NACHHALTIGKEIT IN WERT GESETZT - MOSTVIERTLER NACHHALTIGKEITSKONFERENZ 2/2013 - Club Niederösterreich
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NACHHALTIGKEIT IN WERT GESETZT 6. MOSTVIERTLER NACHHALTIGKEITSKONFERENZ 2/2013 Österreichische Post AG/Sponsoring.Post | Verlagspostamt 3100 St. Pölten | ZNR 06Z037012 S
Interessengemeinschaft ländlicher Raum 8 Editorial: Nachhaltigkeit in Wert gesetzt Theres Friewald-Hofbauer, Christoph Madl, MAS, Mag. Andreas Purt 10 Investitionen für und in die Regionen Dr. Erwin Pröll 14 Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit Michaela Hinterholzer 18 Über Stadt, Land und Leute ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Martin Heintel 22 Von der Besinnung auf das menschliche Mass Susanna Vötter-Dankl, Christian Vötter 32 Der Zukunft auf der Spur Mag. Erich Czerny 38 Nachhaltige Impulse für die gesamte Region Herlinde Moosbrugger 44 Go Green in und nach Werfenweng Dr. Peter Brandauer 48 Seelentium – Gratwanderung am Moor Wolfgang Reindl 54 Landlust: Tourismus der anderen Art Mag.a Helga Bauer 58 Wie aus Altem Neues entstehen kann Anya Niewierra Nachhaltigkeit in Wert gesetzt
Interessengemeinschaft ländlicher Raum Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Anzeigen und Verwaltung: Club Niederösterreich Beate Schrank Club Niederösterreich Redaktion: Domgasse 4/2/16, 3100 St. Pölten Andrea Daxböck, Theres Friewald-Hofbau- Telefon: 02742/28559 er, Doris Hofbauer Das Abonnement gilt für ein Satz: Doris Hofbauer weiteres Kalenderjahr als erneuert, falls den Club bis jeweils Domgasse 4/2/16, 3100 St. Pölten 30. November keine schriftliche Telefon: 02742/28559 Kündigung erreicht. info@clubnoe.at; www.clubnoe.at Titelbild: weinfranz.at Hersteller: gugler GmbH Auf der Schön 2 3390 Melk an der Donau Preis: Einzelnummer 4,90 Euro inklusive 10 % Umsatzsteuer Doppelnummer 9,00 Euro inklusive 10 % Umsatzsteuer Jahresabonnement 18,00 Euro inklusive 10 % Umsatzsteuer Die Schriftenreihe erscheint sechsmal jährlich. Bankverbindung: Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien Friedrich Wilhelm Raiffeisen-Platz 1 1020 Wien Kontonummer 64097, Bankleitzahl 32000
Interessengemeinschaft ländlicher Raum Präsident: Geschäftsführerin: Erwin Pröll Theres Friewald-Hofbauer VizepräsidentInnen: Erwin Hameseder Josef Plank Hermann Schultes Hubert Schultes Sonja Zwazl Vorstandsmitglieder: Alfred Berger Erich Erber Franz Fehringer Martin Gerzabek Rudolf Gruber Walter Handler Peter Harold Martin Hauer Herbert Koch Bernhard Lackner Johann Marihart Fritz Neugebauer Günther Ofner Franz Raab Josef Schmid Harald Servus Wolfgang Sobotka Gerald Steger Klaudia Tanner Hilde Umdasch Manfried Welan Franz Wiedersich Reinhard Wolf Werner Zita
4 Bisherige Ausgaben der Schriftenreihe Nr. 1/1981 Die Land- und Forstwirtschaft Nr. 1/1985 Sanfter Tourismus und Regio im Spannungsfeld der örtlichen nalpolitik Raumplanung Nr. 2/1985 Zukunft der Arbeit – Welche Nr. 2/1981 Medienzukunft Arbeit hat Zukunft? Nr. 3/4/1981 Produktionsalternativen für die Nr. 3/4/1985 Bauen und Lebensqualität Land- und Forstwirtschaft in Nr. 5/1985 Dorferneuerung und Lebens Niederösterreich qualität Nr. 1/1982 Wachstums- und Strukturpro Nr. 6/1985 Neue Medien in Österreich – bleme der Industrie – Kon Rotlicht für privates Fern sequenzen für die nieder sehen? österreichische Wirtschaft Nr. 7/1985 Weg von Rollenklischees – Nr. 2/1982 Biosprit Männer und Frauen in den Nr. 3/1982 Die japanische Heraus achtziger Jahren forderung Nr. 1/1986 Neue Industrie – Chance oder Nr. 4/5/1982 Arbeitsplatzsicherung durch Gefahr? den niederösterreichischen Nr. 2/1986 Kommunikation und Emotion Landeshaushalt – Public Relations jenseits von Nr. 6/1982 Strategien gegen die wirt Daten und Fakten schaftliche Zweiteilung Öster Nr. 3/1986 Die Zukunft der Industrie reichs Nr. 4/5/1986 Was blieb von Prinz Eugen? Nr. 1/1983 Die Einkommenssituation der Nr. 6/1986 Krisengebiete und Medien österreichischen Weinbauern Nr. 7/1986 Jugend und Dorferneuerung Nr. 2/3/1983 Wirtschaft und Umwelt – Ver- Nr. 1/1987 Kultur im Dorf such einer Versöhnung Nr. 2/1987 Dorf – Landschaft – Umwelt Nr. 4/1983 Beschäftigungseffekte durch Nr. 3/1987 Wasser für morgen Dorferneuerung Nr. 4/1987 Public Relations – Nr. 5/1983 Arbeitsplätze durch Klein- und Strategien für den Krisenfall Mittelbetriebe Nr. 5/1987 Wirtschaft und Umwelt Nr. 6/1983 Public Relations als Unter Nr. 6/1987 Biomasse nehmensaufgabe Nr. 1/1988 Wege zur Umweltsicherung Nr. 1/2/1984 Innovation als Motor des in Europa Strukturwandels Nr. 2/1988 Wirtschaftspolitik in den Nr. 3/1984 Österreich im Spannungsfeld neunziger Jahren der Weltpolitik Nr. 3/1988 Innovationsorientierte agrari- Nr. 4/5/1984 Bauen im ländlichen Raum sche Regionalpolitik Nr. 6/1984 Natürliche Psychohygiene des Nr. 4/1988 Die ethische Dimension zeit Wohnens gemäßer Öffentlichkeitsarbeit Nr. 7/1984 Public Relations – der Weg aus Nr. 5/1988 Dorferneuerung und der Isolation Architektur
5 Nr. 6/1988 Unternehmenskultur als neue Nr. 2/1993 Kultur und Identität Kommunikationsstrategie Nr. 3/1993 Abwasserreinigung im ländlichen Nr. 1/1989 Ost-West-Drift in Österreich Raum – geklärte Verhältnisse? Nr. 2/1989 Umbruch in der Nr. 4/1993 Abwasserklärung, aber wie? Landwirtschaft – Chance für Nr. 5/6/1993 Dorferneuerungswegweiser die Kulturlandschaft? Weinviertel Nr. 3/1989 Österreich und Europa Nr. 7/8/1993 AufhOHRchen – Volksmusik Nr. 4/5/1989 Dorferneuerung in Niederösterreich gestern – heute – morgen Nr. 1/2/1994 Die Türme von Znaim – Nr. 6/1989 EG-Integration und Bauern Skizzen aus dem Weinviertler Nr. 7/1989 Flaggschiff Österreich Grenzland Nr. 1/1990 Ökosoziale Marktwirtschaft Nr. 3/1994 Solar-Visionen Nr. 2/1990 Die europäische Integration – Nr. 4/5/1994 Vom Morgen im Heute: Perspektiven für Österreich Dorferneuerung Kautzen Nr. 3/4/1990 Handeln im lebendigen Kreis Nr. 6/7/1994 Zukunft der Stadt – Stadt lauf der Natur der Zukunft Nr. 5/1990 Landwirtschaft und Umwelt Nr. 8/1994 Kultur – Heimat – Werte Nr. 6/1990 