Info 110 Prävention ist nicht alles-Polizei Brandenburg

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Info 110 Prävention ist nicht alles-Polizei Brandenburg
1/2015
                                        info110
                                        ZEITUNG DER POLIZEI BRANDENBURG

                                        Prävention
                                        ist nicht alles –

Präventionsarbeit der Brandenburger Polizei

aber alles ist
 Prävention!
TITELTHEMA                       AKTUELL                POLIZEIPRAXIS

Geschützt:                      Vorgestellt:           Im Trend:
„Präventioner“                  Antikonfliktteams      Polizei und
im Einsatz                      berichten              neue Medien
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2 EDITORIAL

                                              Liebe Leserinnen, liebe Leser,

                                              „Alles ist Prävention!“ Als vor einigen Wochen bei der Ideensuche zum Titel die-
                                              ser Satz fiel, kam er mir anmaßend vor. Gibt es nicht so viel mehr ebenso Wich-
                                              tiges, wenn es um die Arbeit der Polizei geht? Gemeint ist aber die Breite der
                                              Prävention – angefangen bei der Fahrradcodierung, über Anti-Gewalt-Projekte
                                              an Schulen bis hin zu Aktionstagen zu den verschiedensten Themen. Aber ist
                                              nicht auch das Verwarngeld Prävention, hat es doch den Zweck den Fahrer von
                                              der nächsten Geschwindigkeitsüberschreitung abzuhalten, weil allein der Gedan-
                                              ke an das „verschenkte“ Geld entschleunigend wirkt? Oder die schlichte Strei-
                                              fenfahrt ohne Auftrag – auch das ist Prävention. So also ist der Titel unserer ak-
                                              tuellen info110-Ausgabe zu verstehen. Prävention ist weit mehr, als die bekann-
                                              ten Schulungen oder Vorträge. Fast jeder Polizist leistet täglich auch Präventi-
                                              onsarbeit.
                                                 Welche Projekte gibt es in Brandenburg und wie ist die polizeiliche Prävention
                                              organisiert? Mehr darüber erfahren Sie in dieser Ausgabe. Für unsere Reportage
                                              begleiteten wir eine Kollegin der Prävention bei ihrer täglichen Arbeit. Das Wort
                                              als polizeiliches Einsatzmittel steht im Focus unserer Antikonfliktteams (AKT).
                                              Auch ihr Einsatz ist präventiv. Ihre Arbeit soll Eskalationen verhindern. Zum
                                              Konzept der AKTs und Erfahrungen gestandener Teammitglieder berichten wir
                                              in dieser Ausgabe.
                                                 Außerdem im Heft: Seit mehr als einem Jahr nutzt die Berliner Polizei Face-
                                              book und Twitter. Die 24-Stunden-Twitter-Aktion erregte großes Aufsehen. Bei
                                              der Aktion wurden nahezu alle polizeilichen Einsätze getwittert. Von den Erfah-
                                              rungen unserer benachbarten Polizei mit sozialen Medien berichtet Kriminalrat
                                              Oliver Klau. Auch die Brandenburger Polizei beschreitet diesen Weg. Die Fach-
                                              hochschule der Polizei nutzt schon seit Jahren Facebook, Twitter und Google+,
                                              vorrangig um Bewerber für den Polizeidienst anzusprechen. Zu diesem Thema
                                              passt auch die Brandenburger Internetwache. Als diese 2003 an den Start ging,
                                              war sie ein absolutes Novum und auch heute gibt es bundesweit kein anderes
                                              Polizeiportal, das dem Nutzer so viele Möglichkeiten bietet wie unsere Internet-
                                              wache. Nun war es Zeit für einen Relaunch.
                                                 Ein Hinweis in ganz eigener Sache: Ich verabschiede mich in eine familiäre
                                              Auszeit. In dieser Zeit werden Sie die info110 weiterhin regelmäßig und in ge-
                                              wohnter Qualität erhalten. Ihre Hinweise und Ideen sind nach wie vor herzlich
                                              willkommen.
                                                 Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen.

                                                Katrin Böhme
                                                info110-Chefredakteurin

 Herausgeber Ministerium des Innern           Redaktionsbeirat: Alexander Poitz, Anja Resmer,   24. Jahrgang, Nr. 1/2015
 und für Kommunales des Landes Brandenburg    Thoralf Reinhardt, Ines Filohn, Ingo Heese,       Auflage 5.000
 Redaktion Ingo Decker (verantw.),            Timm Schindler, Christoph Koppe                   Redaktionsschluss 15.02.2015
 Katrin Böhme                                 ISSN 1430-7669
                                                                                                Wir danken allen Verfasserinnen und Verfassern
 Anschrift Henning-von-Tresckow-Straße 9–13   Layout: Rosenfeld.MRDesign
                                                                                                für die in dieser Ausgabe veröffentlichten Beiträ-
 14467 Potsdam                                Druck: Bonifatius GmbH
                                                                                                ge. Die mit Namen versehenden Beiträge geben
 Telefon: (0331) 866 –2069                    Fotos: Archiv, Polizei, iStock (Seite 4),
                                                                                                nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion
 eMail: info110@mi.brandenburg.de             Fotolia (Seiten 8, 40/41, 50/51/71)
                                                                                                wieder. Die Redaktion behält sich das Recht der
 www.polizei.brandenburg.de/info110                                                             Kürzung vor.
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INHALT    3

                                Aus dem Inhalt
                                 TITELTHEMA
                                Prävention ist nicht alles – aber alles ist Prävention!   10
                                Generation 65plus – sicher mobil im Alter                 13
                                Beratung zum materiell technischen Grundschutz            15
                                Wie ein innerer Erdrutsch ...                             16
                                Sicherheit braucht Partner                                22
                                Aus Nachbarschaftshilfe wird                              24
                                Sicherheitspartnerschaft

                                 PERSONALRAT
                                Der Polizei-Hauptpersonalrat                              27
                                berichtet aus seiner Arbeit

                                 ANTIKONFLIKTTEAM
                                Kommunikation – Baustein einer                            28
                                bürgerorientierten Polizeiarbeit
                                Aus- und Weiterbildung der Antikonfliktteams               30
                                Unterwegs als „Gelbhemd“                                   32
                                Ansprechpartner vor Ort                                    34
                                Taktische Kommunikation ist unverzichtbar                  34
                                Lautsprecherwagen als Einsatzmittel                        38
                                 ADRESSEN                                                 36
IInnenminister
             Karl-Heinz          SOCIAL MEDIA & INTERNET
Schröter im Gespräch            Social-media-Team der FHPol                               40
SEITE 25                        Deine @Polizei – On Air                                   41
                                Langer Weg zum Relaunch                                   44
                                I Like #PolizeiBB                                         46
                                Social Media im Polizeieinsatz                            47
                                IT-Sicherheit geht alle an                                50
                                 POLIZEISTRUKTURREFORM
                                Erheben vor Bewerten                                      52
                                Benennen – Befragen – Bewerten                            53
                                 AKTUELL
                                Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter            25
                                im info110-Gespräch
                                Absolvent der Fachhochschule                              39
IIT-Sicherheit   geht alle an   erhält Nachwuchswissenschaftlerpreis
                                Sozialkompetenz-Entwicklung (SKE)                         56
SEITE 50
                                 REPORTAGE
                                Spende Blut                                               58
                                 FACHLICHES
                                Wenige Worte – große Wirkung                              62
                                 DIES & DAS
                                Bücherecke                                                66
                                Töte möglichst wenig Patienten / Polizeiliche
                                Führungslehre Begründung – Gestaltung – Perspektive /
                                Waffenrechtliche Erlaubnisse, Verbringen, Mitnahme
                                Polizeifilm                                               68
                                „Der Fall Jakob von Metzler“
                                Rätsel                                                    71
IDrogenfahndung
                                   Aktuelles aus der Fachhochschule
 im Streifendienst                 finden Sie auch bei
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4 IM FOKUS

