5/2016 LKW mit hydraulischem Allradantrieb - La forêt suisse
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i N h A Lt EditORiAL FORum AuS dEN REGiONEN 4 Schwermetalle 37 die Reorganisation der Walli- in der holzasche ser Forstreviere geht weiter 39 Bauprodukte aus Buchenholz AKtuELL entwickelt 5 «ForstLive» unter neuer Leitung WEitERE RuBRiKEN 7 FSC ist Verbrauchertäuschung 42 die Seite von Silviva 8 Binding Waldpreis 2016 43 die Seite von WaldSchweiz Moral und Gesetz geht an die BG Basadingen- Nicht nur im Waldesinnern ist illegal ent- Schlattingen 45 Auslese sorgter oder einfach liegen gelassener Abfall ein trauriges Dauerthema. Pfand- 12 die KWF-tagung 2016 systeme, vorgezogene Entsorgungsge- 15 Ein Bericht über die Fach- REdAKtiON, bühren usw. haben daran bisher nicht viel ändern können. Vielleicht haben die tagung Eiche ABONNEmENtE Abfallgebühren das Problem noch ver- 17 Biodiversität im dauerwald 032 625 88 00 schärft. Künftig soll nun, wer draussen Abfall liegen lässt, in der ganzen Schweiz Fax 032 625 88 99 mit einer einheitlichen Busse bestraft wer- Redaktion: den können. hOLzmARKt ferdinand.oberer@waldschweiz.ch Abonnemente: So weit, so gut. Aber weshalb braucht 20 ursachen und Auswirkungen manuela.kaiser@waldschweiz.ch es eigentlich solche Gesetze? Gehört es des billigen Öls nicht zur guten Kinderstube, dass man seinen Abfall mitnimmt und korrekt ent- 23 Wertholzverkäufe in iNSERAtE sorgt? Wo bleiben die Eltern und Lehrer, der Schweiz die dem Nachwuchs erklären, warum man 032 344 83 44 Abfall nicht liegen lässt – und nötigenfalls 24 EutR: Fazit nach zwei Jahren Fax 032 344 83 53 handfest nachhelfen, aber selber natür- service@gassmann.ch lich auch mit gutem Beispiel vorange- hen? Und wo bleiben die Kollegen, die WALd uNd hOLz Inserateschluss nächste sich nicht scheuen, etwas zu sagen, selbst Ausgabe: 18. Mai 2016 spät am Abend nach feuchtfröhlicher 25 massgeschneidert Runde am Brätliplatz? und vielseitig www.waldundholz.ch Ein Volvo-Sattelzug mit 750 PS Als ich vor bald 40 Jahren zum ersten Mal und hydraulischem Vorderradan- In diesem QR-Code ver- in den USA war, schockierten mich die trieb. birgt sich unsere URL teilweise drastischen Bussen, die dort (Internet-Adresse). Wer ein schon damals fürs Littering angedroht 28 Über das Ringeln Smartphone mit Kamera und passender QR-Reader- wurden – mancherorts vierstellige Dollar- Das Ringeln (oder die Ringelung) Software hat, kann den beträge! Dabei musste ich erst im Wör- hat seit einigen Jahren wieder an Code einscannen und sich terbuch nachsehen, was Littering über- Interesse gewonnen. Aber wie so das Eintippen der URL haupt sei. Zwar gab es das Phänomen sparen. ringelt man richtig, und was lässt wohl bei uns auch schon, aber als Prob- sich mit dieser Methode errei- lem wurde es kaum wahrgenommen. chen? Offensichtlich sind die USA immer einen 33 EFNS 2016 in Oslo titelbild Diese Volvo-Zugmaschine verfügt Schritt weiter als wir. Eben auch im Erset- zen von Ethik, Moral und gesundem Men- Ein Rückblick auf die Europäi- über einen hydraulischen Vorder- schenverstand durch Gesetze. Aber über schen Forstlichen Nordischen Ski- radantrieb. wettkämpfe 2016 bei Oslo den Erfolg lässt sich streiten ... (Foto: Ferdinand Oberer) (Schweden). Mit freundlichen Gwrüssen Walter Tschannen W A L D U N D H O L Z 5/16 3
aktuell Schwermetalle in der Holzasche!? Landauf und landab werden neue Holz-Heizkraftwerke in Betrieb genommen, was ich auch unterstütze. So auch in Bad Zurzach, wo in nächster Zeit ein neues Werk anläuft. Bei einer Diskussion unter Freunden tauchte die Frage auf: Was wird eigentlich mit der anfallenden Asche gemacht, das doch eine nicht zu unterschätzende Menge sein dürfte? Die Nachfrage bei unserem Forstkreisver- dermülldeponie gelagert werden muss. Ich finde, man sollte bei den entspre- antwortlichen (Forstkreis Studenland), Diese Antwort hat mich doch sehr er- chenden Artikeln auch die weniger guten Felix Stauber, hat ergeben, dass die Asche staunt, vor allem weil in keinem Bericht Seiten dieser Wärmegewinnung erwäh- mit Schwermetallen belastet ist und über Holzkraftwerke auf dieses Thema nen! durch die Fa. Eberhard AG in einer Son- hingewiesen wird. Bruno Wenzinger Stellungnahme von Holzenergie Schweiz Während ihrer Lebenszeit nehmen Pflan- mitentsorgt. Für Wärmeverbunde gibt es Aufgrund des Schwermetallgehaltes kom- zen und Bäume verschiedene Stoffe aus professionelle Anbieter, welche die Asche men für die Ablagerung von Filterasche der Umwelt auf, dazu gehören auch absaugen und auf der richtigen Deponie hingegen in der Regel nur Deponien und Schwermetalle. Ein Beispiel ist Blei, das entsorgen. Die Kosten hängen dabei von Kompartimente des Typs C (ehemals Rest- etwa über Autoabgasemissionen (wir den Aschemengen und der Transportstre- stoffdeponien) infrage. Neben dem Depo- fahren erst seit ca. 30 Jahren mit blei- cke ab. Die Kosten für die Entsorgung der nieren ist es übrigens auch möglich, Holz- freiem Benzin) in die Umwelt und damit Holzasche liegen etwa in der Grössenord- asche als Zusatz für die Herstellung von auch unsere Böden eingebracht wurde. nung von Fr. 350.– pro Tonne. Zement oder Beton zu verwenden. Von den Böden gelangt das Blei in unsere Grundsätzlich können Rostasche und Bei einem Vergleich der Umweltein- Bäume und reichert sich im Holz an. Wei- Filterasche unterschieden werden. Die flüsse verschiedener Energieträger über tere Stoffe wie zum Beispiel Zink oder Rostasche ist meist weniger stark mit deren ganze Lebensdauer von Ernte, Chlor sind natürlicherweise in Holz ent- Schadstoffen belastet und kann bei Erfül- Abbau, Gewinnung über die Verwen- halten. Dabei gibt es beträchtliche Unter- len der entsprechenden Anforderungen dung bis zur Entsorgung relativieren sich schiede zwischen verschiedenen Baumar- der Abfallverordnung (VVEA, SR 814.600) bei Holz die negativen Seiten rasch. ten. So enthält etwa Fichtenholz mehr auf Deponien der Typen D oder E Zink, während Weisstannenholz eher hö- (ehemals Schlacke- respektive Reaktor- Holzenergie Schweiz, here Chlorkonzentrationen aufweist. stoffkompartiment) entsorgt werden. 8005 Zürich Wird nun Holz verbrannt, reichern sich diese Stoffe – und eben auch die Schwer- metalle – in der Holzasche an. Die Menge Dumpingstahl aus China – Wald und Holz im Elend an anfallender Asche ist je nach Holzsor- In den vergangenen Jahren hat China für Eigenbedarf und Export eine Mega-Stahlindus- timent unterschiedlich. So fällt bei Stück- trie aufgebaut. Diese deckt inzwischen 50% des Weltbedarfs und beschäftigt bei gerin- holz und bei Hackschnitzeln 1–3 Ge- gen Umweltstandards ein Heer von Billigarbeitern. Nun hat sich in China die Überkon- wichtsprozente Asche an, pro Tonne Holz junktur abgekühlt, der Stahlverbrauch geht zurück. Um Entlassungen zu vermeiden, also ca. 10–30 kg. Bei Pellets fallen wird vorerst Stahl zu Schleuderpreisen exportiert: Im Jahr 2008 kostete 1 t 1265 Dollar, durchschnittlich 0,2 Gew.