2017 IAW Institut für - Institut für Altertumswissenschaften
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IMPRESSUM Inst itut f ü r A lter tu ms w iss ens chaf ten (IAW ) Fachb erei cht 0 7 – G es chi cht s - u nd Ku ltu r w iss ens chaf te n Johan nes Gutenb erg -Un ivers it ät Mai n z Ans chr i f t : Johan nes Gutenb erg -Un ivers it ät Mai n z Inst itut f ü r A lter tu ms w iss ens chaf ten Phi l o s ophi c u m , Ja kob -Wel der-Weg 1 8 5 5 1 2 2 Mai n z Ver ant wor t l i ch: Un iv. -Prof. Dr. C hr ist i ne Wa l de R e d a kt i on : Si mone G erhards M . A. / Adr i an Wei ß B. E d. L ayout : © by Mos cov ita (Envato ) , ab ge wandelt von S . G e rhards Tex t -L i z en z : D er Tex t des Ja hres b er i cht s steht u nter C C BY 4 . 0 L i z e nz
I N H A LT Vorwort Laufende Dissertationsprojekte 04–06 101–105 Berichte: Arbeitsbereiche und Projekte Abschlussarbeiten 07–53 106–109 Berichte aus den Sammlungen Bericht aus dem Studienbüro 54–57 110–112 Aktivitäten der Mitglieder Lehrveranstaltungen 58–93 113–128 Gastvorträge am IAW Kontaktinformationen Wir v e re ine n e ine g roß e 94–97 129–135 Vi elfalt an Fä ch e r n , di e ein breites Spektrum Abb. 1: Mitglieder des IAW (Foto: T. Hartmann, UB Mainz) Abgeschlossene Dissertationsprojekte an frühen Kulturen abdecken. 98–100
4 VORWORT 5 D a s I AW z ä h l t z u d e n w e n i g e n I n s t i t u t e n i m deutschsprachigen Raum, in denen das Altertum in so großer übergreifender thematischer und methodischer Breite erforscht und gelehrt wird. I m I AW h a b e n sowohl individuelle Moderne Altertumswissenschaften – ein bar, dass wir an einer Universität forschen Forschungsprojekte als Widerspruch in sich? Das Mainzer Insti- und lehren, die bewusst auf eine Stärkung tut für Altertumswissenschaften beweist der Altertumswissenschaften setzt. auch Kooperationen Jahr für Jahr das Gegenteil. In Forschung An der Johannes Gutenberg-Universität in großen und Lehre verbinden die sechs Diszipli- sind alle zentralen Altertumswissenschaf- nen in der von Erforschung von mehr als ten mit insgesamt 11 Professuren vertreten. Forschungsverbünden 5000 Jahren Menschheitsgeschichte phi- Das ist nicht eine nette Vielfalt von unter ihren Platz. lologisch-historische und archäologische Artenschutz zu stellenden Orchideenfä- Forschungsansätze mit dem Einsatz mo- chern, sondern eine großartige Ausdiffe- dernster Technologien. Gemeinsam ist uns renzierung und konzentrierte Kompetenz allen – den Studierenden wie dem For- in Sachen Altertumswissenschaften. Der schungs- und Lehrpersonal – das Interes- vorliegende Jahresbericht zeigt, dass wir se an diesen uralten, aber keineswegs ver- das Vertrauen in die Mainzer Altertums- alteten Kulturen, die bis auf den heutigen wissenschaften nicht enttäuschen. Das Tag Spuren hinterlassen. Dieses Interesse IAW dokumentiert die außerordentlich mag manchen als Anachronismus erschei- große Breite an Forschungsthemen, die in nen, ist in Wirklichkeit aber ein wichtiges, Einzelforschung und im Verbund betrie- mit viel Arbeit und Anstrengung erkauf- ben werden. Wie die verschiedenen Rubri- tes Privileg unserer Gesellschaft, weil wir ken des Berichts demonstrieren, liegt uns stellvertretend eine für andere nötige Leis- der frühe Einbezug des wissenschaftlichen tung erbringen dürfen: die Erforschung Nachwuchses in die Forschung besonders des Menschen und seiner kulturellen Er- am Herzen. Und der Erfolg gibt uns recht: rungenschaften in einer Langzeitperspekti- Unsere Absolventen, Doctores und Habi- ve und die Bewahrung dieser Leistungen. litierten bewähren sich ausgezeichnet auf Umso bedauerlicher ist es, dass an nicht dem akademischen Arbeitsmarkt. Abb. 2: Univ.-Prof. Dr. Christine Walde (Foto: D. Groß) wenigen deutschen Universitäten in kurz- Das Institut ist auch in der Einwerbung sichtiger Sparwut oder einem Schielen nach von Drittmitteln ausgesprochen erfolg- zweifelhafter Erhöhung von Studierenden- reich, sowohl in Verbund- und Einzelfor- zahlen gerade die Altertumswissenschaften schung als auch Nachwuchsförderung. Ob ins Visier kommen als scheinbar leicht ver- GFK-Fellowships, GNK-Förderung, Aka- zichtbare Manövriermasse. Wir sind dank- demie-Projekte Graduiertenkolleg, Gra-
6 7 bungen, Workshops oder Tagungen: Alle verliehen bekommen. Gerade angesichts Formate sind im IAW vertreten. Gerade das der im heutigen Wissenschaftsbetrieb oft Jahr 2017 hat hier eine Konsolidierung und forciert scheinenden Generierung von Erweiterung des Förderungsspektrums ge- neuen Projekten muss der erfolgreiche bracht: So wurde das alle Altertumswissen- Abschluss von Forschungsvorhaben be- schaften einschließende GRK 1876 Frühe sonders gewürdigt werden, denn am Ende Konzepte von Mensch und Natur. Universa- zählt der lange Atem: Hierfür ist die Altori- lität, Spezifität und Tradierung (Sprecherin: entalische Philologie unter der Ägide von T. Pommerening; stellvert. Sprecher: J. Alt- D. Prechel vorbildlich, die 2017 den Ertrag hoff) ebenso verlängert wie das Akade- gleich dreier langfristiger Projekte (darun- mie-Projekt Altägyptische Kursivschriften ter das DFG-Projekt Philologische Bearbei- von U. Verhoeven; neu bewilligt wurde u. a. tung und digitale Gesamtpublikation hethi- das Forschungsprojekt Edition der Manu- tischer Ritualtexte (CTH 390–500), weiteres skripte zur Antiken Kunst aus dem Nachlass siehe S. 16) einfahren konnte. Jacob Burckhardts (D. Kreikenbom, Klas- sische Archäologie; Laufzeit: 2017–2020); ich selbst habe für den Abschluss meiner Monographie zu Lucans Epos vom Bürger- C h r i s t i n e Wa l d e Berichte: Arbeitsbereiche krieg eines der ersten Zielgeraden-Fellow- Geschäftsführende Leitung und Projekte ships des Gutenberg-Forschungskollegs April 2018 Ägyptologie 08 Altorientalische Philologie 16 Klassische Archäologie 20 Klassische Philologie 28 Vo r d e r a s i a t i s c h e A r c h ä o l o g i e 35 Vo r - u n d F r ü h g e s c h i c h t l i c h e A r c h ä o l o g i e 39 Graduiertenkolleg 1876 45 Interdisziplinärer Arbeitskreis Alte Medizin 49 LOB-Projekte 50
8 9 nastie) weiter erforscht, wobei eine bislang und Natur und die u. a. damit verbundene unbekannte, teils noch dekorierte Kam- Abschlüsse von Projekten sowie Bericht- ARBEITSBEREICH ÄGYPTOLOGIE mer in ca. 30 m Tiefe entdeckt wurde. Aus erstattung, Fortsetzungsbeantragung und Mainz waren außer den beiden Projektmit- Vorbereitung der Fortsetzungsbegutach- arbeiterinnen noch Dr. Monika Zöller-En- tung. PERSONALIA ägyptischen Tempeln griechisch-römischer gelhardt und Judit Garzón-Rodríguez B. A. Die Feldarbeiten in Dayr al-Bersha unter- Univ.-Prof. Dr. Tanja Pommerening wur- Zeit promoviert. beteiligt. stützte in diesem Jahr Masterstudentin de zum korrespondierenden Mitglied des Im Graduiertenkolleg 1876 Frühe Konzepte Nach erfolgreicher Evaluation ihres Akade- Peggy Zogbaum B. A. Deutschen Archäologischen Instituts er- von Mensch und Natur konnte im Oktober mieprojekts Ende Juni konnte U. Verhoe- T. Pommerening arbeitete ferner weiter nannt und in den Aufsichtsrat des Curt-En- 2017 eine Stelle mit der Ägyptologin Re- ven während des SoSe 2017 konzentriert an der Frage, mit welchen Methoden sich gelhorn-Zentrums für Archäometrie gGmbH bekka Pabst M. A. besetzt werden. Zudem an der Edition der Assiuter Besuchertexte Konzepte aus historischen Quellen er- berufen. Seit dem SoSe 2017 vertritt sie im assoziierte sich der Leidener Ägyptologe aus dem Neuen Reich weiterarbeiten. Un- schließen lassen. In diesem Zusammen- Senat den FB 07, im WiSe wurde ihr zu- Jonny Russel M. A. mit seinem Dissertati- ter diesen hieratischen Dipinti, die im As- hang steht auch der gemeinsam mit Univ.