Klassen-Kampf? - Immobilien ...
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EIGENKAPITAL FÜR PROJEKTENTWICKLUNGEN www.equitypartnership.de Immobilienmagazin für Berlin und Brandenburg Willkommenskultur für Neubauten: Gunther Adler, Staatssekretär Klassen- im Bundesinnenministerium, im Interview kampf? Christoph Gröner über die Feigheit der Politik BER Ein Areal mit Potenzial „Luxus ist kein Grund Ausgabe 03 I 2018 zur Panik“: PRIMUS-Vorstand Sebastian Fischer im Interview
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Editorial Von der Wiederholung die Wiederholung oder: Die endlose Rederei über den Wohnungsbau W arnschuss und Bankrotterfahrung: Das sprechen? Gemeinsamer Wille sei wichtig, wird klingt ja fast noch harmlos. Dahinter in jedem neuen Dokument gefordert, das zur verbirgt sich aber die Endlosschleife, die Bauproblematik verschickt wird. Egal, ob von seit Monaten, seit Jahren immer wieder bemüht Verbänden, Unternehmen oder der Politik selbst. wird. Ohne Erfolg! Denn die Baugenehmigungs- Ein intelligentes Messsystem könnte helfen. Ei- zahlen sinken. Der BFW fordert, dass Worten nes, das wohlgefälliges Blabla sofort erkennt und endlich Taten folgen sollen. In Deutschland ging per Notruf-Alarm-Sirenen-Laut hochtonig von es von Januar bis Juni 2018 um 0,6 Prozent nach Plattitüden kündet. Was für ein Spaß, wenn es unten. Insgesamt wurde der Bau von 168.500 mitten in Sitzungen, Pressekonferenzen schallt, Wohnungen genehmigt. Die Zahl für neue Mehr- klingelt, scheppert, tiriliert. Nur: Egal, was die familienhäuser ist zwar um 4,9 Prozent gestiegen. Politik unternimmt, es reicht nicht. Berliner Woh- Dagegen ist die für neue Einfamilienhäuser um nungsmakler prognostizieren laut einer Studie 1,6 Prozent und für neue Zweifamilienhäuser um von Ruecker Consult einen weiteren Mietanstieg. 2,9 Prozent zurückgegangen. Zwei Drittel der Befragten gehen von fünf bis Mit dem Erfahrungshorizont der vergange- zehn Prozent aus, 22 Prozent gehen von etwa nen Diskussionen kann jeder, der sich nur halb- fünf Prozent aus. Der Berliner an sich zeige sich wegs auskennt, sofort vor sich hin parlieren, was preissensibel, deshalb sind mehr als die Hälfte der kommt: Bauland ist in den Ballungsgebieten Makler überzeugt, dass der Selbstnutzer, also der kaum noch erhältlich, Konzeptvergaben werden einheimische Käufer, nicht mehr so viel erwerben nach wie vor zu Höchstpreisen vergeben. Zu- wird. Dagegen erwarten fast vier Fünftel einen dem wird den Immobilienunternehmen durch steigenden Anteil internationaler Investoren. fehlendes Baurecht, langwierige Genehmigungs- Wohin das führt? Diese Endlosschleife haben verfahren und die steigende Vorschriftenflut jene wir auch schon gehört, allerdings noch nicht so Planungssicherheit genommen, die sie für mehr oft: Ganze Viertel bleiben nachts schwarz, weil Investitionen in den Neubau brauchen. Das gilt niemand in den Wohnungen wohnt, das sozia- natürlich auch für Berlin! le Gefüge verrutscht, die Kapitalwaage aus dem Der Tagesspiegel widmete Stadtentwicklungs- Gleichgewicht gerät. senatorin Katrin Lompscher eine ganze Seite. Be- schreibt, wie es nicht vorwärts geht. Wie Befind- In diesem Sinne freue ich mich auf Ihre lichkeiten eine immer größere Rolle spielen. Wie Anregungen für die kommenden Hefte unter Zuversicht verbreitet wird, die ganz rational be- wagner@wundr.de. trachtet dann doch Augenwischerei ist. Und wie der Sozialwohnungsbau immer wieder wie ein Kind, das keinen Bock auf eine Zurschaustellung Herzliche Grüße, hat, in den Vordergrund geschoben wird. Wie sieht es aus? Möchte jemand die End- losschleife noch einmal hören? Das ewige Man- tra, dass Bauen hilft? Oder lieber doch über die Partizipation diskutieren? Zwei Jahre für einen Leitfaden? Obwohl es das schon alles gibt und Redaktionsleiterin einige bereits von einer „Brüllbürgerbewegung“ Ivette Wagner Immobilien aktuell 3
Inhalt Willkommenskultur für Neubauten: Willst Du Meer? Klassenkampf? Gunther Adler, Staatssekretär im Ferienimmobilien werden immer Christoph Gröner, Vorstand der Bundesinnenministerium, im Interview beliebter. CG Gruppe AG, über die Feigheit der Politik Seite 14 Seite 26 Seite 34 Kurz & Kompakt Trend Schwerpunkt 6 Kooperation: 14 „Wir brauchen eine Willkommens- 22 Kommt nach der Ebbe die Flut? HOWOGE und Instone errichten kultur für Neubauten“: Büromangel und der damit Wohnungen Staatssekretär Gunther Adler verbundene Standortnachteil im Interview 7 Im Fokus: 23 BNP über Berlin auf der GRR kauft Fachmarktzentrum 18 Sozial von Staats wegen: Überholspur Über den Neubau von gefördertem 8 Modularer Aufbau: Wohnraum 24 Schlauer geht immer: Bürogebäude 8 Floors wird Bei den digitalen Errungen- revitalisiert 20 Die Linse beginnt zu blinzeln: schaften hängen deutsche Neues Stadtviertel nimmt Gestalt an Bürogebäude hinterher. 9 Baulücken geschlossen: Gründerzeitprojekt mit Eigentums- 26 Du willst Meer? 34 Das Ausrufen des Klassenkampfes wohnungen Ferienimmobilien werden immer oder wie Politik von Feiglingen beliebter. gemacht wird: 10 Flächen für Logistik: Christoph Gröner, Vorstand der Falkensee im Fokus 29 Neues am Humboldthain: CG Gruppe AG, im Interview Townscape baut mit ENTER und GROW Büro- und Gewerbefläche 42 BER: Zukunftsstandort Schönefeld – Rubriken 30 Ein Quartier startet durch: ein Areal mit Potenzial Geschäftshäuser und ein Büro der 3 Editorial Zukunft mitten in Berlin 12 Kommentar 32 Raus aus Berlin: Die Friedenstaler Gärten in Bernau 82 Veranstaltungen I Impressum als Alternative zur Hauptstadt 4 Immobilien aktuell
Inhalt Rollout der Wohnstrategie: Kommt das elfte Gebot? Das Fertighaus geht in Serie: Kölner Trei Real Estate investiert Rechtsanwalt Uwe Bottermann über Milieu- Beginnt es seinen Siegeszug fernab der in Berlin schutz, Erhaltung und eine heilige Kuh Einfamilienhäuser? Seite 54 Seite 60 Seite 70 Macher & Märkte Investment 38 Immer schön flexibel bleiben: 60 Kommt das elfte Gebot? 70 Das Fertighaus geht in Serie: Das VOLT unweit vom Alexanderplatz Anwalt Uwe Bottermann über Beginnt es seinen Siegeszug fernab Milieuschutz, Erhaltung und eine der Einfamilienhäuser? 40 „Machen, statt nur darüber heilige Kuh zu reden“: 72 Für jeden ein Stück vom Kuchen? Frank Mattat, Geschäftsführer 62 Durch die Brille geschaut: Über die Nebenbuhler der Banken der GASAG Solution Plus, über die Caren Rothmann und Christian Mierendorff-Insel als Reallabor Neumann über Digitalisierung und 75 Nicht für jeden Anleger geeignet: die Wünsche der Kunden Trotz schlechtem Image kommen 48 Bloß kein Eigentum? geschlossene Fonds auf den Markt. Bürgermeister Michael Müller skizziert seine Vorstellungen. 77 „Luxus ist kein Grund zur Panik“: Gewerbe Sebastian Fischer, Vorstand der 52 Stadt der 1.000 Gärten: PRIMUS Immobilien AG, über hohe hit.-Unternehmensgruppe verant- Quadratmeterpreise, Urlaub an der wortet Quartier „Ritterschlag“ 64 Das Comeback der Werkswohnung: Ostsee und ein Londoner Modell Unternehmen stellen Mitarbeitern 53 Anschluss Zukunft: Wohnraum zur Verfügung. 80 Schmuckstück für Moabit: DNS:NET für eine moderne und Die HGHI Holding GmbH eröffnet zukunftssichere Kommunikation 66 Boom, boom Potsdam: das Schultheiss Quartier. Die Landeshauptstadt setzt verstärkt 54 Rollout der Wohnstrategie: auf Gewerbeentwicklungen. Die Kölner Trei Real Estate investiert in Berlin. 68 Auf zu neuen Ufern: Der Höhenflug des Marktes für 56 Herkulesaufgabe in Eigenregie? Logistik- und Industrieimmobilien Living in Berlin unterstützt geht weiter. Immobilien aktuell 5