    Kampf den
    schmutzigen
    Geschäften
    Zum 01.11.2011 wurde in der Abteilung Zentrale       nymen Hinweisen wöchentliche Transporte krebser-
    Ermittlungen (ZE) des LKA das Kommissariat           regender Abfälle aus Polen angezeigt wurden, ent-
    „Schwere Umweltkriminalität“ eingerichtet. Dies      wickelte sich eine intensive Zusammenarbeit mit
    auch als Konsequenz der illegalen Abfallverschie-    den Verkehrsdiensten, der Bundespolizei, dem Zoll
    bungen, die Ende der 90er Jahre als sogenannte       und dem GZ Swiecko. Diese Kooperation führte
    Kiesgrubenaffären im Land Brandenburg öffent-        dazu, dass der Zoll den Lastkraftwagen im Bereich
    lichkeitswirksam wurden. Der Arbeitsgegenstand       Cottbus fest- und sicherstellte. Der Tatortdienst un-
    des Kommissariates ist vorrangig die Bekämp-         tersuchte die Ladung auf einer eigens dafür vorge-
    fung der Abfallwirtschaftskriminalität. Ein Bei-     sehene Sicherstellungsfläche des (Bild 3).
    spiel dafür ist ein Sachverhalt auf dem Gelände      Die Ermittlungen bestätigten den Tatverdacht. Die
    einer Recyclingfirma im Landkreis Barnim. Dort       Abfälle sollten zu einer einschlägig bekannten italie-
    wurden Kunststoffabfälle gegen Bezahlung ange-       nischen Gießerei verbracht werden. Der polnische
    nommen und auf riesigen Halden illegal ange-         Geschäftsführer der betroffenen Firma muss sich
    häuft (Bild 1). In Folge eines Großbrandes wurden    seit Januar 2015 für die illegale grenzüberschreiten-
    die Überkapazitäten jedoch bekannt. Dem Lan-         de Abfallverbringung vor dem Amtsgericht Cottbus
    desumweltamt wurde über Jahre eine Scheinver-        verantworten. Die polnische OK-Dienststelle in Pos-
    wertung vorgegaukelt. Im Strafverfahren konnte       znan eröffnet auf Grund unserer Erkenntnisse eige-
    dann die illegale Vermischung und Vergrabung         ne Ermittlungsverfahren gegen den Beschuldigten.
    von 300.000 Kubikmetern gefährlicher Abfälle
    nachgewiesen werden, rechnerisch ein Würfel          Zu den Brandenburger Bemühungen passen auch
    mit den Kantenlängen von fast 70 m oder 7.500        jüngste Agenturmeldungen zu neuen Schwerpunk-
    LKW-Ladungen. Die vier Firmenverantwortlichen        ten der Interpol-Fahndung: Zum ersten Mal in der
    hatten die Halden so „verwertet“, dass sie die Ab-   vom Deutschen Jürgen Stock geführten Behörde
    fälle schichtenweise in den Boden einbrachten        fahndet Interpol nicht mehr nur nach Drogen-
    und so „Berge“ entstehen ließen (Bild 2).            schmugglern und Terroristen, sondern auch nach den
    Die Durchsuchung solcher Flächen ist meist ein       schlimmsten Umweltverbrechern. In der „Most Wan-
    komplexer Einsatz, bei dem die Beamten des           ted Liste“ taucht u.a. der Italiener Adriano Giacobone
    Kommissariates durch Sachverständige und Tat-        auf, der innerhalb von mehr als zwei Jahrzehnten
    ortdienst des Kriminaltechnischen Institutes         insgesamt zehn Millionen Tonnen Giftmüll rund um
    (KTI), Mitarbeitern von Umweltbehörden und na-       Neapel und Caserta illegal entsorgt haben soll.
    türlich schwerer Technik unterstützt werden.
                                                         ■■ HARRY JÄKEL, LEITER LKA 222
    In einem anderen Fall, bei dem in mehreren ano-      KK SCHWERE UMWELTKRIMINALITÄT
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Demografischer
                                                                Statistisch bekommt die deutsche
                                                                Frau derzeit 1,4 Kinder, Deutschland
                                                                hat damit eine der niedrigsten Ge-

Wandel weniger                                                  burtenraten weltweit. Dennoch ge-
                                                                ben Bevölkerungsforscher beim de-
                                                                mografischen Wandel „eher“ Ent-

dramatisch                                                      warnung, berichtet „ Die Welt“.
                                                                Wichtiger sei nämlich die Zahl der
                                                                Kinder, die Frauen eines Jahrganges
                                                                bekommen. Bekam der Jahrgang
                                                                1965 geborener Frauen im Schnitt
                                                                noch 1,55 Kinder, liegt dieser Wert
                                                                bei Frauen der Jahrgänge 1970 bis
                                                                1975 bereits bei 1,6 Nachkommen.
                                                                Demografen sehen hier eine Trend-
                                                                wende. Auch die Erwerbsbeteiligung
                                                                der 60- bis 64-Jährigen hat stark zu-
                                                                genommen. So ist die Zahl der in
                                                                diesem Alter noch erwerbstätigen
                                                                Deutschen höher als die Zahl der
                                                                Ruheständler.

Software gegen Diebe
Die Berliner Polizei beabsichtigt den    auch in den USA, wo ähnliche Soft-
Einsatz von Software, die Verbrechen     ware bereits seit einigen Jahren einge-
vorhersagt, so berichtet die „Berliner   setzt wird, anfangs mit Daten ohne Per-
Zeitung“. Das Programm „Precobs“ er-     sonenbezug gearbeitet. Inzwischen
mittelt auf der Grundlage verschiede-    würden dort längst Personendaten zur
ner Daten, wann und wo ein Verbre-       Prognoseberechnung herangezogen.
chen am wahrscheinlichsten ist. Seit
Oktober 2014 testet Bayern „Precobs“,
in München und Nürnberg wird das
Programm im Bereich von Wohnungs-
einbrüchen erprobt. In Zürich wird die
Prognose-Software bereits seit Mitte
vergangenen Jahres eingesetzt. Nach
Angaben der dortigen Stadtpolizei re-
duzierte sich die Zahl der Wohnungs-
einbrüche in den besonders überwach-
ten Gebieten um rund 30 Prozent. Da-
tengrundlage sind in Deutschland und
der Schweiz bislang ausschließlich an-
onymisierte Daten. Dennoch üben Da-
tenschützer harsche Kritik am Vorstoß
einiger Länderpolizeien. So hätte man
Info 110 Prävention ist nicht alles-Polizei Brandenburg
infoMagazin                               7

                                                                                                Kampfmittel
                                                                                                beräumt
                                                                                                In Brandenburg wurden 2013 fast 270
                                                                                                Tonnen verschiedener Kampfmittel
                                                                                                vom      Kampfmittelbeseitigungsdienst
                                                                                                (KMBD) im Zentraldienst der Polizei
                                                                                                beräumt. Darunter befanden sich auch
                                                                                                30 Bomben. Wegen mangelnder Trans-
                                                                                                portsicherheit mussten 15 Tonnen der
                                                                                                Kampfmittel bereits am Fundort ver-
                                                                                                nichtet werden. Insgesamt rückte der
                                                                                                KMBD im vergangenen Jahr knapp
                                                                                                1.400 Mal aus. Kampfmittel verlieren
                                                                                                im Laufe der Zeit nicht an Gefährlich-
                                                                                                keit, im Gegenteil. Alter und Korrosion
                                                                                                können die Gefährlichkeit der Fund-
                                                                                                munition sogar noch erhöhen.

Gericht stoppt                                                                                  Europaweite
Stuttgarter Wasser-                                       Filmklischee                          Werbeoffensive
werfer-Prozess                                            Frauenquote                           der bayrischen
Das Landgericht Stuttgart hat den Pro-
zess um den blutigen Wasserwerfer-
                                                          In der schon etwas in die Jahre ge-
                                                          kommene „Spiegel“-Rubrik „Die
                                                                                                Polizei
Einsatz gegen Stuttgart-21-Demonst-                       Welt in Zahlen“ stellte das Maga-     Mehr als 10.000 neue Polizistinnen und
ranten im Herbst 2010 vorläufig einge-                    zin fest:                             Polizisten sollen in den nächsten Jah-
stellt, so berichtet die Deutsche Presse-                 Die Zahl der Kommissarinnen,          ren in Bayern eingestellt werden. Um
agentur. Die Strafkammer hatte diesen                     die bisher in deutschen Krimis tä-    im „Kampf um die besten Köpfe“ wett-
Schlussstrich vorgeschlagen, da in dem                    tig wurden: 121.                      bewerbsfähig zu bleiben, startete das
seit Juni laufenden Verfahren nur eine                    Die Zahl der leitenden Kommis-        bayrische Innenministerium nun eine
geringe Schuld der beiden angeklagten                     sarinnen deutscher Mordkom-           europaweite Ausschreibung. Werbe-
Polizeiführer zu erkennen gewesen sei.                    missionen im wirklichen Leben         agenturen sind aufgerufen, sich
Es geht um die Räumung des Schloss-                       im Jahr 2005: 0.                      mit ihrer Kampagnenidee zu
gartens für die Bauarbeiten zu dem Mil-                   Ob die vieldiskutierte Frauenquo-     bewerben. Insgesamt stellt
liarden-Bahnprojekt Stuttgart 21, bei                     te inzwischen auch bei der Polizei    das Land Bayern mehr
der Wasserwerfer eingesetzt wurden                        Spuren hinterlassen hat, ist nicht    als eine Million Euro für
und die Polizei gegen Demonstranten                       bekannt.                              die auf mindestens vier
vorging. Bei dem Einsatz erlitten mehr                                                          Jahre angelegte Werbe­-
als 160 Menschen Verletzungen.                                                                  of­fensive zur Verfügung.

