Digitale Verwaltung Informationssicherheit - 03|21 - Sächsischer Städte- und Gemeindetag
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Organ des Sächsischen Städte- und Gemeindetages e. V. Kommunalzeitschrift für die Städte und Gemeinden DIE THEMEN DER AUSGABE Digitale Verwaltung Informationssicherheit AUSGABE 03|21
Für lebendige Kommunen 6SDQQHQGH5HSRUWDJHQXQG,QWHUYLHZVLQIRUPDWLYH%HULFKWHXQG+LQWHUJUÙQGH SUDNWLVFKHV.QRZKRZXQG$NWXHOOHVDXVGHU:HOWGHV.RPPXQDOHQtGDVDOOHV ƄQGHQ6LHLQGHU=HLWVFKULIWHQUHLKHGHV.RPPXQDOSROLWLVFKHQ)RUXPV6DFKVHQ Infos und Bestellungen: www.das-kommunalforum.de www.das-kommunalforum.de 1. Jahrgang Juli 2020 5,80 Euro Ausgabe 2: 1 Kommunen unter Druck ISBN 978-3-945564-15-8 5,80 Euro www.das-kommunalforum.de 2. Jahrgang Januar 2021 5,80 Euro Ausgabe 3: 2 Gleichstellung ISBN 978-3-945564-17-2 5,80 Euro www.das-kommunalforum.de 2. Jahrgang Juni 2021 5,80 Euro Beteiligung Beeteiligungg 3 9 783945 564141 Kommu Kommunen unter Druck Dr Ausgabe 1: Beteiligung ISBN 978-3-945564-14-1 5,80 Euro 9 783945 564172 Gleichstellung 'LHVH3XEOLNDWLRQZLUGƄQDQ]LHUWGXUFK6WHXHUPLWWHO auf der Grund lage des von den Abgeordneten GHV6ÁFKVLVFKHQ/DQGWDJVEHVFKORVVHQHQ+DXVKDOWV
Inhaltsverzeichnis 32. Jahrgang SLK 03|21 Inhaltsverzeichnis Spruch des Monats Digitale Verwaltung Es ist nicht genug zu wissen, man muss 120 Die Verwaltung verändert sich Thomas Popp auch anwenden; es ist nicht genug zu wollen, man muss auch tun. 122 Digital-Lotsen-Sachsen Matthias Martin Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) 125 elKA – Elektronische Archivierung im Verbund Projektgruppe elektronisches Kommunalarchiv 126 Online-Wohngeld, der digitale Zugang zur Wohngeldbehörde Lars Lubjuhn, Daniel Donow Der »Sachsenlandkurier« (SLK), Kommunalzeitschrift für die 127 i-Kfz – eins, zwei, drei! Städte und Gemeinden, Organ des Sächsischen Städte- und Lars Greifzu Gemeindetages (SSG) 130 Digitalisierungsprojekt »i-Kfz« im Landratsamt Meißen Verantwortlich für den Herausgeber Susann Matthäus Geschäftsführer Mischa Woitscheck Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht in jedem 131 Urkunden online beantragen Fall die Meinung des Herausgebers wieder. Für die inhaltliche und medienbruchfrei im Standesamt verarbeiten Richtigkeit von Fremdbeiträgen ist der jeweilige Verfasser Birgit Fischer verantwortlich. 134 Beihilfe-App beim Kommunalen Versorgungsverband Sachsen (KVS) Anschrift Bernd Müller Sächsischer Städte- und Gemeindetag e. V. Glacisstraße 3, 01099 Dresden 136 Der Ereignismelder im Beteiligungsportal – Telefon: 03 51 81 92 – 0 Telefax: 03 51 8 19 22 22 ein E-Government-Service des Freistaates Sachsen E-Mail: post@ssg-sachsen.de Ralf Pietsch Internet: http://www.ssg-sachsen.de 140 Integration von Fachanwendungen und Gesamtherstellung unstrukturierten Informationen in Chatbots SV SAXONIA VERLAG Dr. Ing. Andreas Niekler, Mark Busse für Recht, Wirtschaft und Kultur GmbH Lingnerallee 3, 01069 Dresden 143 Das IPv6-Adressrahmenkonzept für die öffentliche Verwaltung Telefon: 03 51 48 52 60, Fax: 03 51 4 85 26 61 Jörg Naumann Der SACHSENLANDKURIER erscheint 6 mal jährlich. Abonnenten erhalten den SLK als PDF-Datei auf Anfrage unter Informationssicherheit post@ssg-sachsen.de kostenlos zugesandt. 145 E-Learning zur Informationssicherheit – Bezugspreise Kooperation zwischen Land und Kommunen trägt Früchte – für Mitgliedsstädte und -gemeinden: Bastian Fermer, Rebecca Kempe, Caroline Heinz ein Jahresabonnement: gebührenfrei je weiteres Abonnement: 26,00 € 147 Informationssicherheit bei der Umsetzung je Einzelheft: 4,50 € des Online-Zugangs-Gesetz – OZG durch sächsische Kommunen – für Nichtmitglieder: Jürgen Kretschmer je Jahresabonnement: 30,00 € je Einzelheft: 5,00 € 151 Informationssicherheit für Länder und Kommunen – Angebote des BSI – für Studenten, Referendare und in Ausbildung Stefanie Euler Stehende sowie gewählte Stadt-, Gemeinde- und Ortschaftsräte und Fraktionen der Gemeinderäte: 154 Ein Tag ohne Datennetz, Internet und KDN je Jahresabonnement: 26,00 € Marcus Kurth je Einzelheft: 4,50 € 155 Informationssicherheit in Sachsen, eine beginnende Erfolgsgeschichte? Alle Abonnementspreise einschließlich Versand- und Roland Schreckenberg, Heino Reinartz Zustellgebühren. Bei Einzelheftbezug zuzüglich Versand- und Zustellgebühren. In den jeweiligen Bezugsgebühren ist die 157 Start in die Vorbereitung des neuen KDN IV gesetzliche Mehrwertsteuer enthalten. Frank Schlosser Bestellungen Schriftlich an die Geschäftsstelle des SSG, Abbestellungen werden nur zum 30. Juni und zum 31. Dezember wirksam. Allgemeine Beiträge 159 Welchen Beitrag kann Digitalisierung zur Klimaanpassung leisten? Nachdrucke und Kopien Franz-Reinhard Habbel, Thomas Reukauf Außer für Mitglieder nur mit ausdrücklicher Genehmigung des SSG; Quellenangabe erforderlich. 161 Ausbau digitaler Infrastrukturen in Deutschland Anzeigenverwaltung Caspar Preysing SV SAXONIA VERLAG 163 »Bäumchen wechsle dich: überarbeitete SSG-Mustersatzung Gehölzschutz« für Recht, Wirtschaft und Kultur GmbH Maximilian Vörtler Lingnerallee 3, 01069 Dresden Telefon: 03 51 4 85 26 41, Fax: 03 51 4 85 26 62 169 Aus der Presse Titelbild: © mmaxer/clipdealer.com 173 Aus Büchern und Zeitschriften 119 Sachsenlandkurier 03|21
DIGITALE VERWALTUNG Die Verwaltung verändert sich in der Kritik? Es liegt zum einen daran, dass unsere Verordnungen als zu umständlich beschrieben und in der Umsetzung, vor allem technisch, als zu langsam wahrgenommen werden. Im ersten Lockdown 2020 wurde die Arbeitsfähigkeit im Homeoffice schnell hergestellt, wodurch wir als erstaunlich widerstandsfähig und krisenfest wahrgenommen wurden. Mit den steigenden Infektionszahlen Thomas Popp im Herbst jedoch geriet das ganze System »Verwaltung« unter Stress. Staatssekretär für Digitale Verwaltung und Verwaltungsmodernisierung Das fehlende Fundament einer ganzheitlich digital gedachten Verwal- (Mitglied der Staatsregierung), Beauftragter für tung offenbarte sich in den vergangenen Monaten immer deutlicher. Je Informationstechnologie (CIO) des Freistaates Sachsen länger die Pandemie dauert, desto stärker treten die Versäumnisse der Vergangenheit und die Herausforderungen für die Zukunft hervor. Seit über einem Jahr bewegen wir uns in einer neuen Welt. Eine Welt, in der vieles, was wir als selbstverständlich annahmen, plötzlich ungewiss Für mich als Staatssekretär für Digitale Verwaltung und Verwaltungs- ist. Eine Welt, in der Kontaktbeschränkungen und instinktives Abstand- modernisierung ist dies Fluch und Segen gleichermaßen. Ich freue mich halten zum Alltag gehören, obwohl es gegen unsere Natur als soziale darüber, dass Digitalisierung endlich als wesentlicher Teil der Agenda