SpeKtrumOKTOBER 2016 - Herausforderungen in der Finanzwirtschaft - Hochschule Ludwigshafen
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SpeKtrum OKTOBER 2016 Herausforderungen Neuer Studienschwerpunkt Flexibler Studieren: in der Finanzwirtschaft am Ostasieninstitut: Korea Offenes Studienmodell LU
INHALT TITELTHEMA Finance-Studiengänge: Herausforderungen und Chancen in der Finanzwirtschaft ........................................... 4 Vorausschauend planen: „Unternehmensnachfolge“...................................................... 6 Die Weisheit der Masse: Können Anleger von Schwarmintelligenz profitieren? .................................................... 8 Öffentliche Unternehmen im Fokus der Forschung ......................................................... 12 AKTUELL „Digitale Transformation“ als Herausforderung für die Unternehmenssteuerung .................................................. 16 Vorbereitende Baumaßnahmen für Hochschule Ludwigshafen – Quo vadis? ............................................................................... 18 den Bau der Kita auf dem Gelände des An der Schnittstelle von Theorie und Praxis: Studierendenparkplatzes 1. Ludwigshafener Marketinggespräche ................................................................................. 22 9. Ludwigshafener Personalgespräche: „Zwischen Bewegung und Balance“ ........ 24 20 Jahre eigenständige (Fach-)Hochschulen des Landes Rheinland-Pfalz .............. 26 IMPRESSUM Ein Hoch auf unsere Absolventinnen und Absolventen: Spektrum, Zeitschrift der Hochschule Studienabschlussfeier der Hochschule Ludwigshafen .................................................... 28 Ludwigshafen am Rhein, erscheint Ein starker Partner für die Hochschule: dreimal im Jahr. (Als PDF-Version auf: www.hs-lu.de/spektrum) Die Graduate School Rhein-Neckar wird 10 Jahre alt ....................................................... 30 Die Beiträge geben die Meinung der „50 PLUS“-Vorlesungsreihe: Neues Programm liegt vor .................................................. 32 Autoren wieder. Der Nachdruck von Kinder in die Hochschule! ............................................................................................................ 33 Beiträgen ist nach Absprache möglich. Einblicke und Perspektiven: Studium Generale 2016/2017 ............................................ 34 Herausgeber Der Präsident der Hochschule Ludwigshafen am Rhein, Ernst-Boehe- INTERNATIONAL Straße 4; 67059 Ludwigshafen Ostasieninstitut startet mit neuem Studienschwerpunkt Korea ............................... 36 Redaktion Summer School 2016: Studierende aus Japan und China zu Gast ............................. 40 Dr. Elena Wassmann (ew), (v.i.S.d.P.); „Empower”: Harvard Project for Asian E-Mail: elena.wassmann@hs-lu.de, and International Relations (HPAIR) in Hongkong ............................................................. 42 Ute Sahmel (us); „My Erasmus experience” – Von Bratislava nach Ludwigshafen ................................. 46 E-Mail: ute.sahmel@hs-lu.de „Neue Normalität“ in der VR China .......................................................................................... 48 Korrektorat Astrid Hainich, E-Mail: info@astridhainich.de FORSCHUNG & LEHRE Satz, Grafik und Layout Herausforderung Pflegeberufsgesetz – Alexandra Steppat, Plädoyer für einen kritisch-konstruktiven Umgang ......................................................... 50 E-Mail: info@xenosign.de Flexibler Studieren – Offenes Studienmodell Ludwigshafen ....................................... 54 Anzeigen und Vertrieb Willkommen bei Wikipedia! Ute Sahmel, Stabsstelle Hochschul- Wikipedia-Artikel als wissenschaftlicher Leistungsnachweis ....................................... 57 kommunikation, Tel.: 0621/5203-346; Früh übt sich …................................................................................................................................... 58 E-Mail: ute.sahmel@hs-lu.de Im Tandem: Zu zweit geht’s einfach besser! ........................................................................ 60 Druck repro|concept rhein-neckar; Deutschlandstipendium: Förderer gesucht! ........................................................................ 61 Postfach 10 03 35; 67403 Neustadt an „Open Dinner“ – Begegnung und Kommunikation im öffentlichen Raum ............ 62 der Weinstraße, Tel.: 06321/18524-0; „Logistik goes BASF“ Teil 2 ............................................................................................................ 64 Fax: 06321/185277; E-Mail: info@repro-concept.de Bildnachweis ALUMNI Titelbild: Colourbox „Digitale Transformation – Industrie 4.0“ ............................................................................. 65 Wenn nicht anders vermerkt: Wechsel im Vorstand ..................................................................................................................... 66 Hochschule Ludwigshafen am Rhein Geschäftsstelle Alumni unter neuer Leitung ...................................................................... 66
Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Friedrich Nietzsche („Also sprach Zarathustra“) Liebe Leserinnen und Leser, über den zurückliegenden Sommer waren Teile der Hoch- Apropos Baumaßnahmen: Es geht los! schule im Ausnahmezustand. Aufgrund der Bauaktivitä- Seit Juli sind wir auf dem Campus Ernst-Boehe-Straße mit ten, die sich aus neuen Brandschutzvorgaben ableiteten, den Baggern und Baufahrzeugen auf „Du und Du“. Die wurden fast alle Standorte in der vorlesungsfreien Zeit Bodenarbeiten wurden begonnen und führen direkt über mit teilweise erheblichen Belastungen hinsichtlich Lärm die Grundsteinlegung zu den Bauaktivitäten. Im Herbst und Schmutz konfrontiert. Viele Büros mussten frei- 2017 soll es dann soweit sein: Die Kindertagesstätte der geräumt beziehungsweise verlagert werden und dies Hochschule Ludwigshafen wird eröffnet. Ohne Frage ein teilweise innerhalb von Tagen oder sogar Stunden. Für Meilenstein für unsere Hochschule! unser Facility-Team und das IT-Service-Center bedeutete dies Schwerstarbeit, aber auch für alle direkt betroffenen Mit der Bereitstellung der projektierten Campuserwei- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellte die Situation eine terung wird dann bis 2020/2021 gerechnet. große Herausforderung dar. Wenngleich man manches seitens der eingesetzten Baufirmen zweifellos besser In der vorliegenden Spektrum-Ausgabe haben wir uns hätte regeln können, kann festgestellt werden, dass wieder bemüht, ein breites Themenspektrum bereitzu- unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das teilweise stellen. Wir freuen uns, erneut ein wissenschaftliches gegebene oder zumindest gefühlte Chaos gut bewäl- Kompetenzfeld unserer Hochschule sichtbar machen zu tigt haben. Die durchaus nicht einfachen Bedingungen können: und zwar im finanzwirtschaftlichen Bereich, wo haben sogar in vielen Fällen einen bemerkenswerten wir in Studium und Lehre sowie Forschung und Transfer Teamspirit angeschoben. Da half man sich gegenseitig über ausgezeichnete Angebote und kompetente Akteure und bot kurzerhand Arbeitsmöglichkeiten an Plätzen, die verfügen. urlaubsbedingt frei waren, an. Aus auf die Schnelle für die Verwaltungsarbeit bezogenen Vorlesungsräumen mit Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen. improvisierter Infrastruktur entwickelten sich auch neue Perspektiven. Es war beeindruckend, wie viel ungeachtet Herzliche Grüße des Unmußes im Hause geleistet wurde. Die Hochschule hat in der Außenwahrnehmung funktioniert, so dass Ihr kaum einer vermutet hätte, welches Chaos sich dort punktuell abspielte. Prof. Dr. Peter Mudra, Hochschulpräsident
4 TITELTHEMA Finance-Studiengänge: Herausforderungen und Chancen in der Finanzwirtschaft von Gösta Jamin Sowohl Finanzdienstleistungsunternehmen als auch die sehr günstige Bedingungen, um langfristiges Wachstum betriebliche Finanzwirtschaft sehen sich großen Heraus- zu finanzieren. Und nicht zuletzt sind kreative Köpfe ge- forderungen gegenüber. Die Niedrigzinsen setzen tradi- fragt, um die neuen digitalen Finanzdienstleistungen der tionelle Geschäftsmodelle von Banken, Versicherungen Zukunft zu entwickeln. Auch im Treasury und Controlling und auch die betriebliche Altersvorsorge unter Druck, die von Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen Regulierung stellt hohe Anforderungen an alle Beteiligten, sind Mitarbeiter mit hochwertigem Finanzprofil gesucht. die Digitalisierung verändert massiv das Verhalten von Kunden und Investoren, und die hohe Volatilität an den Grundständige Studienprogramme Finanzmärkten erschwert eine stabile Refinanzierung Absolventinnen und Absolventen der beiden grundständi- von Unternehmen. gen Studienprogramme „Finanzdienstleistungen & Corpo- rate Finance“ (sechssemestriger Bachelor) und „Finance & Finanzwirtschaftlich hervorragend ausgebildete Fach- Accounting“ (viersemestriger Master) werden systematisch leute haben in diesem anspruchsvollen Marktumfeld qualifiziert, um die oben beschriebenen Chancen nut- gleichzeitig große Chancen. Geldanleger haben einen zen zu können. Die Studieninhalte sind funktional und großen Beratungsbedarf, um im Niedrigzinsumfeld ihr branchenbezogen ausgerichtet. Das bedeutet, dass die Geld renditeträchtig und dennoch sicher anzulegen. Ver- Absolventinnen und Absolventen eine Tätigkeit bei Finanz- sicherungsunternehmen und Pensionskassen benötigen dienstleistern (Banken, Versicherungen, FinTechs) und auch aus dem gleichen Grund neue Anlagestrategien. Für Un- in der betrieblichen Finanzwirtschaft von Unternehmen ternehmen ergeben sich auf Grund der niedrigen Zinsen unabhängig vom Wirtschaftszweig aufnehmen können.
