11/2012 Bayerischer Gemeindetag

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11/2012 Bayerischer Gemeindetag
BAYERISCHER GEMEINDETAG • Verband kreisangehöriger Städte,                                  B 6015 E
   Märkte und Gemeinden • Körperschaft des öffentlichen Rechts

                                                                                            Bayerischer Gemeindetag
 11/2012

                                                                 BAYERISCHEN GEMEINDETAGS

 Krippenmuseum in Glattbach (Lkr. Aschaffenburg)
                                                                 Die Zeitschrift des

  Der Bayerische Gemeindetag
                  im Internet:
           http://www.bay-
           gemeindetag.de

             Die Geschäftsstelle
   ist gleichzeitig über folgende
     e-mail-Adresse erreichbar:
baygt@bay-gemeindetag.de
11/2012 Bayerischer Gemeindetag
Bayerischer Gemeindetag Inhaltsverzeichnis
                                                          QuintEssenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .           397
                                                          Dr. Brandl: Verwalten heißt gestalten . . . . . . . . . . . . . . . .                               399
                                                          Dr. Busse: 10 Thesen zum Landesentwicklungs-
                                                          programm Bayern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                 403
                                                          Informationen des Bayerischen Gemeindetags
                                                          im Oktober 2012 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .         404
                                                          Graf: Energiewende – vom Sonnendeck in den
                                                          Maschinenraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .               406
                                                          Dr. Thimet: Die neue Muster-EWS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                             410
                                                          Hummel: „Kein Anschluss unter dieser Nummer“ . . . . .                                              415
                                                          Reichard + Bläß: Das Konzessionsvergabeverfahren
                                                          im Strom- und Gasbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                        419
                                                          Zum 50. Jubiläum von „Ludyga/Hesse“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                       423
                                                          VERWALTUNG Führung in Zeiten des Wandels . . . . . . . . . . . . . .                                427
                                                          Moderationstechniken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .            427
                                                          KOMMUNALWIRTSCHAFT 43. Seminar für Führungskräfte der
                                                          Versorgungs- und Entsorgungswirtschaft in Bad Wiessee . . . . . . .                                 428
                                                          Jahreskongress der Energieeffizienzgemeinden . . . . . . . . . . . . . . .                          428
                                                          Förderung elektronischer Anzeigetafeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                    429
                                                          SOZIALES Kommunalpolitikerinnen unterwegs zu Sozialthemen
                                                          im Elsass . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   429
                                                          Aktuelles aus Brüssel – Die EU-Seite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                  432
                                                          VERSICHERUNGEN Rechtsschutzversicherung . . . . . . . . . . . . . .                                 434
                                                          PLANEN + BAUEN Novelliertes Städtebaurecht aus erster Hand . .                                      434
                                                          UMWELTSCHUTZ Service- und Kompetenzzentrum
                                                          Kommunaler Klimaschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                435
                                                          VERSCHIEDENES Netzwerk Nachhaltige Bürgerkommune
                                                          Bayern (NENA) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .         436
                                                          KAUF + VERKAUF Feuerwehrfahrzeuge, Sammelbestellung
                                                          eines Feuerwehrfahrzeugs, Fendt GT380 . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                         438
                                                          Literaturhinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .       439
                                                          In letzter Minute
                                                          Gemeindetag erfreut über zusätzliche Steuermillionen für die
                                                          Gemeinden und Städte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .              440
                                                          Gemeinden und Städte wollen Alkoholexzesse unterbinden . . . . . .                                  441
                                                          Business Partnering Convention 2012 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                     442

                                             Übersendung von Gerichtsentscheidungen an die Geschäftsstelle
                                             Die Auskunfts- und Beratungstätigkeit der Geschäftsstelle hängt in einem hohen
                                             Maße davon ab, wie gut der Informationsfluss zwischen Mitgliedskörperschaften
                                             und der Geschäftsstelle ist. Wir bitten deshalb unsere Mitglieder dringend, uns
                                             gerichtliche Entscheidungen umgehend zu überlassen und uns über anhängige
                                             Verfahren bei den Verwaltungsgerichten oder bei den obersten Bundesgerichten
                                             zu informieren, damit andere Mitglieder schnell und zeitnah von diesen Erfah-
                                             rungen profitieren können.
11/2012 Bayerischer Gemeindetag
Bayerischer Gemeindetag • QuintEssenz
                                                                                             Wichtiges
                                                                                              in Kürze 397
       Verwaltung                                                                   und Selbstverständliches im vorge-
                                                                                    legten Entwurf. Eine echte Vision zur
Verwalten heißt gestalten                                                           Zukunft der Raumentwicklung in
„In der neuen Bürgergesellschaft spielt                                             Bayern fehlt. Ein so wichtiges Thema
die Musik schneller und lauter. Die                                                 wie die Energiewende bleibt im An-
Politik hat sich längst hierauf einge-                                              satz stecken. Das „alte“ Problem der
stellt und entscheidet immer rascher                                                Verkaufsflächenbeschränkung beim
und beliebiger nach Zuruf.“ Solch                                                   Einzelhandel ist wieder nicht gelöst.
wenig tröstliche Worte ruft Gemein-                                                 Auf den Seiten 403 und 404 fasst
detagspräsident Dr. Uwe Brandl den                                                  Dr. Jürgen Busse, Geschäftsführen-
jungen, frisch ausgebildeten Beam-                                                  des Präsidialmitglied des Bayerischen
ten zum Start in ihr (hoffentlich erfolg-                                           Gemeindetags, die Kritikpunkte des
reiches) Berufsleben zu. Am 15. No-                                                 Bayerischen Gemeindetags am vor-
vember 2012 hielt er die Festanspra-                                                gelegten LEP-Entwurf zusammen.
che bei der Diplomierungsfeier der
Fachhochschule für öffentliche Ver-
waltung und Rechtspflege in Hof. Auf                                                       Energieversorgung
den Seiten 399 bis 402 können Sie            Die Länder, Gemeinden und Ge-          Energiewende: Wie?
seine Ausführungen nachlesen.                meindeverbände waren Ende 2011
                                             beim nicht-öffentlichen Bereich mit    Wann? Wo?
„Jetzt gilt es, Ihr theoretisches Wissen
                                             745 Milliarden Euro verschuldet. Je    Kürzlich fand in Nürnberg die Verlei-
an den Mann bzw. an die Frau zu              Einwohner waren das 9112 Euro.
bringen. Jetzt warten die Bürgerin-                                                 hung des Bayerischen Energiepreises
                                             Die höchste Schuldenlast pro Kopf
nen und Bürger auf Sie, sei es in den        entfiel mit 28 638 Euro auf die Be-
                                                                                    2012 statt. Eine hochkarätige Veran-
staatlichen oder sei es in den kom-          wohner in Bremen, auf die Sachsen      staltung mit 500 Teilnehmern. Reprä-
munalen Verwaltungen. Jetzt beginnt          kamen mit 2196 Euro pro Person         sentanten des Bundes, des Freistaats,
Ihr Fronteinsatz.“ Damit hat der Ge-         die niedrigsten Schulden.Insgesamt,    der Elektrizitätswirtschaft und der
meindetagspräsident unmissverständ-          also einschließlich der Schulden des   kommunalen Seite nahmen daran
                                             Bundes und der gesetzlichen Sozial-    teil. Für den Bayerischen Gemeinde-
lich umrissen, was auf die Elite der         versicherung, war der öffentliche
bayerischen Verwaltungsbeamten zu-                                                  tag nahm Stefan Graf, zuständiger
                                             Haushalt in Deutschland Ende 2011
kommt: eine hohe Erwartungshal-                                                     Referent in der Geschäftsstelle des
                                             mit 2025 Milliarden Euro verschul-
tung in der Bevölkerung, die mittler-        det (24771 je Einwohner). Der größ-    Bayerischen Gemeindetags, teil. Sei-
weile kaum noch verständlichen Ge-           te Teil der Gesamtschulden entfiel     ne Gedanken im Nachgang zu dieser
setzestexte und Verwaltungsregeln            mit rund 1280 Milliarden Euro          Veranstaltung sind vortrefflich ge-
verständlich gemacht zu bekommen,            (15 649 Euro je Einwohner) auf den     eignet, den Leser auf den neuesten
                                             Bund. Auf die gesetzliche Sozial-      Stand des brisanten Themas „Ener-
damit sich die Bürgerinnen und Bür-          versicherung entfielen 823 Millio-
ger damit identifizieren und danach                                                 giewende“ zu bringen, um in der
                                             nen Euro,was einem Anteil von zehn
leben. Angesichts der immer komple-                                                 aktuellen Diskussion bestehen zu
                                             Euro pro Einwohner entsprach.
xer werdenden Welt mit ihrer immer                                                  können. Auf den Seiten 406 bis 409
heterogeneren Gesellschaftsstruktur                                                 finden Sie seine Ausführungen.
kein leichtes Unterfangen …                       Landesentwicklung                 Nicht ganz überraschend schoben
                                                                                    sich Bund und Freistaat gegenseitig
                                            10 Thesen zum LEP Bayern                den Schwarzen Peter für das derzei-
       Kommunalwirtschaft                   Vor genau drei Jahren verkündete        tige Erlahmen der Aktivitäten bei der
                                            der bayerische Ministerrat geradezu     Energiewende zu. Im Grunde genom-
Die neue Muster-EWS                         Revolutionäres: Das Landesentwick-      men wartet jeder auf das Handeln
Anfang 2012 wurde die neue Muster-          lungsprogramm Bayern solle radikal      des anderen. Während der Bund eine
Entwässerungssatzung (Muster-EWS)           entschlackt und auf das Nötigste        koordinierte Aktion der Länder er-
veröffentlicht. Damit wurde das alte        beschränkt werden. Ausgehend von        wartet, fordern die Länder ihrerseits
Vorgängermuster aus dem Jahre 1998          einem weißen Blatt Papier solle sich    klare Vorgaben vom Bund, wie der
abgelöst. Die zuständige Referentin         das Bayerische Wirtschaftsministe-      Strom künftig in ganz Deutschland
in der Geschäftsstelle des Bayerischen      rium auf den Weg machen, ein zu-        verteilt werden soll. Stichwort: Mas-
Gemeindetags, Dr. Juliane Thimet,           kunftsgerichtetes, modernes, schlan-    terplan. Annähernd Konsens herrsch-
nimmt auf den Seiten 410 bis 414            kes LEP auszuarbeiten, mit dem die      te wenigstens bei der Erkenntnis, dass
ausführlich unter dem Blickwinkel           weitere Entwicklung des Freistaats      die derzeitige Förderung des Ausbaus
des Bayerischen Gemeindetags zur            vorgezeichnet würde.                    der Erneuerbaren Energien dringend
neuen Muster-EWS Stellung. Ergän-           Genau drei Jahre später ist Ernüchte-   reformbedürftig ist. Sonst steigt der
zend zu den sieben Veranstaltungen          rung eingetreten. Der vorgelegte Ent-   Strompreis in astronomische Höhen.
auf Bezirksregierungsebene in Bayern,       wurf ist in weiten Teilen das Papier    Was noch alles auf dieser Veranstal-
die in den letzten Monaten von rund         nicht wert, auf dem der Text steht.     tung diskutiert wurde, entnehmen
1.500 Teilnehmern besucht wurden.           Immer noch steht viel zu viel Banales   Sie bitte dem informativen Bericht.
11/2012 Bayerischer Gemeindetag
Bayerischer Gemeindetag • QuintEssenz                 Die Steuereinnahmen fallen in den kommenden Jahren besser aus als im Mai erwartet. Nach den Be-
                                                     rechnungen der Steuerschätzer können Bund, Länder und Gemeinden 2011 mit 16,2 Milliarden Euro
                                                    mehr an Steuereinnahmen rechnen, als noch bei der letzten Schätzung im Mai angenommen worden
                                                    war. Insgesamt wurden die Steuereinnahmen des Staates für das laufende Jahr auf 571,2 Milliarden Eu-
                                          398      ro veranschlagt - 40,6 Milliarden mehr als 2010.

