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vm Ve r b a nd s M a g a z i n Themen, Trends und Fakten der Wohnungs- und #12 – 1 2022/2023 Immobilienwirtschaft – VdW Rheinland Westfalen 23 VERANSTALTUNGSTERMIN VORMERKEN! WOHNRAUMFÖRDERUNG 2023 20 VDW UNTERZEICHNET VCD-CHARTA „INTELLIGENTE MOBILITÄT IM WOHNQUARTIER“ 4 SCHWERPUNKT An der Seite der Menschen – Soziales Engagement der Wohnungswirtschaft
EDITORIAL 1 Den Mieterinnen und Mietern verpflichtet I m vergangenen Jahr um diese Zeit waren len Unterbringung von Geflüchteten aus der wir alle sehr mit der sich zuspitzen- Ukraine, der Abfederung von sozialen Här- den Pandemie beschäftigt. Wir hatten ten in schwierigen Zeiten, der Bekämpfung die Hoffnung, dass es im kommenden Jahr von Wohnungslosigkeit oder der alters- und besser wird. Leider kam es anders. Unsere pflegegerechten Gestaltung des Wohnens: Gesamtsituation ist anspruchsvoller und Die Vernetzung der Komponenten Wohnen unübersichtlicher geworden. und Soziales ist von elementarer Bedeutung und für die VdW-Mitgliedsunternehmen Die gestiegenen und voraussichtlich wei- und -genossenschaften selbstverständlich terhin steigenden Energiekosten treffen die zugleich. Mieterinnen und Mieter der Verbandsmit- glieder hart, besonders Menschen mit nied- „Eine neue Freude ist gekommen, die es rigem oder sehr niedrigem Einkommen. noch nie davor gab“, so beginnt ein ukrai- Diese Menschen kamen auch vor der Ener- nisches Weihnachtslied. Für diejenigen, die giekrise oft nur knapp über die Runden. aufgrund des Krieges aus ihrer Heimat zu Quelle: Baugesellschaft Nettetal uns geflüchtet sind, ein Trost und Hoffnungs- Auch wenn von politischer Seite Unterstüt- schimmer. Die Welt hat sich seit dem letzten zungen für finanzielle Entlastungen umge- Weihnachtsfest verändert und fordert von „Die Vernetzung der setzt werden, erwarten viele Wohnungsun- allen in unserer Gesellschaft Solidarität ein. ternehmen und Wohnungsgenossenschaften Umso wichtiger erscheint es in diesem Jahr, Komponenten Wohnen viele Stundungsanfragen und Zahlungsaus- zur Ruhe zu kommen und neue Energie für und Soziales ist von fälle. Das stellt für die Verbandsmitglieder das kommende Jahr zu tanken. elementarer Bedeu- eine wirtschaftliche Herausforderung dar, hält sie aber nicht davon ab, die Menschen in Ich wünsche Ihnen ein frohes und geseg- tung und für die ihren Wohn- und Stadtquartieren, wo immer netes Weihnachtsfest, einen schönen Jah- Wohnungswirtschaft es geht, zu unterstützen. reswechsel und alles Gute für das Jahr 2023. selbstverständlich Denn das soziale Engagement im Quartier zugleich“ ist für die sozial orientierte Wohnungswirt- Volker Ruiters schaft seit Langem ein fester Bestandteil ihres Handelns. Sie versteht sich als Partner Vorstand der Baugesellschaft Nettetal bei der Bewältigung vielfältiger Herausfor- Gemeinnütziges Wohnungsunternehmen AG derungen und bereitet den Boden für eine Vorsitzender des VdW-Arbeitskreises langfristige Entwicklung. Ob bei der schnel- Generationengerechtes Wohnen 12/2022 – 01/2023 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
2 INHALT 4 18 An der Seite der Menschen – Genossenschaften in heraus- Soziales Engagement der Wohnungswirtschaft fordernden Zeiten Quelle: ink drop – stock.adobe.com Quelle: VdW Rheinland Westfalen AKTUELLES 16 Bezahlbares Wohnen in der (Energie-)Krise GdW-Tag der Wohnungswirtschaft 17 Wohnungswirtschaft und Quelle: Statement GmbH Kommunalpolitik im Gespräch KPV-Kongress Kommunal 2022 Entlastungen für Gas und Wärme SCHWERPUNKT beschlossen Dezember-Soforthilfe 4 An der Seite der Menschen 12 Für die Menschen an einem Soziales Engagement der Wohnungs- Strang ziehen 18 Genossenschaften in heraus- wirtschaft Gastbeitrag von Christoph fordernden Zeiten Wiesmann, Abteilungsleiter Symposium Perspektiven für Genos- 7 Gemeinsam Armut bekämpfen Kundencenter, und Arne Giersz, senschaften in Münster Gastbeitrag von Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Flüchtlingskoordinator der hwg eG 20 VdW unterzeichnet VCD-Charta Soziales des Landes Nordrhein- „Intelligente Mobilität im Westfalen 13 Ankommen in einer neuen Wohnquartier“ Heimat Integrationslotsen der GAG Wohnen und Mobilität 8 Nachgefragt im Landtag Immobilien AG Wohnen als sozialpolitischer Faktor AKTUELLES NRW 10 „Die Energiekrise überfordert 14 „Quartiersarbeit ist wichtiger viele Menschen“ denn je“ Im Gespräch mit Nicola Bus- Gastbeitrag von Sarah Knauf und 21 Wie kommen Mieterinnen und Mieter gut durch den Winter? kotte, Sprecherin des Projektes Katja Trân, Sozial- und Quar- 52. Treffpunkt Sozialarbeit „Stromspar-Check“ des Deutschen tiersmanagement der Unnaer Caritasverbandes Kreis-Bau- und Siedlungsgesell- schaft mbH 22 Fachlicher Austausch der Genossenschaften 11 „Gelebte Solidarität macht uns Treffpunkt Ehrenamt für als Genossenschaft aus – auch in 15 Für das Recht auf Wind in den Genossenschaften Krisenzeiten“ Haaren Soziales Engagement der Wohnungs- Gastbeitrag von Gabriele Gaul, 2. Vorsitzende des Ehrenfelder 23 Alles rund um die Wohnraum- genossenschaft Düsseldorf-Ost eG förderung 2023 Miteinander e. V. Veranstaltungstermin vormerken! 12/2022 – 01/2023 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
INHALT 3 25 28 37 Kompetenztreffen der Initiative Kann serielles Bauen und Sanieren 150 Jahre GEBAG Elektromobilität.NRW in Rheinland-Pfalz Schule machen? Quelle: VdW RW Quelle: VdW RW Quelle: VdW RW VdW-ARBEITSKREISE 24 Wohnungsmarktbericht 2022 32 Neuer Vorsitz gewählt 38 47 neue und geförderte Wohnungen veröffentlicht Arbeitskreis Wohnungswirtschaft 4.0 für Pulheim-Sinnersdorf Publikation der NRW.BANK GWG Wohnungsgesellschaft mbH Baukosten: Lohnen sich Bauvor- Rhein-Erft Starke und sportliche Nachrichten haben noch? Marketinginitiative der Wohnungs- Arbeitskreis Bauträgerwesen Neubauquartier vereint Wohnen genossenschaften und Verwaltung 33 Direkt, persönlich und informativ Margarethe Krupp-Stiftung für 25 Kompetenztreffen der Initiative Arbeitskreis Marketing & PR Wohnungsfürsorge Elektromobilität.NRW Klimagerechte Mobilität in Nordrhein- 34 Konstituierende Sitzung in 39 Startschuss für die Parkstadt Süd Düsseldorf Westfalen GAG Immobilien AG Arbeitskreis Recht 26 Neue Homepage präsentiert weiter- Sicherheit im digitalen Raum 40 Neues Leben in alter Kirche entwickelte Standards Wohnbau eG Arbeitskreis Datenschutz Qualitätssiegel Betreutes Wohnen Aus einem Guss NRW Düsseldorfer Wohnungs- VERBAND UND GREMIEN 27 2023 im Gespräch mit den genossenschaft eG Nachwuchskräften Ausblick auf Fachmessen 35 Verbandstermine 2023 41 Grün, tierisch und bezahlbar Save the date! Allbau GmbH Eine kleine Freude zu Weihnachten AKTUELLES RLP ARBEITSGEMEINSCHAFTEN DOGEWO21 28 Kann serielles Bauen und Sanieren 36 Überregional vernetzt in Rheinland-Pfalz Schule machen? 47. Treffpunkt Regionale Fachreise serielles Bauen und Arbeitsgemeinschaften Sanieren 30 Rheinland-pfälzische Wohnungs- AUS DEN UNTERNEHMEN 42 JUBILÄEN / TERMINE wirtschaft und Architektenkammer fordern bessere Bedingungen für 43 STEUERN Gebäudesanierungen 36 Neuer Wohnraum auf angespann- tem Wohnungsmarkt 46 RECHT Gemeinsames Positionspapier VIVAWEST Wohnen GmbH 49 TECHNIK UND MULTIMEDIA 31 Nachhaltigkeit in Architektur und 37 150 Jahre GEBAG Lehre Gebag Duisburger Baugesellschaft 52 SEMINARE Bauforum Hochschultag mbH 12/2022 – 01/2023 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
