26 Die Sauerstoff-Explosion - MIT BEILAGE SCHULE - Universität zu Köln

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26 Die Sauerstoff-Explosion - MIT BEILAGE SCHULE - Universität zu Köln
MIT
                                                                           AG E
                                                                       BEIL E
                                                                            L
EMPFINDLICHER                                                          SCHU
MEERESBODEN
Die Fischerei mit
Bodenschleppnetzen
stört das ökologische
Gleichgewicht

                                                            Die
                                                     Sauerstoff-
                                                      Explosion
                                                        Vor 2,4 Milliarden
                                                            Jahren wurde
                                                           die junge Erde
IM KÖRPER ENTRÜMPELN                                          bewohnbar
Ein besonderes Protein hält unsere Zellen jung

UMWANDLUNG VON SAKRALBAUTEN
Was passiert, wenn Kirchen nicht mehr Kirchen sind               26
                                                                  Dezember 2021

UNIMAGAZIN.UNI-KOELN.DE / 6 EURO
26 Die Sauerstoff-Explosion - MIT BEILAGE SCHULE - Universität zu Köln
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26 Die Sauerstoff-Explosion - MIT BEILAGE SCHULE - Universität zu Köln
WISSENSCHAFT IM ALLTAG

                                Was machen Bienen
                                    im Winter?

       H
                onigbienen, die auf der Suche nach angenehm warme Luft entgegen. Schaut
                Nektar von Blüte zu Blüte fliegen – man bei dieser Gelegenheit genau-
                ein allgemein vertrautes Bild im er hin, sieht man, dass sich
       Sommer. Ein großer Teil der einheimischen alle Bienen zu einer
       Blütenpflanzen wird durch die Blütenbesu- dichten Kugel, ei-
       che der Bienen bestäubt und kann sich so- ner sogenannten
       mit fortpflanzen. Wie sieht das Bienenleben Wintertraube, ver-
       aber im Winter aus, wenn es keine Blüten zu sammeln. In dieser Traube ist es im Inne-     ES ANTWORTEN DR. JULIAN
       bestäuben und keinen Nektar zu sammeln ren am wärmsten, sodass sich die äußeren           BÖING UND DR. FABIAN
       gibt?                                        Bienen mit den weiter innen sitzenden        SEREDSZUS VOM INSTITUT
         Anders als Säugetiere oder Vögel kön- abwechseln, wenn es ihnen irgendwann zu           FÜR BIOLOGIEDIDAKTIK.
       nen Insekten ihre Körpertemperatur in kalt wird und sie deswegen drohen von der
       aller Regel nicht durch ihren Stoffwechsel Traube abzufallen.
       beeinflussen. Sie sind wechselwarm. Das        Die Königin überwintert dabei immer
       bedeutet, dass ihre Körpertemperatur der gut gewärmt im Zentrum der Traube, denn
       Umgebungstemperatur entspricht. Wech- ohne sie kann das Bienenvolk auf Dauer
       selwarme Tiere sind dadurch während der nicht überleben. Honigbienen überwintern
       kalten Jahreszeit zu Inaktivität verurteilt, also als ganzes Volk und erzeugen gemein-
       ihr Lebenszyklus kommt erst bei steigenden sam die für das Überleben nötige Wärme.
       Temperaturen im Frühjahr wieder in Gang.     Durch diese einzigartige Fähigkeit nehmen
          Bekannter ist dieses Phänomen im Fall sie unter den einheimischen Insekten eine
       der Eidechsen, die sich erst durch ihre aus- Sonderstellung ein.
       giebigen Sonnenbäder richtig wohl fühlen       Um während der kalten Jahreszeit dau-
       und im Winter in eine Winterstarre verfal- erhaft heizen zu können, benötigen die
       len. Aber heißt das, dass Honigbienen im Bienen viel Energie. Als Brennstoff dient
       Winter starr und regungslos in ihren Beuten, hierbei der Honig, der in erster Linie zum
       also ihren Behausungen, leben und auf wär- Heizen genutzt wird. Aus ihm gewinnen
       meres Wetter warten? Ganz im Gegenteil! die Bienen Energie, die für das wärmende
       Bienen sind zwar wechselwarm, können Vibrieren der Brustmuskeln benötigt wird.
       aber Wärme erzeugen, indem sie ihre Brust- Der gesammelte Honig wird also weniger
       muskulatur vibrieren lassen. In der Gemein- als Nahrung im herkömmlichen Sinne ge-
       schaft ist es den Bienen dadurch möglich, nutzt. Aus diesem Grund muss der Imker
       auch bei niedrigen Außentemperaturen im auch nach der Honigernte den entnomme-
       Winter ihren Stock zu wärmen.                nen Honig durch geeignetes energiereiches
          Öffnet man in der kalten Jahreszeit eine Futter ersetzen – andernfalls würden die
       Beute, um zum Beispiel die Varroamilben- Bienen im Winter erfrieren.
       Behandlung durchzuführen, strömt einem

26
2021
26 Die Sauerstoff-Explosion - MIT BEILAGE SCHULE - Universität zu Köln
I N H A LT

                                                                      34            Umwandlung von Sakralräumen
                                                                                    Forschungsprojekt untersucht, wie Kirchenge-
                                                                                    bäude sinnvoll nachgenutzt werden können

       6         Universität im Bild
                 Semester Kick-Off
                 im RheinEnergieSTADION

             3   Wissenschaft im Alltag
                 Was machen Bienen im Winter?

       21        Kurznachrichten Wissenschaft
                 »Hyperauge« aus der Urzeit entdeckt
                 · Bericht zur Versorgung am Lebensende
                 · Studie zur Entfremdung zwischen
                 erwachsenen Kindern und Eltern

       22        Fischerei mit Bodenschleppnetzen
                 Expedition in die Ostsee erforscht
                 ökologische Auswirkungen

      26         Zellulärer Entrümpelungsmechanismus
                 Ein besonderes Protein hält unsere Zellen jung
                                                                  „   Professorin Dr. Beatrix
      30         Neuartige Alternsuhr                                 Busse, Prorektorin
                                                                      für Lehre und Studium,
                 Methode zur Messung des biologischen Alters
                                                                      bei der Semestereröff-
                 entwickelt                                           nung im RheinEnergie-
                                                                      STADION.
       31        Kurznachrichten Universität
                 Neues Gerichtslabor · Kooperation im Rahmen
                 von EUniWell · DFG-Förderranking

       32        Forschung mal anders
                 Weggerannt!

KÖLNER
UNIVERSITÄTSMAGAZIN
26 Die Sauerstoff-Explosion - MIT BEILAGE SCHULE - Universität zu Köln
NER -
                                                                                                             KÖL           S
                                                                                                    DAS RSITÄT ENLOS
                                                                                                         I V  E            S T
                                                                                                    UN                 KO
                                                                                                             A  ZIN
                                                                                                    MA LLEN: -koeln.de
                                                                                                          G
                                                                                                             E               i
                                                                                                    B E ST s t e l l e @ u n
                                                                                                           s e
                                                                                                    p re s

                                                                       EDITORIAL
                                                                               Liebe Leser:innen,

                                                               dass die Erde für uns bewohnbar ist, verdanken wir
                                                             den Bakterien. Sie entwickelten vor circa 2,4 Milliarden
                                                            Jahren einen Stoffwechsel, der auf Photosynthese basiert.
                                                            Dadurch wird Sauerstoff freigesetzt und es bildete sich
                                                            nach und nach unsere heutige, dritte Erdatmosphäre.

 16         Wie die Erde bewohnbar wurde
            Geologische Spuren vom Anbeginn
                                                           Doch es liefen noch andere Prozesse auf der Erde ab, die den
                                                               blauen Planeten zu dem formten, was er heute ist.

            unseres Planeten liefern Beweise                  Dass auf der Erde alles zusammenhängt, zeigen auch
                                                              Forschungen zu den Auswirkungen der Fischerei mit
                                                             Bodenschleppnetzen in der Ostsee. Denn diese Art von
                                                            Fischerei produziert nicht nur unerwünschten Beifang.
                                                                 Sie wirbelt auch den Meeresboden auf, was das
     38     Asexuelle Tiere                                    Nahrungsnetz für alle Meereslebewesen ordentlich
            Hornmilbenart pflanzt sich durch Klonen fort   durcheinander bringt. Welche Rolle gerade die kleinsten
                                                            Organismen dabei spielen, erforscht ein Kölner Team.
     40     Damals
            Die Universitäts- und Stadtbibliothek                   Auch in unserem Körper sind es die kleinen,
            in der Micky Maus                                  unsichtbaren Helfer, die alles zusammenhalten. Zum
                                                           Beispiel die Proteine in unseren Zellen. Schon mal was von
     42     Homeoffice: Fluch oder Segen?                    Ubiquitin, Ubiquitinase oder Deubiquitinierung gehört?
            Studie untersucht die Auswirkungen              Falls nicht, können Sie in dieser Ausgabe erfahren, wie der
            der neuen Arbeitskultur                        zelluläre Entrümplungsprozess unseren Körper jung und
                                                                 auf Trab hält – und was passieren kann, wenn er
     46     KölnAlumni Interview                                                aus dem Lot gerät.
            Der Mediziner und Unternehmens-
            gründer Nawid Salimi                             Doch in dieser Ausgabe kommt das Leben nicht nur in
                                                            mikroskopisch kleinen Formen vor. Wir freuen uns auch,
     48     Ein Vermächtnis für die Wissenschaft            dass der Kölner Campus im Wintersemester 21/22 wieder
            Wie ein Nachlass oder Erbe der Universität       ein bisschen belebter wird. Falls Sie es nicht zur großen
            zugutekommen kann                                   Semestereröffnung ins RheinEnergieSTADION
                                                           geschafft haben, können Sie in unserer Bilderstrecke einen
     50     Universitätsförderung                          Eindruck davon bekommen, wie die Uni, unter Einhaltung
                                                                 der Infektionsschutzmaßnahmen, gefeiert hat.
                                                                             Willkommen zurück!
       52   Personalia
                                                                              Das Redaktionsteam