Wesen ist. Eine Welt, in der unsere Geduld auf eine harte Probe gestellt unserer politischen Arbeit begriffen wird. Allerdings weckt meine Posi- wird und unsere Anpassungsfähigkeit in allen Aspekten unseres Lebens tion auch immer mehr und immer häufiger falsche Erwartungen. So bin gefragt ist. ich derjenige, von dem nun erwartet wird, nach über einem Jahr Pande- mie endlich die Verwaltung moderner und digitaler zu machen – und am Die Corona-Pandemie fordert uns alle – als Individuen und als Gesell- besten sofort. schaft. Jede und jeder von uns kann über Einschnitte und Veränderun- gen in den eigenen Lebensumständen berichten. Diese Pandemie ist Am einfachsten wäre es natürlich, ich könnte per Erlass die Verwaltung eben nicht ein isoliertes Phänomen, das nur einen begrenzten Teil der »über Nacht« digitalisieren und verfügte dazu über schier endlose Bevölkerung betrifft oder nur einzelne spezifische Bereiche. Es ist ein finanzielle und personelle Ressourcen. Die Realität aber ist, dass wir in ganzheitlicher Veränderungsimpuls, der leider schon sehr lange anhält. der Verwaltung fachliche Zuständigkeiten haben – innerhalb der Staats- verwaltung und auch zwischen Staats- und Kommunalverwaltung. Wir alle spüren – wenn auch unterschiedliche – Auswirkungen der Pan- Genau in diese fachliche Zuständigkeit gehört in allererster Linie auch demie. Das gilt auch und besonders in der öffentlichen Verwaltung. Da die grundsätzliche Verantwortung, diese digital wahrzunehmen. Digital- wird der öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) verstärkt, um die Pande- taugliche Prozesse zu etablieren, ist genauso wichtig, wie Bedienstete mie durch Unterbrechung der Infektionsketten aktiv zu bekämpfen. Auch mit digitalen Kompetenzen auszustatten. Wobei digitale Kompetenz der mangelnde Grad an Digitalisierung im ÖGD und in der Verwaltung nicht gleichbedeutend damit ist, eine Software oder ein Fachverfahren insgesamt beherrscht das Bild, das überall gezeichnet wird. Anekdo- bedienen zu können. Es braucht vielmehr das ganzheitliche Verständnis ten von per Fax übermittelten wichtigen Dokumenten und davon, dass bei allen Beteiligten, dass Digitalisierung mehr als technische Kompo- elektronisch eingesandte Unterlagen ausgedruckt und dann manuell nenten beinhaltet. in andere IT-Systeme eingepflegt werden, haben wir alle schon gehört, gelesen oder selbst miterlebt. Die Vergangenheit hat es oft genug gezeigt. Große (digitale) Verände- rungsprojekte in der Verwaltung sind rar und wurden oft nur zeitverzö- Natürlich sind nicht alle Darstellungen maßlos übertrieben. Es gibt gert umgesetzt. Häufig wurden sie von mangelnder Akzeptanz und lang- sicher noch Bereiche, wo digital mehr geht als der aktuelle Zustand es wierigen Grundsatzdiskussionen begleitet. Insgesamt resultiert daraus hergibt. Ist diese Wahrnehmung einer schwerfälligen und antiquiert das Image einer eher veränderungsunwilligen und starren Institution. arbeitenden Verwaltung dann nur eine Übertreibung? Warum stehen Diese Kritik ist grundsätzlich auch berechtigt. Wir wissen jedoch aus den wir als Verwaltung vermehrt in den letzten Wochen und Monaten so oft gelungenen digitalen Veränderungsprozessen, auf welchen essentiellen Vortrag des SSG zu Digital-Lotsen beim Fachkongress des IT-Planungsrats Technische Kulisse bei der virtuellen Premiere des Fachkongresses 120 Sachsenlandkurier 03|21
DIGITALE VERWALTUNG Erfolgsfaktoren diese beruhen. Der Einsatz einer ausgereiften Software sich der Herausforderung von mehr Digital Leadership stellen. Wir oder eines modernen digitalen Verfahrens ist hilfreich. Die Schulung der alle haben im vergangenen Jahr gezeigt, welch‘ große Veränderungen neuen technischen Funktionalitäten ist bei einer derartigen Verände- wir nicht nur ertragen, sondern auch proaktiv mitgestalten wollen und rung der Arbeitsweise für alle Bediensteten obligatorisch. können. Diese – noch sehr frischen – Erfahrungen werden uns helfen, als Verwaltung moderner und flexibler zu werden. Doch wie sieht es bei der Frage aus, ob die Bediensteten ein Verständnis dafür entwickelt haben, warum das neue System eingeführt wurde. Ist Wenn wir die Pandemie hoffentlich bald derart kontrollieren können, den Bediensteten bewusst, welche Arbeitsschritte – über ihre eigenen dass wir auch wieder persönlich miteinander diskutieren und arbeiten hinaus – sich durch das neue System verändern? Ändert sich nicht nur können, sollten wir also nicht einfach zurück zur vermeintlichen Nor- das eingesetzte Medium, sondern vielleicht auch die Rolle und die Ver- malität. Die Pandemie mit all ihren Schattenseiten hat uns auch diese antwortung der Bediensteten, wenn sie das neue System nutzen? Kern überraschende Erkenntnis gegeben: So starr und unbeweglich wie viele dieser Betrachtungen ist der ganzheitliche Veränderungsprozesses, der meinen, ist die Verwaltung nicht. Unter derart außergewöhnlichen konzipiert, erklärt und verstanden werden muss. In den seltensten Fällen Umständen haben wir in eher kurzer Zeit erstaunlich viel verändert und wird jedoch viel Mühe darauf verwendet zu erläutern, warum etwas ver- sind als Verwaltung insgesamt digitaler geworden. ändert wird und was sich außerhalb des eigenen Arbeitsbereiches noch ändert bzw. ändern muss. Das neue IT-System wird »per Erlass« produk- Mein persönliches Highlight war in diesem Frühjahr der Fachkongress tiv gesetzt, jeder muss es bedienen können und damit zurechtkommen. des IT-Planungsrats. Als Gastgeber konnte ich die digitale Premiere dieser zweitägigen Veranstaltung begleiten. Wir hatten in der MESSE Die pandemiebedingte Transformation unserer eigenen Arbeitsplätze Dresden ein professionelles Setting mit drei Bühnen aufgebaut und das ist ein besonderes Beispiel für einen grundlegenden und weitreichen- Programm über beide Veranstaltungstage bundesweit per Live-Stream den Veränderungsprozess, der gelungen ist. einem besonders großen Publikum zugänglich gemacht. Rund 3.600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzten am 17. und 18. März 2021 die Die Umstände der Pandemie haben von selbst erklärt, warum ein ganz- Gelegenheit, zuzusehen und sich interaktiv zu beteiligen. Wir bekamen heitlicher Zugriff auf elektronische Ablagen und Schriftgut nötig ist. Es über diverse Kanäle ca. 700 Nachrichten aus dem virtuellen Publikum: ist fast selbstverständlich geworden, dass man diverse Videokonfe- Kommentare, konkrete Fragen und viel positives Feedback zum Veran- renzwerkzeuge für Besprechungen nutzt. Viele – auch vorher skeptische staltungsformat. Auch boten die einzelnen Fachvorträge die Möglich- oder zögerliche – Bedienstete haben so erkannt, wie vorteilhaft elek- keit, sich an Votings