4 SCHWERPUNKT An der Seite der Menschen SOZIALES ENGAGEMENT DER WOHNUNGSWIRTSCHAFT >> Zunehmend schlagen sich viele Krisen in den Wohn- und Stadtquartieren und damit in der unmittelbaren Lebenswirklichkeit vieler Menschen vor Ort nieder. Ob soziale Schieflagen durch hohe Heizkosten infolge der Energiekrise, der Zuzug geflüchteter Menschen aus der Ukraine oder das pflege- und altersgerechte Wohnen: Das soziale Engagement der VdW-Mitgliedsunternehmen und -genossenschaften hat sich immer weiter vergrößert und umfasst heute viele Bereiche, die weit über das Handlungsfeld der Bereitstellung und der Schaffung von Wohn- raum hinausgehen. Die Verbandsmitglieder verstehen sich als unterstützender Partner ihrer Mieterin- nen und Mieter bei der Bewältigung aktueller und langfristiger Herausforderungen. Die Wohn- und Stadtquartiere der Mitglieds- unternehmen und -genossenschaften des VdW Rheinland Westfalen prägen die indi- viduelle Wohn- und Lebenssituation vieler Menschen. Durch ihre großen, zusammen- hängenden Wohnungsbestände sind die Verbandsmitglieder in der Lage, ihre Mie- terinnen und Mieter quartiersübergreifend zu unterstützen. Die Mitgliedsunternehmen und -genossenschaften übernehmen viel Verantwortung für ihre Mieterschaft, für ein gutes, nachbarschaftliches Miteinander und leisten ihren Beitrag zur Abfederung von Kriseneffekten. Energiekrise trifft das eigene Zuhause Dies trifft besonders auf die Bewältigung der aktuellen Preisentwicklungen zu: Wie die Umfrage des VdW Rheinland Westfalen im September 2022 gezeigt hat, erwarten viele Wohnungsunternehmen und -genossen- schaften große Sprünge bei Gas- und Strom- preisen. Dabei haben sie ihre Mieterinnen und Mieter im Blick, gehen aktiv auf sie zu und finden gemeinsame Lösungen. 89 Prozent der 136 befragten Mitglieder des VdW Rheinland Westfalen rechnen mit einer erhöhten Nachfrage nach Stundungen von Heizkosten – bereits zu Beginn der Corona- Pandemie leisteten sie durch die enge Abstim- mung mit ihren Mieterinnen und Mietern so- wie durch individuelle Lösungen, etwa durch Ratenzahlungen, einen wichtigen Beitrag zum Quelle: Statement GmbH Erhalt stabiler Mietverhältnisse. Ebenso viele Befragte gaben an, durch freiwillige Erhöhun- gen von Betriebs- oder Heizkostenvorauszah- raussichtlich herausfordernden Winter und schen auf der Flucht. Die meisten fliehen lungen ihrer Mieterschaft bereits frühzeitig den Unsicherheiten bei den Energiepreisen in Richtung Westen, viele von ihnen ha- die Probleme angesprochen zu haben. entgegenzutreten. ben Deutschland als vorläufiges Ziel. Ende August 2022 verzeichnete das Statistische Diese Beispiele zeigen pragmatische und Zuflucht und Sicherheit für Bundesamt (Destatis) den Zuzug von rund konstruktive Wege der sozial orientierten geflüchtete Menschen 967.500 Geflüchteten aus der Ukraine. Hier Wohnungswirtschaft, gemeinsam mit den Seit dem Start des Angriffskriegs Russlands erfahren sie große Unterstützung, trotz der Menschen in den Wohnquartieren dem vo- auf die Ukraine sind rund 12 Millionen Men- bestehenden Herausforderungen auf den 12/2022 – 01/2023 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
AN DER SEITE DER MENSCHEN 5 Wohnungsmärkten. In diesem Spannungs- Unterstützung bei zu hohen Heizkosten Quelle: VdW RW feld leistet die sozial verantwortlich handeln- de Wohnungswirtschaft ihren Beitrag zur Planen Sie Stundungen mit Mieterinnen und Mietern zu vereinbaren, die die erwarteten Verbesserung der Situation und gibt vielen Mehrkosten nicht sofort zahlen können? Menschen ein neues, sicheres Zuhause. 71,21 % Um den Kommunen die Vermittlung in Woh- nungen zu erleichtern, hat die Wohnungs- wirtschaft die NRW-Wohnraumkarte aus dem Jahr 2015 reaktiviert und damit einen di- rekten Kanal zur Anmietung von Wohnraum 17,42 % geschaffen. Wohnungsunternehmen und 10,61 % -genossenschaften stellen hier seit Beginn der Fluchtbewegungen bezugsfertige Woh- nungen in das System ein. Ausschließlich Ja, das ist geplant Bei Bedarf sind Stundungen möglich Nein, das ist nicht geplant Kommunen können auf diese Angebote zu- greifen und haben so tagesaktuelle Einblicke in die Verfügbarkeit von Wohnungen. stark nachgefragten Wohnungssegment ver- nimmt neue Aufgaben, von denen Wirtschaft Ist die Unterbringung geschafft, sind die lässliche Leitplanken zu bieten, hat sich die und Gesellschaft vor Ort stark profitieren. Wohnungsunternehmen und -genossen- sozial orientierte Wohnungswirtschaft in So ist beispielsweise das Engagement der schaften erprobt darin, Menschen in ihren Nordrhein-Westfalen einem breiten Bündnis Meinerzhagener Baugesellschaft mbH für Nachbarschaften zu integrieren. Hier stehen zum Siegel Betreutes Wohnen NRW ange- ein gemeinsames Projekt zu nennen, das ein die Menschen als wichtiger Teil des gesam- schlossen. Hier wird in Abstimmung aller wichtiger Bestandteil der Daseinsvorsorge ten Quartiers im Fokus der Betreuung. Auch relevanter Akteure – wie NRW-Landesminis- für die Bevölkerung im oberen Volmetal ge- darüber hinaus hilft die sozial orientierte terien, der Architektenkammer der Verbrau- worden ist. So konnten durch gemeinsame Wohnungswirtschaft kreativ und tatkräftig cherzentrale, der NRW.Bank und dem Mie- Bemühungen die ambulante medizinische dabei, den Menschen das Ankommen zu terbund NRW – für zeitgemäße Standards Versorgung im Herzen von Meinerzhagen erleichtern. bei der Errichtung von altersgerechtem gesichert werden: Im „Multimedicum“ sind Wohnraum sowie bei Betreuungsangeboten bereits seit Februar 2013 unter einem Dach Langfristigen Entwicklungen gesorgt. Seit bereits 18 Jahren ist die Arbeit Hausarztpraxen, eine Apotheke und weitere entgegenwirken für das Siegel ein wichtiger Baustein, der sich Einrichtungen aus dem Bereich der Gesund- Im gesamten Verbandsgebiet, vor allem aber auch aktuellen Entwicklungen anpasst und heitsversorgung vereint. Für den Bau dieser in ländlich geprägten Regionen jenseits der immer neue Maßstäbe setzen kann. komplexen Sonderimmobilie zeichnet die stark nachgefragten Ballungsräume, spüren Meinerzhagener Baugesellschaft mbH als In- die VdW-Mitglieder den langfristigen Trend Altersgerechtes Wohnen ermöglichen vestor verantwortlich und engagiert sich da- zur Alterung der Gesellschaft. Auch wenn Mit der Frage nach der Alterung an sich bei weit über die wohnungswirtschaftlichen dieses Thema oft nicht so dramatisch wie gehen auch immer Fragen nach dem „Wie“ Kernkompetenzen und -geschäftsfelder hin- aktuellere Nachrichten erscheint, ist diese einher – oft mit zunehmender Krankheit, aus. Da das Zentrum sehr gut angenommen Entwicklung immer wieder aufs Neue ein Hilfsbedürftigkeit und Einsamkeit. Auch die- und das Angebot an Dienstleistungen erwei- wichtiger Bestandteil