Info 110 Prävention ist nicht alles-Polizei Brandenburg
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1/2015 info110 ZEITUNG DER POLIZEI BRANDENBURG Prävention ist nicht alles – Präventionsarbeit der Brandenburger Polizei aber alles ist Prävention! TITELTHEMA AKTUELL POLIZEIPRAXIS Geschützt: Vorgestellt: Im Trend: „Präventioner“ Antikonfliktteams Polizei und im Einsatz berichten neue Medien SEITE 10 SEITE 28 SEITE 40
2 EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser, „Alles ist Prävention!“ Als vor einigen Wochen bei der Ideensuche zum Titel die- ser Satz fiel, kam er mir anmaßend vor. Gibt es nicht so viel mehr ebenso Wich- tiges, wenn es um die Arbeit der Polizei geht? Gemeint ist aber die Breite der Prävention – angefangen bei der Fahrradcodierung, über Anti-Gewalt-Projekte an Schulen bis hin zu Aktionstagen zu den verschiedensten Themen. Aber ist nicht auch das Verwarngeld Prävention, hat es doch den Zweck den Fahrer von der nächsten Geschwindigkeitsüberschreitung abzuhalten, weil allein der Gedan- ke an das „verschenkte“ Geld entschleunigend wirkt? Oder die schlichte Strei- fenfahrt ohne Auftrag – auch das ist Prävention. So also ist der Titel unserer ak- tuellen info110-Ausgabe zu verstehen. Prävention ist weit mehr, als die bekann- ten Schulungen oder Vorträge. Fast jeder Polizist leistet täglich auch Präventi- onsarbeit. Welche Projekte gibt es in Brandenburg und wie ist die polizeiliche Prävention organisiert? Mehr darüber erfahren Sie in dieser Ausgabe. Für unsere Reportage begleiteten wir eine Kollegin der Prävention bei ihrer täglichen Arbeit. Das Wort als polizeiliches Einsatzmittel steht im Focus unserer Antikonfliktteams (AKT). Auch ihr Einsatz ist präventiv. Ihre Arbeit soll Eskalationen verhindern. Zum Konzept der AKTs und Erfahrungen gestandener Teammitglieder berichten wir in dieser Ausgabe. Außerdem im Heft: Seit mehr als einem Jahr nutzt die Berliner Polizei Face- book und Twitter. Die 24-Stunden-Twitter-Aktion erregte großes Aufsehen. Bei der Aktion wurden nahezu alle polizeilichen Einsätze getwittert. Von den Erfah- rungen unserer benachbarten Polizei mit sozialen Medien berichtet Kriminalrat Oliver Klau. Auch die Brandenburger Polizei beschreitet diesen Weg. Die Fach- hochschule der Polizei nutzt schon seit Jahren Facebook, Twitter und Google+, vorrangig um Bewerber für den Polizeidienst anzusprechen. Zu diesem Thema passt auch die Brandenburger Internetwache. Als diese 2003 an den Start ging, war sie ein absolutes Novum und auch heute gibt es bundesweit kein anderes Polizeiportal, das dem Nutzer so viele Möglichkeiten bietet wie unsere Internet- wache. Nun war es Zeit für einen Relaunch. Ein Hinweis in ganz eigener Sache: Ich verabschiede mich in eine familiäre Auszeit. In dieser Zeit werden Sie die info110 weiterhin regelmäßig und in ge- wohnter Qualität erhalten. Ihre Hinweise und Ideen sind nach wie vor herzlich willkommen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen. Katrin Böhme info110-Chefredakteurin Herausgeber Ministerium des Innern Redaktionsbeirat: Alexander Poitz, Anja Resmer, 24. Jahrgang, Nr. 1/2015 und für Kommunales des Landes Brandenburg Thoralf Reinhardt, Ines Filohn, Ingo Heese, Auflage 5.000 Redaktion Ingo Decker (verantw.), Timm Schindler, Christoph Koppe Redaktionsschluss 15.02.2015 Katrin Böhme ISSN 1430-7669 Wir danken allen Verfasserinnen und Verfassern Anschrift Henning-von-Tresckow-Straße 9–13 Layout: Rosenfeld.MRDesign für die in dieser Ausgabe veröffentlichten Beiträ- 14467 Potsdam Druck: Bonifatius GmbH ge. Die mit Namen versehenden Beiträge geben Telefon: (0331) 866 –2069 Fotos: Archiv, Polizei, iStock (Seite 4), nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion eMail: info110@mi.brandenburg.de Fotolia (Seiten 8, 40/41, 50/51/71) wieder. Die Redaktion behält sich das Recht der www.polizei.brandenburg.de/info110 Kürzung vor.
INHALT 3 Aus dem Inhalt TITELTHEMA Prävention ist nicht alles – aber alles ist Prävention! 10 Generation 65plus – sicher mobil im Alter 13 Beratung zum materiell technischen Grundschutz 15 Wie ein innerer Erdrutsch ... 16 Sicherheit braucht Partner 22 Aus Nachbarschaftshilfe wird 24 Sicherheitspartnerschaft PERSONALRAT Der Polizei-Hauptpersonalrat 27 berichtet aus seiner Arbeit ANTIKONFLIKTTEAM Kommunikation – Baustein einer 28 bürgerorientierten Polizeiarbeit Aus- und Weiterbildung der Antikonfliktteams 30 Unterwegs als „Gelbhemd“ 32 Ansprechpartner vor Ort 34 Taktische Kommunikation ist unverzichtbar 34 Lautsprecherwagen als Einsatzmittel 38 ADRESSEN 36 IInnenminister Karl-Heinz SOCIAL MEDIA & INTERNET Schröter im Gespräch Social-media-Team der FHPol 40 SEITE 25 Deine @Polizei – On Air 41 Langer Weg zum Relaunch 44 I Like #PolizeiBB 46 Social Media im Polizeieinsatz 47 IT-Sicherheit geht alle an 50 POLIZEISTRUKTURREFORM Erheben vor Bewerten 52 Benennen – Befragen – Bewerten 53 AKTUELL Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter 25 im info110-Gespräch Absolvent der Fachhochschule 39 IIT-Sicherheit geht alle an erhält Nachwuchswissenschaftlerpreis Sozialkompetenz-Entwicklung (SKE) 56 SEITE 50 REPORTAGE Spende Blut 58 FACHLICHES Wenige Worte – große Wirkung 62 DIES & DAS Bücherecke 66 Töte möglichst wenig Patienten / Polizeiliche Führungslehre Begründung – Gestaltung – Perspektive / Waffenrechtliche Erlaubnisse, Verbringen, Mitnahme Polizeifilm 68 „Der Fall Jakob von Metzler“ Rätsel 71 IDrogenfahndung Aktuelles aus der Fachhochschule im Streifendienst finden Sie auch bei SEITE 58
4 IM FOKUS Kampf den schmutzigen Geschäften Zum 01.11.2011 wurde in der Abteilung Zentrale nymen Hinweisen wöchentliche Transporte krebser- Ermittlungen (ZE) des LKA das Kommissariat regender Abfälle aus Polen angezeigt wurden, ent- „Schwere Umweltkriminalität“ eingerichtet. Dies wickelte sich eine intensive Zusammenarbeit mit auch als Konsequenz der illegalen Abfallverschie- den Verkehrsdiensten, der Bundespolizei, dem Zoll bungen, die Ende der 90er Jahre als sogenannte und dem GZ Swiecko. Diese Kooperation führte Kiesgrubenaffären im Land Brandenburg öffent- dazu, dass der Zoll den Lastkraftwagen im Bereich lichkeitswirksam wurden. Der Arbeitsgegenstand Cottbus fest- und sicherstellte. Der Tatortdienst un- des Kommissariates ist vorrangig die Bekämp- tersuchte die Ladung auf einer eigens dafür vorge- fung der Abfallwirtschaftskriminalität. Ein Bei- sehene Sicherstellungsfläche des (Bild 3). spiel dafür ist ein Sachverhalt auf dem Gelände Die Ermittlungen bestätigten den Tatverdacht. Die einer Recyclingfirma im Landkreis Barnim. Dort Abfälle sollten zu einer einschlägig bekannten italie- wurden Kunststoffabfälle gegen Bezahlung ange- nischen Gießerei verbracht werden. Der polnische nommen und auf riesigen Halden illegal ange- Geschäftsführer der betroffenen Firma muss sich häuft (Bild 1). In Folge eines Großbrandes wurden seit Januar 2015 für die illegale grenzüberschreiten- die Überkapazitäten jedoch bekannt. Dem Lan- de Abfallverbringung vor dem Amtsgericht