Steinkohlenbergbau in Deutschland - Im Bergwerk - Die Reviere Unsere Energieversorgung Steinkohle: Energie und Rohstoff - Gesamtverband Steinkohle

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Steinkohlenbergbau in Deutschland - Im Bergwerk - Die Reviere Unsere Energieversorgung Steinkohle: Energie und Rohstoff - Gesamtverband Steinkohle
Steinkohlenbergbau
in Deutschland

                Im Bergwerk - Die Reviere
               Unsere Energieversorgung
             Steinkohle: Energie und Rohstoff
Steinkohlenbergbau in Deutschland - Im Bergwerk - Die Reviere Unsere Energieversorgung Steinkohle: Energie und Rohstoff - Gesamtverband Steinkohle
Inhalt                                                    Seite   Vorwort
IM STEINKOHLENBERGWERK
●   Morgens am Schacht                                       2    Mit dieser Broschüre möchten wir Ihnen einen Überblick über den
●   In der Kaue                                              3    Steinkohlenbergbau in Deutschland geben: Wie die Steinkohle in
●   Am Schacht                                               5    den Bergwerken abgebaut wird und was mit ihr anschließend ge-
●   Die Fördermaschine – ein Kraftpaket                      6    schieht, welche Bedeutung Steinkohle in Deutschland hat - aber
●   In 90 Sekunden auf 1000 m Tiefe                          7    auch weltweit.
●   Ein unterirdischer Güterbahnhof                          8
●   Frische Wetter in der Grube                              9    Wer sich darüber hinaus informieren möchte, dem empfehlen wir,
●   In der Tiefe wird es wärmer                              9    folgende Internetseiten aufzusuchen:
●   Das Grubengas, ein ständiger Begleiter                  10    www.gvst.de
●   Schichtwechsel                                          11    www.steinkohle-portal.de
●   Auf dem Weg „vor Ort“                                   13    www.deutsche-steinkohle.de
●   Großbohrmaschinen treiben Tunnel in das Gebirge         13    www.rag.de
●   Vor Ort                                                 15    www.steag.de
●   Die Grubenwarte – das Nervenzentrum eines Bergwerks     20    www.Kohlenstatistik.de
●   Vollautomatischer Bergbau – eine Vision?                20    www.wv-bergbau.de
●   Üben im virtuellen Streb                                20
●   Bergmann – ein moderner Beruf                           21    Informativ sind auch die Videos und DVDs des Instituts für Film
●   Gemeinsam ans Ziel                                      22    und Bild, FWU:
●   Der Bergbau wandert                                     23    ● Steinkohle – Entstehung und Gewinnung (VHS)
●   Hohlräume verfüllen sich selber                         24    ● Steinkohlenbergwerk – Technik unter und über Tage (VHS)
●   Wenn die Tagesoberfläche sich senkt                     24    ● Strom und Wärme aus Steinkohle (VHS)
●   Erst ist eine Genehmigung erforderlich                  24    ● Steinkohle – Entstehung, Gewinnung, Verwendung
●   Ein neuer Schacht entsteht                              25       (DVD, enthält auch die oben genannten Videos)
●   Rationalisierung und Konzentration                      26
                                                                  Diese Medien sind ausleihbar über die örtlichen Bildstellen und den
DIE STEINKOHLENREVIERE                                            GVSt, sowie käuflich beim FWU (www.fwu.de) erhältlich.
●   Die Entstehung der Steinkohle                           28
●   Das Ruhrrevier                                          28
●   Das Saarrevier                                          28
●   Ibbenbüren                                              28
●   Das Aachener Revier                                     28
●   Die RAG-Aktiengesellschaft                              29
●   Zukunft der deutschen Steinkohle                        29
●   Strukturwandel im Revier                                30
●   Das Revier lebt mit dem Bergbau                         32
●   Gemeinschaftsorganisationen                             32
                                                                        Impressum
UNSERE ENERGIEVERSORGUNG
                                                                        Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus
●   Bergbau und Rohstoffe: Schlüssel zum Fortschritt        34          Kommunikation
●   Kohle – Motor der Industrialisierung                    34          D-45128 Essen, Rellinghauser Str. 1,
●   Energie ist lebensnotwendig                             35          Telefon (02 01) 1 77 - 43 32
●   Kohle in Deutschland                                    36          Fax (02 01) 1 77 - 42 71
●   Sicherheit für die Energieversorgung                    36          www.gvst.de
●   Kohle im vereinten Europa                               37          kommunikation@gvst.de
●   Kohle für die Welt                                      38
                                                                        Druck: IDAG Industriedruck AG, Essen, 2006
STEINKOHLE – ENERGIE UND ROHSTOFF
●   Ein mineralischer Speicher                              40          Bildnachweis (außer GVSt):
●   Kohlenwäsche                                            40          Deutsches Bergbaumuseum,
●   Der Schornstein raucht schon lange nicht mehr           42          Verlag Glückauf, RAG, DSK, Steag.
●   Strom: Kohle über Draht                                 43
●   Wirbelschichtfeuerung                                   44
●   Koks für die Hütten                                     44
●   Wärme aus Kohle                                         45
●   Aus Kohle wird Gas                                      45
●   Flüssige Kohle                                          46
●   In-situ-Vergasung                                       47
●   Aktivkoks für die Umwelt                                47
●   Der Bergbau hilft Umweltprobleme zu lösen               47
●   Kohle – ein nachhaltiger Energieträger                  48     Titelbild: Fördergerüst des Schachtes Lerche, Bergwerk Ost.
Steinkohlenbergbau in Deutschland - Im Bergwerk - Die Reviere Unsere Energieversorgung Steinkohle: Energie und Rohstoff - Gesamtverband Steinkohle
Im Steinkohlenbergwerk

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Steinkohlenbergbau in Deutschland - Im Bergwerk - Die Reviere Unsere Energieversorgung Steinkohle: Energie und Rohstoff - Gesamtverband Steinkohle
Morgens am Schacht                            transportiert. Die Kohle wird über den
                                                                                             Die Bergmannssprache: Ähnlich
                                              Hauptförderschacht, der etwa drei Kilome-
                                                                                             wie andere Berufsstände hat auch der
                                              ter entfernt steht, zur Tagesoberfläche ge-
Es ist halb sechs: Drüben auf dem Park-                                                      Bergmann eine Fachsprache entwickelt,
                                              hoben. Dort wird unter einem wuchtigen
platz schlagen Autotüren zu, Scheinwerfer                                                    die dem Laien oft nur schwer verständ-
                                              Turm aus Beton Tag und Nacht die Kohle
erlöschen. Die Männer gehen über die Stra-                                                   lich ist. Deshalb werden hier in der Bro-
                                              nach oben gefördert. Direkt daneben ist        schüre einige Fachbegriffe in den gelben
ße auf das Tor zu. Sie nicken dem Pförtner
                                              auch die Aufbereitung, wo die Kohle vom        Textspalten extra erklärt:
einen Gruß zu und verschwinden dann in
                                              mitgeförderten Gestein getrennt wird.
dem Gebäude rechts neben dem Förder-
turm. Für 630 Bergleute der Frühschicht be-   Hier am Schacht aber spürt man zu dieser       Sohle: Stockwerk des Grubengebäudes
ginnt ein neuer Arbeitstag.                   frühen Stunde noch wenig von der Betrieb-      unter Tage.
In scharfen Umrissen zeichnet sich vor dem    samkeit, die ein modernes Bergwerk Tag
Morgenhimmel ein 40 Meter hohes Stahlge-      und Nacht kennzeichnet.                        Teufe: Aus der Sprache des Mittelalters
rüst ab: Der Förderturm. Oder genauer ge-                                                    übernommener bergmännischer Fach-
                                              Das Büro des Bereichsleiters ist ein heller-   ausdruck für Tiefe.
sagt, das über dem Schacht stehende
„Schachtgerüst“. Dahinter das Magazin, der    leuchteter Raum. Karten, die die Ausdeh-
Lagerplatz, die Werkstätten, das Verwal-      nung des Bergwerks unter Tage, die Stre-
                                                                                             Flöz: Kohleschicht im Boden. Flöze er-
tungsgebäude, die Kaue, in der sich die       cken und Schächte zeigen, hängen an der
                                                                                             strecken sich über viele Quadratkilome-
Bergleute umziehen und nach der Schicht       Wand. Auf dem Fensterbrett liegt ein Gru-      ter hinweg. Im Ruhrrevier z.B. gibt es
waschen. Es ist noch still hier draußen am    benhelm; ansonsten ist es ein normales         über hundert Flöze untereinander bis zu
Schacht. Der Schacht stellt die Tagesöff-     Büro mit Schreibtisch, PC und Akten-           einer Tiefe von etwa 1.500 Meter, von de-
nung zur unterirdischen Steinkohlenlager-     schrank.                                       nen aber nur die mächtigsten (dicksten)
stätte dar und ist sozusagen eine Außen-                                                     abgebaut werden.
stelle des Bergwerks, das wir kennen lernen   „Glück auf!“ Der Bereichsleiter – schon im
wollen.                                       Grubenzeug – ist informiert, dass heute
                                              morgen Besucher kommen. An der Karte           Strecke: Man unterscheidet Gesteins-
Hier draußen fahren die Bergleute in die      erläutert er den vorgesehenen Weg. Dabei       und Flözstrecken. Gesteinsstrecken sind
Grube ein, und es werden Materialien wie      fallen Begriffe wie Teufe, Strecke, Blind-     tunnelartige Gänge im Gestein, die zur
                                                                                             Lagerstätte führen und sie erschließen.
Maschinen, Ersatzteile, Rohre und Kabel,      schacht, die erst erläutert werden müssen.
                                                                                             Durch sie wird der Bahnverkehr, werden
                                                                                             Förderbänder, Strom- und Wasser-,
                                                                                             Steuer- und Messleitungen geführt und
                                                                                             schließlich der Wetterstrom geleitet. Die
                                                                                             im Flöz vorgetriebenen Strecken er-
                                                                                             schließen das Flöz für den Abbau der
                                                                                             Kohle (Basisstrecke) und unterteilen es in
                                                                                             einzelne Abschnitte (Abbaustrecken).

