Gewerbe Bündner - Bündner Gewerbeverband

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Gewerbe Bündner - Bündner Gewerbeverband
Bündner
                                Gewerbe
                                Wirtschaftsmagazin für das Gewerbe in Graubünden | 4 /2014

Pauschalsteuer
Abschaffung widersinnig

KMU-Frauentagung
Anziehende Formen
kontrovers diskutiert

Präsidentenkonferenz
Olympiadiskussion neu im Raum

FIUTSCHER – erneut ein Grosserfolg
Das Berufsfest vereint
Jung und Alt
Gewerbe Bündner - Bündner Gewerbeverband
Corsin Rauch
                                                                                                       zukunftsorientierter Metallbauer

Ihre Pläne. Unsere KMU-Kompetenz.

Bündner und die GKB teilen sich die Innovationsfreude.

Bündner KMU machen Graubünden stark. Darum setzen wir uns mit Leidenschaft und grossem Fachwissen für die Unternehmen
unseres Kantons ein. Von der Gründung bis zur Nachfolgeplanung. Stärken Sie Ihr Unternehmen mit dem Know-how und dem
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Ihre unternehmerischen Ziele und Herausforderungen.

Gemeinsam wachsen. gkb.ch/kmu
Gewerbe Bündner - Bündner Gewerbeverband
In dieser Ausgabe
                                                                                                     Ecopop-

                                                                                               EI -
                                                                                            : N uer
                                                                                                    Initiative:

                                                                                                 N
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                                                                      -                             NEIN
                                                                   t s JA

                                                                                       at l s
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                                                                                               Go
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                                                                                    Pa
                                                                                               NEIN

                                                          vom 30. November 2014
                                                          Abstimmungsparolen
             Im Brennpunkt
             5 Jürg Michel zu den schlimmen Folgen
                von drei Volksinitiativen
             7 Urs Schädler: Bringen wir den Stein
                endlich ins Rollen?
             9 Gebietsreform: Schlanke und effizien-
                te Strukturen – ein Gebot der Stunde
             10 Pauschalsteuer: Die Abschaffung
                schadet Graubünden massiv
9            13 Billag-Mediensteuer: Aufruf zur              Impressum
                Unterzeichnung des Referendums
             15 Informatikschule knapp gescheitert          Bündner Gewerbe
             16 KMU-Frauentagung: Tabuthemen im             Wirtschaftsmagazin für das Gewerbe
                «Goldenen Ei» kontrovers diskutiert         in Graubünden.
             19 Ecopop: Die Initiative ist absurd           Offizielles Verbandsorgan des Bünd­-
             21 Goldinitiative: Undurchdachte               ner Gewerbeverbands als
                Forderungen                                 Dachorganisation der gewerblichen
                                                            Wirtschaft Graubündens.
             Verbände und Branchen
             23 Präsidentenkonferenz in Scuol sorgt         Ausgabe 4/2014
16              für Olympia-Zündstoff                       35. Jahrgang, Auflage 6800
             25 Einer von 6000: Reto Pingeon sorgt          Erscheint 4-mal im Jahr
                mit Raum Raetia für schönes Wohnen          Verantwortlicher Redaktor :
             26 Bündner Vertreter überzeugen an den         Jürg Michel, Direktor ( Mi. )
                SwissSkills in Bern                         Redaktion und Bilder : Monika Losa
                                                            ( ml. )
             Das interessiert das Gewerbe
             27 Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft          Redaktionsadresse :
                und Politik wird intensiviert               Bündner Gewerbeverband
             29 Im Konsumbereich zählt Eigenverant-         Unione grigionese delle
                wortung                                     arti e mestieri
23           31 BGV trauert um den Ehrenpräsidenten         Uniun grischuna d’artisanadi
                Georg Haag                                  e mastergn
                                                            Haus der Wirtschaft
                                                            Hinterm Bach 40
                                                            Postfach, 7002 Chur
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                                                            E-Mail : info @ kgv-gr.ch
                               Titelbild :                  Internet : www.kgv-gr.ch
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                               Begeisterung am vielfäl-
                               tigen Berufsangebot
25                             (siehe Sonderbeilage).

                                                                                          In dieser Ausgabe | 3
Gewerbe Bündner - Bündner Gewerbeverband
ZENTRALWÄSCHEREI
                                                                Chur
                                                                WILLKOMMEN BEI DEN PROFIS FÜR TEXTILIEN
                                                                • Textile Vollversorgung mit Pflegeservice für Eigen-, Miet- und Berufswäsche

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Gewerbe Bündner - Bündner Gewerbeverband
Vorwort des Direktors

Schädlich – unsinnig – verderblich

                                                  Schädlich. Die Besteuerung nach dem Aufwand ist Personen
                                           vorbehalten, die in der Schweiz nicht erwerbstätig sind. Die Bedin­
                                       gungen wurden in jüngster Zeit massiv verschärft. Pauschalbesteuerte
                                       entrichten Steuerbeträge, die weit über dem Durchschnitt liegen. Die
                                       Volksinitiative «Schluss mit den Steuerprivilegien für Millionäre (Abschaf­
                                       fung der Pauschalbesteuerung)» setzt ohne Not 22 000 Arbeitsplätze,
                                       1 Milliarde Franken Steuereinnahmen und 3 Milliarden Franken Investi­
                                       tionen aufs Spiel. Insbesondere gewerbliche Betriebe wären die Leid­
                                       tragenden. Aber auch der kantonale Finanzausgleich, über den wir im
                                       September abgestimmt haben, geräte in Schieflage, wenn die Mittel aus
                                       den finanzstarken Gemeinden, die über pauschalbesteuerte Personen

Der Bündner Gewerbeverband
                                       verfügen, deutlich geringer werden.
lehnt alle drei Volksinitiativen ab,
über die am 30. November 2014          Unsinnig. Vor der extremen Ecopop-Volksinitiative «Stopp der Überbevöl­
abgestimmt wird. Sie hätten            kerung – zur Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen» muss drin­
schlimme Folgen und würden der         gendst gewarnt werden. Die Initiative will die Zuwanderung von Fachkräf­
Schweiz und insbesondere Grau­
                                       ten faktisch gänzlich verunmöglichen. Sie würde zur Kündigung der
bünden massiven Schaden zufügen.
                                       bilateralen Verträge, zu einer massiven Verlagerung der wirtschaftlichen
                                       Tätigkeit ins Ausland, zu sinkenden Löhnen, zu höheren Steuern, zu
                                       unsicheren Renten und zu einem Pflegenotstand führen. Die AHV geriete
                                       in Schieflage. Zusätzlich müsste die Schweiz viel Geld für die Verhütung
                                       von Schwangerschaften im Ausland aufwenden.

