Mitteilungen aus dem Biosphärenreservat Rhön - Heft 23

Die Seite wird erstellt Yves-Leander Kessler
 
WEITER LESEN
Mitteilungen aus dem Biosphärenreservat Rhön - Heft 23
Mitteilungen aus dem
Biosphärenreservat Rhön
                          Heft 23
Mitteilungen aus dem Biosphärenreservat Rhön - Heft 23
Aktions- und Thementage bzw. -jahre
2011 – 2020.........................................         UN-Dekade Biologische Vielfalt

Themenjahre
Europa ..................................................    Europäisches Kulturerbejahr

Deutsche Zentrale                                            Kulinarik
für Tourismus

Thüringer Tourismus GmbH .........                           Kulinarik/Thüringer Tischkultur

Weltweit
03. März ...............................................     Tag des Artenschutzes

21. März ...............................................     Welttag des Waldes

22. März ...............................................     Weltwassertag

22. April ...............................................    Tag der Erde

25. April ...............................................    Internationaler Tag des Baumes

22. Mai .................................................    Internationaler Tag zur Erhaltung der Artenvielfalt

24. Mai..................................................    Tag der Parke (europaweiter Aktionstag)

05. Juni..................................................   Weltumwelttag

04. Oktober .........................................        Welttierschutztag

05. Dezember ......................................          Weltbodentag

05. Dezember ......................................          Internationaler Tag des Ehrenamtes

Bundesweit (NABU)
10. bis 13. Mai .....................................        Stunde der Gartenvögel
Mitteilungen aus dem Biosphärenreservat Rhön - Heft 23
Mitteilungen
            Neue Serie: Das Landschaftsbild der Rhön im Wandel

                            aus dem
                    Biosphärenreservat Rhön

                                          Heft 23
                                           2018
            Blick vom Dachstein (Umpfen) zur Alten Mark. (Foto: E. Abe, 1960er Jahre)

Informationsmaterial des Biosphärenreservates Rhön/Verwaltung Thüringen

Mitteilungen aus dem Biosphärenreservat Rhön
Heft 23/2018
Redaktionsschluss: 15.04.2018
Die hier veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.
Für den Inhalt der Beiträge und urheberrechtliche Absicherungen zeichnen die Autoren verantwortlich.
Der Herausgeber behält sich das Recht redaktionell notwendiger Abänderungen vor.
Alle Formen des Nachdrucks, der Vervielfältigung und der Speicherung – auch auszugsweise – bedürfen
der schriftlichen Genehmigung des Herausgebers.
Titelblatt: Wildkatze – Wildtier des Jahres (Foto: Karl-Friedrich Abe)
3. Umschlagseite: Landschaftsbild im Wandel.
              Blick vom Dachstein (Umpfen) zur Alten Mark. (Foto: K.-Fr. Abe, März 2017)
Herausgegeben und redigiert vom Biosphärenreservat Rhön/Verwaltung Thüringen
Goethestraße 1, 36452 Zella/Rhön, Tel.: 0361 57392 3330, Fax: 0361 57392 3355
E-Mail: poststelle.rhoen@nnl.thueringen.de

Satz und Druck: Wehry-Druck OHG, Im Wiesgrund 1, 98617 Untermaßfeld

                                                                                                       3
Mitteilungen aus dem Biosphärenreservat Rhön - Heft 23
INHALT
ZUM GELEIT .............................................................................................................................................................................. S.04

VORWORT .................................................................................................................................................................................. S.05

I. PALÄONTOLOGISCHE FUNDSTELLEN IM BIOSPHÄRENRESERVAT RHÖN (Teil XIII)
Entfällt leider dieses Jahr. ............................................................................................................................................................. S.07

II. IN EIGENER SACHE
1) Der Jahresrückblick auf 2017 ..................................................................................................................................................     S.07
2) Neue „Botschafter“ für das Biosphärenreservat Rhön ........................................................................................................                         S.12
3) Entwurf des „Neuen Rahmenkonzeptes“ fertiggestellt .......................................................................................................                          S.14
4) Die Hohe Geba, einmal ganz anders gesehen .......................................................................................................................                   S.17

III. BELAUSCHT UND ERFORSCHT IN DER HEIMAT
1) Überlegungen zur Lage, zum Namen und zur frühmittelalterlichen Geschichte des Tullifelds ..................................                                                         S.18
2) Weiterer gesicherter Nachweis eines Marderhundes nach 26 Jahren ..............................................................................                                      S.35
3) Wildkatzen in der Rhön ..........................................................................................................................................................   S.37
4) Rotmilan-Kartierung im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön ......................................................................................                                        S.39
5) Die Laubholz- oder Weiße Mistel .........................................................................................................................................           S.41
6) Auf abgestorbenem Holz entdeckt: Haareis ........................................................................................................................                   S.43
7) Flur- und Forstortsnamen .......................................................................................................................................................    S.44
8) Die Schafbäder in der Rhön ....................................................................................................................................................     S.44

IV. PFLANZEN UND TIERE, BIOTOPE UND LANDSCHAFTEN IM BLICKPUNKT DES ÖFFENTLI-
CHEN INTERESSES
Pflanzen und Tiere des Jahres 2018 (Auswahl)
1) Der Torfmoos-Fingerwurz – Orchidee des Jahres ............................................................................................................. S.47
2) Die Edelkastanie – Baum des Jahres ..................................................................................................................................... S.48
3) Der Wiesen-Champignon – Pilz des Jahres ........................................................................................................................ S.49
4) Der Star – Vogel des Jahres .................................................................................................................................................... S.50
5) Der Große Fuchs – Schmetterling des Jahres ...................................................................................................................... S.52
6) Die Wildkatze – Wildtier des Jahres .................................................................................................................................... S.57
7) Die Fettspinne – Spinne des Jahres ....................................................................................................................................... S.58
8) Die Zwerglibelle – Libelle des Jahres .................................................................................................................................... S.61
9) Der Langblättrige Ehrenpreis – Blume des Jahres .............................................................................................................. S.64
Mitteilungen aus dem Biosphärenreservat Rhön - Heft 23
10) Die Gemeine Skorpionsfliege – Insekt des Jahres ............................................................................................................                      S.65
11) Der Grasfrosch – Lurch des Jahres .....................................................................................................................................           S.67
12) Die Gelbbindige Furchenbiene – Wildbiene des Jahres ..................................................................................................                            S.70
13) Die Kleine Hufeisennase – Fledermaus des Jahres ..........................................................................................................                        S.72

V. WIR STELLEN UNS VOR
1) Das Natur-Aktiv-Museum in Oepfershausen ..................................................................................................................... S.74
2) Der Verein Sternenpark Rhön e. V. ....................................................................................................................................... S.75

VI. NEUE LITERATUR
1) Zur Ökologie des Uhus in Thüringen. Eine Langzeitstudie .............................................................................................                              S.78
2) Nördliche Rhön – Auf alten Wegen durch die Vor- und Frühgeschichte ......................................................................                                          S.78
3) Bibliographie Biosphärenreservat Rhön, 7. Monografie .....................................................................................................                         S.79
4) Nachhaltige Beleuchtung ........................................................................................................................................................   S.80
5) Geschafft – Das Rhönschaf auf der Briefmarke .................................................................................................................                     S.81
6) Natur erleben in Thüringen ....................................................................................................................................................    S.81
7) Bee me en Wäeste emoa geschwatzt hoat .............................................................................................................................                S.82

VII. AUSZEICHNUNGEN, EHRUNGEN, NACHRUFE
1) Schwalbenfreundlich ................................................................................................................................................................ S.83
2) Meininger Briefmarkensammlerverein in Monaco erfolgreich ......................................................................................... S.84