bei der Quartiersent- se Gruppen sind im Blick der Sozialmanage- tert wird, ist das Wohnungsunternehmen wicklung: Die Lebenserwartung bei Geburt ments, die in Wohnungsunternehmen und auch bei Umbauten und der Weiterentwick- liegt laut Bundesministerium für Arbeit und -genossenschaften für diese Aspekte verant- lung der Immobilie beständig gefragt. Soziales aktuell bei 78,6 Jahren (Männer) wortlich sind. Fast überall gehören offene bzw. 83,4 Jahren (Frauen). Dabei hat sich Angebote für Seniorinnen und Senioren zum Menschen ein Zuhause geben die Langlebigkeit stark erhöht: Statistisch festen Programm von Quartierstreffs, die ne- Trotz vielerorts angespannter Wohnungs- verlängerte sich die verbleibende Lebens- ben der Möglichkeit zur nachbarschaftlichen märkte finden die VdW-Mitgliedsunter- zeit 65-jähriger Menschen in den letzten Vernetzung auch als wohnortnahe Bera- nehmen und -genossenschaften Wege, die vier Jahrzehnten um etwa fünf Jahre. Dies tungsstelle für die Menschen fungieren. Die Prävention von Wohnraumverlust und auch erfordert auch flächendeckende bauliche enge Kooperation der VdW-Mitglieder mit die Versorgung von Wohnungslosen mit Maßnahmen im Wohnungsbestand und bei kommunalen und sozialen Trägern schafft Wohnraum zu ermöglichen. Die Erfolge der Neubauprojekten sowie neue Angebote in Pflege- und Unterstützungsangebote im Landesinitiative „Endlich ein ZUHAUSE!“ der Betreuung und Aktivierung der zuneh- Quartier, die den Menschen ein gutes und gegen Wohnungslosigkeit unterstreichen mend alternden Bevölkerung. selbstständiges Wohnen im bekannten Um- diese pragmatische Zusammenarbeit aller feld bietet. Akteure eindrücklich. An vielen Orten ist die Auseinandersetzung mit dem Thema zu erkennen und die Gene- Immer wieder wird die Wohnungswirtschaft Dabei lassen sich die Mitgliedsunternehmen rationengerechtigkeit und Barrierefreiheit auch bei der Stadt- oder Regionalentwick- und -genossenschaften auch untereinander von Wohnraum wird mitgedacht. Um diesem lung als Partner eingebunden und über- nicht allein, der Erfahrungs- und Ideen- >> 12/2022 – 01/2023 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
6 SCHWERPUNKT austausch ist für viele zentral und bietet nungswirtschaft als wichtige Partner schät- immer wieder neue Impulse für den Umgang zen. Auch der Stromspar-Check der Caritas mit sich abzeichnenden oder altbekannten im Erzbistum Köln und praktische Beispiele Herausforderungen. Viele gemeinsame Ar- aus mehreren Wohnungsunternehmen und beitskreise bieten Plattformen für die Aus- -genossenschaften zeigen interessante Ver- gestaltung der sozialen Verantwortung, vor bindungen zwischen sozialem Engagement, allem der Treffpunkt Sozialarbeit des VdW Quartiersarbeit und der engen Kooperation Rheinland Westfalen. Halbjährlich kommen und Kommunikation mit den Mieterinnen Mitarbeitende der Sozialmanagements von und Mietern auf. Die vielfältigen Beispiele VdW-Mitgliedern zusammen und tauschen aus den Reihen der Mitglieder des VdW sich zu ihrer Arbeit aus. Zuletzt stand dabei Rheinland Westfalen zeigen, wie kreativ und im November 2022 die Frage „Wie kommen engagiert sich die sozial orientierte Woh- die Mieterinnen und Mieter gut durch den nungswirtschaft für Geflüchtete, für finanzi- Winter?“ im Fokus. Auch zu diesem sehr ell herausgeforderte Menschen, Ältere und aktuellen und schwierigen Thema konnten Pflegebedürftige tagtäglich einsetzt. sich die Teilnehmenden kollegial beraten und bekamen Fachvorträge eines Juristen Jedes dieser Beispiele steht für sich und trägt und einer Energie-Expertin angeboten. doch zum Gesamtbild der sozial orientier- ten Wohnungswirtschaft bei. Auch in den Breites Spektrum sozialer Verantwortung aktuell besonders herausfordernden Zeiten In dieser Ausgabe werden Einblicke in ver- multipler Krisen, die sich immer mehr in den schiedene Aufgabenfelder geboten, in denen Quartieren niederschlagen, bleibt dabei die Im Treffpunkt Sozialarbeit tauschen die Wohnungsunternehmen und -genossen- Schaffung und Bereitstellung von bezahlba- Sozialmanagements der Wohnungswirt- schaften soziale Verantwortung überneh- ren Wohnungen in guten Nachbarschaften schaft regelmäßig ihre Erfahrungen aus men. Dabei spielen auch politische Rah- die wichtigste Aufgabe, der die Wohnungs- menbedingungen eine wichtige Rolle: In unternehmen und -genossenschaften ver- gement für Menschen in den unterschied- ihren Beiträgen unterstreichen sowohl NRW- lässlich nachkommen. lichsten Lebenslagen einnimmt. In diesem Sozialminister Karl-Josef Laumann als auch Sinne wünscht der VdW Rheinland Westfalen die sozialpolitischen Sprecherinnen und Gerade zum eigentlich besinnlichen Ende allen Menschen ein besinnliches und ruhiges Sprecher der Landtagsfraktionen, in welchen dieses turbulenten Jahres wird erneut sicht- Weihnachtsfest und einen gestärkten Über- Bereichen sie die sozial orientierte Woh- bar, welchen Stellenwert das soziale Enga- gang in das neue Jahr. AF Pflegeangebote Sozialmanagement Kampf gegen Wohnungslosigkeit Gute Nachbarschaften Altersgerechter Wohnraum Unterbringung Mietschuldenberatung von Geflüchteten Sichere Quartiere Wohnortnahe VdW-MITGLIEDSUNTERNEHMEN Mobilität UND -GENOSSENSCHAFTEN Nachhaltigkeit Familienfreundlichkeit Energie Gestaltung des Kindertagesstätten Wohnumfelds Bezahlbarkeit versorgung Umgang mit schwierigen Regionale Entwicklung Mietverhältnissen Quelle: Statement GmbH 12/2022 – 01/2023 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
AN DER SEITE DER MENSCHEN 7 GASTBEITRAG VON KARL-JOSEF LAUMANN, MINISTER FÜR ARBEIT, GESUNDHEIT UND SOZIALES DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN Gemeinsam Armut bekämpfen E in eigenes Dach über dem Kopf zu bezahlbaren Wohnraum bereitzustellen, ZUR PERSON haben ist ein Grundbedürfnis, wel- neu zu bauen und den Bestand zu sanieren. ches uns alle eint. Nicht über einen Entsprechend freue ich mich, dass viele Schutzraum und Rückzugsort zu verfügen ist Wohnungsunternehmen bereits mit der eine der bedrückendsten Formen von Armut, Landesinitiative „Endlich ein ZUHAUSE!