Hessisches Ärzteblatt - Landesärztekammer Hessen
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Landesärztekammer Hessen K.d.ö.R. Hessisches Ärzteblatt 7 2014 Die Zeitschrift der Landesärztekammer Hessen Juli 2014 Auch im Internet: www.laekh.de 75. Jahrgang • 117. Deutscher Ärztetag in Düsseldorf –– Viel Harmonie mit kleinen Paukenschlägen –– Eindrücke hessischer Delegierter • Mitreden und Mitmachen: Das ehrenamtliche Engagement in der ärztlichen Selbstverwaltung lohnt sich • Gesunde Mitarbeiter in Arztpraxen: AbBA • Zertifizierte Fortbildung: Ergebnisse der externen Qualitätssicherung in der stationären Versorgung ambulant erworbener Pneumonien in Hessen 2012 • Im Gespräch mit Dr. med. Edgar Pinkowski, Präsidiumsmitglied der Landesärztekammer Hessen „Vom Wiegen allein wird die Sau nicht fett.“ Rudolf Henke warnt auf dem 117. Deutschen Ärztetag in Düsseldorf vor einer Überbewertung reiner Qualitätsmessungen © Lilifox – Fotolia.com
7 2014 • Hessisches Ärzteblatt Hessisches Ärzteblatt Mit amtlichen Bekanntmachungen der 7 | 2014 • 75. Jahrgang Landesärztekammer Hessen K.d.ö.R. und der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen K.d.ö.R. Impressum Herausgeber: Landesärztekammer Hessen Im Vogelsgesang 3, 60488 Frankfurt/M. Tel.: 069 97672-0 Internet: www.laekh.de, E-Mail: info@laekh.de Editorial 368 Schriftleitung (verantwortlich): Aktuelles Dr. med. Peter Zürner, Viel Harmonie mit kleinen Paukenschlägen – Mitglied des Präsidiums der LÄK Hessen 117. Deutscher Ärztetag in Düsseldorf 371 Redaktion: Eindrücke hessischer Delegierter vom 117. Deutschen Ärztetag in Düsseldorf 378 Katja Möhrle M. A., Leitende Redakteurin Aus Fehlern lernen 382 Dipl. Soz. Maren Grikscheit, stv. ltd. Redakteurin 8. Patiententag in Wiesbaden 383 Dr. med. Roland Kaiser Seltene Krankheiten – Die Nadel im Heuhaufen finden 399 Sabine Goldschmidt M. A. Schlaglichter, Nachrichten und Notizen 400 Prof. Dr. med. Klaus-Reinhard Genth AbBA, die Alternative bedarfsorientierte Betreuung von Arztpraxen in Hessen 401 Redaktionsbeirat: „Der Besuch hat sich gelohnt“ – Tagung Arbeitsmedizin Rhein-Main 2014 404 siehe online unter www.laekh.de Reisemedizin: Wachsende Bedeutung eines jungen interdisziplinären Faches 411 (Hessisches Ärzteblatt) Landesärztekammer Hessen Arzt- und Kassenarztrecht: Das ehrenamtliche Engagement in der ärztlichen Selbstverwaltung lohnt sich 369 Dr. Katharina Deppert, Im Gespräch mit Dr. med. Edgar Pinkowski 381 Gutachter- und Schlichtungsstelle Stellenanzeige: Ärztlicher Geschäftsführer gesucht 383 Manuel Maier, Justitiar der LÄK Hessen Fortbildung Anschrift der Redaktion: Zertifizierte Fortbildung: Ergebnisse der externen Qualitätssicherung in der Isolde Asbeck stationären Versorgung ambulant erworbener Pneumonien in Hessen 2012 384 Landesärztekammer Hessen Arzneimittelinteraktionen 408 Im Vogelsgesang 3, 60488 Frankfurt/M. Wechselwirkungen: Fallbeispiele aus der Praxis 408 Tel.: 069 97672-196, Fax: 069 97672-224 Sicherer Verordnen 409 E-Mail: schriftleitung-haebl@laekh.de Redaktionsschluss: Akademie für Ärztliche Fort- und Weiterbildung, Bad Nauheim 391 fünf Wochen vor Erscheinen Verlag, Anzeigenleitung und Vertrieb: Carl-Oelemann-Schule, Bad Nauheim 397 Leipziger Verlagsanstalt GmbH Paul-Gruner-Straße 62, 04107 Leipzig Bücher Tel.: 0341 710039-90, Fax: 0341 710039-74 u. -99 Prävention – Wirksamkeit und Stellenwert in der Gesundheitsversorgung 380 Internet: www.l-va.de, E-Mail: lk@l-va.de Pädiatrische Notfälle: Sicher handeln, richtig medikamentieren 399 Verlagsleitung: Von hessischen Ärztinnen und Ärzten Dr. Rainer Stumpe Dr. med. Alfred Möhrle zum 75. Geburtstag 405 Anzeigendisposition: Prof. Dr. med. Klaus-Reinhard Genth zum 70. Geburtstag 405 Livia Kummer, Tel.: 0341 710039-92, Parlando E-Mail: lk@l-va.de Hessische Kultursommer 406 Druck: Ansichten und Einsichten Brühlsche Universitätsdruckerei GmbH & Co KG Schlitterten die Großmächte schlafwandlerisch Am Urnenfeld 12, 35396 Gießen in die „Urkatastrophe“, den Ersten Weltkrieg? 407 Layout-Design: Personalia 410 Kathrin Artmann, Schwäbisch-Hall Bekanntmachungen der Landesärztekammer Hessen 412 in Zusammenarbeit mit der LÄK Hessen Zzt. ist Anzeigenpreisliste 2014 vom Bekanntmachungen der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen 415 1.1.2014 gültig. Mit dem Einreichen eines Beitrages zur Veröffentlichung erklärt der Autor, dass er über alle Rechte an dem Bezugspreis / Abonnementspreise: Beitrag verfügt; er überträgt das Recht, den Beitrag in gedruckter und in elektronischer Form zu veröffentlichen, Der Bezugspreis im Inland beträgt 128,00 auf die Schriftleitung des „Hessischen Ärzteblattes“. Das Hessische Ärzteblatt ist in seiner gedruckten und in inkl. Versandkosten (12 Ausgaben), im Ausland der elektronischen Ausgabe durch Urheber- und Verlagsrechte geschützt. Das Urheberrecht liegt bei namentlich 128,00 zzgl. Versand, Einzelheft 13,25 zzgl. gezeichneten Beiträgen beim Autor, sonst bei der Landesärztekammer Hessen bzw. bei der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen. Alle Verwertungsrechte der gedruckten und der elektronischen Ausgaben sind der 2,50 Versandkosten. Kündigung des Bezugs Leipziger Verlagsanstalt GmbH übertragen. Kopien in körperlicher und nichtkörperlicher Form dürfen nur zu 2 Monate vor Ablauf des Abonnements. Für die persönlichen Zwecken angefertigt werden. Gewerbliche Nutzung ist nur mit schriftlicher Genehmigung durch Mitglieder der Landesärztekammer Hessen ist die Leipziger Verlagsanstalt GmbH möglich. Anzeigen und Fremdbeilagen stellen allein die Meinung der dort der Bezugspreis durch den Mitgliedsbeitrag erkennbaren Auftraggeber dar. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Besprechungsexemplare usw. über- abgegolten. nimmt die Schriftleitung keine Verantwortung. Vom Autor gezeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Schriftleitung wieder. Die Veröffentlichung der Beiträge „Sicherer Verordnen“ erfolgt außerhalb ISSN: 0171-9661 der Verantwortung der Schriftleitung und des Verlages. 367