VIII. WISSENSWERTES ....................................................................................................................................................... S.86
Mitteilungen aus dem Biosphärenreservat Rhön - Heft 23
ZUM GELEIT
    Das Biosphärenreservat Rhön ist ein wesentlicher          fördert. Diesen erfolgreichen Weg möchte ich gerne
    Taktgeber im Konzert der Nationalen Naturland-            fortsetzen, denn nur so werden sich die herausragen-
    schaften Thüringens. Als Modellregion nachhaltiger        den Kulturlandschaften in der Rhön erhalten lassen.
    Entwicklung ist es gemeinsam mit dem hessischen und       Die immer wieder gern zitierte Käseglocke hilft we-
    bayerischen Teil gleichzeitig ein wichtiger Bestand-      der dem Menschen noch der Natur.
    teil des internationalen Netzwerks der UNESCO-            Wer die bundesweit einmaligen Magerrasen erhalten
    Biosphärenreservate. Nationale Impulse setzen und         und die Rhön zukunftsfähig machen möchte, kommt
    die internationale Zusammenarbeit pflegen – zwei          an den Schäfereien und einer tragfähigen wirtschaft-
    herausragende Alleinstellungsmerkmale dieses Groß-        lichen Situation für diese Betriebe nicht vorbei. Das
    schutzgebietes. Ob es um den Erhalt des Rhönschafs,       Umweltministerium hat dies erkannt und handelt.
    der Streuobstbestände oder der bedeutenden Mager-         Wir werden noch in diesem Jahr eine Förderricht-
    rasen der Thüringer Rhön ging und geht, immer wur-        linie erarbeiten, um 2019 eine Thüringer Schaf-
    den kreative Lösungen gefunden, zusammen mit den          Ziegenprämie ausreichen zu können. Eine wichtige
    Menschen in der Region und zum Wohl der Natur.            Unterstützungsmaßnahme für die Schäfereibetriebe
    Viele Menschen wirken aus Überzeugung daran mit,          in Thüringen. Hier gibt es noch vergleichsweise viele
    dass die Ziele des Biosphärenreservats akzeptiert und     Schäfereibetriebe und Schafe, was nicht zuletzt auch
    erfolgreich umgesetzt werden.                             auf das Biosphärenreservat und den sehr aktiven
    Die Erarbeitung des Rahmenkonzeptes hat deutlich          Landschaftspflegeverband zurückzuführen ist.
    gezeigt, dass die Region, die 1995 als erstes deutsches   Die Mitteilungen aus dem Biosphärenreservat geben
    Biosphärenreservat über ein Rahmenkonzept ver-            einmal im Jahr einen Überblick über die Aktivitäten,
    fügte, mit der Fortschreibung des Konzepts erneut         wichtige Trends und sie schärfen den Blick für regio-
    auf sich aufmerksam gemacht hat. Es ist gelungen,         nale Besonderheiten. Diese Veröffentlichung der Bio-
    viele Akteure zu mobilisieren und mit einzubinden.        sphärenreservatsverwaltung kann zu Recht als etwas
    Modellhaft wurde die Idee der Nachhaltigkeit kon-         ganz Besonderes bezeichnet werden. Sie vermittelt
    kretisiert und es wurden für die nächsten zehn Jahre      seit der Gründung des Biosphärenreservats wichtige
    Projekte entwickelt, mit denen der erfolgreich einge-     inhaltliche Anliegen. Dass es gelungen ist, sie all die
    schlagene Weg fortgesetzt werden kann.                    Jahre auf hohem qualitativen Niveau fortzuführen,
    Die Region hat sich viel vorgenommen und das ist          ist dem großen Engagement der Mitarbeiterinnen
    gut! Auf diesem nicht immer ganz leichten, aber er-       und Mitarbeiter der Verwaltung geschuldet. Dafür
    folgreichen Weg kann sich die Rhön auf die Unter-         gebührt Anerkennung und vor allem Dank.
    stützung des Umweltministeriums verlassen. Das ist
    mir auch persönlich ein Anliegen.                         Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, viel
    Ganz besonders freue ich mich über das sehr erfolg-       Vergnügen bei der Lektüre.
    reich abgeschlossene Naturschutzgroßprojekt „Thü-
    ringer Rhönhutungen“. Denn dieses Vorhaben hat
    bundesweite Impulse für die Weiterentwicklung des         Dr. Hans-Jürgen Schäfer
    Bundesförderprogramms chance.natur gesetzt. Hier          Abteilungsleiter Naturschutz und Nachhaltigkeit
    wurden Naturschutz und Regionalentwicklung nicht          im Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und
    nur theoretisch gedacht, sondern auch gelebt und ge-      Naturschutz

6
Mitteilungen aus dem Biosphärenreservat Rhön - Heft 23
VORWORT
Liebe Leserinnen und Leser,                              Das Natur-Aktiv-Museum in Oepfershausen und
das vergangene Jahr war für die Entwicklung des          der Verein Sternenpark Rhön e. V. stellen sich in die-
UNESCO-Biosphärenreservats Rhön ein sehr wich-           sem Heft vor und laden zu einem Besuch oder einer
tiger Zeitabschnitt: Nach drei Jahren intensiver Ar-     Führung bzw. zu weiterführendem Interesse ein.
beit und in wertvoller Zusammenarbeit mit vielen
Akteuren aus der Region wurde Ende des Jahres 2017       Im vergangenen Jahr gab es literarisch wiederum
der Entwurf des Rahmenkonzeptes fertiggestellt. Im       wertvolle Publikationen, die am Ende der „Mittei-
Mai soll es dann der Region feierlich übergeben wer-     lungen aus dem Biosphärenreservat Rhön“, Heft 23,
den. Ein Beitrag in diesem Heft widmet sich diesem       vorgestellt werden.
Thema.
                                                         Den Abschluss bilden die Rubriken Auszeichnungen
Touristisch konnte ein neues Angebot eröffnet wer-       und Ehrungen sowie Wissenswertes.
den: Noahs Segel – ein Aussichtsturm auf dem Berg
Ellenbogen (813 m üNN) in der Hohen Rhön. Die-           Den Landschaftswandel anhand von zwei Fotos
se neue touristische Attraktion wird von Besuchern       zeigt die dritte Umschlagseite. Gerne nehmen wir,
sehr gerne angenommen, weil von diesem Turm fan-         die Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats
tastische Blicke in die bayerische, hessische und über   Rhön, Fotos von unseren Lesern entgegen, die sehr
die thüringische Rhön hinaus zum Grabfeld und            deutlich den Wandel in unserer Landschaft zeigen.
Thüringer Wald möglich sind.                             Im nächsten Heft könnten dann solche Bilder zu
                                                         sehen sein. Machen Sie mit!
In der Rubrik „Belauscht und erforscht in der Hei-
mat“ bieten unsere Autoren interessante Themen und
Beobachtungen. Da wird unter anderem in einem            Karl-Friedrich Abe
geschichtlichen Beitrag über das Tullifeld berichtet.    Leiter des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön
Auch kann man etwas über den Marderhund, die             Verwaltung Thüringen
Wildkatze, die Nilgans und über Haareis erfahren.
Alte Flur- und Forstortnamen verraten viel Neues
über die Rhön.

Die Pflanzen und Tiere des Jahres werden wie immer
vorgestellt. Dabei wird vor allem auf die Arten Wert
gelegt, die auch in der Rhön vorkommen.