                                       Verderblich. Mit der Volksinitiative «Rettet unser Schweizer Gold (Gold-
                                       Initiative)» wäre im Jahre 2011 die Einführung einer Untergrenze zum Euro
                                       nicht möglich gewesen. Die Schweizer Wirtschaft stünde ohne diese
                                       Untergrenze heute weit weniger gut da. Die Schweizerische Nationalbank
                                       benötigt den vollen Handlungsspielraum, um in einer sehr heiklen Phase
                                       den Mindestkurs gegenüber dem Euro zu verteidigen. Bei einer Annahme
                                       der Initiative müsste sie ihren Goldbestand kurzfristig verdoppeln.
                                       Entgegen der Auffassung der Initianten wird die Geldwertstabilität durch
                                       hohe Goldreserven nicht verbessert.

                                       Jürg Michel, Direktor BGV

                                                                                                 Im Brennpunkt | 5
Gewerbe Bündner - Bündner Gewerbeverband
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Gewerbe Bündner - Bündner Gewerbeverband
Editorial des Präsidenten

« Wie viele Knebel vertragen
wir noch ? »

                                                 Der Gewerbeverband ist keine Partei, wir sind nicht dem
                                           Wählerwillen verpflichtet. Vielmehr ist es unsere Pflicht, auf die
                                       Bedürfnisse der Wirtschaft – und dies bedeutet auf die Erhaltung und
                                       den Ausbau der Arbeitsplätze – hinzuwirken. Aber gewisse Kreise in
                                       unserem Kanton setzen idealistische Maximen vor die Sicherung unserer
                                       Existenzen. Dies gibt zu denken. Noch mehr, wenn diese Kreise nicht
                                       zurückschrecken, lauthals den Rücktritt unseres Vorstands zu fordern.
                                       Mangelnde Diskussionsbereitschaft und absoluter Fundamentalismus
                                       kommt zum Vorschein. Die Totengräber der Wirtschaftsentwicklung
                                       verhindern jede Zukunftsperspektive und schränken unser Tun und
                                       Handeln massiv ein. Wo bleiben da die Perspektiven ?

Die Diskussion über das Thema
«Olympiakandidatur» hat es einmal      Vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Wirtschaftsperspektiven
mehr hervorgebracht: Wir sind im       hat sich die Präsidentenkonferenz des Gewerbeverbands eingehend mit
Kanton Graubünden weit davon           den Chancen für unseren Kanton beschäftigt. Diese sind leider nicht breit
entfernt, uns auf einen gemeinsamen    gesät. Vielmehr haben wir Herausforderungen zu bewältigen: Die Zweit-
Nenner zu einigen. Offenbar sind die
                                       wohnungsinitiative, das Raumplanungsgesetz, sinkende Logiernächtezah-
Wahrnehmungen über die missliche
                                       len, sinkende Einnahmen aus der Wasserkraft oder die Weissgeldstrategie
Lage, die uns erwartet, noch nicht
überall angekommen. Im Gegenteil:
                                       setzen uns zu. Das ist nichts Neues, und wir haben es immer gesagt: Es
Mit einer unsinnigen Initiative zur    braucht einen gemeinsamen Nenner für ein Projekt mit Zukunftsperspekti-
Abschaffung der Pauschalsteuer soll    ve. Sonst rechnen wir mit einem Arbeitsplatzabbau in einzelnen Branchen
ein weiterer Knebel in den Vorwärts-   von bis zu 30 Prozent. Die Olympiade hätte die Verkehrsanbindung an
gang unserer Wirtschaft gesetzt        die Metropolitanregionen verbessert, einen Innovationsschub ausge-
werden.
                                       löst oder Glasfaserkabel bis in die Talschaften ermöglicht.

                                       Kurzum: Die Errungenschaften hätten die drei Wochen der Belastung bei
                                       Weitem überwogen. Deshalb hat die Präsidentenkonferenz den letzten
                                       Strohhalm ergriffen und nach der Absage von Oslo und dem Kommentar
                                       von Gian-Franco Kaspar im «10vor10» nochmals Mut gefasst und eine
                                       Resolution für die Kandidatur 2022 verfasst. Dieses Grossprojekt würde
                                       dem Kanton Schwung verleihen, es würde uns weiterbringen. Und unter
                                       den heutigen Prämissen wäre die Finanzierung noch besser abgesichert.
                                       Vielleicht haben wir dadurch einen Stein ins Rollen gebracht. Vielleicht
                                       konnten wir mit unserer Resolution sensibilisieren. Wenn ja, hätten wir
                                       unser Ziel mindestens teilweise erreicht: Wir müssen sofort anpacken !

                                       Packen wir es gemeinsam an !
                                       Ihr Urs Schädler

                                                                                                  Im Brennpunkt | 7
Gewerbe Bündner - Bündner Gewerbeverband
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                                                                                                            Treuhand
                                                                                                            Unternehmensberatung
                                                                                                            Revision | Wirtschaftsprüfung
                                                                                                            Steuer- und Rechtsberatung
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Gewerbe Bündner - Bündner Gewerbeverband
Mantelgesetz Gebietsreform

Ja zur Gebietsreform – auch
aus Sicht der Wirtschaft

Der Kantonalvorstand des Bündner
Gewerbeverbands stimmt nach aus­
führlicher Information und Diskus­sion
dem Gesetz über die Gebiets­reform
­einstimmig zu. Das Bündner Gewerbe
 will vom neu gewählten FDP-Präsident,
 Grossrat Bruno W. Claus, Chur, wis-
 sen, weshalb die Wirtschaft von der
 Vorlage profitiert.

