Hessisches Ärzteblatt - Landesärztekammer Hessen

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Hessisches Ärzteblatt - Landesärztekammer Hessen
Landesärztekammer Hessen K.d.ö.R.

Hessisches
Ärzteblatt
                                                                                                          7 2014
Die Zeitschrift der Landesärztekammer Hessen                                                             Juli 2014
Auch im Internet: www.laekh.de                                                                      75. Jahrgang

                                                                                    • 117. Deutscher Ärztetag
                                                                                      in Düsseldorf
                                                                                      –– Viel Harmonie mit kleinen
                                                                                         Paukenschlägen
                                                                                      –– Eindrücke hessischer
                                                                                         Delegierter

                                                                                    • Mitreden und Mitmachen:
                                                                                      Das ehrenamtliche
                                                                                      Engagement in der ärztlichen
                                                                                      Selbstverwaltung lohnt sich

                                                                                    • Gesunde Mitarbeiter in
                                                                                      Arztpraxen: AbBA

                                                                                    • Zertifizierte Fortbildung:
                                                                                      Ergebnisse der externen
                                                                                      Qualitätssicherung in der
                                                                                      stationären Versorgung
                                                                                      ambulant erworbener
                                                                                      Pneumonien in Hessen 2012

                                                                                    • Im Gespräch mit Dr. med. Edgar
                                                                                      Pinkowski, Präsidiumsmitglied
                                                                                      der Landesärztekammer Hessen

                        „Vom Wiegen allein
                    wird die Sau nicht fett.“
                               Rudolf Henke warnt auf dem 117. Deutschen Ärztetag
                  in Düsseldorf vor einer Überbewertung reiner Qualitätsmessungen                      © Lilifox – Fotolia.com
7 2014 • Hessisches Ärzteblatt
Hessisches Ärzteblatt
Mit amtlichen Bekanntmachungen der
                                                                                                                             7 | 2014 • 75. Jahrgang
Landesärztekammer Hessen K.d.ö.R. und der
Kassenärztlichen Vereinigung Hessen K.d.ö.R.

Impressum
Herausgeber:
Landesärztekammer Hessen
Im Vogelsgesang 3, 60488 Frankfurt/M.
Tel.: 069 97672-0
Internet: www.laekh.de, E-Mail: info@laekh.de
                                                      Editorial                                                                                                368
Schriftleitung (verantwortlich):                      Aktuelles
Dr. med. Peter Zürner,
                                                      Viel Harmonie mit kleinen Paukenschlägen –
Mitglied des Präsidiums der LÄK Hessen
                                                     117. Deutscher Ärztetag in Düsseldorf                                                                     371
Redaktion:                                            Eindrücke hessischer Delegierter vom 117. Deutschen Ärztetag in Düsseldorf                               378
Katja Möhrle M. A., Leitende Redakteurin              Aus Fehlern lernen                                                                                       382
Dipl. Soz. Maren Grikscheit, stv. ltd. Redakteurin    8. Patiententag in Wiesbaden                                                                             383
Dr. med. Roland Kaiser
                                                      Seltene Krankheiten – Die Nadel im Heuhaufen finden                                                      399
Sabine Goldschmidt M. A.
                                                      Schlaglichter, Nachrichten und Notizen                                                                   400
Prof. Dr. med. Klaus-Reinhard Genth
                                                      AbBA, die Alternative bedarfsorientierte Betreuung von Arztpraxen in Hessen                              401
Redaktionsbeirat:                                    „Der Besuch hat sich gelohnt“ – Tagung Arbeitsmedizin Rhein-Main 2014                                     404
siehe online unter www.laekh.de                       Reisemedizin: Wachsende Bedeutung eines jungen interdisziplinären Faches                                  411
(Hessisches Ärzteblatt)
                                                      Landesärztekammer Hessen
Arzt- und Kassenarztrecht:                            Das ehrenamtliche Engagement in der ärztlichen Selbstverwaltung lohnt sich                               369
Dr. Katharina Deppert,                                Im Gespräch mit Dr. med. Edgar Pinkowski                                                                 381
Gutachter- und Schlichtungsstelle                     Stellenanzeige: Ärztlicher Geschäftsführer gesucht                                                       383
Manuel Maier, Justitiar der LÄK Hessen
                                                      Fortbildung
Anschrift der Redaktion:                             Zertifizierte Fortbildung: Ergebnisse der externen Qualitätssicherung in der
Isolde Asbeck                                         stationären Versorgung ambulant erworbener Pneumonien in Hessen 2012                                     384
Landesärztekammer Hessen
                                                      Arzneimittelinteraktionen                                                                                408
Im Vogelsgesang 3, 60488 Frankfurt/M.
                                                      Wechselwirkungen: Fallbeispiele aus der Praxis                                                           408
Tel.: 069 97672-196, Fax: 069 97672-224
                                                      Sicherer Verordnen                                                                                       409
E-Mail: schriftleitung-haebl@laekh.de
Redaktionsschluss:                                     Akademie für Ärztliche Fort- und Weiterbildung, Bad Nauheim                                             391
fünf Wochen vor Erscheinen
Verlag, Anzeigenleitung und Vertrieb:                  Carl-Oelemann-Schule, Bad Nauheim                                                                       397
Leipziger Verlagsanstalt GmbH
Paul-Gruner-Straße 62, 04107 Leipzig                 Bücher
Tel.: 0341 710039-90, Fax: 0341 710039-74 u. -99     Prävention – Wirksamkeit und Stellenwert in der Gesundheitsversorgung 380
Internet: www.l-va.de, E-Mail: lk@l-va.de            Pädiatrische Notfälle: Sicher handeln, richtig medikamentieren        399
Verlagsleitung:                                      Von hessischen Ärztinnen und Ärzten
Dr. Rainer Stumpe                                    Dr. med. Alfred Möhrle zum 75. Geburtstag                             405
Anzeigendisposition:                                 Prof. Dr. med. Klaus-Reinhard Genth zum 70. Geburtstag                405
Livia Kummer, Tel.: 0341 710039-92,                  Parlando
E-Mail: lk@l-va.de                                   Hessische Kultursommer                                                406
Druck:                                               Ansichten und Einsichten
Brühlsche Universitätsdruckerei GmbH & Co KG         Schlitterten die Großmächte schlafwandlerisch
Am Urnenfeld 12, 35396 Gießen                        in die „Urkatastrophe“, den Ersten Weltkrieg?                         407
Layout-Design:                                       Personalia 	                                                          410
Kathrin Artmann, Schwäbisch-Hall
                                                     Bekanntmachungen der Landesärztekammer Hessen	 412
in Zusammenarbeit mit der LÄK Hessen
Zzt. ist Anzeigenpreisliste 2014 vom                 Bekanntmachungen der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen              415
1.1.2014 gültig.
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ISSN: 0171-9661                                      der Verantwortung der Schriftleitung und des Ver­lages.

                                                                                                                                                                         367
7 2014 • Hessisches Ärzteblatt
      Editorial

      Wie viel Gesundheitsmärkte gibt es ?!