7 2014 • Hessisches Ärzteblatt Editorial Wie viel Gesundheitsmärkte gibt es ?! Liebe Kolleginnen und kranker und/oder pflegebedürftiger Men- Tumorerkrankung oder ähnlichen Schick- Kollegen, schen geht es nicht um einen Markt, auf salsschlägen. Die Aufgabe, Vorsorge für dem etwa Autos oder Kleidung wohlfeil die eigene Gesundheit zu betreiben, ist den Begriff Gesund- angeboten werden, sondern um die Erfül- die Aufgabe eines jeden Einzelnen. Bera- heitswirtschaft ken- lung elementarer menschlicher Bedürfnis- tung und Information sind sicher nötig und nen wir mittlerweile ja se nach Heilung oder Linderung bei Krank hilfreich, sollten jedoch nicht nur von den schon, und nun ist seit heit. Krankenkassen erfolgen, sondern schon geraumer Zeit auch viel früher einsetzen. Gesundheitserzie- Dr. med. Gottfried von von Gesundheitsmärk Es darf nicht im Sinne der Gewinnmaxi- hung und eine tägliche Sportstunde in den Knoblauch zu Hatzbach (Foto: Martin Joppen) ten die Rede. Gibt es mierung um das reine „Abschöpfen“ pri- Schulen könnten viel bewirkten. denn mehrere Gesund vater Zahlungsbereitschaft – wie auf der heitsmärkte? Offenbar muss diese Frage Seite einer deutschlandweit bekannten Je restriktiver die Budgets für die klassi- bejaht werden. Ökonomen sprechen vom Beratungsgesellschaft beschrieben – ge- sche Gesundheitsversorgung ausfallen, je ersten und vom zweiten Gesundheitsmarkt. hen, sondern es geht um die richtige Ver- mehr im Selbstzahlerbereich angeboten Das Bundesgesundheitsministerium ver- sorgung auf der jeweils angemessenen wird, umso größer ist die Gefahr einer steht unter dem ersten Gesundheitsmarkt Versorgungsebene, sei es stationär, am- Zweiteilung unserer Gesellschaft. den Kernbereich, also den Bereich der „klas bulant oder in einer Pflegeeinrichtung. Hier sischen Gesundheitsversorgung“, der größ wird das Geld benötigt. Der kranke Mensch Die vorhandenen Mittel in der GKV sollten tenteils durch Gesetzliche und Private benötigt eine individuelle Versorgung, die nicht für Yoga-Kurse, deren positive Wir- Kranken- und Pflegeversicherung sowie jedoch immer öfter an die Grenzen der all- kung ich in keiner Weise schmälern möch- durch Arbeitgeber (Lohnfortzahlung im seits bekannten Budgets stößt. Selbstver- te, sondern für die Versorgung wirklich Krankheitsfall), den Staat (zum Beispiel ständlich ist das Gebot aus § 12 SGB V zu kranker Menschen eingesetzt werden. Beihilfe für Beamte und Pensionäre, Zu- beachten: „Die Leistungen müssen aus- schüsse zur GKV) und weitere Sozialver reichend, zweckmäßig und wirtschaftlich Wir sollten uns in menschlicher Beschei- sicherungsträger geprägt ist. Ich habe sein; sie dürfen das Maß des Notwendi- denheit auch wieder verdeutlichen, dass sogar den Begriff „Krankheitswesen“ als gen nicht überschreiten. Leistungen, die wir mit gewissen Einschränkungen – auch Beschreibung für diesen Bereich gelesen. nicht notwendig oder unwirtschaftlich sind, gesundheitlicher Art – leben müssen. Wie können Versicherte nicht beanspruchen, sagte doch Johann Peter Hebel (1760–1826): Der zweite Gesundheitsmarkt umfasst nach dürfen die Leistungserbringer nicht bewir- Da ich gewöhnt bin, die halbe Gesundheit allgemeinem Verständnis freiverkäufliche ken und die Krankenkassen nicht bewilli- für die ganze zu halten, so habe ich gott- Arzneimittel und individuelle Gesundheits gen.“ lob nichts zu klagen. leistungen, Schönheitsoperationen, Fitness und Wellness, Gesundheitstourismus so- Fallen zum Beispiel ambulante oder sta Ihr wie – zum Teil – die Bereiche Sport/Frei- tionäre Kuren wirklich unter die darin be- zeit, Ernährung und Wohnen, das heißt alle schrieben Leistungen? Schließlich dient privat finanzierten Produkte und Dienst- doch der gesetzliche Urlaub dem Zweck leistungen rund um die Gesundheit. der Erholung. Drastisch formuliert: Müs- sen sich die Gesetzlichen Krankenkassen Hier zeigt sich aus meiner Sicht eine ganz finanziell am Erholungsurlaub beteiligen? und gar nicht angemessene Betrachtungs Die Rede ist wohlgemerkt nicht von Reha- Dr. med. Gottfried von Knoblauch zu Hatzbach weise. Bei der Behandlung und Versorgung bilitationsmaßnahmen nach Schlaganfall, Präsident 368
7 2014 • Hessisches Ärzteblatt Landesärztekammer Hessen Mitreden und Mitmachen: Das ehrenamtliche Engagement in der ärztlichen Selbstverwaltung lohnt sich Susan Trittmacher Nichts hat der deutschen Ärzteschaft so Häufig ist die eigene Arbeitssituation und/ gehende Berufstätigkeit erleichtern wür- sehr geschadet, wie die Separation in unter oder die Unzufriedenheit mit dem Arbeits- den. Die Antworten waren eindeutig und schiedliche Lager: Hausärzte versus Fach umfeld Anlass, sich zu engagieren: Nicht sind weiterhin aktuell: ärzte, niedergelassene Ärzte versus ange- nur meckern, sondern verändern, lautet die • Verbesserung der Kinderbetreuung stellte Ärzte. Dabei hat es so gut angefan- Devise. Schon als junge Ärztin haben mich • berechenbare Arbeitszeiten gen: „Besonders für die Zukunft hoffe ich, Diskriminierung am Arbeitsplatz und Ar- • verbesserte Karriereberatung dass sie sich so entwickeln wird, wie wir beitsbelastungen gestört, die Kollegen und • (öffentliche) Anerkennung ärztlicher Leis sie uns vorstellen.“ Mit diesen Worten Kolleginnen an den Rand der Erschöpfung tungen bringt Dr. med. Carl Oelemann 1956 an- (und gar nicht so selten darüber hinaus) lässlich der ersten Delegiertenversamm- brachten. Vor gut 25 Jahren habe ich im Keines dieser Ziele steht in Konflikt mit lung der Landesärztekammer Hessen zwei Deutschen Ärztinnenbund Gleichgesinnte Bundes- oder Landesgesetzen; vielmehr wesentliche Aspekte der ärztlichen Selbst und eine Plattform gefunden, an gewünsch sind diese Ziele für Ärzte und Ärztinnen verwaltung zum Ausdruck: Die hessischen ten Veränderungen der Arbeitssituation aller Fachrichtungen relevant und aus be- Ärzte und Ärztinnen entwickeln ein gemein der Ärztinnen und Ärzte mitzuwirken. Der rufspolitischer Sicht auch konsensfähig. sames Verständnis für die Rahmenbedin- Paradigmenwechsel von „Familie oder Be- Das ehrenamtliche Engagement in den gungen ihrer Berufsausübung und vertre- ruf“ zu „Familie und Beruf“, angestoßen Gremien der ärztlichen Selbstverwaltung ten diese Vorstellungen nach außen. vom Deutschen Ärztinnenbund, ist nur bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, Die hessischen Landesgesetze, allen vor- kurze Zeit später in den Gremien der Lan- ganz unmittelbar auf die Rahmenbedingun an das Heilberufsgesetz, sowie die darauf desärztekammer auf fruchtbaren Boden gen der eigenen Berufstätigkeit Einfluss aufbauenden kammerspezifischen Normen, gefallen. Für mich war dieser Umstand ein zu nehmen. Bestes Beispiel ist die Weiter- zum Beispiel die Weiterbildungsordnung, guter Grund, mich auch in „meiner“ Kam- bildungsordnung: Neben der inhaltlichen geben uns den Freiraum, unsere Angele- mer zu engagieren. Gestaltung waren es hessische Ärztinnen genheiten in freier Selbstbestimmung zu und Ärzte, die es durchgesetzt haben, regeln und darüber hinaus für das gesund Schon 2005 befragte die Landesärztekam dass Weiterbildung nicht nur in Teilzeit, heitliche Wohl der uns anvertrauten Pati- mer Hessen ihre weiblichen Mitglieder nach sondern sowohl in stationären als auch enten und Patientinnen einzutreten. Verbesserungsvorschlägen, die eine durch ambulanten Einrichtungen absolviert wer- 369
