Klassen-Kampf? - Immobilien ...

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EIGENKAPITAL FÜR
 PROJEKTENTWICKLUNGEN
   www.equitypartnership.de

                                       Immobilienmagazin
                                für Berlin und Brandenburg

Willkommenskultur
für Neubauten:
Gunther Adler, Staatssekretär            Klassen-
im Bundesinnenministerium,
im Interview
                                          kampf?
                                           Christoph Gröner
                                           über die Feigheit
                                              der Politik

BER
Ein Areal mit Potenzial

„Luxus ist
kein Grund
                                                               Ausgabe 03 I 2018

zur Panik“:
PRIMUS-Vorstand
Sebastian Fischer
im Interview
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Weil Beständigkeit
      goldwert ist.

                                                                                       Jet
                                                                                    Ener zt Vor-Or
                                                                                        gieb       t-
                                                                                      verei eratun
                                                                                   0       nbar      g
                                                                                    6196       en:
                                                                                         -774
                                                                                              0190
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Editorial

Von der Wiederholung die
Wiederholung oder: Die endlose
Rederei über den Wohnungsbau
        W
                  arnschuss und Bankrotterfahrung: Das         sprechen? Gemeinsamer Wille sei wichtig, wird
                  klingt ja fast noch harmlos. Dahinter        in jedem neuen Dokument gefordert, das zur
                  verbirgt sich aber die Endlosschleife, die   Bauproblematik verschickt wird. Egal, ob von
        seit Monaten, seit Jahren immer wieder bemüht          Verbänden, Unternehmen oder der Politik selbst.
        wird. Ohne Erfolg! Denn die Baugenehmigungs-           Ein intelligentes Messsystem könnte helfen. Ei-
        zahlen sinken. Der BFW fordert, dass Worten            nes, das wohlgefälliges Blabla sofort erkennt und
        endlich Taten folgen sollen. In Deutschland ging       per Notruf-Alarm-Sirenen-Laut hochtonig von
        es von Januar bis Juni 2018 um 0,6 Prozent nach        Plattitüden kündet. Was für ein Spaß, wenn es
        unten. Insgesamt wurde der Bau von 168.500             mitten in Sitzungen, Pressekonferenzen schallt,
        Wohnungen genehmigt. Die Zahl für neue Mehr-           klingelt, scheppert, tiriliert. Nur: Egal, was die
        familienhäuser ist zwar um 4,9 Prozent gestiegen.      Politik unternimmt, es reicht nicht. Berliner Woh-
        Dagegen ist die für neue Einfamilienhäuser um          nungsmakler prognostizieren laut einer Studie
        1,6 Prozent und für neue Zweifamilienhäuser um         von Ruecker Consult einen weiteren Mietanstieg.
        2,9 Prozent zurückgegangen.                            Zwei Drittel der Befragten gehen von fünf bis
            Mit dem Erfahrungshorizont der vergange-           zehn Prozent aus, 22 Prozent gehen von etwa
        nen Diskussionen kann jeder, der sich nur halb-        fünf Prozent aus. Der Berliner an sich zeige sich
        wegs auskennt, sofort vor sich hin parlieren, was      preissensibel, deshalb sind mehr als die Hälfte der
        kommt: Bauland ist in den Ballungsgebieten             Makler überzeugt, dass der Selbstnutzer, also der
        kaum noch erhältlich, Konzeptvergaben werden           einheimische Käufer, nicht mehr so viel erwerben
        nach wie vor zu Höchstpreisen vergeben. Zu-            wird. Dagegen erwarten fast vier Fünftel einen
        dem wird den Immobilienunternehmen durch               steigenden Anteil internationaler Investoren.
        fehlendes Baurecht, langwierige Genehmigungs-              Wohin das führt? Diese Endlosschleife haben
        verfahren und die steigende Vorschriftenflut jene      wir auch schon gehört, allerdings noch nicht so
        Planungssicherheit genommen, die sie für mehr          oft: Ganze Viertel bleiben nachts schwarz, weil
        Investitionen in den Neubau brauchen. Das gilt         niemand in den Wohnungen wohnt, das sozia-
        natürlich auch für Berlin!                             le Gefüge verrutscht, die Kapitalwaage aus dem
            Der Tagesspiegel widmete Stadtentwicklungs-        Gleichgewicht gerät.
        senatorin Katrin Lompscher eine ganze Seite. Be-
        schreibt, wie es nicht vorwärts geht. Wie Befind-      In diesem Sinne freue ich mich auf Ihre
        lichkeiten eine immer größere Rolle spielen. Wie       Anregungen für die kommenden Hefte unter
        Zuversicht verbreitet wird, die ganz rational be-      wagner@wundr.de.
        trachtet dann doch Augenwischerei ist. Und wie
        der Sozialwohnungsbau immer wieder wie ein
        Kind, das keinen Bock auf eine Zurschaustellung        Herzliche Grüße,
        hat, in den Vordergrund geschoben wird.
            Wie sieht es aus? Möchte jemand die End-
        losschleife noch einmal hören? Das ewige Man-
        tra, dass Bauen hilft? Oder lieber doch über die
        Partizipation diskutieren? Zwei Jahre für einen
        Leitfaden? Obwohl es das schon alles gibt und          Redaktionsleiterin
        einige bereits von einer „Brüllbürgerbewegung“         Ivette Wagner

                                                                                      Immobilien aktuell        3
Klassen-Kampf? - Immobilien ...
Inhalt

Willkommenskultur für Neubauten:             Willst Du Meer?                             Klassenkampf?
Gunther Adler, Staatssekretär im             Ferienimmobilien werden immer               Christoph Gröner, Vorstand der
Bundesinnenministerium, im Interview         beliebter.                                  CG Gruppe AG, über die Feigheit der Politik

                                Seite   14                                Seite   26                                   Seite   34

Kurz & Kompakt                               Trend                                       Schwerpunkt

    6   Kooperation:                          14   „Wir brauchen eine Willkommens-       22    Kommt nach der Ebbe die Flut?
        HOWOGE und Instone errichten               kultur für Neubauten“:                      Büromangel und der damit
        Wohnungen                                  Staatssekretär Gunther Adler                verbundene Standortnachteil
                                                   im Interview
    7   Im Fokus:                                                                              23 BNP über Berlin auf der
        GRR kauft Fachmarktzentrum           18    Sozial von Staats wegen:                         Überholspur
                                                   Über den Neubau von gefördertem
    8   Modularer Aufbau:                          Wohnraum                                    24 Schlauer geht immer:
        Bürogebäude 8 Floors wird                                                                   Bei den digitalen Errungen-
        revitalisiert                        20    Die Linse beginnt zu blinzeln:                   schaften hängen deutsche
                                                   Neues Stadtviertel nimmt Gestalt an              Bürogebäude hinterher.
    9   Baulücken geschlossen:
        Gründerzeitprojekt mit Eigentums-    26    Du willst Meer?                       34    Das Ausrufen des Klassenkampfes
        wohnungen                                  Ferienimmobilien werden immer               oder wie Politik von Feiglingen
                                                   beliebter.                                  gemacht wird:
 10     Flächen für Logistik:                                                                  Christoph Gröner, Vorstand der
        Falkensee im Fokus                   29    Neues am Humboldthain:                      CG Gruppe AG, im Interview
                                                   Townscape baut mit ENTER und
                                                   GROW Büro- und Gewerbefläche          42    BER:
                                                                                               Zukunftsstandort Schönefeld –
Rubriken                                     30    Ein Quartier startet durch:                 ein Areal mit Potenzial
                                                   Geschäftshäuser und ein Büro der
    3   Editorial                                  Zukunft mitten in Berlin

 12     Kommentar                            32    Raus aus Berlin:
                                                   Die Friedenstaler Gärten in Bernau
82      Veranstaltungen I Impressum                als Alternative zur Hauptstadt

4   Immobilien aktuell
Klassen-Kampf? - Immobilien ...
Inhalt

Rollout der Wohnstrategie:                      Kommt das elfte Gebot?                       Das Fertighaus geht in Serie:
Kölner Trei Real Estate investiert              Rechtsanwalt Uwe Bottermann über Milieu-     Beginnt es seinen Siegeszug fernab der
in Berlin                                       schutz, Erhaltung und eine heilige Kuh       Einfamilienhäuser?