Österreichs Wirtschaft Nr. 9/1994 Unser Greissler. Unser zwischen Ost und West Wirtshaus. Nr. 7/8/1990 Das betreute Dorf Nr. 1/2/1995 Wieder AufhOHRchen – Nr. 1/1991 Bohunice & Dukovany – Volksmusik zwischen Gefahren und Alternativen Tradition und Moderne Nr. 2/1991 Niederösterreich als EG- Nr. 3/1995 Regionalpolitik der Zukunft: Region – Wirtschaftsförderung Das Waldviertel-Management in Niederösterreich und EG- Nr. 4/1995 Wege zur Umweltsicherung Bestimmungen in Europa Nr. 3/4/1991 Dorferneuerungswegweiser Nr. 5/1995 Stadterneuerung für eine Waldviertel menschengerechte Urbanität Nr. 5/1991 Saubere Luft – ein Nr. 6/1995 Dörfer in Niederösterreich – knappes Gut vielgestaltig und wandelbar Nr. 6/1991 Dorferneuerung international Nr. 7/1995 Bio-Energie Nr. 7/1991 Ökosoziale Energiepolitik Nr. 1/1996 aufhOHRchen – Grenzgänge Nr. 1/1992 Dorferneuerungswegweiser mit Volksmusik Mostviertel Nr. 2/1996 Stadt und Dorf – Theorie und Nr. 2/1992 Spannungsfeld Balkan Praxis einer Erneuerung Nr. 3/1992 Niederösterreichisch – Nr. 3/4/1996 Datenhighway – und österreichisch – europäisch Niederösterreich? Nr. 4/1992 Die Erneuerung der Nr. 5/1996 Zankapfel Erdapfel – veruntreuten Landschaft Gentechnik im Pflanzenbau Nr. 5/1992 Blau-gelbe Kultur-Akzente Nr. 6/1996 Biologischer Landbau in Nr. 6/7/1992 Dorferneuerungswegweiser Österreich Industrieviertel Nr. 7/1996 Landentwicklung in Nr. 1/1993 Stadterneuerung Niederösterreich
6 Nr. 1/1997 Multifunktionale Agrarpolitik Nr. 6/2000 Integrierte Ländliche Nr. 2/1997 Zukunft der Arbeit – welche Entwicklung Arbeit hat Zukunft? Nr. 7/2000 Energienachfrage und Nr. 3/1997 Mostviertel-Strategien Bio-energie Nr. 4/1997 szene bunte wähne – Theaterkul- Nr. 1/2001 Biomassenutzung in tur für Kinder und Jugendliche Niederösterreich Nr. 5/1997 Dorf- und Stadterneuerung – Nr. 2/2001 Dorfentwicklung als Signale in blau-gelb europäische Herausforderung Nr. 6/1997 aufhOHRchen und wieder Nr. 3/2001 EU-Erweiterung – Voraus aufhOHRchen setzungen und Perspektiven Nr. 1/2/1998 Biomasse – Energiequelle Nr. 4/2001 Wirtschaftsstandort mit Zukunft Niederösterreich Nr. 3/1998 Innovative Wirtschaft in Nr. 5/2001 Sicherheit der Niederösterreich Energieversorgung Nr. 4/5/1998 Modern Bauen – zeitgemäß Nr. 6/2001 Österreichs Zukunft nachhaltig Wohnen gestalten Nr. 6/1998 Österreichs Landwirtschaft Nr. 1/2002 Arbeitsplatz Niederösterreich als Modell für Europa Nr. 2/2002 Regionen im Wandel Nr. 7/1998 Vom Umbruch zum Nr. 3/2002 Zukunftschance Bioenergie Aufbruch – Die Erweiterung Nr. 4/2002 Niederösterreich – der Europäischen Union wasserreich? Nr. 8/1998 Innovative Wirtschaft in Nr. 5/2002 Wärme aus Energiegetreide Niederösterreich II Nr. 6/2002 Globalisierung: wie weiter? Nr. 1/1999 Fitness-Programm für das Nr. 1/2003 Landwirtschaft auf neuen Weinviertel WeGEN? Nr. 2/1999 Fitness-Programm für das Nr. 2/2003 Aufbruch zu einer neuen Waldviertel Weltordnung Nr. 3/1999 Erneuerbare Energie I Nr. 3/2003 Die Europäische Union Nr. 4/1999 Erneuerbare Energie II erweitert ihre Chancen Nr. 5/1999 Kooperationen zwischen Nr. 4/5/2003 Erneuerbare Energien – Best Niederösterreich und Practice Tschechien Nr. 6/2003 Frau sein im ländlichen Raum Nr. 6/1999 Landentwicklung durch Nr. 7/2003 Wirtschaften in der Region Dorf- und Stadterneuerung Nr. 1/2/2004 DorfZukunft Nr. 1/2000 Kooperationen zwischen Nr. 3/4/2004 Keep on running, keep on Niederösterreich und der helping – 21 Jahre Benefiz- Slowakei fußballmannschaft Nr. 2/3/2000 Grünes Licht für Bioenergie Nr. 5/2004 Globalisierung bedingt Nr. 4/2000 Tradition – Funktion –Vision: Regionalisierung Bauen und Wohnen in Nr. 6/7/2004 Top-News aus der ländlichen Kleinstädten Biomasseszene Nr. 5/2000 Verdorft die Welt, Nr. 8/9/2004 Energieversorgung am sie braucht es! Wendepunkt
7 Nr. 10/2004 Innovation – Triebfeder der Nr. 6/2008 Nachhaltigkeit als Chance für Wirtschaft den Tourismus Nr. 1/2/2005 Beschäftigungseffekte durch Nr. 1/2009 Ökosoziale Marktwirtschaft als Biomassenutzung Zukunftsstrategie Nr. 3/2005 Landwirtschaft und Nr. 2/3/2009 Holzbiomasse – Potenziale und Naturschutz Märkte Nr. 4/2005 Globalisierung – eine Nr. 4/5/2009 Biogener Abfall – ein wirtschaftliche, soziale und heimischer Energieträger Teil 1 ökologische Herausforderung Nr. 6/2009 Biogener Abfall – ein Nr. 5/6/2005 Ländlicher Raum 2005. heimischer Energieträger Teil 2 Gewandelte Realitäten – neue Nr. 7/2009 Regionalpolitik Herausforderungen Nr. 8/2009 Energiesicherheit? Nr. 7/2005 WTO und Landwirtschaft Nr. 1/2010 Elektromobilität Teil I Nr. 8/9/2005 Missgünstige Nachbarn Nr. 2/2010 Elektromobilität Teil II Nr. 1/2006 Heizen mit Energiekorn Nr. 3/2010 Dorferneuerung mit neuer Nr. 2/3/2006 Nachdenkbuch von Energie Österreichern für Jörg Mauthe Nr. 4/2010 In Zukunft e-mobil? Teil I Nr. 4/5/2006 Leader-Ship Nr. 5/6/2010 Erneuerbare Energien – High- Nr. 6/2006 Chancen der Direkt- lights in Österreich vermarktung Nr. 7/2010 In Zukunft e-mobil? Teil II Nr. 7/2006 Biomasse – Energie der Nr. 1/2/2011 Impulse für das Land – 30 Zukunft Jahre Club Niederösterreich Nr. 8/2006 Energieversorgung am Nr. 3/2011 Biolandbau - quo vadis? Wendepunkt – die Nr. 4/2011 Holz ist Klimaschutz vermeintlichen Alternativen Nr. 5/2011 Die Energie-Zukunft hat be- Kohle und Kernenergie gonnen Nr. 1/2007 Klimawandel & Winter- Nr. 6/2011 Neue Wege in der europäi- tourismus schen Dorferneuerung Nr. 2/3/2007 Multitalent Biogas Nr. 7/2011 Wege aus der Finanzkrise Nr. 4/5/2007 Multitalent Biogas II Nr. 1/2012 Ernst Scheiber: Standpunkte Nr. 6/7/2007 Globalisierung – für und nicht Nr. 2/2012 Nachdenken über Europa gegen die Menschen Nr. 3/2012 Nachhaltigkeit – Aspekte und Nr. 8/2007 Nahrung und Energie aus der Projekte Land- und Forstwirtschaft Nr. 4/2012 Land an der Grenze Nr. 9/10/2007 Zukunft der weltweiten Nr. 5/2012 Baustelle Gemeinde Erdölversorgung Nr. 6/2012 Barrierefreie Lebensräume Nr. 1/2008 Netzwerken als Erfolgsformel Nr. 1/2013 Geht uns bald das Licht aus? Nr. 2/2008 Mikroalgen – ein Energieträger der Zukunft? Nr. 3/2008 Energiepolitik 2020 Nr. 4/2008 Energiewende. Nr. 5/2008 Der ländliche Raum im Zeitalter der Globalisierung
