ROTWEISSROT - ASOCIACIÓN BENÉFICA AUSTRIACA MADRID
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Rotweissrot Auslandsösterreicher Journal 2/2012 € 3,– AÖWB Aktuell Präsidentenkonferenz Weltbund-Tagung Termine und Programm Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt A-1010 Wien, P.b.b., Zulassungsnummer GZ 06 Z036826 P SCHMANKERLECKE Powidltascherl Kipferl & Kaffee Genussmittel mit Tradition und Stil
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Inhalt/Editorial Vorwort Günter Düriegl Chefredakteur Im „L’eco die Bergamo“ konnte man 2003 über die Stadt, in der das Auslandsösterreichertreffen 2012 stattfinden wird, lesen: „Graz, dove l’arte si fa spettacolo“, übersetzt also: „Graz, wo die Kunst zum öffent lichen Schauspiel wird“. Bereits in der letzten Ausgabe unseres ROTWEISSROT haben wir den Schwerpunkt des Kulturkalenders auf Graz und die Steiermark gelegt. Nun ergänzen und verdichten wir unseren Hinweis auf die herausragende kulturelle Bedeutung der Die Wiener Kaffeehäuser gibt es nicht nur in der Bundeshauptstadt Wien, steirischen Landeshauptstadt mit Beiträgen ausgewiesener Fach- traditionell und beliebt ist etwa auch das Café Central in Innsbruck. leute und Kenner von Geschichte, Kunst und Kultur in Graz. Unsere Tagung, an der teilzunehmen Sie eingeladen sind und deren Programm vorliegt, macht wohl neugierig, eine der aufregendsten Städte Öster- 04 AÖWB intern reichs zu erleben. Das war die Präsidentenkonferenz 2012 06 Aktuell aus dem BMeiA Am 28. April fand die Präsidentenkonferenz in Wien im Palais Auersperg Wichtige Informationen aus dem Außenministerium statt, wir berichten. Wir berichten auch über die weitere Entwicklung der ROTWEISSROT Online-Plattform www.austrians.org: Mit der Zeit 07 AÖWB intern zu gehen ist gute und stets gerne befolgte Tradition des AÖWB. Offener Brief von Präsident Dkfm. Ing. Gustav Chlestil 08 AÖWB online Immer schon hatte der Weltbund ein feines Sensorium für politische Relaunch der Plattform erfolgt Zeichen: Den derzeit in Österreich stattfindenden demokratischen Aufbruch, der auch eine weitreichende Wahlrechtsreform diskutiert, 09 Weltbund-Tagung nahm der AÖWB zum Anlass, einen offenen Brief an alle politischen Programm, Veranstaltungsinfos und Termine Verantwortlichen mit dem Ersuchen zu richten, dem Weltbund Gele- 10 Graz stellt sich vor genheit zu geben, seine diesbezüglichen Vorstellungen in persönlichen Stadtporträt, Schloss Eggenberg und Alte Universität Gesprächen vorzustellen. 18 Im Porträt Der Teil Österreich News des ROTWEISSROT will Sie über öster Hans Nawiasky und Nachruf Cissy Kraner reichische Entwicklungen in Kunst und Kultur, Wissenschaft und 20 Schwerpunkt-Thema Technik informieren, die von internationalem Interesse sind. Es ist Kipferl & Kaffee haben in Österreich immer Saison stets nur eine Auswahl. Aber auch die dieses Mal vorgestellte Auswahl beeindruckt, das Vorgestellte darf sich sehen lassen. 34 Aus den Bundesländern Die Länder berichten über aktuelle Themen Wir Österreicher werden gerne als Genießer gesehen. Das Schwer- 40 Österreich News punkt-Thema Kaffee und Kipferl bestätigt diese Einschätzung durch- Interessante Neuigkeiten und Chronik aus Österreich aus. Die hier vorgestellten Beiträge untermauern, was Hans Weigel einmal über Wien und den Kaffee schrieb, sie sind in Summe aber 44 Österreicher in aller Welt umfassender: „In und um Wien jedoch ist der Kaffee mehr als ein Aktivitätsberichte aus dem 10. Bundesland Getränk, mehr als eines unter etlichen sogenannten Genussmitteln, 48 Schmankerlecke ist er gleichsam ein Bestandteil der Volksseele geworden wie das Rezept von Johann Lafer: Powidltascherl Bier in Bayern, der Whisky in Schottland, der Wein am Rhein …“ © Cafè Central 49 Buchbesprechungen Neuerscheinungen und Lesenswertes 50 Impressum Günter Düriegl, Chefredakteur ROTWEISSROT www.weltbund.at 3
AÖWB intern Präsidenten-Treffen 2012 Am 28. April 2012 fand die diesjährige Präsidentenkonferenz des AÖWB statt. Den digitalen Herausforderungen gegenüber offen. Günter Düriegl Das Präsidium des AÖWB und Gesandte Dr. Brigitta Blaha. Der Vortragende Mag. Peter Kustor. W ieder hatte der AUSLANDSÖSTER REICHER-WELTBUND (AÖWB) zur Teilnahme an der jährlich stattfinden- der Konferenz verband Präsident Chlestil die Zusicherung, dass von der Tradition der jährlich für sich stattfindenden Präsi- Präsidenten, auf die Mitglieder ihrer Verei- nigungen einzuwirken, sich bei den Ver- tretungsbehörden registrieren zu lassen, den internationalen Präsidentenkonferenz denten-Treffen, als einem der Fixpunkte aber auch die Eintragung in die Wählere- nach Wien ins Palais Auersperg eingela- im „Weltbund-Kalender“ auch in Zukunft videnz nicht außer Acht zu lassen. Denn den, und auch heuer waren Präsidentin- nicht abgegangen wird. Es ist unbestritten die Zahlen sind eher ernüchternd: Von nen und Präsidenten aus aller Welt sinnvoll, mit den Präsidentinnen und Prä- den etwa 250.000 wahlberechtigten Aus- g ekommen. Sie kamen aus Australien, sidenten zu einem besonderen Termin landsösterreicherinnen und Auslands Belgien, Dänemark, Deutschland, Groß- den persönlichen Austausch in einer Ar- österreichern sind nur 48.443 Personen in britannien, Italien, Kanada, aus den beitstagung zu pflegen. der Wählerevidenz eingetragen. Und die Niederlanden, aus der Schweiz, den USA Nationalratswahlen sind für den Herbst und Österreich. Das Außenministerium und der AÖWB 2013 zu erwarten! Auch an diesem 28. April erwartete die Gesandte Dr. Brigitta Blaha legte den Be- Gesandte Dr. Blaha räumte ein, dass Teilnehmer ein herausforderndes Pro- richt des Bundesministeriums für europäi Schließungen von österreichischen Ver- gramm, eine Arbeitstagung im Dienste der sche und internationale Angelegenheiten tretungsbehörden schmerzlich, in Zeiten Auslandsösterreicherinnen und Auslands vor. Gleich eingangs betonte sie, dass die unabdingbarer Sparzwänge aber unum- österreicher stand bevor, zu der Dkfm. Auslandsösterreicherinnen und Auslands gänglich sind. Details finden sich in ROT- Ing. Gustav Chlestil, der Präsident des österreicher Botschafter der österreichi- WEISSROT 1/2012. AÖWB, die Angereisten willkommen hieß. schen Zivilgesellschaft und Meinungsmul- Das Bundesministerium für europäische Sein besonderer Gruß galt den erstmals tiplikatoren österreichischen