zu beteiligen und so aktiv auch den Kurs der jewei- tronische Vorgangsbearbeitung und Aktenführung sowie eine flexibel ligen Diskussion mitzubestimmen. einsetzbare Arbeitsplatzausstattung sind. Sie waren davon abhängig, um im Homeoffice arbeitsfähig zu sein. Schwerpunkt der beiden Kongresstage war neben dem besonderen digi- talen Format die moderne bürgerfreundliche Verwaltung. Themen rund Es ist ein Glück, dass pandemiebedingt der Transformationsprozess zu um die nutzerorientierte digitale Beantragung von Verwaltungsleistun- mehr digitalem Arbeiten in der Verwaltung begonnen hat. Die großflä- gen, komplett digital-taugliche Bearbeitungsprozesse in der Verwaltung chige Nutzung von Homeoffice hat uns gezeigt, wie anpassungsfähig wir und Umsetzungsfortschritte beim Online-Zugangsgesetz (OZG) standen alle sind – wenn es die Umstände verlangen. Bedienstete und Führungs- im Mittelpunkt der Präsentationen aus Bund, Ländern und Kommunen. kräfte sind teilweise über sich hinausgewachsen. Die Wertschätzung für Es ging aber auch um digitale Souveränität und wie die Verwaltung die den jeweils anderen ist unter den Pandemiebedingungen besonders Abhängigkeit von wenigen kommerziellen Anbietern verringern kann. groß – und keinesfalls selbstverständlich. Wir alle sind Präsenzarbeit Mobiles Arbeiten, von verteilten Standorten aber dennoch vernetzt, gewöhnt und haben uns »quasi über Nacht« umgestellt. Das Bereit- beschäftigte ebenso die Kongressteilnehmerinnen und -teilnehmer. stellen der dafür nötigen technischen Komponenten war natürlich ein Auch hier waren die Auswirkungen der Corona-Pandemie besonders Kraftakt – auch angesichts der Lieferschwierigkeiten für stark nachge- deutlich zu spüren. Nahezu jeder hatte eine eigene Erfahrung vor Augen fragte Werkzeuge wie Kameras und Headsets. und konnte bestätigen, dass die Pandemie den Kulturwandel in der Arbeitswelt geradezu turboartig beschleunigt hat. Dass dies nicht nur Viel gravierender als das Bereitstellen und Nutzen neuer Technikkom- die technische Ausstattung betrifft, machten viele Wortbeiträge deut- ponenten jedoch ist der grundlegende Eingriff in unsere gewohnte lich, die sich mit neuen Kompetenzen und Führungskultur befassten. Arbeitsroutine. Entgegen langläufiger Meinung ist das Arbeiten von zu Hause keine Einladung zum Faulenzen. Der Aufwand für Abstimmungen Ich bin stolz, dass die digitale Premiere dieses nationalen Fachkon- auf Distanz ist ungleich höher, verglichen damit, dass vor Ort schnell gresses so erfolgreich war und ich seither viel Anerkennung dafür über den Gang eine wichtige Anmerkung gemacht oder eine Frage gespiegelt bekommen habe. Erheblich zum Gelingen dieser besonderen gestellt werden kann. Die permanente Erreichbarkeit im Homeoffice Veranstaltung haben natürlich auch die zahlreichen Beiträge aus der und das fehlende »Auschecken« am Ende des Arbeitstages erhöhen kommunalen Familie beigetragen. Sie haben gezeigt, dass wir gemein- zudem das Stresslevel. Auch hier brauchen wir neue Impulse für die sam die Zeichen der Zeit erkannt haben. Zwar gibt es noch viele digitale Eigenverantwortung jedes Einzelnen und die besondere Fürsorgepflicht Baustellen. Der erste Schritt hin zu einer erfolgreichen Umsetzung ist der Führungskräfte. jedoch die Bereitschaft darüber zu reden und der Wille zu kooperie- ren. Ein besonderes Projekt, das diese Komponenten eindrucksvoll Ich wünsche mir, dass dem Anliegen vieler Bediensteter, Homeoffice verbindet, ist das Konzept der Digital-Lotsen und Digital-Navigatoren, zumindest teilweise beizubehalten auch künftig entsprochen wird. welches auch beim Fachkongress thematisiert wurde. Gemeinsam mit Da, wo Homeoffice zuletzt zwangsläufig funktionieren musste, ist die der kommunalen Familie werden wir durch die Umsetzung des Konzepts Tätigkeit auch grundsätzlich dafür geeignet. Ich hoffe, dass unsere dazu beitragen, mehr digitale Expertise aufzubauen und in die Fläche zu Führungskräfte die Potentiale »des neuen Arbeitens« erkennen und bringen. Denn überall dort, wo Wissensträger Erfahrungen weitergeben 121 Sachsenlandkurier 03|21
DIGITALE VERWALTUNG können und möglichst viele Bedienstete digital kompetent sind, wird von uns erwarten. Die digitale Verwaltung der Zukunft ist nicht nur eine moderne digitale Verwaltung selbstverständlich. Das erwarten die Bür- ferne Vision. Sie ist Alltag und Teil der Daseinsvorsorge. Sie ist unsere gerinnen und Bürger von uns und das sollten wir alle gemeinsam auch gemeinsame Aufgabe! Digital-Lotsen-Sachsen Ein Digital-Navigator für jede sächsische Kommune Projektskizze wurde vom SSG in den IT-Kooperationsrat eingebracht. Dieser nahm das Projekt zur Etablierung von Digital-Lotsen und Digital- Navigatoren in Sachsen wohlwollend auf und beauftragte den Sächsi- schen Städte- und Gemeindetag, Initiativen und Erfahrungen anderer Bundesländer zu analysieren und relevante Akteure in die weitere Kon- zeption einzubinden. Der Freistaat Sachsen förderte die Erstellung einer umfangreichen Konzeption, die u. a. das erfolgreiche Modell der Digital- Matthias Martin Lotsen in Baden-Württemberg aufgreift und um Aspekte sächsischer Referent (Ober)bürgermeister erweitert. Wir sind sehr dankbar für die Zeit und Offenheit, die dem Projektteam zahlreiche Gesprächspartner entgegen- gebracht haben. Befähigungs- und Beratungsangebot Im Koalitionsvertrag wurde das Projekt »Digital-Lotsen-Sachsen« zur Digital-Navigatoren und Digital-Lotsen Unterstützung bei der Bewältigung der Herausforderungen des digita- len Wandels in Kommunen verankert. Im Sofortprogramm »Start 2020« Keine Überraschung war die Feststellung, dass Verwaltungshandeln zu ist zu lesen: »Der Koalitionsvertrag ergänzt das politische Schwerpunkt- einem sehr hohen Anteil in Städten und Gemeinden sowie Landkrei- thema Digitale Verwaltung durch neue wichtige Facetten, die bereits sen vollzogen und erlebt wird. Auch, dass Digitalisierung dabei eine im Jahr 2020 umgesetzt oder begonnen werden sollen. So wollen wir immer wichtiger werdende Rolle spielt, war zu erwarten. Das Sächsi- mit unseren kommunalen Partnern das Konzept der Digital-Lotsen für sche E-Government-Gesetz (SächsEGovG) und der Masterplan »Digi- die Beratung der kreisangehörigen Kommunen entwickeln und in eine tale Verwaltung Sachsen« greifen diese Entwicklung auf und bündeln Pilotphase für die Umsetzung einsteigen.« Das Präsidium des Sächsi- verschiedene Grundlagen und Initiativen für eine effektive und schen Städte- und Gemeindetages hat das Vorhaben priorisiert. Eine moderne öffentliche Verwaltung. Die künftige Leistungsfähigkeit von 122 Sachsenlandkurier 03|21