Bündner Gewerbe: Sie, Bruno Claus,
haben die Entstehungsgeschichte
der Vorlage aus nächster Nähe verfolgt.
Als Präsident der Kommission für             Thomas Kollegger, Vorsteher Amt für Gemeinden, erläutert dem Kantonalvorstand die Vorlage zur
Staatspolitik und Strategie haben Sie        Gebietsreform.
die Vorlage intensiv vorberaten
und durch den Grossen Rat gebracht.          ten ist die organisatorische Ausgestaltung      aber nicht für die Finanzierung sorgen
Worum geht es?                               der Regionen, welche eine mehr oder weni-       müssen.
Es geht um einen weiteren Schritt im um-     ger einheitliche Struktur verlangt. Die Geg-
fassenden Projekt der Gemeinde- und Ge-      ner behaupten, dies sei zentralistisch.         BüGe: Die Gegner sprechen auch von
bietsreform, die in der Februarsession                                                       Bürokratisierung.
2011 ihren Anfang nahm. Damals hat der       BüGe: Und ist es dies nicht?                    Dieser Vorwurf zielt ins Leere. Die Gegner
Grosse Rat wichtige Pflöcke eingeschla-      Das Gegenteil ist der Fall. Die Vorlage zielt   stören sich offensichtlich am System der
gen. Im September 2012 stimmte das           klar auf eine Stärkung der Gemeindeauto-        Leistungsvereinbarungen. Es gibt Regio-
Bündner Volk in aller Deutlichkeit und in    nomie hin. Der Föderalismus wird bewusst        nen, die bereits heute mit einem solchen
allen Regionen einer Teilrevision der Kan-   gestärkt. Heute ist es so, dass Gemeinden       System fahren und gute Erfahrungen ge-
tonsverfassung zu. Elf Regionen waren da-    von anderen Gemeinden, über das Vehikel         macht haben. Dass der Inhalt von Leis-
mit festgelegt und das Ende der 39 Kreise,   Regionalverband, gezwungen werden kön-          tungsvereinbarungen regelmässig über-
14 Regionalverbände und elf Bezirke be-      nen, eine gesetzlich nicht vorgeschriebene      prüft und allenfalls neu verhandelt wird,
siegelt. Nun braucht es für solche Fälle     Aufgabe übertragen zu müssen. Neu wird          sorgt für Effizienz und höhere Qualität in
eine Anschlussgesetzgebung. Gegen einen      das nicht so sein. Zudem setzt die Region       der Aufgabenerfüllung.
Teil dieser Anschlussgesetzgebung, näm-      bei ihrer Organisation auf demokratisch
lich gegen das sogenannte Mantelgesetz,      gewählte Gemeindebehörden.                      BüGe: Worin liegt der Gewinn für die
wurde das Referendum ergriffen. Umstrit-                                                     Wirtschaft?
                                             BüGe: Wieso überlässt es der Kanton             Die Gebietsreform entlastet die Steuer­
                                             nicht den Regionen zu entscheiden, wie          zahlerinnen und Steuerzahler, weil unse-
                                             die Organisation aussieht?                      re Strukturen schlanker und effizienter
                                             Alle Regionen, wie unterschiedlich sie          werden. Sie schafft elf handlungsfähige,
                                             auch sein mögen, haben letztlich die glei-      schlanke und effizient geführte Regionen
                                             che rechtliche Stellung, nämlich die von        mit kurzen Entscheidungswegen. Sie stärkt
                                             den Gemeinden bzw. vom Kanton über­             die Gemeindeautonomie und berücksich-
                                             tragenen Aufgaben zu erfüllen. Im Interes-      tigt, dass wir dank der laufenden Gemein-
                                             se einer einheitlichen Aufgabenerfüllung        dereform zusehends stärkere Gemeinden
                                             müssen die Regionen eine – zumindest in         bekommen. Starke Gemeinden sind Garan-
                                             den Grundzügen – identische Organisa­           ten gegen zentralistische Tendenzen. Wir
                                             tionsstruktur aufweisen. Vereinfachungen        erfüllen mit dieser Reform die Forderung
                                             sind möglich, jedoch kein höherer Organi-       der Wirtschaft nach einfachen und klaren
Grossrat Bruno W. Claus ist seit September   sationsgrad, wie es heute die Regionalver-      Strukturen im Kanton. Unterstützen Sie
2014 Präsident der FDP. Die Liberalen        bände Surselva und Oberengadin kennen           deshalb die Gebietsreform mit allen Kräf-
Graubünden.                                  mit Parlamenten, welche zwar bestimmen,         ten. (Interview: Jürg Michel)

Bündner Gewerbe 4 /2014                                                                                              Im Brennpunkt | 9
Gewerbe Bündner - Bündner Gewerbeverband
Eidgenössische Abstimmung vom 30. 11. 2014 –
Pauschalbesteuerung abschaffen?

Nein zu einer weiteren Neidinitiative

 Eine linke Volksinitiative will in der           wurde bei der Einführung dieser besonde­          nämlich enorm. Sie belasten unser Sozial­
 ganzen Schweiz das System der                    ren Steuer der Lebensstandard als Grad­           system nicht, zahlen gleichzeitig in der
­Pauschalbesteuerung abschaffen.                  messer gewählt. Dabei ist es bis heute ge­        ganzen Schweiz rund eine Milliarde Fran­
 Diese Forderung würde in Grau­                   blieben.                                          ken an Steuern und leisten hohe Beiträge
 bünden viele Gemeinden und den                                                                     an die AHV. Ausserdem konsumieren sie in
 Kanton vor eklatante Probleme                    Hohe Zahlen sind belegt                           grossem Stil. Auf drei Milliarden Franken
 stellen. Sie ist von erheblicher wirt­           In Graubünden wurden Ende letzten Jahres          schätzt die eidgenössische Steuerver­
 schaftlicher Bedeutung. Der BGV                  272 solche Steuerpflichtige gezählt, die          waltung die jährlichen Ausgaben der Pau­
 wehrt sich entschieden gegen                     insgesamt 46 Millionen Franken Steuern            schalbesteuerten. An dieser Summe hän­
 die Ab­schaffung dieser Steuer und               bezahlten, davon gingen 19 Millionen Fran­        gen 22 000 Arbeitsplätze, vor allem in der
 sagt Nein.                                       ken an den Kanton, 13 Millionen Franken an        Baubranche, im Freizeitbereich, im Touris­
                                                  die Gemeinden und der Rest an den Bund.           mus- und im Dienstleistungssektor. Von
Mi. Historisch ist die sogenannte «Besteue­       Im Durchschnitt der letzten Jahre zahlten         den darauf erzielten Mehrwertsteuerein­
rung nach Aufwand», wie sie korrekt heisst,       die «Pauschalierten» 35 Millionen Franken         nahmen gar nicht zu reden.
für Bergregionen entwickelt worden. Sie           Gemeinde- und Kantonssteuern.
sollten die Möglichkeit erhalten, die Stand­                                                        Nicht linkes Graubünden geeint dagegen
ortnachteile mit einer für sie geeigneten                                                           In Graubünden hat sich eine breite Front
Steuer zu lindern. Viele wohlhabende Aus­            « 22 000 Arbeitsplätze                         gegen die schädliche Abschaffung der Pau­
länderinnen und Ausländer, die zwar in der           stehen auf dem Spiel. »                        schalsteuer gebildet. Im überparteilichen
Schweiz wohnhaft sind, hier aber keiner                                                             Komitee, das aus allen nicht linken Kreisen
Erwerbstätigkeit nachgehen (nur für die­                                                            besteht, sind alle prominenten Vertreterin­
sen Personenkreis gilt die Steuer), leben         Abschaffung hat gravierende Folgen                nen und Vertreter aus BDP, CVP, FDP.Die
und wohnen oft in attraktiven (Tourismus-)        Wird die Initiative angenommen, werden            Liberalen, GLP und SVP dabei. Die beiden
Orten. Da die Steuerämter nicht wissen            aber nicht nur die Steuereinnahmen der            Ständeräte Stefan Engler (CVP) und Martin
können, nach welchem Massstab die wohl­           Wegziehenden fehlen. Das wirtschaftli-            Schmid (FDP) setzen sich in einem rund
habenden Zugezogenen zu besteuern sind,           che Potenzial der Pauschalbesteuerten ist         80-köpfigen Komitee ebenso an vorderster

Behandelten die Folgen der Abschaffung der Pauschalbesteuerung in einer Diskussionsrunde im Hotel Stern in Chur (von links): Jürg Michel,
Direktor BGV, Nationalrat Josias Gasser (GLP), Regierungsrätin Barbara Janom Steiner (BDP), Grossrat Rudolf Kunz (FDP), Nationalrat Heinz Brand
(SVP), Nationalrat Martin Candinas (CVP).

