TRANSFER - HERAUS-FORDERUNG ÖKOSYSTEM DER ZUKUNFT - DAS STEINBEIS-MAGAZIN 01|21

Die Seite wird erstellt Kuno Breuer
 
WEITER LESEN
TRANSFER - HERAUS-FORDERUNG ÖKOSYSTEM DER ZUKUNFT - DAS STEINBEIS-MAGAZIN 01|21
TRANSFER
 DAS STEINBEIS-MAGAZIN 01|21

     HERAUS-
    FORDERUNG
    ÖKOSYSTEM
   DER ZUKUNFT
TRANSFER - HERAUS-FORDERUNG ÖKOSYSTEM DER ZUKUNFT - DAS STEINBEIS-MAGAZIN 01|21
STEINBEIS: PLATTFORM FÜR ERFOLG
Steinbeis ist mit seiner Plattform ein verlässlicher Partner für Unter-
nehmensgründungen und Projekte. Wir unterstützen Menschen und
Organisationen aus dem akademischen und wirtschaftlichen Umfeld,
die ihr Know-how durch konkrete Projekte in Forschung, Entwicklung,
Beratung und Qualifizierung unternehmerisch und praxisnah zur
Anwendung bringen wollen.

Über unsere Plattform wurden bereits über
2.000 UNTERNEHMEN
gegründet.

Entstanden ist ein Verbund aus mehr als 6.000 EXPERTEN
      1.100 UNTERNEHMEN, die jährlich mit mehr als
in rund
10.000 KUNDEN Projekte durchführen.

So werden Unternehmen und Mitarbeiter professionell in der Kompetenz-
bildung und damit für den Erfolg im Wettbewerb unterstützt.

Und unser Verbund wächst stetig: Infos und Kontaktdaten unserer
aktuell gegründeten Unternehmen finden Sie unter

   STEINBEIS.DE/AKTUELLES

WIR HALTEN SIE AUF DEM LAUFENDEN

   TRANSFERMAGAZIN.STEINBEIS.DE

Das Steinbeis Transfer-Magazin liefert Einblicke in spannende Success Stories
aus dem Steinbeis-Verbund. Sie möchten informiert werden, wenn unser
Online-Magazin erscheint?

Hier geht’s zu unserem Online-Verteiler:

   STEINBEIS.DE/ONLINEVERTEILER

      facebook.com/Steinbeisverbund

      twitter.com/SteinbeisGlobal

      instagram.com/steinbeisverbund

      vimeo.com/Steinbeis

      youtube.com/c/steinbeisverbund
TRANSFER - HERAUS-FORDERUNG ÖKOSYSTEM DER ZUKUNFT - DAS STEINBEIS-MAGAZIN 01|21
EDITORIAL            3

LIEBE LESERINNEN UND LESER,
„Europa weltweit führend im Bereich ‚Green Growth‘“ – das ist weder Vision noch Ziel für 2050, das ist das Ergebnis des
„Green Growth Index 2020“. In allen vier Kategorien – Nutzung der Ressourcen, soziale Inklusion, grüne Wirtschaftschancen
und Schutz des natürlichen Kapitals – bescheinigt der Index Europa die führende Position.

Den europäischen „Green Deal“ als ein Wirtschaftswachstumsprogramm anzulegen scheint damit berechtigt. Die dafür not-
wendigen Innovationen und Technologiekompetenzen haben wir reichlich in Europa, jetzt kommen über die Investitions-
programme auch die Mittel für Transfer und Umsetzung. Die „Important Projects of Common European Interest“ (IPCEI)
unterstützen beispielsweise bereits die neuen Wertschöpfungsketten in Europa im Bereich Batterie, Mikrotechnologie
und Wasserstoff.

Die Pandemie hat uns gelehrt, wie wichtig es ist, dass wir innerhalb von Europa Allianzen zwischen den Regionen aufbauen.
Eine engere Vernetzung der Ökosysteme in Bezug auf Innovation und wirtschaftliche Zusammenarbeit, gemeinsame Ent-
wicklung der Rahmenbedingungen und Stärkung der Synergien erhöhen das mögliche Investitionsvolumen, die Innovations-
kraft und die Chancen für Wachstum im noch immer größten Markt der Welt – dem europäischen Binnenmarkt.

Das im Januar 2021 gestartete europäische Forschungs- und Innovationsrahmenprogramm „Horizont Europa“ ermöglicht
Wirtschaft und Gesellschaft in allen Themenbereichen die Erprobung solcher Allianzen. Auch die öffentliche Beschaffung
kann auf europäischer Ebene neue Märkte für innovationsgetriebene Unternehmen und deren neue Produkte und Dienstleis-
tungen liefern. Der Europäische Innovationsrat arbeitet unter anderem an einer engeren Verknüpfung der Innovations-
ökosysteme und einer stärkeren Nutzung des öffentlichen Auftragswesens.

Wir in Deutschland können viel dazu beitragen, dass innovationsinteressierte Unternehmen aus weniger gut aufgestellten
Regionen daran teilhaben und deren Ökosysteme sich weiterentwickeln. Denn wenn wir die Führungsrolle beim Green Growth
behalten und ausbauen wollen, brauchen wir dafür ganz Europa.

Die aktuelle TRANSFER zeigt Herausforderungen auf, die ein denkbares Ökosystem der Zukunft mit sich bringt, und mögliche
Herangehensweisen an die Umsetzung. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten!

Ihre

DR.-ING. PETRA PÜCHNER
petra.puechner@steinbeis.de (Autorin)

Dr.-Ing. Petra Püchner ist seit 2018 Europabeauftragte der Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg und konzentriert sich in dieser
Funktion auf die Stärkung der Innovationskraft der baden-württembergischen Wirtschaft und die Nutzung europäischer Forschungs- und Innovationskapazitäten und
Initiativen. Ihre Expertise in der europäischen Zusammenarbeit bringt sie seit vielen Jahren als Leiterin am Steinbeis-Europa-Zentrum in den Steinbeis-Verbund ein.

Steinbeis-Europa-Zentrum (Stuttgart)
www.steinbeis.de/su/2016 | www.steinbeis-europa.de

                                                                                                           Technologie.Transfer. Anwendung. TRANSFER 01|2021
TRANSFER - HERAUS-FORDERUNG ÖKOSYSTEM DER ZUKUNFT - DAS STEINBEIS-MAGAZIN 01|21
4

12
                                                                      27
                                 03                                                                  24
                             EDITORIAL                                           DAS EFQM-EXCELLENCE MODELL 2020
                                                                                     ALS WEGWEISER ZUM ERFOLG
                                                                          Wie KMU vom Monitoring des wirtschaftlichen Ökosystems
                                                                                           profitieren können

                              FOKUS
                                                                                                     27
                                                                                „VERTRAUEN ZU SCHAFFEN IST ZENTRAL“
                                                                                   Im Gespräch mit Dr. Marie-Eve Reinert,
                                                                               Senior Project Managerin der Steinbeis 2i GmbH
                                 08
          „WIR DENKEN AUS DER ZUKUNFT HERAUS“
       Die Steinbeis-Unternehmerinnen Kerstin Schenk und                                             30
Professor Dr. Esin Bozyazi im Gespräch über die Herausforderungen              ÖKOLOGISCHE NÄHRSTOFF­RÜCKGEWINNUNG
               eines nachhaltigen Geschäftsmodells                                      AUS DER LANDWIRTSCHAFT
                                                                      Steinbeis-Experten tragen zur kreislauforientierten Bioökonomie bei
                                 12
             NETWORKNATURE: VERNETZTE EXPERTISE                                                      33
             FÜR KLIMASCHUTZ UND NACHHALTIGKEIT                       „AUF ABSEHBARE ZEIT MÜSSEN WIR IN EINER POSTFOSSILEN
    Steinbeis bietet Plattform für den Austausch über naturbasierte                       WELT ANKOMMEN“
                 Lösungen, Projekte und Best Practices                    Im Gespräch mit Steinbeis-Unternehmer Markus Klätte

                                 15                                                                  36
 „IM KERN GEHT ES DARUM, DIE EIGENEN KERNKOMPETENZEN                                     DER RETTER IN DER NOT
             GRUNDLEGEND WEITERZUENTWICKELN“                               Mit dem „Krisen-Retter“ unterstützt ein Steinbeis-Team
          Im Gespräch mit Professor Dr. Christoph Zanker,                          Unternehmen bei der Neuorientierung
Steinbeis-Unternehmer am Steinbeis-Transferzentrum Industrielles
           Innovations- und Transformationsmanagement
                                                                                                     38
                                                                                   INNOWERK BREMEN-UNTERWESER:
                                 18                                                 HANDWERK NACHHALTIG GEDACHT
          „ERST WENN DIE KOSTEN WIRKLICH WEHTUN,                             Steinbeis-Experten entwickeln das Zukunftsbild für
        WIRD EIN UMDENKEN IN DER BREITE EINSETZEN“                               ein innovatives und nachhaltiges Handwerk
    Im Gespräch mit Steinbeis-Unternehmer und Energietechniker
                      Dr.-Ing. Thomas Freitag
                                                                                                     40
                                                                                        KLIMANEUTRALE GEBÄUDE:
                                 20                                               EINE MACHBARE HERKULESAUFGABE
                      GRÜNER WASSERSTOFF:                                    Steinbeis-Team setzt CO2-neutrale Pilotprojekte um
           IN 40 JAHREN VON DER VISION ZUR REALITÄT
      Die Schlüsseltechnologie stellt einen wichtigen Meilenstein
                auf dem Weg zur Klimaneutralität dar