DIGITALE VERWALTUNG Kommunalverwaltungen hängt dabei immer stärker von der individu- mit zahlreichen Stakeholdern entsprechende Initiativen und Vorhaben ellen digitalen Kompetenz ihrer Mitarbeiter ab. Neu und wesentlich ist, so in den Kommunen bekannt machen, dass diese gut in die Umsetzung dass hier die Etablierung von Digital-Navigatoren in der Kommune und der individuellen Digitalen Agenda der einzelnen Städte und Gemeinden zentralen Digital-Lotsen ansetzt. Ziel ist es, Städte und Gemeinden für passen. die wachsenden Herausforderungen der Digitalisierung fit zu machen und nachhaltig mit Informationen zu versorgen, Veränderungspro- Die im Rahmen des Projektes erstellte DACH-Studie zur Lage von Digital- zesse zu begleiten und die Grundlagen für lernende Organisationen Lotsen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigt u. a., dass im und digitale Souveränität zu legen. Neben Befähigung und Weiterbil- Bereich Digitalisierung qualifizierte Verwaltungskräfte die notwendige dung sollen konkrete Projekte durch die Digital-Lotsen begleitet und Schubkraft zur Modernisierung auslösen und die Motivation aller Mit- von dem Digital-Navigator in seiner Stadt oder Gemeinde zum Erfolg arbeiter zur Nutzung digitaler Verfahren und Anwendungen erhöhen. geführt werden. Weiter zeigte sich, dass der Freistaat Sachsen die Arbeit der Digital-Lot- sen und Digital-Navigatoren langfristig unterstützen sollte, da er erheb- Die digitale Verwaltung in Städten und Gemeinden kann nur gelingen, lich von einer modernen digitalen Kommunalverwaltung profitiert. Die wenn es Mitarbeiter gibt, die digitale Themen verstehen, priorisieren, in Herausforderungen der COVID-19-Pandemie haben bei der Mehrheit der einer Digitalen Agenda verankern und diese, gemeinsam mit der Verwal- interviewten Städte und Gemeinden den Blickwinkel auf Digitalisierung tungsspitze, umsetzen können. Digital-Navigatoren sind diese motivier- und die damit verbundenen Möglichkeiten positiv verändert. Der SSG ten und befähigten Mitarbeiter der Verwaltung, die sich als »Brücken- hat die Erkenntnisse der DACH-Studie und der Bedarfserhebung aufge- bauer« zwischen Mitarbeiterschaft und Verwaltungsspitze verstehen griffen, eingeordnet sowie weitergedacht und stärkt damit die Rolle der werden und den digitalen Wandel in der Kommune vorantreiben sollen. Kommunen. Der Freistaat Sachsen setzt damit bundesweit ein Zeichen, Digital-Navigatoren werden nicht geboren, sie werden entdeckt, befä- die digitale Kompetenz in den Kommunalverwaltungen zu stärken und higt und etabliert. Für die Auswahl des Digital-Navigators aus der weiter auszubauen. Die Leistungsfähigkeit der Verwaltung wird auf- eigenen Verwaltung steht dem (Ober-)Bürgermeister ein Leitfaden mit rechterhalten und verbessert. entsprechender Checkliste zur Selbst-, Fremd- und Dritteinschätzung zur Verfügung. Wichtig ist, dass weniger auf die Schwächen und mehr auf Stärken, Persönlichkeit und Entwicklungspotentiale geschaut wird. Digital-Navigator = unmittelbarer Nutzen Der Digital-Navigator gestaltet und begleitet Veränderungen aus der Alle sächsischen Städte und Gemeinden sollen die Möglichkeit haben, Mitte der Kommune von innen heraus. Mit ihm wird Know-how in der Ver- am Projekt teilzunehmen und einen Digital-Navigator zu identifizie- waltung aufgebaut, welches nachgenutzt und weiterentwickelt werden ren, kostenfrei zu befähigen und in einer Querschnittsrolle einbinden kann. Digital-Lotsen werden Digital-Navigatoren begleiten, trainieren, zu können. Bei der Auswahl der Digital-Navigatoren soll der Fokus auf entwickeln, beraten, ausstatten, anleiten, coachen und koordinieren. fachliche und persönliche Stärken und Entwicklungspotentiale gerichtet Digital-Lotsen sind Experten, die ihr Wissen und ihre Erfahrung mit den sein und damit nicht ausschließlich auf schon vorhandene Kompeten- Digital-Navigatoren teilen. Sie sind für Kommunen zentrale Ansprech- zen. In kleineren und mittleren Kommunen wird die Aufgabe im Regelfall partner. Digital-Lotsen werden die Initiativen des E-Governments und neben anderen Aufgaben wahrgenommen. Mehrere Kommunen können der Digitalen Verwaltung in Sachsen im Blick behalten und gemeinsam auch zusammenarbeiten. Mit Kreisfreien Städten und Landkreisen wird 123 Sachsenlandkurier 03|21
DIGITALE VERWALTUNG überlegt werden, welche Aspekte auch in großen Organisationen umge- Leinen los! setzt werden können. Stechen Sie mit den Digital-Lotsen in See! Etablieren Sie Ihren Digital- Basis-Befähigungen und individuelle Aufbauqualifizierungen werden Navigator. Erstellen Sie gemeinsam eine Digitale Agenda für Ihre Stadt ab Herbst 2021 durchgeführt und bedarfsgerecht weiterentwickelt. 2022 oder Gemeinde und setzen Sie konkrete erste Projekte um. Sie könnten folgen weitere Kurse. Blended-Learning mit Selbststudien-, Online- schon bald OZG-Verfahren etablieren, ein Dokumentenmanagement- bzw. Video- und Präsenzeinheiten in kleinen Workshops wird etabliert system oder ein Geoinformationssystem nutzen oder Ihr Informati- werden und so Verwaltungsmitarbeitern neue Möglichkeiten eröffnen onssicherheitsniveau heben. Gern informieren wir Sie über die Details, die kommenden Herausforderungen besser meistern zu können. Ange- besprechen mit Ihnen die Auswahl eines geeigneten Mitarbeiters für die bote von Bildungsträgern werden geprüft und in bewährter Weise ein- Rolle des Digital-Navigators und skizzieren mit Ihnen gemeinsam einen bezogen. Besonderes Augenmerk wird auf die Vernetzung der Digital- Weg in eine digitalere Zukunft für Ihre Stadt und Gemeinde und damit Navigatoren und Digital-Lotsen unter- und miteinander gelegt werden. auch für Ihre Bürgerinnen und Bürger. Eine kollaborative Wissens-, Vernetzungs- und Lern-Plattform wird eines der zentralen Elemente bei der Befähigung der Digital-Navigatoren sein. Wir konnten bereits einen ersten Digital-Lotsen gewinnen, einige Vor- Erfahrungsaustausche und Vernetzungstreffen werden die Plattformar- bereitungen für den Projektstart treffen und freuen uns, mit Ihnen in beit ergänzen. See zu stechen. E-Mail: digitallotsen@ssg-sachsen.de Städte und Gemeinden werden mit der Etablierung eines Digital-Naviga- tors und seiner Befähigung eine für die eigene Organisation zugeschnit- Internet. www.digital-lotsen.de tene individuelle Digitale Agenda erarbeiten, Projekte identifizieren und SSG-Mitgliederversammlung am 16.09.2021: Stand O17 priorisieren. Der Digital-Navigator hat mit dem Digital-Lotsen einen Experten als Ansprechpartner und Begleiter. Sich immer wieder ver- Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel ändernde Herausforderungen können besser gemeistert werden. Der auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts. Digital-Navigator wird für Projekte innerhalb der Verwaltung befähigt werden kleine Workshops zur Identifizierung von Anforderun- gen, Projektplanungen oder Retrospektiven durchführen zu können. Gelungene Projekte werden sichtbar und erlebbar. Gesetzliche Vorgaben sind bekannt und können angewen- det werden. Nicht zuletzt wird die Effizienz erhöht und damit dem demografischen Wandel begegnet. Im Ergebnis wird die eigene Verwaltung attraktiver für Bürger, Unternehmer und Mitarbeiter. 124 Sachsenlandkurier 03|21