-% Asche an, 2014 gerade noch 210! Nun werden Werke geschlossen, Arbeitsplätze abgebaut und was rund 2 kg pro Tonne Holz entspricht. Staatshilfen gefordert. Dennoch wird sich der Stahlpreis weltweit nur langsam erholen, Wenn mehr Rinde im Brennstoff enthal- der teure Franken ist eine zusätzliche Erschwernis. ten ist, fällt auch mehr Asche an. Neue Märkte sucht sich der Stahl zurzeit «beim Holz», am augenfälligsten mit Stahlträ- Die Holzinhaltsstoffe sind nach der gern. Aber auch flächige, ebene oder verformte Bleche verdrängen das Holz, indem sie Verbrennung in der Asche konzentriert. anstelle von Brettern, Holz-Werkstoffplatten, grossen und kleinen Möbelhölzern usw. Dabei gilt, je vollständiger die Verbren- eingesetzt werden. Stark betroffen ist das Laubholz, das als Spätfolge des Zweiten Welt- nung abläuft, desto weniger Asche fällt krieges in grossen Mengen anfällt. Wegen der Substitution durch Bleche schrumpfen an, was wiederum eine höhere Konzent- oder schliessen viele, meist dezentrale, gut geführte Holzverarbeitungsbetriebe. Die vor- ration an Holzinhaltsstoffen und Schwer- gelagerten Sägereien brauchen selbst zu gedrückten Preisen immer weniger Stamm- metallen in der Asche bedeutet. Es liegt holz, vor allem Laubholz. Ganz schwierig steht es um Möbelfabriken, man denke nur an auf der Hand, dass diese Asche nicht zu- die Stahlrohrmöbel. rück in die Umwelt ausgebracht werden Die Forstunternehmer können kaum mehr billiger arbeiten, und aus den Wäldern wer- soll, da dies die Böden mit den Inhalts- den besser bezahlte Bäume nur noch selektiv genutzt. Die Rationalisierungspotenziale stoffen belasten würde. Aus diesem sind weitgehend ausgeschöpft. Was meinen die Zertifizierer zum Blech? Mit vereinten Grund wird die Asche in entsprechenden Kräften müssen wir bei jeder Gelegenheit die globalen Missstände auf dem Stahlmarkt Deponien endgelagert. und die mit der Stahlproduktion verbundenen negativen Auswirkungen auf die Umwelt Haushalte, die mit Holz heizen, können aufzeigen. Die Regionen und Länder können sonst das eigene Holz nicht mehr verarbei- ihre Holzasche mit dem Hauskehricht ent- ten, verlieren Arbeitsplätze und leiden unter weiteren Auswüchsen der Weltmärkte! sorgen oder ihren Kaminfeger anfragen, Armin James Bont, a. Kreisforsting., 8500 Frauenfeld ob er die Asche nach der Wartung gleich 4 W A L D U N D H O L Z 5/16
aktuell SCHlagzEilEn Forstlive 2016 ■ «PelletsExperten» Mit der Unterstützung des Bundesamtes Stabübergabe für Energie hat der Verein proPellets.ch Vom 8. bis zum 10. April fand in Offenburg die Forstlive zum 17. Mal statt, 68 PelletsExperten ausgebildet. Das Inter- und zum letzten Mal unter der Führung des Gründers und derzeitigen esse an der Weiterbildung war gross, und alle drei Kurse waren ausgebucht. Unter Veranstalters. den Teilnehmenden befanden sich haupt- Fotos: Wald und Holz sächlich Heizungsinstallateure, -techniker, Der Gründer der Forstlive, Harald Lam- Planer und Kaminfeger, sodass ein reger brü, veranstaltete die auf Outdoor, Forst- Austausch stattfand. Im Kurs wurden maschinen und Energieholz spezialisierte Wissen und Fakten über das Produkt, den Messe Forstlive dieses Jahr zum 17. und letzten Mal. Ab dem nächsten Jahr über- Markt und den Umgang mit Holzpellets nimmt die Messe Offenburg-Ortenau die vermittelt. Auf der Webseite Organisation. «Ich habe mich für den www.pelletsExperte.ch finden interessierte Schritt, die Veranstaltung der Forstlive an Bauherren PelletsExperten in ihrer Nähe. die Messe Offenburg abzugeben, alters- halber und aus gesundheitlichen Grün- Sandra Kircher, Geschäftsführerin der ■ lohnverhandlungen gescheitert den entschieden. Ich werde aber dem Messe Offenburg, und Harald Lambrü, Die Lohnverhandlungen 2016 in der Team der Messe beratend zur Seite ste- Gründer der Forstlive Holzbranche sind gescheitert. Die Sozial- hen», erklärte Lambrü bei der Eröffnung partner konnten sich nicht einigen. Die der Forstlive 2016 im April. standorten: «Die Ortenau reicht von den Arbeitnehmer forderten generelle Erhö- Sandra Kircher, Geschäftsführerin der Rheinauen bis zu den Höhenzügen des hungen der Mindestlöhne. Die Arbeitge- Messe Offenburg-Ortenau, sagte: «Die Schwarzwaldes.» Damit sei der Wald Forstlive ist die erste Messeveranstaltung, auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in ber verweigerten das unter Hinweis auf welche unsere Messe je zugekauft hat.» der Region, dies auch dank den dy- die Minusteuerung und die Franken- Sie erklärte die Entscheidung ihres Unter- namischen Forstbetriebsgemeinschaften stärke. Rund 70% der Beschäftigten er- nehmens mit dem Erfolg der Forstlive des Privatwaldes. «Das Kartellverfahren halten dennoch eine Lohnerhöhung zwi- und mit deren Bedeutung für das Messe- gegen den Landesforstdienst ForstBW schen 1,8 und 2,8%. angebot am Standort Offenburg. In der sorgt jedoch für Verunsicherung und Tat beherbergt die Messe Offenburg-Or- stellt gewachsene Strukturen infrage. ■ Belastete Waldeigentümer tenau seit vielen Jahren die Forstlive auf Umso mehr wächst die Bedeutung der Laut dem Hamburger Thünen-Institut ihrem Messegelände und profitiert damit Forstlive für den Informationsaustausch führen die Gesamtbelastungen durch vom Erfolg der Forstmesse. zwischen den Akteuren.» Schutz- und Erholungsfunktion zu Mehr- ForstBW-Präsident Max Reger hob die aufwendungen für die deutschen Privat- Wirtschaftsfaktor Wald enge Verbindung zwischen den Landnut- Die Forstlive zieht jedes Jahr mehr als zungsformen Waldwirtschaft, Fischerei waldbetriebe von rund 45 Euro pro 30 000 Besucher an, hauptsächlich aus und Jagd hervor, Themen, welche die Hektar im Jahr, für die Körperschafts- dem Dreiländereck Deutschland, Frank- Forstlive vollständig abdecke. «Auch waldbetriebe liegt die Summe gar bei gut reich und der Schweiz. wenn jeder von uns seine eigenen Inter- 52 Euro. Bezogen auf den Reinertrag des Matthias Schmitt, Leiter des Amtes für essen im Wald verfolgt, so müssen wir Privatwaldes von rund 188 Euro pro Hek- Waldwirtschaft des Landkreises Ortenau, alle den Wald als Ganzes sehen. Genau tar im Jahr und des Körperschaftswaldes erklärte, der Ortenaukreis sei einer der dies spiegelt die Forstmesse Forstlive von gut 124 Euro pro Hektar seien diese waldreichsten Landkreise Baden-Würt- wider.» Belastungen erheblich. tembergs und einer mit vielseitigen Wald- red. ■ Wolkenkratzer aus Holz? In London wird über den Bau eines 300 m hohen Gebäudes aus Massivholz- elementen nachgedacht. Der finale Ent- wurf schlägt 2,5 × 2,5 m starke Säulen und 1,75 m dicke Wände vor. Insgesamt würden für den Bau des Kolosses etwa 65 000 m3 Holz benötigt. Trotz dieser enormen Materialmenge wäre die Konst- ruktion gemäss den Ingenieuren viermal leichter als eine vergleichbare Stahlbeton- konstruktion. Die Forstlive Offenburg gilt als «Brennholzmekka». W A L D U N D H O L Z 5/16 5