                                                                                             Stollen: Von der Tagesoberfläche in ei-
                                                                                             nen Berghang vorgetriebene Strecken.

                                                                                             Streb: Eine Verbindung zwischen zwei
                                                                                             Abbaustrecken, die im Kohlenflöz parallel
                                                                                             mit 250 bis 350 Meter Abstand vorge-
                                                                                             trieben werden. Hier wird die Kohle ab-
                                                                                             gebaut. Im Streb wird ein Hobel oder
                                                                                             eine Schrämwalze an der Kohlenfront
                                                                                             entlanggeführt und damit die Kohle aus
                                                                                             dem Flöz geschält oder geschnitten. In
                                                                                             einer Stahlrinne wird die Kohle zu einer
                                                                                             der beiden Abbaustrecken abgefördert.
                                                                                             Sie geht von dort zum Schacht und nach
                                                                                             über Tage.

                                                                                              Schachtanlage AV8 des Bergwerks
                                                                                              Auguste Victoria/Blumenthal

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Steinkohlenbergbau in Deutschland - Im Bergwerk - Die Reviere Unsere Energieversorgung Steinkohle: Energie und Rohstoff - Gesamtverband Steinkohle
Kaue: Mittelalterliches Wort für ein klei-   In der Kaue                                    Für Besucher hält der Kauenwärter bereit:
                                                                                            Unterzeug, Arbeitshemd, Socken, den Gru-
nes, provisorisches Gebäude, das da-
                                                                                            benanzug, Sicherheitsschuhe – und dann
malige Waschhaus. Heute: Umkleideräu-        Bevor es nach unter Tage geht, muss die        die Schienbein-Schützer aus hartem Plastik.
me mit Duschen.                              Kleidung gewechselt werden. In der Weiß-       Zur Kleidung gehören auch ein Halstuch, ein
                                             kaue legen die Bergleute ihre Straßenklei-     Ledergürtel und der Grubenhelm, einstellbar
Grubengebäude: Sammelbegriff für alle        dung ab. Die Sachen hängt der Bergmann         für jede Kopfgröße, Arbeitshandschuhe,
bergmännisch hergestellten Hohlräume         an einen Haken, der unter die Decke der        Gehörschutz, Sicherheitsbrille, Staubmaske
untertage im gesamten Bereich eines          Kaue gezogen wird. Die Bergleute gehen         und erforderlichenfalls Knieschoner.
Bergwerks, wie z.B. Schächte, Strecken,      nackt hinüber in die Schwarzkaue, wo ihr
Strebe usw.                                                                                 Anschließend geht die Besuchergruppe in
                                             Grubenzeug hängt. Nach der Schicht geht
                                                                                            die Lampenstube. Hier ist es still. Aber ge-
                                             es umgekehrt zuerst in die Schwarzkaue,        rade eben noch holten sich hier die Berg-
Schrämen: = Schneiden, Fräsen. Wort-         wo sie ihr Grubenzeug zum Trocknen unter       leute der Frühschicht ihre Lampen, das
stamm enthalten in Schramme. Die             die Decke hängen. Dann Duschen in der          Geleucht – wie man früher sagte. Es sind
Schrämwalze fräst mit Hartmetallzähnen       Waschkaue und Anziehen in der Weißkaue.        elektrische Lampen, die am Grubenhelm
die Kohle aus dem Flöz.                      Der Betrieb lässt die Arbeitskleidung regel-   befestigt werden können. Der Akku, der die
Hängebank: Übertägige Anlage am              mäßig waschen.                                 Lampe mit Strom versorgt, ist handlich und
oberen Ausgang des Schachtes, an der
im Mittelalter die Körbe an das Seil ge-
hängt wurden. Heute steigen dort die
Bergleute in bzw. aus den Fahrkorb, wer-
den Kohle und Berge oder Materialien
aus bzw. in den Schacht umgeladen.

Förderkorb: In früheren Jahrhunderten
ein Korb aus Weidengeflecht, in den die
gelöste Kohle geladen und der an einem
Hanfseil zutage gehoben wurde. Jetzt
ein stählernes Gestell, ähnlich einem
Fahrstuhl, mit mehreren Etagen, in die je-
weils die beladenen oder leeren Gruben-
wagen hineingeschoben werden. Heute
wird die Kohle in Gefäßen mit etwa 30
Tonnen Inhalt und automatischer Bela-
dung und Entladung zutage gefördert.
Die Bergleute nutzen den Förderkorb,
um ein- und auszufahren. Außerdem
wird das benötigte Material darin trans-
portiert.

Ausbau: Abstützende Teile in Streb und
Strecke, heute im wesentlichen aus
Stahl gefertigt, z.T. auch in Beton.

Alter Mann: Grubenbau, der nach der
Gewinnung der Kohle verbleibt.

Grubenhund(t): So nannte man früher
die kleinen Grubenwagen.

In der „Schwarzkaue“. Hier ziehen die 
Bergleute ihre Grubenkleidung an und
aus. Mit einer Kette wird der Kleiderha-
ken an die Decke gezogen. Die Kleidung
ist trocken, durchlüftet und diebstahlsi-
cher untergebracht. Ebenso sieht die
„Weißkaue“ für Straßenkleidung aus.

                                                                                                                                      3
Steinkohlenbergbau in Deutschland - Im Bergwerk - Die Reviere Unsere Energieversorgung Steinkohle: Energie und Rohstoff - Gesamtverband Steinkohle
nicht größer als ein etwas dickeres Ta-          gerät und steckt sie dann in das Anwesen-
                                                                                                 Geleucht: Jahrtausendelang stellte der
schenbuch. Er wird am Gürtel getragen und        heitsfach. Wenn er aus dem Bergwerk wie-
                                                                                                 Bergmann keine anderen Anforderun-
stört nicht bei der Arbeit. Das zweite wichti-   der ausfährt, wird die Karte wieder in das
                                                                                                 gen an sein Grubenlicht als an sein Licht
ge Gerät, das jeder mitnehmen muss, der in       Lesegerät gesteckt und ins Abwesenheits-
                                                                                                 zu Hause; es musste billig, handlich, ro-
ein Bergwerk einfahren will, ist der soge-       fach abgelegt. Dieses Verfahren dient der
                                                                                                 bust und sparsam sein. Die ersten be-
nannte Filterselbstretter, eine Metalldose mit   Anwesenheits- und Sicherheitskontrolle. Je-
                                                                                                 kannten Grubenlampen nach dem einfa-
einer Art Gasmaske für den Fall, dass Feuer      derzeit kann sofort festgestellt werden, wel-   chen Kienspan waren römische und
unter Tage ausbricht und Brandgase die           cher Bergmann sich unter Tage befindet.         griechische Öllampen. Diese Lampen,
Atemluft vergiften.                                                                              ihrer Form nach Frosch, Schiffchen oder
                                                                                                 Vögelchen genannt, gab es bis in die
Der Weg zum Schacht ist von der Lampen-
                                                                                                 Neuzeit. Erst in der 2. Hälfte des 18.
stube nicht mehr weit. Er führt durch die
                                                                                                 Jahrhunderts erkannte man, dass die of-
Markenkontrolle, einem Durchgang, an des-
                                                                                                 fene Flamme des Geleuchtes zur Gefahr
sen Wänden einige hundert Datenkarten
                                                                                                 werden konnte (Schlagende Wetter!).
stecken. Jeder Bergmann hat seine Num-
                                                                                                 Nach zahllosen Versuchen gelang es erst
mer. Sie findet sich auf seiner Lampe, auf
                                                                                                 1815 dem Engländer Humphry Davy,
seinem Selbstretter und auf seiner Daten-                                                        eine relativ lichtstarke und explosionssi-
karte. Wenn der Bergmann seine Schicht                                                           chere Grubenlampe zu entwickeln. Die-
beginnt, zieht er die Karte durch ein Lese-                                                      se mit Benzin betriebenen Lampen wur-
                                                                                                 den über hundert Jahre lang im Stein-
                                                                                                 kohlenbergbau verwendet. Danach gab
                                                                                                 es die noch sichereren, wenn auch zu-
                                                                                                 nächst sehr schweren, elektrischen
                                                                                                 Handleuchten, die bis etwa 1960 in Ge-
                                                                                                 brauch waren. Heute werden durchweg
                                                                                                 akkubetriebene Kopflampen verwendet.
                                                                                                 Außerdem ist das Bergwerk an den mei-
                                                                                                 sten Stellen durch fest installierte elektri-
                                                                                                 sche Lampen beleuchtet.