  Weniger Sicher-                                            1200	
  

  heitspartner                                               1000	
  
  Die Zahl der Sicherheitspartnerschaften
  (SiPa) in Brandenburg sinkt stetig. Aktu-                   800	
  
  ell bestehen im Land 74 SiPa mit 446 Si-
                                                                                                                  Zahl	
  der	
  Mitglieder	
  
  cherheitspartnern. 2002 war die Zahl der                    600	
  
  Mitglieder nahezu doppelt so hoch.
                                                                                                                  Zahl	
  der	
  
                                                              400	
                                               Sicherheitspartnerscha8en	
  
                          Zahl	
  der	
  Mitglieder	
  
                                                              200	
  
                          Zahl	
  der	
  
                          Sicherheitspartnerscha8en	
  
                                                                  0	
  

  Stand 31.12.2014
Info 110 Prävention ist nicht alles-Polizei Brandenburg
8

                                                                                            Polizeikalender
    Studie belegt                                                                           auf Ebay
    geringe                                                                                 Ein besonderes Angebot entdeckten
                                                                                            Kollegen kürzlich auf den Seiten des

    Kriminalitäts-                                                                          Aktionsportales „Ebay“. Unter der
                                                                                            Maßgabe „Das neue Jahr kann kom-

    furcht
                                                                                            men“ und „nicht im Handel erhältlich,
                                                                                            jetzt zugreifen“ sollten das Interesse am
                                                                                            aktuellen Fotowandkalender der Bran-
                                                                                            denburger Polizei geweckt werden.
                                                                                            Mindestgebot 10 Euro, Sofortkauf 25
    Durchschnittlich halten es drei bis fünf        Einige weitere Ergebnisse der vom       Euro, exklusive versichertem Versand.
    Prozent der Deutschen für wahrschein-         BKA veröffentlichten Studie:              Der Anbieter wurde freundlich auf Ur-
    lich, in naher Zukunft Opfer einer Kör-         Frauen und ältere Menschen fürch-       heberrechte und Verbot der kommerzi-
    perverletzung, eines Einbruchs oder           ten sich stärker vor Kriminalität als     ellen Nutzung des Kalenders hingewie-
    Raubes zu werden. Dies ist eines der          andere Personengruppen. Zudem ha-         sen und das Angebot verschwand. (hier
    wesentlichsten Ergebnisse der „Deut-          ben Opfererfahrungen einen starken        Screenshot ebay)
    schen Viktimisierungssurvey 2012“ – ei-       Einfluss auf die Risikobewertung. Ein-
    ne gemeinsam vom Bundeskriminalamt            bruchsopfer etwa bewerten das Risi-
    (BKA) und dem Max-Planck-Institut             ko eines nochmaligen Einbruchs in ih-
    (MPI) durchgeführten Studie. Grundla-         rer Wohnung sieben Mal höher als Per-
    ge dieses Projektes bildet die bislang        sonen, die bisher nicht von einem Ein-
    größte in Deutschland durchgeführte           bruch betroffen waren. Zugleich erhöht
    Opferbefragung. Rund 35.000 Personen          das Einbruchserlebnis wie kein anderes
    gaben Auskunft zu ihren Erfahrungen           Delikt die Furcht, auch Opfer anderer
    als Opfer von Kriminalität, zu ihrem Si-      Straftaten wie Körperverletzung, Raub
    cherheitsempfinden und ihren krimina-         und sexueller Belästigung zu werden.
    litätsbezogenen Einstellungen. Der              Bewohner von Städten mit 50.000 bis
    „Deutsche Viktimisierungssurvey“ soll         100.000 Einwohnern sind am stärksten
    die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS)      von allgemeiner Kriminalitätsfurcht be-   „Bikertag 2015“
    – die nur die polizeilich registrierte Kri-
    minalität (Hellfeld) abbildet –- als
                                                  troffen. Die Furcht vor Raubüberfällen
                                                  und Wohnungseinbrüchen steigt mit zu-
                                                                                            an der Tropenhalle
    Grundlage für eine Bewertung der Kri-         nehmender Größe des Wohnortes an.         Zum Auftakt der Biker-Saison laden
    minalitätslage in Deutschland ergänzen.         Bei den Opfererlebnissen stehen ins-    die Verkehrspolizei der Direktion Süd
    Hierfür befasst sich die Studie auch mit      besondere Betrugsdelikte wie der Wa-      und weitere Initiatoren auch 2015 wie-
    Themen, die in der PKS nicht enthalten        ren- und Dienstleistungsbetrug im Vor-    der Motorradfahrer und Interessierter
    sind - etwa der Zufriedenheit der Bürge-      dergrund, aber auch Körperverlet-         auf den Flugplatz am Tropical Island
    rinnen und Bürger mit der Polizei.            zungsdelikte.                             ein. Am 10.05.2015 zwischen 10 und 16
                                                                                            Uhr findet unter anderem ein kosten-

    Basteln in                                      Marc Secara
    blau-weiß                                       und das LPO
    Einen Streifenwagen im Taschenformat
    bietet seit kurzem die Fachhochschule           Brandenburg
    der Polizei (FHPol) allen Bastelbegab-
    ten und sonstigen Interessierten. Auf
                                                    im Nikolaisaal
    der Facebook-Präsenz der FHPol gibt             Die schönsten Liebeslieder
    es den blau-weißen Flitzer als Bastel-          aus Jazz und Pop
    vorlage zum Download. Ausschneiden,             Love is in the Air –
    falzen, kleben und wenn möglich ein             Marc Secara und das Landes­
    schönes Bild vom Kunstwerk auf der              polizeiorchester Brandenburg
    Seite einstellen. Einige sehr gelungene         unter Leitung von Dirigent
                 Exemplare sind im Netz             Christian Köhler
                      bereits zu bewundern.                                                 freies Fahrsicherheitstraining durch die
                                                    Sonntag, 19.04.2015,18.00 Uhr
                                                                                            Polizei statt. Der Rettungssimulator
                                                    Nikolaisaal Potsdam
                                                                                            steht zum Proben für den Ernstfall be-
                                                                                            reit, natürlich bietet die Aktion auch
                                                                                            die Möglichkeit mit Gleichgesinnten
                                                                                            ins Gespräch zu kommen.
                                                                                            WO: Flugplatz Tropical Island, 15915
                                                                                            Krausnick, Tropical-Island-Allee 1, di-
                                                                                            rekt an der A13, Abfahrt Staakow
Info 110 Prävention ist nicht alles-Polizei Brandenburg
infoMagazin                   9

                  Revierpolizei, Wach-und-Wechseldienst, Kripo, Verwaltung – es gibt fast 60
                  verschiedene „Berufe“ bei der Polizei. So vielfältig die Tätigkeiten sind, so
                  verschieden sind auch die Kolleginnen und Kollegen, die jeden Tag aufs Neue
                  ihren Job machen. Hier stellen wie sie vor, die Gesichter unserer Polizei.
                  5 Fragen an …

                  Petra Friedenberger
… ist seit mehr als 21 Jahren Polizistin.
1993 begann die heute 57-Jährige ihre
Laufbahn im Wach und Wechseldienst
bei der Polizei Oranienburg. Heute ist sie
als Revierpolizistin in Oranienburg in der
Polizeidirektion Nord tätig. Vor dem
Wechsel zur Revierpolizei war die
PHK´in beim Verkehrsdienst Oberhavel
beschäftigt. Die Mutter von drei erwach-
senen Kindern lebt mit ihrem Ehemann
in Wandlitz.
                                                              Und was ging Ihnen nicht aus dem Sinn?
Warum Revierpolizei, was hat sie an dieser Arbeit ge-         Es gibt Einsätze, die fordern mich besonders. Da fällt es
reizt?                                                        mir manchmal schwer nach Dienstschluss abzuschalten.
Zunächst einmal ist es der direkte Kontakt zu den Bür-        Mich betrifft es immer, wenn es um Kinder geht. Dabei
gern, Firmen und Einrichtungen im Bereich. Ich kann mir       ist egal ob es da um häusliche Gewalt oder Streitereien
den Luxus erlauben, mir Zeit für die Menschen und ihre        in Schulen geht. Mir bleiben Suchmaßnahmen nach ver-
Sorgen zu nehmen. Alles läuft viel ruhiger als im WWD         missten Personen oft im Gedächtnis. Das gilt besonders,
ab. Ich kann meine Dienstzeit relativ frei planen und so      wenn sie über Jahre verschwunden bleiben und man da-
an die verschiedenen Gegebenheiten meines Reviers an-         von ausgehen muss, dass sie einem Verbrechen zum Op-
passen. Da ist die Kita, die einen Lampionumzug machen        fer gefallen sind. Aber auch ein Amtshilfeersuchen der
möchte oder das Sommerfest eines Kleingartenvereines,         Ausländerbehörde hat mir persönlich sehr zugesetzt. Hier
die mich da gern sehen möchten. Auch die Ermittlungs-         waren neben der Mutter, welche in ihrem Heimatland
ersuchen zu Haftbefehlen oder Fahrzeugführern, welche         eine Haftstrafe antreten musste, auch zwei kleine Kin-
ich regelmäßig als Revierpolizist im Bereich habe, sind je-   der betroffen. Beide wurden in Deutschland geboren und
den Tag eine neue Herausforderung. Ich möchte auch die        sprachen nur deutsch. Mir war klar, dass diese Kinder im
Präventionsarbeit an den Schulen nicht vergessen. Und         Heimatland der Mutter zunächst in ein Heim kommen.
das macht mir nach vielen Jahren immer noch Spaß.             Dieser Vorfall hat mich in besonderer Weise berührt.