                         Liebe Kolleginnen und       kranker und/oder pflegebedürftiger Men-        Tumorerkrankung oder ähnlichen Schick-
                         Kollegen,                   schen geht es nicht um einen Markt, auf        salsschlägen. Die Aufgabe, Vorsorge für
                                                     dem etwa Autos oder Kleidung wohlfeil          die eigene Gesundheit zu betreiben, ist
                          den Begriff Gesund-        angeboten werden, sondern um die Erfül-        die Aufgabe eines jeden Einzelnen. Bera-
                          heitswirtschaft ken-       lung elementarer menschlicher Bedürfnis-       tung und Information sind sicher nötig und
                          nen wir mittlerweile ja    se nach Heilung oder Linderung bei Krank­      hilfreich, sollten jedoch nicht nur von den
                          schon, und nun ist seit    heit.                                          Krankenkassen erfolgen, sondern schon
                          geraumer Zeit auch                                                        viel früher einsetzen. Gesundheitserzie-
Dr. med. Gottfried von    von Gesundheitsmärk­       Es darf nicht im Sinne der Gewinnmaxi-         hung und eine tägliche Sportstunde in den
Knoblauch zu Hatzbach
(Foto: Martin Joppen)     ten die Rede. Gibt es      mierung um das reine „Abschöpfen“ pri-         Schulen könnten viel bewirkten.
                          denn mehrere Gesund­       vater Zahlungsbereitschaft – wie auf der
      heitsmärkte? Offenbar muss diese Frage         Seite einer deutschlandweit bekannten          Je restriktiver die Budgets für die klassi-
      bejaht werden. Ökonomen sprechen vom           Beratungsgesellschaft beschrieben – ge-        sche Gesundheitsversorgung ausfallen, je
      ersten und vom zweiten Gesundheitsmarkt.       hen, sondern es geht um die richtige Ver-      mehr im Selbstzahlerbereich angeboten
      Das Bundesgesundheitsministerium ver-          sorgung auf der jeweils angemessenen           wird, umso größer ist die Gefahr einer
      steht unter dem ersten Gesundheitsmarkt        Versorgungsebene, sei es stationär, am-        Zweiteilung unserer Gesellschaft.
      den Kernbereich, also den Bereich der „klas­   bulant oder in einer Pflegeeinrichtung. Hier
      sischen Gesundheitsversorgung“, der größ­      wird das Geld benötigt. Der kranke Mensch      Die vorhandenen Mittel in der GKV sollten
      tenteils durch Gesetzliche und Private         benötigt eine individuelle Versorgung, die     nicht für Yoga-Kurse, deren positive Wir-
      Kranken- und Pflegeversicherung sowie          jedoch immer öfter an die Grenzen der all-     kung ich in keiner Weise schmälern möch-
      durch Arbeitgeber (Lohnfortzahlung im          seits bekannten Budgets stößt. Selbstver-      te, sondern für die Versorgung wirklich
      Krankheitsfall), den Staat (zum Beispiel       ständlich ist das Gebot aus § 12 SGB V zu      kranker Menschen eingesetzt werden.
      Beihilfe für Beamte und Pensionäre, Zu-        beachten: „Die Leistungen müssen aus-
      schüsse zur GKV) und weitere Sozialver­        reichend, zweckmäßig und wirtschaftlich        Wir sollten uns in menschlicher Beschei-
      sicherungsträger geprägt ist. Ich habe         sein; sie dürfen das Maß des Notwendi-         denheit auch wieder verdeutlichen, dass
      sogar den Begriff „Krankheitswesen“ als        gen nicht überschreiten. Leistungen, die       wir mit gewissen Einschränkungen – auch
      Beschreibung für diesen Bereich gelesen.       nicht notwendig oder unwirtschaftlich sind,    gesundheitlicher Art – leben müssen. Wie
                                                     können Versicherte nicht beanspruchen,         sagte doch Johann Peter Hebel (1760–1826):
      Der zweite Gesundheitsmarkt umfasst nach       dürfen die Leistungserbringer nicht bewir-     Da ich gewöhnt bin, die halbe Gesundheit
      allgemeinem Verständnis freiverkäufliche       ken und die Krankenkassen nicht bewilli-       für die ganze zu halten, so habe ich gott-
      Arzneimittel und individuelle Gesundheits­     gen.“                                          lob nichts zu klagen.
      leistungen, Schönheitsoperationen, Fitness
      und Wellness, Gesundheitstourismus so-         Fallen zum Beispiel ambulante oder sta­        Ihr
      wie – zum Teil – die Bereiche Sport/Frei-      tionäre Kuren wirklich unter die darin be-
      zeit, Ernährung und Wohnen, das heißt alle     schrieben Leistungen? Schließlich dient
      privat finanzierten Produkte und Dienst-       doch der gesetzliche Urlaub dem Zweck
      leistungen rund um die Gesundheit.             der Erholung. Drastisch formuliert: Müs-
                                                     sen sich die Gesetzlichen Krankenkassen
      Hier zeigt sich aus meiner Sicht eine ganz     finanziell am Erholungsurlaub beteiligen?
      und gar nicht angemessene Betrachtungs­        Die Rede ist wohlgemerkt nicht von Reha-       Dr. med. Gottfried von Knoblauch zu Hatzbach
      weise. Bei der Behandlung und Versorgung       bilitationsmaßnahmen nach Schlaganfall,        Präsident

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Mitreden und Mitmachen: Das ehrenamtliche Engagement
in der ärztlichen Selbstverwaltung lohnt sich
Susan Trittmacher

Nichts hat der deutschen Ärzteschaft so        Häufig ist die eigene Arbeitssituation und/   gehende Berufstätigkeit erleichtern wür-
sehr geschadet, wie die Separation in unter­   oder die Unzufriedenheit mit dem Arbeits-     den. Die Antworten waren eindeutig und
schiedliche Lager: Hausärzte versus Fach­      umfeld Anlass, sich zu engagieren: Nicht      sind weiterhin aktuell:
ärzte, niedergelassene Ärzte versus ange-      nur meckern, sondern verändern, lautet die    • Verbesserung der Kinderbetreuung
stellte Ärzte. Dabei hat es so gut angefan-    Devise. Schon als junge Ärztin haben mich     • berechenbare Arbeitszeiten
gen: „Besonders für die Zukunft hoffe ich,     Diskriminierung am Arbeitsplatz und Ar-       • verbesserte Karriereberatung
dass sie sich so entwickeln wird, wie wir      beitsbelastungen gestört, die Kollegen und    • (öffentliche) Anerkennung ärztlicher Leis­
sie uns vorstellen.“ Mit diesen Worten         Kolleginnen an den Rand der Erschöpfung         tungen
bringt Dr. med. Carl Oelemann 1956 an-         (und gar nicht so selten darüber hinaus)
lässlich der ersten Delegiertenversamm-        brachten. Vor gut 25 Jahren habe ich im       Keines dieser Ziele steht in Konflikt mit
lung der Landesärztekammer Hessen zwei         Deutschen Ärztinnenbund Gleichgesinnte        Bundes- oder Landesgesetzen; vielmehr
wesentliche Aspekte der ärztlichen Selbst­     und eine Plattform gefunden, an gewünsch­     sind diese Ziele für Ärzte und Ärztinnen
verwaltung zum Ausdruck: Die hessischen        ten Veränderungen der Arbeitssituation        aller Fachrichtungen relevant und aus be-
Ärzte und Ärztinnen entwickeln ein gemein­     der Ärztinnen und Ärzte mitzuwirken. Der      rufspolitischer Sicht auch konsensfähig.
sames Verständnis für die Rahmenbedin-         Paradigmenwechsel von „Familie oder Be-       Das ehrenamtliche Engagement in den
gungen ihrer Berufsausübung und vertre-        ruf“ zu „Familie und Beruf“, angestoßen       Gremien der ärztlichen Selbstverwaltung
ten diese Vorstellungen nach außen.            vom Deutschen Ärztinnenbund, ist nur          bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten,
Die hessischen Landesgesetze, allen vor-       kurze Zeit später in den Gremien der Lan-     ganz unmittelbar auf die Rahmenbedingun­
an das Heilberufsgesetz, sowie die darauf      desärztekammer auf fruchtbaren Boden          gen der eigenen Berufstätigkeit Einfluss
aufbauenden kammerspezifischen Normen,         gefallen. Für mich war dieser Umstand ein     zu nehmen. Bestes Beispiel ist die Weiter-
zum Beispiel die Weiterbildungsordnung,        guter Grund, mich auch in „meiner“ Kam-       bildungsordnung: Neben der inhaltlichen
geben uns den Freiraum, unsere Angele-         mer zu engagieren.                            Gestaltung waren es hessische Ärztinnen
genheiten in freier Selbstbestimmung zu                                                      und Ärzte, die es durchgesetzt haben,
regeln und darüber hinaus für das gesund­      Schon 2005 befragte die Landesärztekam­       dass Weiterbildung nicht nur in Teilzeit,
heitliche Wohl der uns anvertrauten Pati-      mer Hessen ihre weiblichen Mitglieder nach    sondern sowohl in stationären als auch
enten und Patientinnen einzutreten.            Verbesserungsvorschlägen, die eine durch­     ambulanten Einrichtungen absolviert wer-