                                Seite   54                                   Seite   60                                   Seite   70

Macher & Märkte                                                                              Investment

38     Immer schön flexibel bleiben:            60    Kommt das elfte Gebot?                 70    Das Fertighaus geht in Serie:
       Das VOLT unweit vom Alexanderplatz             Anwalt Uwe Bottermann über                   Beginnt es seinen Siegeszug fernab
                                                      Milieuschutz, Erhaltung und eine             der Einfamilienhäuser?
40     „Machen, statt nur darüber                     heilige Kuh
       zu reden“:                                                                            72    Für jeden ein Stück vom Kuchen?
       Frank Mattat, Geschäftsführer            62    Durch die Brille geschaut:                   Über die Nebenbuhler der Banken
       der GASAG Solution Plus, über die              Caren Rothmann und Christian
       Mierendorff-Insel als Reallabor                Neumann über Digitalisierung und       75    Nicht für jeden Anleger geeignet:
                                                      die Wünsche der Kunden                       Trotz schlechtem Image kommen
48     Bloß kein Eigentum?                                                                         geschlossene Fonds auf den Markt.
       Bürgermeister Michael Müller
       skizziert seine Vorstellungen.                                                        77    „Luxus ist kein Grund zur Panik“:
                                                Gewerbe                                            Sebastian Fischer, Vorstand der
52     Stadt der 1.000 Gärten:                                                                     PRIMUS Immobilien AG, über hohe
       hit.-Unternehmensgruppe verant-                                                             Quadratmeterpreise, Urlaub an der
       wortet Quartier „Ritterschlag“           64    Das Comeback der Werkswohnung:               Ostsee und ein Londoner Modell
                                                      Unternehmen stellen Mitarbeitern
53     Anschluss Zukunft:                             Wohnraum zur Verfügung.                80    Schmuckstück für Moabit:
       DNS:NET für eine moderne und                                                                Die HGHI Holding GmbH eröffnet
       zukunftssichere Kommunikation            66    Boom, boom Potsdam:                          das Schultheiss Quartier.
                                                      Die Landeshauptstadt setzt verstärkt
54     Rollout der Wohnstrategie:                     auf Gewerbeentwicklungen.
       Die Kölner Trei Real Estate investiert
       in Berlin.                               68    Auf zu neuen Ufern:
                                                      Der Höhenflug des Marktes für
56     Herkulesaufgabe in Eigenregie?                 Logistik- und Industrieimmobilien
       Living in Berlin unterstützt                   geht weiter.

                                                                                                             Immobilien aktuell         5
Klassen-Kampf? - Immobilien ...
Kurz & Kompakt

FCR verkauft                                                                                                          Quelle: bloomimages

Schwedt. Die FCR Immobilien AG hat
das 2013 erworbene Einkaufszentrum
in Schwedt, im östlichen Brandenburg,
an einen der größten Lebensmitteldis-
counter in Deutschland verkauft. Über
den Kaufpreis wurde Stillschweigen ver-
einbart. Das zweigeschossige Objekt mit
Baujahr 1991 verfügt über eine Grund-
stücksfläche von rund 3.200 Quadrat-
metern und eine vermietbare Fläche
von rund 2.500 Quadratmetern.

Neues Konzept                               Geförderte Wohnungen
                                            Berlin. Die HOWOGE und Instone koope-            fläche. Der Schwerpunkt liegt mit fast 90
Berlin. Die Modekette Zara ist innerhalb    rieren. Direkt auf dem ehemaligen Mauer-         Prozent auf Ein- bis Zwei-Raum-Wohnun-
des ALEXAS umgezogen und präsentiert        streifen, in zentraler und stark nachgefrag-     gen für Studenten, Singles, Paare und Senio-
sich mit einem neuen Konzept. Auf zwei      ter Wohnlage, entstehen 139 überwiegend          ren. 17 familiengerechte Drei-Zimmer-Woh-
Ebenen mit über 3.000 Quadratmetern         geförderte Wohnungen. Das achtgeschos-           nungen ergänzen das Angebot. Stefanie
Mietfläche erleichtern und verkürzen        sige Gebäude an der Stallschreiberstraße in      Frensch, Geschäftsführerin der landesei-
etwa die neuen Self-Checkout-Kassen         Mitte, in dem auch eine Kita mit bis zu 50       genen HOWOGE: „Unsere Zusammenarbeit
den Bezahlvorgang in dem modern ein-        Plätzen entsteht, ist Teil des Instone-Projek-   mit Instone basiert auf dem Berliner Modell
gerichteten Shop. „Wir freuen uns sehr,     tes Quartier Luisenpark. Der Baufortschritt      der kooperativen Baulandentwicklung. Das
dass mit dem neuen Store von Zara ein       für das gesamte Quartier ist im Zeitplan.        bedeutet, dass die HOWOGE alle Wohnun-
weiterer Großmieter im ALEXA den Be-        Instone Real Estate errichtet auf dem rund       gen mit Mietpreis- und Belegungsbindung
suchern ein einmaliges Einkaufserlebnis     19.000 Quadratmeter großen Grundstück            sowie die Kita nach deren Fertigstellung
bietet“, sagt Oliver Hanna, Centermana-     bis Ende 2019 insgesamt 548 Miet- und            übernimmt. So haben wir die Möglichkeit,
ger des ALEXA.                              Eigentumswohnungen. Der von brh Ar-              für Haushalte mit geringeren Einkommen
                                            chitekten geplante Mietwohnungsanteil            Wohnungen zu schaffen, die heute insbe-
                                            umfasst Ein- bis Drei-Zimmer-Wohnun-             sondere in zentralen Innenstadtlagen kei-
                                            gen mit 33 bis 70 Quadratmetern Wohn-            nen bezahlbaren Wohnraum mehr finden.“

Skandinavien
investiert
Berlin. Die Skjerven Group hat für Heim-
staden AB, die größte privat geführte
Wohnungsgesellschaft Skandinaviens,
ein Portfolio für 66 Millionen Euro er-
worben. Die zehn Wohnobjekte in
Spandau verfügen über eine Gesamt-
fläche von 27.831 Quadratmetern, 484
Wohneinheiten und 50 Pkw-Stellplät-
ze. Verkäufer der Wohnimmobilien im
Päwesiner Weg ist ein Berliner Family                                                                                   Quelle: Commodus

Office. Die Transaktion markiert den
Auftakt einer langfristigen Investment-
offensive des skandinavischen Unter-        Commodus kauft weiter
nehmens. „Mit unserer seit mehr als         Berlin. Die Investmentgesellschaft Com-          che von rund 60.000 Quadratmetern und
einem Jahrzehnt gewachsenen regiona-        modus Real Estate Capital GmbH baut ihr          ist vollständig an einen Finanzdienstleister
len Expertise und unserem belastbaren       Immobilienportfolio weiter aus: Im Joint         mit einem mehrjährigen Mietvertrag ver-
Netzwerk können wir Heimstaden bei          Venture mit dem Pensionsvermögen ei-             mietet. Das Objekt wird in den neu auf-
der Erschließung des ersten Marktes         nes großen deutschen Energiekonzerns             gelegten Commodus Deutschland Fund II
außerhalb Skandinaviens optimal un-         erwirbt Commodus ein Single-Tenant-Bü-           eingebracht, der auf Value-Add-Büroim-
terstützen“, sagt Einar Skjerven, CEO der   rogebäude in zentraler Lage. Die Immobilie       mobilien in den deutschen Top-7-Städten
Skjerven Group.                             in Mitte verfügt über eine Gesamtmietflä-        fokussiert ist.