     66     Dinge, die mir wichtig sind
            Ein Impfausweis aus einer vergangenen
            Zeit
                                                                                  №27
                                                                              Die nächste Ausgabe
26                                                                      des Kölner Universitätsmagazins
2021                                                                        erscheint im März 2022.
26 Die Sauerstoff-Explosion - MIT BEILAGE SCHULE - Universität zu Köln
UNIVERSITÄT IM BILD

              12.912 Besucher:innen feiern die Rückkehr zu
                 mehr Präsenz im RheinEnergieSTADION

S
     o was gab es schon lange          Moderatorin Anja Backhaus
     nicht mehr: auf ein Meer       leitete durch das Programm, als
     von Menschen blicken und       dessen Höhepunkte die Bands
dabei gemeinsam Live-Musik er-      Druckluft (Bild) und moop
leben. Beim »Semester-Kick-Off      mama auftraten. Im Vorfeld
2021 – gemeinsam wieder zusam-      konnten Studierende einen
men!« hat die Uni am 11. Oktober    »Markt der Möglichkeiten« be-
im RheinEnergieSTADION das          suchen, um sich über Forschung,
Wintersemester 2021/22 einge-       Lehre und Transfer sowie die
läutet. Eingeladen waren nicht      Fakultäten und verschiedene
nur Erstsemester, sondern alle      Einrichtungen an der Uni zu in-
Studierenden – insbesondere die-    formieren.
jenigen, die das studentische Le-      Möge uns der Spirit des
ben aufgrund der Pandemie noch      Semester-Kick-Offs durch die
gar nicht kennenlernen konnten.     kommenden Monate tragen.

                   mit freundlicher Unterstützung von:

KÖLNER
UNIVERSITÄTSMAGAZIN                                               6
26 Die Sauerstoff-Explosion - MIT BEILAGE SCHULE - Universität zu Köln
UNIVERSITÄT IM BILD

                          „   Die Band DRUCKLUFT aus Bonn: nicht nur Brass-Power,
                              sondern auch eine Augenweide.

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26 Die Sauerstoff-Explosion - MIT BEILAGE SCHULE - Universität zu Köln
UNIVERSITÄT IM BILD

   HIESSEN DIE STUDIERENDEN HERZLICH WILLKOMMEN: der Geschäftsführer der Kölner Sportstätten Lutz Wingerath,
    Prorektorin für Lehre und Studium Professorin Dr. Beatrix Busse, Bürgermeister Dr. Ralf Heinen, Rektor Professor Dr. Axel Freimuth,
    AStA-Vorsitzende Eugen Esman und Isabell Loell, Kanzler Dr. Michael Stückradt

KÖLNER
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26 Die Sauerstoff-Explosion - MIT BEILAGE SCHULE - Universität zu Köln
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                      „   MODERATORIN ANJA BACKHAUS LEITETE DURCH DIE VERANSTALTUNG.
                          Die beiden AStA-Vorsitzenden Isabell Loell und Eugen Esman ermutigten die Studie-
                          renden, sich im Zweifelsfall an sie zu wenden: Auch wenn sie nicht in allen Fällen
                          helfen könnten, so könnten sie doch jeden an die richtige Stelle verweisen.

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26 Die Sauerstoff-Explosion - MIT BEILAGE SCHULE - Universität zu Köln
UNIVERSITÄT IM BILD

   DAS RHEINENERGIESTADION FÜLLT SICH: Fast 13,000 Studierende folgten der Einladung der Uni zum Semester-Kickoff. Die Heimspielstätte
    des 1. FC Köln bot ein einmaliges Ambiente, um unter Beachtung aller Hygieneregeln zusammenzukommen.

KÖLNER
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          „   »Ein Studium ist mehr, als nur
              an der Universität rumzusit-
              zen«, sagte Rektor Professor
              Dr. Axel Freimuth in seiner Be-
              grüßungsrede. Dem stimmen
              die Studierenden sicherlich zu.

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UNIVERSITÄT IM BILD

„   Bevor das Programm losging,
    konnten sich die Studierenden auf
    dem ›MARKT DER MÖGLICH-
    KEITEN‹ über die Uni informieren.
    Auch Mitarbeiter:innen, die sich
    seit Monaten nicht mehr begegnet
    sind, konnten sich hier wiederse-
    hen – oder zumindest von Stand zu
    Stand zuwinken.

KÖLNER
UNIVERSITÄTSMAGAZIN                     12
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                          DIVERSITÄT UND GLEICHSTELLUNG werden an der Universität groß
                           geschrieben – über alle Einrichtungen hinweg. Bei Diskriminierung oder
                           Benachteiligung können die Gleichstellungsbeauftragten, der AStA oder die
                           Studierendenberatungen helfen.

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„   ANJA BACKHAUS SPRACH MIT
    SPITZENSPORTLERN, die gleich-
    zeitig studieren. Christopher Rühr
    (Mitte) holte mit der deutschen
    Herren-Hockeymannschaft bei
    den Olympischen Spielen in Tokio
    den 4. Platz. Lukas Schiwy (rechts)
    spielt Sitzvolleyball. Sein Team
    schaffte es bei den Paralympischen
    Spielen auf Platz 6.

                                             DIE SCIENCE-SLAMMERINNEN VERENA DZIALAS UND SHAMBHAVI PRIYAM klärten darüber auf, wie Sport
                                              und Bildung neurodegenerative Erkrankungen vorbeugen können und wie man gesundheitsfördernde Praktiken popu-
                                              lärer machen kann. Beide warben sogar mit ihrer Kleidung um Vertrauen in die Wissenschaft: »F**k Google! Ask Me.«
                                              und »Trust me, I'm a doctor (of economics).«

KÖLNER
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„   DIE BRASSBAND MOOP
              MAMA aus München rockte
              zum Abschluss das Stadion:
              ganz in rot und mit viel Blech.

                                                                                          INE:
       Weitere Bilder und der Film im Online-Rückblick auf
                                                                                 G E ONL
                                                                              RÄ       n.de
       www.semesterstart.uni-koeln.de/rueckblick/                        BEIT    -koel
                                                                  ALLE gazin.uni
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                                                                  unim

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Wie die Erde
         bewohnbar wurde
                      Welche Kräfte und Prozesse formten die junge Erde zu
                  ihrer heutigen Gestalt und machten sie zu einem Planeten, auf
                   dem sich Leben entwickeln konnte? Vieles davon ist noch ein
                    Rätsel. Vier Kölner Geowissenschaftler liefern nun neue Er-
                        kenntnisse und Modelle zu dessen Entschlüsselung.

                                         DIETER DÜRAND

KÖLNER
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EVOLUTION DES LEBENS

Professor Dr. Carsten
Münker untersucht eine
frisch zertrümmerte Ge-
steinsprobe im Pilbara
Kraton, einer kargen
Landschaft im Nordwes-
ten Australiens.