Technologie.Transfer. Anwendung. TRANSFER 01|2021
TRANSFER - HERAUS-FORDERUNG ÖKOSYSTEM DER ZUKUNFT - DAS STEINBEIS-MAGAZIN 01|21
5

                                                                                                                   64
       62
                               44                                                                 62
      JEDE VERÄNDERUNG BEGINNT MIT EINER VISION…                         IN DER KRISE NEU ERFUNDEN: DAS KARRIEREPORTAL
      Ein Exposé über die Zukunft der Ökosysteme wie auch                                SPITZENFRAUEN BW
                  die Ökosysteme der Zukunft                              Steinbeis-Webseminarreihe rund um Frau und Karriere
                                                                                       wird zur Erfolgsgeschichte
                               47
            STEIN UM STEIN: MIT INTELLIGENTER                                                     64
       KREISLAUFWIRTSCHAFT AUF DEM WEG IN EINE                            AGILE TEAMS: ERFOLGSFAKTOR FÜR DIE DIGITALE
                    NACHHALTIGE ÖKONOMIE                                TRANSFORMATION IN WERTSCHÖPFUNGSNETZWERKEN
 Wie man ein altes (Natur)Prinzip für die Wirtschaft nutzbar macht               Ferdinand-Steinbeis-Institut begleitet
                                                                        unternehmens- und branchenübergreifende Kooperationen

                                                                                                  68
                               50                                       UNTERSTÜTZUNG IN DER KRISE: EIN ANTRAGSSYSTEM
                          STEINWURF!                                                    FÜR CORONA-HILFEN
                                                                          Steinbeis-Team entwickelt die digitale Umsetzung der
                                                                                         Soforthilfen in Bayern

                      QUERSCHNITT                                                                 70
                                                                        AUS DEM RAHMEN GEFALLEN: DIE RESTAURIERUNG VON
                                                                                              HOLZFENSTERN
                               53                                      Steinbeiser Volker Bucher entwickelt mit der Holzmanufaktur
                      DAS FÜGT SICH GUT                               Rottweil innovative Methoden zur Reinigung, Abtragung und zum
Steinbeis-Team entwickelt Verfahrenstechnologie zum thermischen                          Aufbringen von Oberflächen
     Fügen von Multimaterial- und Bauteilverbundwerkstoffen
                                                                                                  72
                               56                                    EINE VISION FÜR DEN KLIMASCHONENDEN REINRAUMBETRIEB
                    INCONNECT: WIE EIN INDEX                                    Offenburger Steinbeis-Team zeigt, wie sich
            KOOPERATIONSNUTZEN SICHTBAR MACHT                                  zukunftssicher Ressourcen schonen lassen
    Steinbeis analysiert in Forschungskooperationen die Faktoren
für erfolgreiche Innovationen und Wertschöpfung aus Kooperationen

                               59                                                                 74
           MEHR ANSTRENGUNG, WENIGER ERFOLG:                               NEUERSCHEINUNGEN IN DER STEINBEIS-EDITION
                  FÜHREN IN PANDEMIEZEITEN
 Steinbeis-Studie untersucht, wie sich Teamarbeit und individuelle                                78
                   Leistung aktuell entwickeln                                          VORSCHAU & TERMINE

                                                                                                  79
                                                                                              IMPRESSUM

                                                                                       Technologie.Transfer. Anwendung. TRANSFER 01|2021
TRANSFER - HERAUS-FORDERUNG ÖKOSYSTEM DER ZUKUNFT - DAS STEINBEIS-MAGAZIN 01|21
TRANSFER - HERAUS-FORDERUNG ÖKOSYSTEM DER ZUKUNFT - DAS STEINBEIS-MAGAZIN 01|21
HERAUSFORDERUNG
ÖKOSYSTEM DER ZUKUNFT

      Die ANFORDERUNGEN an ein zukünftiges ÖKOSYSTEM könnten wohl kaum
      größer sein – das gilt für ökologische wie auch wirtschaftliche Systeme, die
      NACHHALTIG ausgerichtet für die kommenden GENERATIONEN eine lebens-
      werte Zukunft gestalten sollen. Denn mit den Anforderungen kommen gleichzeitig
      enorme HERAUSFORDERUNGEN: Endliche RESSOURCEN und ihnen entgegen-
      stehende wirtschaftliche INTERESSEN sind nur zwei davon. Doch es gibt erfolg-
      versprechende ANSÄTZE, die diese Herausforderungen angehen: ökologisch wie
      ökonomisch, im Hinblick auf ROHSTOFFE wie auch auf GESCHÄFTSMODELLE.
      Unsere Autoren zeigen auf den folgenden Seiten, wie der Steinbeis-Verbund an
      konkreten MEHRWERTEN für Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft arbeitet,
      um ein für alle NUTZBRINGENDES ÖKOSYSTEM der Zukunft Realität werden
      zu lassen.

                                                                 © istockphoto.com/Creative-Touch

                                                            © istockphoto.com/DrAfter123
TRANSFER - HERAUS-FORDERUNG ÖKOSYSTEM DER ZUKUNFT - DAS STEINBEIS-MAGAZIN 01|21
8       FOKUS

                                                    © istockphoto.com/VectorMine

Technologie.Transfer. Anwendung. TRANSFER 01|2021
TRANSFER - HERAUS-FORDERUNG ÖKOSYSTEM DER ZUKUNFT - DAS STEINBEIS-MAGAZIN 01|21
FOKUS         9

         „WIR DENKEN
       AUS DER ZUKUNFT
           HERAUS“
       DIE STEINBEIS-UNTERNEHMERINNEN
KERSTIN SCHENK UND PROFESSOR DR. ESIN BOZYAZI
  IM GESPRÄCH ÜBER DIE HERAUSFORDERUNGEN
    EINES NACHHALTIGEN GESCHÄFTSMODELLS

Der Begriff der Nachhaltigkeit wird heute allzu schnell ausschließlich mit umwelt-
freundlichem Handeln gleichgesetzt. Dabei erfordert ein nachhaltiges Handlungs-
prinzip weit mehr: Es ist ausgerichtet auf den verantwortungsvollen Umgang mit
 endlichen Ressourcen, ganz gleich welcher Art. Dass Nachhaltigkeit damit auch
 zwingend Einzug in Geschäftsmodelle und Unternehmensstrategien finden muss,
 davon überzeugen Kerstin Schenk und Professor Dr. Esin Bozyazi ihre Kunden im
Steinbeis-Beratungszentrum Geschäftsmodelle der Zukunft. Mit der TRANSFER
haben sie über die Anforderungen gesprochen, die ein nachhaltiges Konzept mit
                                    sich bringt.

  Frau Schenk, Frau Professor Bozy-           beitskulturen entwickelt. Das Thema be-
  azi, in Ihrer Arbeit setzen Sie auf         gleitet mich seit mehr als 15 Jahren. Ich
  Nachhaltigkeit als Zukunftsmodell:          glaube, Esin und ich sind beide Men-
  Warum haben Sie sich für diesen             schen, die aus der Zukunft heraus den-
  Ansatz entschieden?                         ken. Und wenn man das tut, kann man
                                              gar nicht anders als sich Nachhaltigkeit
Esin Bozyazi:                                 als Thema auf die Fahnen zu schreiben:
Wenn man sich unsere Werdegänge an-           Wir streben nicht nach den Low-hang­
sieht, war das sehr naheliegend. Neben        ing-fruits und den Quick-wins, sondern
unserem Steinbeis-Beratungszentrum            nach etwas, das langfristige Lösungen
habe ich 2015 das Institut für soziale        schafft und die Gesellschaft verändert –
Nachhaltigkeit mitgegründet. Nachhal-         sei das im Arbeitsumfeld oder im Pri-
tigkeit ist aus ökologischer Sicht keine      vaten.
Frage mehr. Wir haben das nun um die
soziale Nachhaltigkeit ergänzt. Damit         EB:
habe ich mich in einem Bereich wieder-        Natürlich denken nicht alle Unterneh-
gefunden, in dem ich für Gesellschaft         men von der Zukunft aus, einige fragen
und Natur Mehrwerte schaffen kann.            sich lediglich, was sie jetzt konkret tun
Denn genau darum geht es ja eigentlich        können. Aber die Sustainable Develop-
bei Geschäftsmodellen.                        ment Goals der UN sind schon seit lan-
                                              gem ein Orientierung gebendes Thema
Kerstin Schenk:                               und es hat sich auch gesellschaftlich
Auch bei mir ist das ein Stück weit His-      schon einiges verändert, wir haben ei-
torie, die aus einer gewissen Leiden-         nen gewissen gesellschaftlichen Kon-
schaft entstanden ist. Ich habe immer         sens gefunden. Wir gehen beispielswei-
schon Projekte im Bereich nachhaltige         se endlich das Klimaproblem an, das wir
Arbeit durchgeführt und nachhaltige Ar-       selbst geschaffen haben.