- dem das Amt der Direktorin des Gutenberg onsprojekt zur altägyptischen Heilkunde. siuter Grab N13.1 hinterlassen wurden, Prof. Dr. Walter Bisang herausgegebene Nachwuchskollegs (GNK) übertragen. Am 29.5.2017 verstarb Dr. Mechthild konnte sie einen 11 m langen lehrhaften Sammelband Classification from Antiqui- Univ.-Prof. Dr. Ursula Verhoeven-van Els- Schade-Busch, frühere langjährige wissen- Text dahingehend entziffern, dass er ein ty to Modern Times. Sources, Methods, and bergen wurde für das SoSe 2017 für beson- schaftliche Mitarbeiterin des Fachgebiets missing link darstellt, mit dem erstmals der Theories from an Interdisciplinary Perspec- dere Forschungsaufgaben freigestellt. und Dozentin im JGU-Angebot Studieren zweite Teil der Lehre des Hardjedef identifi- tive. Zum Arbeitskreis Alte Medizin (Ltg. T. Dr. Alexander Ilin-Tomich konnte nach 50plus, im Alter von gerade 60 Jahren. Bis ziert werden konnte. Dieser Teil wurde bis- Pommerening) und dem Graduiertenkol- Abschluss seines PostDoc-Stipendiums der zuletzt war sie als zweite Vorsitzende des lang der Lehre eines Mannes für seinen Sohn leg 1876 Frühe Konzepte von Mensch und Humboldt-Stiftung (Bericht S. 13) eine eige- Freundeskreises Ägyptologie an der JGU zugesprochen. U. Verhoeven konnte darü- Natur (Sprecherin T. Pommerening) liegen ne Stelle einwerben, die ihm von der Fritz Mainz e. V. engagiert tätig. Sie hat viele Ge- ber bereits auf einem Vortrag in Kairo be- gesonderte Berichte vor. Thyssen Stiftung für sein Projekt Umfor- nerationen von Studierenden und Ägyp- richten. PD Dr. Dagmar Budde setzte im Rahmen mung und Variabilität im Korpus altägypti- tenfreunden durch ihre Leidenschaft für Anfang 2017 erschien ihre Monographie ihres DFG-Projekts Das Mammisi von Edfu scher Personennamen bewilligt wurde. Ägypten und die Ägyptologie begeistern über einen auf fünf Museen verteilten hie- ihre Übersetzungsarbeiten fort. Im März Dr. Kyra van der Moezel (Akademiepro- können. ratischen Totenbuchpapyrus eines thebani- 2017 führte sie in Kooperation mit der jekt Altägyptische Kursivschriften) ging im schen Priesters aus der Zeit um 630 v. Chr., Universität Würzburg die 3. Kampagne in Herbst in Mutterschutz und Elternzeit und FORSCHUNG an dem vier Schreiber tätig waren, so dass Edfu durch, während derer sie die Texte wird derzeit durch Simone Gerhards M. A. Das Akademievorhaben Altägyptische Kur- neben Beobachtungen zur Texttradition des Naos kollationierte, Vermessungen der und Tobias Konrad M. A. vertreten. sivschriften (Ltg. U. Verhoeven) wurde im auch interessante paläographische Verglei- Architektur vornahm und die Dokumenta- In diesem Jahr schloss Andrea Kilian M. A. Juni durch ein internationales Gutachter- che möglich wurden. tion der Reliefs erweiterte. (DFG-Langzeitvorhaben The Asyut Project) team vor Ort evaluiert und im Novem- Zu dem Ergebnis, dass historische Evidenz Dr. Monika Zöller-Engelhardt war dieses erfolgreich ihre Dissertation zur Keramik ber von der Union der deutschen Aka- bei der Bewertung und Registrierung von Jahr an gleich zwei Feldkampagnen betei- von Mittelägypten ab, die von U. Verhoe- demien zur Weiterführung empfohlen. pflanzlichen Heilmitteln ein unverzicht- ligt: Von Februar bis März unterstützte sie ven und Prof. Dr. Jochem Kahl (FU Berlin) Das DFG-Langzeitvorhaben zur Nekro- bares methodisches Rüstzeug bieten soll- das Athribis-Projekt der Universität Tübin- betreut wurde. Victoria Altmann-Wend- pole von Assiut (Ltg. J. Kahl und U. Ver- te, kam eine interdisziplinäre Arbeitsgrup- gen im gleichnamigen Ort Athribis (Ägyp- ling M. A., assoziierte Kollegiatin des GRK hoeven) führte von August bis Oktober pe des Robert Bosch Instituts in Stuttgart, ten), wo sie u. a. die Holzfunde aus kopti- 1876 und Doktorandin von Prof. Dr. Chris- wie geplant seine 13. Kampagne am Gebel an der T. Pommerening mitwirkte. Wis- scher Zeit bearbeitete. Zudem hat sie von tian Leitz und T. Pommerening, wurde in Asyut al-Gharbi durch. Insbesondere wur- senschaftlich und organisatorisch konzent- August bis September an der 13. Kampag- Tübingen über Lunare Konzepte in den de dabei die komplizierte Schachtanlage in rierten sich ihre Arbeiten auf das Graduier- ne des Asyut Project (siehe oben) mitgear- Grab I (Djefai-Hapi I., Anfang der 12. Dy- tenkolleg 1876 Frühe Konzepte von Mensch beitet.
10 11 Im September 2017 erschien die Publika- verschiedenen Themengebieten des Alten tion des erst 2016 mit summa cum laude Ägypten entwickelt (Schrift und Sprache, abgeschlossenen Dissertationsprojekts von Pyramiden und andere Bauwerke, Mu- Dr. Nadine Gräßler als 20. Band der Bei- mien und Totenkult, Götter und Religion, hefte der Studien zur Altägyptischen Kultur Alltag und Umwelt). Am Abend der offe- mit dem Titel Konzepte des Auges im Alten nen Tür des Freundeskreises Ägyptologie an Ägypten. der JGU Mainz e. V. am 24.04.2017 und bei einem Besuch von Masterstudentin Jessica AKTIVITÄTEN Knebel B. A. am Gutenberg-Gymnasium Am 1. Februar veranstaltete der Arbeitsbe- Wiesbaden am 18.05.2017 konnten einige reich Ägyptologie eine Akademische Ge- ausgewählte Materialien bereits erfolgreich denkfeier zur Erinnerung an Univ.-Prof. getestet werden (Abb. 5). Das Projekt wur- Dr. Rolf Gundlach anlässlich seines ers- de Ende 2017 umbenannt in Ägyptologie ten Todestages. Zwei Vorträge beleuchte- macht Schule. ten seine Forschungsgebiete der Militär- geschichte (Dr. Carola Vogel, Mainz) und der Königsideologie (Prof. Dr. Tamás Bács, Budapest). Beim anschließenden Empfang, der gemeinsam mit dem Freundeskreis Abb. 3: TeilnehmerInnen der Exkursion vor der Cheops-Pyramide in Gizeh (Foto: J. Garzón-Rodríguez) Ägyptologie an der JGU Mainz e. V. vor- bereitet wurde, hatten seine Schüler und Freunde eine Bildershow zur Erinnerung an gemeinsame Erlebnisse und Exkursio- nen vorbereitet. Im Mai führte eine Exkursion unter Lei- tung von N. Gräßler und T. Pommere- Abb. 5: Mitmachmaterialien des Projekts Ägyptologie macht ning die Studierenden in die Umgebung Schule werden von Kindern erprobt (Foto: S. Sandri) von Kairo, u. a. nach Giza (Abb. 3), Sak- kara, Dahschur, Illahun und Hawara. Ein- Im Rahmen des Akademieprojekts Alt- blicke in die Arbeit der dortigen Abteilung ägyptische Kursivschriften leisteten 2017 des Deutschen Archäologischen Instituts gab fünf Studierende (u. a. auch aus der Buch- sein Direktor Prof. Dr. Stephan Seidlmay- wissenschaft) zweiwöchige Praktika ab, in er. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen denen sie an die Methoden und Inhalte des Ägyptischen Museums in Kairo führ- des Projekts herangeführt wurden. Isabel ten durch ihre Arbeitsstätten, angefangen Steinhardt B. A. studierte im Anschluss im von den Restaurationswerkstätten der Sär- Erasmus-Programm für ein Semester an ge (Abb. 4) über die Papyrusrestauration der Sorbonne in Paris. bis hin zur Registrierung. Die 2016 gelaunchte offizielle Face- Im Rahmen des Projekts Studierende an book-Seite des Arbeitsbereiches Ägyptolo- Schulen wurde im Jahr 2017 eine Reihe von gie wurde Ende des Jahres bereits von 278 Abb. 4: TeilnehmerInnen der Exkursion in der Restaurierungswerkstatt des Ägyptischen Museums Kairo (Foto: N. Gräßler) kindgerechten Mitmach-Materialien zu Personen abonniert (siehe unten; die Eule