DIGITALE VERWALTUNG elKA – Elektronische Archivierung im Verbund 2. Kosteneffizienz durch angemessene gemeinsame Finanzierung Die gesetzliche Übertragung des Betriebs des elKA an die SAKD gemäß § 4 Abs. 5 SAKDG geht mit der Vorgabe der Nutzerfinanzierung einher. Aufgrund dessen wurde ein Kostenmodell entwickelt, welches die anfal- Projektgruppe elektronisches Kommunalarchiv lenden Kosten für den Betrieb des elKA, das Rechenzentrum, die Leit- stelle und die Kooperation mit dem DIMAG-Verbund angemessen auf Das Projekt zum Aufbau eines gemeinsamen elektronischen Kommu- die Kommunen verteilt. Daher ist es erklärtes Ziel, so viele Kommunen nalarchivs (elKA) für die sächsischen Kommunen befindet sich auf der wie möglich von den Vorteilen einer Teilnahme am elKA zu überzeugen, Zielgeraden! Im Rahmen dieses Projektes, welches gemeinsam durch damit die Kosten auf mehrere Schultern verteilt werden und für alle den Sächsischen Städte- und Gemeindetag und den Sächsischen Beteiligten elektronische Archivierung finanziell machbar und langfris- Landkreistag getragen wird, ist vorgesehen, eine dauerhafte Archi- tig planbar wird. vierungslösung und eine sichere technische Infrastruktur für elektro- nisches kommunales Archivgut zu schaffen. Das Aufbauprojekt endet in diesem Jahr. Ab Januar 2022 steht den sächsischen Kommunen das elektronische Kommunalarchiv bei der Sächsischen Anstalt für kommu- nale Datenverarbeitung (SAKD) für die Benutzung zur Verfügung. Aus- führliche Informationen zum Projekthintergrund finden Sie auch in der Ausgabe 03/2020 des Sachsenlandkuriers. Die Fragen der dauerhaften Erhaltung stellt die Kommunen vor große Herausforderungen, die langfristig nur gemeinsam effizient zu bewälti- gen und zu finanzieren sind. Aus diesem Grund profitieren die teilneh- menden sächsischen Kommunen mit der Benutzung des elektronischen Kommunalarchivs in mehrfacher Hinsicht: Quelle: © DDV Mediengruppe/elKA 1. Nutzung einer praxiserprobten Archivierungslösung aus dem DIMAG-Verbund 3. Bereitstellung einer sicheren Das elKA nutzt mit DIMAG, dem Digitalen Magazin, ein Archivierungssys- technischen Infrastruktur tem, welches vom Landesarchiv Baden-Württemberg 2006 entwickelt wurde und inzwischen bundesweit in Landes- und Kommunalarchiven Die Einhaltung des Datenschutzes und der Daten-/Informationssicher- weit verbreitet ist. DIMAG ist in der Lage unterschiedlichste Dateiformate heit ist eine wichtige Voraussetzung für das elKA. Aus diesem Grund zu erkennen, zu validieren, zu migrieren, langfristig unter den Aspek- wurde für den technischen Betrieb ein IT-Dienstleister ausgewählt, der ten der Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit zu speichern und auf dem Gebiet der Informationssicherheit zertifiziert ist und über ein in geeigneter Form für die Nutzung bereitzustellen. Mit Abschluss der fortzuschreibendes Informationssicherheitskonzept verfügt. Über das Kooperationsvereinbarung zwischen der SAKD und den Entwicklungs- Kommunale Datennetz (KDN) werden die verschiedenen Teilkompo- partnern des DIMAG-Verbundes partizipieren die sächsischen Kommu- nenten der Infrastruktur des elKA sicher verbunden, denn durch die nen von der Entwicklungsgemeinschaft durch Nutzung von DIMAG mit all definierten Zugänge wird eine sichere Anmeldung am DIMAG und die seinen Modulen und tragen zugleich zu dessen Weiterentwicklung bei. Übertragung der Daten sichergestellt. Die archivierten Daten werden durch den IT-Dienstleister regelmäßig georedundant gesichert. Für jede Kommune wird eine eigene Umgebung geschaffen, in der sowohl die Anwendung DIMAG als auch die zum Mandanten zugehörige Daten- bank und der Speicher liegen. Damit erhalten Dritte keinen Zugang zur geschlossenen nutzerbezogenen Infrastruktur. 4. Technischer Support und fachliche Betreuung über eine zentrale Leitstelle bei der SAKD Für den Betrieb des elKA durch die SAKD wird eine zentrale Leitstelle eingerichtet, die als zentraler Akteur zwischen den kommunalen Archi- Quelle: © DDV Mediengruppe/elKA ven vor Ort und dem IT-Dienstleister koordinierend, beratend und admi- nistrativ tätig ist. Insbesondere verantwortet sie gemeinsam mit dem 125 Sachsenlandkurier 03|21
DIGITALE VERWALTUNG Rechenzentrum den Betrieb des elKA, übernimmt Aufgaben der Ver- Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Kooperation sich wahrung im Auftrag der Kommunen und führt Maßnahmen der digitalen auszahlt. Das elKA als Gesamtkonstrukt und die Nutzung von DIMAG Bestandserhaltung durch. im Verbund sind Beispiele öffentlich-rechtlicher Kooperationen, um eine sichere, effiziente, effektive und dauerhafte Erhaltung elektroni- Die Arbeitsprozesse der elektronischen Archivierung erfordern nicht nur schen Archivgutes zu erreichen. Es lohnt sich, bei elKA mitzumachen finanzielle Ressourcen und technische Infrastruktur, sondern eben auch und von den Vorteilen des Gemeinschaftsgedankens zu partizipieren, fachliche Expertise. Mit der Leitstelle stehen den teilnehmenden Kom- da die Herausforderung der elektronischen Archivierung als kommu- munen IT-Spezialisten und Archivfachpersonal beratend zur Verfügung, nale Pflichtaufgabe kurz- oder mittelfristig für jede Kommune besteht. um beispielsweise bei der Aussonderung von Daten aus Fachverfahren, Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite der SAKD unter deren Übernahme und Erfassung ins Archiv oder zu datenschutzrecht- https://www.sakd.de/elka.html. lichen Fragen Hilfestellung zu geben. So sind diverse Handreichungen und Vorlagen als Arbeitshilfen bei der Leitstelle abrufbar. Online-Wohngeld, der digitale Zugang zur Wohngeldbehörde ohngeld nicht nur Zeit, sondern die Leistung kann deutlich schneller genehmigt und ausgezahlt werden. Unangenehme und lange Wartezeiten bei der Bearbeitung der Anträge können durch die Fachverfahrensintegration im Digitalen Wohngeldverfahren (DiWo) ebenfalls verkürzt werden. Das Verfahren setzt damit eine der ersten digitalen End-To-End Lösungen nach dem Onlinezugangsgesetz (OZG) um und entspricht gleichzeitig dem Masterplan »Digitale Verwaltung Sachsen«. Lars Lubjuhn Daniel Donow Leiter Bürgerservices Anwendungsberater und Personalwesen, Antragsmanagement, KISA KISA Das Wohngeldverfahren ist digital. Seit dem 