TITELTHEMA 5 Das Portfolio finanzwirtschaftlicher Studiengänge reicht vom Bachelor über den Master bis hin zum berufsbegleitenden Fernstudium. Auch ein individuelles Zertifikatsstudium ist möglich. Die finanzwirtschaftlich-fachlichen Inhalte werden durch samstags statt, um mögliche Konflikte mit beruflichen die Vermittlung wichtiger Schlüsselkompetenzen er- Verpflichtungen zu minimieren. gänzt: Dazu zählen die externe Berichterstattung von Unternehmen, Beratungs- und Führungskompetenzen Individuelles Zertifikatsstudium sowie die Fähigkeit zur Nutzung unterstützender IT (wie Neben dem MBA-Studium mit seinem international zum Beispiel ERP-Systeme oder Business Intelligence). anerkannten, hochwertigen Titel gibt es weitere Ab- Nicht zuletzt gehören eine starke Praxis- und Anwen- schlussoptionen: Wer erst später ein volles MBA-Studium dungsorientierung zur Philosophie der Programme, die aufnehmen möchte oder eine spezielle Zusatzqualifika- unter anderem in praktischen Abschlussarbeiten und der tion benötigt, entscheidet sich für ein individuell zuge- Möglichkeit eines Pflichtpraktikums beziehungsweise schnittenes Zertifikatsstudium: Je nach persönlichem Auslandssemesters zum Ausdruck kommen. Qualifizierungsbedarf kann man ein Modul aus zwei bis vier Einzelveranstaltungen oder mehrere Module bis MBA-Fernstudiengang Finance, Strategie & Accouting zu 60 ECTS aus dem Weiterbildungsprogramm selbst Im Sommersemester 2015 wurde der MBA-Fernstudien- zusammenstellen. gang „Finance, Strategie & Accounting“ als neuer Weiter- bildungsstudiengang gestartet, um dem zunehmenden Verzahnung von Forschung und Lehre durch das Finance- Bedarf nach anspruchsvoller Management-Qualifizierung Institut parallel zur Berufstätigkeit Rechnung zu tragen. Das Das Finance-Institut der Hochschule Ludwigshafen dient Programm richtet sich an Berufstätige mit einem bereits der Bündelung der Forschungs- und Transferaktivitäten vorher erworbenen akademischen Abschluss und min- im Bereich der Finanzwirtschaft und der Sicherstellung destens einjähriger Berufstätigkeit. Somit ist es ebenso einer praxis- und forschungsnahen Lehre in den drei interessant für Professionals aus technischen, natur- finanzwirtschaftlichen Studiengängen. Ein beispielhaf- wissenschaftlichen und juristischen sowie geistes- und tes aktuelles Projekt ist die Untersuchung der „Weis- sozialwissenschaftlich geprägten Funktionen wie für heit der Masse“ auf Social-Trading-Plattformen und die wirtschaftswissenschaftlich ausgebildete Interessenten, Entwicklung darauf aufbauender Anlageprodukte (vgl. die ihre Kompetenzen in den Disziplinen Finance sowie nachfolgender Beitrag). Dieses Projekt steht beispiel- Strategie und Accounting marktgerecht erweitern und haft für den Anspruch des Instituts: theoriebasierte sich zusätzlich die notwendigen Fertigkeiten im Bereich Lösung praktischer Fragestellungen, Einbeziehung von Personalführung und Coaching aneignen wollen. Wie in Studierenden in die Forschungsarbeit im Rahmen von MBA-Studiengängen üblich, werden nicht nur die durch Abschlussarbeiten und Übertragung der gewonnenen den Titel „Finance, Strategie & Accounting“ angedeuteten Erkenntnisse in die laufenden Lehrveranstaltungen der Kompetenzen vermittelt, sondern es erfolgt eine breit finanzwirtschaftlichen Studiengänge. angelegte General-Management-Ausbildung, die es den Absolventinnen und Absolventen ermöglichen soll, später in ihren Unternehmen in herausgehobenen Fach- und Informationen zu den grundständigen Finance- Führungspositionen zu arbeiten. Studienangeboten: www.bachelor-finanzen.info www.hs-lu.de/studium/master/finance-accounting. Das Studium mit insgesamt 120 ECTS erstreckt sich über html insgesamt fünf Semester. Dabei sind die Studienformate speziell auf die Bedürfnisse Berufstätiger ausgerichtet. Die Informationen zum MBA-Fernstudiengang Finance, zum Selbststudium bereitgestellten Materialien bestehen Strategie & Accounting und dem Zertifikatsstudium einerseits aus klassischen Fernstudienmaterialien wie unter: www.mba-fsa.de Studienbriefen, Übungsaufgaben mit Lösungshinweisen oder vertiefenden Literaturempfehlungen und anderer- Informationen zum Finance-Institut der Hochschule seits aus modernen eLearning-Inhalten. Die Präsenztage Ludwigshafen: www.finance-lu.de (5 bis 10 pro Semester) finden ausschließlich freitags und