12 13 ist das altägyptische Phonogramm für das Forschungsprojekt m, das Logo steht demnach für: MZ). Regionale Vielfalt im alten Ägypten, 1900–1500 v. Chr. 117% Steigerung Mindestens einmal wöchentlich werden Mitarbeiter: Alexander Ilin-Tomich (Dr./Univ. Moskau) von Gefällt spannende Neuigkeiten veröffentlicht und mir Angaben Zeitraum: 2015–2017 Veranstaltungen beworben, die im Schnitt der Seite von mehreren tausend Facebook-Nutzern Das im Jahr 2017 abgeschlossene zwei- (die in eine im Jahr 2017 erschienene Mo- gesehen werden. jährige Forschungsprojekt, das als Post- nografie mündeten) wurde im Rahmen des Zu weiteren Forschungen verweisen wir Doc-Stipendium der Alexander von Hum- Projektes die regionale Vielfalt im Bereich auf die Übersichten zu organisierten Ver- boldt-Stiftung gefördert wurde, fokussierte der gestalterischen Produktion anhand von anstaltungen, Vorträgen und Publikatio- sich auf die geographische Differenzierung Beamtenskarabäen (Abb. 6) und Opferta- nen. in den verschiedenen Bereichen altägyp- feln untersucht. tischer Kultur während des Mittleren Rei- Da die meisten bekannten Beamtenskara- ches. bäen noch nicht vollständig veröffentlicht sind, wurden 1196 Skarabäen eigenhän- dig in Museen in Aberdeen, Berlin, Chi- cago, London, Kairo, Moskau, New York und Turin bearbeitet und dokumentiert. Anhand dieser Dokumentation wurden die Merkmale von Skarabäen, die sich auf Grund von Personennamen und Titeln ei- ner Region zuweisen lassen, analysiert. Da sich mehrere Merkmale als regionsspezi- fisch erwiesen haben, ergab es sich, dass die Skarabäen entgegen der in der Litera- tur herrschenden Meinung nicht nur an der königlichen Residenz Itji-taui (südlich von Kairo), sondern auch in Theben herge- stellt wurden. Daneben wurden neue Da- tierungskriterien entwickelt. Die Forschungsreisen zum Ägyptischen Museum Kairo und zum British Museum London erlaubten es zudem, neue Einbli- cke in die Herstellung von Opfertafeln des Mittleren Reich zu gewinnen (Abb. 7). In Abb. 6: Charakteristische Rückendeckoration einer Gruppe der südoberägyptischen Beamtenskarabäen (Metropolitan zwei Aufsätzen wurden die Evolution von Museum of Art 30.8.672) ikonografischen Motiven, ihre Übertra- gung zwischen den Regionen und die Dau- Anknüpfend an die Vorarbeiten von Dr. erhaftigkeit der lokalen Traditionen analy- Alexander Ilin-Tomich zur regionalen Ver- siert. teilung von Stelen des Mittleren Reiches
14 15 Den anderen Forschungsschwerpunkt stell- Als Ergebnis des Projektes werden mehre- Studierendenkonferenz te die Untersuchung der Dialektmerkmale re Aufsätze und eine Monographie erschei- Innovative und Aktive Altertumswissenschaften SIAA in der Sprache des Mittleren Reiches an- nen. Das gesammelte Material bereichert Organisation: Dana Jacoby M. A., Isabell Steinhardt B. A., Mag. jur. Peggy Zogbaum hand der Personennamen dar. Nach bild- weitere Forschungen u. a. im Rahmen des Datum: 10. bis 11. Juni 2017 lichen und textlichen Kriterien wurde die nachfolgenden Projektes Umformung und Herkunft einer großen Anzahl von Quellen Variabilität im Korpus altägyptischer Perso- Programm mit Vertreterinnen und Vertre- mit Personennamen festgestellt. Dadurch nennamen 2055–1550 v. Chr. (seit 2017 von tern unterschiedlichster Disziplinen für die kamen einzelne phonetische und gramma- der Fritz Thyssen-Stiftung gefördert). ca. 70 Teilnehmenden realisiert werden. Zu tische Besonderheiten zu Tage, die nur im den eingeladenen Keynote-Speakern zähl- Norden Ägyptens bzw. im Südoberägypten A. Ilin-Tomich ten Prof. Dr. Dr. h. c. Kai Ambos, Experte belegt sind und sich als dialektale Merkma- für Internationales Strafrecht und Rich- le erklären lassen. ter am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, Dr. Michael Müller-Karpe vom RGZM und Kriminalhauptkommissar Eckhard Laufer vom Hessischen Landes- Abb. 8: Zwei der Organisatorinnen, D. Jacoby und I. kriminalamt Wiesbaden. Steinhardt (v. links), bei der Arbeit (Foto: SIAA) Am zweiten Konferenztag hielt die SIAA 2017 ein besonderes Highlight für die Teil- Vom 10. bis 11. Juni 2017 fand die Studie- nehmer bereit. Mit den sogenannten Acti- rendenkonferenz Innovative und Aktive Al- ve Sessions wurden thematisch umrissene tertumswissenschaften SIAA in Mainz statt. moderierte Diskussionen zu kontroversen Dieser große Event wurde von Dana Jaco- Themen angestoßen, auf die sich die Teil- by M. A., Isabel Steinhardt B. A. und Peg- nehmerinnen und Teilnehmer am Tag zu- gy Zogbaum B. A., Mag. jur. vollständig in vor mittels einer Abstimmung per Zettel studentischer Eigenverantwortung geplant, geeinigt hatten. organisiert und durchgeführt (Abb. 8). Die Veranstalterinnen danken an dieser Der inhaltliche Schwerpunkt lag auf dem Stelle dem Gutenberg Lehrkolleg sowie Thema Kulturgüterschutz – Bewusstsein dem Freundeskreis Ägyptologie an der JGU für unser gemeinsames Erbe und brachte Mainz e. V. für die großzügige finanziel- unter diesem Titel Studierende und jun- le Unterstützung und Frau Univ.-Prof. Dr. ge Absolventinnen und Absolventen der Tanja Pommerening für die wissenschaftli- Kultur- und Altertumswissenschaften aus che Begleitung, die einen erheblichen Bei- Deutschland, Österreich und sogar Groß- trag zum Erfolg der SIAA 2017 geleistet hat. britannien nach Mainz, um gemeinsam Abb. 7: Opfertafel als Beispiel lokaler Imitation der Werke einer an der Residenz über die Problemfelder im Zusammen- I. Steinhardt und P. Zogbaum aktiven Werkstatt, Herkunft: Assiut, Datierung: Sesostris' III., 12. Dynastie (© Musée d’art et d’histoire, Ville de Genève, inv. n° 023474) hang mit der Bewahrung kulturellen Erbes zu diskutieren. Es konnte ein vielfältiges
16 17 den wurde. Diese älteste Bauschicht aus Einen Arbeitsschwerpunkt stellte erneut der Sukkalmaḫ-Periode wurde näher un- die Elam-Forschung dar. Im Juli 2017 wur- A R B E I T S B E R E I C H A LT O R I E N T A L I S C H E P H I L O L O G I E tersucht, um die Ausdehnung der Siedlung de von PD Dr. Behzad Mofidi-Nasrabadi in in dieser Phase zu bestimmen. Außerdem Zusammenarbeit mit den iranischen Kol- sollte das Spektrum des Keramikreper- legen des UNESCO-Projekts zur Erhaltung FORSCHUNG breiteren scientific community zugänglich toires aller Bauschichten möglichst vervoll- von Chogha Zanbil die Ziqqurrat sowie die Wissenschaftliche Projekte wurden im zu machen. Darüber hinaus war mit der di- ständigt und eine Feinchronologie zusam- anderen Tempelanlagen der Stadt mit Hilfe Jahr 2017 vor allem zu Ende geführt. Nach gitalen Publikation der Texte von vornehe- mengestellt werden. eines AutoCAD-Programms dreidimensio- sieben Jahren Förderung durch die DFG rein intendiert, sowohl stets eine zeitnahe Schließlich hat auch das Pilotprojekt Se- nal präzise aufgenommen. Die Aufnahmen konnte das Projekt Philologische Bearbei- Aktualisierung von Teilen des Corpus vor- mantische Suche für Übersetzungen von wurden zur Anfertigung von 3D-Rekon tung und digitale Gesamtpublikation he- nehmen zu können als auch die Grundlage Keilschrifttafeln am Centrum für Digita- struktionen vom antiken Zustand der Bau- thitischer Ritualtexte (CTH 390–500) er- für weitergehende Erschließungen im Be- le Forschung in den Geistes-, Sozial- und ten verwendet. Die