6   Immobilien aktuell
Klassen-Kampf? - Immobilien ...
Kurz & Kompakt

                                       Speed-Dating für
GRR kauft                              Wohnungsunternehmen
Fachmarkt                              Berlin. Mit einem neuen Veranstaltungs-       wicklungen im wohnungswirtschaftlichen
                                       konzept wird eines der Hauptanliegen der      Umfeld erhalten“, skizziert Geschäftsführer
Frankfurt / Oder. Die GRR Group        Branche in den Mittelpunkt gerückt: Netz-     Dietmar Schickel das Format. Acht Anbie-
hat das Fachmarktzentrum Süd-          werken. Die DSC Dietmar Schickel Consul-      ter aus unterschiedlichen wohnungswirt-
ring Center für den GRR German         ting setzt als Teilnehmer auf diese innova-   schaftlichen Bereichen präsentieren im
Retail Fund No. 2 im Rahmen eines      tive Lösung für die Wohnungswirtschaft im     20-Minuten-Rhythmus aktuelle Lösungen
Asset Deals erworben. Verkäufer        Rahmen eines Speed-Datings. „Die meisten      für Wohnungsunternehmen aller Art. Die
ist die Ferox Immobiliengruppe         Führungskräfte der Wohnungswirtschaft         Auswahl an „Dating-Partnern“ und ihr an-
aus Wuppertal. Der Kaufpreis lag       sind mit einem knappen Zeitbudget aus-        gebotenes Leistungsportfolio ist dabei breit
bei circa 20,5 Millionen Euro. Das     gestattet und können so einen schnellen       gefächert. 
Gebäude wurde 1999 errichtet und       Überblick über außergewöhnliche Ent-          www.espewo.de
ist als multifunktionales Stadtteil-
zentrum mit Parkhaus hervorra-
gend etabliert. Neben der sehr
guten Verkehrsanbindung und
Sichtbarkeit profitiert der Stand-
ort vom hochverdichteten Wohn-
umfeld. Unmittelbar angrenzend
befinden sich eine Grundschule
und eine Kindertagesstätte. „Die
Übernahme von Fachmarktzentren
in der Größenordnung von 20 bis
30 Millionen Euro spielt in der Ak-
quisitionsstrategie der GRR Group
eine zentrale Rolle. Bei Objekten
                                                                                                Quelle: DSC Dietmar Schickel Consulting
wie dem Südring Center können
wir neben dem Asset Management
auch unsere umfassende Erfah-
rung bei der Revitalisierung von
Einzelhandelsimmobilien und im
                                       Wohnobjekt für Family Office
Projektmanagement einbringen“,         Schönefeld. Das Asset Management der          im Schönefelder Ortsteil Großziethen erwor-
erklärt Susanne Klaußner, CEO der      Dr. Lübke & Kelber GmbH hat im Rahmen ei-     ben. Die 1995 erbaute, gepflegte Immobi-
GRR Group.                             nes Mandats für ein Family Office ein Mehr-   lie ist voll vermietet und verfügt über etwa
                                       familienhaus mit 24 Eigentumswohnungen        1.230 Quadratmeter Bestandsfläche.
Klassen-Kampf? - Immobilien ...
Foto: Jan Rosenberg, Berlin      Kurz & Kompakt

                                                                                                  Gemeinsame
                                                                                                  Strategie
                                                                                                  Berlin. Die Vorstände und Geschäfts-
                                                                                                  führer von acht führenden Asset Ma-
                                                                                                  nagement- und Immobilienunter-
                                                                                                  nehmen haben sich gemeinsam mit
                                                                                                  dem Berliner PropTech Architrave auf
                                                                                                  eine gemeinsame, offene Digitalstra-
                                                                                                  tegie geeinigt. Im Rahmen des erst-
                                                                                                  malig durchgeführten „Real Estate
                                                                                                  Data Summit“ (REDS) verständigten
                                                                                                  die Teilnehmer sich darauf, unter-
                                                                                                  nehmensübergreifende statt indivi-
                                                                                                  duelle Lösungen für eine erfolgrei-
                                                                                                  che Digitalisierung durchzusetzen.
                                                                                                  Zu den Mitgliedern des im REDS
                                                                                                  zusammengeschlossenen          Netz-
                                                                                                  werks zählen Commerz Real, Cre-
                                                                                                  dit Suisse, DEKA Immobilien, DWS,
                                                                                                  ECE, PATRIZIA Immobilien AG, Union
                                                                                                  Investment, Architrave und BEOS.
                                                                                                  Maurice Grassau, CEO und Gründer

Refurbishment bei Bürokomplex                                                                     von Architrave, kommentiert: „Der
                                                                                                  ‚Real Estate Data Summit‘ markiert
Berlin. Wachsende Städte brauchen klu-              straße / Salzufer. Im nicht mehr marktfähi-   einen Paradigmenwechsel. Ge-
ge Modernisierung. Abriss und Neubau                gen Gebäude entstanden neue Büroflächen.      meinsam widmen sich führende
ist ein Weg, Refurbishment und Revitali-            Das Gestaltungskonzept für 8 Floors kreier-   Marktakteure der Digitalisierung.
sierung ein anderer. Letzteren beschrit-            te Gewers Pudewill Architekten Berlin. Dank   Ein großer Schritt für die gesam-
ten 2017/18 die Investoren Patron Capi-             des modularen Aufbaus können die Mieter       te Branche in Richtung Automati-
tal / Luxembourg und Suprema / Berlin.              die Büroflächen dem Personalbedarf und        sierung und externe Vernetzung.“
Sie entwickelten das 51.000 Quadratme-              der Arbeitsstruktur anpassen. Besonders       Als ersten Schritt vereinbarten die
ter große Bürogebäude 8 Floors in Berlin            markant ist der neue Eckturm aus einer        Teilnehmer die Ausarbeitung und
Charlottenburg neu. Der dreiteilige Kom-            hochwertigen Aluminium-Glas-Fassade mit       Definition eines verbindlichen Kata-
plex liegt auf dem Eckgrundstück Franklin-          großen Glasflächen.                           logs von Dokumentenklassen.

Neues Karstadt
Berlin. Das Berliner Immobilienunternehmen
HGHI Holding GmbH hat den Grundstein für
die Revitalisierung der Gorkistraße in Ber-
lin-Tegel gelegt. Damit erneuert das Unter-
nehmen samt Tegel-Center und Markthalle
eine gesamte Fußgängerzone. Das Projekt ist
bundesweit eines der ersten zentralen Refur-
bishments einer kompletten Einkaufsstraße.
Mit der Eröffnung in 2019 wird Karstadt dort
ein weiteres neues Warenhaus in Deutsch-
land betreiben. „Uns fasziniert die Idee, die
Gorkistraße als urbane Einkaufsstraße völlig
neu zu definieren und den in die Jahre ge-
kommenen Standort neu zu beleben. Unser
Anspruch ist es, Berlins schönste Fußgänger-
zone zu schaffen, die sich gegen jedes eta-
                                                                                                                                         Quelle: HGHI

blierte Einkaufszentrum behaupten kann“,
sagt Harald Gerome Huth, Inhaber und Ge-
schäftsführer der HGHI Holding GmbH.

8                              Immobilien aktuell
Klassen-Kampf? - Immobilien ...
Kurz & Kompakt

    Projektstart                                                                                       wie die Nachbarhäuser verfügen die Neu-
                                                                                                       bauten mit drei Aufgängen über fünf Voll-

    in Pankow
                                                                                                       geschosse, ergänzt um ein Staffelgeschoss.
                                                                                                       Die Fassaden erhalten hellen Putz und Pan-
                                                                                                       oramafenster. Zu dem Projekt gehören eine
    Berlin. In der Schulzestraße im Stadtteil                                                          Tiefgarage mit 28 Pkw- und Fahrrad-Stell-
    Pankow werden zwei der letzten Baulücken                                                           plätzen sowie Kellerräume. Von hier aus
    in der gewachsenen Nachbarschaft ge-                                                               lassen sich alle Eigentumswohnungen über
    schlossen. Im Rahmen des Neubauprojektes                                                           Aufzüge erreichen. Die Wohnflächen liegen
    Am Bürgerpark entstehen 48 Eigentums-                                                              zwischen rund 43 und 128 Quadratmetern.
    wohnungen in zwei Gebäuden. Ihre Ver-                                                              Die Preise bewegen sich zwischen 198.000
    mittlung hat Grossmann & Berger übernom-                                                           und 632.000 Euro, ein Tiefgaragen-Stellplatz
    men. An die Gründerzeit lehnt sich auch die                                                        kann für zusätzliche 35.000 Euro erworben
                                                   Quelle: Grossmann & Berger GmbH
    Formensprache des Projektes an. Ebenso                                                             werden.