                                                                                                            Holzfackel

                                                                                                                             Tonlampe
                                                                                                                             für Ölbrand

                                                                                                  In der Lampenstube werden die Akkus
                                                                                                 der Kopflampen, wenn diese nicht
                                                                                                 benutzt werden, aufgeladen. Auch die
                                                                                                 Wartung und Reparatur wird in dieser
                                                                                                 Zeit durchgeführt.

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Steinkohlenbergbau in Deutschland - Im Bergwerk - Die Reviere Unsere Energieversorgung Steinkohle: Energie und Rohstoff - Gesamtverband Steinkohle
Am Schacht                                     Heute wird die Kohle meistens mit Gefäßen,
                                                                                          den sogenannten Skips, gefördert. Die Ge-
                                                                                          fäße – das sind zwei riesige Eisenkästen –
                                           In einer großen Halle unmittelbar am           sind etwa 17 Meter hoch, 3,50 m lang und
                                           Schacht beginnt die Schicht des Berg-          1,80 m breit. Sie hängen an mehreren arm-
                                           manns. Der Förderkorb wird nicht nur zu        dicken Seilen und schaffen je Stunde rund
                                           ebener Erde, wo der Schacht in die Tages-      1000 Tonnen Kohle zutage. 33mal rasen die
                                           oberfläche mündet, sondern auch eine Eta-      Fördergefäße in einer Stunde durch den
                                           ge höher bestiegen. Dadurch können             Schacht, das eine gefüllt nach oben, das
                                           gleichzeitig mehr Bergleute anfahren.          andere gleichzeitig leer nach unten – alles
                                                                                          vollautomatisch gesteuert und mit einer
                                           In den Förderschächten gibt es nur noch        Fahrgeschwindigkeit von 18 bis 20 Meter
                                           vereinzelt die sogenannte Gestellförderung,    pro Sekunde, rund 70 Kilometer pro Stun-
                                           in der die Kohle in Förderwagen zutage ge-     de.
                                           hoben wird. Bei der Gestellförderung wer-
                                           den die aus der Grube kommenden vollen
                                           Förderwagen automatisch von den leeren
                                           Wagen aus dem Korb gedrückt. Die vollen
                                           Wagen rollen dann vom Korb in eine Kipp-
                                           Anlage, werden dort entleert und reihen sich
                                           dann über ein Umlauf-System wieder auf
                                           der anderen Schachtseite ein, um nach un-
                                           ter Tage gebracht zu werden.

An der Hängebank warten die Bergleu- 
te auf die Seilfahrt. Für andere ist die
Schicht zu Ende.

                                                                                                                                   5
Steinkohlenbergbau in Deutschland - Im Bergwerk - Die Reviere Unsere Energieversorgung Steinkohle: Energie und Rohstoff - Gesamtverband Steinkohle
Unter Tage wird die Kohle in der Regel mit       Beim Drehen wird das Seil mitgenommen,
                                                 ein Förderkorb bewegt sich damit nach          Seil: Jahrtausendelang aus Hanf oder
Gurtförderbändern kontinuierlich vom Ab-
                                                 oben, der andere nach unten. Bei großen        anderen Pflanzenfasern gefertigt, die –
bau bis zum Bunker am Schacht transpor-
                                                 Teufen werden mehrere Seile benötigt, um       das war ihr Nachteil – jedoch schnell ver-
tiert. Vom Bunker wird die Kohle direkt in die
                                                 das große Gewicht allein der Seile selbst zu   schleißen und gegen Frost und Feuchtig-
Fördergefäße abgezogen. Durch einen sol-
                                                 tragen. Antriebsaggregate mit einer elektri-   keit empfindlich sind. Etwa seit dem 16.
chen Schacht (Hauptschacht) wird aus-
                                                 schen Leistung von 9000 Kilowatt drehen        Jahrhundert wurden Ketten – „eiserne
schließlich Rohkohle (Kohle einschließlich
                                                 die Scheiben, ein Computer steuert die An-     Seile“ – verwendet, deren großes Eigen-
Gestein) gefördert. Diese Gefäße können
                                                 lage, stoppt sie bei Störungen, regelt ihre    gewicht allerdings ihren Einsatz be-
über 30 Tonnen Kohle aufnehmen; das ent-
                                                 Geschwindigkeit. Trotz der automatischen       schränkte. Mitte des 19. Jahrhunderts
spricht dem Fassungsvermögen eines nor-
                                                 Steuerung kann und darf aber auf den Men-      wurde Stahldraht nach Art der Hanfseile
malen Eisenbahn-Waggons.
                                                 schen nicht verzichtet werden.                 geflochten. Vom Bergbau aus trat das
                                                                                                Drahtseil seinen Siegeszug in der Welt
                                                 Der Fördermaschinist überwacht den Be-         an. Seit 1903 gibt es in Bochum eine
Die Fördermaschine -                             trieb und greift nur ein, wenn es irgendwo     „Seilprüfstelle“, eine international aner-
ein Kraftpaket                                   mal nicht klappen sollte.                      kannte Prüfstelle für Drahtseile.

Bedenkt man, welche Mengen und Ge-                                                              Seilfahrt:    Personenbeförderung         im
wichte Tag für Tag durch den Hauptförder-                                                       Schacht.
schacht befördert werden, dann muss es
schon eine kräftige Maschine sein, die diese
Arbeit bewältigt. Neben dem Schachtgerüst
steht in einer Halle die Fördermaschine –
eine übermannshohe Stahltrommel, über
die vier Seilstränge laufen. An beiden Enden       Seilfördermaschinen laufen beim Kohle-
hängt je ein Förderkorb oder eben ein Skip.       transport vollautomatisch.

                                                                                                         „Seil“fahrt im Mittelalter

                                                                                                Fahrung: Jede Art der Fortbewegung
                                                                                                der Bergleute in der Grube, mit einem
                                                                                                Beförderungsmittel aber auch zu Fuß.
                                                                                                Eine Grube wird z.B. „befahren“, man
                                                                                                spricht von einer Gruben„fahrt“, Seil„fahrt“,
                                                                                                Leitern sind „Fahrten“. Neue Strecken
                                                                                                werden „aufgefahren“.