Cottbus desumweltamt wurde über Jahre eine Scheinver- verantworten. Die polnische OK-Dienststelle in Pos- wertung vorgegaukelt. Im Strafverfahren konnte znan eröffnet auf Grund unserer Erkenntnisse eige- dann die illegale Vermischung und Vergrabung ne Ermittlungsverfahren gegen den Beschuldigten. von 300.000 Kubikmetern gefährlicher Abfälle nachgewiesen werden, rechnerisch ein Würfel Zu den Brandenburger Bemühungen passen auch mit den Kantenlängen von fast 70 m oder 7.500 jüngste Agenturmeldungen zu neuen Schwerpunk- LKW-Ladungen. Die vier Firmenverantwortlichen ten der Interpol-Fahndung: Zum ersten Mal in der hatten die Halden so „verwertet“, dass sie die Ab- vom Deutschen Jürgen Stock geführten Behörde fälle schichtenweise in den Boden einbrachten fahndet Interpol nicht mehr nur nach Drogen- und so „Berge“ entstehen ließen (Bild 2). schmugglern und Terroristen, sondern auch nach den Die Durchsuchung solcher Flächen ist meist ein schlimmsten Umweltverbrechern. In der „Most Wan- komplexer Einsatz, bei dem die Beamten des ted Liste“ taucht u.a. der Italiener Adriano Giacobone Kommissariates durch Sachverständige und Tat- auf, der innerhalb von mehr als zwei Jahrzehnten ortdienst des Kriminaltechnischen Institutes insgesamt zehn Millionen Tonnen Giftmüll rund um (KTI), Mitarbeitern von Umweltbehörden und na- Neapel und Caserta illegal entsorgt haben soll. türlich schwerer Technik unterstützt werden. ■■ HARRY JÄKEL, LEITER LKA 222 In einem anderen Fall, bei dem in mehreren ano- KK SCHWERE UMWELTKRIMINALITÄT
infoMagazin Demografischer Statistisch bekommt die deutsche Frau derzeit 1,4 Kinder, Deutschland hat damit eine der niedrigsten Ge- Wandel weniger burtenraten weltweit. Dennoch ge- ben Bevölkerungsforscher beim de- mografischen Wandel „eher“ Ent- dramatisch warnung, berichtet „ Die Welt“. Wichtiger sei nämlich die Zahl der Kinder, die Frauen eines Jahrganges bekommen. Bekam der Jahrgang 1965 geborener Frauen im Schnitt noch 1,55 Kinder, liegt dieser Wert bei Frauen der Jahrgänge 1970 bis 1975 bereits bei 1,6 Nachkommen. Demografen sehen hier eine Trend- wende. Auch die Erwerbsbeteiligung der 60- bis 64-Jährigen hat stark zu- genommen. So ist die Zahl der in diesem Alter noch erwerbstätigen Deutschen höher als die Zahl der Ruheständler. Software gegen Diebe Die Berliner Polizei beabsichtigt den auch in den USA, wo ähnliche Soft- Einsatz von Software, die Verbrechen ware bereits seit einigen Jahren einge- vorhersagt, so berichtet die „Berliner setzt wird, anfangs mit Daten ohne Per- Zeitung“. Das Programm „Precobs“ er- sonenbezug gearbeitet. Inzwischen mittelt auf der Grundlage verschiede- würden dort längst Personendaten zur ner Daten, wann und wo ein Verbre- Prognoseberechnung herangezogen. chen am wahrscheinlichsten ist. Seit Oktober 2014 testet Bayern „Precobs“, in München und Nürnberg wird das Programm im Bereich von Wohnungs- einbrüchen erprobt. In Zürich wird die Prognose-Software bereits seit Mitte vergangenen Jahres eingesetzt. Nach Angaben der dortigen Stadtpolizei re- duzierte sich die Zahl der Wohnungs- einbrüche in den besonders überwach- ten Gebieten um rund 30 Prozent. Da- tengrundlage sind in Deutschland und der Schweiz bislang ausschließlich an- onymisierte Daten. Dennoch üben Da- tenschützer harsche Kritik am Vorstoß einiger Länderpolizeien. So hätte man
infoMagazin 7 Kampfmittel beräumt In Brandenburg wurden 2013 fast 270 Tonnen verschiedener Kampfmittel vom Kampfmittelbeseitigungsdienst (KMBD) im Zentraldienst der Polizei beräumt. Darunter befanden sich auch 30 Bomben. Wegen mangelnder Trans- portsicherheit mussten 15 Tonnen der Kampfmittel bereits am Fundort ver- nichtet werden. Insgesamt rückte der KMBD im vergangenen Jahr knapp 1.400 Mal aus. Kampfmittel verlieren im Laufe der Zeit nicht an Gefährlich- keit, im Gegenteil. Alter und Korrosion können die Gefährlichkeit der Fund- munition sogar noch erhöhen. Gericht stoppt Europaweite Stuttgarter Wasser- Filmklischee Werbeoffensive werfer-Prozess Frauenquote der bayrischen Das Landgericht Stuttgart hat den Pro- zess um den blutigen Wasserwerfer- In der schon etwas in die Jahre ge- kommene „Spiegel“-Rubrik „Die Polizei Einsatz gegen Stuttgart-21-Demonst- Welt in Zahlen“ stellte das Maga- Mehr als 10.000 neue Polizistinnen und ranten im Herbst 2010 vorläufig einge- zin fest: Polizisten sollen in den nächsten Jah- stellt, so berichtet die Deutsche Presse- Die Zahl der Kommissarinnen, ren in Bayern eingestellt werden. Um agentur. Die Strafkammer hatte diesen die bisher in deutschen Krimis tä- im „Kampf um die besten Köpfe“ wett- Schlussstrich vorgeschlagen, da in dem tig wurden: 121. bewerbsfähig zu bleiben, startete das seit Juni laufenden Verfahren nur eine Die Zahl der leitenden Kommis- bayrische Innenministerium nun eine geringe Schuld der beiden angeklagten sarinnen deutscher Mordkom- europaweite Ausschreibung. Werbe- Polizeiführer zu erkennen gewesen sei. missionen im wirklichen Leben agenturen sind aufgerufen, sich Es geht um die Räumung des Schloss- im Jahr 2005: 0. mit ihrer Kampagnenidee zu gartens für die Bauarbeiten zu dem Mil- Ob die vieldiskutierte Frauenquo- bewerben. Insgesamt stellt liarden-Bahnprojekt Stuttgart 21, bei te inzwischen auch bei der Polizei das Land Bayern mehr der Wasserwerfer eingesetzt wurden Spuren hinterlassen hat, ist nicht als eine Million Euro für und die Polizei gegen Demonstranten bekannt. die auf mindestens vier vorging. Bei dem Einsatz erlitten mehr Jahre angelegte Werbe- als 160 Menschen Verletzungen. offensive zur Verfügung. Weniger Sicher- 1200 heitspartner 1000 Die Zahl der Sicherheitspartnerschaften (SiPa) in Brandenburg sinkt stetig. Aktu- 800 ell bestehen im Land 74 SiPa mit 446 Si- Zahl der Mitglieder cherheitspartnern. 2002 war die Zahl der 600 Mitglieder nahezu doppelt so hoch. Zahl der 400 Sicherheitspartnerscha8en Zahl der Mitglieder 200 Zahl der Sicherheitspartnerscha8en 0 Stand 31.12.2014
8 Polizeikalender Studie belegt auf Ebay geringe Ein besonderes Angebot entdeckten Kollegen kürzlich auf den Seiten des Kriminalitäts- Aktionsportales „Ebay“. Unter der Maßgabe „Das neue Jahr kann kom- furcht men“ und „nicht im Handel erhältlich, jetzt zugreifen“ sollten das Interesse am aktuellen Fotowandkalender der Bran- denburger Polizei geweckt werden. Mindestgebot 10 Euro, Sofortkauf 25 Durchschnittlich halten es drei bis fünf Einige weitere Ergebnisse der vom Euro, exklusive versichertem Versand. Prozent der Deutschen für wahrschein- BKA veröffentlichten Studie: Der Anbieter wurde freundlich auf Ur- lich, in naher Zukunft Opfer einer Kör- Frauen und ältere Menschen fürch- heberrechte und Verbot der kommerzi- perverletzung, eines Einbruchs oder ten sich stärker vor Kriminalität als ellen Nutzung des Kalenders hingewie- Raubes zu werden. Dies ist eines der andere Personengruppen. Zudem ha- sen und das Angebot verschwand. (hier wesentlichsten Ergebnisse der „Deut- ben Opfererfahrungen einen starken Screenshot ebay) schen Viktimisierungssurvey 