Nachhaltige Entwicklung - DOSSIER - ZHAW

 
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Nachhaltige Entwicklung - DOSSIER - ZHAW
№    |              Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

                                                                                           IM W
                                                                                                u nt
                                                                                                             EB
                                                                                         imp
                                                                                               act.
                                                                                                       er
                                                                                                      zha
                                                                                                            w. c
                                                                                                                 h

                                            DOSSIER

                              Nachhaltige
                              Entwicklung
      ZHAW-ALUMNUS                                                          ABSCHLUSSARBEITEN
Joel Varonier arbeitet bei Lonza an                                   Fleisch aus dem Labor oder Salzlösung
einem Covid-19-Impfwirkstoff mit                                     zum Wärmen, Kühlen und Klimatisieren
Nachhaltige Entwicklung - DOSSIER - ZHAW
Bildung &                      Management &
                                                                                   Kommunikation                       Qualität

                                                             Mikrobiologie &
                                                                 Labor­
                                                              management

                                                                                                                Immobilien &
                                                                                     Lebensmittel &          Facility Management

        Weiterbildung,
                                                                                       Getränke

        die passt.                                                                          Energie &                     Data &
                                                                                          Nachhaltigkeit               Computational
                                                              Chemie &
                                                                                                                         Sciences
                                                            Biotechnologie
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                                                                        Gesundheit &                                  Natur &
                                                                        Gesellschaft                                  Umwelt

      Zürcher Fachhochschule                                                                      zhaw.ch/lsfm/weiterbildung

Inserat-Weiterbildung-Impact-185x130mm-v1.indd 1                                                                                     08.07.20 07:25

                             Soziale Arbeit                                    Verfeinern Sie Ihr
                                                                               Geschick im Berufsalltag
                                                                               In welchem Bereich der Sozialen Arbeit Sie auch tätig
                                                                               sind: Eine Weiterbildung erhöht Ihre Kompetenzen
                                                                               für künftige Aufgaben. Vertiefen Sie Ihr Fachwissen und
                                                                               stärken Sie Ihre Handlungsfähigkeiten mit unseren CAS,
                                                                               DAS, MAS und Kursen. Machen Sie den nächsten Schritt.

                                                                               In welchem Handlungsfeld möchten Sie sich
                                                                               weiterbilden?
                                                                               • Kindheit, Jugend und Familie
                                                                               • Delinquenz und Kriminalprävention
                                                                               • Soziale Gerontologie
                                                                               • Community Development und Migration
                                                                               • Sozialrecht
                                                                               • Sozialmanagement
                                                                               • Supervision, Coaching und Mediation
                                                                               • Psychosoziale Beratung

                                                                               Infoveranstaltung: 26. Januar 2022
                                                                                 www.zhaw.ch/sozialearbeit

                                                                               Hochschulcampus Toni-Areal, Zürich

Inserat_Impact_04_halbseitig_Illu_Sozialmanagement.indd 4                                                                       08.11.2021 19:15:31
Nachhaltige Entwicklung - DOSSIER - ZHAW
IMPRESSUM                                           EDITORIAL

HERAUSGEBER:
ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte
Wissenschaften, Winterthur, und ALUMNI ZHAW

KONTAKT:

                                                    Metamorphosen
ZHAW-Impact, Redaktion, Postfach,
8401 Winterthur; zhaw-impact@zhaw.ch

AUFLAGE: 27’000 Exemplare
ZHAW-Impact erscheint viermal jährlich.
NÄCHSTE AUSGABE: 23. März 2022
                                                                                      Wie soll das Dossier heissen?
ADRESSÄNDERUNGEN: info@zhaw.ch                                                        Nachhaltige Entwicklung?
WEITERE EXEMPLARE: zhaw-impact@zhaw.ch
                                                                                      Will das noch jemand lesen?
REDAKTIONSLEITUNG:
Patricia Faller (Chefredaktorin)                                                      Im Kreis der Kolleginnen und
Andrea Hopmann (Leiterin CC)                                                          Kollegen waren wir uns da
Jakob Bächtold (Leiter Product CC)
                                                                                      nicht so sicher, als wir über
REDAKTIONSKOMMISSION:
Christa Stocker (Angewandte Linguistik);                                              den Namen des Dossiers dis-
Kathrin Fink (Angewandte Psychologie);
Andrea Kleinert (Architektur, Gestaltung und
                                                                                      kutierten. Gibt es nicht schon
Bauingenieur­wesen); Tobias Hänni (Gesundheit);                                       einen Ermüdungseffekt? So viel
Cornelia Sidler (Life Sciences und Facility­Ma-
nagement); Julia Obst (School of Engineering);                                        wird darüber geschrieben und
Frederic Härvelid (School of Management and
                                                                                      gesprochen. Manche geben
Law); Regula Freuler (Soziale Arbeit)
                                                                                      sich auch nur einen grünen
PRODUKTION NEWS:
Mitarbeit Andreas Engel, Julia Obst, Regula                                           Anstrich. Ein Kollege meinte
Freuler, Sibylle Veigl
REDAKTIONELLE MITARBEIT:
                                                    schliesslich: «Dann schreiben wir halt: Nachhaltigkeit nervt
Sara Blaser, Sandra Hürlimann, Elena Ibello,        – warum wir trotzdem darüber reden müssen.» Andere Vor-
Matthias Kleefoot, Rahel Lüönd, Karin Meier,
Rahel Meister, Thomas Müller, Julia Obst,           schläge waren: «Ideen, die nachhaltig nachhallen», «Zurück in
Katrin Oller, Mathias Plüss, Judith Raupp,
Kathrin Reimann, Eveline Rutz, Seraina Sattler,
                                                    die Zukunft» oder «Enkel­gerechtigkeit». Und dann lieferte unser
Sibylle Veigl, Ümit Yoker                           Grafiker Till Martin den ungewöhnlichen Entwurf zum ­Titelbild
FOTOS:                                              – ein Sinnbild für nachhaltige Entwicklung schlechthin –, und
Conradin Frei, Zürich, alle ausser S. 4 l., 6–13,
19, 28, 29, 39, 46–51, 55–67; studio.vorben |       so blieb es beim ursprünglichen Namen. In Anlehnung an die
Alain Amherd S. 6, 8; TEVY Wädenswil S. 9;
                                                    Metamor­phose einer Raupe zum Schmetterling befreit sich
Hannes Heinzer S. 39; Chavela Zink S. 46;
Caroline Krajcir S. 51; Colourbox S. 60; winbib /   der Mensch aus der Verpuppung. Noch hängt er oder sie etwas
bildarchiv.winterthur.ch S. 67 o.; Stefan Kubli
S. 67 u.; zVg S. 9–13, 28, 29, 48, 49, 55–66
                                                    zappelnd in der Luft, sucht nach Halt. Nach dem Cocooning in
GRAFIK/LAYOUT:
                                                    Zeiten der Pandemie wagen wir uns wieder heraus aus unserer
Till Martin, Zürich; Klaas Kaat, Zürich; Patrick    kleinen Privatwelt, um drängende Herausforderungen anzuge-
Oberholzer, Winterthur; Stämpf li AG, ZH/Bern
VORSTUFE/DRUCK:                                     hen. Wie wir die Welt retten können, wissen wir aber nicht so
Stämpf li AG, Zürich/Bern
                                                    genau. Ein «Weiter so!» geht nicht. Zurück will kaum jemand.
INSERATE:
Fachmedien Zürichsee Werbe AG,
                                                    Also brauchen wir etwas Neuartiges – so wie aus einer Raupe
Laubisrütistrasse 44, 8712 Stäfa,                   eben ein bunter Schmetterling wird. Nach solchen neuartigen
Impact@fachmedien.ch, Tel. 044 928 56 53
                                                    Lösungen suchen Forschende an der ZHAW – auch mit Partnern
                                                    aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Gerne hätten
                                                    wir über alle berichtet. Mit den Vorschlägen für diese Ausgabe
                                                    hätten wir locker drei Magazine gefüllt. Die Auswahl wurde zur
IMPACT DIGITAL
Die aktuelle Ausgabe unter
                                                    Qual und ist willkürlich. Sollten Sie selbst eine nachhaltige Idee
↘ https://impact.zhaw.ch                            haben, dann nehmen Sie an unserem Wettbewerb (S. 27) teil.
Als pdf und weitere Infos:
↘ www.zhaw.ch/zhaw-impact
                                                    Viel Glück und eine nachhaltige Lektüre!
↘ www.zhaw.ch/socialmedia                                                        PATRICIA FALLER, Chefredaktorin
                                                                                                                         3
Nachhaltige Entwicklung - DOSSIER - ZHAW
INHALT                                                                                                               Impact | Dezember 2021

    ALUMNI                                          ABSCHLUSSARBEITEN                               WEITERBILDUNG

    «Die ganze Welt wartet auf den Impf-            Eine Bachelorarbeit über künstliches            Kreislaufwirtschaft muss der Umwelt
    stoff»: Biotechnologe Joel Varonier 6           Fleisch, gedruckt aus Biotinte. 14              zugutekommen und rentabel sein. 54

    6    ALUMNI                                     13 BÜCHER                                       56 «Jeden Stein umdrehen, ­­
                                                                                                    um nachhaltig zu sein»
    Plötzlich im Rampenlicht                        Von nachhaltigem Tourismus                      Der 53-jährige Matthias Baer ist Leiter Public
    Der Biotechnologe Joel Varonier arbeitet        und Männern in Pflegeberufen                    Affairs bei der Zürcher Kantonalbank. Im
    als Senior Manager Operations mRNA beim         Ein Handbuch mit nützlichen Tipps für           Interview erzählt er, weshalb er den CAS
    Pharmaproduzenten Lonza und ist mass-           Tourismusorte in der Schweiz, die nachhaltig    Corporate Responsibility der ZHAW gewählt
    geblich beteiligt an der Produktion des Wirk-   attraktiv werden wollen. Zudem erzählen in      hat und wie er das Wissen im Alltag einset-
    stoffs für den neuen mRNA-Impfstoff gegen       dieser Auswahl von Neuerscheinungen von         zen kann.
    das Coronavirus, den Lonza für das US-Bio-      ZHAW-Autorinnen und -Autoren Männer,
    techunternehmen Moderna herstellt.              weshalb sie in einem Pflegeberuf arbeiten.      65 PERSPEKTIVENWECHSEL