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Steinkohlenbergbau in Deutschland - Im Bergwerk - Die Reviere Unsere Energieversorgung Steinkohle: Energie und Rohstoff - Gesamtverband Steinkohle
Natürlich kann der Maschinist die Förder-         In 90 Sekunden auf
                                             maschine auch von Hand steuern, er kann           1000 Meter Tiefe
                                             das Fahrtempo bestimmen und die Gefäße
                                             an jedem beliebigen Punkt im Schacht
                                             stoppen – doch das tut er nur, wenn etwa          „Seilfahrt“ – Automatisch bewegen sich die
                                             Reparaturarbeiten dies notwendig machen           Schachttore zur Seite, wenn der Korb ein-
                                             sollten. Als es die automatische Steuerung        getroffen ist. Dann öffnet der Anschläger
                                             noch nicht gab, hatte der Fördermaschinist        das Schutzgitter am Förderkorb. Ein Berg-
                                             alle Vorgänge im Schacht buchstäblich             mann nach dem anderen steigt ein. Der För-
                                             selbst in der Hand. Er steuerte den Förder-       derkorb: ein großes eisernes Gestell mit
                                             korb nach den Glockensignalen, die ihn            mehreren Etagen. Auf den Böden sind
                                             vom Schacht erreichten, nach dem Teufen-          Gleisstücke montiert, auf die Förderwagen
                                             anzeiger und nach den weißen Markierun-           geschoben werden können. An der Wand
                                             gen, die er vor sich auf dem Seil sehen           hängen Ketten, an denen man sich festhal-
                                             konnte. Heute gilt dies nur noch für die          ten kann. Vier Etagen hat dieser Förderkorb,
                                             Schächte mit Personenseilfahrt und Materi-        so dass mit einer Fahrt bis zu 100 Bergleu-
                                             alförderung. Fingerspitzengefühl, das war         te befördert werden können.
                                             und ist eine der Haupteigenschaften, die ei-
                                                                                               Die Lampen werden angeknipst, das
                                             nen Fördermaschinisten auszeichnen. An
                                                                                               Schutzgitter rasselt herunter, die Schachtto-
                                             der Art und Weise, wie der Korb fährt, er-
                                                                                               re schließen sich. Der Anschläger gibt die
                                             kennen erfahrene Bergleute, wer da an der
                                                                                               Signale. Wenige Augenblicke später fährt
                                             Maschine sitzt. Sie schimpfen über den, der
                                                                                               der Korb an – ganz sanft, fast so wie ein
                                             den Korb zu hart abstoppt, und loben den,
                                                                                               Kaufhausfahrstuhl. Die normale Fahrge-
                                             der die Kunst der sanften Fahrt beherrscht.
                                                                                               schwindigkeit bei der Seilfahrt ist 8 Meter je
                                             Auf der Hängebank, unmittelbar am Schacht,
                                                                                               Sekunde. Das sind annähernd 30 Kilometer
                                             steht der Anschläger, ein Bergmann, der ein
                                                                                               pro Stunde. Wenn Material oder Maschinen
                                             wenig als Verkehrspolizist fungiert: Er hat
                                                                                               gefördert werden, ist die Fahrgeschwindig-
                                             die Aufgabe, den Zugang zum Förderkorb
                                                                                               keit mehr als doppelt so hoch. Es ist dunkel,
                                             zu sichern, er kontrolliert alle Vorgänge im
                                                                                               nur der Schein der Grubenlampen ist zu se-
                                             Bereich des Schachtes und ist für die Sig-
                                                                                               hen. Rechts und links gleiten die Spurlatten
                                             nalgebung verantwortlich. An Hauptförder-
                                                                                               aus Stahl vorbei. Die Körbe oder Gefäße ha-
                                             schächten ist dies alles Vergangenheit. Hier
                                                                                               ben Rollenführungen. Dadurch können sie
                                             wird die Förderung vollautomatisch gesteu-
                                                                                               noch ruhiger und erschütterungsfreier fah-
                                             ert.
                                                                                               ren.
                                             Bei Handbetrieb werden die Signale nach
                                                                                               Es zieht ein wenig – das kommt vom Fahrt-
                                             einem einfachen Verfahren gegeben. Wenn
                                                                                               wind – und den spüren wir deutlich, weil der
                                             der Anschläger an einem Handgriff, dem
                                                                                               Korb an beiden Seiten nur von Sicherheits-
Füllort: Schnittpunkt zwischen Schacht       Schachthammer, zieht, löst er ein Glocken-
                                                                                               gittern verschlossen ist. Und auch nur da-
und Strecke, wo früher die am Seil her-      signal aus: Zunächst das Zielsignal, also zu
                                                                                               durch merkt man, dass der Korb mit ziem-
abgelassenen Weidenkörbe gefüllt wur-        welcher Sohle im Bergwerk die Fahrt gehen
                                                                                               licher Geschwindigkeit in die Tiefe fährt. Er
den. Nach mittelalterlichem Sprachge-        soll. Dann folgen vier Schläge, das heißt
brauch sagen die Bergleute „das Füllort“.                                                      rüttelt leicht, aber im ganzen ist es eine sehr
                                             „Seilfahrt“. Weitere drei Schläge bedeuten
Das „Ort“ – in der Mehrzahl „Örter“ – be-                                                      ruhige Fahrt. Jetzt, gerade für Bruchteile ei-
                                             „hängen!“ – der Korb mit den Personen soll
deutete im Mittelalter die Spitze, das                                                         ner Sekunde: ein Lichtschein. Das muss die
Ende oder Ziel, zu dem man hin will.         abwärts fahren. Wenn es wieder nach oben
                                                                                               Zwischensohle gewesen sein, in 640 Meter
                                             gehen oder Material gefördert werden soll,
                                                                                               Teufe – und in diesem Augenblick verspürt
Pferdegöpel: die Fördermaschine des          gibt es andere Signale. Trotz aller modernen
                                                                                               man auch einen leichten Druck auf den Oh-
vorindustriellen Zeitalters, ihre Kegeldä-   Elektronik im Bergbau wird dieses Signalsy-
                                                                                               ren. Jetzt verlangsamt der Korb die Fahrt,
cher beherrschten im 18. Jahrhundert         stem im Schachtbetrieb auch heute noch
das Bild der Landschaft südlich der                                                            wenige Sekunden noch, dann ist das Füllort
                                             angewendet, weil es einfach und jederzeit
Ruhr.                                                                                          erreicht.
                                             fehlerfrei funktioniert. Daneben gibt es Licht-
Blindschacht: Ein Schacht zwischen           und Tonsignale, elektronische Datenüber-
zwei Sohlen, der nicht bis zur Tages-        tragung und Fernsehkameras zur Überwa-
oberfläche führt, also „blind“ ist.          chung der Hängebank und der Füllörter.

                                                                                                                                            7
Steinkohlenbergbau in Deutschland - Im Bergwerk - Die Reviere Unsere Energieversorgung Steinkohle: Energie und Rohstoff - Gesamtverband Steinkohle
Ein unterirdischer
Güterbahnhof

Wir kommen in einem hell erleuchteten,
tunnelartigen Raum an – fünf bis sechs Me-
ter hoch aus Beton, weiß gestrichen – fast
kann man auf die Idee kommen, in einem
U-Bahn-Tunnel nur ein paar Meter unter der
Erde zu sein. Das Füllort, ein Umschlag-
bahnhof zwischen Schacht und Strecke,
wo die Bergleute, Material oder Kohle an-
kommen und zu den Betriebspunkten oder
zu Tage befördert werden. Hier werden die
von oben kommenden, mit Material gefüll-
ten Förderwagen aus dem Korb gedrückt.
Zur Zeit ist das Füllort fast menschenleer.
Der Verkehr der Wagen kann von nur einem
Mann ferngesteuert werden. Bei Schicht-
wechsel herrscht lautes Treiben im Füllort.
Hier kommen die Bergleute an, hier steigen
sie in die Personenzüge, in denen sie zu ih-
ren Arbeitsplätzen fahren. Zum Schichtende
ist das Füllort dann wieder Treffpunkt der
Bergleute, wenn sie ausfahren.

                                                Das Füllort ist die Schnittstelle zwi-
                                               schen Schacht und Strecke.

                                                Beinahe wie in einem U-Bahnhof sieht
                                               es hier am Füllort aus. Die Züge verkeh-
                                               ren nach einem festen Fahrplan.

8
Wetter: Nach mittelalterlichem Sprach-      Frische Wetter in der Grube                      latoren durch flexible Kunststoffrohre, die
                                                                                             sogenannten Wetterlutten, in die betreffen-
gebrauch die Luft im Grubengebäude.                                                          den Betriebspunkte geleitet. Pro Minute
„Frische Wetter“ nennt man dementspre-      Hier unten im Füllort weht ein frischer Wind –   werden für jeden Bergmann mindestens
chend die einziehende, unverbrauchte        der Wetterstrom, wie der Bergmann sagt.          sechs Kubikmeter Luft zugeführt. Das ist
Luft. Unter Abwetter wird die verbrauch-    Durch das Füllort am Schacht, hier in 820        hundertmal mehr als ein Mensch selbst bei
te Luft verstanden. Unter Bewetterung       Meter Teufe strömen frische Wetter, also fri-    schwerster Arbeit benötigt.
versteht man die Versorgung der Gru-        sche, unverbrauchte Luft, in die Grube ein.
benbaue mit Frischluft.                     Wie frische Luft in und „verbrauchte“ Luft
                                            aus dem Bergwerk kommt, zeigt das Sche-          In der Tiefe wird es wärmer
                                            ma der Wetterführung. Um eine Wetterfüh-
                                            rung überhaupt erst zu ermöglichen, sind         Es gibt mehrere Gründe dafür, dass so gro-
                               Lüfter       zwei Schächte nötig: ein einziehender            ße Wettermengen durch ein Bergwerk gelei-
                                            Schacht, durch den die Frischluft in die Gru-    tet werden müssen. Zunächst brauchen die
                                            be kommt, und ein ausziehender Schacht,
                                                                                             Bergleute natürlich Luft zum Atmen. Auch
                                            durch den die Abwetter abgesaugt werden.
                                                                                             viele der eingesetzten Maschinen, wie z.B.
                                            Um den Wetterstrom in Gang zu halten,
                                            sind am ausziehenden Schacht Ventilatoren        Dieselmaschinen, benötigen Luft zum Be-
                                            eingesetzt. Sie sind mit einer Leistung von      trieb. Außerdem, je tiefer man in die Erde
                                            3000 Kilowatt die größten, die überhaupt in      eindringt, desto wärmer wird es. Etwa alle
                                            der Industrie verwendet werden. Diese Ven-       30 Meter steigt die Gebirgstemperatur um
                                            tilatoren, auch Grubenlüfter genannt, kön-       jeweils ein Grad Celsius an. In 1000 Meter
                                            nen bis zu 26 000 Kubikmeter Luft in der         Tiefe liegt die Gebirgstemperatur bei über
                                            Minute ansaugen. Die Wetterführung wird          40°C. Die Wetter dienen also auch zur Küh-
                                            mit einem Computer berechnet und durch           lung. Um erträgliche Arbeitsbedingungen
  Einziehschacht       Ausziehschacht
                                            Drosselung und Schleusen präzise gesteu-         zu schaffen, werden im Abbaubereich, wo
                                            ert, so dass alle Betriebspunkte unter Tage      laufend Kohle und Gestein mit höherer Tem-
                                            ausreichend mit frischer Luft versorgt wer-      peratur freigelegt werden, zusätzliche Kühl-
                                            den. Wo nicht mit durchziehenden Wettern         anlagen eingesetzt. Bergbehördliche Be-
                                            belüftet werden kann - z. B. dort wo eine        stimmungen legen fest, dass ein Bergmann
                                            Strecke vorgetrieben wird - werden die be-       bei Temperaturen über 28°C eine verkürzte
                                            nötigten Wettermengen von kleineren Venti-       Arbeitszeit vor Ort hat.