Lebens in und internationale Angelegenheiten steht an der Präsidentenkonferenz teilnehmen- der Welt sind. Von den ungefähr 500.000 dem AÖWB uneingeschränkt zur Seite. den Vertreterinnen aus Dänemark, Frau im Ausland lebenden Österreichern, für Alexandra Huber, Österreicher Klub Ko- die da zu sein, das Außenministerium sich Die Forderung nach parlamentarischer penhagen, aus Italien, Frau Nora Cau, zur Pflicht macht, sind zurzeit 328.542 bei Vertretung Vereinigung der Österreicher in Rom und österreichischen Vertretungsbehörden re- Im Anschluss an Gesandte Dr. Blaha leg- aus Portugal, Frau Astrid Pummer, Öster- gistriert. Nur diesen kann im Krisenfall – te Präsident Chlestil seinen Bericht vor. reicher in Portugal. Ferner gab er seiner und solche Fälle, ob durch Krieg oder Na- Gleich eingangs verwies er auf die erfreu- Freude Ausdruck über die Teilnahme von turkatastrophen verursacht, hat es in der liche und im Hinblick auf die europaweiten Herrn Peter De Martin, Leiter der Ge- letzten Zeit mehrfach gegeben – rasch finanziellen Schwierigkeiten alles andere © Roland Pirker schäftsstelle für AuslandsösterreicherIn- und direkt beigestanden werden. Daher als selbstverständliche Tatsache, dass nen beim Amt der NÖ. Landesregierung. wiederholte Gesandte Dr. Blaha neuerlich der AÖWB seitens der Subventionsgeber Mit seiner Begrüßung der Teilnehmer an ihren Appell an die Präsidentinnen und Bundesministerium für europäische und 4 www.weltbund.at ROTWEISSROT
AÖWB intern internationale Angelegenheiten einerseits Gewicht geben, das von Politikern nicht sind die Benutzerinnen und Benutzer vor und Bundesländer andererseits für 2012 übergangen werden könnte. ungewollten Datenänderungen oder frem- keine budgetären Kürzungen hinnehmen Präsident Chlestil schloss seine Ausfüh- dem Zugriff geschützt. Der österreichi- muss. rungen mit zwei Hinweisen: Einerseits be- sche Amtshelfer HELP.gv.at bietet zusam- Den Schwerpunkt seiner Mitteilungen leg- tonte er die sehr gute Unterstützung der men mit zahlreichen Partnerbehörden die te Präsident Chlestil auf die entschiede- Stadt Graz und des Landes Steiermark für Möglichkeit, Amtswege per Mausklick zu nen Bemühungen des Vorstands des die Weltbundtagung im September und erledigen: Arbeitnehmerveranlagung und AÖWB, den Auslandsösterreichern die andererseits teilte er mit, dass das von Steuererklärung mittels FinanzOnline, Ver- parlamentarische Vertretung zu erstreiten Dipl.-Ing. Alban Vigelius geführte Do sicherungsdatenabfrage, Beantragung von (vgl. offener Brief: Auslandsösterreicher kumentationszentrum des AÖWB mit Pension und Kindergeld bei der Sozialver- ins Parlament, S. 7). Er berichtete über 31. Dezember 2012 von Graz nach Wien sicherung, Strafregisterauszug oder Melde bereits stattgefundene Gespräche mit verlegt werden wird. bestätigung sind nur einige der Amtswege, Vertretern der ÖVP, SPÖ und FPÖ, über die online von zu Hause mittels Mobiltelefon Vorgespräche zu noch ausstehenden Ter- Vortrag „Handy-Signatur“ erledigt werden können. Elektronische Do- minen mit dem Bundeskanzler und dem Einer der Höhepunkte der Präsidenten- kumente sind durch die Signatur rechtlich Vizekanzler und einem sehr guten Ge- konferenz war der Vortrag des Leiters genau so gültig, wie eigenhändig unter- spräch mit der Präsidentin des National- der Abteilung I/11 (E-Government-Recht, schriebene Papierdokumente. Die Handy- rats, Mag. Barbara Prammer. Zusammen- Organisation und Internationales), Mag. Signatur funktioniert mit allen in Öster- fassend wertete Präsident Chlestil die Ge- Peter Kustor: „Sichere elektronische Iden reich registrierten Mobiltelefonen und ist spräche als konstruktiv und nützlich, tifikationsmöglichkeiten für Auslands kostenlos. Umfassende Informationen räumte aber ein, dass alle Gesprächspart- österreicherInnen“. gibt: www.handy-signatur.at ner ernste Bedenken haben, die von allen Es war Staunen erregend und faszinie- politischen Parteien diskutierten Wahl- rend, in einem fulminanten Vortrag zu er- Die AÖWB-Plattform rechtsänderungen würden noch vor der fahren, welche Möglichkeiten die „Handy- Einen weiteren Höhepunkt der Präsiden- Nationalratswahl 2013 vorgenommen Signatur“ eröffnet. Die Handy-Signatur ist tenkonferenz stellten die praktischen werden. die persönliche elektronische Unterschrift Übungen an der AÖWB-Plattform dar Vizepräsident Dr. Jürgen Em, auch Teil- im Internet, die mit dem Mobiltelefon ge- (www.austrians.org). Laptops standen zur nehmer bei diesen Gesprächen, richtete leistet wird. Das Handy wird somit zum vir- Verfügung, den Teilnehmern am Treffen einen glühenden Appell an die Präsidentin- tuellen Ausweis im Internet, mit dem man wurde durch Dipl.-Ing. Thomas Iacopino nen und Präsidenten, alles in Bewegung zu auch Dokumente oder Rechnungen digi- überzeugend vorgeführt, wie sich in einer setzen, Auslandsösterreicherinnen und tal unterschreiben kann. zeitgemäßen Form, im Ausland lebende Auslandsösterreicher zu bewegen, sich in Die Handy-Signatur kann sowohl Bürge- Österreicherinnen und Österreicher, aber die Wählerevidenz eintragen zu lassen: rinnen und Bürgern als auch Unternehme- auch im Inland lebende Bürger vernetzen 100.000 Wähler würden den Forderungen rinnen und Unternehmern zeitintensive und wie sich in aller Welt bestehende nach parlamentarischer Vertretung jenes Behördengänge ersparen. Gleichzeitig Österreichervereinigungen präsentieren können. Die Präsidentinnen und Präsi- denten sind eingeladen, ihr nun praktisch erarbeitetes Wissen an die Mitglieder ih- rer Vereinigungen weiterzugeben. Wir, die wir mit dem AÖWB verbunden sind, sind eingeladen, in das weltweite Netz unter den rot-weiß-roten Farben einzusteigen. Ein Aufenthalt in Wien, und sei er auch nur kurz, ist ohne die Kenntnisnahme einer Kultureinrichtung kaum vorstellbar: Die- ses Mal erlebten die Teilnehmer an der Präsidentenkonferenz eine Sonderfüh- rung durch die Ausstellung „Klimt persön- lich. Bilder – Briefe – Einblicke“ im Leo- pold Museum im MuseumsQuartier. Bei einem gemütlichen Abendessen im Glacis Beisl, im MuseumsQuartier klang Karl Heinz Marschner und Ing. Paul Stritz bei Dipl.-Ing. Alban Vigelius, Leiter des AÖWB- das Treffen fern jeder digitalen Vernet- der „praktischen Übung“. Dokumentationszentrums. zung aus. ❍ ROTWEISSROT www.weltbund.at 5
Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten Aktuelles aus Österreich Gemeinsam gegen Gesandte Menschenhandel Dr. Brigitta Blaha, Leiterin der Auslands Das österreichische Außenministerium koordiniert. österreicherInnen- Abteilung im BMeiA. Weltweit für Sie da im Jahr 2011 D ie österreichische Bundesregierung richtete 2004 eine Task Force zur Bekämpfung des Menschenhandels ein. Verfolgung der Täter/innen: Mit Einfüh- rung des Tatbestandes „Menschenhandel“ in § 104a des Strafgesetzbuches erfüllt Das sind die Fakten: 10 Millionen Auslands- In dieser Arbeitsgruppe sind alle zustän- Österreich seine internationalen Verpflich- reisen von 4,5 Millionen Österreicher/innen digen Ministerien, Bundesländer sowie tungen. Bestraft wird beispielsweise eine sowie 500.000 im Ausland lebende Staats- Organisationen der Zivilgesellschaft ver- Person, die den Vorsatz hat, eine andere bürger/innen. Vorrangig sind der Schutz die- treten. Eine Hauptaufgabe der Task Force Person sexuell auszubeuten, ihre oder ser Personen und ihres Vermögens im Aus- Menschenhandel besteht darin, die öster- seine Arbeitskraft auszubeuten oder die land sowie die Vermittlung von Rechts- und reichischen nationalen Aktionspläne zur Organe zu entnehmen. Das Bundesminis- Amtshilfe. Krisen und Katastrophen betref- Bekämpfung des Menschenhandels um- terium für Inneres konnte in den vergan- fen immer mehr Österreicher/innen. Das zusetzen. Der dritte nationale Aktionsplan genen Jahren mehrere erfolgreiche Er- Jahr 2011 war von blutigen Regimewech- wurde im März 2012 von der Bundesregie- mittlungen gegen Menschenhändler/in- seln in Nordafrika sowie der Erdbeben-, rung angenommen. Die Task Force Men- nen durchführen. Seit Oktober 2011 gibt Tsunami- und Nuklearkatastrophe in Japan schenhandel setzt zahlreiche Aktionen im es am Landesgericht Wien eine Sonder- geprägt. Ein weltweites Netz von 81 Bot- Bereich Prävention, Opferschutz sowie zuständigkeit für Fälle von Menschen schaften und 10 Berufskonsulaten hat im Strafverfolgung der Täter/innen. handel. Dennoch gibt es in Österreich – Vorjahr über 400.000 konsularische Amts- Prävention: Die Task Force Menschen- ebenso wie in vielen anderen Ländern – handlungen geleistet. Ferner bieten rund handel organisiert beispielsweise Podi- immer noch sehr wenige Verurteilungen. 300 Honorarkonsulate Schutz und Hilfe. umsdiskussionen, Ausstellungen und Die Task Force Menschenhandel möchte Trotz EU bleiben konsularische Agenden Kampagnen, um die österreichische Be- daher zunehmend Richter/innen und eine nationale Aufgabe. 2.500 Österrei- völkerung über diese Form der Men- Staatsanwälte/innen für diese Thematik chern/innen konnte 2011 Hilfe bei Erkran- schenrechtsverletzung aufzuklären. Mit- sensibilisieren. kung, Unfall, finanzieller Notlage und Heim- arbeiter/innen der österreichischen Poli- reise gewährt werden. Weitere Zahlen: zei, Justiz, Jugendwohlfahrt und des Botschafterin Dr. Elisabeth 27.000 Pässe, 6.000 Personalausweise, Außenministeriums erhalten spezielle Tichy-Fisslberger ist seit 34.000 Beglaubigungen, 18.000 Staats- Schulungen, um Opfer besser identifizie- 2009 Regierungskoordina- bürgerschafts- und 14.000 Sozial- und ren zu können. Auch die österreichische torin zur Bekämpfung des Pensionsfälle. Entwicklungszusammenarbeit ist aktiv: In Menschenhandels und Notfallkarte „Das Außenministerium – Afrika und Südosteuropa werden Berufs- Vorsitzende der Task Force Weltweit für Sie da“ verfügbar auf: ausbildungen für Mädchen und Frauen Menschenhandel. www.bmeia.gv.at gefördert. Schutz und Unterstützung für Opfer: Laut Berichten der Vereinten Nationen Die Interventionsstelle für Betroffene des werden 2,4 Millionen Personen jährlich Wohin kann ich mich bei Verdacht auf Frauenhandels (LEFÖ-IBF) in Wien be- Opfer des Menschenhandels. Allein in Menschenhandel wenden? treut weibliche Opfer des Menschen Europa gibt es 140.000 Fälle pro Jahr, Im Bundeskriminalamt an: handels in „Notwohnungen“ mit geheimer wobei Frauen und Kinder am meisten be- Menschenhandel-Hotline Adresse. Kinder und Jugendliche werden troffen sind. Österreich gilt als Transit- und Tel.: +43/1/248 36-853 83 (rund um die Uhr) meist in der Drehscheibe Wien (Stadt Zielland. Vielfach werden Menschen aus menschenhandel@bmi.gv.at Wien, MA 11 Jugendwohlfahrt) versorgt. wirtschaftlich ärmeren Regionen nach Meldestelle Kinderpornographie Opfer des Menschenhandels dürfen zu- Österreich gebracht. Formen der Ausbeu- meldestelle@interpol.at nächst 30 Tage im Rahmen einer „Erho- tung in Österreich sind vorwiegend Pro Jeder Verdacht kann auch den Mitarbei- lungs- und Bedenkzeit“ in Österreich stitution, Zwangsarbeit in Haushalten oder tern/innen der österreichischen Botschaf- bleiben. Anschließend können sie für min- Kinderhandel. Die Menschenhändler/in- © BMeiA ten im Ausland mitgeteilt werden! destens sechs Monate eine Aufenthalts- nen agieren meist in organisierten interna- bewilligung erhalten. tionalen kriminellen Netzwerken. ❍ 6 www.weltbund.at ROTWEISSROT
AÖWB intern Auslandsösterreicher Seit vielen Jahren fordert der AUSLANDSÖSTERREICHER- ins Parlament WELTBUND für die im Ausland lebenden Staatsbürger eine Vertretung im Nationalrat. Bei dem derzeit in Österreich statt Eine Forderung an die österreichische Politik. findenden demokratischen Aufbruch, in dem auch die Frage einer weitrei- chenden Wahlrechtsreform diskutiert wird, erschien ein konkreter Vorstoß zur Interessenwahrung der Auslands österreicher zwingend gegeben. Der AUSLANDSÖSTERREICHER- WELTBUND hat daher nachstehen- A u s l A n d s ö s t e r r e i c h e r - W e l t b u n d den Brief an alle politisch Verant A ö W b wortlichen bis hin zu Bundes- und Vizekanzler gesandt, um diese Ziel- vorstellungen konkret darzulegen. An die Parteivorsitzenden Wir werden über den Fortgang der aller im Nationalrat vertretenen Parteien Gespräche laufend berichten. Parlament 1017 Wien Wien, 23. März 2012 Sehr geehrter … Parlamentarische Vertretung der Auslandsösterreicher Eine Reihe von europäischen Staaten wie u.a. Frankreich, Italien, Portugal und Kroatien haben ihren Auslandsbürgern bereits eine eigene parlamentarische Vertretung ermöglicht. In anderen Ländern steht dieses Thema sehr aktuell in Diskussion. Eine parlamentarische Vertretung wird auch für österreichische Bürger im Ausland ein immer