POLIZEISPIEGEL - Deutsche Polizeigewerkschaft

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                                                                       Oktober 2018 / 52. Jahrgang

                                                           POLIZEISPIEGEL

                                                          … und die Polizei
Postvertriebsstück • Deutsche Post AG „Entgelt bezahlt“

                                                                                                        Seite 5 <

                                                                                                        Verkehrssicherheit

                                                          mittendrin!
                                                                                                        im Fokus:
                                                                                                        DPolG im Gespräch
                                                                                                        mit dem Bundes­
                                                                                                        verkehrsminister

                                                                        Seite 18 <

                                                                        Fachteil:
                                                                        – Wartezeit vor dem
                                                                           ­Abschleppen bei mobilen
                                                                            Halteverbotsschildern
                                                                        – Konfliktsituation zwischen
                                                                           Pkw-Fahrern und Führern
                                                                           von Straßenbahnen
POLIZEISPIEGEL - Deutsche Polizeigewerkschaft
DPolG – Deutsche Polizeigewerkschaft

Politik und Presse „Maaßlos“
Von Ralf Kusterer,

                                                                                                                                                © DPolG
stellvertretender Bundesvorsitzender

In den vergangenen Wochen             vorfindet, sondern in allerers-
gab es mindestens zwei um-            ter Linie schon seit Langem ein
fangreiche und medial aufge­          knallhartes Geschäft, in dem
arbeitete Vorgänge, in denen          es um Geld und ums Überle-
man der Polizei vorgeworfen           ben geht.
hat, die Pressefreiheit nicht zu
respektieren und zu schützen.          Polizeispiegel | Oktober 2018
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DPolG – Deutsche Polizeigewerkschaft

                     DPolG im Internet: www.dpolg.de                                                                                                                                                                                              Dr. Mutschler-Stiftung

                                                                                                                                                                                                                                                  Rainer Wendt erhält
                     Ihre Meinung interessiert uns: dpolg@dbb.de
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DPolG – Deutsche Polizeigewerkschaft

Verkehrssicherheit im Fokus

DPolG im Gespräch mit dem
Bundesverkehrsminister
Am 29. August 2018 traf sich

                                                                                                                                                  © BMVI
der Bundesvorsitzende Rainer
Wendt in Begleitung von Stefan
Pfeiffer, Mitglied der DPolG-
Kommission Verkehr, und Bun-
desgeschäftsführer Sven-Erik
Wecker zum Meinungsaus-
tausch mit Bundesverkehrsmi-
nister Andreas Scheuer (CSU)
und dessen Leiter der Abteilung
Straßenverkehr, Guido Zielke. In
dem Gespräch wurden verschie-
dene Themen der Verkehrs­
sicherheitsarbeit erörtert.

Der Minister erläuterte die
­aktuellen Bemühungen seines
 Ministeriums, die noch mögli-        <
                                      < Leiter der Abteilung Straßenverkehr, Guido Zielke, DPolG-Bundesvorsitzender Rainer Wendt, Bundesverkehrsmi-
                                        nister Andreas Scheuer, PD Stefan Pfeiffer (DPolG-Kommission Verkehrssicherheit) und DPolG-Bundesgeschäfts-
 che Abschaltbarkeit von Brems­         führer Sven-Erik Wecker (von links)                                                                                  5
 assistenzsystemen bei Lkw zu
 unterbinden. Diese Verord-           kehrssicherheit. Derzeit läuft in      ­ ebühren aufkommen. Rainer
                                                                             G                                    Klarstellung der Verhaltens­

                                                                                                                                                           Aktuelles
 nungslücke, mit zum Teil             Niedersachsen ein Pilotversuch,        Wendt machte deutlich, dass          vorschrift in der Straßenver-
 schwerwiegenden Folgen für           der auf Landesrecht basiert. Mi-       vonseiten der DPolG die klare       kehrsordnung und der gleich-
 die Verkehrssicherheit, kann         nisterialdirigent Zielke bestätig-     Forderung im Raum steht, diese      zeitigen, deutlichen Anhebung
 nur auf europäischer Ebene ge-       te die für die Verkehrssicherheit      Vorgehensweise im Sinne der         der Sanktionshöhen zielführen-
 schlossen werden, was erfah-         bestehenden positiven Effekte          Gleichbehandlung und der Ver-       de und für die verschiedenen
 rungsgemäß einen erheblichen         der Section Control, machte           kehrssicherheit auch auf den         Hilfs- und Rettungsorganisatio-
 zeitlichen Vorlauf erfordert.        aber auch deutlich, dass aus          fließenden Verkehr zu über­          nen positiv spürbare Zeichen
 Kurzfristig will der Verkehrs­       Sicht des Bundesverkehrsminis-        tragen. Zudem könnten damit          gesetzt hat. Dennoch fordert
 minister der Problematik, qua-       teriums noch einige Hürden bis        bundesweit eine Vielzahl von         die DPolG, § 11 Abs. 2 StVO
 si im nationalen Alleingang,         zu Schaffung einer bundeswei-         Kolleginnen und Kollegen, die        nochmals den aktuellen Gege-
 durch die Einführung einer ent-      ten Rechtsgrundlage zu neh-           derzeit mit Fahrerermittlungen       benheiten anzupassen. Die
 sprechenden Verhaltensvor-           men sind.                             gebunden sind, in anderen poli-      ­Praxis zeigt, dass insbesondere
 schrift in der Straßenverkehrs-                                            zeilichen Bereichen eingesetzt        bei Richtungsfahrbahnen mit
 ordnung entgegenwirken.               Polizeispiegel | Oktober 2018
POLIZEISPIEGEL - Deutsche Polizeigewerkschaft
DPolG – Deutsche Polizeigewerkschaft

            DPolG-Bundesvorsitzender vor Ort

            Mit Sicherheit! – Mehr als 400 Bürger
            diskutierten bei einer Regionalkonferenz
            in Sachsen
            Mehr als 400 Bürger waren             Zweifel geben. Trotzdem sei es                                                                     er sich schützend vor die Poli-
            am 19. September zur Diskus­          nötig, an manchen Stellen Din-                                                                     zei gestellt und damit nach den
            sion nach Wilsdruff ins Ritter-       ge zu korrigieren. Deshalb wer-                                                                    Vorfällen in Chemnitz „die gif-
            gut Limbach gekommen, um              den in den kommenden Jahren                                                                        tigen Pfeile der Kritiker auf sich
            mit dem Ministerpräsidenten           1 000 Polizisten zu­sätzlich ein-                                                                  gezogen“ habe. Das sei ein Zei-
            und CDU-Landesvorsitzenden            gestellt. Mindestens die Hälfte                                                                    chen für die ohnehin gute Un-
            ­Michael Kretschmer, dem              von ihnen soll in den Revieren                                                                     terstützung, die die Polizei im
             ­sächsischen Innenminister           im ländlichen Raum eingesetzt                                                                      Freistaat Sachsen erhalte. Zu-
              Professor Dr. Roland Wöller         werden. Außerdem habe man                                                                          dem wäre es wünschenswert,

                                                                                                                          © Frank Grätz/blend3 (2)
              und dem DPolG-Bundesvor­            das neue, deutschlandweit                                                                          überall in Deutschland Polizei-
              sitzenden Rainer Wendt über         ­härteste Polizeigesetz auf den                                                                    gesetze zu haben, die das Ver-
              Sicherheit zu diskutieren.           Weg gebracht. Das sei ein Zei-                                                                    trauen in die Polizisten klar
                                                   chen dafür, dass man den Poli-                                                                    zum Ausdruck bringen.
            Sicherheit ist eines der zentra-       zistinnen und Polizisten in die-
            len Themen in Sachsen und na-          sem Land hohes Vertrauen                                                                          In der anschließenden Diskus-
            türlich bundesweit. Das mach-          entgegenbringe.                      <
                                                                                        < Rainer Wendt stellte sich den                              sion wurden zahlreiche The-
  6                                                                                       Fragen der Bürgerinnen und
            te der Generalsekretär der                                                    ­Bürger.                                                   menbereiche angesprochen.
            Sächsischen Union, Alexander          Innenminister Roland Wöller                                                                        Die Spanne reichte von der
Aktuelles

            Dierks, gleich zu Beginn der          formulierte es so: „Ohne Poli-        man im Freistaat ausreichend                                 ­Sicherheit im öffentlichen
            Veranstaltung klar. Der große         zisten ist kein Staat zu machen.      Bewerber für den Polizeidienst,                               Raum über die Frage extre­
            Andrang bei der Veranstaltung         Alles andere wird klein, wenn         sodass man mit der Aufsto-                                    mistischer Straftaten bis hin
            zeigte das deutlich.                  die Sicherheit nicht gewähr-          ckung loslegen könne.                                         zum Themenkomplex Asyl und
                                                  leistet ist.“ Deshalb sei es wich-                                                                  Kriminalität. An dieser Stelle
            Fest stehe, so Ministerpräsident      tig und richtig, sowohl in Köpfe       Polizeispiegel | Oktober 2018
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DPolG – Deutsche Polizeigewerkschaft

                        Kommentar

                        Chemnitz: Mit Rock gegen Rechts?
                        Von Gerhard Vogler, DPolG-Bundesehrenvorsitzender
                        Er war sicher gut gemeint, der    verrecke, das wäre wunderbar                                                        dazu führt, dass ihr Wohlwol-