2012“ – ei- Einfluss auf die Risikobewertung. Ein- ne gemeinsam vom Bundeskriminalamt bruchsopfer etwa bewerten das Risi- (BKA) und dem Max-Planck-Institut ko eines nochmaligen Einbruchs in ih- (MPI) durchgeführten Studie. Grundla- rer Wohnung sieben Mal höher als Per- ge dieses Projektes bildet die bislang sonen, die bisher nicht von einem Ein- größte in Deutschland durchgeführte bruch betroffen waren. Zugleich erhöht Opferbefragung. Rund 35.000 Personen das Einbruchserlebnis wie kein anderes gaben Auskunft zu ihren Erfahrungen Delikt die Furcht, auch Opfer anderer als Opfer von Kriminalität, zu ihrem Si- Straftaten wie Körperverletzung, Raub cherheitsempfinden und ihren krimina- und sexueller Belästigung zu werden. litätsbezogenen Einstellungen. Der Bewohner von Städten mit 50.000 bis „Deutsche Viktimisierungssurvey“ soll 100.000 Einwohnern sind am stärksten die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) von allgemeiner Kriminalitätsfurcht be- „Bikertag 2015“ – die nur die polizeilich registrierte Kri- minalität (Hellfeld) abbildet –- als troffen. Die Furcht vor Raubüberfällen und Wohnungseinbrüchen steigt mit zu- an der Tropenhalle Grundlage für eine Bewertung der Kri- nehmender Größe des Wohnortes an. Zum Auftakt der Biker-Saison laden minalitätslage in Deutschland ergänzen. Bei den Opfererlebnissen stehen ins- die Verkehrspolizei der Direktion Süd Hierfür befasst sich die Studie auch mit besondere Betrugsdelikte wie der Wa- und weitere Initiatoren auch 2015 wie- Themen, die in der PKS nicht enthalten ren- und Dienstleistungsbetrug im Vor- der Motorradfahrer und Interessierter sind - etwa der Zufriedenheit der Bürge- dergrund, aber auch Körperverlet- auf den Flugplatz am Tropical Island rinnen und Bürger mit der Polizei. zungsdelikte. ein. Am 10.05.2015 zwischen 10 und 16 Uhr findet unter anderem ein kosten- Basteln in Marc Secara blau-weiß und das LPO Einen Streifenwagen im Taschenformat bietet seit kurzem die Fachhochschule Brandenburg der Polizei (FHPol) allen Bastelbegab- ten und sonstigen Interessierten. Auf im Nikolaisaal der Facebook-Präsenz der FHPol gibt Die schönsten Liebeslieder es den blau-weißen Flitzer als Bastel- aus Jazz und Pop vorlage zum Download. Ausschneiden, Love is in the Air – falzen, kleben und wenn möglich ein Marc Secara und das Landes schönes Bild vom Kunstwerk auf der polizeiorchester Brandenburg Seite einstellen. Einige sehr gelungene unter Leitung von Dirigent Exemplare sind im Netz Christian Köhler bereits zu bewundern. freies Fahrsicherheitstraining durch die Sonntag, 19.04.2015,18.00 Uhr Polizei statt. Der Rettungssimulator Nikolaisaal Potsdam steht zum Proben für den Ernstfall be- reit, natürlich bietet die Aktion auch die Möglichkeit mit Gleichgesinnten ins Gespräch zu kommen. WO: Flugplatz Tropical Island, 15915 Krausnick, Tropical-Island-Allee 1, di- rekt an der A13, Abfahrt Staakow
infoMagazin 9 Revierpolizei, Wach-und-Wechseldienst, Kripo, Verwaltung – es gibt fast 60 verschiedene „Berufe“ bei der Polizei. So vielfältig die Tätigkeiten sind, so verschieden sind auch die Kolleginnen und Kollegen, die jeden Tag aufs Neue ihren Job machen. Hier stellen wie sie vor, die Gesichter unserer Polizei. 5 Fragen an … Petra Friedenberger … ist seit mehr als 21 Jahren Polizistin. 1993 begann die heute 57-Jährige ihre Laufbahn im Wach und Wechseldienst bei der Polizei Oranienburg. Heute ist sie als Revierpolizistin in Oranienburg in der Polizeidirektion Nord tätig. Vor dem Wechsel zur Revierpolizei war die PHK´in beim Verkehrsdienst Oberhavel beschäftigt. Die Mutter von drei erwach- senen Kindern lebt mit ihrem Ehemann in Wandlitz. Und was ging Ihnen nicht aus dem Sinn? Warum Revierpolizei, was hat sie an dieser Arbeit ge- Es gibt Einsätze, die fordern mich besonders. Da fällt es reizt? mir manchmal schwer nach Dienstschluss abzuschalten. Zunächst einmal ist es der direkte Kontakt zu den Bür- Mich betrifft es immer, wenn es um Kinder geht. Dabei gern, Firmen und Einrichtungen im Bereich. Ich kann mir ist egal ob es da um häusliche Gewalt oder Streitereien den Luxus erlauben, mir Zeit für die Menschen und ihre in Schulen geht. Mir bleiben Suchmaßnahmen nach ver- Sorgen zu nehmen. Alles läuft viel ruhiger als im WWD missten Personen oft im Gedächtnis. Das gilt besonders, ab. Ich kann meine Dienstzeit relativ frei planen und so wenn sie über Jahre verschwunden bleiben und man da- an die verschiedenen Gegebenheiten meines Reviers an- von ausgehen muss, dass sie einem Verbrechen zum Op- passen. Da ist die Kita, die einen Lampionumzug machen fer gefallen sind. Aber auch ein Amtshilfeersuchen der möchte oder das Sommerfest eines Kleingartenvereines, Ausländerbehörde hat mir persönlich sehr zugesetzt. Hier die mich da gern sehen möchten. Auch die Ermittlungs- waren neben der Mutter, welche in ihrem Heimatland ersuchen zu Haftbefehlen oder Fahrzeugführern, welche eine Haftstrafe antreten musste, auch zwei kleine Kin- ich regelmäßig als Revierpolizist im Bereich habe, sind je- der betroffen. Beide wurden in Deutschland geboren und den Tag eine neue Herausforderung. Ich möchte auch die sprachen nur deutsch. Mir war klar, dass diese Kinder im Präventionsarbeit an den Schulen nicht vergessen. Und Heimatland der Mutter zunächst in ein Heim kommen. das macht mir nach vielen Jahren immer noch Spaß. Dieser Vorfall hat mich in besonderer Weise berührt. Gab es einen dienstlichen Erfolg auf den Sie besonders Was schätzen Sie an Ihren Kollegen, an Ihrem Team, stolz sind, sozusagen das schönste Erlebnis? am meisten? Da gibt es Vieles. Es sind die leuchtenden Augen der An unserem Team schätze ich besonders, dass sich jeder Kinder, wenn ich Veranstaltungen an Kindergärten und auf jeden verlassen kann. Wenn ich Unterstützung be- Schulen durchführe. Dazu zählen auch Ermittlungsersu- nötige sind meine Kollegen da. Wir achten, helfen und chen, bei deren Realisierung ich richtig gefordert werde, ergänzen uns. Alle Kollegen sind mit großer Einsatzbe- besonders wenn ich weiß, dass die gegebenen Auskünfte reitschaft dabei und sehr kollegial. „nicht ganz“ der Wahrheit entsprechen. Es ist ein schönes Gefühl, wenn bei Großveranstaltungen alles in geregelten Gibt es für Sie einen Ausgleich nach dem Dienst? Bahnen läuft oder unsere Unterstützung des Oranienbur- Tja, da ich meine Arbeit sehr gern mache, benötige ich ger Ordnungsamtes im Zusammenhang mit den nicht sel- nicht unbedingt einen Ausgleich nach dem Dienst. Ich tenen Bombenneutralisierungen erfolgreich abgeschlos- habe vier Enkelkinder, die mich ständig fordern, ein Haus sen werden kann. Alles in allem ruhen die Erfolge aber mit Garten und einen Hund. Mit diesem gehe ich jeden nicht auf den Schultern einer Person. Ein schöner Au- Tag eine große Runde über Feld und Wiesen, begegne genblick ist für mich, wie wohl für jeden meiner Kollegen, dort keinem Menschen und kann dabei sehr gut abschal- wenn sich Bürger bei mir bedanken. ten. Ansonsten lese ich sehr gern Krimis und historische Romane.