wichtiger werdendes Bedürfnis. Die Gründe dafür sind einleuchtend: Die Auslandsösterreicher stellen zahlenmäßig eine Größe dar, die sich mit einigen österreichischen Bundesländern wie Vorarlberg und dem Burgenland vergleichen lässt. Laut dem Ministerium für europäische und internationale Angelegenheiten sind 265.000 wahlberechtigte Bundesbürger im Aus- land registriert. Nicht umsonst werden die Auslandsösterreicher als 10. Bundesland bezeichnet. Die Auslandsösterreicher stellen daher ein maßgebliches Wählerpotenzial dar. Die zunehmende Globalisierung und die zunehmende Mobilität der österreichischen Staatsbürger ergeben spezifische Interessen und Bedürfnisse, die auch einer spezifischen Behandlung bedürfen. Die Nähe Volksvertreter und Wähler ist derzeit für die Auslandsösterreicher absolut nicht gegeben, wiewohl österreichische Gesetze auch für die Auslandsösterreicher von großer Bedeutung sind. Daraus resultiert die legitime Forderung, dieser besonde- ren Staatsbürgergruppe eine eigenständige parlamentarische Vertretung zu ermöglichen. Wir glauben, dass bei den vorgesehenen Anpassungen unserer Staatsstruktur gerade der derzeitige Zeitpunkt opportun erscheint, diesen Themenkreis anzusprechen. Dieses Schreiben ergeht gleichermaßen an die für diese Frage zuständigen maßgeblichen politischen Verantwortungsträger. Aufgrund der Wichtigkeit dieses Themas für die im Ausland lebenden Staatsbürger und der vielfältigen Hinweise und Fragen unserer Mitglieder, werden wir zu deren Information diesen Brief in der Maiausgabe unseres weltweit versandten Auslandsösterreicher-Journals ROTWEISSROT und in unserer Onlineplattform „www.austrians.org“ veröf- fentlichen. Unser Wunsch ist auch, in die Diskussionsgremien für Wahlrechtsreformen kooptiert zu werden, um unsere Vorstel- lungen und Anliegen einbringen zu können. Wir gestatten uns daher, Sie um ein persönliches Gespräch zu bitten, um Ihnen unsere Vorstellungen, die auf Expertengutachten basieren, zu unterbreiten. In der Hoffnung auf eine wohlwollende Aufnahme und Unterstützung dieser Initiative verbleiben wir mit vorzüglicher Hochachtung Dkfm. Ing. Gustav Chlestil Präsident des AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUNDES ROTWEISSROT www.weltbund.at 7
AÖWB online Bewerben von Veranstaltungen auf austrians.org Wertvolle Hinweise zur Verwendung der Community-Plattform. M achen Sie Ihre Veranstaltungen be- kannt: Personen, die sich auf der Community-Plattform www.austrians.org registriert und angemeldet haben, können ihre Veranstaltungen zahlreichen Userin- nen und Usern in aller Welt ankündigen. Unter dem Reiter „Veranstaltungen“ oder dem Reiter „Übersicht“, Unterkategorie „Veranstaltungen“ kann mit dem Button „Neue Veranstaltung erstellen“ ein Event eingetragen werden. Alle Informationen zur Veranstaltung wer- den in ein benutzerfreundliches Formular eingegeben: das Land, die genaue Adres- se der Veranstaltung und das Datum. Nach Eingabe der Adresse wird automa- tisch die Zeitzone des Landes errechnet, und die Veranstaltungen werden in Orts- zeit angegeben. Platz für Beschreibungen ist vorhanden, auch ein Foto kann einfach hochgeladen werden – durch Auswählen des Speicher-Pfades vom eigenen Rech- ner. Weiterführende Links können über ei- nen Button im Beschreibungsfeld („Link einfügen/editieren“) eingegeben werden – diese können z. B. zur Homepage des Veranstalters, zur Kartenbestellung, zu Hintergrund- oder Zusatzinformationen führen. Wichtig ist es, Schlagworte für die Veranstaltung einzugeben, dann kann über die Portalsuche gezielt nach Katego- rien gesucht werden: z. B. Musik, Tanz, Oper, Sport, Politik, Literatur. Kündigen Sie Ihre Veranstaltung mit Foto, Link und Kontaktadresse an. Veranstaltungen können entweder im Web veröffentlicht oder persönlich als Ein- „Veranstaltung bearbeiten“, durch den k licken und in der Unterkategorie „Veran- ladungen an Freunde verschickt werden. man in den Bearbeitungsmodus gelangt. staltungen“ eintragen. Gruppen können Für UserInnen, die sich mit Facebook Nach Ablauf des Termins wird die Veran- auch wiederkehrende Events (z. B. Stamm oder Twitter verbunden haben, kann die staltung automatisch gelöscht. tische) ankündigen, mit wöchentlichen Veranstaltung auch dort angezeigt wer- Länder-, Städte- oder thematische Grup- oder monatlichen Wiederholungen. den. (Eine Facebook-/Twitter-Verbindung pen können ebenfalls ihren Mitgliedern Hinweis: Die auch auf der Startseite sicht- kann unter: Übersicht/Info/Mein Profil be- Veranstaltungen ankündigen. Angelegt bare Rubrik „Empfohlene Veranstaltun- arbeiten/Account/ errichtet werden). Eine werden sie nach dem gleichen Prinzip wie gen“ ist dem Plattformbetreiber vorbehal- einmal erstellte Veranstaltung kann jeder- Veranstaltungen von Privatpersonen: im ten. Interessante Veranstaltungen dafür zeit geändert werden: Mit einem Klick auf Reiter „Gruppen“, Unterkategorie „Meine können nur von der Administration freige- die Veranstaltung erscheint ein Button Gruppen“ auf die gewünschte Gruppe schalten werden. ❍ 8 www.weltbund.at ROTWEISSROT
AÖWB intern Weltbund-Tagung 2012 Heuer finden die Konferenz und die Generalversammlung des Auslandsösterreichertreffens vom 6. bis 9. September in Graz statt. Kontakt: Dr. Irmgard Helperstorfer Donnerstag, 6. September 2012 GENERALVERSAMMLUNG 09.00–18.00 Uhr Registrierung: im Foyer des Congress Graz, Konferenzort: Graz, Congress Graz, Eingang Sparkassenplatz, Sparkassenplatz 3, 8010 Graz Saal Steiermark, Eingang: Sparkassenplatz 3 Rahmenprogramm: Verbindliche Anmeldung unbedingt erforderlich! 14.00–16.00 Uhr Altstadtführung „UNESCO Weltkulturerbe Graz“: Sie entführt als Weltkulturerbe in längst Tagesordnung vergangene Jahrhunderte – wo sich Renaissance, Gotik und Barock die Hände reichen. 