    9    PANORAMA                                   14 ABSCHLUSSARBEITEN                            Irische Geschichte, Schach
                                                                                                    und Pub-Kultur
    Zurich Knowledge Center                         Über Laborfleisch, nachhaltige                  Jérôme Jaggi, der an der School of Manage-
    for Sustainable Development                     Klimageräte und Mannsbilder                     ment and Law International Management
    Die vier Hochschulen des Kantons Zürich,        Wie entsteht aus einzelnen Zellen ein Stück     studiert, hat neun Monate in Irlands Haupt-
    darunter die ZHAW, gründeten ein hoch-          Fleisch? Lassen sich Wohnungen thermo-          stadt verbracht. Acht Monate davon im
    schulübergreifendes Zentrum für Nachhal-        chemisch mit Salzlösung klimatisieren? Und      ­Corona-Lockdown. Während dieser Zeit trieb
    tigkeitsforschung. Die ersten Projekte haben    was bedeuten gesellschaftliche Definitionen      er viel Sport und fand Gefallen an Schach.
    sich dort angesiedelt.                          von Männlichkeit für die Soziale Arbeit? Drei
                                                    Abschlussarbeiten geben Antworten.              67 DAMALS & HEUTE
    Ein neues Proof of Concept Lab
    an der ZHAW                                     54 WEITERBILDUNG                                Vom Anzug zum Kapuzenpulli
    Im Proof of Concept Lab der School of Engi-                                                     In der vierten Folge der Serie «Damals &
    neering und der School of Management and        Die Wertschöpfungskette ­­                      heute», in der wir jedes Mal eine historische
    Law können Produktideen und Geschäfts-          zum Kreis schliessen                            Fotografie einem aktuellen Bild gegenüber-
    modelle entwickelt, getestet und validiert      Teilen, wieder verwenden, wiederaufberei-       stellen, geht es um den Dresscode im
    werden. Es richtet sich damit insbesondere      ten oder reparieren: Im Zeichen der Nachhal-    Hörsaal des altehrwürdigen Technikums und
    an Schweizer KMU und Startups, aber auch        tigkeit wird die Kreislaufwirtschaft interna-   der heutigen Nachfolgeinstitution ZHAW
    an grössere Unternehmen und öffentliche         tional gefördert. Ein neuer CAS zum Thema       School of Engineering. Alle bisherigen Folgen
    Institutionen.                                  und weitere Kurse zur Nachhaltigkeit.           im IMPACT-­W EBMAGAZIN.

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Nachhaltige Entwicklung - DOSSIER - ZHAW
3   EDITORIAL

                                                                                         4   INHALT

                                                                                         6   ALUMNI

                                                                                         9   PANORAMA

                                                                                         10 FORSCHUNG

                                                                                         12 STUDIUM

                                                                                         13 BÜCHER

                                                                                         14 ABSCHLUSSARBEITEN

                                                                                         16 DOSSIER

                                                                                         54 WEITERBILDUNG

                                                                                         57 VERANSTALTUNGEN

                                                                                         58 ALUMNI ZHAW

                                                                                         65 PERSPEKTIVENWECHSEL

                                                                                         66 MEDIEN UND
                                                                                            SOCIAL MEDIA

                                                                                         67 DAMALS & HEUTE

                                                                                         IMPACT-Webmagazin
                                                                                         https://impact.zhaw.ch

16 DOSSIER NACHHALTIGE ENTWICKLUNG                                                       Video Hanfbier aus dem
                                                                                         Labor soll wie gewöhnliches Bier
                                                                                         schmecken, nicht nach Hanf. Wir
Von A wie Afrikas Ackerböden, die fruchtbar bleiben sollen mit Wissen aus dem
                                                                                         haben Amandine André beim
Radio (S. 48), bis hin zu Z wie ZIPAS, der interprofessionellen Ausbildung von Ge-       Experimentieren und Brauen
sundheitsberufen, bei der Studierende und Auszubildende eine Krankenstation              über die Schulter geschaut.

weitgehend selbstständig managen (S. 46), reichen die Nachhaltigkeitsprojekte
                                                                                         Video Wie Studierende ver-
dieser Ausgabe. Falls Sie wissen wollen, wie die 17 Ziele der UNO für nachhaltige
                                                                                         schiedener Gesundheitsberufe
Entwicklung heissen, empfehlen wir Ihnen unsere Infografik (S. 22 ff.). Der Nach-        im Kantonsspital Winterthur den
haltigkeitsbeauftragte der ZHAW, Urs Hilber, erzählt im Gespräch mit Ökonomin            Alltag der Patienten weitgehend

Regina Betz und Umweltpsychologin Cathérine Hartmann, wie nachhaltiges Ver-              selbstständig managen.

halten Spass macht (S. 18). Alle drei sind sich einig: Dies ist die Erfolgsformel fürs
                                                                                         Quiz Testen Sie Ihr Wissen zu
Erreichen der Klimaziele (S. 18). Dass Nachhaltigkeit mehr Schwung braucht, davon        nachhaltiger Entwicklung und
ist auch Baudirektor und Alumnus Martin Neukom überzeugt (S. 38). Wir zeigen,            den Zielen der Agenda 2030!

wie Künstliche Intelligenz hilft, nachhaltige Geldanlagen zu identifizieren (S. 30),
                                                                                         Bericht Mensen auf dem Weg
weshalb Hanf Hopfen beim Bier ersetzen soll und wie Engagement für Umwelt
                                                                                         zum klima- und energiebe-
und Nachbarschaft Integration fördert (S. 50 f.). Zudem interessieren uns Ihre           wussten Angebot, das gesund
Ideen für mehr Nachhaltigkeit. Schreiben Sie uns – mit etwas Glück gewinnen Sie.         und genussvoll ist.

                                                                                                                            5
Nachhaltige Entwicklung - DOSSIER - ZHAW
Nachhaltige Entwicklung - DOSSIER - ZHAW
Impact | Dezember 2021                                                                                                        ALUMNI

                     MIT BIOTECHNOLOGIE GEGEN DIE PANDEMIE

                     «Der Impfstoff musste
                     schnell ­verfügbar sein»
                     ZHAW-Absolvent Joel Varonier arbeitet für den Pharmakonzern Lonza
                     in der Herstellung eines Impfwirkstoffes gegen das Coronavirus. Das
                     bedeutet Verantwortung, harte Arbeit und Ehre zugleich.

                     ELENA IBELLO                              der Pharmaindustrie produzieren           lange Zeit sehr viel gearbeitet. Wir

                     E
                                                               wir natürlich immer wichtige Me­          wollten so viel wie möglich leisten,
                             ine «sehr lebhafte Zeit» hät­     dikamente. Wir wissen, dass wir für       damit der Impfstoff schnell verfüg­
                             ten er und seine Kolleginnen      viele Patientinnen und Patienten          bar ist.» «Wir», das sind mehrere
                             und Kollegen hinter sich, sagt    arbeiten. Aber wir kommen selten          Hundert Personen, die bis heute an
                             Joel Varonier. Er sitzt in sei­   in Kontakt mit ihnen. Diesmal war         der Produktion des Impfstoffes in
                     nem Büro in Visp und lässt die letz­      das ganz anders», erzählt Varonier.       Visp arbeiten.
                     ten Monate Revue passieren. «Es           Das Coronavirus betrifft alle auf die
                     war eine grosse Herausforderung,          eine oder andere Weise, und in die­          Die Produktion musste schnell
                     aber eine ehrenvolle.»                    ser Phase der Pandemie fühlten sich       hochgefahren werden, aber ohne
                        Der       Biotechnologe       arbei­   viele ausgeliefert. «Es gab direkte       Abkürzungen. Dafür gebe es
                     tet als Senior Manager Opera­             Rückmeldungen, viele bedankten            schlicht keinen Spielraum, sagt Va­
                     tions mRNA beim Pharmapro­                sich sogar bei uns. Natürlich war         ronier. «In Sachen Qualität und An­
                     duzenten Lonza und ist mass­              auch der Druck hoch. Aber ich emp­        spruch an die Medikamente können
                     geblich beteiligt an der Produk­          fand das als motivierend.»                wir uns keine Abstriche leisten.»
                     tion des Wirkstoffs für den neuen                                                   Darum galt in diesem Fall: Gleiches
                     mRNA-Impfstoff gegen das Coro­            Plötzlich im Rampenlicht                  leisten, einfach «mit vollem Einsatz
                     navirus, den Lonza für das US-Bio­        ­ egelmässig kam Besuch von Me­
                                                               R                                         und oberster Priorität». Und weil
                     techunternehmen Moderna her­              dienvertretern und Gesundheitsbe­         der Zeitplan das Einzige war, das an­
                     stellt. «Ich war gerade in den Feri­      hörden aus verschiedenen Ländern.         ders war als bei anderen Aufträgen,
                     en, als ich Mitte 2020 erfuhr, dass                                                 wussten alle Beteiligten sogleich,
                     wir die Produktion des Impfstoffs                                                   was sie zu tun hatten.
                     übernehmen würden», sagt er.
                                                               «Am Anfang war eine
                     Sein Vorgesetzter schrieb ihm: «Sei         gewisse Ehrfurcht                          Für Varonier hiess das in den
                     gespannt! Wenn du zurück bist,             da. Wir wussten: Die                     ersten Monaten: am Technolo­
                     braucht es deine Energie und dei­                                                   gie-Transfer arbeiten. «Wir muss­
                     nen Einsatz.»
                                                               ganze Welt wartet auf                     ten zuerst den Prozess vom Kunden
    «Lonza bietet                                                diesen Impfstoff.»                      übernehmen und auf die eigenen
    einen traum-       Die Motivation brachte er direkt                    Joel Varonier,                Anlagen transferieren.» Danach be­
haften Spielplatz    aus den Ferien mit. «Vor allem am            Senior Manager Operations mRNA         gann die Umsetzung, und Varonier
 für Biotechnolo-    Anfang war natürlich eine gewisse                                                   übernahm zusammen mit seinem
      ginnen und     Ehrfurcht da. Wir wussten: Die gan­       Varonier und sein Team waren ge­          Arbeitskollegen Tillmann Schnier­
      Chemiker»,     ze Welt wartet darauf, diesen Impf­       fragt. «Es war schön, im Rampen­          da den Lead der Produktion. Damit
        schwärmt     stoff einsetzen zu können.» Das           licht zu stehen.» Und es war harte        ist er direkt dem «Head of Opera­
 ZHAW-Absolvent      spornte den jungen Biotechnologen         Arbeit: Unter diesen Umständen,           tions» unterstellt. «Ich koordiniere
Joel Varonier. «Es   an. Es ging nun darum, die Produkti­      sagt der 31-Jährige in aller Selbstver­   und führe die Prozesse in meinen
    herrscht eine    on möglichst rasch voranzutreiben         ständlichkeit, sei natürlich an einen     Verantwortungsbereichen und sor­
grosse Aufbruch-     und damit den Impfstoff der Bevöl­        ganz normalen Arbeitstag nicht zu         ge dafür, dass Standards eingehal­
 stimmung hier.»     kerung zugänglich zu machen. «In          denken gewesen. «Wir haben eine           ten werden. Dazu kommuniziere
                                                                                                                                                 7
Nachhaltige Entwicklung - DOSSIER - ZHAW
ALUMNI                                                                                                           Impact | Dezember 2021