                                                                                                                  7
Mitteilungen aus dem Biosphärenreservat Rhön - Heft 23
Das Themenjahr 2018 in Thüringen: Thüringer Tischkultur
    Kristin Behlert, Thüringer Tourismus GmbH

    Geschichte. Charme. Genuss.                            Wer ein kleines Stück Rhön mit nach Hause neh-
    Thüringen – das ist Weltkultur. Wo es schön ist –      men möchte, kann das in der „Rhöner Herzblut
    das wussten schon Luther, Goethe oder Schiller.        Manufaktur“ in Unterweid. Hier ist alles handge-
    Aber Thüringen ist viel mehr, auch im Hier und         macht. Frische saisonale Obst- und Gemüsesorten
    Jetzt: Thüringen ist lebensfroh, genussvoll und in-    werden zu schmackhaften Chutneys und Frucht-
    novativ.                                               aufstrichen mit beeindruckenden Namen wie „Ge-
    Charmante kleine Städte wie beispielsweise Erfurt,     nussfrohsinn“ oder „Gaumenschmeichler“.
    Weimar oder Eisenach sind perfekte Pflaster für
    entspannte wie spannende Stadtbummel, Kultur           Thüringer Tischkultur erleben
    und Kunstgenuss. Und die Natur ist nie weit: Der       Erkunden Sie traditionsreiche Werkstätten und
    Rennsteig, der Nationalpark Hainich, der Natur-        Manufakturen echter Thüringer Handwerksküns-
    park Südharz oder das UNESCO-Biosphärenre-             te. Bei einer Hüttenführung in der ältesten noch
    servat Rhön wecken die Wanderlust.                     existierenden Glashütte in Lauscha erfährt man
    Die kulinarischen Exportschlager sind die Thürin-      Wissenswertes zum grünen Waldglas, das selbst
    ger Bratwurst und die Thüringer Klöße – da sind        Goethe schon begeisterte. Wer sich traut, mit dem
    wir uns einig. Doch Thüringens Tischkultur ist so      600 Grad heißen Material zu arbeiten, kann sich
    viel facettenreicher. Tischkultur ist die pure Liebe   mit Hilfe eines Glasbläsers auch ein kleines Glanz-
    zur Tradition: klassische wie ganz modern interpre-    stück mit nach Hause nehmen. „Eine der außerge-
    tierte Gerichte, hohe und authentische Kochkunst,      wöhnlichsten und modernsten Ausstellungen“, wie
    regionale Spezialitäten, altes und neues Handwerk,     der Europäische Museumsrat befand, finden Besu-
    Menschen mit Kreativität und Leidenschaft. Kuli-       cher auf der „Königin des Saaletals“ – der Leuch-
    narisch spielt Thüringen eine erstaunliche Bandbrei-   tenburg bei Kahla. In sieben Erlebniswelten haben
    te aus. Sterne und Hauben glänzen neben rustikalen     Künstler aus der ganzen Welt dort die Geschich-
    Wanderbauten und traditioneller Handwerkskunst.        te rund um das „Weiße Gold“ sichtbar gemacht.
    Die findet man in der Rhön in Empfertshausen im        Auch eine weitere Perle der Thüringer Burgen und
    Holzschnitzmuseum. Das Landhotel „Zur Guten            Schlösser beherbergt eine umfangreiche Sammlung
    Quelle“ Kaltensundheim hat hierfür das passende        mit charakteristischer Thüringer Porzellankunst.
    Angebot. Traditionelle Rhöner Schnitzkunst und         Im Barockschloss in Rudolstadt findet man Raritä-
    Kulinarik vereinen sich beim Schnitzen des eigenen     ten an detailgefertigten Figuren und prunkvollem
    Kochlöffels und einem gemeinsamen Kochen am of-        Tafelgeschirr. Oder Sie genießen einen echten Thü-
    fenen Feuer im Quellgarten. Beim TOP Gastgeber         ringer Kuchen im Museumscafé auf einer Porzel-
    Beherbergung, dem „Landhotel zur Grünen Kut-           lan-Replik nach dem Entwurf von van de Felde im
    te“, greift man den Sternenpark als Thema auf und      Philisterium in Jena und machen einen Abstecher
    präsentiert ein 5-Gang-Sternenzaubermenü mit           nach Kahla, um sich dort ihr Stückchen Thüringer
    himmlischen Erlebnissen. Über die Grenzen hinaus       Porzellan im Werksverkauf mitzunehmen.
    bekannt ist auch das Rhönschaf als regionale Spezi-
    alität in der Rhöner Küche.

8
Mitteilungen aus dem Biosphärenreservat Rhön - Heft 23
I. PALÄONTOLOGISCHE FUNDSTELLEN
    IM BIOSPHÄRENRESERVAT RHÖN

(Teil XIII) Dieser Beitrag muss in diesem Jahr leider entfallen.

II. IN EIGENER SACHE

1) Der Jahresrückblick auf 2017
Karl-Friedrich Abe, UNESCO-Biosphärenreservat Rhön/Verwaltung Thüringen

   2017
   2017 führte die Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön/Thüringen zusammen
   mit Partnern insgesamt 197 Veranstaltungen durch. Das waren 34 mehr als im Jahr 2016.

   Den größten Anteil an all diesen Veranstaltungen nahmen Exkursionen und Führungen mit
   72 (2016: 60), Umweltbildungsveranstaltungen mit 30 (2016: 39), Vorträge mit 28 (2016: 13),
   Junior-Ranger-Aktionen mit 14 (2016: 15) und Informationstreffen mit 10 Veranstaltungen
   (2016: 17) ein.

   Die Teilnehmerzahl konnte sich gegenüber 2016 um 4.937 Gäste auf 15.191 Gäste erhöhen.
   Die meisten Besucher kamen zu Messen und Ausstellungen (8.012) sowie zu Exkursionen und
   Führungen (968). In den Informationszentren „Haus auf der Grenze/Point Alpha“ und „Zella“
   konnten insgesamt rund 85.000 Gäste begrüßt werden.

Junior-Ranger                                          Ausstellungen und Messen
Durch die Mitarbeiter der Verwaltung des               Im Januar fand die Grüne Woche in Berlin statt, an
UNESCO-Biosphärenreservats Rhön wurden im              der neben dem Landkreis Schmalkalden-Meiningen
vergangenen Jahr 14 Veranstaltungen mit insgesamt      auch zwei Mitarbeiter des Biosphärenreservats teil-
173 Jugendlichen bzw. Kindern durchgeführt.            nahmen (siehe Mitteilungen aus dem Biosphären­
                                                       reservat Rhön, Heft 22).
Höhepunkt war das Deutschlandtreffen der Junior-
Ranger im Naturpark Bourtanger Moor-Bargerveen,        In Erfurt, zur Messe Reisen und Caravan, war das
an dem sieben junge Rhöner Naturschützer und drei      Biosphärenreservat ebenfalls mit einem Stand ver-
Betreuer teilnahmen. An dieser Stelle ein herzliches   treten und lockte viele Gäste an.
Dankschön an alle Helfer und Unterstützer.

                                                                                                             9
Mitteilungen aus dem Biosphärenreservat Rhön - Heft 23
Mit einem Informationsstand zum UNESCO-Biosphärenreservat Rhön vor dem Eingang zur Landtagskantine
     wird kräftig die Werbetrommel für die Rhön geschlagen. v.l.: Karl-Friedrich Abe (Leiter des Biosphärenreservats
     Rhön), Umweltministerin Anja Siegesmund, der Chefkoch der Landtagskantine Michael Haase, Heike Taubert
     (Finanzministerin), Olaf Möller (Umweltstaatssekretär) und Reinhard Braun (Biosphärenreservat Rhön).