                                                                                                                               © Windmüller
                        Aufruf der Chemnitzer Rock-       – Deutschland ist scheiße,                                                          len linken Chaoten gegenüber
                        band Kraftklub, zusammen          Deutschland ist Dreck“: Ihrem                                                       gleich groß ist wie ihr sprich-
                        mit anderen Bands in Chem-        erklärten Feind, der Polizei, ha-                                                   wörtliches Misstrauen gegen-
                        nitz ein Rockkonzert mit dem      ben sie folgenden Text gewid-                                                       über der Polizei.
                        Ziel, ein „Lautes Zeichen“ ge-    met: „Wir stellen unseren ei­
                        gen Rassismus und Fremden-        genen Trupp zusammen. Die                                                           Was bleibt aus den Chem­-
                        feindlichkeit zu setzen. Nach     Bullenhelme – sie sollen flie-                                                      nitz-Erfahrungen der letzten
                        der von der rechten Szene er-     gen. Eure Knüppel kriegt ihr in                                                     ­Wochen: Rechtsradikalen
                        folgten Instrumentalisierung      die Fresse rein ... die Ostsee soll                                                  Bündnissen und ihren men-
                        des Mordes an einem 35-jähri-     frei von Bullen sein.“                                                               schenverachtenden Aktionen
                        gen Deutschen mit einherge-                                                                                            jedweder Art müssen alle De-
                        henden rechtsradikalen Aus-       Solche und andere staatsfeind-                                                       mokraten entschlossen mit
                        wüchsen war ein Zeichen           liche und gewaltverherrlichen-                                                       rechtsstaatlichen Mitteln ent-
                        nötig. Man kann gleichwohl        de Texte haben dazu geführt,                                                         gegentreten. Dabei dürfen
                        geteilter Meinung sein, ob        dass der Verfassungsschutz in                                                        aber nicht solche mit im Boot
                        ein solches Rockfestival, das     Mecklenburg-Vorpommern                                                               sitzen, die auf der anderen Sei-
                        schon von seiner Lautstärke       diese Band mehrere Jahre im                                                          te des politischen Spektrums
                        her nur Jüngere anlockt und       Kapitel Linksextremismus ge-          <
                                                                                                < Gerhard Vogler                               ebenfalls nicht auf demokrati-
                        Ältere fernhält, der richtige     listet hat. Rechtsextremismus                                                        schem Boden stehen. Wer Leu-
     8                  Ansatz für eine zielgerichtete    aber mit Linksextremismus be-          demokraten“ nicht. Dann al­                   te wie die Feine-Sahne-Rocker,
                        Veranstaltung für alle war.       kämpfen zu wollen, wird eben-         lerdings muss er sich fragen                   den „Schwarzen Block“ oder
                                                          so wenig gelingen, wie einen          lassen, aus welchem Spektrum                   die linksradikale Antifa als
Berufspolitik/Meinung

                        Gut gemeint ist aber noch         Brand mit Brandbeschleuniger          er seine Berater ausgesucht                    Brandbeschleuniger an seiner
                        nicht gut gemacht. Mit der als    zu löschen. Befremdlich, dass         hat. Nicht überraschen kann                    Seite duldet, muss wissen,
                        linksextrem bekannten Rosto-      dies unseren Bundespräsiden-          dagegen die Begeisterung der                   dass er so die Rechten nicht
                        cker Band „Feine Sahne Fisch­     ten nicht davon hat abhalten          Fraktionschefin von Bündnis                    ­bekämpft, sondern eher in
                        filet“ haben sich die Veran­      können, den Fischfilet-Auftritt       90/Die Grünen, Katrin Göring-                   ­deren Sinn die Spaltung unse-
                        stalter Punks auf die Bühne       in Chemnitz unter dem Hash-           Eckardt. Sie frohlockte twit-                    rer Gesellschaft vorantreibt.
                        geholt, die genau das verkör-     tag #wir sind mehr auf Face-          ternd an ihre Freunde von                        Rechtsextremismus mit Links-
                        pern, was geschmäht werden        book empfehlend anzukündi-            ­„Feine Sahne Fischfilet“: „Yes!                 extremismus bekämpfen zu
                        sollte, nämlich Hass und Hetze.   gen. Vielleicht kennt Herr             Ihr seid groß!“ Ihr linkes Auge                 wollen – das geht gar nicht
                        Beispiele aus deren Liedgut:      Steinmeier diese in Chemnitz           ist, genetisch geerbt von den                   und führt letztlich zu Verhält-
                        „Punk heißt gegens Vaterland,     zu Verteidigern unserer Demo-          Protagonisten ihrer Partei, am                  nissen wie gegen Ende der
                        das ist doch klar/Deutschland     kratie auserkorenen „Vorzeige-         „Grünen Star“ erblindet, was                    Weimarer Republik.

                        DPolG informiert sich bei der BDBOS

                        Zukunftsweisende Lösungen für den Digitalfunk
                        Am 11. September 2018 fand        stellvertretende Vorsitzende der      sation der BDBOS, die sich be-                Testbetrieb befinden und erah-
                        das jährliche gemeinsame Ge-      DPolG Bundespolizeigewerk-            reits in der neuen Struktur der               nen lassen, welche Möglichkeiten
                        spräch mit dem Präsidenten der    schaft, dabei.                        BDBOS erkennen lässt.                         es zukünftig geben könnte.
                        Bundesanstalt für den Digital-
                        funk, Andreas Gegenfurthner,      Zu Beginn der Gesprächsrunde          Wichtig war für uns als Gewerk-               Zum Thema besondere Einsatz­
                        seinem Vizepräsidenten Frank      teilte der Präsident aktuelle         schafter die Aussage: „Wir sind               lagen, die geplant sind, konnte
                        Buddrus sowie dem Leiter der      Zahlen, Daten und Fakten mit.         Dienstleister und das kundenori-              ebenfalls seitens der Teilneh-
                        Abteilung Betrieb, Claus Dieter   So wurde im Juni dieses Jahres        entiert und modern. Und das                   menden festgestellt werden,
                        Spletter, statt. Als Teilnehmer   die Zahl von 800 000 registrier-      müssen wir bleiben.“ Interessiert             dass es hier nahezu reibungslos
                        seitens der DPolG waren Wolf-     ten Funkteilnehmenden im              nahm die DPolG überdies Infor-                läuft, wenn alle Parameter einge-
                        gang Ladebeck, Mitglied der       BOS-Digitalfunknetz überschrit-       mationen zu den ersten satelli-               halten werden. Einzig die Thema-
                        Bundesleitung der DPolG Bund,     ten. Zusätzlich berichtete er         tenangebundenen mobilen Basis-                tik Ad-hoc-Lagen wie zum Bei-
                        sowie Anja Ducklauß-Nitschke,     ausführlich über die Neuorgani-       stationen auf, die sich derzeit im            spiel Terrorlagen sind bis zum

                        > Polizeispiegel | Oktober 2018
POLIZEISPIEGEL - Deutsche Polizeigewerkschaft
DPolG – Deutsche Polizeigewerkschaft

heutigen Tage, gerade bei der                                                                                        sichere und handhabbare Nut-

                                                                                                           © DPolG
Nutzung in Bahnhöfen, in Tun-                                                                                        zung der Technik im Einsatz,
neln und in Gebäuden, immer                                                                                          stellen dabei einen Schwer-
noch ein schwieriges Thema.                                                                                          punkt dar.

Die DPolG ist der Auffassung,                                                                                        Die Einsatzmöglichkeiten im
dass diese Schwierigkeiten                                                                                           ­Bereich der Kommunikation
schnell überwunden werden                                                                                             sind heutzutage vielfältig, und
müssen. Gerade in der heuti-                                                                                          für die Sicherheitsbehörden im
gen Zeit ist eine funktionieren-                                                                                      Allgemeinen und die Polizei im
de Kommunikation für Behör-                                                                                           Besonderen gilt, die neuesten
den mit Sicherheitsaufgaben                                                                                           technischen Varianten nutzen
unerlässlich.                                                                                                         zu können, muss das Ziel sein.
                                                                                                                      Die Vorschläge der Leitung der
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DPolG – Deutsche Polizeigewerkschaft

                                                     DPolG-Frauenseminar in Königswinter

                                                     Frauenpolitik:
                                                     Sichtbar sein –
                                                     ist das neue WIR

                                                                                                                                                                                                               © DPolG
                                                     „Die Polizei ist kein Männer­          beauftragten aus Bund und            <
                                                                                                                                 < Sichtbar sein – ist das neue WIR! – Die Teilnehmerinnen des DPolG-Semi-
                                                     beruf, auch wenn er von Män-           Ländern der DPolG, die sich            nars Frauenpolitik in Königswinter.
                                                     nern dominiert wird.“ Diese            Mitte September in Königs-
                                                     ­beherzte und zugleich motivie-        winter trafen.                       „Bisher ist das wenig in un­             Polizeispiegel | Oktober 2018
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DPolG – Deutsche Polizeigewerkschaft

Petra Reichling

Tatort Schulhof
Warum Schulen kein geschützter Raum mehr für un-
sere Kinder sind – Eine Kommissarin schlägt Alarm

                                                                            © DPolG (2)

<
< Autorin Petra Reichling beim             <
                                           < Originalausgabe, 256 Seiten,
  Signieren ihres Buches                     18 Euro [D]/18,50 Euro [A]/25,50
                                             CHF; ISBN 978-3-453-20277-1