D
         r. Jonas Tusch und
         Professor Dr. Carsten
         Münker klopfen gerne
Steine. Aber nicht irgendwelche,
sondern solche, die sich vor drei
                                    »Steine sind ein zuverlässiges
bis vier Milliarden Jahren zur
Urzeit unseres Planeten bildeten     Archiv der Erdgeschichte.«
– während des sogenannten Ar-
chaikums. Denn die steinernen
Zeitzeugen sind die einzigen,
die den Kölner Wissenschaftlern                  Jahren Hunderte Grad Celsius heißer war          eine weite Reise in den Nordwesten Australi-
vom Institut für Geologie und Mineralogie        als heute, mischten sich, so Münker, Mine-       ens und suchten dort über mehrere Wochen
verraten können, was bisher noch vielfach        ralien und Gestein im 3.000 Kilometer tief       nach geeigneten Gesteinsproben. Auf dem
im Dunkel liegt: Welche einzigartige Kombi-      reichenden Erdmantel über 100 Millionen          fünften Kontinent befindet sich eine der sel-
nation von Prozessen formte die frühe Erde       Jahre hinweg »erstaunlich langsam«. Des-         tenen Gegenden, in der die Plattentektonik
zum – soweit bekannt – einzigen bewohn-          sen Zusammensetzung blieb daher lange            in ihrem ursprünglichen Zustand gut erhal-
ten Planeten im unendlichen Universum?           ziemlich heterogen.                              tene Vulkangesteine, Basalte und sogenann-
   Oben und unten, vom inneren Erdkern              Zu erwarten war der gegenläufige Prozess.     te Komatiite an die Erdoberfläche geschoben
bis zur Atmosphäre – alles beeinflusst ei-       Denn die enorme Hitze im Erdinneren drängt       hat. »Sie sind quasi unsere Asservatenkam-
nander. Nur durch das komplexe Zusam-            nach den Gesetzen der Physik zur kühleren        mer und ein äußerst zuverlässiges Archiv der
menspiel wurde unsere Erde zu dem, was           Oberfläche und hätte bei ihrem Aufstieg den      Erdgeschichte«, sagt Tusch.
sie ist. Wie die junge Erde aussah und wie       Mischer eigentlich viel schneller in Gang
sie sich entwickelte, ist eine Frage, der sich   setzen müssen. Doch richtig Fahrt nahm der              Die Plattentektonik änderte
Wissenschaftler:innen weltweit mit großem        Mantelkonvektion genannte Vorgang erst              die Zusammensetzung des Gesteins
Elan annehmen. Der 55-jährige Münker ist         vor rund drei Milliarden Jahren auf.
Sprecher des DFG-Schwerpunktprogramms               Münker und Tusch haben eine Erklärung         Ein besonders unbestechlicher Zeitzeu-
»Building a Habitable Earth«, über das die       für den Spätstart gefunden. Lange war die        ge, den die Steine bergen, ist das Element
Deutsche Forschungsgemeinschaft Projekte         Erde von einer weitgehend geschlossenen          Wolfram. Auf dieses hatten es Münker und
zur Entschlüsselung des Rätsels finanziert.      und starren Erdkruste umhüllt. Sie hielt die     Tusch damals abgesehen. Denn wie alle
Er initiiert, fördert und koordiniert in die-    Hitze gewissermaßen unter dem Deckel. Erst       chemischen Elemente enthalten auch die
ser Rolle nicht bloß den Erkenntnisdrang.        als auf dem blauen Planeten die Plattentek-      Atomkerne des Wolframs zwar immer gleich
Münker und Tusch liefern selbst wesentliche      tonik Schwung aufnahm, sich also immer           viele Protonen. Die Zahl der Neutronen kann
Beiträge für die aufwendige Spurensuche.         mehr Kontinente über und unter den Ozea-         jedoch abweichen. Die Varianten bilden cha-
                                                 nen bildeten, riss die Decke auf und mach-       rakteristische, genau bestimmbare Isotope,
                   Weg frei                      te den Weg frei für die Hitze. Als Folge legte   die über winzige Unterschiede ihrer Masse
                 für die Hitze                   die Konvektion rapide an Tempo zu, bis der       eindeutige Signaturen hinterlassen.
                                                 Erdmantel schließlich vollständig homogen          Die Isolierung des Wolframs aus Gestei-
Ihre jüngste Entdeckung, unlängst ver-           durchmischt war.                                 nen und die Bestimmung der Isotope per
öffentlicht im angesehenen Fachjournal              Womit wir wieder bei der Liebe der bei-       Massenspektrometrie ist allerdings ein hoch
PNAS, liefert erstmals eine in der Fachwelt      den Geologen für uralte Steine wären. Denn       diffiziles Verfahren, das nur in Köln und von
viel beachtete Erklärung für einen bis dato      nur mit deren Hilfe konnten sie den wissen-      einer Handvoll Wissenschaftler:innen welt-
ungelösten Widerspruch: Obwohl die jun-          schaftlichen Nachweis für ihre These führen.     weit beherrscht wird. Zurück in der Heimat
ge Erde in ihrem Kern vor vier Milliarden           Dafür begaben sie sich 2016 und 2017 auf      gingen die Forscher an die Auswertung. Für

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EVOLUTION DES LEBENS

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DER ANSTIEG VON SAUERSTOFF IN DER ERDATMOSPHÄRE
                                                                                                                                                                    Schwermetall
                HADAIKUM                      ARCHAIKUM                     PROTEROZOIKUM            PHANEROZOIKUM                                        hat eine hohe Dichte und
100%
                                                                                                                                                          den höchsten Schmelz-
         Entstehung des Sonnensystems                                                                                                                     und Siedepunkt unter
                                                                                                                                                          den Elementen. Sein
                                                                                                                             21%                          Vorkommen wurde erst-
10%
                                                                                                                                                          mals im 16. Jahrhundert
         (4,567 Mrd. Jahre v.h.)

                                                                                                                                                          in sächsischen Zinnerzen
                                                                                                                                                          beschrieben. Sein deut-
                                                                                                                                                          scher Name rührt daher,
                                                                                                                                                          dass es das Zinnerz wie

                                                                                                     Tiere / Pilze
 1%
                                                                                                                                                          ein Wolf »aufzufressen«

                                                                                                     Pflanzen
                                                                                                                                                          schien. Die englische
                                                                                                                                                          Bezeichnung tungsten
                                            Bakterien & Archaeen                Algen                                                                     leitet sich von tung sten
0,1%                                                                                                                                                      (schwedisch für »schwe-
                                                                                                                                                          rer Stein«) ab.
                                        4                 3            2                    1                        heute
                           Milliarden                 Milliarden   Milliarden           Milliarden
                           Jahre v.h.                 Jahre v.h.   Jahre v.h.           Jahre v.h.

diese bietet das 2016 eröffnete und nach                              An dieser Stelle kommt Dr. Florian                           wachsene, schlanke 38-Jährige aber in der
dem neusten Stand der Technik ausgestat-                           Kurzweil ins Spiel, dessen Arbeitszimmer im                     Gegenwart statt in der Vergangenheit nach
tete Reinraumlabor des Instituts für Geolo-                        vierten Stock des Institutsgebäudes liegt,                      der Erklärung für die zeitliche Entwicklung
gie und Mineralogie an der Zülpicher Straße                        zwei Etagen über den Büros von Münker und                       der Sauerstoffkonzentration in den urzeit-
ausgezeichnete Voraussetzungen. »Die ana-                          Tusch. Auch seine aktuellen Projekte werden                     lichen Ozeanen. Und wiederum sollte die
lytischen Verfahren in Köln ermöglichen zur-                       aus dem DFG-Schwerpunktprogramm über                            Wolframisotopie der Schlüssel sein, diese
zeit die weltweit präzisesten Messungen von                        die Evolution unseres Planeten finanziert.                      präziser zu bestimmen.
relativen Isotopenhäufigkeiten des Elements                        Und wie seine Kollegen interessiert sich
Wolfram«, lobt Münker.                                             Kurzweil ganz besonders für die Frage, wann                               Alte Gesteine – ein
   Die Auswertung der Messdaten stützte die                        und wie der Sauerstoff (O2) freigesetzt wur-                          »genetischer Finderabdruck«
Theorie des Kölner Geologen-Duos. Es fand                          de, ohne den die Erde tot geblieben wäre und
in dem Uralt-Gestein wie vermutet kleinste                         es weder uns noch Flora und Fauna gäbe.                         Als geeignete Quelle lokalisierte Kurzweil
Anreicherungen am Wolfram-Isotop 182. Erst                            Die vorherrschende Theorie derzeit lautet:                   ein 460 Meter tiefes Meeresbecken in der
vor drei Milliarden Jahren verschwindet dies                       Irgendwann fingen erste Bakterien in den                        Ostsee vor der Küste Gotlands. Die Wasser-
aus jüngerem Gestein – genau zu dem Zeit-                          Ozeanen an, ihre Energie aus dem Licht der                      säule im Landsort Deep genannten Seege-
punkt, als die einsetzende Plattentektonik                         Sonne per Photosynthese zu beziehen. Als                        biet trennt sauerstoffreiches Oberflächen-
den Erdmantel zu einer homogenen Masse                             Abfallprodukt des Stoffwechsels setzten sie                     wasser von sauerstoffarmem in der Tiefe. An
zu durchmischen begann und die Isotopen-                           Sauerstoff frei. Das passierte zunächst in we-                  der Grenze der beiden Schichten bilden sich
zusammensetzung des Wolframs änderte.                              nigen isolierten Becken – und in homöopa-                       Oxid-Minerale, an die sich bevorzugt isoto-
                                                                   thischen Dosen.                                                 pisch leichtes Wolfram heftet. Das schwere
                                 Als der Sauerstoff                   Doch das Aufkommen dieser ersten sau-                        bleibt im Meerwasser zurück.
                                   »explodierte«                   erstoffproduzierenden Bakterien änderte                           Diesen Zusammenhang nutzte Kurzweil
                                                                   den Lauf der Erdgeschichte fundamental.                         für seine indirekte Beweisführung. Weil sich
Was die beiden herausgefunden haben,                               Mehr und mehr Sauerstoffmoleküle beleb-                         Oxid-Minerale nur unter Anwesenheit von
führt zu noch weitreichenderen Implikatio-                         ten die bis dahin anoxischen – also sauer-                      O2 bilden, muss die Sauerstoffkonzentration
nen für das Verständnis der Erdgeschichte.                         stofffreien – Weltmeere und reicherten sich                     der Ozeane letztlich mit der Wolframisotopie
Denn das Einsetzen der Plattentektonik war                         nach und nach auch in der Atmosphäre an.                        des Wassers korrelieren. »Je mehr Sauerstoff
Voraussetzung dafür, dass sich in der Erd-                         Der anfangs zögerliche Prozess kulminier-                       vorhanden ist, umso mehr schweres marines
atmosphäre Sauerstoff zu bilden begann.                            te vor etwa 2,4 Milliarden Jahren im »Great                     Wolfram muss vorhanden sein«, erläutert
Ohne ihn hätte sich niemals komplexes                              Oxidation Event«: Die Sauerstoff-Konzentra-                     der Wissenschaftler vom Niederrhein. An-
biologisches Leben entfalten können – von                          tion stieg unter wie über Wasser explosions-                    steigende Sauerstoffkonzentrationen in den
ersten Bakterien bis hin zum Menschen.                             artig an – die Erde wurde bewohnbar. »Das                       Ozeanen der frühen Erdgeschichte haben
»Die Erde«, sinniert Münker, »wäre nur ein                         war der absolute Wendepunkt für die Evolu-                      somit zur verstärkten Bildung der Oxid-Mi-
weiterer fehlgeschlagener Planet in unse-                          tion des Lebens«, sagt Kurzweil.                                nerale und somit zu isotopisch schwererem
rem Sonnensystem geworden.« Wie zum                                   Doch was plausibel klingt, bedarf der                        marinen Wolfram geführt. Kurzweil vermu-
Beispiel der Mars, der es nie schaffte, Kon-                       wissenschaftlichen Bestätigung. Anders als                      tet, dass eine solche Entwicklung in marinen
tinente zu bilden.                                                 Münker und Tusch fahndete der großge-                           Sedimenten erhalten bleibt. Die Wolframiso-