     Zur Landesgartenschau in Apolda stellten sich alle        Rahmenkonzept
     Nationalen Naturlandschaften (der Nationalpark            Viel Zeit nahm die Erarbeitung des neuen Rahmen-
     Hainich, die beiden Biosphärenreservate Rhön und          konzepts ein. Nach der Beteiligung der Öffentlich-
     Thüringer Wald und die fünf Naturparke) für jeweils       keit galt es, die eingegangenen Stellungnahmen ab-
     eine Woche mit verschiedenen Angeboten den Besu-          zuwägen und in den Text einzuarbeiten.
     chern vor.                                                Lesen Sie dazu auch den ausführlichen Bericht unter
     Zu den Messe-/Ausstellungstagen konnten mehr als          II, 3. in diesem Heft.
     8.000 Gäste begrüßt werden.
                                                               Noahs Segel
     Das touristische Themenjahr 2018 in Thüringen             Nachdem die Arche Rhön innerhalb der Erlebniswelt
     widmet sich der Thüringer Tischkultur und damit           Rhönwald im Jahre 2015 eröffnet wurde, kam im
     auch der Kulinarik. Die Nationalen Naturlandschaf-        August 2017 ein weiteres Projekt zur Belebung des
     ten Thüringens können den Besuchern einiges dazu          Tourismus in der thüringischen Rhön dazu: die Aus-
     zu bieten. Aus diesem Anlass präsentieren sich die        sichtsplattform mit Erlebnisrutsche „Noahs Segel“ auf
     diese Gebiete mit regionaltypischen Speisen den Ab-
     geordneten und Gästen des Landtages während der
     Plenumswochen. Den Anfang machte der Natur-
     park Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale.

     Mitte März präsentierte sich das UNESCO-Bio-
     sphärenreservat Rhön u.a. mit einem Rhöner Krus-
     tenbraten vom Lamm mit Rosenkohl und Thüringer
     Klößen und der Rhöner Forelle. Das Lamm kam von
     den Weiden der Rhönland Agrargenossenschaft aus
     Dermbach; die Forelle stammt von den Agrarhöfen
     aus Kaltensundheim.
                                                               Groß war der Andrang zur Eröffnung des Turmes.
                                                               (Foto: K.-Fr. Abe)

10
dem Berg Ellenbogen (813 m) in der Flur Oberweid.       Die bisherige Sonderstempelserie wurde durch den
Von dem auf 14,5 m Höhe gelegenen Aussichtsdeck         Waldkauz zur Briefmarkenausstellung „Wir in Eu-
kann man einen sehr schönen Blick in die Ferne bis      ropa“ in Neubrunn erweitert.
zum Thüringer Wald, dem Grabfeld oder in die bay-
erische und hessische Rhön genießen. Der 21 m hohe
Turm im Elle- und Bogen-Design hat für Kinder eine
besondere Anziehung: die Rutsche aus 12 m Höhe.

Die Erlebniswelt Rhönwald auf dem Weidberg bei
Kaltenwestheim erhielt eine weitere Attraktion: die
Kinder-Rhöneisenbahn. Sie wurde maßgeblich von
Rolf Friedrich, Andy Döll, Uwe Kunz (Verwaltung
des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön) und Rai-
ner Hewelt (Weidbergverein) gestaltet. Das Signal zur
ersten Inbetriebnahme gab zum Herbstfest der Bür-
germeister Harald Heim im Beisein vieler Besucher.      So geht die Sonderdrucksache in alle Welt.

                                                        ZNL-Ausbildung
                                                        Im vergangenen Jahr konnten neun Zertifizierte
                                                        Natur- und Landschaftsführer für das UNESCO-
                                                        Biosphärenreservat Rhön ausgebildet werden. In fast
                                                        100 Unterrichtseinheiten eigneten sie sich das not-
                                                        wendige Wissen an.
                                                        Siehe dazu auch der Beitrag Neue „Botschafter“ für das
                                                        Biosphärenreservat Rhön in diesem Heft.

                                                        Apfelsaftwochen
                                                        Immer wieder von den Kindergärten, Grund- und
                                                        Regelschulen stark nachgefragt sind im Herbst die
„Fahrt frei“ für die Kindereisenbahn, „KLÄI             Apfelsaftwochen. An 11 Veranstaltungen mit 519
WÄDIBAERG BOH“ – Kleine Weidberg-Bahn.                  Teilnehmern wurden ca. drei Tonnen Streuobst­äpfel
Foto: Ricarda Hohmann                                   zu leckerem Saft gepresst und Vorträge über die Rol-
                                                        le und Bedeutung der Streuobstwiesen gehalten.
Auch 2017 gab es wieder eine gute Zusammenarbeit
mit den Meininger Briefmarkenfreunden.                  Broschüren, Plakate,
                                                        Rundfunk- und Fernsehwerbung
                                                        Mehrere Male war das UNESCO-Biosphärenreser-
                                                        vat mit verschiedenen Themen im Thüringen-Journal
                                                        des MDR Fernsehens zu sehen. Ein besonders gro-
                                                        ßes öffentliches Echo fand der Beitrag über den Rot-
                                                        milan „Die ‚Roten‘ der Rhön“ von Frank Koschewski.

                                                        Auch das ZDF brachte 2017 einen kurzen Beitrag
                                                        über die Rhön.

                                                                                                                 11
Gäste aus Deutschland                                    Bundesnetzagentur und Pressevertreter nahmen an
     Der Thüringer Umweltstaatssekretär Olaf Möller           der Veranstaltung in der Propstei in Zella teil.
     besuchte im April die Thüringer Verwaltungsstelle
     des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön in Zella,            Die Verwaltung des Naturparks Schlaubetal besuch-
     um sich über laufende und zukünftige Projekte zu in-     te zum Informations- und Erfahrungsaustausch im
     formieren – ebenso der neue Abteilungsleiter Natur-      Mai das BR Rhön.
     schutz und Nachhaltigkeit im Thüringer Ministerium
     für Umwelt, Energie und Naturschutz, Dr. Hans-           Die Sommertour der Ministerin für Umwelt, Ener-
     Jürgen Schäfer.                                          gie und Naturschutz, Anja Siegesmund, führte auch
                                                              in das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön, genauer
     Anfang Mai fand eine Informationsveranstaltung           zur Technologie- und Gründer-Förderungsgesell-
     zum Sachstand der von der Bundesnetzagentur ge-          schaft (TGF) nach Dermbach. Die Geschäftsführe-
     planten und von der Region und der Thüringer Lan-        rin der TGF stellte Projekte und Ideen für die Zu-
     desregierung abgelehnten Stromtrasse SuedLink mit        kunft vor.
     Umweltministerin Anja Siegesmund statt.
                                                              Aus dem Südharz kam im November eine Gruppe
     Über 80 Gäste aus der Region, Vertreter des Thürin-      Lokalpolitiker, Bürgermeister, Landwirte, Touristi-
     ger Ministeriums für Infrastruktur und Landwirt-         ker, Steinbruchbetreiber, Waldbesitzer und Vertre-
     schaft, Mitglieder des Landtags und der Fraktionen       ter von Naturschutzverbänden in das UNESCO-
     des Thüringer Landtages, Landräte, Kreistagsmit-         Biosphärenreservat, um sich über die Entwicklung
     glieder, Bürgermeister, Stadt- und Gemeinderäte,         unserer Region zu informieren. Der Besuchshinter-
     Vertreter der Bürgerinitiative „Keine Stromtrasse        grund war eine mögliche Ausweisung eines Biosphä-
     zwischen Rhön und Rennsteig“, Abteilungsleiter der       renreservats im Südharz/Kyffhäuser.

     Im Laufe des Jahres gab es mehrere Demonstrationen gegen die geplante Stromtrasse durch die Rhön,
     wie hier in Friedelshausen am 26. März 2017.