aktuell Österreicher Radfahrer/innen fordern «Freie Fahrt auf Forststrassen!» In Österreich ist Radfahren nur auf einem geringen Teil der rund 120 000 km Forststrassen offiziell erlaubt. Die «Natur- freunde»* fordern nun mit Aktionen und einer Petition freie Fahrt für Radfahrer/innen auf Forststrassen. Das Radfahren ist in österreichischen zeitig mahnen sie die Radfahrer/innen fürworter einer Öffnung, sich an Fair- Wäldern ausschliesslich auf dafür ge- daran, gewisse Fair-Play-Regeln einzuhal- Play-Regeln zu halten, sei ein leeres Ver- kennzeichneten Wegen erlaubt. Diese ten. sprechen. Regelung führe Radfahrer oft schon aus Die Waldeigentümer wiederum po- In Deutschland ist das Radfahren auf Unkenntnis in die Illegalität, sagen die chen darauf, dass Forststrassen keine Strassen und Wegen laut Bundeswaldge- Naturfreunde. Sie haben deshalb einen Sportstätten seien. «Forststrassen wur- setz erlaubt. Die Bundesländer kennen Vorschlag für neue gesetzliche Regelun- den gebaut, um die Bewirtschaftung des jedoch Einschränkungen, beispielsweise gen ausgearbeitet, die in ganz Österreich Waldes und damit die Waldpflege zu er- Baden-Württemberg, wo das Radfahren gelten sollen. Die Vorschläge sind de- möglichen», sagt Ök.-Rat Rudolf Rosen- auf weniger als 2 m breiten Wegen ver- tailliert und betreffen das Forstgesetz, statter, Obmann Waldverband Öster- boten ist. Manche Landesgesetze be- die Strassenverkehrsordnung sowie die reich. Dass nun einzelne Gruppen das schränken das Radfahren auf «feste» Forstliche Kennzeichenverordnung. Da- Betretungsrecht des Waldes zu Erho- oder «geeignete» Wege oder unterschei- bei fordern die Naturfreunde allein die lungszwecken auf eine generelle Öff- den zwischen Wander- und Fusswegen. Öffnung der Wirtschaftswege im Wald nung aller Forststrassen ausweiten wol- In der Schweiz ist das Radfahren im und nicht etwa der Wanderwege. Gleich- len, zeuge von mangelndem Respekt Wald auf Strassen und Wegen meist er- dieser Gruppen vor dem Schutz suchen- laubt, nicht aber abseits von Wegen * Die Naturfreunde Österreich sind mit ihren 153 000 Mitgliedern eine der grössten und bedeu- den Wild, erholungssuchenden Wande- sowie auf Trampelpfaden und Rückegas- tendsten Freizeit- und Naturschutzorganisationen rern, vor der gefährlichen Waldarbeit und sen. Wege, die sich für den Verkehr mit des Landes. Mit 460 Ortsgruppen, neun Landesor- vor privatem Eigentum. Bei einer generel- Fahrrädern nicht eignen oder offensicht- ganisationen, 150 Hütten und Häusern, 100 Klet- len Forststrassenöffnung würde sich das lich nicht dafür bestimmt sind – wie Fuss- ter- und Boulderhallen sowie einem Wildwasser- Kompetenzzentrum präsentiert sich der Verein als Haftungsrisiko auf den eigenen Flächen und Wanderwege – dürfen nicht befah- moderner Freizeitpartner. massiv erhöhen. Die Beteuerung der Be- ren werden. red. 6 W A L D U N D H O L Z 5/16
aktuell Deutsche Forst- und Holzfirmen wollen gegen FSC vorgehen burg. Auf Nachfrage erklärte die Firma, sie wolle damit ein klares Signal setzen. «FSC ist Verbrauchertäuschung» «Nachdem wir uns vor einigen Jahren, trotz erheblicher Vorbehalte, aufgrund Eine Gruppe von 25 deutschen Forst- und Holzfirmen haben sich über ein An- von Zureden aus dem eigenen Verkauf waltsbüro an verantwortliche Politiker gewandt, um gegen den FSC vorzuge- und der Politik für eine FSC-Zertifizierung entschlossen hatten, sind wir von den Re- hen. Ihr Sprecher ist Gerriet Harms, Inhaber der Fa. Eurobinia in Oldenburg. sultaten mehr als enttäuscht: Da die FSC- Zertifizierung mit Aufwänden verbunden Aus Sicht der 25 Firmen stellt das FSC- zu können. Das kann er aber nicht. Des- war, geben wir die Mehrkosten mit einem Label eine Verbrauchertäuschung dar, da halb liegt hier ein klarer Fall von Verbrau- Aufschlag von wenigen EUR pro Kubik- das FSC-Zertifikat nicht, wie der FSC be- chertäuschung vor.» Insbesondere für ein meter Schnittholz an unsere Kunden wei- hauptet, eine Garantie für Holz aus lega- Due-Diligence-System wie die EUTR, das ter und verfolgen auf diese Art und Weise ler und nachhaltiger Forstwirtschaft dar- explizit einen Herkunftsnachweis ver- sehr genau, inwieweit Kunden die FSC- stelle. Harms wirbt auf seiner Internetseite langt, sei das FSC-Label damit völlig un- Zertifizierung wertschätzen. Wir haben eurobinia.de dafür, kein Holz mit FSC- tauglich. Dennoch werde es politisch un- die Erfahrung gemacht, dass es im Be- Zertifikat zu kaufen. Das Landgericht terstützt. Gerriet Harms bezeichnet dies reich Schnittholz faktisch keine Nach- Braunschweig stellte in einem Urteil be- ergänzend als «politischen Betrug». Die- frage nach FSC-zertifiziertem Holz gibt. reits 2010 fest, «dass das FSC-Zertifikat ser komme in verschärfter Form im «FSC Damit gibt es für FSC-zertifizierte Unter- in der Tat kein Garant dafür ist, dass die Mix»-Label daher, dessen Halter nur 30% nehmen keinerlei Vorteile beim Marke- damit versehenen Produkte aus nachhal- des verarbeiteten Holzes aus FSC-Her- ting der Produkte, sondern nur zusätzli- tiger und legaler Forstwirtschaft herrüh- künften beziehen müsse. Darüber hinaus che Kosten. ren» (AZ: 9. O. 319/10). Der FSC hatte blieben Verstösse gegen FSC-Standards Darüber hinaus sehen wir es kritisch, die Firma Eurobinia wegen unlauteren ungeahndet, beispielsweise in Brasilien. dass den Verbrauchern seitens FSC sug- Wettbewerbs aufgrund der Verwendung Als Konsequenz aus den Missständen geriert wird, das FSC-Siegel stünde für des FSC-Logos verklagt. Die Klage wurde fordern die 25 Unterzeichner von den Po- Holzprodukte aus einer Waldwirtschaft abgewiesen. Eine Berufungsklage hat der litikern die Aufhebung der FSC-Zertifizie- mit besonders hohem ökologischen Stan- FSC 2011 zurückgezogen. Der Klage- rungen von Bundes- und Landesforsten dard. Das ist nicht der Fall: Ausländische grund sei ohnehin nur vorgeschoben ge- sowie die Änderung der Beschaffungs- Holzprodukte erhalten das FSC-Siegel wesen, erklärt Gerriet Harms. Ziel sei ei- richtlinien des Bundes und der Länder. trotz zum Teil sehr niedriger Waldstan- gentlich gewesen, die Kritik am FSC zu dards, die mit den deutschen FSC-Richtli- unterbinden. Mit dabei: Pollmeier nien nicht das Geringste zu tun haben Rechtsanwalt Rainer Munderloh, der Einer der bisherigen 25 Unterzeichner der und weit unterhalb der in Deutschland die Gruppe in Rechtsfragen berät, sagt: Initiative und gleichzeitig die grösste sich geltenden gesetzlichen Bestimmungen «Der FSC nimmt für sich in Anspruch, beteiligende Firma ist die Pollmeier Mas- liegen.» den Herkunftsnachweis für Holz führen sivholz GmbH & Co KG mit Sitz in Creuz- IHB.de / red. rüCkSPiEgEl Aus «WALD und HOLZ» Nr. 10 vom Juli 1949. Die Maschinenfabrik Küpfer stellte zunächst Seilwinden, später aber auch Per- sonenseilbahnen und Skilifte her. Einen Namen machte sie sich v.a. mit einem Kur- vensystem für Sessel- und Skilifte. Willy Habegger, der später selber Material- und Personenseilbahnen baute (und 1951 den Habegger Handseilzug entwickelte), absol- vierte bei der Küpfer Maschinenfabrik die Schlosserlehre. Die Maschinenfabrik Küpfer wurde später von Garaventa übernommen. W A L D U N D H O L Z 5/16 7