                                                                                   selben Bereich, am selben Projekt,
                                                                                   aber mit unterschiedlichen Aufga­
                                                                                   ben. «Das war gerade in den letzten
                                                                                   Monaten vorteilhaft», sagt Varoni­
                                                                                   er und lacht. «Wir arbeiteten beide
                                                                                   ­enorm viel und waren beide selten
                                                                                    zu Hause.» Das hat sich aktuell zu­
                                                                                    mindest vorübergehend drastisch
                                                                                    verändert: Seit dem Sommer sind
                                                                                    die beiden glückliche Eltern.

                                                                                      Aus der Studienzeit in Zürich blie­
                                                                                   ben Varonier auch andere Freund­
                                                                                   schaften erhalten. Was er aus seiner
                                                                                   Zeit an der ZHAW darüber hinaus
    «Insbesondere den Kontakt mit verschiedenen Leuten aus aller Welt mag ich      mitnimmt, ist ein grosser Rucksack
    sehr»: Joel Varonier liebt die Interdisziplinarität bei Lonza.                 an praktischem wie theoretischem
                                                                                   Wissen, das täglich in seinem Beruf
    ich ständig mit meinen Teammit­         knüpfte Kontakte in der Firma und      zum Tragen kommt.
    gliedern aus der ganzen Welt.» Als      entschied sich bald nach dem Ab­          «Eigentlich merke ich erst heute,
    Manager arbeitet Varonier täglich       schluss der Lehre und der anschlies­   Jahre nach dem Studium, wie gut
    im Büro. In der Produktionsanla­        senden Berufsmatur für ein Studi­      die Studieninhalte auf die Realität
    ge steht er nur noch sehr selten.       um der Biotechnologie.                 ausgerichtet waren», sagt er. «Wir
    «Manchmal finde ich das schade.                                                hatten gute Fallstudien und Prakti­
    Aber es braucht viele Meetings und         Das Studium absolvierte Varonier    ka. Die Erkenntnisse daraus gehören
    bedeutet grossen Koordinations­         an der ZHAW am Departement Life        heute für mich zum täglichen Busi­
    aufwand, solche Projekte zu führen.     Sciences und Facility Management       ness.» Varonier lacht und fügt an:
    Auch das ist spannend. Letztlich        in Wädenswil. Dafür entschied er       «Sogar bei jenen Kursen, deren Sinn
    sind wir dennoch allesamt Biotech­      sich nicht zuletzt aufgrund des        ich während des Studiums nicht
    nologen und Naturwissenschaftle­                                               ­sehen konnte, stellte sich im Nach­
    rinnen.»                                                                        hinein heraus, wie wichtig sie für
                                               «Die Produktion                      meine Praxis sind.»
    Vom Mannschaftssport                        musste schnell
    zur Biologie                                                                   Eine Kombination aus Fach-
    Zur Biotechnologie kam Varonier
                                            hochgefahren werden,                   lichem und Kommunikation
    über einen kleinen Umweg über den        ohne Abstriche bei                    An dieser gefällt ihm heute die Kom­
    Sport. Er wuchs in Visp auf, und be­       der Qualität der                    bination aus Fach und Kommunika­
    vor Varonier die Leidenschaft für                                              tion, aber auch die Interdisziplinari­
    die Naturwissenschaften packte,
                                               Medikamente.»                       tät, die er in seiner koordinierenden
                                                        Joel Varonier
    liebte er die Kombination aus Eis,                                             Funktion erlebt. «Insbesondere den
    Holz und vulkanisiertem Gummi.                                                 Kontakt mit verschiedenen Leuten
    Als Eishockeyspieler besuchte er das    Standortes. «Ich hatte Lust, aus dem   aus aller Welt mag ich sehr», sagt er.
    Sportgymnasium. «Im Hinterkopf          Wallis Richtung Zürich zu gehen»,
    hatte ich aber schon die Chemie und     sagt Varonier. Dort schloss er 2017      Und: «Lonza bietet hier einen
    Biologie», sagt Varonier.               mit dem Master of Science in Life      traumhaften Spielplatz für Biotech­
                                            Sciences – Pharmaceutical Biotech­     nologinnen und Chemiker, mit al­
      Als ihm klar wurde, dass das          nology ab und zog wieder zurück in     len verfügbaren Technologien in
    Sportgymnasium für Mannschafts­         die alte Heimat, zurück zum Arbeit­    der Pharmaindustrie. Es herrscht
    sportler nicht die optimale Wahl ist,   geber Lonza.                           eine Aufbruchstimmung mit gros­
    begann er eine Lehre als Biolabo­         Und zwar nicht allein. Seine Part­   sen Möglichkeiten für alle.»    ◼
    rant. «Die Lonza befand sich direkt     nerin und heutige Frau Linda Varo­     ↘ www.lonza.com
    neben der Hockeyhalle, das passte       nier, die er während seines Studi­
    gut.» So konnte Varonier Sport und      ums kennengelernt hatte, trat eben­
    Berufsbildung verbinden. Immer          so eine Stelle bei der Lonza in Visp
    mehr zog es ihn in die Biologie, er     an. Die beiden arbeiten heute im
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Nachhaltige Entwicklung - DOSSIER - ZHAW
Impact | Dezember 2021                                                                                                   PANORAMA

ZURICH KNOWLEDGE CENTER FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT
                                                                                                               Ausgezeichnet
Vier Hochschulen gemeinsam nachhaltiger
                                                                                                             Flow-Zustände
Ein hochschulübergreifendes                                                                                  beim Übersetzen
Zentrum für die Nachhaltigkeits-
forschung: Vier Hochschulen
wollen einen Beitrag zu nach-
haltiger Entwicklung leisten,
indem sie Forschungswissen zu
den Nachhaltigkeitszielen der
Vereinten Nationen für die Leh-
re und den gesellschaftlichen                                                                                Gleich zwei Preise hat Jonas
Diskurs nutzbar machen (siehe                                                                                Bühler, Masterabsolvent Fach­
auch Infografik auf Seite 22 f.).    Wollen das ZKSD zum Wachsen bringen: Regierungsrätin Silvia Stei-       übersetzen, für seine Arbeit er-
Das neu gegründete ZKSD Zu-          ner mit den Rektoren der vier kantonalen Hochschulen. Von rechts:       halten. Sie trägt den Titel «Flow
rich Knowledge Center for Sus-       Michael Schaepman (UZH), Jean-Marc Piveteau (ZHAW), Bildungsdi-         im Übersetzungsprozess – Pro-
tainable Development an der          rektorin Silvia Steiner, Thomas D. Meier (ZHDK), Heinz Rhyn (PHZH)      zessbasierte Indikatoren zur Un-
Hardstrasse 235 wird getragen        und Martin Seiz, Präsident der Hamasil Stiftung.                        tersuchung von Flow-Zuständen
von der Universität Zürich, der                                                                              beim Übersetzen».
ZHAW, der Pädagogischen Hoch-        Die Räumlichkeiten werden von      sind Projekte am ZKSD angesie-
schule Zürich und der Zürcher        der Hamasil Stiftung zur Verfü-    delt: So werden beispielswei-        Kommunikation von
Hochschule der Künste. «In den       gung gestellt, welche seit über    se mit «Expedition 2 Grad» und       Nachhaltigkeit
Räumlichkeiten sollen sich Men-      30 Jahren Nachhaltigkeitspro-      «VR Glacier Experience» zwei
schen aus Bildung und Wissen-        jekte unterstützt.                 hochschulübergreifende Ver-
schaft, Wirtschaft und Politik,      Am 1. November fand die Eröff-     mittlungsprojekte zu Fragen des
Zivilgesellschaft und der interes-   nungsfeier im Beisein von Bil-     Klimawandels hier fortgesetzt.
sierten Öffentlichkeit vernetzen,    dungsdirektorin Silvia Steiner     Voraussetzung für die Vergabe
um gemeinsam Handlungsstra-          statt. In ihrem Grusswort vor      eines Arbeitsplatzes ist, dass die
tegien und konkrete Lösungs-         rund 100 Personen betonte sie      Projekte der Verwirklichung von
ansätze im Bereich der nachhal-      die Verantwortung der Hoch-        Zielen der nachhaltigen Entwick-     Der Farner Award for Acade-
tigen Entwicklung zu erforschen      schulen, die Gesellschaft im Be-   lung dienen und mehrere Diszi-       mic Excellence ging an Annika
und zu vermitteln», so Matthias      reich Nachhaltigkeit aufzuklä-     plinen und Themen verbinden.         Behrens, Masterabsolventin der
Huss, Leiter der ZKSD-Geschäfts-     ren und sie zu nachhaltigem        ↘ Weitere Informationen unter:       Vertiefung Organisationskom-
stelle.                              Handeln zu befähigen. Bereits      www.zksd.ch                          munikation, für ihre Analyse der
                                                                                                             Nachhaltigkeitskommunika­tion
                                                                                                             von Coop und Migros auf Ins-
PROOF OF CONCEPT LAB                                                                                         tagram.