neugegründete elami- folgreich abgeschlossen werden. Bei den reich der Digital Humanities zu schaffen. Bildungswissenschaften der GU Frankfurt sche Stadt in Chogha Zanbil ist wegen ihres hethitischen Beschwörungsritualen han- Auch das Projekt Untersuchungen zu Ar- und TU Darmstadt mit großem Gewinn monumentalen Tempelturms (Ziqqurrat) delt es sich um ein Textcorpus, das von den chäologie und Chronologie der mittelelami- seinen Abschluss gefunden. in der Fachliteratur gut bekannt. Die Stadt Anfängen der schriftlichen Überlieferung schen Periode in Haft Tappeh (Iran) wur- wurde durch die UNESCO zum Weltkul- in Hattusa in der Mitte des 16. Jh. v. Chr. bis de planmäßig zum Abschluss geführt. Es AKTIVITÄTEN turerbe erklärt und steht unter besonderem an den Beginn des 12. Jh. v. Chr. überliefert konnte festgestellt werden, dass in Haft Auch das Jahr 2017 war von zahlreichen Schutz. ist. Die Archivierung der Beschwörungsri- Tappeh – im Gegensatz zu bisherigen Mei- Aktivitäten des Arbeitsbereiches Altorien- Im Rahmen seines Dissertationsprojekts tuale unterlag immer noch nicht vollstän- nungen – nicht nur eine Besiedlungspha- talische Philologie geprägt. führte Ali Zalaghi M. A. zwischen dem 11. dig zu klärenden Kriterien; dies betrifft so- se, sondern mehrere aus der mittelelami- Die 63. Auflage der jährlich durchgeführ- und 28.07. in der Region zwischen Haft wohl unterschiedliche Fundorte innerhalb schen Zeit (15.–14. Jh. v. Chr.) vorhanden ten Fachkonferenz Rencontre Assyriolo- Tappeh und Susa einen Survey durch, um der hethitischen Kapitale als auch eine sehr sind. Das erste Ziel des Projektes war, die gique Internationale war dieses Jahr in die Siedlungsstrukturen des zweiten Jahr- differierende Anzahl von Abschriften des verschiedenen Bauschichten in Haft Tap- Marburg zu Gast; der Arbeitsbereich parti- tausends v. Chr. im Detail zu analysieren. gleichen Textes. Die allerdings nur lücken- peh großflächig zu erfassen, um die chro- zipierte mit einer fünfköpfigen Gruppe an Während des Surveys wurden sieben ela- haft erkennbare Redaktionsgeschichte und nologischen Verhältnisse der ersten Phase der Tagung. Francesco Fuscagni M. A. und mische Fundorte näher untersucht. Die ge- kulturelle wie auch thematische Vielfalt der mittelelamischen Zeit klären zu kön- Eva-Maria Huber M. A. beteiligten sich mit sammelten Keramikscherben aus diesen der Ritualtexte zeugt von ihrer großen Be- nen. Auch den häufig diskutierten Fragen Vorträgen. Fundorten wurden dokumentiert, gezeich- deutung für die hethitische Kultur. Eigen- zur Herrscherreihenfolge in Elam sowie Interdisziplinäre Aktivitäten fanden vor al- net und fotografiert. Einen weiteren Auf- begrifflich unter dem Rubrum SISKUR/ zum Synchronismus zwischen Elam und lem im Bereich der Lehre und Forschung enthalt im Iran (15.11.2017 bis 12.01.2018) SÍSKUR archiviert, stellen die Ritualtex- Babylonien in der Mitte des 2. Jt. v. Chr. im Zusammenspiel mit den Fächern Alt- nutzte A. Zalaghi für eine Studie zur Auf- te sowohl hinsichtlich ihres quantitativen konnte mit Hilfe der schriftlichen Funde testamentliche Wissenschaft, Klassische arbeitung von Keramikscherben aus Umfangs als auch höchst facettenreichen der jeweiligen Bauschichten nachgegangen Archäologie, Kirchengeschichte, Byzanti- Nord-Khuzestan, die aus verschiedenen, Inhaltes ein für die späte Bronzezeit Vor- werden. Ebenfalls sollten die Struktur und nistik und Mittelalterliche Geschichte statt. zwischen 1952 bis 1955 durchgeführten derasiens einmaliges Textcorpus dar, das die Funktion der Bauten im Stadtgebiet so- Ein thematisches Blockseminar bereitete Surveys (Robert Wenke Survey) stammen aufgrund seiner Zeitstellung auch für das wie ihre Beziehungen zueinander unter- Studierende dieser Fächer auf die am 09. und sich nun im National Museum of Teh- Verständnis benachbarter Kulturen bedeu- sucht werden. Die Fortsetzung der Aus- und 10.05.2017 realisierte Tagung Herr- ran befinden. Mit Hilfe seines Teams konn- tungsvoll ist. Die Zielsetzung des Projektes grabungen des Projekts führte dazu, dass scher im interkulturellen Vergleich – II. Der te er Keramikscherben von mehr als 100 bestand darin, die in Keilschrift überliefer- außer den mittelelamischen Bauschichten Herrscher als Versager?! (s. Bericht S. 19) Fundorten aufarbeiten. ten Texte durch Umschriften und Überset- auch eine Bauschicht aus der Sukkalmaḫ- vor. zungen zu erschließen und sie somit einer Periode (1. Hälfte des 2. Jt. v. Chr.) gefun-
18 19 Auch die Aktivitäten der anderen Mitglie- erstellten Transliterationen, das Ergebnis Tagung: Der Herrscher als Versager!? der des Arbeitsbereichs waren durch zahl- von zwei vorherigen Aufenthalten im Lou- Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz, 09.–10.05.2017 reiche Kooperationen bestimmt. vre, lag. 62 Tontafelfragmente konnten da- Organisation: Univ.-Prof. Dr. Heide Frielinghaus, Univ.-Prof. Dr. Sebastian Grätz, Seit 2016 ist Tim Brandes M. A. Mitglied bei zu 27 annähernd vollständigen Tafeln Univ.-Prof. Dr. Heike Grieser , Univ.-Prof. Dr. Ludger Körntgen , Univ.-Prof. Dr. Johan- im DFG-Netzwerk CHRONOS. Soziale Zeit vereint werden. nes Pahlitzsch und Univ.-Prof. Dr. Doris Prechel in den Kulturen des Altertums, das Zeitvor- Auch dieses Jahr war der Standort Mainz stellungen und -systeme antiker Kulturen wieder ein beliebtes Ziel für zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aller beteilig- terdisziplinäre Austausch konkretisierende (ca. 3000 v. Chr. bis 600 n. Chr.) untersucht. Gastwissenschaftlerinnen. Im Rahmen ei- ten Fachdisziplinen erörterten auf der Ta- Ausformulierungen der Fragestellung. Gibt Ziel des Netzwerkes ist die Gestaltung eines ner Erasmus-Dozentur war Dr. Magdalena gung Wahrnehmungen, Vorurteile und Ur- es spezifische Bedingungen für die Ausprä- Quellenbandes, der die bearbeiteten Zeit- Kapełuś von der Universität Warschau zu teilskategorien, die den Blick auf einzelne gung von Traditionen, die einen Herrscher vorstellungen und -systeme der Forschung Gast. Dr. Billie-Jean Collins von der Emo- Herrscher als Versager vorprägen und des- zum Versager stempeln? Wie unterschei- und Lehre zugänglich machen soll. T. Bran- ry University in Atlanta unterstützte als halb kritisch zu reflektieren sind (Abb. 9). den sich die Perspektiven der Zeitgenos- des stellte im Rahmen zweier Tagungen des Gastwissenschaftlerin das Forschungspro- Lebhaft diskutiert wurden nicht nur Über- sen von denen der Forschung? Wie gehen DFG-Netzwerks relevante Quellen für die jekt zu den hethitischen Ritualen. D. Pre- lieferungen, die einzelne Herrscher als die einzelnen Disziplinen mit den Verfor- geplante Publikation vor. chel war auf Einladung des Dipartimen- Versager präsentieren, sondern auch wirk- mungen der kulturellen Erinnerung, aber Ein zweiwöchiger Aufenthalt am Musée du to di Storia, Archeologia, Geografia, Arte e mächtige Forschungstraditionen, die allzu auch mit ihren eigenen Forschungstradi- Louvre in Paris wurde E.-M. Huber durch Spettacolo (SAGAS) vom 15.03. bis 15.04. klar zwischen Herrschaftserfolg und Herr- tionen um? Im multiperspektivischen Zu- die Finanzierung der Marburg University Gastprofessorin an der Università di Firen- schaftsversagen unterscheiden. Die Tagung griff zeigte sich das Phänomen des „Herr- Research Academy (MARA) vom 27. März ze. Die enge wissenschaftliche Verbindung hat in dieser doppelten Perspektive Herr- schers als Versager“ als besonders geeignet, bis 7. April 2017 ermöglicht. Im Vorder- zwischen beiden Institutionen konnte 2017 schergestalten in den Blick genommen, die einen Vergleich der verschiedenen Diszi- grund des Forschungsaufenthaltes stand durch die Unterzeichnung eines Agreement jeweils in der kulturellen Erinnerung und/ plinen und ihrer Forschungstraditionen die Kollation von rund 300 bisher unpubli- of Cultural and Scientific Cooperation, ver- oder in der Forschung als „Versager“ par anzuregen. zierten Keilschrifttafeln aus der Akkad-Zeit treten durch das Dipartimento di Storia, Ar- excellence gelten. Dabei eröffneten sowohl (ca. 2200 v. Chr.), die sie innerhalb ihrer cheologia, Geografia, Arte e Spettacolo (SA- der interkulturelle Vergleich als auch der in- D. Prechel u. E.-M. Huber Dissertation bearbeitet, wobei der Schwer- GAS) intensiviert und verstetigt werden. punkt auf der Emendierung der im Voraus Abb. 9: Impressionen von der Tagung Der Herrscher als Versager?! (Foto: E. Huber)