           Wettertür
                   1.Sohle

                       Streb
            2.Sohle

                   Wettertür

Schema der Wetterführung

In einer zentralen Kälteanlage (im Bild 
sind die Pumpen zu sehen) wird eine
Kühlflüssigkeit abgekühlt und anschlie-
ßend durch das Grubengelände geleitet.

                                                                                                                                       9
Das Grubengas, ein ständiger                    separate Rohrleitungen zu Tage gefördert
Begleiter                                       und insbesondere für Heizzwecke genutzt.          Entwicklung der
                                                Darüber hinaus wurden im deutschen Stein-         durchschnittlichen
                                                kohlenbergbau die Sicherheitsvorkehrun-           Abbauteufe in der
Nachdem vor rund 300 Millionen Jahren die
                                                gen ständig verbessert. Sie haben heute ein       Bundesrepublik
riesigen Wälder der Steinkohlenzeit in den
Sümpfen versunken waren, das Meer die           so hohes Maß an Zuverlässigkeit, dass sie         Deutschland
Bäume und Pflanzen mit Sandschichten            international zu den besten der Welt rech-        (in Meter)
überdeckte und so die abgestorbene Vege-        nen. Alle Elektroschaltgeräte und Elektro-        1960    1970   1980   1990    2000
tation luftdicht verschlossen hatte, entstan-   motoren sind so gesichert, dass sie keine
den im Zersetzungsprozess aus den Pflan-        Explosion zünden können. Außerdem wird
zenresten und später während der Kohle-         die Stromversorgung bei einer Konzentra-
Bildung Gase. Diese sammelten sich in der       tion von 1 % Grubengas in den Wettern
Kohle und in porösen Schichten des Stein-       automatisch unterbrochen. Gasmessgeräte
kohlengebirges - so sind z. B. die Erdgasla-    erfassen im gesamten Grubengebäude
gerstätten entstanden. Dieses Gas, im           kontinuierlich die Gaskonzentration und
Steinkohlenbergbau Grubengas genannt,           übertragen die Daten an die übertägige
setzt sich aus unterschiedlichen Gasen zu-      Gruben- und Sicherheitswarte.
sammen: vor allem Methan, Kohlendioxid
sowie Kohlenmonoxid, Stickoxiden und teil-      Neben dem Grubengas aus aktiven Berg-
weise Wasserstoff. Werden diese Gase frei-      werken wird zunehmend auch das aus still-
gesetzt , so sind sie bei einer Konzentration   gelegten Bergwerken abgesaugt und in
zwischen 5% und 14% in der Luft explosiv.       Blockheizkraftwerken in Strom und Wärme
Der Bergmann nennt ein solches Luft-Gas-        umgewandelt. Die dadurch erzeugte Ener-
Gemisch Schlagwetter.                           gie wird danach in die Netze der lokalen Be-
                                                treiber wie beispielsweise Stadtwerke ein-
Damit es nicht soweit kommt, wird heute         gespeist. Dadurch wird ein wertvoller Ener-
sehr viel getan. Die wichtigste Sicherheits-    gieträger genutzt, das Klima geschützt und
vorkehrung ist dabei die Vorbeugung. So         Gefahrenabwehr betrieben. Deshalb hat
wird weit vor dem eigentlichen Abbau aus        das Land Nordrhein-Westfalen die Gruben-
den Kohlenflözen und dem umgebenden             gasinitiative NRW im Rahmen der Landesin-
Gebirge das Grubengas abgesaugt, über           itiative Zukunftsenergien gegründet, an denen

                                                                                                  644

                                                                                                          754

                                                                                                                 850

                                                                                                                         903

                                                                                                                                971

                                                                                                 Niederbringen einer Bohrung, um vor
                                                                                                dem Abbau Grubengas abzusaugen.
                                                                                                Alle elektrischen Anlagen müssen 
                                                                                                schlagwettergeschützt eingekapselt wer-
                                                                                                den.

10
sich neben Forschungsinstituten und Anla-       modernen Bergbau immer rationeller gestal-    standhaltung der Grubenbaue. Vor Beginn
genbauern u.a. auch die Grubengasverwer-        ten – stellen an die Staubbekämpfung be-      des Abbaus sind Strecken aufzufahren, För-
tungsgesellschaften beteiligen, die mehr-       sondere Anforderungen, dies vor allem im      derbänder zu installieren, elektrische Leitun-
heitlich vom Bergbau geführt werden.            Interesse der Gesundheit der Bergleute.       gen zu verlegen und Datennetze aufzubau-
                                                Staub kann zu Lungenerkrankungen führen.      en. Außerdem sind vielfältige Wartungs- und
Schichtwechsel                                  Deshalb werden umfangreiche Maßnahmen         Reparaturarbeiten an dem großen Maschi-
                                                zur Staubbekämpfung eingesetzt. Außer-        nenpark vorzunehmen.
                                                dem werden die Bergleute regelmäßig ärzt-
Im Füllort der 9. Sohle ist es inzwischen et-   lich untersucht und bei Krankheitsanzeichen   Rund 90 Kilometer ist das in Betrieb befind-
was lebhafter geworden. Die Nachtschicht,       im Rahmen der Arbeitseinsatzlenkung an        liche unterirdische Streckennetz in diesem
die gestern Abend um 22 Uhr angefahren          andere Arbeitsplätze versetzt. Im Vergleich   Bergwerk lang. 36 Kilometer Förderbänder
war, hat jetzt um sechs Uhr morgens Feier-      zu früher treten Lungenerkrankungen heute     für den direkten Transport von Kohle und
abend. Die Männer haben Reparaturen und         nur noch sehr selten auf, ein Erfolg dieser   Gestein von den Abbaustreben und den
andere Arbeiten ausgeführt, damit auf der       Vorsorgemaßnahmen.                            Streckenvortrieben bis zum Kohlenbunker
Frühschicht die Kohlengewinnung in den                                                        am Hauptschacht sind montiert worden.
Abbaubetriebspunkten wieder planmäßig           Der Besucher fragt sich oft, wo die vielen    Drei Abbaubetriebspunkte gibt es auf dieser
anlaufen kann.                                  Bergleute beschäftigt sind. Etwa 4.000        Schachtanlage. Über 6.000 Kilogramm
                                                Menschen arbeiten über- und unter Tage        Kohle werden pro Mann und Schicht unter
Zum Beispiel der Tränker: Seine Aufgabe         auf einem Bergwerk und nur wenigen be-        Tage gefördert – das ist die Durchschnitts-
war es, das Kohlenflöz im Streb mit Wasser      gegnet der Besucher unter Tage. Dies liegt    leistung im Steinkohlenbergbau in Deutsch-
zu tränken. Das geschieht in erster Linie, um   zum einen an der Weitläufigkeit moderner      land.
die Staubbildung beim Kohle-Abbau zu ver-       Bergwerke. Da Tag und Nacht gearbeitet
ringern, aber auch, um die Kohle leichter lö-   wird, verteilt sich die Belegschaft auf 3-4   Seit dem Jahr 1900 sind im deutschen
sen zu können. Der Tränker bohrt über 100       Schichten. Außerdem hat sich das Berufs-      Bergbau über 150.000 Kilometer unterirdi-
Meter lange Löcher in das Kohlenflöz und        bild des Bergmanns völlig geändert. Früher    sche Strecken „aufgefahren“ worden. Das
presst mit einem Druck von etwa 80 bar          haben viele Hauer die Kohle mit der Keil-     entspricht einem Tunnel, der viermal um die
Wasser hinein.                                  haue, später mit dem Abbauhammer ge-          Erde gehen würde.
                                                wonnen. Heute übernehmen diese Arbeit
Die fortschreitende Mechanisierung, die da-     Hochleistungsmaschinen, die von nur weni-
mit verbundene Produktivitätssteigerung         gen Bergleuten bedient werden. Wichtige
und die Konzentration auf immer weniger         Aufgaben der Bergleute liegen heute in vor-
Abbaubetriebspunkte – Faktoren, die den         bereitenden Maßnahmen und in der In-

                                                                                                                                         11
In den Strecken unter Tage, vom Füllort bis
zu den verschiedenen Abbaubetriebspunk-
ten, herrscht ein reger Zugverkehr. Bei
Schichtwechsel sind es die Personenzüge,
die die Bergleute zu ihren oft Kilometer weit
entfernten Arbeitsplätzen bringen. Dann
fahren während der Schicht Züge mit Mate-
rial, Maschinen, Ersatzteilen und auf man-
chen Anlagen mit Kohle oder auch mit Ber-
gen. Diese Schachtanlage hat sechs Loko-
motiven im Einsatz. Es sind Loks mit Akku-
Antrieb. In anderen Gruben gibt es auch
Diesellokomotiven.

 Viele Wartungen und Reparaturen an den 
 Maschinen werden unter Tage vorge-
 nommen. Hier werden auch die Akkus
 der Grubenlok geladen.

                                                In der Montagekammer unter Tage wird 
                                                die Vollschnittmaschine zusammenge-
                                                setzt. Hier ist der Schneidkopf mit den
                                                Rollenmeißeln zu sehen, die das Gestein
                                                abscheren. Sowohl die Rollenmeißel als
                                                auch der gesamte Kopf drehen sich beim
                                                Vortrieb langsam.

