Zeitschrift der Hessen für Erziehung, Bildung, Forschung 73.Jahr Heft6 Juni2020 - Berufliche Bildung

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Zeitschrift der Hessen für Erziehung, Bildung, Forschung 73.Jahr Heft6 Juni2020 - Berufliche Bildung
Zeitschrift der       Hessen
  für Erziehung, Bildung, Forschung

73. Jahr     Heft 6       Juni 2020
                      zum Inhaltsverzeichnis

    SCHWERPUNKTTHEMA:
        Berufliche Bildung
Zeitschrift der Hessen für Erziehung, Bildung, Forschung 73.Jahr Heft6 Juni2020 - Berufliche Bildung
HLZ                                                                                                                                                 HLZ 6/2020          2

                                                                                                                               Zeitschrift der GEW Hessen

                                                  Auswirkungen der
                                                                                                                               für Erziehung, Bildung, Forschung
                                                                                                                               ISSN 0935-0489

                            HLZ:                                                                              I    M       P      R     E      S     S     U       M
                                                  Corona-Pandemie                                             Herausgeber:
                                                                                                              Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
                                                                                                              Landesverband Hessen
                                                                                                              Zimmerweg 12
                       Für diese HLZ gilt einmal mehr, dass viele Informationen aufgrund                      60325 Frankfurt/Main
                                                                                                              Telefon (0 69) 971 2930
                       der Corona-Pandemie nicht mehr aktuell sein werden. Kurz vor                           Fax (0 69) 97 12 93 93
                       Druckbeginn der HLZ kündigte die Landesregierung weitere Schritte                      E-Mail: info@gew-hessen.de
                                                                                                              Homepage: www.gew-hessen.de
                       zur Wiederaufnahme des Unterrichts am 18. Mai und am 4. Juni an.
                                                                                                              Verantwortlicher Redakteur:
                       Trotz der begrenzten Aktualität der HLZ gehen wir am Thema Coro-                       Harald Freiling
                                                                                                              Klingenberger Str. 13
                       na nicht vorbei. Wir informieren über die Arbeit der GEW (S.6) und                     60599 Frankfurt am Main
                       veröffentlichen Beiträge zur Situation der Kinder (S.8), zur Finan-                    Telefon (0 69) 636269
                                                                                                              E-Mail: freiling.hlz@t-online.de
                       zierung der Corona-Krise (S.24), zur Einschränkung der Versamm-
                                                                                                              Mitarbeit:
                       lungsfreiheit (S.26), zu den Auswirkungen für Referendarinnen und                      Christoph Baumann (Bildung), Tobias Cepok (Hoch-
                       Referendare (S.32) und zu den Angriffen auf die Mitbestimmung                          schule), Holger Giebel, Angela Scheffels (Mitbestim-
                                                                                                              mung), Michael Köditz (Sozialpädagogik), Annette
                       der Personalräte (S.34). Für alle aktuellen Informationen verwei-                      Loycke (Recht), Andrea Gergen (Aus- und Fortbildung),
                                                                                                              Karola Stötzel (Weiterbildung), Gerd Turk (Tarifpolitik
                       sen wir dringend auf unsere Homepage www.gew-hessen.de.                                und Gewerkschaften)
                                                                                                              Gestaltung: Harald Knöfel, Michael Heckert †
                                                                                                              Titelthema: GEW Hessen, Landesfachgruppe
                                                                        Heraus zum 1. Mai                     berufsbildende Schulen
                                                               Das Titelbild der HLZ zeigt Frank Engel-       Illustrationen:
                                                               hardt, Irina Kilinski und Stephan George       Dieter Tonn (S. 32), Ruth Ullenboom (S. 4)
                                                               (von links nach rechts), die sich für den      Fotos, soweit nicht angegeben:
                                                               GEW-Bezirksverband Nordhessen an der           Harald Freiling (S. 7, 9, 15, 17), Carsten Leimbach
                                                               digitalen Präsentation der Forderungen des     (Titel, S. 2), Helmut Weick (S. 23)
                                                               DGB zum 1. Mai 2020 beteiligten. „Gesicht
                                                               zeigen“ angesichts der Absage aller Kund-      Verlag:
                                                                                                              Mensch und Leben Verlagsgesellschaft mbH
                                                               gebungen und Demonstrationen war ihnen         Niederstedter Weg 5
                                                               ein ganz persönliches Anliegen. Das Foto       61348 Bad Homburg
                                                               entstand auf der Drahtbrücke, einer histori-
                                                               schen Hängebrücke über die Fulda, die 1870     Anzeigenverwaltung:
                                                                                                              Mensch und Leben Verlagsgesellschaft mbH
                                                               als Fußgängerbrücke errichtet wurde und        Peter Vollrath-Kühne
                                                               heute auch für Fahrräder freigegeben ist.      Postfach 19 44
                                                               Das Foto machte Carsten Leimbach.              61289 Bad Homburg
                                                                                                              Telefon (06172) 95 83-0, Fax: (06172) 9583-21
                                                                                                              E-Mail: mlverlag@wsth.de
                                                                                                              Erfüllungsort und Gerichtsstand:
                        Dieser Ausgabe der HLZ ist der Wandkalender                                           Bad Homburg
                                                                                                              Bezugspreis:
                           für das Schuljahr 2020/2021 beigelegt.                                             Jahresabonnement 12,90 Euro (9 Ausgaben, ein-
                                                                                                              schließlich Porto); Einzelheft 1,50 Euro. Die Kosten
                                                                                                              sind für die Mitglieder der GEW Hessen im Beitrag
                                                                                                              enthalten.
                                                                                                              Zuschriften:
      Aus dem Inhalt

                       Rubriken                                 40 lea-Fortbildungsprogramm                   Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bilder
                                                                                                              wird keine Haftung übernommen. Im Falle einer Ver-
                        4 Spot(t)light                                                                        öffentlichung behält sich die Redaktion Kürzungen
                                                                Einzelbeiträge
                        5 Meldungen                                                                           vor. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen
                                                                                                              nicht mit der Meinung der GEW oder der Redaktion
                       36 Jubilarinnen und Jubilare              6 Corona: Was macht die GEW?                 übereinstimmen.
                                                                   Der Blog aus dem Zimmerweg
                       Titelthema: Berufliche Bildung            8 Corona: Verletztliche Kinder
                                                                                                              Redaktionsschluss:
                       10 Berufsbildung und Akademisierung      24 Corona: Wer soll das bezahlen?             Jeweils am 5. des Vormonats
                       12 Was leisten berufliche Schulen?       26 Corona und die Demokratie
                       14 Im Gespräch mit Lehrerinnen der       28 Die Zahl der Schülerinnen und
                          Bergiusschule in Frankfurt               Schüler an Privatschulen steigt            Nachdruck:
                                                                                                              Fotomechanische Wiedergabe, sonstige Vervielfälti-
                       16 Lehrkräftemangel an den berufsbil-    30 Bücher: Antisemitismus an Schulen          gungen sowie Übersetzungen des Text- und Anzei-
                          denden Schulen in Hessen              32 Referendariat: Ausbildung und              genteils, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher
                       18 Politische Bildung                       Prüfung unter Corona-Bedingungen           Genehmigung der Redaktion und des Verlages.
                       20 Der mitbestimmte Algorithmus          34 Recht: Mitbestimmung und Corona            Druck:
                       22 Das Grundrecht auf Ausbildung         38 Mitglieder werben Mitglieder               Druckerei und Verlag Gutenberg Riemann GmbH
                                                                                                              Werner-Heisenberg-Str. 7, 34123 Kassel
Zeitschrift der Hessen für Erziehung, Bildung, Forschung 73.Jahr Heft6 Juni2020 - Berufliche Bildung
3     HLZ 6/2020     zum Inhaltsverzeichnis                                                             KOMMENTAR