                                           Technologie.Transfer. Anwendung. TRANSFER 01|2021
TRANSFER - HERAUS-FORDERUNG ÖKOSYSTEM DER ZUKUNFT - DAS STEINBEIS-MAGAZIN 01|21
10       FOKUS

     Warum sollten sich Unternehmen                 Es ist ein Phänomen unseres Zeital-         auch Schnelllebigkeit haben wir ande-
     Ihrer Meinung nach intensiv mit                ters, dass man sehr viel einfacher an       re Möglichkeiten Geschäftsmodelle zu
     nachhaltigen Geschäftsmodellen                 Wissen kommt. Was früher noch ein           gestalten. Kundenwünsche ändern sich,
     beschäftigen?                                  bisschen im Dunkeln lag, beispielswei-      die technologische Entwicklung ändert
                                                    se Produktionsprozesse oder wie ein         sich. Deshalb müssen wir im Blick ha-
KS:                                                 Unternehmen tatsächlich wirtschaftet,       ben, wie wir unser eigenes Geschäfts-
Mit der Marketingbrille betrachtet be-              wird immer transparenter und ist der        modell weiterentwickeln, wie wir bei-
steht natürlich immer die Gefahr, dass              Öffentlichkeit zugänglich und bekannt.      spielsweise Bezahlung anbieten: Wie
Nachhaltigkeit nur als Branding ver-                Ich bin überzeugt, dass die Kunden von      beeinflussen uns Bitcoin, Blockchain
wendet wird. Ich glaube aber, Gesell-               morgen zunehmend mit in ihre Bewer-         oder Bezahlung mit dem iPhone? Die
schaft und Kunden sind inzwischen so                tung nehmen, ob ein Unternehmen nach-       Geschäftsmodellentwicklung berück-
aufgeklärt, dass das heutzutage nicht               haltig wirtschaftet oder nicht, bevor sie   sichtigt von der Produktion bis zur Be-
mehr durchgeht. Das ist auch nicht der              ein Produkt kaufen.                         zahlung alle Bereiche und nimmt An-
Ansatz, den wir verfolgen. Wenn man                                                             passungen vor, um auf Neuerungen zu
sich den Wertewandel in unserer Gesell-             EB:                                         reagieren.
schaft ansieht, dann sind nachhaltige               Unternehmen beschäftigen sich intensiv
Themen wie Gesundheit und Umwelt-                   mit dem Nachhaltigkeitsaspekt ihres         KS:
schutz die Themen, die immer wichti-                Geschäftsmodells, nicht nur im Rahmen       Lassen Sie uns kurz die Rolle rückwärts
ger werden. Das ist ein Feld und damit              des Human-centered-Ansatzes und im          machen und uns fragen, was ist denn ein
ein USP, der mit Sicherheit in Zukunft              Hinblick auf den Kundenwunsch. Durch        Geschäftsmodell überhaupt? Ein Ge-
immer mehr an Relevanz gewinnen wird.               neue Technologien, Schnelligkeit aber       schäftsmodell ist ein Denkmodell, das

     DIE SUSTAINABLE DEVELOPMENT GOALS (SDG) DER UN

     2015 haben die Vereinten Nationen 17 grundlegende Ziele für eine nachhaltige soziale, ökonomische
     und ökologische Entwicklung im Rahmen der Agenda 2030 definiert:

     1               Keine Armut                                        10             Weniger Ungleichheiten

     2               Kein Hunger                                        11             Nachhaltige Städte und Gemeinden

                                                                                       Verantwortungsvolle Konsum- und
     3               Gesundheit und Wohlergehen                         12              Produktionsmuster

     4               Hochwertige Bildung                                13             Maßnahmen zum Klimaschutz

     5              Geschlechtergleichstellung                          14             Leben unter Wasser

     6              Sauberes Wasser und Sanitärversorgung               15             Leben an Land

     7              Bezahlbare und saubere Energie                      16             Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen

                    Menschenwürdige Arbeit und
     8              Wirtschaftswachstum
                                                                        17             Partnerschaften zur Erreichung der Ziele

     9              Industrie, Innovation und Infrastruktur

     Quelle: https://sdg-portal.de/de/

Technologie.Transfer. Anwendung. TRANSFER 01|2021
FOKUS          11

             MIT DER MARKETINGBRILLE BETRACHTET BESTEHT
                                                           »
            IMMER DIE GEFAHR, DASS NACHHALTIGKEIT NUR ALS
                      BRANDING VERWENDET WIRD.

versucht, möglichst umfassend zu skiz-      se bekommen und ob sie diese auch ent-                Wie sehen Sie die aktuelle Lage: Sind
zieren, mit welchen Tätigkeiten und Fel-    sprechend verarbeiten können. Manch-                  wir schon auf einem guten Weg zu
dern ein Unternehmen heutzutage zu tun      mal ist die dafür benötigte Technologie               mehr Nachhaltigkeit in Unternehmen?
hat und welche Bereiche organisiert         vorhanden, ein anderes Mal zwar vor-
werden müssen. Wesentlich ist, in allen     handen, aber zu teuer, um die Kunden-              KS:
Bereichen nachhaltig zu denken, weil        wünsche zu erfüllen. Auch hier wollen              Es gibt schon gute Beispiele dafür, die
wir in einer sehr agilen Welt leben und     wir kompromisslos eine sogenannte Cir-             vor allem immer mehr in der Start-up-
sich die kurzfristigen Quick-wins immer     cular economy schaffen: Was in den Wirt-           Szene aufkommen. Wir verwenden die
schneller ändern. Um auch hier Zu-          schaftskreislauf eingebracht wird, muss            Suchmaschine Ecosia, es gibt den grü-
kunftsfähigkeit und Wettbewerbsfähig-       maximal sozial, nachhaltig und ökolo-              nen Strom. Man muss aber natürlich ge-
keit zu schaffen, ist es wichtig vom An-    gisch sein. Hundertprozentig nachhal-              nau hingucken, wie nachhaltig das wirk-
satz der Nachhaltigkeit aus zu denken.      tige Geschäftsmodelle und Geschäfts-               lich ist. Ich glaube, in einigen Branchen
                                            prozesse zu entwickeln ist momentan                sind wir da weiter, in anderen gibt es
  Was sind die wichtigsten Meilenstei-      noch eine große Herausforderung.                   noch viel zu tun. Wir stehen im Gesamt-
  ne, aber auch die größten Hürden bei                                                         prozess noch am Anfang, aber der ist
  der Entwicklung von nachhaltigen          KS:                                                immerhin gemacht.
  Geschäftsmodellen?                        Ich glaube, aus Sicht einer Circular eco-
                                            nomy denken Unternehmen provokant                  EB:
KS:                                         gesagt noch zu kurz. Die Denkweise hört            Vieles hat heute noch zu sehr Marketing-
Meilensteine verbinde ich immer mit ei-     oft dort auf, wo der Unternehmenspro-              charakter. Und natürlich sollte der Nach-
ner Roadmap und die Roadmap für Nach-       zess endet. Der Unternehmer muss die               haltigkeitsansatz nicht nur im Geschäft-
haltigkeit gibt es in Form der SDG der      Wertschöpfungskette aber weiterden-                lichen, sondern auch im Privaten gelebt
UN, an denen wir uns orientieren sollten.   ken, nicht nur bis zu seinen eigenen Kern-         werden. Einige Ansätze und Vorausset-
Man muss das Rad nicht neu erfinden,        kompetenzen. Das ist eine Denke und ein            zungen sind vorhanden und vielverspre-
sondern diese übergeordneten Ziele auf      Mindset, die noch nicht überall vorhan-            chend. Nun fehlen lediglich die passen-
jeden einzelnen Bereich eines Geschäfts-    den sind. Das müssen wir in die Unter-             de Denkweise und das konsequente Tun!
modells herunterbrechen.                    nehmen, in die Köpfe und vor allem bis             Dabei bieten wir gern unsere Hilfe an, für
                                            in die Führungsebene bekommen.                     mittelständische wie auch Großunter-
EB:                                                                                            nehmen.
Absolut. Die Hürden, die wir beobachten,    EB:
liegen darin, die Supply Chain zu kon­      Und genau hier setzen wir an und ver-              KS:
trollieren und die richtigen Ressourcen     suchen diese Kultur in die Unternehmen             Unser Kernanliegen ist, dieses Thema
von den richtigen Lieferanten zu kaufen,    zu bekommen. Dazu haben wir einige                 nicht nur zu denken, sondern auch um-
absichtlich oder unabsichtlich. Hier se-    Impulse und Beratungsansätze, wie wir              zusetzen. Wir nennen uns „Co-Creator“
hen wir unsere Rolle darin, das Bewusst-    das gemeinsam mit den Unternehmen                  und in diesem Sinne packen wir es
sein dafür zu erweitern. Wenn elektri-      gestalten.                                         auch an!
sche Autos als nachhaltiges Produkt
verkauft werden, die Batterien dafür
aber in Südamerika unter schlimmsten
                                            PROF. DR. ESIN BOZYAZI                             KERSTIN SCHENK
Bedingungen produziert und Ressour-         esin.bozyazi@steinbeis.de (Autorin)                kerstin.schenk@steinbeis.de (Autorin)
cen im großen Stil rücksichtslos abge-
                                                             Steinbeis-Unternehmerin                           Steinbeis-Unternehmerin
baut werden, dann ist das sozial nicht                       Steinbeis-Beratungszentrum                        Steinbeis-Beratungszentrum
nachhaltig. Daraus leitet sich die Hürde                     Geschäftsmodelle der Zukunft                      Geschäftsmodelle der Zukunft
                                                             (Stuttgart)                                       (Stuttgart)
ab, woher Produzenten die benötigten
Ressourcen auf wirklich nachhaltige Wei-                     www.steinbeis.de/su/2319                          www.steinbeis.de/su/2319

                                                                                            Technologie.Transfer. Anwendung. TRANSFER 01|2021
12      FOKUS

NETWORKNATURE:
VERNETZTE EXPERTISE
FÜR KLIMASCHUTZ
UND NACHHALTIGKEIT
STEINBEIS BIETET PLATTFORM FÜR DEN AUSTAUSCH
ÜBER NATURBASIERTE LÖSUNGEN, PROJEKTE UND
BEST PRACTICES

Naturbasierte Lösungen, damit meint die EU natürliche oder gebaute Lösungen, die
die positiven Eigenschaften der Natur und intakter Ökosysteme nutzen und dadurch
einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung, insbesondere von Städten, liefern. Für
die Umsetzung der europäischen Strategien des Green Deals und der Biodiversität
sind sie unerlässlich. In einer Ausschreibung der Europäischen Kommission bekam
die Steinbeis 2i mit einem Konsortium aus vier weiteren Partnern den Zuschlag für
das Projekt NetworkNature. Das Steinbeis-Team begleitet die Etablierung einer
Plattform für naturbasierte Lösungen (NBS) und unterstützt die Markteinführung,
indem sie neue Geschäftsmodelle für NBS entwickelt.