                                                                                                                                            369
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      Landesärztekammer Hessen

      den kann. Aktuelles Thema ist derzeit un-     sehen. Würden wir „Macht“ in der anglo-       viele, nach wirtschaftlicher Gewinnmaxi-
      ter anderem die Organisation und Aner-        amerikanischen Übersetzung von „power“        mierung ausgerichteten Unternehmen, ken­
      kennung von Weiterbildung in Verbünden.       verstehen, kommt auf einmal Dynamik ins       nen wir in der ärztlichen Selbstverwaltung
                                                    Spiel: „Macht“ kommt von Machen, von          keine hauptberufliche Interessenvertretung,
      Das ehrenamtliche Engagement der Kolle-       Vormachen und Mitmachen.                      so dass der Faktor Zeit eine Hürde ist. Die
      ginnen und Kollegen in der Landesärzte-                                                     Übernahme eines Mandats macht Arbeit,
      kammer Hessen ist natürlich nicht auf die     Neben dem fachlichen Diskurs erlernt          aber den Umfang des ehrenamtlichen En-
      Kammergrenzen beschränkt. Vielmehr            man in der Gremienarbeit Durchsetzungs-       gagements bestimmt jeder für sich selbst.
      schafft dieses Engagement die Grundlagen,     strategien und Durchhaltevermögen, er-        Vielleicht möchte ein Arzt zunächst einmal
      damit unsere Anliegen, unsere Vorstellun-     höht seine Frustrationstoleranz, knüpft      „nur“ wissen, welche Themen diskutiert
      gen einer guten medizinischen Versorgung      Netze und Verbindungen; Erfolgsfaktoren,      werden. Wird eine Ärztin Delegierte der
      auch über die Landesgrenzen hinaus ver-       die auch sonst im Leben weiterhelfen. Die     Landesärztekammer Hessen, dann muss
      treten werden können. Es sollte uns zu        Kammerwahl 2013 in Hessen hat Kollegen        sie zwei bis drei Samstage im Jahr veran-
      denken geben, dass in den bundespoliti-       und Kolleginnen aus allen Fachdisziplinen     schlagen. Und mit steigendem Verantwor-
      schen Gremien Ärzte kaum vorkommen;           und den unterschiedlichsten politischen       tungsbereich nehmen natürlich auch die
      höchste Zeit also, diesen Umstand zu än-      Gruppierungen zusammengebracht. Ehren­        zeitlichen Verpflichtungen in der Gremien-
      dern!                                         amtliches Engagement ist nichts für Ein-      arbeit zu.
                                                    zelkämpfer. Ohne das eigene Ziel oder den     Paradiesische Zustände haben wir ganz
      „Macht kommt von Machen“                      eigenen Focus aus den Augen zu verlieren,     sicher noch nicht erreicht. Aber das Enga-
      Woran liegt es also, dass Ärztinnen und       ist eine grundsätzliche Konsensfähigkeit      gement der Ärztinnen und Ärzte aller poli-
      Ärzte, gemessen an der Bedeutung der          notwendig, um Lösungsansätze zu wichti-       tischer Gruppierungen vermittelt der Öf-
      Gesundheit für jeden Einzelnen als auch       gen gesundheits- und sozialpolitischen        fentlichkeit Informationen, welche Modifi-
      für die Gesamtgesellschaft, in den bun-       Fragen zu erarbeiten, wie beispielsweise      kationen im Arbeitsalltag sinnvoll und not­
      despolitischen Gremien unterrepräsentiert     • zu der steigenden Nachfrage nach ärzt-      wendig sind, um den berufstätigen Ärztin-
      sind? „Dafür habe ich keine Zeit“; „Politik      lichem Wissen und nach ärztlicher Kom-     nen und Ärzten ein leichteres und effizien-
      interessiert mich nicht“; oder „Da wird          petenz in einer alternden Gesellschaft,    teres Arbeiten zu ermöglichen. Niemand
      doch nur geredet, machen kann man so-         • zu dem bereits manifesten Mangel an         sonst wird sich unserer Interessen anneh-
      wieso nichts“. Diese oder ähnliche Aussa-       gut ausgebildeten Ärztinnen und Ärzten      men. Seien Sie also willkommen, mitzu-
      gen spiegeln zum einen eine allgemeine           in der kurativen Medizin,                  machen, sich einzumischen und das Zep-
      Politikverdrossenheit wider; die Wahlbe-      • gegen die Diskriminierung älterer Ärz-      ter in die eigene Hand zu nehmen.
      teiligung von Ärztinnen und Ärzten an-           tinnen und Ärzte im Wissenschaftsbe-
      lässlich der Kammerwahl 2013 betrug ge-          trieb der Stiftungen und Universitäten,
      rade einmal 40 Prozent. Zum anderen brin­     • gegen die zunehmende Merkantilisie-                                           Dr. med.
      gen sie einen Widerwillen und/oder Ohn-          rung der Medizin.                                                  Susan Trittmacher,
      machtsgefühle gegenüber politischem Han­                                                                                     Frankfurt
      deln zum Ausdruck. Möglicherweise ist         Viele ehrenamtlich tätige Kolleginnen und                                        E-Mail:
      der Begriff „Macht“ für viele Kollegen und    Kollegen bewegen sich mit ihrem Engage-                          s.trittmacher@web.de
      Kolleginnen weiterhin negativ besetzt und     ment an der Schnittstelle von der Profes-
      wird im Kontext mit Willkür und Gewalt ge­    sion zur Professionalität. Aber anders als

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                                                                                                                                  Aktuelles

Viel Harmonie mit kleinen Paukenschlägen
117. Deutscher Ärztetag in Düsseldorf

                                                                                                  kammerpräsidenten gewandt, erlaubte er
                                                                                                  sich in seiner sonst sachlich-glatten Rede
                                                                                                  eine humorvolle Anleihe bei der Musik:
                                                                                                 „Sie hauen auch schon gerne mal auf die
                                                                                                  Pauke.“

                                                                                                 Länder in der Pflicht
                                                                                                  Montgomery hatte zuvor den in den vergan­
                                                                                                  genen Jahren kontinuierlich von ursprüng-
                                                                                                  lich 10 Prozent auf nur noch 3 Prozent ab-
                                                                                                  gesunkenen Investitionsanteil der Länder
                                                                                                  an den Gesamtbudgets der Krankenhaus-
Fulminanter Auftakt des 117. Deutschen Ärztetages in Düsseldorf mit der Trommlergruppe Wadokyo    versorgung als „schändlich“ bezeichnet:
                                                                                                 „So kann man auf Dauer kein qualitätsori-
Die Luft schien zu beben. Mit archaischer        leute gewährleistet sein: „Alles andere wäre     entiertes Krankenhauswesen aufrechter-
Wucht schickte die japanisch-deutsche            wie Pauken ohne Trompeten.“                      halten.“ Dabei gehöre die Konsolidierung
Trommlergruppe Wadokyo eine Serie von                                                             der notleidenden Krankenhäuser ganz oben
Trommelwirbeln durch die Düsseldorfer Ton­       Das Institut sei „ohne einen deutlichen          auf die Prioritätenliste. Gröhe bejahte die
halle: Fulminanter Auftakt des 117. Deut-        Beitrag der medizinischen Fachwelt“ nicht       „Planungssicherheit der Länder“, fügte
schen Ärztetages in der Landeshauptstadt         vorstellbar, bestätigte Bundesgesundheits­       aber hinzu, dass zu dieser Kompetenz auch
von Nordrhein-Westfalen. Auch Bundes-            minister Hermann Gröhe (CDU), ohne al-           die „ausreichende Bereitstellung von Inves­
ärztekammerpräsident Prof. Dr. med. Frank        lerdings in weitere Einzelheiten zu gehen.       titionen“ gehöre. Während Montgomery
Ulrich Montgomery nutzte seine Eröffnungs­       Es werde unabhängige wissenschaftliche           die im Koalitionsvertrag vorgesehene „Ter­
rede für wenige, aber gezielte Pauken-           Arbeit leisten. Von den Ärzten forderte er       min­g arantie“ von vier Wochen rundweg
schläge: „Wir brauchen keine Behörde,            eine angemessene „Fehlerkultur“. Behand­         ablehnte, hielt Gröhe jedoch an den ge-
die Qualität verwaltet! Wir wollen Unter-        lungsfehler dürften „nicht unter den Tep-        planten, von den Kassenärztlichen Vereini­
stützung dabei, Qualität zu produzieren          pich gekehrt werden“. Andererseits habe          gungen einzurichtenden Terminservice-
und zu verbessern.“                              das Gesundheitswesen aber auch keinen            stellen unverändert fest.
                                                „Generalverdacht“ verdient.
Mit Qualität in die Offensive                    Kein Schmusekurs, aber eine harmonisch-
Schon Rudolf Henke, Präsident der gast-          konstruktive Arbeitsbeziehung: So wirkte
gebenden Ärztekammer Nordrhein, hatte            das Verhältnis zwischen Bundespolitik und
in seiner Begrüßung vor einer Überbewer-         deutscher Ärzteschaft. Montgomery nann­te
tung reiner Qualitätsmessungen mit den           die Zusammenarbeit gut und hob lobend
Worten gewarnt: „Vom Wiegen allein wird          Gröhes Bekenntnis zur Freiberuflichkeit her­
die Sau nicht fett.“ In seiner Rede forderte     vor. Der Bundesgesundheitsminister be-
Montgomery ausdrücklich eine führende            tonte seinerseits die Kooperationsbereit-
Verankerung des ärztlichen Sachverstands         schaft der Politik und dankte den Ärztin-
in dem von der Bundesregierung geplan-           nen und Ärzten für ihren herausragenden         BÄK-Präsident Prof. Dr. med. Frank Ulrich Montgo­
ten Qualitätsinstitut für das Gesundheits-       Beitrag zum solidarischen deutschen Ge-         mery und Bundesgesundheitsminister Hermann
                                                                                                 Gröhe (rechts)
wesen. In den wissenschaftlichen Gremien         sundheitswesen. Zugleich erklärte Gröhe
und den Beiräten müsse eine klare, den           aber auch, dass die Bewährung der Leis-         Übereinstimmend sprachen sich Montgo-
Regeln des ärztlichen Berufsrechts ver-          tungsstärke des deutschen Gesundheits-          mery und Gröhe für eine zügige GOÄ-No-
pflichtete Mehrheit der ärztlichen, zahn-        wesens Veränderungsbereitschaft voraus­         vellierung aus. Die Anpassung der GOÄ
ärztlichen und psychotherapeutischen Fach­       setze. An die Adresse des Bundesärzte-          sei „überfällig“, sagte der Bundesgesund-
                                                                                                                                                     371
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      Aktuelles