Gab es einen dienstlichen Erfolg auf den Sie besonders        Was schätzen Sie an Ihren Kollegen, an Ihrem Team,
stolz sind, sozusagen das schönste Erlebnis?                  am meisten?
Da gibt es Vieles. Es sind die leuchtenden Augen der          An unserem Team schätze ich besonders, dass sich jeder
Kinder, wenn ich Veranstaltungen an Kindergärten und          auf jeden verlassen kann. Wenn ich Unterstützung be-
Schulen durchführe. Dazu zählen auch Ermittlungsersu-         nötige sind meine Kollegen da. Wir achten, helfen und
chen, bei deren Realisierung ich richtig gefordert werde,     ergänzen uns. Alle Kollegen sind mit großer Einsatzbe-
besonders wenn ich weiß, dass die gegebenen Auskünfte         reitschaft dabei und sehr kollegial.
„nicht ganz“ der Wahrheit entsprechen. Es ist ein schönes
Gefühl, wenn bei Großveranstaltungen alles in geregelten      Gibt es für Sie einen Ausgleich nach dem Dienst?
Bahnen läuft oder unsere Unterstützung des Oranienbur-        Tja, da ich meine Arbeit sehr gern mache, benötige ich
ger Ordnungsamtes im Zusammenhang mit den nicht sel-          nicht unbedingt einen Ausgleich nach dem Dienst. Ich
tenen Bombenneutralisierungen erfolgreich abgeschlos-         habe vier Enkelkinder, die mich ständig fordern, ein Haus
sen werden kann. Alles in allem ruhen die Erfolge aber        mit Garten und einen Hund. Mit diesem gehe ich jeden
nicht auf den Schultern einer Person. Ein schöner Au-         Tag eine große Runde über Feld und Wiesen, begegne
genblick ist für mich, wie wohl für jeden meiner Kollegen,    dort keinem Menschen und kann dabei sehr gut abschal-
wenn sich Bürger bei mir bedanken.                            ten. Ansonsten lese ich sehr gern Krimis und historische
                                                              Romane.
Info 110 Prävention ist nicht alles-Polizei Brandenburg
10 TITELTHEMA

                Prävention ist
                nicht alles –
                aber alles ist
                Prävention!
                Wie schützt man sich vor Kriminalität?
                Von Gewalt bis zum Trickdiebstahl –
                vorherrschend ist der Wunsch, möglichst
                erst gar nicht erst Opfer zu werden. Die
                Polizei bietet aus diesem Grund eine
                große Palette an Präventionsangeboten.
                Neutral, kostenlos und kompetent.
TITELTHEMA      11

U
        m das vielseitige Präventions-        Auszug aus dem aktuellen Koaliti-
        angebot der Brandenburger Po-       onsvertrag für die 6. Wahlperiode des
        lizei zu organisieren wurden im     Brandenburger Landtages 2014 bis
Polizeipräsidium Bereiche mit beson-        2019: „…die Bekämpfung der Krimi-
deren Präventionsaufgaben eingerich-        nalität bei ihren Ursachen beginnen
tet. Neben der Zentralstelle Prävention     muss. Prävention ist die beste Sicher-
im Behördenstab und den eingesetzten        heitsvorsorge. Zu einer freiheitlichen    Prävention in der Praxis: Veran-
Ansprechpersonen in den Polizeidirek-       Gesellschaft gehört es, dass Men-         staltung „Bester Radfahrer“ (oben),
tionen wurden in 15 Polizeiinspekti-        schen gegenseitig Rücksicht nehmen        Busschule (unten)
onen extra Bereiche „Prävention“ ge-        und bereit sind, Verantwortung für
schaffen. Während die Mitarbeiter im        das Gemeinwesen zu übernehmen.
Behörden- und in den Direktionsstä-         Eine Kultur des Hinschauens und der
ben eher strategisch und konzeptio-         guten Nachbarschaft stärkt die Ge-
nell am Schreibtisch arbeiten, sind die     meinschaft und macht unser Land
Kolleginnen und Kollegen der Bereiche       lebenswerter. Strafrechtliche Sank-
„Prävention“ aktiv vor Ort tätig.           tionen allein sind nicht geeignet, ge-
   In der Zentralstelle Prävention koor-    sellschaftlichen Fehlentwicklungen
dinieren die Bediensteten die Präven-       entgegenzuwirken. (…) Die Präventi-
tionsmaßnahmen innerhalb der Krimi-         onsarbeit der Polizei wird von derzeit
nal-, Verkehrsunfall- und technischen       50 geplanten Stellen auf 120 aufge-
Prävention, agieren in landes- und bun-     stockt. Die Zusammenarbeit mit den
desweiten Gremien oder zertifizieren Er-    Kommunen mit dem Ziel des Ausbaus
richterunternehmen für mechanische Si-      der kommunalen Kriminalitätsverhü-
cherungseinrichtungen. Firmen die auf       tung wird verstärkt. Die Koalition legt
der so genannten Errichterliste stehen      besonderes Augenmerk auf die Krimi-
oder darin aufgenommen werden wol-          nalitätsbekämpfung im Berliner Um-
len, müssen strenge Voraussetzung erfül-    land und im Grenzgebiet zu Polen.“
len. Deren sich wiederholende Prüfung
obliegt der Zentralstelle Prävention.
   Darüber hinaus befindet sich hier
auch die Zentralstelle für den polizeili-
chen Opferschutz.
   Die Präventioner in den Polizeiin-
spektionen führen mit konzeptionel-
ler Unterstützung durch die Bedienste-
ten der Direktionsstäbe verschiedenste
Präventionsmaßnahmen und -projekte
an Schulen oder anderen Einrichtun-
gen durch. Dabei arbeiten sie eng mit
der Revierpolizei und externen Akteu-
ren zusammen. So beteiligen sie sich u.
a. auch in den Gremien der Kommu-
nalen Kriminalitätsverhütung oder zur
Verkehrsunfallprävention.

Zentralstelle Polizeiliche Präven­
tion: Herr Strehmann, Frau Freyert,
Frau Lugert, Frau Semerad, Herr
Schacht (v.l.n.r.)
12 TITELTHEMA

    Personalansatz der
    Prävention 2014
    im Polizeipräsidium
                                                                                                                Bei der Fahrrad-
    Zentralstelle Prävention im                                                                                 prüfung stehen
    Behördenstab PP: 5 Mitarbeiter                                                                              das Verhalten im
    Direktionsstab 1 in den                                                                                     Straßenverkehr
    Direktionen: jeweils 1 Mitarbeiter                                                                          und die Sicher-
    Polizeiinspektionen: Stellensoll                                                                            heitsausrüstung
    insgesamt 106 Mitarbeiter                                                                                   im Mittelpunkt

  Das Gesamtkonzept
  „Polizeiliche Prävention“
  Vor zwei Jahren wurde die 2. Fort-
  schreibung des Gesamtkonzeptes „Poli-
  zeiliche Prävention“ durch den Polizei-
  präsidenten in Kraft gesetzt. Dieses Ge-
  samtkonzept gibt einen inhaltlichen
  Rahmen für die praktische Umsetzung
  der polizeilichen Aufgaben im Bereich
  Prävention vor. Es umfasst die Schwer-
  punktthemen und die Aufgaben­        be­
  schrei­bungen der für Prävention zustän-
  digen Organisationseinheiten. Neben         Hier sind für die einzelnen Präventi-     Maßnahmen gesamt 2013
  den Schwer­punktthemen Jugendkrimi-         onsmaßnahmen, alle Ziele und Inhalte,
  nalität, Opferschutz, Verkehrs­   unfall­   die in den Veranstaltungen vermittelt     Bezeichnung der Maßnahme                   The
  prävention und Neue Medien sollen           werden sollen, festgeschrieben. In Zu-
  künftig auch die polizeilichen Aktivitä-    sammenarbeit mit Schulen, Einrichtun-
  ten hinsichtlich der Sicherheitstechni-     gen der Jugendarbeit, Gemeinden und       Fahrradcodierung                           Tec
  schen Prävention Eingang finden.            vielen weiteren Partnern werden durch
                                                                                        Baumaschinencodierung                      Tec
                                              die Polizeibediensteten Präventionsver-
                                              anstaltungen zu Gewalt, Politischem Ex-   Bootsmotorencodierung                      Tec
  Präventionspool                             tremismus, Drogen, Neue Medien, Ver-      Codierung Sonstiger Gegenstände            Tec
  für die Polizei                             halten gegenüber Fremden und Krimi-       Sicherheitsberatung –                      Tec
                                              nalität zum Nachteil von Senioren sowie   gewerblicher Bereich
  2013 wurde durch den Polizeipräsiden-       zu den Themen Opferschutz, Verkehrs-
  ten der „Präventionspool für die Polizei    unfallprävention und sicherheitstech-     Sicherheitsberatung – privater Bereich     Tec
  des Landes Brandenburg“ ins Leben           nische Prävention durchgeführt.           Fußgängerausbildung                        Ver
  gerufen, der den landesweit einheitli-      ■■ ELLEN LUGERT,                          (einschließlich sicherer Schulweg)
  chen Standard für die Durchführung          ZENTRALSTELLE PRÄVENTION                  Busschule                                  Ver
  von Präventionsmaßnahmen festhält.
                                                                                        Radfahrprüfung                             Ver
                                                                                        Verkehrsunfallprävention „Junge Fahrer“    Ver
                                                                                        Verkehrsunfallprävention                   Ver
                                                                                        Gefahren im Sommer (einschließlich         Krim
                                                                                        Verhalten an Badestellen)                  unf
                                                                                        Gefahren im Winter                         Krim
                                                                                        (einschließlich Eispass)                   unf
                                                                                        Auftritt Puppenbühne                       Krim
                                                                                                                                   unf
                                                                                        Drogenprävention                           Krim
                                                                                        Verhalten gegenüber Fremden                Krim
                                                                                        Gewaltprävention                           Krim
                                                                                        Sicher im Alter                            Krim
                                                                                        Cybercrime/Neue Medien                     Krim
                                                                                        Politischer Extremismus                    Krim
                                              Gefahrlos : Test der Reaktionsschnel-     Gesamt
                                              ligkeit am Rechner der Verkehrswacht
TITELTHEMA         13