                            Nicht mit zweierlei Maß
    Mit dem Kandidaten für den CDU-Vorsitz und Black-        kant“ hält und dann genau diese Altersgruppe bereits
    Rock-Lobbyisten Friedrich Merz bin ich selten einer      in der ersten Staffel zurückholen wollte.
    Meinung. Doch seiner Aussage, dass es derzeit nur        • Was ist davon zu halten, wenn Mund-Nase-Schutz
    wenige Menschen in Deutschland gibt, die lieber in       und Desinfektionsmittel für die Handhygiene in den
    einem anderen Land leben möchten, kann ich nicht         Schulen zunächst für „unnötig“ erklärt werden, um
    widersprechen. Das ist kein Grund, mit allen Ent-        dann am Sonntag vor Unterrichtsbeginn unter Poli-
    scheidungen der Exekutive, die derzeit das politi-       zeischutz genau dies an die Schulämter zu verteilen?
    sche Handeln dominiert, einverstanden zu sein. Wir       • Wie viel Vertrauen schafft es, wenn die Ausga-
    brauchen die Auseinandersetzung über alle Fragen         be dieses Materials zeitversetzt und unter strengster
    der Pandemie und über ihre Folgen in der Öffentlich-     Einhaltung der Abstandregeln erfolgte und gleichzei-
    keit, in den Parlamenten, in allen Beteiligungsgremi-    tig dieselben Schulämter Pläne für die Wiederaufnah-
    en und auch bei öffentlichen Bekundungen.                me des Unterrichts zerschlugen, weil die geforderten
       „Solidarisch ist man nicht alleine“: Dieses Motto     „mindestens 20 Stunden“ nicht einzuhalten waren?
    für den 1. Mai 2020, das auch unser Titelbild auf-       • Und zu Recht bezeichnet die GEW die geplanten
    greift, hatte der DGB schon vor Corona gewählt, jetzt    Zwangsabordungen von Gymnasiallehrkräften an
    wirkte es eher als lautes Pfeifen im Wald, dem ent-      Grundschulen als „Schlag gegen die viel beschwore-
    schlossenes, solidarisches Handeln folgen muss. Da-      ne Gemeinsamkeit in Zeiten der Pandemie“ (S.35).
    bei wird es auch darum gehen, die Themen zurück-            Dass Unterricht schrittweise und mit großer Um-
    zuerobern, die in der Pandemie unter die Räder zu        sicht wieder aufgenommen werden soll, ist unstrit-
    geraten drohen: die Rechte der Arbeitnehmerinnen         tig. Aber man kann nicht von den Schulen „kreati-
    und Arbeitnehmer, die Rechte der Kinder und Ju-          ve Lösungen“ fordern und sie dann, wenn sie diese
    gendlichen, die Rechte der Armen und der Geflüch-        unter schwierigsten Bedingungen suchen, im Regen
    teten und die demokratischen Aushandlungsprozesse        stehen lassen. Politik muss Verantwortung überneh-
    selbst. Dass der Hauptgeschäftsführer der Vereini-       men und darf sich nicht mit dem Hinweis aus der
    gung der hessischen Unternehmerverbände am Vor-          Verantwortung stehlen, dass selbstverständlich alle
    abend des 1. Mai die jetzt in Kraft gesetzte Verlänge-   Forderungen des Robert-Koch-Instituts zu erfüllen
    rung der täglichen Arbeitszeit auf bis zu 12 Stunden     sind. Denn jeder weiß: Bei kleinen Kindern in Ki-
    als notwendige „Modernisierung“ des Arbeitsrechts        tas und Grundschulen und auch bei pubertierenden
    ansieht, die auch nach dem Ende der Pandemie „auf        Jugendlichen kann man sich um die Einhaltung von
    die gesamte Wirtschaft“ ausgedehnt werden sollte,        Abstands- und Hygieneregeln bemühen, aber man
    zeigt, wohin die Reise gehen soll.                       kann sie nicht garantieren. Wer Kitas und Schulen
       Niemand möchte derzeit gern in einem anderen          öffnet, muss sagen, dass damit das Infektionsrisiko
    Land leben und niemand möchte mit den – viel-            wieder steigt, und geichzeitig die bestmöglichen Be-
    fach gescholtenen – Politikerinnen und Politikern        dingungen und größtmöglichen Spielräume schaffen,
    tauschen. Kern ihrer Rechenschaftspflicht ist ihre       um dieses Risiko so gering wie möglich zu halten.
    Glaubwürdigkeit. Aber gerade bei der schrittwei-
    sen Wiederaufnahme des Unterrichts an hessischen
    Schulen habe ich diese beim Kultusministerium in
    den letzten Wochen oft schmerzlich vermisst:
    • Es schafft kein Vertrauen, wenn der Minister Be-
    richte über hygienische Mängel an vielen Schulen mit
    den Worten wegwischt, man könne „nicht warten,
    bis die letzte Toilette auf dem modernsten Stand ist“.
    • Es nährt Zweifel, wenn der Minister den Unter-
    richt in der Grundschule für „epidemiologisch ris-                                     Harald Freiling,
                                                                                           HLZ-Redakteur
Zeitschrift der Hessen für Erziehung, Bildung, Forschung 73.Jahr Heft6 Juni2020 - Berufliche Bildung
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Die magische Welt der Oper
                                                                                                 Dabei hatte ich meine Klasse so gut
                                                                                             vorbereitet. Habe erzählt, mit wie viel
                                                                                             Geld jeder einzelne Sitzplatz in der Oper
                                                                                             subventioniert wird, dass sie nie wie-
                                                                                             der im Leben so preisgünstig in die Oper
      Auch die Glossen unser Kolumnistin Gab-      gogischen Gründen rein. Zu meinem         kämen und dass ein Finanzausschuss
      riele Frydrych lesen sich derzeit durchaus   Grundsatzprogramm gehört es auch,         mal bemängelt hätte, dass die Perücken
      surreal. In der HLZ-Redaktion standen        dass jede meiner Klassen ein Mal in die   der Darsteller aus Echthaar bestünden.
      wir vor der Wahl zwischen den Themen         Oper geht. Ich selber ziehe das Thea-     Sogar einen Test zum Thema Oper ha-
      Kita (geschlossen!), Nachtwanderun-
      gen auf Klassenfahrten (abgesagt!) oder      ter vor, aber ich finde trotzdem, dass    ben wir geschrieben. Hier einige beein-
      Opernbesuche mit der Schulklasse (von        ein Opernbesuch zur Allgemeinbil-         druckende Antworten meiner 8. Klasse:
      wegen!). Gut, wir haben dann doch die        dung gehört. Einmal habe ich auch         • Was ist eine Oper? – Eine Oper ist
      Oper genommen. Vielleicht lässt man es       die Erziehungsberechtigten der Schü-      ein Haus, wo die Sänger singen können,
      ja auch besser, Schülerinnen und Schü-       ler mitgenommen in der Hoffnung,          was sie fühlen.
      ler dorthin zu schleppen…                    dass die elterliche Präsenz für eine      • Was macht ein Souffleur? – Er putzt
      Ich habe seltsame Grundsätze: Bevor          gewisse Ruhe im zweiten Rang sorgt.       die Bühne.
      man etwas verurteilt, sollte man es          Alle außer mir waren sehr fein geklei-    • Was bedeutet es, wenn ein Sänger
      sich erst mal ansehen. Das hat mich          det, und ein eher bildungsferner Va-      50 Vorhänge hat? – Das ist so eine Art
      in manch merkwürdiges Striptease-            ter sprach verzückt von „großer Oper“,    Demütigung. – Es bedeutet, dass man
      Lokal geführt, in Spelunken und Peep-        die er heute erleben wollte. Hinterher    lange klatschen muss
      Shows, zu einem deutschen Heimat-            waren einige schwer enttäuscht. Sie       • Was haben Opernsänger für beson-
      treffen in Florida und zu Sendungen          hatten Könige und Fürsten in Purpur-      dere Fähigkeiten? – Sie können sehr
      wie „Der Bachelor“, „Zwischen Tüll           mänteln, Zobel und Hermelin erwar-        schnell singen. – Sie können sehr hoch
      und Tränen“ und „Germanys Next Top           tet, schöne Prinzessinnen in wallenden    und sehr tief singen. – Sie können das,
      Model“. Wobei es mich bei Trash-For-         Gewändern, einen prachtvollen Palast      was sie normal sagen, auch singen.
      maten im Fernsehen immer wieder              und einen bombastischen Thron. Lei-       • Wird in Opern gesprochen? – Nein,
      überrascht, wie gut meine Kollegen           der waren wir in eine moderne Insze-      es wird nur geklatscht.
      und Kolleginnen oft informiert sind,         nierung geraten, und alle „Singenden“     • Was braucht man auf der Bühne (ge-
      wenn ich eine Bemerkung mache. Bei-          trugen Sonnenbrillen und schwarze         meint waren Requisiten)? – Mut.
      spielsweise kennen sie jeden Dschun-         Anzüge. Bis auf die Prinzessin, die       • Nenne berühmte Opernkomponis-
      gel-Camp-Insassen mit Namen! Aber            hatte lange Stiefel und Strapse an. Und   ten! – Heinrich Heine.
      die Lehrkräfte ziehen sich diese Sen-        nix von wegen Bühnenbild, alles spiel-    • Warum haben wir in Berlin gleich
      dungen sicher auch nur aus päda-             te in grauem Dekor.                       mehrere Opernhäuser? – Weil Berlin
                                                                                             früher in drei Teile geteilt war und je-
                                                                                             der Staat eine Oper hatte. – Um mehr
                                                                                             Geld einzunehmen und weil es viele
                                                                                             Kirchengebäude gibt. (????) – Weil der
                                                                                             Staat meint, dass wir es für unsere Zi-
                                                                                             vilisation brauchen.
                                                                                             • Warum sind Opernkarten so teuer?
                                                                                             – Es gibt so wenige und früher war es
                                                                                             sogar so, dass manche mit einem Schild
                                                                                             an ihrem Körper dastanden: „Kaufe
                                                                                             eine Opernkarte!“ Jeder wollte eine! –
                                                                                             Weil die Schauspieler nur singen müs-
                                                                                             sen. – Weil in der Oper ohne Mikrofon
                                                                                             gesungen wird. – Weil der Staat das
                                                                                             Geld braucht.
                                                                                             • Nenne nicht-künstlerische Berufe an
                                                                                             einer Oper! – Tonbandträger. Solilist
                                                                                             • Wie nennt man die erste Auffüh-
                                                                                             rung eines Stücks? – Primäre.
                                                                                             • Wie heißt das Textbuch für eine
                                                                                             Oper? – Loretto.
                                                                                             • Was wird in den Werkstätten der
                                                                                             Oper alles hergestellt? – Masken, Kla-
                                                                                             motten, Elektrogeräte.
                                                                                             • Was ist eine Arie? – Das ist der Lei-
                                                                                             ter eines Opernhauses.