8 Theres Friewald-Hofbauer; Christoph Madl, Andreas Purt Theres Friewald-Hofbauer, Christoph Madl, Andreas Purt Nachhaltigkeit in Wert gesetzt Großartige Landschaften, interessante kul- Wolfgang Reindl begleitete durch die Wohl- turelle Eigenheiten und Besonderheiten fühlregion Seelentium im Dreiländereck – damit punkten viele Tourismusregionen Oberösterreich-Bayern-Salzburg, die 2010 in Europa. Wie gelingt es, diese regionalen den EDEN-Award und mit ihm neue Im- Schätze ökonomisch erfolgreich und den- pulse gewann. Helga Bauer erzählte die Er- noch nachhaltig in Szene und nicht zuletzt folgsgeschichte der „Landlust“-Häuschen auch in Wert zu setzen? Das war eine der im steirischen Thermenland. Wie das nieder- zentralen Fragen, denen sich Regionalent- ländliche Südlimburg, vor zehn Jahren eine wicklerInnen, PolitikerInnen, Touristiker- unattraktive Bergbauregion, neue Zukunfts- Innen und WissenschafterInnen bei der perspektiven fand, berichtete Anya Niewier- 6. Mostviertler Nachhaltigkeitskonferenz ra vom regionalen Tourismusverband. im September 2013 im Pielachtal aus ganz unterschiedlichen Perspektiven und mit äu- Herlinde Moosbrugger von Bregenzerwald ßerst vielfältigen Best-Practice-Beispielen Tourismus schilderte eine Region, in der die widmeten. nachhaltige Förderung des Tourismus in den Statuten verankert ist. Gesunde Angebote Am Anfang standen, nach der Eröffnung für Allergiker und Asthmatiker ließen die durch die Vorsitzende des Mostviertel Tou- Nächtigungen in der Wasserfall-Gemeinde rismus Michaela Hinterholzer, die Lehren Krimml seit 2008 um 45 Prozent wachsen, des Salzburger Nationalökonoms Leopold wie Bürgermeister Erich Czerny zu berich- Kohr und seine Forderung nach einer Rück- ten wusste. Über die umfangreichen Maß- kehr zum menschlichen Maß, die von Su- nahmen zur umweltfreundlichen Mobilität sanna Vötter-Dankl und Christian Vötter in Werfenweng informierte Bürgermeister vom Verein Tauriska/Leopold Kohr-Aka- Peter Brandauer. Vor gut zwei Jahren wurde demie präsentiert wurden. Sie stellten dar- die E-Mobilität in der Region Römerland- über hinaus auch ein in den Hohen Tauern Carnuntum ausgebaut. Über Erfahrungen umgesetztes Projekt vor, das den Wieder- und Erfolge berichtete Bernhard Fischer, anbau von Obst und auf Grund der kultur- LEADER-Management und Regionskoordi- landschaftlichen Bereicherung auch den nator der Landesausstellung 2011. Tourismus förderte. Martin Heintel von der Universität Wien, Institut für Geografie und Die Arbeitsplatzsituation im Tourismus be- Regionalforschung, unterstrich, dass Ge- leuchteten Michaela Reitterer, Präsidentin staltungsverantwortung in der Regionalent- der Österreichischen Hoteliervereinigung, wicklung etliche Risiken beinhalte, weshalb Barbara Gartner vom Kürbishof Gartner den handelnden Personen große Bedeutung im Steirischen Thermen- und Vulkanland, zukomme. Alfred Spiegl, niederösterreichischer Lan-
Editorial: Nachhaltigkeit in Wert gesetzt 9 Bei der 6. Mostviertler Nachhaltigkeitskonferenz (v. l. n. r.): Andreas Purt (Mostviertel Tourismus), LH Erwin Pröll, Theres Friewald-Hofbauer (Club Niederösterreich), Christoph Madl (Niederöster- reich-Werbung) und Gastgeber Dipl.-Ing. Johann Weiss. Foto: Markus Haslinger/Mostviertel Tourismus desgeschäftsführer der Dienstleistungsge- ven Effekten für Tourismus, Wertschöpfung werkschaft vida sowie Franz-Josef Pirktl und Arbeitsmarkt. vom Alpenresort Schwarz in Mieming/Tirol – 2011 mit dem Staatspreis für Tourismus Mit dieser Ausgabe der Schriftenreihe wol- für innovative Mitarbeiterführung und -ent- len wir Ihnen die Möglichkeit einräumen wicklung ausgezeichnet. nachzulesen, was bei der 6. Mostviertler Nachhaltigkeitskonferenz Thema war. Ganz In seinem Referat betonte Club Niederös- nach dem Motto „Verba volant, scripta ma- terreich-Präsident Landeshauptmann Erwin nent“ – das gesprochene Wort ist flüchtig, das Pröll, dass Nachhaltigkeit heute wichtiger geschriebene Wort bleibt. Nachhaltig eben. denn je sei, auch wenn sich viele daran schon satt gehört hätten. Deshalb und weil die Einschätzung dessen, was tatsächlich Theres Friewald-Hofbauer, Geschäftsfüh- nachhaltig ist, oft sehr widersprüchlich sei, rerin des Club Niederösterreich, St. Pölten verlange es Mut, sich ihrer anzunehmen. Als eine große Chance für die nachhaltige Stär- Prof. Christoph Madl, MAS, Geschäftsfüh- kung einer Region nannte er die Impulse, die rer der Niederösterreich-Werbung GmbH, eine NÖ Landesausstellung auszulösen ver- St. Pölten mag. Die Ausstellung 2015 in Laubenbach- mühle, Neubruck und Wienerbruck werde Mag. Andreas Purt, Geschäftsführer der der Region einen Schub geben – mit positi- Mostviertel Tourismus GmbH, Wieselburg
10 Erwin Pröll Erwin Pröll Investitionen für und in die Regionen Nachhaltige Impulse am Beispiel der NÖ Landesausstellungen Es kommt nicht von ungefähr, dass der haltiges Handeln unverändert wichtig ist und Club Niederösterreich wie bereits in den deshalb hohe Priorität haben muss. vergangenen Jahren gemeinsam mit dem Mostviertel Tourismus und der Niederöster- NACHHALTIGKEIT: IN ALLER MUNDE, reich Werbung eine Konferenz zum Thema ABER NICHT IN JEDEM KOPF „Tourismus und Nachhaltigkeit“ veranstaltet hat. Und es kommt auch nicht von ungefähr, Zwanzig Jahre nach der „Entdeckung“ der dass die Konferenz traditionell im Pielachtal Nachhaltigkeit sind die CO2-Emissionen und damit in einer Region beheimatet ist, die nämlich weiterhin im Steigen, werden die geradezu ein Musterbeispiel für nachhalti- Roten Listen immer noch länger und wird gen ländlichen Tourismus darstellt, wofür die soziale Dimension der Nachhaltigkeit sie unter anderem von der Europäischen nach wie vor bestenfalls als eine Art Rand- Union mit dem EDEN-Award ausgezeichnet notiz wahrgenommen. Zwei Jahrzehnte der worden ist. intensiven, scheinbar in allen Lebensberei- chen und Wirtschaftsbranchen angestrebten Hier ist es unter anderem