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       Berlin. Am 6. und 7. April 2019 findet     rungsberatung und einiges mehr. In vielen
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       IMMOBILIENMESSE statt.                     außerdem wertvolle Expertentipps rund
       Für Immobilieninteressierte ein Muss:      um den Kauf und Verkauf von Wohneigen-
       Mehr als 50 Aussteller präsentieren ihr    tum.                                                 BERLINER IMMOBILIENMESSE
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                                                                          Bereichsleiter Immobilien-   Direktor                  Direktor
                                                                          kunden und Infrastruktur     Immobilienkunden          Immobilienkunden
                                                                          Tel.: 030 3063-3431          Tel.: 030 3063-5191       Tel.: 030 3063-5191

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Klassen-Kampf? - Immobilien ...
Kurz & Kompakt

BLG Logistics
                                                Center verkauft
übernimmt
Falkensee. BLG Logistics hat ein neues,
hochmodernes Logistikzentrum des
Projektentwicklers Panattoni Europe in
Falkensee bei Berlin offiziell in Betrieb
genommen. Auf 22.000 Quadratmetern
Logistikfläche, 1.000 Außenlagerfläche
sowie 1.300 Quadratmetern Büro- und
Sozialflächen erfüllt der Dienstleister in
erster Linie Aufgaben der Werkslogistik:
Das BLG-Team versorgt die Produktion
des Siemens Gasturbinenwerks in Ber-
lin-Moabit und dessen Außenstandort                                                                                        Quelle: JLL
in Berlin-Siemensstadt.
                                               Berlin. Die irische Immobilieninvestment-        men. Verkäufer des Biesdorf-Centers ist
                                               gesellschaft Greenman Investments hat            eine Tochtergesellschaft von Cerberus, die
DeuWo feiert                                   das Biesdorf-Center in Berlin erworben.
                                               Der Kaufpreis beläuft sich auf rund 79 Mil-
                                                                                                das im Jahr 2003 erbaute Einkaufszentrum
                                                                                                seit 2013 im Bestand gehalten hatte. In

Richtfest                                      lionen Euro. Das Einkaufszentrum verfügt
                                               über eine Mietfläche von rund 32.200 Qua-
                                                                                                den vergangenen Jahren hatte der Finanz-
                                                                                                investor den Fokus auf die Optimierung
Elstal. Die Deutsche Wohnen feierte            dratmetern. Kaufland umfasst etwa 12.500         des Mietermixes gelegt. Wesentlicher Be-
Richtfest von insgesamt vier Neubau-           Quadratmeter Fläche und erwirtschaftet           standteil war dabei die Mietvertragsver-
ten mit 24 Wohneinheiten in der his-           rund 40 Prozent der jährlichen Mieteinnah-       längerung mit Kaufland bis 2028.
torischen Eisenbahnersiedlung in Elstal
(Gemeinde Wustermark) bei Berlin. Die
in den 1920er Jahren entstandene Ei-
senbahnersiedlung steht unter Denk-          Grundstein für Kauf vor
                                             101 Wohnungen Baubeginn
malschutz und wurde zwischen 2013
und 2017 bereits umfassend saniert. Für
den verantwortungsvollen Umgang mit
dem architekturhistorisch wertvollen         Berlin. Ein neues Wohngebäude der STADT            Berlin. Die MUNDIAL AG hat zwei Wohn-
Bestand erhielt die Deutsche Wohnen          UND LAND entsteht bis zum Frühjahr 2020            und Geschäftshäuser in Lichtenberg noch
im Jahr 2015 den Deutschen Bauher-           mit 101 Mietwohnungen in der Briesestraße          vor Baubeginn global verkauft. Die beiden
renpreis. Seit März 2018 entstehen nun       im Norden Neuköllns. Im sogenannten Roll-          Häuser haben zusammen eine Bruttoge-
in einem Neubauvorhaben vier dreige-         bergkiez sind 77 Ein- bis Vier-Zimmer-Woh-         schossfläche von 1.970 Quadratmetern,
schossige Mehrfamilienhäuser in mo-          nungen, 17 Atelierwohnungen und sieben             von denen 1.450 Quadratmeter für Woh-
dularer Holzmassivbauweise. Diese Art        Wohnungen mit zusätzlichen Gemein-                 nungen vorgesehen sind. Die Fertigstel-
des Bauens wird erstmals erprobt und         schaftsflächen für Wohngemeinschaften              lung ist für Juni 2019 geplant. Das Gesamt-
soll neben den ökologischen Vortei-          geplant. Das L-förmige, rund 3.300 Quadrat-        investitionsvolumen liegt bei 5,5 Millionen
len auch den Instandhaltungsaufwand          meter große Baugrundstück zwischen Brie-           Euro. „Der frühe Verkauf bestätigt das sehr
langfristig niedrig halten. Dabei wer-       sestraße / Kienitzer Straße wird im Osten          große Investoreninteresse an Berliner Im-
den die vorgefertigten Wandelemente          durch einen geschlossenen Blockrand und            mobilien, das sich auch auf Lagen außer-
leimfrei mittels Buchenholzschrauben         im Westen von einer großförmigen, offenen          halb der Innenstadt erstreckt“, sagt Zsolt
fest miteinander verbunden. Noch in          Wohnbebauung aus Siedlungsbauten der               Farkas, Vorstandsvorsitzender der MUNDI-
diesem Jahr sollen die ersten drei Häu-      1970er-Jahre begrenzt.                             AL AG.
ser mit 17 Wohnungen fertiggestellt
werden. Der Bau des vierten Gebäudes                         Visualisierung: EM2N Architekten                             Quelle: MUNDIAL AG
soll mit sieben weiteren Wohnungen
Anfang 2019 abgeschlossen werden.
Insgesamt wird so eine Wohnfläche
von über 2.000 Quadratmetern ge-
schaffen. Die Investitionskosten betra-
gen insgesamt etwa 6,5 Millionen Euro.
Bereits im Jahr 2016 hat die DeuWo
einen Wohnungsneubau in Potsdam-
Babelsberg in einer bestehenden Eisen-
bahnsiedlung realisiert.

10   Immobilien aktuell
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segro.com/de
Kommentar

Mietpreisbremse auf dem Prüfstand
oder schlimmer geht immer
von Prof. Dr. Ulf Börstinghaus, Ehrenvorsitzender des Mietgerichtstages
                                                                                                      nicht so recht. Die Berliner scheinen wegen
                                                                                                      der niedrigeren Mieten in der Hauptstadt an
                                                                                                      einem Minderwertigkeitskomplex zu leiden.
                                                                                                      So bezweifeln sie auch die Qualifikation ih-
                                                                                                      res Mietspiegels, weil dieser nur drei statt
                                                                                                      wie in München vier Lageklassen aufwei-
                                                                                                      se. Unbemerkt ist dabei geblieben, dass in
                                                                                                      München die schlechteste Lageklasse un-
                                                                                                      besetzt ist und dass es in Hamburg schon
                                                                                                      immer nur zwei Lageklasse gibt.
                                                                                                          Aufgrund der schlechten Erfahrungen
                                                                                                      mit der herabgesetzten Kappungsgrenze
                                                                                                      hatte der Bundesgesetzgeber noch eine
                                                                                                      eigene Bremse in die Mietpreisbremse ein-
                                                                                                      geführt, nämlich den Begründungszwang
                                                                                                      für die jeweilige Landesverordnung. Damit
                                                                                                      sollten die Länder angehalten werden, nicht
                                                                                                      planlos aus politischen Gründen die Miet-
                                                                                                      preisbremse großflächig in Kraft zu setzen.
                                                                                                      Dass eine Begründung Tatsachen enthalten
                                                                                                      und vor allem auch öffentlich zugänglich
                                                                                                      sein muss, ist nicht allen Landesregierungen
                                                                                                      bewusst gewesen. So ist die Mietpreisbrem-
                                                                                                      se in Bayern, Hessen und Hamburg schon
                                                                                                      wieder Geschichte. Damit gilt sie in ange-
                                                                                                      spannten Wohnungsmärkten wie München,
Prof. Dr. Ulf Börstinghaus ist weiterer aufsichtsführender Richter am Amtsgericht Dortmund. Er war    Frankfurt und Hamburg nicht, aber in Län-
von 1997 bis 2017 Vorsitzender des Deutschen Mietgerichtstages und ist seither dessen Ehrenvorsit-    dern, die damit nicht ansatzweise vergleich-
zender. Er ist Verfasser diverser Standardwerke zum Mietrecht.                        Foto: privat   bar sind, doch. Jetzt will auch noch Meck-
                                                                                                      lenburg-Vorpommern in zwei Gemeinden

