvolles des Jagdwesens, des Naturschutzes usw. informiert. „Jagd in Tirol” erscheint am Monatsanfang. Redaktionsschluss ist 71 Klavinius der 10. des Vormonats. Für unverlangte Manuskripte und Bilder wird keine Verantwortung übernommen. Namentlich Das Titelbild dieser Ausgabe stammt oder mit Kürzel gezeichnete Beiträge geben nicht unbe- 72 Jagdmarkt-Anzeigen von Fabio Hain dingt die Meinung von Redaktion und Herausgeber wieder. Fotos: Mächler (2) Jagd in Tirol 01 06 | 2017 2015 5
Ich seh etwas, was du nicht siehst … Und das ist …keine Farbe. Dies ist zu mancher Jahres- zeit sehr von Vorteil. Das Winterhaar des Hermelins bietet dem kleinen Kerl nicht nur einen Vorteil in puncto Tarnung gegenüber dem schwarzen Spähtrupp, sondern auch die Wärmeisolierung ist aufgrund der Einlagerung von Luft- molekülen verbessert. Das Foto des Monats wurde von Werner Lindner aus Kirchberg aufgenommen. 6 Jagd in Tirol 01 | 2017
Jänner Haselwild 2017 FOTO WildDES & Ökologie MONATS Wir suchen: IHR FOTO DES MONATS Fotografiebegeisterte Leser der „Jagd in Tirol“ sind eingeladen, ihr „Foto des Monats“ an die Redaktion (foto@tjv.at) einzusenden. Die Aufnahme sollte ein interessantes Motiv aus Natur, Wald und Wild, Jagd, Forst oder Revier- betreuung abbilden. Eine kurze Erläuterung zur Person des Fotografen, dem Aufnahmeort und den näheren Umständen der Aufnahme wäre wünschenswert. Als Gewinn winken die Veröffentlichung als „Foto des Monats“ samt Erwähnung des Fotografen in der JAGD IN TIROL, die Aufnahme in die TJV-Bildergalerie sowie eine LÖWE Jagdschere. Einsendeschluss: 07. des Vormonats an foto@tjv.at Die Bilder sollten eine Dateigröße von ca. 5 MB haben. Die Teilnahme erfolgt durch Übersendung eines oder mehrerer Fotos ausschließlich per E-Mail. Die Teilnahme ist kostenlos. Die Teilnehmer gewährleisten, dass sie an den übermittelten Fotos sämtliche Rechte uneingeschränkt besitzen und keine Rechte Dritter berühren. Insbesondere bei der Darstellung von Personen versichern die Teilnehmer, dass keine Persönlichkeitsrechte verletzt werden und die abgebildeten Personen mit einer Veröffentlichung ihres Bildes einverstanden sind. Die Teilnehmer räumen dem TJV mit der Einsendung und Teilnahme uneingeschränkt das Recht ein, übermittelte Fotos unentgeltlich und in sämtlichen Medien zu nut- zen und zu veröffentlichen. Jagd in Tirol 01 | 2017 7
sucht das Foto des Jahres Ihre Chance auf tolle Preise! „Das Foto des Monats“ ist aus unserem Mitgliedermagazin nicht mehr wegzudenken. An dieser Stelle bedanken wir uns bei allen, die uns ihre Fotos zur Verfügung stellen, und geben einen Rückblick auf das „Best of“ des Jahres 2016. Wählen Sie Ihr Lieblingsbild! Unter allen, die an der Wahl zum besten Foto des Jahres 2016 teilnehmen, werden hochwertige Preise verlost. Auf www.tjv.at finden Sie die Foto-Galerie und können dort Ihrem Favoriten Ihre Stimme geben. Teilnahmeschluss: 15. Jänner 2017 Gewinnspielbedingungen: Mit der Teilnahme am Gewinnspiel akzeptieren Sie auch die Gewinnspielbedingungen – es können lediglich Mitglieder des Tiroler Jägerverbandes teilnehmen. Eine Teilnahme am Gewinnspiel ist nur auf www.tjv.at möglich. Die Sieger werden unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgelost. Die Preise können nicht in bar abgelöst werden. Jänner: Reinhard Arnold märz: Felix Auer Februar: Andreas Angermann APRIL: Eduard WEger 8 Jagd in Tirol 01 | 2017
2015 FOTO DES Jahres Mai: Ing. Stephan Bernhard oktober: Manfred Hörl juni: franz naschberger November: reinhard arnold Juli/august: Mag. Elena seiser dezember: Helene Rippl september: Dr. hanspeter Neuner Das könnte ihr Preis sein: hauptpreis: Edler Jagdwetterfleck „Kufstein“ von Hubertus Filz- und Lodenmanufaktur es l“ 2. Preis: Snowspikes „Wild Tiro es l“ 3. Preis: Flachmann „Wild Tiro
Forschung & Praxis Aktuelles Luchsnachweis Offizielle Bestandserfassung im Tiroler Oberland des Steinwildes in Bayern A m 22. September 2016 konnte ein Jäger in einem Genossenschaftsre- vier der Gemeinde Fließ einen Luchs fotografieren. Von Experten wurde dieses Foto als sicherer Nachweis (C1/ SCALP-Kriterien) deklariert. Anhand der individuellen Fellzeichnung konn- ten die Experten zudem bestätigen, dass es sich um jenen Luchs handelt, der vor gut einem Jahr auf der Alpe Gamp in Die Karte zeigt die einzelnen Landkreise mit Steinwildvorkommen und die Zählergebnisse der einzelnen Kolonien. Vorarlberg nachgewiesen wurde. Für ein hochwertiges Monitoring der groß- en Beutegreifer sind Meldungen von Nachweisen wie zufällige Sichtungen, Risse etc. wichtig. Die Daten werden I n Bayern wird der Steinwildbestand schon seit Jahren intensiv beobachtet. Stein- böcke kommen in den Landkreisen Bad sommer 2016 bereits knapp 800 Stück. Die- ser Populationsanstieg um etwa 40 Prozent zeigt, dass in Bayern durchaus geeignete von den zuständigen Stellen gesammelt Tölz, Rosenheim, Miesbach, im Oberallgäu Lebensräume für die großen Hochgebirgs- und verwaltet. In Tirol ist Dr. Martin und im Ostallgäu sowie im Kerngebiet des bewohner zu finden sind. Janovsky für die großen Beutegreifer Nationalparks Berchtesgaden vor. Generell Allen beteiligten Interessensgruppen ist zuständig. Informationen zu möglichen wird in Bayern beim Thema Steinwild auf daran gelegen, dass die bayerischen Stein- Nachweisen können per E-Mail direkt enge Zusammenarbeit aller betroffenen böcke auch in Zukunft gute Lebensbedin- an martin.janovsky@tirol.gv.at gemel- Interessensgruppen gesetzt. Die Landrats- gungen in unseren Bergen vorfinden. Aus