                                                 Das Streckensystem unter Tage ent-
                                                spricht dem Straßennetz einer Stadt über
                                                Tage.

12
Auf dem Weg „vor Ort“                           In der Mitte der Strecke liegt das Schotter-    Großbohrmaschinen treiben
                                                bett für die Zuggleise. An der Decke (berg-     Tunnel in das Gebirge
                                                männisch: Firste) und an den Wänden
Der Weg zum Abbaubetriebspunkt im Flöz          (bergmännisch: Stöße) ziehen sich ganze
Zollverein wäre zu Fuß ein Marsch von über                                                      Es hat nicht nur Monate, sondern Jahre ge-
                                                Bündel von Leitungen entlang – für Druck-       dauert, um diese Strecke zu bauen – oder
einer Stunde, mit dem Zug dauert es nur 20      luft und Wasser, für elektrische Energie und
Minuten.                                                                                        wie der Bergmann sagt aufzufahren. Stre-
                                                Daten-Übertragung, für das planmäßig im         ckenvortrieb ist eine ebenso mühsame wie
Einsteigen. Eine Kabine mit zwei Sitzbänken –   Bereich der Strebe abgesaugte Grubengas,        kostspielige Arbeit. Rund 40 Bohrlöcher
das ist ein „Abteil“ in diesem Personenzug.     für Baustoffe und Hydraulikflüssigkeit.         werden in das Gestein getrieben. Spreng-
Sicherheitsgitter werden links und rechts                                                       stoff wird eingefüllt und gezündet. Das ge-
                                                Immer noch rollt der Zug durch die Strecke.     sprengte Gestein wird mit einem Seiten-
über die Einstiege geschoben. Ein Signal,
der Zug fährt an. Er verlässt das hell er-      Eben passiert er einen Abzweig. Im Licht        kipplader auf den Förderer verladen und ab-
leuchtete Füllort und biegt ab in die Stre-     der Grubenlampen sind große Plastikwan-         transportiert. Dann erst kann der Ausbau
cke, ein etwa sieben Meter breiter Tunnel.      nen an der Firste zu erkennen. In regelmäßi-    des neu aufgefahrenen Streckenabschnitts
Die Wände sind mit Stahlbögen ausgebaut,        gen Abständen tauchen sie auf: Explosions-      erfolgen. Auf einem Bohrwagen können bis
die Zwischenräume mit Betonplatten aus-         sperren. Sie sind voll Wasser; im Falle einer   zu sechs Bohrgeräte zusammengefasst
gefüllt. Holzausbau findet man heute im         Gas- oder Kohlenstaubexplosion würden           sein, so dass mehrere Löcher gleichzeitig in
Bergbau so gut wie nicht mehr. Er könnte        sie von der Druckwelle umgeworfen und ei-       das Gestein gebohrt werden können.
dem hohen Gebirgsdruck in dieser Tiefe nur      nen Wasserschleier in der Strecke versprü-
begrenzt standhalten. Deshalb werden die-       hen, durch den die Flamme nicht durch-
se Strecken mit Stahlbögen und Beton aus-       schlagen kann; sie wird gekühlt und damit
gebaut.                                         gelöscht.

                                                                                                                                         13
Viele Strecken werden heute mit Vortriebs-      Bei der Streckenplanung benutzt man heu-
maschinen aufgefahren. Zwei unterschiedli-      te Datenverarbeitungsanlagen, die eine op-
che Typen gibt es: Teilschnittmaschinen, die    timale Streckenführung errechnen. Auf den
das Streckenprofil nach und nach heraus-        Zentimeter genau muss die vorausberech-
fräsen, und Vollschnittmaschinen, die in ei-    nete Richtung der Strecke beim Vortrieb
nem Arbeitsgang eine Strecke von bis zu 12      eingehalten werden. Die Berechnungen sind
Meter Durchmesser auffahren. Vollschnitt-       Sache der Vermessungsingenieure, der
maschinen fahren durch das Gestein, das         Markscheider. Schon lange arbeitet man
vorne von rotierenden Stahlscheiben gelöst      beim Streckenvortrieb mit einem Laser-
wird und mitten durch den Maschinenkör-         strahl, der die Richtung der Strecke über
per zum weiteren Abtransport nach über          größere Entfernungen festlegt und die früher
Tage geschafft wird – eine Art stählerner Re-   erforderlichen häufigen Zwischenmessun-
genwurm. Kilometerlange Strecken werden         gen überflüssig macht. Die Techniken des
so in wenigen Monaten fertiggestellt.
                                                Messens und Vermessens sowie des Stre-
Eine Neuentwicklung ist die Vortriebsma-        ckenvortriebs sind nicht auf den Bergbau
schine „AVSA“ (steht für „Alternatives Vor-     beschränkt geblieben. Bei U-Bahn-Bauten,
triebssystem Schneiden Ankern“). Mit ihr        Straßentunneln, Bau von Wasserleitungen
wird nicht nur flexibel der Streckenquer-       werden die Erfahrungen der Bergleute ge-
schnitt herausgearbeitet sondern gleichzei-     nutzt. Moderne Vermessungstechnik, im
tig kann auch der Ankerausbau zum Halten        deutschen Bergbau entwickelt, wurde auch
der Deckschichten gesetzt werden. Beim          beim Eurotunnel zwischen Frankreich und
Ankerausbau werden bis zu mehrere Meter         England eingesetzt. Bei einer Gesamtlänge
lange Bohrlöcher in das Gestein vorgetrie-      von 37,9 km haben sich zwei Vollschnittma-
ben. Darin verklebt man Stangen, die so die     schinen bis auf wenige Millimeter Abwei-
einzelnen Gesteinspakete zusammenhalten.        chung unter dem Ärmelkanal getroffen.

                                                                                                Mit der Vortriebsmaschine AVSA wird
                                                                                               die Strecke vorgetrieben und gleichzeitig
                                                                                               mit Ankern gesichert.

                                                                                                Mit Hilfe von Ankern wird das hangen-
                                                                                               de Gestein gehalten, so dass ein weiterer
                                                                                               Ausbau mit Stahlbögen nicht nötig ist.

14
Vor Ort                                        Material, Eisen, Holz, Kabeltrommeln. Für
                                                                                          den Materialtransport bis zum Abbaube-
                                                                                          triebspunkt ist eine Einschienen-Hängebahn
                                           Der Zug stoppt. Das Sicherheitsgitter am       installiert. Lange Stahlteile, z. B. die Rund-
                                           Ausstieg wird hochgezogen. Aussteigen!         bögenteile für den Streckenausbau oder
                                                                                          Rohre, schweben einfach an Haken einge-
                                           Es ist merklich schwüler geworden. Die Stö-
                                                                                          hängt bis vor Ort. Kleinere Teile transportiert
                                           ße der Strecke sind feucht. Das Wasser wird
                                                                                          man in Containern, die vom normalen
                                           in kleinen Gräben, den sogenannten Was-
                                                                                          Schienenfahrgestell auf die Hängebahn um-
                                           serseigen, aufgefangen und entlang der
                                                                                          gesetzt werden können.
                                           Strecken zu Sammelbecken oder Sümpfen
                                           geleitet und von dort in die Wasserhaltung     Der Weg wird abschüssig. Bis zum Kohlen-
                                           der Grube gepumpt.                             streb sind noch 40 Meter Höhenunterschied
                                           Überall im Gebirge gibt es wasserführende      zu bewältigen. Rechts läuft das Förder-
                                           Klüfte und Schichten, und es sind manch-       band, auf dem die abgebaute Kohle zum
                                           mal große Mengen Wasser, die ständig in        Schacht transportiert wird. Nur das Surren
                                           die Grube fließen. Dies hat dazu geführt,      der Bandrollen ist zu hören. Auch die Berg-
                                           dass der Bergmann ein kompliziertes Sys-       leute fahren auf diesem Band vom Halte-
                                           tem der Wasserhaltung entwickeln musste.       punkt des Personenzuges bis nach vor Ort
Holzausbau, wie er früher in steil gela-                                                  und zurück. Dafür sind spezielle Auf- und
gerten Flözen üblich war.                  Leistungsstarke, elektrisch angetriebene
                                           Kreiselpumpen drücken das Grubenwasser         Absteigestellen eingerichtet.
                                           durch Rohrleitungen an die Tagesoberflä-
                                           che.                                           Etwa 30 Meter vor dem Streb hängt ein Zug
                                                                                          an einem besonderen Schienenstrang.
                                           Ein paar Meter noch, dann ist der Blind-       Zwölf Wagen mit Transformatoren und
                                           schacht erreicht, ein Schacht, der überein-    Schaltanlagen, Hydraulikpumpen und Kom-
                                           ander liegende Sohlen verbindet, dessen        munikationseinrichtungen – die fahrbare
                                           oberes Ende unter Tage liegt. Die Fahrt zur    Energieversorgung des Abbaubetriebes.
                                           nächsten Sohle ist nur kurz. Stille, nur das   Aus dem Dunkel links dröhnt ein Lüfter, aku-
                                           dumpfe Rütteln des Förderkorbes und das        stische Signale sind zu hören und Rufe; die
                                           Klicken der Wassertropfen.                     27 Männer im Abbaubetriebspunkt 14 ha-
                                                                                          ben die Arbeit aufgenommen.
                                           Auf der unteren Sohle ist es noch ein paar
                                           Grad wärmer. Zu Fuß geht es zur Band-           Die Einschienhängebahn dient zum Trans-
                                           strecke. Maschinenteile links und rechts,      port von Bergleuten oder Material.