      heitsminister. Einig waren sich Montgomery                                                            überweisung bewertet. Hausärztinnen und
      und Gröhe auch hinsichtlich des Verbots                                                              -ärzte sollten nicht gezwungen sein, ihre
      der organisierten Sterbehilfe. Montgomery                                                             Patienten in die Kategorien dringlich oder
      wies dabei auf die bei früheren Ärztetagen                                                            nicht dringlich einzuteilen.
      gefasste Position hin, nach der die Beihilfe                                                          Dass nach Bestrebungen der Europäischen
      zum Suizid als unvereinbar mit ärztlichem                                                             Union (EU) Gesundheitsleistungen stärker
      Berufsrecht angesehen wird.                                                                           normiert werden sollen, wurde von den
                                                                                                            Delegierten des 117. Deutschen Ärzteta-
      Als dringend notwendig bezeichnete Mont­                                                              ges abgelehnt. Normen könnten den An-
      gomery eine gesetzliche Regelung der stei­                                                            forderungen an eine hohe fachliche Quali­
      genden Haftpflichtprämien in der Geburts­         Anne Kandler                                        fikation sowie der Beachtung des allgemein
      hilfe. Diese betreffe nicht nur die freibe-                                                           anerkannten Erkenntnisstands der medi-
      ruflichen Hebammen, sondern auch die Ge­          hessische Delegierte Anne Kandler, Mar-             zinischen Wissenschaft nicht abbilden.
      burtskliniken und alle in der Geburtshilfe        burger Bund (MB), ihren Vorrednern bei.             Mit Blick auf die geplante Krankenhausre-
      tätigen Ärztinnen und Ärzte. Als Lösung           Eine Reihe von Studien zeige einen Zusam­           form appellierte der Deutsche Ärztetag an
      schlug Montgomery ein Staatshaftungs-             menhang zwischen Fehlern und Arbeits-               die Länder, die nachhaltige Investitions­
      modell mit Regressverbot vor. Gröhe, der          belastung. Kandler warb aus diesem Grund            för­derung der Kliniken sicherzustellen. Die
      diese Thematik unkommentiert ließ, kün-           für den zusammen mit PD Dr. med. Andreas            Unabhängigkeit der Ärzte bei medizinischen
      digte für die zweite Jahreshälfte den Start       Scholz und Dr. med. Silke Engelbrecht               Entscheidungen müsse gewahrt bleiben.
      der Beratungen über einen „Masterplan             (alle MB) eingebrachten Entschließungs-             Darüber hinaus verlangten die Delegierten
      Medizinstudium 2020“ an. Dabei sprach             antrag mit dem Titel „Qualitätsoffensive            die konsequente Etablierung einer sekto-
      er sich für eine stärkere Förderung der All-      geht nicht ohne Personaloffensive“, der in          renübergreifenden Bedarfsplanung. Die
      gemeinmedizin aus. Ziel sei es, Lehrstühle        den anschließenden Abstimmungen von                 Bundesregierung wurde aufgefordert, sich
      für Allgemeinmedizin an allen Medizinfa-          den Delegierten des Deutschen Ärztetags             auf europäischer Ebene für den Subsidia-
      kultäten zu etablieren.                           mehrheitlich angenommen wurde.                      ritätsgedanken stark zu machen. Einer
                                                                                                            Normung der Gesundheitsdienstleistungs­
      Ärztlichen Sachverstand in                                                                            richtlinien der EU-Normungsaktivitäten des
      Qualitätsoffensive verankern                                                                          europäischen Normungsinstituts CEN auf
       Facharzttermine, Normierung und die an-                                                              ein Minimalniveau erteilten die Ärztever-
       gekündigte Qualitätsinitiative der Bundes­                                                           treter eine klare Absage.
       regierung standen im Zentrum der Diskus-
       sion zum Tagesordnungspunkt Gesund-                                                                 Reform des Medizinstudiums
       heits-, Sozial- und ärztliche Berufspolitik.                                                        Eine gute medizinische Versorgung der
       Über 30 Mal taucht das Wort „Qualität“ im                                                           deutschen Bevölkerung bedürfe einer aus­
       Koalitionsvertrag auf. Aber was bedeutet                                                            reichenden Zahl wissenschaftlich und prak­
       Qualität in der Medizin? Struktur- und Pro­      Dr. med. Silke Engelbrecht und Sabine Riese (r.)   tisch bestmöglich ausgebildeter Ärztinnen
       zessqualität lasse sich noch leicht fassen,                                                         und Ärzte – das stellte der u.a. von den
       hieß es in der Diskussion. Patienten inter-      Wöchentlich bis zu 20 Termine in Facharzt­         hessischen Delegierten BmedSci Frank
       essierten sich aller­dings vor allem für die     praxen würden von Patienten nicht einge-           Seibert-Alves und PD Dr. med. Andreas
       sogenannte Outcome-Qualität. Deren Er­           halten, verlautete es aus der Kammer Nieder­       Scholz – beide MB – unterzeichnete und
       fas­sung sei jedoch schwierig, es exis­tie­ren   sachsen. Hochgerechnet auf ganz Deutsch­           einstimmig verabschiedete Entschließungs­
       keine Daten, die eine sichere Be­urteilung       land belaufe sich dies auf 6,5 Millionen           antrag klar. Darin forderte der Deutsche
       des „Outcomes“ gewährleisten könnten.            nicht wahrgenommene Termine pro Quar-              Ärztetag die Sicherstellung einer angemes­
      „Wir stimmen zu, dass wir Ärztinnen und           tal. Die Patienten selbst würden damit zu          senen staatlichen Finanzierung der etab-
       Ärzte uns die Qualität nicht aus der Hand        Wartezeiten beitragen. Als nicht zielfüh-          lierten medizinischen Fakultäten und Uni-
       nehmen lassen sollten“, pflichtete die           rend wurde die Einführung einer Express-           versitätskliniken.
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                                                                                                                          Aktuelles

                                                hessischen Delegierten Seibert-Alves und     die Unterarbeitsgruppen (UAG) mit den
                                                Scholz eingebrachten Antrag „Wartezeit       Bewertungen bei beispielhaft ausgewähl-
                                                ist verlorene Zeit – Wartezeitquote ab-      ten Fach­gebieten (Allgemeinmedizin, Kin-
                                                schaffen!“ im Rahmen der Umsetzung des       der- und Jugendmedizin, Orthopädie und
                                               „Masterplans Medizinstudium 2020“.            Unfallchirurgie, Radiologie) begonnen. Die
                                                                                             zweite Runde finde im Sommer 2014 statt.
                                               Sachstand der Novellierung                    Problematisch sei, dass die Eingaben auf
                                               der Muster-WBO                                WikiBÄK von vielen verschiedenen Auto-
                                               „Dies ist ein Zwischenbericht, das heißt es   ren mit unterschiedlichen Handschriften
                                                gab vorher Berichte und es wird noch wei-    erfolgten, wodurch die Einteilung in die
BmedSci Frank Seibert-Alves                     tere geben“, begann Dr. med. Franz-Joseph    vier Modi (Grundlagenwissen, Kennen, Kön-
                                                Bartmann, Vorsitzender der Weiterbildungs­   nen und Beherrschen) nicht einfach sei,
Der von der Bundesregierung im Koali­tions­­    gremien der Bundesärztekammer (BÄK),         hob er hervor.
vertrag vereinbarte „Masterplan Medizin-        sein Referat zum Sachstand der Novellie-     In der zweiten Runde gehe es um die
studium 2020“, der für eine zielgerichtete      rung der Muster-Weiterbildungsordnung        Grund­lagen der Fortsetzung der Arbeit:
Auswahl der Studienplatzbewerber zur           (M-WBO).                                      die Festlegung grundlegender strukturel-
Förderung der Praxisnähe sowie zur Stär-        Im vergangenen Jahr hätten die Berufsver­    ler Kriterien (Kompetenzverständnis, An-
kung der Allgemeinmedizin im Studium            bände und Fachgesellschaften ihre Einga-     wendung und Anzahl der WB-Modi), die
entwickelt werden soll, stieß bei den De-       ben (insgesamt 108) auf den WIKI-Seiten      Entwicklung eines Glossars und eines
legierten auf ein positives Echo. Das Ärzte-    der BÄK abgeschlossen. Seitdem wurden        Leitfaden für die weitere Bearbeitung. Ins-
parlament bot an, sich an der Erstellung        diese kommentiert und zahlreiche Ge-         besondere der Kompetenzbegriff müsse
des Masterplans aktiv zu beteiligen. In         spräche geführt, wie Bartmann erklärte.      mit Inhalten gefüllt werden und nicht nur
einem standardisierten und transparenten        Die Gespräche hätten vor allem eines ge-     eine Summierung von Spiegelstrichen
Verfahren sollten neben der Abiturnote          zeigt: Es bestehe ein hoher Konsens, dass    darstellen, wie in der bisherigen WBO, so
auch psychosoziale Kompetenzen sowie            sich das im vergangenen Jahr vorgestellte    Bartmann: „Es muss definiert werden,
weitere Parameter, die mit einer langfris-      Konzept stabilisiert habe.                   was der Facharzt am Ende seiner Weiter-
tigen Berufszufriedenheit einhergehen,          In der aktuellen Konvergenzphase waren       bildung können muss, und nicht, was er in
für das Aus­wahlverfahren bei der Stu­dien­     von Beginn an alle 17 Landesärztekam-        seinem späteren Berufsleben macht oder
platz­ver­g abe in der Medizin zugrunde ge-     mern beteiligt. Im Frühjahr 2014 haben       machen muss.“
legt werden.