Kennen Sie das Gefühl, wenn Sie an einem            ber 2020 mit einer Veranstaltung zum       gebieten für bedrohte Tierarten zählen.
heißen Sommertag in einen bewaldeten                Green Deal gemeinsam mit weiteren          Jede dieser Maßnahmen wirkt sich zu-
Stadtpark flüchten, um der sengenden                internationalen hochrangigen Vertretern    gleich positiv auf viele andere Nachhal-
Hitze zu entgehen? Über Ihnen entfaltet             ein deutliches Signal: Der Schutz intak-   tigkeitsziele aus.
sich das grüne Dach der Bäume und sofort            ter und die Wiederherstellung degra-
spüren Sie eine merkliche Abkühlung der             dierter Ökosysteme müsse ein zentra-       URBANE WÄLDER SCHÜTZEN
Temperatur. Diese Kühle verdanken wir               ler Baustein bei der Ausgestaltung des     KLIMA UND MENSCHEN
der Fotosynthese: Die Pflanzen entziehen            European Green Deals, aber auch der in-
der Umwelt Wärme und verwandeln CO2                 ternationalen Politik der EU sein. Ohne    Steinbeis 2i beteiligt sich seit Mitte letz-
in Sauerstoff, den wir einatmen. Dieses             naturbasierte Lösungen seien weder die     ten Jahres im Projekt NetworkNature an
sinnliche Erleben zeigt, wie wichtig Pflan-         Ziele für Klimaschutz und Klimaanpas-      der Etablierung einer Plattform, auf der
zen mit ihren einzigartigen Prozessen für           sung, noch zum Erhalt der Biodiversität    neue Forschungsergebnisse, Best Prac-
unser Leben sind.                                   erreichbar.                                tices und Informationen kuratiert und die
                                                                                               Möglichkeit der Vernetzung geschaffen
Eine nachhaltige Stadtentwicklung, die              Naturbasierte Lösungen verfolgen meh-      werden. Diese online verfügbaren Res-
Wiederherstellung degradierter Ökosys-              rere Ziele und weisen gleichzeitig öko-    sourcen werden durch Veranstaltungen,
teme, Klimaschutz und die Anpassung an              logische, ökonomische, soziale und kul-    Wissensprodukte und Handlungsemp-
den Klimawandel standen bereits im Zen-             turelle Vorteile auf. Sie nutzen die       fehlungen für bestimmte Zielgruppen wie
trum einer europäischen Expertengruppe              positiven Eigenschaften und Funktio-       auch halbjährlich wechselnde Themen-
zu „naturbasierten Lösungen und Re-Na-              nen intakter Ökosysteme, zu denen der      schwerpunkte ergänzt. Die Basis bildet
turierung von Städten“, die sich regelmä-           Schutz und die Wiederherstellung von       eine Gemeinschaft von über 30 EU-
ßig unter dem EU-Programm Horizont                  Wäldern, Mooren und Böden, die Etab-       Projekten, in und mit denen bereits Wis-
2020 traf. Auch das Bundesumweltmi-                 lierung entwaldungsfreier Lieferketten,    senslücken geschlossen und gute Bei-
nisterium und die EU setzten im Dezem-              aber auch die Ausweitung von Schutz-       spiele entwickelt wurden.

Technologie.Transfer. Anwendung. TRANSFER 01|2021
FOKUS        13

Die Stadt Gelsenkirchen beteiligt sich     ren sich auf das Gebiet Industriewald           einem Match-Making-Service bieten die
beispielweise aktuell an einem europäi-    Rheinelbe und einen Biomassepark in             Projektpartner unterschiedlichen Ziel-
schen Forschungsprojekt zu urbanen         der Zeche Hugo. Gelsenkirchen will              gruppen Services an, darunter Unter-
Wäldern: Im Fokus steht die baumba-        durch den Strukturwandel mit urba-              nehmer, Manager von natürlichen Res-
sierte grüne Infrastruktur, wie sie sich   nen Wäldern unterschiedliche soziale            sourcen, Flächeneigentümer, Stadt- und
in bewaldeten Parks, städtischen Wäl-      und ökologische Impulse setzen.                 Bauplaner aber auch junge Menschen.
dern und bei Bäumen in öffentlichen und
privaten Räumen findet. Diese Infra-       KLIMASCHUTZ BRAUCHT                             So bot das „The Nature of Cities (TNOC)
struktur hat eine große Bedeutung für      VERNETZUNG                                      Festival“ vom 22. bis 26. Februar 2021
den Naturhaushalt, das Klima, eine                                                         neue Perspektiven und überschritt Gren-
nachhaltige Stadtentwicklung und die       Mit einem Angebot zur Vernetzung, Wei-          zen, um sich die Städte für die Zukunft
Gesundheit der Menschen. Die Schwer-       terbildung und Beteiligung an Veranstal-        radikal vorzustellen. Das virtuelle Fes-
punkte der Forschungsarbeit und Best       tungen motiviert die Steinbeis 2i zur Kon-      tival, das in allen regionalen Zeitzonen
Practices in Gelsenkirchen konzentrie-     taktaufnahme mit neuen Zielgruppen. Mit         und in mehreren Sprachen angeboten

»
            BIODIVERSITÄT IN URBANEN RÄUMEN, EINE NACHHALTIGE
            LANDWIRTSCHAFT, LUFTREINHALTUNG UND EINE
            NACHHALTIGE MOBILITÄT SIND DIE GRUNDPFEILER FÜR
            EINEN BESSEREN KLIMASCHUTZ

                                                                                        Technologie.Transfer. Anwendung. TRANSFER 01|2021
14      FOKUS

wurde, bot die Möglichkeit, lokale Orte
und Ideen auf globaler Ebene miteinan-
der zu verbinden, um eine viel breitere
Perspektive und Beteiligung zu erhalten,
als es ein physisches Treffen in einer
Stadt jemals hätte erreichen können.

PLATTFORM FÜR LOKALE,
REGIONALE UND INTERNATIONALE
KOOPERATION

Die Steinbeis 2i GmbH arbeitet im Pro-
jekt NetworkNature mit vier weiteren
Partnern zusammen: ICLEI Europe –
Local Governments for Sustainability
(Deutschland), International Union for
Conservation of Nature (IUCN) (Schweiz
und Belgien), BiodivERsA (Frankreich)
und Oppla (Niederlande). Mit Expertisen
in Nachhaltigkeit, Forschung, Geschäfts-
strategie, Politik und Kommunikation ist
das Team gut gerüstet, um die wachsen-
de globale Community um naturbasier-
te Lösungen zu fördern. Ziel ist es, diese
zu vergrößern, die Implementierung und
Erweiterung naturbasierter Lösungen
voranzubringen und Ressourcen, Pro-
jekte, Best Practices und Tools unter
einem Dach anzubieten.

Der Dialog mit den politischen Entschei-
dern auf verschiedenen Ebenen spielt
ebenso eine große Rolle, denn es geht
                                                        UNTERSTÜTZUNG FÜR KMU
darum, Lösungen für die Herausforde-
rungen des Green Deals auf lokaler, na-
                                                        Die Steinbeis 2i wendet sich insbesondere an europäische KMU, bietet
tionaler und europäischer Ebene zu fin-
                                                        Marktanalysen an und unterstützt die Entwicklung neuer Geschäftsmodel-
den. Biodiversität in urbanen Räumen,
                                                        le, beispielsweise für Anbieter von Fassaden- und Dachbegrünung, Baum-
eine nachhaltige Landwirtschaft, Luft-                  pflanzung, Wasserversorgung in der Stadt oder Urban Farming. Um Prozes-
reinhaltung und eine nachhaltige Mobi-                  se der Co-Creation und Internationalisierung zu stimulieren, werden Trainings
lität sind die Grundpfeiler für einen bes-              konzipiert und interessierte Unternehmen werden mit Investoren in Kontakt
seren Klimaschutz und um das Ziel der                   gebracht.
Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen.
Die Projektpartner werden Forscher,
Unternehmer und Experten aus der Pra-
xis (Ingenieur- und Bauwesen, Stadt- und
Landschaftsplanung, natürliches Res-                ANETTE MACK                                       MATTHIEU GROSJEAN
sourcenmanagement), die hier bereits                anette.mack@steinbeis.de (Autorin)                matthieu.grosjean@steinbeis.de (Autor)
gute Lösungen entwickelt haben, zusam-                              Senior Manager Public Relations                   Project Manager Smart Cities,
menbringen und der Wissenschafts-                                   Steinbeis-Europa-Zentrum                          Transport, Logistik und
                                                                    (Stuttgart)                                       Elektromobilität
kommunikation einen Schub verleihen.
                                                                                                                      Steinbeis 2i GmbH (Stuttgart)
So soll das Thema auch für die breite                               www.steinbeis.de/su/2016
                                                                    www.steinbeis-europa.de                           www.steinbeis.de/su/2017
Öffentlichkeit verständlich werden.
                                                                                                                      www.steinbeis-europa.de