20 21 ein vorausgegangenes, bereits von der DFG Interdisziplinäre und institutionenüber- gefördertes Projekt zur antiken Marmor- greifende Forschung schlug sich in die- ARBEITSBEREICH KLASSISCHE ARCHÄOLOGIE plastik aus Syrien an. Der gegenständliche sem Jahr auch in zwei Konferenzen nie- Wechsel gegenüber den vorausgegangenen der. So leitete H. Frielinghaus gemeinsam Arbeiten gründet formal auf dem verschie- mit Univ.-Prof. Dr. Alexander Pruß (Vor- AKTIVITÄTEN Doktoranden wurde mit Unterstützung der denen Material der Objekte, thematisch derasiatische Archäologie, JGU), Prof. Dr. Einen der Schwerpunkte bildeten auch in JGU und unter Beteiligung von Partnern aber auf dem verschiedenen kulturellen Dirk Wicke (Vorderasiatische Archäolo- diesem Jahr Lehr- und Informationsfor- aus dem Verbund Archäologie Rhein-Main Aussagewert der Gattungen: Die Bronzen gie, GU) und Dr. Daniel Neumann (RGK, mate. Neben der Fortführung bestehender eine Informationsveranstaltung zu Karrie- stammen im Gegensatz zu den vornehm- Frankfurt) die Konferenz Zwischen Prag- Projekte standen hierbei auch die Entwick- reoptionen organisiert (Wissenschaftsma- lich importierten Marmorskulpturen all- matismus und Inszenierung? Zur sekun- lung und Durchführung neuer Veran- nagement als Karriereoption, auch in den gemein aus regionalen Produktionen und dären Nutzung von Objekten, Orten, Räu- staltungstypen im Fokus. So konnte das Kulturwissenschaften, Mainz, 26.6.2017). spiegeln in hohem Maße religiöse Vorstel- men und Landschaften in prähistorischen BMBF-geförderte LOB-Projekt zur Studi- lungen wie ästhetische Normen ihres Her- und antiken Gesellschaften (Frankfurt, 16.– enberatung durch Mentoren (Projektmit- FORSCHUNG kunftsgebiets. Ein weiteres neu begonne- 18.2.2017). Zudem war sie an der Organi- arbeiter: Martin Streicher M. A.) um eine Im Bereich der drittmittelgeförderten For- nes, ebenfalls von D. Kreikenbom geleitetes sation der Tagung Der Herrscher als Versa- zweite Förderphase verlängert werden. Im schung wurden drei neue Projekte gene- Projekt widmet sich Jacob Burckhardts ger?! beteiligt (Bericht s. o.). Bereich der Praktikumsangebote waren riert bzw. nahmen ihre Arbeit auf. H. Frie- zum größeren Teil unpublizierten Schrif- mehrere Studierende in dem von PD Dr. linghaus war an der Einwerbung des von ten zur Kunst der Antike (Bericht s. u.). Oliver Pilz geleiteten Grabungsprojekt in Forschenden aus den Bereichen Archäo- Kaulonia engagiert (Bericht s. u.). Unter- logie, Psychologie und Neurowissenschaf- stützt aus den Mitteln des Lehrfonds der ten getragenen Projektes Resilience Factors Rhein-Main-Universitäten wurde zudem in a diachronic and intercultural perspecti- für Studierende der Bachelor-Ebene eine ve in der Leibniz-Förderlinie Kooperative Einführung zu Keramik als kulturelles Erbe Exzellenz beteiligt (Leitung: Dr. Alexan- neu konzipiert. Die mit umfangreichen dra Busch/RGZM; Laufzeit: 2018–2020). Praxisanteilen und berufspraktischen Ele- Univ.-Prof. Dr. Detlev Kreikenbom warb menten ausgestattete, in Zukunft regelmä- in Kooperation mit Prof. Dr. Thomas We- ßig anzubietende Lehreinheit widmet sich ber-Karyotakis (Universität Amman/Jor- u. a. der Herstellung, Funktion, Restaurie- danien) ein Projekt zu Bronzen aus dem rung und naturwissenschaftlichen Analy- Vorderen Orient einschließlich der arabi- sen von Keramik und wird von Lehrenden schen Halbinsel ein (Greco-Roman Metal aus JGU, RGZM, GU, RGK, TU Darm- Sculpture from the Oriental Provinces of the stadt und hessenARCHÄOLOGIE getra- Roman Empire and the bordering Arabian gen. Ferner hat sich der Arbeitsbereich an Lands – Studies on Iconography, Style, and der Honors Track Pilotphase beteiligt: mit Fabrication [Sculptures from Roman Syria Kristina Wörzler und Laura Hauzel haben III: The Metal Statuary]). Die Förderung er- zwei Studierende ein Praktikum in dem folgt durch die DFG, die für den Untersu- von Univ.-Prof. Dr. Heide Frielinghaus ge- chungzeitsraum zudem eine wissenschaft- leiteten Projekt Griechisches Theater im rö- liche Mitarbeiterstelle (100 %) bewilligt hat mischen Wohnkontext absolviert (Bericht (Dr. Norbert Franken). Das auf drei Jahre s. u.). Für fortgeschrittene Studierende und konzipierte Vorhaben knüpft mittelbar an
22 23 nen aber erst 1934 in dem von Felix Stä- erstellt, der in schätzungsweise 2.500 An- Forschungsprojekt helin und Heinrich Wölfflin herausgege- merkungen die von Burckhardt verwende- Edition der Manuskripte zur Antiken Kunst aus dem Nachlass Jacob Burckhardts benen Band 13 der ersten Gesamtausgabe ten Text- und Bildquellen nachweisen wird. Leitung: Prof. Dr. Detlev Kreikenbom; Mitarbeit: Dr. Frederik Berger der Schriften Jacob Burckhardts. Für die- Mit dem Abschluss des Editionsprojekts Laufzeit: 2017–2020 se Ausgabe wurde eine Auswahl getroffen wird es erstmals möglich sein, Burckhardts und ein Textzustand rekonstruiert, der die Position in der archäologischen Forschung lichen Manuskriptbeständen: den Vorle- größte Nähe zu der von Burckhardt inten- des ausgehenden 19. Jahrhunderts auf ei- sungsmanuskripten, den Manuskripten zur dierten Endfassung postulierte. Weniger ner zuverlässigen Quellenbasis zu bestim- Drucklegung der Aufsätze zur griechischen kohärente Texte, wie auch die Vorlesungs- men. Für die Wissenschaftsgeschichte liegt Kunst, der Sammlung von Notizen und Be- manuskripte, wurden in die erste Gesamt- ein besonderer Mehrwert des Projekts in merkungen zu einzelnen Skulpturen sowie ausgabe nicht aufgenommen. Auch die der Bestimmung des archäologischen Ka- einer Auflistung der Abbildungsnachweiser, zahlreichen Überarbeitungen aus der Hand nons, der im Laufe des 19. Jahrhunderts die Burckhardt für seine Vorlesungen an- Burckhardts blieben damals weitestgehend eine deutliche Verschiebung erfuhr. Zahl- gelegt hatte. unkommentiert. reiche Ausgrabungsunternehmungen – ex- Jacob Burckhardt (1818–1897) hielt erst- Das Mainzer Teilprojekt greift erneut auf emplarisch erwähnt seien hier nur Olym- mals im Wintersemester 1849/50 eine ar- die Originalmanuskripte zurück, wodurch pia und Pergamon – vergrößerten den chäologische Vorlesung unter dem Titel zahlreiche fehlerhafte Lesungen der Erst- Bestand bekannter Denkmäler innerhalb Geschichte der antiken Kunst. Fünf Jahre herausgeber korrigiert werden konnten. Es weniger Jahrzehnte beträchtlich. So