2003 1. Teil: Freitag, 7. Sept. 2012, Beginn 14.00 Uhr war Graz die Kulturhauptstadt Europas. Das Kunsthaus oder die Insel in der Mur sind 14.00 Uhr Begrüßung und Eröffnung der spektakuläre Zeugen. Treffpunkt: Landhaushof, Herrengasse 16, 8010 Graz Generalversammlung: 14.00–16.00 Uhr „Über den Dächern der Stadt – Schlossbergführung“: Der Schlossberg ist ein bewaldeter Präsident Dkfm. Ing. Gustav Chlestil wanderbarer Berg in der Altstadt. Eine Burg, die vor über 1.000 Jahren auf einem Felsvor- 14.10 Uhr Aktuelle Themen des Bundes sprung des Hügels stand, gab der Stadt ihren Namen. Aus dem slawischen Gradec für „kleine ministeriums für europäische und Burg“ wurde später Graz. Und aus der kleinen Burg eine mächtige Festung, die Napoleon internationale Angelegenheiten: 1809 sprengen ließ. Geblieben sind der Glockenturm und der Uhrturm. Gesandte Dr. Brigitta Blaha Treffpunkt: Landhaushof, Herrengasse 16, 8010 Graz Aktuelle Themen der Burgen 14.00–16.00 Uhr Stadtrundfahrt mit dem Cabriobus: Tour im Cabriobus vorbei an Grazer Hotspots, ländischen Gemeinschaft: moderiert von einem kompetenten Guide. Beschränkte Teilnehmerzahl. Präsident Hofrat Dr. Walter Dujmovits Treffpunkt: Landhaushof, Herrengasse 16, 8010 Graz 14.35 Uhr Genehmigung des Protokolls der 19.30–22.00 Uhr Empfang durch Herrn Landeshauptmann Mag. Franz Voves in der Alten Universität Graz, Generalversammlung 2011 in Wien Hofgasse 14, 8010 Graz 14.40 Uhr Aktuelle Themen des Weltbundes, Finanzbericht 2011 und Information Freitag, 7. September 2012 über die Arbeit des Vorstandes: 09.00–17.00 Uhr R egistrierung: im Foyer des Congress Graz, Präsident Gustav Chlestil Eingang Sparkassenplatz, Sparkassenplatz 3, 8010 Graz 15.15 Uhr Kaffeepause Rahmenprogramm: Verbindliche Anmeldung unbedingt erforderlich! 15.35 Uhr Vortrag über ein aktuelles Thema 09.00–11.00 Uhr „Hof halten – die Innenhöfe der Grazer Altstadt“: Spaziergang durch repräsentative Höfe 16.00 Uhr Bericht der Generalsekretärin für den Adel, stimmungsvolle Klosterhöfe, Arkadenhöfe mit Sgraffito-Malerei oder versteckte Dr. Irmgard Helperstorfer Gärten und urige Gaststätten. Treffpunkt: Landhaushof, Herrengasse 16, 8010 Graz 16.15 Uhr Bericht der Rechnungsprüfer 09.00–11.00 Uhr „Universalmuseum Joanneum:“ ältestes öffentlich zugängliches Museum Österreichs und 16.30 Uhr Entlastung des Vorstandes größtes Universalmuseum in der Mitte Europas. Seit 2011 ist das Joanneumsviertel Herzstück 16.40 Uhr Ehrungen des zweitgrößten Museums Österreichs und setzt einen wichtigen städtebaulichen Akzent in 17.10 Uhr Verlesung und Behandlung von der Grazer Innenstadt. Treffpunkt: Landhaushof, Herrengasse 16, 8010 Graz Anträgen 09.00–12.00 Uhr „Schloss Eggenberg“: Bustransfer und Führung 17.45 Uhr Ende der Generalversammlung 1. Teil Schloss Eggenberg wurde ab 1625 errichtet. 365 Fenster, 31 Räume pro Stockwerk, 24 Prunkräume mit 52 Türen und insgesamt 60 Fenstern, 4 Ecktürme – alles Anspielungen 2. Teil: Samstag, 8. Sept. 2012, Beginn 14.30 Uhr auf die Zeit, auf Jahreszeiten, Wochen, Tage, Stunden, Minuten. Im Zeichen der Astronomie 14.35 Uhr Begrüßung und Eröffnung steht auch das Bildprogramm des ab 1678 vom Maler Hans Adam Weissenkircher ausge der Generalversammlung: statteten Planetensaals. Präsident Gustav Chlestil Treffpunkt: Landhaushof, Herrengasse 16, 8010 Graz 14.40 Uhr Vortrag 14.00–18.00 Uhr Generalversammlung 1. Teil Ort: Congress Graz, Saal Steiermark, Eingang Sparkassenplatz 15.30 Uhr Online-Plattform www.austrians.org / 19.30–23.00 Uhr Empfang des Bürgermeisters der Stadt Graz, Mag. Siegfried Nagl, im Congress Graz, Statusinformation Eingang Sparkassenplatz 16.15 Uhr Anregungen der Delegierten für den Weltbund (Bitte Wortmeldungen und Samstag, 8. September 2012 Themen vor Beginn der General 10.00–12.00 Uhr F estakt mit Auszeichnung des „Auslandsösterreichers des Jahres 2012“ versammlung bekannt geben, Ort: Congress Graz, Stefaniensaal, Eingang Sparkassenplatz Sprechzeit maximal 3 Minuten.) 12.15 Uhr Festessen auf Einladung des Bundesministers für europäische und internationale Angelegen- 17.15 Uhr Allfälliges heiten, Dr. Michael Spindelegger. Ort: Congress Graz 17.30 Uhr Ende der Generalversammlung 2. Teil 14.30–17.30 Uhr Generalversammlung 2. Teil Ort: Congress Graz, Saal Steiermark, Eingang Sparkassenplatz 20.30 Uhr Abschlussball des AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUNDES Ort: Congress Graz, Stefaniensaal und angrenzende Säle, Eingang Sparkassenplatz AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND Sonntag, 9. September 2012 POSTGASSE 6 09.30 Uhr Evangelischer Gottesdienst Ort: Heilandskirche, Kaiser-Josef-Platz 9, 8010 Graz 1010 WIEN 10.00 Uhr Katholischer Gottesdienst im Grazer Dom, Burggasse 3, 8010 Graz ÖSTERREICH 12.00 Uhr Abschlussmittagessen Ort: Brauhaus Puntigam, Triester Straße 361, 8055 Graz Tel.: +43/1/533 52 86 Essen € 20,– auf eigene Rechnung; Getränke auf Rechnung des AÖWB. Fax: +43/1/533 52 86-4 Verbindliche Anmeldung unbedingt erforderlich! E-Mail: office.wien@weltbund.at Änderungen vorbehalten Änderungen vorbehalten ROTWEISSROT www.weltbund.at 9
Weltbund-Tagung 2012 Johann von Österreich: Vom Armeekommandant zum Mentor Auf Befehl Erzherzog Johanns verteidigte Major Hackher den Grazer Schlossberg. Später wurde der Prinz zum weitblickenden Förderer der Grünen Mark. Werner Strahalm I m Frühjahr 1809 erwog der österreichi- sche Kaiser Franz I. in einer Koalition mit England (5. Koalitionskrieg) einen erneu- ten Waffengang gegen Napoleon mit dem Ziel, seine uneingeschränkte Vormacht- stellung in Europa zu brechen. Da Napoleon überraschend schnell am Hauptkriegsschauplatz in Süddeutsch- land eintraf und die Österreicher in einer Reihe von Gefechten im Raum Regens- burg zurückgeworfen wurden, sollte der in Oberitalien operierende Erzherzog Jo- hann mit seiner Armee Erzherzog Karl, den militärischen Oberbefehlshaber und Bruder, unterstützen. Verfolgt vom italienischen Vizekönig Eu- gène de Beauharnais marschierte Johann in Richtung Osten. In Graz erfuhr Johann vom Sieg seines Bruders in Aspern über Napoleon. Der Erzherzog wollte sich hier mit dem aus Salzburg anrückenden Korps von Feldmarschallleutnant Jellačić verei- nigen und über Ungarn nach Wien ziehen. Bei St. Michael stießen die Truppen Jellačić’ auf eine französische Vorhut. Das darauf folgende Gefecht dauerte etwa zehn Minuten, kostete die Österrei- cher zwei Drittel ihrer Mannschaft und öff- nete die Steiermark für die Franzosen, da Erzherzog Johann nach Westungarn ab- rücken musste. Davor hatte er aber die Verteidigung des Schlossbergs dem Major der Genietruppen (ähnlich den heu- Schlossberg: Sowohl der Blick hinauf als auch der Ausblick auf die roten Dächer ist einmalig. tigen Pioniertruppen) Franz Hackher zu Hart übertragen. Ihm war anbefohlen, die sen. Er selbst verschanzte sich mit seinen stellungen errichten. Am 9. Juni war Mac- Stadt und besonders den Berg möglichst Männern in der Schlossbergfestung. donald mit zwei Divisionen in Richtung lange zu halten. Macdonald bereitete sofort den Sturm auf Ungarn abgezogen, General Broussier Am selben Tag, als Johann die Stadt ver- den Schlossberg vor. Er forderte von der hingegen blieb mit einer starken Abteilung ließ, erreichten die Truppen der französi- Bevölkerung Munition, Sturmleitern, und dem halben Artilleriepark in Graz © Graz Tourismus schen Generäle Grouchy und Macdonald Steigeisen, Krampen und Schaufeln. zurück. Nachdem Major Hackher zum Graz. Um die Stadt zu retten und deren Der General ließ einen Laufgraben aushe- wiederholten Mal die Übergabe des Beschießung zu vermeiden, musste ben und den ganzen Berg mit Feldwachen Schlossbergs verweigert hatte, kam es Hackher die Stadt den Feinden überlas- umstellen und an drei Punkten Geschütz- zum Angriff auf das „Fort“. 