Produktideen testen und Know-how teilen                                                                      Beurteilung von
                                                                        Eine neue multidisziplinäre In-      Kindeswohlgefährdung
                                                                        novationsplattform der School
                                                                        of Engineering und der School of
                                                                        Management and Law bringt Fir-
                                                                        men mit hochschulinternen In-
                                                                        novatoren und Fachexpertinnen
                                                                        zusammen. Im Proof of Concept
                                                                        Lab können Produktideen und
                                                                        Geschäftsmodelle entwickelt,         Joel Gautschis Doktorarbeit «Ur-
                                                                        getestet und validiert werden.       teile und Entscheidungen unter
                                                                        Es richtet sich insbesondere an      Unsicherheit in Kindeswohlab-
                                                                        KMU und Startups, aber auch an       klärungen» ist von der Schweize-
                                                                        grössere Unternehmen und öf-         rischen Gesellschaft für Soziale
Das Gebäude des Proof of Concept Lab am Lagerplatz in Winterthur        fentliche Institutionen.             Arbeit (SGSA) prämiert worden.
wurde teilweise aus wiederverwendeten Baumaterialien errichtet.         ↘ https://bit.ly/31Msc3b             ↘ https://bit.ly/303CpXO

                                                                                                                                                 9
Nachhaltige Entwicklung - DOSSIER - ZHAW
FORSCHUNG                                                                                                                      Impact | Dezember 2021

     Neues Material für energieeffiziente                                                         Rückstand des G ­ esundheitswesens
     CO2-Rückgewinnung                                                                            bei Digitalisierung
                                                                                                  Die Schweiz bewegt sich bei der Digitalisierung des Ge-
                                                                                                  sundheitswesens immer noch nur im internationalen
                                                                                                  Mittelfeld. Auch innerhalb des Landes ist der Digitalisie-
                                                                                                  rungsgrad im Vergleich zu anderen Branchen unterdurch-
                                                                                                  schnittlich. Zu diesen Ergebnissen kommt der Digital
                                                                                                  Health Report der SCHOOL OF MANAGEMENT AND LAW.
                                                                                                  Er basiert auf einer Auswertung vorhandener Studien und
                                                                                                  einer Befragung von rund 20 Expertinnen und Experten.
                                                                                                  Der Rückstand zeigt sich unter anderem in der wenig
     Ein Hybridmaterial kann CO2-Moleküle bei schon 50 Grad auflösen: In indus-                   ausgeprägten elektronischen Kommunikation zwischen
     triellen Anwendungen spart dies Energie und Betriebskosten.                                  den Gesundheitsdienstleistern und in der verzögerten
                                                                                                  Implementierung von digitalen Gesundheitsdiensten wie
     Kohlendioxid aus der Luft zurückzu-          Hybridmaterial aus Polyethylen­imin             dem elektronischen Patientendossier, der Telemedizin
     gewinnen, ist ein Weg im Kampf ge-           und ionischer Flüssigkeit namens­               oder digitalen Rezepten.
     gen den Klimawandel. Dabei strömt            «IMPE-Cap» entwickelt, mit dem das              ↘ https://bit.ly/3jI3Z3T
     die angesaugte Umgebungsluft durch           Abscheiden der Moleküle bei deutlich
     eine Art Filter, der mit CO2-absor-          geringeren Temperaturen möglich ist.
     bierendem Material beschichtet ist.          Im Labor löste sich das CO2 schon bei           Mehr Orientierung bei Health-Apps
     Wird es dann erhitzt, lösen sich die         50 Grad Celsius. Industriefirmen kön-           Ob fürs Joggen, für die Überwachung des Schlafs oder das
     CO2-Moleküle auf. Forschende der             nen so Energie sparen und die Kosten            Management chronischer Erkrankungen: Die Zahl der Ge-
     SCHOOL OF ENGINEERING haben ein              für die CO2-Abscheidung senken.                 sundheits-Apps geht inzwischen in die Hunderttausende.
                                                                                                  Gute von weniger guten Apps unterscheiden zu können,
                                                                                                  ist für Nutzerinnen und Nutzer eine Herausforderung.
     Bessere Bedingungen halten Pflegende im Beruf                                                Mit dem Projekt «The Blue Tool of Health Apps» erarbei-
     Mit einer Verbesserung der Arbeits-          vorstellen, die nächsten zehn Jahre             ten Forschende der ZHAW bis Ende 2021 die Grundlagen
     bedingungen in der Pflege liesse sich        in der Pflege zu arbeiten. Dafür setzt          für eine Informationsplattform, die künftig Orientierung
     die Zahl der frühzeitigen Berufsaus-         die Mehrheit von ihnen aber bessere             im App-Dschungel bieten und Apps etwa bezüglich Daten-
     tritte verringern und dem Fachkräfte-        Arbeitsbedingungen voraus», so Stu-             schutz oder Messgenauigkeit unabhängig bewerten soll.
     mangel entgegenwirken. Zu diesem             dienleiter René Schaffert. «Die aktu-           Das vom Digital Futures Fund der Hochschule finanzierte
     Schluss kommt eine Langzeitstudie            ellen Bedingungen sind zu belastend             Projekt bündelt die Expertise, die an der ZHAW für die Be-
     des Departements GESUNDHEIT, in              und stehen im Widerspruch zu zen-               wertung von Gesundheits-Apps bereits besteht. Unter der
     der diplomierte Pflegefachpersonen           tralen Bedürfnissen der Pflegefach-             Leitung von Eveline Graf vom Institut für Physiotherapie
     FH und HF, die 2011/12 ihren Abschluss       personen.» Gefordert wurden etwa                sind Forschende der School of Management and Law, der
     gemacht haben, bis 2019 dreimal be-          mehr niedrigprozentige Teilzeitar-              Departemente Gesundheit, Soziale Arbeit, Angewandte
     fragt wurden. «Neun von zehn di-             beitsmodelle sowie passendere Ange-             Linguistik und Angewandte Psychologie sowie Mitarbei-
     plomierten Pflegenden konnten sich           bote für die Kinderbetreuung.                   tende der Informatikabteilung der Hochschule beteiligt.

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10     SE_ZHAW_Impact_185x65.indd 1                                                                                                            18.10.21 14:49
Impact | Dezember 2021                                                                                                                  FORSCHUNG

Eine unbedenkliche Alternative zu                                                                  Mykotoxine im Weizen reduzieren
giftigen Fluor-Skiwachsen                                                                          Etwa ein Viertel aller Weizenkulturen weltweit ist von
                                                                                                   Schimmelbefall betroffen. Bestimmte Schimmelpilze pro-
                                                                                                   duzieren giftige Verbindungen, sogenannte Mykotoxine.
                                                                                                   Ihre Auswirkungen beim Konsum reichen von akuten Ver-
                                                                                                   giftungen bis hin zu Immunschwäche oder Krebs. Ein For-
                                                                                                   schungsteam am Departement LIFE SCIENCES UND FACI-
                                                                                                   LITY MANAGEMENT arbeitet an Lösungen, um diese Myko-
                                                                                                   toxine mittels Mikroorganismen oder Enzymen bereits im
                                                                                                   Rohmaterial zu minimieren.
                                                                                                   ↘ https://bit.ly/3jMYjG1

Der neue Skiwachs Isantin basiert auf dem Farbstoff Indigo.
                                                                                                   Der öffentliche Raum im Podcast
Skiwachse aus fluorierten Kohlenwas-                       Polymerchemie am Departement            Ein Podcast zur Frage, was öffentliche Räume sind und was
serstoffen sind ökologisch und toxiko-                     LIFE SCIENCES UND FACILITY MA-          sie für die Stadt bedeuten: In «Stadt machen!» fragen Phi-
logisch problematisch. Davon zeugen                        NAGEMENT hat mit dem Ostschwei-         lippe Koch und Simon Mühlebach vom Departement
Berichte über Fluorverbindungen in                         zer Start­up Isantin eine nachhaltige   ARCHITEKTUR, GESTALTUNG UND BAUINGENIEUR­W ESEN,
Oberengadiner Seen. In den Wett-                           Alternative entwickelt: Das Mittel      warum Markierungen in öffentlichen Räumen wichtig
kämpfen des internationalen Skiver-                        aus dem Farbstoff Indigo belastet we-   sind, was Übergänge von einem Raum zum anderen für
bands muss deshalb bereits ab die-                         der die Umwelt noch die Gesundheit      das Verständnis von Öffentlichkeit bedeuten und was
ser Saison mit fluorfreien Wachsen                         und hat sich als sehr gleitfähig und    Figurationen von Öffentlichkeit sind.
gefahren werden. Die Fachgruppe                            beständig erwiesen.                     ↘ https://bit.ly/3qe2wqn

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                ETHIKPREIS 2021                                                                             FÜR BACHELOR-
                                                                                                            UND MASTERARBEITEN

                                                                                                                         Anmeldung:
                                                                                                                         www.zhkath.ch/
                                                                                                                         ethikpreis