10 | Im Brennpunkt                                                                                                        Bündner Gewerbe 4 /2014
Front gegen die Abschaffung ein, wie bei­
spielsweise Graubünden Ferien-Präsident
Marcel Friberg oder der VR-Präsident der
Weissen Arena, Reto Gurtner.
Im Rahmen eines Gesprächs mit dem
Kampagnenleiter in Graubünden haben
sich prominente Vertreter des überpartei­
lichen Komitees zur Abschaffung der Pau­
schalsteuer geäussert (siehe Bild und Le­
gende).

Fazit der Diskussion:
1. Die     Pauschalbesteuerungs-Initiative
    setzt mindestens 34 Millionen Franken
    Steuereinnahmen, zahlreiche Arbeits­
    plätze und gemeinnützige Projekte in
    Graubünden aufs Spiel.
2. Die Initiative untergräbt das Selbstbe­
    stimmungsrecht der Kantone in Steuer­
    fragen.
3. Die Abschaffung der Pauschalsteuer
    trifft sowohl finanzstarke Gemeinden          Diese Änderung entspricht einer Erhö­      Aus all diesen und weiteren Gründen wird
    in Graubünden als auch Geberkantone           hung von 40 Prozent der Untergrenze        die Initiative abgelehnt. Der Kantonalvor­
    des nationalen Finanzausgleichs wie           für einen Steuerpflichtigen.              stand des BGV schliesst sich dieser Argu­
    Genf und Waadt empfindlich. Der kanto­    5. Die Initiative fordert auch die Abschaf­   mentation an und lehnt die Initiative, die
    nale und der eidgenössische Finanzaus­        fung sämtlicher Steuerprivilegien für     von kaum mehr zu überbietendem Neid
    gleich kommen damit massiv unter die          natürliche Personen. Die Abschaffung      geprägt ist, wuchtig ab. Er empfiehlt sei­
    Räder.                                        von Abzügen zum Beispiel für private     nen Mitgliedern, am 30. November ein
4. Das Bundesparlament hat bereits eine          Schuldzinsen, die Säule 3a oder Beiträ­    Nein in die Urne zu werfen und im eigenen
    Verschärfung der Pauschalbesteuerung          ge an Krankenversicherungen ist voll­      Interesse für ein Nein in seinem Umkreis
    beschlossen, die 2016 in Kraft tritt.         kommen verfehlt.                           einzustehen.

  Kernsätze der Diskussion                    «Die  Pauschalbesteuerungs-Initiative          «Schaffen wir diese Besteuerung ab,
                                              greift direkt in den Steuerföderalismus        wird ein Teil der jetzigen Besteuerten
  «Die wegen der Abschaffung nötigen          ein und tritt diesen mit Füssen.»             wegziehen. Es werden auch keine Neuen
  Steuererhöhungen von Kanton und Ge­                                 NR Josias Gasser      kommen. Langfristig wird sich die Ab­
  meinden würden einmal mehr den Mittel­                                                    schaffung fatal auf alle Randregionen in
  stand und die KMU belasten.»                «Im internationalen Vergleich kennt die        der Schweiz auswirken.»
                RR Barbara Janom Steiner     Schweiz eine strenge Art der Pauschal­                             NR Martin Candinas
                                              besteuerung. Viele europäische Länder
  «Das Parlament hat die Schrauben bei        praktizieren viel grosszügigere Steuer­       «Jeder Kanton soll selber entscheiden
  der Erhebung der Pauschalsteuern be­        systeme. So zum Beispiel auch Frank­           können, ob er die Pauschalbesteuerung
  reits angezogen.»     GR Rudolf Kunz       reich, der angebliche Gralshüter für ge­       anwenden will oder nicht. 21 von 26
                                              rechte Steuern.»        GR Rudolf Kunz        Kantonen wenden heute diese mit Erfolg
  «Viele Pauschalbesteuerte, die in eine                                                     an.»                 NR Josias Gasser
  Gemeinde aus Graubünden gezogen sind,       «Nicht zu vergessen ist in diesem Zusam­
  haben den Narren an ihrem Dorf gefres­      menhang die Erbschaftssteuer. Mir ist ein      «Jeder gute Steuerzahler, der den Kan-
  sen und nicht an der Pauschalsteuer.»       Fall bekannt, bei dem sich eine Gemeinde       ton verlässt, verursacht einen erhebli­
                      NR Martin Candinas     aufgrund des Ablebens der pauschalbe­          chen finanziellen Ausfall, der kompen­
                                              steuerten Person sanieren konnte.»             siert werden muss.» NR Josias Gasser
  «Die steuerliche Pauschalierung ist oft                              NR Heinz Brand
  eine Nebenfolge der Wohnsitzverlegung                                                      «Die Pauschalbesteuerung ist einer der
  an den lieb gewonnenen Ferienort. Ich       «Ohne diese Einnahmen werden unsere            wenigen Standortvorteile unseres Kan­
  habe selber erlebt, wie grosszügig die      Topkurorte nicht mehr in der Lage sein, die    tons. Wir können es uns mit Sicherheit
  Pauschalierten gegenüber der öffentli­      sehr hohen Investitionen zu tätigen. Ein       nicht leisten, diesen Joker ohne Druck
  chen Hand sind.»                            Abstieg ins Mittelmass ist die unweigerli­     von aussen aufzugeben.»
                        NR Heinz Brand       che Folge.»    RR Barbara Janom Steiner                     RR Barbara Janom Steiner

Bündner Gewerbe 4 /2014                                                                                            Im Brennpunkt | 11
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                                                                                                   Wir beraten Unternehmer

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Unterstützung von Mitgliedern gefragt

Die neue Billag-Mediensteuer
ist ­verfehlt

National- und Ständerat haben mit der
Revision des Radio- und Fernseh­
gesetzes die Einführung einer neuen
Billag-Mediensteuer für alle be­
schlossen. Alle Unternehmen ab ei-
nem Umsatz von 500 000 Franken
werden zur Kasse gebeten. Wo leben
wir eigentlich?

Mi. Abgestuft nach Umsatz sollen Firmen
jährlich bis zu 39 000 Franken für den
Empfang von Radio und Fernsehen zah-
len – egal, ob im Betrieb überhaupt Radio
gehört oder TV geschaut wird. Die Wirt-
schaft wird jährlich mit 200 Millionen
Franken belastet. Die alleinige Kompetenz
zur Festlegung und Anpassung – sprich:
­Erhöhung – der neuen Billag-Mediensteuer
 liegt beim Bundesrat und ist somit der
 ­Kontrolle durch das Parlament entzogen.