Kurz & Kompakt FCR verkauft Quelle: bloomimages Schwedt. Die FCR Immobilien AG hat das 2013 erworbene Einkaufszentrum in Schwedt, im östlichen Brandenburg, an einen der größten Lebensmitteldis- counter in Deutschland verkauft. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen ver- einbart. Das zweigeschossige Objekt mit Baujahr 1991 verfügt über eine Grund- stücksfläche von rund 3.200 Quadrat- metern und eine vermietbare Fläche von rund 2.500 Quadratmetern. Neues Konzept Geförderte Wohnungen Berlin. Die HOWOGE und Instone koope- fläche. Der Schwerpunkt liegt mit fast 90 Berlin. Die Modekette Zara ist innerhalb rieren. Direkt auf dem ehemaligen Mauer- Prozent auf Ein- bis Zwei-Raum-Wohnun- des ALEXAS umgezogen und präsentiert streifen, in zentraler und stark nachgefrag- gen für Studenten, Singles, Paare und Senio- sich mit einem neuen Konzept. Auf zwei ter Wohnlage, entstehen 139 überwiegend ren. 17 familiengerechte Drei-Zimmer-Woh- Ebenen mit über 3.000 Quadratmetern geförderte Wohnungen. Das achtgeschos- nungen ergänzen das Angebot. Stefanie Mietfläche erleichtern und verkürzen sige Gebäude an der Stallschreiberstraße in Frensch, Geschäftsführerin der landesei- etwa die neuen Self-Checkout-Kassen Mitte, in dem auch eine Kita mit bis zu 50 genen HOWOGE: „Unsere Zusammenarbeit den Bezahlvorgang in dem modern ein- Plätzen entsteht, ist Teil des Instone-Projek- mit Instone basiert auf dem Berliner Modell gerichteten Shop. „Wir freuen uns sehr, tes Quartier Luisenpark. Der Baufortschritt der kooperativen Baulandentwicklung. Das dass mit dem neuen Store von Zara ein für das gesamte Quartier ist im Zeitplan. bedeutet, dass die HOWOGE alle Wohnun- weiterer Großmieter im ALEXA den Be- Instone Real Estate errichtet auf dem rund gen mit Mietpreis- und Belegungsbindung suchern ein einmaliges Einkaufserlebnis 19.000 Quadratmeter großen Grundstück sowie die Kita nach deren Fertigstellung bietet“, sagt Oliver Hanna, Centermana- bis Ende 2019 insgesamt 548 Miet- und übernimmt. So haben wir die Möglichkeit, ger des ALEXA. Eigentumswohnungen. Der von brh Ar- für Haushalte mit geringeren Einkommen chitekten geplante Mietwohnungsanteil Wohnungen zu schaffen, die heute insbe- umfasst Ein- bis Drei-Zimmer-Wohnun- sondere in zentralen Innenstadtlagen kei- gen mit 33 bis 70 Quadratmetern Wohn- nen bezahlbaren Wohnraum mehr finden.“ Skandinavien investiert Berlin. Die Skjerven Group hat für Heim- staden AB, die größte privat geführte Wohnungsgesellschaft Skandinaviens, ein Portfolio für 66 Millionen Euro er- worben. Die zehn Wohnobjekte in Spandau verfügen über eine Gesamt- fläche von 27.831 Quadratmetern, 484 Wohneinheiten und 50 Pkw-Stellplät- ze. Verkäufer der Wohnimmobilien im Päwesiner Weg ist ein Berliner Family Quelle: Commodus Office. Die Transaktion markiert den Auftakt einer langfristigen Investment- offensive des skandinavischen Unter- Commodus kauft weiter nehmens. „Mit unserer seit mehr als Berlin. Die Investmentgesellschaft Com- che von rund 60.000 Quadratmetern und einem Jahrzehnt gewachsenen regiona- modus Real Estate Capital GmbH baut ihr ist vollständig an einen Finanzdienstleister len Expertise und unserem belastbaren Immobilienportfolio weiter aus: Im Joint mit einem mehrjährigen Mietvertrag ver- Netzwerk können wir Heimstaden bei Venture mit dem Pensionsvermögen ei- mietet. Das Objekt wird in den neu auf- der Erschließung des ersten Marktes nes großen deutschen Energiekonzerns gelegten Commodus Deutschland Fund II außerhalb Skandinaviens optimal un- erwirbt Commodus ein Single-Tenant-Bü- eingebracht, der auf Value-Add-Büroim- terstützen“, sagt Einar Skjerven, CEO der rogebäude in zentraler Lage. Die Immobilie mobilien in den deutschen Top-7-Städten Skjerven Group. in Mitte verfügt über eine Gesamtmietflä- fokussiert ist. 6 Immobilien aktuell
Kurz & Kompakt Speed-Dating für GRR kauft Wohnungsunternehmen Fachmarkt Berlin. Mit einem neuen Veranstaltungs- wicklungen im wohnungswirtschaftlichen konzept wird eines der Hauptanliegen der Umfeld erhalten“, skizziert Geschäftsführer Frankfurt / Oder. Die GRR Group Branche in den Mittelpunkt gerückt: Netz- Dietmar Schickel das Format. Acht Anbie- hat das Fachmarktzentrum Süd- werken. Die DSC Dietmar Schickel Consul- ter aus unterschiedlichen wohnungswirt- ring Center für den GRR German ting setzt als Teilnehmer auf diese innova- schaftlichen Bereichen präsentieren im Retail Fund No. 2 im Rahmen eines tive Lösung für die Wohnungswirtschaft im 20-Minuten-Rhythmus aktuelle Lösungen Asset Deals erworben. Verkäufer Rahmen eines Speed-Datings. „Die meisten für Wohnungsunternehmen aller Art. Die ist die Ferox Immobiliengruppe Führungskräfte der Wohnungswirtschaft Auswahl an „Dating-Partnern“ und ihr an- aus Wuppertal. Der Kaufpreis lag sind mit einem knappen Zeitbudget aus- gebotenes Leistungsportfolio ist dabei breit bei circa 20,5 Millionen Euro. Das gestattet und können so einen schnellen gefächert. Gebäude wurde 1999 errichtet und Überblick über außergewöhnliche Ent- www.espewo.de ist als multifunktionales Stadtteil- zentrum mit Parkhaus hervorra- gend etabliert. Neben der sehr guten Verkehrsanbindung und Sichtbarkeit profitiert der Stand- ort vom hochverdichteten Wohn- umfeld. Unmittelbar angrenzend befinden sich eine Grundschule und eine Kindertagesstätte. „Die Übernahme von Fachmarktzentren in der Größenordnung von 20 bis 30 Millionen Euro spielt in der Ak- quisitionsstrategie der GRR Group eine zentrale Rolle. Bei Objekten Quelle: DSC Dietmar Schickel Consulting wie dem Südring Center können wir neben dem Asset Management auch unsere umfassende Erfah- rung bei der Revitalisierung von Einzelhandelsimmobilien und im Wohnobjekt für Family Office Projektmanagement einbringen“, Schönefeld. Das Asset Management der im Schönefelder Ortsteil Großziethen erwor- erklärt Susanne Klaußner, CEO der Dr. Lübke & Kelber GmbH hat im Rahmen ei- ben. Die 1995 erbaute, gepflegte Immobi- GRR Group. nes Mandats für ein Family Office ein Mehr- lie ist voll vermietet und verfügt über etwa familienhaus mit 24 Eigentumswohnungen 1.230 Quadratmeter Bestandsfläche.