“, die Hand in Hand mit sozialer Ausgrenzung die wir 2019 gestartet haben, kooperieren. geht. Deswegen ist die Bekämpfung von Im Rahmen der Landesinitiative unterstützt Wohnungslosigkeit und die Versorgung von mein Ministerium die Kommunen und freien Betroffenen mit Wohnraum ein zentrales Träger der Wohnungslosenhilfe dabei, sich sozialpolitisches Ziel der nordrhein-westfä- um wohnungslose Menschen zu kümmern. lischen Landesregierung und mir persönlich eine Herzensangelegenheit. Ziel der Landesinitiative ist es, zum einen wohnungslose Menschen mit Wohnraum Eine der Ursachen für Wohnungslosigkeit zu versorgen und zum anderen dafür zu ist der Mangel an bezahlbarem Wohnraum. sorgen, dass von Wohnungslosigkeit be- In Nordrhein-Westfalen sind in den letzten drohte Menschen ihren Wohnraum behalten Jahren gerade im unteren Segment die Mie- können. Alleine in diesem Jahr haben wir ten stärker gestiegen als die Einkommen. dafür 8,2 Millionen Landesmittel und 6,2 Besonders in der aktuellen Inflation stellt Millionen EU-Mittel in die Hand genommen. das einkommensschwache Mieterinnen und Seit 2019 konnten über 5.500 wohnungslosen Mieter vor finanzielle Herausforderungen. Menschen ein Zuhause vermittelt werden – Quelle: MAGS NRW/ Ralph Sondermann Zudem sorgt der knappe Wohnraum dafür, darunter auch viele Familien mit Kindern dass öfter ein Wettbewerb zwischen Interes- und Jugendlichen. Ein zentraler Baustein sierten ausbricht. Die Chancen für einkom- der Landesinitiative sind die sogenannten Karl-Josef Laumann ist seit 2017 Minister mensschwache Menschen und besonders „Kümmerer”-Projekte, welche wir in diesem für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Familien stehen in diesem Wettbewerb eher Jahr auf 48 von 53 nordrhein-westfälische Landes Nordrhein-Westfalen. Dieses Amt schlecht. In unserer alternden Gesellschaft ist Kreise und kreisfreie Städte ausweiten konn- hat er auch in der schwarz-grünen Lan- es zudem wichtig, dass es ausreichend Wohn- ten. In diesen Projekten kümmern sich Sozi- desregierung seit 2022 weiterhin inne. In raum für Menschen mit gesundheitlichen Be- alarbeiter und Immobilienfachleute darum, der Landeshauptstadt setzt er sich für eine einträchtigungen oder mit Pflegebedarf gibt. Wohnungsverluste, bevor sie überhaupt Verbesserung der medizinischen und pfle- stattfinden, durch frühzeitige Beratung und gerischen Versorgung, Unterstützung für Es ist klar, dass wir bei der Bekämpfung der beispielsweise Begleitung zu Ämtern zu Jugendliche im Übergang von der Schule in Wohnungslosigkeit entschieden auf das vermeiden. Bisher konnten so etwa 3.700 das Berufsleben sowie die Bekämpfung von Engagement der Wohnungswirtschaft ange- Menschen davor bewahrt werden, ihren Armut und Wohnungslosigkeit ein. wiesen sind. Denn es ist auch ihre Aufgabe, Wohnsitz zu verlieren. Darüber hinaus geht der Trend in der Woh- menarbeit mit Wohnungsgesellschaften nungslosenstatistik in Nordrhein-Westfalen Housing-First-Projekte umzusetzen und „KONFERENZ GEGEN ARMUT“ aktuell in die richtige Richtung: Erstmals seit Wohnprojekte für wohnungslose Menschen DES LANDES NRW zehn Jahren ist die Zahl der Menschen, die mit Pflege- und Unterstützungsbedarf zu nicht über eine eigene Wohnung verfügen, fördern. Lassen Sie uns das gemeinsam an- Am 14. Dezember fand in Essen die „Konfe- im Jahr 2021 nicht weiter gestiegen, sondern gehen! renz gegen Armut“ des Landes NRW statt. leicht zurückgegangen. Im Vergleich zum NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann Vorjahr wurden 2021 etwa 1.700 weniger und NRW-Familienministerin Josefine Paul wohnungslose Personen gemeldet. tauschten sich mit einem breiten Netzwerk verschiedener Akteure zur Bekämpfung der Doch auf diesen Erfolgen dürfen wir uns Armut in Nordrhein-Westfalen aus. Mit Best- nicht ausruhen, denn jeder wohnungslose Practice-Beispielen dabei: Die Verbandsmit- Mensch ist einer zu viel. Deshalb möchte glieder des VdW Rheinland Westfalen, die ich die Landesinitiative und die Zusam- Das Engagement der Wohnungswirtschaft in ihren Beitrag für eine bezahlbare Wohnsitu- menarbeit mit den Wohnungsunternehmen der Landesinitiative ist ein wichtiger Beitrag ation vieler Menschen in NRW leisten. fortsetzten und weiter ausbauen. Für diese für die Verbesserung der Wohn- und Lebens- Legislaturperiode ist geplant, in Zusam- umstände vieler Menschen 12/2022 – 01/2023 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
8 SCHWERPUNKT WOHNEN ALS SOZIALPOLITISCHER FAKTOR Nachgefragt im Landtag 1. Wo sehen Sie die größten sozialpolitischen Herausforderungen im Bereich Wohnen? 1. Die größte sozialpolitische Herausforderung im Bereich Wohnen sehe ich in der Schaffung von genügend bezahlbarem Wohnraum. Wohnen ist ein existenzielles Grundbedürfnis aller Menschen und bezahlbares Wohnen gehört damit mit zu einer zentralen Aufgabe der sozialen Daseinsvorsorge. In Nordrhein-Westfalen wird der Wohnraum immer knapper und mittlerweile herrscht regelrecht Wohnungsnot. Lena Teschlade, Mieten steigen und fressen die Einkommen auf. Fest steht: Das Thema „Wohnen“ MdL (SPD) hat sich mittlerweile nicht nur in NRW zur neuen sozialen Frage entwickelt. Als Sprecherin für Arbeit und SPD-Landtagsfraktion werden wir uns weiter für eine gemeinwohlorientierte Wohn- Soziales, NRW-Landtags- und Stadtentwicklungspolitik einsetzen, denn lebenswerte Wohnquartiere müssen Quelle: SPD Fraktion NRW fraktion der SPD für alle Menschen bezahlbar sein! 1. Generell ist festzuhalten, dass Wohnen bestehende Ungleichheiten in der Gesell- schaft mit seinen Verteilungswirkungen reproduziert. Die ungleiche Belastung wird laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung daran deutlich, dass knapp 2,2 Millionen Haushalte mit einer bruttowarmen Mietkostenbelastung von mehr als 40 Prozent ihres Einkommens leben. Der Hälfte der Haushalte unterhalb der statis- Jule Wenzel, tischen Armutsgrenze bleibt nach der Mietzahlung ein Resteinkommen unterhalb MdL (Grüne) des Regelbedarfs der Sozialleistungen nach ALG II und SGB XII. Gleichzeitig geht Sprecherin für der Bestand an sozialem Wohnraum beständig zurück und der Anteil der Haushalte Sozialpolitik, Grüne unterhalb der Armutsschwelle, die in seit 2011 errichteten und damit gut isolierten Quelle: Grüne Fraktion NRW NRW-Landtagsfraktion Neubauten wohnen, liegt bei nur 7 Prozent. Das macht sich auch mit Hinblick auf die Energiekrise, im Geldbeutel der Menschen bemerkbar. 1. Die größte sozialpolitische Herausforderung im Bereich Wohnen sehe ich darin, dass sich die Menschen in Zeiten steigender Energie- und Lebensmittelpreise als Folge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine ihre Miete weiterhin leisten können müssen. Bereits vor dem Krieg stiegen die Mieten, insbesondere in den Ballungs- gebieten, zunehmend an. Die Gründe liegen in der Verknappung des Wohnraums Yvonne Gebauer, und dem als „Landflucht“ titulierten Trend, dass insbesondere junge Menschen MdL (FDP) gerne in die Städte ziehen. Obwohl es für inflationsbedingte Mieterhöhungen Sprecherin für Arbeit, keine rechtliche Basis gibt, können Vermieter die Miete auch ohne Begründung Gesundheit und Soziales, innerhalb von drei Jahren um 20 Prozent erhöhen, sofern sie nicht über der ortsüb- NRW-Landtagsfraktion lichen Vergleichsmiete liegt. Vor diesem Hintergrund sind die Sorgen vieler Mieter, Quelle: FDP Fraktion NRW der FDP neben den steigenden Energiepreisen nun auch noch Mieterhöhungen schultern 1. Voraussetzungen zu schaffen, die Armut, Ausgrenzung und mangelnde soziale Teilhabe verhindern, sind die größte Herausforderung, vor der wir sozialpolitisch stehen. Ein Instrument, der Vielschichtigkeit dieses Themenkomplexes zu begegnen, ist die strategische Sozialplanung. Das Ziel ist eine Sozialplanung, die gleichwer- tige Lebensverhältnisse innerhalb der Kommunen schafft und an vorderste Stelle Marco Schmitz, ausreichenden und bezahlbaren Wohnraum für die Bürgerinnen und Bürger des MdL (CDU) Landes stellt. Sprecher für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Quelle: CDU Fraktion NRW NRW-Landtagsfraktion der CDU 12/2022 – 01/2023 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