Doppelbelastung für Firmen                     Die Billag-Steuer wird mit dem Referendum bekämpft.
und Belegschaft
Medienkonsumenten sind stets sogenann-         ganisationen des Gewerbes, die Regulie-         gegen die neue Billag-Mediensteuer nö-
te natürliche Personen. Es ist daher weder     rungskosten durch Abbau von Regeln und          tigen Unterschriften zu sammeln. Unter-
sachgerecht noch nachvollziehbar, wes-         Vorschriften zu senken. In seiner Strategie     schreiben Sie bitte jetzt!
halb Unternehmen überhaupt eine zusätz-        2014 – 2018 sagt der Schweizerische Ge-
liche Abgabe leisten sollen. Sie finanzieren   werbeverband sgv konsequent neuen Steu-
mit den gewöhnlichen Steuern bereits heu-      ern für Unternehmen den Kampf an. Er be-
te zu wesentlichen Teilen den Staat. Eine      kämpft deshalb folgerichtig diese höchst          Ein Unterschriftenbogen ist dieser
generelle Billag-Mediensteuerpflicht führt     ungerechte neue Billag-Mediensteuer. Der          Ausgabe des Bündner Gewerbes bei-
zudem zu einer Doppelbelastung: Der In­        sgv hat darum das Referendum dagegen              gelegt. Weitere Unterschriftenbogen
haber, die Geschäftsführerin oder die Mit-     ergriffen. Der Bündner Gewerbeverband             können Sie beim Schweizerischen
arbeitenden sind verpflichtet, sowohl für      unterstützt das Referendum und bittet sei-        Gewerbeverband anfordern:
den privaten Haushalt als auch für die Fir-    ne Mitglieder in eigenem Interesse, die           Tel. 031 380 14 14,
ma zu zahlen. Radiohören im Zug oder im        beiliegende Referendumskarte auszufüllen          info @ mediensteuer-nein.ch
Auto ist durch die Abgabe im Privathaus-       und umgehend nach Bern zu schicken.               Weitere Informationen:
halt abgedeckt, nicht aber das Radiohören                                                        www.mediensteuer-nein.ch
in der Firma. Wo ist da die Übereinstim-       Unterschreiben Sie noch heute
mung? Wo ist da die Gerechtigkeit?             Nur zu gerne wird stets das Hohelied auf          Achtung – wie immer läuft bei Refe-
                                               die KMU als Rückgrat der Schweizer Volks-         renden die Zeit ! Am 8. Oktober be-
                                               wirtschaft angestimmt. Fast im Dauerchor          gann die Unterschriftensammlung.
  « Der Bündner Gewerbe-                       wird landauf, landab dazu aufgerufen, zu          Die Frist dauert bis 15. Januar 2015.
                                               unseren KMU Sorge zu tragen, die Wirt-            Ziel ist es, die notwendigen Unter-
  verband unterstützt das                      schaft zu entlasten und den Werkplatz             schriften bereits vor Weihnachten
       Referendum.»                            Schweiz fit zu halten. Gleichzeitig be-           beisammen zu haben. Pro politische
                                               schliesst die Politik stets neue Gebühren         Gemeinde bitte immer einen eigenen
                                               und Abgaben.                                      Bogen verwenden. Lassen Sie uns
Es gehört zu den primären Zielsetzungen        Damit muss endlich Schluss sein ! Helfen          nicht im Stich !
der lokalen, kantonalen und nationalen Or-     Sie uns deshalb, die für das Referendum

Bündner Gewerbe 4 /2014                                                                                             Im Brennpunkt | 13
TKF
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Roland Leuthold, Geschäftsleiter Dyno AG

«Weil ich zwei Dinge mag:
wenig Administration und viel
Persönlichkeit.»
Rückblick auf die Session des Grossen Rates

Berufsbildung ist gut verankert

In der letzten Session hat der Grosse        Ein mit 96 zu 3 überwiesener Vorstoss, der
Rat unter anderem eine Teilrevision des      diese Schule forderte und eine glasklare
Mittelschulgesetzes behandelt. Die           Vernehmlassung, bei der fast alle Ver-
Beratung dieses Gesetzes gehörte nicht       nehmlasser in die gleiche (befürwortende)
zu den Sternstunden des Parlaments.          Kerbe schlugen. Die Dachorganisationen
Viele Ratsmitglieder waren selber mit        der Wirtschaft (Bündner Gewerbeverband,
der eigenen Arbeit unzufrieden, wobei        Handelskammer und Arbeitgeberverband,
nicht einmal die getroffenen Entscheide      hotelleriesuisse Graubünden) haben sich
an sich, sondern die Wege, die dazu          von allem Anfang an bis am Vorabend der
führten, zu reden gaben.                     Abstimmung entschieden gewehrt, weil
                                             das neue schulische Angebot in genau glei-
Mi. Umstritten war die Abgeltung für Bünd-   cher Weise über die duale Berufsbildung
ner Schülerinnen und Schüler in den priva-   abgedeckt werden kann und der Kanton pro
ten Mittelschulen und die Einführung einer   Ausbildungsgang rund 40 000 Franken
Informatikmittelschule. Ohne auf Details     einspart. Eine deutliche Mehrheit der vor-
einzugehen, waren nach Auffassung der        beratenden Kommission stand hinter die-
Mehrheit der vorberatenden Kommission        ser Kritik.
die von der Regierung erhöhten Pauscha-
len für die Mittelschulen zu gering ausge-   In der Debatte meldeten sich rund zwei
fallen.                                      Dutzend Parlamentarierinnen und Parla-
                                             mentarier zu Wort, vorwiegend zusam-
Wie hoch soll der Beitrag an private         men mit dem Erziehungsdirektor für die
Mittelschulen sein?                          Informatikschule. Die Sache schien trotz
Das von der Kommission vorgeschlagene        Unterstützung der Mehrheit der Kommis-
Modell, das eine Verzinsung des Eigenkapi-   sion unter der Führung von Grossrat
tals der privaten Mittelschulen hätte be-    Christian Kasper (FDP, Luzein) gegen die
rücksichtigen sollen, wurde zu Recht als     Berufsbildung gelaufen. Doch siehe da,
unbrauchbar bezeichnet. Quasi über Nacht     das Abstimmungsergebnis lautete ausge-
musste die Kommission ein neues Modell       glichen 58 zu 58. Standespräsident Duri
entwickeln, was letztlich gelang und nach    Campell (BDP, Oberengadin) entschied           Die Tafel im Grossen Rat zeigt nicht nur
einigem Hin und Her beschlossen wurde.       mit seinem Stichentscheid für seine Über-      das Abstimmungsergebnis, sondern auch, wer
Gegenüber heute betragen die Mehrkosten      zeugung. Die Informatikmittelschule war        wie gestimmt hat. Standespräsident Duri
für den Kanton rund 4,9 Millionen Franken    damit vom Tisch.                               Campell musste den Stichentscheid fällen.
pro Jahr (das sind 1,4 Millionen Franken                                                    (Bild: Olivia Item)
mehr als die Regierung vorgeschlagen hat-    Ein durchzogenes Fazit
te). Wegen sinkender Schülerzahlen wer-         Bildungspolitik ist in Graubünden
                                             1.                                               geändert. Das verdient Respekt und An-
den sie sich jedoch auf tieferem Niveau         nach wie vor Regionalpolitik. Das ist          erkennung.
einpendeln.                                     zwar nachvollziehbar – aber auch sehr
                                                teuer.                                      3. Bezüglich Transparenz hat der Grosse
Informatikmittelschule                                                                          Rat noch reichlich Luft nach oben. Das
knapp ­gescheitert                           2. Entgegen der Meinung vieler Gewerble-          Bild der elektronischen Anlage zeigt,
Ganz anders war die Ausgangslage bei der         rinnen und Gewerbler ist das duale Be-         wer wie gestimmt hat und kann mit
neu zu bildenden Informatikmittelschule.         rufsbildungssystem im Bündner Gros-            dem Sitzplan verglichen werden. Folg-
                                                 sen Rat sehr gut verankert. Trotz eines        lich weiss man genau, wer wie ge-
                                                 eindeutig überwiesenen Vorstosses und          stimmt hat. Es wäre ein Gebot der
                                                 eines gehörigen Drucks der Befürworter         Stunde, diese Transparenz bei allen
                                                                                                ­
 « Fast fünf Millionen Fran-                     der Informatikmittelschule haben sehr          Sachabstimmungen offenzulegen, zu-
                                                 viele Parlamentarierinnen und Parla-           mal die technische Infrastruktur im
  ken mehr für die Mittel-                       mentarier in Kenntnis der Situation ihre       Grossratssaal schon lange zur Verfü-
     schulen pro Jahr. »                         Meinung zugunsten der Berufsbildung            gung steht.