10 www.weltbund.at ROTWEISSROT
Weltbund-Tagung 2012 Sturm auf den Schlossberg Broussier nach Graz zurück, um nach In der Nacht vom 13. zum 14. Juni Punkt dem achten vergeblichen Sturmlauf ge- 24 Uhr begann das Bombardement des gen den Schlossberg die Stadt am 24. Berges. Die Grazer zählten in einer Stun- wieder zu verlassen. de bis zu 90 Kanonenschüsse. Durch die Beschießung entstanden an den Gebäu- Belagerungsgeneral lobt die Grazer den der Festung erhebliche Schäden. Ein Nach weiteren Gefechten in der unmittel- Teil der Mannschaft musste zur Feuerbe- baren Umgebung von Graz zogen die kämpfung abgestellt werden, da einige Franzosen ab. Am 2. Juli war Major Hack- Granaten gefährliche Brände verursach- her wieder Herr der Stadt. Die Franzosen ten. Weil die französische Armee, die über hatten Graz sieglos verlassen, nicht ohne Der steile Schlossberg mit seinen Verteidi- keinerlei Belagerungsartillerie, sondern dass der Belagerungsgeneral Broussier gungsanlagen hielt so manchen Feind ab. nur über Feldgeschütze verfügte, nicht so- den Bürgern der Stadt in einer öffentli- fort ihre Geschütze richtig justieren konn- chen Ansprache unter freiem Himmel für alle Vorbereitungen zur Schleifung der te, schoss sie sehr oft über den Berg hin- ihr faires Verhalten in den letzten Wochen Anlage. Mit der Minenlegung waren 300 weg und beschädigte dabei die Häuser gedankt und ihnen freundlich nahegelegt Mann beschäftigt. Am 11. November der Sackstraße und sogar die der Murvor- hatte, seine etwa 2.000 nicht transport musste der Berg geräumt sein, und am stadt am gegenüberliegenden Murufer. fähigen, schwer verwundeten Landsleute 16. begannen die Sprengungen. Mehrmals versuchte der Feind in der gesund zu pflegen. Nacht den Berg zu stürmen, aber die Die Entscheidung des Krieges fiel jedoch Uhr- und Glockenturm von der Österreicher konnten alle Angriffe zurück- im Osten in der Schlacht bei Wagram – Bürgerschaft freigekauft schlagen und den Franzosen schwere unabhängig von den Ereignissen in Graz. Als man daranging, den Uhr- und den Die zahlenmäßig wesentlich schwächeren Glockenturm zu sprengen, erreichte eine Österreicher wurden nach erbittertem Abordnung unter Wilhelm Klein, Vorstand „Unvergessen lebt im Volk, Widerstand geschlagen (5./6. Juli). Erz- des Grazer Handelsstandes, und Bürger- der des Volkes nie vergaß.“ herzog Karl musste am 12. des Monats meister Wiesenauer vom französischen Anastasius Grün (am Erzherzog- e inen Waffenstillstand schließen. Der Stadtkommandanten Macdonald gegen Johann-Brunnen in Graz) Feind konnte folglich kampflos die ganze eine Entschädigung von 2.978 Gulden und Steiermark besetzen. 41 Kreuzern die Rettung der Wahrzeichen. Am 21. Juli erschienen unter Macdonald Mittels einer Urkunde vom 24. November Verluste zufügen. Rollgranaten, durch erneut die Franzosen in der Landeshaupt- 1809 erhielten die Grazer die beiden Tür- Ketten verbundene Steinkugeln, verhin- stadt. Aufgrund der Bestimmungen des me samt Glocke und Uhr übereignet. derten den Einsatz der Sturmleitern. Znaimer Waffenstillstandsabkommens Nach erledigter Arbeit verließ die Spreng- Hauptmann Cerrini verteidigte auf eige- musste Erzherzog Johann Major Hackher mannschaft den Berg und zusammen mit nen Wunsch trotz einer Verletzung die die Räumung der Schlossbergfestung be- der gesamten französischen Besatzung durch ihre niedrige Bauweise am stärks- fehlen. Die Besatzung erhielt freien Abzug am 4. Jänner 1810 die Stadt. Zurück blieb ten gefährdete Bürgerbastei. Durch den und rückte mit allen militärischen Ehren eine total verarmte Bürgerschaft, die zu- gezielten Beschuss der französischen und fliegenden Fahnen ab. Hackher er- sätzlich an einer vom Feind eingeschlepp- Geschützstellung vor dem Paulustor ge- hielt für seine heldenhafte Verteidigung ten Typhusart zu leiden hatte. lang es den Österreichern, diese zu zer- das Kreuz des Maria-Theresien-Ordens Doch Napoleons Stern begann rasch zu stören. Auch die Batterie vor der Harrach- verliehen und wurde in den Freiherrn- sinken. Nach seiner Niederlage und dem gasse ging den Belagerern verloren. Der stand erhoben. (ersten) Pariser Frieden 1814 trafen sich letzte Sturmangriff erfolgte am 17. Juni – die gekrönten Häupter Europas mit ihren der Geschützkampf dauerte unvermindert Am Schlossberg weht die Trikolore Ministern in Wien (Wiener Kongress, drei Tage lang an. Um Mitternacht zog Die Trikolore wurde nun täglich auf dem Broussier aus der Stadt ab, denn ein Schlossberg hochgezogen. Die Bestim- österreichisches Korps unter Graf Gyulai, mungen des folgenden Friedens von © Sammlung Strahalm / Laukhardt dem Banus von Kroatien, näherte sich Schönbrunn (Oktober 1809) waren er von Süden. drückend. Neben großen Gebietsverlus- Major Hackher nützte die Gelegenheit, ten wurde Napoleon auf seinen persönli- um französische Laufgräben, Schanzen chen Wunsch hin der Abbruch der unbe- sowie Geschützstellungen unbrauchbar zwungenen Grazer Schlossbergfestung zu machen und sich mit neuem Proviant zugestanden. Marschall Macdonald, in- zu versorgen. Am 23. Juni kehrte General zwischen Herzog von Tarent, veranlsste ROTWEISSROT www.weltbund.at 11