                                                                                             Ich schwöre, das hab‘ ich sie nicht ge-
                                                                                             lernt!!!
                                                                                                                Gabriele Frydrych
Zeitschrift der Hessen für Erziehung, Bildung, Forschung 73.Jahr Heft6 Juni2020 - Berufliche Bildung
5      HLZ 6/2020       zum Inhaltsverzeichnis                                                                            M el d un g en

           1. Mai: Kampfansage der                    Zwangsabordnungen an
           der Unternehmerverbände                    Grundschulen geplant
    Die Presseerklärung von Dirk Pollert,       Mit völligem Unverständnis reagierte
    Hauptgeschäftsführer der Vereinigung        die GEW Hessen auf einen Erlass des
    der hessischen Unternehmerverbände          Hessischen Kultusministeriums (HKM),
    (VhU), am Vorabend des 1. Mai konn-         mit dem Lehrkräfte mit gymnasialem
    te vom DGB nur als Provokation und          Lehramt an Gesamtschulen und Gym-
    Kampfansage verstanden werden. Die          nasien im Rahmen einer Abordnungs-
    seit dem 10. April geltenden Änderun-       quote für bis zu zwei Jahre auch ge-
    gen der Arbeitszeitverordnung, die eine     gen ihren Willen an eine Grundschule
    tägliche Höchstarbeitszeit von bis zu 12    abgeordnet werden können. Der Erlass
    Stunden, eine wöchentliche Höchstar-        wurde unter Umgehung der Mitbestim-
    beitszeit von über 60 Stunden und eine      mungsrechte des Hauptpersonalrats
    Absenkung der Ruhezeit zwischen zwei        Ende April im Rahmen des Sofortvoll-
    Arbeitstagen auf 9 Stunden vorsehen,        zugs nach § 73 HPVG in Kraft gesetzt.
    sind für Pollert ein „Modernisierungs-      Der geschäftsführende Landesvorstands
    schub“, der auch „über die Corona-­         bezeichnete es in einer Erklärung vom
    Krise hinaus für die dringend benötig-      7. Mai als „Schlag gegen die viel be-
    te Flexibilisierung unserer Arbeitswelt“    schworene Gemeinsamkeit in Zeiten der
    erhalten bleiben und „auf die gesamte       Pandemie“, dass in einer Situation, „in
    Wirtschaft ausgedehnt werden“ müsse.        der niemand weiß, wo wir in vier Wo-
                                                chen, am Ende des Schuljahres oder
          Videokonferenzen: Ist in              am Anfang des neuen Schuljahres ste-
          Hessen jetzt alles erlaubt?           hen, wo Beschäftigte angesichts des In-
                                                fektionsrisikos Angst um ihre Gesund-
    Anfang Mai sorgte der Hinweis des Hes-      heit haben, Quoten für die zwangsweise
    sischen Datenschutzbeauftragten, dass       Abordnung von der einen an die ande-
    für die Dauer der Pandemie in Schulen       re Schulform berechnet und Personen
    alle „gegenwärtig erhältlichen Video-       für eine solche Abordnung ausgedeutet
    konferenzsysteme als erlaubt gelten“, für   werden“. Der Erlass ist Teil eines Maß-
    erhebliche Irritationen. Nach einem Ge-     nahmenpakets, mit dem das HKM dem
    spräch mit dem für Schulen zuständigen      Lehrkräftemangel an Grundschulen im              GEW fordert Einhaltung
    Mitarbeiter der Behörde berichtete GEW-     nächsten Schuljahr begegnen will. Alle           hygienischer Standards
    Landesvorsitzende Birgit Koch von ei-       Informationen und die Stellungnahmen
    ner Übereinstimmung, dass „die Öffnung      der GEW findet man in dieser HLZ auf       Die GEW Hessen weist seit Wochen auf
    von Videokonferenzsystemen rein tem-        den Seiten 34 und 35.                      die schlechten Hygieneverhältnisse in
    porär zu betrachten ist“. Mit der weite-                                               vielen Schulen hin. Diese sind ein Er-
    ren Öffnung der Schulen und der schritt-          Kooperation mit DITIB bei            gebnis der jahrelangen „Sparpolitik“
    weisen Rückkehr zum Präsenz­unterricht            Islamunterricht beendet              und der Vernachlässigung von Investi-
    ende auch die vorübergehende Freigabe                                                  tionen in die Schulgebäude. Die GEW
    des Datenschutzbeauftragten. Der Ein-       Das Kultusministerium erklärte Ende        erreichen immer wieder Berichte von
    satz von Videokonferenzsystemen für         April nach langwierigen Prüfungen          Kolleginnen und Kollegen, die gravie-
    die Kommunikation mit Schülerinnen          die Kooperation mit dem türkischen         rende Mängel in der Umsetzung von
    und Schülern liege alleine „in der päda­    Moscheeverband DITIB bei der Durch-        Hygienemaßnahmen bestätigen. Das
    gogischen Freiheit und Entscheidung         führung eines bekenntnisorientierten       Verwaltungsgericht Frankfurt wies am
    der Lehrkraft für ihren Unterricht“. Die    islamischen Religionsunterrichts für be-   5. Mai den Antrag einer Lehrerin ab, die
    Anfang April veröffentlichten „Informa-     endet, da die notwendige Unabhängig-       die hygienischen Bedingungen an ih-
    tionen zum digitalen Lernen und der di-     keit vom türkischen Staat und dessen       rer Schule kritisierte: Die Antragstelle-
    gitalen Kommunikation“ in der Zeit der      Religionsbehörden nicht nachgewiesen       rin könne nicht erwarten, „mit einem
    Pandemie behalten zudem weiter ihre         werden konnte (HLZ S.29). Die GEW er-      bis ins letzte ausgefeilten Hygieneplan
    Gültigkeit. Danach sind ausdrücklich die    neuerte in diesem Zusammenhang ihre        eine Nullrisiko-Situation in der Schu-
    Angebote „zu bevorzugen, die bei einer      Forderung an das HKM, die Vereinba-        le anzutreffen“. Die GEW-Landesvorsit-
    öffentlichen Stelle gehostet werden“. Die   rungen mit den türkischen Konsula-         zende Maike Wiedwald erklärte dazu,
    GEW und der hessische Datenschutzbe-        ten zur Durchführung von herkunfts-        jeder wisse, dass eine „Nullrisiko-Si-
    auftragte begrüßen es deshalb, dass sich    sprachlichem Unterricht zu kündigen        tuation nirgends besteht, es würde uns
    die Schulträger mit ihren M
                              ­ edienzentren    und diesen in die Verantwortung des        ja schon reichen, wenn die Arbeits-
    „auf den Weg gemacht haben, den Schu-       Landes Hessen zurückzuführen: „Wäh-        schutzstandards des Bundesarbeits-
    len datenschutzfreundliche Sys­teme zur     rend der islamische Religionsunterricht    ministeriums vom April 2020 überall
    Verfügung zu stellen“. Jetzt vorüber­       immerhin von Lehrkräften im Dienst         eingehalten würden“. Da es ein Eilver-
    gehend akzeptierte temporäre Lösungen       des Landes Hessen erteilt wird, unter-     fahren war, hatte das Verwaltungsge-
    werden dann nicht mehr in allen Fällen      stehen die Konsulatskräfte ausschließ-     richt offensichtlich keine Zeit für eine
    zulässig sein.                              lich dem türkischen Staat.“                Ortsbegehung.
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                   Zimmerweg 12: Was tut die GEW?
        Der folgende Blog informiert über Akti-       Mittwoch, 22. April                       tusminister Lorz wäre wohl besser bei
        vitäten und Statements der GEW Hessen                                                   seiner Ersteinschätzung geblieben, es
        seit Mitte April bis zur Fertigstellung der   Die Erlasse des HKM zur Wiederauf-        sei ‚epidemiologisch bedenklich‘, auch
        Juni-Ausgabe der HLZ. Aktivitäten der         nahme des Unterrichts, die die spezi-     die Grundschulen schon jetzt zu öff-
        Kreis- und Bezirksverbände, der Personal-     fischen Bedingungen für die einzelnen     nen“.
        räte und vieler anderer Gremien der GEW       Schulformen und Jahrgangsstufen re-
        sind hier nicht erfasst. Alle Stellungnah-
                                                                                                    Die GEW begrüßt die Entscheidung
                                                      geln, kommen erst am Mittwochabend        der Landesregierung, auch die Lehr-
        men findet man im Wortlaut unter www.         an. Dasselbe gilt für den angekün-
        gew-hessen.de.                                                                          kräfte in die Liste der systemrelevan-
                                                      digten Hygieneplan des Landes. Da-
                                                                                                ten Berufe aufzunehmen, so dass auch
                                                      mit stehen den Schulen gerade ein-
                                                                                                sie für ihre Kinder einen Anspruch auf
        Donnerstag, 16. April                         mal zwei Tage für die Umsetzung zur
                                                                                                einen Platz in einer Notbetreuung ha-
                                                      Verfügung. Einzelne Schulen, die un-
        Die GEW begrüßt die Mitteilung der            mittelbar nach der Ankündigung des        ben. Angesichts der Schwierigkeiten,
        Lehrkräfteakademie, dass die Verpflich-       HKM zur Wiederaufnahme des Un-            einen solchen Platz zu finden, soll-
        tung zur Durchführung der Vergleichs-         terrichts verantwortungsvolle Pläne       ten aus Sicht der GEW Lehrkräfte mit
        arbeiten (VerA 3) auf Grund der Pande-        erstellt hatten, werden in den Sen-       kleinen Kindern weiterhin vorrangig
        mie aufgehoben wird, und meint: „Das          kel gestellt, wenn sie die Vorgabe von    im Bereich des Homeschoolings und
        kann so bleiben.“                             „mindestens 20 Wochenstunden“ nicht       nicht im Präsenzunterricht eingesetzt
                                                      einhalten.                                werden.
                                                                                                    Am selben Tag stellt der Kultus-
        Freitag, 17. April                                                                      minister ein Paket von Maßnahmen
                                                      Donnerstag, 23. April
        Die GEW zeigt sich wie alle Beteiligten                                                 „zur Sicherung des Lehrkräftebedarfs
        überrascht, dass der Unterricht am 27.4.      Die GEW Hessen stellt den Schulen         an Grundschulen“ vor. Die GEW re-
        nicht nur – wie angekündigt – in den          einen offenen Brief an das HKM zur        agiert sofort: Dass Lehrerinnen und
        Abschlussklassen der Sekundarstufe I          Verfügung und ruft dazu auf, Unter-       Lehrer mit dem gymnasialen Lehr-
        wieder aufgenommen werden soll, son-          schriften zu sammeln. Sie fordert klei-   amt zwangsweise an die Grundschu-
        dern auch in den 4. Klassen der Grund-        nere Gruppen insbesondere an den          len abgeordnet werden sollen, hält sie
        schulen. Die GEW weist daraufhin, dass        Grundschulen und eine Einhaltung          angesichts der aktuellen Sorgen vie-
        dies keine Abschlussklassen sind und          der bundeseinheitlichen Regelung zum      ler Lehrkräfte für „pädagogisch nicht
        dass die Abstandsregeln bei den vom           Arbeitsschutz in Zeiten der Corona-       sinnvoll“ und für einen „personalpo-
        Minister ins Spiel gebrachten 10 bis          Pandemie.                                 litischen Skandal“. Ausführliche In-
        15 Kindern in einem Raum besonders                Den Betrag von 150 Euro, den die      formationen zu den Vorhaben und zur
        schwer einzuhalten sind. Für Verkaufs-        Große Koalition in Berlin bedürftigen     Umgehung der Mitbestimmungsrech-
        flächen gelte nach wie vor, „dass nur         Familien für die Anschaffung digitaler    te des Hauptpersonalrats findet man in
        ein Kunde pro 20 Quadratmetern in             Endgeräte zur Verfügung stellen will,     dieser HLZ auf S.34.
        den Laden darf.“ Generell hält die GEW        hält die GEW Hessen für völlig unzu-
        die Vorbereitungszeit von einer Woche         reichend. Schließlich gehe es nicht nur
        auch angesichts der hygienischen Män-         um die Anschaffung, sondern auch um       Samstag, 25. April
        gel in vielen Schulen für zu kurz.            Reparaturen und Nebenkosten.              Schulen wurden in der Woche vor der
                                                                                                Wiederaufnahme des Unterrichts mit
        Dienstag, 21. April                           Freitag, 24. April                        zum Teil widersprüchlichen Mitteilun-
                                                                                                gen des HKM und der Schul­träger zur
        GEW, ver.di, Wohlfahrtsverbände und           Mitten in die hektischen und ner-
                                                      venaufreibenden Vorbereitungen für        Hygiene, zum Einsatz von Desinfekti-
        zahlreiche Betriebsräte wenden sich
                                                      die Wiederaufnahme des Unterrichts        onsmitteln und zum Mund-Nase-Schutz
        in einem Brandbrief an die hessische
        Landesregierung, den Landkreistag, den        platzt die Entscheidung des Hessi-        überschüttet. Plötzlich präsentieren In-
        Städtetag und den Städte- und Gemein-         schen Verwaltungsgerichtshofs, der        nenminister Beuth und Kultusminister
        debund und fordern, „alle Betriebe der        die Wiederaufnahme des Unterrichts        Lorz 750.000 Mund-Nase-Schutzmas-
        Sozialen Arbeit vollständig weiter zu         für die 4. Klassen am 27. 4. untersagt,   ken, 7.000 Schutzhandschuhe, 4.800
        refinanzieren, auch dann, wenn die-           da diese Schülerinnen und Schüler ei-     Schutzkittel und 18.000 Liter Desin-
        se aufgrund der Corona-Pandemie ihre          nem höheren Infektionsrisiko ausge-       fektionsmittel, die von der „Task Force
        Leistungen derzeit nur eingeschränkt          setzt würden, ohne dass dies sach-        Beschaffungsmanagement und Ver-
        erbringen können.“ Nur die vollstän-          lich begründet sei. Schließlich seien     teilung“ beschafft und zum Teil unter
        dige Refinanzierung verhindere Entlas-        alle anderen Schülerinnen und Schü-       Poli­zeischutz an die Schulämter ausge-
        sungen und garantiere, „dass die Ein-         ler, „die sich keiner Abschlussprüfung    liefert werden und dort von den Schu-
        richtungen ihre Arbeit nach dem Ende          unterziehen müssen, weiter von der        len – selbstverständlich zeitversetzt und
        der Krise reibungslos wiederaufnehmen         Schulpflicht befreit“. Die GEW sieht      unter Einhaltung der Abstandsregeln –
        können“.                                      sich in ihren Bedenken bestätigt: „Kul-   abgeholt werden können.
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7     HLZ 6/2020       zum Inhaltsverzeichnis