10 TITELTHEMA Prävention ist nicht alles – aber alles ist Prävention! Wie schützt man sich vor Kriminalität? Von Gewalt bis zum Trickdiebstahl – vorherrschend ist der Wunsch, möglichst erst gar nicht erst Opfer zu werden. Die Polizei bietet aus diesem Grund eine große Palette an Präventionsangeboten. Neutral, kostenlos und kompetent.
TITELTHEMA 11 U m das vielseitige Präventions- Auszug aus dem aktuellen Koaliti- angebot der Brandenburger Po- onsvertrag für die 6. Wahlperiode des lizei zu organisieren wurden im Brandenburger Landtages 2014 bis Polizeipräsidium Bereiche mit beson- 2019: „…die Bekämpfung der Krimi- deren Präventionsaufgaben eingerich- nalität bei ihren Ursachen beginnen tet. Neben der Zentralstelle Prävention muss. Prävention ist die beste Sicher- im Behördenstab und den eingesetzten heitsvorsorge. Zu einer freiheitlichen Prävention in der Praxis: Veran- Ansprechpersonen in den Polizeidirek- Gesellschaft gehört es, dass Men- staltung „Bester Radfahrer“ (oben), tionen wurden in 15 Polizeiinspekti- schen gegenseitig Rücksicht nehmen Busschule (unten) onen extra Bereiche „Prävention“ ge- und bereit sind, Verantwortung für schaffen. Während die Mitarbeiter im das Gemeinwesen zu übernehmen. Behörden- und in den Direktionsstä- Eine Kultur des Hinschauens und der ben eher strategisch und konzeptio- guten Nachbarschaft stärkt die Ge- nell am Schreibtisch arbeiten, sind die meinschaft und macht unser Land Kolleginnen und Kollegen der Bereiche lebenswerter. Strafrechtliche Sank- „Prävention“ aktiv vor Ort tätig. tionen allein sind nicht geeignet, ge- In der Zentralstelle Prävention koor- sellschaftlichen Fehlentwicklungen dinieren die Bediensteten die Präven- entgegenzuwirken. (…) Die Präventi- tionsmaßnahmen innerhalb der Krimi- onsarbeit der Polizei wird von derzeit nal-, Verkehrsunfall- und technischen 50 geplanten Stellen auf 120 aufge- Prävention, agieren in landes- und bun- stockt. Die Zusammenarbeit mit den desweiten Gremien oder zertifizieren Er- Kommunen mit dem Ziel des Ausbaus richterunternehmen für mechanische Si- der kommunalen Kriminalitätsverhü- cherungseinrichtungen. Firmen die auf tung wird verstärkt. Die Koalition legt der so genannten Errichterliste stehen besonderes Augenmerk auf die Krimi- oder darin aufgenommen werden wol- nalitätsbekämpfung im Berliner Um- len, müssen strenge Voraussetzung erfül- land und im Grenzgebiet zu Polen.“ len. Deren sich wiederholende Prüfung obliegt der Zentralstelle Prävention. Darüber hinaus befindet sich hier auch die Zentralstelle für den polizeili- chen Opferschutz. Die Präventioner in den Polizeiin- spektionen führen mit konzeptionel- ler Unterstützung durch die Bedienste- ten der Direktionsstäbe verschiedenste Präventionsmaßnahmen und -projekte an Schulen oder anderen Einrichtun- gen durch. Dabei arbeiten sie eng mit der Revierpolizei und externen Akteu- ren zusammen. So beteiligen sie sich u. a. auch in den Gremien der Kommu- nalen Kriminalitätsverhütung oder zur Verkehrsunfallprävention. Zentralstelle Polizeiliche Präven tion: Herr Strehmann, Frau Freyert, Frau Lugert, Frau Semerad, Herr Schacht (v.l.n.r.)