aktuell Binding Waldpreis 2016 Basadingen-Schlattingen Tg: suffizienter Waldbau Nachhaltigkeit war gestern, heute wird auch Suffizienz* gefordert. Nach dem Prinzip «weniger ist mehr» pflegt die Thurgauer Bürgergemeinde Basadingen-Schlattingen ihren Wald schon lange. Für ihre weitsichtige Waldbewirtschaf- tung erhält sie den mit 200 000 Franken dotierten 30. Binding Waldpreis. Wichtige Treiber eines auf Wachstum ba- Foto: B. Wasser sierenden Wirtschaftskonzeptes sind technischer Fortschritt, Innovationen und Effizienzsteigerungen. Doch wird damit das Problem der zunehmenden Ressour- cenknappheit gelöst? Inzwischen merkt man, dass «Nachhaltigkeit» als Manage- mentsystem an ihre Grenzen stösst. Das Ziel einer dauerhaft ausgewogenen Wirt- schaftsweise wird damit kaum erreicht. Um eine naturverträglichere Gesellschaft zu erreichen, wird vermehrt der Ansatz der Suffizienz diskutiert – auch in der Schweizer Waldwirtschaft. Die Forstwirt- schaft hat den Begriff «Nachhaltigkeit» geprägt und ist gewohnt, mit komplexen Natursystemen umzugehen. Sie ist gera- dezu prädestiniert, Suffizienz bzw. Ge- nügsamkeit vorzuleben. Mit kluger Be- schränkung der Ziele und Mittel soll der Weniger ist mehr. Ohne Grossmaschineneinsatz und mit wenig Pflegeaufwand werden ökonomisch und ökologisch wertvolle Altbäume erzielt. Förster Walter Ackermann steht bei den «Drei Ahnen». Ressourcenverbrauch verringert werden, gewinn in der zukunft um auch zukünftigen Generationen Diese Selbstbeschränkung ist beispielhaft fruchtbare Böden, trinkbares Wasser und und nachahmenswert. Denn was heute saubere Luft zu gewährleisten. als Verzicht wahrgenommen wird, er- reicht in der Zukunft sowohl einen öko- Die Bürgergemeinde Basadingen- nomischen wie ökologischen Mehrwert. Schlattingen denkt langfristig Im ausgezeichneten Wald stehen zurzeit Suffizienz in der Waldbewirtschaftung rund 2500 Fichten, 900 Eichen, 300 Bu- bedeutet vor allem eine ressourcenscho- chen und 300 Tannen, die alle einen Um- nende, massvolle Holznutzung. Für den fang von mehr als 2 m aufweisen. Einige Wald der Bürgergemeinde Basadingen- dieser zum Teil rund 200-jährigen Alt- Schlattingen gilt seit 1392 die Regel, dass bäume gelten mit ihrer überdurchschnitt- einzeln bezeichnete Bäume zugunsten lichen Holzqualität als Wertträger. langfristiger Ziele nicht gefällt werden Wertvoll sind sie auch für die Natur. Willi Itel, Bürgerpräsident der BG Basadin- dürfen. Diese Zurückhaltung hat die Mit dem Erhalt der Altbäume, kombiniert gen-Schlattingen. Thurgauer Bürgergemeinde bis heute be- mit einer rücksichtsvollen, genügsamen wahrt. In ihrem 308 ha grossen Wald Waldbewirtschaftung, entstand ein mehr- führt sie keine radikalen Holzschläge mit stufiger und artenreicher Wald. Dank der * Der Begriff Suffizienz (aus dem Lateinischen suf- Grossmaschineneinsatz durch. Damit ver- Durchmischung ist der Wald einerseits wi- ficere = ausreichen, genügen) steht für «das rich- tige Mass» bzw. «ein genügend an». Verstanden zichtet sie bewusst auf kurzfristige Ge- derstandsfähiger. Andererseits bietet die werden kann die Suffizienz als Änderung der vor- winnmaximierung. Sie setzt auf Einzel- vielfältige Waldstruktur mit den zahlrei- herrschenden Konsummuster. Das Konzept der baumpflege und fällt Altbäume erst, chen Altbäumen seltenen Tier- und Pflan- Suffizienz berücksichtigt dabei natürliche Grenzen und Ressourcen und bemüht sich um einen mög- wenn sie am Ende ihrer Lebenskraft an- zenarten einen optimalen Lebensraum. lichst geringen Rohstoffverbrauch. Suffizienz wird gelangt sind. Ihren suffizienten Ansatz So gedeihen auch Lungenflechten im spe- oft im Zusammenhang mit dem Begriff «nachhal- verstärkte sie im Jahre 2009 zusätzlich ziellen Waldinnenklima, und der seltene tiger Konsum» gebraucht. Der Begriff steht hier- mit einem Nutzungsverzichtsvertrag für Grosse Rosenkäfer findet auf den alten bei für die Selbstbegrenzung und Entschleuni- gung sowie für das richtige Mass an Konsum, Alteichen, den sie mit dem kantonalen Eichen ideale Bedingungen. Nicht nur der Konsumverzicht und Entkommerzialisierung. Forstamt abschloss. Erlös der Wertträger, auch solche Natur- 8 W A L D U N D H O L Z 5/16
aktuell Fotos: W. Ackermann Dank dem optimalen Waldinnenklima und Bewusste Wachstumsunterdrückung in der Der seltene Grosse Rosenkäfer Protaetia der idealen Waldstruktur gedeihen hier Baum-Jugend erzielt enge Jahrringe und aeruginosa findet hier seinen Lebensraum. sogar Lungenflechten. damit weniger Kernfäule – Voraussetzun- Für seine Entwicklung benötigt er alte gen für hochwertiges Starkholz. Bäume, hauptsächlich Eichen. Juwelen sind echte Gewinne für das suffi- Offizielle Verleihung des Weitere infos Waldpreises www.binding-waldpreis.ch ziente Handeln der Bürgergemeinde. Kommentar von WaldSchweiz zu diesem Artikel Am Donnerstag, 23. Juni 2016, ab unter www.waldundholz.ch Preisträgerin ist Vorbild über die 14.30 Uhr wird die Bürgergemeinde Ba- Forstszene hinaus sadingen-Schlattingen den 30. Binding Die Sophie und Karl Binding Stiftung Waldpreis in Basel (Merian Gärten) of- Der Binding Waldpreis sieht den Ansatz der Suffizienz als fiziell entgegennehmen. Im feierlichen Seit 30 Jahren zeichnet die Sophie und zukunftsweisend an, um Bedürfnisse zu- Rahmen werden die Leistungen der Thur- Karl Binding Stiftung Waldbesitzende künftiger Generationen zu decken. Des- gauer Bürgergemeinde gewürdigt. Fest- aus, die beispielhafte Leistungen erbrin- wegen zeichnet sie 2016 die Bürger- redner ist Prof. Dr. Mathias Binswanger, gen und ihren Wald vorbildlich und nach gemeinde Basadingen-Schlattingen mit Dozent an der Fachhochschule Nord- den Grundsätzen der Nachhaltigkeit dem Binding Waldpreis aus. Die Preisträ- westschweiz und Privatdozent an der pflegen und nutzen. Der Binding Wald- gerin zeigt beispielhaft, wie nach dem Universität St. Gallen. preis ist mit 200 000 Franken der höchst- Prinzip «weniger ist mehr» erfolgreich Am Vormittag führt der