Strebausbau um 1950: Holzkappen und
Stahlstempel

Moderner Schreitausbau: Stahlschilde
schirmen den Streb ab

                                                                                                                                      15
16
Schildstreb mit Walzenschrämlader. Der
Walzenfahrer steuert die Maschine fern.

                                          17
Der Kohlen-Streb: Etwa 2,50 Meter hoch,           Mit gewaltiger Kraft nähert sich der Walzen-
5 bis 6 Meter breit und ca. 300 Meter lang.       schrämlader, eine 20 Tonnen schwere Ma-
Das Kohlenflöz ist auf der einen Längsseite       schine, deren rotierende Walzen mit zahlrei-
des Strebs zu sehen. Der bereits abgebau-         chen Meißeln bestückt sind. Sie schneidet
te Teil, der „Alte Mann“, liegt verdeckt hinter   aus dem matt glänzenden Kohlenflöz einen
dem stählernen Schildausbau.                      etwa 80 Zentimeter breiten Streifen heraus.
                                                  Mit 6 Meter pro Minute fährt die Schrämwal-
Wir sind in einem Schildstreb. Längst sind        ze an dem Flöz entlang. Aus zahlreichen
alle Strebbetriebe mit diesem Ausbau aus-                                                               1. Gewinnen
                                                  Düsen an der Walze spritzt Wasser auf die
gerüstet, der das Hangende hydraulisch            Kohle zur Staubbekämpfung. Der Maschi-
abstützt und in das ausgekohlte Feld vor-         nenfahrer und sein Begleiter tragen Schutz-
wärts rückt – schreitet. Große Stahlplatten       brillen und Staubmasken. Durch die Dre-
stützen das Hangende (das Gebirge, das            hung der Walze gelangt die Kohle automa-
über dem Kohlenflöz liegt) lückenlos ab. Die      tisch auf den Kettenförderer, eine Art Stahl-
Bergleute arbeiten wie in einem stählernen        wanne, in der ein schweres Kettenband die
Tunnel, offen nur auf der Seite, wo das Koh-      Kohle zur Bandstrecke schiebt. Dort fällt sie         2. Rücken
lenflöz abgebaut wird. Auf einer Länge von        auf einen weiteren Kettenförderer, wird in ei-
über 300 Metern steht Schild an Schild.           nem Brecher zerkleinert und gelangt
2500 Tonnen Stahl sind in diesem Streb ein-       schließlich auf ein Gurtförderband.
gebaut. Die Sicherheit der Bergleute im
Streb hat sich dadurch wesentlich erhöht.
Früher musste der Bergmann noch viele
Holzstempel setzen, um das Hangende ab-
zustützen. Seit etwa 1960 sind die mühsam                                                               3. Einfahren
von Hand gesetzten Einzelstempel in Folge
der technischen Entwicklung nach und
nach schließlich durch den vollmechani-
schen Ausbau, den sogenannten Schreit-
ausbau, abgelöst worden.                            Auch in automatisch gesteuerten
                                                   Schild-Streben ist eine Überprüfung
                                                   erforderlich                                         4. Schreiten

                                                                                                        5. Setzen
                                                                                                   Das „Schreiten“ eines Schildes in einzel-
                                                                                                   nen Phasen.
                                                                                                   Das Hangende: Die Gesteinsschicht
                                                                                                   über dem Kohlenflöz, im Streb die „De-
                                                                                                   cke“ des Abbauraumes, auf dem der
                                                                                                   Druck des darüberliegenden Gebirges
                                                                                                   lastet.

                                                                                                   Das Liegende: Die Gesteinsschicht un-
                                                                                                   ter dem Kohlenflöz, im Streb der „Fußbo-
                                                                                                   den“ des Abbauraumes.

                                                                                                   Firste: die „Decke“ einer Strecke.

                                                                                                   Vor Ort: Arbeitsplatz unter Tage, wo eine
                                                                                                   Strecke vorgetrieben oder Kohle gewon-
                                                                                                   nen wird.

                                                                                                   Markscheide: Grenzlinie eines Gruben-
                                                                                                   feldes, Markscheidekunde = Vermes-
                                                                                                   sungskunde im Bergbau.

18
Automatisch schiebt sich der Kettenförderer       bel könnte nur wenige Zentimeter tief die
                                             wieder an die Kohle heran. Dabei dienen die       Kohle lösen und wäre auch zu niedrig, um
                                             Schilde als Widerlager. Anschließend rücken       das Flöz in der gesamten Höhe abzubauen.
                                             die Schilde – elektrohydraulisch bewegt –         In solchen Flözen werden fast ausschließlich
                                             ebenfalls automatisch nach. Nach jedem            Walzenschrämlader eingesetzt. Anders da-
                                             Schnitt folgen sie in Richtung auf das Flöz       gegen im dünneren Flöz Katharina mit mitt-
                                             und stützen das freigelegte Hangende ab.          lerer Kohlenhärte. Dort ist der Hobel das
                                             Hinter den Schilden geht das Hangende zu          besser geeignete Abbaugerät.
                                             Bruch und rutscht auf den schrägen Stahl-
                                             platten ab, gefahrlos für Bergmann und Ma-        Hobel und Walzenschrämlader können nur
                                             schine.                                           eingesetzt werden, wenn das Flöz eben,
                                                                                               wellig oder mäßig geneigt ist. Je nach den
                                             Die Gewinnung ist heute im deutschen              geologischen Gegebenheiten können Flöze
                                             Steinkohlenbergbau voll mechanisiert. Das         aber auch stark geneigt oder sogar steil,
                                             heißt: Maschinen lösen die Kohle aus dem          d.h. senkrecht stehen. Vielfältige Techniken,
                                             Flöz und laden sie auf den Förderer. Dabei        auch diese Flöze vollmechanisch abzubau-
                                             gibt es nicht nur den Walzenschrämlader.          en, wurden erprobt. Letztendlich war jedoch
                                             Ein paar Kilometer von diesem Streb ent-          keine davon erfolgreich.
                                             fernt wird zum Beispiel ein Kohlenhobel ein-
                                             gesetzt. Das ist eine Maschine, die auf der       Die jüngere Forschung will erreichen, den
                                             gesamten Streblänge die Kohle nicht wie           Gesteinsanteil bei der Förderung (heute
                                             der Schrämlader aus dem Flöz schneidet,           rund 50 %) zu verringern, indem die Walze
                                             sondern wie ein Schreinerhobel schält. Im         oder der Hobel die Grenze zwischen Kohle
                                             Gegensatz zum Walzenschrämlader bewegt            und Gestein automatisch erkennt. Mit Sen-
                                                                                               soren bestückte Maschinen, die von alleine
                                             sich der Hobel mit einer hohen Geschwin-
                                                                                               immer in der Kohle bleiben, wurden erfolg-
                                             digkeit (30 bis 90 Meter pro Minute) am
                                                                                               reich getestet.
                                             Kohlenstoß entlang, dafür aber beträgt die
                                             Schnitttiefe nur drei bis acht Zentimeter.        Der Druckluft betriebene Abbauhammer, mit
                                                                                               dem die Bergleute noch in den 50er Jahren
                                             Warum wird hier mit dem Walzenschrämla-
                                                                                               die Kohle losbrachen, ist heute nur noch ein
                                             der und dort mit dem Kohlenhobel gearbei-
                                                                                               Hilfsmittel, wenn beispielsweise große Brok-
                                             tet? Die Antwort ist einfach: Es gibt z. B. be-
                                                                                               ken die Transportbänder blockieren.
                                             sonders dicke Flöze mit harter Kohle und
                                             geringer mächtige Flöze mit weicherer Koh-
                                             le. Flöz Zollverein ist zum Beispiel ein dick-
                                             es Flöz mit sehr fester, harter Kohle. Ein Ho-

Technischer Fortschritt im Kohleabbau:

1925: im Handbetrieb wird die Kohle mit 
der „Keilhaue“ gelöst.                  

1955: mit dem pressluftgetriebenen 
Abbauhammer.

Heute: vollmechanisiert in einem Schild- 
streb (hier mit Kohle-Hobel).