AN DER SEITE DER MENSCHEN 9 2. Mit welchen Instrumenten und Konzepten wollen Sie daran konkret arbeiten und welche Voraussetzungen benötigen Sie dafür? 2. Der Markt allein regelt nicht alles und der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft wäre derten Mietwohnungsbau zu gewinnen, Staat, hier das Land Nordrhein-Westfalen, ein erster Schritt, die Kommunen bei der Schaf- brauchen wir mehr Erbpachtmodelle für eine muss endlich Verantwortung übernehmen und fung von dauerhaft bezahlbarem Wohnraum nachhaltige Nutzung, mehr Förderkredite dringend eine stärkere soziale Rolle beim The- zu unterstützen. Wir brauchen eine gemein- und Investitionszuschüsse bei der Grund- ma „Wohnen“ einnehmen. Hohe Mietpreise wohlorientierte Bodenpolitik. Ein landeseigener stücksvergabe sowie unbefristete Mietprei- und Wohnungsnot verfestigen und verstärken Bodenfonds muss dafür eingerichtet werden, sobergrenzen und Belegungsbindungen für soziale Ungleichheit. Wir brauchen pro Jahr der Grundstücke in Treuhand für die Kommu- Wohnungen. Soziale Wohnungspolitik heißt 100.000 neue Wohnungen, davon müssen nen erwirbt und zu Bauland für bezahlbaren auch ungerechtfertigten Mietpreisanstieg mind. 25.000 mit einer sozialen Mietpreis- Wohnungsbau entwickelt. Um private und mit geeignetem Instrument und den dafür bindung gebaut werden. Die Gründung einer öffentliche Wohnungsunternehmen für geför- notwendigen Gesetzen verhindern. 2. Genau für diese Haushalte ist eine unbüro- Maßnahmen, die wir in NRW in den nächsten Krise ist die Schaffung von mehr bezahlbaren kratische staatliche Unterstützung dringend Jahren mit eigenen Entlastungsmaßnahmen Wohnungen durch Neubau und Umnutzung es- notwendig. Der Heizkostenzuschuss und die flankieren. Dafür werden wir 3,5 Milliarden Euro sentiell, wir müssen die Kommunen in die Lage Energiepauschale sowie die Strom- und Gas- bereitstellen. Gerade jetzt ist es wichtig, effek- versetzen, eine vorsorgende Grundstückspolitik preisbremse sind wichtige Pflöcke, die wir auf tive Maßnahmen gegen drohende Wohnungs- zu betreiben, öffentlichen Wohnungsbau zu Bundesebene einschlagen. losigkeit zu schaffen: Mit dem landesweiten unterstützen und Fördermittel für den Bau von Aktionsplan, der bestehende Förderprogramme Sozialwohnungen zu erhöhen. Mit dem Wohngeld-Plus-Gesetz wurde der Kreis zusammenführt und durch ein Housing-First- der Wohngeldberechtigten auf zwei Millionen Projekt bedarfsgerecht ergänzt, müssen wir Haushalte ausgeweitet und die Heizkosten- als Land NRW dazu beitragen, Obdachlosigkeit komponente dauerhaft integriert. Das sind gute bis 2030 zu überwinden. Unabhängig von der zu müssen, nur allzu verständlich. Wir sollten als verknappung ist Bauen. Dazu müssen mehr Flä- unterstützt die Bundesregierung insbeson- Politiker und Gesellschaft insgesamt alles daran chen mobilisiert werden, zumal Enteignungen, dere die Menschen, die in der Krise unsere setzen, dass die Menschen in ihren Wohnungen Mietpreisbremse oder Mietendeckel nicht einen Solidarität benötigen. Die Strompreisbremse verbleiben können und keine „Mieterwechsel- einzigen Quadratmeter Wohnraum schaffen. für den Basisverbrauch sorgt für eine spürba- spirale“ eintritt. re finanzielle Entlastung der Haushalte und Unser Ziel muss es deshalb sein, schneller und erhält obendrein den Anreiz zum Energie- 2. Wir Freie Demokraten setzen uns weiter dafür günstiger zu bauen. Daher müssen wir die sparen aufrecht. ein, dass Wohnen auch in Zukunft bezahlbar Baugenehmigungsverfahren beschleunigen bleibt und sich auch mehr Menschen den Traum und sämtliche Vorschriften, die zu höheren vom Eigenheim erfüllen können. Das beste Baukosten führen, auf ihre Zweckmäßigkeit Mittel gegen steigende Mieten und Wohnraum- überprüfen. Mit dem dritten Entlastungspaket 2. Kleinräumige Analysen, oder bei bestehen- terentwicklung und kontinuierliche Anpassung hohe Inflation. Um den Markt sicherer und den Sozialplanungsstrukturen, vertiefende der Quartiere. Kreisfreie und kreisangehörige stabiler zu gestalten, müssen wir neue Wege Quartiersanalysen der Lebensverhältnisse vor Städte und Gemeinden werden zukünftig bei gehen. Die „Allianz für mehr Wohnungsbau Ort müssen vorangetrieben werden. Die Be- der Initiierung sowie dem Ausbau integrier- Nordrhein-Westfalen“ ist ein gutes Beispiel für wohnerinnen und Bewohner der jeweiligen ter, strategischer Sozialplanungsprozesse die ein funktionierendes Instrument und bringt alle Kommunen stehen im Mittelpunkt. Unsere nötige Unterstützung erhalten, um somit für wichtigen Partner an einen Tisch. Das Format Aufgabe wird es sein, bereits etablierte Sozial- ausreichenden Wohnraum sorgen zu können. macht den Anfang und setzt sich erfolgreich planungsstrukturen und sozialstatistische Daten Die aktuellen Probleme auf dem Wohnungs- für mehr Wohnungsbau, öffentlich geförderten kontinuierlich auf ihre Aktualität zu überprüfen. markt könnten vielschichtiger nicht sein: Stei- oder frei finanzierten, und den Mieterschutz ein. Die auf diese Weise ermittelten Daten dienen gende Heiz- und Strompreise, Engpässe bei Das Bündnis dient uns als Vorbild für weitere uns als Schlüssel für eine bedarfsgerechte Wei- Baumaterialien, steigende Zinsen und eine strategische Allianzen. 12/2022 – 01/2023 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
10 SCHWERPUNKT IM GESPRÄCH MIT NICOLA BUSKOTTE, SPRECHERIN DES PROJEKTES „STROMSPAR-CHECK“ DES DEUTSCHEN CARITASVERBANDES „Die Energiekrise überfordert viele Menschen“ S eit dem spürbar starken Anstieg der Energiepreise ist das Thema Sparen bei vielen privaten Haushalten auf der Agenda. Die in vielen Orten präsenten Beratungsstellen erhalten momentan beson- ders viele Anfragen – wir haben bei Nicola Buskotte, Sprecherin des Stromspar-Checks, nachgefragt, was die Menschen besonders beschäftigt. Die Energiepreise sind zurzeit auf einem Rekordniveau. Was macht das mit den Menschen, die zum Stromspar-Check Quelle: Januar– stock.adobe.com kommen? Nicola Buskotte: Familien, die Grundsiche- rung erhalten, führen zumeist ein Leben am wasserbereitung im Hartz-IV-Regelsatz den ZUM PROJEKT Existenzminimum. Diese Menschen stehen Bedarf nicht mehr. Während der Verbrau- also tagtäglich vor der Entscheidung, wofür cherpreisindex beispielsweise von Dezem- Der Stromspar-Check ist ein Verbundprojekt sie ihr knapp bemessenes Haushaltsbudget ber 2020 bis Dezember 2021 um 5,2 Prozent des Deutschen Caritasverbandes und des ausgeben. Und da zurzeit nicht nur Gas und gestiegen ist, wurde der Regelsatz für das Jahr Bundesverbandes der Energie- und Klima- Strom, sondern vor allem auch Lebensmittel 2022 um lediglich 0,7 Prozent erhöht. Und schutzagenturen (eaD), das seit 2008 aus und andere Dinge des täglichen Bedarfs teu- schon jetzt zeichnet sich ab, dass die geplan- Mitteln der Nationalen Klimaschutzinitiative rer werden, stellt sich für viele die Frage nach te Anhebung der Regelsätze zum Januar 2023 des Bundeswirtschafts- und