                                               Telekommunikation
                                        Kein Anschluss unter
                                        dieser Nummer
                                        Die Deutsche Telekom AG ist wie
                                        jedes private Unternehmen zu be-
                                        triebswirtschaftlichem Handeln ge-
                                        zwungen. Sie muss daher Einspar-
                                        potenziale ausschöpfen und gewinn-
                                        bringend denken und handeln. Das
                                        wirft ihr niemand vor. Allerdings wol-
                                        len Bayerns Gemeinden und Städte
                                        für ihre Bürgerinnen und Bürger die
                                        gewohnten Leistungen haben und
                                        einer Qualitäts- und Strahlendiskus-
                                        sion aus dem Weg gehen. Daher ist
                                        es verständlich, wenn sich Bayerns
                                        Kommunen gegen Überlegungen
                                        der Deutschen Telekom stemmen, in
                                        Neubaugebieten Festnetzanschlüsse
                                        künftig auf Mobilfunkbasis anzubie-
                                        ten, wenn die Verlegung von Kupfer-      Nach Meinung der Eltern ist das deutsche Bildungssystem zu sehr leistungs-
                                        kabeln unwirtschaftlich ist. Solange     orientiert und bietet eine zu geringe Chancengleichheit. Das geht aus der
                                        die Universaldienstverpflichtung der     sogenannten JAKO-O-Bildungsstudie hervor, in der 3 000 Eltern schulpflich-
                                        Deutschen Telekom grundsätzlich ei-      tiger Kinder nach ihren Sichten zur deutschen Bildungspolitik befragt wur-
                                        ne Festnetzversorgung auf drahtge-       den. Demnach meinen 74 Prozent der Eltern, dass die Leistungsorientierung
                                        bundener Basis impliziert, will man      eher „stark“ oder „sehr stark“ im Vordergrund steht. 28 Prozent halten die-
                                        von einer Funklösung nichts wissen.      sen Aspekt für sehr wichtig. 84 Prozent ist es hingegen sehr wichtig, dass viel
                                                                                 Wert auf soziales Verhalten gelegt wird und dass alle die gleichen Bildung-
                                        Auf den Seiten 415 bis 418 stellt der
                                                                                 schancen haben. Die Umfrage wurde im Auftrag des mittelständischen
                                        Journalist Manfred Hummel die neue       Kinderwaren-Unternehmens JAKO-O vom Meinungsforschungsinstitut tns
                                        Strategie der Telekom vor und be-        emnid erstellt.
                                        richtet von Missstimmung bei einzel-
                                        nen Kommunen.

                                               Feuerwehren
                                        Hausnummern müssen
                                        erkennbar sein!
                                        Das Auffinden von Hausnummern
                                        bereitet den Feuerwehren, aber auch
                                        den Einsatzkräften von Polizei und
                                        Rettungsdiensten immer wieder Pro-
                                        bleme und führt zu einer Verzöge-
                                        rung bei der Hilfeleistung. In jedem
                                        Fall kann das verzögerte Auffinden
                                        einer Einsatzstelle aufgrund einer
                                        nicht deutlich angebrachten Haus-
                                        nummerierung Leben kosten oder
                                        hohen Sachschaden nach sich zie-
                                        hen. Deshalb sollte es im Interesse
                                        aller sein, dass die Einsatzkräfte die
                                        Hausnummernschilder von der öffent-
                                        lichen Verkehrsfläche aus eindeutig      Der deutsche Staat war Ende 2011 mit 2025 Milliarden Euro verschuldet. Das
                                                                                 entsprach einer Schuldenlast von 24 771 Euro je Einwohner. Der größte Teil
                                        und schnell erkennen bzw. auffinden
                                                                                 der Schulden entfiel mit rund 1287 Milliarden Euro auf den Bund. In den ver-
                                        können. Dies gilt vor allem in der       gangenen 50 Jahren ist der Schuldenstand des öffentlichen Gesamthaushalts
                                        Nacht oder bei schlechter Sicht.         um ein Vielfaches gestiegen. Ende 1960 war der Staat mit rund 29 Milliarden
                                        Den Hauseigentümern sollte immer         Euro verschuldet. Allerdings ist eine Vergleichbarkeit des heutigen Schulden-
                                        wieder nahegebracht werden, dass         stands mit historischen Daten nicht uneingeschränkt möglich. Gründe hierfür
                                        sie ihre Hausnummern gut sichtbar        sind beispielsweise das erweiterte Bundesgebiet nach der Wiedervereini-
                                                                                 gung, Änderungen bei berücksichtigten Schuldenarten oder auf den Bund
                                        am Gebäude anbringen und von Be-
                                                                                 übergegangene Schulden, wie die im Juli 1999 auf den Bund übergegangene
                                        wuchs freihalten. Bitte achten Sie       Verbindlichkeiten des Bundeseisenbahnvermögens.
                                        darauf!
11/2012 Bayerischer Gemeindetag
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                                                                                                                                     11/2012 Bayerischer Gemeindetag                            399