Bündner Gewerbe 4 /2014                                                                                          Im Brennpunkt | 15
KMU-Frauentagung Graubünden vom 24. Oktober 2014 in Davos

Gefährlich anziehende Formen:
Ist Schönheit jeden Preis wert ?

Dies fragten sich über 90 Damen an
der diesjährigen KMU-Frauentagung im
Hotel InterContinental in Davos.
Das Fazit: «Einfach so würde ich mir das
Skalpell nicht ansetzen lassen.»

ml. Mit «gefährlich anziehende Formen» im
Programmtitel wurde aufgezeigt, dass reiz-
volle Möglichkeiten oft auch versteckten
Gefahren gegenüberstehen. Etwas Ästheti-
sches aus Menschenhand geschaffen, kann
Risiken bergen. Nicht nur bei einer Schön-
heitsoperation, sondern auch bei einem
architektonischen Bau oder einer graziö-        Hausführung: Blick hinter die Kulissen des «InterContinental».
sen, aber risikohaften Sportart.
                                                ser Stelle erwähnt. Der Bündner Gewerbe-          empfiehlt allen Interessentinnen, sich vor
Goldene Fassade mit und ohne Glanz              verband verleiht der grossen Hoffnung             einer Operation genau zu informieren, bei-
Dem Tagungskonzept getreu, fand die Ta-         Ausdruck, dass alle KMU in der Region das         spielsweise über die Seite der Fachmedi­
gung im «Goldenen Ei» von Davos statt. Ein      ihnen zustehende Geld noch erhalten wer-          ziner (www.fmh.ch), und im Zweifel stets
Bau, der von der Äusserlichkeit ebenso fas-     den. Mit einer Absage der Tagungslokalität        eine Zweitmeinung einzuholen.
ziniert wie polarisiert. Dass diese Lokalität   hätte der bedauerliche Umstand jedoch in          Die Referentin zeigte die Entwicklung der
gebucht war, lange bevor das Finanzdeba-        keiner Weise beeinflusst werden können.           plastischen Chirurgie auf, welche Jahrhun-
kel des Hauses bekannt wurde, sei an die-       Der Blick hinter die Kulissen des Hauses          derte zurückdatiert. In der Schweiz sind im
                                                gestaltete sich denn auch sehr imposant           Bereich Schönheitschirurgie im Jahr 2012
                                                und beeindruckend. Insbesondere das Stu-          Fettabsaugen, Lidplastiken und Brustver-
                                                dio Grigio im zehnten Stock des Hauses bot        grösserungen die drei Spitzenreiter. Es sind
                                                nicht nur Gaumenfreuden, sondern ermög-           81 Prozent (40 500) Frauen und immerhin
                                                lichte den fantastischen Blick in die tief        19 Prozent (9500) Männer, die sich hierzu-
                                                verschneite Bergwelt um Davos. Ganz zum           lande unter das Messer begaben.
                                                gediegenen Verweilen für die Damen.               Dieser Tenor konnte bei den Tagungsteil-
                                                                                                  nehmerinnen allerdings nicht bestätigt
                                                Nicht alles Machbare ist sinnvoll                 werden: «Ich würde mich niemals freiwillig
                                                Zuvor ging es im Hauptreferat um Sinn oder        unters Messer begeben», so gleich mehrere
                                                Unsinn, mit chirurgischen Eingriffen den          Befragte unisono, «doch interessant und
                                                eigenen Körper zu manipulieren. Die Fach-         informativ waren die Ausführungen den-
                                                ärztin FMH für plastische, wiederherstel-         noch.» So wisse man nun, was Sache ist.
                                                lende und ästhetische Chirurgie, Dr. med.         Die Damen schätzten es, sich in einem in­
                                                Simone Pintus-Stoss, zeigte eindrücklich          timen Rahmen mit diesem Thema ausein-
                                                auf, dass unter plastischer Chirurgie nicht       anderzusetzen und entsprechende Fragen
                                                nur Schönheitschirurgie zu verstehen ist.         zu stellen.
                                                Viele Operationen ermöglichen Menschen
                                                nach einem Unfall oder bei Krankheit eine         Die Kombination mit Zugreise, einem ak­
                                                völlig neue Lebensqualität. Selbstver-            tuellen Thema, einer reizvollen Umrah-
                                                ständlich gelte es sehr vorsichtig zu sein,       mung der Tagung und den Blick hinter die
                                                wo «Scharlatane» Schönheitsversprechun-           Kulissen eines aussergewöhnlichen Hau-
                                                gen abgeben, welche völlig unrealistisch          ses kam beim weiblichen Publikum sehr
                                                seien, so Simone Pintus-Stoss. Denn «Un-          gut an. Viele Teilnehmerinnen verspra-
Völlig ungezwungener Austausch:                 mögliches kann auch der beste Chirurg             chen, im nächsten Jahr wieder dabei zu
Im Panoramawagen und in der Pianobar fand       nicht möglich machen», so die Ärztin, wel-        sein, dann nämlich, wenn die KMU-Frauen-
jede Dame ihre Gesprächspartnerin/nen.          che die Klinik Pyramide in Chur leitet. Sie       tagung das 20-Jahr-Jubiläum feiert.