    Montag, 27. April                          teakademie und den Studienseminaren
                                               beraten. Dasselbe gilt für die Ausbil-
    Der Unterricht wird zunächst in be-        dungsbedingungen der LiV im 1. und 2.
    grenztem Umfang in den Abschluss-          Hauptsemester und die Zweiten Staats-
    klassen der Förderschulen, Haupt- und      prüfungen. Aktuelle Infos findet man in
    Realschulen, Gesamtschulen und Be-         dieser HLZ auf S. 32 und unter www.
    ruflichen Schulen und der Q2 in der        gew-hessen.de > Bildung > Aus- und
    Gymnasialen Oberstufe wieder aufge-        Fortbildung.
    nommen. Nach den Rückmeldungen,
    die auch bei der GEW eingehen, war         Dienstag, 5. Mai
    dies auch aufgrund der intensiven Vor-
    bereitungen in „Tag- und Nachtarbeit“      Eine Lehrerin könne nicht erwarten,
    offensichtlich zu schaffen. Viele Kol-     „mit einem bis ins letzte ausgefeilten
    leginnen und Kollegen sehen aber die       Hygieneplan eine Nullrisiko-Situation
    Schulen räumlich und vor allem auch        in der Schule anzutreffen“. Mit dieser     Auch nach der Wiedereröffnung der Lan-
    personell schon jetzt „am Limit“ und       Begründung weist das Verwaltungsge-        desgeschäftsstelle der GEW im Zimmerweg
    können sich eine Ausweitung auf wei-       richt Frankfurt den Eilantrag einer Leh-   in Frankfurt arbeiten viele Mitarbeiterin-
    tere Jahrgänge nicht vorstellen.           rerin ab, dass ihre Schule aufgrund der    nen und Mitarbeiter weiterhin vorrangig im
        GEW, Landeselternbeirat und Lan-       hygienischen Bedingungen nicht geöff-      Homeoffice. Deshalb bitten wir alle Mitglie-
    desschülervertretung fordern gemein-                                                  der, ihre Anfragen an die GEW Hessen wei-
                                               net werden dürfe. Die GEW-Vorsitzende
                                                                                          terhin vorzugsweise per Post (Zimmerweg
    sam, dass bei den nächsten Schritten       Maike Wiedwald erklärte dazu, „es wür-     12, 60325 Frankfurt) oder Mail (info@
    zur Öffnung der Schulen „Gründlich-        de ja schon reichen, wenn die SARS-        gew-hessen.de) zu schicken. Aktuelle Infos
    keit vor Schnelligkeit“ gehen muss. Der    CoV2-Arbeitsschutzstandards endlich        zur telefonischen Erreichbarkeit findet man
    Unterricht dürfe nur dort wiederaufge-     überall eingehalten würden“.               unter www.gew-hessen.de
    nommen werden, wo „die Einhaltung
    der Hygienevorgaben gewährleistet ist“.    Donnerstag, 7. Mai                         Dienstag, 12. Mai
        Auch an den Hochschulen ist das
    neue Semester angelaufen. Die GEW          Die GEW-Vorsitzende Birgit Koch und        Maike Wiedwald und Tony C. Schwarz
    berichtet nach einem intensiven Aus-       der stellvertretende Landesvorsitzen-      erneuern in einer Telefonkonferenz
    tausch des Referats Hochschule und         de Tony Schwarz nehmen für die GEW         mit dem Ministerium die Kritik an den
    Forschung mit Beschäftigten der hes-       an der Telefonkonferenz der Verbände       geplanten Zwangsabordnungen von
    sischen Hochschulen „über die enorm        mit Kultusminister Lorz teil. Sie war-     Gymnasiallehrkräften an Grundschu-
    gestiegene Arbeitszeit zur Vorbereitung    nen davor, die Schulen durch nicht um-     len (HLZ S.34). Mit dieser Methode der
    digitaler Lehre“. Insbesondere Beschäf-    setzbare Vorgaben zu knebeln, die die      „Personalgewinnung für Grundschulen“
    tigte mit Kindern im Kita- und Grund-      Eindämmung der Pandemie behindern.         sei auch angesichts der unterschiedli-
    schulalter kommen an ihre Belastungs-          Am späten Nachmittag informiert        chen Besoldung und Unterrichtsver-
    grenze, „wenn sie Lehre, Forschung und     das HKM die Schulen über Schritte zur      pflichtung niemandem geholfen. In den
    Kinderbetreuung gleichzeitig verein-       Erweiterung des Unterrichtsangebots        „Webinaren“ zu den HKM-Vorhaben
    baren müssen“. Die digitale Infrastruk-    für alle Schülerinnen und Schüler ab       hatten auch viele Grundschulleitungen
    tur der Hochschulen sei aufgrund der       Jahrgangsstufe 4 ab dem 18.5. und für      gefragt, wann die GEW-Forderung nach
    hohen Nachfrage von Studierenden           die ersten bis dritten Klassen ab dem      einer gerechten Besoldung der Grund-
    schnell an ihre Grenzen gekommen.          2.6. Die Lerngruppen dürfen nicht mehr     schullehrkräfte endlich umgesetzt wird.
                                               als 15 Schülerinnen und Schüler um-
    Freitag, 1. Mai                            fassen, wobei „je nach räumlicher Situ-    Mittwoch, 13. Mai
                                               ation vor Ort auch kleinere Gruppen ge-
    Erstmals seit Gründung des DGB im          bildet werden können bzw. müssen“, da      Birgit Koch und René Scheppler spre-
    Jahr 1949 gibt es keine öffentlichen De-   die Abstandsregeln und die Empfehlun-      chen mit dem Hessischen Datenschutz-
    monstrationen und Kundgebungen zum         gen des RKI zur Hygiene „einzuhalten       beauftragten über die Zulässigkeit von
    1. Mai. In den sozialen Netzwerken und     sind“. Jede Schülerin und jeder Schü-      Videokonferenzsystemen (HLZ S.5).
    auch in der Öffentlichkeit zeigen Ge-      ler soll wöchentlich mindestens sechs         Eigentlich wäre heute die Wahl der
    werkschafterinnen und Gewerkschaf-         Wochenstunden Präsenzunterricht er-        Personalräte in Schulen, Hochschulen
    ter Flagge, wie das HLZ-Titelbild mit      halten und an den anderen Tagen mit        und Bildungsverwaltung abgeschlos-
    einer Aktion der GEW in Kassel zeigt.      „didaktisch versiert ausgearbeiteten       sen. Ein neuer Wahltermin war bei Re-
                                               Materialien und Aufgabenstellungen“        daktionsschluss der HLZ noch nicht be-
                                               zu Hause lernen. Für die GEW ist klar,     kannt.
    Montag, 4. Mai
                                               dass diese extrem aufwändige Arbeit
    Mehr als 1.000 neue Lehrkräfte im          der Lehrkräfte auf die Pflichtstunden-     Donnerstag, 14. Mai
    Vorbereitungsdienst (LiV) treten ih-       zahl angerechnet werden muss.
    ren Dienst an. Über den Einstieg in die        Die GEW kritisiert die Änderung der    Wegen eines vorgezogenen Versand-
    schulische Arbeit haben Kolleginnen        Corona-Verordnung bezüglich der Be-        termins geht die HLZ heute in Druck.
    und Kollegen des Referats Aus- und         schäftigten an Schulen, die mit einer
    Fortbildung der GEW und des Haupt-         Person über 60 Jahre in einem Haus-          Alle weiteren aktuellen Infos:
    personalrats intensiv mit der Lehrkräf-    stand leben.                                      www.gew-hessen. de
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C oron a - P a n d emie                                                                      zum Inhaltsverzeichnis         HLZ 6/2020      8