Technologie.Transfer. Anwendung. TRANSFER 01|2021
FOKUS              15

„IM KERN GEHT ES DARUM,
DIE EIGENEN KERNKOMPETENZEN
GRUNDLEGEND
WEITERZUENTWICKELN“
IM GESPRÄCH MIT PROFESSOR DR. CHRISTOPH ZANKER, STEINBEIS-UNTERNEHMER
AM STEINBEIS-TRANSFERZENTRUM INDUSTRIELLES INNOVATIONS- UND
TRANSFORMATIONSMANAGEMENT

                                                                                                                     © istockphoto.com/Eoneren

Die gegenwärtige Rezession nimmt so       begleitet er seit über zehn Jahren zahl-          Ist in dieser Situation überhaupt an
manches Unternehmen zum Anlass sich       reiche Unternehmen beim Aufbau sol-               neue Produkte und Veränderungs-
neu zu orientieren. Gerade der Mittel-    cher Netzwerke und weiß genau, wo­                prozesse zu denken?
stand kann dabei von Ecosystemen pro-     rauf zu achten ist, damit die Partnerwahl
fitieren, meint Professor Dr. Christoph   kein Glücksspiel wird.                         Meiner Wahrnehmung nach setzen sich
Zanker. Als Innovationsberater und                                                       die meisten Entscheidungsträger in der
Steinbeis-Unternehmer am Steinbeis-         Herr Professor Zanker, viele Unter-          Industrie genau damit auseinander. Und
Transferzentrum Industrielles Innova-       nehmen kämpfen aktuell damit, ihr            das aus gutem Grund, denn die aktuelle
tions- und Transformationsmanagement        Kerngeschäft aufrechtzuerhalten.             Pandemie hat in vielen Bereichen eine

                                                                                      Technologie.Transfer. Anwendung. TRANSFER 01|2021
16      FOKUS

katalytische Wirkung. Aus latent abseh-               Was raten Sie Unternehmen, die mit        Variante ist, die erforderlichen Fähig-
baren technologischen oder marktlichen                solchen Veränderungen umgehen             keiten selbst aufzubauen. Das ist aber
Veränderungen sind radikale Brüche                    müssen?                                   ein langwieriger Prozess und das Risiko
geworden. Vielen Unternehmen ist be-                                                            ist groß, wenn alle Ressourcen bei hoher
wusst, dass Kompetenzen, die bisher                 Die Gefahr, nach der Krise über kurz        Unsicherheit auf eine Karte gesetzt wer-
Basis für ihre Innovations-, Schaffens-             oder lang nicht mehr mit den Marktan-       den. Gerade wenn es um komplexe,
und Ertragskraft waren, nach der Krise              forderungen mithalten zu können, ist        hybride oder datenbasierte Leistungs-
teilweise, schlimmstenfalls ganz ent-               den meisten Unternehmen bewusst.            angebote geht, ist es empfehlenswer-
wertet werden.                                      Reihen geschlossen halten, so viel Wert-    ter auf Ecosysteme zu setzen.
                                                    schöpfung wie nur möglich im Hause
     Können Sie ein Beispiel nennen?                abdecken, risikoreiche Innovationspro-        Dass Unternehmen für neue Leis-
                                                    jekte zurückstellen – auf den ersten          tungsangebote kooperieren, ist an
Nehmen wir das Thema Wartung oder                   Blick scheint das die richtige Taktik aus     sich nichts Neues. Worin genau liegt
Reparatur komplexer Anlagen. Wer                    dem Lehrbuch zu sein. Genau das kann          der Unterschied zu einem Ecosys-
konnte sich vor anderthalb Jahren vor-              aber für Unternehmen fatal werden und         tem?
stellen, dass es plötzlich nicht mehr               das viel proklamierte „Disrupt yourself“
möglich ist, Servicetechniker an jeden              ist dabei auch keine Hilfestellung. Die     Ein Ecosystem geht über die bekannte
Ort der Welt zu entsenden? Genau das                Fragen nach dem „was“ und dem „wie“         Zulieferer-Abnehmer-Beziehung deut-
ist aber passiert. Die Shutdowns und                sind alles andere als trivial. Aus einem    lich hinaus. Es handelt sich um dauer-
Reiserestriktionen haben daher die                  TIER3-Hochpräzisionsteilefertiger wird      hafte Kooperationen zwischen verschie-
Na­chfrage nach datenbasierten Re­                  nun mal über Nacht kein datenbasier-        denen Akteuren, die ein gemeinsames
mote-Services schlagartig erhöht. Zwar              ter Systemlieferant für Medizintechnik.     Ziel eint, nämlich die Entwicklung und
waren die Technologien und Anwendun-                Darum geht es aber auch gar nicht,          Erbringung neuer und innovativer Leis-
gen schon vorher am Markt verfügbar,                vielmehr muss das Ziel sein, neue           tungsangebote. Ecosysteme sind damit
hatten aber eher Exotenstatus mit we-               Technologien zu erschließen, neue An-       keine sequenzielle Kette, sie haben viel-
nigen Nutzern. Was sich jetzt aber er-              wendungen zu entwickeln und nutzen-         mehr einen netzwerkartigen Charakter.
folgreich etabliert hat, wird auch nach             generierende Leistungsangebote für          Die Interaktion zwischen den Akteuren
Corona nicht einfach wieder verschwin-              bestehende und neue Kundengruppen           ist intensiver, vor allem wissensintensi-
den. Vielmehr können wir davon ausge-               aufzubauen. Und das mit hoher Ge-           ver und damit noch stärker auf Innovation
hen, dass Remote-Services in den                    schwindigkeit.                              ausgelegt. Auch die Machtasymmetrien
nächsten zwei bis drei Jahren zum                                                               zwischen den beteiligten Unternehmen
Standard werden. Ein exzellentes Netz-              Im Kern geht es darum, die eigenen          sind deutlich geringer. Jeder einzelne
werk mit vielen Service-Niederlassun-               Kompetenzen grundlegend weiterzuent-        Akteur gewinnt daher auch an Bedeu-
gen, das gestern einen echten Wettbe-               wickeln, umzuwidmen und um fehlende         tung für das Leistungsangebot insge-
werbsvorteil mit sich gebracht hat, ist             Bausteine zu ergänzen. Dabei gibt es        samt und ist weniger austauschbar.
übermorgen nur noch halb so wertvoll.               grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Eine

  »                AUS LATENT ABSEHBAREN TECHNOLOGISCHEN
                   ODER MARKTLICHEN VERÄNDERUNGEN SIND
                   RADIKALE BRÜCHE GEWORDEN.