                                            darauf ein, wie die Digitalisie-
„Ich verstehe mich als Opferschütze-
                                           rung das Spek­trum der Krimi-
rin. Meine Motivation bei meiner
täglichen Arbeit und auch für dieses
                                           nalität erweitert und welche
Buch, das hoffentlich mit seinen
                                           neuen Herausforderungen
­Berichten, Fragen und Vorschlägen         und Probleme sich dadurch
 einen kleinen Beitrag zur Verbesse-       ­ergeben. Neben Themen wie
 rung der Situation leistet, indem es       Mobbing, Körperverletzung
 zumindest zur Diskussion auffor-           und Drogenkonsum spielen
 dert, ist ganz schlicht: Das Leiden        ebenfalls Sexualstraftaten
 der Opfer muss aufhören!“                  und Sexualität im All­gemeinen
                        Petra Reichling    eine zentrale Rolle in ihrem
                                            Sachbuch. Reichling schlägt
Jugendliche bestehlen ihre                  eine Reform des Sexual­unter­
Mitschüler, mobben, verletzen               richts vor und ­plädiert dafür,
und vergewaltigen sie: Von                  dass Sexualität im Unterricht
Kriminalität ist fast jede Schu-            in einen größeren Zusammen-
le, unabhängig von der Schul-               hang gestellt werden soll.
form oder dem sozialen Hin-                 Schließlich stellt sie klare For-
tergrund der Kinder, betroffen.             derungen an Eltern, Lehrer,
Eltern, Lehrer und Schulleiter              Schulleiter sowie die Politiker
sind oft überfordert oder se-               und macht zugleich Hand-
hen weg. Die Opfer werden                   lungsvorschläge.
­allein gelassen und leiden im
 Stillen. Kriminalkommissarin
                                            Petra Reichling ist DPolG-
 Petra Reichling möchte mit ih-
                                            Gleichstellungsbeauftragte
 rem Buch Aufklärungsarbeit
                                            in Nordrhein-Westfalen, Kri­
 leisten und enthüllt anhand
                                            minalhauptkommissarin und
 von schockierenden Fallge-
                                            stellvertretende Dienstgrup-
 schichten das Ausmaß dessen,               penleiterin der Kriminalwache
 was fast täglich auf unseren               Düsseldorf. Sie ist eine gefragte
 Schulhöfen passiert. Sie ana­              Ansprechpartnerin zum Thema
 lysiert, woher die Kriminalität            Kriminalität an Schulen und
 an Schulen kommt, warum                    spricht unter anderem auf Ta-
 sie zunimmt und wie sie sich               gungen von Lehrerverbänden
 im Gegensatz zu früher verän-              und auf Schulleiterkongressen.
 dert hat. Dabei geht sie auch

                                             > Polizeispiegel | Oktober 2018
POLIZEISPIEGEL - Deutsche Polizeigewerkschaft
DPolG – Deutsche Polizeigewerkschaft

            Zeitnahe Öffentlichkeitsfahndungen
            führen zu schnellen Erfolgen
            Durch Gewalttaten und Terror,       re Sicherheit“ rückt in den Fo-   fühl der Bevölkerung verbes-      Ein zielführendes Mittel wären
            über die die Medien regelmä-        kus der Gesellschaft. Nicht nur   sert werden. Dabei setzt man      in diesem Kontext mehr und
            ßig ausführlich berichten, hat      durch das neue Polizeiaufga-      hinsichtlich der Steigerung der   qualitativ hochwertigere Vi­
            das Sicherheitsgefühl der deut-     bengesetz in Bayern, sondern      öffentlichen Sicherheit auch      deobilder als Grundlage von
            schen Bevölkerung gelitten. Es      auch durch die in einigen wei-    auf den erweiterten Einsatz       Öffentlichkeitsfahndungen.
            ist nicht auszuschließen, dass      teren Bundesländern geplan-       moderner und intelligenter        Die Ermittlungsarbeit zu den
            unter anderem dieser Umstand        ten Gesetze zur Erweiterung       ­Videotechnik. Bisher werden      Vorfällen in der Kölner Silves-
            das Aufkommen rechtspopulis-        der polizeilichen Befugnisse       Kameras überwiegend in nicht     ternacht 2015 hat gezeigt,
            tischer Strömungen begüns-          sollen die objektive Sicher-       öffentlichen Bereichen und an    dass Kamerabilder die Basis
            tigt. Die Politik ist in Zugzwang   heitslage in Deutschland und       einigen wenigen Kriminalitäts-   für erfolgreiche Öffentlichkeits-
            geraten und das Thema „Inne-        das subjektive Sicherheitsge-      brennpunkten eingesetzt.         fahndungen darstellen können.

                                                                                                                                                        © DPolG
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Aktuelles
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­ iese Art der öffentlichen
D                                    fand sich der Täter in Untersu-     der beiden Tatverdächtigen         §§ 131 b/c der Strafprozess­
Fahn­dung ist ein effektives         chungshaft.                         festgenommen werden.               ordnung (StPO) geregelt. Die
Mittel der Strafverfolgungs­                                                                                Durchführung derartiger Maß-
behörden, das immer wieder ­         Im Mai 2015 wurden ein Mann
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                Sitz-Steh-Tischkombinationen
                ergonomisch zeitgemäß
                Kopfschmerzen – eingeschlafene Arme – Herz-Kreislauf-Erkrankung –                                            (baua) bezeichnet diese Auftei-
                ­Verspannungen in der Wirbelsäule – erhöhter Cholesterinspiegel: Wer kennt                                   lung der Arbeitsabschnitte als
                                                                                                                             Steh-Sitz-Dynamik.
                 dies nicht! Stundenlanges Sitzen hat negative Auswirkungen auf u   ­ nsere
                 ­Gesundheit und macht krank. Mann wie Frau verbringen in Deutschland                                        > G0100 – Antrag auf Leistun-
                Bereits nach 60 Minuten Dau-        gänge und dem Wechsel von        nuten bewegen, circa 18 Minu-              gen zur Teilhabe für Versicher-
                ersitzen im Büro reduzieren         Sitzen und Stehen werden         ten stehen und circa 36 Minu-              te – Rehabilitationsantrag
                sich die Gefäßfunktionen um         nachweislich Fehlstellungen      ten sitzen.                             >>G0133 – Anlage zum Antrag
                die Hälfte. Des Weiteren            vermieden und der Kreislauf                                                 auf Leistungen zur Teilhabe
                kommt es zu einer übermäßi-         angeregt. Das Institut für Be-   Die Bundesanstalt für Arbeits-             am Arbeitsleben – Kosten-
                gen Belastung der Bandschei-        triebliche Gesundheitsförde-     schutz und Arbeitsmedizin                  übernahme
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                                                                                                                                                                 © Jan Brenner
             <
             < Teilnehmende der DPolG zusammen mit dem dbb Fachvorstand Tarifpolitik, Volker Geyer, und dem Geschäftsbereichsleiter
               Tarif, Ulrich Hohndorf. Birgit Saul (LV Brandenburg), Ulrich Hohndorf, Michael Adomat (LV Hamburg), Volker Geyer, Edmund
               Schuler (LV Baden-Württemberg), Petra Giere, Robert Nülle (LV Niedersachsen), Boris Biedermann (LV Berlin) (von links)

        Vorbereitung der Einkommensrunde 2019

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        Streikleiterkonferenz in Berlin
        Die Einkommensrunde mit                 Konkreter wird Geyer, als er           schäftigte bei der Einkommens-          Das geht schon erheblich vor
Tarif

        den Ländern zum TV-L (Tarif-            über den Abstand der Entgeltta-        runde gefahren. Ge­rade weil die        dem Forderungsbeschluss mit
        gemeinschaft deutscher Län-             bellen des TV-L zu den Tabellen        Übertragung des Tarifergebnis-          Diskussionen und Informations-
        der – TdL) und zum TV-H (Land           des TVöD informiert. Hier wird         ses auf die Kommunal- und Lan-         veranstaltungen in den Betrie-
        Hessen) wird Anfang 2019 be-            klar, dass ein ganz erheblicher        desbeamtinnen und -beamten in          ben und Dienststellen los. Ins-
        ginnen. Grund genug, um die             Nachholbedarf auf Länderebe-           manchen Bundesländern nicht            gesamt soll die vorhandene
        Streikleiterinnen und Streiklei-        ne besteht. Dies ist insbesonde-       immer gelingt, ist es wichtig,         Vernetzung der Streikleiterinnen
        ter der betroffenen dbb Fach-           re die Folge des sehr guten letz-      dass auch die Beamtinnen und           und Streikleiter ausgebaut wer-
        gewerkschaften in Berlin zu             ten Abschlusses mit Bund und           Beamten bei Demonstrationen            den, um die nächste Einkom-
        einer Konferenz zusammenzu-             Kommunen zum TVöD zu Be-               Präsenz auf der Straße zeigen.         mensrunde gemeinsam noch
        ziehen. Auch wenn die Forde-            ginn des Jahres 2018. Er weist         Nur so kann ausreichend Druck          besser gestalten zu können.
        rung erst im Dezember 2018              die Streikleiterinnen und Streik-      aufgebaut werden.                      ­Edmund Schuler, DPolG-­Tarif­
        von den zuständigen dbb Gre-            leiter darauf hin, dass nicht nur                                              beauftragter in Baden-Würt-
        mien beschlossen wird, ist es           auf Großkundgebungen und
© DPolG
                                       In Kooperation mit der dbb akademie wiederholt die