                                             Die Verletzlichkeit der Kinder
                           Virus deckt Konstruktionsfehler des Bildungssystems auf
        Ein Ergebnis der Corona-Krise steht für      schluss sind nicht selbstverständlich in    zehnjähriger Kinder nach Schulformen
        Bildungsexperten ziemlich sicher fest:       allen Haushalten. Sie müssten kostenlos     geschuldet.
        Die Schließung von Kitas und Schulen         bereitgestellt werden, damit alle Kinder        Nicht die individuellen Bedürfnisse
        hat die soziale Ungleichheit und Be-         einen Zugang zu E-Learning erhalten.        von Kindern und Jugendlichen nach
        nachteiligung verschärft. Wie reagiert           Der Ruf nach digitaler Vernetzung       der Krise stehen im Zentrum, sondern
        die Bildungspolitik darauf?                  ist durch die Schulschließungen so          die möglichst gezielte Rückkehr zum
            In einer Erklärung zur Wieder-           unüberhörbar laut geworden, dass mit        alten konkurrenzorientierten Schulbe-
        öffnung der Schulen in Nordrhein-            großer Sicherheit die Digitalisierung als   trieb, der mit seinen selektiven Über-
        Westfalen fordern DGB, GEW, Grund-           Gewinner aus der Corona-Krise her-          gängen und Prüfungen die verletz-
        schulverband und die Gemeinnützige           vorgehen wird. Angesichts der Macht         lichen Kinder zu Bildungsverlierern
        Gesellschaft Gesamtschule gemeinsam          der kommerziellen Anbieter, die auf         macht. Die Initiatoren der Petition an
        mit weiteren Verbänden eine Verstär-         den lukrativen digitalen Bildungsmarkt      den Bundestag „Güterabwägung in der
        kung der Chancenungleichheit zu ver-         drängen, muss die Bildungspolitik klä-      Krise: Chancen eröffnen für neue Bil-
        meiden und die zentralen Prüfungen           ren, ob sie die Digitalisierung der Schu-   dungsmöglichkeiten statt Rückkehr zur
        auszusetzen. Unter Berücksichtigung          len als Teil öffentlicher Daseinsvorsor-    alten Schule“ legen genau den Finger
        herkunftsbedingter Unterschiede dürf-        ge ausgestalten und verantworten oder       in die Wunde.
        ten die häuslichen Aufgaben während          zum Türöffner für Ökonomisierung und            Dass Ungleichheit und Benachteili-
        der Zeit der Schulschließungen keines-       Privatisierung der Bildung machen will.     gung als Folgen der Corona-Pandemie
        falls benotet und für die Versetzungs-       Die KMK hat jedenfalls bislang nicht zu     öffentlich problematisiert werden, hat
        entscheidungen herangezogen werden.          erkennen gegeben, wie sie den Appetit       einen berechtigten Grund. Unabhängig
        Alle Kinder sollten in die nächste Jahr-     der großen IT-Lobbyisten zügeln will.       von der derzeitigen Krise erweist sich
        gangsstufe versetzt und Klassenwie-              Jedes fünfte Kind in Deutschland        die strukturelle Ungleichheit des
        derholungen nur freiwillig ermöglicht        ist arm. Das sind nach offiziellen Stu-     selektiven Bildungssystems längst als
        werden. Auch die Übergänge in die Se-        dien 2,5 Millionen Kinder, unter Be-        gesellschaftliche Hypothek, die soziale
        kundarstufen I und II müssten zuguns-        rücksichtigung der Dunkelziffer sogar       Spaltung fördert.
        ten der Schülerinnen und Schüler ge-         bis zu 4,4 Millionen. Ihre Bildungsbe-          Allen politischen Beteuerungen
        regelt werden. Zu diesen Forderungen         nachteiligung ist offenkundig. Wenn zu      nach dem PISA-Schock zum Trotz hat
        hat sich die Kultusministerkonferenz         der Armutslage noch die geringe Bil-        sich der enge Zusammenhang von Her-
        (KMK) nicht verhalten. Sie hat ledig-        dung der Eltern hinzukommt, dann sind       kunft und Bildungserfolg erhalten, wie
        lich erklärt, dass die Länder mit flexi-     ihre Chancen auf den Gymnasialbesuch        die Nationalen Bildungsberichte aus-
        blen Regelungen sicherstellen werden,        gleich Null, aber dafür sind sie überpro-   weisen. Das städtische Quartier, in dem
        „dass alle Schülerinnen und Schüler          portional in der Förderschule mit dem       ein Kind aufwächst, ist für Sozialwis-
        ihre Prüfungen absolvieren und ihre          Förderschwerpunkt Lernen vertreten.         senschaftler inzwischen zu einem si-
        Abschlüsse im laufenden Schuljahr er-            Arme Kinder sind besonders ver-         cheren Indikator für die Bildungs-
        reichen können“. Dagegen steht zu er-        letzlich. Die Corona-Krise trifft sie be-   biografie des Kindes geworden. Eine
        warten, dass die IT-Lobby es dank Co-        sonders hart. Der häusliche Stress ist      Verschärfung von Chancenungleich-
        rona sehr viel leichter hat, sich bei der    groß, die Eltern sind belastet und kön-     heit muss beunruhigen, weil sie auch
        KMK Gehör zu verschaffen.                    nen den Kindern bei der Bewältigung         die soziale Spaltung verschärft und die
            Die Krise hat offengelegt, dass es bis   von Home Schooling und auferlegter          demokratische Entwicklung der Gesell-
        heute an einer gemeinsamen nachhal-          Kontaktsperren weniger unterstützend        schaft in Frage stellt.
        tigen Strategie der Länder zur Digita-       helfen als sozioökonomisch besser ge-           Die Corona-Krise hat die Diskus-
        lisierung der Schulen fehlt. Der digita-     stellte Eltern.                             sion über grundlegende Veränderun-
        le Ausbau- und Entwicklungsstand in              Wird die Politik die Kinder mit Ar-     gen des Gesundheitswesens befördert.
        den Ländern, den Kommunen und den            mutsrisiken in den Blick nehmen, wenn       Sie ist auch eine Chance für die gesell-
        Schulen könnte nicht unterschiedlicher       es darum geht, die richtigen Lehren aus     schaftliche Debatte über die Zukunft
        sein. Home Schooling hat es an den Tag       der Corona-Krise zu ziehen?                 unseres Bildungssystems und über die
        gebracht: Schulen sind in der Ausstat-           Die Entscheidung der Bildungspoli-      notwendige Transformation zu einem
        tung und der Nutzung digitaler Werk-         tik, die Schulen auf der Basis der Vor-     demokratischen, solidarischen, inklusi-
        zeuge unterschiedlich aufgestellt. Aber      schläge von Experten der Leopoldina         ven und krisenfesten Schulsystem, das
        selbst wenn sie optimal ausgestattet         wieder hochzufahren, beweist das Ge-        kein Kind zurücklässt. Auf dem Weg
        wären und das Lehrpersonal über ent-         genteil. Auch das hartnäckige Insistie-     zu inklusiver Gleichheit im Sinne der
        sprechende Konzepte verfügte, könn-          ren der hessischen Landesregierung, bei     Menschen- und Kinderrechte müssen
        ten nicht alle Schülerinnen und Schüler      den vierten Klassen der Grundschulen        aussondernde und benachteiligende
        erreicht werden. Computer oder Laptop        handele es sich um „Abschlussklassen“,      Strukturen überwunden werden.
        mit Drucker, WLAN und Internetan-            ist der in Stein gemeißelten Auslese                        Dr. Brigitte Schumann
Zeitschrift der Hessen für Erziehung, Bildung, Forschung 73.Jahr Heft6 Juni2020 - Berufliche Bildung
9      HLZ 6/2020        zum Inhaltsverzeichnis                                                           P ä d a g o g ik un d K rise