Klimaschutz- einer warmen Mahlzeit oder einer warmen angesichts der aktuellen Inflationsrate auch ministeriums gefördert wird. In Nordrhein- Wohnung immer häufiger. nicht ausreichen wird. Westfalen sind die Stromspar-Teams in 37 Städten und Kreisen im Einsatz. Den Strom- Wie groß sind die finanziellen Heraus- Bereits 2020 musste laut Statistischem Bun- spar-Check in der Nähe findet man unter: forderungen, die auf Menschen mit desamt ein Haushalt mit geringem Einkom- https://www.stromspar-check.de/standorte/ geringem Einkommen oder die Sozialleis- men rund zehn Prozent seines Budgets für standorte-liste tungen beziehen, zukommen können? Energiekosten aufwenden; Durchschnitts- und Besserverdiener hingegen nur zirka fünf Nicola Buskotte: Schon seit Jahren decken Prozent. Diese Schere geht angesichts der ak- Die Stromspar-Teams beraten im Rahmen die Anteile für Strom und elektrische Warm- tuellen Preissteigerungen weiter auseinan- von zwei Haushaltsbesuchen umfassend zu der. Von den extrem steigenden Gaspreisen allen Einsparpotenzialen im Haushalt – zum sind jetzt also vor allem Menschen betroffen, Strom- und Wasserverbrauch, aber auch ZUR PERSON die im Niedriglohnsektor arbeiten oder eine rund um das Heizen und Lüften. Die berate- kleine Rente beziehen und ihre Warmmiete nen Haushalte bekommen eine individuelle selbst bezahlen. Auswertung, die genau aufzeigt, mit welchen Maßnahmen und Verhaltensveränderungen Was ist der Stromspar-Check genau und wie viel Energie und damit Kosten reduziert wie wird Betroffenen konkret geholfen? werden können. Außerdem erhalten die Haushalte die notwendige Energie- und Nicola Buskotte: Der Stromspar-Check ist Wasserspartechnik wie beispielsweise LEDs, eine kostenlose Energiesparberatung für Steckerleisten, Durchflussbegrenzer und Haushalte mit geringem Einkommen. Dazu Zeitschaltuhren. Mit diesen kostenlosen zählen Menschen im Sozialleistungsbezug Soforthilfen beginnt die Einsparung am Tag (u. a. Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe, Kin- des Einbaus. Diese aufsuchende „Beratung Quelle: Caritas DiCV Erzbistum Köln derzuschlag), Bezieher von Wohngeld sowie auf Augenhöhe“ erreicht auch Haushalte, die Familien, deren Einkommen oder Rente aufgrund einer oft existentiellen Problemla- unterhalb der Pfändungsfreigrenze liegt. Für ge auf Mahnschreiben ihres Energieversor- Nicola Buskotte, Sprecherin des Projektes eine alleinerziehende Mutter mit einem Kind gers nicht mehr reagieren. Ein Stromspar- Stromspar-Check liegt diese Grenze bei 1.840 Euro, für einen Check trägt also dazu bei, Energieschulden alleinlebenden Rentner bei 1.340 Euro. zu vermeiden oder zu reduzieren. 12/2022 – 01/2023 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
SOZIALE HÄRTEN INFOLGE DER ENERGIEKRISE 11 SOZIALES ENGAGEMENT DER WOHNUNGSGENOSSENSCHAFT DÜSSELDORF-OST EG „Gelebte Solidarität macht uns als Genossenschaft aus – auch in Krisenzeiten“ Die gute Nachbarschaft, in der man sich kennt und sich gegenseitig hilft, ist für die Quelle: Win Nondakowit – stock.adobe.com meisten Menschen sehr wichtig, wenn es um das Wohnen geht. Verständlich, denn ein solidarisches Miteinander und posi- tive soziale Kontakte machen das Leben für alle leichter. Manchmal passiert es jedoch, dass sich jemand immer weniger als Teil einer Gemeinschaft fühlt oder in eine finanzielle Schieflage gerät und sich deshalb zurückzieht. Quelle: klyaksun – stock.adobe.com Wie können wir verhindern, dass unsere Nachbarinnen und Nachbarn – oder wir den. Wenn Leute sich zurückziehen, ist das für Personen ohne Leistungsanspruch. In selbst – den Anschluss verlieren? Sozialma- oft schwer zu bemerken.“ Mit vielfältigen den bisherigen wenigen Fällen werden die nager Björn Süerkan hilft und unterstützt Aktivitäten trägt er zur Verbesserung der Rückstände mit fairen Ratenzahlungsver- WOGEDO-Mitglieder in schwierigen Le- nachbarschaftlichen Kontakte bei und hat einbarungen ausgeglichen. Das hat sich in benslagen. Zuletzt führten auch die Nach- dabei eins gelernt: „Das Wichtigste ist, das der Corona-Krise bewährt und ist in entspre- richten über Inflation und die Energiekrise Thema anzusprechen und auch einfach mal chenden Fällen auch weiter möglich – immer viele Mieterinnen und Mieter mit großen zuzuhören.“ mit Blick auf die persönliche Situation der Sorgen zu ihm. Mieterinnen und Mieter.“ Er bemerkt aber Unterstützung in der Energiekrise auch: „Gas- und Strompreisbremse waren Manche Probleme hätten durch mehr soziale „Gelebte Solidarität macht uns als Genos- ein wichtiges Signal und haben die Sorgen Kontakte vielleicht verbessert werden kön- senschaft aus – bereits seit unserer Grün- der Menschen schon verringert.“ nen. Genau hier setzt der Sozialmanager an, dung. Dazu gehört auch das Verständnis aber er weiß: „Viele Nachbarschaften sind für alle Nachbarinnen und Nachbarn, denn Isolation überwinden heutzutage ein bisschen anonymer gewor- die Verbrauchskosten für Gas werden i. d. R. Manche Sorgen werden aber auch wieder zu 50 Prozent über die Wohnfläche auf alle häufiger geäußert: Mitglieder leben allein, Hausbewohnerinnen und Hausbewohner haben vielleicht keine Familienangehörigen ZUR PERSON umgelegt. Daher sensibilisieren wir unsere mehr und ziehen sich immer mehr zurück. Mitglieder, dass steigende Heizkosten zu „Dabei befinden sich so viele Menschen in großen finanziellen Schwierigkeiten bei den genau derselben Situation und alle sehnen Nachbarinnen und Nachbarn führen könn- sich nach Austausch und Gemeinschaft ten, da das eigene großzügige Heizverhal- – Zeit, einander kennenzulernen“, findet ten finanziell schließlich auch die anderen Sozialmanager Björn Süerkan. Wohnungen im Haus betrifft. Ein wichtiges Instrument ist dabei die Kommunikation Zum Glück gibt es mittlerweile verschiedens- von einfachen Spartipps, mit denen sich der te Möglichkeiten, um mehr Gemeinschaft Verbrauch von Strom und Wärme spürbar zu erfahren. In der Broschüre „Zusammen verringern lässt. Die Tipps sind meistens weniger allein“ finden sich vielfältige kos- nicht neu, aber jetzt gibt es bei einigen eine tenfreie Angebote für Menschen, die mit ganz neue Bereitschaft sie umzusetzen.“ anderen spazieren gehen, Dinge tauschen, das Internet kennenlernen, Kaffee trinken „Darüber hinaus bieten wir uns jederzeit als oder einfach mal ein persönliches Gespräch Wegweiser im Behördendschungel an. Wir genießen möchten. Björn Süerkan hat sogar Quelle: WOGEDO unterstützen bei der Suche nach geeigneten ein Lieblingsprojekt: „Ein für mich sehr inte- Hilfen, die vom Staat bereitgestellt werden, ressantes Angebot heißt ‚Herzensgespräche‘ Björn Süerkan ist Sozialmanager bei der wie Wohngeld Plus oder bei der Beantragung – ein Projekt, bei dem Partnerinnen und Part- WOGEDO und erlebt gestiegene Energie- von Hilfen durch Transferdienstleister, das ner für Telefongespräche vermittelt werden. preise als aktuell große Herausforderung hilft vielen Mieterinnen und Mietern schon Die Idee ist so einfach und hat doch so eine für die Mieterschaft der Düsseldorfer wirklich weiter. Und bei härteren Fällen fin- positive Wirkung – und darauf kommt es an.“ Wohnungsgenossenschaft det unser Forderungscontrolling gemeinsam WOGEDO mit dem Sozialmanagement auch Lösungen 12/2022 – 01/2023 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