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                                                                             Verwalten
     „Die Fachhochschule für öffent-                                      heißt gestalten*                                                      frontiert. Bürgerinnen und Bür-
     liche Verwaltung und Rechtspfle-                                                                                                           ger mit zunehmend steigenden
     ge in Hof gilt als Kaderschmiede                                                                                                           Ansprüchen. Bürger, die eben
     für den exzellent ausgebildeten                                                                                                            nicht wissen wollen, was nicht
     Nachwuchs in der öffentlichen                                                                                                              geht, sondern die oft zu Recht
     Verwaltung in Bayern. Sie alle                                                                                                             oder vermeintlich wissen, was
     können heute nach dreijähriger                                                                                                             geht. Ähnlich verhält es sich
     intensiver und umfassender Aus-                                       Dr. Uwe Brandl,                                                      künftig in Ihrem Berufsleben in
     bildung stolz sein auf die Über-                                        Präsident des                                                      der Beziehung zu Ihren politi-
     reichung ihres Diploms, das Sie                                                                                                            schen Gremien. Auf der einen
                                                                      Bayerischen Gemeindetags
     ab sofort befähigt, in der öffent-                                                                                                         Seite soll Verwaltung der Politik
     lichen Verwaltung Verantwortung                                                                                                            einen Rahmen aufzeigen, inner-
     zu übernehmen. Ich gratuliere Ihnen                           sich vertieft mit den verschiedenen                                   halb dessen man sich noch auf siche-
     zu Ihren bestandenen Prüfungen und                            fachlichen Schwerpunkten des nicht-                                   rem rechtlichem Terrain befindet. An-
     spreche Ihnen meinen Dank aus für                             technischen Verwaltungsdienstes aus-                                  dererseits erwarten Politikerinnen und
     Ihre Entscheidung, Ihr erworbenes um-                         einandersetzen. Jetzt gilt es, meine                                  Politiker aber auch Anregungen, wie
     fangreiches Wissen und auch Ihre Per-                         Damen und Herren, Ihr theoretisches                                   man künftig neue und innovative
     sönlichkeit in den Dienst der öffent-                         Wissen an den Mann beziehungswei-                                     Wege beschreiten kann. Das lange
     lichen Verwaltung zu stellen. Sie ha-                         se an die Frau zu bringen. Jetzt war-                                 Zeit gezeichnete Bild über die öffent-
     ben drei Jahre lang nun viel über Ver-                        ten die Bürgerinnen und Bürger auf                                    liche Verwaltung von Beamtinnen und
     waltungsrecht gelernt und durften                             Sie, sei es in der staatlichen oder sei es                            Beamten in verstaubten Büros, die mit
                                                                   in der kommunalen Verwaltung. Jetzt                                   Ärmelschonern die Akten von links
                                                                   beginnt Ihr Fronteinsatz. Jetzt gilt es                               nach rechts und wieder zurück bewe-
                                                                   zu beweisen, dass Sie Theorie und                                     gen, ist längst einem Bild des moder-
                                                                   Praxis erfolgreich umsetzen können.                                   nen Verwaltungsmanagers gewichen,
                                                                   Aus meiner langjährigen persönlichen                                  der heute in einem High-Tech-Büro
                                                                   Erfahrung kann ich Ihnen schon heu-                                   sitzt und in Multi-Tasking-Manier Bür-
                                                                   te mit auf den Weg geben, dass ich                                    gerschaft und Politik gleichermaßen
                                                                   die Arbeit mit und für den Menschen                                   zufriedenzustellen hat. Das Headset
                                                                   als sehr sinnstiftend und überwiegend                                 ist dann nur noch das I-Tüpfelchen
                                                                   als ausgesprochen spannend und er-                                    beim Outfit eines sonst rund um die
                                                                   freulich finde. Natürlich werden sich                                 Uhr verkabelten Beamten. Rufbereit-
                                                                   sehr viele Verwaltungsabläufe immer                                   schaftspauschale nicht immer inklu-
                                                                   wiederholen und damit zu einer ge-                                    sive.
                                                                   wissen Routine führen. Dennoch war-                                   Sie haben mich heute freundlicher-
                                                                   ten jeden Tag neue Herausforderun-                                    weise zu Ihrer Diplomierungsfeier ein-
                                                                   gen und oft Überraschungen auf Sie.                                   geladen, sicherlich auch in der Erwar-
                                                                   Verwalten heißt für mich in vielen Be-                                tung, Ihnen als Präsident des Bayeri-
                                                                   reichen gestalten. Gerade in den Kom-
                                                                                                                                         * Festansprache des Präsidenten bei der Diplomie-
      Dr. Uwe Brandl
                                                                   munalverwaltungen werden Sie täg-                                       rungsfeier der Fachhochschule für öffentliche Verwal-
                                                                   lich mit neuen Herausforderungen kon-                                   tung und Rechtspflege am 15. November 2012 in Hof

                 BAYERISCHER                     Geschäftsführendes Präsidialmitglied       Dreschstraße 8, 80805 München                         Marina Ottendorfer, Tel. 0 87 09 / 92 17-60
                 GEMEINDETAG                    Direktor Dr. Jürgen Busse                  Tel. 0 89 / 36 00 09-30, Fax 0 89 / 36 00 09-36       Margit Frey (BayGT),Tel. 0 89 / 36 00 09-13
                                                Verantwortlich für Redaktion und          Erscheinungsweise monatlich; Bezugspreis              Druck, Herstellung und Versand:
        Herausgeber und Verlag:                Anzeigen:                                 EUR 33,– jährl.; bei Mitgliedern im Beitrag enth.     Druckerei Schmerbeck GmbH
       Bayerischer Gemeindetag,                Wilfried Schober, Direktor beim          Anzeigenverwaltung:                                    Gutenbergstr. 12, 84184 Tiefenbach b. Landshut
      Körperschaft des öffentlichen Rechts;   Bayerischen Gemeindetag                   Druckerei Schmerbeck GmbH                             Tel. 0 87 09 / 92 17-0, Fax 0 87 09 / 91 57 25
11/2012 Bayerischer Gemeindetag
400 Bayerischer Gemeindetag 11/2012

