USA WIE GEHT ES MIT DIGITAL HEALTH UNTER BIDEN WEITER? E-REZEPT WIRD DAS DVPMG EIN BOOSTER FÜR E-VERORDNUNGEN? INTERVIEWWIE STEHT ES UM DIE ...

 
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MAGAZIN FÜR HEALTH-IT,
                                                          ­VERNETZTE MEDIZINTECHNIK
                                                           UND TELEMEDIZIN
www.e-health-com.de Nr. 1 | 2021

                                    USA WIE GEHT ES MIT DIGITAL
                                    HEALTH UNTER BIDEN WEITER?
                                    E-REZEPT WIRD DAS DVPMG EIN
                                    BOOSTER FÜR E-VERORDNUNGEN?
                                    INTERVIEWWIE STEHT ES UM DIE
                                    DIGITALE AGENDA IN DER PKV?
                                                          1 / 21 EHEALTHCOM 5
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6 EHEALTHCOM 1 / 21                                      EHEALTHCOM
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EDITORIAL

                                                                                                                                               HELLWACH
                                                                                                                                               IN DER PANDEMIE

                                                                                                                                               E
                                                                                                                                                           in Jahr nach Beginn der COVID-19-Pandemie dürfte es kaum jeman-
                                                                                                                                                           den geben, der sich nicht wünschen wird, dass wieder Normalität
                                                                                                                                                           einkehrt. Ohne Social Media und Videokonferenzen wären die letzten
                                                                                                                                                           zwölf Monate für die meisten zwar deutlich unerträglicher gewesen.
                                                                                                                                                           Aber dass diese Art der Sozialkontakte Gren-
                                                                                                                                               zen hat, das ist mittlerweile auch mehr als klar. Ich wage
                                                                                                                                               die Prognose, dass nicht nur der faxende Arzt, sondern
                                                                                                                                               auch der unkritische Digitalisierungsapostel nach dieser
                                                                                                                                               Pandemie Rechtfertigungsprobleme haben wird.
                                                                                                                                                   Bei aller Pandemiemüdigkeit, die um sich greift, ist es
                                                                                                                                               umso beeindruckender, was in einzelnen Bereichen
                                                                                                                                               E-Health-technisch angeschoben wurde und weiterhin
                                                                                                                                               wird. Über die Fortschritte bei der semantischen Inter-
                                                                                                                       Ich wage die Prog-      operabilität haben wir bei E-HEALTH-COM im letzten
                                                                                                                                               halben Jahr mehrfach berichtet. Fast noch faszinierender
                                                                                                                    nose, dass nicht nur der   als diese Arbeiten im „Backend“ finde ich persönlich, was
                                                                                                                                               an der Front passiert, im öffentlichen Gesundheitsdienst.
                                                                                                                    faxende Arzt, sondern
RECHTS UNTEN: © DIRK HASSKARL, BERLIN; RECHTS OBEN: © ROBERT KNESCHKE – STOCK.ADOBE.COM; TITEL: © THE WHITE HOUSE

                                                                                                                    auch der unkritische       ZEHN PUNKTE FÜR EINEN BESSEREN ÖGD
                                                                                                                                               Klar, es könnte immer alles viel schneller gehen. Aber Hand aufs Herz: Wer
                                                                                                                    Digitalisierungsapostel    hätte es vor einem Jahr für möglich gehalten, dass wir Anfang 2021 nicht nur
                                                                                                                    nach dieser Pandemie       einen politischen Beschluss für eine harmonisierte, digitale Kontaktnachver-
                                                                                                                                               folgung in den Gesundheitsämtern haben, sondern auch noch einen Innovati-
                                                                                                                    Rechtfertigungsprobleme    onsverbund Öffentliche Gesundheit (InÖG), der Stiftungen und innovative
                                                                                                                                               Unternehmen zusammenbringt, um – oft ziemlich ehrenamtlich – dazu beizu-
                                                                                                                    haben wird.                tragen, dass die Ämter in künftigen Pandemiewellen oder bei künftigen Epi-
                                                                                                                                               demien etwas weniger alt aussehen?
                                                                                                                                                   Kurz vor Redaktionsschluss hat der neu konstituierte InÖG ein 10-Punkte-
                                                                                                                                               Papier vorgelegt. Von digitaler Kontaktnachverfolgung und mehr Interoperabi-
                                                                                                                                               lität an den Schnittstellen zu Labor, Praxis/Krankenhaus und RKI über einen
                                                                                                                                               zentralen Tech-Support bis zur besseren Integration von Bürger:innen-Apps
                                                                                                                                               steht alles drin. Am Geld darf das nicht scheitern, und vielleicht könnten ja An-
                                                                                                                                               reizsysteme für Ämter dafür sorgen, dass die Landrät:innen sich ihr moderni-
                                                                                                                                               siertes Amt als Erfolg ans Revers heften können. Die Digitalisierung des ÖGD
                                                                                                                                               – sie muss zu einer nachhaltigen Erfolgsstory einer bescheidenen Zeit werden.
                                                                                                                                               Bleiben Sie gesund!

                                                                                                                                               PHILIPP GRÄTZEL VON GRÄTZ
                                                                                                                                               Chefredakteur E-HEALTH-COM

                                                                                                                                                                                                                      1 / 21 EHEALTHCOM 3
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INHALT

14                                                                 20
Neue Regierung, neue Gesundheitspolitik? Biden will Obamacare      Wird das Digitale Versorgung und Pflege-Modernisierungs-Gesetz (DVPMG) zum Boos-
ausbauen, und es soll weiter in Richtung Value-Based Care gehen.   ter für das E-Rezept und die Anbindung neuer Dienstleister:innen an die TI?

                   COMPACT                                         COMPLEX
                   Nachrichten und Fakten                          Ereignisse & Entwicklungen

                   6     Meldungen                                 14   USA                                30    Nationale Gesundheitsportale
                         Neues rund um DiGA, Inter-                     US-Gesundheitssystem:                    Was gesund.bund.de von ande-
                         view mit Dr. Barbara Höfgen                    Wie weiter unter Biden?                  ren Portalen lernen kann.
                         (BfArM), Öffentlicher Gesund-                  Der neue US-Präsident will
                         heitsdienst, mobiles EKG,                      Obamacare ausbauen. Und            34    ePA Coach
                         Schweizer E-Patientendossier,                  es soll weiter in Richtung               Die digitale Lernplattform ePA
                         Wissenschaftsticker etc.                       Value-Based Care gehen.                  Coach will Ältere unterstützen.

                   7     Dierks antwortet                          20   E-REZEPT                           37    Tumorkonferenzen
                         Die Rechts-Kolumne von Prof.                   DVPMG: Booster für                       Sektorübergreifende Vernetzung
                         Christian Dierks aus Berlin.                   E-Rezept? Die elektronische              auf dem Vormarsch
                         Diesmal: KHZG – worauf müs-                    Verordnung wird auf der
                         sen die Kliniken bei der Antrag-               Telematikinfrastruktur für         40    Radiologie
                         stellung achten?                               mehr Betrieb sorgen.                     Radiolog:innen sind nicht
                                                                                                                 Shakespeare.
                   10     Köpfe & Karrieren                        26   Trends
                         Prof. Dr. Tobias Raupach, Prof.                Trends der Gesundheits-            43    Klinische Messenger
                         Dr. Alina Huldtgren, Prof. Dr.                 IT: Aktuelle Studien zur                 Für mehr Patientensicherheit
                         Thomas Sauter, Martin Schmalz,                 Health-IT-Branche mit Kom-
                         Prof. Dr. Gernot Marx, Dr. Va-                 mentaren von Bernhard              46    Kommunale Versorgung
                         lerie Kirchberger, Dr. Christian               Calmer, Viktoria Hasse und               Kommunen als Kümmerer –
                         Höftberger, Dr. Peter Schreiner                Andreas Kassner                          auch in Sachen Digitalisierung

4 EHEALTHCOM 1 / 21
USA WIE GEHT ES MIT DIGITAL HEALTH UNTER BIDEN WEITER? E-REZEPT WIRD DAS DVPMG EIN BOOSTER FÜR E-VERORDNUNGEN? INTERVIEWWIE STEHT ES UM DIE ...
50                                                                            30
    Die Debeka-Vorstände Annabritta Biederbick und Roland Weber im Gespräch mit   Was kann gesund.bund.de von anderen Portalen lernen? Ein
    ­E-HEALTH-COM zu digitalen Strategien in der PKV-Welt.                        Vergleich nationaler Gesundheitsportale gibt einen Überblick.

    COMMUNITY                                   COMPASS
    Menschen & Meinungen                        Markt & Service                   Standards

    50   INTERVIEW                              73    Firmenverzeichnis           03    Editorial
         „Wir machen aus Gesundheits-
         daten niemals ein Geschäftsmo-         76    Aus den Unternehmen         80    Bücher
         dell“: Annabritta Biederbick und
56 EHEALTHCOM 1 / 21
         Roland Weber, Vorstände des            78    Termine                     81    Findex/ Impressum
         PKV-Marktführers Debeka, im
         Gespräch mit E-HEALTH-COM                                                82    Kolumne
         zu digitalen Strategien in der
         PKV-Welt.

    56         BVITG MONITOR
          Die aktuellen Sonderseiten des
          Bundesverbandes Gesundheits-
          IT – bvitg e. V.