det werden. Gerne können Sie sich auch ämter der betroffenen Landkreise arbeiten den jährlichen Zählungen gewonnene an die Wildbiologen des Tiroler Jäger- eng mit den Bayerischen Staatsforsten, den Kenntnisse werden auch in Zukunft wich- verbandes wenden. ❙ betroffenen Nationalparks des Alpenraums tige Informationen über die Bestandsent- sowie Revierinhabern, Hegegemeinschafts- wicklung bereitstellen. leitern und Naturschützern zusammen. So Detaillierte Ergebnisse des Statusberichts, kann der Bestand jährlich erfasst werden. Verbreitungskarten des Steinbocks in den Wolf in Bayern auch Das Bayerische Staatsministerium für Er- nährung, Landwirtschaft und Forsten hat bayerischen Alpen sowie weitere Infor- mationen gibt es im Internet unter www. genetisch erfasst 2016 die gesammelten Daten zusammen- getragen und ausgewertet. Solch eine Auf- wildtierportal.bayern.de/steinwild. Neben dieser wissenschaftlichen Erhebung gibt D er im November fotografierte männliche Wolf bei Memmingen in Bayern konnte mittels Genetik eindeu- stellung gab es zuletzt 2010. Offizielle Be- standserfassung 2016: Fast 800 Steinböcke gezählt es seit heuer auch das gemeinsame Projekt „Alpensteinbock“ von Landesbund für Vo- gelschutz, Bayerischen Staatsforsten, Baye- tig nachgewiesen werden. Innerhalb der Der Erfolg dieses Konzepts zeigt sich ein- rischem Jagdverband und dem Bund Baye- letzten zwei Jahre ist dies nun bereits deutig, denn der bayerische Steinbockbe- rischer Berufsjäger. Nähere Informationen der zehnte Wolf, der in unserem Nach- stand hat in den letzten fünf Jahren deut- dazu gibt es unter der Adresse www.lbv.de/ barland Bayern aufgetaucht ist. ❙ lich zugenommen. Während 2010 rund 450 aktiv-werden/alpensteinbock-in-bayern.html. ❙ TJV Tiere gezählt wurden, waren es im Früh- Wildtierportal Bayern 10 Jagd in Tirol 01 | 2017 Fotos: Grünauer (1), Wildtierportal Bayern (1)
Aktuelles | Reviere Forschung & Praxis Ökologie Windenergie – Gefahr für Zugvögel E ine neu veröffentlichte Studie aus dem Kanton Jura (Schweiz) untersuchte die Vogelopfer an Windanlagen während dem Vogelzug. Die Studie ergab 20,7 tote Vögel pro untersuchter Windenergieanlage pro Jahr. Die Kollisionen von Vögeln und Fle- dermäusen sind ein Hauptproblem bei der Nutzung von Windenergie. Der genaue Einfluss von Windanlagen auf Wildtiere ist schwer abzuschätzen und sehr variabel je nach Tierart. Durch die neue Studie der Schweizerischen Vogelwarte stehen nun Zahlen bezüglich des Kollisionsrisikos zur Verfügung, welche vor allem Zugvögel betreffen. Denn Zug- vögel nutzen gerne den Schutz der Dun- kelheit für ihre Reise, um vor Greifvögeln sicherer zu sein. Vor allem Goldhähnchen daher bei der Standortplanung für Wind- raum, sondern auch an eventuelle Vogel- und Drosselarten wurden unter den Vogel- energieanlagen der Einfluss der Anlagen zugrouten stärker berücksichtigt werden. ❙ schlagopfern gefunden. In Zukunft sollte nicht nur auf den umgebenden Lebens- Christine Lettl Lebendgewicht bei Den Lebensraum Rentieren sinkt aktiv pflegen! Ende November wurde für einen Gamsbock ein Weide- zaun mal wieder zum Verhängnis. Das Ablegen der Weidezäune über den Winter sowie deren Abbau bei nicht weiterer Nutzung sind daher wichtige Bestandteile der Lebensraumpflege. TJV Das Spitzbergen-Ren ist eine Unterart des Rentieres und lebt ausschließlich auf der norwegischen Inselgruppe. L aut aktuellen Berichten britischer Forscher stellt der Klimawan- del die Rentiere auf der Inselgruppe Spitzbergen (Norwegen) vor Probleme. Die Tiere werden im Schnitt immer kleiner und leichter. Während ein 1994 geborenes Rentier im Alter von fünf bis sechs Jahren im Durchschnitt etwa 55 Kilo gewogen hat, bringt ein 2010 geborenes Tier im selben Alter nur noch etwas mehr als 48 Kilo auf die Waage. Durch die Erwärmung des Klimas kommt es im Winter immer häufiger zu Niederschlägen in Form von Regen oder Eis- regen. Diese Niederschläge führen dazu, dass sich eine Eisschicht auf der geschlossenen Schneedecke bildet, wodurch die Tiere die Flächen nicht wie bei Schnee freischaufeln können und sie folglich nicht mehr an ihre Nahrung gelangen. Durch den Nahrungsmangel setzen sie die Jungen zu früh oder mit geringerem Körpergewicht.❙ Christine Lettl Fotos: Niek Goossen/shutterstock (1), V. Belov/shutterstock (1), Messner (1) Jagd in Tirol 01 | 2017 11
Wild & Ökologie GAMSWILD Heimatwild Alpengams Das Gamswild ist in aller Munde. So auch bei der im Oktober 2016 stattgefundenen Tagung „Heimatwild Alpengams nachhaltig erhalten“. Doch was bedeutet nachhaltige Erhaltung? Der Umgang mit dieser Wildart ist alpenweit sehr unterschiedlich und reicht von Nichtnutzung bis hin zu regional vermutlich zu hohen Entnahmen, die langfristig Konsequenzen haben werden. Autor: Dr. Gunther Greßmann 12 Jagd in Tirol 01 | 2017