6 TITELTHEMA Vorausschauend planen: „Unternehmensnachfolge“ von Timo Defren Am 28. Juni 2016 veranstaltete das Finance-Institut der Hochschule Ludwigshafen einen Vortragsabend zum Thema „Unternehmensnachfolge“. Referenten aus der Praxis boten informative Kurzvorträge zu relevanten Bereichen der Unter- nehmensnachfolge und stellten sich anschließend den Fragen des Auditoriums. Die große Resonanz auf die Veranstaltung – rund 70 Gäste waren der Einladung gefolgt – zeigt die Bedeutung des Themas. Geballtes Expertenwissen zum Thema Unternehmensnachfolge Dr. Timo Defren, Professor für Corpo- nach einem passenden Nachfolger einen fundierten Vortrag zu den rate Finance und Kapitalmarkttheorie eingingen. Zudem widmeten sie rechtlichen Aspekten der Unter- sowie Institutsmitglied, organisierte sich der Due Diligence als zentrale nehmensnachfolge. Dabei nahm die Veranstaltung und zeigte sich mit Risikoprüfung einer Transaktion und sie eine Differenzierung zwischen dem Erfolg hoch zufrieden: „Dass das den Methoden der Unternehmens- der familieninternen und -externen Thema für viele Unternehmer in den bewertung. Am Ende ihres Vortrags Übergabe vor. Der Schlussvortrag nächsten Jahren eine hohe Relevanz diskutierten sie Fallbeispiele aus ihrer erfolgte durch Dr. Michael Böhmer, besitzt, spiegelte die große Resonanz beruflichen Praxis. Partner seiner gleichnamigen Steu- wider. Mit einem so großen Publikum erberaterkanzlei in Ludwigshafen, zu haben wir nicht gerechnet.“ Jede Unternehmensnachfolge erfor- den steuerlichen Fallstricken bei der dert eine Finanzierung. Die HypoVer- Unternehmensnachfolge. Den Fokus Auch Hochschulpräsident Professor einsbank ist in diesem Bereich ein legte er dabei auf die ertragsteuerli- Dr. Peter Mudra wies in seiner Be- Finanzierungsspezialist und hat zahl- chen Besonderheiten beim Kauf eines grüßung auf die Wichtigkeit solcher reiche Übernahmen in der Vergan- Unternehmens und auf die Folgen Veranstaltungen hin und betonte den genheit mit finanziert. Martin Stoll, der unentgeltlichen Übergabe. Bezug auf den Praxistransfer zwi- Leiter der Unternehmer Bank am schen Hochschule und Wirtschaft. Standort Mannheim, ging zunächst Der Abend endete mit lebhaften Diesen Mix aus Theorie und unter- auf die wesentlichen Rahmendaten Diskussionen bei einem kleinen Um- nehmerischer Praxis boten denn auch einer Finanzierung, wie zum Beispiel trunk. Das Finance-Institut bedankt die Vorträge erfahrener Praktiker, die Sicherheiten oder den maximalen sich sehr herzlich bei allen Referenten das Finance-Institut für die Veranstal- Anteil eines Bankkredits, ein. Im An- und Helfern rund um die Veranstal- tung gewinnen konnte. schluss beschrieb er ausführlich vier tung. Aufgrund des großen Erfolgs konkrete Beispiele zur Finanzierung sind bereits weitere Vortragsabende Den Auftakt machte die Firma CF von Übernahmen im Mittelstand. zu relevanten Praxisthemen in kon- Advisors, deren Partner Professor Dr. kreter Planung. Philipp Sandner und Nico Konrad den Rechtsanwältin Mona-Larissa Staud Prozess einer Unternehmensnach- von der Gesellschaft Castle Law Nähere Informationen unter: folge erklärten und auf die Suche GmbH mit Sitz in Frankfurt hielt http://finance-lu.de
Die Weisheit der Masse: Können Anleger von Schwarmintelligenz profitieren? von Timo Defren und Gösta Jamin Zwei Mitglieder des hochschulzugehörigen Finance-Instituts, Dr. Timo Defren, Professor für Kapitalmarktthe- orie und Corporate Finance, und Gösta Jamin, Professor für Finanzwirtschaft und Bankbetriebslehre, analy- sieren im Rahmen einer groß angelegten Studie die Portfolios der Social-Trading-Plattform wikifolio.com. Hier erläutern sie, unter welchen Voraussetzungen sich Anleger die Schwarmintelligenz anderer Inves- toren zunutze machen können und wie Social-Trading-basierte Finanzprodukte aussehen könnten. Die Digitalisierung der Finanzbranche ist in vollem Gan- relativ gering ist, kann diese neue Form des Investierens ge. Immer mehr junge Start-ups der Fintech-Branche künftig eine Konkurrenz zu klassischen Investmentfonds (= moderne Technologien im Bereich der Finanzdienst- darstellen und möglicherweise ganz neue Anlagekon- leistungen, Anm. d. Red.) sind dabei, den Banken durch zepte schaffen. digitale Finanzdienstleistungen Geschäft abzujagen. Unter den neuartigen Dienstleistungen hat sich das so Neben der Schaffung von mehr Transparenz hinsichtlich genannte Social Trading in den letzten Jahren als ein des Anlageprozesses stellt sich die praxisrelevante Frage, Geschäftsmodell etabliert. inwieweit Anleger auf Social-Trading-Plattformen von der Weisheit der Masse oder auch Schwarmintelligenz Social Trading gewinnt zunehmend an Popularität profitieren können. Hierunter versteht sich, dass eine Social Trading ist eine neue Form der unregulierten An- große Masse im Durchschnitt fähig ist, bessere Entschei- lageberatung und Vermögensverwaltung, die sich bisher dungen als ein einzelnes Mitglied der Masse zu treffen. hauptsächlich an Privatanleger richtet. Hierbei bieten Bezogen auf die Weisheit der Masse im Rahmen von neue Plattformen die Möglichkeit an, Portfolios nach- Social-Trading heißt dies, dass eine große Gruppe von zubilden, die von Börsenverlagen, von professionellen Portfolios im Durchschnitt ein besseres Ergebnis als diver- Vermögensverwaltern, aber ebenfalls auch von erfah- se Vergleichsindizes erzielt beziehungsweise Anleger im renen Privatinvestoren gemanagt werden. Auch wenn Aggregat in der Lage sind, überlegene Anlagestrategien das investierte Kapital auf diesen Plattformen noch zu identifizieren.