12
Internationale Beziehungen und Gäste                 Beim Gegenbesuch im Kaukasus gab es Gespräche
                                                     mit regionalen Politikern, Landräten, ehrenamtli-
EURO-MAB-Treffen in Sarlat-la-Canéda,                chen Naturschutzverbänden, einem Berufsschul-
Dordogne, Frankreich                                 direktor, Kunst- und Gewerbevereinen, Hotel- und
Im Rhythmus von zwei Jahren findet der Wissens-      Restaurantbetreibern und einem Abteilungsleiter im
und Erfahrungsaustausch zwischen den Leitern und     Umweltministerium.
Leiterinnen der UNESCO-Biosphärenreservate           Ein Ziel des Arbeitsbesuches war der Erfahrungs-
und den MAB-Nationalkomitees, den Vertretern         austausch bzw. die Unterstützung eines geplanten
der UNESCO sowie Partnerorganisaionen im eu-         georgischen Biosphärenreservats in Kaketien und
ropäischen Netzwerk statt. Dazu zählen die Länder    die Entwicklung einer möglichen Partnerschaft zwi-
Europas, die USA und Kanada, die am UNESCO-          schen dem Biosphärenreservat Rhön/Thüringen und
Programm „Der Mensch und die Biosphäre“ teilneh-     einem vorgesehenen BR in Georgien.
men. Beim Euro-MAB 2017 trafen sich mehr als 220     Begleitet und unterstützt wurde die Reise vom Bun-
Delegierte aus 41 Staaten im größten Biosphären-     des- und Landesumweltministerium, der Michael-
reservat Frankreichs. Das Hauptziel der Konferenz    Succow-Stiftung (Frau Hirschelmann) und vor Ort
war eine Schärfung des Lima-Action Plans, der 2016   von Giorgi Arabuli und Evgenia Mekhtieva.
beim 4. Weltkongress der Biosphärenreservate be-
schlossen wurde.
Dank der Unterstützung des Bundesumweltministe-
riums konnten wieder einige Leiter von Biosphären-
reservaten Deutschlands teilnehmen, darunter auch
der Leiter des Biosphärenreservats Rhön/Thüringen.

Besucher aus Georgien
Gleich zwei Mal besuchten uns Delegationen aus
Georgien. Schwerpunkte dieser Gespräche waren die
Entwicklung und Förderung der Schafbeweidung
und die Begründung eines Biosphärenreservats in
Kaketien in Georgien.                                Transhumanz. Etwa 80.000 Schafe sind auf dem Weg
                                                     vom Hochgebirge zu den 150 km entfernten Winter-
                                                     weiden im Südosten Kaketiens.

Eintrag in das Gästebuch der Verwaltung              Das Winterlager der Schafherden am Rande
des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön.                 des Nationalparks Vashlovani. (Fotos: K.-Fr. Abe)

                                                                                                          13
Etwa 120 Fachleute aus Deutsch-
                                                                              land und dem Kaliningrader Gebiet
                                                                              diskutierten über Natur- und Um-
                                                                              weltschutz. (Foto: K.-Fr. Abe)

     Deutsch-Russische Umwelttage in Kaliningrad            über die Entwicklung, insbesondere über die Ver-
     Auf Anfrage und Bitte des Bundesamtes für Natur-       marktung regionaler Produkte, die Regionalent-
     schutz und des Umweltbundesamtes konnten zwei          wicklung und über administrative und organisatori-
     Vertreter des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön          sche Fakten berichten.
     in Kaliningrad unsere Heimat bekannt machen und

     2) Neue „Botschafter“ für das Biosphärenreservat Rhön –
         Zertifizierte Natur- und Landschaftsführer erfolgreich ausgebildet
     Nils Hinkel, Biosphärenreservat Rhön/Verwaltung Thüringen

     In der Geschichte des thüringischen Teils des          geisterung an andere weiterzugeben. Um das nötige
     UNESCO-Biosphärenreservats Rhön wurden im              Handwerkszeug zu erlangen und ihr Wissen noch
     Zeitraum von Mai bis Juli 2017 erstmals Zertifizier-   weiter auszubauen, haben sie sich dazu bereit erklärt,
     te Natur- und Landschaftsführer (ZNL) im Rahmen        das bundesweit anerkannte Zertifikat zu erwerben
     eines thüringenweiten Projektes ausgebildet.           und in Kooperation mit dem Biosphärenreservat
                                                            Rhön zukünftig Führungen anzubieten.
     13 Lehrgangstage, 15 Unterrichtsthemen und 94
     Unterrichtseinheiten – das sind die Eckdaten des       Die Lehrgangsinhalte stellten sich sehr vielseitig
     Ausbildungslehrgangs zum Zertifizierten Natur-         dar: Von Natur- und Landschaftskunde über Hei-
     und Landschaftsführer, den die thüringische Ver-       matgeschichte und touristische Inhalte bis hin zu
     waltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservats          Betriebswirtschaftslehre und der Vermittlung der
     Rhön in Kooperation mit dem Heimatbund Thü-            notwendigen methodischen und didaktischen Kom-
     ringen e.V. organisierte. Die neun Teilnehmer aus      petenz wurden diverse Themenbereiche abgedeckt.
     den verschiedensten Berufen und Altersklassen ver-     Am Ende standen dann eine theoretische Prüfung
     bindet eine gemeinsame Leidenschaft: die Liebe zur     sowie die Abgabe eines mehrseitigen schriftlichen
     Region und der Wunsch, ihr Wissen und ihre Be-         Konzepts für eine Führung, aus dem ein Ausschnitt

14
auch tatsächlich in Form einer praktischen Prüfung       näherzubringen. Auch Nils Hinkel, Koordinator des
durchgeführt wurde. Dabei wurde deutlich, dass es        Bereichs Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung in
sich lohnt, im „Land der offenen Fernen“ auch ein-       der Verwaltungsstelle Thüringen, zeigte sich erfreut,
mal bewusst einzelne Landschaftselemente und The-        dass das „Wanderführer“-Team nun durch sehr en-
menbereiche zu fokussieren. So wählten sich einige       gagierte Zertifizierte Natur- und Landschaftsführer
Teilnehmer neben naturkundlichen Themen auch             ergänzt werden kann. Zu sehen seien hierbei nicht
bewusst die Geschichte des geteilten Deutschlands,       nur die geleisteten Ausbildungsstunden, sondern vor
das traditionsreiche Holzschnitzerhandwerk oder          allem auch die Erstellung der Wandertouren und das
einen Einblick in den ehemaligen Basaltabbau zum         viele Herzblut, das darin mit einfließt. „Ein derarti-
Thema. Neben Angeboten für Erwachsene wurden             ges Engagement verdient höchste Anerkennung. Die
zudem auch gezielt andere Zielgruppen wie Famili-        Einführung der ZNL im Biosphärenreservat Rhön ist
en, Kindergruppen oder Menschen mit Behinderun-          ein weiterer wichtiger Schritt, um die Region weiter
gen angesprochen.                                        zu stärken und auch touristisch voranzubringen. Wir
                                                         freuen uns sehr darüber, neun weitere ‚Botschafter‘ der
Zum Abschluss des Lehrgangs hatte die Verwaltungs-       Region in unserem Team begrüßen zu dürfen“, zeigte
stelle Thüringen des UNESCO-Biosphärenreservats          sich Karl-Friedrich Abe, der Leiter des thüringischen
Rhön zur feierlichen Überreichung der Zertifikate in     Teils des Biosphärenreservats Rhön begeistert.
die Gemäuer der altehrwürdigen Propstei Zella gela-
den. Thomas Schwämmlein, Vorstandsmitglied des           Zu einem unvergesslichen Erlebnis wurde die Über-
Heimatbundes Thüringen e.V., verwies auf die vielen      gabe der Urkunden durch die musikalische Unter-
Besonderheiten, die die Natur- und Kulturlandschaft      malung der Band „Annjual Acoustics“ aus Unteralba,
der Rhön zu bieten hat und stellte die Notwendigkeit     die mit ihren selbstgeschriebenen Liedern das Publi-
heraus, Touristen, aber auch Einheimischen durch ge-     kum begeisterte.
schulte Natur- und Landschaftsführer diese Schätze

Gruppenfoto der neu ausgebildeten ZNL mit den Projektbetreuern des Heimatbundes Thüringen e.V.
und der thüringische Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön im Klostergarten der
Propstei Zella. v.l.: Rolf Friedrich, Nils Hinkel (beide Biosphärenreservatsverwaltung), Andreas Nolda,
Heike Gögelein, Hans-Joachim Petzold (Heimatbund Thüringen e.V.), Herbert Witzel, Hiltrud Cielke,
Frank Gümbel, Dieter Ulrich, Thomas Schwämmlein, Thomas Pohler (beide Heimatbund Thüringen e.V.)
sowie Bernd Weih und Rolf Köhler. (Foto: Archiv BR Rhön)