Gamswild Wild & Ökologie D och, wie tatsächlich umgehen mit Kompensatorisch jagen – angenommen werden, dass sich Gamswild dieser Wildart? Lebensraum ist geht das überhaupt? in vielen Gebieten nicht (mehr) dichteab- nicht gleich Lebensraum und Po- Der große Unterschied zwischen bejagten hängig reguliert. Gesteht man dem Jäger zu, pulationsstruktur nicht gleich Populati- und unbejagten Populationen liegt klarer- in 30 % der Fälle beurteilen zu können, ob onsstruktur. Im Rahmen der Workshops weise in den Regulationsmechanismen, eine Gämse über den Winter kommt oder zu den jagdlichen Richtlinien wurde unter denen sie unterliegen. Im ersten Fall sind nicht (was ohnehin schon hoch gegriffen anderem allerdings eine Formulierung er- es größtenteils menschliche „Wertvorstel- ist), so wird deutlich, dass eine gewisse Feh- arbeitet, die es verdient, näher betrachtet lungen“, die sich in der Art der Bejagung lerquote vorprogrammiert ist. Die Erfolgs- zu werden, nämlich, „…, dass sich die Al- niederschlagen, im anderen Fall dominie- kontrolle, im Sinne der Natur entnommen tersstruktur und das Geschlechterverhält- ren fast ausschließlich natürliche Einflüs- zu haben, gibt es nicht, da ein einmal er- nis an ungenutzten Beständen orientieren se. Ein Unterschied in jedem Fall ist die legtes Stück nur schwer den Nachweis er- müssen.“ Auf den ersten Blick vielleicht Tatsache, dass naturnahe Bestände stärker bringen kann, den Winter doch überstehen wenig aussagekräftig, doch wie so oft liegt schwanken, sich in diesen Zeiträumen auch zu können. Und umgekehrt: Haben nicht der Schlüssel im Detail verborgen. Denn hinsichtlich ihrer Altersstrukturen immer oft schon der kleine „Reißer“ als Kitz oder um den Kern dieser Aussage zu finden, wieder leicht verändern und gelegentlich der schwache Jahrling, der im Jahr darauf ist es notwendig, sich mit Dynamiken un- auch einbrechen können – die Natur kennt wieder bestätigt wurde, gezeigt, dass man bejagter Bestände auseinanderzusetzen, eben kein Leid oder Mitleid, Natur passiert. vielleicht mit einem Abschuss falsch gele- wie sie beispielsweise in manchen euro- Ein Fakt, der im jagdlichen Alltag gerne gen wäre. Dies soll ebenfalls nicht falsch päischen Großschutzgebieten zu finden übersehen wird. Gamsbestände, scheint es, verstanden werden, klarerweise können sind. Diese Populationen zeigen aufgrund sollen in vielen Regionen heute immer stär- gewisse Ansprechhilfen Hinweise auf den ihrer bereits seit langem nicht mehr statt- ker eine beständige, stets gleichbleibende, körperlichen Zustand eines Stückes liefern findenden Nutzung noch die natürlichsten wenn nicht sogar ansteigende Wertsiche- – der Schlüssel zur richtigen Entscheidung Dynamiken und die daraus resultierenden rung darstellen. Fallwild wird teilweise nur sind sie aber noch nicht. Die Gefahr, plötz- Verhaltensmuster und lassen so Einblicke mehr als erloschene Geldquelle gesehen, lich additiv zur natürlichen Sterblichkeit zu in die Bedürfnisse dieser Wildart zu. dient gelegentlich vielleicht dazu, Fehlab- jagen, ist also allgegenwärtig. Es kann, wenn schüsse zu kaschieren oder vieles mehr. sich Abschusszahlen ohnehin bereits am Als vielleicht langfristig für Populationen oberen Limit bewegen, schnell passieren, wichtiger Prozess wird der natürliche Tod dass die Natur dennoch ihren Teil nimmt, in unseren Revieren aber kaum mehr wahr- und Bestände abnehmen, weil sich eben die genommen. Das soll nicht heißen, dass der Wahrscheinlichkeit, tatsächlich kompensa- Natur nur mehr freier Lauf gelassen wer- torisch zu jagen, bescheiden darstellt. den sollte, vielmehr gilt es den Spagat zu schaffen, diesen Prozess im Rahmen der Jagd nicht völlig auszuschalten. In die- Wo liegt der Unterschied? sem Zusammenhang ist auch der Doch zurück zu unbejagten Beständen. gerne verwendete Begriff der Auch wenn sie meist stärker schwanken, drei „kompensatorischen Jagd“ Grundzüge haben sie gemein, die sie von zu hinterfragen. Denn kom- vielen bejagten Beständen unterscheiden: pensatorisch jagen kann man eigentlich nur in Beständen, die 1. Das Geschlechterverhältnis ist nur so hoch sind, dass sie sich bereits wenig zu den Geißen hin verschoben. dichteabhängig selbst regulieren. 2. Die Alterserwartung von Bock und Hier ist die Wahrscheinlichkeit tat- Geiß ist annähernd gleich hoch. sächlich größer, Gämsen zu erlegen, 3. Es existiert stets ein gewisser Grund- welche vielleicht den Winter nicht stock an wirklich älteren Tieren. überlebt hätten. Grundsätzlich ist aber die Überlebenswahr- Der letzte Punkt ist rasch erklärt und führt scheinlichkeit spätestens auch zu den beiden anderen Punkten. Äl- von zweijährigen Gämsen tere Tiere haben nicht nur genetisch bewie- aufwärts sehr hoch. Zu- sen, dass sie sich unter den gegebenen Le- sätzlich kann aufgrund bensraumbedingungen behaupten können, der stetig abnehmenden vor allem besitzen sie auch das meiste Wis- Bestandszahlen in den sen und die größte Erfahrung. Klarerwei- letzten zwei Jahrzehnten se können sie dadurch auf verschiedenste Foto: Mächler (1) Jagd in Tirol 01 | 2017 13
Wild & Ökologie Gamswild Umwelteinflüsse am besten reagieren. Er- fahrene Geißen wissen genau, wann sie zu Gibt es kaum reife Stücke in der Population, welcher Witterungssituation wo sein müs- verausgaben sich die jüngeren Tiere, wodurch wiederum deren Lebenserwartung abnimmt. sen und lenken damit auch jüngere Tiere. Diese wiederum erweitern dadurch wieder kontinuierlich ihren Erfahrungsschatz und erhöhen so ihre eigene Überlebenswahr- und soziale Reifung der jüngeren Tiere, was scheinlichkeit. Fehlen diese älteren Füh- wiederum deren Lebenserwartung zugute rungspersönlichkeiten, wird nicht nur das kommt. Somit wird augenscheinlich, dass gesamte Raumverhalten viel variabler und es in destrukturierten Beständen immer unsicherer, vor allem verringert sich aber schwieriger wird, alte Tiere „entnehmen“ der „Wissensschatz“, der in einer Populati- zu können. on existiert. Die anderen beiden Punkte ge- ben sich bezogen auf den erstgenannten die Hand. Betreffend der Lebenserwartung und Ein bekanntes Phänomen dem Geschlechterverhältnis ist nämlich un- Dieses Phänomen der veränderten Popu- ter anderem das Verhältnis von mittelalten