12 TITELTHEMA Personalansatz der Prävention 2014 im Polizeipräsidium Bei der Fahrrad- Zentralstelle Prävention im prüfung stehen Behördenstab PP: 5 Mitarbeiter das Verhalten im Direktionsstab 1 in den Straßenverkehr Direktionen: jeweils 1 Mitarbeiter und die Sicher- Polizeiinspektionen: Stellensoll heitsausrüstung insgesamt 106 Mitarbeiter im Mittelpunkt Das Gesamtkonzept „Polizeiliche Prävention“ Vor zwei Jahren wurde die 2. Fort- schreibung des Gesamtkonzeptes „Poli- zeiliche Prävention“ durch den Polizei- präsidenten in Kraft gesetzt. Dieses Ge- samtkonzept gibt einen inhaltlichen Rahmen für die praktische Umsetzung der polizeilichen Aufgaben im Bereich Prävention vor. Es umfasst die Schwer- punktthemen und die Aufgaben be schreibungen der für Prävention zustän- digen Organisationseinheiten. Neben Hier sind für die einzelnen Präventi- Maßnahmen gesamt 2013 den Schwerpunktthemen Jugendkrimi- onsmaßnahmen, alle Ziele und Inhalte, nalität, Opferschutz, Verkehrs unfall die in den Veranstaltungen vermittelt Bezeichnung der Maßnahme The prävention und Neue Medien sollen werden sollen, festgeschrieben. In Zu- künftig auch die polizeilichen Aktivitä- sammenarbeit mit Schulen, Einrichtun- ten hinsichtlich der Sicherheitstechni- gen der Jugendarbeit, Gemeinden und Fahrradcodierung Tec schen Prävention Eingang finden. vielen weiteren Partnern werden durch Baumaschinencodierung Tec die Polizeibediensteten Präventionsver- anstaltungen zu Gewalt, Politischem Ex- Bootsmotorencodierung Tec Präventionspool tremismus, Drogen, Neue Medien, Ver- Codierung Sonstiger Gegenstände Tec für die Polizei halten gegenüber Fremden und Krimi- Sicherheitsberatung – Tec nalität zum Nachteil von Senioren sowie gewerblicher Bereich 2013 wurde durch den Polizeipräsiden- zu den Themen Opferschutz, Verkehrs- ten der „Präventionspool für die Polizei unfallprävention und sicherheitstech- Sicherheitsberatung – privater Bereich Tec des Landes Brandenburg“ ins Leben nische Prävention durchgeführt. Fußgängerausbildung Ver gerufen, der den landesweit einheitli- ■■ ELLEN LUGERT, (einschließlich sicherer Schulweg) chen Standard für die Durchführung ZENTRALSTELLE PRÄVENTION Busschule Ver von Präventionsmaßnahmen festhält. Radfahrprüfung Ver Verkehrsunfallprävention „Junge Fahrer“ Ver Verkehrsunfallprävention Ver Gefahren im Sommer (einschließlich Krim Verhalten an Badestellen) unf Gefahren im Winter Krim (einschließlich Eispass) unf Auftritt Puppenbühne Krim unf Drogenprävention Krim Verhalten gegenüber Fremden Krim Gewaltprävention Krim Sicher im Alter Krim Cybercrime/Neue Medien Krim Politischer Extremismus Krim Gefahrlos : Test der Reaktionsschnel- Gesamt ligkeit am Rechner der Verkehrswacht
TITELTHEMA 13 Gewaltprävention in der Schule, auch mit musikalischer Senioren im Straßenverkehr Generation 65plus – Unterstüzung sicher mobil im Alter D er Bevölkerungsanteil der Se- auch des Bereiches Verkehrsangelegen- nioren im Land Brandenburg heiten beteiligen. Der erste landeswei- stieg im Zeitraum von 2006 bis te Aktionstag diese Art fand unter gro- 2013 um 6,4 Prozent an. Dem gegen- ßem Presseandrang im September 2014 über steht jedoch ein um 30 Prozent ge- statt. An Informationsständen vor Ein- stiegener Anteil bei den Verkehrsunfäl- kaufszentren oder Baumärkten wurden len unter Beteiligung der Senioren. Be- interessierten Senioren kostenlose Seh- sonders schwerwiegend ist dabei der und Hörtests, Gesundheitschecks oder Anstieg der Verkehrsunfälle, die durch Beratungen zu möglichen Beeinträchti- Senioren verursacht wurden. Hier ist gungen für die Verkehrsteilnahme und eine Erhöhung um 43 Prozent in den deren Kompensationsmöglichkeiten letzten sieben Jahren zu verzeichnen angeboten. Begleitend zu den Informa- (von 7.078 auf 10.098). Somit ist trotz tionsständen sollen Anhaltekontrollen des eher konstanten Anteils der Seni- durchgeführt werden, bei denen aber oren in der Bevölkerung ein deutlicher die verkehrserzieherischen Maßnah- Anstieg von Verkehrsunfällen mit der men und nicht die Ahndung von Ver- Beteiligung von Senioren ersichtlich. stößen im Vordergrund stehen. Aufgrund dieser erschreckenden Ent- wicklung erstellte die Zentralstelle Prä- Themenfeld Anzahl Anzahl vention eine Verkehrsunfallkonzepti- Veran- Teiln. on für diese Zielgruppe, die Mitte 2014 stalt. durch den Leiter des Behördenstabes Technische Prävention 265 5.817 unterzeichnet wurde. Diese sieht unter anderem vor, dass die Polizei gemein- Technische Prävention 20 894 sam mit externen Partnern die Öffent- Technische Prävention 33 138 lichkeit und speziell die Senioren auf Technische Prävention 19 1.008 diese Situation aufmerksam macht und Technische Prävention 426 4.066 das Bewusstsein für die Gefährlichkeit des Straßenverkehrs im Alter schärft. Dafür wurde u. a. ein neuer Flyer Technische Prävention 1.322 12.031 „Tipps für die Generation 65plus im Verkehrsunfallprävention 1034 23.076 Straßenverkehr“ und eine Liste aktu- eller Seniorenprojekte anderer Akteure Verkehrsunfallprävention 481 10.303 gefertigt. Schwerpunkt dieser Konzep- tion ist ein jährlicher Aktionstag „Seni- Verkehrsunfallprävention 1.110 23.312 oren im Straßenverkehr“, an dem sich Verkehrsunfallprävention 198 6.176 sowohl Bedienstete der Prävention als Verkehrsunfallprävention 1.377 35.671 Kriminal- und Verkehrs 49 739 unfallprävention Kriminal- und Verkehrs 410 9.854 unfallprävention Kriminal- und Verkehrs 456 10.814 unfallprävention Großes Interesse Kriminalprävention 826 17.526 der Zielgruppe beim ersten Kriminalprävention 555 11.287 Aktionstag Kriminalprävention 1.648 27.306 „Senioren im Kriminalprävention 212 5.998 Straßenverkehr“ Kriminalprävention 499 11.286 Kriminalprävention 80 1.347 11.020 218.649
14 TITELTHEMA Weiterbildung Pol Sachsen-Anhalt oder Strategische plikatoren, Medien und andere Präven- Ausrichtung der Verkehrssicherheits- tionsträger über Erscheinungsformen In gemeinsamer Arbeit zwischen der arbeit an der DHPol in Münster) an- der Kriminalität und Möglichkeiten zu Fachhochschule der Polizei und dem zunehmen. Alle Fortbildungsangebote deren Verhinderung aufzuklären. Dies Polizeipräsidium wurde das „Basismo- finden Sie bereits im Bildungsportal auf geschieht unter anderem durch krimi- dul Prävention“ entwickelt. So wird den Seiten der Fachhochschule der Po- nalpräventive Presse- und Öffentlich- seitens der Fachhochschule der Po- lizei im Intranet. Freigegebene Weiter- keitsarbeit und durch die Entwicklung lizei ein bis zwei Mal jährlich ein Ba- bildungen anderer Bundesländer sind und Herausgabe von Medien, Maßnah- sismodul „Polizeiliche Prävention“ für dort über den Link „externe Weiterbil- men und Konzepten, welche die örtli- die Mitarbeiter der Prävention und für dung“ unter der Freitextsuche „Präven- chen Polizeidienststellen in ihrer Prä- die Revierpolizisten angeboten. Dieser tion“ zur Anmeldung abgelegt. ventionsarbeit unterstützen“ (Quelle: Lehrgang dauert eine komplette Wo- www.polizei-beratung.de). che. Neben den theoretischen Grund- Bundes- und Im nachgeordneten Bereich des Ar- lagen erhalten die Teilnehmer(innen) beitskreises II der Innenministerkon- auch verschiedene Tipps und Kniffe für landesweite Vernetzung ferenz befindet sich die Projektleitung die Durchführung von Veranstaltun- Nur ein ressortübergreifender und Polizeiliche Kriminalprävention der gen. Ganz praktisch besteht die Mög- gemeinsamer Präventionsansatz er- Länder und des Bundes (PL PK) auf lichkeit, auch selbst einmal im Ret- möglicht langfristig Erfolgsaussichten. Augenhöhe mit dem Unterausschusses tungssimulator „eine Runde zu dre- Die Vernetzung und Kooperation be- Führung, Einsatz und Kriminalitätsbe- hen“. Das nächste Basismodul findet in deutender Verantwortungsträger stellt kämpfung (UA FEK) und der AG Kri- der Woche vom 1. bis 5. Juni 2015 statt. dabei eine entscheidende Vorausset- po, die die strategische Ebene des Pro- Künftig werden Aufbaumodule zu zung dar. Insofern leistet das Polizei- gramms Polizeiliche Kriminalpräventi- verschiedenen Präventionsmaßnah- präsidium auch einen Beitrag im Rah- on (ProPK) darstellt. Dem nachgeord- men innerhalb der Themenfelder Kri- men gesamtgesellschaftlicher Präven- net treffen sich sowohl die Mitglieder minal-, Verkehrsunfall- und Sicher- tion in Zusammenarbeit mit weiteren der Kommission Polizeiliche Kriminal- heitstechnische Prävention sowie zum Verantwortlichen. prävention der Länder und des Bundes Opferschutz durchgeführt. Darüber hi- als auch die Vertreter des ProPK jedes naus besteht die Möglichkeit, die im Bundesweites Gremium halbe Jahr abwechselnd in einem an- Rahmen der Sicherheitskooperati- deren Bundesland. In der Kommission on der Freistaaten Sachsen, Thürin- Kriminalprävention sind alle 16 Bundesländer und das Bun- gen und der Länder Brandenburg und „Das Programm Polizeiliche Krimi- deskriminalamt stimmberechtigt vertre- Sachsen-Anhalt angebotenen Fortbil- nalprävention der Länder und des Bun- ten, die die konzeptionelle Sacharbeit dungen zu verschiedenen Themen (z. des (ProPK) verfolgt seit mehr als 40 übernehmen. Als beratende Mitglieder B. Technische Prävention an der FH- Jahren das Ziel, die Bevölkerung, Multi- nehmen Vertreter der Deutschen Hoch- schule der Polizei und der Bundespo- lizei teil. Die Zentrale Geschäftsstel- le mit Sitz in Stuttgart koordiniert u. a. die länderübergreifenden Aktivitäten der Polizeilichen Kriminalprävention im Gremienstrang und im Zusammen- wirken mit außerpolizeilichen Präven- tionsträgern. Einzelne Bundesländer haben sich auf bestimmte Präventionsthemen spe- zialisiert. Das Land Brandenburg hat das Themengebiet „Drogenpräventi- on“ inne. Insofern tragen wir u. a. die Verantwortung für die Inhalte der Bro- schüren und weitere Materialien von ProPK zum Thema Drogenprävention, die bundesweit Anwendung finden. Alle Materialen von ProPK finden Sie unter www.polizei-beratung.de oder über extrapol / ProPK / Medienpor- tal. Ebenso können die Medien zu ver- schiedensten Themen über das im Ext- rapol eingestellte Formular in Abspra- che mit den Bereichen Prävention vor Ort bei der Zentralstelle Prävention be- stellt werden (Email an: polizeiliche. praevention@polizei.brandenburg.de). ■■ ELLEN LUGERT ZENTRALSTELLE PRÄVENTION
TITELTHEMA 15 Beratung zum materiell- zeichnung von Gegenständen mittels Codierung, z. B. mit künstlicher DNA, sowie Ratschläge zum richtigen Verhal- technischen Grundschutz ten bei gegenwärtigen Einbrüchen bzw. bei Feststellung eines Einbruches. Begleitend dazu werden Medien des Programms Polizeiliche Kriminalprä- Die einfache Sicherheitsberatung der Polizei – vention der Länder und des Bundes kostenlos, produkt- und firmenneutral (ProPK) zum Thema Einbruchschutz und die „Errichterliste für Errichter von mechanischen Sicherungseinrichtun- gen der Polizei Land BB“ überreicht. Seit Juni 2014 fördert die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) im Rahmen be- stehender KfW-Produkte zur Barrierere- duzierung oder zur energetischen Sanie- rung auch bauliche Maßnahmen zum Einbruchschutz. Dadurch sollen wei- tere Anreize für die Bevölkerung gege- ben werden, eigenverantwortlich in Si- cherungstechnik zu investieren. Geför- dert wird beispielsweise zusätzlich der Einbau einbruchhemmender Türen, der nachträgliche Einbau von Rollläden und Fenstergittern oder die Nachrüstung z. B. mit selbstverriegelnden Mehrfach- verriegelungen und Zusatzschlössern an Türen und Fenstern. Alle Informa- tionen zum Thema Förderung sind auf der Kampagnenwebseite von K-EIN- BRUCH unter www.k-einbruch.de/ foerderung eingestellt. ■■ BODO SCHACHT ZENTRALSTELLE PRÄVENTION D ie sicherheitstechnische Bera- tung ist ein wichtiger Bestand- teil der polizeilichen Präven- tionsarbeit. Einbrüche in Wohnungen oder Einfamilienhäuser beunruhigen die Bevölkerung in besonderem Maße und stellen eine erhebliche Beeinträch- tigung des Sicherheitsgefühls der Men- schen dar. Bürger, die über den Einbau von Sicherungstechnik nachdenken, wissen oft nicht, welche Produkteigen- schaften zur deutlichen Verbesserung des Einbruchsschutzes führen und sind Firmen gegenüber eher skeptisch. Aus diesem Grund bietet die polizeiliche Prävention die einfache Sicherheitsbe- ratung an, um das Sicherheitsgefühl der Bürger zu erhöhen und durch geziel- te Maßnahmen diesen Deliktsbereich wirksamer zu bekämpfen. Ziel dieser Beratungen ist es, dem Bürger entsprechende Sicherheitsemp- fehlungen zu geben, wie er sich vor Einbrüchen besser schützen kann. Ei- ne Beratung vor Ort beinhaltet die Be- sichtigung und kurze Einschätzung der vorhandenen Sicherheitstechnik, eine Eigentumssicherung durch künst produkt- und firmenneutrale Beratung liche DNA, hier mit Kollegen bezüglich der aus polizeilicher Sicht der polnischen Polizei (oben); erforderlichen Sicherungstechnik, ein Codierung von Fahrrädern als wirk- Verweis auf die Möglichkeit der Kenn- samer Schutz vor Diebstahl (unten)
16 TITELTHEMA Wie ein innerer Erdrutsch ... Straftäter zu ermitteln ist täglich Brot vieler Polizisten, dafür zu sorgen, dass Straftaten erst gar nicht geschehen ist auch die Aufgabe der polizeilichen Prävention. Claudia Sponholz (51) ist eine von diesen „Aufklärungs- polizisten“. Im Bereich der Polizeiinspektion (PI) Teltow- Fläming besucht die Oberkommissarin fast täglich Schu- len und redet mit Kindern und Jugendlichen. Claudia Sponholz ist zugleich Opferschutzbeauftragte der PI. Für die info110 begleiten wir die Präventionerin und zeigen den Alltag ihrer fordernden und dennoch dank- baren Arbeit.