erhält später schuf er dann mit seinem Manuskript sind aber vor allem Burckhardts eigenhän- die Kunst des 4. Jahrhunderts v. Chr. z. B. zur Vorlesung über die Archäologie der grie- dige Korrekturen, die Einblicke in die Ar- mit dem Hermes des Praxiteles definitiv chisch-römischen Kunst – von Burckhardt beitsweise des Baseler Gelehrten gewähren. Eingang in den Kanon und die Entdeckung selbst als classische Archäologie betitelt – Die erneute Vorlage des Konvoluts zur An- der pergamenischen Reliefs führt zu einer die Grundlage für seine späteren archäo- tiken Kunst erlaubt es, die Genese von Ja- Aufwertung der nachklassischen P lastik in logischen Vorlesungen. Das letzte Manu- cob Burckhardts Anschauung der antiken der Rezeption der Antike. Gleichzeitig ver- Abb. 10: Blatt aus dem Vorlesungsmanuskript „Kunst des skript, ausgearbeitet für den 4-semestrigen Alterthums“ von 1874 mit Zusätzen bis 1890 Kunst aus dem Textbestand des Nachlasses liert im 19. Jahrhundert der philologische Vorlesungszyklus über die Kunst des Alter- abzubilden. Ergänzend zu den Vorlesungs- Zugang zur antiken Kunst zunehmend an 1991 wurde im Auftrag der Jacob Burck- tums, des Mittelalters, der Renaissance und manuskripten kommen dabei Burckhardts Bedeutung gegenüber der Betrachtung des hardt-Stiftung in Basel die kritische Editi- des 17. und 18. Jahrhunderts an der Uni- Notizen und Bemerkungen zur antiken Objekts. Jacob Burckhardts nachgelassene on der Werke Jacob Burckhardts begonnen versität Basel verwies immer wieder zurück Plastik und Architektur eine besondere Be- Schriften reflektieren diesen Wandel auf (JBW). Seitdem sind 21 der auf 29 Bän- auf die classische Archäologie und zeigt in deutung zu. Sie erlauben es, den Denkmä- anschauliche Weise, so dass der in Mainz de angelegten Gesamtedition erschienen. den zahlreichen Nachträgen und Überar- lerbestand zu fassen, auf dessen Grundla- edierte Band die Wahrnehmung der Antike Unter der Koordination des Editionsaus- beitungen, wie Burckhardt sich über knapp ge Burckhardt seinen Blick auf die Antike aus Sicht eines Zeitzeugen in dieser die ar- schusses an der Universität Basel werden zwei Jahrzehnte hinweg konstant mit dem formte. Für die Edition von JBW 14 bedeu- chäologischen Disziplinen prägenden Pha- nun in einem aus Drittmitteln finanzierten Thema auseinandersetzte. Aus der Vorle- tet dies in der ersten Phase des Projekts die se offenlegen wird. Projekt seit April 2017 die ausstehenden sungstätigkeit sind endlich die Manuskrip- Transkription von 950 Seiten sowie deren acht Bände herausgegeben. In diesem Rah- te erwachsen, in denen Burckhardt einzel- Überführung in die Textkonstitution, die F. Berger men bearbeiten Mitarbeiter des Arbeitsbe- ne Aspekte zu Aufsätzen zur griechischen neben der Herstellung des Textes im enge- reichs Klassische Archäologie die Schrif- Kunst ausarbeitete. Diese Manuskripte sind ren Sinn auch die textkritischen Anmer- ten zur Kunst des Altertums (JBW 14) aus überwiegend kurz vor Burckhardts Tod in kungen einschließt. In einer zweiten Phase dem Nachlass Jacob Burckhardts (Abb. 10). den 1890er Jahren entstanden und waren wird ab Frühjahr 2018 ein Sachkommentar Das Konvolut besteht aus vier unterschied- wohl zur Drucklegung bestimmt, erschie-
24 25 Profile angelegt. Die gesammelten Daten mit für diesen Bereich die Regelmäßigkeit Feldforschung werden momentan von Studierenden der der hellenistischen Stadtanlage bestätigt Untersuchungen zur Urbanistik von Kaulonia in der archaischen bis hellenistischen Zeit Geographie im Rahmen mehrerer Bache- werden. Unter den Straßenniveaus der hel- Projektleitung: PD Dr. Oliver Pilz lor-Arbeiten ausgewertet. lenistischen Zeit kam ein mit Kieselpflas- Zeitraum: 5. bis 10. Juni und 4. bis 30. September 2017 Der in diesem Jahr neu angelegte Gra- ter versehener Straßenverlauf zutage, der bungsschnitt B befindet sich im nördli- anhand der Fundkeramik in die Zeit vor Die Reste der antiken griechischen Stadt mit der zuständigen Soprintendenza (Sa- chen Stadtgebiet etwa auf halber Strecke der Zerstörung der Stadt durch Dionysi- Kaulon oder Kaulonia befinden sich un- bap-RC) und mit Unterstützung des Polo zwischen dem dorischen Tempel im Süden os I. von Syrakus 389 v. Chr. datiert werden mittelbar nördlich des heutigen Ortes Mo- Museale della Calabria wie bereits 2016 und der Grabung von San Marco nord-est kann. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist nasterace Marina an der ionischen Küste eine vierwöchige Grabungskampagne statt. im Norden. Ziel der Grabung war es, die diese Straße identisch mit der Plateia der Kalabriens. Kaulonia zählt neben Kroton, Sowohl an der Prospektion als auch an der Kreuzung zwischen der nordsüdlich ver- archaisch-klassischen Zeit die in der Gra- Sybaris und Metapont zu den bedeutendst Grabung nahmen zahlreiche Studierende laufenden Plateia C und dem an dieser bung San Marco nord-est freigelegt wurde en achäischen Koloniegründungen in Un- der Studiengänge Geographie und Archäo- Stelle vermuteten Stenopos 18 freizulegen. und im Bereich unserer Sondage in spit- teritalien. logie teil. Tatsächlich konnte, wie in dem genorde- zem Winkel auf die spätere hellenistische In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Andreas Ziel der Prospektion war es, den geologi- ten 3D-Modell des Grabungsschnitts (Abb. Plateia C trifft. Vött vom Geographischen Institut der JGU schen Aufbau der Terrassen zu untersu- 11) zu erkennen ist, die südwestliche Ecke Mainz wurde im Juni 2017 eine einwö- chen, auf denen sich die antike Stadt er- des im Norden an den Stenopos angren- O. Pilz chige geoarchäologische Prospektion im streckt. Dazu wurden insgesamt zehn zenden Häuserblocks angetroffen und da- Stadtgebiet von Kaulonia durchgeführt. Im Bohrkerne mit einer Länge von bis zu September 2017 fand in Zusammenarbeit 12 m entnommen sowie 30 geoelektrische Abb. 11: 3D-Modell des Grabungsschnitts B (Grafik: O. Pilz)
26 27 tiell mit Tragödie oder Komödie verbun- cke in den Hintergrund wissenschaftlicher Praktikumsbericht denen, immobilen und mobilen Dekora- Forschungsarbeit zu sammeln. Lara Hauzel Pilotphase des Honors Track tionselemente wurden in eigenen Spalten studiert evangelische Theologie im Magis- Praktikum in einem Forschungsprojekt zum Griechischen Theater im römischen unter den Schlagworten Tragödienszene, ter theologiae sowie Germanistik und La- Wohnkontext Komödienszene, Theaterszene, Poetendar- tein im Bachelor of Arts im 4. Semester, stellung, Theatermaske und Girlandenmas- Kristina Wörzler studiert Klassische Ar- ke eingetragen, und zwar unter Hinweis auf chäologie im Bachelor of Arts im 3. Semes- die Situierung im Haus und im Raum, so- ter. Beide hatten sich aus Interesse zur The- dass sich bereits aus diesem Überblick eine matik, aber auch, weil sie sich damit noch Aussage über Vorkommen und Verteilung nicht tiefergehend beschäftigt hatten, bei der jeweiligen Fundkategorien ergibt. Die- dem Projekt beworben. Die Erweiterung se vorläufigen Ergebnisse wurden auch des eigenen Horizonts stand dabei eben- auf der Honors Track Abschlusstagung so im Vordergrund wie der Ansporn und vor dem Kolloquium der Teilnehmer prä- Anspruch der eigenständigen, verantwor- sentiert und diskutiert. In einem zweiten tungsvollen Mitarbeit. Besonders die fach- Schritt wird jede Praktikantin ein einzel- fremde Lara erhoffte sich von ihrer