TITELTHEMA 9 Führt Schwarmintelligenz zu überlegenen Anlagestra- beruflichem Hintergrund sowie die Auswertung unter- tegien? schiedlicher Informationsquellen vermuten lassen. Dem aus der sozialwissenschaftlichen Forschung stam- menden Phänomen der Schwarmintelligenz widmet sich Weitere Datenanalysen sollen vorläufige Ergebnisse das aktuell durchgeführte Forschungsprojekt am Beispiel bestätigen der Social-Trading-Plattform wikifolio.com. Im Hinblick Erste Indikationen zeigen, dass die Weisheit der Masse auf die Analyse der Weisheit der Masse im Rahmen von bei der Gruppe der Signalgeber vorliegen könnte und dass Social Trading lassen sich zwei Gruppen unterscheiden: sich vor allem langfristig eine durchschnittliche Outper- formance (= Wertpapiere, die eine bessere Kursentwick- Zum einen handelt es sich um die Gruppe der Signalfolger lung versprechen als der Gesamtwert, Anm. d. Red.) der (Anleger in Wikifolios), die verschiedene Handelsstra- Wikifolios gegenüber Vergleichsindizes erzielen lassen tegien über den Kauf von Zertifikaten direkt nachbil- kann. Die Firma wikifolio.com zeigt an diesen vorläufigen den können. Schwarmintelligenz läge bei Signalfolgern Ergebnissen ein großes Interesse und ist daher mit dem dann vor, wenn diese im Durchschnitt in der Lage wären, Finance-Institut seit Juni dieses Jahres eine Forschungs- systematisch die erfolgreichsten Einzelstrategien zu kooperation eingegangen. Da sich die bisherigen Analysen identifizieren. aufgrund des begrenzten Datenzugangs noch nicht als valide erachten lassen, stellte das Unternehmen dem Zum anderen gibt es die Gruppe der Signalgeber (Verwal- Institut eine große Datenmenge zur Verfügung. Auf ter der Wikifolios), die ihre Anlagestrategien direkt über dieser Basis soll durch weiterführende Analysen heraus- ein Musterportfolio anbieten können. Von Schwarmin- gefunden werden, ob die Masse zu einem überlegenen telligenz könnte man bei Signalgebern dann ausgehen, Anlageergebnis kommen kann. wenn die durchschnittliche Anlageperformance der an- gebotenen Anlagestrategien besser wäre als die eines Das Forschungsprojekt soll unter anderem auch die Frage geeigneten Vergleichsindexes oder die von professionell beantworten, wie die verteilte Intelligenz der Aufleger von verwalteten Anlageportfolios. Wikifolios vor allem dem langfristigen Anleger Nutzen stiften kann. Sollte die Weisheit der Masse tatsächlich zu Weisheit der Masse oder Herdenverhalten? überlegenen Anlageergebnissen führen können, besteht Damit die Weisheit der Masse überhaupt vorliegen kann, die Aufgabe der Praxis darin, geeignete Anlageprodukte müssen grundlegende Voraussetzungen erfüllt sein. Bezo- für einen breiten Anlegerkreis zu entwickeln. Damit könn- gen auf die Gruppe der Signalfolger scheint das Vorliegen ten womöglich auch diejenigen Anleger angesprochen der Schwarmintelligenz bereits an der Voraussetzung der werden, die bisher keinen aktiven Zugang zum Kapital- Unabhängigkeit der Mitglieder zu scheitern. So müssten markt finden, jedoch über große Anlagesummen verfügen, Anleger ihre Anlageentscheidungen idealerweise voll- die es in der aktuellen Niedrigzinsphase anzulegen gilt. ständig unabhängig und losgelöst von beeinflussenden Faktoren treffen. Es zeigt sich jedoch, dass die Auswahl Praktische Implikationen für die Entwicklung eines überwiegend auf Basis von historischen Renditen erfolgt Anlageprodukts und damit eher ein Fall von Herdenverhalten der Anleger Um die Entwicklung von Social-Trading-basierten Anla- vorliegt. geprodukten weiter voranzutreiben, werden die beiden Professoren Defren und Jamin zusammen mit einem Anders sieht das Bild in Bezug auf die Gruppe der Signal- Masterstudenten zahlreiche weitere Analysen mit den geber aus. Im Wesentlichen sind die zentralen Vorausset- zur Verfügung gestellten Daten durchführen. Neben zungen für das Vorliegen von Schwarmintelligenz erfüllt. reinen Performance-Analysen werden vor allem folgen- Insbesondere treffen die einzelnen Wikifolio-Verwalter de praktische Implikationen mit Finanzdienstleitern zu ihre Anlageentscheidungen selbst und werden größ- klären sein: tenteils in ihrem Handeln nicht von einer Institution beeinflusst. Zudem liegen sehr viele verschiedenartige ■ Damit Anleger von der Weisheit der Masse profitieren Anlagestrategien vor, die eine hohe Vielfalt unter den können, müssen spezifische Anlageprodukte geschaffen Verwaltern mit unterschiedlichem persönlichem und werden. Denkbar ist die Auflegung von sogenannten
10 TITELTHEMA Dach-Portfolios, die sämtliche Einzelanlagen bündeln nach Regionen (z.B. Europa oder USA), nach Anlageklas- und es Anlegern ermöglichen, in ein „durchschnittliches sen (z.B. Aktien oder Anleihen) und nach Anlagedauer Portfolio“ zu investieren, das vergleichbar einer passi- (z.B. kurzfristiges Trading oder langfristiges Investieren) ven Anlage in ein Indexzertifikat wäre. Technisch sind möglich. Die Entwicklung geeigneter Filterkriterien Social-Trading-Plattformen zwar bereits heute in der und -mechanismen ist für eine effiziente Auswahl des Lage, Dach-Portfolios aufzulegen, allerdings erfüllen Anlegers jedoch erforderlich. diese derzeit noch nicht die zentralen Anforderungen, ■ Das Gebührenmodell eines Dach-Portfolios muss um von der Weisheit der Masse profitieren zu können. sicherstellen, dass die Gesamthöhe der Gebühren ■ Die in das Dach-Portfolio eingehenden Einzelanlagen deutlich unter denen aktiv verwalteter Produkte liegt, lassen sich entweder volumen- oder gleichgewichten. damit kostenseitig weiterhin ein signifikanter Wettbe- Für eine Gleichgewichtung spricht, dass dabei der werbsvorteil besteht. Gedanke der Weisheit der Masse stärker zum Tragen ■ Zu klären ist das Thema der Insolvenzsicherung, da kommt und zudem extreme Ausreißer des verwalteten es sich bei Social-Trading-basierten Produkten meist Vermögens weniger stark ins Gewicht fallen würden. um Zertifikate handelt, die nicht insolvenzgesichert ■ Um verschiedene Anlagestrategien und Risikopräfe- sind. Als Minimum ist eine ausführliche Aufklärung renzen abzubilden, ist eine Differenzierung der Dach- der Anleger notwendig. Wünschenswert wären wei- Portfolios zu empfehlen. So wäre eine Kategorisierung tergehende Lösungen. „MEIN LUDWIGSHAFEN: IN SACHEN BILDUNG MEINE ERSTE WAHL.“ Janina Steffens Mitarbeiterin der Hochschule Ludwigshafen 14 STADTTEILE - EINE STARKE STADT Die Hochschule Ludwigshafen ist für mehr als 4.000 Studierende solide Grundlage für den Karrierestart in der Metropolregion Rhein-Neckar, Deutschland und der ganzen Welt. WIR SIND LU – UND DU?