                                     DPolG-Bundesseniorenvertretung
                                         wegen der großen Nachfrage aus den Vorjahren

                                          vom 4. bis 6. Dezember 2018
                                   im dbb forum siebengebirge in Königswinter-Thomasberg ihr

                                     Senioren-Seminar
                                                 mit den Themenschwerpunkten:
                                                Möglichkeiten der Vorsorge
         Gesetzliches Vertretungsrecht, Betreuungsrecht, Betreuungsverfügung, Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung
                                                      Pflegeversicherung
                 Gesetzliche Absicherung und private Vorsorge, Neuerungen nach dem 2. Pflegestärkungsgesetz
                                                     Erben und Vererben
  Gesetzliche und gewillkürte Erbfolge – Auswirkungen auf Angehörige, Gestaltungsmöglichkeiten individueller Vermächtnisse

Die Teilnahme ist auf 20 Personen begrenzt. Die Berücksichtigung                              Kosten
 erfolgt nach der Reihenfolge des Eingangs der schriftlichen Mel-
                                                                    Keine Seminargebühren! Unterkunft und Verpflegung sind frei!
dung mit Angaben zu Namen, Privatadresse, Geburtsjahr, E-Mail-
                                                                              Es wird ein Fahrtkostenzuschuss gezahlt
Anschrift und DPolG-Landes- beziehungsweise Mitgliedsverband
     Näheres zur Programmfolge, zum Anmeldeformular
                  und anderes siehe unter                                         Seminarleitung: Gerhard Vogler
     www.dpolg.de>senioren>Termine/Veranstaltungen                            Referentin: Nina Ahrend, Rechtsanwältin

                         Anmeldung an die DEUTSCHE POLIZEIGEWERKSCHAFT – Bundesgeschäftsstelle –
                           Friedrichstraße 169, 10117 Berlin, Fax: 030.47378125, E-Mail: dpolg@dbb.de
DPolG – Deutsche Polizeigewerkschaft

           Wartezeit vor dem Abschleppen bei                                                                          >Studium Rechtswissen-

           mobilen Halteverbotsschildern                                                                                   schaften an der Universität
                                                                                                                           Leipzig
                                                                                                                         >>Staatsexamen und Zusatz
           Von Rechtsanwältin Vicky Neubert, Leipzig                               das Betriebsgelände abschlepp-          Diplom-Juristin (Dipl.-iur.)
                                                                                   te. Gesamtsumme dieser Akti-          >>danach Referendariat beim
           Eine Vielzahl von Menschen         Dauerparker eine Mindestvor-         on: 176,98 Euro, zu zahlen bei          Oberlandesgericht/Land-
           ereilt dieses Schicksal: Der Pkw   lauffrist gewährt. Wieviel Zeit      Abholung des Pkw. Gratis hagel-         gericht Dresden
           wird vor dem Urlaub an erlaub­     aber muss denn vergehen zwi-         te es einen Gebührenbescheid          >>2014/2015 2. Staats­
           ter Stelle abgeparkt. Doch die     schen dem Aufstellen der Be-         der Beklagten über eine Verwal­         examen
           Erholung ist schnell verflogen,    schilderung und der Abschlepp-       tungs­gebühr von 62 Euro.             >>2015 bis 2017 Rechtsan-
           wenn er bei der Rück­kehr dort     maßnahme?                                                                    wältin mit eigener Kanzlei.
           nicht mehr steht. Aus dem                                               Dagegen richtete sich die Klä-          ­Arbeitsschwerpunkt Straf-
           Briefkasten entnimmt man           >seit 2016 Mitglied im Leip-
           sich raus: abgeschleppt!           Vielfach wurde davon ausge-          zeug vor dem Aufstellen der             ziger Strafverteidiger e. V.
                                              gangen, es würde eine Vorlauf-       Halteverbotsschilder am 19. Au-         und der Strafverteidiger-
           Die Betroffenen sind sich kei-     zeit von 48 Stunden ausreichen.      gust 2013 in Höhe der L.-Straße         vereinigung Sachsen/
                                                                                                                           Sachsen-Anhalt e. V.
           ner Schuld bewusst aber ge-        Das immer­hin hat beispielhaft       geparkt, da sie an diesem Tag in
           zwungen, wollen sie den Pkw        neben einigen anderen Ge­            den Urlaub geflogen sei. Die
           wiederhaben, die Gebühren zu       richten auch der 5. Senat des        Kostenerhebung sei unbillig,       11 C 15.95) sowie zu dem Sicht-
           begleichen. Für den Großteil       Oberver­waltungsge­richts NRW        weil eine an­gemessene Vorlauf-    barkeitsgrundsatz des BVerwG
           der Bevölkerung dürfte diese       mehrfach und zuletzt am 13.          frist zwischen dem Aufstellen      (BGH, Urteil vom 8. April 1970
           ungeplante Ausgabe in der Re-      September 2016 (OVG NRW,             der mobilen Halteverbotsschil-     – III ZR 167/68; BVerwG, Urteil
           gel sehr belastend für den         ­Urteil vom 13. September 2016       der und der Ab­schleppmaß­         vom 6. April 2016 – 3 C 10.15;
18         Haushaltsetat sein.                 – 5 A 470/14) so entschieden:       nahme nicht eingehalten wor-       BVerwG, Urteil Dezember 1996
                                                                                   den sei. Nach der aktuellen        – 11 C 15.95) (auf diese soll
            Polizeispiegel | Oktober 2018
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beiten, Umzüge, Straßenfeste) –     Das BVerwG sah das aber in           längeren Zeitraum parken zu           oben genannte Urteil des
die Einrichtung eines Haltever-     Bezug auf die Vorlaufzeit an-        können, ist rechtlich je­doch nicht   erken­nenden Senats vom
bots notwendig machen, regel-       ders und setzte mindestens           geschützt. Dies folgt aus dem         23. Mai 1995 – 5 A 400/94 –
mäßig einen zeitlichen Vorlauf      drei Tage zu warten als verhält-     Umstand, dass nicht der ruhen-        ebenfalls festgestellt, dass ein
von 48 Stunden zu. Angesichts       nismäßig fest (BVerwG, Urteil       de, sondern primär der fließende       Verkehrsteil­nehmer ungeach-
der vielfältigen Anforderungen,     vom 11. Dezember 1996 – 11 C        Verkehr die notwendigen Rege-          tet dessen, dass der ruhende
die insbesondere unter den heu-     15.95).                             lungsinstrumentarien prägt, die        Verkehr einschließlich des Dau-
tigen großstädtischen Bedingun-                                         entsprechend den Anforderun-           erparkens zu den grundsätzlich
gen in straßenverkehrsrechtli-      Entscheidungen des BVerwG           gen des heutigen Straßenver-           erlaubten Formen der Teilnah-
cher und sonstiger Hinsicht an      sind höchstrichterliche Recht-      kehrs vielfältigen Situationen         me am Straßenverkehr gehöre,
den Straßenraum gestellt wer-       sprechung und besitzen regel-       ­gerecht werden und deshalb fle-       mit Situationen rechnen müs-
den, ist eine wesentliche Ein-      mäßig Leitfunktion – soweit          xibel einsetzbar, insbesondere        se, die kurzfristig eine Ände-
schränkung der Effizienz der        die Theorie, hier die Praxis des     kurzfristig veränderbar sein müs-     rung bestehender Verkehrs­
Gefahren­abwehr zu befürchten,      OVG NRW:                             sen. Ein entsprechend flexibles       regelungen verlangten. Ein
wenn die Vorlaufzeit auf mehr                                            Verhalten ist von allen Verkehrs-     Verkehrsteilnehmer könne
als 48 Stunden bemessen wird.       „Der Senat geht dabei davon          teilnehmern, also auch von den        nicht darauf vertrauen, dass
Eine Frist von 48 Stunden ist       aus, dass das Risiko, das sich in    Teilnehmern am ruhenden Ver­          ein zunächst erlaubtes Parken
grundsätzlich ausreichend, um       Konstellationen der vorliegen-       kehr zu verlangen. Auch sie müs-      an einer bestimmten Stelle des
Fahrzeughalter vor überraschen-     den Art verwirklicht, der Sphäre     sen stets den Eintritt von Situati-   öffentlichen Straßenraums
den Abschleppmaßnahmen mit          des Fahrzeugeigentümers bezie-       onen in Rechnung stellen, die         auch noch vier Tage später
dem Folgeaufwand an Zeit und        hungsweise -führers zuzuordnen       einer längerfristigen, ungehin-       ­erlaubt sei. Bei einer solchen
Geld zu bewahren. Eine derartige    ist. Der ruhende Verkehr ein-        derten Inanspruchnahme des             „Vorlaufzeit“ sei es nicht un-
Vorlaufzeit deckt typische kürze-   schließlich des Dauerparkens ge-     öffentlichen Verkehrsraumes            verhältnismäßig, also nicht von
re Abwesenheitszeiten – wie         hört zwar generell zu den stra-      entge­genstehen.“ (OVG NRW,            Verfassungswegen verboten,
etwa an Wochenenden – ab.“          ßenverkehrsrechtlich erlaubten       Urteil vom 23. Mai 1995 – 5 A          das Abschlepp- und Kostenrisi-
                                    Formen der Teilnahme am Stra-        2092/93)                              ko eines längerfristigen Par-
So hat das OVG bereits 1994         ßenverkehr. Die Erwartung, im                                              kens statt der Allgemeinheit
entschieden (OVG NRW, Urteil        öffentlichen Verkehrs­raum an       Das Bundesverwaltungsgericht           demjeni­gen zuzuweisen, der
vom 23. Mai 1995 – 5 A 400/94).     einer bestimmten Stelle für einen   hat auf die Revision gegen das         die Sachherschafft über das an
DPolG – Deutsche Polizeigewerkschaft