7 2014 • Hessisches Ärzteblatt Landesärztekammer Hessen den kann. Aktuelles Thema ist derzeit un- sehen. Würden wir „Macht“ in der anglo- viele, nach wirtschaftlicher Gewinnmaxi- ter anderem die Organisation und Aner- amerikanischen Übersetzung von „power“ mierung ausgerichteten Unternehmen, ken kennung von Weiterbildung in Verbünden. verstehen, kommt auf einmal Dynamik ins nen wir in der ärztlichen Selbstverwaltung Spiel: „Macht“ kommt von Machen, von keine hauptberufliche Interessenvertretung, Das ehrenamtliche Engagement der Kolle- Vormachen und Mitmachen. so dass der Faktor Zeit eine Hürde ist. Die ginnen und Kollegen in der Landesärzte- Übernahme eines Mandats macht Arbeit, kammer Hessen ist natürlich nicht auf die Neben dem fachlichen Diskurs erlernt aber den Umfang des ehrenamtlichen En- Kammergrenzen beschränkt. Vielmehr man in der Gremienarbeit Durchsetzungs- gagements bestimmt jeder für sich selbst. schafft dieses Engagement die Grundlagen, strategien und Durchhaltevermögen, er- Vielleicht möchte ein Arzt zunächst einmal damit unsere Anliegen, unsere Vorstellun- höht seine Frustrationstoleranz, knüpft „nur“ wissen, welche Themen diskutiert gen einer guten medizinischen Versorgung Netze und Verbindungen; Erfolgsfaktoren, werden. Wird eine Ärztin Delegierte der auch über die Landesgrenzen hinaus ver- die auch sonst im Leben weiterhelfen. Die Landesärztekammer Hessen, dann muss treten werden können. Es sollte uns zu Kammerwahl 2013 in Hessen hat Kollegen sie zwei bis drei Samstage im Jahr veran- denken geben, dass in den bundespoliti- und Kolleginnen aus allen Fachdisziplinen schlagen. Und mit steigendem Verantwor- schen Gremien Ärzte kaum vorkommen; und den unterschiedlichsten politischen tungsbereich nehmen natürlich auch die höchste Zeit also, diesen Umstand zu än- Gruppierungen zusammengebracht. Ehren zeitlichen Verpflichtungen in der Gremien- dern! amtliches Engagement ist nichts für Ein- arbeit zu. zelkämpfer. Ohne das eigene Ziel oder den Paradiesische Zustände haben wir ganz „Macht kommt von Machen“ eigenen Focus aus den Augen zu verlieren, sicher noch nicht erreicht. Aber das Enga- Woran liegt es also, dass Ärztinnen und ist eine grundsätzliche Konsensfähigkeit gement der Ärztinnen und Ärzte aller poli- Ärzte, gemessen an der Bedeutung der notwendig, um Lösungsansätze zu wichti- tischer Gruppierungen vermittelt der Öf- Gesundheit für jeden Einzelnen als auch gen gesundheits- und sozialpolitischen fentlichkeit Informationen, welche Modifi- für die Gesamtgesellschaft, in den bun- Fragen zu erarbeiten, wie beispielsweise kationen im Arbeitsalltag sinnvoll und not despolitischen Gremien unterrepräsentiert • zu der steigenden Nachfrage nach ärzt- wendig sind, um den berufstätigen Ärztin- sind? „Dafür habe ich keine Zeit“; „Politik lichem Wissen und nach ärztlicher Kom- nen und Ärzten ein leichteres und effizien- interessiert mich nicht“; oder „Da wird petenz in einer alternden Gesellschaft, teres Arbeiten zu ermöglichen. Niemand doch nur geredet, machen kann man so- • zu dem bereits manifesten Mangel an sonst wird sich unserer Interessen anneh- wieso nichts“. Diese oder ähnliche Aussa- gut ausgebildeten Ärztinnen und Ärzten men. Seien Sie also willkommen, mitzu- gen spiegeln zum einen eine allgemeine in der kurativen Medizin, machen, sich einzumischen und das Zep- Politikverdrossenheit wider; die Wahlbe- • gegen die Diskriminierung älterer Ärz- ter in die eigene Hand zu nehmen. teiligung von Ärztinnen und Ärzten an- tinnen und Ärzte im Wissenschaftsbe- lässlich der Kammerwahl 2013 betrug ge- trieb der Stiftungen und Universitäten, rade einmal 40 Prozent. Zum anderen brin • gegen die zunehmende Merkantilisie- Dr. med. gen sie einen Widerwillen und/oder Ohn- rung der Medizin. Susan Trittmacher, machtsgefühle gegenüber politischem Han Frankfurt deln zum Ausdruck. Möglicherweise ist Viele ehrenamtlich tätige Kolleginnen und E-Mail: der Begriff „Macht“ für viele Kollegen und Kollegen bewegen sich mit ihrem Engage- s.trittmacher@web.de Kolleginnen weiterhin negativ besetzt und ment an der Schnittstelle von der Profes- wird im Kontext mit Willkür und Gewalt ge sion zur Professionalität. Aber anders als 370
7 2014 • Hessisches Ärzteblatt Aktuelles Viel Harmonie mit kleinen Paukenschlägen 117. Deutscher Ärztetag in Düsseldorf kammerpräsidenten gewandt, erlaubte er sich in seiner sonst sachlich-glatten Rede eine humorvolle Anleihe bei der Musik: „Sie hauen auch schon gerne mal auf die Pauke.“ Länder in der Pflicht Montgomery hatte zuvor den in den vergan genen Jahren kontinuierlich von ursprüng- lich 10 Prozent auf nur noch 3 Prozent ab- gesunkenen Investitionsanteil der Länder an den Gesamtbudgets der Krankenhaus- Fulminanter Auftakt des 117. Deutschen Ärztetages in Düsseldorf mit der Trommlergruppe Wadokyo versorgung als „schändlich“ bezeichnet: „So kann man auf Dauer kein qualitätsori- Die Luft schien zu beben. Mit archaischer leute gewährleistet sein: „Alles andere wäre entiertes Krankenhauswesen aufrechter- Wucht schickte die japanisch-deutsche wie Pauken ohne Trompeten.“ halten.“ Dabei gehöre die Konsolidierung Trommlergruppe Wadokyo eine Serie von der notleidenden Krankenhäuser ganz oben Trommelwirbeln durch die Düsseldorfer Ton Das Institut sei „ohne einen deutlichen auf die Prioritätenliste. Gröhe bejahte die halle: Fulminanter Auftakt des 117. Deut- Beitrag der medizinischen Fachwelt“ nicht „Planungssicherheit der Länder“, fügte schen Ärztetages in der Landeshauptstadt vorstellbar, bestätigte Bundesgesundheits aber hinzu, dass zu dieser Kompetenz auch von Nordrhein-Westfalen. Auch Bundes- minister Hermann Gröhe (CDU), ohne al- die „ausreichende Bereitstellung von Inves ärztekammerpräsident Prof. Dr. med. Frank lerdings in weitere Einzelheiten zu gehen. titionen“ gehöre. Während Montgomery Ulrich Montgomery nutzte seine Eröffnungs Es werde unabhängige wissenschaftliche die im Koalitionsvertrag vorgesehene „Ter rede für wenige, aber gezielte Pauken- Arbeit leisten. Von den Ärzten forderte er ming arantie“ von vier Wochen rundweg schläge: „Wir brauchen keine Behörde, eine angemessene „Fehlerkultur“. Behand ablehnte, hielt Gröhe jedoch an den ge- die Qualität verwaltet! Wir wollen Unter- lungsfehler dürften „nicht unter den Tep- planten, von den Kassenärztlichen Vereini stützung dabei, Qualität zu produzieren pich gekehrt werden“. Andererseits habe gungen einzurichtenden Terminservice- und zu verbessern.“ das Gesundheitswesen aber auch keinen stellen unverändert fest. „Generalverdacht“ verdient. Mit Qualität in die Offensive Kein Schmusekurs, aber eine harmonisch- Schon Rudolf Henke, Präsident der gast- konstruktive Arbeitsbeziehung: So wirkte gebenden Ärztekammer Nordrhein, hatte das Verhältnis zwischen Bundespolitik und in seiner Begrüßung vor einer Überbewer- deutscher Ärzteschaft. Montgomery nannte tung reiner Qualitätsmessungen mit den die Zusammenarbeit gut und hob lobend Worten gewarnt: „Vom Wiegen allein wird Gröhes Bekenntnis zur Freiberuflichkeit her die Sau nicht fett.