Foto: Jan Rosenberg, Berlin Kurz & Kompakt Gemeinsame Strategie Berlin. Die Vorstände und Geschäfts- führer von acht führenden Asset Ma- nagement- und Immobilienunter- nehmen haben sich gemeinsam mit dem Berliner PropTech Architrave auf eine gemeinsame, offene Digitalstra- tegie geeinigt. Im Rahmen des erst- malig durchgeführten „Real Estate Data Summit“ (REDS) verständigten die Teilnehmer sich darauf, unter- nehmensübergreifende statt indivi- duelle Lösungen für eine erfolgrei- che Digitalisierung durchzusetzen. Zu den Mitgliedern des im REDS zusammengeschlossenen Netz- werks zählen Commerz Real, Cre- dit Suisse, DEKA Immobilien, DWS, ECE, PATRIZIA Immobilien AG, Union Investment, Architrave und BEOS. Maurice Grassau, CEO und Gründer Refurbishment bei Bürokomplex von Architrave, kommentiert: „Der ‚Real Estate Data Summit‘ markiert Berlin. Wachsende Städte brauchen klu- straße / Salzufer. Im nicht mehr marktfähi- einen Paradigmenwechsel. Ge- ge Modernisierung. Abriss und Neubau gen Gebäude entstanden neue Büroflächen. meinsam widmen sich führende ist ein Weg, Refurbishment und Revitali- Das Gestaltungskonzept für 8 Floors kreier- Marktakteure der Digitalisierung. sierung ein anderer. Letzteren beschrit- te Gewers Pudewill Architekten Berlin. Dank Ein großer Schritt für die gesam- ten 2017/18 die Investoren Patron Capi- des modularen Aufbaus können die Mieter te Branche in Richtung Automati- tal / Luxembourg und Suprema / Berlin. die Büroflächen dem Personalbedarf und sierung und externe Vernetzung.“ Sie entwickelten das 51.000 Quadratme- der Arbeitsstruktur anpassen. Besonders Als ersten Schritt vereinbarten die ter große Bürogebäude 8 Floors in Berlin markant ist der neue Eckturm aus einer Teilnehmer die Ausarbeitung und Charlottenburg neu. Der dreiteilige Kom- hochwertigen Aluminium-Glas-Fassade mit Definition eines verbindlichen Kata- plex liegt auf dem Eckgrundstück Franklin- großen Glasflächen. logs von Dokumentenklassen. Neues Karstadt Berlin. Das Berliner Immobilienunternehmen HGHI Holding GmbH hat den Grundstein für die Revitalisierung der Gorkistraße in Ber- lin-Tegel gelegt. Damit erneuert das Unter- nehmen samt Tegel-Center und Markthalle eine gesamte Fußgängerzone. Das Projekt ist bundesweit eines der ersten zentralen Refur- bishments einer kompletten Einkaufsstraße. Mit der Eröffnung in 2019 wird Karstadt dort ein weiteres neues Warenhaus in Deutsch- land betreiben. „Uns fasziniert die Idee, die Gorkistraße als urbane Einkaufsstraße völlig neu zu definieren und den in die Jahre ge- kommenen Standort neu zu beleben. Unser Anspruch ist es, Berlins schönste Fußgänger- zone zu schaffen, die sich gegen jedes eta- Quelle: HGHI blierte Einkaufszentrum behaupten kann“, sagt Harald Gerome Huth, Inhaber und Ge- schäftsführer der HGHI Holding GmbH. 8 Immobilien aktuell
Kurz & Kompakt Projektstart wie die Nachbarhäuser verfügen die Neu- bauten mit drei Aufgängen über fünf Voll- in Pankow geschosse, ergänzt um ein Staffelgeschoss. Die Fassaden erhalten hellen Putz und Pan- oramafenster. Zu dem Projekt gehören eine Berlin. In der Schulzestraße im Stadtteil Tiefgarage mit 28 Pkw- und Fahrrad-Stell- Pankow werden zwei der letzten Baulücken plätzen sowie Kellerräume. Von hier aus in der gewachsenen Nachbarschaft ge- lassen sich alle Eigentumswohnungen über schlossen. Im Rahmen des Neubauprojektes Aufzüge erreichen. Die Wohnflächen liegen Am Bürgerpark entstehen 48 Eigentums- zwischen rund 43 und 128 Quadratmetern. wohnungen in zwei Gebäuden. Ihre Ver- Die Preise bewegen sich zwischen 198.000 mittlung hat Grossmann & Berger übernom- und 632.000 Euro, ein Tiefgaragen-Stellplatz men. An die Gründerzeit lehnt sich auch die kann für zusätzliche 35.000 Euro erworben Quelle: Grossmann & Berger GmbH Formensprache des Projektes an. Ebenso werden. Finden statt suchen auf der BERLINER IMMOBILIENMESSE Berlin. Am 6. und 7. April 2019 findet rungsberatung und einiges mehr. In vielen in der Arena Berlin wieder die BERLINER hochkarätigen Fachvorträgen erhält man IMMOBILIENMESSE statt. außerdem wertvolle Expertentipps rund Für Immobilieninteressierte ein Muss: um den Kauf und Verkauf von Wohneigen- Mehr als 50 Aussteller präsentieren ihr tum. BERLINER IMMOBILIENMESSE aktuelles Angebot – rund 10.000 Ei- 6. und 7. April 2019, gentumswohnungen und Häuser, Pre- Weitere Infos und Tickets: jeweils 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr mieren neuer Bauvorhaben, Finanzie- www.bim-messe.de www.bim-messe.de Der kompetente Partner für gewerbliche Immobilienkunden. Die Berliner Volksbank ist eine der größten Genossenschaftsbanken in Deutschland. Das bewährte und sichere Geschäftsmodell verkörpert auch nach über 170 Jahren Werte, die heute aktueller denn je sind: Fairness, Kompetenz, Sicherheit und Zuverlässigkeit. Wir bieten höchstes Immobilien-Know-how, individuelle Beratung und maßgeschneiderte Finanzierungslösungen auch rund um das Thema Erneuerbare Energien für: • Immobilieninvestoren und gewerbliche Projektentwickler • Bauträger und Aufteiler • Institutionelle Investoren • Wohnungsbaugenossenschaften und -gesellschaften • Haus- und Fondsverwaltungen Wir freuen uns auf Sie. Jörg Widhalm Thomas Brand Andreas Schmucker Bereichsleiter Immobilien- Direktor Direktor kunden und Infrastruktur Immobilienkunden Immobilienkunden Tel.: 030 3063-3431 Tel.: 030 3063-5191 Tel.: 030 3063-5191 E-Mail: immobilien@berliner-volksbank.de Internet: berliner-volksbank.de/professionelle-immobilienkunden