Schweizeri- dotierte Umweltpreis der Schweiz. Die Waldbewirtschaftung betrieben werden sche Forstverein (SFV) von 9.15 bis Auswahl der Preisträger erfolgt auf Vor- kann. Mit ihrer Zurückhaltung gegenüber 12.15 Uhr am gleichen Ort die SFV-De- schlag des Kuratoriums, eines unabhän- kurzfristigen Zielen hat sie langfristigen batte durch zum Thema «Ist weniger gigen Rats von Forstfachleuten. Eine Di- ökonomischen und ökologischen Mehr- mehr?». rektbewerbung für den Preis ist nicht wert erreicht – eine vorbildliche Haltung, möglich. übertragbar auch auf andere Branchen. Sophie und Karl Binding Stiftung öga: gartenbau und kommunal Vom 29. Juni bis 1. Juli 2016 öffnet die Schweizerische Fachmesse öga in Koppigen BE ihre Tore. Schwerpunkte sind Innovationen und Trends für den professionellen Garten- bau, öffentliche Grünflächen und den Gemüse-/Beerenbau. Die Messe ist bekannt für ihre einzigartige und grosszügige Ausstellungsfläche im Park- gelände wie auch in den Hallen. Der Umfang des Messegeländes mit über 120 000 m2 ermöglicht es, dass Geräte im Einsatz getestet werden können. Diese Tatsache schätzt der Profi sehr: Ausstellungsgüter zum Anfassen, Maschinen im Einsatz sowie das direkte Gespräch lassen sich weder durch das Internet noch durch Hochglanzprospekte erset- zen. Die öga ist Treffpunkt und wichtigste Informationsplattform für den professionellen Gartenbau (Baumschulen, Endverkauf, Floristik, Friedhöfe, Gartencenter, Garten- Landschaftsbau/-Planung und Zierpflanzenbau), den professionellen Gemüse-, Obst- und Beerenbau sowie das öffentliche Grün, den Kommunalbereich und die Bauwirtschaft. Die öga bietet sich auch als Firmenausflug für die Belegschaft an. Zwei Spezialpräsentationen zu den Themen «Urban Gardening» und «Hygiene im Gemüsebau» greifen aktuelle Themen auf und vertiefen diese. Weitere infos: www.oega.ch W A L D U N D H O L Z 5/16 9
aktuell FOTO DES MOnaTS Das Foto des Monats stammt diesmal von Ste- fan Flury, 4573 Lohn- Ammannsegg. Er schreibt dazu: «Zu sei- nem 4. Geburtstag wünschte sich mein Sohn Flurin einen ‹Mo- torsägen-Geburtstags- Kuchen›. Mutter Heidi hat den Wunsch toll ver- wirklicht und sehr zur Nachwuchsförderung bzw. Nachwuchsbegeis- terung beigetragen!» Haben Sie aussergewöhnliche Fotos vom Wald, von der Arbeit im Wald, von Holzprodukten oder von Ereignissen rund um die Waldwirtschaft? Dann schicken Sie uns dieses zu (Redaktion «WALD und HOLZ», Rosenweg 14, 4501 Solothurn, oder tschannen@wvs.ch). Den Einsendern, deren Aufnahme hier erscheint, winken als Prämie wahlweise entweder Fr. 50.– oder aber sie bekommen «WalD und HOlz» ein Jahr lang gratis (Normal-Abopreis Fr. 98.–). BläTTErWalD «Holzfreies» Papier? Ösi-Berater erhalten kohle in 20 Sekunden «Holzfreies» Papier ist nicht frei von Holz. 4 Mio. Franken steckt der Bund jährlich in Der Aargau ist der drittgrösste Holzlieferant Die Bezeichnung, räumt die Migros nun die Werbung für Schweizer Holz. der Schweiz. Der Holzzuwachs beträgt pro ein, sei für die Konsumenten verwirrend. Jahr bis zu 600 000 m3. Aber wie langsam Deshalb will der Detailhändler künftig auf Bäume wachsen, kriegt man gar nicht mit – diese Deklaration auf seinem Kopierpapier doch das Naturama zeigt es jetzt. der Marke M-Budget verzichten. In diesem Zusammenhang hat das Bundes- amt für Umwelt Bafu Aufträge ins Ausland vergeben. So hat eine Wiener Agentur 2014 und 2015 Mandate im Umfang von Rechnet man den Aargauer Holzzuwachs Beim Ausdruck «holzfrei» handelt es sich 90 000 und 95 000 Franken erhalten. Der auf 20 Sekunden runter, ergibt sich ein Vo- um einen Fachausdruck, welcher besagt, Zweck: «Kommunikationsberatung Initia- lumen eines 40 mal 40 mal 250 cm grossen dass das Papier z.B. nicht vergilbt. Aber na- tive Schweizer Holz». «Ich kann darin kei- Holzblocks. Dies ruft der Aargauer Wald- türlich ist auch dieses Papier ursprünglich nen Widerspruch erkennen», sagt Claire- wirtschaftsverband in Erinnerung und visu- aus Holz. Einzig der im Holz enthaltene Lise Suter vom Bafu. Man habe sich alisiert es anlässlich der Sonderausstellung Stoff Lignin fehlt im holzfreien Papier. Die gemeinsam mit der Holzbranche für die «wild auf Wald», die ab dem 29. April im Migros ist zur Ansicht gelangt, dass deshalb Wiener Agentur entschieden, um eine Naturama stattfindet, mittels 12 Holzblö- der Begriff «holzfrei» verwirrend sei. Man «Aussenperspektive» zu erhalten. Peter cken. Die Eichenblöcke stehen in Aarau bis werde in absehbarer Zeit auf diese Deklara- Eberhard, Präsident des Schweizer Public Ende Juni als Sitzmöglichkeit zu Verfügung. tion verzichten. Vorausgegangen waren Relations Verbands, überzeugt das nicht: Sie befinden sich am Bahnhofplatz (AKB), Diskussionen mit der Stiftung für Konsu- «Es gibt mit Sicherheit genügend quali- im Schlosspark, am Holzmarkt, beim Rat- mentenschutz SKS. Die Stiftung meinte, fizierte Kommunikationsanbieter in der haus, beim Telli-Zentrum, beim Naturama wenn ein vertrauenswürdiger Anbieter wie Schweiz ohne Mandatsbezug zur Holzbran- und bei der Echolinde. Danach reisen sie ins die Migros ein Produkt als holzfrei dekla- che, die diese Aussensicht ebenfalls ge- Fricktal weiter. Im Herbst werden sie in der riere, dann müsse der Konsument davon währleisten können.» Geärgert über die Region Baden aufgestellt. ausgehen können, dass kein Holz drin sei. Sache hat sich auch Sylvia Flückiger, SVP- Deshalb sei der Begriff für Konsumenten Nationalrätin (AG) und Präsidentin des irreführend. Branchenverbands Holzwirtschaft Schweiz. W A L D U N D H O L Z 5/16 11
aktuell 17. KWF-Tagung, 9.–12.6. in Roding (Oberpfalz, Bayern) Wälder, Menschen, Märkte Die 17. KWF-Tagung findet vom 9. bis 12. Juni 2016 in Roding (Oberpfalz, Bayern) statt. Es ist die grösste Forstdemo-Messe der Welt und der wichtigste internationale Branchentreff des Jahres. Auf einer 100 ha grossen Feld- und Wald- Fotos: KWF fläche präsentieren über 500 Aussteller aus über 25 Ländern ihre neusten Ent- wicklungen und den umfassenden Stand der Technik. Die letzte KWF-Tagung, 2012 in Bopfingen (Baden-Württemberg), be- suchten mehr als 50 000 Fachleute. Die KWF-Tagung besteht traditionell aus drei Elementen: der KWF-Expo (Forstmaschi- nen- und Neuheitenschau), den Fachex- kursionen und dem Fachkongress. Fachexkursionen An den Fachexkursionen der KWF-Ta- gung (9.–11. Juni) werden von neutralen Experten insgesamt 34 moderne Arbeits- verfahren im Praxisbetrieb dargestellt. Hauptthemen sind die Holzernte – ein- schliesslich Energieholzgewinnung –, die Bestandesbegründung, die Jungbe- standspflege sowie die Fokusthemen Ar- Achtung, auf den Fachexkursionen besteht ein Helmobligatorium. beitsschutz, Logistik, Erschliessung und Aus-/Fortbildung. Es werden sowohl innovative Forsttechnik Produkte und Lösungen werden am Er- neue als auch in der Praxis bewährte und öffnungstag der KWF-Tagung feierlich erprobte Arbeitsverfahren dargestellt. An der KWF-Expo (9.