TITELTHEMA 17 06:00 Uhr Dienstbeginn in Während ich überlege, wie ich ein schon vor mehr als einem halben Jahr Luckenwalde. Claudia Spon und den gleichen Vortrag vier Mal hin- festgelegt. Diese Vorlaufzeiten sind nor- holz steht an der Glastür tereinander überstehe, klingelt das Te- mal, es bliebe dennoch Raum für kurz- des futuristischen Inspekti- lefon. Der Sohn der Präventionerin ist fristige Termine. onsneubaus. Hinter der Glasfassade ist am Apparat. Es geht ihm nicht gut, er Nach einer halben Stunde sind wir da. bereits reger Dienstbetrieb. In Zivil er- will daheim bleiben. „Schau erst mal Claudia zottelt noch einen Polizeikalen- wartet mich die Oberkommissarin, sie wie es geht, Du schreibst doch heu- der aus dem Kofferraum, hängt sich ih- ist schon ein paar Minuten da. Gemein- te auch die Physikarbeit, Du hast doch re drei Taschen um und verschließt das sam gehen wir in den obersten Stock. fleißig gelernt. Wenn es nicht geht, ruf Auto. Auf dem kurzen Weg über den Ihr Büro, das sie mit einer Kollegin Papa an. Sei ein Mann“, sagt sie liebe- Schulhof klingelt das Telefon. Ein Seel- teilt, ist eng. Vollgestopft mit Schrän- voll und legt auf. Ihr zweiter Sohn ist sorger ist am Handy. Ein kurzes Ge- ken, diversen Aufstellern, Drehschei- ein Nachzügler, elf Jahre alt. Er steht spräch, eine Verabredung zum Arbeits- ben, Unterlagen und zwei Schreibti- morgens allein auf, frühstückt und treffen, dann geht es rasch zur Tür. Der schen. Jetzt erst einmal ein Milchkaffee. macht sich auf in die Schule. Das ist Schuleingang ist verschlossen, eine Leh- Während die Maschine vor sich hin Alltag. Der selbständige Junge ist Teil rerin lässt uns ein. Wir eilen ins Sekreta- blubbert, erfahre ich mehr über das einer scheinbar gut organisierten Poli- riat, vor dem sich Eltern mit Vorschul- Programm des heutigen Tages. In ein- zisten-Familie. Claudias Mann arbeitet kindern versammelt haben. Die Aufnah- einhalb Stunden werden wir in einer bei der Kriminalpolizei. „Mein jüngster megespräche für das nächste Schuljahr Grundschule in Ludwigsfelde erwar- Sohn ist auch so etwas wie eine Brü- laufen. Von der Hektik und der Laut- tet. Gewaltprävention ist das Thema. cke in meine dienstliche Welt, ich hät- stärke unbeeindruckt fragt Oberkom- Bei den Kleinen, heute sind es erste te sonst wenig Ahnung, was in diesem missarin Sponholz nach dem Klassen- und zweite Klassen, geht es um die Ge- Alter bei den Kindern angesagt ist“, gibt raum, zu dem wir kurz darauf hasten. walt, die Fremde ihnen antun könnten. sie zu. Eine erste Klasse wartete auf uns. 07:30 Uhr „Guuuuten Mor- gen, liebe Frau Sponholz“, klingt es aus 25 Kindermün- dern. Ein lieblicher Sing- Sang. Weil es so schön ist, bekommt Claudia auch noch das Lied von der Maus. Die Klassenlehrerin versucht den Kindern kurz zu erläutern, worum es heute geht. Aufgeregtes Getuschel. Dann ist Ruhe und Claudia beginnt. „Ich bin Polizistin und arbeite in einem Bereich der heißt Prävention. Wisst ihr was das heißt?“. Schweigen. „Wenn es draußen heiß ist, was macht ihr dann, um euch abzukühlen?“, fragt sie. „Eis essen, baden“. „Wenn es draußen ganz kalt ist, geht ihr dann auch baden?“ Gemeinschaftliches Kopfschütteln. Auf die Frage, was man denn machen kann, damit man nicht friert, tauen gewisser- maßen auch die Kinder auf. „Mütze an- ziehen, warme Sachen und so ...“, da sind sich die Knirpse nun einig. „Seht ihr, damit ihr nicht friert und vielleicht sogar krank werdet, beugt ihr vor. Vor- beugen, das heißt Prävention übersetzt. Das leuchtet ein. „Gehe nicht mit Fremden mit!“ so lau- 06.30 Uhr Claudia holt den Nun aber zum eigentlichen Thema. tet der Merksatz. Vier Mal wird Claudia Dienstwagen. Diesen mag „Woran erkennt ihr, dass ich Polizis- Sponholz ihren Vortrag halten, in vier sie besonders. „Der hat Sitz- tin bin?“, fragt sie. Es kommen diver- Klassen, vor etwa einhundert Kindern. heizung“, sagt sie und heizt se Vorschläge, die Uniform ist nicht da- Das sei durchaus ein normaler Tag, mir auch gleich ein. Wir rollen vom Hof bei. Schließlich, mit etwas Hilfe von meint die 51-Jährige, als sie Jeans und der Inspektion und fahren in das fast 35 Claudia, einigen sich die Erstklässler, Bluse gegen die Uniform tauscht. „Die Kilometer entfernte Ludwigsfelde. Die- dass es wohl in erster Linie die Dienst- Uniform ist wichtig, um als Autoritäts- se Strecke ist eine der kürzeren. Wenn kleidung sei. Nun krempelt die Ober- person zu erscheinen und auch den Ab- es in Richtung Baruth oder Dahme geht, kommissarin Ihre Strickjacke auf links stand zu den Kindern zu wahren“, sagt sei sie schon deutlich länger unterwegs. und fragt, „ Und nun?“ Wieder Schwei- sie. Bei den Kleinen sei dies manchmal Im Auto erzählt sie mir von der Schule, gen. Etwa fünf Minuten dauert es, bis eine Gratwanderung, die Uniform jage in die wir nun fahren. Mit der Direkto- die Kinder nach einem Ausweis fragen. den Erstklässlern durchaus auch Angst rin, einer engagierten Frau, sei sie per Claudia Sponholz nickt und gibt bereit- ein. Tränen sind genauso häufig, wie Du. Auf Initiative der Schulleiterin hin, willig ihr eigenes Exemplar durch die stürmische Umarmungen. hätten sie die Termine dieser Woche Bankreihen.
18 TITELTHEMA Nachdem sie erklärt hat, dass es auch len das jetzt nur, das ist nicht echt. Al- drei: NEIN! Kein Sing-Sang, eher ein Polizisten ohne Uniform gibt, die sich so ich spreche Dich an. Sagmal Lisa, Kampfschrei. Der Klassenraum bebt. mit Ausweis und Kriminalmarke aus- was hat denn der Weihnachtsmann ge- Gleich nochmal. Eins, zwei, drei: LAS- weisen, stellt sie die entscheidenden bracht, vielleicht eine Barbie?“ „Mmh, SEN SIE MICH IN RUHE! Die Kin- Fragen: „Es gibt Bekannte und es gibt ja eine“, antwortet die Kleine sichtbar der sind sicher noch in der oberen Eta- Fremde, wer sind für Euch denn Be- verschüchtert, obwohl Claudia in die ge zu hören. Als Claudia vorschlägt, kannte?“ Nach einer Fülle von Ant- Hocke gegangen ist und sehr freund- das NEIN, welches ja noch im Raum worten kommt ein zierliches Mädchen lich mit ihr redet. „Magst Du vielleicht schwebt einzufangen und es gemein- auf den Punkt. „Mama, Papa und mein noch eine haben? Meine Tochter hat sam mit den Kindern faltet, um es in die Bruder sind nicht fremd.“ Ja, das woll- daheim ganz viele, mit denen spielt sie Tasche zu stecken – man könnte es ja te Claudia Sponholz hören. Sie macht nicht mehr. Du kannst ja mit mir mit- irgendwann mal brauchen – beobachte den Kindern klar, dass nur Familien- kommen, dann zeige ich dir alle.“ Li- ich Lisa. Das Mädchen macht tatsäch- angehörige bekannt sind, alle anderen sa ist völlig überfordert. Sie wird rot lich den Reißverschluss an ihrem Kleid sind fremd. Aber was ist die Lehrerin? und traut sich kein Wort mehr zu sa- auf und steckt das fiktive NEIN sorg- Sie ist fremd, aber sie ist etwas Beson- gen, auch die geflüsterten Anfeuerungs- deres, versucht die Polizistin die Stel- rufe ihrer Klassenkameraden wirken lung einiger Personen zu verdeutlichen. nicht. Kein Wort kommt über ihre Lip- Und dann wird mir an diesem Morgen pen. Auch als Claudia helfen will: „Sag zum ersten Mal klar, wie wichtig diese NEIN, sag LASSEN SIE MICH IN RU- Stunde ist, die Claudia gerade abhält. HE!