PRAXIS Qualitas Musicae - PRAXIS
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AUSGABE 12 | DEZEMBER 2020 MAGAZIN DES BAYERISCHEN BLASMUSIKVERBANDS Musikkapelle Mittelberg-Faistenoy PRAXIS PRAXIS BBMV Qualitas Musicae Lerndominanzprofil Neue Webseite ISSN 2699-6758 | € 8,– www.blasmusikinbayern.de
No. 260 DIE SCHWINDLIGEN 15 Trumpet B 1 b TAKE OFF Alexander Pfluger TAKE OFF Opening > > j > œ œ œ œ œ œ œ œ œ. œ œ ˙. q = 126 100 ˙. œ œ ˙ ˙ ˙ œ œ œ ˙ & b C œ . œj œ œ w œ w ˙ J œ . œ œ œ œ >˙ œ w ˙. Œ & b ˙. œ f 3 > > > ˙. j > œ œ œ œ. œ œ ˙. œ. œ œ œ œ ˙ œ w w ˙ -̇ w œ œ ˙. œ œ w w 9 15 108 111 & b œ. œ œ œ w J J &b Œ œ œ 17 6 116 ˙. œ œ ˙. œ œ ˙ ˙ ˙ œ œ œ ˙ œ œ œ œ œ w ˙ 23 Ten./Bar. &b w œ œ œ œ œ œ w w w w &b w ˙ F 3 2 3 3 œ . œ- œ. >œ œ œ- œ. >˙ w 31 124 127 &b Ó &b Trp. 3 w w ˙ œ œ œ œ œ œ ˙ ˙ J w > w w > ṗ F p 3 4 39 137 1 &b &b Ten./Bar. œ œ œ œ w w w w œ œ w Alexander Pfluger w w w w w w ˙ > > > F 47 151 œ œ œ œ œ #œ #w 1 œ œ œ œ œ Alexander Pfluger &b w w œ Œ œ œ œ œ œ œ w w w ˙ Ó &b Ó ∑ Ó #œ w TAKE OFF F œ œ œ œ œ œ w œ œ œ œ œ œ œ. œ œ 55 w 159 &b w œ œ œ œ œ w w w ˙. Œ &b Ó Ó OPENING - Unterha ltungsnummer w ˙ œ J ster F t Band / Harmo nie / Blasorche ˙ . # >œ n# w Concer w TAKE OFF Musikverlag 63 167 169 e www.alpensound.d œ œ œ œ &b w ˙ œ œ œ œ œ œ ˙. Œ &b œ w dstraße 15a - GERMANY www.alpensound.d e w w w w w ˙ œ 46 / 982235 46 / 982236 f pensound.de No. 260 # 71 ˙. pensound.de 175 &b w œ œ œ œ œ w w w ˙. Œ & w Œ w w ˙ œ œ œ œ œ œ w w ˙ œ w œ œ œ œ œ œ^ œ^ œ^ ^ œ^ > # ✓ Œ œ œ Œ Œ œ Œ Œ œ w 79 183 185 &b w Œ Œ & w ˙. Œ w œ œ œ œ œ w w ˙ œ geile Melodie 87 7 w w # w f w œ œ œ œ œ œ œ^ œ^ œ^ ˙. œ œ Œ œ 191 œ Œ Ó œ w 95 &b œ œ œ œ œ & w Œ Œ Œ Œ ✓ kurzweilig œ œ f F © Copyright 2019 by ALPEN-SOUND Musikverlag . D-87666 Pforzen No. 260 -2- ✓ hohe Publikumswirkung TAKE OFF OPENING - Unterhaltungsnummer ✓ leicht spielbar Komponist Bestell-Nr. Schwierigkeitsgrad Alexander Pfluger 260 Mittelstufe ✓ macht Spaß Preis € >> Noten zur Ansicht & Hörprobe im Shop vorhanden 55,00 2 Rubrik www.alpensound.de BiB 12/2020
Liebe Leserinnen und Leser der »Blasmusik in Bayern«, das erste Jahr, in dem wir unsere Verbandszeitschrift selbst herausgeben, haben wir uns alle erfreulicher und einfacher vorgestellt. Es war ein gewagter Schritt, den wir im vergangenen Jahr getan und die langjährige Partnerschaft mit Druck und Verlag Obermayer auf- gekündigt haben, um unsere Verbandskommunikation selbst in die Hand zu nehmen. Am Ende dieses ungewöhnlichen Jahres kön- nen wir aber festhalten, dass es der richtige Schritt gewesen ist. Denn er hat uns in die Lage versetzt, schnell auf die diversen Entwicklungen in diesem Jahr zu re- agieren und im Zusammenspiel mit der Digitalausgabe und den sozialen Medien unsere Vereine zeitnah mit wichtigen Informationen zu versorgen. Hier gilt mein Dank unserem Redakteur Martin Hommer, der dieses Wagnis gemeinsam mit uns eingegangen ist. Seine Fachkenntnis und sein großartiges Engagement sind der Garant für die Qualität unserer Fachzeitschrift. Ja, wir alle haben uns dieses Jahr anders vorgestellt. Wir haben uns auf die Früh- jahrskonzerte gefreut, wir haben auf die Musikfeste hingefiebert. Wir wollten in unseren Kapellen proben und gemeinsam mit unseren Musikerkollegen auftreten. Wir wollten vor, während und nach dem Musizieren soziale Kontakte pflegen. Al- les das wurde uns durch die Corona-Pandemie genommen. Als am 15. März der Lockdown kam, hätten wir uns alle nicht vorstellen können, wie lange dieses Virus unser Leben und unser Hobby Blasmusik beeinträchtigen würde. Nach und nach wird aber deutlich, wie nachhaltig die Corona-Pandemie unsere bayerische Blasmusikszene und auch die gesamte Gesellschaft verändern wird. Musiker entdecken die neue Freiheit ohne regelmäßige Proben und Auftritte, an- dere können sich nicht mehr motivieren und verlassen die Kapellen. Viele Dirigen- ten und Vorsitzende hadern mit der Situation, Ziele für die musikalische Arbeit zu vermitteln. Ganz zu schweigen davon, dass man die Sorgen der Musiker und Ver- antwortlichen ernst nehmen muss, sich mit Corona zu infizieren oder aufgrund von Kontakten in Quarantäne zu müssen. Ich hoffe und wünsche mir, dass Sie bei all den Herausforderungen, vor denen wir auch im nächsten Jahr stehen, nicht den Spaß an unserem Hobby, der Blasmusik, und den Mut für die richtigen Entscheidungen verlieren. Es zeichnet sich ein Silberstreif am Horizont ab. Sei es der Impfstoff, von dem in diesen Tagen viel gesprochen wird. Seien es technische Errungenschaften gegen den Aerosolausstoß aus unseren Instrumenten. Auch hier zeichnen sich Lösungen ab, die Proben und Auftritte mit geringeren Abständen möglich machen könnten. Auch in diesem Weihnachtseditorial kann ich sagen: ein turbulentes Jahr liegt hinter und ein spannendes vor uns! Ich bin froh, dass es in unseren Musikvereinen zu keinem Infektionsgeschehen und zu keinen ernsthaften Erkrankungen kam. Das sollte uns optimis- tisch für das kommende Jahr 2021 machen. Alle Verantwortlichen in den Verbänden werden alles dafür tun, damit wir unserem liebs- ten Hobby wieder möglichst uneingeschränkt und gefahrlos nachgehen können! Als Präsident des Bayerischen Blasmusikverbandes bedanke ich mich bei Ihnen für Ihr umsichtiges Handeln in Ihren Vereinen und für Ihre Geduld. Bleiben Sie optimistisch und motiviert, damit unsere Musikvereine im Jahr 2021 wieder einsatzfähig sind, wenn wir wie- der aktiv das gesellschaftliche Leben – bei festlichen und bei traurigen Anlässen – mitgestalten dürfen. Ich danke meinen Kollegen im Präsidium des Bayerischen Blasmusikverbandes und in besonderem Maße unseren Blasmusikgeschäfts- führern für ihr unglaubliches Engagement. Ihnen allen wünsche ich im Namen des Bayerischen Blasmusikverbandes gesegnete Weihnachten und einen guten Rutsch in ein ge- sundes, friedliches und vor allem wieder musikalisch aktives Neues Jahr 2021. Ihr Peter Winter Präsident Bayerischer Blasmusikverband e. V. BiB 12/2020 Editorial 3