Kurz & Kompakt BLG Logistics Center verkauft übernimmt Falkensee. BLG Logistics hat ein neues, hochmodernes Logistikzentrum des Projektentwicklers Panattoni Europe in Falkensee bei Berlin offiziell in Betrieb genommen. Auf 22.000 Quadratmetern Logistikfläche, 1.000 Außenlagerfläche sowie 1.300 Quadratmetern Büro- und Sozialflächen erfüllt der Dienstleister in erster Linie Aufgaben der Werkslogistik: Das BLG-Team versorgt die Produktion des Siemens Gasturbinenwerks in Ber- lin-Moabit und dessen Außenstandort Quelle: JLL in Berlin-Siemensstadt. Berlin. Die irische Immobilieninvestment- men. Verkäufer des Biesdorf-Centers ist gesellschaft Greenman Investments hat eine Tochtergesellschaft von Cerberus, die DeuWo feiert das Biesdorf-Center in Berlin erworben. Der Kaufpreis beläuft sich auf rund 79 Mil- das im Jahr 2003 erbaute Einkaufszentrum seit 2013 im Bestand gehalten hatte. In Richtfest lionen Euro. Das Einkaufszentrum verfügt über eine Mietfläche von rund 32.200 Qua- den vergangenen Jahren hatte der Finanz- investor den Fokus auf die Optimierung Elstal. Die Deutsche Wohnen feierte dratmetern. Kaufland umfasst etwa 12.500 des Mietermixes gelegt. Wesentlicher Be- Richtfest von insgesamt vier Neubau- Quadratmeter Fläche und erwirtschaftet standteil war dabei die Mietvertragsver- ten mit 24 Wohneinheiten in der his- rund 40 Prozent der jährlichen Mieteinnah- längerung mit Kaufland bis 2028. torischen Eisenbahnersiedlung in Elstal (Gemeinde Wustermark) bei Berlin. Die in den 1920er Jahren entstandene Ei- senbahnersiedlung steht unter Denk- Grundstein für Kauf vor 101 Wohnungen Baubeginn malschutz und wurde zwischen 2013 und 2017 bereits umfassend saniert. Für den verantwortungsvollen Umgang mit dem architekturhistorisch wertvollen Berlin. Ein neues Wohngebäude der STADT Berlin. Die MUNDIAL AG hat zwei Wohn- Bestand erhielt die Deutsche Wohnen UND LAND entsteht bis zum Frühjahr 2020 und Geschäftshäuser in Lichtenberg noch im Jahr 2015 den Deutschen Bauher- mit 101 Mietwohnungen in der Briesestraße vor Baubeginn global verkauft. Die beiden renpreis. Seit März 2018 entstehen nun im Norden Neuköllns. Im sogenannten Roll- Häuser haben zusammen eine Bruttoge- in einem Neubauvorhaben vier dreige- bergkiez sind 77 Ein- bis Vier-Zimmer-Woh- schossfläche von 1.970 Quadratmetern, schossige Mehrfamilienhäuser in mo- nungen, 17 Atelierwohnungen und sieben von denen 1.450 Quadratmeter für Woh- dularer Holzmassivbauweise. Diese Art Wohnungen mit zusätzlichen Gemein- nungen vorgesehen sind. Die Fertigstel- des Bauens wird erstmals erprobt und schaftsflächen für Wohngemeinschaften lung ist für Juni 2019 geplant. Das Gesamt- soll neben den ökologischen Vortei- geplant. Das L-förmige, rund 3.300 Quadrat- investitionsvolumen liegt bei 5,5 Millionen len auch den Instandhaltungsaufwand meter große Baugrundstück zwischen Brie- Euro. „Der frühe Verkauf bestätigt das sehr langfristig niedrig halten. Dabei wer- sestraße / Kienitzer Straße wird im Osten große Investoreninteresse an Berliner Im- den die vorgefertigten Wandelemente durch einen geschlossenen Blockrand und mobilien, das sich auch auf Lagen außer- leimfrei mittels Buchenholzschrauben im Westen von einer großförmigen, offenen halb der Innenstadt erstreckt“, sagt Zsolt fest miteinander verbunden. Noch in Wohnbebauung aus Siedlungsbauten der Farkas, Vorstandsvorsitzender der MUNDI- diesem Jahr sollen die ersten drei Häu- 1970er-Jahre begrenzt. AL AG. ser mit 17 Wohnungen fertiggestellt werden. Der Bau des vierten Gebäudes Visualisierung: EM2N Architekten Quelle: MUNDIAL AG soll mit sieben weiteren Wohnungen Anfang 2019 abgeschlossen werden. Insgesamt wird so eine Wohnfläche von über 2.000 Quadratmetern ge- schaffen. Die Investitionskosten betra- gen insgesamt etwa 6,5 Millionen Euro. Bereits im Jahr 2016 hat die DeuWo einen Wohnungsneubau in Potsdam- Babelsberg in einer bestehenden Eisen- bahnsiedlung realisiert. 10 Immobilien aktuell
@SEGRO_Germany | blog.segro.com SEGRO AIRPORT PARK BERLIN LETZTER AUFRUF ZUM BOARDING Jetzt noch Flächen aus der finalen Bauphase direkt am BER Airport sichern! Logistikeinheiten von 5.000 - 17.000 m2 E: germany@segro.com T: 0211 - 497 65 200 BER ◀ FINALE BAUPHASE SEGRO ist an den wichtigsten Standorten Europas vertreten. Wir haben uns, als derzeit einziger Marktteilnehmer, sowohl auf kleinteilige Gewerbeparks als auch auf großflächige Logistikimmobilien-Lösungen spezialisiert. Ob für Logistik, Produktion oder Handel - wir haben den wachsenden Bedarf unserer Kunden und den steten Wandel der Prozesse immer im Blick, und das seit fast 100 Jahren. segro.com/de
Kommentar Mietpreisbremse auf dem Prüfstand oder schlimmer geht immer von Prof. Dr. Ulf Börstinghaus, Ehrenvorsitzender des Mietgerichtstages nicht so recht. Die Berliner scheinen wegen der niedrigeren Mieten in der Hauptstadt an einem Minderwertigkeitskomplex zu leiden. So bezweifeln sie auch die Qualifikation ih- res Mietspiegels, weil dieser nur drei statt wie in München vier Lageklassen aufwei- se. Unbemerkt ist dabei geblieben, dass in München die schlechteste Lageklasse un- besetzt ist und dass es in Hamburg schon immer nur zwei Lageklasse gibt. Aufgrund der schlechten Erfahrungen mit der herabgesetzten Kappungsgrenze hatte der Bundesgesetzgeber noch eine eigene Bremse in die Mietpreisbremse ein- geführt, nämlich den Begründungszwang für die jeweilige Landesverordnung. Damit sollten die Länder angehalten werden, nicht planlos aus politischen Gründen die Miet- preisbremse großflächig in Kraft zu setzen. Dass eine Begründung Tatsachen enthalten und vor allem auch öffentlich zugänglich sein muss, ist nicht allen Landesregierungen bewusst gewesen. So ist die Mietpreisbrem- se in Bayern, Hessen und Hamburg schon wieder Geschichte. Damit gilt sie in ange- spannten Wohnungsmärkten wie München, Prof. Dr. Ulf Börstinghaus ist weiterer aufsichtsführender Richter am Amtsgericht Dortmund. Er war Frankfurt und Hamburg nicht, aber in Län- von 1997 bis 2017 Vorsitzender des Deutschen Mietgerichtstages und ist seither dessen Ehrenvorsit- dern, die damit nicht ansatzweise vergleich- zender. Er ist Verfasser diverser Standardwerke zum Mietrecht. Foto: privat bar sind, doch. Jetzt will auch noch Meck- lenburg-Vorpommern in zwei Gemeinden D er vorletzte Kanzlerkandidat der SPD, werde“, die Tonlage vorgegeben, sodass ei- die Mietpreisbremse ziehen. Peer Steinbrück, hatte im Bundes- nige Abgeordnete völlig unvorbereitet wa- Im neuen Koalitionsvertrag ist dafür zwei tagswahlkampf 2013 versprochen, ren und wahrscheinlich die Probleme gar Jahre vor Auslaufen der Mietpreisbremse die Mieten zu begrenzen. Die Bundeskanz- nicht erkannten, da sie ja wussten, dass alles eine zumindest formale „Verschärfung“ ver- lerin hatte dies in ihrer wöchentlichen Vi- „für die Tonne“ war. einbart worden. Die neue Bundesjustizmi- deobotschaft sofort vereinnahmt, sodass Neben den Vermietern und den Mietern nisterin hat jetzt den entsprechenden Refe- schon vor Beginn der vor-vor-letzten Ko- war es mal wieder die Justiz, die die Sup- rentenentwurf vorgelegt – und sich sogleich alitionsverhandlungen feststand, dass eine pe auslöffeln musste. So sicher, wie heute den Unmut ihres Koalitionspartners zugezo- Mietpreisbremse eingeführt werden würde. bei jedem Starkregen abends eine Brenn- gen, da sie weit über die