–12. Juni) gibt es mit der begehrten KWF-Innovationsme- Unter anderem wird zum ersten Mal u.a. Technik für die Holzernte, zum Rü- daille ausgezeichnet. eine externe Traktionshilfswinde gezeigt, cken, für den Holztransport, für den Pri- Seit 2012 wird der Wettbewerb als die flexibel mit Standard-Forstmaschinen vatwald, Kommunaltechnik und Bioener- zweistufiges Verfahren durchgeführt, wie kombinierbar ist und die zu bis 50% gietechnik zu sehen. Zur 17. KWF-Tagung man es beispielsweise von der Oscar-Ver- Hangneigung überwinden lässt. Mit drei hat das Kuratorium für Waldarbeit leihung kennt. Alle Aussteller der im Rah- Exkursionsbildern wird das aktuelle und und Forsttechnik e.V. (KWF) wieder sei- men der KWF-Tagung stattfindenden wichtige Thema der Starkholzernte über nen renommierten Neuheiten-Wettbe- KWF-Expo waren aufgerufen, ihre neus- Naturverjüngung dargestellt. Anhand werb ausgeschrieben. Zum achten Mal ten Entwicklungen in knapper, prägnan- von zwei voll- und einem teilmechanisier- präsentieren zahlreiche Firmen aus der ter Form beim KWF einzureichen. Aus ten Arbeitsverfahren werden Lösungen Frostbranche ihre innovativsten forst- diesen Kurzbewerbungen haben Kom- präsentiert, wie die Naturverjüngung bei technischen Entwicklungen den Exper- missionen aus Fachleuten die überzeu- der Entnahme geschont werden kann. ten-Kommissionen. Die wegweisendsten gendsten Produkte ausgewählt. Diese In der «Bodenarena» beschäftigen sich Auswahl potenzieller Medaillenkandida- zehn Punkte gezielt mit Fragen der bo- ten ergibt die Liste der Nominierten. Sie denschonenden Holzernte. An jeweils wird ab Ende April im Internet veröffent- zwei Exkursionspunkten werden die Be- keine leserreise licht. So können sich Besucher und Fach- standesbegründung, die Jungwuchs-/ «WALD und HOLZ» organisiert diesmal leute schon im Vorfeld an den Messe- Jungbestandspflege und die Energieholz- keine Reise an die KWF-Tagung. Highlights orientieren. gewinnung thematisiert. Die weiteren An kommerziellen Anbietern einer Reise Während der Messe erhalten Besucher Exkursionspunkte befassen sich mit Ar- sind uns bis dato bekannt: und Presse mit der Nominierten- bzw. beitsschutz, Logistik, Walderschliessung Neuheitenliste einen praktischen Fahr- sowie Aus-, Fort- und Weiterbildung. Moser reisen, Flaach plan mit den wichtigsten Stationen zur Die Vorführungen finden an allen drei www.moser-reisen.ch/ferienziel/reisen/ Planung ihres Messebesuchs. Auf dem 17-kwf-tagung-in-roding-de-1/ Tagen fortlaufend in der Zeit von 9 bis Messegelände sind alle nominierten Pro- 18 Uhr statt. Jede Vorführung dauert dukte durch spezielle Schilder als «nomi- rattin ag, neuhausen ca. 30 bis 60 Minuten. Die Exkursions- www.agrikultura.ch/reisen_tagesfahrten.asp nierte Medaillenkandidaten» leicht zu punkte sind mit einem Busrundverkehr ?Reiseart=3&StdFilter=lpkwfforst erkennen. Welche nominierten Produkte zu erreichen. aus dem Rennen als Sieger hervorgehen 12 W A L D U N D H O L Z 5/16
aktuell und die begehrten KWF-Innovationsme- daillen erhalten, entscheidet sich erst kurz vor der Präsentation der Preisträger auf der KWF-Expo. Mit einer KWF-Inno- vationsmedaille werden Produkte ausge- zeichnet, bei denen sich die Funktion ent- scheidend geändert hat, durch deren Einsatz ein neues Verfahren ermöglicht oder ein bekanntes Verfahren wesentlich verbessert wird. Sonderschau Drohnen Unbemannte selbstständig fliegende Kleinstflugzeuge, sogenannte Drohnen, An der KWF-Expo sind in vielen Bereichen der Wirtschaft beteiligen sich derzeit das Thema. Die Sonderschau diesmal über «Drohnen in der Forstwirtschaft» bietet 500 Aussteller. einen kompletten Überblick über die auf dem Markt befindlichen und forstlich re- levanten Geräte und Dienstleistungen. 9. Juni ist «Beschäftigtentag», am 10. Juni davon entfielen auf die Nadelholzarten Sie befindet sich auf dem Ausstellungs- «Branchentag», am 11. Juni «Unterneh- Fichte und Kiefer. gelände der KWF-Expo im Bereich der mertag» und am 12. Juni «Waldbauern- Der tschechische Staatsforstbetrieb Ausstellerzelte. Täglich an allen vier Mes- tag». Lesy ČR verwaltet heute mit rund 3300 setagen finden Flugschauen statt. Beson- Die Tschechische Republik ist das Part- Angestellten ca. 1,2 Mio. ha Waldfläche. ders beim kleinräumigen und operativen nerland der 17. KWF-Tagung. Es wird sich Neben dem Holzeinschlag von aktuell Erkunden von flächenbezogenen Infor- mit einem eigenen Stand auf der KWF- rund 7,5 Mio. m3 steht Lesy ČR für eine mationen in der Landschaft können die Expo präsentieren und sich im Fachkon- jährliche Walderneuerung von 14 000 ha kleinen Geräte satellitenbasierte Systeme gress engagieren. Die Tschechische Repu- Wald und die Pflege von 38 000 km Was- übertrumpfen. Das Unterstützen von blik ist zu einem Drittel bewaldet. Auf serläufen. Weitere bedeutende Eigentü- Kleinflächeninventuren für die Forstein- diesen 2,6 Mio. ha Wald hat sich der mer sind die Privatbesitzer (19%) und die richtung ist daher schon jetzt praxistaug- Holzvorrat in den letzten 80 Jahren mehr Städte und Gemeinden (17%). lich. Aber auch die Aufnahme von Kala- als verdoppelt. Zuletzt wurden von den Quelle: KWF mitäts- und Schadflächen sowie die 21,8 Mio. m3 Zuwachs lediglich 71% ge- fotografische Dokumentation für den erntet. Insgesamt wurden 2014 rund Weitere infos Waldbesitzer und deren anschliessende 15,48 Mio. m3 Rohholz gewonnen, 87% www.kwf-tagung.org Auswertung – z.B. durch eine Versiche- rung – sind für den Praxiseinsatz geeig- net. Ebenso ist es möglich, Wärmebild- aufnahmen für das Wildtier-Monitoring in Landwirtschaft und Forst anzufertigen. In der Holzernte lassen sich mit 3-D- Kameras Holzpolter im Vorbeiflug erfas- «CO2-Bank Schweiz» heisst jetzt «CO2-Institut Schweiz» sen und vermessen oder Seilkrantrassen planen und festlegen. Aber auch der We- neuer name, altes ziel gepflegezustand und das Lichtraumprofil von Waldwegen lassen sich mit Drohnen Seit Januar 2016 wird das Kommunikationsinstrument zur Verbreitung aufnehmen. Diese und weitere Anwen- der positiven Klimabotschaft von Wald und Holz unter dem neuen Namen dungen werden in der Sonderschau auf der KWF-Tagung vorgestellt und prak- «CO2-Institut Schweiz» geführt. Die FINMA, Eidg. Finanzmarktaufsicht, war tisch demonstriert. Da in verschiedenen der Ansicht, dass der Name «CO2-Bank»zu Missverständnissen führen könnte. Forschungsvorhaben derzeit an weiteren Einsatzmöglichkeiten geforscht wird, bie- Der Service geht jedoch nahtlos weiter: 150 000 t CO2. Diese Menge bleibt der tet die Sonderschau auch einen Ausblick Das CO2-Institut Schweiz berechnet, Atmosphäre solange entzogen, wie der und Perspektiven. prüft und dokumentiert weiterhin den Kohlenstoff im Holz gebunden ist. CO2-Reduktionseffekt von verbautem Nutzen Sie auch weiterhin aktiv unser Fachkongress Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Angebot und werden Sie zum Botschaf- Der Fachkongress läuft dieses Mal etwas Heute wird die Online-Datenbank von ter der genialen Klimabotschaft von Wald anders als früher: Er wird einerseits direkt über 200 Betrieben der Holzwirtschaft und Holz! auf dem Messegelände stattfinden und genutzt. Sie machen den Kohlenstoff- CO2-Institut Schweiz, Biel sich anderseits über die gesamte Laufzeit speicher des verbauten Holzes und die der Messe ziehen. Die Programmpunkte damit verbundene CO2-Reduzierung sind zu finden unter www.kwf-tagung. messbar. Bis heute liegt der Stand des Weitere infos org/besucherservice/programm.html. Am CO2-Tonnen-Zählers gesamthaft auf über www.co2-institut.ch W A L D U N D H O L Z 5/16 13