Inhalt 3 Editorial 5 Impressum Praxis 6 Qualitas Musicae: Fortbildungsangebote im BBMV 6 9 »Foundation« von Mark Camphouse 16 Problemfelder im Blasorchester und ihre Lösungsmöglichkeiten (2): Die Intonation der Querflöte 20 Lerndominanzprofil mit Astrid Bauer (2): Musik ist wunderbar! Bayerischer Blasmusikverband 24 Nächster Schritt der Digitalstrategie: eine neue Webseite für den BBMV 25 Erfolgreiches Treffen mit dem Bürokratieabbau-Beauftragten 26 Vereine und Corona 9 28 GEMA: Einreichung der Musikfolgelisten ab 2021 nur noch über das Portal möglich 29 miniBiB: Zusätzliche Übungsbögen für die Junior- und D1-Prüfung 30 Blasmusiksendungen auf BR Heimat im Dezember Nordbayerischer Musikbund 34 NBMB-Delegiertenversammlung: Erfolgreiches Jahr trotz Corona 38 Der Dirigenten-Assistent: Perfekter Einstieg ins Dirigenten- Handwerk 39 NEXT LEVEL-Reihe geht zu Ende, aber Fortsetzung folgt 15 40 Klarinetten-Hangout 2020 41 Der neue Verbandsjugendleiter Simon Scheiring im Interview 42 Eine Absage und ein erster Versuch: Online-Format des Jugendleiterseminars 42 Die Bezirksjugendversammlung der Oberpfalz im virtuellen Raum 43 Aus den Kreisverbänden Titelseite: Die Musikkapelle Mittelberg-Faistenoy aus dem ASM-Bezirk 1 Kempten hatte im vorigen Jahr Glück, als sie ihr 150-jähriges Bestehen feierte. Bei traumhaftem Wetter und ohne Corona-Beschränkungen konnte richtig gefeiert werden. »Wir fühlen mit allen Vereinen, denen ihr Fest in die- sem Jahr verwehrt blieb, denn wir wissen, wie viel Arbeit in so einem Jubiläum steckt«, erklärt der Vorsitzende Christian Geschwentner. Foto: Melanie Fielenbach 4 Inhalt BiB 12/2020
Allgäu-Schwäbischer Musikbund 46 Herbsttagung im Online-Format: Deutsches Musikfest im ASM? 48 SJBO: Online-Projekt gerade noch abgeschlossen 49 Bundespräsident Steinmeier ehrt Manfred-Andreas Lipp 50 Neue Ehrungsordnung im ASM 51 ASM-Symposium »Gemeinsam neue Wege gehen« 53 Aus den Bezirken 24 Musikbund von Ober- und Niederbayern 58 »Frack trifft Tracht« 59 Premiere für »Praxisprüfung dahoam« 59 Vereins-Hilfsprogramm: Viele MON-Vereine beantragen Zuschüsse 60 Uli Haider erklärt die Münchner Philharmoniker 61 Aus den Bezirken LSW Bayern 38 65 LSW-Meisterschaft in Frontenhausen im Jahr 2021 Blasmusikverband Vorspessart 66 BiBaVon spielt zweimal im Aschaffenburger Martinushaus Service 68 Nachrichten 71 Stellenmarkt 43 IMPRESSUM 1. Jahrgang Vertrieb: Geschäftsstelle Bayerischer Blasmusikverband e.V. Erscheinungsweise: Telefon: 089 / 48 99 88 01, E-Mail: info@bbmv-online.de ISSN: 2699-075X (Print) Die »Blasmusik in Bayern« erscheint elf Mal pro Jahr (Heft Anzeigenleitung: ISSN: 2699-6758 (Online) 7-8 erscheint als Doppelausgabe). Andreas Horber Telefon: 089 / 48 99 88 01, E-Mail: info@bbmv-online.de Herausgeber und Verleger: Sie ist das offizielle Magazin des Bayerischen Blasmusik Anzeigenpreise: Bayerischer Blasmusikverband e.V. verbandes und seiner Mitgliedsverbände (Nordbayerischer Zurzeit gilt Preisliste Nr. 1 vom 1. Januar 2020 Sandstr. 31, 80335 München Musikbund, Allgäu-Schwäbischer Musikbund, Musikbund Telefon: 089 / 48 99 88 01 von Ober- und Niederbayern, Blasmusikverband Vorspes- Gesamtproduktion und Druck: Fax: 089 / 48 99 88 03 sart, Musikverband Untermain, Musik- und Spielmanns- Ostenrieder Design & Marketing E-Mail: info@bbmv-online.de wesen im Bayerischen Turnerbund, Landesverband für Peter Ostenrieder Spielmannswesen in Bayern) und wird allen Mitgliedsver- Birkland 40, 86971 Peiting www.bbmv-online.de einen geliefert. Es gilt die beim jeweiligen Verband hinter- legte Postadresse des Vereins. Der Bezugspreis ist über die Telefon: 0 88 69 / 91 22-0 Der Bayerische Blasmusikverband e.V. ist eingetragen beim satzungsmäßige Kommunikationspauschale der Verbände Fax: 0 88 69 / 91 22-20 Amtsgericht München, VR 16765 gedeckt. E-Mail: office@ostenrieder.com Sitz des Vereins (Gerichtsstand): München Mitgliedsvereine können weitere Exemplare der »Blas- Redaktionsschluss: musik in Bayern« für 10 Euro/Jahr direkt beim Bayerischen 10. des Vormonats Vorstand i. S. d. § 26 BGB: Blasmusikverband bestellen. Bezugszeitraum ist immer das Anzeigen- und Druckdatenschluss: 1. des Vormonats Peter Winter (Präsident); Friederike Steinberger (Vize- Kalenderjahr. Wird der Bezug nicht 3 Monate vor dem Ende präsidentin); Franz-Josef Pschierer (Vizepräsident); Manfred des Bezugszeitraums gekündigt, verlängert sich der Bezug Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung Ländner (Vizepräsident) um ein weiteres Jahr. des Verfassers dar, nicht unbedingt die Meinung der Redak- Nichtmitglieder oder Einzelpersonen können die »Blas- tion oder des Herausgebers. Für unverlangt eingesandte Geschäftsführer Bayerischer Blasmusikverband: musik in Bayern« für 50 Euro/Jahr direkt beim Bayerischen Manuskripte oder Besprechungsexemplare übernehmen Andreas Horber Blasmusikverband bestellen. Wird der Bezug nicht 3 Mona- wir keine Gewähr. Einsender von Manuskripten, Fotos, Sandstr. 31, 80335 München te vor dem Ende des Bezugszeitraums gekündigt, ver- Briefen und Ähnlichem erklären sich mit redaktioneller Telefon: 089 / 48 99 88 01 längert sich der Bezug um ein weiteres Jahr. Bearbeitung einverstanden. Fax: 089 / 48 99 88 03 Einzelhefte können (vorbehaltlich Verfügbarkeit) für 8 Euro Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Ab- E-Mail: andreas.horber@bbmv-online.de (zzgl. Versandkosten) beim Bayerischen Blasmusikverband bildungen sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck – bestellt werden. auch auszugsweise – sowie elektronische Vervielfältigung Redaktion (verantwortlich): von Artikeln und Fotos nur mit ausdrücklicher Genehmi Martin Hommer Die »Blasmusik in Bayern« erscheint parallel zur gedruckten gung des Herausgebers. Sandstr. 31, 80335 München Ausgabe in einer (erweiterten) Online-Ausgabe und als E- Aus Gründen der Lesbarkeit verzichten wir auf gender Telefon: 089 / 52 04 64 20 Paper. Informationen und Zugangsmöglichkeiten unter spezifische Schreibweisen. Alle Formulierungen gelten E-Mail: martin.hommer@blasmusikinbayern.de www.blasmusikinbayern.de gleichrangig für Personen jeden Geschlechts. BiB 12/2020 Inhalt/Impressum 5