Technologie.Transfer. Anwendung. TRANSFER 01|2021
FOKUS            17

  Das klingt erstmal vielversprechend,      hängigkeit von der Leistung der anderen            Viele große Unternehmen kooperie-
  warum tun sich Ihrer Erfahrung            ist. Fällt ein Partner aus oder agiert op-         ren verstärkt mit Start-ups. Macht
  nach viele Unternehmen dennoch            portunistisch, dann kann ein komplettes            das auch für kleine und mittelstän-
  so schwer mit der Partnersuche?           Leistungsangebot in sich zusammenfal-              dische Unternehmen Sinn?
                                            len. Auch kann es Sinn machen, dass
Häufig begegnen mir zwei Extreme: Die       Unternehmen, die bisher im Wettbewerb           Eindeutig ja. Meiner Erfahrung nach
Konservativen benennen einen „Koope-        zueinanderstanden, Kooperationen ein-           klappen solche Kooperationen häufig
rationsbeauftragten“ oder bestenfalls       gehen. Das ist nicht unmöglich, bedarf          sogar deutlich besser als mit den gro-
eine „Task Force New Business“, die sich    aber anderer Taktiken und Muster. Kurz-         ßen Playern. Das hat vor allem drei
jetzt „endlich mal dem Thema anneh-         um: Es muss eine permanente und sehr            Gründe: Erstens ist – entgegen vieler
men soll“. Die vermeintlich Progressi-      bewusste Chancen-Risiken-Abwägung               Unkenrufe – die Anpassungsfähigkeit
ven setzen auf Co-Working-Spaces und        stattfinden und die eigene Organisation         von Mittelständlern sehr ausgeprägt und
Innovationhubs und proklamieren eine        strukturiert geöffnet werden, sonst las-        es besteht ein ehrliches Interesse da­ran,
neue wertebasierte Scheiterkultur, bei      sen sich die externen Kompetenzen nicht         langfristig zusammenzuarbeiten und
der kooperative Innovationen aber           verwerten.                                      sich gegenseitig zu unterstützen. Zwei-
höchstens aus Zufall entstehen. In der                                                      tens sind die Machtasymmetrien zwi-
Praxis sind beide Ansätze Irrwege, weil        Wie kann das konkret aussehen?               schen den Kooperationspartnern deut-
sie keine substanziellen Änderungen mit                                                     lich geringer. Junge Unternehmen
sich bringen. Innovationen entstehen        Ein Beispiel: Ich durfte über drei Jahre        können dem Mittelstand oft bei der
nicht aufgrund der Tatsache, dass eini-     hinweg einen mittelständischen Her-             Digitalisierung neue Türen öffnen, wäh-
ge Führungskräfte jetzt weiße Sneaker       steller von Standard-Heizelementen für          rend sie selbst von konkreten Anwen-
tragen, und der Aufbau eines Ecosys-        Weiße Ware begleiten, ein klassisches           dungsfällen und Marktzugängen profi-
tems folgt auch nicht dem Zufallsprin-      Lowtech-Produkt. Da die Kunden zu-              tieren. Und zu guter Letzt sind die
zip, sondern vielmehr einer klaren Vision   nehmend in Niedriglohnländer abwan-             Innovationskulturen im Mittelstand und
und Zielsetzung. Das ist zu 98 Prozent      derten, waren die Zukunftsaussichten            bei Start-ups deutlich ähnlicher als die
harte Arbeit und vor allem planbar. In      eher düster. Das Unternehmen stand vor          zwischen Großunternehmen und Start-
der Organisation muss dann an vielen        der Wahl: Transformieren und massiv             ups, weil immer die konkrete Lösung
kleinen und großen Stellschrauben sys-      Innovationskraft aufbauen oder vor sich         im Zentrum steht, nicht das Image.
tematisch und integriert gedreht werden:    hindümpeln. Durch den Aufbau eigener
Die eigene Rolle im Ecosystem muss de-      Entwicklungskompetenzen, vor allem
finiert, neue Innovationsprozesse auf-      aber durch den Zusammenschluss mit
und umgesetzt und die nötigen Schnitt-      anderen Herstellern und Technologie-
stellen nach innen und außen geschaffen     lieferanten, ist es dem Unternehmen
werden. Diese Schnittstellen werden         gelungen, komplexe Hightech-Anwen-
durch sogenannte Boundary Spanner           dungen und ein viel breiteres und kun-
personifiziert, die – unternehmensüber-     denindividuelles Leistungsangebot zu
greifend – kollektive Innovationsprozes-    realisieren. Heute hat das Unternehmen
se fördern, gemeinsame Wissensbestän-       eine umfassende Transformation hinter
de entwickeln und Impulse intern wie        sich und liefert im Netzwerk sehr erfolg-
extern kanalisieren, um sie auch ver-       reich Hightech-Anwendungen in den
werten zu können.                           Maschinenbau. Der Aufbau solcher Eco-
                                            systeme und die damit einhergehende
  Wenn alles Wissen geteilt wird, birgt     Transformation sind also auch für mit-
  das doch auch gewisse Risiken?            telständische Unternehmen kein Hexen-           PROF. DR. CHRISTOPH ZANKER
                                                                                            christoph.zanker@steinbeis.de (Autor)
                                            werk, wenn die Aufgabe systematisch
Das ist richtig, gilt aber für jede ge-     angegangen wird. Häufig braucht es                              Steinbeis-Unternehmer
schäftliche Beziehung. Entscheidend ist     lediglich einen Impulsgeber und etwas                           Steinbeis-Transferzentrum
                                                                                                            Industrielles Innovations- und
immer, wie man damit umgeht. Speziell       strukturierende Unterstützung von au-                           Transformationsmanagement
im Fall von Ecosystemen muss man sich       ßen, um schnell erste Erfolge zu ver-                           (Nürtingen)

klar machen, wie stark die eigene Ab-       buchen.                                                         www.steinbeis.de/su/2261

                                                                                         Technologie.Transfer. Anwendung. TRANSFER 01|2021
18       FOKUS

„ERST WENN DIE
KOSTEN WIRKLICH
WEHTUN, WIRD EIN
UMDENKEN IN DER
BREITE EINSETZEN“
IM GESPRÄCH MIT STEINBEIS-UNTERNEHMER UND
ENERGIETECHNIKER DR.-ING. THOMAS FREITAG

Man kann den „Greta-Effekt“ kontrovers diskutieren, aber eins scheint sicher: Die
junge Klimaaktivistin hat dem Klimawandel eine enorme Öffentlichkeitswirksam-
keit beschert. Doch das wird nicht für ein nachhaltiges Umdenken in Gesellschaft
und Wirtschaft ausreichen, meint Dr.-Ing. Thomas Freitag, Steinbeis-Unterneh-
mer am Steinbeis-Transferzentrum Energie- und Umwelttechnik. Er konzentriert
sich in seiner Arbeit auf die Erarbeitung von komplexen Energiekonzepten und
das Energiemanagement, um den Energiebedarf zu minimieren. Mit der TRANS-
FER hat er sich über die eigentlichen Herausforderungen unterhalten, denen wir
bei der Begegnung mit dem Klimawandel gegenüberstehen.

     Herr Dr. Freitag, das verantwor-               große Verbrauch der Bestandsimmo-          Zuerst sollte immer eine grundlegende
     tungsvolle Managen von Energie-                bilien wird bis jetzt kaum angegangen,     Bestandsaufnahme erfolgen. Dafür gibt
     ressourcen rückt immer mehr in                 da dort die Kosten der Einsparmaßnah-      es für viele Unternehmen sehr lukrative
     den Fokus der Unternehmen, aber                men nicht auf die Nutzer umgelegt wer-     Fördermittel. Ich rate dazu, auf kompe-
     auch der Städte und Kommunen.                  den dürfen.                                tente Experten zu setzen, die den aktu-
     Was sind aus Ihrer Sicht die größ-                                                        ellen Stand der Technik, aber auch der
     ten Herausforderungen dabei?                   Würden schon jetzt die Folgekosten der     gesetzlichen Regelungen kennen. Denn
                                                    Energieerzeugung aus fossilen und ato-     es gibt immer wieder Projekte, die durch
Ein Problem ist, dass man auch in Ent-              maren Energieträgern mit in den Ener-      unzureichende Planung entweder nicht
scheidungspositionen immer noch auf                 giepreis eingerechnet werden, wären        wirtschaftlich sind oder technisch nicht
Menschen trifft, die den anthropogenen              diese schon längst nicht mehr so güns-     funktionieren.
Klimawandel und die damit zukünftig auf             tig, wie sie es momentan noch sind. Lei-
uns zukommenden Probleme als nicht                  der werden die sogenannten Ewigkeits-        Wie kann der weltweit steigende
real oder von der Zivilisation beeinfluss-          kosten immer noch zum großen Teil auf        Energiebedarf Ihrer Meinung nach
bar ansehen. Teilweise gibt es ein er-              die gesamte Gesellschaft umgelegt, in-       jetzt, aber auch in Zukunft gedeckt
schreckendes Desinteresse an derar-                 dem sie vom Staat getragen werden.           werden? Ist dafür ein Umdenken in
tigen Fragestellungen. Auf der anderen                                                           der Wirtschaft und Gesellschaft not-
Seite ist der verantwortungsvolle Um-                 Viele Unternehmen setzen sich ak-          wendig?
gang mit Energieressourcen immer mit                  tuell mit der Frage der Energieein-
finanziellem Aufwand verbunden. Kurz-                 sparung auseinander, sowohl aus          Da Wirtschaft und Gesellschaft ein sehr
fristiges ökonomisches Denken, hohe                   wirtschaftlichen, aber auch aus Um-      träges System bilden, wird ein Umden-
Kosten und geringes finanzielles Ein-                 weltschutzgründen. Welche Vorge-         ken nur durch einschneidende Maßnah-
sparpotenzial machen die Umsetzung                    hensweise würden Sie hier empfeh-        men von außen induziert werden kön-
solcher Projekte schwierig. Der sehr                  len?                                     nen. Die in diesem Jahr begonnene

Technologie.Transfer. Anwendung. TRANSFER 01|2021
FOKUS              19

                                                                                                                          © istockphoto.com/DKosig

CO2-Bepreisung ist ein erster Schritt in   Basis einen gewissen Mindestenergie-            giesystem unweigerlich schwieriger wer-
die richtige Richtung. Aber erst wenn      verbrauch bedingt. Ob ein radikales Um-         den als mit wenigen großen Erzeugern.
die Kosten wirklich wehtun und Alterna-    denken in der Mobilität und im Wohl-            Die Gegenwart zeigt allerdings, dass
tiven aufgezeigt werden, wird ein Um-      stand wirklich realistisch ist, möchte ich      dies ein lösbares regelungstechnisches
denken in der Breite einsetzen. Alter-     zurzeit bezweifeln. Wichtig wäre, dass          Problem darstellt.
nativ dazu müssen wir warten, bis der      die großen Industrienationen zusam-
Klimawandel solch große Auswirkungen       menarbeiten und sich abstimmen, um                 Welche Rolle spielt die Digitalisie-
auf uns Menschen hat, dass wir zum         eine Abwanderung der energieintensi-               rung dabei?
Handeln gezwungen werden. Leider be-       ven Industrie in andere Länder zu ver-
schränkt sich dann unser Handeln nur       meiden.                                         Insbesondere der erwähnte letzte Punkt
noch auf Schadensbegrenzung.                                                               der Koordination des gesamten Energie-
                                           Eine bedarfsgerechte Deckung des Ener-          systems, von der Regelung bis zum Ver-
Natürlich ist ein effizienter Umgang mit   giebedarfs ist natürlich die entscheiden-       brauch, wird nur mit einem gewissen
Energie essenziell. Man muss aber auch     de Voraussetzung unseres Wohlstands.            Grad an Digitalisierung möglich sein.
eingestehen, dass unser Lebensstil als     Diese wird mit einem heterogenen Ener-

