ZUP 94Zürcher Umweltpraxis

 
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ZUP 94Zürcher Umweltpraxis
Kanton Zürich
Baudirektion

ZUP
 94              Zürcher Umweltpraxis
                          Monat
                            Juli 2016
                                 2019

Schwerpunkt:
Trockensommer 2018
Naturschutz und Landwirtschaft

Wetterextreme stellen
Arten vor die Existenzfrage
Wasser und Fischerei

Wieviel Wasser ist zu wenig?
Wald

Trockenheit hilft Schädlingen
und erhöht die Waldbrandgefahr
ZUP 94Zürcher Umweltpraxis
Vorwort von Regierungsrat Martin Neukom
Bloss eine Laune der Natur?                               3
Trockensommer 2018 / Einführung
Sommer 2018: Dürre im Wasserschloss                       5
Trockensommer 2018 / Landwirtschaft
2018 – Sonne und Schatten für
die Landwirtschaft                                        7
Trockensommer 2018 / Wasser
Wieviel Wasser ist zu wenig?                              11
                                                               Zürcher Umweltpraxis (ZUP)
Trockensommer 2018 / Fischerei                                 Informations-Bulletin der Umweltschutz-
                                                               Fachverwaltung des Kantons Zürich
Fische brauchen kühles Wasser                             15   26. Jahrgang

                                                               Inhalt
Trockensommer 2018 / Wald                                      Die inhaltliche Verantwortung liegt bei
Borkenkäfer, Zwangsnutzung                                     den am Anfang jedes Beitrags genannten
                                                               Personen bzw. bei der Verwaltungsstelle.
und Waldbrandgefahr                                       17
                                                               Redaktion, Koordination und Produktion
Trockensommer 2018 / Naturschutz                               Leitung der Gesamtproduktion:
                                                               Koordinationsstelle für Umweltschutz
Wetterextreme stellen seltene Arten                            des Kantons Zürich (KofU), Baudirektion
vor die Existenzfrage                                     21   Postfach, 8090 Zürich
                                                               Telefon 043 259 24 17, kofu@bd.zh.ch
                                                               Redaktorin:
Trockensommer 2018 / Boden                                     Isabel Flynn, isabel.flynn@bd.zh.ch
Staubtrocken ! Wo Pflanzen                                     Redaktionsteam
am schnellsten durstig sind                               23   Daniel Aebli (Tiefbauamt/Lärm)
                                                               Daniela Brunner (AWEL Amt für Abfall,
                                                               Wasser, Energie und Luft/Betriebe)
Trockensommer 2018 / Betriebe
                                                               Isabel Flynn (Redaktorin, KofU)
Ohne Wasser stünden die Maschinen still 27                     Franziska Heinrich (ALN/Amt für Landschaft
                                                               und Natur)
Wasser                                                         Thomas Hofer (Statistisches Amt)
                                                               Sarina Laustela (Stadt Uster)
Der schlaue Weg zum Schutz                                     Thomas Maag (BD/Kommunikation)
von Trinkwasser                                           29   Alex Nietlisbach (AWEL Amt für Abfall,
                                                               Wasser, Energie und Luft/Energie)
                                                               Nicole Schwendener-Perret (KofU)
Lärm                                                           Fabio Wintsch (Gemeindeberatung, Springer)
Klangqualität und Hitzeschutz                                  Erscheinungsweise
im Einklang                                               33   Drei- bis viermal jährlich. Gedruckt bei der
                                                               Zürcher Druckerei ROPRESS
Luft
                                                               Abonnements
Güllelager wirkungsvoll abdecken                          35   Die ZUP ist kostenfrei erhältlich (gedruckt
                                                               oder / und elektronisch) unter: www.umwelt-
Raumplanung                                                    schutz.zh.ch l Zürcher Umweltpraxis;
                                                               kofu@bd.zh.ch. Dort oder per Mail sind
Raumentwicklung:                                               auch Adress- und Abonnementsänderungen
Wie wollen Menschen leben?                                37   möglich.

                                                               Nachdruck
Wald / Naturschutz                                             Die in der Zürcher Umweltpraxis (ZUP)
«Winti»-Ranger im Einsatz                                      erscheinenden Beiträge sind unter Quellen-
                                                               angabe zur weiteren Veröffentlichung frei.
für Wald und Natur                                        41   Bei Kontaktnahme (Tel. 043 259 24 18) stehen
                                                               auch die verwendeten Grafiken zur Verfügung.
Umweltbildung                                                  Belege sind erbeten an die Koordinations-
                                                               stelle für Umweltschutz des Kantons Zürich,
Zombies, Regenwürmer,                                          Postfach, 8090 Zürich.
Umweltschutz … ein Erlebnis                               43
                                                               Quelle
                                                               Äcker und Sommerkulturen litten ganz beson-
Impressum                                                  2   ders unter dem trockenen Sommer 2019.
Recht und Vollzug, verbreitete Irrtümer                    4   Quelle: messager1708, pixabay, Pixabay
Publikationen, Vermischtes, Veranstaltungen               45   Licence

                                                               Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier
Sämtliche erschienenen ZUP-Beiträge finden Sie                 Refutura mit dem blauen Engel,
über die Artikelsuche auf www.umweltschutz.zh.ch/zup           klimaneutral und mit erneuerbarer
Hier können Sie auch direkt auf Themenhefte und Themen-        Energie
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ZUP 94Zürcher Umweltpraxis
Editorial                           3
ZUP Nr. 94 Juli 2019

                                        Vorwort:
                                        Bloss eine Laune der Natur?
                                        Der Trockensommer 2018 ist aus physikalischer Sicht das Ergebnis komplexer
                                        klimatischer Prozesse, und daran liegt es unter anderem, dass er auf der poli-
                                        tischen Ebene viele Interpretationen zulässt, leider auch völlig absurde. Er wird
                                        zu einer «Laune der Natur» verharmlost, von Akteuren, deren Politik nicht minder
                                        launenhaft ist und die den Klimawandel nur als ein Modethema betrachten. So
                                        entsteht ein Geschwätz, das verschleiert, dass der Klimawandel eine wissen-
                                        schaftlich untermauerte Tatsache ist – und für den Menschen eine der grössten
                                        Herausforderungen aller Zeiten.
                                       «Der wichtigste Grund für politisches Handeln liegt darin, Katastrophen zu ver-
                                       meiden», sagte der Historiker Niall Ferguson neulich in der «ZEIT», und dem
                                       kann ich mich nur anschliessen. Nun war der Sommer 2018 vielleicht noch keine
                                       wirkliche Katastrophe, aber er gab uns eine Vorstellung davon, wie eine solche
                         Martin Neukom aussehen könnte.
             Regierungsrat und Baudirektor
                             Kanton Zürich Für die kälteliebenden Fischarten im Zürcher Rheinabschnitt war die Katastro-
                                        phe bereits Tatsache. Hier wurden rund zwei Tonnen tote Fische eingesam-
                                        melt, unter anderem Äschen, von denen es dort nun bloss noch einen kleinen
                                        Restbestand gibt. 90 Prozent der Äschen im Rhein sind im Trockensommer
                                        2018 verendet. Der Bestand wird sich zwar erholen, in der Thur ist die Zahl der
                                        Äschenlarven hoch, aber es ist unübersehbar, dass solche Wetterextreme den
                                        Artenschwund beschleunigen. Das gilt auch für die Fichten, deren Bestände im
                                        Mittelland drastisch zurückgehen werden.
                                        Wir können uns dieser Situation ein Stück weit anpassen, etwa durch einen
                                        Baumartenwechsel in den Wäldern, vorrangig ist aber unsere Verantwortung,
                                        dass der Klimawandel als solcher aufgehalten wird. Das ist nur durch eine ra-
                                        sche Dekarbonisierung zu erreichen, die einzige Massnahme, die echten Klima-
                                        schutz bedeutet.

                                        Regierungsrat Martin Neukom
                                        Baudirektor Kanton Zürich

www.umweltschutz.zh.ch/zup
ZUP 94Zürcher Umweltpraxis
Recht und Vollzug                         4
ZUP Nr. 94 Juli 2019