KÖLNER
UNIVERSITÄTSMAGAZIN                                                                     18
EVOLUTION DES LEBENS

topie der ältesten Sedimente der Erde könnte    wahrte Kohlendioxid (CO2), Methan oder ein      der Sauerstoff-Isotopen-Zusammensetzung
dann wie ein genetischer Fingerabdruck die      anderes Gas ihn vor dem Auskühlen? Und in       an sehr alten Kalk- und Kieselgesteinen ab.
Entwicklung der marinen Sauerstoffkonzen-       welcher Konzentration schwebten sie in der      Dabei taucht allerdings ein Problem auf: Das
tration im Laufe der Erdgeschichte abzeich-     Schutzhülle? In diesen Punkten scheiden         Wasser der frühen Ozeane müsste diesen
nen.                                            sich mangels bisher unbestreitbaren Nach-       Messungen zufolge 70 Grad Celsius und hei-
  Auch wenn das Rätsel noch nicht ganz          weises die Geister.                             ßer gewesen sein. »Das halte ich für extrem
gelöst ist: Der Startpunkt der Sauerstoffan-       Ein vierter Kölner Geologe, Dr. Daniel       unwahrscheinlich«, sagt Herwartz.
reicherung auf der Erde kann nun klarer ein-    Herwartz, hat eine Erklärung gefunden, die         Enthielt die damalige Atmosphäre aber
gegrenzt und das Tempo präziser bestimmt        den Disput auflösen könnte. Seine Untersu-      solche gigantischen Mengen CO2 wie der
werden. Das neue Puzzleteil erleichtert es      chungen, die er im Team mit Wissenschaft-       42-jährige gebürtige Bonner vermutet, hätte
Geolog:innen zudem, die Rolle anderer erd-      lern aus Göttingen und dem dänischen            sich auch das Sauerstoffverhältnis des Meer-
geschichtlicher Entwicklungen für die O2-       Aarhus vorantrieb, lassen ein neues Modell      wassers verändert. Die hohe CO2-Konzent-
Bildung einzuordnen, zum Beispiel den Vul-      plausibel erscheinen: Ein extrem hoher CO2-     ration war bislang jedoch noch nicht in die
kanismus und die Plattentektonik. Kurzweil:     Gehalt in der Atmosphäre – viel höher als       Berechnungen des Geothermometers einge-
»Wir erhellen das Dunkel mit immer mehr         bisher angenommen – verhinderte, dass die       flossen, was das Ergebnis verfälschte. Einen
Scheinwerfern.«                                 Erde zu viel Wärme an den Weltraum verlor.      solch heißen Ozean wie bisher vermutet hat
                                                   Herwartz‘ Modell entschärft auch einen       es demnach wahrscheinlich nicht gegeben.
            Gigantische Mengen                  anderen Streit. Geowissenschaftler:innen        »Meinen Berechnungen zufolge lag die Tem-
           an Kohlendioxid hielten              versuchen die jeweiligen Wassertemperatu-       peratur eher bei 40 Grad Celsius.«
               die Erde warm                    ren in den Ozeanen im Verlauf der Erdge-           Letzte Gewissheit liefert sein Modell indes
                                                schichte mit einer Art Geothermometer zu        nicht. »Dafür brauchen wir weitere starke
Zu den bis heute nicht endgültig geklärten      rekonstruieren. Die Fieberkurve lesen sie aus   Indikatoren«, betont Herwartz. Zu diesem
Mysterien gehört auch die Frage, warum auf
der Erde vor drei bis vier Milliarden Jahren                                                                            Professor Dr. Carsten
so hohe Temperaturen herrschten, dass es                                                                                Münker neben 3,45
                                                                                                                        Milliarden Jahre altem
so gut wie keine Gletscher gab. Denn die
                                                                                                                        granitischem Gestein.
Sonne wärmte die Erde damals allenfalls
mit 70 bis 80 Prozent ihrer heutigen Strahl-
kraft. Was erklärt dieses in der Fachwelt als
»Paradoxon der schwachen Sonne« titulier-
te Phänomen?
   Treibhausgase müssen unseren Planeten
davor bewahrt haben, zu einem Eisklumpen
zu erstarren. In dieser Erklärung sind sich
Geolog:innen weitgehend einig. Doch be-

         Great Oxidation
         Event – Das
GOE ist auf Deutsch als
»Große Sauerstoffkatas-
trophe« bekannt, da der
steigende Sauerstoffge-
halt in den Ozeanen die
anaeroben Organismen
zurückdrängte, deren
Stoffwechsel nur ohne
Sauerstoff funktioniert.
Der Sauerstoffgehalt von
Wasser und Luft stieg in
mehreren Schüben an
der Grenze vom Archai-
kum zum Proterozoikum
an. Dieser Prozess mar-
kiert den Übergang von
der zweiten zur dritten
Erdatmosphäre.

26
2021                                                              19
WANN IST EIN MANN EIN MANN?

                                                                                             Dr. Jonas Tusch ent-
                                                                                             nimmt Gesteinsproben.
                                                                                             Die Verwendung eines
                                                                                             großen Vorschlagham-
                                                                                             mers ist nötig um die
                                                                                             massiven magmatischen
                                                                                             Gesteine zu zertrüm-
                                                                                             mern.

                                                                                             aktuellen Klimakrise so gefürchteten Koh-
                                                                                             lendioxids?
                                                                                               Es ist heute hauptsächlich in Karbonatge-
                                                                                             steinen wie den Kalkalpen gebunden, aber
                                                                                             auch in Kohle-, Erdöl- und Erdgaslagerstät-
                                                                                             ten, ebenso wie in Permafrostböden, Bäu-
Zweck will er nun den fest an Phosphor ge-    Solche Proben können wir aber nun durch        men, Pflanzen und sonstiger Biomasse. Be-
bundenen Sauerstoff untersuchen – in der      hochpräzise Messungen von allen drei Sau-      wahrte das CO2 die Erde in ihren Anfängen
Hoffnung, dass dieser noch genauere Rück-     erstoffisotopen erkennen und aussortieren.     vor der Vereisung und setzte das Leben in
schlüsse auf die damaligen Temperaturen       Das war bisher nicht möglich«, erläutert der   Gang, könnte seine heutige ungebremste An-
ermöglicht. »Das Thermometer ergibt na-       Experte. So bald geht den Geolog:innen der     reicherung in der Luft den Planeten für den
türlich falsche Temperaturen, wenn sich die   Forschungsstoff also nicht aus.                Menschen wieder unbewohnbar machen.
ursprüngliche Sauerstoff-Isotopen-Zusam-        Bleibt eine spannende Frage: Wohin ver-      Denn Boden, Meer und Atmosphäre – da-
mensetzung über die Zeit verändert hat.       schwand eigentlich der Großteil des in der     mals wie heute hängt alles zusammen.