     Zeit für Aufarbeitung
         Kinder tragen die Erfahrung der Corona-Krise in die Schule
    Ich bin keine Psychotherapeutin und           • die Phase der „Bearbeitung“ (Akzep-     und der Politik mit der Krise, Entwick-
    habe keine Ausbildung in psychologi-          tanz, Lösungen suchen) und                lung einer Zukunftsperspektive werden
    scher Krisenintervention. Ich bin sozi-       • die Phase der „Neuorientierung“ (zu     eine zentrale Rolle spielen. Die päda-
    alpädagogische Fachkraft und arbeite          sich selbst, zur Umwelt).                 gogische Bearbeitung könnte fächer-
    in einem multiprofessionellen Team in         Diese Phasen laufen individuell, sel-     übergreifend in Unterrichtsformen wie
    einer Förderschule. Unsere Arbeitswei-        ten chronologisch, sind nicht vonei-      Projektwochen oder Workshops statt-
    se beruht auf Beobachtung, Analysie-          nander abzugrenzen und können sich        finden und kann nur mit Unterstüt-
    ren von Verhaltensweisen und Zuhören.         wiederholen.                              zung aller in Schule tätigen Professio-
    Wir versuchen, zwischen den Zeilen zu                                                   nen und im multiprofessionellen Team
    lesen und alles in einen logischen Zu-                                                  gelingen. Neben der medizinischen Hy-
                                                   Phasen der Krisenbewältigung
    sammenhang zu bringen, um unsere                                                        giene muss die psychische und soziale
    Schülerinnen und Schüler dort abzuho-         Eine langanhaltende Krise ohne ent-       Hygiene Priorität haben. Dass dies un-
    len, wo sie gerade emotional und ent-         sprechende Bewältigungsstrategien des     ter den weiter bestehenden Abstandsre-
    wicklungsbezogen stehen.                      Individuums ist häufig mit psychoso-      gelungen, die Nähe und Austausch un-
                                                  matischen Beschwerden oder psychi-        terbinden oder mindestens erschweren,
                                                  schen Erkrankungen verbunden. Su-         stattfinden muss, ist eine bisher nie ge-
         Stillstand ohne Stillstand               izidalität, Schlafstörung, Essstörung,    kannte Herausforderung.
    Aus diesem Blickwinkel schaute ich            Stress und Suchtverhalten können die      Annette Karsten
    schon in der ersten Woche nach Schul-         Folgen sein.                              Referat Sozialpädagogische Berufe
    schließung auf den Wiedereinstieg. Der            Wir alle machen in diesen Mona-
                                                  ten Erfahrungen, die unsere bisheri-      (1) https://www.quarks.de/gesellschaft/psy-
    Beitrag „So bewältigen wir eine K  ­ rise“
                                                                                            chologie/phasen-einer-krise/
    der Wissenschaftsjournalistin Lara            gen Erfahrungen, Normen, Werte, Lö-
    Schwenner zum Themenbereich Trauma            sungsstrategien und Handlungsmuster
    und Verlust bestätigte mich in meinen         auf den Kopf stellen. Wir erleben Angst
    Überlegungen, dass der Wiedereinstieg in      um die eigene Gesundheit und die von
    den Schulalltag nach dieser Zeit kein ge-     Angehörigen, Gefühle der Isolation und
    wöhnlicher Einstieg in Schule sein kann,      Verlust von Freiheit sowie Angst vor
    wie er uns allen nach unterrichtsfreier       der ungewissen Zukunft.
    Zeit bekannt ist. Es waren eben keine Fe-         Aus Medienberichten erfahren wir,
    rien. Es war ein Stillstand – ohne wirkli-    dass häusliche Gewalt in der Krisen-
    chen Stillstand! Das Leben ging weiter,       zeit zunimmt und dass die Einschrän-
    nur eben anders als gewohnt. Die Euro-        kungen oder sogar der Verlust der be-
    päische Union rief nach § 4 der Vergabe-      ruflichen Existenz viele Familien in
    verordnung Verteidigung und Sicherheit        finan­zielle Nöte brachte oder zukünf-
    eine Krise aus, da ein Schadensereignis       tig bringen wird. Wir hören statisti-
    eingetreten ist, das Leben und Gesund-        sche Erhebungen über Erkrankte und
    heit zahlreicher Menschen erheblich ge-       Verstorbene. Jedes Gehörte oder Erleb-
    fährdet oder einschränkt.                     te löst Stress in uns aus und trägt ein
        In ihrem Artikel „Trauma und Ver-         hohes Maß an psychischen Belastungs-
    lust“ schreibt Laura Schwenner unter          momenten. Diese Erfahrungen tragen
    anderem Folgendes:                            unsere Schülerinnen und Schüler in ih-
    „In einer Krise durchlaufen wir verschie-     rem Rucksack mit in die Schule. In je-
    dene Phasen. Wie lange die Bewältigung        der Schulform. Wir können dem nur
    dauert, ist jedoch individuell verschieden.   mit unseren pädagogischen Möglich-
    Krisen werfen uns aus dem Gleichgewicht.      keiten begegnen.
    Darum müssen wir drüber sprechen.“                Es muss Zeit und Raum für die Auf-
    Des Weiteren schreibt sie, dass Forsche-      arbeitung geben. Es müssen Gesprächs-
    rinnen und Forscher darüber überein-          anlässe geschaffen werden, um Erlebtes
    stimmen, dass vier verschiedene Phasen        anzuschauen und auszutauschen. Pha-
    der Krisenbewältigung zu beobachten           sen der Selbstreflexion und der Neuori-
    sind:                                         entierung müssen gegeben sein. Inhalte
    • die Phase des „Schocks“ (Lähmung,           wie Trauer um verstorbene Angehöri-
    Nicht-Wahrhaben-Wollen)                       ge, Gewalt in der Familie, Gefühle der
    • die Phase der „Reaktion“ (chaoti-           Einsamkeit und Isolation, Solidarität
    sche Emotionen, Verdrängung, Angst)           und Freundschaft, Umgang der Medien
Zeitschrift der Hessen für Erziehung, Bildung, Forschung 73.Jahr Heft6 Juni2020 - Berufliche Bildung
Schwerpunktthema                                                                       zum Inhaltsverzeichnis           HLZ 6/2020      10