             der betreffenden Stelle gepark-
DPolG – Deutsche Polizeigewerkschaft

           Die typische Konfliktsituation zwischen
           Pkw-Fahrern und Führern von Straßenbahnen
           Von Marcello Baldarelli, Erster Polizeihauptkommissar,
DPolG – Deutsche Polizeigewerkschaft

se, soweit möglich, durchfah-       die Gleise gefahren, als die      ein Verstoß des A gegen §§ 9      der aus er wen­den wollte, in
ren lassen. Der A hätte bei der     aus der Gegenrichtung kom-        Abs. 1 Satz 3 und 2 Abs. 3        den Rückspiegel geschaut zu
gegebenen Sachlage davon           mende Straßenbahn noch             StVO erst recht.                  haben; vor dem anschließen-
Abstand nehmen müssen, auf         ­circa 100 Meter von der spä-                                        den Einfahren in den Gleis­
die Gleise zu fahren. Denn es       teren Kollisionsstelle entfernt   Darüber hinaus wäre eine Ein-     bereich habe er nicht noch
war nicht im Sinne des § 9          gewesen sei. Zum vom A be-        fahrt in den Gleisbereich auch    einmal in den Rückspiegel
Abs. 1 Satz 3 StVO sicherge-        haupteten Zeit­punkt des Ein-     nur dann straßenverkehrs-         ­geschaut. Damit steht auch
stellt, dass kein Schienenfahr-     fahrens in den Gleisbereich       rechtlich zulässig gewesen,        ein Verstoß des A gegen § 9
zeug behindert wird. Damit          war daher für ihn vollkom-        wenn aus Sicht des A bei Be-       Abs. 1 S. 4 StVO fest.
hat der A auch gegen § 2            men unklar, wie schnell er        rücksichtigung der Verkehrs-
Abs. 3 StVO verstoßen. Da           den Gleisbereich wieder wür-      lage eine Straßen­bahn aus         Polizeispiegel | Oktober 2018
© Bundesregierung/Steffen Kugler
              9. Meseberger Zukunftsgespräch:
              Öffentlicher Dienst lahmt
              bei Digitalisierung
              Mit deutlichen Worten bemängelte dbb Chef Ulrich
              Silberbach am Rande des 9. Meseberger Zukunfts­
              gesprächs fehlende politische Vorgaben für die
              Zukunftsfähigkeit der Verwaltung.                                        < dbb Chef Ulrich Silberbach (1. Reihe Zweiter von rechts zwischen Bundes­
                                                                                         arbeitsminister Hubertus Heil und Bundesfinanzminister Olaf Scholz) auf
                                                                                         der Freitreppe von Schloss Meseberg. Der Austausch unter ausgewählten
                                                                                         Repräsentanten aus Wirtschaft und Gewerkschaften mit der Bundes­
              „Während die Wirtschaft in          „Es ist gut, dass diese Bundes­
                                                                                         kanzlerin und Mitgliedern des Bundeskabinetts fand Anfang September
              Sachen Digitalisierung galop­       regierung dem Thema grund­             2018 zum neunten Mal statt.
              piert, trabt der öffentliche        sätzlich eine hohe Priorität ein­
              Dienst nicht mal. Er lahmt“,        räumt, aber jetzt muss es auch       Dabei gehe es in erster Linie um      nal wird sie uns nicht viel nut­

                                                                                                     !
              sagte Silberbach im Anschluss       mal ans Eingemachte gehen.           Ausbildung und Qualifizierung.        zen. Das bedeutet: Erstens müs­
              an den Austausch zwischen           Wir brauchen einen konkreten         „Im öffentlichen Dienst ist im­       sen wir junge Menschen mit
              Politik, Wirtschaft und Wissen­     Plan für die öffentliche Verwal­     mer noch der Mensch die wich­         den nötigen Vorkenntnissen in
              schaft, der am 3. September         tung in den nächsten sechs           tigste Ressource. Natürlich           die Verwaltung holen. Zweitens
              2018 im Gästehaus der Bun­          Monaten, wenn wir in dieser          brauchen wir auch die entspre­        müssen wir das vorhandene
              desregierung in Schloss Mese­       Legislaturperiode wirklich           chende digitale Infrastruktur,        Personal für die kommenden
              berg stattgefunden hatte.           weiterkommen wollen.“                aber ohne qualifiziertes Perso­       Veränderungen fit machen.“

               Stellungnahme:                                                                                                                                                                    25

               Für Extremisten ist bei uns im öffentlichen Dienst kein Platz
nachrichten

                                                                                                                                                                                                 nachrichten
               dbb Chef Ulrich Silberbach hat am 30. August                            wegs vom Irrweg des „super­          Dazu sage ich: Der öffentliche
                                                                                       schlanken Staates“ abbringen.        Dienst war schon immer und
               2018 mit einer Stellungnahme auf die rechts­
                                                                                       Wir sind immer noch dabei, die       ist auch heute ein Spiegelbild
               extremistischen Vorfälle in Chemnitz reagiert.                          Schäden der Vergangenheit zu         der Gesellschaft – gut so, denn
                                                                                       beheben, und auch der von der        die Menschen sollen sich mit
               Die Ereignisse der vergange­       nen und Kollegen vor Ort ha­         Bundesregierung im Koalitions­       dem Staat, der ihnen gegen­
               nen Tage in Chemnitz machen        ben bereits erklärt, dass sie von    vertrag formulierte „Pakt für        übertritt, identifizieren kön­
               uns alle tief betroffen. Dabei     der Anzahl der Demonstranten         den Rechtsstaat“ bringt nur          nen. Das bedeutet aber auch,
               gilt unser Mitgefühl insbeson­     überrascht wurden. So bedau­         kleine Fortschritte. Außerdem        dass sich unter den 4,6 Millio­
               dere den Angehörigen des jun­      erlich es ist: Wo Menschen ar­       fallen qualifizierte Fachkräfte      nen Beschäftigten immer wie­
               gen Mannes, der am Sonntag         beiten, da kommt es auch zu          für den öffentlichen Dienst          der auch Menschen mit extre­
               durch Messerstiche getötet         Fehleinschätzungen. Das darf         nicht vom Himmel. Es muss ein        men Gesinnungen jedweder
               wurde. Die darauffolgenden         aber nicht zu pauschalen Ver­        für alle Mal in die Köpfe: Die       Couleur eingeschlichen haben
               Geschehnisse waren schockie­       urteilungen oder Verdächtigun­       besten Sicherheitsgesetze brin­      können, man denke etwa an
               rend. Rechtsextreme haben          gen führen. Wer mit Praktikern       gen nichts, wenn wir keine Be­       die sogenannten „Reichsbür­
               den Tod des jungen Mannes          spricht, der weiß, dass jede Ein­    schäftigten haben, die sie um­       ger“. In all diesen Fällen gilt:
               als Vorwand genutzt, um ih­        satzlage einzigartig, dynamisch      setzen! Deshalb muss wieder          Wer nicht mit beiden Beinen
               ren Hass auf andere Menschen       und damit jede Entwicklung           mehr in den Staat und die Si­        auf dem Boden des Grundge­
               und ihre Verachtung für unse­      schwer vorhersagbar ist. Dra­        cherheit investiert werden.          setzes steht, der möge seine
               re pluralistische Gesellschaft     matisch verschärft wird heute        Jetzt.                               Sachen packen und verschwin­
               auf offener Straßen auszule­       allerdings jeder Einsatz da­                                              den. Als öffentlicher Dienst
               ben, teils mit roher Gewalt.       durch, dass die Sicherheitsbe­       Es gab aber auch Vorfälle, die       sind wir Recht und Gesetz ver­
               Dafür gibt es keine Entschul­      hörden bundesweit unter mas­         auf schwere Verfehlungen hin­        pflichtet. Wir dienen immer
               digung. Die Straftaten dieser      sivem Personalmangel leiden.         weisen – etwa, wenn sensible         und zuerst der freiheitlich­
               Leute müssen konsequent ver­                                            Dokumente wie ein Haftbefehl         demokratischen Grund­ und
               folgt und bestraft werden.         Wir als gewerkschaftlicher           über das Internet an die Öf­         Werteordnung, die das Zusam­
                                                  Dachverband warnen seit Jahr­        fentlichkeit gelangen. Das darf      menleben unserer gesamten
               Im Zuge der Ereignisse kam es      zehnten vor dieser Entwick­          nicht passieren, das untergräbt      Gesellschaft ermöglicht. Wer
               auch zu harschen Vorwürfen         lung. Inzwischen konnten wir         das Vertrauen in den Rechts­         da nicht mitzieht, für den ist
               gegen die Polizei. Die Kollegin­   die Politiker aller Parteien halb­   staat und seine Institutionen.       bei uns kein Platz.