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                                                                                                                         31. Dezember 2021

                                                                                                                         1. Preis: CHF 5 000.–
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                                                                                                                         3. Preis: CHF 1 000.–

                                                                               ALBERT SCHWEITZER

  RZ_Kath.-Kirche_Ethikpreis_2021_Inserat_Impact_Magazin_225x150mm.indd 1                                                                         12.11.21 15:51
                                                                                                                                                                   11
STUDIUM                                                                                                              Impact | Dezember 2021

                                                                     IAM-Studierende porträtieren
                                                                     Schweizer Charakterköpfe
                                                                     Charakterköpfe sind Menschen mit            terkopf Lorenz Hilty halb Winterthur.
                                                                     Ecken und Kanten. Menschen, die et-         Jedes Porträt war in seiner Entste-
                                                                     was bewegen und bewirken – in der           hung ein eigenes Projekt mit eigenen
                                                                     Öffentlichkeit oder im Stillen. Stu-        Tücken und Herausforderungen. Aus
                                                                     dierende des Bachelor-Studiengangs          dem Homeoffice heraus lösten die
                                                                     Kommunikation am Departemenet               jungen Autorinnen und ­Autoren aber
                                                                     ANGEWANDTE LINGUISTIK haben 28              alle Probleme. Sie konnten dabei auf
                                                                     solche Charakterköpfe porträtiert,          die Unterstützung der Dozierenden
                                                                     unter ihnen Patti Basler, Schwester Jo-     Eva Bachmann und Patrick Tschirky
        Nachhaltiges Vertriebskonzept: Die fünf Ökonomiestudie-      lenda und Bernhard Russi. Das Resul-        sowie der Verlegerin Anne Rüffer zäh-
        renden mit der Firmengründerin Karin Lanz (4. von links).    tat liegt nun als Buch vor. Die Arbeit      len. Möglich gemacht hat das Buch-

        Enkeltauglich wirtschaften                                   der Studierenden am Projekt «Cha-
                                                                     rakterköpfe» begann im vergangenen
                                                                                                                 projekt «Charakterköpfe» eine Ko­
                                                                                                                 operation des IAM Institut für Ange-
        Sowohl im Bachelor International Management (BSc IM)         Winter: Wer ist für mich ein Charak-        wandte Medienwissenschaft, des Stif-
        als auch im Master International Business (MSc IB) der       terkopf? Wie frage ich die bekannte         tungsfonds StrategieDialog21 und des
        ZHAW SCHOOL OF MANAGEMENT AND LAW sind kon-                  Kabarettistin an? Wie überzeuge ich         rüffer & rub Sachbuchverlags.
        krete Businessprojekte ein wichtiger Bestandteil des Cur-    die Klosterfrau und Sterbebegleiterin       Die Publikation wurde an einer Ver-
        riculums. Im Herbstsemester 2019 eruierten fünf Studie-      vom Projekt? Und wie porträtiere ich        nissage auf dem Campus St.-Geor-
        rende des BSc International Management für die Startup-­     eine Sportlegende noch einmal neu?         gen-Platz würdig gefeiert, moderiert
        Naturkosmetikfirma no excuses LANUR mögliche Ver-            Nach intensiven Vorbereitungen ging        hat Daniel Puntas Bernet, Grün-
        triebskanäle und -partner und erarbeiteten eine Preisstra-   die Produktion dann im Frühlings­          der und Chef­redaktor des Magazins
        tegie. Im Frühling 2021 konnte LANUR ihr erstes Produkt      semester im Modul «Kultur und Ge-          ­«Reportagen». Das Publikum erfuhr
        auf den Markt bringen: den parfümfreien Lanolin Repair       sellschaft» richtig los. Zwei Studieren-    dabei einige Tipps und Tricks von den
        Balm. Einen Grundstein für das Projekt gelegt haben die      de reisten ins Bündnerland in die Kü-       journalistischen Nachwuchstalenten,
        Ergebnisse der Studierenden. Der Kreis schliesst sich nun    che der Naturköchin Rebecca Clopath,        die wiederum vonseiten der Charak-
        an der ZHAW School of Management and Law: Was mit            andere skypten mit der Regisseurin          terköpfe viel Lob für ihre professio-
        dem Studierendenprojekt begann, geht weiter mit dem          Petra Volpe in New York. Und eine Stu-      nelle Arbeit erhielten.
        neu angebotenen CAS Managing Circular Economy.               dentin umkreiste mit i­ hrem Charak-       ↘ https://bit.ly/3mDcgrU

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     12
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Impact | Dezember 2021                                                                                                       BÜCHER

  Nachhaltigkeit im Tourismus­                                          Urbane Dienste für ­Ökosysteme
  Die Tourismusorte der Schweiz                                         Die grüne Infrastruktur und
  sind gefordert, ihre Destina­                                         ihre Ökosystemleistungen wer­
  tionen attraktiv, zukunftsfähig                                       den immer wichtiger. Doch was
  und wirtschaftlich prosperie­                                         sind die Dienstleistungen, die
  rend zu gestalten und sich damit                                      wir der Natur anbieten? Was
  auch nachhaltig zu entwickeln.                                        verbessern wir? Wie setzen wir
  Ein Handbuch des Forschungsbe­                                        unsere Massnahmen um? Ein
  reichs Tourismus und nachhal­                                         Fachbuch liefert dazu Informa­
  tige Entwicklung der ZHAW bie­      Autorinnen: Yvonne Pirchl-Zaugg   tionen und Anregungen von
  tet dazu konkrete Hilfestellung.    (ZHAW), Yvonne Schuler.           der Landschafts­ökologie bis zur
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  tice-Beispielen aus Wirtschaft,     als gedrucktes Handbuch           Autorin (u.a.): Chiara Catalano,
  Gesellschaft, Umwelt und            erhältlich unter:                 Departement Life Sciences und
  Management.                         sustainability4destinations.ch    Facility Management.

  Männer im P
            ­ flegeberuf                                                Architektursoziologische Positionen
  Was bewegt Männer, in der Pfle­                                       Die Publikation «Bauen ist Wei­    Generation von Schweizer Ar­
  ge zu arbeiten? In Form von Por­                                      terbauen» von Philippe Koch        chitektinnen und Architekten.
  träts von Pflegefachmännern                                           und Andreas Jud vom Institut       Gleichwohl taucht Burckhardt
  werden diese und weitere Fra­                                         Urban Landscape des Depar­         in der Schweizer Architektur­
  gen beantwortet. Ehrlich, unge­                                       tementes Architektur, Gestal­      geschichte nur selten auf, und
  schönt und anschaulich erzählen                                       tung und Bauingenieurwe­           wenn, dann lediglich einseitig
  die Porträtierten von ihrer Ar­                                       sen beschäftigt sich mit Lucius    als Vertreter einer nichtarchitek­
  beit, teilen ihre Gedanken über                                       Burckhardt und seiner Aus­         tonischen, soziologischen Posi­
  ihre Rolle als Exoten in weiblich                                     einandersetzung mit Architek­      tion. Eine ernsthafte Auseinan­
  dominierten Teams oder ihre                                           tur und Städtebau. Burckhardt      dersetzung mit Burckhardts ar­
  Auffassung von Männlichkeit                                           (1925–2003) hatte als Redaktor     chitektursoziologischen Überle­
  und Geschlechter­identitäten.                                         der Zeitschrift «werk» von 1962    gungen fehlte bislang. Mit dem
  Herausgeberinnen: Sabine                                              bis 1972 eine neue Richtung ge­    Buch soll diese Lücke geschlos­
  Meisel, Edita Truninger.                                              geben und prägte damit das         sen werden.
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                                                                                                                    Ghisleni Partner AG
                                                                                                                       www.ghisleni.ch
ABSCHLUSSARBEITEN                                                                           Impact | Dezember 2021

     Über Laborfleisch,
     innovative Klimageräte
     und diverse Mannsbilder
                                                                                  KÜNSTLICHES FLEISCH,
     Wie entsteht aus einzelnen Zellen ein Stück                                  DAS AUS BIOTINTE
     Fleisch? Lassen sich Wohnungen thermochemisch                                GERDUCKT WIRD
     klimatisieren? Und was bedeuten gesellschaftliche
                                                            Jonas Elsener (27)    Die Produktion von Fleisch schadet der
     Definitionen von Männlichkeit für die Soziale          hat sich in seiner    Umwelt. Immer mehr Menschen ent-
     Arbeit? Drei Abschlussarbeiten geben Antworten.        Bachelorarbeit in     scheiden sich daher, vegetarisch oder
                                                         Chemie mit dem Bio­      vegan zu leben. Da die Bevölkerung
     Von Eveline Rutz
                                                          printing von Fleisch    wächst, nimmt der Fleischkonsum den-
                                                         befasst. Er hat Zellen   noch zu. Um die negativen Folgen für
                                                             aus dem Muskel­      das Klima zu verringern, wird intensiv
                                                          gewebe von Rinder­      an Alternativen geforscht. «Im Labor ge-
                                                         schlachtabfällen iso­    züchtetes Fleisch ist – neben Insekten
                                                          liert, kultiviert und   und pflanzlichen Produkten – ein vielver-
                                                           mittels 3D-Technik     sprechender Ansatz», sagt Jonas Elsener,
                                                           vervielfältigt. «Das   der am Departement Life Sciences und
                                                         Thema ist spannend       Facility Management studiert hat. Die
                                                            und aktuell», sagt    Treibhausgas-Emissionen können damit
                                                           er. Es habe ihm die    auf ein Minimum reduziert werden, es
                                                            Möglichkeit gege­     werden weniger Ressourcen verbraucht
                                                             ben, sein Wissen     und es müssen keine Tiere geschlach-
                                                            in Biochemie und      tet werden. «Die Konsumenten können
                                                          ­T issue Engineering    ihren ökologischen Fussabdruck senken,
                                                         zu vertiefen. Elsener    ohne auf Fleisch verzichten zu müssen.»
                                                              arbeitet bei der    Weltweit befassen sich mehr als
                                                           Merck Group Swit­      70 Startups mit der Herstellung von
                                                            zerland in Schaff­    künstlichem Fleisch. Sie konnten erste
                                                         hausen. Er kann sich     Erfolge verbuchen. So sind kultivierte
                                                          vorstellen, dereinst    Zellen in grösseren Mengen zu Burger-
                                                             noch ein Master­     patties zusammengesetzt worden. In
                                                           studium in Angriff     Singapur dürfen solche Produkte bereits
                                                                  zu ­n ehmen.    kommerziell hergestellt und vertrieben
                                                                                  werden. Schwieriger ist es, die Textur
                                                                                  eines grösseren Fleischstücks nachzu­
                                                                                  ahmen. Jonas Elsener hat dazu eine Kon-
                                                                                  zeptstudie gemacht. Er hat im Labor
                                                                                  Einzelzellen aus tierischem Muskelgewe-
                                                                                  be gezüchtet und gedruckt. Dabei hat
                                                                                  er verschiedene 3D-Druckverfahren ge-
                                                                                  testet und eine vorhandene sowie eine
                                                                                  selbst entwickelte Biotinte eingesetzt.
                                                                                  Die Zellen hätten sich so entwickelt, wie
                                                                                  er dies angenommen habe, sagt der Ba-
                                                                                  chelorabsolvent. «Die Experimente ha-
                                                                                  ben meine theoretischen Überlegungen
                                                                                  bestätigt.»