Qualitas Musicae: Fortbildungsangebote im BBMV Was bedeutet »Qualität« im Zusammenhang mit einem Musikverein? Landesdirigent Dr. Frank Elbert geht in seiner Artikelserie dieser Frage nach. In der sechsten Folge stellt der Autor die Fortbildungsangebote im Bayerischen Blasmusikverband vor. Landesdirigent Dr. Frank Elbert Nach § 1 Abs. 3 BBiG (Berufsbildungsge- gen bekommen und sich intensiver mit Um eine genauere Vorstellung der vielfäl- setz) soll eine Fortbildung dem Einzelnen ihrem Hobby auseinandersetzen. Der Bay- tigen Fortbildungsangebote zu bekom- die Möglichkeit eröffnen, seine berufli- erische Blasmusikverband bietet mit sei- men, sollen im Folgenden die einzelnen chen Kenntnisse und Fertigkeiten im bis- nen Verbänden neben anderen Institutio- Säulen kurz dargestellt werden. Der zah- herigen Berufsfeld zu erhalten und zu er- nen Fortbildungen an und fördert den lenmäßig wohl am häufigsten genutzte weitern, um seine Qualifikation der tech- Aus- und Weiterbildungsgedanken, indem Bereich sind die D-Kurse, die sich seit ihrer nischen Entwicklung anzupassen oder er seine einzelnen Verbände bei ihrer Einführung in den Jahren 1968 (ASM), 1974 einen beruflichen Aufstieg zu ermögli- Arbeit unterstützt oder Rahmenbedin- (MON) bzw. 1981 (NBMB) großer Beliebt- chen (aus: https://wirtschaftslexikon. gungen bietet, um eine qualitativ hoch- heit erfreuen. Über die Entwicklung und gabler.de/definition/berufliche-fortbil- wertige Fortbildung zu gewährleisten. den Grundgedanken der D-Kurse wurde dung-31219). Unter den Laienmusikern Neben den D-Kursen (mit ihrem vorge- bereits in Ausgabe 10/2020 der »Blasmusik verstehen nur wenige die angebotenen schalteten Junior-Abzeichen) im Instru- in Bayern« (»Entwicklung und Grundge- Fortbildungen als eine berufliche Qualifi- mentalbereich werden C-Kurse im Regis- danken der D-Kurse«) berichtet. Die bay- kation, die es ihnen ermöglicht, mit ihrem terführer-, Ausbilder- oder Orchesterlei- ernweite Zusammenführung und Verein- Hobby Musik Geld zu verdienen. Die meis- tungsbereich und viele weitere Seminare, heitlichung der D-Kurse wurde unter der ten möchten mehr über Musik erfahren, Workshops und Ähnliches angeboten Federführung von Ernst Oestreicher vor- neue Bereiche erschließen oder Anregun- (siehe Abbildung 1). genommen. Fortbildungsangebote im BBMV • Online-Seminare Instrumentalbereich • Musik in Bewegung • Junior-Abzeichen C-Grundkurs ng • Spielleutemusik • D1 set z u oder C1-Kurs s Vo ra u s • Dirigierworkshops • D2 al (Ensembleleiter) • Bläserklassenleiter • D3 • Wertungsspiele und • Instrumentalworkshops Wettbewerbe Aufbaukurs in • Jugendarbeit mehreren Phasen • Auswahlorchester bis zum Abschluss »Geprüfter Dirigent • Vereinscoaching C2-Kurs (Ausbilder) des BBMV« • Spezielle Themen Kurs zum Erwerb der staatlichen Anerkennung als B-Kurs Dirigent von Blasorchestern im Laienmusizieren Abbildung 1: Fortbildungsangebote im BBMV 6 Praxis BiB 12/2020
Im Instrumentalbereich kann seit 2007 bayernweit mit dem Junior-Abzeichen be- gonnen werden. Mit diesem Einstieg in die Leistungsabzeichen soll vor allem Vor- spielerfahrung gesammelt und die Angst vor Prüfungen genommen werden. Bei- nahe spielerisch soll die Prüfung alle Mu- siker zum Üben motivieren. Neben dem praktischen Teil bietet schon die Junior- Prüfung einen theoretischen Teil und be- reitet so auch auf die Struktur der in strumentalen Leistungsprüfungen D1, D2 und D3 vor. Die Prüfungskommission für diese Einstiegsstufe wird vom ausführen- den Musikverein zusammengestellt und besteht aus mindestens zwei fachkundi- gen Personen. Diese können sich einen Eindruck von den Musikern verschaffen, Abbildung 2: Die Musikerleistungsabzeichen »Plus« des MON Foto: Martin Hommer die später einmal das bzw. die Orchester des Vereins verstärken werden und sollen • mit sehr gutem Erfolg bestanden: 1,00 bis sikerleistungsabzeichen Plus) eingeführt. den Jungmusikern ein konstruktives Feed- 1,50 Das vom MON entwickelte Konzept speckt back geben. Ein Nichtbestehen der Prü- • mit gutem Erfolg bestanden: 1,51 bis 2,50 die jeweils nächsthöhere Stufe etwas ab: fung ist nicht vorgesehen, so dass man • mit Erfolg bestanden: 2,51 bis 3,50 Es ist nur eine praktische Prüfung abzule- ohne Bedenken (falls einige der Musiker • nicht bestanden: 3,51 bis 4,00 gen. Der Prüfungsinhalt beschränkt sich welche haben sollten) in die Prüfung ge- auf zwei Dur- und zwei Moll-Tonleitern, hen und positive Erfahrungen sammeln Die Anforderungen sowohl in der Theorie eine Etüde, ein Vortragsstück der nächst- kann. als auch in der Praxis steigern sich vom höheren Stufe und ein Selbstwahlstück. Schwierigkeitsgrad her von D1 zu D2 bis Bei »Silber Plus« kommt ein Blatt-Spiel- Alle weiteren Prüfungen D1, D2 und D3 fin- hin zu D3. Weitere Informationen unter: Stück hinzu. Die Teilnahme an der den vor einer neutralen, von Verbandsver- www.musikerleistungsabzeichen.de »Bronze-Plus«-Prüfung setzt die bestan- tretern bestellten, mindestens aus zwei oder www.bbmv-online.de/Musikerleis- dene D1-Prüfung (Bronze), die Teilnahme Fachprüfern zusammengesetzten Kom- tungsabze.250.0.html an der Silber-Plus-Prüfung die erfolgreiche mission statt. Der Aufbau ist bei allen Prü- Ablegung der D2-Prüfung (Silber) voraus. fungen gleich: Es gibt einen theoretischen Für manche ist der Schritt von D1 zu D2 Dafür gibt es auch ein gesondertes Abzei- Teil in schriftlicher Form und einen prakti- bzw. von D2 zu D3 zu groß bzw. die Moti- chen (siehe Abbildung 2). Weitere Infor- schen Teil, die jeweils 1 (Theorie) : 3 (Praxis) vation nicht hoch genug, um für die mationen zum MLAZPlus findet man unter gewichtet werden. Durch die erbrachten nächste Stufe genügend zu üben. Deshalb www.mon.bayern/informationen/musi- Leistungen entstehen verschiedene Prädi- wurde 2016 (momentan im BBMV noch als kerleistungs-abzeichen/mlaz-plus/ kate: Pilotprojekt des MON) das MLAZPlus (Mu- Ausflüge Orchester Webinare/ Wertungsspiele Seminare Wettbewerbe Workshops Veranstaltungen concerto concertino Fortbildungs- Kirche Feste Konzerte sonstige angebote Programme C-Kurse D-Kurse B-Kurse Verlage Unterricht BDMV Literatur Ausbildung Qualität Empfehlungen Bläserklasse Kooperationen musikalische wir (Schule/Musikschule) Früherziehung musizieren soziale Verantwortung Dirigent Ziele Finanzen Nachwuchs- Vereinsführung Orchester Probenarbeit sonstiges Organisation Präsentation motivierend zielführend effektiv Rahmenbedingungen BiB 12/2020 Praxis 7