12 SCHWERPUNKT GASTBEITRAG VON CHRISTOPH WIESMANN, ABTEILUNGSLEITER KUNDENCENTER, UND ARNE GIERSZ, FLÜCHTLINGSKOORDINATOR DER HWG EG Für die Menschen an einem Strang ziehen E s muss ein Montag im März 2022 gewesen sein – der Tag, an dem eine Kollegin uns mit der Information überraschte, dass sie sieben geflüchtete Menschen aus der Ukraine bei sich aufge- nommen hatte. Ein Schlüsselmoment, auch wenn bei der hwg eG zu diesem Zeitpunkt die Hilfe und auch Solidaritätsbekundungen für die Ukraine bereits angelaufen waren. Für die Mitarbeitenden der hwg in Hattingen war es von Anfang an keine Frage, ob wir hel- fen würden, sondern lediglich wie. Der wich- tigste Ansprechpartner war dabei von Anfang an die Stadt Hattingen. Insgesamt vermietete die hwg der Stadt 21 Wohnungen, damit die- se den Geflüchteten zur Verfügung gestellt werden konnten. Drei Wohnungen werden nach wie vor als Lagermöglichkeiten genutzt: Unter anderem ist dort eine Kleiderkammer Quelle: hwg eG untergebracht, in der sich die Geflüchteten mit dem Notwendigsten versorgen können. Flüchtlingskoordinator Arne Giersz (links) und Abteilungsleiter Kundencenter Christoph Neben Bekleidung sind dies vor allem auch Wiesmann (rechts) mit Freiwilligen in der Kleiderkammer der Genossenschaft Decken und Mobiliar. Alle Wohnungen wur- den von uns kurzfristig mit Bodenbelägen Aufenthaltsgenehmigungen vor. Vor allem bei Amtsgängen wurde von unserer Genos- versehen, die Wände gestrichen. bei Personen, deren Ausweisdokumente in senschaft an den richtigen Ansprechpartner kyrillischer Schrift ausgestellt sind, ergibt bei der Stadtverwaltung weitervermittelt. So Einige Objekte mietete die Stadt auch inklu- sich häufig eine sehr lange Bearbeitungs- konnten wir gemeinsam gewährleisten, dass sive Mobiliar, das aus dem Möbelfundus der zeit, weil vorab eine Beglaubigung vorlie- die Hilfe gut organisiert wurde und an den hwg oder von Vormieterinnen und -mietern gen muss. Ohne Fiktionsbescheinigungen richtigen Stellen ankam. Auch Sach- und stammte. Darüber hinaus schaffte die hwg oder Aufenthaltsgenehmigungen haben Geldspenden wurden entweder direkt an auf ihre Kosten Elektroherde, Oberbetten, die Geflüchteten aber keinen Anspruch auf die Stadt oder diverse Hilfsorganisationen Kissen und Hygieneartikel zur Ausstattung Sozialleistungen nach dem SGB II und die übergeben. der an die Stadt vermieteten Wohnungen an. Direktvermietung verzögert sich. Die akute Lage ist inzwischen vorbei, freiwer- Schnelle, unbürokratische Hilfe vor Ort Tatkräftige Unterstützung dende Wohnungen gehen in den normalen Das alles konnte innerhalb von zwei Wochen für Geflüchtete Vermietungsprozess – die Zahl der Anfragen auf die Beine gestellt werden. Vor allem des- Viele Mitarbeitende und Mitglieder der hwg ist allerdings nach wie vor höher als vor halb, weil die Organisation zwischen hwg setzen sich auch persönlich für die hilfe- einem Jahr und freie Wohnungen sind rar. und Stadt kooperativ und unbürokratisch suchenden Menschen ein. Unsere Genos- Kaum nachgelassen hat die Unterstützungs- funktionierte. Grundlage dafür war ein be- senschaft mietete bereits zu Beginn des bereitschaft, die die Integration der geflüch- reits seit langer Zeit bestehender guter Kon- Ukrainekrieges einen Sprinter an, den Mit- teten Menschen enorm erleichtert. Nach wie takt zwischen der hwg und der Abteilung für arbeitende dazu nutzten, Hilfsgüter an die vor wird zum Beispiel bei Behördengängen Flüchtlingsangelegenheiten. Das bedeutete: polnisch-ukrainische Grenze zu liefern. Auf geholfen und im Quartier organisiert eine Kurze Dienstwege, schnelle Rücksprachen dem Rückweg brachten sie ukrainische Frau- pensionierte Lehrerin einen Deutschkurs. sowie Unterstützung bei Verständigungs- en und Kinder mit, die erst einmal in hwg- problemen. Appartements untergebracht wurden, bis Fünf der sieben geflüchteten Menschen, die sie mit eigenem Wohnraum versorgt werden bei unserer Kollegin untergekommen waren, Seit dem 1. Juni 2022 vermieten wir Woh- konnten. Die Unterstützung unserer Mitglie- leben inzwischen in einer hwg-Wohnung, ei- nungen auch direkt an Geflüchtete, aktuell der für die Geflüchteten wurde ebenfalls in ner ist nach Kanada gegangen und der siebte sind es 15 Objekte. Die Direktvermietung Zusammenarbeit mit der Stadt Hattingen zurück in die Ukraine. bringt allerdings Probleme mit sich: Oftmals organisiert: Die Angebote für Deutschunter- Christoph Wiesmann und Arne Giersz liegen keine Fiktionsbescheinigungen bzw. richt, Kinderbetreuung oder Hilfestellung 12/2022 – 01/2023 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
HILFE FÜR GEFLÜCHTETE 13 INTEGRATIONSLOTSEN DER GAG IMMOBILIEN AG Ankommen in einer neuen Heimat Spätestens seit der sogenannten „Flücht- lingskrise“ 2015 ist die Versorgung ge- flüchteter Menschen mit Wohnungen eine große Herausforderung für die Wohnungs- wirtschaft. Dabei geht es nicht allein um die Vermietung geeigneter vier Wände, sondern um ein wirkliches Ankommen dieser Menschen – in einem neuen Zuhau- se, in einer neuen Umgebung. Als Integra- tionslotse bei der Kölner GAG Immobilien Quelle: GAG Immobilien AG AG unterstützt sie Gregor Gebski-Wirtz seit Anfang 2018 bei diesem Ankommen. Alltagsmasken hat der gelernte Schneider Alpha (l.) zu Beginn der Corona-Pandemie mit Schon recht bald führte ihn diese Arbeit auch seinen Mitstreiterinnen genäht und an die Menschen im Quartier verteilt zum Butzweilerhof in Köln-Ossendorf. Auf dem Areal des früheren Flugplatzes im Köl- Wirtz. Die eigene Wohnung war für die Einer von ihnen ist Alpha, der aus Guinea ner Westen hat die GAG ein neues Quartier Menschen ein großer Fortschritt, doch zu- nach Köln gekommen ist. In seiner westafri- mit insgesamt 413 Wohnungen errichtet. nächst gab es wenig bis keine Kontakte der kanischen Heimat arbeitete er als Schneider, Von den dortigen 255 öffentlich geförderten Menschen untereinander. „Alle lebten recht seine Qualifikation wurde hier aber nicht Wohnungen wurden 32 nach der Richtlinie anonym für sich alleine“, so Gebski-Wirtz. anerkannt. Nun hat er eine Ausbildung da- FLÜ gefördert – ein vom Landes-Baumi- Da es auch in der Umgebung keine sozialen zu erfolgreich absolviert und setzt seine nisterium 2015 entwickeltes Instrument, Einrichtungen und Angebote gab, fehlte vor Fähigkeiten auch zum Wohle der Gemein- um die Unterbringung von Menschen mit allem ein Ort zur Begegnung und zum Aus- schaft im Butzweilerhof ein. Zu Beginn der Fluchterfahrung außerhalb von Sammel- tausch. Ein solcher Ort war eines der beiden Corona-Pandemie nähte er gemeinsam mit und Notunterkünften voranzubringen sowie übergeordneten Ziele, die der Integrations- weiteren Menschen mit Fluchterfahrung die Kommunen zu entlasten. Zielgruppe sind lotse zu Beginn seiner Arbeit im Quartier sogenannte Alltagsmasken und