16 | Im Brennpunkt                                                                                                     Bündner Gewerbe 4 /2014
Corinne und Kerstin, die Schweizer Meis­
Flexibilität war wegen einer Unterbrechung des RhB-Netzes in Klosters gefragt: Umsteigen ins      terinnen in Sportakrobatik 2014, versetzten
Postauto, um den Weg ins tief verschneite Davos zu meistern.                                      das Publikum ins Staunen.

Die Referentin Dr. Simone Pintus-Stoss zeigte
auf, was in der ästhetischen Chirurgie möglich
ist. Jedoch ist längst nicht alles Machbare      Interessiert und konzentriert lauschten die Teilnehmerinnen den Ausführungen der kompetenten
auch sinnvoll.                                   Ärztin.

Apéro mit Bilderbuchkulisse: Im «Studio Grigio» waren die Damen unter sich und genossen ein fantastisches Lunchbuffet.

Gemütlichkeit auch auf der Rückfahrt. Im nächsten Jahr heisst es dann zum 20-Jahr-Jubiläum: «Herzlich willkommen zum KMU-Frauensoiree».

Bündner Gewerbe 4 /2014                                                                                                  Im Brennpunkt | 17
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Bitte per Fax 081 257 03 24 retournieren oder anrufen unter Telefon 081 257 03 23. Danke.
Nein zur Initiative «Stopp der Überbevölkerung –
zur Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen»

Breite Front gegen Ecopop

Die Ecopop-Initiative wird vom
­Kantonalvorstand des BGV einstimmig
 abgelehnt. Für Grossrätin Angela
 Casanova (FDP, Domat/Ems) ist das
 Volksbegehren «absurd und schäd­
 lich. Im Ausland Verhütung predigen
 und die Schweiz blockieren geht
 nicht», sagt die Finanzchefin des BGV.

Mi. Anders als die SVP-Masseneinwande-
rungsinitiative verlangt die Volksinitiative
«Stopp der Überbevölkerung – zur Siche-
rung der natürlichen Lebensgrundlagen»
(Ecopop-Initiative) eine fixe Obergrenze
für die Zuwanderung. Konkret schreibt sie
vor, dass die ständige Wohnbevölkerung
in der Schweiz infolge Zuwanderung nicht
um mehr als 0,2 Prozent pro Jahr wachsen
darf. Nach heutigem Stand wären das rund
16 000 Personen. Zudem verlangt die In­
itiative, dass der Bund mindestens zehn
Prozent seiner Mittel für die Entwick­
lungszusammenarbeit in die Förderung der
freiwilligen Familienplanung investieren       Grossrätin Angela Casanova an der Präsidentenkonferenz des BGV in Scuol.
muss. Dies wären jährlich rund 200 Millio-
nen Franken.                                   hierfür insbesondere mit dem Faktor Be-         die notwendigen Fachkräfte. Bei der Zu-
                                               völkerung zu befassen», wie die Organisa-       wanderungsquote werden Asylsuchende
Wie die Zuwanderungsinitiative stellt auch     tion auf ihrer Website schreibt.                mit Fachkräften, Auslandschweizerinnen,
die Ecopop-Initiative die bilateralen Be­                                                      ausländischen Ehepartnern und internati-
ziehungen mit der EU infrage. Kontingente      «Bilaterale vom Tisch»                          onalen Funktionären in einen Topf gewor-
oder ein Punktesystem sind mit der Perso-      Im Vergleich zur SVP-Zuwanderungsinitia-        fen.
nenfreizügigkeit nicht vereinbar. Die Be-      tive vom Februar lasse die Ecopop-Initiati-
fürworter der Initiative geben den Bilate­     ve dem Bundesrat keinen Freiraum für Ver-       Bildung bewirkt weit mehr als Kondome
ralen ohnehin keinen Kredit mehr. Und – so     handlungen mit der EU, meint Angela             Verliererinnen wären bei einem Ja zur
die Initianten – die Zuwanderungsinitiati-     Casanova. «Bei einer Annahme sind die           Initia­t ive auch die Frauen in Entwicklungs-
ve zwinge die Schweiz ohnehin dazu, neue       bilateralen Verträge nicht nur gefährdet,       ländern. Statt wie heute in Bildung und
Lösungen zu finden. Doch die Initianten        nein, sie sind vom Tisch», so die FDP           ­Armutsbekämpfung zugunsten von Frauen
gehen noch weiter: Mit der Förderung der       Grossrätin. Die Folgen: Schweizer Unter-         zu investieren, müsste die Schweizer Ent-
freiwilligen Familienplanung könnten jähr-     nehmen würden keinen garantierten Zu-            wicklungshilfe das Geld in Verhütungsmit-
lich rund 4 Millionen ungewollte Schwan­       gang zu öffentlichen Aufträgen mehr ha-          tel und Aufklärung stecken. Zudem gilt an-
gerschaften vermieden werden, womit je-        ben, Auswanderungswillige hätten es              zumerken, dass die Armutsmisere kaum
des Jahr Kosten von bis zu 600 Millionen       schwer auf dem EU-Arbeitsmarkt, Exporte          etwas mit mangelnder Verfügbarkeit von
Franken für Gesundheit, Bildung und Infra-     würden komplizierter und die Schweizer           Verhütungsmitteln zu tun hat. Je länger in
struktur eingespart werden könnten. Die        Forschung hätte kaum mehr Zugang zu den          einem Land junge Frauen durchschnittlich
Initiative ins Leben gerufen hat die par-      EU-Forschungsprogrammen. Kurz zusam-             zur Schule gehen, desto tiefer ist die Ge-
teiunabhängige Umweltorganisa­   t ion Eco-    mengefasst: Die Initiative nimmt keine           burtenrate.
pop. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, «die Le-   Rücksicht auf die wirtschaftliche und po­
bensgrundlagen und die Lebensqualität in       litische Situation der Schweiz. Mit der         Die Idee von Ecopop lehnt der Kantonal­
der Schweiz und weltweit auch für kom-         starren Begrenzung der Einwanderung ver-        vorstand des BGV ab und empfiehlt ein
mende Generationen zu erhalten und sich        wehrt die Initiative der Wirtschaft zudem       Nein in die Urne zu werfen.