“, ist Lisa still und senkt den Kopf. Bis eben, habe ich mich gefragt, ob Sie ist den Tränen nahe, das merke es denn für die Kinder nicht selbstver- ich. Jetzt fühle auch ich mich unbehag- ständlich sei, dass sie Distanz zu Frem- lich und das liegt nicht am 30 Zentime- fältig hinein. Das Gebrüll hat auch bei ihr befreiend gewirkt, sie ist wieder mit Feuereifer bei der Sache. Claudia wird in dieser Stunde noch erklären, was ein Sicherheitsabstand ist. Dass diesen das Kind selbst festlegt, aus dem Bauch he- raus, wie sie sagt. Sie erklärt auch, dass niemand das Recht hat, den Kindern weh zu tun. Das alles verdeutlicht sie mit Rollenspielen, immer wieder ste- hen verunsicherte Kinder vor ihr. Aber den wahren. Ich bin selbst Mutter und ter hohen Stuhl, auf dem ich seit einer mit einiger Hilfe demonstrieren sie, wie fest überzeugt davon, dass meine Kin- halben Stunde hocke. Claudia bricht man Abstand hält und selbst Entschei- der eher die Flucht ergreifen würden, ab. Vor diesem Rollenspiel hat sie den dungen fällt, auch wenn der Fremde et- als auch nur darüber nachzudenken, Kindern erklärt, wie wichtig es ist, laut was anderes verlangt. Dann liest sie die in das Auto eines Fremden zu steigen. und deutlich NEIN zu sagen. Dass ein Geschichte von Lu vor. Lu soll vor der Als Polizistin weiß ich aber auch, dass SIE, einem Fremden gegenüber, von Schule auf ihre Mutter warten und wird der völlig unbekannte Täter so gut wie Anderen viel eher gehört wird, als ein von verschiedenen Personen angespro- nie vorkommt. Gewalterleben spielt DU. All das weiß Lisa also, aber selbst chen. Darunter die Nachbarin und der sich zum größten Teil in der Familie ab. im geschützten Rollenspiel ist sie ver- Kollege des Vaters. Am Ende geht sie Aber die Szene nun zeigt mir, wie ver- schüchtert, fast apathisch. Die Poli- mit einem blond gefärbten Punk in Le- unsichert, wie scheu eine Kinderseele zistin bricht ab. Sie flüstert dem klei- derjacke mit. Ein Raunen geht durch sein kann. Ein kleines Mädchen, im ge- nen Mädchen etwas ins Ohr, die Klei- die Klasse. Aber der vermeintlich Frem- punkteten Kleid – eben noch taff und ne lächelt. Dann sollen alle aufstehen. de entpuppt sich auf der nächsten Sei- beim Melden immer die Erste – wird Gemeinsam üben wir, was es heißt, te als Lu´s Bruder. Die Kinder sind er- von Claudia angesprochen. „Wir spie- deutlich NEIN zu sagen. Eins, zwei, leichtert. Nun teilt Claudia eine simple
TITELTHEMA 19 Kopie aus, unter einer Zeichnung steht AG (und dann zählt er alle Sport-AG- der Klasse gäbe. Der Begriff Mobbing „Wenn Du nicht willst, dass Dich je- Mitstreiter seiner Klasse mit Vor- und wird ihrer Meinung nach inflationär ge- mand anfasst, sag NEIN!“. Als sie die Zunamen auf) noch viel schneller sei- braucht. Auch deshalb klärt sie mit den Kinder auffordert, das Bild auszuma- en, als der Rest. Eine echte Nervenpro- Schülern der 5. und 6. Klassen zu aller- len, macht sich die ganze erste Klasse be, auch weil in der ersten Reihe ein erst den Gewaltbegriff. Es gibt körperli- mit viel Elan ans Werk. Minuten später Schulanfänger immer wieder stört und che Gewalt, Gewalt gegen Sachen, aber ist die Stunde vorüber. Claudia verab- nicht auf seinem Platz sitzen bleibt. Ich auch seelische Gewalt. Manchmal müs- schiedet sich. erlebe eine Stunde, in der es Claudia se man den älteren Schülern erst klar sichtlich schwer fällt, den roten Faden machen, dass Beschimpfungen und Be- 08:30 Uhr Fünf Minuten ihres Vortrages beizubehalten. Erst bei leidigungen auch Schäden anrichten. haben wir Zeit, um in eine der Geschichte von Lu kehrt Ruhe ein, Dazu lässt Sie die Schüler von einer Flex-Klasse zu hetzen. dann erlöst uns die Schulklingel. aufgemalten Figur Stücke abreißen. Schüler der ersten und Diese Figur soll die Seele eines Men- zweiten Klasse werden hier gemeinsam schen symbolisieren (diese Idee stammt unterrichtet. Schon in dieser Klasse von Claudias Präventionskollegen aus merke ich, dass eine Stunde zum glei- Cottbus). Auch nach dem Zusammen- chen Thema nicht zwangsläufig gleich setzten sind die Risse deutlich zu se- ablaufen muss. Diese Klasse stellt we- hen, Narben bleiben zurück. So ver- sentlich mehr Fragen, der angekündigte deutlicht sie die Verletzungen, die auch Vortrag interessiert sie nicht. Stattdes- die Seele eines Menschen davon tragen sen wird Claudia ausgefragt, ob sie kann. Vor der Realität macht die Poli- schon mal mit ihrer Waffe geschossen zistin nicht halt. Fälle, in denen sich hat oder einen Dieb verhaftet oder je- Pubertierende nach Attacken Gleich- altriger aus Scham oder Angst das Le- ben nahmen, kennt Claudia Sponholz nicht nur aus dem Internet. Wenn sie zu manden verfolgt. Es kostet Kraft, die Kleinen in ihrer Neugier zu bremsen und auf den Punkt zu kommen. „Alle Hände runter“, sagt sie streng. Wieder die gleichen Fragen, wie in der Stunde zuvor. Wieder ähnlich Antworten, nur kommen sie hier schneller. Das mag am so einem Thema vor einer sechsten Alter der Kinder liegen. Später stellt 09:15 Uhr Frühstücks- Klasse spricht, plant sie dafür mindes- sich heraus, dass auch eine Zweitkläss- pause. Ich finde Claudia im tens vier Unterrichtsstunden ein. lerin das Rollenspiel nicht deutlich mu- Lehrerzimmer, in dem ihr Manchmal brechen dabei alle Dämme tiger meistert. Auch sie ist verschüch- das Lehrerkollegium bereits und die Jugendlichen sprechen sich un- tert und traut sich kaum zu antworten, einen Kaffee angeboten hat. In der kur- tereinander aus. Tränen gibt es bei sol- schon gar nicht traut sie sich, laut zen Ruhephase erzählt sie mir, dass so chen Aussprachen nicht selten. Manch- NEIN zu sagen. Lisa ist also nicht al- etwas durchaus nicht die Regel sei. Es mal aber sind Schüler durch tägliches lein. Immer wieder stellt Claudia denk- gäbe nicht wenige Schulen, an denen Erleben in Familie und Schule derart bar einfach Fragen, immer wieder kom- sie im Lehrerzimmer nicht einmal be- abgestumpft, dass ihnen gar nicht klar men die abenteuerlichsten Antworten. grüßt wird, von einem Kaffee ganz zu ist, was sie mit ihrem Tun bei anderen Als es um den Sicherheitsabstand geht, schweigen. „Das ist, als trage man eine anrichten. Beschimpfungen über fragt ein Junge, was man denn machen Tarnkappe“, beschreibt sie es. Dann „Whats app“, schnelles Versenden be- solle, wenn der Fremde einem hinter- wird sie freundlich von einer Lehrerin leidigender Fotos oder Sprüche an eine her rennt. Um sich nicht in einer Dis- begrüßt. Am nächsten Tag geht es in ih- beliebige Menge Adressaten gehören kussion zu verlieren sagt Claudia, dass rer sechsten Klasse um Gewalt. Claudia schlicht dazu. Nur wenigen ist klar, dies eher nicht vorkomme und wenn rät zum Stuhlkreis mit zuvor festgeleg- dass solche Delikte zu Lasten eines Op- doch sind die Kinder schneller. Darauf- ter Sitzordnung. Natürlich wird es dort fers gehen. Neue Medien tragen einen hin fängt der Kleine an darüber zu phi- nicht um „Fremde“ gehen. Oft werde großen Teil zur gelebten Anonymität losophieren, dass die Kinder der Sport- sie angefragt, weil es Mobbingfälle in bei. Claudia Sponholz macht sich den-
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