verteilte sie Menschen, die einen Duldungsstatus oder hatte. Das andere waren ganz praktische an die Bewohnerschaft im Quartier. Mittler- eine Aufenthaltsgestattung haben. Hilfestellungen, damit sich die Menschen weile bietet er auch Nähkurse an, die unter mit Fluchterfahrung möglichst schnell und dem Stichwort „Upcycling“ einen wichtigen Ein Schlüssel zur Integration möglichst eigenständig in ihrer neuen Umge- Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten. „Die ersten dieser Wohnungen im Butzwei- bung bewegen und zurechtfinden konnten. lerhof wurden im Herbst 2018 bezogen. Integration im Quartier Schon ein Dreivierteljahr später waren alle Starkes Partnernetzwerk Die durch diese und andere Aktionen, wie vermietet“, erinnert sich Gregor Gebski- Gemeinsam mit der Verbraucherzentrale etwa ein Mieterfest, gewachsenen Struk- NRW organisierte Gregor Gebski-Wirtz drei turen haben nun auch einen festen Ort Informationsabende in nahe gelegenen Räu- mitten im Quartier. Eine Wohnung im ZUR PERSON men der Handwerkskammer zu Köln. Welche Butzweilerhof wurde von der GAG für die Rechte und Pflichten ergeben sich aus einem nachbarschaftliche Arbeit zur Verfügung Mietvertrag? Was ist eine Betriebskostenab- gestellt. Gemeinsam mit anderen Akteu- rechnung? Wie und warum wird der Müll ren aus dem sozialen Bereich organisiert getrennt? Wozu gibt es eine Hausordnung? Gebski-Wirtz unterschiedliche individuel- Solche und weitere Fragen wurden kompe- le und Gemeinschaftsangebote. So gibt es tent und zugewandt erläutert und beantwor- ein Nachbarschaftscafé, ein Sprachcafé für tet. Über die Handwerkskammer erreichte Frauen, Hausaufgabenbetreuung für Kinder, Gebski-Wirtz nicht nur das Ziel eines Ortes eine Eltern-Kind-Gruppe, eine Spiel- und für die soziale Arbeit und Begegnung vor Ort. Freizeitgruppe und anderes mehr. „Das Über diese Kooperation gelang es auch, meh- Leben in der neuen Heimat hält für diese rere der neuen Mieterinnen und Mieter in das Menschen noch genügend Herausforde- Quelle: GAG Immobilien AG Projekt „Berufsorientierung für Flüchtlinge“ rungen bereit. Mit den richtigen Angeboten (BOF) zu vermitteln. Nach sechs Monaten und einer passgenauen Betreuung schaffen Seit Anfang 2018 arbeitet Gregor Gebski- intensiver Vorbereitung begannen sie eine wir es aber, dass sie diese Herausforde- Wirtz als Integrationslotse bei der GAG einstiegsqualifizierte Ausbildung im hand- rungen erfolgversprechend angehen kön- Immobilien AG in Köln werklichen Bereich. Drei von ihnen haben nen“, fasst Gregor Gebski-Wirtz zusammen. diese Ausbildung mittlerweile abgeschlossen. GAG Immobilien AG 12/2022 – 01/2023 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
14 SCHWERPUNKT „Quartiersarbeit ist wichtiger denn je“ GASTBEITRAG VON SARAH KNAUF UND KATJA TRÂN, SOZIAL- UND QUARTIERSMANAGEMENT DER UNNAER KREIS-BAU- UND SIEDLUNGSGESELLSCHAFT MBH >> Mit der Gründung der Unnaer Kreis-Bau- und Siedlungsgesellschaft (UKBS) entstand 1939 ein kommunales, gemeinnütziges Unternehmen mit der Aufgabe, geeigneten Wohnraum für alle Bevölkerungsschichten zu schaffen. Der Gründungsgedanke der sozialen Ver- pflichtung ist für das Unternehmen derzeit aktueller denn je. Dieser Bereich wird von der Abteilungs- leiterin des „Sozial- und Quartiersmanagements“, Sarah Knauf, und ihrer Stellvertreterin Katja Trân verantwortet, die aus ihrer täglichen Arbeit berichten. Die Arbeit und das Engagement unseres beit zu gewinnen und den Zusammenhalt in Sozial- und Quartiersmanagements haben den Quartieren zu stärken. Es zeigt sich, dass einen sehr hohen Stellenwert. Sie umfassen der auffällige Anstieg von psychischen Er- die Mieterbetreuung sowie das Forderungs- krankungen während der Kontaktverbote in management. Uns ist es eine Herzensange- der Corona-Pandemie in diesen Quartieren legenheit, stets ein offenes Ohr für unsere deutlich geringer als im Durchschnitt ausfiel. Mieterinnen und Mieter zu haben und uns Zeit für ihre Anliegen zu nehmen. Gemein- Viele hilfsbereite Bewohnerinnen und Be- sam mit unserem Team suchen wir aktiv den wohner übernehmen gerne Aufgaben als Kontakt zu den Mieterinnen und Mietern, ehrenamtliche Objektpaten und sind so zu- um den Zusammenhalt zu stärken. gleich in vermittelnder und fürsorglicher Rolle vor Ort. Sie erhalten von der UKBS Besser wohnen durch gemeinsame Arbeitsbekleidung, sodass sie direkt als An- Aktivitäten sprechpartner vor Ort wahrgenommen wer- Vor zwölf Jahren wurden viele gemeinschaft- den. Regelmäßige Treffen fördern zudem Quelle: UKBS liche Aktivitäten aus den 1980er- und 90er- den gemeinsamen Austausch. Neben einem Jahren aus ihrem Dornröschenschlaf ge- Service Point bieten wir mobile Sprechstun- weckt, modernisiert und wieder mit Leben den an. Eigens hierfür wurde ein Kleinbus Katja Trân und Auszubildende Johanna Wil- gefüllt. Die Bewohnerinnen und Bewohner zum fahrenden Service-Büro umfunktioniert. king präsentieren neue Flyer zum Hochbeet nehmen die Angebote von Mieterfrühstü- cken und anderen Veranstaltungen dankend Auch die Zusammenarbeit mit qualifizier- Gezielte Kooperationen an. Alle Angebote sind niedrigschwellig und ten und geschulten Seniorenpaten hat sich Aus unserer aktiven Netzwerkarbeit mit kostenlos, die Bewirtung wird unter dem bewährt. Ein ehemaliger Polizeibeamter Kooperationspartnern entwickelt das Team Selbstkostenpreis umgelegt. Im stetigen Aus- sowie ein pensionierter Finanzbuchhalter neue, innovative Projekte mit Mieterbeteili- tausch entstehen neue Gemeinschaftspro- helfen beim Ausfüllen von Anträgen, bieten gung. Hierzu gehören Feste und Aufräum- jekte wie Spielgruppen oder Kochevents. Rollatoren-, Bus- und E-Bike-Trainings an aktionen in den Stadtteilen, der Senioren- Auch die Idee für Hochbeet-Aktionen wurde und leisten Präventionsarbeit zu Themen tag der Kreisstadt Unna, das Projekt „Jedes hier geboren. wie Einbruchschutz oder Telefonbetrug. Zu- Kind soll schwimmen lernen“, Beratung gleich sind sie Ansprechpartner auf unseren und Unterbreitung von Vorschlägen bei Unserem Team gelingt es so immer wieder, Veranstaltungen oder Stadtteilfesten und Mietschuldnerbesuchen sowie telefonisches das Interesse einzelner Mieterinnen und besuchen unsere Mieterinnen und Mieter in Forderungsmanagement in Kooperation mit Mieter zu wecken, sie für eine aktive Mitar- Einzelfällen auch zu Hause. der Wohnraumsicherungsstelle, Impfaktio- nen für Senioren, aber auch Balkonkonzerte oder Malaktionen. Der Bau von Hochbeeten und Insektenho- tels, Pflanzaktionen und Blühwiesen, Haus- aufgabenbetreuung für Kinder, Busausflüge für Senioren sowie die Möglichkeit, haus- haltsnahe Dienstleistungen zu vergünstig- ten Konditionen in Anspruch nehmen zu Quelle: UKBS können, sind weitere Leistungen, die unser Sozial- und Quartiersmanagement immer Sarah Knauf (links) und Katja Trân (rechts) eröffnen ein Frühstücksbuffet für die Mieterinnen wieder gemeinsam mit den Menschen initi- und Mieter iert. UKBS 12/2022 – 01/2023 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
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