Bündner Gewerbe 4 /2014                                                                                                  Im Brennpunkt | 19
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                                    – Ist mein Unternehmen nachfolge­     – Bin ich darin noch richtig auf­
Gesprächspartner, mit dem Sie
                                      fähig?                                gestellt?
gemeinsam Ihre Zukunft ana­
                                    – Wer kann mich begleiten und was     – Muss ich einen Plan B erstellen,
lysieren und gestalten können.
                                      kostet es?                            oder bereits umsetzen?
Das nach dem Motto:
von Praktiker zu Praktiker
                                    Wir von adlatus können                Wir von adlatus können mit Ihnen
Was wir von adlatus können :        – sie als unabhängiger Gesprächs­     –   Marktanalysen erstellen.
                                      partner entlasten gemeinsam das     –   Standortanalysen erstellen.
– Coaching und Mentoring
                                      Projekt planen, koordinieren und    –   Strategien entwickeln.
– Management auf Zeit
                                      vorantreiben.                       –   Liquiditätsprobleme lösen.
– Strategieentwicklung und
                                    – als Taktgeber wirken.               –   Businesspläne erstellen.
  Umsetzungsbegleitung
                                    – Spezialisten aus unserem Netz­      –   Sie bei der Umsetzung begleiten.
– Situationsanalysen und
                                      werk beiziehen.
  Betriebsorganisation
– Nachfolgeregelungen
– Businesspläne entwickeln
– HR­Management
– Unterstützung bei Neugründung

Ein erster Schritt kann ein kostenloses, unverbindliches Gespräch mit adlatus Südostschweiz sein.

Rolf Temperli
Regionalleiter adlatus Südostschweiz
Voa la costa sot 24                                                                 temperli @ adlatus.ch
7077 Valbella                                                             www.adlatus­suedostschweiz.ch
Eidgenössische Abstimmung vom 30. 11. 2014 –
Nein zur Goldinitiative

Der Kampf um das Tafelsilber

Nur ein Fundament aus Gold sichere der       Dieses Konzept des unveräusserlichen gol­          Auch die Forderung, das Gold nur noch in
Nationalbank dauerhaft eine eigen­           denen Notgroschens verfängt bei genauem            der Schweiz zu lagern, macht wenig Sinn.
ständige Handlungsfähigkeit. Mit die-        Hinsehen nicht – auch wenn es auf Anhieb           70 Prozent des Goldes der SNB befinden
ser Auffassung stehen die Initianten         nicht unsympathisch erscheint.                     sich schon jetzt in der Schweiz. Die restli­
der Goldinitiative allerdings allein auf                                                        chen 30 Prozent liegen in Kanada und in
weiter Flur. Nicht ein einziges Mit-         « Die SNB muss die Preis­                          Grossbritannien. Das ist für den Fall einer
glied im Kantonalvorstand des BGV                                                               Krise auch sinnvoll. Die ursprüngliche Be­
konnte sich für ein Ja erwärmen.             stabilität gewährleisten.»                         fürchtung der Initianten, es würden auch in
                                                                                                den USA Goldreserven gelagert, hat sich
Mi. Im März 2013 reichten die Initianten     Es hätte zunächst verheerende Auswirkun­           offenbar in Luft aufgelöst.
ihr Volksbegehren mit 106 052 gültigen       gen auf die Handlungsfähigkeit der Schwei­
Unterschriften ein. Am 30. November wird     zerischen Nationalbank (SNB) und die                Auch Kantone dagegen
der Souverän das letzte Wort zu den For­     Volkswirtschaft. Gegenwärtig hält die SNB           Eine Annahme des Volksbegehrens würde
derungen der Initiative haben.               nur 7,5 Prozent ihrer Aktiven in Gold. Die          nicht zuletzt die an den SNB-Gewinnen
                                             Nationalbank müsste für mehr als 60 Mil­           partizipierenden Kantone benachteiligen,
Kopflose Goldverkäufe ?                      liarden Franken Gold zukaufen, um die In­          da Goldreserven keine Zinsen abwerfen
Den Anstoss zur Lancierung der Volksini­     itiative zu erfüllen. Dieses wäre danach           und Kursgewinne wegen des Verkaufs­
tiative gaben die Goldverkäufe, welche die   ­unverkäuflich, dadurch würde die Glaub­           verbots nicht realisiert werden könnten.
Schweizerische Nationalbank (SNB) seit        würdigkeit der SNB stark beeinträchtigt.          Das Verdikt im Stöckli war denn auch so
der Jahrtausendwende vollzogen hatte. Die     Bei einer Lockerung der Geldpolitik oder          klar, dass nicht einmal abgestimmt werden
Nationalbank begann, ihre Goldreserven        auch, wenn der Goldpreis fallen würde,            musste; kein Mitglied des Ständerates
im Umfang von 2590 Tonnen sukzessive zu       müsste die Nationalbank zusätzlich Gold           ­hatte für ein Ja zum Volksbegehren gewor­
veräussern, und zwar rund 1550 Tonnen         kaufen, entgegen dem, was eigentlich ihr          ben. Chancenlos war die Goldinitiative
bis 2008.                                     Auftrag wäre: nämlich, die Preisstabilität        auch im Nationalrat. Lediglich 20 Ver­
Weil parallel zu den Verkäufen der Gold­      unter Berücksichtigung der Konjunktur zu          treter der SVP stimmten ihr zu. Mehr als
preis vergleichsweise stark anstieg, spra­    gewährleisten. Zudem darf nicht unter­            die Hälfte der ­eigenen Nationalratsfrak­
chen die Initianten von einer der kopf­       schlagen werden, dass Gold nicht mehr die         tion übte sich in der Stimmenthaltung.
losesten Massnahmen schweizerischer           sichere Anlage ist, die sie einmal gewesen        Auch der Kantonalvorstand des BGV emp­
Wäh­rungspolitik überhaupt. Mit dem Ver­      ist. So sank der Goldpreis im Jahr 2013 um        fiehlt einstimmig, die Initiative abzu­
kauf des Edelmetalls zu einem historisch      30 Prozent.                                       lehnen.
schlechten Preis sei Volksvermögen in der
Grössenordnung von gegen 50 Milliarden
Franken sinnlos vertan worden. Für die In­
itianten ist das Gold der währungspoliti­
sche Notgroschen. Sie erinnern daran, dass
früher der Bundesrat selber – und auch die
Nationalbank – immer wieder betont habe,
die Goldreserven seien «unverkäufliches
Tafelsilber».

Drei undurchdachte Forderungen
Gegensteuer wollen die Initianten mit
­einem dreiteiligen Forderungskatalog ge­
 ben: Erstens soll die Nationalbank min­
 destens 20 Prozent ihrer Aktiven in Gold
 halten müssen. Zweitens dürfen diese har­
 ten Reserven künftig nicht mehr verkauft
 werden. Und drittens sei das National­
 bank-Gold zwingend in der Schweiz aufzu­
 bewahren.                                   Museo del Oro in Bogotà: Dort ist alles Gold, was glänzt.

Bündner Gewerbe 4 /2014                                                                                               Im Brennpunkt | 21
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