    62    Aus den Verbänden
          Beiträge der Partnerverbände
          Bitkom, BiM, BMC, BVMed,
          DGT, DGTelemed, FINSOZ,
          KH-IT, TMF, VdigG und
          ZVEI

                                                                                                                  1 / 21 EHEALTHCOM 5
USA WIE GEHT ES MIT DIGITAL HEALTH UNTER BIDEN WEITER? E-REZEPT WIRD DAS DVPMG EIN BOOSTER FÜR E-VERORDNUNGEN? INTERVIEWWIE STEHT ES UM DIE ...
COMPACT

                                                                     JERUSALEMA-DANCE-
                                                                     CHALLENGE AM UKSH
                                                                                                  Ein Fuß nach vorne, viermal auf den
                                                                                                  Boden tippen, aufs andere Bein wech-
                                                                                                  seln und den Fuß viermal auf den Boden
                                                                                                  tippen. Das ist der Grundschritt zum
                                                                                                  aktuellen Video-Trend, der „Jerusalema-
                                                                                                  Challenge“. Ende 2019 hat der südafri-
                                                                                                  kanische DJ Master KG, der mit bürger-
                                                                                                  lichem Namen Kgaogelo Moagi heißt, das
                                                                                                  offizielle Musikvideo zu „Jerusalema“
                                                                                                  gemeinsam mit der Sängerin Nomcebo
                                                                                                  Zikode herausgebracht. Seitdem geht
                                                                                                  das Video mit mehr als 327 Millionen
                                                                                                  Aufrufen weltweit viral. Nun hat die Be-
                                                                                                  legschaft des Uniklinikums Schleswig-
                                                                                                  Holstein (UKSH) daran teilgenommen:
                                                                                                  „Bei all dem Stress, den Belastungen und
                                                                                                  Strapazen – es muss auch Zeit für Hoff-
                                                                                                  nung und Unbeschwertheit geben! Dafür
                                                                                                  haben unsere Kolleginnen und Kollegen in
                                                                                                  den vergangenen Wochen ihr Herz in die
                                                                                                  Hand genommen und ein tolles Zeichen
                                                                                                  gesetzt!“, so das UKSH auf YouTube.
                                                                                                  www.youtube.com/watch?v=
                                                                                                  UBXkj2BJJes

                                                                                                                                             BILDER: LINKS: © SCREENSHOT UKSH; REHCT OBEN: © PROF. DR. DR. DIERKS; RECHTS UNTEN: © BIGPA – STOCK.ADOBE.COM
#WIR VS BLEISTIFT                                       von Tracing-Software Fortschritte er-
                                                        kennbar sind. Antreiben will die Digi-
                                                                                                  tales Symptomtagebuch für SARS-
                                                                                                  CoV-2-Infektions- und Verdachtsfälle
Der Innovationsverbund Öffentliche Gesund-              talisierung des ÖGD jetzt der InÖG, ein   in Isolation oder Quarantäne.
heit (InÖG) will dem ÖGD helfen, digital voran-         Innovationsverbund, zu dem sich eine          Eher auf logistische Optimierung
                                                        Reihe von IT-Projekten zusammenge-        zielen Anwendungen wie „Digitales
zukommen.                                               schlossen haben, die auf den #WirVs-      Wartezimmer“, das eine digitale Re-

              D
                      er Öffentliche Gesundheits-       Virus Hackathon der Bundesregierung       gistrierung für Menschen mit Risiko-
                      dienst (ÖGD) ist nicht gerade     im Frühjahr 2020 zurückgehen.             kontakten oder Aufenthalt in Risiko-
                      das Erste, was einem einfällt,        Einer der zentralen Akteure ist       gebieten bietet und „LabHive“, das dia-
              wenn es um Speerspitzen der digitalen     „IMIS“, ein Unternehmen, das mit          gnostischen Labors den Zugang zu
              Innovation im Gesundheitswesen            dem Helmholtz-Zentrum für Infekti-        Ressourcen erleichtern will. „Darf ich
              geht. Schon früh in der COVID-19-Pan-     onsforschung kooperiert und dessen        das?“ ist eine Orientierungshilfe im
              demie war theoretisch klar, dass die      Tracing-Software SORMAS weiterent-        Dschungel der Corona-Verordnungen,
              fehlende Digitalisierung von Meldewe-     wickelt, deren Rollout im ÖGD eher        und „e-guest“ und „PROTANO“ sind
              sen und Kontakt-Tracing zum Problem       schleppend vorangeht. Ebenfalls mit       im Veranstaltungsbereich angesiedelt.
              würde. Dafür ist mehr als ein Jahr spä-   an Bord sind „Coronika“, ein digitales    Ersteres ist eine digitale Gästeliste,
              ter praktisch noch relativ wenig pas-     Kontakttagebuch, das Bürger:innen         Letzteres ein Tool zur Kontaktnach-
              siert, auch wenn sowohl bei den Mel-      und Ämtern mühsame Befragungen            verfolgung bei Veranstaltungen.
              deprozessen als auch bei der Nutzung      ersparen will, und „quarano“, ein digi-   www.inög.de

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USA WIE GEHT ES MIT DIGITAL HEALTH UNTER BIDEN WEITER? E-REZEPT WIRD DAS DVPMG EIN BOOSTER FÜR E-VERORDNUNGEN? INTERVIEWWIE STEHT ES UM DIE ...
DIERKS ANTWORTET
DAS EPD WIRD MOBIL Das elektronische                                                                                 PROF. DR. DR.
Patientendossier (EPD) der Schweiz macht Fortschritte. Eine bun-                                                 ­C HRISTIAN DIERKS
                                                                                                                  ist Rechtsanwalt und
desweite Stammgemeinschaft prescht mit einer mobilen Lösung vor.
                                                                                                                  Facharzt für Allgemein-
                                                                                                                  medizin in Berlin.

E
       igentlich hätten schon im April       anstrebt. Zu ihren Vorteilen gehört
                                                                                                                  Kommentare & Fragen:
       2020 die ersten Bürger:innen          der gute Draht in die Apotheken, wo                                  christian.dierks@
       der Schweiz ein EPD nutzen sol-       sich die Bürger:innen fürs EPD ein-                                  dierks.company
len. Doch nicht nur in Deutschland ist       schreiben sollen. Sie hat außerdem ein
E-Health ein mühsames Geschäft. Weil         etwas anderes Geschäftsmodell als              Mit dem KHZG werden jetzt Milliarden zur
es noch keine zertifizierten Stamm-          andere SG: Angesprochen werden                 Förderung der Digitalisierung der Krankenhäu-
gemeinschaften (SG) gab, wurde der           Kommunen, Patientenorganisationen              ser bereitgestellt – worauf müssen die Kliniken
Termin gerissen. Doch jetzt kommt            und Arbeitgeber, die auch White-La-            bei der Antragstellung achten?
(ein bisschen) Bewegung ins EPD-Ge-          bel-Lösungen nutzen können, wäh-
schäft. In den Wochen vor Weihnach-          rend andere SG sehr stark kranken-             Die Errichtung des Krankenhauszukunftsfonds
ten wurden die ersten beiden SG zerti-       hauszentriert agieren.                         ist eine erfreuliche Initiative. Für die sinnvolle
fiziert, die SG Südost mit dem EPD               Ende Januar hat Abilis jetzt das           Umsetzung bedarf es allerdings nicht nur einer
eSANITA und eHealth Aargau mit               erste Schweizer Smartphone-EPD vor-            guten Evaluierung der Ergebnisse dieser Inves-
emedo. Allerdings: Auch die Anbieter         gestellt. Es kommt zunächst als Demo-          titionen, sondern zunächst einmal einer intelli-
der für das EPD nötigen elektroni-           version auf den Markt, bevor es im             genten Auswahl der zu fördernden Maßnah-
schen ID-Lösungen (eID) müssen sich          März in den Produktivbetrieb geht,             men. Die Förderrichtlinie sieht zwar vor, dass
zertifizieren lassen. Das dürfte erst im     wenn die eID-Probleme gelöst sind.             das Ministerium eine Forschungseinrichtung
zweiten Quartal 2021 so weit sein, zu-       Federführender Dienstleister ist BINT,
mal bei diesem Thema auch noch ein           technisch umgesetzt wird das EPD                  Wo bekomme ich für den Euro die
Volksbegehren ansteht. Erst dann             „Health-E“ von dem Heidelberger Un-            höchste Verbesserung des digitalen
wird es EPD in größerer Zahl geben.          ternehmen Phellow Seven und Infra-             Reifegrades?
    Die SG bringen sich in Stellung.         strukturpartner ist InterSystems. Pi-
Noch nicht zertifiziert ist die schweiz-     lotkunde ist die kleine Gemeinde El-           mit der Entwicklung eines Tools beauftragt, das
weit agierende SG Abilis, die von der        sau in Winterthur, die mit dem EPD             die Ergebnisse der Förderung bewerten kann.
Berufsgenossenschaft der Schweizer           die kommunale Gesundheitsfürsorge              Wichtiger wäre es nach meiner Ansicht, ein
Apotheker Ofac gegründet wurde und           ausbauen will. Kosten soll das Pro-            Tool zu bauen, das die bestehenden Lücken der
eine Zertifizierung im Sommer 2021           dukt 48 SFr pro Person und Jahr.               Digitalisierung identifiziert, bemisst und ana-
                                                                                            lysiert, welche dieser Lücken durch die Förde-