“ In seiner Rede forderte vor. Der Bundesgesundheitsminister be- Montgomery ausdrücklich eine führende tonte seinerseits die Kooperationsbereit- Verankerung des ärztlichen Sachverstands schaft der Politik und dankte den Ärztin- in dem von der Bundesregierung geplan- nen und Ärzten für ihren herausragenden BÄK-Präsident Prof. Dr. med. Frank Ulrich Montgo ten Qualitätsinstitut für das Gesundheits- Beitrag zum solidarischen deutschen Ge- mery und Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (rechts) wesen. In den wissenschaftlichen Gremien sundheitswesen. Zugleich erklärte Gröhe und den Beiräten müsse eine klare, den aber auch, dass die Bewährung der Leis- Übereinstimmend sprachen sich Montgo- Regeln des ärztlichen Berufsrechts ver- tungsstärke des deutschen Gesundheits- mery und Gröhe für eine zügige GOÄ-No- pflichtete Mehrheit der ärztlichen, zahn- wesens Veränderungsbereitschaft voraus vellierung aus. Die Anpassung der GOÄ ärztlichen und psychotherapeutischen Fach setze. An die Adresse des Bundesärzte- sei „überfällig“, sagte der Bundesgesund- 371
7 2014 • Hessisches Ärzteblatt Aktuelles heitsminister. Einig waren sich Montgomery überweisung bewertet. Hausärztinnen und und Gröhe auch hinsichtlich des Verbots -ärzte sollten nicht gezwungen sein, ihre der organisierten Sterbehilfe. Montgomery Patienten in die Kategorien dringlich oder wies dabei auf die bei früheren Ärztetagen nicht dringlich einzuteilen. gefasste Position hin, nach der die Beihilfe Dass nach Bestrebungen der Europäischen zum Suizid als unvereinbar mit ärztlichem Union (EU) Gesundheitsleistungen stärker Berufsrecht angesehen wird. normiert werden sollen, wurde von den Delegierten des 117. Deutschen Ärzteta- Als dringend notwendig bezeichnete Mont ges abgelehnt. Normen könnten den An- gomery eine gesetzliche Regelung der stei forderungen an eine hohe fachliche Quali genden Haftpflichtprämien in der Geburts Anne Kandler fikation sowie der Beachtung des allgemein hilfe. Diese betreffe nicht nur die freibe- anerkannten Erkenntnisstands der medi- ruflichen Hebammen, sondern auch die Ge hessische Delegierte Anne Kandler, Mar- zinischen Wissenschaft nicht abbilden. burtskliniken und alle in der Geburtshilfe burger Bund (MB), ihren Vorrednern bei. Mit Blick auf die geplante Krankenhausre- tätigen Ärztinnen und Ärzte. Als Lösung Eine Reihe von Studien zeige einen Zusam form appellierte der Deutsche Ärztetag an schlug Montgomery ein Staatshaftungs- menhang zwischen Fehlern und Arbeits- die Länder, die nachhaltige Investitions modell mit Regressverbot vor. Gröhe, der belastung. Kandler warb aus diesem Grund förderung der Kliniken sicherzustellen. Die diese Thematik unkommentiert ließ, kün- für den zusammen mit PD Dr. med. Andreas Unabhängigkeit der Ärzte bei medizinischen digte für die zweite Jahreshälfte den Start Scholz und Dr. med. Silke Engelbrecht Entscheidungen müsse gewahrt bleiben. der Beratungen über einen „Masterplan (alle MB) eingebrachten Entschließungs- Darüber hinaus verlangten die Delegierten Medizinstudium 2020“ an. Dabei sprach antrag mit dem Titel „Qualitätsoffensive die konsequente Etablierung einer sekto- er sich für eine stärkere Förderung der All- geht nicht ohne Personaloffensive“, der in renübergreifenden Bedarfsplanung. Die gemeinmedizin aus. Ziel sei es, Lehrstühle den anschließenden Abstimmungen von Bundesregierung wurde aufgefordert, sich für Allgemeinmedizin an allen Medizinfa- den Delegierten des Deutschen Ärztetags auf europäischer Ebene für den Subsidia- kultäten zu etablieren. mehrheitlich angenommen wurde. ritätsgedanken stark zu machen. Einer Normung der Gesundheitsdienstleistungs Ärztlichen Sachverstand in richtlinien der EU-Normungsaktivitäten des Qualitätsoffensive verankern europäischen Normungsinstituts CEN auf Facharzttermine, Normierung und die an- ein Minimalniveau erteilten die Ärztever- gekündigte Qualitätsinitiative der Bundes treter eine klare Absage. regierung standen im Zentrum der Diskus- sion zum Tagesordnungspunkt Gesund- Reform des Medizinstudiums heits-, Sozial- und ärztliche Berufspolitik. Eine gute medizinische Versorgung der Über 30 Mal taucht das Wort „Qualität“ im deutschen Bevölkerung bedürfe einer aus Koalitionsvertrag auf. Aber was bedeutet reichenden Zahl wissenschaftlich und prak Qualität in der Medizin? Struktur- und Pro Dr. med. Silke Engelbrecht und Sabine Riese (r.) tisch bestmöglich ausgebildeter Ärztinnen zessqualität lasse sich noch leicht fassen, und Ärzte – das stellte der u.a. von den hieß es in der Diskussion. Patienten inter- Wöchentlich bis zu 20 Termine in Facharzt hessischen Delegierten BmedSci Frank essierten sich allerdings vor allem für die praxen würden von Patienten nicht einge- Seibert-Alves und PD Dr. med. Andreas sogenannte Outcome-Qualität. Deren Er halten, verlautete es aus der Kammer Nieder Scholz – beide MB – unterzeichnete und fassung sei jedoch schwierig, es existieren sachsen. Hochgerechnet auf ganz Deutsch einstimmig verabschiedete Entschließungs keine Daten, die eine sichere Beurteilung land belaufe sich dies auf 6,5 Millionen antrag klar. Darin forderte der Deutsche des „Outcomes“ gewährleisten könnten. nicht wahrgenommene Termine pro Quar- Ärztetag die Sicherstellung einer angemes „Wir stimmen zu, dass wir Ärztinnen und tal. Die Patienten selbst würden damit zu senen staatlichen Finanzierung der etab- Ärzte uns die Qualität nicht aus der Hand Wartezeiten beitragen. Als nicht zielfüh- lierten medizinischen Fakultäten und Uni- nehmen lassen sollten“, pflichtete die rend wurde die Einführung einer Express- versitätskliniken. 372