vereinbarten Ver- Es darf bezweifelt werden, ob beide damals punkt-Sendung ins Programm genommen schärfungen hinausgegangen ist. Außerdem verstanden haben, was sie da versprachen. wird, so sicher war es, dass irgendwer die war das Selbstdarstellungsbedürfnis größer Sicher war es nicht das, was dann dabei Regelung für verfassungswidrig halten wird. als die übliche Gepflogenheit der Ressort- herausgekommen ist. Im Justizministerium So erstaunte es nicht, dass es ausgerechnet abstimmung vor Einberufung einer Pres- tat man sich mit der Umsetzung erkennbar eine Kammer des Landgerichtes Berlin war, sekonferenz. Aber das dicke Ende kommt schwer. Auch bei der Sachverständigenan- die inzwischen zwei Berufungsverfahren erst noch. Es soll eine Ordnungswidrigkeit hörung im Rechtsausschuss des Deutschen ausgesetzt und die Verfahren dem Bundes- des „Herausmodernisierens“ geben. Wer in Bundestages hatten damals mehr oder we- verfassungsgericht in Karlsruhe vorgelegt der Absicht, den Mieter zur Kündigung zu niger alle geladenen Sachverständigen aus hat. Man kann gegen die Regelung ja durch- veranlassen, missbräuchlich saniert oder so den unterschiedlichsten Gründen Bedenken aus auch verfassungsrechtliche Bedenken etwas ankündigt, kann mit einem Bußgeld gegen die Regelung. Der damalige Bundes- haben, aber das Argument, dass die Bremse bis 100.000 Euro belegt werden. Die armen justizminister hatte aber mit seiner Vorgabe, in München später greife als in Berlin, weil Bußgeldrichter, die solche Verfahren einmal dass „an dem Gesetz kein Komma geändert das Mietenniveau anders sei, überzeugt zu entscheiden haben! 12 Immobilien aktuell
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Trend „Wir brauchen eine Willkommens- kultur für Neubauten“ Gunther Adler, Staatssekretär im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat und damit zuständig für Bauen, Wohnen und Stadtentwicklung, über Spannungen, Module, die Notwendigkeit zur Einsicht und Eigentumsförderung Quelle: Bundesregierung / Sandra Steins IMMOBILIEN AKTUELL (IA): In der Zeit- Gunther Adler (GA): Das kommt auf den men. Das gilt für Berliner genauso wie für schrift architektur.aktuell heißt es: „Bau- Zusammenhang an. Wenn ich mir das Gäste der Stadt. Gleiches gilt genauso für ten bringen Menschen real zusammen Humboldt-Forum anschaue, kann ich sa- die Elbphilharmonie in Hamburg. Wenn wir statt bloß virtuell. Sie können Aktivitäten gen: Als kulturelles Projekt bringt es die den Mietwohnungsbau betrachten, zeigt fördern und stimulieren.“ Momentan hat Menschen, trotz oder gerader wegen der sich ein anderes Bild. In den Großstädten man eher den Eindruck, dass es Men- Diskussionen rund um den Wiederaufbau und Ballungszentren sowie in Universitäts- schen gegeneinander aufbringt. des Berliner Schlosses, schon jetzt zusam- städten geht es aufgrund der derzeitigen 14 Immobilien aktuell
Trend Wohnungssituation eher um Konkurrenz IA: Eine Mehrheit der Befragten einer Ci- ungemein dickes und hartes Brett, das es als um ein Miteinander. Da müssen wir ge- vey-Umfrage war nach Angaben des ZIA zu Bohren gilt. gensteuern. der Meinung, dass der Wohnungsbau in Deutschland zu stark reglementiert ist. IA: Wieso ist die Notwendigkeit einer sol- IA: In Berlin gehen Menschen auf die 62,3 Prozent stimmten dieser Aussage chen Anpassung nicht allen klar? Straße, weil sie sich Wohnen nicht mehr zu, der IVD fordert einen „großen baupo- leisten können. Die Politik versucht es litischen Wurf von der Regierung“ auch GA: Es wird immer die Sorge geäußert, mit Mietpreisbremse, mit Förderpro- hinsichtlich der vielfältigen Vorschriften, dass die Identität eines jeden Landes und grammen für sozialen Wohnungsbau, die die Kleinstaaterei solle aufhören. Gibt es der Region verloren ginge. Diese Gefahr Verwaltungen sind überfordert. Wo ist überhaupt eine Möglichkeit das zu ent- sehe ich überhaupt nicht. Es gibt nach das Licht am Ende des Tunnels? wirren? wie vor genügend Spielraum für landes- typische Umsetzungen. Wir wollen keine GA: Mir ist es immer sehr wichtig, dass GA: Dieser Punkt steht auf unserer Agen- Gleichmacherei, wir wollen eine Harmo- wir mit der ganzen Argumentation in da ganz oben und das aus gutem Grund. nisierung. Das ist ein gravierender Unter- die Tiefe gehen. Schwarz-Weiß-Malen In der vergangenen Legislaturperiode gab schied. und holzschnittartige Antworten sind es bereits die Baukostensenkungskom- hier fehl am Platz. 2006 gab es die Fö- mission. Wenn man sie Baukostendämp- IA: Die Diskussionen sind nicht neu, deralismuskommission, die der Meinung fungskommission genannt hätte, wäre trotzdem geschieht alles eher langsam. war: Deutschland ist fertig gebaut. Es ich ein glücklicherer Mensch gewesen, Wie kanalisiert man das besser? sollte von da an Aufgabe der Länder und weil allein durch den Namen Erwartun- Kommunen sein, sich um noch mögliche gen aufgebaut wurden, die schwer erfüllt GA: Ich halte es da mit Ernst Bloch: „Man Bedarfe zu kümmern. Tatsächlich hatten werden konnten. Die Kommission hat muss ins Gelingen verliebt sein.“ Der Opti- wir in dieser Zeit in den meisten Städ- 71 Maßnahmen definiert, die es nun um- mismus, etwas zu bewirken und bewirken ten ausreichend Wohnraum. Als ich An- zusetzen gilt. Nicht alle sind gleichrangig, zu können, ist wichtig. Den gilt es zu be- fang der 1990er nach Berlin kam, wurden nicht alle werden den gleichen Nutzen in wahren. Gerade dann, wenn man mit dem Wohnungen angeboten, in denen der Umsetzung bringen. Aber wir Tempo der Umsetzung nicht zufrieden man die ersten drei Monate müssen die Punkte angehen ist. Als Bundesbauministerium haben wir mietfrei wohnen konn- und möglichst mit hohem sämtliche Verbände und die Länder aufge- Tempo realisieren. Das rufen, uns konkrete Vorschläge zu unter- te, die Makler bekamen keine Provision. In der Gesucht: betrifft beispielsweise breiten: Wo sehen die einzelnen Vertreter Bauverwaltung wurde Personal abgebaut, kompetentes, eine Übernormierung, die Bauen und Woh- Möglichkeiten der Effizienzsteigerung, der Kostensenkung, der Beschleunigung, der weil es schlicht nicht mehr benötigt wurde. engagiertes nen unnötig verteuert. Deshalb wollen wir un- Deregulierung? Wir haben bereits eine Vielzahl von Vorschlägen von den Ver- Diese Situation änder- Personal ter anderem im Rahmen bänden der Wohnungs- und Immobilien- te sich dann zunächst des DIN-Sonderpräsidi- wirtschaft und anderen Bündnispartnern