D
       er vorletzte Kanzlerkandidat der SPD,       werde“, die Tonlage vorgegeben, sodass ei-         die Mietpreisbremse ziehen.
       Peer Steinbrück, hatte im Bundes-           nige Abgeordnete völlig unvorbereitet wa-              Im neuen Koalitionsvertrag ist dafür zwei
       tagswahlkampf 2013 versprochen,             ren und wahrscheinlich die Probleme gar            Jahre vor Auslaufen der Mietpreisbremse
die Mieten zu begrenzen. Die Bundeskanz-           nicht erkannten, da sie ja wussten, dass alles     eine zumindest formale „Verschärfung“ ver-
lerin hatte dies in ihrer wöchentlichen Vi-        „für die Tonne“ war.                               einbart worden. Die neue Bundesjustizmi-
deobotschaft sofort vereinnahmt, sodass               Neben den Vermietern und den Mietern            nisterin hat jetzt den entsprechenden Refe-
schon vor Beginn der vor-vor-letzten Ko-           war es mal wieder die Justiz, die die Sup-         rentenentwurf vorgelegt – und sich sogleich
alitionsverhandlungen feststand, dass eine         pe auslöffeln musste. So sicher, wie heute         den Unmut ihres Koalitionspartners zugezo-
Mietpreisbremse eingeführt werden würde.           bei jedem Starkregen abends eine Brenn-            gen, da sie weit über die vereinbarten Ver-
Es darf bezweifelt werden, ob beide damals         punkt-Sendung ins Programm genommen                schärfungen hinausgegangen ist. Außerdem
verstanden haben, was sie da versprachen.          wird, so sicher war es, dass irgendwer die         war das Selbstdarstellungsbedürfnis größer
    Sicher war es nicht das, was dann dabei        Regelung für verfassungswidrig halten wird.        als die übliche Gepflogenheit der Ressort-
herausgekommen ist. Im Justizministerium           So erstaunte es nicht, dass es ausgerechnet        abstimmung vor Einberufung einer Pres-
tat man sich mit der Umsetzung erkennbar           eine Kammer des Landgerichtes Berlin war,          sekonferenz. Aber das dicke Ende kommt
schwer. Auch bei der Sachverständigenan-           die inzwischen zwei Berufungsverfahren             erst noch. Es soll eine Ordnungswidrigkeit
hörung im Rechtsausschuss des Deutschen            ausgesetzt und die Verfahren dem Bundes-           des „Herausmodernisierens“ geben. Wer in
Bundestages hatten damals mehr oder we-            verfassungsgericht in Karlsruhe vorgelegt          der Absicht, den Mieter zur Kündigung zu
niger alle geladenen Sachverständigen aus          hat. Man kann gegen die Regelung ja durch-         veranlassen, missbräuchlich saniert oder so
den unterschiedlichsten Gründen Bedenken           aus auch verfassungsrechtliche Bedenken            etwas ankündigt, kann mit einem Bußgeld
gegen die Regelung. Der damalige Bundes-           haben, aber das Argument, dass die Bremse          bis 100.000 Euro belegt werden. Die armen
justizminister hatte aber mit seiner Vorgabe,      in München später greife als in Berlin, weil       Bußgeldrichter, die solche Verfahren einmal
dass „an dem Gesetz kein Komma geändert            das Mietenniveau anders sei, überzeugt             zu entscheiden haben!

12   Immobilien aktuell
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                                                                       145 Jahre
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Trend

„Wir brauchen eine Willkommens-
kultur für Neubauten“
Gunther Adler, Staatssekretär im Bundesministerium des Innern, für Bau und
Heimat und damit zuständig für Bauen, Wohnen und Stadtentwicklung, über
Spannungen, Module, die Notwendigkeit zur Einsicht und Eigentumsförderung

Quelle: Bundesregierung / Sandra Steins

IMMOBILIEN AKTUELL (IA): In der Zeit-         Gunther Adler (GA): Das kommt auf den        men. Das gilt für Berliner genauso wie für
schrift architektur.aktuell heißt es: „Bau-   Zusammenhang an. Wenn ich mir das            Gäste der Stadt. Gleiches gilt genauso für
ten bringen Menschen real zusammen            Humboldt-Forum anschaue, kann ich sa-        die Elbphilharmonie in Hamburg. Wenn wir
statt bloß virtuell. Sie können Aktivitäten   gen: Als kulturelles Projekt bringt es die   den Mietwohnungsbau betrachten, zeigt
fördern und stimulieren.“ Momentan hat        Menschen, trotz oder gerader wegen der       sich ein anderes Bild. In den Großstädten
man eher den Eindruck, dass es Men-           Diskussionen rund um den Wiederaufbau        und Ballungszentren sowie in Universitäts-
schen gegeneinander aufbringt.                des Berliner Schlosses, schon jetzt zusam-   städten geht es aufgrund der derzeitigen