TITELTHEMA 11 Zum Hintergrund: Das Finance-Institut – Forschung und Transfer für angewandte Fragestellungen in der Finanzwirtschaft Das Finance-Institut der Hochschule gerne zur Verfügung. Je nach Frage- Beteiligten dar: Die Unternehmen Ludwigshafen am Rhein verfolgt stellung lassen sich unterschiedliche profitieren von innovativen und wis- mit seinen Forschungs- und Trans- Zusammenarbeitsformate finden: senschaftlich fundierten Lösungs- feraktivitäten das Ziel, angewandte von Projektarbeiten durch Studieren- ansätzen für ihre Fragestellungen. finanzwirtschaftliche Fragestellun- de über gemeinsam durchgeführte Die mitarbeitenden Studierenden gen unter Einbeziehung von Studie- Workshops oder Konferenzen bis erwerben Erfahrung und Know-how renden in enger Zusammenarbeit hin zu vollumfänglichen Projekten in Themenfeldern, die auch für ihre mit Praktikern zu adressieren und mit einem Personaleinsatz von stu- spätere Forschungs- und Berufstä- dabei neue und innovative Lösun- dentischen und wissenschaftlichen tigkeit von hohem Nutzen sein wer- gen aufzuzeigen. Das Institut be- Hilfskräften – qualitativ immer be- den. Und nicht zuletzt können die schäftigt sich mit den strategischen gleitet von hauptamtlichen Instituts- hauptamtlichen Dozierenden der Herausforderungen im Bereich der mitgliedern. Hochschule für ein hohes Maß an Finanzwirtschaft und den damit Aktualität und Praxisrelevanz ihrer verbundenen Vorgängen in den leis- Studierende der Hochschule erhal- Lehre sorgen. tungswirtschaftlichen Wertschöp- ten über unsere Kooperationspartner fungsfeldern von Unternehmen. Über ausgezeichnete Möglichkeiten, eine Nähere Informationen unter: alle Branchen hinweg stellen sich die praxisorientierte Bachelor- und Mas- http://finance-lu.de/ Unternehmensleitungen die Frage, terarbeit zu verfassen. Auch das Pro- wie Unternehmenserfolg dauerhaft jekt zur Weisheit der Masse basiert gelingen kann. Unser Institut versteht ursprünglich auf der Bachelorarbeit sich als Ansprechpartner für regiona- eines Studierenden, der sich privat le und überregionale Unternehmen, mit dem Phänomen Social Trading die durch angewandte Forschung befasst hat und dieses Thema sys- Prof. Dr. Timo Defren und den Wissenstransfer in die un- tematisch im Rahmen einer wissen- Professur für Kapital- ternehmerische Praxis Antworten auf schaftlichen Arbeit untersuchen markttheorie und diese fundamentale Frage suchen. wollte. Gerne geben wir Studierenden Corporate Finance die Chance, eigene Ideen einzubrin- timo.defren@hs-lu.de Hierbei sind externe und interne Ko- gen und ihre Themen gemeinsam operationen für das Finance-Institut mit uns zu Forschungsprojekten zu zentral. Daher besteht ein enger Kon- entwickeln. Die daraus resultieren- takt zu zahlreichen Unternehmen den Veröffentlichungen bilden die und Institutionen – insbesondere im Grundlage für die Erlangung weiterer Prof. Dr. Gösta Jamin Rhein-Neckar-Raum, aber auch bun- akademischer Abschlüsse bis hin zu Professur für Finanz- desweit. Wir sind bestrebt, weitere einer (kooperativen) Promotion. wirtschaft und Unternehmens- und Praxiskoopera- Bankbetriebslehre tionen für Transfer- und Forschungs- Die Zusammenarbeit zwischen Un- goesta.jamin@hs-lu.de projekte einzugehen und stehen für ternehmen und dem Finance-Institut entsprechende Gespräche jederzeit stellt eine Win-win-Situation für alle
Öffentliche Unter- nehmen im Fokus der Forschung von Marcus Sidki Öffentliche Einrichtungen und Unternehmen sind volkswirt- schaftlich von großer Bedeutung. Zugleich beschäftigen The- men wie ‚Privatisierung‘ und – im Nachgang der Finanz- und Schuldenkrise von 2007 – auch ‚Rekommunalisierung‘ des öffentlichen Sektors Politik, Wirtschaft, Medien und Öffent- lichkeit gleichermaßen. Umso erstaunlicher, dass bislang ein ganzheitlicher Diskurs der angewandten Forschung zur theoretischen Fundierung öffentlicher Unternehmen wenig stattfindet. Prof. Dr. Marcus Sidki, Professor für Volkswirt- schaftslehre und Statistik am Fachbereich Marketing und Personalmanagement, hat sich zum Ziel gesetzt, diese Lücke zu schließen. Hier gibt er einen ersten Einblick in die von ihm verantwortete „Forschungsstelle für öffentliche und Nonprofit- Unternehmen“. Öffentliche Unternehmen – die amtliche Statistik nutzt zwischen den beiden Polen der Privatwirtschaft und des hierzu das Aggregat FEUs (öffentliche Fonds, Einrichtun- (reinen) öffentlichen Sektors, das heißt der öffentlichen gen und Unternehmen) – sind Institutionen, deren Tätig- Kernhaushalte, wobei freilich auch innerhalb des Sektors keiten zu einem signifikanten Anteil einer sozialen oder öffentlicher Unternehmen eine deutliche Bandbreite hin öffentlichen Beauftragung folgen und die dabei gleichsam zu dem einen oder anderen Pol besteht. weder rein privatwirtschaftlichen noch rein sozialen be- ziehungsweise öffentlichen Handlungsmaximen folgen. Definition und volkswirtschaftliche Bedeutung Dies äußert sich regelmäßig in einer maximal teilprivaten Eine eher technische Definition von öffentlichen Unter- Eigentümerstruktur beziehungsweise Einflussnahme nehmen folgt den Richtlinien des Europäischen Systems auf die Finanz- und Geschäftspolitik bei oftmals, aber Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG 1995). nicht ausschließlich, privatwirtschaftlicher Gesellschafts- Demnach handelt sich bei öffentlichen Unternehmen um form. Aus wirtschaftswissenschaftlicher Perspektive solche Institutionen, die nicht den öffentlichen Kernhaus- bezeichnend ist die schwierige theoretische Verortung halten zuzuordnen sind, von diesen allerdings kontrolliert
TITELTHEMA 13 Auch lokale Strom- und Gasnetze als kommunale Unter- nehmen – hier ein Fernheizkraftwerk der TWL – sind im Blick des Forschungsbereichs. (Bild: TWL AG Ludwigshafen) werden. Dies ist erfüllt, falls mindestens 50 Prozent des unterscheidet 93 verschiedene Branchenzugehörigkeiten Nennkapitals beziehungsweise der Stimmrechte direkt von FEUs. Unter Nichtberücksichtigung der Verzerrung oder indirekt von der öffentlichen Hand gehalten be- durch die Bundesbetriebe erweisen sich dabei die Bran- ziehungsweise kontrolliert werden. Weiterhin muss ein chen der Ver- beziehungsweise Entsorgung von Energie, öffentliches Unternehmen ein eigenes Rechnungswesen Wasser und Abfall, des Verkehrs und Transports sowie aufweisen (Schmidt 2011, S. 154). Die Organisationformen Einrichtungen des Grundstücks- und Wohnungswesens können dabei sowohl privatrechtlicher (GmbH, AG, KG und des Gesundheitswesens als besonders bedeutsam. et cetera) als auch öffentlich-rechtlicher (Körperschaft, Im Jahr 2013 vereinigten diese Branchen 55 Prozent Anstalt oder Stiftung des öffentlichen Rechts et cetera) aller öffentlichen Unternehmen und 78 Prozent aller Natur sein. Umsatzerlöse auf sich (Statistisches Bundesamt 2015, S. 264 – 265). Dabei ist zu berücksichtigen, dass öffent- Die volkswirtschaftliche Bedeutung dieser Branche steht liche Unternehmen nebst nicht marktlichen Leistungen, außer Frage. Die amtliche Statistik weist für 2012, das also öffentlichen Gütern, auch solche Güter bereitstellen aktuellste Berichtsjahr, 15.185 FEUs mit in Summe über können, die grundsätzlich auch durch die Privatwirtschaft 1,9 Millionen Beschäftigten aus (Statistisches Bundesamt angeboten werden könnten. Hieraus können Wettbe- 2015, S. 264). Die Entwicklung im Zeitablauf zeigt dabei werbssituationen zur Privatwirtschaft resultieren, die ein stetiges Wachstum auf, sowohl in absoluter Anzahl – in einer marktwirtschaftlich organisierten Staatsform mit einem Wachstum zwischen 1999 und 2011 um rund gemeinhin kritisch betrachtet werden. Daher ist bei einer 31 Prozent – als auch in Wirtschaftsleistung. Nutzt man derartigen wirtschaftlichen Betätigung der öffentlichen hierzu als simple Indikation die branchenweiten Um- Hand eine Schrankentrias zu berücksichtigen, wonach satzerlöse, so zeigt sich, dass diese im selben Zeitraum um 36 Prozent anstiegen, das Bruttoinlandsprodukt hingegen (1) die Tätigkeiten eines öffentlichen Unternehmens dem um 31 Prozent wuchs (Heil und Hollmann 2014, S. 308). öffentlichen Zweck dienen, (2) diese in Adäquanz zur Leistungsfähigkeit des öffent- Aufgabenwahrnehmung und theoretische Verankerung lichen Trägers stehen und Öffentliche Unternehmen erfüllen ihren Zweck außerhalb (3) das Subsidiaritätsprinzip anzuwenden ist. des Kerns aber in der Einflusssphäre der öffentlichen Hand. Die möglichen Gründe einer derart ausgegliederten Letzteres bestimmt die Vorrangigkeit der Privatwirt- Leistungserbringung sind vielfältig, wie zum Beispiel die schaft über die Güterbereitstellung durch die öffentliche (vermeintliche) Steigerung der Kosten- und Produktionsef- Hand, sofern die private Leistung eine gleiche (starke fizienz, der Zuwachs an Flexibilität in der Steuerung oder Ausprägung) beziehungsweise höhere Wirtschaftlichkeit die Vermeidung öffentlich-rechtlicher Tarifstrukturen (schwache Ausprägung) aufweist. (Sidki 2014, S. 3 – 5). Hinsichtlich ihrer Trägerschaft existie- ren öffentliche Unternehmen auf allen Staatsebenen, das Theoretische Fundierung heißt, unter Beteiligung des Bundes, der Länder oder von Ein großer Teil des theoretisch-ökonomischen Diskurses Kommunen. Letztere machen dabei nach Anzahl ungefähr dreht sich um die Fragestellung, ob beziehungsweise 90 Prozent aller öffentlichen Unternehmen aus (Heil und unter welchen Umständen die Güterbereitstellung von Mödinger 2012, S. 343). Dies darf allerdings nicht über die öffentlicher beziehungsweise privater Hand erfolgen soll. Verteilung der Wertschöpfung hinwegtäuschen, denn Dies trägt dem in den 1980er Jahren aufkommenden gerade auf Bundesebene existieren sehr große, teilweise Trend zur Privatisierung öffentlicher Aufgaben Rech- international tätige öffentliche Unternehmen wie zum nung. Als breit gefasste Indikation zur Analyse dieser Beispiel die Deutsche Bahn AG, während kommunale Fragestellung dient dabei der Effizienz- beziehungsweise FEUs eher kleinteiliger und regional tätig sind. Wirtschaftslichkeitsvergleich zwischen öffentlichen und privaten Unternehmen. Dabei zeigen Abhandlungen Auch die Branchen, in denen öffentliche Unternehmen basierend auf einer theoretischen Verortung innerhalb tätig sind, und der Leistungskatalog, der ihnen durch des Konstrukts der Institutionenökonomie als Sammel- die öffentlichen Träger beziehungsweise Gesellschafter begriff für informationsbasierte Erklärungsansätze (zum übertragen wird, sind mannigfaltig. Die amtliche Statistik Beispiel Property Rights Theory, Principal-Agent Theory,
14 TITELTHEMA Öffentliche Einrichtungen und Unternehmen wie die TWL AG Ludwigshafen sind das Forschungsfeld des von Prof. Dr. Marcus Sidki verantworteten Forschungsbereichs. (Bild: TWL AG Ludwigshafen) Transaktionkosten- oder Regulierungstheorie) keinen griffen, nicht aber dessen exakte Ausgestaltungsform. eindeutigen Befund. Je nach Fallkonstellation weisen So könnte der Staat ebenso privaten Unternehmen die öffentliche Unternehmen oder private Unternehmen Güterbereitstellung überlassen und diese gemäß seiner eine höhere Effizienz in der Güterbereitstellung auf (Müh- Zielvorgaben regulieren beziehungsweise subventio- lenkamp 2006). Diese theoretische Ambivalenz besteht nieren. Bei der konkreten Wahl der Ausgestaltung kann auch in der Empirie fort. Mühlenkamp (2015) untersucht Effizienz beziehungsweise Wirtschaftlichkeit durch den in einer Studie die Ergebnisse diverser Meta-Studien Produzenten durchaus eine Rolle spielen. Nach Baumol zur Effizienz durch Privatisierung. Er liefert somit einen (1984) muss allerdings abgewogen werden zwischen der Überblick über circa 250 empirische Studien und kommt (möglichen) höheren Effizienz bei der Güterbereitstellung zu dem Schluss „[…] we have to generally expect that no durch die private Hand und dem wohlfahrtsökonomi- significant microeconomic efficiency gain will be realized schen Optimum, das heißt dem sozialen Überschuss. by privatization in industrialized countries“ (Mühlenkamp Sofern hier ein Trade-off besteht, ist Effizienz nicht als 2015, S. 554). einziges beziehungsweise wichtigstes Maß der Leistung öffentlicher Unternehmen anzusehen. Aus Bürgersicht Grundsätzlicher ist der Erklärungsansatz, wonach Staats- gilt dabei, dass eine stärkere Furcht vor Ausbeutung eingriffe durch eine wohlfahrtssuboptimale Güteralloka- durch gewinnorientierte Privatunternehmen unabhängig tion durch den Markt begründet werden. Der Staat sorgt von Effizienzaspekten mit einer höheren Präferenz zur dann mittelbar durch öffentliche Unternehmen für das Güterbereitstellung durch öffentliche Unternehmen gewünschte Güterangebot. Tatsächlich sind diese in der einhergeht. Diese Furcht kann unter anderem durch Realität oft in klassischen natürlichen Monopolmärkten gesteigerten Wettbewerb und Informationstransparenz wie Netzmärkten (Strom, Wasser oder Ähnliches) tätig. gemindert werden (Kiser 1994, S. 300). So ist zu vermuten, Dieser Ansatz ist als Existenzgrundlage für öffentliche dass der gegenwärtige Trend zur Rückübertragung einst Unternehmen allerdings unzureichend, begründet er doch privatisierter öffentlicher Leistungen, wie zum Beispiel eher die grundsätzliche Notwendigkeit nach Staatsein- die lokalen Strom- oder Gasnetze, in den öffentlichen
TITELTHEMA 15 Sektor (Rekommunalisierung) auch vor dem Hintergrund Insolvenz an – sowie die Bestrebungen, im Nachgang der allgemein kritischen Haltung der deutschen Öffent- der aktuellen Staatsschuldenkrise öffentliche Schulden lichkeit gegenüber dem privaten Unternehmertum im einer kritischeren Risikobetrachtung zu unterziehen und Nachgang der Finanz- und Wirtschaftskrise von 2007 den gordischen Knoten der bankenfinanzierten Staats- zu sehen ist. Aus polit-ökonomischer Perspektive kann schuld zu durchschlagen, faktisch als Blaupause für die konstatiert werden, dass seitens der politischen Entschei- Entwicklung entsprechender Forschungsfragestellungen. dungsträger und Bürokraten öffentliche Unternehmen eine gewünschte Kontroll- und Machtinstanz darstellen und deren Beauftragung somit unabhängig von Effizi- enzkriterien und gegebenenfalls auch vom Bürgerwillen Prof. Dr. Marcus Sidki zu sehen ist. Professur für Volkswirt- schaftslehre und Statistik Letztlich kann eine Unterscheidung zwischen öffentlichen Tel. 0621/5203-558 und privaten Unternehmen also dergestalt erfolgen, marcus.sidki@hs-lu.de dass Erstere multidimensionale Zielsysteme aufweisen, während Letzteren als übergeordnetes Ziel die