Mitwir- nes Haus mit Theaterdekoration eingehend kung neue Einsichten und Perspektiven. analysieren, also Position, Funktion und Das Praktikum ermöglichte das eigenver- Stellenwert der betreffenden Dekorations- antwortliche und selbstständig strukturier- elemente im Gesamtkonzept der räumli- te Arbeiten in einer angenehmen Atmo- chen und häuslichen Ausstattung betrach- sphäre. Durch die enge und regelmäßige ten. Die Analysen werden zusammen mit Betreuung konnten die beiden Praktikan- einer Skizzierung des Lehrprojekts auf der tinnen nicht nur ihre Kompetenzen erwei- Homepage des Arbeitsbereichs hochgela- tern und sich intensiv mit einem bislang den werden. wenig bekannten Thema beschäftigen, son- Abb. 12: Die beiden Praktikantinnen Lara Hauzel und Kristina Wörzler bei der Arbeit (Foto: A. Schurzig) dern auch einen eigenen Beitrag zur aktu- Wir Praktikantinnen: ellen Forschungslage leisten, von Beginn Das Forschungsprojekt: Das Praktikum im Projekt: Innerhalb dieses Untersuchungsgegen- an hinter die Kulissen einer wissenschaft- Die im griechischen Kulturraum entwi- Erhaltungs-, Forschungs- und Publikations standes erhielten zwei Praktikantinnen lichen Forschungsarbeit blicken und neue ckelten Gattungen Tragödie und Komö- stand sowie der Umstand, dass anstelle (Abb. 12) die Gelegenheit, eigene Untersu- Kontakte knüpfen. die wurden in der Römischen Kaiserzeit weiträumig verstreuter Befunde (fast) eine chungsbeiträge zu leisten und dabei wert- nicht nur als Mittel der Unterhaltung, son- ganze Stadt für eine Analyse zur Verfügung volle Erfahrungen und interessante Einbli- L. Hauzel u. K. Wörzler dern auch als Zeichen gehobener Bildung steht, machen Pompei zu einem wichtigen geschätzt. Das von Univ.-Prof. Dr. Heide Bestandteil des Projekts und zu einem gu- Frielinghaus geleitete Projekt befasst sich ten Ausgangspunkt für ein Praktikum. In mit der Frage, in welchem Umfang, in wel- einem ersten Schritt stellten die Prakti- cher Form und mit welchem Ziel mit die- kantinnen ein Materialcorpus zusammen: sen Gattungen verknüpfte Darstellungen Auf Grundlage des Katalogwerks Pompei: in der Dekoration römischer Häuser – als Pitture e Mosaici wurde eine Excel-Tabel- zentralen Orten sozialer Positionierung – le angelegt, in die alle ergrabenen Häuser spielten. Pompeis eingespeist wurden. Die poten-
28 29 antike Sprachen und Philosophie verankert (nähere Informationen: http://nttf.klass- ist. phil.uni-mainz.de/138.php). ARBEITSBEREICH KLASSISCHE PHILOLOGIE Eine Bemerkung am Rande: 2017 ist ein Ein weiteres Feld seiner Arbeit ist der Pro- kleiner Filmbeitrag in 3SAT in einer Rei- sarhythmus in der lateinischen Literatur he über sog. „Kleine Fächer” erschie- von Cicero bis in das Mittelalter. Zu bei- Die Klassische Philologie blickt wieder auf Perception in Greek Scientific Thought From nen (http://www.3sat.de/mediathek/?mo- den Feldern sind mehrere Dissertationen ein sehr ereignisreiches Jahr zurück. the 5th Century BC to the 2nd Century AD de=play&obj=68699). Grundlage waren in Arbeit, die meisten davon werden mit Aus den zahlreichen Aktivitäten in For- gewonnen werden. Mehrere Zweitbetreu- umfangereiche Filmaufnahmen und Inter- einem heute eher seltenen Promotionssti- schung und Lehre seien nur einige wenige ungen kommen hinzu. Leider hat darunter views im Fach Griechisch in Mainz. Der pendium gefördert. Seit 2016 vertritt Wil- herausgegriffen, weil dies sonst den Rah- die Publikation des Bandes gelitten, der die kleine Clip ist natürlich in einer für die Be- helm Blümer die Fachbereiche 05/07 beim men der Broschüre völlig sprengen würde. Beiträge der Tatgung zu Aristoteles’ Parva teiligten recht erstaunlichen Weise fertigge- Deutschen Fakultätentag. Es sei jedoch angemerkt, dass alle Mitglie- naturalia (Oktober 2015) enthalten sollte; stellt worden, lässt aber vor allem mehrere Die seiner Professur zugeordnete Assisten- der des Arbeitsbereichs zur Zeit mit lang- er kann nun erst 2018 erscheinen. Mehrere Studierende zu Wort kommen und kann so tin Dr. Rebekka Schirner konnte nach ih- fristigen Forschungsprojekten befasst sind Sammelbeiträge des GRK (insgesamt drei) vielleicht eine gewisse Werbung fürs Fach rer 2016 erfolgten Aufnahme in das Pro- und insofern nur über den aktuellen Stand werden seit 2017 intensiv herausgeberisch erzielen. Witzig ist es allemal! gramm Junge Akademie Mainz der Mainzer berichtet wird. betreut, einer davon befindet sich jetzt im Die Latinistik verfügt in Mainz bekannter- Akademie der Wissenschaften einen weite- Die Professur für Gräzistik (Jochen Alt- Druck. Hingegen ist der 27. Band der Reihe maßen über zwei Professuren: Diejenige ren Erfolg verbuchen: im Studienjahr WS hoff und Bastian Reitze) hat 2017 weiter- AKAN – Antike Naturwissenschaft und ihre von Christine Walde hat die Literatur der 2017/18 bis SoSe 2018 weilt sie mit einem hin an bestehenden Projekten (AKAN, an- Rezeption (278 S.) mit Unterstützung der späten Republik und des ersten nachchrist- Forschungsstipendium der DFG am Uni- tike Philosophie, aristotelische Biologie, Karl und Gertrud Abel-Stiftung erschienen. lichen Jahrhunderts als Schwerpunkt (etwa versity College in London, wo sie ihr Habi- antikes Drama) gearbeitet. Die grundle- Im Juni 2017 fand schon die 28. AKAN-Ta- bis 120 n. Chr.). Die Professur von Wilhelm litationsprojekt Epic Fear. Affekt und Emo- gende Dissertation Der Chor in den Tragö- gung statt. Blümer befasst sich mit der paganen und tion in den Argonautica des Valerius Flaccus dien des Sophokles. Person, Reflexion, Dra- Das eindrucksvollste Ereignis war der Be- christlichen Literatur der Kaiserzeit und vorantreibt. maturgie von Bastian Reitze ist 2017 beim such von J. Althoff an der Yonsei-University der Spätantike (von der Zeitenwende bis Christine Walde hat 2017 eines der ersten Narr-Verlag Tübungen in der Reihe Drama in Seoul, Südkorea, im Frühjahr 2017. Auf ca. 500 n. Chr.). beiden Zielgeraden-Fellowships des Gu- (Bd. 20) erschienen und wird auf lange Zeit Einladung von Prof. Dr. Dae-Ho Cho (An- Wilhelm Blümer bearbeitete auch im Jahr tenberg-Forschungskollegs verliehen be- die maßgebliche Arbeit über alle sophok- tike Philosophie, Yonsei-University) hat er 2017 im Rahmen des Schwerpunkts seiner kommen, das ihr dank einer Befreiung von leischen Chorlieder bleiben. Bastian Reit- eine einwöchige Vortragsreise unternom- Professur die Transformations- und Re- der Lehre (WS 2017/18 und SoSe 18) den ze wird als wissenschaftlicher Mitarbeiter men, die mit zahlreichen neuen Eindrü- zeptionsprozesse der antiken Literatur in Freiraum schafft, ihre Monographie zu Am weiter beschäftigt und erarbeitet z. Zt. ein cken dieses fernöstlichen Landes angerei- Langzeitprojekten am Übergang zur christ- Beispiel von Lucan. Explorationen in die rö- Habilitationsthema aus dem Bereich der chert werden konnte. Die beeindruckende lichen Epoche. Er erforscht damit die für mische Literaturgeschichte fertigzustellen griechischen Kirchenväter. Gastfreundschaft der koreanischen Gast- das christlich geprägte Abendland zentra- (www.gfk.uni-mainz.de). In ihrem Sabbati- In seiner Funktion als stellvertretender geber verdient allerhöchstes Lob. Herr le Frage, wie das neu entstehende Christen- caljahr wird sie vertreten von Petra Schierl, Sprecher des GRK 1876 war J. Althoff ne- Kollege Cho ist vor einigen Jahren als tum mit der paganen Überlieferung um- Privatdozentin an der Universität Basel, ben der federführenden Sprecherin T. Humboldt-Gastwissenschaftler in Mainz ging und das antike Erbe in einen neuen und freut sich besonders, dass sie hierfür Pommerening am Fortsetzungsantrag des gewesen, die Verbindung soll lebendig ge- Kontext überführte. Die Neutestamentliche eine so profilierte Wissenschaftlerin ihrer Kollegs beteiligt und in der Auswahlkom- halten werden. Die koreanische Universi- Textforschung bildet mit einem langfris- langjährigen eigenen Wirkungsstätte Ba- mission für die neue Kohorte tätig (sie- tätslandschaft ist aus historischen Gründen tigen, von der DFG geförderten Editions- sel, wo sie sich selbst habilitiert hat, ge- he Bericht GRK): Aleksandar Milenkovic stark amerikanisiert, so dass auf diesem projekt zur Überlieferung der altlateini- winnen konnte. 