14
MIT SALZLÖSUNG
                         KÜHLEN, HEIZEN UND
                         KLIMATISIEREN
  Raphael Baumann        Egal, ob es draussen 30 Grad heiss oder
       (27) hat seine    minus 10 Grad kalt ist, Wohnräume sol-
   ­B achelorarbeit in   len stets behaglich sein. Sie werden ent-
  Maschinentechnik       sprechend gekühlt, geheizt und klimati-
   einer innovativen     siert. Künftig können auch thermoche-
   Klimatisierungs­      mische Verfahren für ein angenehmes
methode gewidmet.        Raumklima sorgen: Sie verwenden kon-
      Sie basiert auf    zentrierte Salzlösungen und machen
     einem thermo­       sich zunutze, dass diese Luftfeuchtig-
    chemischen Ver­      keit absorbieren und dabei Kondensati-
  fahren und ist von     onswärme freisetzen. Umgekehrt kann
 ZHAW-Forschenden        Wasser verdampft und damit die Luft
 bereits in Gewächs­     gekühlt werden. Dieses chemische Po-
    häusern erprobt      tenzial lässt sich beliebig lange lagern
   worden. Wie Bau­      und gut transportieren. «Im Gegensatz
mann aufzeigt, wür­      zu Fernwärmenetzwerken ist die Vertei-
  de die Technologie     lung über grosse Distanzen effizienter                                MÄNNLICHKEIT
    im Wohnbereich       und die Speicherung theoretisch verlust-
   ebenfalls Vorteile    frei», sagt Raphael Baumann, der an der
                                                                                               VERVIELFÄLTIGEN
    bringen. «Es hat     School of Engineering studiert hat. Er                                STATT REPRODUZIEREN
    mich gereizt, an     hat mehrere hygrologische Salzlösungen
  einer technischen      evaluiert und berechnet, wie sie in Woh-           Timo Jost (25)     Männer sollen stark und unabhängig
Innovation zu arbei­     nungen zum Einsatz kommen könnten.             hat sich in seiner     sein und sich selbst zu helfen wissen:
 ten, mit der erneu­     Die Methode habe Potenzial, sagt er.          ­B achelorarbeit mit    Was als männlich wahrgenommen wird,
erbare Energieträger     «Ein thermochemisches System kann              Männlichkeit aus­      ist aber nicht biologisch gegeben. Es
 besser genutzt wer­     zur Reduktion fossiler Brennstoffe bei-         einandergesetzt.      wird gesellschaftlich konstruiert, kann
  den können», sagt      tragen, indem es industrielle Abwärme         Er legt dar, wie die    sich wandeln und beeinflusst das Indi-
der ZHAW-Absolvent.      nutzt.» Hinzu kommen positive gesund-       Gesellschaft «männ­       viduum. «Männlichkeit ist für die Men-
    Er ist zurzeit auf   heitliche Aspekte: Die Luftfeuchtigkeit       lich» definiert und     schen eine erlebbare und wirkmächtige
       Stellensuche.     wird gesteuert und die Luft gewaschen,       was diese Zuschrei­      Realität», schreibt Timo Jost in seiner
                         was Viren und Schadstoffe reduziert.              bungen für die      Abschlussarbeit. Die Gesellschaft zieht
                         Das Institut Energiesysteme und Fluid-­        ­S oziale Arbeit be­   zwischen «Mann» und «Frau» eine klare
                         Engineering hat vor, einen Prototyp          deuten. Als Beispiel     Trennlinie. Mit der Zuordnung zu einem
                         eines solchen Klimagerätes zu bauen.         skizziert er Auswir­     binären Geschlecht werden Stereotype
                                                                       kungen im Bereich       reproduziert. Wer der gesellschaftlichen
                                                                           der häuslichen      Norm entspricht, erfährt Zuspruch. Wer
                                                                      Gewalt. Zum Thema        davon abweicht, wird sanktioniert. Wie
                                                                     inspiriert hat ihn ein    der ZHAW-Absolvent ausführt, ist Männ-
                                                                      Austauschsemester        lichkeit hierarchisch geordnet. Die vor-
                                                                       in Berlin. «Gender-     herrschende Form grenzt sich ab, indem
                                                                       und Queer-Studies       sie andere Formen unterdrückt oder
                                                                        gehören dort zum       marginalisiert. Wie sich enge Zuschrei-
                                                                     Pflichtstoff», erzählt    bungen auswirken können, wird in der
                                                                      er. Timo Jost hat für    häuslichen Gewalt deutlich. So zeigt
                                                                         seine Analyse die     sich, dass ein traditionelles Rollenver-
                                                                       Bestnote erhalten.      ständnis gewalttätiges Verhalten be-
                                                                      Er arbeitet in einem     günstigen kann. Da häusliche Gewalt
                                                                       Teilzeitpensum im       überwiegend von Männern ausgeht und
                                                                     Mannebüro Züri und        Frauen betrifft, wird in erster Linie ge-
                                                                         ist auf Jobsuche.     schlechtsspezifisch interveniert. Es gibt
                                                                                               Frauenhäuser und Täterberatungsstel-
                                                                                               len. Dass auch Männer Opfer werden,
                                                                                               wird weniger thematisiert. Die Sicht­
                                                                                               weise davon, was männlich ist, spricht
                                                                                               ihnen Opferschaft ab. Sozialarbeiten-
                                                                                               de seien somit gefordert, Männlichkeit
                                                                                               nicht zu reproduzieren, sondern zu ver-
                                                                                               vielfältigen und verschiedene Hand-
                                                                                               lungsoptionen anzubieten, sagt Jost.

                                                                                                                                           15
1    Keine Armut
2    Kein Hunger
3    Gesundheit und Wohlergehen
4    Hochwertige Bildung
5    Geschlechtergleichheit
6    Sauberes Wasser
     und Sanitäreinrichtungen
7    Bezahlbare und saubere Energie
8    Menschenwürdige Arbeit
     und Wirtschaftswachstum
9    Industrie, Innovation
     und Infrastruktur
10   Weniger Ungleichheiten
11   Nachhaltige Städte und Gemeinden
12   Verantwortungsvoller Konsum
     und Produktion

13   Massnahmen zum Klimaschutz

14   Leben unter Wasser

15   Leben an Land

16   Frieden, Gerechtigkeit
     und starke Institutionen

17   Partnerschaften
     zur Erreichung der Ziele

17 NACHHALTIGE ZIELE DER UNO
An Sustainable Development Goals (SDG)
orientiert sich die ZHAW. Unsere Beiträge
sind entsprechend markiert. Die ganzsei-
tigen Fotos von Conradin Frei zeigen SDGs
im Alltag. Auftakt und Strommast stam-
men aus dem Engadin (S. 43). Eingefangen
hat er die Schneise nach dem Juli-Hagel-
sturm am Uetliberg (S. 21), «Werktätige»
(S. 31) bei der School of Engineering und
den Seelöwenbrunnen (S. 33) in Zürich.
Nicht überliefert ist, wer die Kollektion in
Winterthur geparkt hat (S. 41). Das Areal
der alten Kehrichtverbrennung der Stadt
Zürich wird partizipativ entwickelt (S. 53).
DOSSIER
55/21
NACHHALTIGE
ENTWICKLUNG

18 Interview: «Nachhaltigkeit macht Spass.» 22 Infografik: Die 17 Ziele der UNO für eine nachhaltige
Entwicklung. ­26 Sustainable Impact Program: Emotionen mit weniger Emissionen. 28 Spotlight-­
Umfrage: Weshalb engagieren Sie sich im Nachhaltigkeitsausschuss? 30 Green Finance: Harte Zahlen
statt nur Handgelenk mal Pi. 34 Nachhaltige Ernährung: Wer bestimmt unsere Ernährung? 35 Weni-
ger Plastik: Nachhaltig verpackt. 36 Klimawandel: Mit Hanf statt Hopfen zum nachhaltigen Bier.
38 Martin Neukom: «Die Nachhaltigkeit braucht mehr Schwung.» 40 Bernadette Sütterlin: Expertin
für nachhaltiges Verhalten. 40 Philipp Osterwalder: Vom Rüebli-Retter zum Startup-Gründer.
42 Open Educational Resources: Wissen für viele zugänglich. 44 Studium: Viele Wege führen zur
Nachhaltigkeitsexpertise.46 ZIPAS: Für eine ganzheitliche Medizin. 49 Meinung: Eine Weiterbil-
dung von Imamen bringt mehr als eine Ausbildung. 50 Soziale Innovationen: Im Gemeinschaftsgar-
ten entsteht Nachbarschaft. 52 Wiederverwendung: Der lange Weg zu klimafreundlichen Gebäuden.
DOSSIER NACHHALTIGE ENTWICKLUNG                                                                                    Impact | Dezember 2021

     CHALLENGING UND NUDGING

     «Nachhaltigkeit ist positiv
     und macht Spass»
     Statt Verzicht und Verbot zu predigen, sollen die positiven Seiten nach-
     haltigen Handelns betont werden. Der Nachhaltigkeitsbeauftragte, eine
     Ökonomin und eine Umweltpsychologin der ZHAW im Gespräch.