Neben den D-Kursen im Instrumentalbe- Spielen einer vorbereiteten Kadenz oder in Bewegung« in die Tat umgesetzt wer- reich kann man natürlich auch Instrumen- Harmoniefolge) nachgewiesen werden. In den kann (Abbildung 3). talworkshops besuchen. Diese sind mitt- den schriftlichen Prüfungen stehen Har- lerweile so gut konzipiert, dass für jeden monielehre und Analyse, Gehörbildung, Das Heft wird als beispielhaft für den ge- Leistungsstand etwas dabei ist. Meist wer- Musikgeschichte und Programmgestal- samten deutschen Raum betrachtet und den sie von hoch qualifizierten Instrumen- tung, Allgemeine Musiklehre sowie For- findet Verwendung in der Bundesvereini talisten durchgeführt, die in der Lage sind, menlehre und Instrumentenkunde auf gung Deutscher Musikverbände (BDMV). auf jeden Teilnehmer individuell einzuge- dem Programm. Ein kleiner Bericht dazu wurde bereits in hen und einen Workshop zum Erlebnis zu der »Blasmusik in Bayern« 6/2020 veröf- machen. Nach dem C-Grundkurs besteht auch die fentlicht. Zudem gibt es verschiedene Möglichkeit, den Weg eines Instrumental- Lehrgänge, die sich mit den Aufstellun- Für die angebotenen C-Kurse, die sich mit ausbilders (C2: Ausbilder im Musikverein) gen, dem Antreten, dem Marschieren, der Leitung eines Registers bzw. Orches- einzuschlagen, bei dem die Methodik und dem Halten mit klingendem Spiel, der ters oder mit der Instrumentallehrerausbil- Didaktik des Unterrichtens mit Stunden- Rolle der Schlagzeuger und vielen weite- dung beschäftigen, sollten Teilnehmer ge- entwürfen, Lehrversuchen und Lehrpro- ren Dingen beschäftigen. wisse Voraussetzungen erfüllen. Neben ben auf dem Plan stehen. Ziel des Kurses einem Mindestalter müssen auch instru- ist es, anderen Musikern grundlegende Maßgeschneidertes Programm mentale Fertigkeiten und theoretische Fertigkeiten beizubringen, wobei dieser Kenntnisse nachgewiesen werden. Um Kurs (wie im Übrigen auch die anderen) ein Durch den Wunsch der Vereine, ein vielfäl- einen C-Kurs besuchen zu können, sollte Musikstudium nicht ersetzt und auf kei- tiges und maßgeschneidertes Angebot an man 16 Jahre alt sein und das D3-Abzei- nen Fall damit gleichzusetzen ist. regionalen Fortbildungsmaßnahmen zu chen bestanden haben bzw. auf diesem bekommen, wurden zahlreiche interes- Niveau spielen und das entsprechende Weitere Fortbildungsangebote sante Fortbildungsmodule konzipiert. theoretische Wissen vorweisen. Der C-Be- Diese erstrecken sich von Dirigentencoa- reich ist wie der D-Bereich ebenfalls auf- Wie Abbildung 1 zu entnehmen ist, gibt es chings für Vereine über Instrumentalwork- bauend konzipiert. neben den C- und D-Kursen viele weitere shops bis hin zu Workshops mit speziellen Möglichkeiten der Fortbildung, die im Themen (Blattbau und -bearbeitung, Im- Als erstes wird der C-Grundkurs absolviert, BBMV angeboten werden. provisation, Big Band, Weisenblasen, Ju- bei dem grundlegende Fertigkeiten der LeiCa, Routiniers der Blasmusik, Frack trifft Ensembleleitung vermittelt werden. In der Marschmusik nimmt in der Öffentlichkeit Tracht und viele weitere mehr). Prüfung soll die Fähigkeit nachgewiesen gerade bei gesellschaftlichen Ereignissen, werden ein selbstgewähltes Werk mit die in Verbindung mit Festzügen stehen, Das große Fortbildungsangebot nützt je- einem Ensemble oder Register des Blasor- einen hohen Stellenwert ein. Dabei sollte doch nichts, wenn es nicht genutzt wird. chesters einzustudieren. Hierzu soll auch sich die Kapelle mit einer musikalisch und Von daher sollte sich jeder, der ein wenig der Verlauf dieser Probe in einem schrift- optisch einwandfreien Darbietung dem über den Tellerrand hinausblicken möchte, • lichen Entwurf als Vorbereitung auf die Publikum präsentieren. Um dies zu ge- trauen, sich bei einem Kurs/Workshop an- Prüfung verfasst werden. Außerdem soll währleisten, hat der BBMV ein Heft ent- zumelden und daran teilzunehmen. ein im Lehrgang vorbereitetes Orchester- worfen, wie die kulturelle Tradition »Musik werk mittleren Schwierigkeitsgrads diri- giert werden. Neben den praktischen Prü- fungen sind auch theoretische schriftlich zu absolvieren, die unter anderem Gehör- bildung und Harmonielehre abdecken. Danach kann die Ausbildung in verschie- denen Phasen bis hin zur Qualifikation »Geprüfter Dirigent des BBMV« durchlau- fen werden. Ziel ist es, die Befähigung zum Dirigenten im Blasorchester im Laienmusi zieren zu erlangen. In einer praktischen MUSIK IN BEWEGUNG Prüfung wird das Dirigieren eines oder Richtlinien der Marschmusik mehrerer im Lehrgang vorbereiteter Or- chesterwerke der Kategorie 3 bis 4 (Mittel- bis Oberstufe) verlangt. Außerdem soll das Einstudieren und Dirigieren eines mit dem Prüfungsorchester nicht vorbereiteten Or- chesterwerks der Kategorie 3 oder höher unter Berücksichtigung der Methodik und Didaktik der Probenarbeit erfolgen. Neben dem Hauptfach Dirigieren müssen grundlegende Fertigkeiten auf dem Schlagzeug (Vor- und Nachspiel von kur- zen rhythmischen Modellen auf der klei- nen Trommel, Spielen von Rhythmusfigu- ren auf dem Drumset) und auf dem Klavier Abbildung 3: Das Heft »Mu- (Spielen einer vorbereiteten einstimmigen sik in Bewegung – Richtli- www.bbmv-online.de Melodie aus einem Blasorchesterwerk, nien der Marschmusik« 8 Praxis BiB 12/2020
»Foundation« von Mark Camphouse 2007 erschien »Foundation« von Mark Camphouse. In diesem Höchststufenwerk nimmt der Komponist unter anderem Bezug auf Jean Sibelius’ »Finlandia«. Florian Unkauf stellt das Werk vor. Florian Unkauf 2015 war das 150. Geburtsjahr des finni- Der Titel des Werks »Foundation« bezieht dation« verarbeiten soll, da deren Text das schen Komponisten Jean Sibelius. Eines sich auf eine weitere, neben »Be still, my Leben und den Charakter des verstorbe- seiner bekanntesten und wohl meistge- Soul« verarbeitete Hymne: »How Firm a nen langjährigen Orchestervorsitzenden spielten Werke ist die sinfonische Dich- Foundation« aus Dr. John Rippons Buch »A Ray Abell in besonderer Weise beschreibt. tung »Finlandia op.26«. Selection of Hymns from the Best Authors, Intended to be an Appendix to Dr. Watts’ Partituranalyse In »Foundation« nimmt der amerikanische Psalms and Hymns. By John Rippon, A. M.« Komponist Mark Camphouse Bezug auf Si- Form belius’ Werk und verarbeitet dessen ein- Das etwa zehnminütige Stück ist eine Auf- Da es sich bei »Foundation« um ein mo- gängige Melodie, in diesem Fall allerdings tragskomposition des Blasorchesters der dernes Werk für Blasorchester handelt, las- unter Bezugnahme auf die amerikanische Stadt Fairfax, die im US-Bundesstaat Virgi- sen sich Methoden der klassischen Werk- Hymne »Be still, my Soul«, welcher wiede- nia liegt. Die Komposition wurde Ray Abell analyse nur bedingt anwenden. Die Kom- rum die »Finlandia«-Melodie zugrunde gewidmet, welcher der langjährige Vorsit- position gliedert sich in vier große liegt. Der Text der Hymne wurde im Jahre zende des Orchesters und außerdem ein Abschnitte. 1752 von der deutschen Kirchenlieddich- engagierter Förderer des kulturellen Le- terin Catharina Amalia Dorothea von bens im nördlichen Virginia war. Teil 1 (Takt 1 – 33): Über Klangflächen wer- Schlegel unter dem Titel »Stille, mein den Fragmente der im Werk verarbeiteten Wille« verfasst und 1855 von Jane Borth Es war der Wunsch des Orchesters, dass Hymne »Be still, my Soul« melodisch und wick ins Englische übersetzt. Camphouse die Hymne »How firm a Foun- rhythmisch verändert vorgestellt. Foto: Gerd Altmann / Pixabay BiB 12/2020 Praxis 9