gelungen, mit der Nachhaltigkeit, in denen Zigtausende von „Wiederentdeckung“ des Dirndlbaumes eine Nachhaltigkeitsberichten verfasst wurden, Marke zu entwickeln, aus der dank der Kre- haben die Welt dennoch in kein Paradies ativität zahlreicher PielachtalerInnen eine verwandelt und aus Österreich keine Insel Reihe von Markenprodukten wie Dirndlsaft, der Seligen gemacht. Dirndlschokolade, Dirndlmarmelade und vie- les mehr hervorgegangen sind. Wir leben in einer Ellenbogengesellschaft, der es häufig an sozialer Wärme und Gerech- Im Dirndltal wie auch in zahlreichen ande- tigkeit fehlt. Und letztlich müssen wir zur ren Regionen wird Nachhaltigkeit in Wert Kenntnis nehmen, dass die großen, häufig gesetzt und damit etwas initiiert, was heute globalen Probleme, mit denen wir uns kon- wichtiger denn je ist. Wir haben nicht zu- frontiert sehen, der „gerechte Lohn“ für ein letzt aufgrund der nahezu schon inflationä- wirtschaftliches Handeln sind, das von Profit- ren Verwendung des Wortes Nachhaltigkeit gier und Gewinnmaximierung geprägt ist und nämlich einen Punkt erreicht, an dem viele in dem menschliche Maßstäbe und Bedürf- Menschen der Nachhaltigkeit überdrüssig nisse nicht selten hinten angestellt werden. geworden sind. Die Tatsache, dass man sich Wir treiben Raubbau an unseren natürlichen vom Begriff selbst gewissermaßen satt ge- Ressourcen – und das, obwohl wir längst hört hat, ändert aber nichts daran, dass nach- wissen sollten, dass uns auf diese Weise in
Investitionen für und in die Regionen absehbarer Zeit im wahrsten Sinne des Wor- Akteurinnen und Akteuren, die für die ent- tes die Energie und damit das Licht ausge- sprechenden Rahmenbedingungen Sorge zu hen könnten, der Boden gleichsam unter den tragen haben, auch innovative Unternehme- Füßen weggezogen wird und über kurz oder rinnen und Unternehmer, für die Ethik und lang auch die letzten Öl- und Wasserquellen Gewissen nicht bloß werbetaugliche Schlag- versiegen werden. Dass Unruhen, Terror und worte, sondern gelebte Firmenphilosophie kriegerische Auseinandersetzungen häufig darstellen. Und gefordert ist freilich auch Stellvertreterkriege für den Kampf um die eine Zivilgesellschaft, die Nachhaltigkeit knapper werdenden Ressourcen darstellen, lebt und diese von der Politik wie auch von bedarf keiner näheren Erläuterung. der Wirtschaft einmahnt. WELT IN BALANCE Auch wenn die gegenwärtige Situation alles andere als zufriedenstellend ist, wäre es ein Es muss uns daher besser heute als morgen fataler Fehler, in Resignation und Stagnati- gelingen, die Welt in Balance zu bringen. on zu verfallen. Unzufriedenheit muss nicht Um diesem Ziel näher zu kommen, braucht zwangsweise in negativer Stimmung mün- es eine leistungsfähige Wirtschaft, braucht den, sie kann vielmehr auch der Motor für es aber nicht minder soziale Fairness und Veränderungen und Verbesserungen sein. braucht es umweltbewusstes Handeln. Ge- Dies lehrt uns das Studium der Geschichts- fordert sind dabei neben den politischen bücher genauso wie ein Blick auf die zahl- Mit der Profilierung von Markenprodukten, die vom Dirndlbaum gewonnen werden, ist es im Mostviertler Dirndltal gelungen, Nachhaltigkeit in Wert zu setzen. Regionen, denen Derartiges ge- lingt, sind von enormer Bedeutung für die ländlichen Räume, ist Pröll überzeugt. Foto: weinfranz.at
12 Erwin Pröll Die NÖ Landesausstellung wird 2015 im Ötscherland Station machen. Für die Region bedeutet dies neben zahlreichen Gästen während der Ausstellung auch eine Reihe nachhaltiger Investiti- onen wie etwa neue Zuggarnituren für die Mariazellerbahn. Foto: Marktgemeinde Frankenfels reichen Regionen, denen es dank Mut und rausragende Ausstellung alternierend in den Engagement gelungen ist und gelingt, die vier Vierteln des Landes organisiert. Abge- Zukunft proaktiv in die Hand zu nehmen, ein sehen davon, dass so bisher rund zehn Mil- unverwechselbares Profil zu entwickeln und lionen Besucherinnen und Besucher in den nachhaltig positive Perspektiven zu schaf- verschiedensten Regionen Niederösterreichs fen. Der größte Rohstoff und Reichtum die- zu Gast gewesen sind, ist die Landesausstel- ser Erde sind nämlich die Ideen in den Köp- lung stets auch mit nachhaltigen wirtschaft- fen ihrer Bewohnerinnen und Bewohner. Sie lichen, kulturellen und wissenschaftlichen sind es auch, die für Wohlstand und Wohlbe- Impulsen für die Region gepaart. finden am meisten verantwortlich sind. Die Niederösterreichische Landesausstel- BEISPIEL NÖ LANDESAUSSTELLUNG lung 2015 wird im Mostviertel, genauer ge- sagt in Laubenbachmühle (Gemeinde Fran- Ich möchte dies anhand eines Beispiels für kenfels), in Neubruck (Gemeinden Scheibbs eine dieser zündenden Ideen erläutern, näm- und St. Anton/Jeßnitz) und in Wienerbruck lich an jenem der Niederösterreichischen (Gemeinde Annaberg), Station machen und Landesausstellungen, die zweifelsohne eine eine Wiederentdeckung der Alpen anstre- Erfolgsgeschichte darstellen. Seit mehr als ben. Mit diesen drei Standorten wird es 50 Jahren wird im Zwei-Jahres-Rhythmus gelingen, die gesamte Voralpenregion rund diese in ihrer inhaltlichen Qualität stets he- um den Ötscher mit der Mariazellerbahn als