schen Gemeindetags einige Überle-         nicht ausreichen, kommen die staat-         ärmelaufkrempelnden Menschen in
gungen zum Verhältnis Politik, Ver-       lichen Ressourcen zum Tragen. Schon         diesem Land zu verdanken. Doch die
waltung und Bürgerschaft vorzustel-       Theodor Heuss, unser erster Bundes-         Rahmenbedingungen hierfür sind in
len. Kurz vorweg einige Informatio-       präsident, lag wohl nicht falsch in sei-    unseren Städten und Gemeinden ge-
nen über unseren kommunalen Spit-         ner Behauptung, dass die Gemeinde           schaffen worden. Kommunalpolitik
zenverband. Wie Sie sicherlich wissen,    wichtiger sei als der Staat. Auch in die-   hat vor Ort die entsprechenden Wei-
haben wir in Bayern vier kommunale        ser Aussage können Sie das Subsidia-        chen gestellt, um Tradition und Zu-
Spitzenverbände, die im Großen und        ritätsprinzip herauslesen. Die verfas-      kunft miteinander zu verbinden, um
Ganzen miteinander sehr gut harmo-        sungsrechtlich verbriefte Selbstver-        Industriestandorte zu fördern und
nieren, insbesondere wenn es um die       waltungsgarantie hat also neben der         gleichermaßen die Belange der Um-
gemeinsame kommunale Interessens-         formalen Regelungsbefugnis auch eine        welt zu beachten. Fortschritt ist ohne
vertretung gegenüber dem Freistaat,       Abwehrfunktion, nämlich die Botschaft:      lokale Infrastruktur schlichtweg nicht
dem Bund oder gegenüber den euro-         Die Gemeinde regelt ihre örtlichen          vorstellbar. All diese Veränderungs-
päischen Institutionen geht. Hin und      Angelegenheiten. Der Staat kommt            prozesse in der Vergangenheit und
wieder müssen wir uns allerdings auch     erst dann ins Spiel, wenn die Gemein-       auch in der Zukunft können nicht
– wie in jeder Familie üblich – mit-      de mit der Aufgabenbewältigung über-        ohne entsprechende Handlungsspiel-
einander beschäftigen und sind da-        fordert ist. Nicht anders ist die Funk-     räume der Kommunen erfolgreich
bei sehr wohl in der Lage, lebhaft und    tion des Staates definiert, wenn es um      umgesetzt werden. Deswegen ist der
mit Herzenslust miteinander um die        seine Einschaltung in die Erledigung        Bayerische Gemeindetag ein so vehe-
besten Lösungen zu streiten. Zum          gemeindlicher Angelegenheiten des           menter Verfechter der kommunalen
Beispiel in Fragen der Zuständigkei-      eigenen Wirkungskreises geht. Er ist        Selbstverwaltung. Und daher können
ten auf den verschiedenen kommu-          jenseits seiner rechtsaufsichtlichen Be-    Sie sicherlich auch nachvollziehen,
nalen Ebenen und den damit verbun-        fugnisse lediglich Hilfstruppe zur För-     dass wir allen Versuchen, unsere Hand-
denen Finanzierungsfragen. Es liegt in    derung, Stärkung und Erhaltung ge-          lungsspielräume einzuengen, so ener-
der Natur der Sache, dass es hier         meindlicher Autonomie. Das beginnt          gisch entgegentreten. Und die Gefah-
zwischen Großstädten und ländlichen       beim kommunalen Finanzausgleich             ren lauern überall: Das fängt in Brüs-
Räumen zu unterschiedlichen Bewer-        und endet bei der Regelung kommu-           sel an mit einer sich immer deutlicher
tungen kommt. Gleiches gilt für die       naler Zusammenarbeit. Wir Kommu-            abzeichnenden Vision eines zentra-
Beurteilung von Aufgabenzuständig-        nalvertreter müssen diese Spielregeln       listischen Europas. Das wollen wir so
keiten zwischen den verschiedenen         gebetsmühlenartig den Kollegen vom          nicht. Und das wollen auch die Bürge-
kommunalen Ebenen. Von den 2.031          Staat immer wieder vortragen.               rinnen und Bürger so nicht. Wir wol-
kreisangehörigen Städten,Märkten und                                                  len ein Europa der Vielfalt. Wir wollen
                                          Der Bayerische Gemeindetag ist ein
Gemeinden sind bis auf eine Handvoll                                                  ein Europa nicht nur der Staaten, son-
                                          glühender Verfechter dieses Subsidia-
alle Mitglied beim Bayerischen Ge-                                                    dern wir wollen auch ein Europa
                                          ritätsprinzips und damit der kommu-
meindetag. Wir sind damit der mit-                                                    Regionen und ein Europa der Städte
                                          nalen Selbstverwaltung. Die Erfolgs-
gliederstärkste kommunale Spitzen-                                                    und Gemeinden und damit ein Euro-
                                          geschichte der Bundesrepublik Deutsch-
verband nicht nur in Bayern, sondern                                                  pa der Bürgerinnen und Bürger.Trans-
                                          land und ihres demokratischen und
in ganz Deutschland.                                                                  portieren Sie mal eine solche Idee in
                                          föderalen Staatsaufbaus liegt für mich
                                                                                      politische Gremien, in denen Vertreter
Der Bayerische Gemeindetag kann in        zunächst einmal begründet in der
                                                                                      von Staaten sitzen, die die Wörter kom-
diesem Jahr sein 100jähriges Beste-       kommunalen Selbstverwaltung. De-
                                                                                      munale Selbstverwaltung, Subsidiari-
hen feiern. 1912 haben sich in Kolber-    mokratie wird vom Bürger zunächst
                                                                                      tät oder Daseinsvorsorge in ihrem Le-
moor im Landkreis Rosenheim 56 Ge-        einmal vor der eigenen Haustür im
                                                                                      ben noch nie gehört haben. Da freut
meinden zusammen getan, um einen          eigenen Ort erfahren. Nirgendwo
                                                                                      man sich in Brüssel, wenn man einem
Spitzenverband der königlich-bayeri-      sonst sind sich Wähler und Gewählte
                                                                                      Österreicher oder einem Südtiroler
schen kreisangehörigen Gemeinden          so nah. Nirgendwo sonst wirken poli-
                                                                                      begegnet. Der weiß wenigstens, von
zu gründen. Schon bei der Gründung        tische Entscheidungen so unmittel-
                                                                                      was wir sprechen. Und glauben Sie ja
unseres Verbandes wurde die tragen-       bar auf die Bürger wie in der Kommu-
                                                                                      nicht, dass sich die Bundesregierung
de Idee sichtbar: Nämlich die Wah-        nalpolitik. Dabei hat Kommunalpoli-
                                                                                      oder auch die Bayerische Staatsregie-
rung des Subsidiaritätsprinzips. Die-     tik nicht nur Verantwortung für lokale
                                                                                      rung auf der europäischen Ebene zu
ses Prinzip, die örtlichen Angelegen-     Angelegenheiten, sondern sie hat oft
                                                                                      Anwälten der Gemeinden machen.
heit zunächst einmal dort zu regeln,      auch gesamtgesellschaftliche Verant-
wo sie anfallen, ist die tragende Säule   wortung zu tragen. Der Aufschwung           Unser ständiger Kampf um die kom-
des kommunalen Selbstverwaltungs-         Bayerns in den vergangenen Jahr-            munale Selbstverwaltung ist auch in
rechts. Den ersten Zugriff zur Bewälti-   zehnten weg von einem Agrarland             unserer eigenen Heimat nicht leichter.
gung aller Angelegenheiten der ört-       hin zu einem zukunftsfähigen High-          Das beginnt in Berlin, von wo aus wei-
lichen Gemeinschaft hat die dem-          Tech-Land ist selbstverständlich zu-        terhin insbesondere in der Sozial- und
nach Gemeinde. Erst wenn ihre Kräfte      nächst einmal den innovativen und           in der Jugendhilfe stets neue Aufga-
11/2012 Bayerischer Gemeindetag
11/2012 Bayerischer Gemeindetag       401

ben formuliert und in Gesetzestexte        ten im Deutschen Bundestag finden,            Bestimmungen zum Wohle der
gegossen werden, die dann von den          der diesem Irrsinn Einhalt gebietet           Bürger so umsetzen wollen oder
Kommunen umzusetzen und zu finan-          und sich für eine entsprechende No-           nicht.
zieren sind. Auch hier hat der Bayeri-     vellierung des Achten Sozialgesetz-
                                                                                       So bauen wir unsere Schulen aus zu
sche Gemeindetag in den letzten Jah-       buches einsetzt?
                                                                                       Ganztagsschulen, aber nur, wenn der
ren sehr energisch darum gekämpft,         Auch gegenüber der Bayerischen Staats-      kommunale         Schulaufwandsträger
um aus diesem Würgegriff der bun-          regierung sind wir immer wieder ge-         „freiwillig“ einen Antrag stellt. So ent-
despolitischen Sozialgesetzgebung          fordert, um für das verfassungsrecht-       wickeln wir unsere Hauptschulen zu
herauszukommen. Es ist ein Unding,         lich garantierte Selbstverwaltungsrecht     Mittelschulen weiter, aber nur auf
dass z.B. die Grundsicherung für Men-      zu kämpfen. Aus München kommen              Antrag der jeweiligen Kommune. Wir
schen im Alter oder aber auch die Ein-     fast täglich neue Ideen, wie man die        setzen die Inklusion in unseren Schu-
gliederungshilfe für behinderte Mit-       Bürgerinnen und Bürger insbesonde-          len um, aber nur, wenn dies die Kom-
bürgerinnen und Mitbürger als kom-         re vor Landtagswahlen beglücken kann.       munen vor Ort wünschen. Aus den
munale Ausgabe deklariert wird. Wir        Natürlich auf Kosten der Kommunen.          ehemaligen gesetzlichen Bestimmun-
sind uns in diesem Kreis sicher alle       Als aktuelles Beispiel dient da die No-     gen ist in Zeiten der Konnexität ein
einig, dass es sich dabei um eine ge-      vellierung des Bayerischen Kinderbil-       reines „Wunschkonzert“ geworden.
samtgesellschaftliche Aufgabe han-         dungs- und -betreuungsgesetzes, das         Dabei weiß der Staat ganz genau,
delt, über deren Aufgabenzuständig-        die Kommunen schon seit Jahren per-         dass es sich die Gemeinden aus politi-
keit und über deren Finanzierung           sonell, organisatorisch und finanziell      schen Gründen gar nicht erlauben
Bund, Länder und Kommunen zu ver-          sehr belastet. Oder nehmen Sie weite        können, sich bei all diesen Themen
handeln haben. Es ist uns nach jahre-      Teile der bayerischen Schulpolitik.         auszuklinken. Fair ist dieses Verhalten
langem und hartem Ringen endlich           Eine Reform jagt die andere, ein Mo-        allerdings nicht. Und es zeugt auch
gelungen, wenigstens nun die Grund-        dell folgt dem anderen. Die Eltern wis-     von einem Geist, das den Grundge-
sicherung im Alter als Aufgabe von         sen morgens oftmals gar nicht mehr,         danken der Konnexität nicht ernst
den Kommunen abzugeben und dem             in welche Schulart ihre Kinder heute        nimmt. So steht zu befürchten, dass
Bund zuzuführen. Das wird die kom-         gehen.                                      sich bald die Gerichte mit diesem
munalen Haushalte alleine in Bayern        Mir geht es darum, das Sie nachvoll-        Thema zu befassen haben. Sollte es
um jährlich fast 500 Millionen Euro        ziehen können, warum wir den Wert           bei der Umsetzung der Inklusion in
entlasten. Jetzt werden wir diese Dis-     der kommunalen Selbstverwaltung so          Schulen nicht bald zu einer Einigung
kussion auch über die Eingliederungs-      hoch einschätzen für das Erfolgsmo-         kommen, ist hier der erste Streitfall
hilfe führen. Für diese Aufgabe geben      dell Demokratie in Deutschland bzw.         vorprogrammiert.
die Kommunen in Bayern fast 2 Mil-         in Bayern.
liarden Euro im Jahr aus. Mit einem                                                    Meine sehr geehrten Damen und
                                           Vielleicht haben Sie bisher in diesem       Herren, liebe Festgäste,
von der Bayerischen Staatsregierung        Zusammenhang einige Bemerkungen
geforderten Bundesleistungsrecht wür-      zur Konnexität vermisst. Möglicher-         Ihnen wird in Ihrem künftigen Berufs-
den wir diese Aufgabe als eine ge-         weise vermuten Sie, dass bei der Vor-       leben eine gewichtige Rolle im Span-
samtgesellschaftliche gerne dem Bund       gabe neuer Aufgaben doch derjenige          nungsverhältnis Politik, Verwaltung
zuordnen. Dies wäre eine faire und         die Zeche zu zahlen hat, der diese          und Bürgerschaft zukommen. Eine
ehrliche Lösung, die uns Kommunen          auch bestellt hat. So steht es doch in      öffentliche Verwaltung ist nicht zum
finanziell endlich ein wenig Luft ge-      der bayerischen Verfassung. Da unter-       Selbstzweck da. Sie hat gesetzliche
ben würde, um unseren ureigenen            schätzen Sie aber die Fantasie und          Rahmenbedingungen zu beachten,
Aufgaben vor Ort nachkommen zu             Tricksereien des Landesgesetzgebers         politische Vorgaben zu verfolgen und
können. Oder denken Sie an das im          gewaltig. Seit Verankerung der Kon-         letztendlich für den Bürger zu han-
Bundessozialrecht normierte Wunsch-        nexität in unserer bayerischen Verfas-      deln. Zielkonflikte sind dabei nicht
und Wahlrecht der Leistungsberech-         sung wird fast jeder von der Staats-        ausgeschlossen. Die Zeiten des Durch-
tigten. Das führt in der aktuell geführ-   regierung oder vom Landtag vorge-           regierens sind längst vorbei.Den Obrig-
ten Diskussion über den im kommen-         legte Gesetzentwurf wie folgt be-           keitsstaat mit seiner unantastbaren
den Jahr geltenden Rechtsanspruch          gründet:                                    Verwaltung können Sie den Geschichts-
auf einen Krippenplatz dazu, dass die      1. neue Aufgabe als unabwendbar im          büchern entnehmen. In der neuen
Gemeinden mit Millionenaufwand vor            Sinne der Wohlfahrt des Bürgers          Bürgergesellschaft spielt die Musik
Ort neue Betreuungsplätze schaffen            notwendig.                               schneller und lauter. Die Politik hat
und die Eltern dann zu der Erkenntnis                                                  sich längst hierauf eingestellt und ent-
kommen: Danke für den Platz vor der        2. Alternative: keine
                                                                                       scheidet immer rascher und beliebiger
Haustür, aber ich schicke mein Kind in     3. Kostenmehrung: eventuell möglich         nach Zuruf. Atomunfall in Fukushima,
eine benachbarte Einrichtung. Das          4. Konnexität: wird nicht ausgelöst, da     raus aus der Kernkraft in Deutschland.
frustriert. Aber glauben Sie, dass Sie        die Kommunen selbst bestimmen            Euro-Krise in Griechenland. Sofortige
auch nur einen einzigen Abgeordne-            können, ob diese die gesetzlichen        Aufstellung von Schutzschirmen mit
11/2012 Bayerischer Gemeindetag
402 Bayerischer Gemeindetag 11/2012