TICKER
                                                                                            rung am effizientesten geschlossen werden kön-
                       + + + In einer repräsenta-                                           nen. Mit anderen Worten: Wo bekomme ich für
tiven Umfrage des Meinungsforschungsinstituts                                               den Euro die höchste Verbesserung des digita-
YOUGOV für HANDELSBLATT INSIDE unter
                                                                                            len Reifegrades? Und: Die Anforderungen der
580 Bürger:innen haben nur zwei Prozent ange-
geben, sich die ePA-App ihrer Krankenkasse be-                                              Förderrichtlinien sind hoch – sie müssen kumu-
reits heruntergeladen zu haben. Allerdings pla-                                             lativ erfüllt werden. Hinzu kommen die landes-
nen 30 Prozent, das noch zu tun. 23 Prozent der                                             rechtlichen Anforderungen an die Vorhaben,
Befragten gaben an, die ePA überhaupt nicht zu
                                                                                            sodass es insgesamt komplexe Vorhaben wer-
kennen. 26 Prozent lehnen die ePA-App ab. Mehr
als die Hälfte der Befragten haben Bedenken we-                                             den. Und weil umgerechnet auf die Zahl der
gen Datenschutz und -sicherheit. + + + Noch                                                 Krankenhäuser nur etwas mehr als zwei Millio-
ist die Zahl von Gesundheits-Apps auf Rezept in Deutschland überschaubar. Doch viele        nen Euro pro Einrichtung zur Verfügung ste-
Entwickler stehen in den Startlöchern. Ein neuer Guide des IGES INSTITUTES zeigt, wie
                                                                                            hen, sollten sich die Kliniken bei der Antragstel-
dieser bisher weltweit einmalige Gesundheitsmarkt und die Zulassung digitaler Produkte
funktionieren. Die 28-seitige Broschüre „Market Access and Reimbursement for Digital        lung zusammentun, die Projekte bereichsüber-
Health Apps“ finden Sie als Download unter www.iges.com/digital_apps/index.html#0.          greifend aufeinander aufbauen und nachweisen,
+ + + Im neuen Horizon-2020-Projekt INTERVENE, das mit 10 Mio. Euro von der EU              wie sie durch die Förderung besonders effizient
gefördert wird, hat sich das Hasso-Plattner-Institut (HPI) mit weiteren 16 Forschungsein-
                                                                                            die Umsetzung digitaler Maßnahmen erreichen
richtungen zusammengeschlossen, um KI-basierte Technologien auf einen großen Pool
von genomischen Gesundheitsdaten anzuwenden und so statistische Vorhersagen zum             können und auch Anreize für andere Kranken-
individuellen Erkrankungsrisiko und Krankheitsverläufen von Volkskrankheiten zu ma-         häuser schaffen.
chen. Weitere Informationen unter www.interveneproject.eu + + +

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USA WIE GEHT ES MIT DIGITAL HEALTH UNTER BIDEN WEITER? E-REZEPT WIRD DAS DVPMG EIN BOOSTER FÜR E-VERORDNUNGEN? INTERVIEWWIE STEHT ES UM DIE ...
COMPACT

                DIGA-VERZEICHNIS: UND NUN? Drei Monate nach dem Start wurde
                die zehnte digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) in das DiGA-Verzeichnis des BfArM aufgenommen.
                Wie geht es jetzt weiter? Dr. Barbara Höfgen, Leiterin des Fachgebiets DiGA-Fast-Track beim BfArM,
                hat Antworten.
                                            Gibt es Änderungen rund um            Verändern sich auch die Anforderungen an die DiGA-
                                            das DiGA-Verzeichnis mit              Hersteller:innen?
                                            Beginn des neuen Jahres?              Zum 1. Januar 2021 haben sich vor allem allgemein zwei
                                             Nachdem wir vor Weihnachten          Anforderungen an DiGA geändert: Zum einen müssen
                                             umfangreiche Filtermöglichkei-       DiGA im Sinne der Verordnung zu digitalen Gesundheits-
                                             ten im Verzeichnis ergänzt ha-       anwendungen interoperabel sein. Das bedeutet, die DiGA
                                             ben, stellt das BfArM nun die        muss die Gesundheitsdaten in menschen- und in maschi-
                                             Daten aus dem Verzeichnis zu-        nenlesbarer Form über eine Schnittstelle zur Verfügung
                                             sätzlich auch in maschinenles-       stellen. Die Schnittstelle muss im vesta-Verzeichnis der
                                             barer Form zur Verfügung. Seit       gematik gelistet sein oder eine Aufnahme des eigenen
                                             Anfang des Jahres kann dazu          Standards ins vesta-Verzeichnis muss beantragt werden.
                                             ein mit verschiedenen Stakehol-      Zum anderen sieht die DiGAV vor, dass DiGA nun barrie-
                                             dern abgestimmter Kerndaten-         refrei sind. Diese Anforderung stellt vor allem sicher, dass
                                             satz über eine FHIR-Schnitt-         DiGA von einem möglichst breiten Patientenspektrum ge-
                                             stelle abgerufen werden. Das         nutzt werden können.
                                             von uns schon veröffentlichte
 DR. BARBARA HÖFGEN ist Leiterin des         Datenmodell sowie die Schnitt-       Welchen Einfluss haben diese Neuerungen auf den direk-
 Fachgebiets DiGA-Fast-Track in der          stellenspezifikation wird in die-    ten Verschreibungsprozess?
 Abteilung 9 „Medizinprodukte“ beim
 Bundesinstitut für Arzneimittel und
                                             sem Jahr sukzessive und in Ab-       Sofern die Praxisverwaltungssysteme zukünftig direkt
 Medizinprodukte (BfArM).                    stimmung mit verschiedenen           über die Schnittstelle auf die Daten im DiGA-Verzeichnis
                                             Beteiligten weiterentwickelt. In     zugreifen, haben Ärztinnen und Psychotherapeuten be-
                   der Zwischenzeit können sich Berechtigte übergangswei-         reits mit Aufnahme neuer DiGA in das Verzeichnis die
                   se auch alle Daten der im DiGA-Verzeichnis veröffentlich-      Möglichkeit, diese DiGA unmittelbar auch über ihr Praxis-
                   ten DiGA über eine maschinenlesbare Datei im JSON-For-         System zu sehen und zu verordnen. Unsererseits stehen
                   mat herunterladen.                                             die Daten nun bereit.

                Die Zehn, sie ist voll
                DIGA Wie viele digitale Gesundheitsanwendungen werden             dungen sind vorläufig gelistet, müssen also im ersten Jahr eine
                wohl bis Ende 2020 im DiGA-Verzeichnis online stehen? Das         Studie durchführen, auf deren Basis dann über die dauerhafte
                war im Sommer ein beliebtes Spielchen. Die abschließende          Listung entschieden wird. Invirto von Sympatient sticht inso-
                Antwort lautet: zehn. Und sie liegt damit irgendwo in der Mitte   fern hervor, als es eine App mit zusätzlicher Hardware ist, einer
                zwischen den Hoffnungen der Optimist:innen und den Befürch-       VR-Brille für eine Expositionstherapie bei Angst- und Panikstö-
                tungen der Pessimist:innen. Drei der zehn Anwendungen wur-        rungen. Kalmeda von mynoise zielt auf Tinnitus-Patient:innen,
                den unter Umgehung des Fast-Track gleich dauerhaft aufgenom-      M-sense von Newsenselab ist eine Migräne-App, Rehappy des
                men, nämlich die Multiple-Sklerose-App elevida von GAIA, die      gleichnamigen Herstellers ist im Bereich Rehabilitation ange-
                                                                                                                                                      © NAME – BILDAGENTUR

                für nichtorganische Insomnie vorgesehene Anwendung somnio         siedelt, bei Selfapy handelt es sich um ein Online-Programm für
                der mementor DE und, einmal mehr GAIA, velibra für Patient:in-    Depression, Vivira zielt auf Arthrosepatient:innen und zanadio
                nen mit Angst- und Panikstörungen. Die übrigen sieben Anwen-      von aidhere hat die Indikation Adipositas.

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USA WIE GEHT ES MIT DIGITAL HEALTH UNTER BIDEN WEITER? E-REZEPT WIRD DAS DVPMG EIN BOOSTER FÜR E-VERORDNUNGEN? INTERVIEWWIE STEHT ES UM DIE ...
DIGA: BESSERE PREISMODELLE GESUCHT
                                      Politischer Ärger bei den digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA). Könnten neue
                                      Preismodelle die Diskussionen zwischen Herstellern und Krankenkassen entschärfen?

                                      D
                                             ie Krankenkassen sind mit              Biesdorf brachte als Kompromiss
                                             dem DiGA-Fast-Track nicht          Zuzahlungen ins Spiel, ähnlich wie
                                             glücklich. Zu teuer und zu brei-   bei den Arzneimitteln. So werde ver-
                                      te Nutzenkriterien, das sind die Haupt-   hindert, dass Rezepte von Patient:in-     angezogen werden,
                                      vorwürfe. Wie raus aus der Sackgasse?     nen eingelöst werden, die gar nicht       zumal sich die gut
                                      Bei der Jahrestagung des Branchen-        vorhaben, die DiGA zu nutzen. Eine        messen lasse. Bei den
                                      verbands Managed Care (BMC) wies          weitere Option, die bei der Tagung        medizinischen Outco-
                                      Stefan Biesdorf, McKinsey, darauf hin,    diskutiert wurde, waren Staffelpreis-     mes wird es schwieriger:
                                      dass die DiGA-Preise teilweise um den     modelle – mit sinkenden Preisen bei       Halbwegs zeitnahe Analysen
                                      Faktor 5 bis 10 teurer seien als die      größeren Verordnungszahlen. Die           von Versorgungsdaten sind im
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                                      Selbstzahlerversionen der jeweiligen      Hersteller:innen reagierten auf beide     deutschen Gesundheitswesen mit sei-
                                      Apps. Aus seiner Sicht laufe im Mo-       Vorschläge zurückhaltend.                 ner verteilten Datenhaltung weiterhin
                                      ment eine prinzipielle Diskussion:            „Es darf nicht nur über Kosten dis-   kaum umsetzbar. Wie geht es nun
                                      „Die Kassen haben Sorge, dass sie für     kutiert werden“, sagte Jörg Land von      weiter? Unmittelbar vor Redaktions-
                                      etwas zahlen, bei dem nichts zurück-      Tinnitracks, bisher noch keine BfArM-     schluss wurde bekannt, dass Herstel-
                                      kommt.“                                   gelistete DiGA. Nutzenparameter wie       ler und Krankenkassen ein Schieds-
                                                                                die Therapietreue müssten auch her-       verfahren eingeleitet haben.