lationsdynamik ist übrigens in unbeein- (also eigentlich noch halbstarken) zu wirk- flussten jungen, wachsenden Populationen lich reifen Böcken ausschlaggebend. Und (beispielsweise nach der Eroberung neuer da stellt sich die entscheidende Frage: Ab Lebensräume) zu beobachten. In diesem Fall wann sind Gämsen wirklich reif bzw. alt? müssen junge Tiere anfänglich die Aufgaben Hier überraschen unbejagte Gebiete im- älterer übernehmen, da diese ja fehlen. Da- mer wieder mit beeindruckenden Zahlen. durch verausgaben sie sich rascher und ihre Geißen von 15 Jahren aufwärts sind keine Lebenserwartung ist geringer. Erst langsam Seltenheit und Böcke im Alter von 13 bis entwickelt sich der Stock an alten Tieren, 16 Jahren sind weniger die Ausnahme als der Gefühle sind? Der Unterschied liegt die Bestandesstrukturen ändern sich und die Regel. Und besagte Böcke sind keine im Vorhandensein älterer Tiere in ausrei- zusätzlich wird das Raumverhalten stabiler Methusalems, sondern größtenteils noch chender Stückzahl, die heute in vielen be- – die Lebenserwartung für das Einzelindivi- brunftaktiv und mehrere dieser „alten“ Gei- jagten Populationen bereits fehlen. Ist stets duum steigt. Somit kann eine Bejagung, die ßen führen noch Kitze. Doch woher kom- ein gewisser Grundstock an älteren Tieren zu wenig Wert auf Altersstruktur und Ge- men diese Unterschiede zu bejagten Popu- vorhanden, führt dies zu einer Veränderung schlechterverhältnis der in der Population lationen, in welchen teilweise zwölf bis drei- der durchschnittlichen Lebenserwartung verbleibenden Stücke legt, langfristig große zehnjährige Geißen schon als alt gelten und für das Einzelindividuum. Der Druck der Folgen haben. Sind in bejagten Gebieten, aus vereinzelte zehnjährige Böcke das höchste Alten bewirkt eine langsamere körperliche welchem Grund auch immer, nur mehr we- nige ältere Tiere in der Population und ein Großteil der Tiere wird mit Erreichen der Klasse I gleich entnommen, wird nämlich der Population ständig vorgegaukelt, sie be- fände sich in einer Wachstumsphase und die jüngeren Tiere verausgaben sich. Eine Spira- le, die nur der Jäger stoppen kann. Und hier- zu sagen auch Trophäenschauen wenig aus. Denn auch wenn vielleicht noch zwei erlegte Stücke der Klasse I gefeiert werden können – es sagt nichts darüber aus, ob in der ver- bliebenen Population noch ausreichend alte Gämsen vorhanden sind. Die Brunft macht‘s sichtbar! Gerade in der Brunft spielen entsprechende Strukturen eine wichtige Rolle, da sie un- terschiedliche Verhaltensweisen bedingen. Beispielsweise sind jüngere Böcke (in Er- Alte Stücke haben besonders durch ihre Erfahrung und ihren Wissensschatz einen oft vernachlässigten Einfluss. 14 Jagd in Tirol 01 | 2017 Fotos: Prem (2)
GAMSWILD Wild & Ökologie Bei einem ausgewogenen Verhältnis mit reifen und mittelalten Böcken vergeuden die Böcke weniger Energie während der Brunft. Die dadurch verkürzte Brunft wirkt mangelung älterer Stücke) rasch überfor- schen halten sich die mittelalten auf. Der sich auch positiv auf die Geißen aus. dert und „übernehmen“ sich – mit allen Großteil der Geißen kommt aber innerhalb Konsequenzen, die für uns oft erst nach einer kurzen Zeitspanne in die Brunst. Die dem Ausapern sichtbar werden. Und so reifen können sich zeitgleich aber nicht um wieder früh der Nahrungssuche widmen. beginnt sich das Geschlechterverhältnis alle Geißen kümmern, wodurch ein Teil der Dadurch gehen sie mit größeren Reser- langfristig zu Gunsten der Geißen oder aufnahmefähigen Geißen von den mittel- ven in den Winter. Und ein weiterer Vor- richtiger gesagt, zu Ungunsten der Böcke alten umworben werden kann, die so ihre teil: Werden die meisten Geißen zeitgleich zu verschieben. Grundsätzlich investieren Chance bekommen. Dies zeigt die Bedeu- und früh beschlagen, wird der Großteil der Böcke in der Brunft den Großteil des Tages tung eines ausgewogenen Geschlechterver- Kitze im kommenden Frühsommer zum in soziale Interaktionen und weniger in die hältnisses und die Wichtigkeit einer gewis- frühesten Zeitpunkt und innerhalb einer Nahrungsaufnahme, wodurch sie auch oh- sen Anzahl reifer und mittelalter Böcke. In kurzen Zeitspanne gesetzt. So steht ihnen ne Hetzjagden einen Teil ihres Gewichtes einem solchen System vergeuden die Böcke mehr Zeit zur Verfügung, um für den ers- verlieren. Diese Verfolgungsjagden können weniger Energie. Sie müssen nicht versu- ten Winter Reserven aufzubauen, gleich- aber für das Einzelindividuum schlussen- chen, große Brunftrudel zu halten oder zeitig verringert ein annähernd zeitgleicher dlich das Zünglein an der Waage werden. sich andauernd in Verfolgungsjagden ver- Setztermin die Verluste durch Fressfeinde. Denn ihre Anzahl während der Brunft ist stricken. Zusätzlich erhalten auch mehrere Und auch wenn wir die Hetzjagden der eben stark von der Altersstruktur der Böcke Böcke die Möglichkeit, ihre Gene weiterge- mittelalten und jüngeren Böcke vor kurzem abhängig. Je mehr reife Böcke vorhanden ben zu können und der Großteil der Gei- noch mit Begeisterung beobachtet haben, sind, desto mehr spielt sich die Brunft über ßen wird beim ersten Eisprung erfolgreich sollten wir dennoch daran denken, dass ein Reviersystem ab. Diese Reviere sind von beschlagen. Somit verkürzt sich die Brunft, sich in vielen unbejagten Gebieten Böcke den reifen besetzt, die gegebenenfalls noch die nun auch unter den Geißen ruhiger ab- erst mit sechs Jahren wirklich aktiv an der jüngere Böcke in der Nähe dulden. Dazwi- läuft und beide Geschlechter können sich Brunft beteiligen … ❙ Feuchte Jagdschuhe? „Das gibt unangenehm kalte Füße“, weiß Prof. Oskari! t! ng % w w w. A R G E n t u r. a t ei u 10 Modell Bora 2 w nd . - Der Tüftler und Erfinder macht kurzen Prozess mit feuchten, ch se n mit Duft- ei u Jä kalten Jagdschuhen und Handschuhen: mit einem Belüftung rr Z e warmen, aromatisierten Luftstrom trocknet er Schuhe te IS nd ös RAT s E materialschonend im Handumdrehen. So steht dem G bi außergewöhnlichen Tragekomfort nichts im Wege. + on i kt A Online-Shop: www.trockene-schuhe.at SCHUHTROCKNER Fotos: Mächler (1), Kirchmair (1) Jagd in Tirol 01 09 | 2017 2016 15