Weltbund-Tagung 2012 war der Grundstock für das steirische Landesarchiv geschaffen. Das Joanneum war ursprünglich nicht als Museum gedacht. So hieß es im ersten Jahresbericht von 1812, dass die Lehre der Hauptzweck des Instituts sei, und es ist sicherlich kein Zufall, dass sich aus die- ser Einrichtung das erste Realgymnasium der Steiermark (1845), dann die Monta nistische Hochschule (1840 bzw. 1849) und die Technische Hochschule (1874) herauskristallisierten. 1887 wurde das Joanneum von Landeshauptmann Gun dakar Graf Wurmbrand zum steirischen Landesmuseum umgestaltet. Das Hauptgewicht legte der Stifter auf die Naturwissenschaften und die Technik. Die Lehrkräfte bezahlte Erzherzog Johann zum Teil selbst. Bedeutende Kapazitäten wie Friedrich Mohs, der Urheber der mine- ralogischen Härteskala, oder Wilhelm von Engerth, der die erste Gebirgslokomotive baute, wirkten am Institut. Weiterbildung durch Zeitschriften Zu den weiteren Wünschen des Erzher- zogs zählte die Einrichtung eines Lesever- eins am Joanneum, der seine Mitglieder, im Gegensatz zum Grazer Adelskasino, weiterbilden und nützliche Kenntnisse Der Erzherzog veranlasste u. a. die Einrichtung eines Lesevereins im Landesmuseum Joanneum. verbreiten sollte. Damals war es beson- ders schwierig, die Regierung dafür zu 1814/1815), um eine dauerhafte europäi- geschichte, Chemie, Ökonomie und Tech- gewinnen, da die meisten Bücher und sche Nachkriegsordnung zu beschließen – nologie im Rahmen des Lyzeums zu grün- Zeitschriften im Ausland angekauft wer- als Gastgeber fungierte Kaiser Franz I. den. 1811 kam es zur Gründung des Joan- den mussten. Während zur Zeit Josephs II. von Österreich. neums, das derzeit nicht nur das älteste in Graz fünf Zeitungen existierten, gab es und – nach dem Kunsthistorischen Muse- nun nur mehr die sorgfältig kontrollierte Triebkraft Erzherzog Johann um in Wien – zweitgrößte Museum Öster- „Grätzer Zeitung“. Und gerade der Bruder des Kaisers, Erz- reichs, sondern auch das größte seiner Ebenfalls ein Anliegen des Prinzen war herzog Johann von Österreich, sollte im Art in Mitteleuropa ist. die Gründung einer für die breiteren 19. Jahrhundert zum großen Förderer von Schichten bestimmten Zeitung. 1812 be- Kunst, Kultur und Wissenschaft in der Gründung des Joanneums gann schließlich der aus Graz stammen- gesamten Steiermark werden. Für dieses Unternehmen erwarb das Land de Schriftsteller und Maler Ignaz Koll- Stellvertretend für die vielen fortschritt trotz seiner schlechten finanziellen Lage mann die Zeitungsbeilage „Der Aufmerk- lichen und damals sehr modernen Einrich- den Lesliehof in der Raubergasse. Am same“ herauszugeben, die über 30 Jahre tungen sowie Institutionen, die der Prinz 11. Juli 1811 stellte der Erzherzog den bestand. Nach langjährigen Bemühungen ausschließlich als Privatmann gründete Ständen über die von ihm gespendete gelang es dem Leseverein, die „Steyer- und unterstützte, soll hier auf das Joan Sammlung eine Schenkungsurkunde aus märkische Zeitschrift“ ins Leben zu rufen neum (heute Universalmuseum Joan und ernannte den Grafen Ferdinand (1821), die eine Vereinigung der geistes- © Fotolia/Ernst Pieber neum) näher eingegangen werden. Attems, den Abt des Stiftes Admont, Gott- wissenschaftlichen und naturwissen- Bereits 1808 hatte Johann die Absicht, hard Kugelmayr, sowie Johann von Kalch- schaftlichen Fächer verwirklichte und füh- seine Bibliothek und seine in Schönbrunn berg zu den ersten Kuratoren. Durch ge- renden Vertretern dieser Fächer breiten aufgestellten Sammlungen nach Graz zu zieltes Sammeln auch von Urkunden, Raum für Meinungsäußerungen und Dis- bringen und hier ein Museum für Natur Dokumenten, Handschriften und Akten kussionen bot. 12 www.weltbund.at ROTWEISSROT
Weltbund-Tagung 2012 Das Kunsthaus Graz gilt als neues architektonisches Wahrzeichen der Stadt. Sein Ausstellungsprogramm thematisiert die zeitgenössische Kunst. Unabhängigkeit von Wien stadt“ anzusuchen. Schon 1993 hatte Das Joanneum und der Leseverein er- Graz einen erfolgreichen „Europäischen möglichten es Graz, als erste Provinz- Kulturmonat“ veranstaltet. hauptstadt von Wien unabhängig zu wer- Aber als im Jahr 1999 die Altstadt von der den, was folglich zu einem verstärkten UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt Eigenleben führte. Auch auf dem Gebiet w urde, rückte Graz ins internationale der Musik begann eine selbstständige Rampenlicht und trat schließlich als ein Entfaltung. Anfang des Jahres 1815 zige „Kulturhauptstadt Europas“ 2003 in schlossen sich 30 Akademiker zu einer die Fußstapfen von Athen, Glasgow oder Musikgesellschaft zusammen; Ende des Weimar. Jahres waren bereits 80 Mitglieder ein Das ganze Jahr wurde ein anspruchsvol- geschrieben, und zwei Jahre später grün- les Programm mit vielen internationalen deten die Brüder Hüttenbrenner einen Schwerpunkten in allen Bereichen der © Graz Tourismus, Kulturamt-Stadtarchiv Musikverein mit einer Musikschule, des- Kunst und Kultur geboten. Das Kunsthaus sen Protektor Erzherzog Johann wurde. des britischen Architektenduos Peter Cook und Colin Fourniers zählt zu den Aufbruch ins 21. Jahrhundert spektakulärsten Neuerungen, die in der Der vielfältige wissenschaftliche und geis- Stadt errichtet wurden. Aber auch die tige Aufbruch, dessen Wurzeln unzweifel- Murinsel – entworfen von Vito Acconci – haft im Jahrhundert Erzherzog Johanns setzt neben anderen Projekten einen un- Erzherzog Johann, Förderer der Wissenschaft, zu finden sind, bewog die Stadtväter, in übersehbaren Akzent in der Architektur Kunst und Kultur in der Steiermark. Er holte die Brüssel um den Titel einer „Kulturhaupt- von Graz. ❍ bedeutendsten Männer seiner Zeit ins Land. ROTWEISSROT www.weltbund.at 13