14   Immobilien aktuell
Trend

Wohnungssituation eher um Konkurrenz          IA: Eine Mehrheit der Befragten einer Ci-      ungemein dickes und hartes Brett, das es
als um ein Miteinander. Da müssen wir ge-     vey-Umfrage war nach Angaben des ZIA           zu Bohren gilt.
gensteuern.                                   der Meinung, dass der Wohnungsbau in
                                              Deutschland zu stark reglementiert ist.        IA: Wieso ist die Notwendigkeit einer sol-
IA: In Berlin gehen Menschen auf die          62,3 Prozent stimmten dieser Aussage           chen Anpassung nicht allen klar?
Straße, weil sie sich Wohnen nicht mehr       zu, der IVD fordert einen „großen baupo-
leisten können. Die Politik versucht es       litischen Wurf von der Regierung“ auch         GA: Es wird immer die Sorge geäußert,
mit Mietpreisbremse, mit Förderpro-           hinsichtlich der vielfältigen Vorschriften,    dass die Identität eines jeden Landes und
grammen für sozialen Wohnungsbau, die         die Kleinstaaterei solle aufhören. Gibt es     der Region verloren ginge. Diese Gefahr
Verwaltungen sind überfordert. Wo ist         überhaupt eine Möglichkeit das zu ent-         sehe ich überhaupt nicht. Es gibt nach
das Licht am Ende des Tunnels?                wirren?                                        wie vor genügend Spielraum für landes-
                                                                                             typische Umsetzungen. Wir wollen keine
GA: Mir ist es immer sehr wichtig, dass       GA: Dieser Punkt steht auf unserer Agen-       Gleichmacherei, wir wollen eine Harmo-
wir mit der ganzen Argumentation in           da ganz oben und das aus gutem Grund.          nisierung. Das ist ein gravierender Unter-
die Tiefe gehen. Schwarz-Weiß-Malen           In der vergangenen Legislaturperiode gab       schied.
und holzschnittartige Antworten sind          es bereits die Baukostensenkungskom-
hier fehl am Platz. 2006 gab es die Fö-       mission. Wenn man sie Baukostendämp-           IA: Die Diskussionen sind nicht neu,
deralismuskommission, die der Meinung         fungskommission genannt hätte, wäre            trotzdem geschieht alles eher langsam.
war: Deutschland ist fertig gebaut. Es        ich ein glücklicherer Mensch gewesen,          Wie kanalisiert man das besser?
sollte von da an Aufgabe der Länder und       weil allein durch den Namen Erwartun-
Kommunen sein, sich um noch mögliche          gen aufgebaut wurden, die schwer erfüllt       GA: Ich halte es da mit Ernst Bloch: „Man
Bedarfe zu kümmern. Tatsächlich hatten        werden konnten. Die Kommission hat             muss ins Gelingen verliebt sein.“ Der Opti-
wir in dieser Zeit in den meisten Städ-       71 Maßnahmen definiert, die es nun um-         mismus, etwas zu bewirken und bewirken
ten ausreichend Wohnraum. Als ich An-         zusetzen gilt. Nicht alle sind gleichrangig,   zu können, ist wichtig. Den gilt es zu be-
fang der 1990er nach Berlin kam, wurden       nicht alle werden den gleichen Nutzen in       wahren. Gerade dann, wenn man mit dem
Wohnungen angeboten, in denen                        der Umsetzung bringen. Aber wir         Tempo der Umsetzung nicht zufrieden
man die ersten drei Monate                                müssen die Punkte angehen          ist. Als Bundesbauministerium haben wir
mietfrei wohnen konn-                                        und möglichst mit hohem         sämtliche Verbände und die Länder aufge-
                                                               Tempo realisieren. Das        rufen, uns konkrete Vorschläge zu unter-
te, die Makler bekamen
keine Provision. In der         Gesucht:                        betrifft beispielsweise      breiten: Wo sehen die einzelnen Vertreter
Bauverwaltung wurde
Personal abgebaut,
                             kompetentes,                        eine Übernormierung,
                                                                 die Bauen und Woh-
                                                                                             Möglichkeiten der Effizienzsteigerung, der
                                                                                             Kostensenkung, der Beschleunigung, der
weil es schlicht nicht
mehr benötigt wurde.
                              engagiertes                        nen unnötig verteuert.
                                                                 Deshalb wollen wir un-
                                                                                             Deregulierung? Wir haben bereits eine
                                                                                             Vielzahl von Vorschlägen von den Ver-
Diese Situation änder-         Personal                         ter anderem im Rahmen        bänden der Wohnungs- und Immobilien-
te sich dann zunächst                                          des DIN-Sonderpräsidi-        wirtschaft und anderen Bündnispartnern
langsam und in den letz-                                     alausschusses die „Nor-         erhalten. Jeden einzelnen dieser Vorschlä-
ten Jahren in zunehmen-                                   mungsroadmap         Bauwerke“     ge prüfen wir derzeit. Das Ganze soll im
dem Maße. Seit geraumer Zeit                          erarbeiten. Ziel ist es, bei allen     Herbst in einem Wohngipfel im Kanzler-
sind alle Verwaltungsstellen aufgerufen,      neu hinzukommenden Normen im Bau-              amt münden, wo wir hoffentlich gute Ant-
ihre Behörden zu stärken. Und was wir         bereich eine Kosten-Nutzen-Rechnung            worten auf all diese Fragen finden werden.
dabei vor allem brauchen, ist fachkun-        aufzustellen. Ist diese Norm tatsächlich       Ziel ist es in einem gemeinsamen Maßnah-
diges Personal. Es gilt möglichst schnell     sinnvoll? Muss sie flächendeckend umge-        menpaket die Basis für gutes, bezahlba-
und effizient zu arbeiten, damit Bauge-       setzt werden? Wie wirkt sie sich kosten-       res und schnelles Bauen und Wohnen in
nehmigungen erteilt werden können und         mäßig auf das Bauen aus? Wenn wir dann         Deutschland zu legen.
eben die Wohnungen entstehen, die wir         einen Strich darunter machen und sehen,
so dringend brauchen.                         dass die Kosten wesentlich höher liegen        IA: Die Mieten steigen weiter, es entste-
                                              als der Nutzen, dann muss doch die Sache       hen Neubauten, die oft zwischen zwölf
IA: Aber Mitarbeiter bekommt man ja           in Frage gestellt werden. Das hat in den       und 15 Euro pro Quadratmeter kosten.
nicht von heute auf Morgen.                   vergangenen Jahren leider so nicht statt-      Viel Bauen hilft gegen den Mangel. Steckt
                                              gefunden. Ich setze große Hoffnungen in        hier der Widerspruch versteckt?
GA: Ja, genau das ist das Problem. Personal   diesen Prozess. Der nächste Punkt sind
muss aufgebaut, ausgebildet und effizient     die 16 verschiedenen Landesbauordnun-          GA: Im Koalitionsvertrag ist das Ziel ver-
eingesetzt werden. Möglicherweise wäre        gen, die sich in unterschiedlichem Maße        ankert, in dieser Legislaturperiode 1,5 Mil-
es eine Lösung, wenn für kleinere Kom-        an der Musterbauordnung orientieren.           lionen Wohnungen zu bauen. Das bezieht
munen Baugenehmigungen kommunal               Das verzögert und verteuert das Bauen.         sich auf sämtliche Bereiche, den Mietwoh-
übergreifend bearbeitet würden. Nicht         Unser Vorschlag an die Länder ist es, sich     nungsbau genauso wie das höher preisige
jede Kommune benötigt hierfür eine eige-      gemeinsam für eine stärkere Harmonisie-        Segment, sozial gebundene Wohnungen
ne Behörde. Da müssen alle ein mehr an        rung der Landesbauordnung einzusetzen          genauso wie Eigentumsförderung. Es ist
Kreativität und Innovationsbereitschaft an    und sich hier stärker an der Musterbau-        ein „sowohl als auch“ und kein „entweder
den Tag legen.                                ordnung zu orientieren. Das ist aber ein       oder“. Wir nehmen keinen Bereich aus,

                                                                                                              Immobilien aktuell      15
Trend

sprechen sämtliche Investoren an, die klei-    IA: Neben einer ansprechenden Architek-        für dieses Problem könnten sogenannte
nen wie die großen. Das ist uns sehr wich-     tur zeichnen sich diese neun Entwürfe          Wohnungsbörsen sein, für die ich gerade
tig. Wir haben über 2,5 Milliarden Euro für    noch durch welche Eigenschaften aus?           bei Wohnungsunternehmen werbe. Die
den sozialen Wohnungsbau vorgesehen.                                                          erste Börse wurde bei der LEG eingerich-
Etwa genauso viel wird für die Eigentums-      GA: Kostenaspekte stehen da natürlich          tet. Das Prinzip ist einfach: Das Unterneh-
förderung bereitgestellt. Beim Baukinder-      ebenfalls im Vordergrund. Wir wollen mit       men bietet den Mietern, vorwiegend äl-
geld wurden bestimmte Einkommens-              den Quadratmeterpreisen runter gehen           teren Menschen, kleinere Wohnungen in
grenzen gesetzt, damit insbesondere die        und Zeit sparen.                               der gewohnten Umgebung bei gleichblei-
unteren und mittleren Einkommensgrup-                                                         bender Miete an. Die alten, großen Woh-
pen davon profitieren. Wir sind außerdem       IA: Wann kann man die ersten Häuser            nungen werden frei, und junge Familie mit
mit Unternehmen im Gespräch, um sie zu         und Wohnungen betrachten?                      Kindern ziehen ein. Eine Win-Win-Situati-
animieren, Wohnungen für ihre Mitarbeiter                                                     on für die Mieter und das Unternehmen.
zu bauen. Ich sehe das als klaren Wettbe-      GA: Ich würde mich freuen, wenn wir 2019       Zudem trägt eine solche Börse zur Stabi-
werbs- und Standortvorteil, weil die Un-       das erste Richtfest hätten. Vom GdW weiß       lität und Durchmischung eines Quartiers
ternehmen so neben guten Gehaltsstruk-         ich, dass verschiedene Mitglieder bereits      bei. Alles in allem also eine gute Sache.
turen bezahlbaren Wohnraum möglichst           starkes Interesse angezeigt haben.
arbeitsplatznah anbieten können. Und da                                                       IA: Ein weiteres Schlagwort: Digitalisie-
muss dann auch der Bund mit gutem Bei-         IA: Nachhaltigkeit ist eines der aktuellen     rung. Der Immobilienbranche wird Behä-
spiel vorangehen. Deshalb wollen wir in        Schlagwörter. Wie sieht für Sie ein sol-       bigkeit bei diesem Thema unterstellt. Wie
den bundeseigenen Wohnungsbau wieder           ches Quartier aus?                             schätzen Sie die Situation ein?
einsteigen. Auch der Bundespolizist oder
der Zöllner soll die Möglichkeit haben nah     GA: Für mich sind drei Aspekte wichtig:        GA: Wir unterstützen die Digitalisierung
an seinem Arbeitsplatz, also beispielswei-     soziale, ökologische und wirtschaftliche       gerade im Baubereich sehr, was so auch
se am Frankfurter oder Münchener Flug-         Nachhaltigkeit. Alle drei stehen gleichran-    im Koalitionsvertrag verankert ist. Es gibt
hafen, eine bezahlbare Wohnung beziehen        gig nebeneinander. Alle drei müssen wir,       Unternehmen, die gut aufgestellt sind,
zu können. (siehe auch S. 64)                  gerade wenn wir über eine Quantität im         andere können da sicherlich noch einen
                                               Wohnungsbau sprechen, dringend beach-          Zahn zulegen. Diesen Prozess wollen wir
IA: In einem europaweiten Ausschrei-           ten. Es gilt nach wie vor das 30 Hektar-Ziel   von Seiten des Bundesministeriums ger-
bungsverfahren für serielles und modu-         der Bundesregierung zur Reduzierung der        ne begleiten. Wir alle müssen die Chancen
lares Bauen haben neun Anbieter den            Flächenneuinanspruchnahme. Davon sind          der Digitalisierung da einfach noch stärker
Zuschlag erhalten: Der Baupreis bei den        wir leider noch ein ganzes Stück entfernt.     nutzen. Nehmen wir BIM als Beispiel für
unterschiedlichen Unternehmen liegt            Klar ist, dass wir von dem Flächenfraß         Bauen und Planen. Wir haben sehr be-
zwischen 2.000 und 3.200 Euro pro Qua-         wegmüssen. Wir müssen schauen, wo wir          wusst im engen Dialog mit den Kammern
dratmeter. Erleben wir hier die Geburt         dichter und höher bauen können. Eine           und Verbänden ein vernünftiges Tempo
eines neuen Wundermittels?                     weitere Überlegung ist, wie man mit an-        vorgelegt, geschaut, wie die nächsten
                                               deren Grundrissen mehr Grundfläche zum         Schritte aussehen könnten, um kleinere
GA: So einfach ist es dann leider doch         Wohnen erreichen kann. Da hoffe ich sehr       Firmen nicht zu überfordern. Jetzt sollten
nicht. Wir brauchen sichtbare Beispiele,       auf mutige und intelligente Entwürfe un-       wir einen Schritt weitergehen, das Tempo
um noch besser für diese Art des Bauens        serer Architekten und Planer.                  anziehen.
werben zu können. Das Plattenbaudenken
muss aus den Köpfen. Mir persönlich ist        IA: Das klingt alles eher theoretisch. Was     IA: Zum Thema Partizipation: Die einen
ein baukultureller Anspruch sehr wichtig.      kann sofort bearbeitet werden?                 fordern sie, die anderen betrachten sie
Im Wettbewerbsverfahren habe ich größ-                                                        skeptisch, weil sie zu Verzögerungen und
ten Wert darauf gelegt, dass 50 Prozent in     GA: Wir haben zunehmende Flächenbe-            zur Erhöhung der Baukosten beiträgt.
der Entscheidungsfindung genau diesem          darfe pro Kopf. Nach dem Zweiten Welt-         Wie findet sich hier das geeignete Mittel-
Aspekt galten. Das Antlitz der Städte in Ba-   krieg waren es rund 14 Quadratmeter, 1970      maß?
den-Württemberg oder in Schleswig-Hol-         um die 30 Quadratmeter, heute sind wir
stein soll und muss erhalten bleiben.          bei etwa 46 Quadratmetern pro Kopf, was        GA: Wir haben sehr gute Bürgerbeteili-
Wenn wir über 1,5 Millionen Wohnungen          eine Verdreifachung der Flächenbedarfe         gungsprozesse in Deutschland. Da muss
sprechen, dann erreichen wir diese Quan-       innerhalb der letzten Jahrzehnte bedeutet.     die Welt nicht neu erfunden werden. Was
tität nicht allein über Dachaufstockungen      Nehmen wir als Beispiel die ältere Dame        wir dringend brauchen, ist eine Willkom-
oder -ausbau oder Lückenschließung. Wir        die allein auf 100 Quadratmetern lebt.         menskultur für Neubauten in Deutschland.
müssen über neue Wohnviertel in unseren        Die Kinder sind aus dem Haus, der Mann         Jeder bejaht zwar die Notwendigkeit, nur
Städten diskutieren. Dafür bietet sich das     verstorben. Sie braucht und will den Platz     bitte nicht vor der eigenen Haustür oder in
serielle Bauen an, weil es hohe Skalenef-      nicht mehr. Die große Wohnung wird viel-       der direkten Nachbarschaft. Wir brauchen
fekte erlaubt. Die Bedürfnisse der Men-        mehr zur Last im Alter. Ein Umzug ist aber     mehr Akzeptanz, übrigens ein wesentli-
schen ändern sich. Derzeit ist beispiels-      unrentabel, da sie für eine kleinere Woh-      cher Punkt in der Wohnraumoffensive des
weise der Bedarf an Singlewohnungen            nung letztlich wohl eine wesentlich hö-        Bündnisses für bezahlbares Wohnen und
enorm groß. Mit modularem Bauen kann           here Miete zahlen müsste als für ihre 100      Bauen. In der Tat sehe ich hinsichtlich der
man auf solche Entwicklungen sehr gut          Quadratmeter Wohnung mit dem alten             Partizipation in manchen Städten eher
reagieren. Deswegen werbe ich dafür.           Mietvertrag aus den 1970ern. Eine Lösung       eine Verlangsamung der Prozesse. Manch-