Wild & Ökologie ÜBERWINTERUNG Überwinterungs- strategien der Vögel Ein Großteil der Vogelwelt Tirols verlässt uns im Herbst, um in zumeist wärmeren Gebieten zu überwintern. Einige „winterharte“ Vogelarten bekommen allerdings im Winter Besuch, denn auch Tirol ist Überwinterungs- gebiet einiger Spezies, die meist aus nördlichen Gefilden stammen. Autorin: Julia Huter-Offer, MSc 16 Jagd in Tirol 01 | 2017
ÜBERWINTERUNG Wild & Ökologie B irdLife Österreich erforschte die Zusammensetzung der Vogelfauna Haufigkeit der Wintervögel Tirols 2015/16 (n=12.773) in Tirol im Winter 2015/2016. Die sogenannte „Stunde der Wintervögel“, ein Projekt von BirdLife Österreich, findet je- des Jahr Anfang Jänner statt und wird mit Hilfe von vielen freiwilligen Vogelliebha- bern österreichweit umgesetzt. Dank dieser Arbeit, in der vor allem Gar- tenvogelarten bzw. Arten, die von mensch- licher Fütterung profitieren erfasst wurden, kann man erste Rückschlüsse auf den im Alpenraum verstärkt wirkenden Klima- wandel annehmen. Dieser führte im Lau- fe der letzten 30 Jahre zu einer Tempera- turerhöhung von 1,8 °C im alpinen Raum. Einige Arten wie der Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros) und die Mönchs- Häufigkeit verschiedener Wintervögel in Tirols Gärten – Kohlmeise und Haussperling sind die häufigsten Vertreter. grasmücke (Sylvia atricapilla) wurden da- durch sogar teilweise in Tirol zu Standvo- gelarten, wobei immer noch ein Großteil nachdem, wie stark eine der beiden Anla- beobachten. Man kann davon ausgehen, dass dieser Vögel Teilzieher sind. Im Vergleich gen ausgeprägt ist, entscheidet der Vogel, ob jene Arten, die bleiben und den Winter hier dazu fliegen Zugvögel mehrere tausende er bleibt oder fliegt. Die Mönchsgrasmücke überleben, einen Brutvorteil haben. Sie kön- Kilometer, um bis zu ihrem Überwinte- kommt in ganz Europa vor, aber nicht alle nen sich früh einen geeigneten Brutplatz su- rungsgebiet zu gelangen. Rekordhalter der Vertreter dieser Art fliegen in das gleiche chen und mit dem Brüten beginnen, sobald tierischen Wanderungen, mit rund 40.000 Überwinterungsgebiet. Dieses individuelle es die Temperaturen zulassen. Für Lang- km/Jahr, ist die Küstenseeschwalbe (Sterna Zugverhalten ist innerhalb der gleichen Art streckenzieher, die genetisch viel stärker an paradisaea). Sie verbringt den Sommer in unterschiedlich stark ausgeprägt. Rotkehl- ihre Jahresperiodik gebunden sind, kann nordpolaren Gebieten und den Winter in chen (Erithacus rubecula) und Mönchsgras- dies hingegen zum Problem werden: Bevor der Treibeiszone der Antarktis. Die hei- mücke können ihr Zugverhalten schnell an sie aus Afrika kommend in ihren Brutge- mischen Rauchschwalben (Hirundo rusti- sich ändernde Umweltbedingungen anpas- bieten eintreffen, sind die besten Nistplätze ca) und Steinschmätzer (Oenanthe oenan- sen. Sie gehören somit zu den „Teilziehern“, oft durch die daheimgebliebene Konkurrenz the) wandern ebenfalls bis zu 35.000 km im wobei ein Teil der Population Zugvogel schon besetzt. Jahr. Die durchschnittliche Flughöhe liegt und der andere Teil Standvogel ist.Andere Interessantes Detail am Rande – es ziehen dabei zwischen 300 und 1.000 Metern, wo- Arten ziehen mitunter gar nicht mehr oder jährlich mehr weibliche Vögel in den Süden bei größere Tiere in der Regel in höheren weichen der Kälte nur kurzfristig aus. Diese als männliche, da sie im Futterkampf um Luftschichten fliegen als kleinere. Tendenz lässt sich bei Staren (Sturnus vulga- die knappen Ressourcen häufiger unterlie- ris), Singdrosseln (Turdus philomelos), Rot- gen. Die Genetik allein mag zwar ein hohes milanen (Milvus milvus), Kiebitzen (Vanellus Zugverhalten – vanellus) und Feldlerchen (Alauda arvensis) genetischer Ursprung? Einige Mönchsgrasmücken haben Laut neuesten genetischen Untersuchungen sich an den Klimawandel angepasst und überwintern nun auch in Tirol. der Vogelwarte Radolfzell des Max-Plank- Institutes hat das Zugverhalten der Vögel in aller erster Linie genetischen Ursprung. Ein innerer Zeitmesser bestimmt den Abflug- termin, den richtigen Zeitpunkt zum Fett anlegen und die Orientierung in der Luft, damit die genaue und pünktliche Landung im Winterruhegebiet gewährleistet ist. Diese ererbte Programmierung erklärt zum Bei- spiel, wieso ein Kuckuck (Cuculus canorus), der in den meisten Fällen von Standvögeln aufgezogen wurde, auch als Zuganfänger, also ohne elterliche Begleitung, den rich- tigen Weg ins Überwinterungsgebiet finden kann. Bei gezielten Züchtungsversuchen mit Mönchsgrasmücken konnte gezeigt wer- den, dass diese sowohl Anlagen für Zug- als auch Standvogelverhalten besitzen und je Fotos: Ziga Camernik/shutterstock (1), Colin Robert Varndell/shutterstock (1) Jagd in Tirol 01 | 2017 17