langsam und in den letz- alausschusses die „Nor- erhalten. Jeden einzelnen dieser Vorschlä- ten Jahren in zunehmen- mungsroadmap Bauwerke“ ge prüfen wir derzeit. Das Ganze soll im dem Maße. Seit geraumer Zeit erarbeiten. Ziel ist es, bei allen Herbst in einem Wohngipfel im Kanzler- sind alle Verwaltungsstellen aufgerufen, neu hinzukommenden Normen im Bau- amt münden, wo wir hoffentlich gute Ant- ihre Behörden zu stärken. Und was wir bereich eine Kosten-Nutzen-Rechnung worten auf all diese Fragen finden werden. dabei vor allem brauchen, ist fachkun- aufzustellen. Ist diese Norm tatsächlich Ziel ist es in einem gemeinsamen Maßnah- diges Personal. Es gilt möglichst schnell sinnvoll? Muss sie flächendeckend umge- menpaket die Basis für gutes, bezahlba- und effizient zu arbeiten, damit Bauge- setzt werden? Wie wirkt sie sich kosten- res und schnelles Bauen und Wohnen in nehmigungen erteilt werden können und mäßig auf das Bauen aus? Wenn wir dann Deutschland zu legen. eben die Wohnungen entstehen, die wir einen Strich darunter machen und sehen, so dringend brauchen. dass die Kosten wesentlich höher liegen IA: Die Mieten steigen weiter, es entste- als der Nutzen, dann muss doch die Sache hen Neubauten, die oft zwischen zwölf IA: Aber Mitarbeiter bekommt man ja in Frage gestellt werden. Das hat in den und 15 Euro pro Quadratmeter kosten. nicht von heute auf Morgen. vergangenen Jahren leider so nicht statt- Viel Bauen hilft gegen den Mangel. Steckt gefunden. Ich setze große Hoffnungen in hier der Widerspruch versteckt? GA: Ja, genau das ist das Problem. Personal diesen Prozess. Der nächste Punkt sind muss aufgebaut, ausgebildet und effizient die 16 verschiedenen Landesbauordnun- GA: Im Koalitionsvertrag ist das Ziel ver- eingesetzt werden. Möglicherweise wäre gen, die sich in unterschiedlichem Maße ankert, in dieser Legislaturperiode 1,5 Mil- es eine Lösung, wenn für kleinere Kom- an der Musterbauordnung orientieren. lionen Wohnungen zu bauen. Das bezieht munen Baugenehmigungen kommunal Das verzögert und verteuert das Bauen. sich auf sämtliche Bereiche, den Mietwoh- übergreifend bearbeitet würden. Nicht Unser Vorschlag an die Länder ist es, sich nungsbau genauso wie das höher preisige jede Kommune benötigt hierfür eine eige- gemeinsam für eine stärkere Harmonisie- Segment, sozial gebundene Wohnungen ne Behörde. Da müssen alle ein mehr an rung der Landesbauordnung einzusetzen genauso wie Eigentumsförderung. Es ist Kreativität und Innovationsbereitschaft an und sich hier stärker an der Musterbau- ein „sowohl als auch“ und kein „entweder den Tag legen. ordnung zu orientieren. Das ist aber ein oder“. Wir nehmen keinen Bereich aus, Immobilien aktuell 15
Trend sprechen sämtliche Investoren an, die klei- IA: Neben einer ansprechenden Architek- für dieses Problem könnten sogenannte nen wie die großen. Das ist uns sehr wich- tur zeichnen sich diese neun Entwürfe Wohnungsbörsen sein, für die ich gerade tig. Wir haben über 2,5 Milliarden Euro für noch durch welche Eigenschaften aus? bei Wohnungsunternehmen werbe. Die den sozialen Wohnungsbau vorgesehen. erste Börse wurde bei der LEG eingerich- Etwa genauso viel wird für die Eigentums- GA: Kostenaspekte stehen da natürlich tet. Das Prinzip ist einfach: Das Unterneh- förderung bereitgestellt. Beim Baukinder- ebenfalls im Vordergrund. Wir wollen mit men bietet den Mietern, vorwiegend äl- geld wurden bestimmte Einkommens- den Quadratmeterpreisen runter gehen teren Menschen, kleinere Wohnungen in grenzen gesetzt, damit insbesondere die und Zeit sparen. der gewohnten Umgebung bei gleichblei- unteren und mittleren Einkommensgrup- bender Miete an. Die alten, großen Woh- pen davon profitieren. Wir sind außerdem IA: Wann kann man die ersten Häuser nungen werden frei, und junge Familie mit mit Unternehmen im Gespräch, um sie zu und Wohnungen betrachten? Kindern ziehen ein. Eine Win-Win-Situati- animieren, Wohnungen für ihre Mitarbeiter on für die Mieter und das Unternehmen. zu bauen. Ich sehe das als klaren Wettbe- GA: Ich würde mich freuen, wenn wir 2019 Zudem trägt eine solche Börse zur Stabi- werbs- und Standortvorteil, weil die Un- das erste Richtfest hätten. Vom GdW weiß lität und Durchmischung eines Quartiers ternehmen so neben guten Gehaltsstruk- ich, dass verschiedene Mitglieder bereits bei. Alles in allem also eine gute Sache. turen bezahlbaren Wohnraum möglichst starkes Interesse angezeigt haben. arbeitsplatznah anbieten können. Und da IA: Ein weiteres Schlagwort: Digitalisie- muss dann auch der Bund mit gutem Bei- IA: Nachhaltigkeit ist eines der aktuellen rung. Der Immobilienbranche wird Behä- spiel vorangehen. Deshalb wollen wir in Schlagwörter. Wie sieht für Sie ein sol- bigkeit bei diesem Thema unterstellt. Wie den bundeseigenen Wohnungsbau wieder ches Quartier aus? schätzen Sie die Situation ein? einsteigen. Auch der Bundespolizist oder der Zöllner soll die Möglichkeit haben nah GA: Für mich sind drei Aspekte wichtig: GA: Wir unterstützen die Digitalisierung an seinem Arbeitsplatz, also beispielswei- soziale, ökologische und wirtschaftliche gerade im Baubereich sehr, was so auch se am Frankfurter oder Münchener Flug- Nachhaltigkeit. Alle drei stehen gleichran- im Koalitionsvertrag verankert ist. Es gibt hafen, eine bezahlbare Wohnung beziehen gig nebeneinander. Alle drei müssen wir, Unternehmen, die gut aufgestellt sind, zu können. (siehe auch S. 64) gerade wenn wir über eine Quantität im andere können da sicherlich noch einen Wohnungsbau sprechen, dringend beach- Zahn zulegen. Diesen Prozess wollen wir IA: In einem europaweiten Ausschrei- ten. Es gilt nach wie vor das 30 Hektar-Ziel von Seiten des Bundesministeriums ger- bungsverfahren für serielles und modu- der Bundesregierung zur Reduzierung der ne begleiten. Wir alle müssen die Chancen lares Bauen haben neun Anbieter den Flächenneuinanspruchnahme. Davon sind der Digitalisierung da einfach noch stärker Zuschlag erhalten: Der Baupreis bei den wir leider noch ein ganzes Stück entfernt. nutzen. Nehmen wir BIM als Beispiel für unterschiedlichen Unternehmen liegt Klar ist, dass wir von dem Flächenfraß Bauen und Planen. Wir haben sehr be- zwischen 2.000 und 3.200 Euro pro Qua- wegmüssen. Wir müssen schauen, wo wir wusst im engen Dialog mit den Kammern dratmeter. Erleben wir hier die Geburt dichter und höher bauen können. Eine und Verbänden ein vernünftiges Tempo eines neuen Wundermittels? weitere