                                                                                                                   > Polizeispiegel | dbb seiten | Oktober 2018
dbb

              Konferenz „PKV digital & aktuell“:
              Einheitsversicherung ist kein Problemlöser
              „Die unstreitig vorhandenen Probleme im Ge­

                                                                                                                                                               © Marco Urban
              sundheitswesen sind durch eine Aufgabe des
              dualen Systems in der Krankenversicherung nicht
              lösbar, sie werden durch eine Einheitsversicherung
              nur umfangreicher“, machte dbb Vize und Beam­
              tenvorstand Friedhelm Schäfer bei der EURO­
              FORUM Konferenz „PKV digital & aktuell“ am
              29. August 2018 in Berlin deutlich.

              Im Gespräch mit Prof. Dr. Jür­       rein rechnerisch ist es unmög­
              gen Wasem vom Lehrstuhl für          lich, dass auf diesem Weg ir­
              Medizinmanagement an der             gendwelche Einsparungen er­
              Universität Duisburg­Essen,          zielt werden könnten – weder
              der die Konferenz moderierte,        individuell noch systemisch be­
                                                                                     < Friedhelm Schäfer
              erläuterte Schäfer, dass sich        trachtet. Auch ein Gerechtig­
              das Nebeneinander von ge­            keitsplus wird es nicht geben“,
              setzlicher und privater Versi­       prophezeite Schäfer, wobei        leisten können, werden sich                 rechtlichen Beihilfesystem, in
              cherung im Gesundheitswesen          man trefflich streiten könne,     qualitativ hochwertige ärztliche            der Regel ergänzt durch eine
              über Jahrzehnte bewährt habe         ob die von Einheitsbefürwor­      Versorgung auf dem ‚Markt‘                  private Krankenversicherung,
26            und Vorteile für alle Beteiligten    tern beschworene Ungerech­        dazukaufen“, so Schäfer, „das               und einer freiwilligen gesetzli­
              nachhaltig sicherstelle. „Ein­       tigkeit überhaupt so himmel­      wäre dann tatsächlich eine                  chen Absicherung mit Arbeit­
              heitsmodelle wie das der soge­       schreiend sei.                    Zwei­Klassen­Gesellschaft.“                 geberzuschuss wählen können.
nachrichten

              nannten ‚Bürgerversicherung‘                                           Nicht ohne Grund bestünden                  „Die GKVen wehren sich erklär­
              bringen weder finanziell noch        „Mangels Konkurrenz und           auch seitens der gesetzlichen               termaßen dagegen, die Proble­
              strukturell Verbesserungen.          Quersubventionierung zwi­         Krankenversicherung (GKV) Be­               me der privaten Krankenversi­
              Wer alle als Beitragszahler in       schen privater Krankenver­        denken gegen die Einführung                 cherung auf dem Rücken der
              einen Topf schmeißen will,           sicherung und Gesundheits­        eines Einheitsmodells oder Vor­             Beitragszahler der gesetzlichen
              muss sich darüber im Klaren          system werden am Ende             stufen eines solchen in Gestalt             Krankenversicherung zu lösen.
              sein, dass dann aus diesem           alle gesetzlich Versicherten      des sogenannten „Hamburger                  Außerdem befürchten sie, dass
              Topf auch sämtliche Kosten be­       schlechter versorgt sein als      Modells“, bei dem künftige Be­              die bislang höheren Arzthono­
              glichen werden müssen. Schon         heute. Und die, die es sich       amte zwischen dem beamten­                  rare für Privatversicherte zulas­
                                                                                                                                 ten der gesetzlich Versicherten
                                                                                                                                 generell nach oben umgelegt
               dbb Bundesvorstandssitzung                                                                                        werden, falls die PKV abge­
                                                                                                                                 schafft wird, was im Falle einer
                                                                                                                                 Einheitsversicherung auch aus
                                                                                                                 © Jan Brenner

                                                                                                                                 unserer Sicht ein durchaus rea­
                                                                                                                                 listisches Szenario wäre.“

                                                                                                                                 Schäfer plädierte dafür, an­
                                                                                                                                 stelle wenig zielführender
                                                                                                                                 Vereinheitlichungsideen kon­
                                                                                                                                 kret an einer Optimierung
                                                                                                                                 des bewährten Miteinanders
                                                                                                                                 von GKV und PKV zu arbeiten.
                                                                                                                                 „Alleine die Möglichkeiten
                                                                                                                                 der Digitalisierung bieten so­
                                                                                                                                 wohl organisations­ und ver­
               Die Mitglieder des dbb Bundesvorstandes sind am 18. September 2018 in Berlin zu ihrer Herbstsit­                  waltungstechnisch als auch
               zung zusammengekommen. Neben den Lageberichten des dbb Bundesvorsitzenden Ulrich Silber­                          medizinisch ungleich mehr
               bach (am Rednerpult), des Zweiten dbb Vorsitzenden Friedhelm Schäfer und des stellvertretenden                    Kostensenkungs­ und Quali­
               dbb Bundesvorsitzenden und Fachvorstand Tarifpolitik, Volker Geyer, standen allgemeine berufs­                    tätssteigerungspotenzial als
               und tarifpolitische Themen sowie die Vorbereitung der Anfang 2019 beginnenden Einkommens­                         unausgegorene und vor allem
               runde für die Beschäftigen des öffentlichen Dienstes der Länder im Mittelpunkt der Beratungen.                    populistisch motivierte Gleich­
                                                                                                                                 macherei“, so der dbb Vize.

              > Polizeispiegel | dbb seiten | Oktober 2018
dbb

              ?„Es ist höchste Eisenbahn, dass wir
               nachgefragt bei ...
              	... Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitalisierung im Bundeskanzleramt

              Verwaltungsabläufe optimieren“
              Bei der Digitalisierung von           Die Zuständigkeit für die Digi­

                                                                                                                                                             © Jesco Denzel
              Verwaltungsabläufen hinkt             talisierung ist in der Bundes­
              die Bundesrepublik anderen            regierung auf viele Schultern
              Ländern hinterher – nicht             verteilt, unter anderem auf
              ­zuletzt aufgrund der födera­         Ihre. Wäre es nicht besser,
               len Strukturen. Kann ein             wenn die Kompetenzen
               länder­übergreifendes digita­       ­ge­bündelt würden?
              les ­Bürgerportal überhaupt
              realisiert werden?                   Ich verstehe, warum diese
                                                   ­Frage kommt. Aber sie ärgert
               Doch, das geht. Wir sind fest        mich inzwischen auch ein
               entschlossen, bis Ende 2022          ­wenig. So funktioniert Digi-
               zu erreichen, dass sowohl             tali­sierung ja gerade nicht.
               ­Bürger als auch Unterneh-            Digi­talisierung durchdringt alle
                men mehr als 500 Verwal-             Lebensbereiche und alle Poli-
                tungsdienstleistungen kom-           tikfelder. Wenn man glaubt,
28              plett o­ nline nutzen können:        ein zentrales Superdigitalisie-
                ohne Behördengang und                rungsministerium könnte das
                ohne Wartenummer, einfach,           alles alleine machen, dann ist
nachgefragt

                schnell und sicher. Zunächst         das etwas naiv. Wir brauchen
                arbeiten wir dazu an einem           nicht nur eine Digitalministe-
                Portalverbund. Das bedeutet:         rin, sondern alle Ministerinnen
                Verwaltungsportale der Län-          müssen sich auch als Digitalmi-
                der und des Bundes werden            nisterinnen verstehen. Gilt na-
                miteinander verbunden. Da-           türlich entsprechend auch für
                                                                                         <
                                                                                         < Dorothee Bär
                bei sollen Bürgerinnen und           die Minister. Nehmen wir ein
                Bürger beim digitalen Zugriff        Beispiel: Wenn eine neue Leis-      Es geht also nicht um die Bün-   derung sehe ich darin, Gigabit-
                auf Verwaltungsdienstleis-           tung eingeführt werden soll,        delung von Kompetenzen,          Netze in die Fläche zu bringen.
                tung ein möglichst nahtloses         dann muss es das Ziel sein,         sondern zum einen darum,         Deswegen legt die Bundesre-
                Nutzererlebnis genießen              dass man sich schon in dem          dass die Digitalisierung über-   gierung hierauf besonderes
                ­können. Denn den Bürger­            Moment, in dem die Leistung         all zur Chefinnen- und Chef­     Augenmerk. Denn dort, wo
                 innen und Bürgern ist es            konzipiert wird, die Fragen         sache wird. Und es geht zum      der privatwirtschaftliche Glas-
                 nicht ­wich­tig, wer für eine       stellt: Wie kommt diese Leis-       Anderen um eine bessere Ko-      faserausbau unwirtschaftlich
                 Leistung zuständig ist, son-        tung auch wirklich bei der Bür-     ordination. So wird ein Schuh    ist, kommen die Förderpro-
                 dern dass alles ohne viel           gerin und beim Bürger im Jahr       daraus. Und das ist auch ge-     gramme des Bundes und der
              ­Papierkram funktioniert.              2018 an? Welche Nachweise           nau das, was jetzt gemacht       Länder zum Tragen. Dafür ha-
                                                     verlangen wir? Warum nutzen         wird. Durch den neuen Kabi-      ben wir einen Gigabit-Investi-
              Die föderalen Strukturen               wir nicht die, die bereits in       nettsausschuss Digitalisierung   tionsfonds aufgelegt, unser
              ­machen solche großen Vor­             digitaler Form woanders vor­        und durch die neue Rolle des     Förderprogramm konsequent
               haben zwar nicht leichter,            liegen? Kann das Gesetz so          Kanzleramtes in der Digital­     auf Glasfaser ausgerichtet
               aber wir haben den politi-            formuliert werden, dass hier        politik.                         und die Antragsstellung ver-
               schen Willen und auch die             Bestandteile automatisiert                                           einfacht. Die Bürgermeister,
               Ressourcen i­ n diesem Land,          werden können? Und so               Wo liegen die größten Heraus­    Kreistagsverwaltungen und
               um das zu schaffen. Und: Es           ­weiter. Diese Fragen müssen        forderungen beim flächende­      Land­räte sind nun aufgerufen,
               ist höchste Eisenbahn, dass            in den jeweiligen Ressorts, in     ckenden Breitbandausbau          für ihre Regionen aktiv Aus-
               wir Verwaltungsab­läufe op­            den jeweiligen Referaten in        und wann wird er abgeschlos­     bau­vorhaben anzustoßen und
               timieren, digitalisieren ­und          ­Zukunft ganz automatisch          sen sein?                        Fördermittel bei Bund und
               den Bürger­innen und ­Bürgern           ­gestellt werden. Ein zentrales                                    Land zu beantragen. In einem
              einen gleichwertig hohen                  Digitalministerium würde hier    Ich bin mir bewusst, dass wir    letzten Schritt müssen dann
              Standard garantieren können, ­            momentan gar nichts errei-       bei unserer digitalen Infra-     die Ausbauvorhaben aber
              egal von wo aus sie sich an               chen, sondern die Prozesse       struktur noch Nachholbedarf      auch r­ ealisiert werden. Es hat
              die ­Verwaltung wenden.                   ­sogar verlangsamen.             haben. Die größte Herausfor-     sich gezeigt, dass hier das En-