                                                                                                                                                                  ANZEIGE

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USA WIE GEHT ES MIT DIGITAL HEALTH UNTER BIDEN WEITER? E-REZEPT WIRD DAS DVPMG EIN BOOSTER FÜR E-VERORDNUNGEN? INTERVIEWWIE STEHT ES UM DIE ...
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  KÖPFE & KARRIEREN
                                                                             SCHMALZ die Kommunikation der gematik nach innen und außen.
                                                                             5 PROF. DR. GERNOT MARX, Direktor der Klinik für Operative
                                                                             Intensivmedizin und Intermediate Care des Aachener Universitäts-
  1 Seit November letzten Jahres leitet PROF. DR. TOBIAS RAUPACH             klinikums, ist seit Jahresbeginn neuer Präsident der Deutschen In-
  das neue Institut für Medizindidaktik am Universitätsklinikum              terdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin
  Bonn, an dem digital gestützte Lehrformate erforscht und entwi-            (DIVI). 6 DR. VALERIE KIRCHBERGER ist seit Februar als Chief
  ckelt werden. 2 Ebenfalls seit November 2020 ist PROF. DR. ALINA           Medical Officer für Heartbeat Medical tätig. Zuvor verantwortete
  HULDTGREN Professorin für Digitale Gesundheit und Intelligente             sie den Bereich Value-Based Healthcare in der Strategieabteilung
  Nutzerschnittstellen am Fachbereich Medien der Hochschule Düs-             der Charité – Universitätsmedizin Berlin. 7 Seit November ist
  seldorf mit dem Lehr- und Forschungsschwerpunkt auf der mensch-            DR. CHRISTIAN HÖFTBERGER neuer Vorstandsvorsitzender der
  zentrierten Gestaltung digitaler Anwendungen und intuitiver                RHÖN-KLINIKUM AG. Der promovierte Jurist ist bereits seit
  Mensch-Technik-Schnittstellen. 3 PROF. DR. MED. THOMAS                     15. August 2020 Mitglied des Vorstands. 8 DR. PETER SCHREINER
  SAUTER, Leiter Bildung, eHealth und Telenotfallmedizin am Uni-             verantwortet seit Februar die neue Stabsstelle „Digital“ von
  versitären Notfallzentrum des Inselspitals, Universitätsspital Bern,       NOVENTI, in der er sich vor allem mit der Entwicklung und Ver-
  wurde im Dezember 2020 zum Stiftungsprofessor für Telenotfall-             marktung von digitalen Lösungen für den Gesundheitsmarkt be-
  medizin gewählt. 4 Seit Mitte November verantwortet MARTIN                 schäftigen und die Aktivitäten von NOVENTI koordinieren wird.

                                                                                                                                                       FOTOS: © JOHANN SABA – UK BONN; © HS DÜSSELDORF; © PASCAL TRIPONEZ; © GEMATIK; © UK AACHEN; © NELA KÖNIG; © RHÖN-KLINIKUM; © NOVENT
                Leicht zu täuschen                                                  Gut zu wissen
                TELEDERMATOLOGIE Wie zuverlässig sind Algorithmen bei der           TUBERKULOSE Auch in Corona-Zeiten ist die Tuberkulose einer
                Hautkrebsdiagnostik? Wissenschaftler:innen des DKFZ und des         der großen Killer, und sie wird es auch nach der COVID-19-Pan-
                Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Heidelberg konnten         demie bleiben. Weltweit richten sich diagnostische Anstrengun-
                zeigen, dass schon kleine Abweichungen bei der Bildaufnahme         gen darauf, Infizierte früher zu erkennen. Dem Thorax-Röntgen
                Auswirkungen haben. Drei Algorithmen, die bereits klinisch ein-     kommt dabei eine entscheidende Rolle zu. Die Befundung ist aber
                gesetzt werden, wurden auf 10 000 gutartige Nävi und bösartige      ein Flaschenhals, und deswegen versuchen immer mehr Unter-
                Melanome angesetzt. In einer ersten Testreihe wurden die Bil-       nehmen und Organisationen KI-Algorithmen zu entwickeln und
                der durch Rotation oder Zoom verändert, in einer zweiten wur-       – meist über eine Webschnittstelle – zugänglich zu machen, die
                den unterschiedliche Aufnahmewinkel und Beleuchtungen be-           eine Tuberkulose auf dem Röntgen-Thorax erkennen. Eine neue
                rücksichtigt. Ergebnis: Alle drei Algorithmen waren anfällig für    Online-Ressource macht diese Bemühungen jetzt vorbildlich
                derartige Veränderungen, die einen menschlichen Untersucher         transparent. Für die Zusammenstellung wurden 27 Entwickler von
                nicht beeindrucken. Bei jeweils rund 10 Prozent der Bilder än-      KI-Tools für die Tuberkulosediagnostik angeschrieben. Elf melde-
                derte sich die Einschätzung. Die Heidelberger wollen ihre Daten     ten sich zurück, und von diesen elf hatten acht bereits ein kom-
                nicht als pauschales Argument gegen KI verstanden wissen. Die       merzielles Produkt einsetzbar auf dem Markt, die drei anderen
                Studie zeige nur, dass Computer nicht diagnostizierten, sondern     waren im Stadium der Validierung. Fast alle Tools funktionieren
                rechneten und dass stetige Optimierung wünschenswert sei.           unabhängig vom digitalen Röntgensystem. www.ai4hlth.org

10 EHEALTHCOM 1 / 21
ÄRZTINNEN
SIND OFFENER
Es bleibt mühsam: Ganz langsam
wird die Ärzteschaft digitaler.

Z
       um zweiten Mal nach 2017 ha-
       ben Bitkom und Hartmannbund
       eine Umfrage unter Ärzt:innen
durchgeführt. „Wir sehen weiterhin
einen sehr deutlichen digitalen Graben
zwischen Praxis und Krankenhaus“
sagte Bitkom-Präsident Achim Berg. So
forderten 82 % der Klinikärzt:innen,
aber nur 38 % der Niedergelassenen
mehr Tempo bei der Digitalisierung.
Die Vorbehalte sind auch alters- und
geschlechtsabhängig: 88 % der unter
45-Jährigen, aber nur 55 % der über
44-Jährigen sehen die Digitalisierung
eher als Chance denn als Risiko. 74 %
der Frauen betonen die Chancen, bei
Männern sind es nur 63 %.
    Im Vergleich zu 2017 ist die Ärzte-
schaft insgesamt etwas digitaler ge-
worden. 50 % sagen, dass Medikations-
pläne digital erstellt würden, nach
43 % vor drei Jahren. 61 % (vorher
                                          Beratung zur
44 %) machen die Eigendokumentation
digital. Zurückgegangen sind die Vor-
                                          Aktionssteuerung|ng
                                          Prozessmodellierung in
behalte gegenüber der Videosprech-
stunde. 6 % der Niedergelassenen ga-

                                          BITMARCK_21c|ng
ben an, schon vor Corona Erfahrungen
mit Videosprechstunden gemacht zu
haben, 11 % kamen während der Pan-
demie dazu und sind weiterhin dabei.
8 % haben Videosprechstunden ver-         • Prozess- und Digitalisierungsberatung rund um die
sucht, aber wieder ad acta gelegt, und
                                            Aktionssteuerung|ng
40 % wollen künftig Videosprechstun-
den einsetzen. Von den 17 % aktiven       • Unterstützung bei der Prozessoptimierung und
Nutzern sagen 58 %, dass sie damit          -automatisierung
gute oder sehr gute Erfahrungen ge-       • Begleitung von der Analyse über die Umsetzung bis hin
macht hätten. Auch zu Gesundheits-          zur Implementierung
Apps erlaubt die Umfrage eine erste
Einschätzung: 2 % haben schon eine        • Bedarfsgerecht und individuell für jeden Kunden
DiGA verordnet, 24 % wollen das bald      • Schaffung von standardisierten Lösungen
tun. Und in dieser Subgruppe der 26 %
Ärzt:innen mit positiver Haltung zu
DiGA glauben 29 %, dass es Fälle geben    Noch Fragen? Dann wenden Sie sich gerne an
wird, in denen die digitale Therapie      vertrieb@bitmarck.de
eine konventionelle ersetzen wird.