Investitionen für und in die Regionen verbindende Linie deutlich zu stärken. Das gung und Erfahrung her, dass die Investiti- Besondere wird auch sein, dass regionalpo- onen nicht nur für die Zeit der Ausstellung, litisch ein breiter Ansatz möglich sein wird, sondern auch für die Jahre und Jahrzehnte zumal neben dem Ötscherland auch das Ma- danach wichtige Impulse für den Touris- riazellerland sowie die Regionen Pielachtal mus – nach 2015 wird dies insbesondere und Erlauftal einbezogen werden und profi- der Bergtourismus sein – bringen, den Be- tieren können. kanntheitsgrad der jeweiligen Region enorm steigern, neue Wertschöpfung für die ortsan- Dass diese drei Destinationen nicht nur eine sässigen Betriebe bedeuten und damit auch der schönsten Kulturlandschaften der Ostal- positive Auswirkungen auf die Arbeitsplatz- pen bilden und den Gästen das Eintauchen situation haben. in ein einzigartiges Natur- und Kulturerleb- nis zu bieten vermögen, wird noch ergänzt Landesausstellungen sind stets Schlüssel- durch die Tatsache, dass genau diese Regio- projekte, die auf breiter Ebene mit zahl- nen auch als Musterbeispiele für einen sanf- reichen Partnern in der Region realisiert ten Tourismus zu erachten sind, der sich den werden, seien es die Gemeinden, die Regi- Prinzipien der Nachhaltigkeit verschrieben onalmanagements, die Tourismusverbände hat. Es wird dies eine hervorragende Chance oder die Niederösterreich-Werbung, seien es sein, das Thema Nachhaltigkeit ohne erhobe- andere relevante Organisationen und Institu- nen Zeigefinger, sondern schlicht am geleb- tionen, wie dies 2015 etwa die Niederöster- ten Beispiel den Menschen näher zu bringen. reichische Verkehrsorganisationsgesellschaft (NÖVOG) oder die EVN sein werden. Freilich ist die Landesausstellung auch mit einer Reihe von Investitionen verknüpft, de- Die Landesausstellung 2015 wird eine große ren oberste Prämisse wiederum ihre nach- Chance für das gesamte Mostviertel darstel- haltige Wirkung ist. Für 2015 investiert das len, die sich das Land einiges kosten lässt Land Niederösterreich rund 117 Millionen in und die es seitens der Akteurinnen und Ak- die Mariazellerbahn – davon 65 Millionen in teure auch zu nutzen gilt, damit nachhaltige neue Garnituren, die so genannte „Himmel- Entwicklungen nicht nur angestoßen, son- streppe“, 32 Millionen in die Schienen- und dern auch fortgeführt und somit langfristig Linieninfrastruktur und 20 Millionen in das in Wert gesetzt werden. Der Schlüssel zum neue Betriebszentrum Laubenbachmühle, wo Erfolg wird es sein, mit Weitblick und Um- auch ein Teil der Ausstellung stattfinden wird. sicht einen Weg des Miteinanders zu finden. Darüber hinaus werden drei Millionen Euro Dies ist ein Erfolgsrezept, das freilich nicht für das neue Naturparkzentrum „Ötscher- nur für die Landesausstellungen, sondern für Tormäuer“ in Wienerbruck aufgebracht. alle Projekte gilt, die den Anspruch erheben, Weitere neun Millionen Euro sind dem in- den Lebensraum ländlicher Raum nachhal- terkommunalen Wirtschaftspark und der tig lebens- und liebenswert zu gestalten. Sanierung des Töpperschlössls in Neubruck gewidmet. Dr. Erwin Pröll, Landeshauptmann von Nie- Dass das Land Niederösterreich so viel Geld derösterreich und Präsident des Club Nie- in die Hand nimmt, rührt von der Überzeu- derösterreich, St. Pölten
14 Michaela Hinterholzer Michaela Hinterholzer Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit Schwerpunkt: menschen- und umweltverträgliche Mobilität Das Land Niederösterreich, mit ihm das len“ den EDEN-Award (European Desti- Mostviertel und nicht zuletzt das Pielachtal nations of Excellence) als Vorzeigeregion dürfen zweifelsohne als Vorreiter in Sachen für nachhaltigen Tourismus und damit eine Nachhaltigkeit bezeichnet werden. Seit vie- Auszeichnung, die nicht bloß ehrt, sondern len Jahren tragen gezielte Maßnahmen in auch dazu verpflichtet, den eingeschlage- den und für die verschiedensten Branchen – nen Weg konsequent fortzuführen. von der Landwirtschaft über das Gewerbe, den Dienstleistungsbereich und den Handel Seit damals ist die Mostviertler Nachhal- bis hin zum Tourismus, bei dem sich das tigkeitskonferenz, die seit 2008 jährlich Thema besonders einprägsam transportie- im Pielachtal stattfindet, ein wichtiger Im- ren lässt – dazu bei, ökologisch bewusstes, pulsgeber für die Tourismusbranche und sozial verträgliches und ökonomisch sinn- das Regionalmanagement. Von Beginn an volles Handeln zu forcieren. weckte die Konferenz reges Interesse bei Besucherinnen und Besuchern aus nah und Hans Weiss, Hausherr des Steinschaler fern. Dörfls und damit dem traditionellen Aus- tragungsort der Mostviertler Nachhaltig- WIEDERENTDECKUNG DER ALPEN keitskonferenz, erstellte bereits 2005 als erster Hotelbetrieb Österreichs einen Nach- Apropos „reges Interesse“: In diesem Zu- haltigkeitsbericht und hat damit freilich sammenhang möchte ich mit wenigen auch als erster das Pielachtaler Nachhal- Worten auf die Niederösterreichische Lan- tigkeitskonzept umgesetzt. Das Naturhotel desausstellung 2015 eingehen, der wir sei- Steinschaler Dörfl trägt übrigens auch als tens der Landespolitik, insbesondere aber erstes Hotel in Österreich das europäische auch seitens des Mostviertel Tourismus, in EMAS-Siegel, das für „Eco-Management nächster Zeit natürlich unsere volle Auf- and Audit Scheme“ steht. merksamkeit widmen werden. Die Landes- schau wird unter dem Motto „Im Ötscher- EDEN-AWARD ALS AUFTRAG land. Eine Wiederentdeckung der Alpen“ stehen und an den drei Mostviertler Stand- Im Oktober 2007, also vor etwas mehr als orten Laubenbachmühle in der Gemeinde sechs Jahren, erhielt das Pielachtal dann Frankenfels, Schloss Neubruck in den Ge- beim europäischen Tourismusforum an meinden Scheibbs und St. Anton/Jeßnitz der Algarve in Portugal als eines von zehn sowie in Wienerbruck in der Gemeinde An- „herausragenden europäischen Reisezie- naberg stattfinden.
Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit 15 Wie jede Niederösterreichische Landes- goldlackierten Garnituren der Mariazeller- ausstellung wird auch jene im Jahr 2015 bahn – selbst davon überzeugen. von einem umfassenden Verkehrskonzept begleitet werden. Diesmal wird die traditi- PROJEKT ACCESS2MOUNTAIN onsreiche Mariazellerbahn zur Hauptachse und zum fixen Bestandteil der Landesschau Ein anderes nachhaltiges und transnationa- gemacht. les Projekt, bei dem die Mostviertel Touris- mus GmbH als eine von zwölf PartnerInnen Das Land Niederösterreich hat damit die fungiert, ist Access2Mountain. Bei diesem schöne Voralpenbahn nicht nur vor dem Projekt steht das Ziel im Vordergrund, die Aus bewahrt, sondern investiert in dieses Mobilität vor Ort und bei der Anreise in Ur- Projekt bis 2014 insgesamt 117 Millionen. laubsregionen in den Alpen und in den Kar- Um 65 Millionen werden insgesamt neun paten zu verbessern. Damit soll ein Beitrag Niederflurtriebzüge und vier Panoramawä- zur Reduktion negativer Auswirkungen auf gen angeschafft, die schrittweise für einen die Umwelt wie Schadstoffe und Lärm in vollkommen neuen Fahrkomfort sorgen sensiblen Gebieten geleistet werden. werden. Vielleicht konnte sich ja der eine oder andere schon bei der Anreise mit der Im Zeitraum von mehreren Jahren entwi- „Himmelstreppe“ – so heißen die neuen, ckeln die Projektpartner, die aus sechs eu- Das Steinschaler Dörfl ist nicht zufällig Schauplatz der Mostviertler Nachhaltigkeitskonferenz, war es doch 2005 der erste Hotelbetrieb Österreichs, der mit der Herausgabe eines Nachhaltigkeitsbe- richts richtungsweisende Akzente für die gesamte Branche gesetzt hat. Foto: Steinschaler Naturhotels