PD Dr. med. Andreas Scholz

Sechs Jahre Wartezeit auf einen Medizin-
studienplatz – das ist unzumutbar! Der
Deutsche Ärztetag beschloss den von den
                                                                                                                                           373
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      Aktuelles

      Nach den Sitzungen der UAGs in den Lan-                                                       terbildung appellierte das Ärzteparlament
      desärztekammern im Sommer, sollen im                                                          an den Gesetzgeber, die für die Versor-
      Herbst dieses Jahres die Grundlagen der                                                       gung der Bevölkerung erforderliche, qua-
      weiteren Bearbeitung konsentiert werden.                                                      litativ hochwertige Weiterbildung durch
      Die Bearbeitung aller weiteren Fächer könn­                                                   einen Systemzuschlag zu sichern und zu
      te voraussichtlich im Herbst/Winter erfol-                                                    unterstützen. Die in vielen Redebeiträgen
      gen. Bartmann machte jedoch nochmals                                                          geäußerte Befürchtung, die Kassenärzt­
      deut­lich, dass kein konkretes Datum für                                                      liche Bundesvereinigung (KBV) wolle den
      die Fertigstellung der Muster-WBO benenn­                                                     Ärztekammern die Zuständigkeit für die
      bar sei.                                                                                      Weiterbildung streitig machen, wies KBV-
                                                      Dr. med. Lars Bodammer                        Chef Dr. med. Andreas Gassen mit dem
                                                                                                    Argument zurück, man wolle die Weiter-
                                                       müssen. Als eine der wenigen direkt be-      bildung nicht übernehmen, sondern den
                                                       troffenen Delegierten meldete sich auch      Kammern kollegial zur Seite stehen.
                                                       Anne Kandler aus Hessen (MB) zu Wort:
                                                      „Als Ärztin im dritten WB-Jahr rufe ich       Hausärztlichen Nachwuchs
                                                       dazu auf, Betroffene mit in die Ausbildung   fördern
                                                       einzubeziehen. Ich möchte eine Initiative    Die Förderung des hausärztlichen Nach-
                                                       starten: Jedem Weiterzubildenden sein        wuchses weiter intensivieren, lautete eine
                                                       WB-Gespräch.“                                Forderung des Deutschen Ärztetages. Nur
                                                                                                    über ernsthafte und nachdrückliche An-
      Dr. med. Susanne Johna                          Kritisiert wurde von einigen De­legierten,    strengungen aller Verantwortlichen könne
                                                      dass einzelne Kammern parallel eigene         es gelingen, mehr Medizinstudierende für
      „Je länger es dauert, desto antiquierter wird   Evaluationen der Weiterbildung ge­startet     eine hausärztliche Tätigkeit zu begeistern
       die alte WBO, mit der wir dann aber noch       haben: „Das ist unsinnig und unsozial, ge-    und die Zahl der Weiterzubildenden im
       arbeiten müssen“, wurde in der sich an-        meinschaftliche Aufgaben müssen gemein­       Gebiet Allgemeinmedizin weiter zu stei-
       schließenden Diskussion kritisiert. Dr. med.   schaftlich bewältigt werden.“                 gern. Alle Verantwortlichen wurden dazu
       Susanne Johna, hessische Delegierte (MB),      Die konsequente Umsetzung der Weiterbil­      aufgerufen, in strukturschwachen Regio-
       entgegnete, dass es enorm wichtig sei,         dung in den Krankenhäusern muss von           nen gemeinsame Aktionsbündnisse ins
       sich die Zeit zu nehmen, damit am Ende         den Landesärztekammern stärker als bis-       Leben zu rufen und neue, sektorenüber-
       die WBO den Vorstellungen und Ansprü-          her erfolgen, lautet der Beschluss der De-    greifende Wege zur Sicherstellung der
       chen gerecht wird. „Aber wir dürfen nicht      legierten, der unter anderem von dem hes­     ärztlichen Versorgung zu beschreiten.
       vergessen, dass wir eine geltende WBO          sischen Delegierten Dr. med. Wolf Andreas
       haben.“ Chefärzte bzw. leitende Ärzte hät­     Fach (Fachärzte Hessen) eingebracht wurde.    Ärztekammern sollen
       ­­ten nicht immer genug Zeit, so dass die                                                    für Sprachprüfungen
       WB oft zu kurz komme. Der Besuch einer         Ambulante Weiterbildung                       zuständig sein
       Ärztekammer oder das „Vorladen“ eines          stärken                                       In Anbetracht der zunehmenden Zahl aus-
       Weiterbilders könnten in diesem Zusammen­      Wie bereits im Vorjahr in Hannover sprach     ländischer Ärztinnen und Ärzte sprach sich
       hang eine enorme Signalwirkung haben,          sich der Deutsche Ärztetag für eine Stär-     das Ärzteparlament für eine Stärkung der
       so Johna. Auch Dr. med. Lars Bodammer          kung der ambulanten Weiterbildung aus         sprachlichen und interkulturellen Kompe-
       aus Hessen (MB) bekräftigte, dass eine         und forderte eine stabile zusätzliche         tenz in der ärztlichen Aus-, Weiter- und
       Novellierung Zeit brauche. Die Forderung       Finan­zierung der fachärztlichen Weiterbil-   Fortbildung aus. Die Landesregierungen
       nach dynamischer Veränderung sei jedoch        dung in Krankenhäusern und in den Pra-        wurden aufgefordert, die Zuständigkeit für
       wichtig. Die Problematik bestehe darin,        xen niedergelassener Ärzte. Gegen die war­    Sprachprüfungen ausländischer Ärztinnen
       so Bodammer, dass den Betroffenen ver-         nenden Stimmen einiger Delegierte vor         und Ärzte auf die (Landes-)Ärztekammern
       lässliche Inhalte gewährleistet werden         einer gesonderten Finanzierung der Wei-       zu übertragen.
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Sachstand Novellierung GOÄ                          tinnen und Ärzte im Öffentlichen Gesund- für Schmerzmedizin mit dem Argument
(Gebührenordnung für Ärzte)                         heitsdienst (BVÖGD), hatte den ÖGD in ab, dass keine weiteren Spezialisten nötig
Nach den Referaten von Dr. med. Theodor             ihrem Vortrag als wichtige Säule des Ge- seien. Schmerztherapie betreffe alle Fach­
Windhorst, Präsident der Ärztekammer                sundheitswesens bezeichnet. Dennoch ­gebiete, so dass jeder Arzt sich auf seinem
Westfalen-Lipppe, und Dr. med. Bernhard             stehe er ungeachtet seines umfangreichen Gebiet fortbilden müsse. Um die Schmerz-
Rochell, Hauptgeschäftsführer der BÄK,              und weiter wachsenden Aufgabenspek­ medizin zu stärken, forderte der Deutsche
zum Sachstand der Gebührenordnung für               trums im Schatten der ambulanten und Ärztetag einen niederschwelligen, vom
Ärzte (GOÄ) woll­te die Rednerliste kaum            stationären Versorgung. Als Gründe nann- Hausarzt koordinierten Zugang zu allen
abreißen. Neben Lob für die Fleißarbeit             te sie in erster Linie die schlechte Vergü- schmerzmedizinischen Versorgungsebe-
muss­ten die Referenten auch einiges an             tung – durchschnittlich bis zu 1000 Euro nen. Nötig sei auch eine enge Verzahnung
Kritik einstecken. Die Angst, eine „Katze im        monatlich weniger als Ärzte im Kranken- zwischen ambulanter und stationärer Ver-
Sack zu kaufen“, also nicht ausreichend             haus – sowie die fehlende Verankerung im sorgung. Darüber hinaus verlangten die
über die verschiedenen geplanten Neure-             universitären Bereich. Teichert betonte, Delegierten die Implementierung eines
gelungen informiert zu werden, wurde von            wie wichtig es sei, Studierende bereits an strukturierten Akutschmerzmanagements
verschiedenen Delegierten geäußert. Be-             der Universität über die vielseitigen Auf- in das Qualitätsmanagement der Kranken-
zweifelt wurde, dass auch zukünftig ein             gaben des ÖGD zu informieren. Dabei er- häuser. Ganz oben auf der Liste der Forde-
Inflationsausgleich stattfinden würde. Den­         wähnte sie ein neues und beispielhaftes rungen stand die Stärkung der schmerz­
noch forderte der 117. Deutsche Ärztetag            Angebot in Hessen: Dort hat im vergange- medizinischen Kompetenz in der ärztlichen
die Politik von Bund und Ländern auf, die           nen Jahr zum ersten Mal eine Medizinstu- Aus-, Weiter- und Fortbildung.
Novellierung der GOÄ schnellstmöglich um­           dentin ihr Wahlpflichttertial im Praktischen
zusetzen. Der un­ter anderem von Dr. med.           Jahr im Gesundheitsamt der Stadt Frank- Prävention – eine ärztliche
Wolf Andreas Fach ein­gebrachte Beschluss­          furt absolviert (siehe auch Artikel im Hes- Schlüsselfunktion
antrag zu den Grundbedingungen einer                sischen Ärzteblatt 1/2014). Einstimmig „Prävention ist eine ärztliche Aufgabe“,
Novellierung der GOÄ wurde mehr­heitlich            unterstützte der Ärztetag die Forderun- sie sei integraler Bestandteil ärztlicher
                           a n g e n o m ­m e n :   gen des ÖGD und verlangte eine adäquate Tätigkeiten, unterstrich Rudolf Henke als
                           Einarbeitung des         personelle Ausstattung sowie eine ange- Vorsitzender der Präventionsgremien der
                           m e dizinis ch en        messene Bezahlung.                           Bundesärztekammer. Ärzte sähen sich in
                           Fortschritts, Be-                                                     einer Schlüsselfunktion und verlangten,
                           rück sichtigung          Niederschwelliger Zugang                     stärker in die Primärprävention einbezogen
                           des Inflations­aus­­­    zur Schmerztherapie                          werden. Einstimmig forderte der Deutsche
                           glei­ches sowie die      Einen weiteren Schwerpunkt des 117. Deut­ Ärztetag daher, dass die Prävention durch
                           re­gelmäßige und         schen Ärztetages bildete die Schmerzme- den Arzt im geplanten Präventionsgesetz
                          zeitnahe Anpas-           dizin. Wie wichtig ihr dieser Tagesord- gestärkt werden müsse. Neben der Förde-
Dr. med.                   sung der Bewer-          nungspunkt war, machte Vizepräsidentin rung der Verhaltensprävention und einer
Wolf Andreas Fach
                           tung sind darin ent­     Dr. med. Martina Wenker in ihrem enga- besseren Verzahnung der Präventionsmaß­
halten. Der Ärztetag forderte außerdem,             gierten Vortrag deutlich. Etwa zehn Millio- nahmen sollen Früherkennungsuntersu-
eine Angleichung an die Systematik des              nen Deutsche litten unter chronischen chungen bei Kindern, Jugendlichen und
Einheitlichen Bewertungsmaßstabes (EBM)             Schmerzen; die Leidensgeschichte eines Erwachsenen ausgebaut werden.
unter allen Umständen zu vermeiden.                 Schmerzpatienten dauere durchschnitt- Auch verlangten die Delegierten eine kon-
                                                    lich sieben Jahre. Doch viele Schmerzan- tinuierliche Evaluation der Maßnahmen,
Unterstützung für Öffentlichen                      gebote kämen mit zeitlicher Verzögerung um diese besser bevölkerungsmedizinisch
Gesundheitsdienst                                   bei den Patienten an. „Wir müssen prüfen, nutzen und weiterentwickeln zu können,
Ein Novum: In Düsseldorf brach der Deut-            an welchen Faktoren das liegen kann“, er- sowie eine Stärkung der Betriebsärzte und
sche Ärztetag erstmalig eine Lanze für              klärte Wenker.                               des Öffentlichen Gesundheitsdienstes für
den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD).           Der Deutsche Ärztetag schmetterte den die Prävention. Der (Haus-)Arzt als Prä-
Dr. med. Ute Teichert, Vorsitzende der Ärz-         Antrag auf Einführung eines Facharztes ventionslotse: Dieser Vorschlag Dr. med.
                                                                                                                                              375
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      Aktuelles