                                                                                  0 / 00 EHEALTHCOM 11
COMPACT

  Wissenschaftsticker                                          Die TI soll schöner werden
                                                               TELEMATIKINFRASTRUKTUR Eine Hardware-freie TI ist als „Zukunftskonnektor“
   + + + Smartwatches als ethische Herausforderung?            schon länger Teil des politischen Flurfunks. Jetzt gibt es ein gematik-Whitepaper
   Die Medizinethiker CHRISTOPHER PREDEL UND
   FLORIAN STEGER von der Universität Ulm sehen                dazu. Aus der TI soll – Zielhorizont 2025 – eine „Arena für die digitale Medizin“
   den Einsatz von mobilen EKGs oder Pulsmessgeräten
                                                               werden, ein „modernes Olympiastadion, in dem akkreditierte Top-Athleten und
   zum Screening auf Vorhofflimmern aus ethischer Sicht
   kritisch (Front Cardiovasc Med 2021; 7:615927). Es          Teams […] nach transparenten Regeln zusammenspielen.“ Zentrale Komponente
   gebe derzeit keine Evidenz, dass das Screening das
   Outcome verbessere bzw. unerwünschte Ereignisse             der TI 2.0 sollen über das Internet/Apps verfügbare Fachdienste sein. Entfallen
   reduziere. Gleichzeitig gebe es eine hohe Zahl an           sollen Hardware-Konnektoren und Hardware-VPN, um neue Akteure einfacher
   falsch positiven (Verdachts-)Diagnosen, die Patient:in-
   nen ihrerseits schaden könnten. Ein weiteres ethisches      anbinden zu können und neue Dienste rascher zu etablieren.
   Problemfeld sehen die Ulmer beim Arzt-Patienten-Ver-
                                                               Abgelöst werden sollen auch eGK und Heilberufsausweise, und zwar durch ein
   hältnis. Auch bestehe die Gefahr von Diskriminierung
   ethnischer Minderheiten sowie sozialer Schichten, die       modernes eID-System, wobei hier nicht ganz klar wird, was gemeint ist. Laut
   sich Smartwatches nicht leisten könnten. + + +
   Forsch und innovativ: Niederländische HNO-Ärzt:in-          Whitepaper sollen E-Health-Kartenterminals und auch die SMC-Karten künftig
   nen um AHMED BAYOUMI von der Universität Ams-               obsolet sein. Verschlüsselungen und elektronische Signaturen würden von den
   terdam haben COVID-19-bedingt einen Patienten nach
   operativer Korrektur des Trommelfells mit einem digita-     medizinischen Einrichtungen weg in Richtung Rechenzentren verlagert. Insge-
   len USB-Otoskop zur telemedizinisch flankierten Selbst-
                                                               samt soll die TI „dem operativen Beispiel der etablierten, erfolgreichen Plattform-
   überwachung ausgestattet und daraus einen Fallbe-
   richt gemacht (J Otol 2020; 19.12.2020;doi: 10.1016         anbieter“ folgen. Was die Migration in die neue Welt angeht, wird eine schritt-
   /j.joto.2020.12.003). Die Geräte kosten zwischen 6 und
   35 US-Dollar, und die Kurzfassung der Kasuistik lautet:
   Hat funktioniert. + + + Eine lesenswerte Übersicht zu
   Digital-Health-Interventionen bei Kindern mit ADHS
   geben Psychiater:innen um G  ­ AUTAM PANDIAN vom
   Mount Sinai Medical Center (Psychiatry Res 2021;
   297:113742). Anlass ist die erste Zulassung einer digi-
   talen Spielintervention bei ADHS durch die FDA, die
   Anwendung EndeavorRx für Kinder von 8 bis 12 Jah-
   ren. + + + Neue Daten vom rollenden CT: MARTIN
   EBINGER, HEINRICH AUDEBERT UND KOLLEGEN
   von der Charité Berlin publizieren die Real-World-Stu-
   die zu ihrer mobilen Stroke Unit (JAMA 2021; 325:454-
   66). Gut 1 500 Schlaganfallpatient:innen wurden entwe-
   der konventionell versorgt, oder es kam, nach Verfüg-
   barkeit, eine mobile Stroke Unit (MSU) mit, die eine CT-
   Diagnose vor Ort erlaubte. Nach drei Monaten hatten
   MSU-Patient:innen im Mittel einen die Behinderung
   quantifizierenden mRS Score von 1, ohne MSU lande-
   ten die Patient:innen im Mittel bei 2 auf einer Skala von
   0 bis 3. Mit MSU verstarben 19,7 Prozent der Patienten
   oder hatten am Ende eine schwere Behinderung, ohne
                                                               weise Überführung angestrebt, gestaffelt zum Beispiel nach Nutzergruppen. Eine
   MSU waren es 22,1 Prozent. Letzteres war knapp signi-
   fikant, Ersteres deutlich. + + + Künstliche Intelligenz     relevante Frist ist dabei Mitte 2022. Das ist das „Verfallsdatum“ für die ersten
   in der Neurochirurgie: Kinderneurochirurg:innen um
   ANDREW HALE von der Universität Vanderbilt aus              Konnektoren. Sie sollen durch eine „Übergangslösung“ ersetzt werden.
   den USA haben unterschiedliche Algorithmen evalu-           Ankündigung einer neuen „Arena“ können allerdings dazu führen, dass das bishe-
   iert, die das Komplikationsrisiko nach Anlage eines ze-
                                                               rige „Stadion“ als unattraktiv wahrgenommen wird. Dem versucht das Whitepa-
                                                                                                                                                     BILDER: LINKS: © GEMATIK; RECHTS: © ALIVECOR

   rebrospinalen Shunts vorhersagen (Childs Nerv Syst
   2021; 30.1.2021; doi: 10.1007/s00381-021-05061-7). Am
                                                               per mit der Formulierung zu begegnen, dass ein „unterbrechungsfreier Betrieb“
   besten schnitt ein neuronales Netzwerk ab, das ein
   (multifaktorielles und schwer prognostizierbares)           für „Früh-Anwender“ gewährleistet sein werde. Das Ganze ist aber nicht nur ein
   Shunt-Versagen auf Basis von 38 radiologischen, chir-
   urgischen und klinischen Variablen mit hoher Spezifi-       Migrationsthema, sondern auch ein rechtliches und behördliches Thema. Zu-
   tät, allerdings geringer Sensitivität vorhersagen konn-     mindest im DVPMG ist die bisherige Hardware gesetzt bzw. wird sogar erweitert.
   te. Dies könne bei der Beratung der Familien künftig
   hilfreich sein, so die Autoren. + + +                       Auch ob und wie eine Behörde wie das BSI dem „Hardware-freien“ Konzept ihren
                                                               Segen erteilt, ist offen.

12 EHEALTHCOM 1 / 21
KI KANN JETZT QT-ZEIT
Im EKG eine verlängerte QT-Zeit rechtzeitig zu erkennen, kann
Leben retten. Ein mobiles 6-Kanal-EKG schafft das dank künstlicher
Intelligenz nun ganz ohne ärztliche Hilfe.

M
          obile EKG-Systeme bleiben           In der Fachzeitschrift „Circulati-
          faszinierend. Während           on“ berichten KI-Experten von der
          Smartwatches Vorhofflim-        Stanford University, die in Sachen
mern erkennen können, sind kompli-        EKG-Analyse seit Jahren Bahnbre-
ziertere Fragestellungen die Domäne       chendes leisten, jetzt über einen Algo-   sein. Sie kann auch eine Folge syste-
eigener mobiler Endgeräte. Zu den         rithmus, der auf Basis des Kardia Mo-     mischer Erkrankungen einschließlich
Marktführern gehört seit Jahren das       bile 6L die Länge der QT-Zeit anhand      COVID-19 sein, und sie kann vor al-
Unternehmen AliveCor, dessen Kardia       des aufgezeichneten 6-Kanal-EKGs          lem als Folge von Arzneimittelinter-
Mobile 6L aus einer kleinen, Smart-       adäquat messen kann. Das wiederum         aktionen auftreten. Es gibt also eine
phone-kompatiblen Metallplatte be-        erlaube eine Abschätzung des indivi-      Reihe interessanter klinischer Einsatz-
steht, die auf der Vorderseite zwei       duellen Risikos, einen plötzlichen        szenarien. In ihrer Studie auf Basis
Elektroden für jede Hand aufweist,        Herztod zu erleiden, so der Kardioge-     von über 1,6 Millionen EKG-Datensät-
dazu auf der Rückseite eine dritte, die   netiker Dr. Michael Ackermann, der        zen erreichten die Stanforder eine
auf das Knie gelegt werden. Damit         das Projekt federführend betreut.         Sensitivität von 80 Prozent und eine
lässt sich ein hochwertiges 6-Kanal-          Eine QT-Verlängerung von 550 ms       Spezifität von 94,4 Prozent für QT-Zei-
EKG ableiten.                             oder mehr kann genetisch verursacht       ten von 500 ms oder mehr.

                                                                                                                              ANZEIGE

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info@tkmed.org
COMPLEX |             USA

US-GESUNDHEITSSYSTEM:
WIE WEITER UNTER JOE BIDEN?
Neue Regierung, neue Gesundheitspolitik? Der
US-Präsident Biden will Obamacare, das die
Trump-Ära nur mühsam überlebt hat, ausbauen.
Republikaner und Demokraten sind sich zudem
einig, dass es im US-amerikanischen Gesund-
heitssystem weiter in Richtung Value-Based
Care gehen soll. Eine Entwicklung, die uns auch
in Deutschland nicht fremd ist.