Baudirektor: Von Markus Kägi zu               Gewässerrenaturierung                     Verbreitete Irrtümer
Martin Neukom                                 Am 1. Januar 2011 ist eine revidier-      5G ist eine Gefahr
Baudirektor und Regierungsrat Mar-            te Gewässerschutzgesetzgebung in
kus Kägi ist nach drei Amtszeiten als         Kraft getreten. Zu den neuen Vollzugs-
                                                                                        für die Gesundheit
                                                                                        Die Einführung des neuen Mobilfunk-
Regierungsrat Anfang Mai zurückge-            aufgaben zählen die Sicherung eines
                                                                                        standards 5G hat schweizweit Besorg-
treten. 12 Jahre hat er als Baudirektor       ausreichenden Gewässerraums, die
                                                                                        nis über mögliche damit verbundene
den Kanton massgeblich geprägt.               Revitalisierung der Gewässer sowie die
                                                                                        Gesundheitsgefahren ausgelöst. Dies
Neuer Baudirektor ist seit Mai 2019           ökologische Sanierung der Wasser-
                                                                                        aufgrund mehrerer verbreiteter Irrtü-
Martin Neukom, Jahrgang 1986. Er              kraftnutzung. Die «Plattform Revitali-
                                                                                        mer:
schloss nach seiner Lehre als Konst-          sierung» und die «Plattform Sanierung
                                                                                        5G ist eine neue, unbekannte
rukteur ein Studium der Mechatronik           Wasserkraft» unterstützen die Umset-
                                                                                        Technologie. Falsch: 5G überträgt
an der ZHAW ab und machte seinen              zung.
                                                                                        Daten zwar schneller, ist bezüglich der
Masterabschluss in solaren Energie-           info@wa21.ch, www.wa21.ch
                                                                                        Funktechnik aber vergleichbar mit dem
systemen. Von 2011 bis 2019 war er
                                                                                        heute verwendeten Mobilfunkstan-
Ingenieur und Produktmanager bei der          Trinkwasserversorgung
                                              in schweren Mangellagen                   dard 4G (LTE). Neu ist also weniger die
Fluxim AG. Von 2008 bis 2012 war er
                                                                                        Technologie als die Anwendungen, die
Präsident der Jungen Grünen Schweiz.          Der Bundesrat hat im Mai 2019 die
                                                                                        damit ermöglicht werden.
Von 2014 bis 2019 war er Mitglied des         Vernehmlassung zur neuen Verordnung
                                                                                        5G wird in unerforschten Fre-
Zürcher Kantonsrats und der Kommis-           über die Sicherstellung der Trinkwas-
                                                                                        quenzbereichen betrieben. Falsch.
sion für Planung und Bau. Von 2017 bis        serversorgung in schweren Mangella-
                                                                                        5G wird in Frequenzbereichen betrie-
2019 war er Mitglied der Geschäftslei-        gen eröffnet. Der Vollzug der Verord-
                                                                                        ben, wie sie bereits jetzt für den Mobil-
tung der Grünen Kanton Zürich und             nung liegt weiterhin bei den Kantonen.
                                                                                        funk und für WLAN verwendet werden.
war im gleichen Zeitraum im Vorstand          info@gs-wbf.admin.ch
                                                                                        Sogenannte Millimeterwellen (über 20
von Fussverkehr Schweiz.
                                                                                        GHz) werden heute nicht genutzt. Hier
www.bd.zh.ch                                  Verordnungsänderungen
                                                                                        besteht tatsächlich noch Forschungs-
                                              In der Verordnung über den Schutz
                                                                                        bedarf.
Vollzugsschlüssel Umwelt                      vor nichtionisierender Strahlung (NISV)
aktualisiert                                                                            Für 5G gibt es keine Grenzwerte.
                                              wurden technische Anpassungen vor-
                                                                                        Falsch: Die Grenzwerte der Verordnung
Der von der Baudirektion Kanton Zü-           genommen, auch um den Aufbau des
                                                                                        über den Schutz vor nichtionisierender
rich erstellte «Vollzugsschlüssel Um-         5G-Netzes vorzubereiten. Eine Ände-
                                                                                        Strahlung (NISV) unterscheiden nicht
welt» beschreibt kompakt und über-            rung der Gewässerschutzverordnung
                                                                                        zwischen den verschiedenen Techno-
sichtlich die Aufgaben der Gemeinden          (GSchV) tritt erst ab 2028 in Kraft: Ab
                                                                                        logien von Mobilfunk (2G, 3G, 4G, 5G)
im Umweltschutz. Er führt die gesetz-         dann sollen zusätzlich kleine Abwas-
                                                                                        und gelten auch für die neuen verwen-
lichen Grundlagen auf und dient als           serreinigungsanlagen mit einer Reini-
                                                                                        deten Frequenzen. Die Einhaltung der
Wegweiser zu wichtigen Informationen          gungsstufe zur Elimination von Spu-
                                                                                        Grenzwerte wird von den kantonalen
wie Webseiten, Merkblättern oder Kon-         renstoffen (z. B. hormonaktive Stoffe
                                                                                        und kommunalen Fachstellen für nicht-
taktstellen.                                  oder Antibiotika) ausgebaut werden.
                                                                                        ionisierende Strahlung streng kontrol-
Jetzt wurde er von den kantonalen             Der Ausbau erfolgt jedoch nur, wenn
                                                                                        liert.
Fachstellen auf den neusten Stand ge-         damit die Belastung des Gewässers
                                                                                        Die Behörden ignorieren alarmie-
bracht. Die aktualisierte Version (Mai        stark verringert wird.
                                                                                        rende Studien zu 5G. Falsch. Die
2019) ist verfügbar unter              www.bafu.admin.ch
                                                                                        Beratende Expertengruppe NIS (BE-
www.umweltschutz.zh.ch l «Vollzugsschlüssel
                                                                                        RENIS) des Bundesamts für Umwelt
Umwelt»                                       Landschaftskonzept Schweiz
                                                                                        (BAFU) sichtet und bewertet laufend
                                              Das Landschaftskonzept Schweiz
                                                                                        die nationale und internationale For-
Mehrwertausgleichsgesetz (MAG)                (LKS) fördert die Zusammenarbeit zwi-
                                                                                        schung zu gesundheitlichen Auswir-
Die Kommission für Planung und Bau            schen den Bundesstellen sowie den
                                                                                        kungen von Mobilfunkstrahlung nach
(KPB) präsentiert zum Mehrwertaus-            Kantonen, Regionen und Gemeinden
                                                                                        einem transparenten Bewertungsras-
gleich einen sehr breitabgestützten           in den Bereichen der Landschaft, Na-
                                                                                        ter. Sollten die Ergebnisse der Bewer-
Kompromiss (Vorlage 5434a). Die               tur und Baukultur. Um den veränder-
                                                                                        tung es erfordern, würde das BAFU
Mehrwertabgabe beträgt für Einzonun-          ten politischen, wirtschaftlichen und
                                                                                        dem Bundesrat eine Anpassung der
gen (kantonaler Mehrwertausgleich) 20         gesellschaftlichen Bedürfnissen Rech-
                                                                                        Grenzwerte empfehlen.
Prozent des Mehrwerts. Unter einem            nung zu tragen, soll es angepasst
Mehrwert von 30 000 Franken wird              werden. Bis zum 15. September 2019 www.luft.zh.ch
keine Abgabe erhoben. Die Erträge             können Kantone, Gemeinden, Organi-
fliessen in einen kantonalen Mehrwert-        sationen und die interessierte Öffent-
ausgleichsfonds.                              lichkeit zum aktualisierten LKS Stel- Ausbauschritt der Bahninfrastruktur
Die Gemeinden können bei Auf- und             lung nehmen.                           (STEP 2035) können die grössten Eng-
Umzonungen eine Abgabe von höchs-             www.uvek.admin.ch                      pässe im Schienennetz im Grossraum
tens 40 Prozent vornehmen. Dies er-                                                  Zürich beseitigt werden. Davon pro-
möglicht den Gemeinden, ihre sehr un-         Ausbau des Bahnangebots                fitieren einerseits jeden Tag hundert-
terschiedlichen Bedürfnisse individuell       im Kanton Zürich                       tausende S-Bahn-Passagiere, und an-
wahrzunehmen. Die Gemeinden regeln            Dank der beiden Schlüsselprojekte dererseits wird auch das Rückgrat des
den Ausgleich in ihren Bau- und Zo-           Brüttenertunnel und Ausbau des Bahn- Fernverkehrs, die nationale Ost-West-
nenordnungen.                                 hofs Stadelhofen sowie zahlreicher Achse gestärkt.
www.zh.ch                                     weiterer Massnahmen im nächsten www.zvv.ch

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ZUP 94Zürcher Umweltpraxis
Trockensommer 2018                                5
ZUP Nr. 94 Juli 2019