        Gewaltprävention
        in der Schule, auch
        mit musikalischer
                                              Senioren im Straßen­verkehr

                                              Generation 65plus –
        Unterstüzung

                                              sicher mobil im Alter
                                              D
                                                       er Bevölkerungsanteil der Se-      auch des Bereiches Verkehrsangelegen-
                                                       nioren im Land Brandenburg         heiten beteiligen. Der erste landeswei-
                                                       stieg im Zeitraum von 2006 bis     te Aktionstag diese Art fand unter gro-
                                              2013 um 6,4 Prozent an. Dem gegen-          ßem Presseandrang im September 2014
                                              über steht jedoch ein um 30 Prozent ge-     statt. An Informationsständen vor Ein-
                                              stiegener Anteil bei den Verkehrsunfäl-     kaufszentren oder Baumärkten wurden
                                              len unter Beteiligung der Senioren. Be-     interessierten Senioren kostenlose Seh-
                                              sonders schwerwiegend ist dabei der         und Hörtests, Gesundheitschecks oder
                                              Anstieg der Verkehrsunfälle, die durch      Beratungen zu möglichen Beeinträchti-
                                              Senioren verursacht wurden. Hier ist        gungen für die Verkehrsteilnahme und
                                              eine Erhöhung um 43 Prozent in den          deren     Kompensationsmöglichkeiten
                                              letzten sieben Jahren zu verzeichnen        angeboten. Begleitend zu den Informa-
                                              (von 7.078 auf 10.098). Somit ist trotz     tionsständen sollen Anhaltekontrollen
                                              des eher konstanten Anteils der Seni-       durchgeführt werden, bei denen aber
                                              oren in der Bevölkerung ein deutlicher      die verkehrserzieherischen Maßnah-
                                              Anstieg von Verkehrsunfällen mit der        men und nicht die Ahndung von Ver-
                                              Beteiligung von Senioren ersichtlich.       stößen im Vordergrund stehen.
                                                 Aufgrund dieser erschreckenden Ent-
                                              wicklung erstellte die Zentralstelle Prä-
Themenfeld                 Anzahl   Anzahl    vention eine Verkehrsunfallkonzepti-
                           Veran-   Teiln.    on für diese Zielgruppe, die Mitte 2014
                           stalt.             durch den Leiter des Behördenstabes
Technische Prävention         265     5.817   unterzeichnet wurde. Diese sieht unter
                                              anderem vor, dass die Polizei gemein-
Technische Prävention          20       894
                                              sam mit externen Partnern die Öffent-
Technische Prävention          33       138   lichkeit und speziell die Senioren auf
Technische Prävention          19     1.008   diese Situation aufmerksam macht und
Technische Prävention         426     4.066
                                              das Bewusstsein für die Gefährlichkeit
                                              des Straßenverkehrs im Alter schärft.
                                                 Dafür wurde u. a. ein neuer Flyer
Technische Prävention       1.322    12.031   „Tipps für die Generation 65plus im
Verkehrsunfallprävention     1034    23.076   Straßenverkehr“ und eine Liste aktu-
                                              eller Seniorenprojekte anderer Akteure
Verkehrsunfallprävention      481    10.303   gefertigt. Schwerpunkt dieser Konzep-
                                              tion ist ein jährlicher Aktionstag „Seni-
Verkehrsunfallprävention    1.110    23.312
                                              oren im Straßenverkehr“, an dem sich
Verkehrsunfallprävention      198     6.176   sowohl Bedienstete der Prävention als
Verkehrsunfallprävention    1.377    35.671
Kriminal- und Verkehrs­        49       739
unfallprävention
Kriminal- und Verkehrs­       410     9.854
unfallprävention
Kriminal- und Verkehrs­       456    10.814
unfallprävention                                                                                               Großes Interesse
Kriminalprävention            826    17.526                                                                    der Zielgruppe
                                                                                                               beim ersten
Kriminalprävention            555    11.287
                                                                                                               Aktionstag
Kriminalprävention          1.648    27.306                                                                    „Senioren im
Kriminalprävention            212     5.998                                                                    Straßenverkehr“
Kriminalprävention            499    11.286
Kriminalprävention             80     1.347
                           11.020   218.649
14 TITELTHEMA

  Weiterbildung                              Pol Sachsen-Anhalt oder Strategische       plikatoren, Medien und andere Präven-
                                             Ausrichtung der Verkehrssicherheits-       tionsträger über Erscheinungsformen
     In gemeinsamer Arbeit zwischen der      arbeit an der DHPol in Münster) an-        der Kriminalität und Möglichkeiten zu
  Fachhochschule der Polizei und dem         zunehmen. Alle Fortbildungsangebote        deren Verhinderung aufzuklären. Dies
  Polizeipräsidium wurde das „Basismo-       finden Sie bereits im Bildungsportal auf   geschieht unter anderem durch krimi-
  dul Prävention“ entwickelt. So wird        den Seiten der Fachhochschule der Po-      nalpräventive Presse- und Öffentlich-
  seitens der Fachhochschule der Po-         lizei im Intranet. Freigegebene Weiter-    keitsarbeit und durch die Entwicklung
  lizei ein bis zwei Mal jährlich ein Ba-    bildungen anderer Bundesländer sind        und Herausgabe von Medien, Maßnah-
  sismodul „Polizeiliche Prävention“ für     dort über den Link „externe Weiterbil-     men und Konzepten, welche die örtli-
  die Mitarbeiter der Prävention und für     dung“ unter der Freitextsuche „Präven-     chen Polizeidienststellen in ihrer Prä-
  die Revierpolizisten angeboten. Dieser     tion“ zur Anmeldung abgelegt.              ventionsarbeit unterstützen“ (Quelle:
  Lehrgang dauert eine komplette Wo-                                                    www.polizei-beratung.de).
  che. Neben den theoretischen Grund-        Bundes- und                                   Im nachgeordneten Bereich des Ar-
  lagen erhalten die Teilnehmer(innen)                                                  beitskreises II der Innenministerkon-
  auch verschiedene Tipps und Kniffe für     landesweite Vernetzung                     ferenz befindet sich die Projektleitung
  die Durchführung von Veranstaltun-            Nur ein ressortübergreifender und       Polizeiliche Kriminalprävention der
  gen. Ganz praktisch besteht die Mög-       gemeinsamer Präventionsansatz er-          Länder und des Bundes (PL PK) auf
  lichkeit, auch selbst einmal im Ret-       möglicht langfristig Erfolgsaussichten.    Augenhöhe mit dem Unterausschusses
  tungssimulator „eine Runde zu dre-         Die Vernetzung und Kooperation be-         Führung, Einsatz und Kriminalitätsbe-
  hen“. Das nächste Basismodul findet in     deutender Verantwortungsträger stellt      kämpfung (UA FEK) und der AG Kri-
  der Woche vom 1. bis 5. Juni 2015 statt.   dabei eine entscheidende Vorausset-        po, die die strategische Ebene des Pro-
     Künftig werden Aufbaumodule zu          zung dar. Insofern leistet das Polizei-    gramms Polizeiliche Kriminalpräventi-
  verschiedenen      Präventionsmaßnah-      präsidium auch einen Beitrag im Rah-       on (ProPK) darstellt. Dem nachgeord-
  men innerhalb der Themenfelder Kri-        men gesamtgesellschaftlicher Präven-       net treffen sich sowohl die Mitglieder
  minal-, Verkehrsunfall- und Sicher-        tion in Zusammenarbeit mit weiteren        der Kommission Polizeiliche Kriminal-
  heitstechnische Prävention sowie zum       Verantwortlichen.                          prävention der Länder und des Bundes
  Opferschutz durchgeführt. Darüber hi-                                                 als auch die Vertreter des ProPK jedes
  naus besteht die Möglichkeit, die im       Bundesweites Gremium                       halbe Jahr abwechselnd in einem an-
  Rahmen der Sicherheitskooperati-                                                      deren Bundesland. In der Kommission
  on der Freistaaten Sachsen, Thürin-        Kriminal­prävention                        sind alle 16 Bundesländer und das Bun-
  gen und der Länder Brandenburg und           „Das Programm Polizeiliche Krimi-        deskriminalamt stimmberechtigt vertre-
  Sachsen-Anhalt angebotenen Fortbil-        nalprävention der Länder und des Bun-      ten, die die konzeptionelle Sacharbeit
  dungen zu verschiedenen Themen (z.         des (ProPK) verfolgt seit mehr als 40      übernehmen. Als beratende Mitglieder
  B. Technische Prävention an der FH-        Jahren das Ziel, die Bevölkerung, Multi-   nehmen Vertreter der Deutschen Hoch-
                                                                                        schule der Polizei und der Bundespo-
                                                                                        lizei teil. Die Zentrale Geschäftsstel-
                                                                                        le mit Sitz in Stuttgart koordiniert u. a.
                                                                                        die länderübergreifenden Aktivitäten
                                                                                        der Polizeilichen Kriminalprävention
                                                                                        im Gremienstrang und im Zusammen-
                                                                                        wirken mit außerpolizeilichen Präven-
                                                                                        tionsträgern.
                                                                                           Einzelne Bundesländer haben sich
                                                                                        auf bestimmte Präventionsthemen spe-
                                                                                        zialisiert. Das Land Brandenburg hat
                                                                                        das Themengebiet „Drogenpräventi-
                                                                                        on“ inne. Insofern tragen wir u. a. die
                                                                                        Verantwortung für die Inhalte der Bro-
                                                                                        schüren und weitere Materialien von
                                                                                        ProPK zum Thema Drogenprävention,
                                                                                        die bundesweit Anwendung finden.
                                                                                           Alle Materialen von ProPK finden Sie
                                                                                        unter www.polizei-beratung.de oder
                                                                                        über extrapol / ProPK / Medienpor-
                                                                                        tal. Ebenso können die Medien zu ver-
                                                                                        schiedensten Themen über das im Ext-
                                                                                        rapol eingestellte Formular in Abspra-
                                                                                        che mit den Bereichen Prävention vor
                                                                                        Ort bei der Zentralstelle Prävention be-
                                                                                        stellt werden (Email an: polizeiliche.
                                                                                        praevention@polizei.brandenburg.de).
                                                                                        ■■ ELLEN LUGERT
                                                                                        ZENTRALSTELLE PRÄVENTION
TITELTHEMA          15