astronomischen Summen. Das kommt           gesetzlichen Vorgaben als vielmehr        hohe Kunst, die künftig auch viel stär-
an beim interessierten Publikum und        eine Ausweitung und Verbesserung          ker von der öffentlichen Verwaltung
zeigt Tatkraft und Entscheidungsfreu-      der informellen Bürgerbeteiligung.        erwartet wird. Insbesondere wenn Sie
digkeit. Aber frage niemand nach           Welche Rolle spielen da in diesem         Ihr Berufsweg in den sogenannten
konkreten Plänen oder Zeitplänen.          Zusammenhang die neuen Medien.            Frontoffice-Bereich führen sollte, wird
Und die Verwaltung steht mittendrin,       Internet und mobile Informations-         neben Ihrer fachlichen Kompetenz auch
soll konzeptionell mitarbeiten, Geset-     technologien ermöglichen heute auf        Ihre soziale Kompetenz von ganz ent-
ze mitformulieren und letztendlich         Knopfdruck einen Informationsaus-         scheidender Bedeutung für eine er-
das Ganze umsetzen. Und dies unter         tausch in Sekundenschnelle. Da müs-       folgreiche Arbeit sein. Das Scharnier
Berücksichtigung der oft völlig unter-     sen die verantwortlichen Kommunal-        zwischen Politik und Bürgerschaft, in
schiedlichen Interessenslagen der Bür-     politiker künftig darauf achten, Bür-     dem Sie sich häufig befinden werden,
gerschaft beziehungsweise der Lobby-       gerinnen und Bürger von Anfang an         wird auch in Zukunft sehr betriebsam,
verbände aus Politik, Wirtschaft und       in diese Entscheidungsprozesse durch      um nicht zu sagen hektisch sein.
Gesellschaft.                              Informationsveranstaltungen stärker
                                           mit einzubeziehen. Wenn dieses Ge-        Meine sehr geehrten Damen und
Wir machen auf der kommunalen                                                        Herren, vor Ihnen liegen spannende
                                           fühl in weiten Teilen der Bürgerschaft,
Ebene gleiche Erfahrungen. Auch                                                      Jahre eines hoffentlich erfüllten, sinn-
                                           dass über ihre Köpfe hinweg regiert
dort stehen die politisch Verantwort-                                                stiftenden und erfolgreichen Arbeits-
                                           wird, nicht nachlässt, dann werden wir
lichen ständig unter Handlungsdruck.                                                 lebens. Fit for work, so heißt ein Pro-
                                           auch weiterhin mit zahlreichen Bür-
Wer nichts tut, der hat schon verloren.                                              gramm des Arbeitsministeriums für
                                           gerbegehren und Bürgerentscheiden
Der Bürger erwartet Action in seinem                                                 junge Menschen, die in den Beruf
                                           zu rechnen haben. Bayern steht übri-
Interesse, und er will bei dieser Action                                             einsteigen. Fit for work, das sind auch
                                           gens mit 1.700 Bürgerbegehren in den
eine treibende Kraft sein. Auf jeden                                                 Sie heute, wenn es darum geht ab
                                           vergangenen Jahren an der Spitze der
Fall, will der Bürger nicht das Gefühl                                               morgen in der öffentlichen Verwal-
                                           gesamten Bundesrepublik. Bürger mit
haben, dass über seinen Kopf hinweg                                                  tung in Bayern so richtig mit zu mi-
                                           in die politischen Entscheidungsfin-
eine politische Entscheidung getrof-                                                 schen. Ich hoffe, dass auch ich als
                                           dungsprozesse mit einbinden heißt,
fen wird. Die repräsentative Demokra-                                                niederbayerischer Bürger einen Ruck
                                           auch nach neuen Wegen der Kontakt-
tie steht auf dem Prüfstand. Die Ple-                                                durch die öffentliche Verwaltung in
                                           aufnahme zu suchen. Zukunftswerk-
biszite sind im Vormarsch. Nicht nur in                                              Bayern spüre, sobald Sie mit Ihrer
                                           stätten entstehen landesweit, Work-
Stuttgart wegen des Hauptbahnhofs,                                                   Tätigkeit begonnen haben. Krempeln
nicht nur in München wegen der drit-       shops, Bürgerbefragung, Beteiligungs-
                                           möglichkeiten per Mausklick. All dies     Sie Ihre Ärmel auf, packen Sie zu,
ten Start- und Landebahn am Flug-                                                    halten Sie Linie auf einem klaren Kurs.
hafen. Sondern flächendeckend in ganz      sind Möglichkeiten, um tatsächliche
Bayern.Widerstände gegen Mobilfunk-        oder wohl auch nur vermutete Kom-
                                           munikationsdefizite zwischen Politik      Lassen Sie mich schließen mit einem
masten oder Windkrafträder,gegen Ski-                                                Auszug aus einem Gedicht von Her-
lifte oder Kreisverkehre. Neue Wege in     und Bürgerschaft zu minimieren. Da-
                                           bei wird auch der Verwaltung eine         mann Hesse, der vor 50 Jahren ver-
der Bürgerbeteiligung. Unter diesem                                                  storben ist.
Motto finden derzeit zahlreiche Sym-       neue Rolle zukommen. Der Verwalter
posien und Fachkongresse statt. Auch       wird zum Gestalter. Vom rein vollzie-     „Stufen: Und jedem Anfang wohnt ein
Ihre Fachhochschule hat sich mit die-      henden wird der handelnde Verwal-         Zauber inne, der uns beschützt und
sem Thema Anfang Februar in einer          tungsbeamte. Ihnen, der nachfolgen-       der uns hilft, zu leben. Wir wollen hei-
zweitägigen Veranstaltung sehr um-         den jüngeren Generation, muss ich         ter Raum und Raum durchschreiten,
fangreich und intensiv beschäftigt.        nach erfolgreichem Abschluss an die-      an keinem wie an einer Heimat hän-
                                           ser Fachhochschule nicht erklären, wie    gen. Der Weltgeist will nicht fesseln
Die formellen Beteiligungsmöglich-         der moderne Kontakt zu den Bürge-         uns und engen, er will uns Stuf um
keiten gerade bei der Aufstellung von      rinnen und Bürgern aussieht. Sie sind     Stuf heben, weiten.“
Flächennutzungs- und Bebauungsplä-         fit für eine transparente Form der In-
nen bestehen schon seit vielen Jah-        formationsweitergabe sowohl an Po-        Sie haben nun den Raum Ihrer Ausbil-
ren. Es ist alles klar geregelt und wird   litik als auch an Bürgerschaft. Aber es   dung durchschritten und betreten
auch so von den Kommunen beach-            muss Ihnen auch bewusst sein, dass        bald den Raum Ihrer künftigen Auf-
tet. Dennoch brauchen wir offensicht-      dieser Weg zu mehr Transparenz und        gabe in der öffentlichen Verwaltung.
lich mehr als nur eine rein formelle       zur stärkeren Einbindung der Bürger-      Sie sollen offen sein für Neues. Lassen
Bürgerbeteiligung, um die Bürger mit-      schaft in politische Entscheidungsfin-    Sie sich nach Hesse auf Ihrem nächs-
zunehmen in den politischen Entschei-      dungsprozesse von Ihnen ein hohes         ten Schritt ins Berufsleben auch ein
dungsfindungsprozess. Und wenn wir         Maß an Engagement,Verständnis und         wenig verzaubern.
von einer Modernisierung der Bürger-       letztendlich auch mehr Zeitaufwand
beteiligung sprechen, dann meinen          erfordert. Menschen zuzuhören und         Alles Gute nochmals und viel Erfolg
wir wohl weniger Änderungen der            ihre Belange ernst zu nehmen, ist eine    für Ihren künftigen Lebensweg.
11/2012 Bayerischer Gemeindetag
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                                            10 Thesen
                                     zum Landesentwicklungs-
1. Der ursprüngliche Ansatz des                                                             5. Bei der Neuformulierung des
Ministerrats (Beschluss vom De-         programm Bayern                                     Zentrale-Orte-Systems hat der
zember 2009) einer grundsätz-                                                               LEP-Entwurf eine große Chance
lichen und radikalen Reform des                                                             vertan. Es sollen zwar die sieben
Landesentwicklungsprogramms                     Dr. Jürgen Busse,                           bisher vorhandenen Kategorien
(„weißes Blatt Papier“) unter der              Geschäftsführendes                           auf lediglich nur noch drei redu-
Überschrift     „Entbürokratisie-             Präsidialmitglied des                         ziert werden, diese Verände-
rung, Deregulierung und – so-               Bayerischen Gemeindetags                        rung korrespondiert aber nicht
weit möglich – Kommunalisie-                                                                mit einer vertieften inhaltlichen
rung“ wird weiterhin nachhaltig                                                             Auseinandersetzung mit der Fra-
begrüßt. Der vorliegende Entwurf wird     3. Dem LEP-Entwurf fehlt eine echte         ge, ob die Funktion des Zentrale-Orte-
dieser Zielsetzung allenfalls ansatz-     Vision zur Zukunft der Raumentwick-         Systems vor dem Hintergrund insbe-
weise gerecht.Die beabsichtigte quan-     lung in Bayern. Das als Präambel for-       sondere der demographischen Ent-
titative Reduzierung der Ziele auf ca.    mulierte „Leitbild“ kann den Ansprü-        wicklung heute überhaupt noch zeit-
ein Viertel und der Grundsätze auf ca.    chen an eine solche Vision nicht ge-        gemäß ist. Hier bedarf es einer völli-
ein Drittel ist zwar ein Schritt in die   recht werden. Es bleibt auf einem viel      gen Neuorientierung.
richtige Richtung, allerdings fehlt es    zu hohen Abstraktionsniveau und ent-
                                                                                      6. Prinzipiell begrüßenswert ist der
an einer qualitativen Umorientierung.     hält viel zu wenig Hinweise, wann und
                                                                                      Versuch, die Struktur der Raumkate-
Gerade die erhalten bleibenden Ziele      wie die gesteckten Ziele erreicht wer-
                                                                                      gorien zu vereinfachen. Allerdings ist
sind zum Teil schärfer als die gelten-    den sollen. Insgesamt muss sich die
                                                                                      auch hier das Festhalten an der her-
den und engen die gemeindlichen           Landesplanung in ihren Inhalte und
                                                                                      kömmlichen Begriffswelt fragwürdig.
Handlungsspielräume unnötig ein.          Mechanismen den veränderten öko-
                                                                                      Eine Neueinteilung sollte sich an den
2. Alle Festlegungen des LEP-Entwurfs     logischen, wirtschaftlichen und sozia-
                                                                                      neuen landesplanerischen Leitlinien
müssen nochmals intensiv daraufhin        len Rahmenbedingungen anpassen.
                                                                                      „Demographie“ und „Klimawandel“
untersucht werden, ob sie den Prinzi-     Die Megatrends„demografischer Wan-
                                                                                      orientieren.
pien der Überörtlichkeit, der Subsi-      del“ und „Energiewende“ müssen die
diarität und der Verhältnismäßigkeit      herausragenden Elemente landespla-          7. Die materiellen Regelungsbereiche
entsprechen. Vorgaben für Sachver-        nerischer Vorgaben werden. Die Lan-         im     Landesentwicklungsprogramm
halte, die auf der Ebene der Gemein-      desplanung muss sich bewusst wer-           sind auf ein absolutes Minimum zu
de geregelt werden können, sind zu        den, dass die Förderung der regiona-        beschränken. Erforderlich erscheinen
unterlassen.                              len Stärken entscheidend für den Frei-      allenfalls Aussagen zur überregiona-
                                          staat Bayern ist. Auch für den länd-        len Verkehrsentwicklung, zur Rohstoff-
                                          lichen Raum muss ein eigenständiges         sicherung, zum Einzelhandel sowie
                                          und umsetzungsorientiertes Leitbild         zur Energieversorgung. Wenn aber
                                          formuliert werden.                          Aussagen zur Bildung, Gesundheits-
                                          4. Uneingeschränkt zu begrüßen ist,         vorsorge etc. getroffen werden, dür-
                                          dass der LEP-Entwurf an den Grund-          fen nicht inhaltsleere Programmsätze
                                          sätzen der Gleichwertigkeit der Lebens-     formuliert, sondern müssen echte Um-
                                          und Arbeitsverhältnisse, dem Vor-           setzungsstrategien erarbeitet werden.
                                          rangprinzip für den strukturschwa-          8. Für den Bereich der Energiewende
                                          chen Raum sowie dem Vorhalteprin-           enthält der LEP-Entwurf keinerlei Kon-
                                          zip festhalten will. Der Freistaat hat      zept zur Bewältigung dieser enormen
                                          diese Grundsätze aber auch bei ande-        Herausforderung. Weder die Proble-
                                          ren Politikentscheidungen in konkre-        me der Energiespeicherung (Pump-
                                          te Maßnahmen umzusetzen. Als Bei-           speicherkraftwerke) noch der Energie-
                                          spiele seien die Finanzverteilung (z.B.     übertragung (Leitungstrassen) werden
                                          Einwohnerveredelung, demografischer         auch nur mit einem Wort erwähnt. Ein
 Dr. Jürgen Busse
                                          Faktor beim Finanzausgleich) oder           Landesentwicklungsprogramm, das
                                          auch der Schulbereich genannt.              die Raumstruktur der nächsten 10 – 15
11/2012 Bayerischer Gemeindetag
404 Bayerischer Gemeindetag 11/2012