Sommer
2018: Dürre
im Wasser-
schloss
Ausgetrocknete Bachläufe,
welke Kulturen, Waldbrand-
gefahr ... 2018 war ein                                     Grosse Hitze und Niederschlagsarmut führten 2018 vielerorts zu tiefen
Ausnahmesommer, ausser-                          Wasserständen, teilweise sogar zu ausgetrockneten Bachläufen und toten Fischen.
ordentlich trocken und sehr                                                                        Quelle: adege, pixabay, Pixabay Licence
heiss. Auf den folgenden
24 Seiten fasst der Themen-
schwerpunkt «Trockensom-
mer 2018» die Ereignisse                    Sommer und Herbst 2018 werden in Er-        musste darum Fremdwasser zukaufen.
zusammen, ordnet Folgen                     innerung bleiben. Die Winzer erhielten      Wenig beachtet ging es auch Torfmoo-
sowie getroffene Massnah-                   einen gehaltvollen Jahrgang, die Men-       ren und Feuchtgebieten schlecht, ihnen
men ein und zeigt Wege                      schen genossen die Badesaison, die          mangelte es an Wassernachschub aus
zum Umgang mit künftigen                    Stimmung war mediterran, nur leicht         Grundwasser, Fliessgewässern und Re-
Trockensommern, denn die                    getrübt durch das Grillverbot und das       gen. So waren auch wertvolle Lebens-
werden häufiger werden.                     gestrichene Feuerwerk zum 1. August.        räume und seltene Arten zusätzlich un-
Isabel Flynn                                Anderen war es zu heiss. Die Menschen       ter Druck. Besonders feuchteliebende
Redaktorin Zürcher Umweltpraxis             schwitzten besonders im überwärmten         Tiere wie Amphibien litten stark unter
Koordinationsstelle für Umweltschutz        Stadtgebiet und suchten weniger heis-       der Trockenheit. Borkenkäferpopulatio-
Baudirektion Kanton Zürich
Telefon 043 259 24 18                       se Plätze im Schatten. Besonders Kran-      nen dagegen profitierten von den durch
isabel.flynn@bd.zh.ch                       ke, Kleinkinder sowie Ältere litten. Und    knappen Niederschlag und anhaltende
www.umweltschutz.zh.ch/zup                  es war definitiv zu trocken. Das merkten    Trockenheit geschwächten Bäumen.
l Artikel ZUP 91, 2018: «Komfort im         Landwirte, Gärtner und alle diejenigen,
  Sommer durch richtiges Bauen», «Le-       die Balkonpflanzen giessen mussten ...      Die Schweiz wird
  ben mit Auswirkungen des Klimawan-                                                    besonders schnell warm
  dels», «Neue Klimakarten zeigen, wo es    Folgen der Trockenheit waren             «Die Schweiz ist von der Klima-
  heiss ist», «Die Fichte auf dem Rückzug
  vor dem Klimastress», ZUP 92, 2018:       offensichtlich                           erwärmung besonders stark betrof-
  «Massnahmen zum Klimawandel im            Dürre und Hitze bedeuteten auch: Flüsse  fen. Mit zwei Grad Celsius seit 1864
  Kanton Zürich», ZUP 93, 2019:             und Bäche führten extrem wenig Wasser    ist die Durchschnittstemperatur mehr
  «Klimaänderung im Kanton Zürich»
l Vermischtes, Seite 47: Erlebnistage       und waren zu warm – der Rhein zeitweise  als doppelt so stark angestiegen wie
  Klima, Klimastreik, Klima-Express,        sogar 28 Grad! Eine grosse Anzahl Fische im weltweiten Durchschnitt (0,9° C).
  Klimapioniere                             wurde in wasserreichere, kühlere Ge-     Die Folgen sind bereits spürbar: Die
                                            wässer versetzt, viele gingen jedoch ein.Hitzebelastung in Städten nimmt zu,
                                            Ackerkulturen wuchsen schlecht oder      Niederschlagsmangel führt lokal zu
                                            verdorrten auf ausgetrockneten Böden.    Wasserknappheit, steile Bergflanken in
                                            Bäume färbten sich bereits im Sommer     Alpentälern werden instabiler, wie auch
                                            herbstlich ein und warfen Blätter ab. Undder Bergsturz im bündnerischen Bondo
                                            weil das Gras in den trockenen, heissen  gezeigt hat. Das wichtigste Instrument
                                            Monaten nicht mehr nachwuchs, muss-      im weltweiten Kampf gegen die Er-
                                            ten teilweise die Viehbestände reduziert wärmung ist die massive Senkung des
Schwerpunkt                                 werden.                                  Ausstosses von Treibhausgasen. Im
Trockensommer 2018                                                                   Rahmen des Klimaübereinkommens
Der extrem trockene Sommer 2018             Weniger Sichtbares                       von Paris hat sich die Schweiz ver-
war ein ausserordentliches Ereignis. In     Neben den Fischen verendeten weni- pflichtet, ihre Emissionen bis 2030 um
dieser ZUP erläutern mehrere Artikel        ger offensichtlich auch andere Was- 50 Prozent gegenüber dem Stand von
die Auswirkungen auf Landwirtschaft,        serorganismen wie Krebse, Amphibien 1990 zu verringern».
Gewässer, Fische, sensible Lebensräu-       und tierische Kleinlebewesen. In Fliess- Marc Chardonnens, www.bafu.admin.ch
me und Arten, Wald, Boden sowie Be-         gewässern mit tiefen Pegeln konzent-
triebe und zeigen Massnahmen für die        rierten sich Nährstoffe und Mikroverun-
Bewältigung künftiger derartiger Som-       reinigungen. Kleinere Quellen tröpfelten
mer (Seiten 5-28).                          statt zu sprudeln, manch eine Gemeinde

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ZUP 94Zürcher Umweltpraxis
Trockensommer 2018                                                            6
ZUP Nr. 94 Juli 2019

            Regenmengen im Sommerhalbjahr                                                                                                Jahresmitteltemperaturen

                                                                                                Abweichung °C von der Norm 1981 – 2010
                                      140                                                                                                 3.0
             % der Norm 1981 – 2010         feuchter                                                                                                                                   Jahr 2018: +2.3 °C
                                      130                                                                                                 2.5
                                                                                                                                              heisser
                                      120                                                                                                 2.0
                                      110                                                                                                 1.5
                                                                                                                                          1.0
                                      100
                                                                                                                                          0.5
                                       90
                                                                                                                                          0.0
                                       80                                                                                                −0.5
                                       70                                                                                                −1.0
                                       60                                                                                                −1.5
                                            trockener
                                       50                                                                                                −2.0 kühler
                                                1880     1900 1920 1940 1960 1980 2000                                                             1880    1900 1920 1940 1960 1980 2000
                                                       Jahre über dem Durchschnitt 1981−2010                                                              Jahre unter dem Durchschnitt 1961−1990
                                                       Jahre unter dem Durchschnitt 1981−2010                                                             Jahre über dem Durchschnitt 1961−1990

                                               Der Sommer 2018 war extrem trocken, das zeigt der langjährige Verlauf der Regensumme April bis November
                                            gemittelt über die Ostschweiz. Auch die Erwärmung ist klar erkennbar (2 Grad Celsius von 1864 bis 2017 in Genf).
                                                                                                                                                                                         Quelle: MeteoSchweiz

Noch war es nur ein blaues Auge        Trotz teilweise einschneidender Schä-                                                                              hingegen gross. Spannungen sind vor-
Die verantwortlichen Fachpersonen      den kam der Kanton Zürich im Sommer                                                                                programmiert.
des Teilstabs Trockenheit des kanto-   2018 noch immer insgesamt mit einem                                                                                Für den Kanton Zürich bedeutet dies vor
nalen Führungsstabs behielten die zu-  blauen Auge davon: Die Trinkwasser-                                                                                allem, die Situation aus dem Jahr 2018
nehmend kritischer werdende Situati-   versorgung war immer sichergestellt.                                                                               weiter zu analysieren, zum Beispiel was
on, insbesondere die Waldbrandgefahr,  Es kam zu keinen ausgedehnten Wald-                                                                                die Notbewässerungen wirklich ge-
                                       bränden, und immerhin konnten vie-
laufend im Auge. Im Teilstab lief auch die                                                                                                                bracht haben, und zu überlegen, wie
Koordination der getroffenen Massnah-  le Fische durch das Umsetzen gerettet                                                                              man künftig Wasser auf die verschiede-
men zusammen. Die beiden einschnei-    und Schäden für den einen oder ande-                                                                               nen Bedürfnisse verteilen will und wie-
dendsten waren die Genehmigung von     ren Landwirtschaftsbetrieb durch Not-                                                                              viel Wasser dafür überhaupt zur Verfü-
Notbewässerungen sowie das Feuer-      bewässerungen gemildert werden.                                                                                    gung steht. Mit diesem Wissen kann der
verbot in Waldesnähe. Zudem infor-     In den folgenden Fachartikeln wird de-                                                                             Kanton bereits getroffene sowie zukünf-
mierte der Kanton mit seiner Webseite  taillierter beschrieben, was die unmit-                                                                            tige Massnahmen optimieren.
www.trockenheit.zh.ch zur Lage und zu  telbaren Auswirkungen der Trockenheit
den getroffenen Massnahmen.            und Hitze waren, was alles unternom-                                                                               An den Klimawandel
                                       men wurde, um Schlimmeres zu verhin-                                                                               anpassen
Jahrhundertereignis                    dern, was die mittelfristigen Folgen sein                                                                          Hier eine Auswahl von Massnahmen:
MeteoSchweiz, das Bundesamt für könnten und was Kanton und Gemein-                                                                                        – Landwirte und Forstwirte:
Meteorologie und Klimatologie, reiht den für kommende Trockenereignisse                                                                                      Kulturen-/Baumartenwahl, Boden-
das Jahr 2018 in seinem Klimabul- wissen und anpassen müssen.                                                                                                bewirtschaftung und Bewässerung
letin in die allgemeine Entwicklung                                                                                                                          optimieren
ein: «Wärme und Regenarmut ohne Künftige Schäden minimieren                                                                                               – Gemeinden: Wasserver- und -ent-
Ende … Zehn von zwölf Monatstempe- Laut der Klimaszenarien des Bundes-                                                                                       sorgungen ausbauen, Grün- und
raturen lagen deutlich über der Norm, amts für Meteorologie und Klimatolo-                                                                                   Wasserflächen in Siedlungen för-
sechs davon im extremen Bereich. Die gie Meteo Schweiz wird der Klimawan-                                                                                    dern, Durchlüftungsachsen erhalten
andauernde Wärme führte nicht nur del vier konkrete Auswirkungen auf die                                                                                  – Bauherrschaften: klimagerecht
zu einem neuen Jahresrekord, auch Schweiz haben: Trockenere Sommer,                                                                                          bauen und kühlen (Form, Materiali-
das Sommerhalbjahr war so warm heftigere Niederschläge, mehr Hitzeta-                                                                                        en, Beschattung, Begrünung usw.)
wie noch nie seit Messbeginn 1864 ge und schneearme Winter. Neben Kli-                                                                                    – Bevölkerung: hitzeangepasst ver-
und lag 2.4° C über der Normperiode maschutzmassnahmen geht es infol-                                                                                        halten, Wasser sparen
1981-2010. Begleitet wurde die Re- gedessen besonders darum, sich auf                                                                                     – Betriebe / Gewerbe: Mitarbeiten-
kordwärme von einer ungewöhnlichen allen Ebenen – Bund, Kanton, Gemein-                                                                                      de für Thema Hitze sensibilisieren,
monatelangen Regenarmut (Grafik den, Betriebe und Bevölkerung – anzu-                                                                                        wassersparende Prozesse und Vor-
oben). In der Ostschweiz entwickel- passen und Vorkehrungen zu treffen,                                                                                      behandlungsanlagen verwenden
te sich das massive Regendefizit von um künftig möglichst viele Schäden zu
April bis November zu einem Jahrhun- verhindern. Dies wird besonders auch                                                                                 Weiterlesen
dertereignis. Im Mittel über die ganze Landwirtschafts- und Forstbetriebe be-                                                                             l www.meteoschweiz.ch l Klima-
Schweiz erreichte die Regensumme treffen, die sich künftig anders aufstel-                                                                                  bullettin Jahr 2018
von Juni bis August nur 71 Prozent der len müssen, was ihre Baum- und Kul-                                                                                l www.klimaszenarien.ch
Norm 1981– 2010. Der Juni lieferte in turenwahl sowie Bewässerung betrifft.                                                                               l www.klima.zh.ch l Themenblätter
einigen Gebieten nur 20 bis 40 Prozent Der letzte Sommer zeigte jedenfalls,                                                                                 (Publikationen Seite 46) sowie
der normalen Regenmenge. Verschärft dass selbst im Wasserschloss Schweiz                                                                                    Massnahmenplan Anpassung an
wurden die Auswirkungen der Trocken- die Ressource Wasser begrenzt ist. Das                                                                                 den Klimawandel
heit wiederum von der durch die Hitze Bedürfnis nach Wasser für verschiede-                                                                               l www.trockenheit.zh.ch
verursachten höheren Verdunstung.      ne Zwecke wie Landwirtschaft, Gewer-                                                                               l www.trockenheit.ch (BAFU)
                                       be, Feuchtgebiete und Fischerei, aber
                                       natürlich auch für Trinkwasser, Garten-
                                       bewässerung sowie Körperpflege bleibt