     INTERVIEW PATRICIA FALLER              Betz: Ich denke nicht. Wir müssen          haltiger Entwicklung ein stärkeres      NACH HALTIGKEITS-
                                            die ökologischen Anstrengungen             Gewicht bekommen.                       STRATEGI E ZHAW
                                                                                                                               Mit ihrer Nachhal­
     Es wird viel geforscht, alle finden    stärker gewichten. Denn ohne Um-
                                                                                                                               tigkeitsstrategie
     sie gut und alle wollen mitmachen      welt können wir nicht leben.               Im Vorfeld des Klimagipfels in          ZHAW setzt die
     – also alles prima mit der Nachhal-    Hilber: Die Hochschulleitung der           Glasgow waren mahnende Worte            Hochschulleitung
     tigkeit?                               ZHAW bekennt sich ganz klar zu die-        zu hören, dass trotz Klimaschutz        ein klares Zeichen
                                                                                                                               und verankert
     Urs Hilber: Nein, natürlich nicht.     ser «Dreifaltigkeit» und will ökolo-       die Preise für Fleisch oder Benzin      die Nachhaltige
     Wir verstehen zwar rational, dass      gische, soziale und ökonomische            niedrig bleiben müssten. Wie            Entwicklung auf
     grundlegende Änderungen nötig          Nachhaltigkeit fördern. Wir sind           gelingt dieser Spagat zwischen          höchster Ebene. Die
                                                                                                                               Nachhaltigkeits­
     wären, um die langfristige Existenz    zwar mit dem Green Impact Book             Ökologie und Sozialem?
                                                                                                                               strategie bezieht
     der Menschheit zu sichern. Zwi-        gestartet, das sehr stark ökologisch       Hilber: Dieser Spagat wird uns nicht    sich auf alle Leis­
     schen diesem Wissen und dem Han-                                                  gelingen. Wir werden um diese un-       tungsbereiche.
     deln besteht aber eine grosse Dis-     «Wichtiger Meilenstein ist die             angenehmen Effekte nicht herum-         www.zhaw.ch/
                                                                                                                               nachhaltigkeit
     krepanz.                                Gründung des Zurich Know-                 kommen.
     Regina Betz: Nachhaltigkeit ist ein
                                             ledge Center for Sustainable
     recht schwammiger Begriff. Das ist                                                Frau Betz, Sie sind an dem EU-Pro-      ZU RICH KNOW-
     das Problem.
                                                  Development aller                    jekt SONNET beteiligt, das soziale      LEDGE CENTER

     Cathérine Hartmann: Da muss ich          kantonalen Hochschulen.»                 Innovationen in der Energiewende
                                                                                                                               FOR SUSTAI NABLE
                                                                                                                               DEVELOPMENT
     einhaken: Für mich ist Nachhaltig-      Urs Hilber, Nachhaltigkeitsbeauftragter   untersucht. Was sind die Erkennt-       Die vier Hochschu­
     keit per Definition à la Forstwirt-                                               nisse daraus?                           len des Kantons
     schaft ein klarer Begriff.             ausgerichtet ist. Je länger, je mehr       Betz: Der Begriff Social Innova­tion    Zürich und die
                                                                                                                               Hamasil Stiftung
                                            versuchen wir aber alle drei Punkte        ist sehr breit gefasst. Wir haben
                                                                                                                               haben mit dem
     Und zwar?                              bei ZHAW sustainable zu berück-            über die fünf teilnehmenden Län-        ZKSD eine Dreh­
     Hartmann: Nachhaltig ist, wenn         sichtigen. So werden wir auch eine         der hinweg soziale Innovationen in      scheibe für Nach­
     wir nur so viel Ressourcen verbrau-    Stelle schaffen, die eine Brücke zu        der ­Energiewende typologisiert und     haltigkeitsprojekte
                                                                                                                               geschaffen, die
     chen, wie wir zur Verfügung haben.     Diversity und zur Ökonomie schla-          versucht zu vergleichen. Darunter       Wege vom Wissen
     Wir verbrauchen derzeit aber viel      gen soll.                                  waren auch Energiegenossenschaf-        zum engagierten
     mehr. Der «Earth Overshoot Day         Hartmann: Die Zusammenhän-                 ten. Dabei hat sich gezeigt, dass die   Handeln aufzeigen
                                                                                                                               und den Austausch
     2021» hat gezeigt, dass wir bereits    ge zwischen den drei Dimensionen           meisten Energie­genossenschaften
                                                                                                                               unter Forschenden,
     in der ersten Jahreshälfte mehr Res-   sind sehr komplex. Die Abhängig-           keine Probleme haben, Leute zu fin-     Dozierenden und
     sourcen aufgebraucht hatten, als       keiten, die dort bestehen, sind noch       den, die ihren Solarstrom kaufen        Studierenden der
     uns fürs ganze Jahr zustünden.         nicht vollends erforscht. Es ist aber      wollen. Sondern das Problem ist,        vier Hochschulen
                                                                                                                               fördern.
                                            doch so, dass wenn wir die Umwelt          Dächer zu finden, die passende Rah-
                                                                                                                               www.zksd.uzh.ch
     Seit 2019 hat die ZHAW eine Nach-      zerstören, Arbeitslosigkeit, Armut         menbedingungen bieten.
     haltigkeitsstrategie, die sich an      und Flüchtlingsströme die Folgen           Hilber: Die Gemeinde Wädens-
     den 17 «Sustainable Development        sind. Das wird bislang aber nicht          wil hat schon vor Jahren sämtliche
     Goals» der UNO orientiert. Sind de-    so wahrgenommen. Deshalb müs-              Hausdächer analysiert, um heraus-
     ren gesellschaftliche, ökologische     sen beispielsweise die Themen Men-         zufinden, welche sich eignen wür-
     und wirtschaftliche Dimensionen        schenrechte und Armutsbekämp-              den für die Solarstromgewinnung.
     in Einklang zu bringen?                fung im Zusammenhang mit nach-             Die Ergebnisse wurden dann relativ
18
Cathérine     hartnäckig an die Eigenheimbesit-      men bis hin zur Kreislaufwirtschaft.    den könnte. Aber auch für viele an-
 Hartmann (o.l.),     zer gestreut. Doch erst jetzt kommt    Gerade bei dieser zeigt sich zum Bei-   dere Konsumprodukte bräuchte es
     Umweltpsy-       die Entwicklung in Gang und Haus-      spiel, dass Wirtschaft ganz neu ge-     neuartige und nachhaltigere Ge-
     chologin am      besitzer bestücken ihre Dächer.        dacht werden muss, nämlich vom          schäftsmodelle.
    Departement       Betz: Entscheidende Schritte, die      Ende her.
    Angewandte        Solar­
                           energie in der Schweiz vor-                                               Wie könnten diese aussehen?
 Psychologie und      anzubringen, waren die Einfüh-         Was bedeutet das?                       Betz: Eine Möglichkeit könnten Ge-
   Mitarbeiterin      rung der Möglichkeit zu «Zusam-        Betz: Nehmen wir mal ein Beispiel       schäftsmodelle sein, die dazu füh-
am Zurich Know-       menschlüssen für Eigenverbrauch»       aus dem NFP-73-Programm, bei            ren, dass weniger Produkte ver-
 ledge Center for     – kurz ZEV – und die «Kostende-                                                kauft, dafür eher vermietet werden
      Sustainable     ckende Einspeisevergütung» – kurz           «Es müssen Produkte                – zum Beispiel Waschmaschinen.
   Development.       KEV. Das sind wichtige Instrumente.        entwickelt werden, die              Statt das Gerät kaufe ich dann qua-
                                                                                                     si die Waschleistung. Der Herstel-
                                                              langlebiger sind, und neue
      Regina Betz     Noch stärker als Soziales ist Öko-                                             ler würde mir eine Mietwaschma-
 (o. Mitte), Leite-   nomie ein Gegenpol zu Ökologie.
                                                              Geschäftsmodelle, die eher             schine in den Keller stellen und sich
 rin Zentrum für      Frau Betz, Sie sind Co-Präsidentin        das Vermieten fördern.»              um den Service kümmern. Er hätte
Energie und Um-       des Nationalen Forschungspro-               Regina Betz, Umweltökonomin        dann einen viel grösseren Anreiz,
  welt der School     gramms 73, bei dem es um nach-                                                 dass die Waschmaschine sehr lange
 of Management        haltige Wirtschaft geht. Was ist das   dem es darum geht, die Recycling-       hält und gut zu reparieren ist.
     and Law und      Ziel dieses Förderprogramms?           quoten der Baubranche für Isolati-
  Co-Präsidentin      Betz: Wollen wir die Wende schaf-      onsmaterialien zu erhöhen. Derzeit      Angesichts dessen, dass alles
       des NFP 73.    fen, brauchen wir technologische       wandern viele dieser Materialien        teurer und komplexer wird, nei-
                      Lösungen, wirtschaftliche Anreize,     auf die Mülldeponie oder werden         gen Menschen zu Resignation statt
        Urs Hilber,   geeignete politische und rechtliche    verbrannt. Will man die Quote erhö-     zu Engagement. Wie kann man sie
      Nachhaltig-     Rahmenbedingungen sowie vor-           hen, muss man schon bei der Her-        motivieren?
  keitsbeauftrag-     bildliche Praxisbeispiele. Die Pro-    stellung ansetzen, damit die Pro-       Hartmann: Zunächst einmal müs-
    ter der ZHAW,     jekte in dem Forschungsprogramm        dukte besser in die Bestandteile zer-   sen alle verstehen, dass der Klima-
    Hochschullei-     stammen aus ganz unterschied-          legt und sortiert werden können.        wandel auch vor unserer Tür ange-
   tungsmitglied      lichen Bereichen und reichen von       Zudem müssen Produkte entwickelt        kommen ist. Dazu braucht es viel
   und Leiter des     neuartigen Lieferketten, grünen Fi-    werden, die langlebiger sind. An der    Aufklärung und Wissensvermitt-
   Departements       nanzprodukten, nachhaltiger Land-      ZHAW untersuchen Forschende im          lung. Das ist ja unsere Aufgabe als
Life Sciences und     wirtschaft,      umweltfreundlicher    Rahmen dieses Förderprogramms           Hochschule. Aber Wissen allein
Facility Manage-      Mobilität, Förderung von nachhal-      zum Beispiel, wie der Lebenszyklus      reicht eben nicht aus, damit Leu-
             ment.    tigem Verhalten durch Unterneh-        von Mobiltelefonen verlängert wer-      te ihr Verhalten ändern. Es braucht
                                                                                                                                             19
DOSSIER NACHHALTIGE ENTWICKLUNG                                                                                   Impact | Dezember 2021