                                                                                                                   15
3) Entwurf des „Neuen Rahmenkonzeptes“ fertiggestellt
     Ulrike Schade (länderübergreifende Projektkoordination)

     Der Beitrag der Region ist fertiggestellt              nahmen und Projektideen als Aktionsplan für die
     Nach gut drei Jahren Arbeitsprozess in der Rhön,       nächsten 10 bis 15 Jahre zu verfassen.
     in denen sich auch 300 Akteure aus der bayerischen,    Mit und nach der Auftaktveranstaltung „Festakt Er-
     hessischen und thüringischen Rhön engagiert in elf     weiterung und erfolgreiche Evaluierung des UNESCO-
     thematischen Arbeitsgruppen eingebracht haben,         Biosphärenreservats Rhön und Startschuss zur Erstel-
     wurde Mitte Dezember der Entwurf des neuen Rah-        lung des neuen Rahmenkonzeptes“ am 20. November
     menkonzeptes für das UNESCO-Biosphärenreser-           2014 in Bad Kissingen hatten alle Akteure die Mög-
     vat Rhön den drei Umweltministerien der Länder         lichkeit, sich bei zehn thematischen Arbeitsgruppen
     übergeben.                                                1 – Landwirtschaft
     Den Sommer über lag der Konzeptentwurf zur öf-            2 – Forschung/Monitoring
     fentlichen Anhörung aus – und zahlreiche Institutio-      3 – Entwicklung ländlicher Raum
     nen, Verbände und Akteure, aber auch einige interes-      4 – Energie
     sierte Rhöner Bürger äußerten sich schriftlich dazu.      5 – Leistungen und Schutz von Ökosystem
     Zum Ende der dreimonatigen Frist am 29. Septem-           6 – Tourismus
     ber 2017 lagen 115 Rückmeldungen in den drei Ver-         7 – Bildung und Kommunikation
     waltungsstellen vor.                                      8 – Forst/Wald und Jagd
     Diese eingegangenen 115 Stellungnahmen zu den             9 – Verkehr und Infrastruktur
     drei Bänden des Entwurfs „Neues Rahmenkonzept“           10 – Wirtschaft, Handel, Handwerk und
     wurden in länderübergreifenden Arbeitssitzungen                Gewerbe
     von den Verwaltungsstellen abgewogen und in den        anzumelden.
     Entwurf eingearbeitet.
     Einzelne Stellungnahmen haben sich inhaltlich wi-      Der Arbeitsprozess für die länderübergreifenden Ar-
     dersprochen, so dass keiner mitwirkenden Orga-         beitsgruppen (11 – Kultur (Gründung in der 2. Pha-
     nisation oder Einzelperson der Anspruch gewährt        se)) wurde für dieses Ziel dreigeteilt in:
     werden kann, dass ihre Anregung 1:1 im Konzept
     integriert ist. Das Autorenteam bittet daher um        Sitzungsphase 2014–2015
     Verständnis für die Möglichkeiten und Chancen des      länderübergreifend konstituierend, Erhebung des
     zukünftigen Rahmenkonzeptes. Die Widersprüche          Status Quos und Formulierung erster Ziele und
     wurden nach bestem Wissen und Gewissen in einer        Maßnahmen
     gemeinsamen Sitzung der ständigen Arbeitsgruppe
     der Umweltministerien und der Verwaltungsstellen       2. Sitzungsphase 2016
     aufgelöst.                                             interdisziplinärer Workshop für alle Arbeitsgrup-
                                                            pen zu arbeitsgruppenübergreifenden Themen (180
     Bottom-Up-Prozess 2014–2016 zur Erstellung             Teilnehmer/-innen).
     des Entwurfs „Neues Rahmenkonzept“
     UNESCO-Biosphärenreservat Rhön                         3. Sitzungsphase 2016
     Das neue Rahmenkonzept erlangt keine eigene            Diskussion und Lösungssuche zu Konflikten in der
     Rechtsverbindlichkeit. Es bot auf diesem Weg der       Formulierung von Leitbildern, Zielen und Maßnah-
     Region die Chance, sich selbst ein Leitbild für die    men, Formulierung von Projektideen.
     zukünftige Entwicklung zu geben und Ziele, Maß-

16
Im Mai 2018 soll das fertige Rahmenkonzept
                                              der Öffentlichkeit übergeben werden.

Neben den elf thematischen und länderübergrei-        systemrelevante Daten zur Darstellung unumgäng-
fenden Arbeitsgruppen mit 300 Fachakteuren            lich. In 81 Abbildungen (bezogen auf die Gebiets-
aus der Region wurde die Rhöner Bevölkerung zu        kulisse des UNESCO-Biosphärenreservates) und
ihren Wünschen und Aktivitäten online (1.839          88 Tabellen wurden wichtige Daten sowohl im öko-
Teilnehmer/-innen) bzw. in 100 Interviews im ge-      logischen, ökonomischen und sozialen Bereich der
samten UNESCO-Biosphärenreservat befragt.             Nachhaltigkeit erhoben und wenn möglich flächen-
                                                      scharf oder gemeindebezogen dargestellt. Den meis-
Entwurf „Neues Rahmenkonzept“ – drei Bände            ten Kapiteln ist jeweils ein Unterkapitel „Akteure/
für die nachhaltige Entwicklung der Region            Strukturen“ vorangestellt. Alle Hauptkapitel enden
Die Informationen zur nachhaltigen Entwicklung im     zudem mit einer Zusammenfassung.
UNESCO-Biosphärenreservat Rhön sind im Ent-
wurf des neuen Rahmenkonzeptes in drei Bände un-      Band II – Welche Ziele haben wir für die Zu-
terteilt.                                             kunft? „Leitbilder, Ziele und Maßnahmen für
28 Haupt- und Co-Autoren/-innen der drei Verwal-      das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön“
tungsstellen und sieben weiteren Organisationen aus   Die in diesem Band formulierten Leitbilder, Ziele
allen drei Bundesländern haben sich an der Erstel-    und Maßnahmen zu den in Band I vorgestellten The-
lung beteiligt:                                       menfeldern entstammen der dreistufigen Arbeits-
                                                      gruppenphase 2014–2016. Hinzu kommt der Ab-
Band I – Wo stehen wir?                               gleich dieser Zielvorstellungen mit den Ergebnissen
„Status Quo der nachhaltigen Entwicklung im           der Bürgerbeteiligung 2016.
UNESCO-Biosphärenreservat Rhön“                       Die Leitbilder wurden im Wortlaut in den jeweiligen
Band I stellt als Grundlagenband die Ausgangslage     Arbeitsgruppensitzungen verabschiedet. Ziele und
für Leitbilder, Ziele und Maßnahmen des Rahmen-       Maßnahmen haben die jeweiligen Kapitelautoren/-
konzeptes dar. Die thematische Breite in achtzehn     innen und das Redaktionsteam geordnet und in-
Themenfeldern macht dabei eine Beschränkung auf       haltlich angepasst. Es wurden Hauptziele, Ziele,