16 Michaela Hinterholzer Beim transnationalen, von der Europäischen Union geförderten Projekt Access2Mountain ste- hen die Mobilität und ihre Auswirkungen auf Mensch und Umwelt in den Alpen und in den Karpaten im Zentrum der Betrachtung. Foto: Mostviertel Tourismus/weinfranz.at ropäischen Staaten stammen, unterschied- europäischer Ebene bis hin zu den Urlaube- liche Maßnahmen zur Verbesserung von rInnen – viel Platz eingeräumt. Neben- und Schmalspurbahnen, „sanften“ Mobilitätsangeboten vor Ort und entspre- Wesentlicher Bestandteil von Access- chende Marketingmaßnahmen. 2Mountain ist schließlich die Abschätzung der Umweltwirkungen dieser Maßnahmen Zu den geplanten Ergebnissen zählen unter und damit auch die Frage nach deren nach- anderem Sammlungen von Best-Practice- haltigem Wert. Die Ergebnisse des Projektes Beispielen, die zum Nachahmen anregen werden unter anderem in den Entwurf des sollen, Machbarkeitsstudien und Konzep- Transportprotokolls der Karpatenkonventi- te von Mobilitätsangeboten und „Sanft- on einfließen. Für den Mostviertel Touris- Mobile“-Packages sowie Investitionen in mus ist es eine einmalige Chance, in diesem Radinfrastrukturen. Die Akzeptanz aller in von der Europäischen Union geförderten den jeweiligen Regionen betroffenen Grup- Projekt mitwirken zu können und sein Profil pen ist wesentlich für die Umsetzung und als nachhaltige Region und Tourismusdesti- den Erfolg dieser Maßnahmen. Daher ist der nation weiterhin zu schärfen. Öffentlichkeitsarbeit und der Integration der unterschiedlichen Interessensgruppen – von den Verkehrsanbietern und Tourismusbetrei- Michaela Hinterholzer, Abgeordnete zum benden über die EntscheidungsträgerInnen NÖ Landtag und Vorsitzende der Mostvier- auf kommunaler, regionaler, nationaler und tel Tourismus GmbH, Wieselburg
Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit 17 Wir gehören zur Familie: Weil Wir Wissen, Was sie BeWegt. Die HYPO nOe grUPPe ist als unternehmensfamilie das finanzielle Kompetenzzentrum des landes niederösterreich. in den 30 geschäftsstellen der HYPO nOe landesbank in niederösterreich und Wien betreuen wir Familien in allen geldangelegenheiten. Kompetent und individuell. Kunden und institutionen auf landes- wie gemeindeebene rechnen mit den Spezialisten der HYPO nOe grUPPe und zählen auf die langjährige erfahrung der leasing- und Finanzierungsexperten. unternehmen und öffentliche hand planen mit der HYPO nOe grUPPe, wenn es um maßgeschneiderte Bau- und Finanzierungslösungen geht. Vom Plan bis zum Facility management liegt ihr Bauvorhaben hier in den richtigen händen. sicherheit, Kompetenz und Zukunft in Blau-gelb. 5 Ja Hren 12 t i se www.hyponoe.at
18 Martin Heintel Martin Heintel Über Stadt, Land und Leute Ländliche Räume: Identitäten, Realitäten und Widersprüche Ländliche Räume sind unterschiedlich und ländliche Räume in der Nähe von Städten, vielfältig geprägt, den ländlichen Raum zeigt sich ein anders Bild als in mono-struk- und die Region gibt es nicht. Identitäten turierten ländlichen Räumen, beispielsweise sind ebenso verschieden wie regionale geprägt durch eine touristische Infrastruktur. Besonderheiten. Auch das Verhältnis zwi- Oder betrachten wir ländliche Räume mit schen Stadt und Land unterliegt einem günstigen Produktionsbedingungen für die Wandel der Zeit. Land- und Forstwirtschaft oder gering ver- dichtete ländliche Räume mit wirtschaftli- Wo liegen aber nun die spezifischen Qua- cher Entwicklungsdynamik als Beispiele litäten ländlicher Räume, wo liegen die für deren Vielfalt. Widersprüche und wo die neuen Herausfor- derungen im Verhältnis von Stadt und Land Wenn von dem ländlichen Raum gespro- aus der Sicht ländlicher Räume? chen wird, bezieht sich dies nicht immer, aber meist auf strukturschwache periphere Die Bevölkerungsentwicklung von Städten Räume. Aber selbst ländlich periphere Räu- und ländlichen Räumen spielt im öffentli- me sind nicht homogen und in allen ihren chen Diskurs derzeit eine besonders große Voraussetzungen miteinander vergleich- Rolle. Dabei wird häufig vergessen, dass es bar. Demographische Entwicklung, fami- nicht allein um den „gezählten Menschen“, lienfreundliche Umfelder, ein regionaler also ausschließlich um die Quantität, son- Arbeitsmarkt sowie Attraktivierungsange- dern im Kontext von Regionalentwicklung bote für Zu- bzw. Rückwanderer sind von auch um Dynamik und Qualität geht, die eng Region zu Region höchst unterschiedlich mit Standorten verknüpft sind. Hinter der ausgeprägt. Auseinandersetzung mit verschiedenen Le- bensräumen stehen freilich auch gesellschaft- Österreich hat von allem etwas. Nicht allen liche Werte sowie gewünschte und weniger ländlichen Räumen geht es schlecht und gewünschte Entwicklungen. Und schließlich nicht überall dominiert die Landwirtschaft steht auch der Anspruch, diese steuern bzw. als Kulturlandschaft. Sprechen wir über beeinflussen zu können, im Raum. Politik für ländliche Räume, bedarf es so- mit unterschiedlicher Zugangsebenen und VIELFALT UND INHOMOGENITÄT vielfältiger Strategien. Klientelpolitik und (mehr) Geld müssen nicht immer die rich- Ländliche Räume sind vielfältig und struk- tigen Antworten auf vielschichtig gelagerte turell sehr unterschiedlich: Nehmen wir Fragestellungen sein.