Gewinn- maximierung zuzuordnen ist. Die Ziele privater Unterneh- men beziehen sich in erster Linie auf die Produktion von Literatur marktfähigen Gütern, während der Output öffentlicher Unternehmen neben marktfähigen auch nicht marktfä- Backhaus J. (1994): Assessing the Performance of Public Enterprises: A Public-Choice Approach, in: European Journal hige Güter umfasst (Mühlenkamp 2015, S. 539). Die Ziele of Law and Economics, Vol. 1, Nr. 4, S. 275 – 287. öffentlicher Unternehmen umfassen dabei nebst Effizienz beziehungsweise Wirtschaftlichkeit insbesondere auch Baumol, W.J. (1984): Towards a Theory of the Public Enterprise, in: Atlantic Economic Journal, Vol. 12, Nr. 1, S. 13 – 19. solche der (Wirtschafts-)Politik, wobei die individuelle Performance-Messung des Beitrags eines öffentlichen Heil N., Hollmann, D. (2014): Jahresabschlussstatistik öffent- Unternehmens zu wirtschaftspolitischen Zielen schwierig licher Fonds, Einrichtungen und Unternehmen, Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und Statistik, Mai 2014, S. 307 – 315. ist und das Zielsystem öffentlicher Unternehmen somit wage erscheint (Backhaus 1994, S. 277 – 278). Heil, N., Mödinger, P. (2012): Ausgewählte Struktur- und Bilanz- merkmale öffentlicher Fonds, Einrichtungen und Unternehmen, Summa summarum fehlt zum gegenwärtigen Zeitpunkt Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und Statistik, April 2012, S. 342 – 352. ein umfassender und ganzheitlicher Diskurs bezüglich der theoretischen Fundierung öffentlicher Unterneh- Kiser. L.L. (1994): A Constitutional Theory of Public Enterprise, men ebenso wie ein sich daraus ableitbarer empirischer in: Constitutional Political Economy, Vol. 5, Nr. 3, S. 284 – 306. Forschungsauftrag, abgesehen von den erwähnten Mühlenkamp, H. (2015): From State to Market Revisited: Einlassungen zum Effizienzvergleich, der nur einen As- A Reassessment of the Empirical Evidence on the Efficiency of pekt des Themenfelds beleuchtet. Diese Lücke sowie die Public (and Privately-owned) Enterprises, in: Annals of Public and Cooperative Economics, Vol. 86, Nr. 4, S. 535 – 557. dargelegte wirtschaftliche Bedeutung für die deutsche Volkswirtschaft lassen öffentliche Unternehmen als Mühlenkamp, H. (2006): Öffentliche Unternehmen aus herausragenden Erkenntnisgegenstand der angewandt- der Sicht der Neuen Institutionenökonomik, in: Zeitschrift wissenschaftlichen Forschung erscheinen. Zu bearbei- für öffentliche und gemeinwirtschaftliche Unternehmen, Vol. 29, Nr. 4, S. 390 – 415. tende Forschungsfragen erstrecken sich dabei neben der hier angedeuteten polit-ökonomischen Dimension auch Schmidt, N. (2011): Ausgliederungen aus den Kernhaushalten: auf die Finanzökonomie, da die finanzielle Stabilität zu öffentliche Fonds, Einrichtungen und Unternehmen, Statis- tisches Bundesamt, Wirtschaft und Statistik, Februar 2011, einem nicht immer erreichten Ziel des Handelns öffent- S. 154 – 163. licher Unternehmen gehört beziehungsweise gehören sollte. Dabei wirken zunehmende finanzielle Herausfor- Sidki, M. (2014): Grundlagen kommunaler Finanzierung und Verschuldung, Springer Essentials, Wiesbaden: Springer Gabler. derungen – im Jahr 2014 meldete zum Beispiel mit der Stadtwerke Gera AG zum ersten Mal in der deutschen Statistisches Bundesamt (2015): Statistisches Jahrbuch, Nachkriegsgeschichte ein größeres deutsches Stadtwerk Deutschland und Internationales, Wiesbaden.
„Digitale Transformation“ als Herausforderung für die Unternehmenssteuerung von Andreas Seufert Digitale Transformation tionen. Aber auch indirekt, wie durch automatische Auf- als Herausforderung zeichnungen von Position und Umgebungsbedingungen, beispielsweise im Rahmen von Navigationsprofilen oder Informationen sind zu einer strategischen Ressource Tracking mit Hilfe der eingebauten Sensorik (Bewegungen, geworden. Die Fähigkeit, Daten nutzbar zu machen und Temperaturen, Puls et cetera). in Geschäftsmodelle umzusetzen, wird immer relevanter, um im Wettbewerb zu bestehen. Phase 2 – Internet der Dinge: Die gerade erst am Anfang stehenden Entwicklungen im Bereich der Erfassung und Das Controlling ist hiervon doppelt betroffen: Einerseits Vernetzung von Maschinendaten lassen zusätzlich erheb- verändert die Digitalisierung massiv Geschäftsmodelle, lich umfangreichere Datenmengen erwarten. Ziel ist es, Geschäftsprozesse, Strukturen und Produkte und damit unter anderem Maschinendaten in Echtzeit zu erfassen, die erforderliche Methodenkompetenz in der Rolle des zu vernetzen und in Wertschöpfungsprozesse zu integrie- Controllings als Business Partner („Veränderungen im ren. Schlagworte in diesem Kontext sind Smart Factory, Bereich Business“). Andererseits verändern sich im Zuge Smart Home, Smart Grids oder selbstfahrende Autos. der zunehmenden Digitalisierung massiv die Möglich- keiten des Umgangs mit Informationen. Es entstehen völlig neue Technologien, neue Datengrundlagen und Ökonomische Wirkungen neue Analysemethoden („Veränderungen im Bereich Daten/Analytik“). Diese zunehmende Digitalisierung hat erhebliche öko- nomische Auswirkungen – zum einen auf Produkte und Dienstleistungen von Unternehmen, zum anderen auf Treiber der „Digitalen Transformation“ Wertketten und Geschäftsmodelle. Wesentlicher Treiber der „Digitalen Transformation“ der Steigende Informationsintensität in Produkten und Unternehmen sind technologische Innovationen hin- Services: Traditionelle physische Produkte werden zu- sichtlich der Generierung, Vernetzung und Analyse neuer nehmend durch Technologien wie zum Beispiel Sensorik Daten. Dabei können zwei Phasen unterschieden werden. angereichert und vernetzt. Diese so genannten smarten Produkte (Smart-Phone, Smart-TV oder Connected-Car- Phase 1 – Internet der Menschen: Technologien im Umfeld Dienste) können Information generieren und verarbei- von Social Networking führen, zum Beispiel basierend auf ten. Häufig sind sie jedoch nur eine Zwischenstufe zu neuen mobilen Devices, zu einem massiven Anschwellen vollständig digitalen Produkten, die ehemals physische der Datenvolumina durch den so genannten „User Gene- oder smarte Produkte substituieren. Zu beobachten ist rated Content“. Dies kann direkt erfolgen, zum Beispiel dabei, dass die Verdrängung ehemals physischer Produkte durch aktive Nutzung von Chat-, Foto- oder Videofunk- durch digitale Produkte/Services immer schneller neue