Überlegung ist, wie man mit an- vorgelegt, geschaut, wie die nächsten deren Grundrissen mehr Grundfläche zum Schritte aussehen könnten, um kleinere GA: So einfach ist es dann leider doch Wohnen erreichen kann. Da hoffe ich sehr Firmen nicht zu überfordern. Jetzt sollten nicht. Wir brauchen sichtbare Beispiele, auf mutige und intelligente Entwürfe un- wir einen Schritt weitergehen, das Tempo um noch besser für diese Art des Bauens serer Architekten und Planer. anziehen. werben zu können. Das Plattenbaudenken muss aus den Köpfen. Mir persönlich ist IA: Das klingt alles eher theoretisch. Was IA: Zum Thema Partizipation: Die einen ein baukultureller Anspruch sehr wichtig. kann sofort bearbeitet werden? fordern sie, die anderen betrachten sie Im Wettbewerbsverfahren habe ich größ- skeptisch, weil sie zu Verzögerungen und ten Wert darauf gelegt, dass 50 Prozent in GA: Wir haben zunehmende Flächenbe- zur Erhöhung der Baukosten beiträgt. der Entscheidungsfindung genau diesem darfe pro Kopf. Nach dem Zweiten Welt- Wie findet sich hier das geeignete Mittel- Aspekt galten. Das Antlitz der Städte in Ba- krieg waren es rund 14 Quadratmeter, 1970 maß? den-Württemberg oder in Schleswig-Hol- um die 30 Quadratmeter, heute sind wir stein soll und muss erhalten bleiben. bei etwa 46 Quadratmetern pro Kopf, was GA: Wir haben sehr gute Bürgerbeteili- Wenn wir über 1,5 Millionen Wohnungen eine Verdreifachung der Flächenbedarfe gungsprozesse in Deutschland. Da muss sprechen, dann erreichen wir diese Quan- innerhalb der letzten Jahrzehnte bedeutet. die Welt nicht neu erfunden werden. Was tität nicht allein über Dachaufstockungen Nehmen wir als Beispiel die ältere Dame wir dringend brauchen, ist eine Willkom- oder -ausbau oder Lückenschließung. Wir die allein auf 100 Quadratmetern lebt. menskultur für Neubauten in Deutschland. müssen über neue Wohnviertel in unseren Die Kinder sind aus dem Haus, der Mann Jeder bejaht zwar die Notwendigkeit, nur Städten diskutieren. Dafür bietet sich das verstorben. Sie braucht und will den Platz bitte nicht vor der eigenen Haustür oder in serielle Bauen an, weil es hohe Skalenef- nicht mehr. Die große Wohnung wird viel- der direkten Nachbarschaft. Wir brauchen fekte erlaubt. Die Bedürfnisse der Men- mehr zur Last im Alter. Ein Umzug ist aber mehr Akzeptanz, übrigens ein wesentli- schen ändern sich. Derzeit ist beispiels- unrentabel, da sie für eine kleinere Woh- cher Punkt in der Wohnraumoffensive des weise der Bedarf an Singlewohnungen nung letztlich wohl eine wesentlich hö- Bündnisses für bezahlbares Wohnen und enorm groß. Mit modularem Bauen kann here Miete zahlen müsste als für ihre 100 Bauen. In der Tat sehe ich hinsichtlich der man auf solche Entwicklungen sehr gut Quadratmeter Wohnung mit dem alten Partizipation in manchen Städten eher reagieren. Deswegen werbe ich dafür. Mietvertrag aus den 1970ern. Eine Lösung eine Verlangsamung der Prozesse. Manch- 16 Immobilien aktuell
Trend mal ist man geneigt zu vermuten, dass da- also Büros und Fabrikhallen, die benötigt vor allem in welcher Geschwindigkeit die hinter andere Beweggründe als die Einbe- werden. Außerdem sehen wir einen sehr Infrastruktur in bestimmten Regionen ziehung der Bürger stehen. hohen Bedarf an energetischer Sanierung, weiterentwickelt wird. auch bei den Gebäuden der öffentlichen IA: In Berlin arbeitet der Senat zwei Jahre Hand. Darin steckt ein enormes Potenzial. GA: Deshalb müssen wir den ländlichen an einem Partizipationsleitfaden. Raum attraktiv machen, damit wir eben IA: Apropos Gewerbe: In Berlin oder den Investor dorthin locken und nicht nur GA: Wichtig ist ein investorenfreundliches München ist derzeit fast eine Vollver- in die Großgebiete, wo weder Gewerbe- Klima. Die Wohnungen bauen sich leider mietung hinsichtlich von Büros zu kon- noch Wohnflächen vorhanden sind. Wir nicht von allein. statieren. Kann das zum Standortnach- als Städter gehen immer davon aus, dass teil werden? alle Menschen in die Stadt wollen. Das IA: Ein wenig wird die Angst vor auslän- entspricht aber nicht dem allgemeinen Le- dischen Investoren geschürt? Teilen Sie GA: In der Tat ist ein solcher Mangel ein bensgefühl. diese? Standortnachteil für die Kommune, die keine Flächen bereitstellen kann. Um- IA: In Leipzig, Erfurt und Dresden, also GA: Nein, aber natürlich müssen wir die gekehrt ein Vorteil, wenn eine Kommu- in B-Städten, führen wir eine Diskussion Entwicklungen gerade in diesem ne Flächen besitzt. Wir müssen über viel zu hohe Mieten. Im deutsch- Bereich sehr aufmerksam in Deutschland weg davon, landweiten Vergleich sind die aber gar beobachten. An- und Ver- immer nur die Großstädte nicht so hoch. käufe dürfen nicht zu Lasten der Menschen Lockruf und Ballungszentren als Maßstab allen Handelns GA: Das beste Rezept gegen hohe Mieten in unseren Städten ge- hen. Berlin darf nicht in die zu nehmen. Kleine und mittlere Städte rücken ist Wohnungsbau. Da, wo Mangel ent- steht, muss entgegengewirkt werden. Ich zu einem „begehbaren Investmentfond“ wer- kleineren in den Fokus, in denen wir sonst eher eine würde diese Problematik trotzdem nicht kleinreden, denn es hat auch etwas mit den, wie eine Soziolo- Städte Abwanderung sehen. Lebensgefühl zu tun. Die Leute erleben, gin kürzlich treffend for- Hier stellt sich die Fra- wie immer mehr des verfügbaren Haus- mulierte. Dafür tragen wir ge, wie viel Geld wir in die haltseinkommens für die Miete verwendet eine Verantwortung. Daseinsvorsorge stecken, um werden muss und nicht für die Freizeit zur ein Ausbluten dieser Regionen zu Verfügung steht. Ob das jetzt immer die IA: Seit einiger Zeit zeigt sich noch ein verhindern. Da sehe ich eine positive Ent- sogenannten Höchstmieten sind, die da anderes Problem: Fachkräftemangel. Wie wicklung, wenn nicht alles nach Hamburg, gezahlt werden, steht auf einem anderen stark nehmen Sie sich dieses Problems München, Frankfurt und Berlin geht, son- Blatt. Der Eindruck, das Gefühl ist ent- an? dern wir vermehrt Investoren in die klei- scheidend. neren Städte locken können. GA: Gemeinsam mit dem Baugewerbe und IA: Diese hohen Mieten werden für die der Bauwirtschaft gibt es Überlegungen, IA: Der ländliche Raum rutscht also nicht Wohnung mit Stuck direkt in der Innen- wie wir möglichst schnell guten Fachkräf- in die Bedeutungslosigkeit? stadt fällig. Hat jeder ein Recht auf eine tezuwachs gewinnen. Junge Leute sollten Wohnung mitten im