                                                                                                            17
Teilziele sowie kurz- bis mittelfristige und langfris-   Die Reihenfolge der Projekte ist themenfeldorien-
     tige Maßnahmen formuliert. Trotz größter Bemü-           tiert (analog zu Band I und II). Dieser Band ist aus-
     hungen bleiben in manchen Themenfeldern, die sich        drücklich offen gestaltet: d. h. bis zur Erstellung des
     gerade dynamisch entwickeln, wie z. B. „Mobilität        nächsten Rahmenkonzeptes kann dieser Band je-
     und Verkehr“ oder „Kommunale Entwicklung“ Un-            derzeit um weitere Projekte erweitert werden. Diese
     sicherheiten über den erfolgversprechendsten Weg.        Flexibilität wurde als wichtig erachtet, um auf sich
     Alle beteiligten Akteure ziehen den hier vorgeleg-       kurzfristig ergebende Chancen und Probleme reagie-
     ten Stand des Rahmenkonzeptes als Ausgangsbasis          ren zu können.
     für die weitere Arbeit – die Umsetzung des Rah-
     menkonzeptes – heran und hinterfragen kritisch,          Downloadoptionen und weitere Informationen
     ob systemverändernde äußere Entwicklungen eine           Die einzelnen Bände des finalen Entwurfs können
     Anpassung der vereinbarten Ziele erfordern wer-          auf der Homepage des UNESCO-Biosphärenreser-
     den.                                                     vates Rhön unter www.biosphaerenreservat-rhoen.
                                                              de/rahmenkonzept-nach-anhoerung heruntergela-
     Band III – Wie sieht unser Weg aus?                      den werden.
     „Leuchtturm-, Pilot- und Forschungsprojekte zur
     Umsetzung der Ziele zur nachhaltigen Entwicklung         Mit dem vorgelegten Entwurf endet auch die Arbeit
     im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön“                       der länderübergreifenden Projektkoordinatorin Frau
     Band III dient nun dazu, mittels konkreter Projek-       Dipl.-Geoökol. Ulrike Schade.
     tideen, die gemeinsam von regionalen Akteuren in         Michael Geier, der Leiter der Bayerischen Verwal-
     der Arbeitsgruppenphase entwickelt wurden, auf-          tungsstelle, die federführend zuständig war für die
     zuzeigen, wie erste Schritte aussehen können, um         Erarbeitung des Konzepts, bedankte sich herzlich
     die formulierten Leitbilder und Ziele zu erreichen.      für die geleistete Arbeit: „Ohne ihre strukturierte
     Insgesamt wurden im Laufe des Überarbeitungs-            Arbeitsweise, ihre Energie und ihre Leidenschaft für
     prozesses 66 Projektideen gesammelt und im vor-          die Sache wäre ein so gutes Ergebnis nicht zustande
     liegenden Band zu ersten Projektskizzen ausge-           gekommen.“
     arbeitet. Die Projektskizzen mit Projektzielen,
     -beschreibungen und Akteuren zur Umsetzung               Nach derzeitiger Planung soll das endgültige Rah-
     wurden in vier Kategorien unterteilt:                    menkonzept im 2. Quartal 2018 der Öffentlichkeit
     • 19 Leuchtturmprojekte haben die weitreichends-        in Gersfeld, in der hessischen Rhön, übergeben wer-
        te Wirkung der vier Projektkategorien. Sie be-        den.
        treffen das gesamt UNESCO-Biosphärenreservat
        Rhön und sollen Vorbildcharakter für andere Re-       Die Federführung zur länderübergreifenden Zusam-
        gionen haben.                                         menarbeit im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön
     • 19 Projekte, die weniger innovativ angelegt sind,     wechselte zudem zum 1. Dezember an die hessische
        jedoch ebenso helfen Probleme zu lösen.               Verwaltungsstelle und dem zugeordneten Hessi-
     • 11 Pilotprojekte sind dagegen so konzipiert,          schen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Land-
        dass innovative Ideen in einem kleinen Teil des       wirtschaft und Verbraucherschutz für den Zeitraum
        UNESCO-Biosphärenreservates erprobt werden.           2018–2020.
        Sie haben Modellcharakter.
     • 17 Forschungsprojekte greifen die zentralen Fra-
       gestellungen auf, die im Laufe des Bottom-UP-
       Prozesses zur Erstellung aufkamen und deren
       Beantwortung einen Beitrag zum Erreichen der
       erarbeiteten Leitbilder leisten kann.

18
4) Die Hohe Geba, einmal ganz anders gesehen
Walter Uloth, Seeba

Es ist merklich ruhiger geworden um unseren eins-           Dass Odin (bei uns Wuotan bzw. Wodan) beim
tigen „Wanderberg Nr. 1“. Von den Veranstaltungen           Treffen und Wortgefecht mit Wafthrudnir verklei-
der „Geba-Läufer“ einmal abgesehen, sind die tradi-         det auftrat, mag das Verhältnis der ewigen Erzfeinde
tionellen Frühjahrs- und Herbstwanderungen eher             Asen und Riesen beleuchten. Wafthrudnir galt als
sporadischen Führungen durch verschiedene Träger            der „Weiseste“ aller Riesen.
gewichen, wenn auch Julius-Greif- und Dr.-Malade-           Ob wir nun den Geheimnissen und Rätseln unserer
Weg eine zuverlässige Orientierung sichern.                 Geba wieder etwas nähergekommen sind, werden
Als gelungen betrachte ich den Brückenschlag zum            weiterführende Erkundungen und Nachforschungen
Schutze der Nacht. Weniger sinnvoll, geradezu irre-         ans Tageslicht bringen.
führend, scheint mir allerdings die stillschweigende
Einverleibung der Hohen Geba in die so genannte             Literaturverzeichnis
„Keltenwelt Rhön“. Unsere Hohe Geba war zu kei-             Simrock, K. & M. Stange (1995): Die Edda. Göt-
nem Zeitpunkt ein besonderer Berg der Kelten oder           terlieder, Heldenlieder und Spruchweisheiten der
Germanen, sondern bestenfalls ein Berg der Riesen!          Germanen. – Bechtermünz Verlag, Ausgsburg

Wenn auch der Grenzfluss Ifing zwischen Asen und            Golther, W. (2017): Handbuch der germanischen
Riesen kein Strom war, sondern „nur“ der Spring-            Mythologie. – Nikol Verlag, Hamburg
bach, wird von ihm die Abgrenzung voll verwirklicht.

Wenn man sich (aus Richtung Oepfershausen kommend) der Geba über Unterkatz und Dörrensolz annähert,
offenbart der Anblick der Nordflanke unseres Berges nicht nur ein charakteristisches Landschaftsbild der Geba
(bis hin zur jahrelang arg vernachlässigten Diesburg), sondern bietet auch eine verständliche Erklärung für ein bis
zum Grimmes reichendes Jötunheim. (Foto: K.-Fr. Abe)

                                                                                                                      19
III. BELAUSCHT UND ERFORSCHT IN DER HEIMAT

     1) Einige Überlegungen zur Lage, zum Namen und zur frühmittelalterlichen
         Geschichte des Tullifelds
     Achim Fuchs, Meiningen