Überleitung (Takt 34 – 48) mente lässt sich auch kein eindeutiges Me- In Takt 20 erscheint mit einer Sechzehntel- trum feststellen. (Notenbeispiel 1) note als Auftakt ein weiterer Themenaus- Teil 2 (Takt 49 – 72): Die erste Hymne schnitt in der 3. Trompete und im 1./2. »How firm a Foundation« wird komposito- Ein Crescendo in den Klangflächen berei- Waldhorn. Erwähnenswert ist hierbei, dass risch verarbeitet. tet den ersten Einsatz eines Themas in der in der Oberstimme der 3. Trompete dies- 1. Flöte / Piccolo, 1. Oboe und 1. Trompete mal die Tonfolge der Hymne »Be still, my Überleitung (Takt 73 – 87) mit Straight Mute vor. Soul« wörtlich übernommen wurde. (No- tenbeispiel 3) Teil 3 (Takt 88 – 166): Hierbei handelt es Um den Sinn dieses thematischen Frag- sich um einen kontrastierenden schnellen ments zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf Durch die markante und stark rhythmisch Teil, welcher neues thematisches Material Partiturseite 33. Hier wird, beginnend ab geprägte Spielweise erhält dieser musika- aufweist und aus der Grundthematik (Ver- Takt 167, die Hymne »Be still, my Soul« ver- lische Gedanke einen heroischen Charak- arbeitung der Hymnen) herausgelöst ist. arbeitet. Vergleicht man die Tonfolge der ter. Die schwebenden Klangflächen und 1. Oboe mit der des Themas ab Takt 5, so der stets offen bleibende harmonische Be- Teil 4 (Takt 167 – 236): Verarbeitung der stellt man fest, dass, mit Ausnahme eines zugspunkt erzeugen über eine lange Hymne »Be still, my Soul«, basierend auf Tons in Takt 7 (f anstelle von g), eine Ähn- Phase hinweg eine große musikalische der Melodie von »Finlandia« des Kompo- lichkeit der melodischen Linien besteht. Spannung, welche in Takt 29, eingeleitet nisten Jean Sibelius. (Notenbeispiel 2) durch ein plötzliches Allargando, ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Detaillierte Analyse In diesem ersten Teil des Werks wurde die Melodie meiner Meinung nach aber be- Einem Aufschrei gleichkommend erhebt Teil 1 (Takt 1 – 33) wusst sowohl rhythmisch, als auch in der sich hier die charakteristische Tonfolge h- Die Kompositionstechnik des ersten Teils Tonfolge verfremdet, um den Zuhörer da- a-h-c bis in die hohen Register der Trom- ähnelt der des Impressionismus, bei der rüber im Unklaren zu lassen, welche Idee pete, als wolle das Thema nun endlich aus Klangflächen in den Vordergrund treten dahinter steckt. dem fließenden Strom der harmonischen und einzelne Themenausschnitte nur frag- und metrischen Wirren herausbrechen. mentarisch verarbeitet werden. Um die Spannung auf den Liegetönen der Die Vortragsbezeichnung »Tempestoso«, Melodie zu erhalten, unterlegt Camp was so viel wie stürmisch bzw. ungestüm Die nebulöse Grundstimmung erzeugt house diese mit synkopierten und trioli- bedeutet, legt diesen Gedanken nahe. Ein Camphouse durch mehrere übereinander- schen Rhythmen in den tiefen Blasinstru- Stück weit gelingt dies auch, denn in den geschichtete, rhythmisch verschiedene Li- menten. Die Harmonik, zum Beispiel in folgenden Takten 31 – 33 zeichnen sich nien, die eine dichte Klangfläche bilden den Takten 9 und 10 – hier Dur-Akkorde erste harmonische Strukturen in Des-moll und dadurch den zugrundeliegenden mit hinzugefügter übermäßiger Quarte ab. Fsus2-Akkord der tiefen Bläser verschleiern. (Fadd#4 und Esadd#4) – trägt abermals einen Ein klares tonales Zentrum ist hier nicht entscheidenden Teil zur »tonalen Orientie- Überleitung (Takt 34 – 48) hörbar. rungslosigkeit« bei, die offensichtlich zu Im Zentrum der nun folgenden Überlei- einem bestimmenden Merkmal des ersten tung stehen Soli von 1. Trompete und 1. Durch die im Rhythmus unterschiedlichen Formteils wird. Waldhorn. Die durch die Vortragsbezeich- Akkordneuansätze der tiefen Blasinstru- nung »Sereno« (heiter, unbeschwert) sug- gerierte Stimmung, welche ab Takt 34 er- zeugt werden soll, wird durch die nicht eindeutigen harmonischen Vorgänge in den Holzbläsern eher getrübt. Die Melo- diestimme der 1. Trompete legt zunächst Notenbeispiel 1: Posaunen, Takt 1 – 4 (3/4-Takt) die Tonart G-Dur nahe; die unterlegten Ak- korde As-Dur, Fsus2maj ⁷ etc. verfremden den Klang jedoch so stark, dass abermals keine eindeutige harmonische Zuordnung stattfinden kann. Notenbeispiel 2: Flöte1 / Piccolo, Takt 5 (oben), 1. Oboe (unten, mit Pfeil gekennzeichnet) Betrachtet man die Melodieführung in Trompete und Horn für sich allein stehend und vergleicht diese mit dem folgenden Abschnitt ab Takt 49, so stellt man gewisse Ähnlichkeiten fest. (Notenbeispiel 4) Das auftaktig beginnende Hornsolo in Takt 44 übernimmt zunächst die Tonfolge der Trompete, endet aber harmonisch of- fen auf dem Ton e1, so als würde eine Frage Notenbeispiel 3: Trompete 3, Takt 20 nach dem weiteren Fortgang der Kompo- sition gestellt. Teil 2 (Takt 49 – 72) Die Antwort auf die zuvor gestellte Frage liefert die nun einsetzende Soloklarinette. Notenbeispiel 4: Trompete 1 (Takt 34), 1. Klarinette (Takt 49) Sie stellt zunächst solistisch, ab Takt 53 10 Praxis BiB 12/2020
unterstützt von einer Querflöte, die Hymne »How firm a Founda- zierende Vorgänge beispielsweise Takt 70 – Subdominante (C- tion« vor. Im Gegensatz zu dem vorhergehenden Teil kann sich Dur), Dominante (D-Dur), Tonika (G-Dur) G-Dur als Tonika festlegt. diese schlichte Melodie frei von störenden harmonischen Eintrü- Der Charakter ist zunächst durch das »legato e marcato« sehr ent- bungen entfalten. Rhythmisch und gestalterisch hält sich Camphouse nicht streng an die Melodie (siehe Notenbeispiel »How firm a Foundation«), sondern passt diese an die technischen Möglichkeiten der heuti- gen Blasinstrumente an. So komponiert er unter anderem Um- spielungen, um die Linie interessanter zu gestalten. (Notenbei- spiel 5) Über dem Orgelpunkt G entspringt im Anschluss eine polyphon angelegte Passage bestehend aus einem zweistimmigen Kanon – verziert durch eine tänzerisch anmutende, verzaubernde Melo- die, die von Piccolo und 1. Querflöte gespielt wird. Die zweite Stimme des Kanons, welche um eine