                            D
TEXT: CHRISTINA CZESCHIK                 ie Einführung des landläufig als Obamacare be-
                                         zeichneten Affordable Care Act (ACA) 2010 war
                                         die größte Reform des US-amerikanischen Ge-
                                         sundheitssystems seit der Einführung von Me-
                                         dicare und Medicaid im Jahre 1965. Doch das
                            Gesetz stand von Anfang an unter Beschuss vonseiten der
                            Republikaner, für die die Einführung einer Krankenversi-
                            cherungspflicht wie der erste Schritt auf dem Weg in den
                            Sozialismus schien. 2017 höhlte der damalige Präsident
                            Trump bereits diese Versicherungspflicht aus, indem er die
                            steuerlichen Konsequenzen für Nichtversicherte kippte.
                                                                                          © KAREN ROACH – STOCK.ADOBE.COM

                            Und noch im November 2020 hatte die Trump-Regierung
                            einen letzten Versuch unternommen, den ACA zu kippen.
                            Die Entscheidung, ob eine im Jahr 2017 vorgenommene Än-
                            derung das ganze Gesetz verfassungswidrig macht, liegt zur-
                            zeit noch beim Surpreme Court, in dem aktuell zwei Richter
                            und eine Richterin sitzen, die von Trump nominiert
                            wurden. Die Entscheidung ist ausstehend.              >
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COMPLEX |         USA

                                                                                               zum Thema Wettbewerbsstrategien in
                                                                                               Märkten bekannt ist. Während die
                                                                                               herkömmliche Versorgung lediglich
                                                                                               anhand von wenigen Outcomes bewer-
                                                                                               tet wird, die oft Worst-Case-Szenarien
                                                                                               abbilden (wie etwa die Mortalitäts-
                                                                                               oder Rezidivrate), soll in der Value-
                                                                                               Based Care ein breites Spektrum von
                                                                                               patientendienlichen Outcomes be-
                                                                                               rücksichtigt und in ihrem Verhältnis
                                                                                               zu den eingesetzten Ressourcen öko-
                                                                                               nomisch bewertet werden. Nicht mehr
                                                                                               und umfangreichere Behandlungen
        Ungewöhnliche Einigkeit                                                                sollen mit Anreizen versehen werden,
                                                                                               wie im weithin üblichen Fee-for-

  herrscht jedoch bei Demokraten                                                               Service-Modell, sondern ein besserer
                                                                                               Gesundheitszustand der Bevölkerung.
                                                                                                   „Value is measured by the outco-

      und Republikanern über die                                                               mes achieved, not the volume of ser-
                                                                                               vices delivered […] Accountability for

  Notwendigkeit von Value-Based
                                                                                               value should be shared among the
                                                                                               providers involved. Thus, rather than
                                                                                               ‚focused factories‘ concentrating on

    Care im Gesundheitssystem.                                                                 narrow groups of interventions, we
                                                                                               need integrated practice units that are
                                                                                               accountable for the total care for a me-
                                                                                               dical condition and its complicati-
                Trotz aller Anfechtungen erreichte    kampf an, das Eintrittsalter für Medi-   ons“. 4
            Obamacare eine deutliche Verringe-        care von 65 auf 60 zu senken und
            rung des Anteils der Nichtversicher-      zusätzliche Leistungen wie Zahnersatz    PATIENTENZENTRIERUNG UND MES-
            ten: Betrug dieser 2010 bei den 18- bis   sowie Hör- und Sehhilfen erstatten zu    SUNG DER PATIENTENZUFRIEDENHEIT
            64-Jährigen noch 22,3 Prozent, so war     lassen. Medicaid als Angelegenheit       In der Value-Based Care soll das Ge-
            er 2016 schon auf 12,4 Prozent gesun-     der einzelnen Bundesstaaten solle        sundheitssystem also nicht mehr auf
            ken.1 In der Gruppe der Erwachsenen       durch finanzielle Unterstützung aus      die Leistungserbringer:innen zen­
            ohne Kinder unterhalb der Armuts-         Washington gestärkt werden. Trumps       triert und entlang von Fachgrenzen
            grenze sank die Rate der Unversicher-     Linie während seiner Regierungszeit      fragmentiert, sondern patientenzen­
            ten sogar von 45,4 Prozent auf 16,5       war dagegen prinzipiell die Senkung      triert sein. Leistungserbringer:innen
            Prozent. Insgesamt sind heute 20 Mil-     von Gesundheitsausgaben sowie die        und die von ihnen erbrachte Versor-
            lionen US-Amerikaner:innen mehr           Delegierung von gesundheitsbezoge-       gung müssen sich an der erreichten
            krankenversichert als vor Einführung      nen Entscheidungen an die einzelnen      Lebensqualität der Patient:innen mes-
            des Gesetzes.                             Bundesstaaten.2                          sen lassen.
                Der neue US-Präsident Joe Biden                                                    Ein erster Schritt in Richtung
            kündigte schon während des Wahl-          PARTEIÜBERGREIFENDES ZIEL:               Value-Based Care wurde mit dem ACA
            kampfes an, Obamacare weiter stär-        VALUE-BASED CARE                         unter Obama im Jahr 2010 mit der Ein-
                                                                                                                                          © LOGOSTOCKIMAGES – STOCK.ADOBE.COM

            ken und ausbauen zu wollen. Er war        Ungewöhnliche Einigkeit herrscht         führung von Accountable Care Orga-
            als Vizepräsident unter Obama für die     jedoch bei Demokraten und Republi-       nizations (ACOs) gemacht: Dies sind
            Einführung mit zuständig gewesen.         kanern über die Notwendigkeit von        Zusammenschlüsse von Leistungser-
            Ein Programm ähnlich dem Medicare         Value-Based Care im Gesundheitssys-      bringer:innen (Ärzt:innen, Thera-
            – der Krankenversicherung für Seni-       tem. Dieses Konzept wurde erstmals       peut:innen, Krankenhäusern und an-
            or:innen in den USA – solle zu günsti-    2006 vom Ökonom Michael E. Porter        deren), die ihre Versorgung miteinan-
            gen Beiträgen für alle verfügbar wer-     vorgeschlagen3, der seit den 1970er-     der koordinieren und von der Versi-
            den. Außerdem kündigte er im Wahl-        Jahren vor allem für seine Arbeiten      cherung Medicare finanziell belohnt

16 EHEALTHCOM 1 / 21
werden, wenn sie unnötige Leistungen      lichst breite Beteiligung zu erreichen.   demie, wurde nach Meinung der
einsparen und dabei eine gute Versor-     Das Standardmodell des VBP in Medi-       Trump-Regierung von übertriebenen
gungsqualität sicherstellen. ACOs gibt    care arbeitete zunächst nur mit Bonus-    Datenschutzrichtlinien behindert – so
es in verschiedenen Ausprägungen –        zahlungen. Die Trump-Regierung än-        äußerte sich etwa im Juli 2020 der US-
so werden beispielsweise Leistungser-     derte das Modell dahingehend, dass        Gesundheitsminister Alex Azar.9 Die
bringer:innen finanziell an Einspa-       alle vertraglich für fünf Jahre gebun-    Trump-Regierung stieß als eines ihrer
rungen beteiligt, haften aber in ande-    denen Leistungserbringer:innen in-        letzten Projekte eine Lockerung des
ren Modellen auch für Kostensteige-       nerhalb von zwei Jahren in ein Modell     Gesundheitsdatenschutzgesetzes
rungen im Vergleich zu vorher.            wechseln mussten, das auch eine Be-       HIPAA an, um die Umsetzung von
                                          teiligung bei Kostensteigerungen, ge-     Value-Based Care zu vereinfachen.10
VON HMOS ZU ACOS                          wissermaßen als Strafzahlungen, vor-      Diese könnten erst nach der Amtsein-
ACOs erinnern damit vom Konzept           sieht.5 Wie Biden diese Modelle weiter-   führung von Joe Biden in Kraft treten.
her an Health Maintenance Organiza-       entwickeln wird, steht noch nicht fest.   US-Kommentatoren gehen aber davon
tions (HMOs), die seit den 1970er-Jah-    Bekannt ist jedoch, dass er mehr Orga-    aus, dass einige der Änderungen die
ren in den USA existieren. Hierbei        nisationen wie Krankenhäusern die         Zustimmung auch der Demokraten
handelt es sich um Versicherer, die       Teilnahme an ACOs und VBPs ermög-         finden könnten – insbesondere solche,
entweder Leistungserbringer:innen         lichen will – Trumps Regierung hatte      die die Transparenz des Systems für
direkt anstellen oder mit ihnen Ver-      einen Fokus auf Modelle gelegt, die       Patienten erhöhen. So sollen Arztpra-
träge abschließen. Die Leistungser-       unter der Leitung selbstständiger         xen etwa in Zukunft innerhalb von 15
bringer:innen erhalten ein pauschales     Ärzt:innen standen.                       statt wie bisher 30 Tagen Patient:innen
Entgelt für die Versorgung der Versi-                                               auf Anfrage ihre Akten zur Verfügung
cherten und sind in der Regel restrik-    MESSUNG DER PATIENT EXPERIENCE            stellen, und für den elektronischen
tiv, was die zur Verfügung stehenden      MUSS VERBESSERT WERDEN                    Download soll keine Gebühr mehr an-
medizinischen Leistungen angeht.          Die Messung der Patientenzufrieden-       fallen dürfen.11
     Umgesetzt wird dies in den Value-    heit mit Werkzeugen wie dem
Based Payment- oder VBP-Program-          HCAHPS steht allerdings zunehmend         UND IN DEUTSCHLAND?
men hauptsächlich durch standardi-        in der Kritik – zum einen wegen der       Die hier skizzierten Entwicklungen
sierte Fragebögen wie das Hospital        wenig evidenzbasierten Auswahl der        und Probleme im Bereich Value-Based
Consumer Assessment of Healthcare         Fragebogen-Items6, zum anderen we-        Care werden so manche Leser:innen
Providers and Systems (HCAHPS).           gen noch unzureichender Digitalisie-      an die Integrierte Versorgung (IV)
Diese erheben, wie Patient:innen die      rung.7 Eine von fünf großen Kranken-      hierzulande erinnern, die vor 20 Jah-
Versorgung erleben, im Sinne eines        hausgesellschaften durchgeführte Stu-     ren in § 140a des SGB V festgeschrie-
sogenannten Patient Experience Mea-       die8 hatte im Jahr 2019 ergeben, dass     ben wurde, aber nach einem enthusi-
surement. Auf der Basis dieses Ergeb-     die Rücklaufquoten des HCAHPS im-         astischen Start hinter den Erwartun-
nisses sowie einer Evaluation von Pro-    mer geringer werden, dass für die Pa-     gen zurückgeblieben ist. Zuletzt zeigte
zessen und Outcomes erhalten die          tient Experience wichtige Faktoren        sich im Februar 2020 die Deutsche
Leistungserbringer:innen Prämien.         nicht abgefragt werden und dass der       Gesellschaft für Integrierte Versor-
Solche VBPs werden beispielsweise         Fragebogen bei den Befragten eine zu      gung im Gesundheitswesen (DGIV)
im Rahmen der staatlichen Medicare,       hohe Gesundheitskompetenz (Health         enttäuscht von den Entwicklungen der
aber auch von bundesstaatlichen Pro-      Literacy) voraussetzt. Unter den Emp-     vergangenen Jahre und hoffte auf an-
grammen und privaten Versicherern         fehlungen, die in der Studie gegeben      gekündigte neue Gesetzesinitiativen
umgesetzt. Die Patientenzufrieden-        wurden, hatte die Digitalisierung des     im Bereich sektorenübergreifende Ver-
heit soll dabei im VBP von Medicare       Surveys die höchste Priorität. US-ame-    sorgung. Diese sind – auch coronabe-
erstmals im Jahr 2023 genauso schwer      rikanische Anbieter von Gesundheits-      dingt – noch nicht weiter gediehen.
wiegen wie Prozesse und Outcomes          IT-Lösungen haben seither schon digi-         Doch in Deutschland finden sich
zusammengenommen.                         tale Versionen dieses und anderer Fra-    die Ansätze der Value-Based Care –
                                          gebögen ins Programm genommen.            Patientenzentrierung und gleichzeitig
WER TRÄGT DAS FINANZIELLE RISIKO?                                                   erhoffte Einsparungen für Kostenträ-
Das finanzielle Risiko für Leistungser-   HIPAA SOLL ANGEPASST WERDEN               ger:innen – in der Idee der innovati-
bringer:innen war zum Start des ACA       Die Digitalisierung der Versorgung,       ven Gesundheitsregionen wieder, die
im Jahr 2010 von Obama erst einmal        sowohl zur Umsetzung von Value-Ba-        von einer Gruppe aus Gesundheitssys-
gering gehalten worden, um eine mög-      sed Care als auch im Rahmen der Pan-      temexpert:innen, Patientenvertre-