1. Juni 2021 können die Bürgerinnen und Bürger bei den beiden Wohngeldbehörden der Land- kreise Görlitz und Nordsachsen Ihren Erstantrag auf Wohngeld online im Amt24.Sachsen.de stellen – dem Serviceportal des Freistaates Sachsen. Unter Federführung der Sächsischen Staatskanzlei (SK), des Möglich wurde die Integration in das Fachverfahren der Wohngeldbe- Sächsischen Staatsministerium für Regionalentwicklung (SMR) und hörden durch den Integrationsserver »TransConnect« der SQL AG aus dem Zweckverband Kommunale Informationsverarbeitung Sachsen Dresden. Mit dieser IT-Architektur ist es möglich, zukünftig auf tech- (KISA) entstand in den letzten Monaten der digitale Zugang zu den nische Erweiterungen und sich gesetzlich ändernde Rahmenbedingun- Wohngeldbehörden. Entwickelt, getestet und abgenommen mit den gen agil und zügig zu reagieren. Durch die entwickelten Standards im Fachexperten der Kommunen präsentiert sich ein leicht verständlicher Rahmen des Projekts ist der Onlineantrag durch alle Wohngeldbehör- und vollumfänglicher Onlineantrag. Antragsteller können notwendige den im Freistaat Sachsen nutzbar und kann ab sofort angeboten und Nachweise hochladen und die Kommunikation zwischen Antragssteller eingesetzt werden. Die Beauftragung erfolgt über die KISA, welche auch und Sachbearbeiter wird auf ein Minimum reduziert. Somit spart man schon den Fachsupport im DiWo innehat. 126 Sachsenlandkurier 03|21
DIGITALE VERWALTUNG Der Auftakt ist gemacht. Schon in den ersten Tagen nutzten mehr als Um die Attraktivität des Onlineantragsassistenten weiter zu erhöhen, zwei Dutzend Antragssteller den digitalen Zugang zur Wohngeldbe- ist die Entwicklung weiterer Antragsarten geplant und konzipiert. Im hörde, um ihre Erstanträge auf Wohngeld zu stellen. Benötigt wird ein nächsten Schritt werden auch die Weiterleistungs- und Änderungsan- Servicekonto auf Amt24 und eine gültige E-Mail-Adresse. Nach Eingabe träge für bestehende Wohngeldberechtigungen zur Verfügung gestellt. aller relevanten Daten und dem Hochladen von Nachweisen, wird der Im Anschluss erfolgt das GoLive für die Anträge zum Lastenzuschuss für Antrag direkt an die zuständige Wohngeldbehörde versendet. Im DiWo Eigentümer von Wohnimmobilien. Alle Anträge im Rahmen des Wohn- Eingangspool stehen die Daten digital zur Verfügung, können geprüft gelds sollen im Sommer 2022 komplettiert sein und den Bürgerinnen und unverzüglich medienbruchfrei in das Fachverfahren übernommen und Bürgern pünktlich zur Verfügung stehen. Im Rahmen der Umsetzung und weiter bearbeitet werden. Die medienbruchfreie Antragstellung des OZG bis Ende 2022 bietet der Onlineantragsassistent im Antragspro- steht derzeit nur wenigen Bürgern in Deutschland zur Verfügung. Mit zess den größtmöglichen Nutzen sowohl für Antragssteller als auch für dieser Lösung nimmt Sachsen eine Vorreiterrolle ein und unterstreicht die Wohngeldbehörden. die Innovationsfähigkeit des Landes. i-Kfz – eins, zwei, drei! Onlineverfahren für die Kraftfahrzeugzulassung i-Kfz ist mit Stufe 3 ein wirklich leistungsfähiges Onlineverfahren gewor- den. Es erspart den Bürgern den Weg zur Zulassungsstelle. Für viele Zulassungsvorgänge ist das »Amt« also jetzt überall dort, wo der Bürger ist und einen Internetzugang hat. Die Uhrzeit spielt keine Rolle mehr… Mit Stufe 3 wurden erstmals vollautomatisierte Vorgänge in das Ver- fahren aufgenommen. Was bedeutet das? Der Antragsteller hat sich Lars Greifzu erfolgreich ProkuristLecos GmbH ― mit dem neuen Personalausweis (nPA) authentifiziert ― seinen konkreten Antragsvorgang in i-Kfz erfolgreich abwickelt ― die Gebühr online bezahlt und Das i-Kfz-Verfahren ― den Bescheid heruntergeladen und gedruckt, dann hat er z. B. Das Projekt i-Kfz wird durch das BMVI seit einer ganzen Reihe von Jahren ― sein Fahrzeug wirksam außer Betrieb gesetzt oder vorangetrieben. Es ist in Stufen gegliedert, wobei der Leistungsumfang ― ein gebraucht gekauftes Fahrzeug unter Beibehaltung von des Verfahrens zunimmt, beim Übergang von Stufe 2 auf Stufe 3 sogar dessen Kennzeichen (bei gültiger Hauptuntersuchung und elek- massiv. tronischer Versicherungsbestätigung) erfolgreich auf sich 127 Sachsenlandkurier 03|21
DIGITALE VERWALTUNG umgeschrieben – und kann sofort damit losfahren! Zur Umschrei- … und aus dem Nähkästchen bung erhält er innerhalb von 10 Tagen die Fahrzeugpapiere per Post. Häufig beklagten die Verwaltungen, dass die Schwelle für die Nutzung der Online-Ausweisfunktion den Bürgern zu hoch ist. Ich hab’s gewagt Teilautomatisierte Vorgänge sind z. B. die Neuzulassung eines Fahrzeu- und konnte mir in etwas mehr als einer Stunde erarbeiten, was einzu- ges oder die Wiederzulassung eines Fahrzeuges mit einem neuen Kenn- richten ist und wie man es bedient: zeichen: Hat der Antragsteller im i-Kfz-Verfahren erfolgreich seinen Teil ― AusweisApp auf das Smartphone laden und aktivieren des Verwaltungsvorganges erledigt, druckt er zum Schluss die Antrags- ― 5stellige Transport-PIN des nPA durch eigene PIN ersetzen (6stellig) bestätigung aus. Danach muss er auf die Zusendung des Bescheids, ― AusweisApp auf dem Notebook installieren und aktivieren der Plaketten und Fahrzeugpapiere durch die Zulassungsstelle warten, ― das Smartphone »als Kartenleser nutzen« bevor er sich Kennzeichen anfertigen lassen und losfahren kann. ― Verbindung aufbauen ― mit dem nPA am Smartphone authentifizieren Wichtige Voraussetzungen für die Nutzung des Verfahrens i-Kfz sind die ― fertig! Verwendung des nPA sowie das Vorhandensein der Sicherheitscodes in den Fahrzeugpapieren (ZB I und ZB II) und auf den Plaketten. Inzwischen erledige ich eine Authentifizierung innerhalb von 1 bis 2 Minuten, einschließlich der Aktivierung der Apps und Suchens des Aus- Der nPA ist mit aktivierter Online-Ausweisfunktion inzwischen recht weises. weit verbreitet, genauso wie die Sicherheitscodes. Die Sicherheitscodes sind für nach dem 01.01.2015 bzw. 01.01.2018 zugelassene Fahrzeuge ein- Man braucht keinen Kartenleser, nutzt stattdessen das Smartphone. gesetzt. Das bedeutet, dass für eine inzwischen große Fahrzeuganzahl Mit dem Notebook erledigt man den i-Kfz-Vorgang. i-Kfz lässt sich auch Onlinezulassungsvorgänge möglich sind. Doch Achtung! i-Kfz ist bisher allein mit dem Smartphone nutzen. nicht für jede Fahrzeugklasse verfügbar. Jedem sei ein Selbstversuch empfohlen! Die Online-Ausweisfunktion nützt nicht nur bei i-Kfz, sondern genauso bei der Steuererklärung und i-Kfz Stufe 3 in Sachsen immer mehr Online-Verwaltungsleistungen. In Kürze wird es zulässig sein, die Authentifizierungsdaten direkt auf dem Smartphone zu spei- Im Spätsommer 2019 wurde der Lecos die Aufgabe zugewiesen, den chern. Dann muss auch der nPA nicht