                                                                                                »BUILDING A HABITABLE EARTH«
Nur im Pilbara Kraton
und im Kaapvaal Kraton
                                                                                                Das DFG-Schwerpunktprogramm wird von
in Südafrika dringt die
                                                                                                2015 bis 2022 von der Deutschen For-
unberührte archaische
                                                                                                schungsgemeinschaft gefördert. Sprecher ist
Erdkruste von vor 3,6
                                                                                                Professor Dr. Carsten Münker an der Univer-
bis 2,7 Milliarden Jahren
                                                                                                sität zu Köln. Die Forschungen an insgesamt
an die Oberfläche.
                                                                                                12 beteiligten Universitäten und Forschungs-
                                                                                                institutionen helfen zu klären, wie die Erde
                                                                                                zum einzig bekannten bewohnbaren Planeten
                                                                                                im Universum wurde. Die drei wichtigsten
                                                                                                Themen sind die Zusammensetzung und die
                                                                                                Quellen der Baumaterialien der Erde, ihre
                                                                                                frühe innere Differenzierung in Kruste, Mantel
                                                                                                und Kern, und die Entwicklung des Ozean-
                                                                                                Atmosphären-Systems. Zu den beteiligten
                                                                                                geowissenschaftlichen Disziplinen gehören die
                                                                                                Geologie, Geochemie, Planetologie, Kosmo-
                                                                                                chemie, Geobiologie und die geophysikalische
                                                                                                Modellierung.
                                                                                                Die Mitglieder des Schwerpunktprogramms
                                                                                                bearbeiten diese Themen mithilfe alter
                                                                                                Gesteinsproben und extraterrestrischer Proben
                                                                                                – Meteoriten oder Proben aus Weltraummis-
                                                                                                sionen. Diese Untersuchungen werden durch
                                                                                                Modellierung und Laborexperimente ergänzt.
                                                                                                www.habitableearth.uni-koeln.de

KÖLNER
UNIVERSITÄTSMAGAZIN                                            20
WISSENSCHAFT

                                                                                                                                                 KURZNACHRICHTEN
»HYPERAUGE« AUS DER URZEIT ENTDECKT
Bei Trilobiten der Unterordnung Phacopina            Die Untersuchungen legen nahe, dass es
aus dem Devon (390 Mio. Jahre v.h.) haben          sich um ein Hyper-Verbundauge handelt.
Forscher:innen ein Augensystem gefunden,           Jeder Phacopide hat zwei Augen. Jedes die-
das im Tierreich einzigartig ist: Über einer       ser Augen besteht aus etwa 200 bis zu 1
Gruppe von sechs normalen Facettenaugen            mm großen Linsen. Unter den einzelnen
spannt sich die Linse eines Überauges. Unter       Linsen sind mindestens 6 Facetten auf-
Leitung der Kölner Zoologin PD Dr. Brigitte        gestellt, die wieder einem eigenen kleinen
Schoenemann vom Institut für Didaktik der          Facettenauge entsprechen. Es finden sich
Biologie machte das Forschungsteam zu-             also etwa 200 Facettenaugen in einem
sätzlich zu den Hyper-Facettenaugen eine           Auge. Darunter saß ein schaumartiges
Struktur aus, die sie für ein lokales neuronales   Nest, das wahrscheinlich ein kleines neu-
                                                                                                 FUNKSTILLE IN DER FAMILIE
Netzwerk halten, das die Informationen die-        ronales Netz war, das die Signale verarbei-
ses speziellen Auges direkt verarbeitet und die    tete.                                         Viele Menschen entfremden sich im Laufe
Informationen vom Auge zum Gehirn führt.                                                         ihres Lebens von ihren Eltern: Jede fünf-
                                                                                                 te Vater-Kind-Beziehung ist betroffen, bei
                                                                                                 Müttern ist es knapp jede zehnte. Das zeigt
                                                                                                 eine neue Studie von Soziolog:innen der
                                                                                                 Martin-Luther-Universität       Halle-Witten-
                                                                                                 berg (MLU) und der Universität zu Köln.
                                                                                                    Für die Studie nutzten die Soziolog:innen
                                                                                                 Daten aus den Jahren 2008 bis 2018 von
                                                                                                 mehr als 10.000 Personen. Im Zentrum
                                                                                                 stand die Frage, welche Faktoren und Ereig-
                                                                                                 nisse die Wahrscheinlichkeit einer Entfrem-
                                                                                                 dung beeinflussen. Dabei zeigte sich: Beson-
                                                                                                 ders gefährdet sind Familien, in denen ein
                                                                                                 Elternteil verstorben ist oder in denen nach
                                                                                                 einer elterlichen Trennung ein Stiefeltern-
                                                                                                 teil hinzugekommen ist. Innerhalb von zehn
                                                                                                 Jahren entsteht diese Distanz bei 20 Prozent
KOMPETENZNETZWERK CORE-NET LEGT BERICHT                                                          aller erwachsenen Kinder und ihren Vätern,
ZUR VERSORGUNGSSITUATION VON MENSCHEN                                                            dagegen nur bei neun Prozent der Mütter.
IM LETZTEN LEBENSJAHR VOR                                                                        Dies lässt sich damit erklären, dass die Bin-
                                                                                                 dung zur Mutter oft enger ist als zum Vater.
Wie die Bedürfnisse und die Versorgungs-           können. Dabei geht es um Themen wie den       Ob es sich beim Kind um einen Sohn oder
situation von Menschen im letzten Le-              gewünschten Sterbeort, die Kommunikati-       eine Tochter handelt, spiele dabei kaum eine
bensjahr aktuell aussehen, ist Gegenstand          on über das Sterben und Entscheidungen zu     Rolle.
des Berichts »Versorgung von Menschen              komplexen Behandlungsbedürfnissen. Aus
im letzten Lebensjahr in Köln« des Kölner          den Ergebnissen wurden Handlungsemp-
Kompetenznetzwerks aus Praxis und For-             fehlungen zur Verbesserung der Versorgung
schung (CoRe-Net).                                 im letzten Lebensjahr abgeleitet.
   Der Bericht basiert auf Ergebnissen ei-            CoRe-Net ist eine vom Bundesministe-
ner Studie, für die unter anderem Ange-            rium für Bildung und Forschung (BMBF)
hörige von im Großraum Köln Verstor-               geförderte Initiative zum Aufbau eines
benen befragt, Versorger:innen aus dem             Kompetenznetzwerks aus Versorgungsfor-
Gesundheitswesen interviewt und Kran-              schung und Versorgungspraxis in Köln. Sie
kenkassendaten ausgewertet wurden. Der             hat sich zum Ziel gesetzt, mit innovativen
Versorgungsbericht befasst sich unter an-          Forschungsprojekten die medizinische und
derem mit der Frage, wie die individuellen         soziale Versorgung der Kölner Bevölkerung
Bedürfnisse eines Menschen in der letzten          zu verbessern.
Lebensphase bestmöglich erfüllt werden

26
2021                                                                21
MEERESÖKOLOGIE

                   Aufgewühlt
                 und leergefischt
                      Fische und andere Meerestiere gelten als gesunde Eiweißquellen.
                      Doch die Fischerei ist in Verruf geraten, weil viele ihrer Methoden
                          nicht nachhaltig sind. Ein Forschungsprojekt mit Kölner
                          Beteiligung untersucht die Auswirkungen der besonders
                            schädlichen Bodenschleppnetzfischerei in der Ostsee.

                                                EVA SCHISSLER

KÖLNER
UNIVERSITÄTSMAGAZIN                         22
MEERESÖKOLOGIE

         D
                  as Meer ist keine Landschaft, es ist das Erlebnis             ke, Riffe und Muschelbänke in der Ostsee systematisch
                  der Ewigkeit, soll Thomas Mann mal gesagt ha-                 erforscht. Neben geophysikalischen und geochemischen
                  ben. Der Ostseefreund hatte in dem litauischen                Eigenschaften wird dabei auch das gesamte bodennahe
         Örtchen Nida auf der Kurischen Nehrung ein Sommer-                     Nahrungsnetz untersucht. Dabei geht es in erster Linie
         haus. Doch so ewig, wie es dem großen Romancier damals                 um einen Vergleich zwischen Schutzgebieten und Ge-
         vielleicht erschien, ist das Meer keinesfalls. Ganze Ökosys-           bieten, die nicht unter Schutz stehen. In den deutschen
         teme verändern sich – unter anderem aufgrund des Kli-                  Gewässern der Nord- und Ostsee sind mehrere Meeres-
         mawandels. Auch die Ostsee ist betroffen: Flora und Fauna              schutzgebiete eingerichtet beziehungsweise deren Ein-
         sind vielfältigen, durch den Menschen verursachten Ver-                richtung vorbereitet worden. Dort darf etwa kein Müll
         änderungen ausgesetzt. Das bleibt nicht ohne Folgen für                abgeladen werden und es ist untersagt, fremde Arten
         das ökologische Gleichgewicht des maritimen

                                                                  »Ein intakter Meeresboden
         Lebensraums.