7 2014 • Hessisches Ärzteblatt Aktuelles hessischen Delegierten Seibert-Alves und die Unterarbeitsgruppen (UAG) mit den Scholz eingebrachten Antrag „Wartezeit Bewertungen bei beispielhaft ausgewähl- ist verlorene Zeit – Wartezeitquote ab- ten Fachgebieten (Allgemeinmedizin, Kin- schaffen!“ im Rahmen der Umsetzung des der- und Jugendmedizin, Orthopädie und „Masterplans Medizinstudium 2020“. Unfallchirurgie, Radiologie) begonnen. Die zweite Runde finde im Sommer 2014 statt. Sachstand der Novellierung Problematisch sei, dass die Eingaben auf der Muster-WBO WikiBÄK von vielen verschiedenen Auto- „Dies ist ein Zwischenbericht, das heißt es ren mit unterschiedlichen Handschriften gab vorher Berichte und es wird noch wei- erfolgten, wodurch die Einteilung in die BmedSci Frank Seibert-Alves tere geben“, begann Dr. med. Franz-Joseph vier Modi (Grundlagenwissen, Kennen, Kön- Bartmann, Vorsitzender der Weiterbildungs nen und Beherrschen) nicht einfach sei, Der von der Bundesregierung im Koalitions gremien der Bundesärztekammer (BÄK), hob er hervor. vertrag vereinbarte „Masterplan Medizin- sein Referat zum Sachstand der Novellie- In der zweiten Runde gehe es um die studium 2020“, der für eine zielgerichtete rung der Muster-Weiterbildungsordnung Grundlagen der Fortsetzung der Arbeit: Auswahl der Studienplatzbewerber zur (M-WBO). die Festlegung grundlegender strukturel- Förderung der Praxisnähe sowie zur Stär- Im vergangenen Jahr hätten die Berufsver ler Kriterien (Kompetenzverständnis, An- kung der Allgemeinmedizin im Studium bände und Fachgesellschaften ihre Einga- wendung und Anzahl der WB-Modi), die entwickelt werden soll, stieß bei den De- ben (insgesamt 108) auf den WIKI-Seiten Entwicklung eines Glossars und eines legierten auf ein positives Echo. Das Ärzte- der BÄK abgeschlossen. Seitdem wurden Leitfaden für die weitere Bearbeitung. Ins- parlament bot an, sich an der Erstellung diese kommentiert und zahlreiche Ge- besondere der Kompetenzbegriff müsse des Masterplans aktiv zu beteiligen. In spräche geführt, wie Bartmann erklärte. mit Inhalten gefüllt werden und nicht nur einem standardisierten und transparenten Die Gespräche hätten vor allem eines ge- eine Summierung von Spiegelstrichen Verfahren sollten neben der Abiturnote zeigt: Es bestehe ein hoher Konsens, dass darstellen, wie in der bisherigen WBO, so auch psychosoziale Kompetenzen sowie sich das im vergangenen Jahr vorgestellte Bartmann: „Es muss definiert werden, weitere Parameter, die mit einer langfris- Konzept stabilisiert habe. was der Facharzt am Ende seiner Weiter- tigen Berufszufriedenheit einhergehen, In der aktuellen Konvergenzphase waren bildung können muss, und nicht, was er in für das Auswahlverfahren bei der Studien von Beginn an alle 17 Landesärztekam- seinem späteren Berufsleben macht oder platzverg abe in der Medizin zugrunde ge- mern beteiligt. Im Frühjahr 2014 haben machen muss.“ legt werden. PD Dr. med. Andreas Scholz Sechs Jahre Wartezeit auf einen Medizin- studienplatz – das ist unzumutbar! Der Deutsche Ärztetag beschloss den von den 373
7 2014 • Hessisches Ärzteblatt Aktuelles Nach den Sitzungen der UAGs in den Lan- terbildung appellierte das Ärzteparlament desärztekammern im Sommer, sollen im an den Gesetzgeber, die für die Versor- Herbst dieses Jahres die Grundlagen der gung der Bevölkerung erforderliche, qua- weiteren Bearbeitung konsentiert werden. litativ hochwertige Weiterbildung durch Die Bearbeitung aller weiteren Fächer könn einen Systemzuschlag zu sichern und zu te voraussichtlich im Herbst/Winter erfol- unterstützen. Die in vielen Redebeiträgen gen. Bartmann machte jedoch nochmals geäußerte Befürchtung, die Kassenärzt deutlich, dass kein konkretes Datum für liche Bundesvereinigung (KBV) wolle den die Fertigstellung der Muster-WBO benenn Ärztekammern die Zuständigkeit für die bar sei. Weiterbildung streitig machen, wies KBV- Dr. med. Lars Bodammer Chef Dr. med. Andreas Gassen mit dem Argument zurück, man wolle die Weiter- müssen. Als eine der wenigen direkt be- bildung nicht übernehmen, sondern den troffenen Delegierten meldete sich auch Kammern kollegial zur Seite stehen. Anne Kandler aus Hessen (MB) zu Wort: „Als Ärztin im dritten WB-Jahr rufe ich Hausärztlichen Nachwuchs dazu auf, Betroffene mit in die Ausbildung fördern einzubeziehen. Ich möchte eine Initiative Die Förderung des hausärztlichen Nach- starten: Jedem Weiterzubildenden sein wuchses weiter intensivieren, lautete eine WB-Gespräch.“ Forderung des Deutschen Ärztetages. Nur über ernsthafte und nachdrückliche An- Dr. med. Susanne Johna Kritisiert wurde von einigen Delegierten, strengungen aller Verantwortlichen könne dass einzelne Kammern parallel eigene es gelingen, mehr Medizinstudierende für „Je länger es dauert, desto antiquierter wird Evaluationen der Weiterbildung gestartet eine hausärztliche Tätigkeit zu begeistern die alte WBO, mit der wir dann aber noch haben: „Das ist unsinnig und unsozial, ge- und die Zahl der Weiterzubildenden im arbeiten müssen“, wurde in der sich an- meinschaftliche Aufgaben müssen gemein Gebiet Allgemeinmedizin weiter zu stei- schließenden Diskussion kritisiert. Dr. med. schaftlich bewältigt werden.“ gern. Alle Verantwortlichen wurden dazu Susanne Johna, hessische Delegierte (MB), Die konsequente Umsetzung der Weiterbil aufgerufen, in strukturschwachen Regio- entgegnete, dass es enorm wichtig sei, dung in den Krankenhäusern muss von nen gemeinsame Aktionsbündnisse ins sich die Zeit zu nehmen, damit am Ende den Landesärztekammern stärker als bis- Leben zu rufen und neue, sektorenüber- die WBO den Vorstellungen und Ansprü- her erfolgen, lautet der Beschluss der De- greifende Wege zur Sicherstellung der chen gerecht wird. „Aber wir dürfen nicht legierten, der unter anderem von dem hes ärztlichen Versorgung zu beschreiten. vergessen, dass wir eine geltende WBO sischen Delegierten Dr. med. Wolf Andreas haben.“ Chefärzte bzw. leitende Ärzte hät Fach (Fachärzte Hessen) eingebracht wurde. Ärztekammern sollen ten nicht immer genug Zeit, so dass die für Sprachprüfungen WB oft zu kurz komme. Der Besuch einer Ambulante Weiterbildung zuständig sein Ärztekammer oder das „Vorladen“ eines stärken In Anbetracht der zunehmenden Zahl aus- Weiterbilders könnten in diesem Zusammen Wie bereits im Vorjahr in Hannover sprach ländischer Ärztinnen und Ärzte sprach sich hang eine enorme Signalwirkung haben, sich der Deutsche Ärztetag für eine Stär- das Ärzteparlament für eine Stärkung der so Johna. Auch Dr. med. Lars Bodammer kung der ambulanten Weiterbildung aus sprachlichen und interkulturellen Kompe- aus Hessen (MB) bekräftigte, dass eine und forderte eine stabile zusätzliche tenz in der ärztlichen Aus-, Weiter- und Novellierung Zeit brauche. Die Forderung Finanzierung der fachärztlichen Weiterbil- Fortbildung aus. Die Landesregierungen nach dynamischer Veränderung sei jedoch dung in Krankenhäusern und in den Pra- wurden aufgefordert, die Zuständigkeit für wichtig. Die Problematik bestehe darin, xen niedergelassener Ärzte. Gegen die war Sprachprüfungen ausländischer Ärztinnen so Bodammer, dass den Betroffenen ver- nenden Stimmen einiger Delegierte vor und Ärzte auf die (Landes-)Ärztekammern lässliche Inhalte gewährleistet werden einer gesonderten Finanzierung der Wei- zu übertragen. 374