Jahre in Bayern vertreten soll, muss       eine sinnvolle städtebauliche Steue-    nen, dass vom Erfordernis der städte-
sich zwingend mit diesen Themen            rung zu gewährleisten.                  baulichen Integration – etwas ver-
auseinandersetzen.                                                                 kürzt ausgedrückt – immer dann ab-
                                           10. Regelungen für die Ansiedlung       gewichen werden sollte, wenn die Ge-
9. In besonderer Weise schmerzhaft         großflächigen Einzelhandels sind auch   meinde – insbesondere im Rahmen
für die Gemeinden ist die Behand-          auf der Ebene der Landesplanung not-    eines Einzelhandelsgutachtens – nach-
lung des Bereichs der Siedlungsstruk-      wendig. Allerdings müssen diese Be-     weisen kann, dass der vorgesehene
tur. Die Ziele, die in der Vergangenheit   stimmungen die Planungshoheit der       Standort für den Einzelhandelsbetrieb
die kommunale Planungshoheit außer-        Gemeinde respektieren und dürfen        unter Berücksichtigung aller konkre-
ordentlich eingeschränkt haben, sollen     nur dann eingreifen, wenn tatsächlich   ten Umstände des Einzelfalles richtig
nicht nur erhalten bleiben, sondern        landesplanerische Zwecksetzungen        ist.
zum Teil auch noch verschärft wer-         beeinträchtigt werden.
den. Beispielhaft sei das so genannte
Anbindegebot herausgegriffen. Die Ge-      Viel zu eng ist die Forderung nach      Bedauerlicherweise bleibt der Entwurf
meinden sollen weiter dazu gezwun-         städtebaulich integrierter Lage ent-    im Zusammenhang mit der Decke-
gen werden, neue Siedlungsflächen          sprechender Projekte. Wir bedauern,     lung der zulässigen Verkaufsflächen
nur in Anbindung an geeignete Sied-        dass eine Kompromissformel, die zwi-    wieder bei dem herkömmlichen An-
lungseinheiten auszuweisen. Die im         schen dem Gemeindetag und dem           satz der Kaufkraftabschöpfung. Die
BauGB enthaltenen Regeln, insbeson-        Staatsministerium des Innern ent-       ermittelten Verkaufsflächen für die
dere das Abwägungsgebot des § 1            wickelt worden ist, nicht Eingang in    einzelnen Gemeinden sind wenig
Abs. 7 BauGB, reichen völlig aus, um       den Entwurf gefunden hat. Wir mei-      praxisgerecht.