aktuell SILVIVA-Kit Für mehr Waldversteher! Mit dem neuen Waldversteher-Set können Sie einfach verständlich machen, was der Wald uns alles gibt: Holz, Arbeitsplätze, Hochwasserschutz sowie Schutz vor Steinschlag, einen Ort für Erholung und Sport, eine Vielfalt an Pflanzen und Tieren, Sauerstoff und so manches mehr. Waldversteher-Kit CHF 850.–, Waldversteher-Kartenset CHF 24.50.–; Ausleihe Waldversteher-Kit während zweier Wochen CHF 50.–; exkl. Porto Forstliche Waldpädagogik ermöglicht der Forstbranche wir- kungsvolle Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Sie steigert das Verständnis und Engagement der Schweizer Bevölkerung für den Wald und dessen Nutzung. Wenn Sie das speziell für die Bedürfnisse der Forstbranche entwickelte Waldversteher- Set verwenden, schaffen Sie für diverse Zielgruppen ganzheit- liche Erlebnisse, die eine Beziehung zum Wald herstellen. Und genau diese Beziehung zum Wald ist eine Grundlage für das Interesse am Wald und für die Anliegen seiner Vertreter. Im Waldversteher-Set dreht sich alles um die vier Waldfunk- tionen. SILVIVA hat dafür ein handliches und wetterfestes Kar- ten-Set entwickelt. Mit den Anleitungen in der Hosentasche können Sie den Wald und seine Funktionen mit anschaulichen Aktivitäten jedem Publikum näherbringen. Zusammen mit der entsprechend zusammengestellten Materialkiste ermöglicht das Waldversteher-Set ganzheitliche Bildungsveranstaltungen für Kinder, Jugendliche oder Erwachsene im Wald. Es eignet sich für Waldbesuche mit Gruppen bis maximal 30 Personen und kann zu jeder Jahreszeit draussen eingesetzt werden. Das Waldversteher-Set besteht aus drei Aktivitäten pro Waldfunktion. Auf erlebnisorientierte Weise lernen die Teil- nehmenden zum Beispiel die Vorteile der forstlichen Bera- tungstätigkeit für Waldbesitzer kennen. Schritt für Schritt wird auf der entsprechenden Karte erklärt, worauf Sie achten müs- sen, wenn Sie die Aktivität mit Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen durchführen. Ausserdem hat es auf jeder Karte Angaben zum Material, das dafür benötigt wird, und weitere hilfreiche Hinweise. Wer es etwas genauer wissen will, findet im Waldversteher-Set auch einen detaillierten Leitfaden zur Planung, Durchführung und Nachbereitung von Waldbesu- chen mit Gruppen. SILVIVA steht Anwenderinnen und Anwen- dern ausserdem gerne beratend zur Verfügung. Das Waldver- steher-Kit kann gekauft oder ausgeliehen werden. Weitere informationen: www.silviva.ch/hilfsmittel 14 W A L D U N D H O L Z 5/16
aktuell Bericht über die Fachtagung Eiche, 2.12.2015 in Hildisrieden (LU) Eiche, wohin gehst du? Was können wir für dich tun? Das Ökosystem Wald und die Ansprüche an den Wald entwickeln sich ständig weiter. Die Umweltbedingungen sind im Wandel (Klima), die Bedürfnisse an den Wald werden vielfältiger (Erhaltung der Biodiversität) und die Vorstellun- gen, wie dieser zu bewirtschaften sei, verändern sich (Dauerwald). Gerade der Eichenwaldbau wird dadurch noch viel- fältiger und komplexer. Im Dezember 2015 haben in Hildisrieden (LU) Vertreter aus Forstverwaltung, Forschung, Praxis und Naturschutz aus der ganzen Schweiz an einer Fachtagung Eiche die Bewirtschaftung der Eiche diskutiert. Neben dem Stand des Wissens sollten vor allem die wichtigsten Fragen für die Zukunft erörtert werden. Dieser Bericht fasst die erörterten Themen und Meinungen zusammen. Als Vorbereitung auf die Fachtagung Eiche hat proQuercus im Herbst 2015 bei seinen Mitgliedern und anderen Eichen- freunden eine Praxisumfrage zu relevan- ten Eichen-Themen durchgeführt (s. Kas- ten S. 16). Die Resultate dieser Umfrage wurden an der Fachtagung präsentiert und dienten zusammen mit verschiede- nen Grundlagenreferaten aus den Berei- chen Waldbau, Genetik und Holzverwen- dung als Diskussionsgrundlage. Bestehende Kenntnisse, aber vor allem die an der Fachtagung diskutierten Fra- gen und Themen werden im Folgenden zusammengefasst dargestellt. Damit soll dieser Beitrag als «Roadmap» für die an- zugehenden Probleme und als Hinweise auf mögliche Inputs und Kollaborationen der verschiedenen Stakeholder dienen. genetische ressourcen Die Anpassungsfähigkeit ist ein Schlüssel- Abb. 1: Fachtagung Eiche auf der Eiche. Baumhaus Hildisrieden (LU) faktor für das Überleben in sich verän- dernden Umwelten. Die genetische Viel- falt von Waldbaumpopulationen ist lerdings ganz praktische Probleme und besondere Herausforderung dar. Es gilt unbestritten die zentrale Komponente Fragen: aufzuzeigen, welche Handlungsoptionen dieser Fähigkeit und spielt gerade bei der • Wie kann die «genetische Qualität» unter welchen Bedingungen sinnvoll Bewältigung des Klimawandels eine her- von Vermehrungsgut angesprochen sind. Die Tagungsteilnehmer formulierten ausragende Rolle. Die Eiche verfügt in der werden? Welche Herkünfte und Arten u.a. diese Fragen: Schweiz grundsätzlich über gute Voraus- sollen verwendet werden (Kriterien)? • Kann die Eiche in strukturierten Misch- setzungen, um mit dem Klimawandel Genügt die Anzahl der heute im Han- wäldern (z.B. Dauerwald) bewirtschaf- umzugehen [Bonfils et al. 2015]. Die Teil- del angebotenen Herkünfte? tet werden (Lichtansprüche junger Ei- nehmer an der Fachtagung waren sich • Ergibt die Verwendung von trockenre- chen unter Schirm, Mischung)? Was entsprechend einig, dass die bestehende sistenten Herkünften (aus dem Aus- sind die waldbaulichen Konzepte? genetische Vielfalt erhalten, aber auch land) Sinn? • Können die Kosten für die Eichen- gezielt genutzt werden solle (forstliches pflege weiter gesenkt werden? Welche Vermehrungsgut mit bestimmten Eigen- Waldbau und Dauerwald organisatorischen, technischen und schaften). In Bezug auf die Erhaltung ge- Veränderte Umweltbedingungen, erwei- waldbaulichen