7 2014 • Hessisches Ärzteblatt Aktuelles Sachstand Novellierung GOÄ tinnen und Ärzte im Öffentlichen Gesund- für Schmerzmedizin mit dem Argument (Gebührenordnung für Ärzte) heitsdienst (BVÖGD), hatte den ÖGD in ab, dass keine weiteren Spezialisten nötig Nach den Referaten von Dr. med. Theodor ihrem Vortrag als wichtige Säule des Ge- seien. Schmerztherapie betreffe alle Fach Windhorst, Präsident der Ärztekammer sundheitswesens bezeichnet. Dennoch gebiete, so dass jeder Arzt sich auf seinem Westfalen-Lipppe, und Dr. med. Bernhard stehe er ungeachtet seines umfangreichen Gebiet fortbilden müsse. Um die Schmerz- Rochell, Hauptgeschäftsführer der BÄK, und weiter wachsenden Aufgabenspek medizin zu stärken, forderte der Deutsche zum Sachstand der Gebührenordnung für trums im Schatten der ambulanten und Ärztetag einen niederschwelligen, vom Ärzte (GOÄ) wollte die Rednerliste kaum stationären Versorgung. Als Gründe nann- Hausarzt koordinierten Zugang zu allen abreißen. Neben Lob für die Fleißarbeit te sie in erster Linie die schlechte Vergü- schmerzmedizinischen Versorgungsebe- mussten die Referenten auch einiges an tung – durchschnittlich bis zu 1000 Euro nen. Nötig sei auch eine enge Verzahnung Kritik einstecken. Die Angst, eine „Katze im monatlich weniger als Ärzte im Kranken- zwischen ambulanter und stationärer Ver- Sack zu kaufen“, also nicht ausreichend haus – sowie die fehlende Verankerung im sorgung. Darüber hinaus verlangten die über die verschiedenen geplanten Neure- universitären Bereich. Teichert betonte, Delegierten die Implementierung eines gelungen informiert zu werden, wurde von wie wichtig es sei, Studierende bereits an strukturierten Akutschmerzmanagements verschiedenen Delegierten geäußert. Be- der Universität über die vielseitigen Auf- in das Qualitätsmanagement der Kranken- zweifelt wurde, dass auch zukünftig ein gaben des ÖGD zu informieren. Dabei er- häuser. Ganz oben auf der Liste der Forde- Inflationsausgleich stattfinden würde. Den wähnte sie ein neues und beispielhaftes rungen stand die Stärkung der schmerz noch forderte der 117. Deutsche Ärztetag Angebot in Hessen: Dort hat im vergange- medizinischen Kompetenz in der ärztlichen die Politik von Bund und Ländern auf, die nen Jahr zum ersten Mal eine Medizinstu- Aus-, Weiter- und Fortbildung. Novellierung der GOÄ schnellstmöglich um dentin ihr Wahlpflichttertial im Praktischen zusetzen. Der unter anderem von Dr. med. Jahr im Gesundheitsamt der Stadt Frank- Prävention – eine ärztliche Wolf Andreas Fach eingebrachte Beschluss furt absolviert (siehe auch Artikel im Hes- Schlüsselfunktion antrag zu den Grundbedingungen einer sischen Ärzteblatt 1/2014). Einstimmig „Prävention ist eine ärztliche Aufgabe“, Novellierung der GOÄ wurde mehrheitlich unterstützte der Ärztetag die Forderun- sie sei integraler Bestandteil ärztlicher a n g e n o m m e n : gen des ÖGD und verlangte eine adäquate Tätigkeiten, unterstrich Rudolf Henke als Einarbeitung des personelle Ausstattung sowie eine ange- Vorsitzender der Präventionsgremien der m e dizinis ch en messene Bezahlung. Bundesärztekammer. Ärzte sähen sich in Fortschritts, Be- einer Schlüsselfunktion und verlangten, rück sichtigung Niederschwelliger Zugang stärker in die Primärprävention einbezogen des Inflationsaus zur Schmerztherapie werden. Einstimmig forderte der Deutsche gleiches sowie die Einen weiteren Schwerpunkt des 117. Deut Ärztetag daher, dass die Prävention durch regelmäßige und schen Ärztetages bildete die Schmerzme- den Arzt im geplanten Präventionsgesetz zeitnahe Anpas- dizin. Wie wichtig ihr dieser Tagesord- gestärkt werden müsse. Neben der Förde- Dr. med. sung der Bewer- nungspunkt war, machte Vizepräsidentin rung der Verhaltensprävention und einer Wolf Andreas Fach tung sind darin ent Dr. med. Martina Wenker in ihrem enga- besseren Verzahnung der Präventionsmaß halten. Der Ärztetag forderte außerdem, gierten Vortrag deutlich. Etwa zehn Millio- nahmen sollen Früherkennungsuntersu- eine Angleichung an die Systematik des nen Deutsche litten unter chronischen chungen bei Kindern, Jugendlichen und Einheitlichen Bewertungsmaßstabes (EBM) Schmerzen; die Leidensgeschichte eines Erwachsenen ausgebaut werden. unter allen Umständen zu vermeiden. Schmerzpatienten dauere durchschnitt- Auch verlangten die Delegierten eine kon- lich sieben Jahre. Doch viele Schmerzan- tinuierliche Evaluation der Maßnahmen, Unterstützung für Öffentlichen gebote kämen mit zeitlicher Verzögerung um diese besser bevölkerungsmedizinisch Gesundheitsdienst bei den Patienten an. „Wir müssen prüfen, nutzen und weiterentwickeln zu können, Ein Novum: In Düsseldorf brach der Deut- an welchen Faktoren das liegen kann“, er- sowie eine Stärkung der Betriebsärzte und sche Ärztetag erstmalig eine Lanze für klärte Wenker. des Öffentlichen Gesundheitsdienstes für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD). Der Deutsche Ärztetag schmetterte den die Prävention. Der (Haus-)Arzt als Prä- Dr. med. Ute Teichert, Vorsitzende der Ärz- Antrag auf Einführung eines Facharztes ventionslotse: Dieser Vorschlag Dr. med. 375
7 2014 • Hessisches Ärzteblatt Aktuelles Max Kaplans stieß auf Zustimmung. „Da- Priorisierung in der Medizin ärzte) forderte der Deutsche Ärztetag das für müssen dann aber auch die Rahmen- 2009 hatte der damalige Präsident der Konnexitätsprinzip für zusätzliche Aufga- bedingungen stimmen“, erklärte Kaplan, Bundesärztekammer Prof. Dr. med. Jörg- ben der Bundes- BÄK-Vizepräsident und Vorsitzender der Dietrich Hoppe viel Kritik für seinen ersten ärztekammer. Vor Deutschen Akademie für Allgemeinmedizin. Aufschlag zur Notwendigkeit von Priori der Übernahme Ausdrücklich unterstützte der Deutsche sierung in der Medizin auf dem 112. Deut- zusätzlicher Auf- Ärztetag die bereits im Vorfeld des Deut- schen Ärztetag in Mainz geerntet. Viele gaben durch die schen Ärztetages vertretene Aufforderung sprachen von Tabubruch. In Düsseldorf BÄK müsse die Frank Ulrich Montgomerys, die in Deutsch- haben die Delegierten nun erneut eine Bereitstellung der land angebotenen Früherkennungs-Scree- breite gesellschaftliche Debatte über Prio daf ür er forder nings auf den Prüfstand zu stellen. Dafür risierung gefordert. Der technische Fort- lichen Mittel ge- sei eine wissenschaftliche Analyse aller schritt in der Medizin sei mit großen Schrit sichert sein. Michael Andor Statistiken zu den Vorsorgeuntersuchun- ten vorangegangen, sagte Prof. Dr. med. gen notwendig. Jan Schulze, Vorstandsmitglied der Bun- Elektronische Gesundheits- Im Zuge der Dis- desärztekammer und Vorsitzender der karte sinnvoll anwenden kussionen zur Prä Arbeitsgruppe „Priorisierung im Gesund- Eine Telematikinfrastruktur, die auf Zwang vention befassten heitswesen“. Angesichts begrenzter Res- oder gesetzlichen Druck setze, werde kei- sich die Delegier- sourcen führten demografische Entwick- nen Erfolg haben, hieß es in einer Entschlie ten auch mit der lung und der medizinische Fortschritt zu ßung des Deutschen Ärztetags. Vielmehr