       Informationen des Bayerischen Gemeindetags im Oktober 2012 …
                                … können Sie unter www.bay-gemeindetag.de
                                     im „Mitgliederservice“ nachlesen.
   • Pressemitteilungen
     22/2012 Gemeindetag erfreut über zusätzliche Steuermillionen für die Gemeinden und Städte

   • Rundschreiben
     65/2012 Feuerwehrfahrzeugkartell; aktueller Sachstand
     66/2012 Altersabhängige Staffelung des Erholungsurlaubs bei Beamten;
              Entscheidungen des Freistaats Bayern für Beamte für die Umsetzung der Jahre 2011 und 2012
     67/2012 Baumschutzverordnung; Forderung von Ausgleichszahlungen
     68/2012 „Kommunalwaldpakt 2011“
             Änderung der KWaldV und Auszahlung des Gemeinwohlausgleichs
     69/2012 Kostenloses Energiecoaching für Kommunen
     70/2012 Veranstaltung „Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie – Kommunen aktiv für den guten Zustand klei-
             nerer Gewässer“
     71/2012 Staatliche Rechnungsprüfungsstellen;
             Zuweisungen von Gemeinden, Verwaltungsgemeinschaften und Zweckverbänden zum Bayerischen
             Kommunalen Prüfungsverband
     72/2012 Benchmarking Abwasser Bayern geht in die vierte Runde

   • Schnellinfos für Rathauschefs
     25/2012 Beteiligung der Gemeinden an der Einkommensteuer und an der Umsatzsteuer im 3. Quartal 2012
     26/2012 Straßenverkehrszählung 2010;
             Verkehrsmengen-Atlas Bayern auf DVD
     27/2012 Umfrage zur kommunalen Energieaktivitäten
     28/2012 Gemeindetag bietet Bündelausschreibungen für kommunalen Strombezug an
     29/2012 Veranstaltung „Novelliertes Städtebaurecht aus erster Hand“
11/2012 Bayerischer Gemeindetag              405

               ah res k ale nder 2013
              J                                      individuell für Ihre Gemeinde
                                                              Deckblatt 4-farbig
                                                              gestaltet nach Ihren Wünschen – eventuell mit einem Werbeträger
      Jahreskalender                                          aus Ihrer Gemeinde (örtl. Bank, Apotheke, ortsansässige Firma etc.)

   2013                                                       12 Monatsblätter 4-farbig
                                                              ●
                                                              ●
                                                              ●
                                                                   mit Motiven aus Ihrer Gemeinde
                                                                   mit Müllabfuhrterminen (mit farbigen Tonnensymbolen gekennzeichnet)
                                                                   mit Veranstaltungsterminen Ihrer Gemeindevereine und Verbände
                                                              ●    freier Platz für Werbung (am Fuß der Kalenderblätter)

                                                              3 Infoblätter 4-farbig
                                                              ●    mit Öffnungszeiten und Telefonnummern der Gemeinde
                                                              ●    mit Adressen der öffentlichen Einrichtungen im Gemeindebereich
                                                              ●    mit wichtigen Telefonnummern
              Pfarrkirche der Gemeinde Musterheim             ●    mit Informationen über die Abfallwirtschaft
                                                              ●    mit Adressen der örtlichen Vereine und Verbände
    Gemeinde                                                  ●    mit Busfahrplänen usw.

   Musterheim                                                 Ausführungsbeispiel:
                                                              16 Blätter, Format 48 x 15 cm (abweichende Ausführung jederzeit auf Anfrage möglich)
              mit Motiven aus dem Gemeindebereich
                                *
                                                              davon 13 Blätter mit Motiven aus Ihrer Gemeinde
                       Müllabfuhrtermine
                                *
                     Veranstaltungstermine
                                                              Mit Werbeanzeigen kann der Kalender ganz oder teilweise finanziert werden
                               *
                Wissenswertes über die Gemeinde
                                                              (z.B. durch örtliche Banken, Apotheken, ortsansässige Firmen)
                                  *
           Öffentliche Einrichtungen im Gemeindebereich
                                *
                    Wichtige Telefonnummern
                                                              Preise per Stück zuzügl. MwSt.: (gültig für Ausführungsbeispiel)
                                *
                Bürgerinformation Abfallwirtschaft
                                *
                          Müllgebühren                                   500 Stück      1000 Stück       1500 Stück      2000 Stück       2500 Stück
                                *
                      Vereine und Verbände
                                *
                           Busfahrplan
                                                                  Euro      2,30            1,50            1,25             1,10            1,05

              Herzlichen Dank den Firmen:
                                                              zuzügl. Satzkosten (Sie liefern uns Ihre Gemeindedaten im Word- oder PDF-Format,
              ?•Þ SQRCPK?LLÞßÞ?•Þ SQRCPK?LL                 wir pflegen Ihre gelieferten Daten in das Layout ein.)
     ?•Þ SQRCPK?LLÞßÞ?•Þ SQRCPK?LLÞßÞ?•Þ SQRCPK?LL
              ?•Þ SQRCPK?LLÞßÞ?•Þ SQRCPK?LL
     ?•Þ SQRCPK?LLÞßÞ?•Þ SQRCPK?LLÞßÞ?•Þ SQRCPK?LL
              ?•Þ SQRCPK?LLÞßÞ?•Þ SQRCPK?LL                 Bitte fordern Sie ein unverbindl. Muster an oder setzen sich telefonisch in Verbindung mit
     ?•Þ SQRCPK?LLÞßÞ?•Þ SQRCPK?LLÞßÞ?•Þ SQRCPK?LL
  die mit ihren Werbeanzeigen zur Mitfinanzierung beitragen   Herrn Georg Schmerbeck          $ 0 87 09 / 92 17-20
Dieser Jahreskalender ist für Ihre Bürgerinnen und Bürger die ideale und wichtige Information im Gemeindebereich.

                                                                                                                                            GmbH

                                                     Druckerei Schmerbeck
                                                                   Gutenbergstraße 12 • 84184 Tiefenbach bei Landshut
                                                                       Tel. 0 87 09 / 92 17-0 • Fax 0 87 09 / 92 17- 99
                                                                               info@schmerbeck-druckerei.de
406 Bayerischer Gemeindetag 11/2012