Instrumente gibt es? netischer Vielfalt solle dabei die Naturver- terte Bedürfnisse an den Wald (z.B. Erhal- • Wie kann die Vitalität der Eiche geför- jüngung von Beständen gegenüber der tung der Biodiversität) und neue Vorstel- dert werden? Ist eine markante Ver- künstlichen Verjüngung wo immer mög- lungen, wie dieser zu bewirtschaften sei kürzung der Umtriebszeiten möglich lich Vorrang haben. Bei der Neubegrün- (z.B. strukturierter Mischwald), erfordern und sinnvoll? dung von Beständen ist die Verwendung neue bzw. erweiterte waldbauliche Kon- • Wie können die konkurrierenden Ziel- von qualitativ hochwertigem, an den zepte. Dies gilt ganz besonders für die setzungen von Naturschutz (alte Ei- Standort angepasstem Vermehrungsgut relativ seltene, konkurrenzschwache und chen für Biodiversität) und Produktion angezeigt (Eichenart und Herkunft). Bei damit waldbaulich anspruchsvolle Eiche. (junge Eichen für gute Holzpreise) der Umsetzung dieser Postulate stellen So stellt der vielerorts bereits eingeführte unter einen Hut gebracht werden? sich gemäss den Tagungsteilnehmern al- Dauerwald für die Eichenwirtschaft eine W A L D U N D H O L Z 5/16 15
aktuell Andreas Zingg, WSL Umfrage Eichenpraxis – die Stimme der Praxis Von September bis Oktober 2015 haben 38 Personen aus 12 Kantonen an der proQuer- Hohe auszeichnung cus-Umfrage teilgenommen. Diese repräsentierten die wichtigsten Eichenkantone der Schweiz und stammten etwa zur Hälfte aus der Deutsch- und der Westschweiz (20 dt / Der Waldforscher Andreas Zingg von 18 frz). Die Resultate der Umfrage drücken vor allem die Meinung der Forstpraxis aus, der WSL ist von der Stiftung PRO da 28 Teilnehmer Forstbetrieben oder Forstkreisen zugerechnet werden konnten, wäh- SILVA HELVETICA für sein beharrli- rend die anderen 10 Personen aus den Bereichen Naturschutz, Ingenieurbüros, Holzwirt- schaft, Forschung und Verwaltung (Bund und Kantone) stammten. Beantwortet wurden ches Engagement in der Erforschung u.a. Fragen zu den Themen Waldbau, Forstliches Vermehrungsgut, Forstschutz und Bio- der Plenterwälder mit der Kasthofer- diversität. Die Resultate und Erkenntnisse aus dieser Umfrage flossen in die Fachtagung Eiche ein und sind in zusammengefasster Form in diesem Bericht integriert. Medaille ausgezeichnet worden. Eichenprodukte den verschiedenen Ausbildungsstufen Es gibt viele Gründe, die für den Erhalt gefordert (Aus- und Weiterbildung). und den Ausbau des Eichenmischwaldes • Die finanzielle Unterstützung von Bund in der Schweiz sprechen: ein hoher Bei- und Kantonen für die Eiche sollte un- trag zur Biodiversität; wertvolles Holz; bedingt erhalten bzw. ausgebaut wer- waldbauliche Funktion als stabilisieren- den, da die bisherigen Aktivitäten für des, relativ trockenresistentes Bestandes- die Waldeigentümer kaum anderwei- element; interessantes Kultur- und Land- tig finanzierbar sind. Der Anteil für Bil- schaftselement. Die Kosten für die dungs- und Umsetzungsarbeit sollte Produktion dieser Güter sind bei der erhöht werden, um die Investitionssi- Eiche allerdings gerade in den frühen Ent- cherheit zu verbessern. wicklungsstadien vergleichsweise hoch. • Der Austausch von bestehenden Erfah- Für den Bewirtschafter ist es daher umso rungen und Wissen (Wissenstransfer wichtiger, die Bedeutung der Eiche für national und international) ist von den Waldeigentümer und die verschiede- überragender Bedeutung. Dabei spie- nen Interessengruppen klar zu benennen len möglichst praxisnahe Kommunika- und so die Motivation für den Eichen- tionsformen eine wichtige Rolle (z.B. waldbau abzusichern. Die Diskussion in Einrichten von Beobachtungs- und Die Stiftung ehrte den wissenschaftlich Hildisrieden hat u.a. gezeigt: Weiserflächen). tätigen Forstingenieur ETH auch deswe- • Die Möglichkeit, qualitativ gutes Ei- • Der Forschung kommt eine wichtige gen, weil er Waldbewirtschaftern und chenholz zu überdurchschnittlichen Katalysatorfunktion zu. Die Koordina- Forstleuten mit zahlreichen praxisnahen Preisen zu verkaufen, ist für die Forst- tion, Zusammenarbeit und Kommuni- Veröffentlichungen und anlässlich von leute wichtig. Dabei stellt sich die kation mit den anderen Interessen- Führungen stets Neues zur nachhaltigen Frage, wie der Forst und die eichen- gruppen (Forstverwaltung und Praxis) Nutzung dieser ungleichaltrigen Wälder holzverarbeitende Industrie sich ge- ist besonders wichtig. vermittelte. Andreas Zingg hat den Daten genseitig unterstützen können? proQuercus dankt den Partnern aus von zum Teil seit mehr als 100 Jahren be- • Mit dem Klimawandel kommen auch Verwaltung, Forschung, Forstpraxis, Na- obachteten Plenterwald-Forschungsflä- neue Aufgaben auf die Eiche zu. Die turschutz und Holzverwendung für die chen, welche die WSL im Emmental, Jura Bedeutung der Flaumeiche im Schutz- Unterstützung und Mitwirkung bei der und anderen Landesteilen betreibt, wäh- wald nimmt zu und stellt die Bewirt- Umsetzung der Praxisumfrage und der rend drei Jahrzehnten regelmässig neue schafter vor neue (waldbauliche) Fra- Fachtagung Eiche. Der Verein wird sich Erkenntnisse entlockt und diese in wis- gen. als Praxispartner weiterhin für die Erhal- senschaftlichen und praxisnahen Zeit- tung und Entwicklung der Eiche in der schriften veröffentlicht. Fazit der Fachtagung Schweiz einsetzen und freut sich auf die PRO SILVA HELVETICA ist eine schwei- Die Veranstaltung in Hildisrieden hat ge- weiterhin gute Zusammenarbeit. zerische Stiftung, gegründet am 22. Juni zeigt, dass das Interesse an der Eiche in 1945. Ziel der Stiftung ist die Förderung der Schweiz gross ist, aber noch viele Fra- Patrick Bonfils, Raffael Ayé, der Plenterung, d.h. einer Waldbewirt- gen zum «richtigen» Vorgehen bestehen. Jacques Doutaz, Pascal Junod, schaftung, die die individuellen Anlagen Die an der Eiche interessierten Partner Marcus Ulber, Stefan Studhalter von Einzelbäumen und die Wechselwir- werden versuchen, Antworten zu finden. kungen in Baumkollektiven beachtet und ProQuercus wird Ende 2016 eine Mehr- im Einklang mit den standörtlichen Gege- jahresplanung für die Jahre 2017 bis literatur benheiten und den natürlichen Lebens- 2020 erstellen. Grundsätzlich stellten die BONFILS, P.; RIGLING, A.; BRÄNDLI, U.-B.; abläufen arbeitet. Teilnehmer aber jetzt schon fest: BRANG, P.; FORSTER, B.; ENGESSER, R.; GU- Quelle: WSL Birmensdorf GERLI, F.; JUNOD, P.; MÜLLER, R.; GÜNTHARDT- • Das Grundlagenwissen über den Ei- GOERG, M.S., 2015: Die Eiche im Klimawandel. chenwaldbau ist nicht überall gleich Zukunftschancen einer Baumart. Merkbl. Prax. Weitere infos gut ausgebildet. Hier ist die Lehre auf 55: 12 S. http://www.pro-silva-helvetica.ch 16 W A L D U N D H O L Z 5/16
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