                 Zerfurcht wie eine Elefantenhaut

         Die Ostsee ernährt auch seit jeher die Men-
                                                                   dient auch als ›Kläranlage‹,
         schen, die an ihren Küsten leben. Heute wird
         Fischerei jedoch in industriellem Ausmaß be-
                                                                   die dem Wasser überschüssige
         trieben. Große Trawler fischen das Meer leer
         – nicht nur in der Ostsee, sondern auf allen              organische Substanzen ent-
                                                                   zieht und Schadstoffe bindet.«
         Weltmeeren. Besonders effektiv, aber auch
         invasiv, ist die sogenannte Grund- oder Bo-
         denschleppnetzfischerei. Dabei werden Netze
         großflächig über den Meeresboden gezogen.
         Die Ausbeute ist groß, doch groß ist auch der Schaden, den             einzuführen. Doch gefischt werden durfte bis vor kur-
         sie anrichtet: Es geht viel Beifang mit in die Netze und der           zem immer noch – auch mit Grundschleppnetzen. Viele
         empfindliche Meeresboden wird aufgewühlt und zerstört.                 Fische, die in der Nähe des Bodens leben, wie Schollen
         »Schaut man sich Bilder des Meeresgrundes beispiels-                   und Dorsche, sind auf dem Weltmarkt gefragt.
         weise am Fehmarnbelt an, sieht es aus wie eine Elefan-
         tenhaut: da ist kaum ein Bereich, der nicht mit Furchen                       Belastbare Befunde für den Meeresschutz
         durchzogen ist«, sagt Maria Sachs, Doktorandin am Lehr-
         stuhl für Allgemeine Ökologie von Professor Dr. Hartmut                Das Kölner Team ist für die sogenannte Nano- und Mi-
         Arndt am Institut für Zoologie.                                        krofauna verantwortlich – Geißeltierchen, kleine Amö-
            Am 2. Juni stach das Forschungsschiff Elisabeth Mann                ben und Wimpertierchen im Größenbereich von 1 bis
         Borgese – benannt nach der bedeutenden Meeresforsche-                  200 Mikrometern. Diese hoch diverse Organismengrup-
         rin und jüngsten Tochter des Schriftstellers Thomas Mann               pe wurde bislang in der Forschung nur wenig berück-
         – zu einer vierzehntägigen Forschungsreise von Rostock                 sichtigt. »Wenn der Meeresgrund durch die Schleppnet-
         aus in See. Die Expedition dokumentiert umfangreich die                ze aufgewühlt wird, werden diese kleinen Tiere teilweise
         Beschaffenheit des Meeresgrundes. Auch Sachs war mit an                in tiefere, anaerobe Sedimentschichten ›untergepflügt‹
         Bord. Sie untersucht im Rahmen ihrer Doktorarbeit, wie                 und sterben dort. Dadurch fehlt dann einigen Krus-
         sich die von der Bodenschleppnetzfischerei verursachte                 tentieren, von denen sich wiederum die Fische ernäh-
         Störung der Sedimentstruktur durch Sedimentumlage-                     ren, die Nahrungsgrundlage«, sagt Sachs. Ein intakter
         rungen auf das maritime Ökosystem auswirkt – vor allem                 Meeresboden ist aber nicht nur für das Nahrungsnetz
         auf Kleinstlebewesen am Meeresboden.                                   wichtig. Er dient auch als »Kläranlage«, die dem Was-
            Es ist das erste Mal, dass eine solche Expedition den               ser überschüssige organische Substanzen entzieht und
         Einfluss von Fischerei auf Lebensräume wie Sandbän-                    Schadstoffe bindet.

                 Forschungsreise – Die Fahrt ist Teil einer Pilotmission der Deutschen Allianz Meeresforschung e.V. (DAM) unter der Leitung des
         Leibniz-Instituts für Ostseeforschung in Rostock-Warnemünde (IOW). Weitere beteiligte Einrichtungen sind das Thünen-Institut, die Sencken-
         berg Gesellschaft für Naturforschung, das Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, das Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches
         GeoForschungsZentrum, die Universität Rostock und die Universität zu Köln.

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2021                                                                     23
MEERESÖKOLOGIE

   Zunächst wählten die Forscher:innen          her See möglich, denn auf dem Schiff stehen   ihre Lebensgrundlage entziehen. Doch ei-
Flächen zur Untersuchung aus: im Feh-           über 97 Quadratmeter an Laborfläche für       gentlich entzieht die übermäßige Fischerei
marnbelt, einer Wasserstraße zwischen der       Forschungsarbeiten zur Verfügung. »Das        der Fischerei selbst ihre Lebensgrundlage«,
Südküste der dänischen Insel Lolland und        sogenannte Sandlückensystem der Oder-         sagt Sachs. Noch dominiere eher der Inter-
Fehmarn, und an der Oderbank, einer in der      bank zeigte eine Vielfalt von Lebensformty-   essenkonflikt, aber man versuche, ins Ge-
Pommerschen Bucht gelegenen Sandbank.           pen, die bereits im Größenbereich von weni-   spräch zu kommen, so die Doktorandin. Die
Um belastbare Daten vorlegen zu können,         gen Mikrometern verschiedene Ebenen der       Fischerei ganz abzuschaffen – darum geht
welchen Effekt der Wegfall der Fischerei hat,   Nahrungspyramide aufwiesen. Besonders         es den Wissenschaftler:innen überhaupt
werden regelmäßig Bodenproben in den            beeindruckend war das zahlreiche Auftre-      nicht. Vielmehr wollen sie auf der Grundla-
Meeresschutzgebieten sowie in den Ver-          ten der Mikrofauna in Sedimentschichten,      ge solider Daten eine Perspektive für mehr
gleichsgebieten genommen. Wie entwickeln        die eigentlich gar keinen Sauerstoff mehr     Naturverträglichkeit entwickeln, um die
sich Gebiete, wenn keine Fischerei mehr         enthielten«, sagt Arndt.                      Umwelt zu schützen und der Fischerei eine
stattfindet? Erholen sie sich schnell oder                                                    gute und nachhaltige Grundlage zu bieten.
dauert es lange? Und wie unterscheidet sich            Damit der Fisch sich nicht             Denn letztendlich ist ein gesundes Ökosys-
die Zusammensetzung des Meeresbodens?                    in den Schwanz beißt                 tem im Sinne aller.
   Da aufgrund von Corona nur jeweils halb
so viele Menschen mit an Bord durften,          Nach Abschluss der Mission wird das Team
                                                                                                 Von 2020 bis voraussichtlich 2023 laufen zwei
musste die Mission in zwei Fahrten aufge-       auf der Grundlage der gesammelten Daten
                                                                                                 PILOTMISSIONEN DER DEUTSCHEN
teilt werden. Professor Dr. Hartmut Arndt       Empfehlungen für die verantwortlichen            ALLIANZ MEERESFORSCHUNG E.V.
war im zweiten Teil der Ostsee-Expedition       Entscheidungsträger:innen in Deutschland         (DAM) zum Einfluss der Grundschleppnetzfi-
vom 11. bis zum 16. Juni in den gleichen Ge-    erarbeiten. Da die Schutzgebiete an den          scherei auf Meeresschutzgebiete in Nord- und
                                                                                                 Ostsee. Die Projektleitung für die Mission
bieten der Ostsee unterwegs. Während Maria      Grenzen zu den Nachbarländern Dänemark,
                                                                                                 »MGF Nordsee« liegt beim Alfred-Wegener-
Sachs die molekularbiologischen Untersu-        Schweden und Polen liegen, wird in Zukunft       Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und
chungen im ersten Fahrtabschnitt durch-         auch die internationale Kooperation immer        Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven, für
führte, nutzte Hartmut Arndt den zweiten        wichtiger werden. Doch was sagt die Fische-      die Pilotmission »MGF Ostsee« beim Leibniz-
                                                                                                 Institut für Ostseeforschung in Rostock-
Fahrtabschnitt, um Direktbeobachtungen          rei dazu? Lange schon herrsche ein Antago-
                                                                                                 Warnemünde (IOW). Beide Missionen, die
der sensiblen Mikrolebewelt am Mikroskop        nismus vor. »Es heißt oft, Wissenschaft und      auf Initiative des und in enger Zusammen-
an Bord durchzuführen. Das ist auch auf ho-     Naturschutz wollten den Fischereibetrieben       arbeit mit dem Bundesamt für Naturschutz
                                                                                                 durchgeführt und vom Bundesministerium
                                                                                                 für Bildung und Forschung gefördert werden,
                                                                                                 sind Teil der DAM-Forschungsmission »Schutz
                                                                      Aufbruch zur               und nachhaltige Nutzung mariner Räume«.
                                                                      Ostsee-Expedition          Die DAM ist eine Allianz des Bundes mit
                                                                      von Rostock-Warne-         den fünf norddeutschen Ländern Bremen,
                                                                      münde unter Leitung        Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein
                                                                      des Leibniz-Instituts      und Mecklenburg-Vorpommern zur Förderung
                                                                      für Ostseeforschung        und Koordinierung der deutschen Meeresfor-
                                                                      (IOW). Die Kölner          schung.
                                                                      Wissenschaftler:innen
                                                                      sind im Rahmen der
                                                                      Forschungsmission
                                                                      für Kleintiere, die
                                                                      sogenannte Nano-
                                                                      und Mikrofauna,
                                                                      verantwortlich.

                                                                                              Die Kölner Biologin
                                                                                              Maria Sachs ent-
                                                                                              nimmt Proben vom
                                                                                              Meeresboden um
                                                                                              zu analysieren, wie
                                                                                              die Bodenschlepp-
                                                                                              netzfischerei dessen
                                                                                              Zusammensetzung
                                                                                              beeinflusst.

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Weil’s um mehr als Geld geht.
Entrümpeln
                                 in den Zellen
                      Ausmisten kann befreiend wirken. Radikaler Minimalismus, Klarschiff
                      machen mit Ordnungsguru Marie Kondo oder dem Trödeltrupp. Genau
                       das machen unsere Zellen tagtäglich. Jeden Moment. Auch jetzt. Das
                         Putzkommando übernimmt das Protein Ubiquitin, und es sorgt
                       in unseren Zellen nicht nur für Ordnung, sondern hält sie auch jung.
                                                        HANNAH REITER

         I
             n den letzten 150 Jahren hat sich die Lebenserwartung   steigt, und zwar rasant, ist das Risiko für altersbedingte
             in Deutschland verdoppelt. Wir werden immer älter.      Erkrankungen. Wenn das letzte Drittel unseres Daseins
             Was allerdings mit fortschreitendem Alter ebenso        von Krankheit geprägt ist, hat das Auswirkungen auf die

KÖLNER
UNIVERSITÄTSMAGAZIN                                           26
A LT E R N S F O R S C H U N G

                                                                                     Dr. Seda Koyuncu und
                                                                                     Professor Dr. David
                                                                                     Vilchez in ihrem Labor
                                                                                     am Exzellenzcluster
                                                                                     für Alternsforschung
                                                                                     CECAD.