              > Polizeispiegel | dbb seiten | Oktober 2018
gagement vor Ort viel bewir-         schneller, sondern auch               Die Versorgung der Bevölke­           wichtige ­Rolle spielen. Die
ken kann. Darauf setze ich.          ­kostengünstiger vonstatten           rung mit schnellem Internet ist       Bundesnetzagentur hat auch
                                      gehen wird.                          das eine. Auf der anderen Seite       bereits entschieden, dass
Grundsätzlich sehe ich aber                                                erwartet auch die Industrie           5G-Frequenzen für lokale
auch eine positive Entwicklung       Wir als Bundesregierung unter-        besserer Infrastrukturen im           ­Anwendungen der Industrie
und Dynamik. Diese soll durch        stützen, wo wir können, wissen        ­Gigabit-Bereich. Investiert die       zur Verfügung gestellt wer-
die ambitionierten Ziele und         aber nicht, wie sich Bedarfe und      Bundesregierung genug?                 den. Damit schaffen wir die
die vorgesehenen Maßnahmen           Technologien weiterentwickeln.                                               Grundlage für intelligente
der Bundesregierung weiter           Wer weiß, vielleicht kommt bald       Die Bedeutung von hoch­                und digital vernetzte Syste-
an Fahrt gewinnen. Durch Re-         die nächste bahnbrechende In-         leistungsfähigen Gigabit-­             me und fördern Innovation
gulierungsanreize soll der pri-      novation, die den Netzausbau          Anschlüssen für die Industrie          im Rahmen von Industrie 4.0.
vatwirtschaftliche Glasfaser-        schneller macht. Wir konnten          ist der Bundesregierung na­            Zudem denken wir auch an
ausbau gestärkt und zudem            das im Mobilfunk beobachten.          türlich bewusst. Die für 2019          die vielen kleinen Gewerbe­
Kooperationen zwischen den           Wer dachte vor Jahren, dass wir       geplante Frequenzversteige-            betriebe in der Fläche. Des-
einzelnen Wettbewerbern ge-          im Mobilfunk Geschwindigkei-          rung soll Grundlage dafür              halb schreiben wir auch
fördert werden. Dies werden          ten von über 100 Mbit/s errei-        sein, Deutschland zum Leit-            das Sonderprogramm für                       29
wir in der kommenden Novel-          chen können. Richtig „abge-           markt für Anwendungen der              Gewerbe­gebiete fort. Aber
lierung des Telekommunikati-         schlossen“ wird der Ausbau der        nächsten Mobilfunkgenerati-            auch vom Glasfaserausbau

                                                                                                                                                               nachgefragt
onsgesetzes umsetzen. Wir            digitalen Infrastruktur nie sein,     on 5G zu entwickeln. Anwen-            im Rahmen des allgemeinen
­erwarten, dass der Glasfaser-       ebensowenig wie der Ausbau            dungen, die unter anderem              Förderprogramms profitiert
 ausbau dadurch nicht nur            der Verkehrs­infrastruktur.           für die In­dus­trie 4.0 eine ge-       die Industrie.

 Arbeitsgruppe dbb und Christlich­Demokratische Arbeitnehmerschaft (dbb/CDA­AG)
 Die Arbeitsgruppe von dbb

                                                                                                                                               © CDA/Zähring
 und Christlich­Demokratische
 Arbeitnehmerschaft (dbb/
 CDA­AG) hat sich am 29. Au­
 gust 2018 unter Leitung des
 Vorsitzenden MdB Ralf Brauk­
 siepe in Berlin getroffen. An
 der Sitzung nahmen auch
 Bundesinnenminister Horst
 Seehofer und Innenstaatsse­
 kretär Stephan Mayer teil. Der
 Minister betonte seine Wert­
 schätzung für die Beschäftig­
 ten des öffentlichen Dienstes.
 Diese wolle er auch mit guten
 Tarifabschlüssen, innovativen
 flexiblen Arbeitszeitmodellen
 sowie weiteren, ganz konkre­
 ten Verbesserungen der Ar­      < Erste Reihe von rechts: Das Führungstrio des dbb Volker Geyer, Friedhelm Schäfer und Ulrich Silberbach, Bundes­
                                      innenminister Horst Seehofer, dbb/CDA­AG­Vorsitzender Ralf Brauksiepe, DBB NRW­Chef Roland Staude und
 beitsbedingungen zeigen. Der         der stellvertretende dbb Bundesvorsitzende und GDL­Chef Claus Weselsky.
 dbb Bundesvorsitzende Ulrich
 Silberbach lobte die vertrauensvolle           ten Tarifabschlusses auf die Beamtinnen           Dienstes, so Silberbach, dass das Innen­
 Zusammenarbeit mit dem Minister und            und Beamten des Bundes. Es sei wichtig            ministerium ihnen in allen Belangen den
 insbesondere die Übertragung des jüngs­        für die Beschäftigten des öffentlichen            Rücken stärke.

                                                                                                       > Polizeispiegel | dbb seiten | Oktober 2018
dbb

             dbb Bürgerbefragung „Öffentlicher Dienst“ 2018:

             Überregulierung und Diskriminierung
             im öffentlichen Dienst bekämpfen
             Das Image der „Staatsdiener“ in der Bevölkerung

                                                                                                                                                             © Marco Urban
             hat sich weiter verbessert. Ebenso befürworten
             viele Bundesbürger einen starken, handlungsfähi­
             gen Staat. Das sind Ergebnisse der diesjährigen
             dbb Bürgerbefragung, die das Meinungsfor­
             schungsinstitut forsa für den dbb beamtenbund
             und tarifunion durchgeführt und am 30. August
             2018 in Berlin vorgestellt hat. Die Studie kommt
             aber auch zu dem Schluss, dass der Staat konse­
             quenter gegen Diskriminierung vorgehen muss.

             79 Prozent der Deutschen be­         erneut Feuerwehrmänner mit        < dbb Chef Ulrich Silberbach und forsa­Geschäftsführer Manfred Güllner
             fürworten der Umfrage zufol­         94 Prozent vor Ärzten (89 Pro­      (links) stellten der Presse die Ergebnisse der Bürgerbefragung 2018 vor.
             ge einen starken Staat, der sie      zent), Kranken­ und Altenpfle­
30           vor den ausufernden Entwick­         gern (89 Prozent) sowie Erzie­    Analyse sexueller Belästigung          Arbeitsumfeld sich selbst
             lungen einer globalisierten          hern (83 Prozent). Im Vergleich   und Diskriminierung am Ar­             gegenüber erlebt. Zudem
             Gesellschaft schützen kann.          zum Jahr 2007 haben insbe­        beitsplatz gelegt. Das unange­         gibt mehr als die Hälfte aller
blickpunkt