Zentrum? wir ermuntern, in die Bauberufe einzustei- GA: Viele haben sich über die Einrichtung gen, indem wir unter anderem die Kondi- eines Heimatministeriums gewundert. Wir GA: Das ist mein Argument beim Bau- tionen attraktiver gestalten. Die Ursache reagieren damit auf die Zeichen unserer kindergeld: Wir wollen damit vor allem für den Mangel liegt meines Erachtens Zeit: In einigen Regionen hat sich bei den bestimmte Stadtteile und den ländlichen zum Großteil in jener Zeit, als wesentlich Menschen offenkundig der Eindruck ver- Raum beleben und nicht die teuersten weniger gebaut wurde. Nun fragen die festigt, sie wären vergessen und aufgege- Wohnlagen puschen. Grundsätzlich geht Unternehmen berechtigterweise nach ben worden. Dem müssen wir ganz aktiv es um eine positive Beeinflussung der Ei- der Perspektive. Haben denn all jene, die entgegentreten. Nicht nur verbal, son- gentumsförderung. Viele Gegenden kön- jetzt ausgebildet oder umgeschult werden dern aktiv und politisch flankierend. Wie nen damit attraktiver werden. noch in zehn Jahren einen Arbeitsplatz? lebenswert und zukunftsfähig ländliche Dabei dürfen wir neben dem momentan Räume sind, hängt entscheidend von ih- IA: Schließen wir den Kreis: Baugruppen stark im Vordergrund stehenden Woh- ren Infrastrukturangeboten wie zum Bei- boomen, die Zukunft ist also doch ge- nungsbau nicht vergessen, dass es auch spiel der Schul- und ärztlichen Versorgung meinsam? einen Mangel an Gewerbeimmobilien gibt. ab. Werden diese wichtigen örtlichen Be- Auch hier müssen wir verstärkt investie- zugspunkte verringert oder aufgegeben, GA: Jeder muss schauen, wie für ihn die ren, benötigen ein investorenfreundliches hat das Auswirkungen auf die Attraktivität Schaffung von Wohnraum am einfachsten Klima. Wenn wir uns über die sinkende der Kommunen. Bund, Länder und Kom- umzusetzen ist. Da gehören Baugruppen Arbeitslosigkeit in Deutschland freuen, munen müssen hier dringend etwas ent- sicher dazu. Aber es gibt nicht das eine dann heißt das, dass viele Menschen wie- gegensetzen. Wundermittel, sondern es kommt auf eine der in Lohn und Brot stehen und Arbeits- Mischung an. plätze brauchen. Das müssen wir wörtlich IA: Für den Investor ist es aber doch sehr nehmen: Da geht es um Plätze für Arbeit, schwierig abzuschätzen, wo und wie und Interview: Ivette Wagner Immobilien aktuell 17
Trend Sozial von Staats wegen Ungeachtet der Wohnungsnot in Ballungsräumen schwächelt der Neubau von gefördertem Wohnraum. Nun will der Bund eine Kehrtwende vollziehen und wieder in den Sozialwohnungsbau einsteigen. Eine Grundgesetzänderung dafür ist auf den Weg gebracht. D ie Zahlen, die Bundesbauminister zur Wand. Die in den kommenden Jahren zu te / Wohnstadt, Constantin Westphal, vor Horst Seehofer Mitte Juli vorgelegt errichtenden Wohnungen sollen dabei we- einem Rückfall in überholte Modelle mit hat, sind ernüchternd: Obwohl der nig mit den stereotypen Blocksiedlungen Blöcken aus rein geförderten Wohnungen. Bund die Mittel auf 1,5 Milliarden Euro er- von zweifelhafter architektonischer Qualität Gefragt seien die Sozialwohnungen dabei höht hatte, legte der Neubau von geförder- aus den 1960er- und 1970er-Jahren gemein durchaus, sagt etwa Bonava-Projektleiter ten Wohnungen 2017 lediglich um sieben haben, die Planern und Bürgern Schauer Prozent zu. Wie aus dem jährlichen Bericht über den Rücken jagen: Häufig ballen sich über die Verwendung der sogenannten in diesen Großwohnsiedlungen soziale Pro- Kompensationsmittel hervorgeht, die der bleme, öffentliche Bereiche verwahrlosen Bund an die Länder zahlt, wurden Förder- und strahlen mit ihrem zweifelhaften Ruf maßnahmen für den Bau von 26.231 Miet- auf umliegende Viertel aus. wohnungen mit Mietpreis- und Belegungs- Sozialwohnungen entstehen heute eher bindungen neu bewilligt, was einem Plus in Häusern zusammen mit frei finanzierten von 1.681 Wohnungen im Vergleich zum Einheiten. „Man sieht es nicht an der Fas- Vorjahr entspricht. „Weitere Anstrengungen sade“, bekräftigt Rico Kallies, der für Berlin sind daher nötig“, sagte der Minister. „Dass zuständige Projektleiter bei Bonava; die wir in unserem Land genügend bezahl- Skandinavier gehören mit ihrem Fokus auf bare Wohnungen haben, ist für mich eine Objekte im mittleren Preissegment zu den der wichtigsten Aufgaben überhaupt.“ Die größten Entwicklern in Deutschland. Der Steigerungen bei den Genehmigungszahlen Chef des Immobilienunternehmens Re- seien vor allem auf Bayern, Sachsen, Ham- vitalis Real Estate, Thomas Cromm, burg und Berlin zurückzuführen, betonte bestätigt das nach außen einheitli- Horst Seehofer. che Bild mit einem Beispiel: „Wir lassen ja nicht bei einer ge- schlossenen Bebauung wie zum Rückzug vom Rückzug Beispiel beim Dresdner WOHN- Andere Länder haben offenbar Schwie- QUARTIER AM ALTMARKT an ei- rigkeiten mit der Ko-Finanzierung – auch nem Teil der Fassade plötzlich die deswegen will die Bundesregierung beim Loggien weg oder wechseln von Sozialwohnungsbau wieder das Heft in die Klinker auf Putz.“ Allenfalls bei der Hand nehmen: Mit dem Koalitionsvertrag Innenausstattung kann man den kündigte sie den Rückzug vom Rückzug an, Unternehmen zufolge an der einen Anfang Mai dieses Jahres beschloss das Ka- oder anderen Stelle sparen, indem binett den Gesetzentwurf für eine Grund- die Wohnung beispielsweise Lami- gesetzänderung im Bereich des sozialen nat statt Parkettfußboden erhält. Wohnungsbaus. Künftig soll der Bund den Vielerorts schreiben die Behör- Ländern wieder zweckgebundene Finanzhil- den bei Neubauten mittlerweile fen gewähren. Derzeit zahlt Berlin lediglich einen Pflichtanteil geförderter Ersatzgelder an die jeweiligen Landesre- Wohnungen vor. Die Mischung gierungen; sie sollten planmäßig und ge- bleibt eine Gratwanderung zwi- mäß dem Grundgesetz im nächsten Jahr schen politischem Willen und Er- auslaufen. Auch der Umstand, dass zahlrei- gebnis. „Wenn man natürlich che Sozialwohnungen in den vergangenen die Quote ständig erhöht, Jahren aus der Bindung gefallen und dem wird es eng mit der freien Markt zugeführt wurden, verschärft Durchmischung“, warnt die Situation: 2016 gab es bundesweit etwa der Geschäfts- weniger als halb so viele geförderte Woh- führer der hessischen nungen wie zu Wendezeiten. Länder und Unternehmensgruppe Kommunen stehen folglich mit dem Rücken Nassauische Heimstät- 18 Immobilien aktuell
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