Beratung zum materiell-
                                                                               zeichnung von Gegenständen mittels
                                                                               Codierung, z. B. mit künstlicher DNA,
                                                                               sowie Ratschläge zum richtigen Verhal-

technischen Grundschutz
                                                                               ten bei gegenwärtigen Einbrüchen bzw.
                                                                               bei Feststellung eines Einbruches.
                                                                                  Begleitend dazu werden Medien des
                                                                               Programms Polizeiliche Kriminalprä-
Die einfache Sicherheitsberatung der Polizei –                                 vention der Länder und des Bundes
kostenlos, produkt- und firmenneutral                                          (ProPK) zum Thema Einbruchschutz
                                                                               und die „Errichterliste für Errichter von
                                                                               mechanischen Sicherungseinrichtun-
                                                                               gen der Polizei Land BB“ überreicht.
                                                                                  Seit Juni 2014 fördert die Kreditanstalt
                                                                               für Wiederaufbau (KfW) im Rahmen be-
                                                                               stehender KfW-Produkte zur Barrierere-
                                                                               duzierung oder zur energetischen Sanie-
                                                                               rung auch bauliche Maßnahmen zum
                                                                               Einbruchschutz. Dadurch sollen wei-
                                                                               tere Anreize für die Bevölkerung gege-
                                                                               ben werden, eigenverantwortlich in Si-
                                                                               cherungstechnik zu investieren. Geför-
                                                                               dert wird beispielsweise zusätzlich der
                                                                               Einbau einbruchhemmender Türen, der
                                                                               nachträgliche Einbau von Rollläden und
                                                                               Fenstergittern oder die Nachrüstung z.
                                                                               B. mit selbstverriegelnden Mehrfach-
                                                                               verriegelungen und Zusatzschlössern
                                                                               an Türen und Fenstern. Alle Informa-
                                                                               tionen zum Thema Förderung sind auf
                                                                               der Kampagnenwebseite von K-EIN-
                                                                               BRUCH unter          www.k-einbruch.de/
                                                                               foerderung eingestellt.
                                                                               ■■ BODO SCHACHT
                                                                               ZENTRALSTELLE PRÄVENTION

D
        ie sicherheitstechnische Bera-
        tung ist ein wichtiger Bestand-
        teil der polizeilichen Präven-
tionsarbeit. Einbrüche in Wohnungen
oder Einfamilienhäuser beunruhigen
die Bevölkerung in besonderem Maße
und stellen eine erhebliche Beeinträch-
tigung des Sicherheitsgefühls der Men-
schen dar. Bürger, die über den Einbau
von Sicherungstechnik nachdenken,
wissen oft nicht, welche Produkteigen-
schaften zur deutlichen Verbesserung
des Einbruchsschutzes führen und sind
Firmen gegenüber eher skeptisch. Aus
diesem Grund bietet die polizeiliche
Prävention die einfache Sicherheitsbe-
ratung an, um das Sicherheitsgefühl der
Bürger zu erhöhen und durch geziel-
te Maßnahmen diesen Deliktsbereich
wirksamer zu bekämpfen.
   Ziel dieser Beratungen ist es, dem
Bürger entsprechende Sicherheitsemp-
fehlungen zu geben, wie er sich vor
Einbrüchen besser schützen kann. Ei-
ne Beratung vor Ort beinhaltet die Be-
sichtigung und kurze Einschätzung der
vorhandenen Sicherheitstechnik, eine      Eigentumssicherung durch künst­
produkt- und firmenneutrale Beratung      liche DNA, hier mit Kollegen
bezüglich der aus polizeilicher Sicht     der polnischen Polizei (oben);
erforderlichen Sicherungstechnik, ein     Codierung von Fahrrädern als wirk-
Verweis auf die Möglichkeit der Kenn-     samer Schutz vor Diebstahl (unten)
16 TITELTHEMA

                Wie ein innerer
                Erdrutsch ...
                Straftäter zu ermitteln ist täglich Brot vieler Polizisten,
                dafür zu sorgen, dass Straftaten erst gar nicht geschehen
                ist auch die Aufgabe der polizeilichen Prävention.
                Claudia Sponholz (51) ist eine von diesen „Aufklärungs-
                polizisten“. Im Bereich der Polizeiinspektion (PI) Teltow-
                Fläming besucht die Oberkommissarin fast täglich Schu-
                len und redet mit Kindern und Jugend­lichen. Claudia
                Sponholz ist zugleich Opferschutz­beauftragte der PI.
                Für die info110 begleiten wir die Präventionerin und
                zeigen den Alltag ihrer fordernden und dennoch dank-
                baren Arbeit.
TITELTHEMA          17