Lebensqualität und letztendlich auch auf die Teil-     den. Aber Schritt für Schritt: Wie entrümpelt                   Ubiquitin – Das
                                                                                                                       Protein wurde
habe am Leben. Die Forschungen im Exzellenzclus-       Ubiquitin unsere Zellen? Dazu müssen wir uns
                                                                                                              1975 entdeckt. Als zellu-
ter für Alternsforschung CECAD der Universität zu      zunächst einen Kleiderschrank vor Augen führen.        läres »Post-it« steuert es
Köln setzen genau hier an. »Gesundheit auch im         Wir öffnen die Türen und schon kommt uns der           den Proteinabbau. Dazu
Alter, ohne Krankheiten oder mit guten Therapien.      gesamte Inhalt entgegen. Das T-Shirt hat ein Loch,     wird es durch die Ubiqui-
                                                                                                              tinase an andere Proteine
Das ist unsere Vision«, sagt der Biomediziner und      der kratzige Wollpulli von Tante Käthe ist (end-
                                                                                                              geheftet, um diese zu
CECAD-Forschungsgruppenleiter Professor Dr. Da-        lich!) eingelaufen, die Lieblingsjeans von Anno        entsorgen. Ubiquitin
vid Vilchez. Mithilfe eines Modellorganismus, des      Dazumal liegt zerknittert hinten links in der Ecke.    findet sich in allen Zellen
Fadenwurms Caenorhabditis elegans, haben er und        Zeit auszumisten! Schnell holen wir unsere kli-        von Tieren, Pflanzen und
                                                                                                              Pilzen.
sein Forschungsteam ein essentielles Puzzleteil ent-   maneutralen Post-it-Zettel zur Hand und kleben
schlüsselt: die Rolle des Proteins Ubiquitin für den   sie auf alles, was ausgedient hat. Erledigt!
Alterungsprozess.                                         Alles, was weg soll, liegt nun auf einem Hau-
                                                       fen. Aus Nettigkeit gehen wir den Kram noch mal
                      Ausmisten – aber                 mit unserer Partnerin, unserem Partner oder den
                       mit Augenmaß                    Kindern zusammen durch. Die Lieblingshose will
                                                       eins der Kinder noch tragen. Post-it entfernt. An
Die ursprüngliche Entdeckung von Ubiquitin             Tante Käthes Pulli hängen zu viele Erinnerungen,
brachte Aaron Ciechanover, Avram Hershko und           um ihn zu entsorgen. Post-it weg (siehe 3A auf
Irwin Rose 2004 den Nobelpreis für Chemie ein.         S. 26). Aber das T-Shirt. Das kommt mit den an-
Sie entdeckten damals bereits, welche grundsätz-       deren ausgemisteten Klamotten in den Altklei-
liche Funktion es in unseren Zellen übernimmt:         dercontainer (siehe 3B auf S. 26). Nach dem Klei-
es entrümpelt. So sorgt es dafür, das überlebens-      derschrank fällt unser Blick auf das Kinderzimmer
wichtige Gleichgewicht der Proteine innerhalb          unserer Kleinen, die gar nicht mehr so klein sind.
einer Zelle zu wahren. Doch das funktioniert im        Sie brauchen dringend ein Jugendzimmer. Also
Alter immer schlechter.                                geht es lustig weiter mit dem Ausmisten.
   Was genau in den gealterten Zellen schief läuft,       Überall in unseren vier Wänden finden wir Pröll,
haben Vilchez und sein Team nun herausgefun-           den wir anhäufen und gelegentlich ausmisten

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2021                                                               27
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                                                                                                                 lären Entrümpelung in
                                                                                                                 jungen und alten Zellen:
                                                                                                                 Während in jungen
                                                                                                                 Zellen der Entsorgungs-
                                                                                                                 prozess im Gleichge-
                                                                                                                 wicht ist, können sich
                                                                                                                 in alten Zellen zu viele
                                                                                                                 Proteine ansammeln.
                                                                                                                 Das schränkt die Zelle in
                                                                                                                 ihrer Funktion ein und
                                                                                                                 kann sogar zum Zelltod
                                                                                                                 führen.

                 müssen. Denn nimmt er überhand, ist das         eine Ubiquitin-Markierung durch ein wei-
                 für unser Wohlbefinden nicht gut. Wenn          teres Protein, die Ubiquitinase – ähnlich,               Ubiquitinase –
                                                                                                                          Dieses Enzym
                 alles zugestellt ist, können wir uns nicht      wie wir bei unserem Kleiderschrank Post-its
                                                                                                                 steuert, welche Proteine
                 mehr frei bewegen oder verschenken kost-        eingesetzt haben. Diese mit Ubiquitin mar-      innerhalb der Zelle mit
                 bare Zeit, wenn wir etwas nicht finden, das     kierten Proteine werden danach über das         Ubiquitin zur Entsorgung
                 wir dringend benötigen. Doch wir sollten es     Proteasom – den Altkleidercontainer – ent-      markiert werden. Diesen
                                                                                                                 Markierungsvorgang
                 auch nicht übertreiben. Genauso schädlich       sorgt. So wird innerhalb unserer Zellen ein
                                                                                                                 nennt man Ubiquitinie-
                 ist es nämlich, wenn wir alles radikal weg-     ausgewogenes Gleichgewicht hergestellt,         rung.
                 schmeißen und überlebenswichtige Dinge          das für ihre Langlebigkeit wichtig ist. Man
                 dabei abhandenkommen.                           nennt diese Balance unter den Proteinen
                                                                                        auch     Proteostasis.            Proteasom –

» Im Alter gerät der                                                                    Gibt es zu viele oder
                                                                                        zu wenige Proteine,
                                                                                                                          Proteasome,
                                                                                                                 oder auch »Müllvernich-
                                                                                                                 ter der Zelle«, bauen

  Entrümpelungsapparat aus                                                              büßt die Zelle in ih-
                                                                                        rer Funktion ein. Sie
                                                                                                                 ubiquitinierte Proteine
                                                                                                                 ab. Eigentlich sind sie

  dem Gleichgewicht.«
                                                                                                                 eher eine Art Recycling-
                                                                                        kann unbeweglicher       anlage: Proteine werden
                                                                                        oder fragil werden       in kleinere Peptide und
                                                                                        und so beispielswei-     Aminosäuren zerlegt, um
                                                                                        se ihre Form nicht       wiederum als Bausteine
                                                                                                                 für neue Proteine zu
                   Auch Zellen können zu voll oder zu leer       mehr halten. Bei einer Muskelzelle wäre das     dienen.
                 sein. Sie bestehen aus Proteinen, die jeweils   fatal.
                 wichtige Funktionen erfüllen. Ubiquitin ist       Das CECAD-Forschungsteam entdeckte,
                 unter ihnen dafür zuständig, für Balance in     dass diese Entrümpelung durch Ubiquiti-
                 der Zelle zu sorgen. Fehlerhafte, falsch ge-    nase und Ubiquitin bei gealterten Zellen
                 faltete oder überzählige Proteine erhalten      nicht mehr optimal abläuft. Der Grund:

KÖLNER
UNIVERSITÄTSMAGAZIN                                                    28
A LT E R N S F O R S C H U N G

         Deubiquitinierung – Der Ge-
         genspieler der Ubiquitinierung
ist die Deubiquitinierung, die durch
verschiedene Proteine ausgelöst wird.
In dem Prozess wird das Ubiquitin von
markierten Proteinen, die doch noch
benötigt werden, wieder entfernt. Auch
die Deubiquitinierung ist ein wichtiger
Prozess, denn sie reguliert die Stabilität
der Proteine. Wenn sie im Alter über-
handnimmt, kann sie jedoch den Zelltod
beschleunigen.