             Nur zehn Prozent glauben,            sondere die Müllmänner und        nehme Ergebnis: Jede vierte            Frauen an, schon wegen ihres
             dass der Markt alles regeln          die „Beamten“ an Ansehen hin­     Frau wurde im Arbeitsumfeld            Geschlechts am Arbeitsplatz
             wird. Damit setzt sich ein           zugewonnen, die ihre Beliebt­     schon sexuell belästigt. 26 Pro­       benachteiligt worden zu sein.
             Trend der dbb Bürgerbefra­           heit um zwölf Prozentpunkte       zent aller abhängig beschäftig­        Lediglich 65 Prozent aller be­
             gungen aus den vergangenen           steigern konnten. Darauf fol­     ten Frauen in Deutschland ha­          fragten Frauen gaben an, noch
             Jahren fort: bereits 2016 und        gen Briefträger mit einem Plus    ben demnach schon Formen               nie Formen von sexueller Beläs­
             2017 sprachen sich 72 bezie­         von elf Prozent, Lehrer (plus     sexueller Belästigung oder             tigung oder sexistischem Ver­
             hungsweise 75 Prozent der            zehn Prozent) und Polizisten      sexistischen Verhaltens im             halten im Arbeitsumfeld erlebt
             Deutschen für einen starken          (plus neun Prozent).
             Staat aus.
                                                  <   Geschätzte Arbeit
             Das Ausmaß der Bürokratie in
             Deutschland hingegen sehen           „Dass der Gattungsbegriff ‚Be­
             viele Bürger kritisch: 61 Pro­       amter‘ unter den beiden Top­
             zent der Befragten gaben an,         Gewinnern der letzten Jahre
             es gebe zu viel staatliche Büro­     ist, deutet auf einen klaren
             kratie in der Bundesrepublik.        Imagewandel für den öffent­
             „Da sind die Bürger und die          lichen Dienst hin“, analysiert
             Beschäftigten im öffentlichen        Silberbach und freut sich über
             Dienst einer Meinung“, kom­          eine steigende Wertschätzung
             mentierte der dbb Bundesvor­         der Arbeit des öffentlichen
             sitzende Ulrich Silberbach die       Dienstes in der Bevölkerung:
             Umfrageergebnisse. „Das ist          „Über drei Viertel der Bundes­
             aber auch kein Wunder, denn          bürger schreiben den Beamten
             die Kolleginnen und Kollegen         inzwischen überwiegend posi­
             im Staatsdienst leiden mindes­       tive Eigenschaften wie pflicht­
             tens so stark unter Bürokratie       und verantwortungsbewusst
             und Überregulierung wie die          oder zuverlässig zu – das Bild
             Bürger und die Wirtschaft.“          des faulen Beamten können
                                                  wir also zu den Akten legen.“
             Im Ranking der beliebtesten
             Berufe zeigt sich ebenfalls eine     Einen Schwerpunkt hat die dbb
             große Kontinuität. Hier liegen       Bürgerbefragung 2018 auf die

             > Polizeispiegel | dbb seiten | Oktober 2018
dbb

zu haben. 26 Prozent hingegen       zent. Hingegen fühlten sich        < Die Datenbasis
erlebten sie bei sich selbst,       mit 47 Prozent knapp die Hälf­
19 Prozent bei Kolleginnen und      te aller Männer aufgrund ihres         Im Auftrag des dbb hat forsa Gesellschaft für Sozialforschung und
zwei Prozent bei Kundinnen.         Alters benachteiligt oder dis­         statistische Analysen mbH im Jahr 2018 zum zwölften Mal unter­
                                    kriminiert. Dem stehen 38 Pro­         sucht, wie der öffentliche Dienst von den Bürgerinnen und Bürgern
„Es ist gut, dass dieses ernste     zent aller Frauen gegenüber.           der Bundesrepublik wahrgenommen wird. Die Erhebungen für die­
Thema nicht weiter totge­                                                  se Bürgerbefragung zum öffentlichen Dienst fand im Juni 2018
schwiegen wird. Insbesondere        Häufigste Auswirkung der er­           statt. Befragt wurden für die Wahrnehmung des öffentlichen
unsere dbb bundesfrauenver­         fahrenen Diskriminierung war,          Dienstes 1 003 repräsentativ ausgewählte Bürgerinnen und Bür­
tretung setzt sich seit Jahren      eine Stelle nicht bekommen zu          ger. Für den zweiten Teil der Befragung wurden 1 004 Beschäftigte
für eine diskriminierungs­ und      haben. 55 Prozent aller Betrof­        des öffentlichen Dienstes (392 Beamte, 612 Tarifbeschäftigte) so­
sexismusfreie Verwaltungskul­       fenen machten eine entspre­            wie weitere 1 007 sonstige abhängige Beschäftigte der Privatwirt­
                                                                           schaft befragt.
tur ein“, so Silberbach. „Die       chende Angabe. Aber auch bei
#MeToo­Debatte und die Ge­          der Verteilung von Aufgaben            Die Auswahl der Befragten erfolgte nach einem systematischen
setzesverschärfung mit Blick        (30 Prozent) oder bei Gehalts­         Zufallsverfahren, das sicherstellt, dass die befragten Bürgerinnen
auf sexuelle Belästigung haben      erhöhungen (21 Prozent) und            und Bürger ein Spiegelbild der Gesamtbevölkerung ab 14 Jahre be­
hier sicher das Bewusstsein ge­     Beförderungen (15 Prozent)             ziehungsweise die Beschäftigten ein Spiegelbild der Beschäftigten
schärft. Es muss aber noch          fühlten sich viele Beschäftigte        in Deutschland darstellen.
mehr geschehen. Wir müssen          benachteiligt. Silberbach: „Hier       Die dargestellten Befunde der Untersuchung sind somit lediglich
zum Beispiel kontinuierlich die     geht es für uns vor allem um           mit den bei allen Stichprobenerhebungen möglichen Fehlertole­
gängigen Rollenklischees in Er­     die Unterstützung der Betrof­          ranzen (bei der vorliegenden Untersuchung plus/minus drei Pro­
ziehung und Schule überprü­         fenen.                                 zentpunkte) auf die Gesamtheit der Bevölkerung übertragbar.
fen. Außerdem müssen wir die
                                                                           Die komplette Studie kann unter https://bit.ly/2x5iBkP herunter­
Führungskräfte in Betrieben         <   Antidiskriminierungs­              geladen werden.
und Dienststellen intensiv zur          gesetz reformieren
Prävention von sexueller Ge­
walt fortbilden.“                   Der dbb und die dbb bundes­        der Regel nicht trauen, gegen              einer diskriminierungs­ und se­
                                    frauenvertretung fordern des­      sexistisches Verhalten vorzu­              xismusfreien Behördenkultur           31
<   Jede zweite Frau wurde          halb eine Reform des Antidis­      gehen“. Die Dienstherren und               sprechen. Dazu gehören nied­
    diskriminiert                   kriminierungsgesetzes und die      öffentlichen Arbeitgeber müss­             rigschwellige Hilfsangebote

                                                                                                                                                        blickpunkt
                                    Zulassung von Verbandskla­         ten diese Alarmsignale ernst               und die gezielte Sensibilisie­
52 Prozent aller abhängig be­       gen. Damit könnten wir den         nehmen und sich offen gegen                rung der Führungskräfte. Sie
schäftigten Frauen gaben an,        Diskriminierungsopfern besser      sexistische Tendenzen im Be­               müssen ermutig und ermäch­
am Arbeitsplatz schon einmal        den Rücken stärken.“ Helene        hördenalltag stellen. „Das The­            tigt werden, sexistisches Ver­
wegen ihres Geschlechts diskri­     Wildfeuer, Vorsitzende der         ma muss raus aus der Tabuzo­               halten und geschlechtsspezifi­
miniert oder benachteiligt          dbb bundesfrauenvertretung,        ne. Wir müssen vor Ort in den              sche Diskriminierung früh zu
worden zu sein. Hier liegt der      warnte: „Beunruhigend ist,         Dienststellen offen über geziel­           erkennen und zu unterbinden“,
Anteil der Männer bei 14 Pro­       dass sich betroffene Frauen in     te Maßnahmen zur Förderung                 so Wildfeuer.

Diskriminierung und Benachteiligung im Berufsleben                     Erlebte Formen sexueller Belästigung im Arbeitsumfeld *)
Erlebte Diskriminierung *)                                              Es haben in ihrem Arbeitsumfeld schon einmal Formen der sexuellen
                                                                        Belästigung oder von sexistischem Verhalten erlebt
 Es hatten schon einmal den Eindruck,
 im Berufsleben oder bei einer Bewerbung diskriminiert       %                                   ja, selbst     ja, bei     ja, bei     nein, nichts
 oder benachteiligt worden zu sein                                                                              Kollegen    Kunden**)   davon

 insgesamt                                                   19                                          %          %           %            %

 Männer                                                                 insgesamt                        15         20           2           70
                                                             14
                                                                        Männer                            6         21           3           75
 Frauen                                                      25
                                                                        Frauen                           26         19           2           65
 14­ bis 29­Jährige                                          20
                                                                        14­ bis 29­Jährige               22         26           4           63
 30­ bis 44­Jährige                                          15
                                                                        30­ bis 44­Jährige               12         16           3           74
 45­ bis 59­Jährige                                          19
                                                                        45­ bis 59­Jährige               13         19           1           72
 60 Jahre und älter                                          34
                                                                        60 Jahre und älter               16         21           2           69
 Angestellte, Arbeiter                                       20         Angestellte, Arbeiter            15         20           3           71
 Beamte                                                      15         Beamte                           15         20           2           68
 Tarifbeschäftigte                                           17         Tarifbeschäftigte                20         20           2           66
*) Basis: Abhängig Beschäftigte                                        *) Basis: Abhängig Beschäftigte
                                                                       **) Mehrfachnennung möglich

                                                                                                         > Polizeispiegel | dbb seiten | Oktober 2018
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