             06:00 Uhr Dienstbeginn in         Während ich überlege, wie ich ein        schon vor mehr als einem halben Jahr
             Luckenwalde. Claudia Spon­     und den gleichen Vortrag vier Mal hin-      festgelegt. Diese Vorlaufzeiten sind nor-
             holz steht an der Glastür      tereinander überstehe, klingelt das Te-     mal, es bliebe dennoch Raum für kurz-
             des futuristischen Inspekti-   lefon. Der Sohn der Präventionerin ist      fristige Termine.
onsneubaus. Hinter der Glasfassade ist      am Apparat. Es geht ihm nicht gut, er          Nach einer halben Stunde sind wir da.
bereits reger Dienstbetrieb. In Zivil er-   will daheim bleiben. „Schau erst mal        Claudia zottelt noch einen Polizeikalen-
wartet mich die Oberkommissarin, sie        wie es geht, Du schreibst doch heu-         der aus dem Kofferraum, hängt sich ih-
ist schon ein paar Minuten da. Gemein-      te auch die Physikarbeit, Du hast doch      re drei Taschen um und verschließt das
sam gehen wir in den obersten Stock.        fleißig gelernt. Wenn es nicht geht, ruf    Auto. Auf dem kurzen Weg über den
Ihr Büro, das sie mit einer Kollegin        Papa an. Sei ein Mann“, sagt sie liebe-     Schulhof klingelt das Telefon. Ein Seel-
teilt, ist eng. Vollgestopft mit Schrän-    voll und legt auf. Ihr zweiter Sohn ist     sorger ist am Handy. Ein kurzes Ge-
ken, diversen Aufstellern, Drehschei-       ein Nachzügler, elf Jahre alt. Er steht     spräch, eine Verabredung zum Arbeits-
ben, Unterlagen und zwei Schreibti-         morgens allein auf, frühstückt und          treffen, dann geht es rasch zur Tür. Der
schen. Jetzt erst einmal ein Milchkaffee.   macht sich auf in die Schule. Das ist       Schuleingang ist verschlossen, eine Leh-
   Während die Maschine vor sich hin        Alltag. Der selbständige Junge ist Teil     rerin lässt uns ein. Wir eilen ins Sekreta-
blubbert, erfahre ich mehr über das         einer scheinbar gut organisierten Poli-     riat, vor dem sich Eltern mit Vorschul-
Programm des heutigen Tages. In ein-        zisten-Familie. Claudias Mann arbeitet      kindern versammelt haben. Die Aufnah-
einhalb Stunden werden wir in einer         bei der Kriminalpolizei. „Mein jüngster     megespräche für das nächste Schuljahr
Grundschule in Ludwigsfelde erwar-          Sohn ist auch so etwas wie eine Brü-        laufen. Von der Hektik und der Laut-
tet. Gewaltprävention ist das Thema.        cke in meine dienstliche Welt, ich hät-     stärke unbeeindruckt fragt Oberkom-
Bei den Kleinen, heute sind es erste        te sonst wenig Ahnung, was in diesem        missarin Sponholz nach dem Klassen-
und zweite Klassen, geht es um die Ge-      Alter bei den Kindern angesagt ist“, gibt   raum, zu dem wir kurz darauf hasten.
walt, die Fremde ihnen antun könnten.       sie zu.                                     Eine erste Klasse wartete auf uns.

                                                                                                    07:30 Uhr „Guuuuten Mor-
                                                                                                    gen, liebe Frau Sponholz“,
                                                                                                    klingt es aus 25 Kindermün-
                                                                                                    dern. Ein lieblicher Sing-
                                                                                        Sang. Weil es so schön ist, bekommt
                                                                                        Claudia auch noch das Lied von der
                                                                                        Maus. Die Klassenlehrerin versucht
                                                                                        den Kindern kurz zu erläutern, worum
                                                                                        es heute geht. Aufgeregtes Getuschel.
                                                                                        Dann ist Ruhe und Claudia beginnt.
                                                                                        „Ich bin Polizistin und arbeite in einem
                                                                                        Bereich der heißt Prävention. Wisst ihr
                                                                                        was das heißt?“. Schweigen. „Wenn es
                                                                                        draußen heiß ist, was macht ihr dann,
                                                                                        um euch abzukühlen?“, fragt sie. „Eis
                                                                                        essen, baden“. „Wenn es draußen ganz
                                                                                        kalt ist, geht ihr dann auch baden?“
                                                                                        Gemeinschaftliches Kopfschütteln. Auf
                                                                                        die Frage, was man denn machen kann,
                                                                                        damit man nicht friert, tauen gewisser-
                                                                                        maßen auch die Kinder auf. „Mütze an-
                                                                                        ziehen, warme Sachen und so ...“, da
                                                                                        sind sich die Knirpse nun einig. „Seht
                                                                                        ihr, damit ihr nicht friert und vielleicht
                                                                                        sogar krank werdet, beugt ihr vor. Vor-
                                                                                        beugen, das heißt Prävention übersetzt.
                                                                                        Das leuchtet ein.
„Gehe nicht mit Fremden mit!“ so lau-                   06.30 Uhr Claudia holt den         Nun aber zum eigentlichen Thema.
tet der Merksatz. Vier Mal wird Claudia                 Dienstwagen. Diesen mag         „Woran erkennt ihr, dass ich Polizis-
Sponholz ihren Vortrag halten, in vier                  sie besonders. „Der hat Sitz-   tin bin?“, fragt sie. Es kommen diver-
Klassen, vor etwa einhundert Kindern.                   heizung“, sagt sie und heizt    se Vorschläge, die Uniform ist nicht da-
Das sei durchaus ein normaler Tag,          mir auch gleich ein. Wir rollen vom Hof     bei. Schließlich, mit etwas Hilfe von
meint die 51-Jährige, als sie Jeans und     der Inspektion und fahren in das fast 35    Claudia, einigen sich die Erstklässler,
Bluse gegen die Uniform tauscht. „Die       Kilometer entfernte Ludwigsfelde. Die-      dass es wohl in erster Linie die Dienst-
Uniform ist wichtig, um als Autoritäts-     se Strecke ist eine der kürzeren. Wenn      kleidung sei. Nun krempelt die Ober-
person zu erscheinen und auch den Ab-       es in Richtung Baruth oder Dahme geht,      kommissarin Ihre Strickjacke auf links
stand zu den Kindern zu wahren“, sagt       sei sie schon deutlich länger unterwegs.    und fragt, „ Und nun?“ Wieder Schwei-
sie. Bei den Kleinen sei dies manchmal      Im Auto erzählt sie mir von der Schule,     gen. Etwa fünf Minuten dauert es, bis
eine Gratwanderung, die Uniform jage        in die wir nun fahren. Mit der Direkto-     die Kinder nach einem Ausweis fragen.
den Erstklässlern durchaus auch Angst       rin, einer engagierten Frau, sei sie per    Claudia Sponholz nickt und gibt bereit-
ein. Tränen sind genauso häufig, wie        Du. Auf Initiative der Schulleiterin hin,   willig ihr eigenes Exemplar durch die
stürmische Umarmungen.                      hätten sie die Termine dieser Woche         Bankreihen.
18 TITELTHEMA

    Nachdem sie erklärt hat, dass es auch    len das jetzt nur, das ist nicht echt. Al-   drei: NEIN! Kein Sing-Sang, eher ein
  Polizisten ohne Uniform gibt, die sich     so ich spreche Dich an. Sagmal Lisa,         Kampfschrei. Der Klassenraum bebt.
  mit Ausweis und Kriminalmarke aus-         was hat denn der Weihnachtsmann ge-          Gleich nochmal. Eins, zwei, drei: LAS-
  weisen, stellt sie die entscheidenden      bracht, vielleicht eine Barbie?“ „Mmh,       SEN SIE MICH IN RUHE! Die Kin-
  Fragen: „Es gibt Bekannte und es gibt      ja eine“, antwortet die Kleine sichtbar      der sind sicher noch in der oberen Eta-
  Fremde, wer sind für Euch denn Be-         verschüchtert, obwohl Claudia in die         ge zu hören. Als Claudia vorschlägt,
  kannte?“ Nach einer Fülle von Ant-         Hocke gegangen ist und sehr freund-          das NEIN, welches ja noch im Raum
  worten kommt ein zierliches Mädchen        lich mit ihr redet. „Magst Du vielleicht     schwebt einzufangen und es gemein-
  auf den Punkt. „Mama, Papa und mein        noch eine haben? Meine Tochter hat           sam mit den Kindern faltet, um es in die
  Bruder sind nicht fremd.“ Ja, das woll-    daheim ganz viele, mit denen spielt sie      Tasche zu stecken – man könnte es ja
  te Claudia Sponholz hören. Sie macht       nicht mehr. Du kannst ja mit mir mit-        irgendwann mal brauchen – beobachte
  den Kindern klar, dass nur Familien-       kommen, dann zeige ich dir alle.“ Li-        ich Lisa. Das Mädchen macht tatsäch-
  angehörige bekannt sind, alle anderen      sa ist völlig überfordert. Sie wird rot      lich den Reißverschluss an ihrem Kleid
  sind fremd. Aber was ist die Lehrerin?     und traut sich kein Wort mehr zu sa-         auf und steckt das fiktive NEIN sorg-
  Sie ist fremd, aber sie ist etwas Beson-   gen, auch die geflüsterten Anfeuerungs-
  deres, versucht die Polizistin die Stel-   rufe ihrer Klassenkameraden wirken
  lung einiger Personen zu verdeutlichen.    nicht. Kein Wort kommt über ihre Lip-
  Und dann wird mir an diesem Morgen         pen. Auch als Claudia helfen will: „Sag
  zum ersten Mal klar, wie wichtig diese     NEIN, sag LASSEN SIE MICH IN RU-
  Stunde ist, die Claudia gerade abhält.     HE!“, ist Lisa still und senkt den Kopf.
    Bis eben, habe ich mich gefragt, ob         Sie ist den Tränen nahe, das merke
  es denn für die Kinder nicht selbstver-    ich. Jetzt fühle auch ich mich unbehag-
  ständlich sei, dass sie Distanz zu Frem-   lich und das liegt nicht am 30 Zentime-