                                                                                                               1 / 21 EHEALTHCOM 17
COMPLEX |         USA

               In Deutschland finden sich die Ansätze
                der Value-Based Care in der Idee der
             innovativen Gesundheitsregionen wieder.
            ter:innen und Ökonom:innen um
            ­Helmut Hildebrandt (OptiMedis AG)
                                                        FUSSNOTEN
             kürzlich in der Zeitschrift „Welt der
             Krankenversicherung“ veröffentlicht        1
                                                         https://www.nytimes.com/2020/03/23/health/obamacare-aca-coverage-
             wurde.12 Auch hier stellt sich vor allem   cost-history.html
             die Frage der nachhaltigen Finanzie-       2
                                                         https://www.npr.org/sections/health-shots/2020/10/22/926372475/
             rung und der Verteilung des finanziel-     comparing-bidens-and-trump-s-different-visions-for-health-care
             len Risikos, die von Hildebrandt mit       3
                                                         Porter, Michael E., and Elizabeth Olmsted Teisberg. Redefining health care:
             dem Vorschlag eines an den Gesund-         creating value-based competition on results. Harvard business press, 2006.
             heitsfonds gekoppelten „Zukunfts-
                                                        4
                                                         Porter, M. “What is value in health care?” The New England Journal of
             fonds für regionale Gesundheit“ be-
                                                        Medicine. 363 26 (2010): 2477-81.
             antwortet wird. Sobald die gesetzgebe-
             rischen Notwendigkeiten der Pande-         5
                                                         https://www.hfma.org/topics/news/2020/11/big-value-based-payment-
             mie vorerst abgearbeitet sind – und        shifts-may-come-in-biden-administration.html

             sobald sich die Bundesregierung nach       6
                                                         Wadhera RK, Figueroa JF, Joynt Maddox KE, Rosenbaum LS, Kazi DS,
             der Bundestagswahl 2021 neu aufge-         Yeh RW. Quality Measure Development and Associated Spending by the
             stellt hat –, könnte es also auch in der   Centers for Medicare & Medicaid Services. JAMA. 2020;323(16):1614–1616.
                                                        doi:10.1001/jama.2020.1816
             deutschen Gesundheitspolitik wieder
             verstärkt um Value-Based Care und          7
                                                         https://www.aha.org/press-releases/2019-07-25-new-report-shows-benefit-
             eine Rückkehr oder Revitalisierung         modernizing-hcahps-patient-experience-survey
             der Integrierten Versorgung gehen.         8
                                                         https://www.aha.org/system/files/media/file/2019/07/FAH-White-Paper-
                                                        Report-v18-FINAL.pdf
                                                        9
                                                         https://www.hhs.gov/about/leadership/secretary/op-eds/trump-
                                                                                                                                       © VEGEFOX.COM – STOCK.ADOBE.COM

                               DR. MED. CHRISTINA       administration-aims-to-keep-telehealth-revolution-here-to-stay.html
                             CZESCHIK
                             ist Ärztin, Medizin-
                                                        10
                                                          https://www.healthcaredive.com/news/trump-admin-proposes-easing-
                             informatikerin und Fach-   hipaa-to-foster-value-based-care-covid-19-cont/591986/
                             autorin für eHealth und    11
                                                             https://www.insurancejournal.com/news/national/2020/12/14/593793.htm
                             Informationssicherheit.
                             Kontakt: czeschik@          https://www.medhochzwei-verlag.de/Zeitschriften/WdK/Leseprobe/
                                                        12

                             serapion.de                Kostenlose-Ausgabe-WdK-7-8-2020.pdf

18 EHEALTHCOM 1 / 21
Think Medical!
    Act Digital!
                                           Neuer Termin

                               8.–10. Juni 2021
                               Messegelände Berlin
Connecting Digital Health      www.dmea.de
GOLD Partner                    SILBER Partner

Veranstalter    Organisation   In Kooperation mit    Unter Mitwirkung von

                                                    1 / 21 EHEALTHCOM 19
COMPLEX |           E-REZEPT

DVPMG:
BOOSTER FÜRS E-REZEPT?
Nach den Arzneimitteln nimmt der Gesetzgeber
mit dem Digitale Versorgung und Pflege-Moder-
nisierungs-Gesetz (DVPMG) nun auch die Verord-
nung anderer Leistungen ins digitale Visier – und
damit die Anbindung neuer Leistungserbringer:in-
nen an die Telematikinfrastruktur. Das E-Rezept
wird auf der TI für mehr Betrieb sorgen.
TEXT: ANDREAS KERZMANN

                               M
                                                it dem Digitale Versorgung und Pflege-
                                                Modernisierungs-Gesetz (DVPMG) will das
                                                Bundesministerium für Gesundheit (BMG)
                                                Potenzial der Digitalisierung weiter aus-
                                                schöpfen. Das Ministerium fokussiert auf
                               die Weiterentwicklung der elektronischen Patientenakte
                               (ePA), des E-Rezepts (eRp) und der digitalen Gesundheits-
                               anwendungen (DiGA). Darüber hinaus werden die digitalen
                               Pflegeanwendungen (DiPA) kreiert, die sich an den DiGA
                                                                                             © SKD – STOCK.ADOBE.COM

                               orientieren, jedoch aus den Pflegekassen finanziert werden.
                               Neu ist außerdem die Patientenkurzakte, die einerseits
                               grenzüberschreitend einsetzbar sein wird und andererseits
                               die Notfalldaten auf der eGK mittelfristig ersetzen
                               soll.                                                 >
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COMPLEX |             E-REZEPT

VERPFLICHTUNG ZUR ELEKTRONISCHEN VERORDNUNG
                                                                                                  mentationszwecken archiviert werden
                                                                                                  müssen. Auf diese Dokumentation
                                                                                                  und die strikte Limitierung der Aus-
                                                                                                  gabe von amtlichen BtM-Rezepten an
                                                                                                  Verordnende setzt die Kontrolle des
                                                                                                  Betäubungsmittelverkehrs auf. Wür-
                                                                                                  den dagegen die Potenziale der digita-
                                                                                                  len Welt ausgenutzt, würde der Pro-
                                                                                                  zess auf allen Seiten einfacher. Bis
   Ab 01.01.2023          Ab 01.07.2024          Ab 01.07.2025           Ab 01.07.2026
                                                                                                  Ende Juni 2021 wird die gematik die
  Betäubungsmittel-          Häusliche            Soziotherapien       Heil- und Hilfsmittel
    und T-Rezepte        Krankenpflege und
                                                                                                  technische Spezifikation für BtM- und
                           außerklinische                                                         T-Rezepte veröffentlichen. Daran wird
                           Intensivpflege                                                         sich erkennen lassen, ob und wenn ja
                                                                                                  wie viel Bürokratieabbau mithilfe der
                                                                                                  Elektronifizierung dieser Formulare

   Die erforderliche Anbindung an
                                                                                                  „gewagt“ wird.
                                                                                                      Im nächsten Schritt werden die
                                                                                                  ärztlichen Verordnungen von häusli-

  die Telematikinfrastruktur dürfte                                                               cher Krankenpflege (HKP) und außer-
                                                                                                  klinischer Intensivpflege digital. Ab
                                                                                                  dem 1. Juli 2024 wird die elektroni-
   für alle Beteiligten eine enorme                                                               sche Verordnung dieser Leistungen
                                                                                                  verpflichtend. Damit löst die elektro-