                                                                               Der Wendepunkt
                    Akademisierung versus berufliche Bildung
    Der Trend zum Erwerb einer Hochschulzugangsberechtigung           Lebenseinkommen ist. Dieses Argument verstärkt den Kö-
    ist ungebrochen. 2011 wurde erstmals ein Gleichstand zwi-         nigsweg, über die Gymnasien in die Hochschulen zu gehen.
    schen der Zahl der Anfängerinnen und Anfänger im dua-                 Ein weiteres bildungspolitisches Ziel, nämlich die seit we-
    len Ausbildungssystem und der Zahl der Studienanfänge-            nigstens einem Vierteljahrhundert massiv vorgetragene For-
    rinnen und Studienanfänger erreicht. Dieser Trend setzt sich      derung nach Gleichwertigkeit und Durchlässigkeit von Aus-
    bis heute fort. 2013 waren es knapp 512.000 Studienanfän-         bildungswegen, hat zu einer vermeintlichen Aufwertung der
    gerinnen und Studienanfänger und damit erstmals mehr als          beruflichen Bildung geführt. Das wird damit belegt, dass bei-
    die rund 491.000 Anfängerinnen und Anfänger in der dua-           spielsweise Abschlüsse als Meister oder der Fachschule für
    len Berufsausbildung. Inzwischen nehmen rund 55 % eines           Technik (z.B. Techniker) dem Niveau 6 des Deutschen Qua-
    Jahrgangs ein Studium auf. Seit 2005 ist die Zahl der An-         lifikationsrahmens zugeordnet wurden. Zudem hat die Zahl
    fängerinnen und Anfänger im dualen System um 4,4 % ge-            der Studienanfängerinnen und Studienanfänger ohne Hoch-
    sunken (von 517.342 auf 494.537), die Zahl der Studienan-         schul- oder Fachhochschulreife weiter zugenommen und be-
    fängerinnen und Studienanfänger stieg im selben Zeitraum          lief sich 2018 auf 14.800. Das entspricht einem Anteil von
    um 40,3 % (von 366.242 auf 513.988). Diese Entwicklung,           2,9 Prozent der Neueinschreibungen an Hochschulen. Gegen-
    die eine markante Erhöhung der Zahl der Schulabgängerin-          über 2013 ist das eine Steigerung um mehr als einem Drit-
    nen und Schulabgänger mit Studienberechtigung voraussetzt,        tel. Rund 45 Prozent dieser Gruppe weisen eine Qualifizie-
    ist kein irrationaler Massentrend, der in einem „Akademisie-      rung als Meister oder Fachwirt auf. Voraussetzung dafür ist
    rungswahn“ mündet, wie von manchem Autor suggeriert,              eine Berufsausbildung. Der Anteil dieser Gruppe ist jedoch
    sondern die Konsequenz strukturell angelegter Bildungsre-         sehr klein, so dass nicht von einem Durchbruch zugunsten
    formen seit den 1970er Jahren. Startpunkt dafür waren Re-         der Berufsbildung gesprochen werden kann.
    formen, die ein „Recht auf Bildung“ initiierten, jedoch fak-
    tisch zu einem „Recht auf Hochschulbildung“ mutierten.
                                                                              Bedeutungszuwachs der Technologien
                                                                      Tatsächlich wird der Akademisierungstrend bildungspoli-
               Konsequenzen einer Trendwende
                                                                      tisch weiterhin gestützt. Durch ein ausdifferenziertes Be-
    Die Trendwende zugunsten der Hochschulbildung, so wie             rechtigungswesen wird sichergestellt, dass mit beruflichen
    sie von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenar-          Abschlüssen die Durchlässigkeit zum Hochschulstudium
    beit und Entwicklung (OECD), der Europäischen Kommissi-           möglich wird. Mit dieser vertikalen Stützung der Durchläs-
    on, der UNESCO und der Weltbank gefordert wurde, zeigt            sigkeit hin zur Akademisierung wird allerdings gleichzeitig
    Wirkung. Die sogenannte „tertiary education“ (tertiäre Bil-       signalisiert, dass die berufliche Bildung über einen geringe-
    dung) setzt sich durch und zwar ganz im Sinne der Planung         ren Stellenwert verfügt als die gymnasiale, also isoliert ne-
    der Bildungspolitik. Mit Studienanfängerquoten von inzwi-         ben dem Gymnasium steht und auf Berechtigungen ange-
    schen merklich mehr als 50 Prozent eines Jahrgangs gehört         wiesen ist. Gestützt wird diese Bewertung durch die Tatsache,
    Deutschland nicht mehr zu den Nachzüglern unter den In-           dass eine akademische Ausbildung immer zu einem höheren
    dustrieländern, sondern hat mit dem OECD-Durchschnitt             Prestige und Einkommen führt. Davon ausgehend ist anzu-
    mehr als gleichgezogen.                                           nehmen, dass Akademisierung niemandem schadet und auf
        Von einem Akademisierungswahn kann aus Sicht der poli-        den ersten Blick auch keine Nachteile aufweist.
    tischen Entscheider keine Rede sein. Erstaunlich wenig bis gar        Betrachtet man in einem zweiten Blick den Arbeitsmarkt,
    nicht wird jedoch über das Risiko einer „Überakademisierung“      dann wird es schon schwieriger, eindeutige Antworten zu ge-
    diskutiert. In Anlehnung an die strukturell niedrige Arbeitslo-   ben. Aktuell liegen keine eindeutigen Erkenntnisse vor, ob
    sigkeit von Akademikern wird argumentiert, dass eine Hoch-        der Arbeitsmarkt die größer werdende Anzahl von Akademi-
    schulausbildung ein Garant für Beschäftigung und höheres          kerinnen und Akademikern aufnehmen wird. Aufgrund der
                                                                      Digitalisierung sind die gängigen Antworten auf diese Fra-
                                                                      ge auf die Technologieentwicklung ausgerichtet. Unterneh-
      Die Trendwende: Zahl der Anfängerinnen und Anfänger             mensvertreter erwarten, dass die Technologien einen Bedeu-
                im dualen System und im Studium                       tungszuwachs erfahren werden. Angenommen wird, dass eine
                Duale Berufsausbildung           Studium              der Folgen der Digitalisierung sein wird, dass Betriebe einen
       2011            523.577                   522.306              größeren Akademikeranteil beschäftigen werden, weil die
       2013            491.380                   511.843              kognitiven Anforderungen höher liegen werden. Real haben
       2015            479.545                   509.821              die Hochschulen bereits auf diese Entwicklung reagiert, in-
       2017            486.428                   516.036              dem stärker anwendungsbezogene Studiengänge eingeführt
                                                                      wurden und sich die „Dualen Hochschulen“ schnell verbrei-
       2018            494.539                   513.988
                                                                      ten. Letztere offerieren zunehmend Studiengänge, die mit
     Quelle: Berufsbildungsbericht 2019 (ohne Berücksichtigung des    einem Bachelor- oder Master-Zertifikat abschließen, jedoch
     Übergangssystems und des Gesundheitswesens)                      eine starke Beruflichkeitskomponente im Sinne einer Berufs-
11      HLZ 6/2020       zum Inhaltsverzeichnis                                                               Berufliche Bildung

     ausbildung aufweisen. Sie versuchen, ein akademisch-kog-
     nitiv geprägtes Profil mit dem zu verbinden, was ein High-
     light in der traditionellen Berufsausbildung und Ausbildung
     von Facharbeitern ist, nämlich das Studium mit beruflich-
     praktischen Kompetenzen zu kombinieren.
         Betrachtet man die dualen Hochschulen systemtheoretisch
     von der Anbieterperspektive, dann kann geschlussfolgert
     werden, dass sie sich auf die gegeneinander abgeschotteten
     Säulen des allgemeinen und des beruflichen Bildungssystems
     eingestellt haben und für beide Absolventengruppen geeig-
     nete Studiengänge anbieten wollen. Eine andere Sichtweise
     ist, dass duale Hochschulen die Studiengänge grundsätzlich
     stärker auf den Arbeitsmarkt ausrichten.

                Das Ende der Berufsausbildung?
     Ob die so ausgebildeten Personen letztendlich für die vie-
     len kleinen und mittleren Betriebe und das Handwerk ge-
     eignet sind und umfänglich Facharbeiter verdrängen wer-
     den, bleibt anzuzweifeln. Ein Beispiel: Die Reparatur eines
     Oberklassefahrzeugs, sei es von BMW, Mercedes, Toyota oder
     Ford, ist sehr anspruchsvoll, vor allem wenn es um die Dia-
     gnosetechnik geht. Eine kognitive Durchdringung der Ver-
     netzungstechnik der Autos und die praktische Fähigkeit,
     Fehler systematisch aufzuspüren, erfordern gegenstandori-
     entiertes Wissen, haptisches Können und Erfahrungswissen.
     Die Fachkräfte in den Reparaturwerkstätten weisen aber in
     der Regel keine Bachelorausbildung auf, sondern sind auf
     Facharbeitsniveau qualifiziert. Daraus kann gefolgert wer-
     den, dass Fachkräfte, die eine Berufsausbildung absolviert
     haben, zwar nicht verschwinden werden, doch werden sie
     zukünftig nicht mehr zwei Drittel oder mehr als die Hälfte
     auf dem Arbeitsmarkt ausmachen, sondern deutlich weniger.
                                                                       • Weil wir uns hin zu einer hochqualifizierten Gesellschaft Abbildung:
     Trotz der hohen Akzeptanz der „Beruflichkeit“ ist die beruf-
                                                                       entwickeln, muss zweitens das duale System auf höchstmög- panthermedia
     liche Erstausbildung erheblich unter Druck geraten. Grund
                                                                       liche Qualität setzen. Das obere Qualitätsniveau der Berufs- olly 18
     dafür ist, dass trotz des hierarchisch gegliederten Bildungs-
                                                                       bildung – oft als „höhere Berufsbildung“ bezeichnet – muss
     systems die Strukturlogik der Bildungsreform in den letzten
                                                                       qualitativ mit dem Bachelor-Niveau vergleichbar sein. Es
     20 Jahren eine Eigendynamik entwickelt hat und Personen
                                                                       darf jedoch nicht übersehen werden, dass gerade die Schwä-
     mit einer Hochschulzugangsberechtigung zum akademi-
                                                                       cheren im Berufsbildungssystem ebenfalls mit Hilfe geeigne-
     schen Studium motivierte.
                                                                       ter Qualifizierungskonzepte für betriebliche Aufgaben aus-
         Wie sich das quantitative Verhältnis von Auszubildenden
                                                                       zubilden sind.
     und Studierenden in den nächsten Jahren entwickeln wird,
                                                                       • Drittens müssen den Absolventinnen und Absolventen
     ist offen. Sicher ist allerdings, dass die Akademisierung wei-
                                                                       des dualen Systems Karrierechancen offeriert werden, die
     ter fortschreiten wird und von daher das duale Ausbildungs-
                                                                       es lohnend machen, „praktisch“ ausgerichtete Positionen in
     system verstärkt in Frage gestellt werden wird. Es wird sich
                                                                       verschiedenen betrieblichen Kontexten einzunehmen. Für
     aller Wahrscheinlichkeit nach quantitativ auf einem merk-
                                                                       diese Position ist eine Imageförderung zu initiieren und die
     lich niedrigeren Niveau einpendeln, als das heute der Fall ist.
                                                                       Bezahlung derjenigen von Akademikerinnen und Akademi-
                                                                       kern anzugleichen. Damit soll eine Zweitklassigkeit der Be-
        Für eine Berufsbildungspolitik aus einem Guss                  rufsausbildung verhindert werden.
                                                                       • Um weiteren Verzettelungen vorzubeugen empfiehlt sich
     Eine der zentralen Fragen ist, welche Gegenreaktionen dem
                                                                       viertens eine Berufsbildungspolitik aus einem Guss, so wie
     dualen System empfohlen werden können, um nicht völlig
                                                                       dies schon länger von der IG Metall in der Empfehlung „Er-
     in der Bedeutungslosigkeit zu versinken:
                                                                       weiterte moderne Beruflichkeit“ gefordert wird. Dahinter ver-
     • Erstens müssen sich die Betriebe zur Ausbildung beken-
                                                                       birgt sich ein „gemeinsames Leitbild für die betrieblich-dua-
     nen, sich an dieser aktiver als bisher beteiligen und diese
                                                                       le und die hochschulische Berufsbildung“. Die beiden (Aus-)
     fördern sowie genügend Ausbildungsplätze zur Verfügung
                                                                       Bildungsrichtungen in einem engen Zusammenhang zu ge-
     stellen. In den letzten Dekaden ging die Beteiligung der Be-
                                                                       stalten, sollte das Credo der Zukunft sein.
     triebe kontinuierlich zurück. Dieser Trend ist umzukehren.
     Um dieses sicherzustellen, kommt es darauf an, dass bereits                                           Professor Dr. Georg Spöttl
     in der beruflichen Erstausbildung die Innovationsfähigkeit        Professor Georg Spöttl war Leiter des Instituts Technik und Bildung
     der Auszubildenden besonders gefördert wird. Diese Fähig-         (I-TB) der Universität Bremen. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die
     keit ist für die Betriebe gerade in den momentanen dynami-        Didaktik der Metalltechnik, die internationale Berufsbildung und
     schen Entwicklungsphasen von großer Bedeutung.                    die berufswissenschaftliche Forschung in Aus- und Weiterbildung.
Schwerpunktthema                                                                                 zum Inhaltsverzeichnis         HLZ 6/2020      12