Über Stadt, Land und Leute 19 Der ländliche Raum ist kein homogenes Gebilde, sondern Sammelbegriff für unterschiedliche Re- gionen mit ebenso unterschiedlichen geographischen und raumordnerischen Parametern sowie ökologischen und ökonomischen Voraussetzungen, Chancen und Bedürfnissen. Foto: Jonathan Gross Ländliche Räume werden in urbanen Mili- stärkere regionale Flexibilität bedingen, bei eus und Hochglanzbroschüren zwar da und der die Städte gefordert sind, aber ländliche dort idealisiert, nicht zuletzt durch einen Räume ebenso profitieren können. zunehmenden Brain Drain findet jedoch auf leisen Sohlen eine Entsolidarisierung Widersprüche und Gegensatzpaare sind bei zwischen Stadt und Land statt. Anders als einer „Inwertsetzung“ ländlicher Räume in einer Agrargesellschaft wird die Zukunft zahlreich zu finden. Emotionale Qualitäten mehr und mehr durch multilokale Haus- stehen nicht selten rationalen Entscheidungs- haltsführungen bestimmt werden. strukturen gegenüber. Duftendes Heu steht nicht immer im Einklang mit ökonomischen Mehrfachwohnsitze zur selben Zeit auf- Indikatoren einer Grünlandwirtschaft. Soli- grund der Fragmentierung von Lebens- darität steht vielfach in Konkurrenz zur In- bezügen von mehreren Familienmitglie- dividualisierung unserer Gesellschaft. Das dern – sei es zur Ausbildung, aufgrund Verständnis dafür, dass Transferleistungen von Familiengründung und -trennung, im mit einem gesellschaftlichen Mehrwert ver- Zusammenhang mit verschiedenen Karri- bunden sind, sinkt. erephasen oder durch Pensionierung – wer- den nicht nur die Belebung des Wohnungs- Auch Auf- und Abwertungen spielen im marktes, sondern zukünftig auch eine noch Verhältnis zwischen Stadt und Land in
20 Martin Heintel Zwar wird der ländliche Raum insbesondere in urbanen Milieus häufig romantisierend verklärt, aber nichtsdestotrotz findet zunehmend eine Entsolidarisierung zwischen Stadt und Land statt – eine Tatsache, der es aktiv zu begegnen gilt, um Vorurteile zu relativieren und den gesamtge- sellschaftlichen Wert beider Lebensräume bewusst zu machen. Foto: Sandra Cunningham/fotolia alle Richtungen eine Rolle. Bewertungen, Gegebenheiten vor Ort anpassen müssen. (Vor-)Urteile und Images tragen nicht zu- Diese Tatsache zu beachten, gilt für die letzt zum Wohlbefinden oder aber zum Un- Politik, die regionalen AkteurInnen und die wohlsein auf regionaler Ebene bei. Institutionen gleichermaßen. EIGENVERANTWORTLICHKEIT IST Nachhaltigkeit in Wert zu setzen, bedeutet UNABDINGBAR schließlich auch, Verantwortung zu über- nehmen, nicht zu delegieren und sich neuen Gestaltungsverantwortung in der Regional- Herausforderungen zu stellen sowie be- entwicklung zu übernehmen, hat fast immer stehende Widersprüche im Alltagshandeln auch etwas mit Risiko zu tun. „Der Wegwei- sichtbar zu machen und nutzbar zu integ- ser weist den Weg – er geht ihn jedoch nicht rieren. mit!“ Die Menschen sind es vielmehr, die kon- ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Martin Heintel, krete Bewertungen und die Auswahl der Institut für Geographie und Regionalfor- zu bestreitenden Handlungsfelder an die schung der Universität Wien, Wien
Über Stadt, Land und Leute 21
22 Susanna Vötter-Dankl und Christian Vötter Susanna Vötter-Dankl und Christian Vötter Von der Besinnung auf das menschliche Mass Verein Tauriska sucht neue Wege nach dem Vorbild Leopold Kohrs „Das Maß aller Dinge ist der Mensch, nicht das Maßvolle und Überschaubare bleibt!“, die Menschheit, die Gesellschaft, die Nati- so hat es Kohr formuliert. Auch Bewusst- on oder der Staat. Da der Mensch klein ist, seinsbildung und -wandel sind nicht im müssen auch seine Institutionen – Familie, Rekordtempo zu schaffen, wenn sie nach- Betrieb, Wirtshaus, Spital, Dorf, Stadt, Ge- haltige Veränderungen mit sich bringen sol- sangsverein – relativ klein bleiben, wenn len. Nachhaltige Entwicklungen können nur sie ihn nicht zerquetschen sollen“, so schrieb Schritt für Schritt passieren. Leopold Kohr, der berühmte Nationalökonom, Jurist, Staatswissenschaftler, Philosoph, Nach- Die Tauriska-Geschichte beginnt vor knapp denker, Querdenker und Vordenker aus dreißig Jahren: 1984 wird der Nationalpark Oberndorf bei Salzburg, dessen Ideen und Hohe Tauern gegründet und die landschaft- Philosophie unsere Arbeit im Nationalpark lich kostbaren Gebiete werden unter Schutz, Hohe Tauern, im Kulturverein Tauriska und nicht aber unter die sprichwörtliche Käse- in der Leopold-Kohr-Akademie prägen. glocke gestellt. Im Salzburger Nationalpark- gesetz spricht man vom „Schutz der durch Und tatsächlich scheint es eine Kernfrage ihre Geländeformen und ihre Tier- und zu sein, wie man in dieser so komplexen, Pflanzenwelt für Österreich repräsentativen unüberschaubar gewordenen, globalen Welt Landschaft der Hohen Tauern zum Wohle das menschliche Maß findet und bewahrt. der Bevölkerung, zum Nutzen der Wissen- schaft und zur Förderung der Wirtschaft“. Was ist ein menschliches Maß überhaupt? Sind wir bei der Suche danach nicht längst Es ging also von Anfang an darum, die Le- auf verlorenem Posten angesichts dessen, bensgrundlagen der Menschen in der Re- dass die Welt an uns vorbeidüst wie eine ul- gion sicherzustellen, ökonomische, kultu- tramoderne Airpower-Flotte aus den Event- relle und soziale Anliegen der heimischen Hangars der rekordsüchtigen Geschwindig- Bevölkerung sensibel wahrzunehmen und keits- und Fortschritts-Gurus? Kann man entsprechend zu verändern oder weiterzu- Rekorde in Nachhaltigkeit und Maßhalten entwickeln. Die Alltags- und Festkultur, die aufstellen? Darin liegt vielleicht ein grundle- Dorferneuerung, das Aufspüren und Fördern gendes Problem: Im Maßhalten gibt es keine der heimischen kreativen Ressourcen sind Rekorde, sondern nur Erfolgserlebnisse der ebenso wichtig wie die Schaffung eines öko- zwischenmenschlichen Art. „Das Überdi- logischen Bewusstseins sowie die Sicherung mensionale aus dem Buch der Rekorde dient bestehender und die Schaffung neuer Ar- bloß dem kurzlebigen Nervenkitzel. Nur beitsplätze.
Von der Besinnung auf das menschliche Maß Den Verein Tauriska mit Sitz in Neukirchen gescheiten, so bescheidenen, unorthodoxen am Großvenediger gibt es seit 1986. Der und weltoffenen auftretenden Philosophen Motor zur Vereinsgründung war Prof. Alfred in den Pinzgau zu lotsen. Winter, bis vor kurzem zuständig für kultu- relle Sonderprojekte im Amt der Salzbur- ORIENTIERUNG AM MENSCHEN ger Landesregierung. Er ist ein begnadeter Aufspürer, Förderer, Netzwerker, ein „Men- 1988 hat Leopold Kohr, der daraufhin sehr schenflüsterer“, der immer im richtigen bald Präsident von Tauriska wurde und dies Augenblick Menschen Ideen, Projekte oder bis zu seinem Tod 1994 blieb, in unserem Namen ins Ohr raunt und mit leiser Freu- Kulturzentrum eine Rede gehalten. Mehr de beobachtet, wie daraus neue Strukturen, als 200 bayerische Bürgermeister lauschten neue Kunstwerke, neue Kultur- oder Sozial- damals mit uns seinen Worten. Er schickte einrichtungen erwachsen. seine Botschaft hinaus, seine Philosophie, für die er sich Zeit seines Lebens einsetzte Alfred Winter ist nicht zuletzt auch der und die wir in unserer Regionalkultur heute Entdecker oder Wiederentdecker Leopold und in Zukunft umzusetzen versuchen: „Der Kohrs und seiner Ideen vom richtigen Maß. Mensch ist das Maß aller Dinge, nicht der Winter ist es denn auch gelungen, den blitz- Staat, nicht die Partei, nicht die Menschheit, Der Nationalpark Hohe Tauern wurde mit dem Ziel gegründet, die Tier- und Plfanzenwelt in dieser für Österreich repräsentativen Landschaft zu schützen – dies auch zum Wohle der Bevöl- kerung und zum Nutzen von Wissenschaft und Wirtschaft. Foto: Österreichische Bundesforste