halbe Note ver- setzt erscheint und von Fagott, Alt- und Bassklarinette, Tenor saxofon und Eufonium gespielt wird, hält sich jedoch nicht voll- ständig an das strenge imitatorische Prinzip, sondern entwickelt sich in Takt 63 zu einer eigenständigen kontrapunktischen Linie. Durch die Akzidenzien in Takt 63 und vor dem Ton f in Takt 64 erhält dieser Kontrapunkt einen modalen Klangcharakter, wel- cher die kirchliche Bedeutung dieser Hymne hervorhebt. Angeführt von Waldhörnern, 1. Altsaxofon und 1. Klarinette wird »How firm a Foundation« ab Takt 67 in einem homophonen, mehrstimmigen Satz verarbeitet, welcher hier durch klare kaden- Notenbeispiel 5: Klarinette 1, Takt 53 – 54 Notenbeispiel: Choral »How firm a Foundation« Quelle: hymnary.org Florian Unkauf geboren 1985 im oberfränkischen Kronach, erhielt im Alter von 9 Jahren im heimi- schen Musikverein seinen ersten Tenorhornunterricht. Nach Abschluss der »Staatli- chen Anerkennung als Dirigent im Laienmusizieren« (Dozent: Robert Kuckertz) im Jahr 2005 führte ihn sein Weg zur Bundeswehr, in die er 2006 als Militärmusiker in das Ausbildungsmusikkorps in Hilden eintrat. Hier besuchte er den Studiengang »Künst- lerische Instrumentalausbildung« mit dem Hauptfach Tenorhorn an der Robert Schu- mann Hochschule in Düsseldorf, welchen er im Jahr 2012 mit dem Diplom abschloss. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Tenorhornist in verschiedenen Musikkorps der Bun- Foto: Sarah-Deborah Schmidt deswehr (zuletzt Heeresmusikkorps Veitshöchheim), studiert er seit Oktober 2017 »Lehramt für Musik an Gymnasien« mit dem Hauptfach Posaune an der Hochschule für Musik in Würzburg. Doch nicht nur in der sinfonischen Blasmusik fühlt er sich zu Hause; auch im Bereich der Egerländer und böhmischen Blasmusik konnte er bei namhaften Orchestern wie »Michael Klostermann und seine Musikanten« oder »Guido Henn und seine Goldene Blasmusik« wertvolle Erfahrungen sammeln. Mit Erfolg absolvierte er den Masterstudiengang »Blasorchesterleitung« an der Hoch- schule für Musik in Würzburg bei Prof. Ernst Oestreicher und Dr. Frank Elbert und er- langte den »Master of Music in Performance«. Im Rahmen seines Studiums dirigierte er unter anderem die Bläserphilharmonie der Hochschule für Musik Würzburg und das Heeresmusikkorps Veitshöchheim. Meisterkurse und Workshops für Dirigieren und Orchesterleitung, unter anderem bei Prof. Johann Mösenbichler oder Douglas Bostock, runden seine Dirigentenausbildung ab. Florian Unkauf ist Dirigent verschiedener Blasorchester und gern gesehener Dozent für tiefes Blech in verschiedenen Auswahl- orchestern. In der Nordbayerischen Bläserakademie, der zentralen Fortbildungsstelle des Nordbayerischen Musikbundes, ist er als Dozent für Dirigieren und Instrumentenkunde tätig. Von November 2018 bis 2019 hatte er das Amt des Bundesdirigenten des Nordbayerischen Musikbundes inne und leitete in dieser Funktion auch das Nordbayerische Jugendblasorchester. BiB 12/2020 Praxis 11
schlossen und wuchtig, geht allerdings in repetierender Achtel-Rhythmus mit syn- Bläsern in Takt 97 und 99 ähnelt einer Takt 71 in ein gesangliches Cantabile über. kopischen Einwürfen auf der Zählzeit zwei Frage-Antwort-Gestik. Die markante und resolute Spielweise, ge- der tiefen Blasinstrumente und dem Ma- paart mit der schlichten Harmonik ist ver- rimbafon. Die melodische Linie in 1. Neues thematisches Material in Takt 103 mutlich ein Ausdruck von Hoffnung, die Flöte/1. Oboe und 1./2. Klarinette ist hier (più mosso) wird durch ein Accelerando diese Hymne für viele Amerikaner birgt. das bestimmende Merkmal, da die Harmo- mit gleichzeitigen chromatischen Sech- nik von Takt 88 – 95 nur zwischen Gsus⁴ und zehntelläufen in den Klarinetten/Saxofo- Überleitung (Takt 73 – 87) Fsus⁴-Akkorden alterniert. Dieses Thema nen und Flöten/Oboen eingeleitet. Ty- Mit einer Reminiszenz an die zuvor ver- ähnelt in seiner musikalischen Form einer pisch für Camphouse sind bei diesem arbeitete Melodie beginnt eine Überlei- klassischen Periode, der viertaktige Vor- Übergang die polyrhythmischen Ele- tung zum nächsten Teil des Werks. Takt 73 dersatz endet jedoch nicht wie üblich auf mente (Synkopen in den Flöten, Sech- greift den Rhythmus über einer plagalen der Dominante, sondern auf der Tonika. zehntelläufe in Klarinette, Saxofon, Flöte, Wendung C-Dur (Subdominante) – G-Dur Auch motivisch unterscheidet sich der und Oboe sowie Sechzehnteltriolen in der (Tonika) auf, der darauffolgende Takt aug- Nachsatz vom Vordersatz. (Notenbeispiel Snare Drum). mentiert das Motiv mit der Tonfolge g – e 6) – g, die Harmonik dieses Takts weicht mit Zu einem formbestimmenden Merkmal einer V – I Wendung nach B-Dur aus, diese Die Spannung in den Liegetönen der Me- des Allegro-Teils wird eine häufig auftre- wird jedoch nicht gefestigt, sondern rückt lodie erhält Camphouse durch rhythmi- tende inhaltliche sowie harmonische Wie- über Es-Dur und F-Dur zu einem Gsus⁴. sche Akzente in den tiefen Bläsern. Die derholung, jedoch mit leicht abgewandel- rhythmische Idee aus Takt 86 – 87 kommt ten Rhythmen. So kommen mehrmals Das vorantreibende Element des nun ein- hier nochmals in leicht abgewandelter viertaktige (2 + 2) »Gedankenzellen« vor, tretenden »accelerando molto« bildet ein Form zur Anwendung. Um die Begleitung die zweimal dasselbe in rhythmisch unter- synkopierter Rhythmus in Pauke, Snare insgesamt interessanter zu gestalten, ver- schiedlichem Gewand ausdrücken. (No- Drum, Hörnern und Saxofonen. Das Alle- ändert der Komponist diese rhythmisch. tenbeispiel 7) gro spiritoso in Takt 80 weist neues thema- So erscheint zum Beispiel in Takt 93 eine tisches Material auf und leitet zu einem Achteltriole anstelle der durchlaufenden Des Weiteren setzt der Komponist gegen- kontrastierenden schnellen Teil über, wel- Achtel. läufige Linien ein, die teils zu abstrakten, cher durch thematischen Ideenreichtum eigenständigen Akkordgebilden führen. gekennzeichnet ist, jedoch keine Analo- Ab Takt 96 folgt ein siebentaktiger Ab- In Takt 108 bzw. 110 überlagern sich bei- gien zu den umrahmenden, hymnischen schnitt, der von synkopierten Takten ge- spielsweise Des-Dur in den tiefen Bläsern Abschnitten erkennen lässt. prägt ist. Die ersten vier Takte lassen sich und C-Dur in den hohen Registern. eindeutig in 2 + 2 harmonisch und moti- Teil 3 (Takt 88 – 166) visch identische Themen einteilen. Die Harmonisch interessant in Takt 111 ist die