16   Immobilien aktuell
Trend

mal ist man geneigt zu vermuten, dass da-     also Büros und Fabrikhallen, die benötigt      vor allem in welcher Geschwindigkeit die
hinter andere Beweggründe als die Einbe-      werden. Außerdem sehen wir einen sehr          Infrastruktur in bestimmten Regionen
ziehung der Bürger stehen.                    hohen Bedarf an energetischer Sanierung,       weiterentwickelt wird.
                                              auch bei den Gebäuden der öffentlichen
IA: In Berlin arbeitet der Senat zwei Jahre   Hand. Darin steckt ein enormes Potenzial.      GA: Deshalb müssen wir den ländlichen
an einem Partizipationsleitfaden.                                                            Raum attraktiv machen, damit wir eben
                                              IA: Apropos Gewerbe: In Berlin oder            den Investor dorthin locken und nicht nur
GA: Wichtig ist ein investorenfreundliches    München ist derzeit fast eine Vollver-         in die Großgebiete, wo weder Gewerbe-
Klima. Die Wohnungen bauen sich leider        mietung hinsichtlich von Büros zu kon-         noch Wohnflächen vorhanden sind. Wir
nicht von allein.                             statieren. Kann das zum Standortnach-          als Städter gehen immer davon aus, dass
                                              teil werden?                                   alle Menschen in die Stadt wollen. Das
IA: Ein wenig wird die Angst vor auslän-                                                     entspricht aber nicht dem allgemeinen Le-
dischen Investoren geschürt? Teilen Sie       GA: In der Tat ist ein solcher Mangel ein      bensgefühl.
diese?                                        Standortnachteil für die Kommune, die
                                              keine Flächen bereitstellen kann. Um-          IA: In Leipzig, Erfurt und Dresden, also
GA: Nein, aber natürlich müssen wir die       gekehrt ein Vorteil, wenn eine Kommu-          in B-Städten, führen wir eine Diskussion
Entwicklungen gerade in diesem                       ne Flächen besitzt. Wir müssen          über viel zu hohe Mieten. Im deutsch-
Bereich sehr aufmerksam                                   in Deutschland weg davon,          landweiten Vergleich sind die aber gar
beobachten. An- und Ver-                                     immer nur die Großstädte        nicht so hoch.
käufe dürfen nicht zu
Lasten der Menschen                Lockruf                     und Ballungszentren als
                                                                 Maßstab allen Handelns      GA: Das beste Rezept gegen hohe Mieten
in unseren Städten ge-
hen. Berlin darf nicht
                                     in die                       zu nehmen. Kleine und
                                                                  mittlere Städte rücken
                                                                                             ist Wohnungsbau. Da, wo Mangel ent-
                                                                                             steht, muss entgegengewirkt werden. Ich
zu einem „begehbaren
Investmentfond“ wer-
                                  kleineren                       in den Fokus, in denen
                                                                  wir sonst eher eine
                                                                                             würde diese Problematik trotzdem nicht
                                                                                             kleinreden, denn es hat auch etwas mit
den, wie eine Soziolo-              Städte                       Abwanderung sehen.          Lebensgefühl zu tun. Die Leute erleben,
gin kürzlich treffend for-                                      Hier stellt sich die Fra-    wie immer mehr des verfügbaren Haus-
mulierte. Dafür tragen wir                                    ge, wie viel Geld wir in die   haltseinkommens für die Miete verwendet
eine Verantwortung.                                        Daseinsvorsorge stecken, um       werden muss und nicht für die Freizeit zur
                                                      ein Ausbluten dieser Regionen zu       Verfügung steht. Ob das jetzt immer die
IA: Seit einiger Zeit zeigt sich noch ein     verhindern. Da sehe ich eine positive Ent-     sogenannten Höchstmieten sind, die da
anderes Problem: Fachkräftemangel. Wie        wicklung, wenn nicht alles nach Hamburg,       gezahlt werden, steht auf einem anderen
stark nehmen Sie sich dieses Problems         München, Frankfurt und Berlin geht, son-       Blatt. Der Eindruck, das Gefühl ist ent-
an?                                           dern wir vermehrt Investoren in die klei-      scheidend.
                                              neren Städte locken können.
GA: Gemeinsam mit dem Baugewerbe und                                                         IA: Diese hohen Mieten werden für die
der Bauwirtschaft gibt es Überlegungen,       IA: Der ländliche Raum rutscht also nicht      Wohnung mit Stuck direkt in der Innen-
wie wir möglichst schnell guten Fachkräf-     in die Bedeutungslosigkeit?                    stadt fällig. Hat jeder ein Recht auf eine
tezuwachs gewinnen. Junge Leute sollten                                                      Wohnung mitten im Zentrum?
wir ermuntern, in die Bauberufe einzustei-    GA: Viele haben sich über die Einrichtung
gen, indem wir unter anderem die Kondi-       eines Heimatministeriums gewundert. Wir        GA: Das ist mein Argument beim Bau-
tionen attraktiver gestalten. Die Ursache     reagieren damit auf die Zeichen unserer        kindergeld: Wir wollen damit vor allem
für den Mangel liegt meines Erachtens         Zeit: In einigen Regionen hat sich bei den     bestimmte Stadtteile und den ländlichen
zum Großteil in jener Zeit, als wesentlich    Menschen offenkundig der Eindruck ver-         Raum beleben und nicht die teuersten
weniger gebaut wurde. Nun fragen die          festigt, sie wären vergessen und aufgege-      Wohnlagen puschen. Grundsätzlich geht
Unternehmen berechtigterweise nach            ben worden. Dem müssen wir ganz aktiv          es um eine positive Beeinflussung der Ei-
der Perspektive. Haben denn all jene, die     entgegentreten. Nicht nur verbal, son-         gentumsförderung. Viele Gegenden kön-
jetzt ausgebildet oder umgeschult werden      dern aktiv und politisch flankierend. Wie      nen damit attraktiver werden.
noch in zehn Jahren einen Arbeitsplatz?       lebenswert und zukunftsfähig ländliche
Dabei dürfen wir neben dem momentan           Räume sind, hängt entscheidend von ih-         IA: Schließen wir den Kreis: Baugruppen
stark im Vordergrund stehenden Woh-           ren Infrastrukturangeboten wie zum Bei-        boomen, die Zukunft ist also doch ge-
nungsbau nicht vergessen, dass es auch        spiel der Schul- und ärztlichen Versorgung     meinsam?
einen Mangel an Gewerbeimmobilien gibt.       ab. Werden diese wichtigen örtlichen Be-
Auch hier müssen wir verstärkt investie-      zugspunkte verringert oder aufgegeben,         GA: Jeder muss schauen, wie für ihn die
ren, benötigen ein investorenfreundliches     hat das Auswirkungen auf die Attraktivität     Schaffung von Wohnraum am einfachsten
Klima. Wenn wir uns über die sinkende         der Kommunen. Bund, Länder und Kom-            umzusetzen ist. Da gehören Baugruppen
Arbeitslosigkeit in Deutschland freuen,       munen müssen hier dringend etwas ent-          sicher dazu. Aber es gibt nicht das eine
dann heißt das, dass viele Menschen wie-      gegensetzen.                                   Wundermittel, sondern es kommt auf eine
der in Lohn und Brot stehen und Arbeits-                                                     Mischung an.
plätze brauchen. Das müssen wir wörtlich      IA: Für den Investor ist es aber doch sehr     
nehmen: Da geht es um Plätze für Arbeit,      schwierig abzuschätzen, wo und wie und                          Interview: Ivette Wagner