      Max Kaplans stieß auf Zustimmung. „Da-         Priorisierung in der Medizin                    ärzte) forderte der Deutsche Ärztetag das
      für müssen dann aber auch die Rahmen-          2009 hatte der damalige Präsident der           Konnexitätsprinzip für zusätzliche Aufga-
      bedingungen stimmen“, erklärte Kaplan,         Bundesärztekammer Prof. Dr. med. Jörg-          ben der Bundes-
      BÄK-Vizepräsident und Vorsitzender der         Dietrich Hoppe viel Kritik für seinen ersten    ärztekammer. Vor
      Deutschen Akademie für Allgemeinmedizin.       Aufschlag zur Notwendigkeit von Prio­ri­        der Übernahme
      Ausdrücklich unterstützte der Deutsche         sierung in der Medizin auf dem 112. Deut-       zusätzlicher Auf-
      Ärztetag die bereits im Vorfeld des Deut-      schen Ärztetag in Mainz geerntet. Viele         gaben durch die
      schen Ärztetages vertretene Aufforderung       sprachen von Tabubruch. In Düsseldorf           BÄK müsse die
      Frank Ulrich Montgomerys, die in Deutsch-      haben die Delegierten nun erneut eine           Bereitstellung der
      land angebotenen Früherkennungs-Scree-         breite gesellschaftliche Debatte über Prio­     daf ür er forder­
      nings auf den Prüfstand zu stellen. Dafür      risierung gefordert. Der technische Fort-       lichen Mittel ge-
      sei eine wissenschaftliche Analyse aller       schritt in der Medizin sei mit großen Schrit­   sichert sein.        Michael Andor
      Statistiken zu den Vorsorgeuntersuchun-        ten vorangegangen, sagte Prof. Dr. med.
      gen notwendig.                                 Jan Schulze, Vorstandsmitglied der Bun-         Elektronische Gesundheits-
                                Im Zuge der Dis-     desärztekammer und Vorsitzender der             karte sinnvoll anwenden
                                kussionen zur Prä­   Arbeitsgruppe „Priorisierung im Gesund-         Eine Telematikinfrastruktur, die auf Zwang
                               ­vention befassten    heitswesen“. Angesichts begrenzter Res-         oder gesetzlichen Druck setze, werde kei-
                                sich die Delegier-   sourcen führten demografische Entwick-          nen Erfolg haben, hieß es in einer Entschlie­
                                ten auch mit der     lung und der medizinische Fortschritt zu        ßung des Deutschen Ärztetags. Vielmehr
                                Notwendigkeit von    großen Herausforderungen, die medizini-         müsse sie so angelegt sein, dass jeder
                                Früherkennung.       sche Versorgung auf dem heutigen Niveau         Patient, jeder Arzt und jedes Ärztenetz sie
                                Die hes­sische De­   aufrechtzuerhalten.                             nutzen könne, aber nicht nutzen müsse.
                                legierte Prof Dr.                                                    Die Anwendungen müssten sich in die Ab-
      Prof. Dr. med.            med. Alexandra       Strukturelles Sparen                            läufe in Praxis und Klinik einfügen und
      Alexandra Henneberg
                                Henneberg (Fach­     gefordert                                       dürften nicht zu mehr Bürokratie führen.
      ärzte Hessen) bat in diesem Zusammen-          Erregt wurde der Tagesordnungspunkt             Der Deutsche Ärztetag dräng­te auf die
      hang auch um Unterstützung des Gebie-          Haushalt diskutiert. Auf Antrag der hessi-      Einführung sinnvoller medizinischer An-
      tes der Neurologie: bei der Früherkennung      schen Delegierten Michael Andor und             wendungen für die elektronische Gesund-
      von Parkinson beispielsweise.                  Michael Thomas Knoll (beide: Die Haus-          heitskarte (eGK).