24 Susanna Vötter-Dankl und Christian Vötter gen können, zum Nach-, Quer- und Weiter- denken veranlasst. Die Idee vom richtigen Maß findet sich auch und vor allem in Kulturen jenseits der aus allen Fugen geratenen, Maß und Ziel aus den Augen verlierenden, so genannten „Überfluss-Zivilisation“. Bei den Haida-In- dianern in Kanada sagt man beispielsweise: „Ich will für meinen kleinen Bruder einen kleinen Vogel schießen. Ich will für meine kleine Schwester einen kleinen Fisch erle- gen.“ Im Gegensatz dazu scheint die Devise un- serer Zeit und Zivilisation folgende zu sein: Wir schießen alle Vögel ab, wir erlegen alle Fische, und dann seht zu, wie ihr sie ver- marktet. Knobelt die passende Logistik aus, schickt die Fische, die Vögel, das Gemüse, die Äpfel quer durch die Welt, auch wenn Die Ideen des großen Salzburger Vor- und kein Bedarf besteht, wenn alles über hundert Querdenkers Leopold Kohr, insbesondere sei- Zwischenstationen abläuft, wenn Menschen ne Beschäftigung mit dem menschlichen Maß um einen Hungerlohn in diesem globalen und den damit verbundenen Lehren, begleiten Teufelsspiel mitmachen und oft genug daran und prägen wesentlich die Arbeit des Kultur- zugrunde gehen. Es gilt das unmenschliche vereins Tauriska. Foto: Leopold Kohr-Akademie Maß, das Maß des Unmenschlichen und Sinnlosen. Wir betreiben Ressourcen-Ver- nicht das Universum. Der Mensch.“ Und er schleuderung, wir betreiben das Verschwen- ergänzte in seiner humorvollen Art: „Der den und Wegwerfen in großem Stil und das Mensch ist klein und alles, was ihm dienen Maß ist übervoll. soll, muss seinem Maß zugeschnitten sein wie ein Anzug oder ein Hemd. Man gewinnt AUF DIE GRÖSSE KOMMT ES AN nichts, wenn ein Anzug zweimal so groß ist als wir es selber sind.“ Die Grenzen der Größe zu suchen, die dem Menschen angepasste Größe zu finden, da- Leopold Kohr wurde zu unserem Wegbe- rum geht es eigentlich. Das bedeutet nicht gleiter, seine Philosophie wurde der Maßstab Kleinreden, nicht Verharmlosung, nicht Pro- unserer Arbeit für und mit den Menschen in vinzialität. Leopold Kohr sagte: „Im Dorf unserer Region. Er hat uns fasziniert und bin ich Universalist, da höre ich auf, ein Pro- uns, zuerst durch seine Reden und die Ge- vinzler zu sein!“ Die Grenzen der Größe zu spräche mit ihm, dann durch seine Schriften, suchen, heißt auch, das Gemeinsame nicht die wir beim Otto Müller Verlag herausbrin- aus den Augen zu verlieren, den Überblick
Von der Besinnung auf das menschliche Maß zu behalten, Verantwortung zu übernehmen, dürfnisse ihrer Mitglieder stillen zu können, menschliche Nähe zu bewahren. Man muss muss eine Gesellschaft allerdings bereits die Idealgröße für die jeweiligen Bedürfnis- etwa 1.000 bis maximal 5.000 Menschen se finden, für Bedürfnisse sozialer, ökono- umfassen. mischer, politischer und auch kultureller Art. Die politisch optimale Größe liegt bei etwa Unter welchen Umständen können die Bür- 7.000 bis 12.000 Personen, da die Gesell- gerInnen am meisten vom Staat profitieren schaft sich so weit spezialisieren muss, und müssen nicht nur Opfer für den Staat dass sie sich Beamte leisten kann, die sich bringen? Diese Frage stellt Leopold Kohr um innere und äußere Sicherheit oder um und kommt zu bemerkenswerten Schluss- das Rechtswesen kümmern. Die für die folgerungen: Um soziale Bedürfnisse zu Organisation des kulturellen Lebens ideale befriedigen, ist eine Gesellschaft von 80 bis Gesellschaft ist noch ein bisschen größer, 100 Menschen ausreichend, also – wie Kohr da KünstlerInnen und SchriftstellerInnen zuweilen auch bemerkte – ein etwas größe- „versorgt“ werden müssen und es dafür ei- res Wirtshaus. Um die ökonomischen Be- nen Mehrwert zu erwirtschaften gilt. Eine Erst ab, aber jeweils auch nur bis zu einer bestimmten EinwohnerInnenzahl können Gemeinwe- sen verschiedene Bedürfnisse von Menschen bereitstellen, so lautet Kohrs Theorie. Bei Einhei- ten, die die 15 Millionen-Grenze überschreiten, ist eine ökonomisch sinnvolle Verwaltung nicht mehr möglich, da sie unverhältnismäßig viele Ressourcen verschlingt. Foto: Das Energieportal
26 Susanna Vötter-Dankl und Christian Vötter Gesellschaft, die alle diese Funktionen er- Ausbeutung ungezählter Menschen auf al- füllen kann, muss allerdings aus nicht mehr len Kontinenten, Klimakatastrophen – das als 50.000 bis 200.000 Menschen bestehen. sind keine Angst-Szenarien oder Weltunter- gangsmärchen, das ist die Wirklichkeit. Zeit Auch größere Gesellschaften seien, so Le- also, den Kopf in den Sand zu stecken? Das opold Kohr, noch optimal zu verwalten – berühmte Luther-Zitat als Antwort spricht durch den technischen Fortschritt etwa im für sich: „Und wenn morgen die Welt unter- Bereich der Verkehrs- und Kommunikati- ginge, würde ich heute noch ein Apfelbäum- onstechnologie und eine verbesserte Aus- chen pflanzen.“ bildung der Beamten und Amtsträger. Die äußerste Grenze sieht Kohr bei zwölf bis 15 SOLIDARITÄT AUF DEM PRÜFSTAND Millionen. Ab dieser Größe kann ein Staats- – EIN EXPERIMENT wesen die Aufgaben, die ihm die BürgerIn- nen zuweisen, nicht mehr optimal erfüllen. Eine kleine Geschichte, die etwas Grund- Ein beträchtlicher Teil der Ressourcen müs- legendes und Aufschlussreiches zu Tage se dann aufgewendet werden, um das Ge- bringt, ist jene des Flachgauer Journalisten meinwesen zu verwalten. Wenn die Dinge David Gross, der sich letzten Sommer auf ihre funktionsbestimmte Größe und Gestalt ein heißes Abenteuer eingelassen hat, näm- erreicht haben, sollte auch der Staat wissen, lich sich ohne einen einzigen Euro quer dass ständiges Streben nach Wachstum nur durch Österreich zu bewegen. Einmal hat Probleme, nämlich explodierende Kosten, er in einem berühmten Benediktinerkloster mit sich bringen. Kohr schlägt vor, dann angeklopft. Der Bruder Pförtner lässt den wieder zu kleineren Gesellschaften zurück- Wanderer ohne Geld wissen, dass er ihn zukehren bzw. sich zu teilen. nicht einlassen könne, weil der für die Gäste zuständige Bruder leider auswärtig beschäf- Die Tauriska-Bewegung hat sich aus einem tigt sei. Ob er einen anderen Schlafplatz wis- kleinen Dorf, nämlich Neukirchen am Groß- se? Auch da kann der fromme Mann nicht venediger, entwickelt. Mit 2.800 Einwohne- weiterhelfen. An einem anderen Tag stößt rInnen hat Neukirchen eine überschaubare der sympathische, immer lächelnde Tramper Struktur, es erstreckt sich über die Region auf der Suche nach einem Ort für die Nacht Nationalpark Hohe Tauern, die mit rund auf das Durchgangs-Zeltlager einer Roma- 50.000 EinwohnerInnen die optimale Größe Familie in Braunau. Die Familie nimmt ihn für eine Kulturbewegung aufweist. Vernetzt auf wie einen Sohn, stellt ihm ein eigenes sind wir mit vielen Institutionen in Öster- kleines Zelt zur Verfügung und kredenzt ihm reich und weit darüber hinaus. „Global den- am nächsten Morgen ein reichhaltiges Früh- ken – lokal handeln“, das ist unsere Devise. stück. Dass die Menschheit oder besser gesagt Wir haben also einerseits die Roma-Familie, ein Teil von ihr, nämlich die Macher und die Platz für einen Herbergsucher hat, und Überflussstrategen, unsere Erde in den Gra- andererseits das riesige Kloster, in dem der ben fahren oder schon gefahren haben, ist Bruder Pförtner nicht helfen kann, weil der evident. Wirtschaftskrisen, krachende Ban- „Bruder Quartier-Zuteiler“ zufällig nicht kenimperien, Ausbeutung der Ressourcen, da ist – ein Größenproblem? Ein Struktur-
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