Notwendigkeit von großen Herausforderungen, die medizini- müsse sie so angelegt sein, dass jeder Früherkennung. sche Versorgung auf dem heutigen Niveau Patient, jeder Arzt und jedes Ärztenetz sie Die hessische De aufrechtzuerhalten. nutzen könne, aber nicht nutzen müsse. legierte Prof Dr. Die Anwendungen müssten sich in die Ab- Prof. Dr. med. med. Alexandra Strukturelles Sparen läufe in Praxis und Klinik einfügen und Alexandra Henneberg Henneberg (Fach gefordert dürften nicht zu mehr Bürokratie führen. ärzte Hessen) bat in diesem Zusammen- Erregt wurde der Tagesordnungspunkt Der Deutsche Ärztetag drängte auf die hang auch um Unterstützung des Gebie- Haushalt diskutiert. Auf Antrag der hessi- Einführung sinnvoller medizinischer An- tes der Neurologie: bei der Früherkennung schen Delegierten Michael Andor und wendungen für die elektronische Gesund- von Parkinson beispielsweise. Michael Thomas Knoll (beide: Die Haus- heitskarte (eGK). Dr. med. Detlev Steininger Dr. med. Detlev Steininger, Delegierter aus Hessen (Die Hausärzte), machte darauf aufmerksam, dass die Patienten nicht ge- fragt wurden, ob sie ein Bild von sich ab- 376
7 2014 • Hessisches Ärzteblatt Aktuelles geben wollen oder nicht. „Wir wollen mit- herrschte Harmo- einander kommunizieren und bestimmte nie: Der Bund der Daten schnell haben“, so Steininger. Aber Medizinstud ier en die Struktur müsse stimmen. den begeht in die- sem Jahr sein zehn- Ethische Prinzipien dürfen jähriges Bestehen nicht über Bord gehen und hatte zur Feier Abbau von Krankenbetten, Einstellungs- einen riesigen Ku- stopps in Kliniken, Verdichtung der Arbeit chen in die Aus- zu geringeren Gehältern und Reduzierung stellungshalle mit- der Arzneimittelausgaben: Die Wirtschafts gebracht. Gesunde krise in vielen Ländern Europas hat auch Lebensweise hin für die medizinische Versorgung gravie- oder her: Nur wenige Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery (links) und Dr. med. Gottfried von Knoblauch rende Folgen. Der 117. Deutsche Ärztetag konnten der süßen zu Hatzbach, Präsident der LÄKH, am Stand der Landesärztekammer Hessen hat die politischen Entscheidungsträger in Versuchung wider- Europa und den Internationalen Währungs stehen. Volltönend brachten reife „Se- formatigen Fotos der Frankfurter Skyline, fonds dazu aufgefordert, Einschnitte im mester“ den Studentinnen und Studenten das auch den Titel der LÄKH-Broschüre zum Gesundh eitswesen aufgrund der Wirt- ein anglophiles Ständchen: „Happy birth- Ärztetag 2015 ziert, gaben Kammermit schafts- und Finanzkrise derart zu gestal- day, dear youngsters.“ arbeiter/innen freundlich und kompetent ten, dass eine ausreichende gesundheit Auskunft. Außerdem kredenzten sie hes- liche Versorgung der Bevölkerung gewähr Brezeln und Ebbelwoi sische Spezialitäten wie Ebbelwoi, Bre leistet bleibe. „Auch angesichts einer Modern und traditionsbewusst zugleich: zeln und Spundekäs’. Nebenan präsen veritablen Krise dürfen ethische Prinzipi- Wie spannend die Verbindung von Gegen- tierten EDV-Mitarbeiter/innen der Landes- en nicht über Bord gehen“, unterstrich sätzen sein kann, zeigt sich am Beispiel ärztekammer die WB@pp, die von der Frank Ulrich Montgomery. Frankfurts. Über die Stadt am Main, die Stabstelle EDV und Organisation der LÄKH vom 12. – 15. Mai 2015 Austragungsort in Zusammenarbeit mit der Technischen Wenig kontroverse des 118. Deutschen Ärztetages sein wird, Hochschule Mittelhessen entwickelte Wei Diskussionen informierte in Düsseldorf der gut besuch- terbildungsapp deutscher Ärztekammern. Unaufgeregt, konzentriert, im Großen und te Stand der Landesärztekammer Hessen Außerdem wurde die von EDV und Presse- Ganzen wenig kontrovers: So mutete die (LÄKH). Vor dem Hintergrund eines groß- abteilung der LÄKH gestaltete DÄT@pp Atmosphäre auf dem vorgestellt. Der Stand der Landesärzte Deutschen Ärztetag kammer Hessen, dem auch BÄK-Präsident an. „Langweilig“ oder Frank Ulrich Montgomery einen Besuch „leidenschaftslos“ ur abstattete, war beliebter Treffpunkt für teilten einige hes Delegierte aus verschiedenen Bundeslän- sische Delegierte, dern und weckte Vorfreude auf das große andere begrüßten Ereignis im kommenden Jahr in der Main die weitgehend span metropole. nungsfreien Diskus sionen, die von Katja Möhrle Montgomery elegant Maren Grikscheit moderiert und mit gelegentlichen Poin Eine Übersicht aller hessischen Anträge ten belebt wurden. folgt in der August-Ausgabe des Hessi- Selbst generatio- Die Landesärztekammer Hessen macht auf die DÄT@pp (siehe rechts) und schen Ärzteblattes. nenübergreifend auf die WB@pp (siehe links) aufmerksam 377
7 2014 • Hessisches Ärzteblatt Aktuelles Eindrücke hessischer Delegierter vom 117. Deutschen Ärztetag in Düsseldorf Vorab: Welche Erwartungen haben Sie an Dr. med. Peter Zürner: Eine sehr sachliche nommen, verfolg- den 117. Deutschen Ärztetag (DÄT)? Welche Rede ohne inhaltliche Highlights. Wich te weiterhin den Themen sind für Sie besonders wichtig? tige Thesen: Freiberuflichkeit wesentlich konstruktiven Kurs für Therapiefreiheit und Unabhängigkeit seiner beiden Vor Dr. med. Peter Zürner (Fachärzte Hessen): der Ärzte in Klinik und Praxis. Ärzte haben gänger und taste- Ich bin gespannt, wie der neue Gesund- sich bereits um Qualität in der Medizin ge te sich vorsichtig heitsminister sich positioniert. Besonders kümmert, als dies von den Kassen noch an die deutsche die Diskussion über Qualität wird span- als Geldverschwendung abgetan wurde. Ärzteschaft heran, nend. Zur Qualität gehört eine ausreichen Schon deshalb soll ärztlicher Sachverstand ohne Porzellan zu Dr. med. Dipl.-Chem. de Finanzierung im Krankenhaus wie in der in diesem Institut vertreten sein. zerschlagen. Paul-Otto Nowak ambulanten Weiterbildung. Ich wünsche mir mehr Berücksichtigung von subjektiver Dr. med. Klaus König (Fachärzte Hessen): Patientenwahrnehmung in der Qualitäts- Zu loben ist die Darstellung der Haftpflicht Wie bewerten Sie die erste Rede, die Gröhe debatte. versicherungsproblematik durch den Prä- als neuer Bundesgesundheitsminister vor sidenten der Deutschen Ärzteschaft. dem Deutschen Ärztetag gehalten hat? Michael Thomas Knoll (Die Hausärzte): Nicht so Große. Neues aus der Weiterbil- Monika Buchalik (Liste ÄrztINNEN Hessen): dung, Prävention. Gut, da er die Stärkung der Fakultäten für Allgemeinmedizin erkannt und artikuliert Dr. med. Susan Trittmacher (Fachärzte Hes hat. sen): Anlass für meine Teilnahme waren insbesondere die Themen „Novellierung der PD Dr. med. Andreas Scholz (Marburger Weiterbildungsordnung“ und „Prävention“. Bund): Blass! Positiv: Keine negative Vorver urteilung der Ärzte wie bei früheren Minis Anne Kandler (Marburger Bund): Keine Er tern. Er hat 350 Mitarbeiter, die können doch