                                           Berufsbildende Schulen
                         Möglichkeiten und Probleme einer komplexen Schulform
          Rund zwei Drittel der Jugendlichen eines Jahrgangs besu-               • die einjährigen Bildungsgänge zur Berufsvorbereitung
          chen im Laufe ihrer Schulkarriere eine berufsbildende Schu-            für Schülerinnen und Schüler ohne oder mit einem schwa-
          le. Im Schuljahr 2019/2020 waren dies 165.790 Jugendliche              chen Hauptschulabschluss. Ziele des Berufsvorbereitungs-
          (siehe Tabelle). Das berufsbildende Schulsystem ist aufgrund           jahrs (BVJ), von PuSch B (Praxis und Schule), der Maßnah-
          seiner Komplexität und Differenziertheit für Jugendliche, El-          men der Arbeitsagentur oder von „Jugendliche ohne Arbeit“
          tern und auch für Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen             (Sonderklassen) sind das Nachholen des Hauptschulabschlus-
          nur schwer durchschaubar. Andererseits bietet es für junge             ses (HSA), eine praxisorientierte Einführung in verschiedene
          Menschen eine Fülle von Bildungsgängen, die ihnen wich-                Berufsfelder sowie letztlich ein gelingender Übergang in Ar-
          tige Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen (können). Auffal-              beit, Ausbildung oder weiterführende Bildungsgänge.
          lend sind das hohe Maß an Durchlässigkeit, aber auch ein               • das einjährige Berufsgrundbildungsjahr (BGJ), das nur
          beträchtliches Potenzial von „Auffangbecken“, „Warteschlei-            noch von 317 Schülerinnen und Schülern besucht wird. Es
          fen“ und „Ausweichpfaden“. Im Folgenden werden die viel-               vermittelt eine berufliche Grundbildung in einem Berufsfeld
          fältigen Bildungsgänge kurz skizziert und die darin enthal-            mit hohem Praxisanteil und soll in einer daran anschließen-
          tenen Chancen und Probleme beschrieben.                                den betrieblichen Ausbildung als erstes Ausbildungsjahr an-
              Grob können die Bildungsgänge der berufsbildenden                  gerechnet werden. Da diese Anrechnung kaum funktionierte,
          Schulen in vier Bereiche unterteilt werden: das „Übergangs-            wird diese Schulform seit dem Schuljahr 2011/12 nur noch
          system“, die Berufsausbildung im dualen System, die Studi-             in Ausnahmefällen gestattet.
          enqualifizierung und die Weiterbildung.                                • die zweijährige Berufsfachschule zum mittleren Ab-
                                                                                 schluss (BFS). Sie baut auf dem HSA auf und vermittelt neben
                                                                                 dem Realschulabschluss (RSA) eine berufliche Grundbildung
                                 I. Übergangssystem
                                                                                 in einem Berufsfeld. Die Anrechnung auf eine anschließen-
          Das Wort „Übergangssystem“ setzen wir deshalb lieber in                de duale Berufsausbildung wurde fast immer verweigert. Mit
          Anführungszeichen, weil es weder ein System ist noch einen             dem RSA werden aber weitere schulische Bildungswege (FOS,
          Übergang in die berufliche Ausbildung oder Arbeitswelt ga-             BG, HBFS) eröffnet oder auch bessere Chancen für einen Aus-
          rantiert. In der Summe besuchen rund 19.300 Schülerinnen               bildungsplatz im dualen System erworben.
          und Schüler im Schuljahr 2019/20 Schulformen des „Über-                • die einjährige Höhere Berufsfachschule in den Fachrich-
          gangssystems“. Hierzu gehören:                                         tungen Wirtschaft und Ernährung. Eingangsvoraussetzung
                                                                                 ist der RSA. Weiterführende Abschlüsse sind nicht vorgese-
   Schülerzahlen an den öffentlichen beruflichen Schulen Hessen                  hen. Diese Schulform wird ab 2021 nicht mehr angeboten.
                         2009/   2011/   2013/      2015/ 2017/       2019/      • die Berufsfachschule zum Übergang in Ausbildung
 Schulformen                                                                     (BÜA), die als Schulversuch an 20 Schulen seit dem Schul-
                         2010    2012    2014       2016   2018       2020
 Berufsschule           108.895 105.004 102.146     98.080 96.695     97.791     jahr 2017/18 erprobt wird und die genannten Schulformen
                          1.729     243     116         99     85         75
                                                                                 des „Übergangssystems“ zusammenführen soll. Hier soll
 BGJ Vollzeit
                                                                                 auch der HSA oder der RSA möglich sein. Vorrangig soll sie
 BGJ Teilzeit               494     480     304        251    232        242
                                                                                 aber einen möglichst schnellen Übergang in die duale Be-
 BVJ                      1.257   1.716   1.755      2.166  2.331      2.634     rufsausbildung ermöglichen. Dazu sollen die Schülerinnen
 BFS 2-j. zum                                                                    und Schüler im großen Umfang berufliche Orientierung er-
                        12.573    11.104   10.342   10.156    8.266     7.086
 mittleren Abschluss                                                             fahren und unterschiedliche Berufsfelder kennenlernen. Ob
 BÜA                                                          2.359     3.266    die Übertragung des Schulversuchs in modifizierter Form auf
 BFS 3-3,5-j.                                                                    weitere Schulen wie vorgesehen ab dem Schuljahr 2020/21
                           378      732     1.009      998      937       885
 Berufsabschl.                                                                   möglich sein wird, ist unter Corona-Vorzeichen abzuwarten.
 HBFS 1-jährig           1.833    1.337     1.076    1.057    737         595        Für zugewanderte junge Menschen ohne Deutschkennt-
 HBFS 2-j. Ass. Ausb.    7.167    7.423     7.769    7.548 6.799        6.354    nisse gibt es an berufsbildenden Schulen die InteA-Klassen
 Fachschule Vollzeit     5.729    7.304     8.226    7.976 7.447        7.015    (Integration durch Anschluss und Abschluss), die in bis zu
 Fachschule Teilzeit     4.117    4.031     4.407    4.583 4.188        3.799    zwei Jahren Grundkenntnisse der deutschen Sprache und
 FOS Vollzeit           20.794   21.464    21.919   21.289 19.724      17.235    eine Berufsorientierung vermitteln sollen. Außerdem kann
                           177      188       125       80     53          43    der HSA oder der RSA erworben werden.
 FOS Teilzeit
                                                                                     Die Berufsbildungswerke (BBW) Nordhessen (in Bad
 Sonderklassen           5.809    5.102     4.759    4.098 3.674        3.610
                                                                                 Arolsen und Kassel) und Südhessen (in Karben) bieten über
 EIBE, PuSch B           2.684    2.872     2.857    1.068    731         663    1.000 jungen Menschen mit Behinderungen und psychischen
 Berufl. Gymnasium      12.668   14.494    14.924   15.538 14.513      13.362    Erkrankungen berufliche Erstausbildungen und berufsför-
 Berufsbildungswerk      1.168      952       955    1.013 1.064        1.135    dernde Maßnahmen an.
 Alle berufsbilden-
                        187.472 184.446 182.689 176.000 169.835 165.790
                                                                                     Fazit: Trotz großer Anstrengungen und individueller Ent-
 den Schulen                                                                     wicklungsmöglichkeiten führt das „Übergangssystem“ bei ei-
 Zahlen: Zuweisungserlasse des HKM; Bearbeitung: Ralf Becker, Stand:19.12.2019   nem nicht geringen Teil der Jugendlichen zu Frustrationen
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