      Herausforderung darstellen.                                                                 nische Verordnung ein weiteres Ver-
                                                                                                  ordnungsmuster ab, diesmal das Mus-
                                                                                                  ter 12. Mit dieser Ablösung kommt
                                                                                                  wieder eine neue Akteurin in den Pro-
                NEUE ELEKTRONISCHE                       eben kein amtliches Formular ist. Ver-   zess: die Krankenkasse. Bei Verord-
                VERORDNUNGEN                             antwortlich für BtM- und T-Rezepte       nungen von Arzneimitteln erhalten
                Mit dem DVPMG werden elektroni-          ist das dem BMG nachgeordnete Bun-       Krankenkassen erst am Ende des Pro-
                sche Verordnungen deutlich ausge-        desinstitut für Arzneimittel und Me-     zesses die Rezepte, die sie wiederum
                weitet. Bisher sind durch das PDSG       dizinprodukte (BfArM). Im Mitte Ja-      als abrechnungsbegründende Unter-
                nur Festlegungen für verschreibungs-     nuar vorliegenden Entwurf kommt          lage benötigen. Bei der Verordnung
                pflichtige Arzneimittel getroffen wor-   die Verpflichtung zur elektronischen     von HKP ist die Leistungserbringung
                den. Für diese gilt ab 1. Januar 2022    Verschreibung von BtM- und T-Ver-        jedoch an die Genehmigung durch die
                die Pflicht der elektronischen Verord-   ordnungen zum 1. Januar 2023. Damit      Krankenkasse geknüpft.
                nung. Dabei müssen die Dienste der       wird auch das BfArM, das weiterhin           Die Krankenkasse wird also viel
                Telematikinfrastruktur (TI) nach De-     die Hoheit über diese Formulare hat,     früher als im Arzneimittelprozess Zu-
                finition der gematik verwendet wer-      in geeigneter Form in den Verschrei-     griff auf relevante Daten zur Prüfung
                den. Ausgenommen sind Verordnun-         bungsprozess eingebunden werden          des Leistungsanspruchs erhalten müs-
                gen für Betäubungsmittel (BtM) und       müssen.                                  sen. Der Gesetzgeber spricht davon,
                sogenannte T-Rezepte für potenziell          Dadurch entsteht, und das macht      dass Versicherte diese Verordnungen
                erbgutschädigende („teratogene“) Arz-    dieses Thema interessant, eine Chance    an die Krankenkasse bei Bedarf „über-
                neimittel.                               zur Entbürokratisierung. Das BfArM       mitteln“ können müssen. Spannend
                    Diese beiden Rezepttypen sind al-    hat im Kontext der BtM- und T-Ver-       wird sein, wie die darunterliegende
                lein schon deswegen etwas anderes        ordnungen eine kontrollierende und       Lösung aussehen wird: Erhalten Kas-
                als „normale“ Verordnungen, weil es      bei der BtM-Verordnung sogar eine        sen für gewisse Rezepttypen direkten
                sich bei den eingesetzten Formularen     steuernde Funktion. Aktuell passiert     Zugriff auf die Verordnungen im
                um amtliche Vordrucke handelt – im       das mithilfe einer ganzen Reihe von      Fachdienst? Werden Versicherer ihrer
                Gegensatz zum Muster 16, das zwar        Formularen, die im ärztlichen und        Krankenkasse die Rezepte als elektro-
                von der Formularkommission der           pharmazeutischen Bereich regelhaft       nische Dokumente weiterleiten? Müs-
                Selbstverwaltung definiert wird, aber    auf Papier ausgefüllt und zu Doku-       sen unter Umständen neue Zugriffs-

22 EHEALTHCOM 1 / 21
regeln für Rezepte im Gesetz festge-       für Hörhilfen und Muster 16 für Hilfs-     ler Heilmittel-Richtline Physiothera-
legt werden? Diese Fragen sind im          mittel allgemein. Damit halten ganz        pie, Ergotherapie, Ernährungsthera-
DVPMG-Entwurf noch nicht abschlie-         neue Arten von Informationen Einzug        pie, Podologie sowie Stimm-, Sprech-,
ßend geklärt.                              in die elektronischen Verordnungen,        Sprach- und Schlucktherapie vollstän-
    Ein Jahr später werden Verordnun-      beispielsweise die Dioptrie-Werte bei      dig ab. Davon wird auch die elektroni-
gen für Soziotherapien digital. Ab         Sehhilfen oder Informationen zu Hör-       sche Verordnung von Heilmitteln pro-
dem 1. Juli 2025 kommt die Verpflich-      verlusten nach Frequenzen bei Hörhil-      fitieren. Aber auch hier wird es not-
tung zur elektronischen Verschrei-         fen. Darüber hinaus wird es verschie-      wendig sein, dass Versicherte die Heil-
bung dessen, was bisher mit Muster         dene Arten der Genehmigungsverfah-         mittelbehandlungen quittieren, und
26 (eigentliche Verordnung) und Mus-       ren geben, die sich unter Umständen je     zwar für jede einzelne Einheit und am
ter 27 (Soziotherapeutischer Therapie-     nach Kasse unterscheiden. Teilweise        besten in der Praxis oder auch beim
plan) abgebildet wird. Beide Formula-      wird es wohl einheitliche, elektroni-      Hausbesuch.
re sind heute der Krankenkasse im          sche Hilfsmittelkataloge geben wer-
Original zur Genehmigung vorzule-          den, die aber erst noch entstehen müs-     NEUE AKTEUR:INNEN IN DER TI
gen. Der zukünftige elektronische          sen. Es wird also im Sinne der Digita-     Die Verpflichtung zur elektronischen
Prozess dürfte im Fachdienst also im       lisierung noch viel Regelungsbedarf in     Verordnung ist nur dann sinnvoll,
Wesentlichen ähnlich zur Verord-           der Selbstverwaltung und bei den           wenn auch alle beteiligten Akteur:in-
nung von HKP ablaufen.                     Partner:innen der Versorgungsverträ-       nen an der TI teilnehmen. Der DVPMG-
    Die Überweisung zur Indikations-       ge geben, bevor mit einer sinnvollen       Entwurf gibt dafür einen klaren Fahr-
stellung (Muster 28) ist im DVPMG-         technischen Abbildung begonnen wer-        plan. Jeweils ein halbes Jahr vor der
nicht ausdrücklich genannt, dürfte         den kann. Darüber hinaus wird der          Verpflichtung zur elektronischen Ver-
aber ebenfalls unter die „Verordnung       Empfang von Hilfsmitteln durch Ver-        ordnung müssen die Leistungserbrin-
von Soziotherapien“ fallen, da maxi-       sicherte oder ihre Vertreter:innen quit-   ger:innen der jeweiligen Kategorie an
mal fünf Einheiten von soziothera-         tiert. Auch das wird elektronisch abge-    die TI angeschlossen sein.
peutischen Leistungen abgerechnet          bildet werden müssen – möglichst in             Das heißt also, dass alle ambulan-
werden können. Das ist insofern rele-      einer praxistauglichen Form, die auch      ten Pflegedienstleister:innen bis zum
vant, weil die verordnende, ärztliche      bei Lieferung vor Ort von älteren Mit-     1. Januar 2024 an die TI angeschlossen
Person mit dieser Überweisung sozio-       menschen gehandhabt werden kann.           sein müssen, alle Leistungserbrin-
therapeutische Leistungserbringer:in-           Im Gegensatz zur aktuellen Kom-       ger:inen im Bereich Soziotherapien bis
nen hinzuzieht und damit direkt „be-       plexität bei Hilfsmitteln greifen für      zum 1. Januar 2025 und alle Heil- und
auftragt“. Das ist ein klarer Fall von     Heilmittel bereits jetzt deutliche Ver-    Hilfsmittelerbringer:innen bis zum
Kommunikation zwischen Leistungs-          einfachungen, die Genehmigungsver-         1. Januar 2026. Dies dürfte für alle Be-
erbringer:innen. Hier stellt sich die      fahren überflüssig machen. Außerdem        teiligten eine enorme Herausforde-
Frage, ob diese über „Kommunikation        wurde die Zahl der Muster in diesem        rung darstellen.
im Medizinwesen“ („KIM“, ehemals           Bereich von drei auf eins reduziert.            Das liegt einerseits daran, dass die
„KOM-LE“) elektronisch abgebildet          Das neue Muster 13 deckt nach aktuel-      schiere Anzahl der neu a­ nzubindenden
werden wird oder über den E-Rezept-
Fachdienst. Letzterer ist eine Pflicht-
anwendung, was ihn eigentlich zum              ELEKTRONISCHE VERORDNUNGEN: Anbindung neuer Gruppen von Leistungserbringer:innen
natürlichen Kanal für diese Kommu-
nikation macht.
                                                      Bis 01.01.2024                  Bis 01.01.2025                    Bis 01.01.2026

DIE KLIMAX IM SPANNUNGSBOGEN:
HEIL- UND HILFSMITTEL
Richtig spannend wird es ein Jahr spä-
ter mit den Verordnungen von Heil-                       Häusliche
                                                     Krankenpflege und                 Soziotherapie                 Heil- und Hilfsmittel
und Hilfsmitteln. Sie sollen ab dem
                                                       außerklinische
1. Juli 2026 verpflichtend digital wer-                Intensivpflege
den. Im Bereich der Hilfsmittel spre-
chen wir da schon von vier Mustern,
die es elektronisch abzulösen gilt: Mus-
ter 8 und 8A für Sehhilfen, Muster 15

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