                                                                                          fältig hinein. Das Gebrüll hat auch bei
                                                                                          ihr befreiend gewirkt, sie ist wieder mit
                                                                                          Feuereifer bei der Sache. Claudia wird
                                                                                          in dieser Stunde noch erklären, was ein
                                                                                          Sicherheitsabstand ist. Dass diesen das
                                                                                          Kind selbst festlegt, aus dem Bauch he-
                                                                                          raus, wie sie sagt. Sie erklärt auch, dass
                                                                                          niemand das Recht hat, den Kindern
                                                                                          weh zu tun. Das alles verdeutlicht sie
                                                                                          mit Rollenspielen, immer wieder ste-
                                                                                          hen verunsicherte Kinder vor ihr. Aber
  den wahren. Ich bin selbst Mutter und      ter hohen Stuhl, auf dem ich seit einer      mit einiger Hilfe demonstrieren sie, wie
  fest überzeugt davon, dass meine Kin-      halben Stunde hocke. Claudia bricht          man Abstand hält und selbst Entschei-
  der eher die Flucht ergreifen würden,      ab. Vor diesem Rollenspiel hat sie den       dungen fällt, auch wenn der Fremde et-
  als auch nur darüber nachzudenken,         Kindern erklärt, wie wichtig es ist, laut    was anderes verlangt. Dann liest sie die
  in das Auto eines Fremden zu steigen.      und deutlich NEIN zu sagen. Dass ein         Geschichte von Lu vor. Lu soll vor der
  Als Polizistin weiß ich aber auch, dass    SIE, einem Fremden gegenüber, von            Schule auf ihre Mutter warten und wird
  der völlig unbekannte Täter so gut wie     Anderen viel eher gehört wird, als ein       von verschiedenen Personen angespro-
  nie vorkommt. Gewalterleben spielt         DU. All das weiß Lisa also, aber selbst      chen. Darunter die Nachbarin und der
  sich zum größten Teil in der Familie ab.   im geschützten Rollenspiel ist sie ver-      Kollege des Vaters. Am Ende geht sie
  Aber die Szene nun zeigt mir, wie ver-     schüchtert, fast apathisch. Die Poli-        mit einem blond gefärbten Punk in Le-
  unsichert, wie scheu eine Kinderseele      zistin bricht ab. Sie flüstert dem klei-     derjacke mit. Ein Raunen geht durch
  sein kann. Ein kleines Mädchen, im ge-     nen Mädchen etwas ins Ohr, die Klei-         die Klasse. Aber der vermeintlich Frem-
  punkteten Kleid – eben noch taff und       ne lächelt. Dann sollen alle aufstehen.      de entpuppt sich auf der nächsten Sei-
  beim Melden immer die Erste – wird         Gemeinsam üben wir, was es heißt,            te als Lu´s Bruder. Die Kinder sind er-
  von Claudia angesprochen. „Wir spie-       deutlich NEIN zu sagen. Eins, zwei,          leichtert. Nun teilt Claudia eine simple
TITELTHEMA          19

Kopie aus, unter einer Zeichnung steht      AG (und dann zählt er alle Sport-AG-        der Klasse gäbe. Der Begriff Mobbing
„Wenn Du nicht willst, dass Dich je-        Mitstreiter seiner Klasse mit Vor- und      wird ihrer Meinung nach inflationär ge-
mand anfasst, sag NEIN!“. Als sie die       Zunamen auf) noch viel schneller sei-       braucht. Auch deshalb klärt sie mit den
Kinder auffordert, das Bild auszuma-        en, als der Rest. Eine echte Nervenpro-     Schülern der 5. und 6. Klassen zu aller-
len, macht sich die ganze erste Klasse      be, auch weil in der ersten Reihe ein       erst den Gewaltbegriff. Es gibt körperli-
mit viel Elan ans Werk. Minuten später      Schulanfänger immer wieder stört und        che Gewalt, Gewalt gegen Sachen, aber
ist die Stunde vorüber. Claudia verab-      nicht auf seinem Platz sitzen bleibt. Ich   auch seelische Gewalt. Manchmal müs-
schiedet sich.                              erlebe eine Stunde, in der es Claudia       se man den älteren Schülern erst klar
                                            sichtlich schwer fällt, den roten Faden     machen, dass Beschimpfungen und Be-
           08:30 Uhr Fünf Minuten           ihres Vortrages beizubehalten. Erst bei     leidigungen auch Schäden anrichten.
           haben wir Zeit, um in eine       der Geschichte von Lu kehrt Ruhe ein,       Dazu lässt Sie die Schüler von einer
           Flex-Klasse     zu    hetzen.    dann erlöst uns die Schulklingel.           aufgemalten Figur Stücke abreißen.
           Schüler der ersten und                                                       Diese Figur soll die Seele eines Men-
zweiten Klasse werden hier gemeinsam                                                    schen symbolisieren (diese Idee stammt
unterrichtet. Schon in dieser Klasse                                                    von Claudias Präventionskollegen aus
merke ich, dass eine Stunde zum glei-                                                   Cottbus). Auch nach dem Zusammen-
chen Thema nicht zwangsläufig gleich                                                    setzten sind die Risse deutlich zu se-
ablaufen muss. Diese Klasse stellt we-                                                  hen, Narben bleiben zurück. So ver-
sentlich mehr Fragen, der angekündigte                                                  deutlicht sie die Verletzungen, die auch
Vortrag interessiert sie nicht. Stattdes-                                               die Seele eines Menschen davon tragen
sen wird Claudia ausgefragt, ob sie                                                     kann. Vor der Realität macht die Poli-
schon mal mit ihrer Waffe geschossen                                                    zistin nicht halt. Fälle, in denen sich
hat oder einen Dieb verhaftet oder je-                                                  Pubertierende nach Attacken Gleich-
                                                                                        altriger aus Scham oder Angst das Le-
                                                                                        ben nahmen, kennt Claudia Sponholz
                                                                                        nicht nur aus dem Internet. Wenn sie zu

manden verfolgt. Es kostet Kraft, die
Kleinen in ihrer Neugier zu bremsen
und auf den Punkt zu kommen. „Alle
Hände runter“, sagt sie streng. Wieder
die gleichen Fragen, wie in der Stunde
zuvor. Wieder ähnlich Antworten, nur
kommen sie hier schneller. Das mag am                                                   so einem Thema vor einer sechsten
Alter der Kinder liegen. Später stellt                  09:15 Uhr       Frühstücks-     Klasse spricht, plant sie dafür mindes-
sich heraus, dass auch eine Zweitkläss-                 pause. Ich finde Claudia im     tens vier Unterrichtsstunden ein.
lerin das Rollenspiel nicht deutlich mu-                Lehrerzimmer, in dem ihr        Manchmal brechen dabei alle Dämme
tiger meistert. Auch sie ist verschüch-                 das Lehrerkollegium bereits     und die Jugendlichen sprechen sich un-
tert und traut sich kaum zu antworten,      einen Kaffee angeboten hat. In der kur-     tereinander aus. Tränen gibt es bei sol-
schon gar nicht traut sie sich, laut        zen Ruhephase erzählt sie mir, dass so      chen Aussprachen nicht selten. Manch-
NEIN zu sagen. Lisa ist also nicht al-      etwas durchaus nicht die Regel sei. Es      mal aber sind Schüler durch tägliches
lein. Immer wieder stellt Claudia denk-     gäbe nicht wenige Schulen, an denen         Erleben in Familie und Schule derart
bar einfach Fragen, immer wieder kom-       sie im Lehrerzimmer nicht einmal be-        abgestumpft, dass ihnen gar nicht klar
men die abenteuerlichsten Antworten.        grüßt wird, von einem Kaffee ganz zu        ist, was sie mit ihrem Tun bei anderen
Als es um den Sicherheitsabstand geht,      schweigen. „Das ist, als trage man eine     anrichten.    Beschimpfungen       über
fragt ein Junge, was man denn machen        Tarnkappe“, beschreibt sie es. Dann         „Whats app“, schnelles Versenden be-
solle, wenn der Fremde einem hinter-        wird sie freundlich von einer Lehrerin      leidigender Fotos oder Sprüche an eine
her rennt. Um sich nicht in einer Dis-      begrüßt. Am nächsten Tag geht es in ih-     beliebige Menge Adressaten gehören
kussion zu verlieren sagt Claudia, dass     rer sechsten Klasse um Gewalt. Claudia      schlicht dazu. Nur wenigen ist klar,
dies eher nicht vorkomme und wenn           rät zum Stuhlkreis mit zuvor festgeleg-     dass solche Delikte zu Lasten eines Op-
doch sind die Kinder schneller. Darauf-     ter Sitzordnung. Natürlich wird es dort     fers gehen. Neue Medien tragen einen
hin fängt der Kleine an darüber zu phi-     nicht um „Fremde“ gehen. Oft werde          großen Teil zur gelebten Anonymität
losophieren, dass die Kinder der Sport-     sie angefragt, weil es Mobbingfälle in      bei. Claudia Sponholz macht sich den-
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