Den Motor der Musik ab Takt 88 bildet ein Auf- bzw. Abwärtsbewegung in den tiefen Art und Weise, wie die Tonart C-Dur in Takt 112 erreicht wird. In den tiefen Blasinstru- menten entsteht eine chromatisch ab- wärts gerichtete Achtelkette, die aus Dur- Akkorden besteht (Notenbeispiel 8), wäh- rend die hohen Bläser in Vierteln über Notenbeispiel 6: Vordersatz (z. B. Takt 90) im Vergleich zum Nachsatz (z. B. Takt 94) G-Dur, As-Dur und B-Dur nach C-Dur ge- langen. Eine zehntaktige Überleitung, die aber- mals von unterschiedlichen rhythmischen Ebenen durchzogen ist, lässt auf eine neue thematische Idee hoffen, die jedoch nicht eintritt. Die aufwärtsstrebende Harmonik von C- Dur über D-Dur nach E-Dur baut zusam- Notenbeispiel 7: Flöte / Oboe Takt (103 – 106) men mit der energiegeladenen, vorantrei- benden Rhythmik eine große Spannung auf, die sich jedoch in Takt 122 in bereits Gesagtem auflöst. Die Thematik unter- scheidet sich hier nur durch die Tonart und kleine rhythmische Variationen von der jenigen, die in Takt 103 vorgestellt wurde. So ist die gesamte Idee eine große Terz nach oben gerückt und zwar nach E-Dur Notenbeispiel 8: Posaunen (Takt 111) (zuvor C-Dur). Rhythmische Abwandlun- gen finden sich zum Beispiel in Takt 124 – 125 in den tiefen Registern und in Takt 129 in allen Blasinstrumenten. (Noten- beispiel 9) Auch die Überleitung zum nächsten Abschnitt ist zu der vorher gehenden rhythmisch identisch, jedoch Notenbeispiel 9: Posaunen (Takt 124 – 125) im Vergleich zu Posaunen (Takt 105 – 106) auf zwei Takte verkürzt. 12 Praxis BiB 12/2020
Ein neues Thema, das von motivischen Den Übergang zum Dal segno (Takt 88 più der melodischen Linie als auch in den Wiederholungen gekennzeichnet ist, ent- mosso) bildet eine glockenartige Aneinan- unterlegten Akkorden wird eine große springt in Takt 133 in der 2. Oboe, 2./3. Kla- derreihung von Quarten (Takt 155 – 156). musikalische Spannung erzeugt. Das solis- rinette und 1./2. Altsaxofon. Die Vortrags- Der Komponist wiederholt jedoch nicht tisch auftretende Eufonium erinnert mit bezeichnung steht für »nota- den gesamten Allegro-Teil, sondern leitet seinem ersten Einsatz in Takt 170 – 171 an bene« und bedeutet »bitte beachten«. in Takt 130 zur Coda über, die ab Takt 157 die Hymne »How firm a Foundation«. (No- Camphouse notiert diese Vortrags (Partiturseite 31) beginnt und eine Über- tenbeispiel 10) bezeichnung in »Foundation« immer, leitung zur folgenden Hymne »Be still, my wenn der notierte Ton bewusst bis zur Soul« darstellt. Kleine Reminiszenzen in Im weiteren Verlauf der Hymnenverarbei- Zählzeit eins im nächsten Takt gehalten rhythmischer Form erinnern noch an das tung wird der Stimmensatz durch hinzu- und die zweite Hälfte des Themas direkt, Allegro, aber auch neue Einfälle, wie zum kommende Instrumente, zum Beispiel in ohne abzusetzen, anschließen soll. Beispiel eine fanfarenartige Idee in Trom- Takt 175 durch den Einsatz des Waldhorns peten, Hörnern und Posaunen (Takt oder durch quasi kontrapunktische Ein- Eine Steigerung bewirkt er durch die Ok- 162 – 163) erscheinen. Die Verlangsamung würfe in der 1. Flöte und der 1. Trompete tavierung in Takt 133ff und durch eine durch das Rallentando poco a poco bildet in Takt 186ff erweitert, sodass nach und rhythmische Veränderung in den Begleit- einen fließenden Übergang in den neuen nach ein auskomponiertes Crescendo ent- instrumenten. Formteil. steht. Die viertaktige Überleitung in Es-Dur mit Teil 4 (Takt 167 – 236) Mit steigender Spannung im melodischen beschwingten Sechzehntelläufen der Die Hymne »Be still, my Soul« wird im letz- Verlauf werden auch die Linien im Solo- Holzbläser und Mallets mündet in eine ten Formteil verarbeitet. Ein kammermu- Eufonium immer exaltierender. (Notenbei- Wiederholung des zuvor vorgestellten sikalischer Abschnitt der Holzbläser in Takt spiel 11) Themas, diesmal in D-Dur. Durch eine ver- 167 bildet den Einstieg. Zwei Oboen und änderte Instrumentierung (Melodie in Fa- zwei Fagotte stellen die Hymne zunächst Ab Takt 187 schwinden allmählich die har- gott, Alt-/Bassklarinette, Saxofonen, Hör- in einem vierstimmigen Satz vor, ab Takt monischen Eintrübungen, und die Tonart nern, Eufonium und Marimbafon) in Takt 171 verstärkt durch die Saxofone mit hin- G-Dur wird durch kadenzierende Vor- 145 erhält die Melodie einen wärmeren zukommender fünfter Stimme im Tenor- gänge ab Takt 188 [Hm (Tg), C-Dur (S), Am Klangcharakter. Das Metrum wird durch saxofon. Die in tiefer Lage spielenden Kla- (Sp), D-Dur (D) und G-Dur4-3 (T)] erreicht. die repetierenden Sechzehntel eher unru- rinetten erzeugen eine warme Atmo- Verfolgt man den Notentext weiter, so hig. Ein neues Motiv in Takt 149ff in Trom- sphäre, die jedoch harmonisch stellt sich heraus, dass das auf diese Weise peten und Posaunen steht für den rhyth- befremdlich klingt. Durch die ständig ent- gefestigte G-Dur auch zur Tonika des fol- mischen Ideenreichtum des Allegro-Teils. stehenden Sekundreibungen sowohl in genden Abschnitts ab Takt 191 wird. Mit einem lauten Schlag in Röhrenglo- cken, Vibrafon und Pauke beginnt der nächste Teil, in dem »Be still, my Soul« sehr majestätisch anmutend vom gesamten Notenbeispiel 10: Eufonium (Takt 170 – 171) Orchester in einem homophonen, mehr- stimmigen Satz vorgetragen wird. Die Imi- tation von Glockenläuten in allen Percus- sionstimmen erinnert an einen feierlichen Einzug in die Kirche, was den religiösen Hintergrund dieser Hymne bekräftigt. Der Notenbeispiel 11: Eufonium (Takt 182 – 186) harmonische Verlauf legt eindeutig G-Dur »Master of Music in Performance« an der Hochschule für Musik in Würzburg: Masterstudiengang Blasorchesterleitung Die renommierte Hochschule für Musik in Würzburg bietet seit dem Wintersemester 2012/2013 Musikerinnen und Musikern, die nach einem grundständigen Studium (Diplom oder Bachelor) oder nach einiger Zeit im Berufsleben ihre künstlerischen Fä- higkeiten und Fertigkeiten vertiefen und dabei einen weiteren akademischen Grad erwerben wollen, die Möglichkeit, ein Mas- terstudium Blasorchesterleitung (zwei Jahre) aufzunehmen. Damit können sich Instrumentalisten, die ein einschlägiges Studium (Bachelor of Music, Lehramtsstudium, Diplomstudium) auf einem Instrument des Blasorchesters an einer Hochschule erfolg- reich absolviert haben, in die Leitung eines Blasorchesters vertiefen und so ihre beruflichen Möglichkeiten um das Segment des Führens und Leitens eines Blasorchesters (nichtprofessionell oder professionell) erweitern. In einem Blasorchesterpraktikum wird die Praxis der Probenarbeit mit dem eigenen Ensemble bzw. ausgewählten Blasorchestern der Region studiert. In diesem Rahmen finden Lehrproben mit professionellen und nichtprofessionellen Orchestern statt. Die hier erscheinenden gekürzten Ausarbeitungen von Lehrprobendispositionen mit außergewöhnlichen Werken der sinfonischen Blasorchesterliteratur dienen als Grundlage für die im viersemestrigen Studium stattfindenden Lehrproben. Der Studiengang wird in enger Kooperation mit dem Nordbayerischen Musikbund und dem Blasmusikverband Vorspessart durchgeführt und bietet eine sinnvolle Erweiterung der praxisbezogenen Exzellenzausbildung an der Hochschule für Musik in Würzburg. Die Betreuung des Studiengangs haben Prof. Ernst Oestreicher und Dr. Frank Elbert inne. BiB 12/2020 Praxis 13