                                                                                                             Immobilien aktuell      17
Trend

Sozial von Staats wegen
Ungeachtet der Wohnungsnot in Ballungsräumen schwächelt der Neubau von
gefördertem Wohnraum. Nun will der Bund eine Kehrtwende vollziehen und
wieder in den Sozialwohnungsbau einsteigen. Eine Grundgesetzänderung dafür
ist auf den Weg gebracht.

D
       ie Zahlen, die Bundesbauminister        zur Wand. Die in den kommenden Jahren zu         te / Wohnstadt, Constantin Westphal, vor
       Horst Seehofer Mitte Juli vorgelegt     errichtenden Wohnungen sollen dabei we-          einem Rückfall in überholte Modelle mit
       hat, sind ernüchternd: Obwohl der       nig mit den stereotypen Blocksiedlungen          Blöcken aus rein geförderten Wohnungen.
Bund die Mittel auf 1,5 Milliarden Euro er-    von zweifelhafter architektonischer Qualität     Gefragt seien die Sozialwohnungen dabei
höht hatte, legte der Neubau von geförder-     aus den 1960er- und 1970er-Jahren gemein         durchaus, sagt etwa Bonava-Projektleiter
ten Wohnungen 2017 lediglich um sieben         haben, die Planern und Bürgern Schauer
Prozent zu. Wie aus dem jährlichen Bericht     über den Rücken jagen: Häufig ballen sich
über die Verwendung der sogenannten            in diesen Großwohnsiedlungen soziale Pro-
Kompensationsmittel hervorgeht, die der        bleme, öffentliche Bereiche verwahrlosen
Bund an die Länder zahlt, wurden Förder-       und strahlen mit ihrem zweifelhaften Ruf
maßnahmen für den Bau von 26.231 Miet-         auf umliegende Viertel aus.
wohnungen mit Mietpreis- und Belegungs-            Sozialwohnungen entstehen heute eher
bindungen neu bewilligt, was einem Plus        in Häusern zusammen mit frei finanzierten
von 1.681 Wohnungen im Vergleich zum           Einheiten. „Man sieht es nicht an der Fas-
Vorjahr entspricht. „Weitere Anstrengungen     sade“, bekräftigt Rico Kallies, der für Berlin
sind daher nötig“, sagte der Minister. „Dass   zuständige Projektleiter bei Bonava; die
wir in unserem Land genügend bezahl-           Skandinavier gehören mit ihrem Fokus auf
bare Wohnungen haben, ist für mich eine        Objekte im mittleren Preissegment zu den
der wichtigsten Aufgaben überhaupt.“ Die       größten Entwicklern in Deutschland. Der
Steigerungen bei den Genehmigungszahlen        Chef des Immobilienunternehmens Re-
seien vor allem auf Bayern, Sachsen, Ham-      vitalis Real Estate, Thomas Cromm,
burg und Berlin zurückzuführen, betonte        bestätigt das nach außen einheitli-
Horst Seehofer.                                che Bild mit einem Beispiel: „Wir
                                               lassen ja nicht bei einer ge-
                                               schlossenen Bebauung wie zum
Rückzug vom Rückzug
                                               Beispiel beim Dresdner WOHN-
    Andere Länder haben offenbar Schwie-       QUARTIER AM ALTMARKT an ei-
rigkeiten mit der Ko-Finanzierung – auch       nem Teil der Fassade plötzlich die
deswegen will die Bundesregierung beim         Loggien weg oder wechseln von
Sozialwohnungsbau wieder das Heft in die       Klinker auf Putz.“ Allenfalls bei der
Hand nehmen: Mit dem Koalitionsvertrag         Innenausstattung kann man den
kündigte sie den Rückzug vom Rückzug an,       Unternehmen zufolge an der einen
Anfang Mai dieses Jahres beschloss das Ka-     oder anderen Stelle sparen, indem
binett den Gesetzentwurf für eine Grund-       die Wohnung beispielsweise Lami-
gesetzänderung im Bereich des sozialen         nat statt Parkettfußboden erhält.
Wohnungsbaus. Künftig soll der Bund den            Vielerorts schreiben die Behör-
Ländern wieder zweckgebundene Finanzhil-       den bei Neubauten mittlerweile
fen gewähren. Derzeit zahlt Berlin lediglich   einen Pflichtanteil geförderter
Ersatzgelder an die jeweiligen Landesre-       Wohnungen vor. Die Mischung
gierungen; sie sollten planmäßig und ge-       bleibt eine Gratwanderung zwi-
mäß dem Grundgesetz im nächsten Jahr           schen politischem Willen und Er-
auslaufen. Auch der Umstand, dass zahlrei-     gebnis. „Wenn man natürlich
che Sozialwohnungen in den vergangenen         die Quote ständig erhöht,
Jahren aus der Bindung gefallen und dem        wird es eng mit der
freien Markt zugeführt wurden, verschärft      Durchmischung“, warnt
die Situation: 2016 gab es bundesweit          etwa der Geschäfts-
weniger als halb so viele geförderte Woh-      führer der hessischen
nungen wie zu Wendezeiten. Länder und          Unternehmensgruppe
Kommunen stehen folglich mit dem Rücken        Nassauische Heimstät-

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