mehr parat sein. Betrieb von i-Kfz Stufe 3 aufzubauen und als dezentrales Portal zu betreiben. Dazu war zunächst im Rahmen einer öffentlichen Vergabe ein erprobtes i-Kfz-Fachverfahren zu beschaffen. Die sächsischen Öffentlichkeitsarbeit? Ja, unbedingt! Zulassungsbehörden haben Kfz-Zulassungsverfahren von zwei Fachver- fahrensherstellern in insgesamt drei Produktversionen im Einsatz. Das Den meisten Akteuren in den Verwaltungen ist klar, dass die Bürger aufzubauende i-Kfz-Portal musste in der Lage sein, mit jedem dieser zeitgemäße Verwaltungsdienstleistungen erwarten. Doch wenn diese Produkte zu kommunizieren. Es schlossen sich der Aufbau der System- dann da sind, bedeutet das längst nicht, dass sie auch schon bekannt umgebung und komplexe Tests des vollständigen Wirkzusammenhangs sind. Eine Pressemitteilung macht auf diesem Feld wirklich noch keinen an. Am Gründonnerstag 2020 war es soweit: Die erste sächsische Zulas- Sommer! Und manche kommunale Website auch nicht. sungsstelle ging mit i-Kfz-Stufe 3 in Betrieb – in der Stadt Leipzig. Im Mai folgte der Landkreis Meißen. Um die Kommunen zu unterstützen, hat Lecos Marketingmaterial für i-Kfz Stufe 3 entwickelt. Verfügbar sind ein Plakatlayout als Blickfänger und ein Flyer zu Leistungsumfang und mit Überblicksinformationen zur Aus der Statistik … Benutzung. Ziel sind die Stärkung der Bekanntheit von i-Kfz und dessen stärkere Nutzung. Das Material wird den Zulassungsbehörden lokali- 2019 99 Fälle (mit i-Kfz Stufe 2) siert bereitgestellt (z. B. mit dem Logo der Stadt, des Kreises, individuel- 2021 1728 Fälle (mit i-Kfz Stufe 3, vom 01.01. bis 31.07.) len Kontaktangaben). Den 8 produktiven Behörden wurde das Material im Mai und Juni 2021 übergeben. Im Jahr 2019 war jede sächsische Zulassungsstelle mit i-Kfz Stufe 2 in Betrieb, und zwar alle 365 Tage. 2021 sind im betrachteten Zeitraum 8 Zulassungsstellen in Betrieb, die 2,713 Mio Einwohner Sachsens IT-Sicherheit bei i-Kfz erreichen. Für Organisationen, die ein »dezentrales Portal« betreiben (also das Das i-Kfz-Verfahren bietet 11 Vorgangsarten an. Natürlich zeigen sich in i-Kfz-Verfahren), ein Kfz-Zulassungsverfahren, oder selbst nur ein der Statistik Nutzungsschwerpunkte wie z. B. die Außerbetriebsetzung am Zulassungsprozess beteiligtes Verfahren (z. B. das Onlinemodul und die Adressänderung. Wir sehen jedoch auch, dass die Vorgangs- »Bankbriefauskunft«) gelten die »Mindestsicherheitsanforderungen arten in voller Breite genutzt werden. Die Werte der in den verschie- an dezentrale Portalbetreiber und Zulassungsbehörden« (MSADP). Sie denen Zulassungsbehörden erreichten normierten Fallzahlen (Fälle je haben gesetzlichen Rang. Darin wird die Erfüllung und deren zyklischer 100.000 Einwohner) unterscheiden sich bisher allerdings sehr. Nachweis einer Reihe von IT-Sicherheitsregeln des BSI, erweitert um 128 Sachsenlandkurier 03|21
DIGITALE VERWALTUNG einige zusätzliche Forderungen, gefordert. Mit Hilfe der MSADP soll für die hohe Anzahl online interagierender IT-Systeme unterschiedlicher Betreiber ein einheitliches IT-Sicherheitsniveau gewährleistet werden. Lecos ist für beide RZ-Standorte seit Jahren umfassend nach ISO 27001 Internetbasierte Fahrzeugzulassung auf Basis IT-Grundschutz gemäß dem Bundesamt für Sicherheit in der Ihr Fahrzeug iKFZ Informationstechnik (BSI) zertifiziert. Die Gestaltung der i-Kfz-Syste- mumgebung und die Erfüllung zusätzlichen Sicherheitsanforderungen online nli e bequem RLEIC HTE gemäß MSADP waren dennoch anspruchsvoll. KINDEZEUG an-, n ab-b- oder HR FA SSUNG ZULA Betroffen von den MSADP ist auch jede Kommune, die z. B. ihr Kfz-Zulas- sungsverfahren selbst betreibt. ummelden lden IMPRESSUM: Herausgeber: KOMM24 GmbH, Semperstraße 2, 01069 Dresden | Gestaltung: Grafikbüro Lortzing 13 | Stand: Februar 2021 IHRE VORTEILE Bequem von überall, Servicekontinuität bei komplexen wo es Internet gibt Verfahren wie i-Kfz Rund um die Uhr Ohne Weg ins Amt Der Nutzer kann innerhalb von vielleicht 10 bis 15 Minuten seinen Keine Vorgang mit i-Kfz erledigen. Dann hält er seinen Ausdruck in den Wartezeiten Händen, den Bescheid oder die Antragsbestätigung. Weil i-Kfz aber ein Onlineverfahren ist, ist es nur dann nutzbar, wenn jedes beteiligte IT- System, z. B. des Kraftfahrtbundesamtes, der betreffenden Zulassungs- behörde, des Landesrechenzentrums bzw. der Staatskanzlei (Authen- tifizierungsdienst und Bezahlkomponente) und die Behördennetze voll funktioniert – nicht allein das i-Kfz-Portal im Betrieb der Lecos. Ist eines der Systeme nicht verfügbar, steht i-Kfz nicht zur Verfügung, auch wenn Diese Steuermittel werden Foto: AdobeStock: Stef Geudens auf Grundlage des vom das Portal selbst störungsfrei arbeitet. Jeder der beteiligten Betreiber Sächsischen Landtag beschlossenenHaushaltes zur Verfügung gestellt. muss also eine hohe Verfügbarkeit seines Dienstes gewährleisten. Die Dauer von Wartungen, aber auch von Störungen, muss deswegen sehr kurz gehalten werden. Die Zulassungsbehörden wenden sich (auch) bei Störungen an Lecos als Fragen aus dem Kfz-Zulassungsbereich erhalten, die zum Teil sogar Portalbetreiber. Lecos analysiert die Störungsursache und wirkt auf den rechtliche Aspekte berühren. Lecos kommuniziert dazu auch mit dem verursachenden externen Serviceprovider ein, wenn der Störungsgrund Landesamt für Straßenbau und Verkehr (LASuV) sowie mit dem Staats- nicht im eigenen Haus liegt. ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA), dem zuständi- gen Fachministerium. Selbstverständlich arbeitet Lecos eng mit den für die sächsischen Zulassungsbehörden relevanten Fachverfahrens- OZG-Realisierung in Sachsen und i-Kfz Stufe 3 herstellern zusammen. Die Projektleitungs- und andere Einmalaufwände wurden aus den Mitteln der OZG-Umsetzung finanziert. Das betrifft auch das Marketing- i-Kfz – was kommt noch material. Durch die Aufnahme von i-Kfz Stufe 3 in das OZG-Programm kann i-Kfz als erste in Sachsen produktiv gegangene OZG-Lösung Schon lange wird schmerzlich die Nutzbarkeit von i-Kfz durch Geschäfts- bezeichnet werden. Die Betriebskosten sind Gegenstand eines Entgelt- kunden vermisst. Das BMVI hat diese Erweiterung der Stufe 4 zugeord- modells und durch die Kommunen zu tragen wie für jede andere OZG- net. Neben den durch das BMVI zu schaffenden rechtlichen Grundla- Lösung auch. gen ist dazu auch eine Lösung für die Verwaltung der Nutzerrechte in Unternehmen und anderen Organisationen erforderlich, die nicht durch einen i-Kfz-Betreiber oder Softwarehersteller allein geschaffen werden Erweiterte Kundenbetreuung kann. Sie soll letztlich bundesweit einheitlich sein. Die Zulassungs- behörden erwarten, dass die Fallzahlen stark zunehmen, sobald auch Lecos hat den Leistungsumfang im Bereich der Kfz-Verfahren (für Geschäftskunden das Onlineverfahren nutzen können. Eine Lösung für i-Kfz und IKOL-KFZ) um die fachliche Betreuung ihrer Hostingkun- den Zugang von Geschäftskunden wird Lecos so früh wie möglich pilo- den erweitert. Im Rahmen der Hostingleistung werden natürlich die tieren und auch in Betrieb nehmen. betrieblich-technischen Aufgaben und auch die spezifischen IT-Sicher- heitsanforderungen erfüllt. Vervollständigt wird die Leistung mit der Informationen: https://www.lecos.de/leistungen/i-kfz/ Fachberatung, bei der diese Kunden Unterstützung bei fachlichen Ansprechpartner: Lars Greifzu, lars.greifzu@lecos.de 129 Sachsenlandkurier 03|21