                                                                                                     Dr. med. Detlev Steininger

                                                                                                     Dr. med. Detlev Steininger, Delegierter aus
                                                                                                     Hessen (Die Hausärzte), machte darauf
                                                                                                     aufmerksam, dass die Patienten nicht ge-
                                                                                                     fragt wurden, ob sie ein Bild von sich ab-
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geben wollen oder nicht. „Wir wollen mit-        herrschte Harmo-
einander kommunizieren und bestimmte             nie: Der Bund der
Daten schnell haben“, so Steininger. Aber        Medizinstu­d ie­r en­
die Struktur müsse stimmen.                      den begeht in die-
                                                 sem Jahr sein zehn-
Ethische Prinzipien dürfen                       jähriges Bestehen
nicht über Bord gehen                            und hatte zur Feier
Abbau von Krankenbetten, Einstellungs-           einen riesigen Ku-
stopps in Kliniken, Verdichtung der Arbeit       chen in die Aus-
zu geringeren Gehältern und Reduzierung          stellungshalle mit-
 der Arzneimittelausgaben: Die Wirt­schafts­­­   gebracht. Gesunde
 krise in vielen Ländern Europas hat auch        Lebensweise hin
 für die medizinische Versorgung gravie-         oder her: Nur wenige Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery (links) und Dr. med. Gottfried von Knoblauch
rende Folgen. Der 117. Deutsche Ärztetag         konn­ten der süßen zu Hatzbach, Präsident der LÄKH, am Stand der Landesärztekammer Hessen
 hat die politischen Entscheidungsträger in      Versuchung wider-
Europa und den Internationalen Wäh­rungs­        stehen. Volltönend brach­­ten reife „Se- formatigen Fotos der Frankfurter Skyline,
­fonds dazu aufgefordert, Einschnitte im         mester“ den Studentinnen und Studenten das auch den Titel der LÄKH-Broschüre zum
Ge­­sund­h eitswesen aufgrund der Wirt-          ein anglo­phi­les Ständchen: „Happy birth- Ärztetag 2015 ziert, gaben Kam­mer­mit­
schafts- und Finanzkrise derart zu gestal-       day, dear youngsters.“                           arbeiter/innen freund­lich und kompetent
ten, dass eine ausreichende gesundheit­                                                           Auskunft. Außerdem kredenzten sie hes-
 liche Versor­gung der Bevölkerung gewähr­­      Brezeln und Ebbelwoi                             sische Spezia­litäten wie Ebbelwoi, Bre­
 leistet bleibe. „Auch angesichts einer          Modern und traditionsbewusst zugleich: zeln und Spundekäs’. Nebenan präsen­
veri­tablen Krise dür­­fen ethische Prinzipi-    Wie spannend die Verbindung von Gegen- tier­­ten EDV-Mitarbeiter/innen der Landes-
 en nicht über Bord gehen“, unterstrich          sätzen sein kann, zeigt sich am Beispiel ärztekammer die WB@pp, die von der
Frank Ulrich Montgomery.                         Frankfurts. Über die Stadt am Main, die Stabstelle EDV und Organisation der LÄKH
                                                 vom 12. – 15. Mai 2015 Austragungsort in Zusammenarbeit mit der Technischen
Wenig kontroverse                                des 118. Deutschen Ärztetages sein wird, Hochschule Mittelhessen ent­wickelte Wei­
Diskussionen                                     informierte in Düsseldorf der gut besuch- terbildungsapp deutscher Ärzte­kammern.
 Unaufgeregt, konzentriert, im Großen und        te Stand der Landesärztekammer Hessen Außerdem wurde die von EDV und Presse-
 Ganzen wenig kontrovers: So mutete die          (LÄKH). Vor dem Hintergrund eines groß- abteilung der LÄKH gestaltete DÄT@pp
 Atmosphäre auf dem                                                                               vor­gestellt. Der Stand der Landes­ärzte­
 Deutschen Ärztetag                                                                               kammer Hessen, dem auch BÄK-Präsident
 an. „Langweilig“ oder                                                                            Frank Ulrich Montgomery einen Be­such
„leidenschaftslos“ ur­­                                                                           ab­stat­tete, war beliebter Treffpunkt für
 teilten einige hes­                                                                              Delegierte aus verschiedenen Bundeslän-
 sische Delegierte,                                                                               dern und weckte Vorfreude auf das große
 andere begrüßten                                                                                 Ereignis im kommenden Jahr in der Main­
 die weitgehend span­                                                                             metropole.
 nungs­freien Diskus­
 sionen, die von                                                                                                                  Katja Möhrle
 Mont­gomery elegant                                                                                                           Maren Grikscheit
 moderiert und mit
 gelegent­lichen Poin­
                                                                                                     Eine Übersicht aller hessischen Anträge
 ten belebt wurden.
                                                                                                     folgt in der August-Ausgabe des Hessi-
 Selbst generatio- Die Landesärztekammer Hessen macht auf die DÄT@pp (siehe rechts) und
                                                                                                     schen Ärzteblattes.
 nenübergreifend auf die WB@pp (siehe links) auf­merksam
                                                                                                                                                       377
7 2014 • Hessisches Ärzteblatt
      Aktuelles

      Eindrücke hessischer Delegierter vom
      117. Deutschen Ärztetag in Düsseldorf
      Vorab: Welche Erwartungen haben Sie an       Dr. med. Peter Zürner: Eine sehr sachliche      nommen, verfolg-
      den 117. Deutschen Ärztetag (DÄT)? Welche    Rede ohne inhaltliche Highlights. Wich­         te weiterhin den
      The­men sind für Sie besonders wichtig?      tige Thesen: Freiberuflichkeit wesentlich       konstruk­tiven Kurs
                                                   für Therapiefreiheit und Unabhängigkeit         seiner beiden Vor­
      Dr. med. Peter Zürner (Fachärzte Hessen):    der Ärzte in Klinik und Praxis. Ärzte haben     gänger und taste-
      Ich bin gespannt, wie der neue Gesund-       sich bereits um Qualität in der Medizin ge­     te sich vorsich­tig
      heitsminister sich positioniert. Besonders   kümmert, als dies von den Kassen noch           an die deutsche
      die Diskussion über Qualität wird span-      als Geldverschwendung abgetan wurde.            Ärzteschaft heran,
      nend. Zur Qualität gehört eine ausreichen­   Schon deshalb soll ärztlicher Sachverstand      ohne Porzellan zu      Dr. med. Dipl.-Chem.
      de Finanzierung im Krankenhaus wie in der    in diesem Institut vertreten sein.              zerschlagen.           Paul-Otto Nowak
      ambulanten Weiterbildung. Ich wünsche
      mir mehr Berücksichtigung von subjektiver    Dr. med. Klaus König (Fachärzte Hessen):
      Patientenwahrnehmung in der Qualitäts-       Zu loben ist die Darstellung der Haftpflicht­   Wie bewerten Sie die erste Rede, die Gröhe
      debatte.                                     versicherungsproblematik durch den Prä-         als neuer Bundesgesundheitsminister vor
                                                   sidenten der Deutschen Ärzteschaft.             dem Deutschen Ärztetag gehalten hat?
      Michael Thomas Knoll (Die Hausärzte):
      Nicht so Große. Neues aus der Weiterbil-                                                     Monika Buchalik (Liste ÄrztINNEN Hessen):
      dung, Prävention.                                                                            Gut, da er die Stärkung der Fakultäten für
                                                                                                   Allgemeinmedizin erkannt und artikuliert
      Dr. med. Susan Trittmacher (Fachärzte Hes­                                                   hat.
      sen): Anlass für meine Teilnahme waren
      insbesondere die Themen „Novellierung der                                                    PD Dr. med. Andreas Scholz (Marburger
      Weiterbildungsordnung“ und „Prävention“.                                                     Bund): Blass! Positiv: Keine negative Vorver­
                                                                                                   urteilung der Ärzte wie bei früheren Minis­
      Anne Kandler (Marburger Bund): Keine Er­                                                     tern. Er hat 350 Mitarbeiter, die können doch
      wartungen: Hoffnung, dass Signale zur                                                        Inhalt bringen? Die Taten werden zählen.
      Verbesserung der Situation der Gesamt-       Dr. med. Gabriel Nick, Michael Andor (rechts)
      ärzteschaft davon ausgehen.                                                                  Dr. med. Peter Zürner: Herr Gröhe blieb
                                                   Michael Andor: Die Messlatte, die Profes-       inhaltlich in der Deckung, wir werden erst
      Michael Andor (Die Hausärzte): Ich hatte     sor Montgomery an die europäischen Ver­         im Laufe der Zeit sehen, welchen Partner
      keine Erwartungen. Speziell hausärztliche    hand­­­ler für das vorgesehene Transatlan­ti­   wir hier haben werden.
      Belange sind in diesem Gremium leider        schen Freihandelsab­kom­men stellt, näm­
      nur selten mehrheitsfähig.                   lich „Trans­­pa­renz der Verhandlungen statt    Michael Thomas Knoll: Sehr blass. Er ar-
                                                   Arroganz der Verhandler“, möge er gerne         beitet langsam Stück für Stück den Koali-
      Christine Hidas (Fachärzte Hessen): Öko-     an der Bun­­des­ärz­te­kam­­mer in Sachen       tionsvertrag ab.
      nomie, Weiterbildung                         GOÄ-Prozess selbst anlegen.
                                                                                                                             Dr. med. Gabriele
                                                   Michael Thomas Knoll: Wie leider immer,                                   Mieke: Positiv: Gröhe
      Zur Auftaktveranstaltung: Hat Professor      hat er die hausärztlichen Probleme über-                                  sprach sich für
      Montgomery in seiner Rede die Positionen     haupt nicht angesprochen. Es gilt leider                                  eine stärkere För-
      der Ärzteschaft deutlich gemacht?            die alte Bezeichnung: Marburger Bundes-                                   derung der Allge-
                                                   ärztekammer.                                                              meinmedizin aus,
      Dr. med. Sylvia-Gabriele Mieke (Liste Ärz­                                                                             mit dem Ziel, Lehr­
      tINNEN Hessen): Das geplante „Institut       Dr. med. Paul-Otto Nowak (Marburger Bund):                                stühle für Allge-
      für Qualitäts­sicherung“ wurde zu Recht      Nachdem Herr Professor Montgomery be-           Dr. med. Sylvia-Gabriele
                                                                                                                             meinmedizin an
      von Montgomery kritisiert, da medizini-      reits im Vorfeld des deutschen Ärztetages in    Mieke                     allen Medizinischen
      scher Sachverstand dort bisher nicht ver-    der Presse Aufmerksamkeit erregt hatte,                                   Fakultäten zu eta-
      ankert ist. Mont­gomery tritt aber immer     hielt er routiniert wie immer seine präg-       blieren. Negativ: Er positionierte sich nicht,
      als Krankenhausarzt auf und ambulante        nante Rede. Der Gesundheitsminister Gröhe,      sondern war sehr diffus im Bereich der
      Medizin sieht er kaum.                       von der Bevölkerung bisher kaum wahr­ge­        substanziel­len ärztlichen Leistungen. Po-
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7 2014 • Hessisches Ärzteblatt
                                                                                                                               Aktuelles