www.umweltschutz.zh.ch/zup
ZUP 94Zürcher Umweltpraxis
Trockensommer/Landwirtschaft                        7
ZUP Nr. 94 Juli 2019

2018 – Sonne
und Schatten
für die Land-
wirtschaft
2018 litten Ackerkulturen
wie auch der Futterbau
unter der brütenden Sonne
sowie dem unterdurch-
schnittlichen Niederschlag.
                                                                       Die Zuckerrüben litten sichtlich unter Hitze und Wassermangel.
Teilweise mussten hohe                                                                                    Quelle: Jürg Hiltbrunner, Agroscope
Ertragseinbussen hinge-
nommen werden. Nutztiere
litten unter Hitzestress.
Nun sind Überlegungen zur                     Das Klima und der Boden einer Regi-          schweiz von April bis November 2018
längerfristigen Risikoab-                     on beeinflussen grundsätzlich die Pro-       nur gerade 59 Prozent der sonst übli-
sicherung in der Landwirt-                    duktionsmöglichkeiten sowie das Po-          chen Regenmenge (1981– 2010). Die
schaft angezeigt.                             tenzial eines Landwirtschaftsbetriebs.       Jahresmitteltemperatur lag 1,5 Grad
Andreas Rüsch (Leiter Fachstellen)            In Kenntnis des Klimas kann sich die         über der Norm. Damit war diese Periode
Martin Bertschi (Leiter Pflanzenbau)          Landwirtschaft langfristig orientieren.      die trockenste und wärmste seit Mess-
Markus Bopp (Biolandbau / Landtechn.)         Das jährliche qualitative und quantita-      beginn. Das Jahr 2018 ging auch als
René Gämperle (Pflanzenbau)
Christof Gubler (Spezialkulturen)             tive – also letztendlich das wirtschaft-     eines der sonnigsten der letzten 155
Dr. Matthias Schick (Leiter Tierhaltung und   liche – Produktionsergebnis eines Be-        Jahre in die Geschichte ein.
Milchwirtschaft)                              triebs ist jedoch von der entsprechen-
David Szalatnay (Leiter Spezialkulturen)
Daniel Widmer (Pflanzenbau)
                                              den Jahreswitterung bzw. vom Wetter          Sommer-Ackerkulturen litten
Strickhof, Lindau                             im Jahresverlauf abhängig. Wetterext-        am meisten
ALN, Baudirektion Kanton Zürich               reme traten die letzten 15 Jahre gehäuft     Die im Herbst 2017 gesäten Winterkul-
Telefon 058 105 98 00                         auf. 2018 war eines der extremsten.          turen Getreide und Raps konnten von
andreas.ruesch@bd.zh.ch
                                                                                           im Winter aufgebauten Bodenwasser-
Dr. Lukas Keller, Leiter Direktzahlungen      Historische Wettersituation 2018             reserven profitieren. Bei diesen Kul-
Dr. Susanne Preiswerk (Meliorationen)         Mit dem April 2018 begann ein nicht          turen führte die Trockenheit meist nur
Abteilung Landwirtschaft (ALA)
ALN, Baudirektion Kanton Zürich               enden wollender Sommer, der lange in         zu einer früheren Ernte als sonst. Der
Telefon 043 259 27 10 / 66                    Erinnerung bleiben wird. Der April war       Krankheitsdruck war im Vegetations-
lukas.keller@bd.zh.ch                         schweizweit der wärmste, gefolgt vom
susanne.preiswerk@bd.zh.ch                    fünftwärmsten Mai seit Messbeginn            Schweizer Süsskartoffeln,
                                              1864. Im April fiel nur gerade 38 Pro-       dem Klimawandel sei Dank
                                              zent der üblichen Regenmenge. Im Mai         Süsskartoffeln kannte man bis vor fünf
                                              waren es immerhin 75 Prozent.                Jahren hauptsächlich als Importware
                                              Mit Beginn des Sommers wurde die Si-         aus warmen Ländern, weil die Knolle
                                              tuation zunehmend dramatischer. Die          aus der Familie der Windengewäch-
                                              Trockenheit setzte sich unvermindert         se am besten bei 25 °C wächst. Erste
                                              fort. Während der Hauptwachstums-            Versuche zeigten bald, dass auch im
                                              zeit im Juni und Juli fiel weniger als die   Schweizer Klima Süsskartoffeln produ-
                                              Hälfte der üblichen Regenmenge. Ver-         ziert werden können. Der Klimawandel
Schwerpunkt                                   schärft wurde das Regendefizit durch         kommt dieser Kultur entgegen, was die
Trockensommer 2018                            die extrem hohen Verdunstungsraten           Wärme betrifft, jedoch ist eine Bewäs-
Der extrem trockene Sommer 2018               von sechs bis neun Liter pro Quadrat-        serung zwingend. Ein hoher Preisdruck
war ein ausserordentliches Ereignis. In       meter und Tag. Erst der August brachte       aus dem Ausland, eine arbeitsintensive
dieser ZUP erläutern mehrere Artikel          wieder normale Niederschlagsmengen.          Produktion und hohe Pflanzgutkosten
die Auswirkungen auf Landwirtschaft,          Diese waren jedoch nur ein Tropfen auf       sorgen jedoch dafür, dass Schweizer
Gewässer, Fische, sensible Lebensräu-         den heissen Stein.                           Süsskartoffeln ein Nischenprodukt blei-
me und Arten, Wald, Boden sowie Be-           Mit Beginn des Herbsts ging zwar die         ben werden.
triebe und zeigen Massnahmen für die          extreme Verdunstung zurück, die Tro-
Bewältigung künftiger derartiger Som-         ckenheit setzte sich aber weiter fort.
mer (Seiten 5-28).                            Laut Meteo Schweiz fielen in der Ost-

www.umweltschutz.zh.ch/zup
ZUP 94Zürcher Umweltpraxis
Trockensommer/Landwirtschaft                                                                        8
ZUP Nr. 94 Juli 2019

        Niederschlag und Wasserbilanz 2018, Beispiel Flughafen Zürich
                                             200.0                                                                    Der Auslauf der Tiere auf die Weide
                                                                                                                      konnte durch Auslauf in den Laufhof er-
        Niederschlag und Wasserbilanz (mm)