     1. Zusammenfassung                                     2. Einleitung
     Das frühmittelalterliche Tullifeld (6.–10. Jh.) war    Mancher Leser dieser Zeilen wird C. E. Bachs „Im
     ein Untergau des damaligen Grabfeldes. Es umfass-      Tullifeld“ kennen. Auch über 100 Jahre nach dem
     te nach heutigem Kenntnisstand das Land an oberer      Erscheinen der vier Hefte sind sie immer noch mit
     Herpf und Felda, an der Lotte, an der Weid und an      Vergnügen und Gewinn zu lesen. Die Originaldru-
     der oberen Rosa. Der Name Tullifeld bedeutet soviel    cke zu bekommen ist heute schwer, doch glücklicher-
     wie „Gau der Talbewohner“.                             weise veranlasste 1985 der Sondheimer Rainer Hart-
                                                            mann einen Nachdruck. Bei der Lektüre sollte man
     Vieles spricht dafür, dass das Tullifeld im Zuge der   jedoch immer daran denken, dass sich in den vergan-
     fränkischen Durchdringung zu Beginn des frühen         genen 100 Jahren auch unser Geschichtswissen sehr
     Mittelalters entstand. Im frühen 7. Jh. kamen näm-     vermehrt hat und unsere Auffassungen sich geändert
     lich rheinfränkische Siedler in diese bis dahin sehr   haben.
     dünn bevölkerte Gegend. Zweck ihrer Ansiedlung         Durch das Erscheinen von Bachs Arbeit wurde die
     war es wohl, die Rhönquerung von Altstraßen zu         ahd. Bezeichnung Tullifeld/Tollifeld wieder bekann-
     überwachen, die hier aus Richtung Fulda und Würz-      ter, hatte sie sich doch in der Mundart im Laufe der
     burg kommend vorbeiliefen und ins Thüringer Be-        Jahrhunderte zu Döllfäld gewandelt. (1527 wurde
     cken führten. Die Siedler gründeten Kaltensund-        beispielsweise in einem Abgabenverzeichnis des Klos-
     heim, Kaltenwestheim und Kaltennordheim. Da die        ters Rohr die Gegend um Kaltensundheim bereits
     Bevölkerung des Tullifelds und der angrenzenden        mit Tholfelt benannt.1 Diesen Namen sprach man
     Regionen bald wuchs, kam es in den folgenden Jahr-     übrigens auch damals schon /döllfäld/, allerdings
     hunderten zum frühmittelalterlichen Landesausbau;      wurden die Umlaute früher noch nicht konsequent
     zahlreiche weitere Orte entstanden. An diesem Lan-     gekennzeichnet.) Am Ende des 18. Jh. scheint der
     desausbau waren ab dem 8. Jh. slawische und um 800     Name im Schwinden begriffen. Das lässt sich dem
     auch (nieder-)sächsische Siedler beteiligt.            1780 erschienenen Aufsatz des Johann Georg Meu-

     Abb.1: Dorfszene in merowingischer Zeit. (Zeichnung Andreas Schmickler; Foto Fritz, Mannheim.
     Aus: Die Franken. Wegbereiter Europas. Bd. 2. Mainz: Verlag Philipp von Zabern 1996, S. 771).

20
sel entnehmen, in dem es heißt: „Die im Feldagrund         weit gezogen. 10 Das historische Tullifeld war wohl
gesessenen Inwohner haben den uralten Namen ih-            kleiner. Von folgenden Orten heißt es in den Urkun-
res Gau Tullifeld dadurch unsern Zeiten überliefert,       den einmal oder auch mehrere Male, dass sie in diesem
wenn sie zuweilen [Hervorhebung durch den Verf.]           Untergau lagen: 11 Diedorf, Erbenhausen, Fischbach 12
noch heutigen Tags die Tüllfelder, und scherzweise         Gerthausen, Hoiti (das heutige Helmershausen) 13,
Dollfelder pflegen genannt zu werden.“ 2                   Kaltennordheim, Kaltensundheim, Kaltenwestheim,
Gegen Ende des 19. Jh. findet es sich als „Dẹłłfäłł“       Klings, Mittelsdorf, Neidhartshausen, Ober- oder Un-
in Hertels Salzunger Wörterbuch.3 Von den Nicht-           terweid 14, Rieden 15, „in uilla Urazahu“ 16, Roßdorf,
Tullifeldern wurde diese Bezeichnung also als Neck-        Seeba, Streu 17, Wendershausen, Wiesenthal, Wohlmut-
name benutzt. Das wird auch deutlich in einem Ge-          hausen. Von „Assia“ und „Pontigerna“ ist nur bekannt,
dicht des Roßdorfers Armin Hepp aus dem Jahre              dass sie im Tullifeld lagen. 18 Den frühesten Urkun-
1939. In ihm bekennt er stolz, ein /Döllfäller/ zu sein    den des Klosters Zella ist zu entnehmen, dass im
und gebraucht den Necknamen/Döllfäldknobber/. 4            12. Jh. Zella und sicher auch Neidhartshausen zum
Auch heute noch lebt die Erinnerung an das früh-           Tullifeld gezählt wurden. 19 Aus dem 16. Jh. ist ein
mittelalterliche Tullifeld fort, zumindest in einigen      Abgabenverzeichnis des Klosters Rohr erhalten. Es
Orten der einstigen Mark Roßdorf und des angren-           bestätigt die obige Zusammenstellung frühmittelal-
zenden Werratals. So wurde 1954 das ahd. Tullifeld         terlicher im Tullifeld gelegener Orte. Als im „Thol-
in Dermbach wiederbelebt. Die neugegründete Kar-           felt“ gelegene Orte werden genannt: Kaltennordheim,
nevalsgesellschaft wählte „Tulli Alla!“ als ihren Ruf. 5   Kaltenwestheim, Mittelsdorf, Kaltensundheim, Rei-
In der Wiesenthaler Reimchronik des Paul Andres            chenhausen, Erbenhausen, Schafhausen, Gerthausen,
liest man 1995: „In Gaue teilte man nun das ganze          die Wüstung Pfaffenhausen (bei Gerthausen), Wohl-
Land, dass wir zum Tullifeld gehören, ist ja allen be-     muthausen, Helmershausen und die bei Bettenhausen
kannt.“ 6                                                  gelegene Wüstung Ottenhausen. 20
Bei Kurt Mittelsdorf kann man lesen: „Besonders im         Ausgehend von diesen urkundlichen Nennungen
20. Jahrhundert bekamen die Rosataler oft von den          lässt sich erkennen, dass das Tullifeld nur das Lot-
Werratalern zu hören: ‚Ihr aus dem Döllfeld.‘“ 7 Und       te- und Weidtal umfasste sowie die Gegend an den
ein gebürtiger Roßdorfer mailte mir schließlich vor        Oberläufen von Felda, Herpf und Rosa. 21
einigen Tagen, dass die Bezeichnung im Ort heute
nicht mehr gebräuchlich sei. Er schreibt: „Ich sel-        Die urkundliche Überlieferung aus dem frühen Mit-
ber hörte [...] das Wort vor ca. 40 Jahren. Hatte eine     telalter ist nur sehr bruchstückhaft. Deshalb sind die
Freundin im Werratal, zu der sagte eine Nachbarin          uns bekannten Tullifeld-Nennungen sicher unvoll-
(ältere Frau von Helmers stammend): „Da hast du ja         ständig. So lässt die frühmittelalterliche Zugehö-
einen aus dem Döllfeld.“ 8                                 rigkeit Seebas vermuten, dass zumindest auch Bet-
                                                           tenhausen ins Tullifeld gehörte. (Die Nennung der
3. Wo lag das Tullifeld?                                   Wüstung Ottenhausen im soeben erwähnten Rohrer
Das Tullifeld war ein Teil des Grabfelds, ein sog.         Abgabenverzeichnis stützt diese Auffassung.)
Untergau wie beispielsweise auch der Baringau. (Das        Mit Sicherheit zählten zum Tullifeld die Orte um
erklärt, warum es in der einen frühmittelalterlichen       Diedorf: „Die Flurkarte zeigt deutlich, daß die Flu-
Urkunde manchmal heißt, ein Ort läge im Grabfeld           ren Steinberg, Föhlritz, Neidhartshausen, Brunn-
und in der anderen, er läge im Tullifeld.)                 hardtshausen, Zella, Andenhausen, Empfertshau-
Die ungefähre Grenze des frühmittelalterlichen             sen, Diedorf, Fischbach und Klings sich zu einem
Grabfelds verlief entlang einer Linie Fulda, Schmal-       Block zusammenfügen, der den Bezirk der alten
kalden, Coburg, Haßfurt, Schweinfurt, Bad Kissin-          Mark [Diedorf] ausmacht.“ 22 Namenkundliche Ei-
gen und wieder Fulda. 9 Die Grenzen des Tullifeldes        genheiten und auch die Zugehörigkeit Roßdorfs und
wurden von den Historikern des 18. und 19 Jh. sehr         Wiesenthals zum Tullifeld sprechen ebenfalls dafür.

                                                                                                                    21
Sie können auch lesen