                                                                                                                                         19
Die Grubenwarte – das                           gehalt der Wetter überprüfen. Steht die       Vollautomatischer Bergbau –
Nervenzentrum eines                             Bandanlage oder liegt irgendwo ein Ma-        Eine Vision?
                                                schinenschaden vor, zeigen es die Geräte
Bergwerks                                       der Warte an. Die Messwerte können am
                                                Bildschirm jederzeit sichtbar gemacht wer-    Aufgrund der nie exakt vorausberechenba-
Nach einer eindrucksvollen Grubenfahrt ge-      den. Darüber hinaus kann sich der Gruben-     ren geologischen Verhältnisse ist ein vollau-
langt die Gruppe wieder an die Tagesober-       wart über den Fernsprecher mit allen Be-      tomatischer Bergbau derzeit schwer vorstell-
fläche. Der Bereichsleiter zeigt die Gruben-    triebspunkten und natürlich auch mit der      bar. In Teilbereichen ist die Automatisierung
und Steuerwarte – das Nervenzentrum des         Betriebsleitung in Verbindung setzen. Nicht   jedoch weit fortgeschritten, wie wir gesehen
Bergwerks – und erläutert die Funktions-        nur die Untertageanlagen werden in der        haben (Bandanlagen, Schachtförderung,
weise:                                          Grubenwarte überwacht. Auch die Funktion      teilweise im Abbau). Diese Bereiche werden
                                                der Grubenlüfter, der Fördermaschinen und     zunehmend durch zentrale Steuereinheiten
Alle wichtigen Vorgänge, die sich unter Tage                                                  über Computer vernetzt. Dabei spielen vor
                                                die Elektroversorgung wird beobachtet. Zur
im Bergwerk abspielen, werden über Tage                                                       allem logistische Aufgabenstellungen eine
                                                weiteren Auswertung und für spätere Über-
in der Grubenwarte registriert. Hier wird der                                                 Rolle, das heißt, die erforderlichen Materia-
                                                prüfungen werden alle Daten elektronisch
gesamte Ablauf von Gewinnung und Förde-                                                       lien (Ausbauteile, Maschinen), Versorgungs-
                                                gespeichert.                                  einrichtungen (Pumpen, Stromaggregate),
rung im Grubengebäude überwacht. Ein
elektronisches Meldenetz, über das die                                                        Leitungen für Strom, Wasser, Luft etc. ent-
                                                Neben der passiven Überwachung ist die
wichtigsten Betriebszustände in die Gru-                                                      sprechend den Erfordernissen rechtzeitig
                                                aktive Steuerung von Maschinen unter Tage
benwarte gelangen, erhöht die Sicherheit                                                      vor Ort zu bringen und im Gegenzug die
                                                von übertägigen Steuerständen aus von be-
und fördert den reibungslosen Betriebsab-                                                     Kohle nach über Tage zu fördern.
                                                sonderer Bedeutung. Alle Abbaubetriebe
lauf.
                                                werden von solchen Steuerständen aus
Der Mitarbeiter in der Grubenwarte sieht an     „gefahren“ und auch für Streckenvortriebe     Üben im virtuellen Streb
Bildschirmterminals auf einen Blick, ob die     und den untertägigen Personen- und Mate-
Gewinnungsmaschinen und die Förderer ar-        rialtransport werden immer mehr übertägige
                                                                                              Nicht nur im Internet kann man sich mit den
beiten oder stillstehen, er kann die jeweils    Steuerstände eingerichtet. Die Arbeitsbe-
                                                                                              Komponenten eines Bergwerks vertraut
geförderte Kohlenmenge ablesen, den             dingungen der Bedienungsmannschaft wer-
                                                                                              machen (www.deutsche-steinkohle.de). Für
Stand des Grubenwassers oder den Gas-           den dadurch wesentlich verbessert.            die Aus- und Fortbildung der Bergleute
                                                                                              werden Abbaubetriebe und Streckenvor-
                                                                                              triebe mit allen Einbauten und Maschinen
                                                                                              virtuell nachgebildet. Hier kann der Umgang
                                                                                              mit neuen Betriebsmitteln kostengünstig im
                                                                                              „Trockenkurs“ geübt werden. Dieses 3D-
                                                                                              Verfahren dient auch dazu, das Zusammen-
                                                                                              spiel verschiedener Komponenten bereits
                                                                                              während der Konstruktionsphase zu opti-
                                                                                              mieren.

                                                                                                Blick in die Grubenwarte über Tage.
                                                                                               Hier laufen alle Informationen über die
                                                                                               Betriebszustände der verschiedenen
                                                                                               Teile des Bergwerks zusammen. Die
                                                                                               Grubenwarte ist das Nervenzentrum des
                                                                                               Bergwerks.

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Bergmann – ein moderner                          gewidmet. Kenntnisse über die Eigenarten         ausgebildet werden. Bei besonderer Eig-
Beruf                                            von Kohle und Nebengestein z. B. sind für        nung und nach Bewährung ist eine Weiter-
                                                 den Maschineneinsatz und sicheres Arbei-         bildung zum Abteilungsleiter möglich.
                                                 ten unentbehrlich. Der Bergmechaniker ist
Wer ein modernes Bergwerk gesehen hat            der Allround-Bergmann, der die besten Auf-       Eine Hochschulaus- und -fortbildung im
und die dort arbeitenden Menschen beob-          stiegschancen hat.                               Fach Bergbau bieten die Technische Fach-
achten konnte, weiß, dass nur qualifizierte                                                       hochschule Georg Agricola in Bochum
Facharbeiter den Anforderungen gerecht           In einem weiteren bergmännischen Ausbil-         (Bergtechnik, Geotechnik) sowie die techni-
werden können. Mit dem allgemeinen tech-         dungsberuf, dem des Berg- und Maschi-            schen Universitäten in Aachen (Bergbau),
nischen Fortschritt hat sich das Berufsbild      nenmanns, werden Jugendliche in zwei             Berlin (Entsorgungs- und Rohstofftechnik),
des Bergmanns geändert. Im Bergbau gibt          Jahren in einer intensiven, ihren Fähigkeiten    Clausthal (Geotechnik, Bergbau, Erdöl-/
es heute eine Vielzahl von Berufen. Lässt        entsprechenden Ausbildung auf spezielle          Erdgastechnik) und Freiberg (Geotechnik
man die Angestelltenberufe einmal unbe-          bergmännische Tätigkeiten vorbereitet.           und Bergbau). In Deutschland ausgebildete
rücksichtigt, so kommt man allein im tech-                                                        Bergleute und Bergtechniker genießen in al-
nischen Bereich auf mehr als ein Dutzend         Die Ausbildung wird im Bergbau praxisnah         len Ländern der Erde höchstes Ansehen.
Ausbildungsberufe.                               und mit besonderer Sorgfalt betrieben. Es
                                                 beginnt damit, dass der Bergbau – anders         Der Bergbau bildet aber nicht nur den
Der Industriemechaniker montiert und repa-       als die anderen Wirtschaftszweige – seine        Nachwuchs für die eigenen Betriebe aus. In
riert Maschinen und Geräte über und unter        eigenen staatlich anerkannten Berufsschu-        Ausbildungseinrichtungen in- und außerhalb
Tage. Der Energie-Elektroniker kontrolliert      len/Berufskollegs mit speziell ausgebildeten     der Reviere werden junge Menschen auch
das Leitungsnetz, installiert elektrische Ein-   Lehrern hat. Sie arbeiten direkt mit den erst-   in nicht bergbauspezifischen, anerkannten
richtungen, wartet Elektrogeräte, baut z. B.     klassig eingerichteten betrieblichen Ausbil-     Ausbildungsberufen für andere Wirtschafts-
Hochspannungsanlagen sowie elektroni-            dungszentren zusammen. Bei den Ab-               zweige ausgebildet.
sche Bauteile und Schaltungen ein, wartet        schlussprüfungen der Industrie- und Han-
und repariert sie. Mit dem Mechatroniker         delskammern schneiden deshalb die jungen
steht ein Facharbeiter zur Verfügung, des-       Bergleute immer besonders gut ab. Seit je-
sen Schwerpunkt im prozessorientierten           her können begabte und tüchtige junge
Denken und Arbeiten besteht: Montage und         Bergleute eine weiterführende Schule, die
Instandhaltung von komplexen Maschinen,          Bergfachschule, besuchen, wo sie zum               Qualifizierte Ausbildung wird groß
Anlagen und Systemen sowie die Abnahme           staatlich geprüften Techniker – „Steiger“ –       geschrieben.
und das Betreiben von entsprechenden Sys-
temen. Der IT-Systemelektroniker errichtet
die Kommunikations- und Informationsnet-
ze, wie z. B. Mobilfunknetze, PC-Netzwer-
ke, elektronische Gebäudesicherungen
etc.. Der Konstruktionsmechaniker baut
Stahlkonstruktionen z. B. für Transportanla-
gen. Außerdem gibt es den Zerspanungs-
mechaniker, der in Werkstätten eingesetzt
wird.

Zu diesen Berufen, in denen sich die Ausbil-
dung vergleichbar wie in anderen Industrie-
zweigen vollzieht, kommen die besonderen
bergtechnischen Ausbildungsberufe. Der
Bergmechaniker wird dreieinhalb Jahre
ausgebildet. Dabei wird er mit den Grund-
fertigkeiten der Metall- und Baustoffverar-
beitung vertraut gemacht. Er wird an Ma-
schinen ausgebildet und lernt Transportmit-
tel und besondere Arbeitsverfahren kennen,
die im Bergbau vorkommen. Die Ausbil-
dung gleicht im ersten Jahr der Ausbildung
des Industriemechanikers. Im zweiten Aus-
bildungsjahr lernt er über Tage die Maschi-
nen kennen, mit denen er im dritten Ausbil-
dungsjahr unter Tage umgeht. Dabei wer-
den auch Zusammenbau, Wartung und Re-
paratur der Maschinen erlernt. Ein breiter
Raum ist dem bergmännischen Fachwissen

                                                                                                                                          21
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