     Anreize und auch ein gewisses An-       zurück in die Praxis. Oder eine an-     tional Campus beigetreten. Nicht         SUSTAI NABLE
     stupsen – Fachleute sprechen dann       dere Bekannte berichtete, dass sie      zuletzt haben wir eine Suchmaschi-       DEVELOPMENT
                                                                                                                              GOALS (SDG)
     von Nudging. Anstupsen kann             nur noch Wäsche wasche, wenn die        ne entwickelt, mit der wir sämtliche
                                                                                                                              Um global nach­
     man zum Beispiel, indem man in-         Sonne scheint. Das sind Anstupser       Datenbanken an der ZHAW nach             haltige Strukturen
     frastrukturelle Anpassungen vor-        durch coole Apps, die zeigen, was       den Kriterien der Sustainable De-        zu schaffen, haben
     nimmt, sodass es einfacher wird, er-    man tun kann und welche Auswir-         velopment Goals durchsuchen und          sich die Mitglied­
                                                                                                                              staaten der Ver­
     neuerbare Energien oder den ÖV zu       kungen das hat – und zwar auf eine      verschlagworten. So versprechen          einten Nationen 17
     nutzen, oder damit man nicht zum        spielerische Art.                       wir uns einen guten Überblick darü-      Ziele in der Agenda
     Pappbecher greift, sondern neuer-                                               ber, wo wir bereits besonders aktiv      2030 gesetzt.
     dings zum Kooky-Becher. Wirksam         Was wurde an der ZHAW seit der          und gut sind und wo wir noch etwas       www.un.org/sustai­
                                                                                                                              nabledevelopment
     sind auch Community-Ansätze, bei        Einführung der Nachhaltigkeits-         stärker werden könnten.
     denen man sich spielerisch in der       strategie 2019 erreicht?                                                         U CHANGE: Förder­
     Gruppe misst. Wer nachhaltiger          Hilber: Wir haben unsere globa-         Wo besteht noch Nachholbedarf?           programm für
                                                                                                                              studentische Initia­
     handelt, gewinnt. Solche Challenges     len Oberziele definiert, die da sind:   Hartmann: Wir wollen die SDGs
                                                                                                                              tiven zur nachhal­
     versuchen wir auch an der ZHAW          mehr Visibilität, ein Green Impact      stärker in der Lehre verankern, um       tigen Entwicklung.
     noch stärker einzusetzen.               Book, Students Experience und           den Fachkräften von morgen das           https://u-change.ch
                                             dass die ZHAW eine Community für        Handwerkszeug mit auf den Weg
                                                                                                                              N FP 73: Das Nati­
     Sollte man durch Gesetze das Ver-       Nachhaltigkeit aufbaut. Als erste       zu geben, die Zukunft ein Stück-
                                                                                                                              onale Forschungs­
     halten steuern?                         Massnahmen haben wir einen Nach-        chen besser zu machen. Die jun-          programm «Nach­
     Betz: Allein mit Verzichtsbotschaf-     haltigkeitsauschuss eingeführt mit      gen Leuten, die heute mit ihren For-     haltige Wirtschaft:
     ten und Verboten kommen wir                                                     derungen für Klimaschutz auf die         ressourcenscho­
                                                                                                                              nend, zukunfts­
     nicht weiter. Studien, die nach der      «Wirksam sind Community-               Strasse gehen, stellen auch Forde-
                                                                                                                              fähig, innovativ»
     gescheiterten     CO2 -Abstimmung                                               rungen an uns – nämlich dass wir
                                              Ansätze, bei denen man sich                                                     hat zum Ziel die
     in der Schweiz publiziert wurden,                                               keine alten Theorien mehr unter-         Erarbeitung von
     haben gezeigt, dass man klimage-
                                               spielerisch in der Gruppe             richten sollen, sondern neue Model-      wissenschaftlichen

     rechtes Verhalten nur erreichen            misst. Wer nachhaltiger              le und Theorien in den Unterricht
                                                                                                                              Erkenntnissen zu
                                                                                                                              einer nachhaltigen
     kann, wenn man stärker die posi-             handelt, gewinnt.»                 einfliessen lassen. Da müssen wir        Wirtschaft mit
     tiven Effekte der notwendigen Ver-      Cathérine Hartmann, Umweltpsychologin   uns weiterbilden.                        schonender Nut­
                                                                                                                              zung natürlicher
     änderungen und Reglementie-
                                                                                                                              Ressourcen, mehr
     rungen herausstreicht. So eine po-      Vertreterinnen und Vertretern aus       Wie erreicht man das Klimaziel –         Wohlfahrt und
     sitive Botschaft könnte sein: Ohne      allen Departementen. Wir haben          durch Revolution oder Evolution?         erhöhter Wettbe­
     Ölheizung bist du nicht mehr so ab-     das Sustainable Impact Programm         Hartmann: Ich finde, es braucht          werbsfähigkeit des
                                                                                                                              Wirtschaftsstand­
     hängig von den ölexportierenden         geschaffen, ein Förderinstrument        beides. Wir müssen die Generati-
                                                                                                                              ortes Schweiz.
     Ländern und die Luft wird weniger       für studentische Ideen sowie Lehr-      onen zusammenbringen – also die          www.nfp73.ch
     verschmutzt, was positive Auswir-       und Forschungsprojekte von Mit-         Generation Greta, die für grundle-
     kungen auf die Gesundheit hat. Um-      arbeitenden. Und wir haben einen        gende und sofortige Änderungen
     weltschutz und Nachhaltigkeit be-       U-Change-Antrag gewonnen, sodass        auf die Strasse geht, und die Genera-
     einflussen unser Leben positiv und      wir mit Drittmitteln studentische       tion der Babyboomer, die Erfahrung
     machen Spass, muss das Motto sein.      Aktivitäten für Nachhaltigkeit un-      und Know-how mitbringt, wie man
                                             terstützen können.                      ganz real Verbesserungen erzielt.
     Herr Hilber, das ist auch Ihr Motto:    Hartmann: Wir haben uns auch            Hilber: Aus meinem Geschichtsun-
     Nachhaltigkeit soll Spass machen.       im WWF-Ranking für nachhaltige          terricht am Gymnasium blieb mir
     Hilber: Regina Betz spricht mir aus     Hochschulen massiv verbessert.          ein Satz in Zusammenhang mit der
     dem Herzen. Und wie wirksam das         Hilber: Doch nicht nur intern ha-       Französischen Revolution: Die Re-
     ist, zeigt sich auch in meinem Be-      ben wir uns vernetzt, sondern auch      volution frisst ihre Kinder. Und das     IMPACT-WEBM AGAZI N
                                                                                                                              Weshalb fliegen wir in
     kanntenkreis. Kollegen zeigen mir       extern vor allem durch die Grün-        wollen wir eigentlich nicht. Ich be-     die Ferien, obwohl wir
     ihre Apps und was sie mit denen an      dung des Zurich Knowledge Center        vorzuge eine Evolution. Aber als Bio­    dem Klima schaden? Wes­
     Neuem erfahren oder welche Tipps        for Sustainable Development – kurz      loge weiss ich, dass ein Evolutions-     halb können Nachbarn
                                                                                                                              Kosten sparen, wenn sie
     sie erhalten haben und was sie da-      ZKSD – zusammen mit den drei an-        prozess nicht linear verläuft, son-
                                                                                                                              gemeinsam Solaranla­
     durch verändern konnten. Ein Kol-       deren kantonalen Hochschulen;           dern es ist sogar so, dass hoch entwi-   gen bauen? Weshalb hat
     lege, der Hausarzt ist, erzählte mir:   der Universität, der Pädagogischen      ckelte Organismen oftmals in einer       Basel eine zusätzliche
     «Manchmal, wenn so richtig die          Hochschule und der Zürcher Hoch-        Sackgasse enden und es stattdes-         CO 2 -Abgabe neben jener
                                                                                                                              des Bundes? Lesen
     Sonne scheint, dann fahre ich mein      schule der Künste. Das ist ein wich-    sen an weniger entwickelten Stellen
                                                                                                                              Sie das ausführliche
     E-Auto nach Hause, hänge es an die      tiger Meilenstein. Wir sind auch        weitergeht. Mal sehen, wie das bei       Interview unter
     Steckdose und radle mit dem Velo        dem Netzwerk Sustainable Interna-       der Nachhaltigkeit rauskommt. ◼         https://impact.zhaw.ch

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