sitiv: Er beurteilt die GOÄ-Anpassung als      pulse zur Verbesserung der Situation aus­      auf Landesebene der Kammer dafür sorgen,
überfällig!                                    gehen?                                         dass die bestehende, geltende Weiterbil-
                                                                                              dungsordnung der Fächer besser in die
                                               Dr. med. Susanne Johna (Marburger Bund):       Praxis umgesetzt wird. Und schon jetzt im
Ist eine Annäherung der Positionen von         Es war höchste Zeit, dass dem Thema „Her­      Rahmen der Richtlinienkompetenz kurz-
Ärzteschaft und Politik festzustellen, oder    ausforderung im ÖGD“ ein extra Tagesord­       fristig praxisrelevante und sinnvolle Än-
trifft eher das Gegenteil zu?                  nungspunkt auf dem DÄT gewidmet wurde.         derungen durchsetzen.
                                               Auch wenn alle Politiker sich gerne presse­
Dr. med. Klaus König: Nach außen Stillstand.   wirksam zum ÖGD bekennen, blutet dieser        Dr. med. Susan Trittmacher: Bei der Dis-
                                               Bereich zunehmend aus. Es wird immer           kussion um die Novelle der WBO interes-
Anne Kandler: Politik muss verstehen, dass     schwerer, Ärzte für diese wichtige Arbeit zu   sieren mich die inhaltlichen Aspekte (…)
sich die Rahmenbedingungen für ärztliches      gewinnen. Solange nicht auch die Ärzte im      ebenso wie die Finanzierung der Weiter-
Tun ambulant und stationär aus Verant-         ÖGD eine Vergütung nach einem Tarifver-        bildung. Wissensvermittlung und die Ein-
wortung für die Bevölkerung verbessern         trag des MB erhalten, sind die Unterstüt-      übung von ärztlichen Fertigkeiten/Metho-
müssen. Ansonsten soll die ärztliche Selbst­   zungsworte durch die Politik nicht ernst zu    den bedeuten einen enormen Zeitaufwand,
versorgung nicht angetastet werden.            nehmen. Die dritte Säule im Gesundheitswe-     der weder im Personalschlüssel noch in
                                               sen muss definitiv personell gestärkt wer-     der Gebührenordnung einen Niederschlag
Monika Buchalik:                               den, um den Anforderungen ins­besondere in     findet. Das muss geändert werden.
Im Fall der Allge­mein­                        der Infektionsprävention nachzukommen.
me­dizin durch­aus.
                                               PD Dr. med. Andreas Scholz: Sicher bei der
                                               publizistischen „Ausschlachtung“: Rücken­
Welchen Stellen­                               deckung der ÖGD-KollegInnen.
 wert nimmt die Prä­
­vention aus Ihrer                             Anne Kandler: Es waren überwiegend keine
 Sicht auf dem Deut­                           neuen Erkenntnisse für mich. Jedoch finde
 schen Ärztetag ein?      Monika Buchalik      ich es gut, das Thema in den öffentlichen
                                               Blick zu heben.
Dr. med. Susan Trittmacher: Prävention
wird in unserem Gesundheitssystem stief-                                                      Dr. med. Hans Martin Hübner, Dr. med.
mütterlich behandelt. Nach dem Motto „Vor­     Welche Eindrücke haben Sie von den Re­         Klaus König, Dr. med. Peter Zürner (von links)
beugen ist besser als bohren“ sollte der       feraten und Diskussionen zur Schmerz­
Stellenwert aber hoch sein. (…) Prävention     medizinischen Versorgung mitgenommen?          Dr. med. Klaus König: Schwache Darstel-
gehört daher schon in den Ausbildungs-         Welche Erwartungen verbinden Sie mit           lung des Vorsitzenden, wenig Information.
katalog der Studierenden, in den Weiter-       den Beschlüssen?
bildungskanon der Ärzte und in den Leis-                                                      Christine Hidas: Langatmig, viel Kopfge-
tungskatalog der Versicherungen. Die Kam­      Dr. med. Susanne Johna: Dr. med. Martina       burt, wenig praktikabel als Nachweis des
mern sind ein idealer Ort, hier steuernd       Wenker hat eine erfrischend klare und fo-      Kenntnisstandes der Weiterzubildenden.
und vernetzend tätig zu werden.                kussierte Ein­f ührung in das Thema gege-      Es scheint nicht möglich, ohne adäquate
                                               ben. Wichtig ist, dass durch die Anträge       Zeit eine gescheite Weiterbildung anzubie­
Dr. med. Peter Zürner: Der DÄT begleitet       die multimodale Schmerztherapie und die        ten. Die ÄrztInnen in Weiterbildung sind in
und unterstützt das entstehende Präven-        sektorüber­greifende Versorgung der Pati-      erster Linie dazu da, die Patientenfallzah-
tionsgesetz aus ärztlicher Sicht. Der Vor-     enten unterstützt wurden.                      len/DRG für die Ökonomie zu generieren,
trag von Herrn Kaplan war sachlich gut,                                                       daher wird es schwierig, eine strukturierte
praxisnah und realistisch, Chapeau!                                                           Weiterbildung anzubieten: Es fehlt schlicht
                                               Ihr Statement zum Sachstand der Novellie­      die „Finanzierung“. Ansonsten bin ich froh,
                                               rung der (Muster)-Weiterbildungsordnung.       dass die Evaluation, egal aus welcher Ecke
Wie beurteilen Sie die Beschlüsse zum                                                         sie kommt, Einzug hält in die berufspoli­
Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD)?          Anne Kandler: Zusätzlich zur Vorbereitung      tischen Plattformen und die jungen Kolle-
Werden von dem DÄT entscheidende Im­           der neuen Musterweiterbildung sollten wir      gInnen somit wahrgenommen werden.
                                                                                                                                               379
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