                                                                                           DR.-ING. THOMAS FREITAG
                                                                                           thomas.freitag@steinbeis.de (Autor)

                                                                                                           Steinbeis-Unternehmer
                                                                                                           Steinbeis-Transferzentrum
                                                                                                           Energie- und Umwelttechnik
                                                                                                           (Oelsnitz)

                                                                                                           www.steinbeis.de/su/340
                                                                                                           www.stz-energie.de

                                                                                        Technologie.Transfer. Anwendung. TRANSFER 01|2021
20      FOKUS

             GRÜNER WASSERSTOFF:
          IN 40 JAHREN VON DER VISION
                  ZUR REALITÄT
         DIE SCHLÜSSELTECHNOLOGIE STELLT EINEN WICHTIGEN MEILENSTEIN
                    AUF DEM WEG ZUR KLIMANEUTRALITÄT DAR

      Solarisierung der Gebäudeblöcke im Klimaquartier Neue Weststadt Esslingen

Fossilfrei und raus aus der Abhängigkeit            durch Wasserelektrolyse in grünen          Strompreis aus den PV-Anlagen und
vom Öl – das war die Vision für die Ener-           Wasserstoff nach dem Prinzip Power-        Windparks dramatisch gesunken. In
gieversorgung der Zukunft vor rund 40               to-Gas.                                    Deutschland wird der grüne Strom für
Jahren. Namhafte Forschungsinstitute                                                           unter 5 ct/kWh, in Südeuropa für unter
haben schon damals an dem Thema im                  Vor 40 Jahren stand im Mittelpunkt die     3 ct/kWh produziert.
Rahmen von Förderprogrammen des                     Suche nach alternativen Energieträgern
For­schungsministeriums (heute BMBF)                und der Ersatz von Erdöl in der chemi-     GRÜNER WASSERSTOFF ALS
gearbeitet. Die solare Wasserstoff-                 schen Industrie für das „Post-oil“-Zeit-   SCHLÜSSELELEMENT DER
wirtschaft in Deutschland ist also nicht            alter. Wasserstoff als Sekundärenergie,    ENERGIEWENDE
neu. Wie lässt sich dann aber der aktu-             produziert aus Sonnen- und Wind-
elle Hype um den „grünen“ Wasser-                   energie, wurde als ein universelles        Die Ziele der Energiewende in Deutsch-
stoff erklären und was hat sich in den              Wundermittel für die Zukunft gesehen.      land, 2010 durch das Bundesministeri-
letzten vier Dekaden verändert? Profes-             Eine technische Lösung war greifbar,       um für Wirtschaft und Energie formu-
sor Dr.-Ing. Manfred Norbert Fisch vom              der Strom aus der erneuerbaren Ener-       liert, und das ambitionierte Klimaziel
Steinbeis-Innovationszentrum energie-               gie aber viel zu teuer. Inzwischen hat     der EU mit dem „Green Deal“ aus dem
plus geht dieser Frage nach. Seine                  sich zum einen die Zielsetzung geändert,   Jahr 2019 lassen sich aus Sicht des
Überzeugung: Eine der Schlüsseltech-                es geht heute um die kostenoptimale        Steinbeis-Experten Manfred Norbert
nologien für das klimaneutrale Europa               Verringerung der anthropogenen CO2-        Fisch nur annähernd mit einem extrem
ist die Umwandlung des Überangebots                 Emissionen zur Minimierung von Kli-        beschleunigten Ausbau der Photovolta-
von Strom aus erneuerbaren Energien                 mafolgeschäden. Zum anderen ist der        ik- und Windenergieanlagen erreichen.

Technologie.Transfer. Anwendung. TRANSFER 01|2021
FOKUS        21

                                              sätzlich kann es in Brennstoffzellen zur         ben in Deutschland und 2 Mrd. Euro für
                                              Rückverstromung genutzt werden. Da-              Beteiligungen in sonnenreicheren Län-
                                              neben wird der grüne Wasserstoff in              dern zur Verfügung gestellt werden. Es
                                              den nächsten Jahren zur Dekarbonisie-            wäre notwendig, einen großen Teil des
                                              rung der Industrie und Mobilität benö-           750 Mrd. Euro umfassenden EU-Kon-
                                              tigt. Mit rund 33 kWh/kg ist die Ener-           junkturprogramms in Südeuropa für
                                              giedichte im Vergleich zum Diesel rund           den Aufbau von Industrie und Projekten
                                              dreimal so hoch, sodass H2 als Kraft-            im Kontext des Green Deal einzusetzen,
                                              stoff ein hohes Potenzial zum Beispiel           um damit zukunftssichere Arbeitsplät-
                                              für den Einsatz im Schwerlastverkehr             ze zu schaffen und grünen Strom und
     Anlieferung des Elektrolyseurs im        hat. Für 1 kg Wasserstoff werden für die         Wasserstoff nach Mitteleuropa zu ex-
     Klimaquartier Neue Weststadt Esslingen
                                              Spaltung durch die Elektrolyse 45 bis            portieren. Wieviel von dem für 2050 ge-
                                              50 kWh Strom benötigt und mit rund               schätzten Bedarf mit rund 15 Mio. t
                                              16-20 Liter Leitungswasser eine nicht            Wasserstoff jährlich in Deutschland und
                                              unerhebliche Menge an Wasser. Die da-            Europa produziert oder aus der Ferne
                                              bei abzuführende Wärme, im Tempera-              importiert werden wird, ist weniger ent-
                                              turbereich von 60 bis 65 °C, wird in der         scheidend als zu erkennen, dass der
                                              Regel an die Umgebung abgegeben. Der             Zeitpunkt zu Handeln erreicht ist. Road-
                                              Wirkungsgrad von PEM- und alkalischen            maps und Studien zu diversen Szenarien
                                              Elektrolyseuren liegt bei etwa 60 %.             helfen nicht weiter, sie verkürzen nur die
                                              Der entscheidende Vorteil von Wasser-            verbleibende Zeit der Umsetzung. Die
                                              stoffmolekülen ist die verlustfreie Spei-        notwendigen Technologien zur Produk-
                                              cherung über lange Zeiträume, ganz im            tion von grünem Wasserstoff sind alle
                                              Gegensatz zu Elektronen in Batterien.            verfügbar, sie müssen nur angewendet
                                              Das spricht für die Mittel- und Langzeit-        werden.
                                              speicherung von grünem Wasserstoff,
                                              um damit unter anderem die befürch-              Ein völlig veralteter Ansatz geht der Fra-
                                              teten „Dunkelflauten“ – Zeiten, in denen         ge nach, was der grüne im Vergleich zum
                                              wegen fehlenden Windes und Dunkel-               konventionell hergestellten Wasser-
                                              heit keine Energie in Wind- und Photo-           stoff kosten darf, 1,50 oder 2 Euro/kg?
                                              voltaikanlagen produziert werden kann            Diese Frage ist im Kontext des Klima-
                                              – zu überbrücken.                                schutzplans der Bundesregierung nicht
Die benötigte Kraftwerksleistung aus                                                           zielführend, vielmehr muss die Frage
erneuerbaren Energien (EE) wird gegen-        DER ZEITPUNKT ZU HANDELN                         beantwortet werden, mit welchen kos-
über dem heutigen Stand mit ca. 110 GW        IST JETZT                                        tenoptimalen Maßnahmen das Ziel er-
in Deutschland bis 2050 um mindestens                                                          reicht werden kann. Trotzdem muss die
das Fünffache wachsen. Mit diesem Fak-        Der aktuelle Hype um den grünen Was-             Diskussion geführt werden, wo und mit
tor wachsen dann auch nicht nutzbare          serstoff wird durch die „Nationale Was-          welchen Technologien die großen Men-
Stromüberschüsse, die sich aus dem            serstoffstrategie“ (NWS) der Bundes-             gen an grünem Wasserstoff produziert
fluktuierenden Angebot der EE ergeben.        regierung beflügelt. Deutschland strebt          werden, zu welchen Preisen er zu den
Daher ist grüner Wasserstoff eines der        mit der NWS die Weltmarktführerschaft            Abnehmern kommt und welche Auswir-
Schlüsselelemente der Energiewende:           auf dem Gebiet der Wasserstofftechno-            kungen auf die damit produzierten Wirt-
Stromüberschüsse sollten nicht wie der-       logie mit Elektrolysen, Brennstoffzellen,        schaftsgüter zu erwarten sind.
zeit üblich „abgeregelt“, sondern in den      H2-Infrastruktur, H2-Abfüll- und Tank-
chemischen Energieträger Wasserstoff          stationen etc. an. Ein ambitioniertes Ziel,      ELEKTROLYSE: WASSERSPALTUNG
umgewandelt werden (Power-to-Gas).            für das es notwendig sein wird, das              DURCH STROM
Dieser grüne Wasserstoff (H2) kann den        German Engineering zu nutzen sowie
Kohlenstoff in vielen Prozessen, zum          risikofreudige und innovative Unterneh-          Die Kosten des grünen Wasserstoffs
Beispiel als Reduktionsmittel bei der         men im Aufbau von Fertigungskapazi-              hängen in erster Linie von den Strom-
Stahlherstellung, ersetzen. Aus H2 las-       täten im Gigawatt-Bereich in Europa zu           gestehungskosten, den Betriebszeiten
sen sich synthetisches Methan und syn-        unterstützen. Bis 2030 sollen für den            des Elektrolyseurs und von den Inves-
thetische Kraftstoffe produzieren, zu-        Markthochlauf 7 Mrd. Euro für Vorha-             titionskosten der Elektrolyseanlagen ab.