Wild & Ökologie ÜBERWINTERUNG Erklärungspotential haben, der Vogelzug den Energieverbrauch erheblich reduziert. hängt aber auch sehr stark mit dem vorhan- Das Einfetten des Deckgefieders mit einem denen Nahrungsangebot und der Witterung öligen Sekret, das in der Bürzeldrüse pro- zusammen. Beim Buchfinken (Fringilla co- duziert wird, unterstützt den Vogel bei elebs) hat das Teilziehverhalten sogar zu sei- Minusgraden und nassen Wetterbedin- ner Namensgebung beigetragen. In Schwe- gungen. Bis zu 80 Grad Celsius kann der den, wo der Systematiker Linné lebte, über- Temperaturunterschied zwischen Körpe- wintern vor allem Buchfinkenmännchen rinnerem und Umgebung bei Polarvögeln und aufgrund dieser „Winterwitwerschaft“ betragen. Zur Aufrechterhaltung der Kör- gab er der Spezies den Art-Namen „coelebs“, perwärme ist dabei in erster Linie die En- lateinisch ehelos. ergiezufuhr über die Nahrung notwendig. Einige Insektenfresser, wie zum Beispiel Viele Vögel, die eigentlich Insektenfresser Amsel (Turdus merula) und Rotkehlchen, sind, wie Meisen oder Kleiber, nehmen sind anpassungsfähig genug und stellen ihre im Winter auch gezielt Samen, Nüsse und Ernährung im Winter auf Körner und Sa- Körner in ihren Speiseplan auf, denn die- men um. Vor ca. 100 Jahren überwinterten se stellen fettreiche und energiereiche Amseln noch in Südeuropa und Nordafrika. Das Aufplustern in Form einer Nahrung dar. Auch kleine Spinnen und Heutzutage lassen sie sich das breite Kör- Kugel hilft dem Vogel kalte Insekten sowie deren Eier und Larven las- Temperaturen zu überstehen. nerangebot am Futterhaus schmecken und sen sich noch unter Baumrinde, zwischen steigen erst im Frühjahr wieder auf tierische Wurzeln oder auch in Komposthaufen er- Nahrung um. Weitere Vertreter am Vogel- beuten. Da im Winter die Tage kürzer und haus sind Haussperlinge (Passer domesticus), lässt, bietet eine zusätzliche Nahrungsquelle, die Nächte länger sind, steht für die Vögel Kohlmeisen (Parus major), Blaumeisen (Cy- die gerne von den kleinen Besuchern ange- auch weniger Zeit zur Nahrungssuche zur anistes caeruleus), Haubenmeisen (Lopho- nommen wird. Verfügung. Aus diesem Grund legen viele phanes cristatus), Buchfinken, Kleiber (Sitta Eine weitere Anpassung gegen die kalten Arten Vorratsspeicher an: Eichelhäher europaea), Stieglitze (Carduelis carduelis), Temperaturen ist das starke, kugelige Auf- (Garrulus glandarius) vergraben Eicheln Grünfinken (Chloris chloris) sowie auch ei- plustern des Gefieders. Vögel sind wie auch im Boden, Sumpf-, Tannen- und Hauben- nige Vertreter der Spechtfamilie. Der Grün- wir Menschen gleichwarm, das heißt sie meisen verstecken Samen und Kerne in specht (Picus viridis) schweift in kalten Win- müssen ihre Körpertemperatur konstant Rindenspalten. Je kleiner ein Vogel, umso tern weit umher und kommt gern in Gärten, zwischen 38 und 42 Grad Cel- mehr Zeit wird auch für die Futtersuche wo er in Komposthaufen und un- sius aufrechterhalten. Die investiert: Kohlmeisen (Parus major) sind ter Obstbäumen häufig runde Form ist kein Zufall, zu 75 Prozent, Blaumeisen (Cyanistes cae- Nahrung findet. Wer denn die Kugel ergibt im ruleus) zu 90 Prozent und das nur fünf bis einen naturnahen Verhältnis zum Körpervolumen sechs Gramm schwere Wintergoldhähn- Garten mit großen die geringste Oberfläche, über chen (Regulus regulus) den ganzen Tag am Nadelbäumen hat die auch am wenigsten Wärme Suchen und Fressen. Der Winter bringt oder beim Ernten verloren gehen kann. Ein spezielles auch erhebliche Verhaltensänderungen im Herbst ein paar Wärmeaustauschsystem verhindert, bei den Vögeln mit sich. Da im Winter Hagebutten, Äpfel oder dass die Vögel über ihre Beine Wärme die Temperatur in der Stadt immer etwas Beeren im Garten hängen verlieren. So gibt das abwärtslaufende höher ist als im Umland, steigen dort die Blut seine Wärme rechtzeitig an das in den Überlebenschancen für Vögel. Ein guter Körper zurückfließende Blut ab und kühlt Beleg dafür ist die Entwicklung des Be- die Beine so auf fast null Grad. Dabei fließt standes des Zaunkönigs (Troglodytes tro- es sehr nah an den Venen vorbei, die das glodytes) in Tirol. Einzeltiere überwintern abgekühlte Blut aus den Füßen wieder zum an geeigneten Stellen und das regelmäßige Körper zurück transportieren. Nur so kann Eindringen in Siedlungen ist keine Selten- es gelingen, dass zum Beispiel Enten nicht heit. Eine dichte Bebauung, das vielfältige auf dem Eis eines Gewässers anfrieren und Nahrungsangebot sowie die Bepflanzung ihre Füße nicht absterben. der Gärten und Parks sind hier klar von Vorteil für den kleinen Vogel. Die Stadt liefert sowohl Wärmeinseln als auch Wind- Eisigen Bedingungen trotzen... schutz. Der Verkehrslärm, die Fülle an Vögel sind auch in der Lage, mit ihren dun- künstlichem Licht und die Nähe des Men- klen Gefiederpartien die Sonnenstrahlen schen scheinen dabei kein Hindernis zu gezielt zu nutzen. Sie reflektieren nur et- sein. Andere Arten haben dabei allerdings wa 20 Prozent der Sonnenstrahlen und in gröbere Probleme, denn dieser vermehrte besonders kalten Nächten können sie ihre Licht- und Lärmstress kann bei den emp- Es ziehen jährlich mehr Weibchen Körpertemperatur auch künstlich herun- findlichen Tieren unter anderem den Hor- als Männchen in den Süden, terfahren. Sie fallen dann in eine Art Star- monhaushalt stören. Manche Amseln und genauso auch beim Buchfinken. re, die den Stoffwechsel und damit auch Stare kann man gelegentlich im Winter 18 Jagd in Tirol 01 | 2017 Fotos: Nixoid/shutterstock (1), XPixel/shutterstock (1), Filip Rejman/shutterstock (1), Scattoselvaggio/shutterstock (1)