                                                 Das CECAD Forschungszentrum. Insgesamt forschen hier und an den anderen Standorten des Exzellenz-
                                                 clusters für Alternsforschung über 650 Wissenschaftler:innen an alternsassoziierten Krankheiten. Zum
                                                 Cluster gehören neben der Universität zu Köln die Uniklinik, die Max-Planck-Institute für Stoffwechselfor-
                                                 schung und für Biologie des Alterns sowie das Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE).

eine erhöhte Deubiquitinierung, also quasi       Ubiquitinase und verringerten experimen- die Lebensdauer der Fadenwürmer, die in der
ein übermäßiges Entfernen der »Ubiqui-           tell die Anzahl der Proteine. Die Vermutung Regel etwa 19 Tage überleben, um drei bis vier
tin-Post-its«. »Diejenigen Proteine, die die     ging auf: »Die Verringerung des Protein- Tage verlängern. Also um fast ein Fünftel.
Ubiquitin-Markierung entfernen, werden           spiegels dieser nicht markierten Proteine
mit zunehmendem Alter aktiver«, erklärt          reichte tatsächlich aus, um die Langlebig-                 Das Ziel: den Alterungs-
Vilchez. In einer jungen, intakten Zelle seien   keit zu verbessern«, fasst Koyuncu ihre Ent-                  prozess verzögern
die Ubiquitinierung und die Deubiqutinie-        deckung zusammen.
rung im ausgeglichenen Wechselspiel. Die            Das Team konzentrierte sich in den Fol- Ein Dasein in Balance ist also das A und O
Entfernung von Ubiquitin ist wie eine wei-       geanalysen auf die zwei Proteine IFB-2 und für ein langes Leben – auch auf Zellebene.
tere Kontrollinstanz zu verstehen, falls doch    EPS-8, bei denen sie im Vorfeld ausgemacht Dem gegenüber steht die sinnbildliche Ver-
mal zu viele Proteine durch Ubiquitin mar-       hatten, dass die Markierung durch Ubiquitin wahrlosung und der letztendliche Zelltod
kiert sind oder sie wieder gebraucht werden.     während des Alterungsprozesses von C. ele- durch eine höhere Aktivität der Deubiquiti-
Bei einer gealterten Zelle übersteigt die An-    gans fehlte. Erhöhte Proteinmengen von IFB-2 nierung. Wie wichtig das Gleichgewicht der
zahl der Deubiquitinerung jedoch plötzlich       führen zum Beispiel dazu, dass der Darm Proteine für den Alternsprozess ist, ist nun
die der Ubiqutinierung. Chaos! In der Folge      nicht richtig verdaut, Nährstoffe nicht auf- also bekannt. Auch in menschlichen Zellen
häufen sich die Proteine rasant an, beschä-      nehmen kann und zudem anfälliger für bak- sind die jeweiligen Proteine und Prozesse
digte können nicht entsorgt werden, einige       terielle Infektionen ist. Tatsächlich reichte es zu finden. Doch ob, und wenn ja wie, auch
wichtige fehlen sogar. Die Zelle stirbt.         aus, die Menge von IFB-2 im erwachsenen beim Menschen dieses Zusammenspiel ge-
                                                 Fadenwurm zu verringern, um wieder eine zielt beeinflusst werden kann, muss noch
               Proteinspiegel runter,            normale Darmfunktion zu erreichen. Beim untersucht werden. Auch, um auf dieser
               Lebenserwartung rauf              Protein EPS-8, das sich in den Zellen beispiels- Grundlage Therapien oder Medikamente
                                                 weise auf Muskelfunktion und Beweglichkeit entwickeln zu können.
 »Wir wollten herausfinden, ob das Gleich-       auswirkt, stellten die Wissenschaftler:innen       Es liegt also noch viel Grundlagenfor-
 gewicht in den Zellen durch einen Eingriff      fest, dass zu viele dieser Proteine die Zelle schung vor David Vilchez und seinem Team
 von außen wiederhergestellt werden kann         starr macht. Die Verringerung von EPS-8 in – und vor Forschungsgruppen weltweit. Die
– und ob sich das auf die Langlebigkeit der      der Zelle führte ebenso zu einer Verbesserung Wissenschaftler:innen am CECAD haben je-
 Zellen und somit den gesamten Organis-          der Beweglichkeit.                               denfalls im Verlauf ihrer Arbeit einen umfas-
 mus auswirkt«, sagt Dr. Seda Koyuncu aus          »Wir haben eine neuartige Verbindung senden Datensatz über jegliche durch Ubiqu-
 dem Forschungsteam um Vilchez. Dazu             zwischen dem Altern und Veränderungen itin markierten Proteine zusammengetragen.
 untersuchten sie Fadenwürmer mit einem          der Proteinzusammensetzungen in der Zel- Dieser Datensatz bildet ein wichtiges Funda-
 defekten Proteasom, um Proteine zu identi-      le hergestellt. Das Gleichgewicht der Zellen, ment für die weitere Forschung, da ist Vilchez
 fizieren, die mit dem Alter weniger markiert    das durch das Zusammenspiel aus Ubiquiti- sich sicher: »Unsere Erkenntnisse könnten in
 werden. Koyuncu: »Diese Proteine konnten        nierung, Deubiquitinerung und Proteasom Zukunft neue Wege aufzeigen, um den Alte-
 vom defekten Proteasom nicht aufgeräumt         geregelt wird, beeinflusst die Langlebigkeit rungsprozess zu verzögern, bestenfalls zu re-
 werden und sammelten sich in der Fol-           der Zellen und in der Folge die des ganzen gulieren und so die Lebensqualität im Alter
 ge übermäßig an.« Also übernahmen die           Organismus«, sagt David Vilchez. Mit ihren zu verbessern.«
 Forscher:innen die Rolle von Ubiquitin und      Erkenntnissen konnten die Forscher:innen

26
2021                                                                  29
A LT E R N S F O R S C H U N G

                                       Neuartige Uhr kann
                                     das biologische Alter aus
                                     der Genaktivität ablesen
                    Schlägt eine bestimmte Therapie bei einem Patienten an oder nicht? Das ließe sich
                  auch anhand der Genaktivität belegen. Am Exzellenzcluster für Alternsforschung CECAD
                 wurde eine »Alternsuhr« entwickelt, die genau das messen kann. Und sie kann noch mehr:
                  das biologische Alter von Organismen präziser bestimmen als alle bisherigen Methoden.

                                                                  HANNAH REITER

W
            ie alt bin ich? Diese Frage ist für die
            meisten Menschen wohl recht ein-
            fach zu beantworten. Das chrono-
logische Alter misst den Zeitraum ab unserer
Geburt. Jedes Jahr kommt ein weiteres hinzu.
Doch das ist nicht die einzige Berechnung, die
für Organismen und ihr Altern von Bedeutung
ist, denn es gibt neben dem chronologischen
auch das biologische Alter.
   »Jeder Mensch, jeder Organismus altert
ein bisschen anders. Daher können sich das
chronologische Alter und das biologische Al-
ter unterscheiden«, sagt Professor Dr. Björn
Schumacher. Schumacher ist Genetiker und
Forschungsgruppenleiter am Exzellenzcluster              Anhand des Fadenwurms C. elegans nah-                              und individuell bestimmen
für Alternsforschung CECAD sowie am Zent-             men die Forscher das Transkriptom in den                               können, ob eine bestimmte
rum für Molekulare Medizin Köln. Gemein-              Blick: es bezeichnet alle in einer Zelle tran-                         Therapie, ein Ernährungs-
sam mit dem Bioinformatiker David Meyer               skribierten, also von der DNA in RNA umge-                             oder Sportprogramm für
hat er eine Uhr entwickelt, die das biologische       schriebenen Gene. Bisher galt das Transkrip-                           den Einzelnen erfolgreich
Alter mit einer bislang unerreichten Präzision        tom als zu komplex, um daraus das Alter                               ist. »Beeinflusst eine the-
messen kann: die BiT age Alternsuhr (binari-          abzuleiten. Deshalb gelang es bisher nicht,                          rapeutische Maßnahme die
sierte Transkriptom-Alternsuhr).                      genaue Alternsuhren aus der Genaktivität                           Aktivität der Gene, können wir
   Das biologische Alter ist die Summe unse-          abzuleiten. Der neue Ansatz von Meyer und                  das jetzt direkt messen und schauen,
rer körperlichen Verfasstheit im Hinblick auf         Schumacher nutzt jedoch einen mathema-                    ob die Therapie anschlägt«, beschreibt
unsere natürliche Lebensdauer und unser               tischen Trick, um die Unterschiede der Gen-              Meyer die Einsatzmöglichkeiten der Uhr.
Risiko altersbedingter Krankheiten. Um es zu          aktivität auszuschalten. Da die binarisierte        Wenn ihre Messungen beispielsweise zeigten,
berechnen, brauchte es bisher eine sehr kom-          Transkriptom-Alternsuhr Gene lediglich in           dass ein zuvor inaktives Gen durch ein neu-
plizierte Technik, die noch dazu nicht sehr           »an« oder »aus« unterteilt, minimiert sie die       es Medikament zu einem späteren Zeitpunkt
genau war: die epigenetische Uhr. Diese Uhr,          hohe Variation.                                     als aktiviert gemessen wird, kann das darauf
auch als »Horvathsche Lebensuhr« bekannt,                Durch die neue Methode können die ge-            hindeuten, dass die Einwirkung von außen
beruht auf dem Muster von Methylierungen,             messenen Daten sehr viel einfacher inter-           Früchte trägt und vom Körper angenommen
kleinen chemischen Gruppen, die sich auf              pretiert werden – auch beim Menschen. »Da           wird.
die DNA setzen und sich im Alter verändern.           BiT age rein auf der Genaktivität beruht, ist sie      Bislang kommt die BiT age Alternsuhr noch
BiT age funktioniert anders. »Zur Messung             bei jedem Organismus anwendbar. So ließe sie        nicht bei Menschen zum Ein-
des biologischen Alters muss bestimmt wer-            sich auch zur Vorhersage des menschlichen           satz. Sie wird aber gerade so
den, ob ein Gen ›an‹ oder ›aus‹ ist, ob es aktiv      Alters schnell und mit sehr hoher Genauigkeit       weiterentwickelt, dass sie
ist oder nicht«, beschreibt David Meyer das           anwenden«, erklärt Schumacher. Die Forscher         künftig im Klinikalltag ange-
Grundgerüst der Alternsuhr.                           wollen mithilfe der Alternsuhr künftig exakt        wandt werden kann.

KÖLNER
UNIVERSITÄTSMAGAZIN                                                      30
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