                                         150.0                                                                        setzt werden. Es machte keinen Sinn,
                                                                                                                      die Tiere auf die Weide zu lassen, wenn
                                                                                                                      dort kein Futter vorhanden war. Das
                                         100.0
                                                                                                                      hätte höchstens zu Trittschäden auf der
                                                                                                                      Grasnarbe geführt und die Bedingun-
                                          50.0                                                                        gen für den dringend notwendigen Fol-
                                                                                                                      geaufwuchs der Pflanzen verschlech-
                                           0.0                                                                        tert.
                                                     Januar

                                                              Februar

                                                                        März

                                                                               April

                                                                                       Mai

                                                                                             Juni

                                                                                                        Juli

                                                                                                               August

                                                                                                                        September

                                                                                                                                     Oktober

                                                                                                                                               November

                                                                                                                                                          Dezember
                                                                                                                      Da sich die Abreife bei Silo- und Körner-
                                         -50.0                                                                        mais um mehrere Wochen verfrühte und
                                                                                                                      diese Kulturen wegen Futtermangels
                                                                                                                      bereits vor Ende August geerntet wur-
                                        -100.0
                                                                                                                      den, wurde in diesen Fällen die Begrü-
                                                Niederschlag 2018 (Total: 854 mm)
                                                Niederschlag langjähriges Mittel (1961 bis 1990, Total: 1046 mm)      nungspflicht für 2019 aufgehoben. Dies
                                                Wasserbilanz 2018 (Niederschlag minus Verdunstung, 300 mm)            bedeutet, in diesen Fällen mussten nach
                                                                                                                      der Ernte nicht zwingend Zwischen-
                                         Der Messstandort Flughafen war typisch für viele andere im Jahr 2018: In den
                                               Wintermonaten gab es überdurchschnittlich hohe Niederschläge (blau). oder Winterkulturen angesät werden.
                                                 Im Sommer dagegen regnete es sehr wenig. Durch die Hitze verdunstete
                                                                           zudem aussergewöhnlich viel Feuchtigkeit. Standortspezifische Bewirt-
                                                                                                                                    Quelle: MeteoSchweiz
                                                                                                                                                                     schaftungsstrategien für Hitze
                                                                                                                                                                     und Trockenheit
                                                                                                                                                                     Fruchtbare Böden sind die Grundlage
                                                                                                                                                                     der pflanzenbaulichen und letztendlich
verlauf erfreulich gering, und die Qua-                                                  Agrarvollzug: Ausserordentliche                                             auch der tierischen Produktion. Gesun-
lität des Ernteguts war gut. Insgesamt                                                   Situationen …                                                               de, durchlässige, tiefgründige und mit-
kann trotz vieler Befürchtungen auf ein                                                  Aufgrund der grossen Trockenheit er-                                        telschwere Böden liefern auch bei unre-
erfreuliches Getreide- und auch Raps-                                                    liess die Abteilung Landwirtschaft 2018                                     gelmässigen Niederschlägen genügend
jahr zurückgeblickt werden.                                                              einige Ausnahmeregelungen für die                                           Wasser und Nährstoffe für ein gutes
Sogenannte Sommer-Ackerkulturen wie                                                      Landwirte und Landwirtinnen. Die Di-                                        Pflanzenwachstum (Artikel «Staubtro-
Zuckerrüben, Sonnenblumen, Mais,                                                         rektzahlungsverordnung sieht solche                                         cken! Wo Pflanzen am schnellsten durs-
Soja und Kartoffeln dagegen, welche                                                      Ausnahmen bei ausserordentlichen                                            tig sind», Seite 23). Wie schwer (hoher
über die Sommermonate Juli und                                                           meteorologischen Ereignissen wie Dür-                                       Tongehalt) oder leicht (hoher Sand-
August wachsen, waren der extremen                                                       re, Frost, Hagelschlag oder wesentli-                                       anteil) und wie tiefgründig der Boden
Trockenheit wesentlich einschneiden-                                                     chen Abweichungen vom langjährigen                                          ist, hängt vom Standort ab. Grundsätz-
der ausgesetzt. Je nach Saatzeitpunkt,                                                   Mittel vor.                                                                 lich kann dieser durch die Landwirte
Lage, Bodentyp, -mächtigkeit und -be-                                                    Ab Ende Juli durften Biodiversitätsflä-                                     kaum beeinflusst werden. Der Bewirt-
arbeitung fielen die Auswirkungen von                                                    chen wie extensive und wenig intensive                                      schafter kann allerdings durch regel-
Hitze und Trockenheit aber sehr unter-                                                   Wiesen vorzeitig beweidet werden, statt                                     mässige Zufuhr an organischem Ma-
schiedlich aus.                                                                          erst ab erstem September (Artikel «Wet-                                     terial versuchen, den Humusgehalt zu
Sofern die Möglichkeit zur Bewässe-                                                      terextreme stellen seltene Arten vor die                                    erhöhen. Denn Humus speichert Was-
rung der Kartoffeläcker bestand, konn-                                                   Existenzfrage», Seite 21). Mit dieser                                       ser und Nährstoffe, was besonders bei
ten teilweise Spitzenerträge in guter                                                    Massnahme sollte die Futterknappheit                                        flachgründigen oder eher sandigen Bö-
Qualität geerntet werden. Hingegen bil-                                                  entschärft werden. Zirka zweihundert                                        den wertvoll ist.
dete Mais vielerorts schwache Kolben                                                     Betriebe machten davon Gebrauch.                                            Mit konservierender Bodenbearbei-
aus, und auch die Zuckerrüben blieben                                                                                                                                tung kann zudem versucht werden, die
in Ertrag und Zuckergehalt unter den Er-                                                 … erfordern ausserordentliche                                               Wasserverdunstung zu vermindern und
wartungen. Mais und Soja sind grund-                                                     Massnahmen                                                                  gleichzeitig den Boden besser vor Ero-
sätzlich Pflanzen, welche mit trockenen                                                  Da die Trockenheit weiter andauerte,                                        sion zu schützen (z. B. ohne Pflugein-
und warmen Bedingungen gut zurecht-                                                      wurden Anfang August weitere Ausnah-                                        satz). Denn trotz Zunahme von Hitze
kommen. In der frühen Jugendentwick-                                                     men beschlossen:                                                            und Trockenphasen muss die Landwirt-
lung und vor allem wenige Wochen vor                                                     Bei der Nährstoffbilanz 2018, einem                                         schaft auch vermehrt mit Extremnie-
und nach der Blüte reagieren allerdings                                                  wichtigen Pfeiler für Direktzahlungen im                                    derschlägen rechnen. Durch eine gute
beide Pflanzen empfindlich auf Hitze                                                     Rahmen des Ökologischen Leistungs-                                          Bodenlockerung (pflanzlich oder me-
und Trockenheit, was zu weniger Ertrag                                                   nachweises (ÖLN), durften statt der tie-                                    chanisch) können die Wasserinfiltration
führt. Üblicherweise verbreitete Pilz-                                                   fen Erträge 2018 die Erträge der Bilanz                                     erhöht und das Wassererosionsrisiko
krankheiten spielten 2018 in der Regel                                                   2017 als Referenzwert eingesetzt wer-                                       vermindert werden. Auch die Pflanzen-
eine sehr geringe Rolle. Hingegen traten                                                 den. Damit wollte man Härtefälle verhin-                                    wahl entscheidet über Erfolg oder Miss-
vielerorts Schadinsekten stärker auf.                                                    dern, da der termingerecht ausgebrachte                                     erfolg. Im Gegensatz zum langlebigen
                                                                                         Dünger von den Pflanzen wegen der Tro-                                      System Wald kann sie in der Landwirt-
                                                                                         ckenheit nicht in Ertrag umgesetzt wer-                                     schaft auch relativ kurzfristig verändert
                                                                                         den konnte. Die Auflagen für die Bilanz                                     werden.
                                                                                         wären nicht mehr zu erfüllen gewesen.

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Trockensommer/Landwirtschaft                       9
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                    Schon ab 24 Grad Celsius geraten Rinder in Hitzestress und fühlen sich unwohl, Kühe produzieren weniger Milch.
                                                                      Stalllüftung und Ventilatoren sind dann wichtige Massnahmen.
                                                                                                                   Quelle: agrotech.ch