ÜBERWINTERUNG Wild & Ökologie duldet sich und bildet lockere Gruppen, um gemeinsam Nahrung zu finden. Diese Überlebensstrategie kann man auch bei Gebirgsvogelarten beobachten. Bei einem erneuten Wintereinbruch im Früh- jahr werden auch oft temporär die Reviere wieder aufgegeben um Nahrungstrupps zu bilden. Da das Futterangebot im Winter oft be- grenzt ist, verlassen sich die Vögel auch darauf, dass regelmäßig Nahrung in den Futterhäusern vorzufinden ist. Wer also die Fütterung einstellen will oder muss, sollte das langsam und schrittweise tun. Und irgendwann geht zum Glück jeder noch so kalte Winter vorüber und die war- Ein spezielles Wärmetauschsystem men Sonnenstrahlen lassen wieder richtige in den Beinen der Vögel verhindert, Frühlingsgefühle aufkommen. ❙ dass die Tiere im Winter Wärme über ihre Füße verlieren. Obwohl der Tannenhäher bis zu 80 % seiner versteckten Nüsse wieder findet, tragen jene, die singen hören, vereinzelt versuchen sie so- vergessen werden, positiv zur gar zu brüten. Erwähnenswert hierbei ist Landschaftsgestaltung bei. auch, dass die Amsel, ein ehemals scheuer Waldbewohner, zu einer Allerweltsart im urbanen Raum geworden ist. Finken und Meisen finden sich in den kalten Wintermonaten zu Zweckgemein- schaften zusammen, die von der einen ergiebigen Nahrungsquelle zur anderen vagabundieren. Die Zusammensetzung dieser Zwecktrupps ist nicht konstant und löst sich auch bald wieder auf. Das gemein- schaftliche Handeln ist nur in der kalten Jahreszeit möglich, weil hier Reviergrenzen keine Rolle zu spielen scheinen. Bei vielen Vögeln nimmt die Territorialität ab, man
Wild & Ökologie REHWILD Projekt Rehkitz- markierung Tirol
Rehwild Wild & Ökologie Die Markierung von Wildtieren zählt zu den ältesten und bewährtesten Methoden, welche in der Wildtier- forschung eingesetzt werden. In manchen Revieren Tirols werden schon seit Jahren Rehkitze markiert. Die Daten liefern spannende und wichtige Informationen, beispielsweise über Wanderverhalten, Setzzeitpunkt und -ort. Bis heute wurden die Tiroler Daten jedoch nicht zentral gesammelt bzw. ausgewertet – dies soll sich nun mit dem nachfolgend vorgestellten Projekt ändern. Autorin: Martina Just D er Tiroler Jägerverband startet im Früh- jahr 2017 das Projekt „Rehkitzmar- kierung Tirol“. Dieses Projekt basiert auf der freiwilligen Mitarbeit der Jägerschaft. Neben der Vereinheitlichung der Markierung sowie einer zentralen Verwaltung und Auswer- tung der Daten, legt dieses Projekt den Grund- stein für die Langzeitforschung zum Wander- verhalten von Rehen in Tirol. Rehe, vor allem Rehgeißen, sind in der Regel nicht individuell erkennbar. Daher ist eine koordinierte, einzig- artige Markierung der verschiedenen Rehindi- viduen das A und O. Farbe am Lauscher Da das Markieren ausgewachsener Stücke zwar nicht unmöglich, aber aufwendiger ist und ei- nige Informationen, wie z. B. das Geburtsjahr verloren gehen bzw. ungenau werden, setzt dieses Projekt bei Kindesbeinen an. Zur Setz- zeit werden die erst wenige Tage alten Kitze mit Hilfe einer Ohrmarkenzange markiert. Sind die Kitze erst einmal ein paar Wochen alt, wird es schwierig bis unmöglich, die kleinen, agilen, gepunkteten Vierbeiner zu fassen zu bekom- men. Mittels der Zange wird einem Rehkitz eine kleine, farbige Ohrmarke an einem der Lauscher angebracht. Die Farbe der Marken ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich, so kann z. B. ein markierter Rehbock mit Hilfe der Ohrmarkenfarbe auf sein Alter hin angespro- chen werden. Die Ohrmarken sind zusätzlich Foto: Jäger (1) Jagd in Tirol 01 | 2017 21
Wild & Ökologie REHWILD links: Während den ersten Wochen fliehen die frisch gesetzten Rehkitze nicht und können problemlos markiert werden. Danach wird es schwierig die gepunkteten, flinken Vierbeiner zu nummeriert und liefern Informationen zu Rehe. Eine Studie aus Niederösterreich, erwischen. Geburtsort, Setzzeitpunkt und Wanderver- in deren Rahmen während zehn Jahren halten. Zu der revierübergreifenden Daten- (1980-1989) über 4.000 Rehkitze mar- rechts: Mit einem geübten Griff kön- analyse ist es notwendig, die markierten Kit- kiert wurden, analysierte unter anderem nen die Kitze mit geringer oder sogar ganz ohne Berührung markiert werden. ze mit dem entsprechenden Formular dem die Dauer des Setzzeitraumes. Rund 70 % Tiroler Jägerverband zu melden. Dadurch der Kitze wurden im Zeitraum zwischen ist es jedem Einzelnen möglich, den Weg 21. Mai und 10. Juni markiert, wobei die eines erlegten oder gesichteten, markierten jahreszeitlich früheste Markierung am 22. Rehe aus Gebirgsregionen saisonale Wan- Stückes Rehwild nachzuverfolgen. Die Mel- März und die späteste am 24. August er- derungen zwischen Sommer- und Winter- dungen sind telefonisch, schriftlich oder di- folgte (Reimoser et al., 2001). Die Daten einstand machen, die sich oft über längere rekt über die Homepage des TJV möglich. liefern auch spannende Informationen Strecken ziehen. Aus den Sichtmeldungen zum Wanderverhalten des Rehwildes. geht zudem hervor, dass manche Rehe Fuchs (2015) hat dazu die Entfernung ausgedehnte Ausflüge in andere Gebiete Eine Marke – viele Daten vom Markier- zum Fundort von 2.619 machten, aber nach einiger Zeit wieder Die Daten, welche durch das Rehkitzmar- meist als Rehkitz markierten Tieren aus- in die Nähe ihrer Setzorte zurückkehrten. kierungsprojekt erfasst werden, ermög- gewertet. Die mittlere Distanz beträgt Ein 5-jähriger Rehbock legte die Rekord- lichen einen Einblick in das Leben der 2,4 km, wobei bekannt ist, dass vor allem distanz von 109 km (Luftlinie) zurück. links: Mit Hilfe der Ohrmarke kann ein Stück Rehwild auf das Alter hin angesprochen werden. Diese Rehgeiß ist im Jahr 1997 markiert worden und wurde 18 Jahre alt. rechts: Der Rehbock wurde im Jahr 2015 in der Schweiz markiert und vor kurzem im Vorarlberg von einer Wildkamera fotografiert. 22 Jagd in Tirol 01 | 2017 Fotos: Weber (2), Gadient (1), Neher/Wildkamera (1)