AKTUELL 17 Fachkreis BI/Big Data und Controlling: Treffen an der Hochschule Ludwigshafen am 7. Juli 2016 Bereiche erfasst. Treiber dieser Entwicklung sind kompa- Sensor- oder Social-Web-Daten, stellen die Unternehmen rative Vorteile digitaler Produkte gegenüber physischen angesichts der Datenvolumina auch strukturell vor er- Produkten. hebliche Herausforderungen. Hinzu kommt, dass man diese Datenbestände in einer hohen Datengranularität Steigende Informationsintensität in der Wertkette: vorhalten muss, um neue Analyseverfahren einsetzen zu Die immer stärkere Digitalisierung führt zudem zu einer können. Die strategische Nutzung dieser Datengrundla- Neuorganisation von Wertschöpfungsstufen. Innova- gen steht bei vielen Unternehmen daher erst am Anfang. tionsdruck entsteht insbesondere durch neue Markt- teilnehmer, die sich mit digitalen Services/Produkten Neue Analytik: Während sich in Unternehmen die Nut- gezielt in bestimmte Bereiche von Wertketten drängen zung mehrdimensionaler Entscheidungsmodelle (OLAP) (zum Beispiel Uber, Airbnb, Fintechs). Dabei wird die mittlerweile gut etabliert hat, steht die Nutzung so Leistungserstellung immer stärker im Rahmen von Wert- genannter Advanced Analytik in vielen Unternehmen schöpfungsnetzwerken und Eco-Systemen organisiert. erst am Anfang. Gerade diese Verfahren haben aber im Die Substitution ehemals physischer Güter durch digitale Kontext der Digitalen Transformation viel Potenzial, zum Güter kann in der Folge dramatische Auswirkungen auf die Beispiel für Ursache-Wirkungs-Analysen, Prognosen oder Wertketten haben. Ist ein physisches Produkt (zum Bei- Simulationen. spiel Schlüssel, Geld) erst einmal in ein digitales Produkt (zum Beispiel Software/App) umgewandelt, bedeutet das nicht nur, dass das physische Produkt nicht mehr Business Innovation Lab als benötigt wird, sondern auch die ganze dahinterliegende Transfer- und Weiterbildungsplattform Wertkette ist betroffen. Angesichts dieser Herausforderungen wird an der Hoch- Veränderung des Wettbewerbsumfelds: Im Kontext der schule Ludwigshafen das Business Innovation Lab einge- steigenden Informationsintensität in Produkten, Services richtet. Ziel ist es, im Rahmen von Transfer- und Weiter- und Wertketten ändert sich auch das Wettbewerbsum- bildungsprojekten die digitale Methodenkompetenz von feld. Während Unternehmen aus traditionellen Branchen Unternehmenssteuerung und Controllings zu verbessern. versuchen, ihre digitale Kompetenz entlang der Wert- Unterstützt wird das Lab durch Kooperationen mit dem kette und der Produkte/Services aufzubauen, weiten so Institut für Business Intelligence und dem Fachkreis‚ BI/ genannte Digitale Champions wie zum Beispiel Alphabet Big Data und Controlling des Internationalen Control- oder Amazon ihr Betätigungsfeld auf neue Branchen und lervereins. Wertketten/-teile aus. Kurzporträt: Internationaler Controllerverein – Veränderungen im Bereich Daten/Analytik Fachkreis BI/Big Data und Controlling Der Internationale Controllerverein ist mit Die Fähigkeit der Unternehmen schnell (neue) Daten- mehr als 6.500 Mitgliedern und über 100 quellen zu erschließen, Informationen zu vernetzen und Firmenmitgliedern die größte Organisation für in Geschäftsmodelle umzusetzen, ist angesichts des Controller in Europa. Im April 2016 wurde der veränderten Wettbewerbsumfeldes erfolgskritisch. Hier- Fachkreis BI/Big Data und Controlling neu eta- bliert. Kern des Fachkreises sind ausgewählte bei stehen die Unternehmen aufgrund technologischer Core-Partner, die themenspezifisch durch assoziierte Partner Innovationen vor einer Reihe von Herausforderungen. ergänzt werden. Die Partner setzen sich aus Anwendern und Anbietern renommierter Unternehmen sowie Wissenschaftlern zusammen. Neue Datengrundlagen: Die Forschung zeigt, dass viele Unternehmen bislang vor allem auf interne operative Aktuell sind folgende Unternehmen im Fachkreis vertreten: 1&1, Autokabel, Bayer, BASF, Blanco, Bosch, Bürkert, Daimler, Systeme wie SAP oder analytische Systeme wie Data Deutsche Post DHL Group, Flughafen Stuttgart, Mahle, Sick, Warehouses zurückgreifen. Durch die massive Digitalisie- Hochschule München rung nahezu aller Lebensbereiche kommen jedoch völlig Nähere Informationen unter: www.icv-controlling.com/de/ neue Datengrundlagen hinzu. Diese neuen Quellen, wie arbeitskreise/bi-big-data-und-controlling.html
18 AKTUELL Hochschule Ludwigshafen – Quo vadis? Hochschulratsvorsitzender Dr. Dieter Wagner und Hochschulpräsident Professor Dr. Peter Mudra im Gespräch mit SPEKTRUM über Gegenwart und Zukunft „ihrer“ Hochschule Herr Dr. Wagner, Sie begleiten die innen und außen. Als Vorsitzender man fest, dass dieser im Jahr 2009 Hochschule seit 2003, nunmehr in des Hochschulrats kann ich zum vom Hochschulrat stark mitgeprägt der dritten Amtszeit. Wie hat sich Beispiel beim Ministerium oder ge- wurde. Gerade bei den strategischen die Hochschule aus Ihrer Sicht in den genüber der Stadt Argumente anders, Debatten hat das Gremium immer letzten Jahren entwickelt? deutlicher vorbringen, als dies dem wieder wichtige Impulse gegeben. Wagner: Die Hochschule heute ist mit Präsidenten in seiner Rolle möglich Persönlich schätze ich die Unterstüt- der 2003 kaum noch zu vergleichen. ist. Die paritätische Besetzung des zung von Herrn Dr. Wagner sehr. In Seit meinen Anfängen hier gab es Rats erweist sich als Vorteil, denn so unserem regelmäßigen Austausch gravierende Änderungen, beispiels- können bei Planungen interne Not- bringt er als Kenner unserer Hoch- weise die Umstellungen aufgrund des wendigkeiten und Möglichkeiten mit schule wichtige Rückmeldungen und Bologna-Prozesses, die Integration den Erfahrungen und Anregungen Ideen ein, von denen ich in meiner der Evangelischen Fachhochschule, der Außenstehenden abgeglichen Rolle, aber auch persönlich wirklich die Steigerung der Studierendenzah- und somit praktikable Beschlüsse profitiere. Es erweist sich immer wie- len oder die Campus-Planung. Erfreu- erreicht werden. Ganz wichtig ist uns der als Vorteil, dass Herr Dr. Wagner licherweise hat sich auch die Rolle dabei auch die Einbeziehung der Stu- nicht nur mit unserer Hochschule des Hochschulrats geändert: vom dierenden: Von der ersten Sitzung bestens vertraut ist, sondern auf- gesetzlich vorgeschriebenen unge- 2003 an hatten sie bei uns – im Ge- grund seines Engagements an der liebten „Kontrollorgan“ hin zu einem gensatz zu anderen Hochschulen – Universität Kaiserslautern und sei- konstruktiv-kritischen Gremium, mit festes Gastrecht. Nun sind sie per ner Teilnahme an Bundestreffen dem sich durchaus zusammenarbei- Gesetz Mitglied des Hochschulrats, der Hochschulratsvorsitzenden deut- ten lässt und das die Hochschule nach das ist besonders erfreulich. Ob die lich über den Tellerrand hinausge- innen und außen positiv unterstützt. Vorschläge des Hochschulrats von hende Perspektiven einzunehmen Insgesamt steht die Hochschule gut den Hochschulverantwortlichen an- vermag. da, mit „Luft nach oben“. Denn: „Nur genommen werden, ist dann aller- Gute wollen besser werden!“ dings deren freie Entscheidung. Was macht aus Ihrer Sicht die Hoch- schule Ludwigshafen im Besonderen Wie sehen Sie Ihre Rolle als Hoch- Herr Prof. Dr. Mudra, wie schätzen aus? schulratsvorsitzender? Sie die Anregungen des Hochschul- Mudra: Diese Frage ist nur annähe- Wagner: Als Vorsitzender bin ich nur rats ein? rungsweise zu beantworten, denn ein Mitglied des Hochschulrats, der Mudra: Über die Jahre hat die Hoch- gerade die Diversität, die vielen wert- sich aus jeweils fünf internen und schule von dieser Unterstützung vollen Facetten, sind es ja, die den externen Vertretern zusammen- durch den Hochschulrat zweifellos besonderen Stellenwert der Hoch- setzt. An erster Stelle steht für den sehr profitiert. Wenn ich als Beispiel schule ausmachen. Zweifellos ist Hochschulrat, wie gerade gesagt, die den Hochschulentwicklungsplan unser Fächerprofil mit Betriebswirt- Unterstützung der Hochschule nach 2010 – 2020 heranziehe, so stellt schaftslehre, Wirtschaftsinformatik
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