                                               Energiewende –
Zur Verleihung des bayerischen                vom Sonnendeck                                nario B 2032), sowie der dazu er-
Energiepreises (aus unserem Mit-                                                            forderliche Verteilnetzausbau (zum
gliederkreis wurde Fürstenfeld-            in den Maschinenraum                             Anschluss der regionalen Energie-
bruck ausgezeichnet, siehe S. 437)                                                          erzeugungsanlagen) mit geschätz-
fand im Oktober in Nürnberg                                                                 ten Kosten von 25 Milliarden Euro
eine hochkarätige Veranstaltung                                                             (bis 2030, ohne smart grid-Netz-
mit 500 Teilnehmern statt. Die                       Stefan Graf,                           umbau).
entscheidenden Herausforderun-                Bayerischer Gemeindetag
gen der Energiewende wurden                                                                  Wie viel Überzeugungsarbeit bis
von Repräsentanten des Bundes,                                                               zu einer Harmonisierung hier
Bayerns, der Elektrizitätswirtschaft und   giepolitik verfolgen würden. Zum Bei-      noch ansteht, zeigte das Statement
der kommunalen Seite auf den Punkt         spiel wolle Schleswig-Holstein drei-       der Wirtschaftsstaatssekretärin Katja
gebracht. Nachfolgend bieten wir eine      mal so viel Strom durch erneuerbare        Hessel, die das Energiekonzept ihres
mit Anmerkungen aus kommunaler             Energien-Anlagen bis 2022 erzeugen,        Hauses „Energie Innovativ“ als bayeri-
Sicht garnierte (in kursiv) Zusammen-      wie es selbst verbrauche. Andere Län-      schen Masterplan bestätigt hat. Eben
fassung, die es dem Leser ermöglicht,      der hätten ähnliche Exportambitio-         darin stehen die ambitionierten weiß-
sich komprimiert auf den aktuellen         nen. Auf der anderen Seite gebe es         blauen Ausbauziele für die erneuer-
Stand der Debatte zu bringen:              kaum ein Bundesland, welches nicht         baren Energien.
                                           zumindest rechnerisch seine Spitzen-       Außerdem hat die Staatsekretärin an-
1. Masterplan zur Energiewende             last (also die aufgrund des Verbrauchs     gemahnt, dass es für die fünf auf baye-
Der für Energiepolitik zuständige Ab-      benötigte Höchstleistung, i.d.R. am        rischen Boden geplanten Gaskraft-
teilungsleiter im Bundeswirtschafts-       frühen Abend) durch innerhalb der          werke endlich ein „Marktdesign“ ge-
ministerium, Detlef Dauke, startete        jeweiligen Landesgrenzen erzeugten         ben müsse. Hinter dem neudeutschen
einen Frontalangriff auf die Länder. Er    Strom decken möchte („leistungs-           Begriff Marktdesign verbirgt sich freilich
prangerte an, dass neben dem Bun-          mäßige Autarkie“). Dies habe dazu ge-      nichts anderes, als der Ruf nach einem
deskonzept 16 Länderenergiekonzep-         führt, dass nach den Meldungen der         neuen Fördermechanismus. Denn we-
te existieren, die eine isolierte Ener-    Länder für den deutschen Netzent-          gen der zu erwartenden geringen Lauf-
                                           wicklungsplan (Konsultation gerade         zeiten – bei Wind- und Sonnenzeiten
                                           abgeschlossen) alleine die erneuerba-      kämen die Gaskraftwerke am Markt
                                           ren Energien 2022 eine Gesamtleis -        nicht zum Zuge – seien die Großkraft-
                                           tung von 149 Gigawatt (= 149.000           werke über den heutigen „Energy only“-
                                           MW) haben sollen. Zum Vergleich: Die       Markt (Bezahlung nur für gelieferten
                                           Spitzenlast Deutschlands wird bis da-      Strom) nicht rentabel zu betreiben.
                                           hin auf 84 Gigawatt taxiert. Der Bun-      Deshalb wird die Einführung eines
                                           desvertreter hat letztlich das Menetekel   Kapazitätsmarkts, also eines Markts,
                                           ausgesprochen, dass der Aktivismus Aller   der Stromverfügbarkeit unabhängig
                                           dazu führe, dass wir alles gleichzeitig    von tatsächlichem Stromabruf han-
                                           machen und die Wettbewerbsfähigkeit        delt, ins Spiel gebracht. Hierzu wurde
                                           unserer Strompreise in höchster Gefahr     überraschend deutlich, dass die Ener-
                                           sei: Übertragungsnetzausbau mit Kos-       giewirtschaft selbst zurückhaltend ist:
                                           ten von geschätzten 27 Milliarden Euro     Dr. Markus Litpher, Vorstandsmitglied
                                           und Offshore-Windausbau in der leis-       der LEW, sah höchstens langfristig
                                           tungsmäßigen Größenordnung aller           hierfür eine Perspektive – der Eingriff
                                           deutschen AKWs einerseits und ande-        in den heutigen Energiemarkt sei
                                           rerseits PV-Ausbau und Onshore-Wind-       nämlich erheblich.
                                           kraftausbau mit Gesamtleistung von je-     Zum Thema Masterplan merkte der
                                           weils weit über 60 Gigawatt in den Län-    LEW-Vertreter an, dass die vorgeleg-
                                           dern (alle Angaben jeweils aus dem Ent-    ten Energiekonzepte bestenfalls Ziel-
 Stefan Graf
                                           wurf des Netzentwicklungsplans, Sze-       vorgaben seien, aber keinen Weg auf-
11/2012 Bayerischer Gemeindetag           407

zeigen würden. Der Bayerische Ge-              liarden Euro nach Mitteldeutschland            Als Zukunftslösung von den Fachleu-
meindetag hat deshalb in Übereinstim-          transferiert. Es bestehe dringender            ten favorisiert wird deshalb die Inte-
mung mit dem Bundesverband (DStGB)             Handlungsbedarf, weil ansonsten täg-           gration des Stroms aus erneuerbaren
mehrmals einen solchen Masterplan              lich neue EE-Anlagen 20-jährige Ver-           Energien in den allgemeinen Energie-
eingefordert. Gerade weil uns bewusst          gütungszusagen erhalten, andererseits          markt. Statt dass der Anlagenbetrei-
ist, dass das Energiegeschehen von             in den nächsten Jahren noch kaum               ber eine garantierte Einspeisevergü-
einer Vielzahl von Akteuren bestimmt           Anlagen aus dem Umlagesystem aus-              tung vom Netzbetreiber ausgezahlt
ist, tut eine Verständigung der Akteure        scheiden würden. E.ON-Vorstandsmit-            bekommt, würden die Energieversor-
auf einen solchen Masterplan not. Man          glied Dr. Egon Westphal hat dies da-           gungsunternehmen verpflichtet wer-
kann gespannt sein, ob der jetzt von der       mit illustriert, dass in der jüngsten          den, eine bestimmte Quote ihrer
Deutschen Energie-Agentur (dena) im            Vergangenheit jährlich alleine 40.000          Stromlieferungen über erneuerbare
Auftrag des BDI erstellte Masterplan,          PV-Anlagen an ihr bayerisches Netz             Energiequellen zu erfüllen. Den Ener-
also wann, wo und welche Stromnetze            gegangen sind.                                 gieversorgungsunternehmen bliebe es
und Kraftwerke errichtet werden sollen,                                                       dann überlassen, bei welchen Erzeu-
eine solche staatliche „Adelung“ erfährt.      Vom stetig anwachsenden Umlage-                gungsanlagen „erneuerbarer Strom“
                                               volumen, aufgrund der zu zahlenden             eingekauft wird. Da diese versuchen
                                               EEG-Vergütungen, kann jedoch nicht             werden, ihre Quote möglichst preis-
2. Zukunft der Förderung der
                                               pauschal auf die fehlende Wettbe-              günstig zu erfüllen, würde dies zu
   erneuerbaren Energien
                                               werbsfähigkeit der erneuerbaren Ener-          einem Wettbewerb unter den Anlagen-
Annährend Konsens herrschte bei den            gien geschlossen werden. Dies zeigte           betreibern führen.
Teilnehmern, dass die derzeitige För-          die anschließende Diskussion: Von
derung des Ausbaus der erneuerbaren            Abteilungsleiter Dauke wurde näm-              Welche Probleme ein solches Quo-
Energien (= EEG) dringend reformbe-            lich ein Publikumsbeitrag bestätigt,           tenmodell zu lösen hätte, wurde je-
dürftig sei. An die Spitze der Bewe-           dass die stark angewachsenen Strom-            doch ebenfalls deutlich: Derzeit be-
gung setzte sich Staatssekretärin Hes-         mengen aus erneuerbaren Energien               steht zwischen den einzelnen erneuer-
sel, die noch vor der nächsten Bun-            die Spotmarktpreise für Strom ge-              baren Energieträgern eine erhebliche
destagswahl ein Marktmodell forder-            drückt hätten. Da sich aber die EEG-           Spreizung in der Einspeisevergütung.
te, das den Wettbewerb im erneuer-             Umlage aus der Differenz zwischen              Spitzenreiter ist beispielsweise die Geo-
baren Energien-Sektor einführe. Die            gesetzlich garantierter Einspeisever-          thermie, die zwischen 25 und 30 Cent pro
jährlich ausgezahlten EEG-Vergütun-            gütung einerseits und dem am Ener-             KWh erhält. Die Grundvergütung bei
gen würden für 2013 zu einem Um-               giemarkt für den EE-Strom zu erzie-            Windenergieanlagen beträgt dagegen
lagevolumen von 14 Milliarden Euro             lenden Preis andererseits errechne,            nur 4,87 Cent. Möchte man einzelne
führen. Zum Vergleich: Über den Solida-        steige das Umlagevolumen je niedri-            Träger nicht in die Erforschungsphase
ritätszuschlag wurden 2008 ca. 12 Mil-         ger der erzielte Börsenpreis sei.              zurück werfen, müssten also differen-

 Über 500 Fachteilnehmer nahmen in Nürnberg am Fachkongress „Die Energiemärkte der Zukunft gestalten“ teil, der anlässlich der Verleihung
 des Bayerischen Energiepreises veranstaltet wurde.
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