Ammoniakverlustrisiko                        vielen Betrieben durch teure Zukäufe        tiere sehr stark gefordert und teilweise
bei Extremwetter                             ausgeglichen werden. Im Rahmen bäu-         auch überfordert.
Hitze und Trockenheit bedeuten jedoch        erlicher Selbsthilfe hat der Zürcher Bau-
auch ein erhöhtes Ammoniakverlust-           ernverband deshalb im Sommer 2018           Massnahmen für das Tierwohl
risiko (Artikel «Güllelager wirkungsvoll     eine eigene Futtermittelbörse ins Leben     Als erste und einfachste Massnahme
abdecken», Seite 35). Die Landwirt-          gerufen.                                    zur Vermeidung von Hitzestress inten-
schaftsbetriebe sind also bei solchen        Teilweise wurden aufgrund der Futter-       sivieren Betriebe die Stalllüftung. Eine
Wetterextremen auch im Umweltschutz          knappheit im Sommer 2018 auch Kühe          mechanische Unterstützungslüftung ist
stark gefordert. Ansätze gegen erhöhte       viel früher als üblich und zu deutlich
Ammoniakverluste sind: Stickstoffdün-        niedrigeren Preisen geschlachtet.
ger früher im Vegetationsverlauf aus-
bringen, Stickstoffmineraldünger in          Kühe mögen es gerne kühl
flüssiger Form ausbringen, stickstoff-       Langanhaltende Hitzeperioden wie
haltige Dünger in den Boden einarbei-        2018 bedeuten Stress für Mensch und
ten, Gülle gut verdünnen bzw. ansäuern       Tier. Die tierischen Leistungen sinken.
oder stabilisierte Stickstoffdünger ein-     Kühe fühlen sich bei Temperaturen zwi-
setzen. Um gasförmige Stickstoffver-         schen 4 °C und 16 °C und einer Luft-
luste möglichst gering zu halten, emp-       feuchtigkeit von 50 bis 80 Prozent wohl.
fiehlt die gute landwirtschaftliche Praxis   Dann können sie ihr Leistungspotenzial
beispielsweise Schleppschläuche zu           voll ausschöpfen.
verwenden, die Stickstoffdüngung auf         Schon ab einer Umgebungstemperatur
den Pflanzenbedarf auszurichten und          von 24 °C werden beim Rind erste An-
sie auf mehrere Gaben aufzuteilen.           zeichen von Hitzestress erkennbar, egal
                                             ob es im Laufstall oder auf der Weide
Das Futter wurde knapp                       gehalten wird. Solche Stresssympto-
Eine sehr negative Auswirkung auf die        me sind zum Beispiel erhöhte Atemfre-
landwirtschaftliche Produktion hatte         quenz, verkürzte Liegedauer, reduzier-
das verminderte Wachstum der Gräser          te Futteraufnahme, ein Rückgang der                  Bei Trockenheit und Hitze gab es
                                                                                                  nur wenig Futter auf den Weiden.
auf den Wiesen und Weiden. Je nach           Milchleistung sowie ein vermindertes                                         Quelle: ALN
Region mussten bereits Ende Juli Win-        Brunstverhalten. Im Sommer 2018 mit
terfuttervorräte verfüttert werden. Die      seiner mehrwöchigen Hitzeperiode war
zu geringen Futtervorräte mussten bei        das Anpassungsvermögen der Nutz-

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auf jeden Fall sinnvoll und hilft, die gros-
sen Wärmemengen, welche die Kühe
produzieren, aus dem Stall zu transpor-
tieren.
Bei der Milchviehfütterung müssen
ebenfalls einige wesentliche Vorgaben
beachtet werden. Kühe nehmen bei
grosser Hitze bis zu 170 Liter Trinkwas-
ser je Tag auf. Ausserdem sollte bei Hit-
zeperioden zehn bis zwanzig Prozent
mehr Mineralfutter und Viehsalz in die
Ration gegeben werden, um die erhöhte
Ausschwemmung auszugleichen.
Falls in Hitzeperioden noch geweidet
werden kann, ist unbedingt auf eine
ausreichende Wasserversorgung auf
der Weide sowie auf Schatten für die
Tiere zu achten. Die Nachtweide bietet
                                                                                      Ein Sektor, der vom Sommer 2018 profitierte,
dann auf jeden Fall Vorteile.                                           war der Weinbau mit einem ausserordentlich guten Jahrgang.
Futterbaulich hat sich die Anlage von                                                              Quelle: Marianne Baracchi-Meier, Strickhof
Kleegrasmischungen in Trockenperio-
den als vorteilhaft herausgestellt, da der

Bewässerungsinfrastruktur                      Klee als Tiefwurzler in tieferen Boden-    bescherte der «Sommer ohne Ende»
für die Landwirtschaft                         schichten noch Wasser und Nährstoffe       den Traubenproduzenten und Winzern
Die Sicherung der Wasserverfügbar-             erreichen kann. Meisterin der Trocken-     ein Jahr mit extrem früher Weinlese und
keit bereitet vielen Gemüsebetrieben           heitsbewältigung ist die Luzerne, eine     ausserordentlicher Traubenqualität.
Sorgen. Infolge zurückgehender Pegel-          Leguminosenart, welche sehr tief wur-
stände aufgrund abnehmender Nieder-            zelt.
schläge im Sommer werden an Land-                                                         Kurz zusammengefasst
wirte erteilte Wasserrechte zum Bezug          Schlüsselfaktor Bewässerung                – Wetterextreme wie 2018 erlebte die
von Grund- oder Oberflächenwasser              Trockenheit und Hitze kann für sensible      Landwirtschaft in den letzten 15
teilweise nicht mehr erneuert. Beim            Pflanzen mit einem kleinen Wurzelwerk,       Jahren vermehrt.
Trinkwasser entscheidet die jeweilige          also für viele Gemüsearten oder frisch     – 2018 machte vor allem die langan-
Gemeinde, ob, wann, wo und zu wel-             gepflanzte Bäume und Reben, zum Pro-         haltende Trockenheit zu schaffen.
chem Preis sie Wasser an die Land-             blem werden, wenn keine Bewässerung        – Es fehlten grosse Mengen an Fut-
wirtschaft liefert und ob sie es in fünf       möglich ist. Glücklicherweise muss-          ter, was zu teuren Futterzukäufen
Jahren auch noch tun will. Im Furttal,         te 2018 im Kanton Zürich dank ausrei-        und teilweise frühzeitigen Schlach-
in Steinmaur, in Alten, Flaach und Dät-        chender Wasserreserven kein Bewäs-           tungen führte.
wil sind gemeinschaftliche Anlagen             serungsverbot ausgesprochen werden.        – Einzelne Kulturen konnten gar von
in Planung, Bau oder Betrieb, welche           Rund 60 Landwirtschaftsbetriebe nutz-        der Witterung 2018 profitieren, zum
diese Liefersicherheit für 20 bzw. 30          ten 2018 die vom Kanton beschlossene         Beispiel die Reben.
Jahre gewährleisten. Die jeweilige Ge-         Möglichkeit zur Notbewässerung aus         – Im Agrarvollzug mussten Ausnah-
nossenschaft beantragt ein eigenes             grösseren Zürcher Gewässern (Artikel         men gewährt werden, um finanziel-
Wasserrecht und beliefert ihre Mitglie-        «Wieviel Wasser ist zu wenig?», Seite        le Härtefälle zu vermeiden.
der mit Wasser. Damit werden kleinere          11). Das AWEL erteilte den einzelnen       – Tiere geraten in Hitzestress. Küh-
Gewässer, Grundwasservorkommen                 Gemeindebehörden die Kompetenz               lung durch Ventilatoren und reich-
und insbesondere die Trinkwasser-              zur Bewilligung einer Wasserentnah-          lich Wasserzufuhr lindern den
versorgungen entlastet. Da im Kanton           me in den heissesten Sommerwochen            Stress.
Zürich jedoch die konzessionierbaren           aus dem Zürich-, Greifen- und Pfäffiker-   – Im Futterbau können Mischungen
Wassermengen begrenzt sind, steht              see sowie aus der Glatt, der Reuss und       verschiedener Arten besser mit ext-
die Nutzung von Oberflächengewäs-              der Thur. Dadurch konnte punktuell das       remen Witterungsbedingungen um-
sern durch die Landwirtschaft im Kon-          komplette Austrocknen von Wiesen,            gehen.
flikt mit Interessen von Naturschutz,          Mais, Gemüse sowie jungen Obst- und        – Für Spezialkulturbetriebe ist eine
Fischerei und weiteren Nutzniessern.           Christbäumen verhindert werden.              Bewässerungsmöglichkeit in sol-
Bewässerungsgenossenschaften, de-              Bewässerungsverbote hätten für Spezi-        chen Situationen existenziell.
ren Wasserrechte in den nächsten               alkulturbetriebe weitreichende Folgen:
Jahren ablaufen, müssen ihr Konzes-            geringe Erträge, mangelnde Qualität
sionsgesuch mit gewichtigen Argu-              und in der Folge grosse finanzielle Ein-
menten einreichen und bei Erneuerung           bussen. Dank grossem Aufwand, ver-
der Konzession mit einer Laufzeit unter        bunden mit zusätzlichen Kosten, konn-
zehn Jahren rechnen.                           ten die Zürcher Betriebe mit gezielter
                                               Bewässerung dafür sorgen, dass den-
                                               noch ansprechende Erträge in Spitzen-
                                               qualität geerntet werden konnten. So

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Trockensommer / Fischerei                     15
ZUP Nr. 94 Juli 2019

Fische brau-
chen kühles
Wasser
Nicht nur die Lufttempera-
tur erreichte im Sommer
2018 Spitzenwerte, sondern
auch die Wassertempera-
turen. Der aussergewöhn-
liche Sommer setzte den
Fliessgewässern und seinen
                                                     Zonen mit kühlen Grundwasseraufstössen im Rhein werden von den Fischen
Bewohnern im Kanton                                                           während Hitzeperioden als Rückzugsort genutzt.
Zürich besonders stark zu.                                   Eine temporäre Absperrung schützt sie vor dem regen Badebetrieb.
Vor allem kälteliebende                                                                                               Quelle: FJV