2017 hat Petra Schierl die M. A. (Belgrad) konnte als neuer Dokto- Wege auch dort ein Interesse für Europas schen Apostelgeschichte auch weiterhin Erstübersetzung des von Conrad Gessner rand mit dem Thema Concepts of Visual den wichtigsten Schwerpunkt seiner Arbeit (1516–1565) verfassten ‚Fossilienbuches‘
30 31 De rerum fossilium, lapidum et gemmarum tragten Dr. Oxon Gunthard Müller vertre- untersuchen literarische und intermediale LEHRPROJEKTE, TAGUNGEN maxime, figuris et similitudibibus (Zürich ten. Kriegsdarstellungen in einem weiten Re- UND EXKURSIONEN SOWIE 1565) abgeschlossen und die Publikation Apl. Prof. Dr. Marion Gindhart ist im An- zeptionshorizont von Homer, Caesar und GRADUIERTENFÖRDERUNG im Rahmen einer Facsimileausgabe vorbe- schluss an ihre Juniorprofessur seit dem 1. Lucan bis zu (post-)modernen Verarbei- reitet. Parallel dazu überarbeitete sie ihre Januar 2017 am DFG-Projekt Opera Came- tungen der Kriege des 20. und 21. Jahrhun- Das Jahr 2017 stand aber auch wieder ganz Habilitationsschrift zum Figurentypus des rarii. Eine semantische Datenbank zu den derts. unter dem Stern der Nachwuchsförderung göttlichen Retters in Vergils Eklogen für die gedruckten Werken von Joachim Camerari- Unsere Fachdidaktikerin Apl. Prof. Dr. Ta- auf verschiedenen Stufen: Neben dem GRK Druckversion. Ausgehend von ihren frühe- us d. Ä. an der Julius-Maximilians-Univer- mara Choitz, StD‘ trägt dadurch, dass sie zu- 1876, den Karpeia-Vorträgen, dem Pro- ren Untersuchungen zu Dramenzitaten in sität Würzburg tätig (www.camerarius.de). gleich an der Universität und an der Schule jekt von W. Blümer zur Neutestamentlichen Ciceros philosophischen Schriften forschte In Mainz ist sie weiterhin Mitglied des Trä- tätig ist, weiterhin zu einer engen Verzah- Textforschung, das in vorbildlicher Weise sie zudem zur Epikur-Polemik in Ciceros gerkreises (Latinistik) am GRK 1876 Frühe nung beider Bereiche bei. Die gemeinsam den wissenschaftlichen Nachwuchs auf al- De Finibus und den Tusculanae Disputa- Konzepte von Mensch und Natur: Universa- mit Dr. Patrick Schollmeyer (Klassische len Stufen integriert, und der Teilnahme tiones. Zum wissenschaftlichen Austausch lität, Spezifität, Tradierung und betreut dort Archäologie) durchgeführte Exkursion von Studierenden der Klassischen Philolo- über Kritik, Polemik und Phänomene der mehrere Doktoranden. Ihre Forschungs- des Kurfürst-Salentin-Gymnasiums/An- gie am neu geschaffenen Honors Track Pro- Schmähung nutzte sie im Sommer (Mitte schwerpunkte in der Frühen Neuzeit (Hu- dernach (6.–11.04.2017) nach Griechen- gramm (S. Benthien, C. Brilke, A. Weiß, Juni bis Mitte August) ein Senior-Fellow- manismusforschung, Wissens- und Uni- land konnte modellhaft aufzeigen, welche M.-L. Reinhard) sind folgende Aktivitäten ship an der TU Dresden. versitätsgeschichte, Übersetzungsliteratur, Themen aus dem Bereich Archäologie für besonders erwähnenswert: Zum 1. April 2017 konnte nach einjähriger Buchgeschichte und Intermedialität) hat Griechisch-Schülerinnen und Schüler in- Im Jahreslauf ist ein alljährlich markantes Vakanz die der Professur Walde zugeord- sie 2017 durch eine Reihe von Publikatio- teressant sind. Besondere Erwähnung ver- Ereignis der vom latinistischen Hauptsemi- nete Assistenz mit M. Heinemann M. A. nen weiter ausgebaut. dient ihre enge Zusammenarbeit mit dem nar WS 2016/17 und C. Walde organisier- besetzt werden, der mit seinem Disserta- Privatdozentin Annemarie Ambühl ist seit Bildungsministerium (v. a. MinR Dr. Klaus te Kulturwissenschaftliche Thementag (21. tionsprojekt zu Lucans Bellum Civile und Anfang 2017 als zweite Vertreterin der La- Sundermann) zu nennen. Dieses Jahr stan- Januar), diesmal zu einem sehr aktuellen Caesars Bellum Gallicum (Arbeitstitel) das tinistik Mitglied im Trägerkreis des GRK den im Zentrum u. a. die Abfassung einer und deshalb auch sehr heiklen Thema: Exil schlagkräftige Team der Mainzer Lucanisti 1876 (siehe Bericht GRK). Mit dem von Orientierungshilfe zur Vorbereitung und – Flucht – Migration in der römischen Anti- verstärkt. ihr kuratierten Band War of the Senses – Durchführung der schriftlichen und münd- ke. Die von den Studierenden mit großem Zum Abschluss bringen konnte C. Walde The Senses in War. Interactions and Ten- lichen Abiturprüfung in Latein und Grie- Engagement erarbeiteten und vorgetrage- die gemeinsam mit Alfred Krovoza besorg- sions between Representations of War in chisch und eine Erweiterung der Lehrpläne nen Beiträge beleuchteten verschiedene te Herausgabe des interdisziplinären und Classical and Modern Culture, einem The- für Latein und Griechisch um das Thema Aspekte von erzwungener und freiwilliger kulturwissenschaftlichen Handbuchs zu menheft der von ihr mitherausgenbenen Digitalisierung (Abschluss 2018) sowie die Heimatferne und entsprechenden Integra- Traum und Schlaf (Metzler-Verlag 2018), Open Access Zeitschrift thersites. Journal Vorbereitung des Kongresses der universi- tions- oder Abgrenzungsbemühungen der in dem ausgewiesene Spezialisten und Spe- for Transcultural Presences and Diachronic tären Fachdidaktiker und der für die Alten aufnehmenden Gruppierungen. zialistinnen beide Phänomene von der An- Identities from Antiquity to Date (http:// Sprachen zuständigen Ministerialbeamten Trotz der augenfälligen Unterschiede zu tike bis auf die heutige Zeit aus den Per- www.thersites.uni-mainz.de/index.php/ Perspektiven für den Lateinuntericht III, der der heutigen politischen Situation wurde spektiven verschiedenster Disziplinen thr/issue/view/4) schließt sie thematisch vom 31.11. bis 1.12. im Bildungsministeri- deutlich, dass eine Beschäftigung mit den betrachten. Sie hat hierzu selbst den langen an ihre Mainzer Habilitationsschrift zu Lu- um Rheinland-Pfalz in Mainz stattfand. antiken Diskursen einen wichtigen Beitrag Artikel Traumnutzung und Traumdeutung cans Bürgerkriegsepos an. Die neun Bei- dazu leistet, Reflexionsräume für auch die – Historische Perspektiven beigetragen. Die trägerinnen und Beiträger u. a. aus Klassi- aktuellen Debatten um Migration und In- Klassische Philologie Mainz ist in diesem scher Philologie, Archäologie, Geschichte tegration zu eröffnen. Band zudem mit dem wegweisenden Arti- und Komparatistik, darunter auch ein Bei- Die wieder vom DAV Rheinland-Pfalz ge- kel Sprachwissenschaft unseres Lehrbeauf- trag der Mainzerin Rebekka Schirner aus sponserte und ausgesprochen gut besuchte dem Bereich ihres Habilitationsprojekts, Veranstaltung ist ausführlich dokumentiert
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