REHWILD Wild & Ökologie Mithilfe! ✁ Der Erfolg des Projektes „Rehkitzmarkie- Bestellformular Ohrmarken für die ✁ rung Tirol“ steht und fällt mit der freiwil- ligen Mitarbeit der Jägerschaft. Engagiert sich eine Vielzahl von Jägerinnen und Jä- Rehkitzmarkierung 2017 gern beim Markieren sowie der späteren Rückmeldung von erlegten oder gesich- Bestellfrist: 20. Februar 2017 teten Stücken, entsteht eine Datengrund- lage auf welcher aussagekräftige Analysen VORNAME durchgeführt werden können. Die entsprechenden Ohrmarken werden NACHNAME vom TJV kostenlos zur Verfügung gestellt und können revierweise mit dem nach- ADRESSE stehenden Formular oder direkt über die Homepage des TJV, bis zum 20. Februar PLZ/ORT 2017, bestellt werden. Meldungen zu er- legten oder gesichteten, markierten Rehen TELEFONNUMMER können telefonisch, schriftlich oder eben- falls über die Homepage gemacht werden. E-MAIL-ADRESSE Die erhobenen Daten sowie die Auswer- tungen werden jährlich in Form eines Jah- REVIER resberichts in der JAGD IN TIROL sowie auf der Homepage des Tiroler Jägerver- Anzahl Ohrmarken: ❒ 5 Stück ❒ 10 Stück ❒ 15 Stück ❒ 20 Stück bandes veröffentlicht. ❙ (Die Ohrmarken werden kostenlos abgegeben. Bitte eine Bestellung pro Revier.) Anzahl Zangen: …………. (€ 12,- pro Zange) Quellen: (Achtung! Die Marken können nur mit einer kompatiblen Zange angebracht werden.) ➠ Fuchs S. (2015) 40 Years of Roe Deer Markings in Switzerland: An Analysis of the Mobility Behavior. Masterarbeit am Geographischen Institut der Universität Zürich. ……………………….. ....…………………………… Ort/Datum Unterschrift ➠ Reimoser F., Zandl J., Winkler D. (2001) Rehwild – immer gut für Überraschungen. Die Pirsch 11: 4-7 Einsenden an: Tiroler Jägerverband, Projekt Rehkitzmarkierung, Meinhardstr. 9, 6020 Innsbruck ✁ ✁ A K T I O N S A N G E B O T * Sehr gerne erstellen wir für Sie Ihr persönliches Angebot! Bitte rufen Sie uns an! Blaser R8 Professional Success Repetierbüchse Standardkaliber mit Zfr. Zeiss Conquest mit Zfr. Zeiss Victory HT 3 –12 x 50, LA 3 –12 x 56, Abs. 60 oder 2,5 –10 x 50, Abs. 60 (original Blaser Sattelmontage + eingeschossen) (original Blaser Sattelmontage + eingeschossen) JAKELE Jagd + Natur GmbH & Co. KG · Am Werkhaus 8 · D-87480 Weitnau-Hofen · www.jakele.de · Tel. +49 (0) 83 75 / 9 73 20 *solange Vorrat reicht
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xxxxx Jagdhunde ✃ Auss Bergulme chne (Ulmus glabra Huds.) und iden sam meln ! Familie: Ulmengewächse (Ulmaceae) Glaubt man der nordischen Sagenwelt, so verdanken wir alle unser Leben dem Baum des Monats Januar. In der Edda steht geschrieben, dass vor langer Zeit die Stämme Ask und Embla, d. h. eine Esche und eine Ulme, an den Strand gespült wurden. Die Götter hauchten den geschwächten Bäumen ihren Odem ein und aus Ask, der Esche, wurde ein Mann und aus Embla, der Ulme, eine Frau, von der die Menschheit abstammt. Leider hauchen gerade die Ulmen in den letzten Jahrzehnten ihren Lebens- odem wieder aus. Was hinter diesem Ulmensterben steckt, soll in diesem Teil der Serie aufgedeckt werden. Autor: Thomas Gerl Merkmale Standort Neben Eichen bilden Bergulmen die auffälligsten Baumgestalten Bergulmen findet man nicht nur in mit den größten Wuchshöhen im heimischen Wald. In ihren bis zu ganz Europa, sondern bis nach West- 400 Lebensjahren wachsen sie auf stattliche Höhen von 30 bis asien vom Tiefland bis in Höhen 40 m heran. Wie alle Ulmenarten hat auch die Bergulme von ca. 1.400 m in den Alpen. Ihr eigentümlich schiefe Blätter, die wechselständig an den Zweigen bevorzugter Lebensraum sind da- angeordnet sind. Am Grund der eiförmigen Spreite mit gesägtem bei feuchte, gerne auch schattige Rand sind die Blätter stets auffällig asymmetrisch geformt. Schluchtwälder über nährstoffrei- Im Unterschied zur Flatter- und Feldulme kennzeichnen die Blätter chen, eher basischen Böden, die sie der Bergulme oft drei auffällige Zacken an der Spitze des Blattes. mit ihren Senkwurzeln bis in große Die Oberseite des Laubs fühlt sich sehr rau an, die Unterseite ist Tiefen erschließen und so einen zerstreut behaart. Ulmenstämme sind von einer gräulich schwar- wichtigen Beitrag zur Hangstabilisie- zen Borke geschützt, die mit zunehmendem Alter immer tiefere rung liefern. Längsrisse aufweist. Die rötlich-braune Rinde jüngerer Zweige ist Vor gar nicht allzu langer Zeit wurden behaart und trägt im Winter kleine eiförmige Knospen, die den Ulmen wegen ihrer Robustheit gegen- Zweigen anliegen. Alle Ulmen sind windblütig. Ihre zwittrigen über Luftschadstoffen gerne in Parks, Blüten erscheinen bei Bäumen ab einem Lebensalter von 30 bis Alleen und anderen städtischen 40 Jahren zwischen März und April noch vor den Laubblättern in Bereichen angepflanzt. Alte Exem- plare wuchsen wegen ihrer im- posanten Gestalt oft zu örtlichen Wahrzeichen heran. MERKMALE DER BERGULME: Ungestielte Trug- dolden, die wie Büschel an Kurztrieben stehen und Blätter mit eiförmiger Spreite und gesägtem Rand. Fotos: Gerl (2), Roberto Cerrutti/shutterstock (1) Jagd in Tirol 01 | 2017 25
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