Fischarten wie die Bach-
forelle und die Äsche litten
unter den extremen Wetter-
bedingungen.                              Für den Metabolismus von aquatischen       reits in sämtlichen Unterläufen aller Ein-
Maja Kevic, Praktikantin                  Lebewesen, insbesondere Fischen, ist       zugsgebiete vorhanden. Es ist davon
Lukas Bammatter, Adjunkt Fischerei        die Temperatur ein zentraler Faktor. Die   auszugehen, dass die höheren Was-
Fischerei- und Jagdverwaltung             Umgebungstemperatur beeinflusst so-        sertemperaturen einen massgeblichen
Amt für Landschaft und Natur ALN
Baudirektion Kanton Zürich                wohl biochemische wie auch physische       Faktor für den starken Fischrückgang
Telefon 043 257 97 56                     Prozesse der Fische entscheidend. Je       in den Fliessgewässern darstellen.
lukas.bammatter@bd.zh.ch                  nach Entwicklungsstadium können die
www.fjv.zh.ch                             Temperaturbedürfnisse ganz unter-          2018 wurden tausende Fische
                                          schiedlich sein. Während die Forelle im    umgesiedelt
                                          Eistadium maximal 15 Grad erträgt, liegt   Nachdem seit April Niederschläge weit-
                                          die Toleranzgrenze bei den erwachse-       gehend ausgeblieben waren, traten be-
                                          nen Tieren bei über 25 Grad.               reits Ende Juni durch die tiefen Was-
                                                                                     serpegel erste Probleme auf (Artikel
                                          Fische bekommen Herzrasen                  «Wieviel Wasser ist zu wenig?», Seite
                                          und sind anfällig für Krankheiten          11). Ab diesem Zeitpunkt mussten re-
                                          Bei kälteliebenden Fischarten wie der      gelmässig Bäche abgefischt werden,
                                          Forelle oder der Äsche bedeuten hohe       die auszutrocknen drohten. Die Lage
                                          Wassertemperaturen einen grossen           spitzte sich bis Anfang August weiter
                                          metabolischen Umsatz. Dies erzeugt         zu. In gewissen Regionen, insbeson-
                                          einen höheren Bedarf an Sauerstoff, der    dere im Einzugsgebiet der Töss, fielen
                                          durch einen erhöhten Herzschlag aus-       nahezu sämtliche Bäche trocken. Die
                                          geglichen wird. Dauert dieser Zustand      Fischereiaufseher und ihre nebenamt-
                                          über längere Zeit an, bedeutet das         lichen Helfer mussten insgesamt rund
                                          einen erheblichen Stress für das Tier      200 Trockenheitsabfischungen durch-
                                          und kann, auch wenn genügend Sauer-        führen und tausende Fische aus über
                                          stoff im Wasser gelöst ist, zu einem       120 Kilometer Fliessgewässerstrecke
                                          Organversagen führen. Weissfische wie      in wasserreichere Abschnitte umsie-
                                          Karpfen, Rotaugen oder Alet weisen         deln. Trockenheitsbedingte Abfischun-
Schwerpunkt                               gegenüber warmen Temperaturen eine         gen haben 2018 die Zahlen der letzten
Trockensommer 2018                        deutlich höhere Toleranz auf als Salmo-    Jahre um ein Vielfaches überstiegen.
Der extrem trockene Sommer 2018           niden wie Forelle und Äsche.
war ein ausserordentliches Ereignis. In   Zusätzlich treten parasitäre Krankhei-     Der Rhein war 2018 viel zu warm
dieser ZUP erläutern mehrere Artikel      ten wie zum Beispiel die Proliferative     Den Fischen im Rhein setzte insbeson-
die Auswirkungen auf Landwirtschaft,      Nierenkrankheit (PKD) bei wärmeren         dere die hohe Wassertemperatur stark
Gewässer, Fische, sensible Lebensräu-     Wassertemperaturen verstärkt auf. Im-      zu. Sie lag über mehrere Wochen fast
me und Arten, Wald, Boden sowie Be-       Zusammenspiel mit der reduzierten Im-      durchgehend bei 25 Grad und darüber.
triebe und zeigen Massnahmen für die      munabwehr der hitzegestressten Forel-      Ab dem 3. August wurden vermehrt veren-
Bewältigung künftiger derartiger Som-     le führt PKD zu einer hohen Mortalität.    dete Fische gefunden. Das Fischsterben
mer (Seiten 5-28).                        Im Kanton Zürich ist die Krankheit be-     nahm bis zum 6. August stetig zu. Erst

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Trockensommer / Fischerei                       16
ZUP Nr. 94 Juli 2019

                                Kein Wasser in Sicht. Aus über 120 Kilometer Fliessgewässerstrecke mussten die Fischereiaufseher
                                                              im Kanton Zürich die Fische in wasserreichere Abschnitte umsiedeln.
                                                                                                                        Quelle: FJV

ein grösseres Gewitter am 9. August         ist die Sohle mit einer ausgepräg-          Konzepte für kommende
entspannte die Situation. Auf dem Zür-      ten Niederwasserrinne zu versehen,          Trockenperioden
cher Rheinabschnitt wurden rund zwei        um auch bei Niedrigabflüssen ausrei-        Zuletzt braucht es auch aufseiten
Tonnen tote Fische von der Fischerei-       chend tiefe Fliesspartien sicherzustel-     der Wassernutzung griffige Konzepte.
aufsicht und den Revierpächtern einge-      len. Nicht zuletzt braucht es eine regel-   Durch Wasserentnahmen wie zum Bei-
sammelt. Es handelte sich grösstenteils     mässige Abfolge an tiefen Kolken, die       spiel für die Bewässerung von Agrar-
um Äschen, Aale, Alet, Barben und Fo-       kühles Wasser speichern und ein idea-       flächen kann sich das Niedrigwasser-
rellen. Vereinzelt waren auch Karpfen so-   les Rückzugsrefugium bei längeren Hit-      problem während der Trockenperioden
wie weitere Weissfische betroffen.          zeperioden für die Fische bilden.           zusätzlich verschärfen. Es muss eine
                                                                                        Lösung gefunden werden, wie spezi-
Kühles Wasser durch                         Kaltwasserzonen                             ell während Trockenphasen das Was-
Beschattung und tiefe Kolke                 im Rhein schaffen                           ser genutzt werden darf. Vorstellbar ist
Da in Zukunft vermehrt mit ausgepräg-       In den Nachbarkantonen Schaffhau-           zum Beispiel ein Notfallkonzept, das
ten Hitze- und Trockenheitsphasen zu        sen und Thurgau haben künstlich ge-         bei extrem niedrigen Abflüssen und ho-
rechnen ist, kommt der naturnahen Ge-       schaffene Kaltwasserzonen an Bach-          hen Wassertemperaturen die Wasser-
staltung von Fliessgewässern beson-         mündungen im Rhein grosse Wirkung           entnahmen für die Landwirtschaft ein-
dere Bedeutung zu. Damit sich Flüsse        gezeigt. Vor allem Äschen und Forellen      schränkt oder kurzzeitig untersagt.
und Bäche bei starker Sonneneinstrah-       schwammen stellenweise zu Tausen-
lung nicht zu stark erwärmen, müssen        den in die bis zu zehn Grad kühleren Ge-
sie durch möglichst üppigen Uferbe-         wässerbereiche. Nicht überraschend
wuchs beschattet werden. Ausserdem          konnte man bei Bestandeserhebun-
                                            gen im 2019 in den Abschnitten dieser
                                            Kaltwasserrefugien noch am meisten
                                            Äschen feststellen. Für die Zukunft sol-
                                            len deshalb diese Kaltwasserzonen
                                            noch weiter ausgebaut und optimiert
                                            werden.
                                            Da es im Zürcher Rhein nur wenige
                                            grössere, kühle Zuflüsse gibt, ist nun
                                            geplant eine Stelle mit starken Grund-
                                            wasseraufstössen für die Nutzung als
       Äschen haben es nicht gerne warm. Kaltwasserrefugium aufzuwerten. Dazu
                                Quelle: FJV soll im Rhein ein Damm geschüttet wer-

                                            den, der das warme Rheinwasser wäh-
                                            rend einer Hitzeperiode abweist und
                                            dahinter das kühle Grundwasser als Zu-
                                            fluchtsort für die Fische sammelt.