als Tonika fest. Ausweichungen in entfern- tere Tonarten wie zum Beispiel F-Dur Stille, mein Wille! (Gegenklang der Subdominantparallele) Katharina von Schlegel, 1752 (1697 – 17678) Be still, my Soul! in Takt 192 bzw. Takt 202 auf Zählzeit zwei Trans. by Jane Borthwick, 1855 (1813 – 1896) setzt Camphouse bewusst ein, um die Har- Stille, mein Wille! Dein Jesus hilft siegen; monik interessant zu gestalten. Der The- Trage geduldig das Leiden, die Not; Be still, my soul: the Lord is on thy side; meneinschub von Piccolo, Oboen, Altsa- Gott ist’s, der alles zum Besten will fügen, Bear patiently the cross of grief or pain; xofonen, Hörnern und Eufonium in Takt Der dir getreu bleibt in Schmerzen und Tod. Leave to thy God to order and provide; 198 – 200 erinnert an bereits Gehörtes, ist Stille, mein Wille! Dein Jesus wird machen In every change he faithful will remain. jedoch der feierlichen Stimmung ange- Glücklichen Ausgang bedenklicher Sachen. Be still, my soul: thy best, thy heavenly Friend passt und entsprechend überschwängli- Through thorny ways leads to joyful end. cher ausgeformt. (Notenbeispiel 12) Stille, mein Wille! Der Herr hat’s in Händen; Hält sich dein Herz nur im Glauben an ihn, Be still, my soul: thy God doth undertake Interessant erscheint Takt 205, in dem der Wird er den Kummer bald wenden und en- To guide the future as he has the past. Komponist einen 3/4-Takt anstelle eines den; Thy hope, thy confidence let nothing shake; 4/4-Takts verwendet (vgl. Partiturauszug Herrlich wird endlich, was wunderbar All now mysterious shall be bright at last. »Finlandia op. 26«, Takt 146). Dies stellt al- schien. Be still, my soul: the waves and winds still lerdings kein Problem dar, da diese Be- Stille, mein Wille! Dein Heiland wird zeigen, know arbeitung nicht auf dem Text der Hymne Wie vor ihm Meer und Gewitter muss His voice who ruled them while he dwelt basiert, sondern rein instrumental arran- schweigen. below. giert wurde. So, als wolle er der Textstelle »Be still, my Soul«, die in der vierten Vers- Stille, mein Wille! Wenn Freunde sich tren- Be still, my soul: when dearest friends de- zeile jeder Strophe der Hymne vorkommt nen, part, (vgl. Text zu »Be still, my Soul«), eine grö- Die du so zärtlich und innig geliebt, And all is darkened in the vale of tears, ßere Bedeutung beimessen, versieht Wirst du die Freundschaft des Höchsten er- Then shalt thou better know His love, His Camphouse diese in Takt 207f mit einem kennen, heart, Allargando und einer gleichzeitigen Aus- Der sich zum Eigentum treulich dir gibt. Who comes to soothe thy sorrow and thy weichung der Sopranstimme eine Quarte Stille, mein Wille! Dein Jesus ersetzet, fears, nach oben zum Ton g2 anstatt auf dem Ton Was dich beim Sterben der Liebsten verlet- Be still, my soul: thy Jesus can repay d2 zu verweilen. zet. From His own fullness all He takes away. Eine weitere harmonisch durchaus sehr Stille, mein Wille! Es kommen die Stunden, Be still, my soul; the hour is hastening on interessante Passage stellen die Takte Dass wir beim Herrn sind ohn’ Wechsel der When we shall be forever with the Lord, 210 – 212 dar, wo Camphouse nach einem Zeit; When disappointment, grief and fear are Fmaj ⁷ einen As-Dur-Akkord verwendet, was Dann ist das Scheiden, der Kummer ver- gone, völlig aus dem harmonischen Kontext he- schwunden, Sorrow forgot, love’s purest joys restored. rausgerissen ist, um danach über E-Dur Ewige Freundschaft vergütet das Leid. Be still, my soul; when change and tears are (Takt 212) und C-Dur wieder zurück nach Stille, mein Wille! Nach zeitlichem Scheiden past, G-Dur zu tendieren. Die durch den 6/4-Takt Sehn wir uns wieder ohn’ Schmerzen und All safe and blessed, we shall meet at last. gestreckte Kadenz [C-Dur (Subdominante), Leiden. Am (Subdominantparallele), D-Dur (Domi- nante)] baut durch die Streckung eine große Spannung auf. Plötzlich und un- erwartet entlädt sich diese jedoch nicht in Das eintretende Solo-Horn in Takt 219 Trompeten, eine klangliche Reminiszenz dem erwarteten G-Dur, sondern in einem stellt meiner Meinung nach einen trost- an »Be still, my Soul«. Dies soll eine Erinne- Asmmaj ⁷. Für mich wirkt diese nicht vorher- spendenden Menschen dar, denn die dar- rung an den verstorbenen Menschen, der sehbare harmonische Wendung wie eine auffolgenden Takte 220 – 222 in Ces-Dur plötzlich aus unserer Mitte gerissen wurde, Versinnbildlichung des plötzlichen Todes hellen die Stimmung wieder auf, bis in Takt in Tönen ausdrücken. eines uns nahestehenden Menschen. 223 sogar die Tonika G-Dur wieder erreicht wird und man erkennt, dass das Leben Der solistische Einsatz der 1. Flöte lässt Die folgenden vier Takte 215 – 218, die wei- auch nach einem schmerzlichen Verlust Rückschlüsse auf die im Werk verarbeitete terhin in Asm gehalten sind, drücken für weiter geht. Hymne »How firm a Foundation« ziehen. mich zudem eine tiefe Traurigkeit und Fas- (Notenbeispiel 13) sungslosigkeit über den plötzlichen Ver- Über dem Orgelpunkt G beginnt ab Takt lust eines lieben Menschen aus. 224, dargestellt durch zwei gedämpfte Über einem C-Dur-Akkord in Takt 232 er- hebt sich noch einmal das Solo-Eufonium – gerade so, als würde eine letzte Erinne- rung aufblitzen, bevor die Musik über ein • Rallentando auf einem beschließenden G- Dur zur Ruhe kommt. Notenbeispiel 12: Eufonium (Takt 198 – 200, oben) im Vergleich zu Eufonium (Takt 174 – 176, unten) Notenbeispiel 13: Flöte (Takt 228 – 230) 14 Praxis BiB 12/2020
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