Weltbund-Tagung 2012 Schloss Eggenberg Die vier Abteilungen des Universalmuseums Joanneum bilden ein attraktives Gegengewicht zu den Sammlungen moderner und zeitgenössischer Kunst in der Innenstadt. Barbara Kaiser D as Archäologiemuseum bewahrt die ältesten Artefakte des Landes und kann gerade für die Ur- und Frühgeschich- te mit Beständen von Weltrang aufwarten. Die Sammlungen der Alten Galerie er- schließen das künstlerische Erbe des Lan- des vom Mittelalter bis zur Aufklärung. Die Faszination des in Eggenberg konzentrier- ten musealen Angebots besteht jedoch in der Verbindung der hier präsentierten Ausstellungen mit der herausragenden kulturhistorischen Eigenart des Schlosses selbst, das seit 2010 UNESCO-Weltkultur- erbe ist. Mit seiner vollständig erhaltenen barocken Beletage und den umgebenden Gartenanlagen stellt es ein erstrangiges Gesamtkunstwerk dar, das vom Spätmit- telalter bis zur Romantik reicht. Fürstliche Residenz Nach 1625 vom Norditaliener Pietro de Pomis als Residenz des kaiserlichen Statthalters Hans Ulrich von Eggenberg (1568-1634) um einen mittelalterlichen Kern errichtet, sollte das Schloss ein deut- liches Zeichen setzen. Es ist politische A rchitektur, anspruchsvolle Legitimation für die Herrschaft einer Familie und de- monstrativ am spanischen Escorial – dem Herzstück des katholischen Europa – orientiert. Mit seiner fast klösterlich anmu- tenden Strenge und Nüchternheit ist es Spiegel eines politischen Ideals – des tu- gendhaften, gelehrten Regenten – und reflektiert den ganzen Kosmos humanisti- scher Bildung, wie er in Kunst und Litera- Das Schäferzimmer mit Raunachers pastoralen Szenen und das Galeriezimmer in barocker Hängung. tur jener Zeit beschworen wurde. Das Haus ist als riesiges Gleichnis erbaut, ein Manier Stuckdekoration und Malerei zu stellt Eggenberg ein erstrangiges, authen- symbolisches Abbild des Universums, in einem Gesamtkunstwerk verschmelzen tisches Zeugnis für frühbarockes Weltver- dem der gelehrte Bauherr seine Vorstel- lässt: eine kostbare Folge von 25 Räu- ständnis dar, das einen seltenen Einblick lung einer idealen Welt in einer Epoche men, die das gesamte zweite Oberge- in das intellektuelle Selbstverständnis von Chaos und Auflösung formuliert. schoß einnehmen. In seiner Disposition einer Epoche ermöglicht. Die Ausstat- Entscheidend für den Rang von Schloss ist dieses Ensemble mit dem riesigen tungsphasen von Barock und Rokoko ver- Eggenberg als Raumkunstwerk ist ein Zyklus von über 500 Deckengemälden binden sich hier zu einer untrennbaren überaus anspruchsvolles und komplexes von singulärem Rang. Ungeachtet einiger Einheit von höchstem Reiz und selten so Bildprogramm, das in typisch barocker Veränderungen des 18. Jahrhunderts ungestörtem Erlebniswert. 14 www.weltbund.at ROTWEISSROT
Weltbund-Tagung 2012 Im Wesentlichen geht die Ausstattung des Piano nobile auf Hans Ulrichs Enkel, Fürst Johann Seyfried von Eggenberg, zurück. Herausragenden Anteil daran hat der in Venedig geschulte Hofmaler Hans Adam Weissenkircher (1646–1695). Mit der ma- lerischen Ausgestaltung des zentralen Planetensaals hat er ein wegweisendes, in Österreich Schlüsselbedeutung bean- spruchendes Denkmal für die Rezeption des venezianischen Barock und damit der italienischen „grande maniera“ in Mittel europa geschaffen. Das 18. Jahrhundert Nach der Fertigstellung der fürstlichen Residenz in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erfuhr das Haus lediglich eine partielle Umgestaltung. 1754 gab die letzte Fürstin Eggenberg die Neuausstat- tung der Interieurs in Auftrag. Der Zyklus von Deckengemälden und der Festsaal blieben dabei jedoch unberührt. Erneuert wurden Meublage und Wanddekorationen, von denen besonders fünf Zimmer, die der Grazer Maler Johann Baptist Anton Der Eggenberger Rosenhügel, eine biedermeierliche Caprice des Schlossherrn Jerôme Herberstein, Raunacher nach 1757 mit großformatigen bildet im Juni mit der Pracht seiner alten Rosen einen blühenden Höhepunkt des Gartens. Wandgemälden gestaltet hat, hervorste- chen. Durch heitere Gesellschaftsszenen er eine Hommage an Ôsaka, die blühen- ner Zeit verkörpern sollte: „... ein vollkom- mit illusionistischen Ausblicken in den de Residenzstadt von Toyotomi Hideyoshi menes, der Mannigfaltigkeit der Natur Garten und die freie Landschaft erfährt (1536–1598), ist, der nach einem Jahr- nachgebildetes Landschafts=Gemälde“. der dunkle Nordflügel des Hauses eine hundert von Krieg und Zerstörung die Ein- Mit seinen großzügig gestalteten Baum- besondere Aufwertung und Belebung. heit Japans wiederherstellte und für eine gruppen und Wiesenräumen, seinen ma- Raunachers bunte, charmante Genresze- wirtschaftliche und kulturelle Blüte sorgte. lerischen Szenerien zeugt er heute noch nen zu Jagd und Kartenspiel, Commedia Der Paravent ist eine einzigartige Darstel- von einer Parkpoesie, die nur an wenigen dell’arte und ländlicher Unterhaltung bei lung dieser prosperierenden Hauptstadt, Stellen Österreichs so ursprünglich erhal- Musik und Tanz illustrieren die Vergnü- die nur wenige Jahrzehnte, bis 1615, be- ten geblieben ist. Seit 2003 ist er Gegen- gungen seiner Auftraggeber und erzählen stand und von der so gut wie keine Bild- stand eines Parkpflegewerks, das die von der Nutzung der Räume selbst. Drei zeugnisse erhalten sind. Er ist also nicht schrittweise Restaurierung des histori- © Universalmuseum Joanneum / Jare / N. Lackner / P. Gradischnigg „indianische Kabinette“ illustrieren die nur ein außergewöhnlich kostbares kultur- schen Gartens definiert. Höhepunkt die- Liebe des 18. Jahrhunderts zu exotischen historisches Dokument, sondern wohl ser Arbeiten war die Rekonstruktion von Interieurs: Chinesisches Porzellan und auch der älteste in Europa in situ erhaltene Herbersteins individuellster Schöpfung, Seidenmalereien, vor allem aber die Bah- Stellschirm. des Eggenberger Rosenhügels. nen eines einzigartigen japanischen Stell- Beschattet von einem Parapluie „im chi- schirms der Momoyama-Periode sind hier Der Landschaftsgarten nesischen Style“ windet sich ein Weg zu kostbaren Ensembles von bizarrer Vom barocken Garten, der das Schloss im durch malerisch kontrastierende Flächen Schönheit vereint. Dieser Stellschirm, 18. Jahrhundert umgeben hat, sind nur von alten Strauchrosen und dunklen Koni- Ôsakajô zu byôbu, zählt zu den aufre- noch wenige Spuren erhalten. Das Haus feren und kombiniert so den Charakter gendsten Entdeckungen der letzten Jah- liegt heute in einem weitläufigen Land- eines Rosariums mit dem eines immer- re. Der schon im 17. Jahrhundert von den schaftspark, der in der Zeit der Romantik grünen Shrubbery. 2007 detailgenau re- Fürsten Eggenberg erworbene Paravent nach 1820 angelegt wurde. Jerôme Graf konstruiert, ist er nunmehr zum blühenden wurde später in Einzelbahnen zerlegt und Herberstein, ein junger Gartenenthusiast, Höhepunkt des Gartens angewachsen.❍ in die Wandbespannung des Japanischen ließ hier eine Landschaft im englischen http://museum-joanneum.at/ Kabinetts montiert. Heute weiß man, dass Stil anlegen, die die Idealvorstellung sei- de/schloss_eggenberg ROTWEISSROT www.weltbund.at 15
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