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Trockensommer / Wald                          17
ZUP Nr. 94 Juli 2019

Borkenkäfer,
Zwangs-
nutzung und
Waldbrand-
gefahr
Bei extremer Trocken-
heit wachsen die Wälder
schlechter und werden
anfällig auf Schädlinge wie
den Borkenkäfer. Wegen
Waldbrandgefahr wurde
im letzten Sommer ein
Feuerverbot im Wald und
in Waldesnähe ausgespro-
chen. Als langfristige Stra-
tegie bleibt vor allem die
vorbeugende Verjüngung
des Waldes mit weniger
anfälligen Baumarten.
Urs Kamm, Waldentwicklung und
Ressourcen
Abteilung Wald
Amt für Landschaft und Natur ALN
Baudirektion Kanton Zürich
Telefon 043 259 51 25
urs.kamm@bd.zh.ch
www.wald.kanton.zh.ch
www.trockenheit.zh.ch
Voraussichtlich ab Juli:
www.zh.ch/waldbrandgefahr
                                                      Waldrand in Bülach am 25. Juli 2018: Während die Eichen trotz Trockenheit
l BAFU                                                 grün im Saft stehen, zeigen die Buchen, die weniger tief wurzeln, zum Teil
  www.waldbrandgefahr.ch                                                        bereits im Sommer eine herbstliche Blattfärbung.
                                                                                                          Quelle: Urs Kamm, Abt. Wald
  flamma@bafu.admin.ch

l ZUP91, Artikel «Die Fichte auf dem
  Rückzug vor dem Klimastress»
l Veranstaltungen Seite 48, «Wald im
  Klimawandel»                            Wie sich die extreme Sommertrocken-        Vorzeitige Herbstfärbung und
                                          heit 2018 direkt auf den Wald und die      Blattabwurf als kluge Strategie
                                          Bäume auswirkte, war im letzten Som-       In ihrem langen Leben müssen Bäume
                                          mer für aufmerksame Waldspazier-           mit hoher Wahrscheinlichkeit Phasen
                                          gängerinnen und -spaziergänger gut         erhöhter Trockenheit überstehen und
                                          sichtbar. Schon Ende Juli sah es man-      können diesen nicht durch Abwande-
                                          cherorts aus wie im Herbst – verfärb-      rung ausweichen. Deshalb haben Bäu-
                                          te Baumkronen und trockenes Laub           me «Strategien» für den Umgang mit
Schwerpunkt                               am Boden (Foto oben). Jedoch wer-          Wassermangel entwickelt. Um die Ver-
Trockensommer 2018                        den nicht alle Baumarten gleichermas-      dunstung und somit den Wasserver-
Der extrem trockene Sommer 2018           sen von einer solchen Trockenheit be-      brauch zu reduzieren, verschliessen sie
war ein ausserordentliches Ereignis. In   einträchtigt. Bei den Laubbaumarten litt   als Erstes die Spaltöffnungen («Poren»)
dieser ZUP erläutern mehrere Artikel      die im Zürcher Wald mit Abstand häu-       der Blätter. Hält die Trockenheit länger
die Auswirkungen auf Landwirtschaft,      figste Baumart, die Buche, am stärksten    an, verfärben sich die Blätter, denn Blatt-
Gewässer, Fische, sensible Lebensräu-     und hatte braune Kronen, während be-       grün sowie eingelagerte Nährstoffe wer-
me und Arten, Wald, Boden sowie Be-       nachbarte Eichen weiterhin ein grünes      den aus ihnen abtransportiert, dann wer-
triebe und zeigen Massnahmen für die      Blätterkleid trugen.                       den die Blätter frühzeitig abgeworfen.
Bewältigung künftiger derartiger Som-
mer (Seiten 5-28).

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Trockensommer / Wald                               18
ZUP Nr. 94 Juli 2019

Sehr starke Trockenheit wie im Som-           Waldbrandgefahr und Feuerverbot
mer 2018 führt neben vorzeitigen Blatt-
                                              Warnungen bzw. Feuerverbote im Wald
abwürfen auch vereinzelt zum sponta-
                                              stützen sich auf die Gefahrenbeurtei-
nen Abbrechen ganzer und noch grüner
                                              lung durch die kantonalen Forstdiens-
Äste. Ein bekanntes Phänomen, das
                                              te. Im Kanton Zürich schätzt der Forst-
sich Sommerbruch beziehungsweise
                                              dienst die Waldbrandgefahr jeweils
Grünastabbruch nennt (Plakat rechts).
                                              durch Umfragen bei den Revierförstern
                                              ein. Zuständig für ein allfälliges Feu-
Erhöhte Waldbrandgefahr
                                              erverbot in Wald und Waldesnähe ist
im August 2018
                                              der Kantonsforstingenieur. Dieses gilt
Eine weitere direkte Auswirkung der
                                              auf dem ganzen Kantonsgebiet. Für
grossen Sommertrockenheit war die
                                              das restliche Gebiet (Feld und Flur,
Waldbrandgefahr. So musste der Kan-
                                              Siedlungsgebiet) sind die Gemeinden
ton Zürich kurz vor dem Nationalfeier-
                                              zuständig, das heisst, jede Gemeinde
tag vom 1. August nach wochenlanger
                                              kann für ihr Territorium selbst ein ent-
Trockenheit und anhaltend hohen Tem-
                                              sprechendes Verbot erlassen.
peraturen ein absolutes Feuerverbot in
                                              Die Website des Kantons informiert
Wäldern und in Waldesnähe ausspre-
                                              über die Waldbrandgefahr, die Mass-
chen. Im Abstand von 200 Metern zum
                                              nahmen und die genauen Bestimmun-
Waldrand war es weder erlaubt zu gril-
                                              gen. Bei einem Feuerverbot bringen                            Bei einem Feuerverbot bringen
lieren noch Feuerwerk abzubrennen.                                                                     die Revierförster an Waldeingängen
                                              die Revierförster an Waldeingängen
Erst nach über 40 Tagen konnte dieses                                                                         und Feuerstellen Plakate an.
                                              und Feuerstellen Plakate an.                                                Quelle: Abteilung Wald
Verbot nach kräftigen Regenfällen wie-
                                              Der Kanton prüft zurzeit die Entwick-
der aufgehoben werden.
                                              lung von Empfehlungen für die Ge-
Erfreulicherweise stiess die Massnah-
                                              meinden bei der Umsetzung eines
me bei der Bevölkerung auf grosses
                                              Feuerverbots.
Verständnis und wurde weitgehend ein-
gehalten. Die Präventionsmassnahmen Erich Good, Waldentwicklung und Ressour-
                                       cen, Abteilung Wald, Kanton Zürich,
haben sich bewährt: Es wurden im Kan- Telefon 043 259 2978, erich.good@bd.zh.ch
ton keine grösseren Brände registriert
(Infotext rechts).

Borkenkäfer profitieren doppelt
von der Trockenheit
Durch Trockenheit gestresste Bäume
wachsen nicht nur schlechter, sie sind            Die Populationen des Buchdruckers wa-
auch weniger widerstandsfähig und so-             ren bereits 2017 relativ gross (Grafik Sei-
mit anfälliger für Krankheiten und Schäd-         te 19). Dann fegte Anfang Januar 2018
linge. Ein bekanntes Beispiel für den en-         der seit Lothar stärkste Sturm in der
gen Zusammenhang von Trockenheit,                 Schweiz – der Wintersturm «Burglind»
Wärme und Waldschäden sind die Bor-               – über das Land und sorgte für reich-
kenkäfer, allen voran der Buchdrucker             lich vorhandenes Brutmaterial für den
                                                                                                                  Wie diese Gefahrentafel
an der häufigsten Nadelbaumart Fichte.            Borkenkäfer. Im Kanton Zürich betrug                     der Stadt Zürich zeigt, bestand
Während eine vitale Fichte anbohrende             die Schadholzmenge rund 145 000 Ku-                              nicht nur Brandgefahr.
                                                                                                                          Quelle: Abteilung Wald
Borkenkäfer durch Harzfluss abwehren              bikmeter, wobei es sich bei drei Vierteln
kann, ist ein trockengestresster Baum             des Schadholzes um Fichten handel-
den Käfern weniger gut gewachsen. Ne-             te (in einem normalen Jahr werden zwi-
ben den reduzierten Abwehrmöglichkei-             schen 400 000 und 500 000 Kubikmeter
ten des Baums ist auch die Anzahl der             Holz geschlagen). So waren die Vermeh-        Bekämpfungsmassnahmen durch
Borkenkäfer für die erfolgreiche Besie-           rungsmöglichkeiten für die Borkenkä-          Pauschalbeiträge ergänzt
delung eines Baums massgebend.                    fer bereits Anfang 2018 beinahe ideal.        Kantonsweit wurden 2018 im Vergleich
                                                  Der markante Temperaturanstieg im             zum Vorjahr gut doppelt so viele Be-
                                                  Frühjahr und die folgende Sommertro-          fallsherde gezählt. Die Anzahl der ge-
                                                  ckenheit waren folglich die Ursache da-       fundenen Käfernester war 2018 fast
                                                  für, dass viel mehr Bäume durch den           so hoch wie im Extremjahr 2003, wo-
                                                  Käfer befallen wurden und vorzeitig als       bei die Werte von 2003 regional deutlich
                                                  «Käferholz» geschlagen werden muss-           übertroffen wurden. Als Präventions-
                                                  ten. Die Käfer profitieren auch direkt        und Bekämpfungsmassnahmen wur-
                                                  vom warmen trockenen Klima, da die            den Fichtenstämme geschält, gehackt
                                                  Entwicklungsgeschwindigkeit der Lar-          oder auf Zwischenlager ausserhalb
             Wegen der charakteristischen ven temperaturabhängig ist. So konn-                  des Walds transportiert. Die Abteilung
          Frasspuren wird der Borkenkäfer ten 2018 drei Borkenkäfergenerationen                 Wald unterstützte die Förster und Wald-
               auch Buchdrucker genannt.
                     Quelle: Petr Kapitola, CISTA heranwachsen, während im «Normal-             eigentümer mit Pauschalbeiträgen, wel-
                                                  fall» nur zwei Generationen pro Saison        che zumindest einen Teil der «käferbe-
                                                  möglich sind.                                 dingten» Mehrkosten decken konnten.

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