DIGITALE VERWALTUNG Digitalisierungsprojekt »i-Kfz« im Landratsamt Meißen Zeitschiene war die technische Umsetzung nicht leistbar, so dass erst Monate später das Angebot online nutzbar gemacht werden konnte. Der Landkreis Meißen ging schließlich am 13. Mai 2020 als erster sächsi- scher Landkreis wieder online und konnte damit während der Corona- Pandemie eine kontaktlose Alternative ermöglichen. Da immer mehr Bürgerinnen und Bürger über eine freigeschaltete Personalausweis-ID sowie die neuen Zulassungsdokumente (mit Sicherheitscode) verfügen, Susann Matthäus stieg die Nutzung deutlich an. Leiterin des Kreisverkehrsamtes Die internetbasierte Fahrzeugzulassung (»i-kfz«) ist ein großes Digitali- Digitale Meilensteine mit Hürden sierungsprojekt des Bundes. Die Einführung wurde in mehreren Stufen geplant und umgesetzt. Der Weg bis zur abschließenden Umsetzung der dritten Ausbaustufe war durchaus hürdenreich. So waren u. a. umfangreiche Mindestsicher- heitsanforderungen umzusetzen sowie zu auditieren, Bescheidvarian- Stufen im Überblick: ten und Hinweisblätter zu erarbeiten, Gebührenzusammensetzungen in allen denkbaren Kombinationen zu definieren, technische Anbindungen Stufen Nutzungsmöglichkeiten rechtlich normiert zu konfigurieren und die Kompatibilitäten zum Fachverfahren sowie 1. Stufe Außerbetriebsetzungen seit 01.01.2015 Datenkommunikationswege sicherzustellen. Insbesondere die hohen 2. Stufe Wiederzulassungen auf den gleichen seit 01.10.2017 Anforderungen zur IT-Sicherheit, die das Kraftfahrt-Bundesamt in einem Halter rund 100-seitigen Leitfaden vorgibt und die damit weit über das bereits 3. Stufe Neuzulassungen, Umschreibungen, seit 01.10.2019 hohe Niveau des BSI-Grundschutzes hinausgehen, haben die ohnehin Wiederzulassungen knappen Personalressourcen enorm gefordert. Mit dem Wissen, dass 4. Stufe Öffnung für juristische Personen ggf. in 2022 bei Nichterfüllung dieser Anforderungen, die gesamte Kfz-Zulassung »abgeschaltet« würde, kam noch einmal zusätzlicher Druck auf. Die zahlreichen neuen Konzepte wurden mit großer Sorgfalt erstellt und »i-kfz« und der Föderalismus umgesetzt. Zudem waren ungeplante Kosten für die nunmehr regelmä- ßig notwendigen Audits aufzubringen. Dennoch sind mit viel Engagement Die Komplexität der Prozesse machte den stufenweisen Ausbau zu der Beteiligten, Durchhaltevermögen und Ideenreichtum bei der Bewäl- einem langwierigen Vorhaben. In einem ersten Schritt wagte man sich tigung von Schwierigkeiten und Rückschlägen durch Lösungsfindung alle an den unkompliziertesten Zulassungsvorgang, die Abmeldung eines notwendigen Vorbereitungen innerhalb kürzester Zeit realisiert worden, Kfz. Im Jahr 2015 stellte das Kraftfahrt-Bundesamt die entsprechende so dass dieser Digitalisierungsprozess im Hinblick auf die zügige Geset- Plattform online. Damals verfügten erst sehr wenige Bürgerinnen und zesänderung zeitnah umgesetzt und erfolgreich abgeschlossen werden Bürger über die hierfür notwendigen neu eingeführten Zulassungs- konnte. Im Ergebnis ist festzustellen, dass der Aufwand eines digitalen dokumente, so dass die Nutzung verhalten verlief. Im Jahr 2017 stellte Zulassungsvorganges im Vergleich zur direkten Antragsbearbeitung für das Kraftfahrt-Bundesamt die für Stufe 1 übergangsweise geschaffene die Behörde höher einzustufen ist, da zusätzliche Dokumente ausge- Plattform ein, so dass vollkommen neue Zugänge außerhalb der Bundes- druckt, Plakettenträger bedruckt und diese Unterlagen auch zu verschi- verantwortlichkeit, im Einklang mit der kommunalen Selbstverwaltung, cken sind. Zudem muss sich die Kfz-Zulassungsbehörde mit den üblichen etabliert werden mussten. Relativ kurzfristig musste geklärt werden, Anfangsschwierigkeiten in Form von fachverfahrensseitig angezeigten ob die Kfz-Zulassungsbehörde eine fachverfahrenseigene Lösung Unplausibilitäten etc. auseinandersetzen, was während des laufenden umsetzt oder seitens des Freistaates Sachsen ein für alle sächsischen Betriebes nicht immer einfach ist. Die Aufklärung solcher Fehler ist Kfz-Zulassungsbehörden verbindliches Portal geschaffen wird. Im Sinne zudem meist zeitaufwändig. Mittel- und langfristig gesehen rechnen wir einer einheitlichen Handhabung und fairen Kostenaufteilung entschied allerdings durch einen routinierteren Ablauf sowie die Reduzierung der man sich schließlich für eine Portallösung des Freistaates Sachsen, Fehlerquellen mit einer Effizienzsteigerung. deren Betreibung die Lecos GmbH übernahm. Zeitgleich erfolgte die Erweiterung von »i-kfz« in einer zweiten Stufe, um die Wiederzulas- sung auf den gleichen Halter. Die plötzliche Änderung aller bestehen- Bürgerorientierung den Parameter setzte die Akteure auf Landes- und kommunaler Ebene durch kommunale Kooperation erheblich unter Druck, so dass die Realisierung der neuen Ausbaustufe erst Anfang 2018 abgeschlossen war. Da diese Art der Zulassungsvor- Das Online-Angebot wird stetig besser wahrgenommen. Verzeich- gänge ohnehin nicht besonders häufig vorkommen, war auch hier das nete der Landkreis Meißen im Jahr 2019 noch 12 »i-kfz-Fälle«, waren Nutzungsverhalten noch gering. Allerdings konnte die Möglichkeit der es im Jahr 2020 bereits 63 Vorgänge. In diesem Jahr konnten bis zum Übersendung von Plakettenträgern und das eigenständige Bekleben der 30. April 2021 schon 40 Vorgänge verzeichnet werden. Zwar kann noch Kennzeichenschilder durch den Halter hinreichend ausgetestet werden, nicht jeder Nutzer direkt nach dem Online-Vorgang mit seinem Fahr- um für die nächste Ausbaustufe vorbereitet zu sein. Mit der dritten Stufe zeug losfahren, da die Plaketten für ungestempelte Kennzeichen noch wurde ab 1. Oktober 2019 der rechtliche Rahmen auf alle Zulassungsvor- verschickt werden müssen, dennoch spart man sich den Weg zur Zulas- gänge für Privatpersonen erweitert. Aufgrund der erneut sehr knappen sungsstelle mit der dort verbundenen Wartezeit. Wer bereits über 130 Sachsenlandkurier 03|21
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