wartungen: Hoffnung, dass Signale zur Inhalt bringen? Die Taten werden zählen. Verbesserung der Situation der Gesamt- Dr. med. Gabriel Nick, Michael Andor (rechts) ärzteschaft davon ausgehen. Dr. med. Peter Zürner: Herr Gröhe blieb Michael Andor: Die Messlatte, die Profes- inhaltlich in der Deckung, wir werden erst Michael Andor (Die Hausärzte): Ich hatte sor Montgomery an die europäischen Ver im Laufe der Zeit sehen, welchen Partner keine Erwartungen. Speziell hausärztliche handler für das vorgesehene Transatlanti wir hier haben werden. Belange sind in diesem Gremium leider schen Freihandelsabkommen stellt, näm nur selten mehrheitsfähig. lich „Transparenz der Verhandlungen statt Michael Thomas Knoll: Sehr blass. Er ar- Arroganz der Verhandler“, möge er gerne beitet langsam Stück für Stück den Koali- Christine Hidas (Fachärzte Hessen): Öko- an der Bundesärztekammer in Sachen tionsvertrag ab. nomie, Weiterbildung GOÄ-Prozess selbst anlegen. Dr. med. Gabriele Michael Thomas Knoll: Wie leider immer, Mieke: Positiv: Gröhe Zur Auftaktveranstaltung: Hat Professor hat er die hausärztlichen Probleme über- sprach sich für Montgomery in seiner Rede die Positionen haupt nicht angesprochen. Es gilt leider eine stärkere För- der Ärzteschaft deutlich gemacht? die alte Bezeichnung: Marburger Bundes- derung der Allge- ärztekammer. meinmedizin aus, Dr. med. Sylvia-Gabriele Mieke (Liste Ärz mit dem Ziel, Lehr tINNEN Hessen): Das geplante „Institut Dr. med. Paul-Otto Nowak (Marburger Bund): stühle für Allge- für Qualitätssicherung“ wurde zu Recht Nachdem Herr Professor Montgomery be- Dr. med. Sylvia-Gabriele meinmedizin an von Montgomery kritisiert, da medizini- reits im Vorfeld des deutschen Ärztetages in Mieke allen Medizinischen scher Sachverstand dort bisher nicht ver- der Presse Aufmerksamkeit erregt hatte, Fakultäten zu eta- ankert ist. Montgomery tritt aber immer hielt er routiniert wie immer seine präg- blieren. Negativ: Er positionierte sich nicht, als Krankenhausarzt auf und ambulante nante Rede. Der Gesundheitsminister Gröhe, sondern war sehr diffus im Bereich der Medizin sieht er kaum. von der Bevölkerung bisher kaum wahrge substanziellen ärztlichen Leistungen. Po- 378
7 2014 • Hessisches Ärzteblatt Aktuelles sitiv: Er beurteilt die GOÄ-Anpassung als pulse zur Verbesserung der Situation aus auf Landesebene der Kammer dafür sorgen, überfällig! gehen? dass die bestehende, geltende Weiterbil- dungsordnung der Fächer besser in die Dr. med. Susanne Johna (Marburger Bund): Praxis umgesetzt wird. Und schon jetzt im Ist eine Annäherung der Positionen von Es war höchste Zeit, dass dem Thema „Her Rahmen der Richtlinienkompetenz kurz- Ärzteschaft und Politik festzustellen, oder ausforderung im ÖGD“ ein extra Tagesord fristig praxisrelevante und sinnvolle Än- trifft eher das Gegenteil zu? nungspunkt auf dem DÄT gewidmet wurde. derungen durchsetzen. Auch wenn alle Politiker sich gerne presse Dr. med. Klaus König: Nach außen Stillstand. wirksam zum ÖGD bekennen, blutet dieser Dr. med. Susan Trittmacher: Bei der Dis- Bereich zunehmend aus. Es wird immer kussion um die Novelle der WBO interes- Anne Kandler: Politik muss verstehen, dass schwerer, Ärzte für diese wichtige Arbeit zu sieren mich die inhaltlichen Aspekte (…) sich die Rahmenbedingungen für ärztliches gewinnen. Solange nicht auch die Ärzte im ebenso wie die Finanzierung der Weiter- Tun ambulant und stationär aus Verant- ÖGD eine Vergütung nach einem Tarifver- bildung. Wissensvermittlung und die Ein- wortung für die Bevölkerung verbessern trag des MB erhalten, sind die Unterstüt- übung von ärztlichen Fertigkeiten/Metho- müssen. Ansonsten soll die ärztliche Selbst zungsworte durch die Politik nicht ernst zu den bedeuten einen enormen Zeitaufwand, versorgung nicht angetastet werden. nehmen. Die dritte Säule im Gesundheitswe- der weder im Personalschlüssel noch in sen muss definitiv personell gestärkt wer- der Gebührenordnung einen Niederschlag Monika Buchalik: den, um den Anforderungen insbesondere in findet. Das muss geändert werden. Im Fall der Allgemein der Infektionsprävention nachzukommen. medizin durchaus. PD Dr. med. Andreas Scholz: Sicher bei der publizistischen „Ausschlachtung“: Rücken Welchen Stellen deckung der ÖGD-KollegInnen. wert nimmt die Prä vention aus Ihrer Anne Kandler: Es waren überwiegend keine Sicht auf dem Deut neuen Erkenntnisse für mich. Jedoch finde schen Ärztetag ein? Monika Buchalik ich es gut, das Thema in den öffentlichen Blick zu heben. Dr. med. Susan Trittmacher: Prävention wird in unserem Gesundheitssystem stief- Dr. med. Hans Martin Hübner, Dr. med. mütterlich behandelt. Nach dem Motto „Vor Welche Eindrücke haben Sie von den Re Klaus König, Dr. med. Peter Zürner (von links) beugen ist besser als bohren“ sollte der feraten und Diskussionen zur Schmerz Stellenwert aber hoch sein. (…) Prävention medizinischen Versorgung mitgenommen? Dr. med. Klaus König: Schwache Darstel- gehört daher schon in den Ausbildungs- Welche Erwartungen verbinden Sie mit lung des Vorsitzenden, wenig Information. katalog der Studierenden, in den Weiter- den Beschlüssen? bildungskanon der Ärzte und in den Leis- Christine Hidas: Langatmig, viel Kopfge- tungskatalog der Versicherungen. Die Kam Dr. med. Susanne Johna: Dr. med. Martina burt, wenig praktikabel als Nachweis des mern sind ein idealer Ort, hier steuernd Wenker hat eine erfrischend klare und fo- Kenntnisstandes der Weiterzubildenden. und vernetzend tätig zu werden. kussierte Einf ührung in das Thema gege- Es scheint nicht möglich, ohne adäquate ben. Wichtig ist, dass durch die Anträge Zeit eine gescheite Weiterbildung anzubie Dr. med. Peter Zürner: Der DÄT begleitet die multimodale Schmerztherapie und die ten. Die ÄrztInnen in Weiterbildung sind in und unterstützt das entstehende Präven- sektorübergreifende Versorgung der Pati- erster Linie dazu da, die Patientenfallzah- tionsgesetz aus ärztlicher Sicht. Der Vor- enten unterstützt wurden. len/DRG für die Ökonomie zu generieren, trag von Herrn Kaplan war sachlich gut, daher wird es schwierig, eine strukturierte praxisnah und realistisch, Chapeau! Weiterbildung anzubieten: Es fehlt schlicht Ihr Statement zum Sachstand der Novellie die „Finanzierung“. Ansonsten bin ich froh, rung der (Muster)-Weiterbildungsordnung. dass die Evaluation, egal aus welcher Ecke Wie beurteilen Sie die Beschlüsse zum sie kommt, Einzug hält in die berufspoli Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD)? Anne Kandler: Zusätzlich zur Vorbereitung tischen Plattformen und die jungen Kolle- Werden von dem DÄT entscheidende Im der neuen Musterweiterbildung sollten wir gInnen somit wahrgenommen werden. 379
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