                                                                                            Technologie.Transfer. Anwendung. TRANSFER 01|2021
22      FOKUS

                2020                                     Strom
                                                       Produktion                                            2050

                                                           60 %                                                             20 %
                  Atom                   Kohle   Gas                              Gas                 BHKW

                                                           40 %                                                             80 %
                  Wind         PV       Wasser                                    Wind           PV    Wasser    Gebäude

                Kraftwerksleistung EE
                                                               x5

Grüner Wasserstoff wird in den nächsten             ge Verflüssigung, die Verluste und die            und Windkraftwerksleistung auf 500 bis
Jahren für 3 bis 5 Euro/kg produzierbar             Kosten des Transports sowie die geo-              550 GW kein Flächenproblem. Für PV-
sein. Die Anlagenkosten zur Produktion              politische Abhängigkeit sind darüber hi-          Anlagen sind ausreichend Dach- und
von Wasserstoff werden durch eine in-               naus Herkulesaufgaben, für die Lösun-             Freiflächen vorhanden. 250 GW Photo-
dustrielle Fertigung im Gigawatt-Bereich            gen entwickelt werden müssen. „Nach               voltaik würden umgerechnet lediglich
um mindestens zwei Drittel auf spezifi-             meinen Berechnungen ergeben sich un-              2 bis 3 % der landwirtschaftlich genutz-
sche Investitionen von unter 500 Euro/              ter Berücksichtigung aller Aufwendun-             ten Areale bedecken, ohne Berücksich-
kW sinken.                                          gen bis zum Abnehmer in Deutschland               tigung von nutzbaren Dachflächen.
                                                    keine nennenswerten Preisvorteile zwi-
„Ein großer Teil des Wasserstoffs soll-             schen Wasserstoff aus Deutschland be-             Ein weiterer Vorteil einer in Deutschland
te dort produziert werden, wo der Be-               ziehungsweise Südeuropa und den ME-               lokal eingebundenen elektrolytischen
darf direkt gedeckt werden kann“, meint             NA-Staaten“, so Manfred Norbert Fisch.            Wasserstoffproduktion ist die Möglich-
Manfred Norbert Fisch. Die Verteilung               Es bleibt die Frage des Flächenpotenzi-           keit, die aus dem Prozess entstehende
über LKW-Trailer hat ihre Grenzen, letzt-           als und der Akzeptanz in der Bevölkerung          Abwärme zur Versorgung von Gebäuden
endlich transportiert ein 40-Tonnen-                zur Umsetzung der benötigten Windparks            und Quartieren zu nutzen. Rund 30 % des
Fahrzeug einige hundert Kilogramm                   und Photovoltaik-Freiflächenanlagen. In           eingesetzten Stroms werden in Wärme
Wasserstoff (15-20 MWh). Die Erdgas-                Deutschland wäre der Ausbau der PV-               umgewandelt. Die Effizienz des Systems
netze in Deutschland sind grundsätz-
lich geeignet, um die großen Wasser-
                                                                                                                        Wasserstoffpreise beim Abnehmer
stoffmengen zu verteilen sowie von
Süd- nach Mitteleuropa zu transpor-
tieren. In einer Übergangszeit bis 2050
wird es Mischnetze mit einem zweistel-
ligen Prozentanteil an H2 geben. Paral-
                                                                                    Verteilung
lel werden zukünftig reine Wasserstoff-
netze die Industriezentren in Europa
verbinden. Wie der in Nordafrika oder                                                    Transport
                                                                                                                Transport
                                                                                                                 Tanker
anderen sonnenreichen Gegenden pro-                                                       Pipeline

duzierte grüne Strom, grüne Wasser-
stoff oder grüne Kraftstoff nach Europa
kommt, ist eine spannende technisch-
                                                                                   Produktion
ökonomische Ingenieuraufgabe. Den
Wasserstoff in den sonnenreichen, ari-
den Gebieten herzustellen, erfordert
große Wassermengen, die energieinten-
siv überwiegend aus Meerwasser ge-
                                                                        Süddeutschland           Südeuropa           MENA-Region
wonnen werden. Die energieaufwendi-

Technologie.Transfer. Anwendung. TRANSFER 01|2021
FOKUS        23

     Erforderlicher Ausbau der PV- und                                                              O2          Abwärme 35 %
     Windenergiekapazitäten
                                                   Wind-
                                                   energie
                                                                             H2O

                                                      100 %                                                                        60 %
                                                    „Grüner“ Strom                         Wasserelektrolyse                     Grüner H2
                                                                                             44 - 50 kWhel/kgH2

                      Energieperformance der
                       Wasserstoffelektrolyse

steigt damit deutlich, von rund 60 auf          rund 500 Wohneinheiten, Büro- und                   gedeckt. Der Jahres-Nutzungsgrad der
nahezu 90 %. Wenn nur die Hälfte des            Gewerbeflächen sowie den Neubau der                 Elektrolyse erhöht sich somit auf etwa
im Jahr 2050 benötigten grünen Was-             örtlichen Hochschule. Ziel ist es, einen            85 bis 90 %. Die Untersuchungen zu
serstoffs, also rund 7,5 Mio. t pro Jahr,       nahezu klimaneutralen Stadtteil zu er-              weiteren Vermarktungspfaden des grü-
in Deutschland produziert wird, ent-            richten. Im Projekt wird diese Größe mit            nen Wasserstoffs, wie die Trailer-Ab-
steht eine nutzbare Abwärme von etwa            einer CO2-Emission pro Kopf und Jahr                füllung oder der Bau von H2-Leitungen
110 TWh/a. Dies entspricht in etwa dem          von unter einer Tonne für Wohnen und                zu nahe gelegenen Industriestandorten,
heutigen Fernwärmeaufkommen und                 Mobilität definiert. Erreicht wird das              sind in der Bearbeitung.
reicht zur Wärmeversorgung von rund             unter anderem durch die Reduzierung
14 Mio. energetisch sanierten Wohnun-           des Energiebedarfs, einen hohen Grad                Das fast fertiggestellte Vorhaben ist ei-
gen. Das Potenzial ist daher in vielerlei       an Solarisierung (ca. 1.500 kWp PV), die            nes der sechs Leuchtturmprojekte des
Hinsicht erheblich und mit vorhandenen          Nutzung der Abwärme aus der Wasser-                 6. Energieforschungsprogramms der
Konzepten erschließbar.                         stofferzeugung sowie den Einsatz von                Bundesregierung in der Förderinitiative
                                                importiertem Biomethan in Blockheiz-                „Solares Bauen/Energieeffiziente Stadt"
AUF DEM WEG ZUR                                 kraftwerken. Zentrales Element der                  und wird von 2017 bis 2022 mit etwa 12
KLIMANEUTRALEN STADT                            Energieversorgung des Quartiers ist                 Mio. Euro gefördert. Die im Jahr 2019
                                                ein Wasserstoff-Elektrolyseur mit einer             gegründete Gesellschaft Green Hydro-
Das Projekt „Klimaquartier Neue West-           Leistung von 1.000 kWel. Der eingesetz-             gen Esslingen (GHE) ist der Investor, Be-
stadt“ im baden-württembergischen               te Strom kommt aus den auf den Ge-                  treiber und Vermarkter des grünen Was-
Esslingen folgt dem Ansatz der heimi-           bäudedächern installierten PV-Anlagen               serstoffs und der Abwärme aus der
schen Stromerzeugung aus erneuerba-             sowie überwiegend aus Erzeugungs-                   H2-Produktion. In Abhängigkeit von den
ren Energien, der lokalen Wasserstoff-          anlagen, die von außerhalb überschüs-               Strompreisen (8 bis 10 ct/kWh) ergibt
produktion und der Abwärmenutzung               sigen, erneuerbaren Strom über das                  sich aktuell ein Wasserstoffpreis von 6
zur Wärmeversorgung des Stadtteils.             öffentliche Stromnetz liefern. Mit der              bis 7 Euro/kg. Der Probebetrieb ist bis
Der grüne Wasserstoff wird ins Erdgas-          Abwärme aus dem Elektrolyseur wird                  Mai 2021 geplant, dann beginnt eine
netz der Stadt eingespeist und trägt            über ein Nahwärmenetz rund die Hälf-                zweijährige Monitoringphase durch das
damit zur Dekarbonisierung des Ener-            te des Wärmebedarfs der Wohn- und                   Steinbeis-Innovationszentrum energie-
giesektors bei. Im Rahmen der For-              Gewerbeflächen und der Hochschule                   plus.
schung wird darüber hinaus untersucht,
welche weiteren direkten Verwertungs-
pfade in die Sektoren Mobilität und In-
dustrie in den nächsten Jahren tech-            PROF. DR.-ING. MANFRED NORBERT FISCH
                                                manfred-norbert.fisch@steinbeis.de (Autor)
nisch-wirtschaftlich erschlossen werden
können. Das Reallabor der Energiewen-                           Steinbeis-Unternehmer
                                                                Steinbeis-Innovationszentrum energieplus (Braunschweig)
de auf einem innerstädtischen Areal
von 12 ha wird im Juni 2021 eingeweiht.                         www.steinbeis.de/su/1725
Das Quartier umfasst im Endausbau

                                                                                                Technologie.Transfer. Anwendung. TRANSFER 01|2021
Sie können auch lesen