Was vom Corona-Semester bleibt - hlb Hochschullehrerbund

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Was vom Corona-Semester bleibt - hlb Hochschullehrerbund
Ausgabe 06-2020

                                                  FÜR ANWENDUNGSBEZOGENE WISSENSCHAFT UND KUNST

      Was vom Corona-
      Semester bleibt

Campusnotizen              hlb aktuell                   Aus Wissenschaft           Wissenswertes
Fotowettbewerb             Praxistipps zu                & Politik                  Of Counsel in der
„Pandemie in Pixeln“       Softwarenutzung im Einklang   Länder knausern bei        Nebentätigkeit
                           mit dem Datenschutz           Studierendenwerken

                       4                       28                              50                       54
Was vom Corona-Semester bleibt - hlb Hochschullehrerbund
2     Inhalt

    Campusnotizen                             Titelthema:                                   hlb aktuell
4 Technische Hochschule Nürnberg:
                                              Was vom Corona-                            28 Datenschutz: EuGH-Urteil zum
  Fotowettbewerb „Pandemie in Pixeln“         Semester bleibt                               Beschluss „Privacy Shield“
                                                                                            Software insbesondere aus
5 Hochschule München:
                                                                                            Drittländern mit Hochschule
  Digitalisierung mit Branchen-
                                           10 Pokale, Prominenz und Projekt-                abstimmen | Von Michelle Jordan,
  schwerpunkt studieren
                                              arbeit | Von Prof. Dr. Jana Wiske             Karla Neschke
6 Technische Hochschule Köln:
                                           12 Beobachtungen in bewegter Zeit             29 Lehrverpflichtung: hlb plant
  TH Köln, Universität zu Köln und die
                                              | Von Prof. Dr. Jochen Struwe                 weitere gerichtliche Schritte | PM
  Telekom eröffnen 5G Co:Creation Lab
                                                                                            der hlb-Bundesvereinigung
    EAH Jena:                              16 Das digitale Sommersemester
                                              als Entscheidungsgelegenheit                  hlb -Kolumne: Nicht so viel
    Ehrung für Mut und Engagement
                                              | Von Dr. Jennifer Blank, Dr. Sonja           gefallen lassen! | Von Olga Rösch
7 Hochschule Harz:
                                              Sälzle, Prof. Dr. André Bleicher und
  Vernetztes Lehrangebot mit Partner-
                                              Prof. Dr. Jens Winter
  Hochschulen
    OTH Regensburg/Hochschule
                                           20 Study@CoronaTimes: Wie                        Wissenswertes
                                              Studierende das Corona-
    München:
                                              Semester bewerten | Von Prof. Dr.          53 Leserbrief
    Ausmaß an Diskriminierung überrascht
                                              Katharina Klug und Prof. Dr. Sandra
8 Jade Hochschule/Hochschule                  Meister                                    54 Alles, was Recht ist
  Emden/Leer: Energieeffizienter Bau:                                                    55 Neue Bücher von Kolleginnen
                                           24 Online-Lehre – ein Zwischen-
  Inselkita Spiekeroog                                                                      und Kollegen
                                              Einwurf | Von Prof. Dr. Achim Weiand
9 HAW Hamburg:                                                                           56 Neuberufene
                                           30 Online-Lehre als neue
  Der Lockdown ist kein Knock-down!
                                              Erfahrung – Erkenntnisse und
                                              Handlungsempfehlungen | Von
                                              Prof. Dr. Paul Melcher
                                                                                            Standards
    Aus Wissenschaft                       34 Online-Lehre neu gedacht. Wie
                                              man komplexe Inhalte in Form
    & Politik                                 bringt | Von Prof. Dr. Sven Seibold,
                                                                                         3 Editorial
                                              Prof. Dr. Ruth Linssen, Steffen Flügel     53 Autorinnen und Autoren gesucht
50 Bund-Länder-Programm „FH-                  und Jonathan Noor
   Personal“: Expertengremium trifft                                                     53 Impressum
   Auswahl                                 38 Laborpraktika in Chemie und
                                                                                         58 Stellenanzeigen
                                              Pharma im Corona-Semester
    Studentenwerke: Staatliche                | Von Prof. Dr. Dirk Burdinski und Prof.   60 hlb -Seminartermine 2020
    Finanzierung nur noch zu 8,7 Prozent      Dr. Heiko Alexander Schiffter-Weinle
51 DAAD: Internationale                    42 Alternative Prüfungsformen im
   Wettbewerbsfähigkeit von HAW               Sommersemester 2020 | Von Dr.
52 Centrum für Hochschulent-                  Thomas Grethe und Prof. Dr. Boris
   wicklung CHE: Neues Modell                 Mahltig
   beschreibt Entstehung sozialer          46 Rechtliche Zulässigkeit von
   Innovationen                               Online-Prüfungen in Corona-
                                              Zeiten | Von Prof. Dr. Susanne Meyer

                                                                                                                        06 | 2020 DNH
Was vom Corona-Semester bleibt - hlb Hochschullehrerbund
Editorial    3

                          „Die Guten ins Töpfchen …“
                           Spontaneität und Improvisation waren im Sommersemester 2020 die
                           Gebote der Stunde. Jetzt ist Zeit, das Ausprobierte zu sichten und die
                           aussichtsreichen Ideen in eine neue Praxis zu überführen.

                                                          Überwältigend – das ist das einzige           erprobt? Wie stellt sich der Lernerfolg
                                                          passende Wort für die Reaktion auf die        im Vergleich zur vorherigen Praxis dar?
                                                          Ausschreibung des Titelthemas dieser          Dazu nehmen gleich drei Beiträge Stel-
                                                          Ausgabe der DNH. Dank zusätzlicher            lung, nämlich die von Paul Melcher
                                  Foto: Fotoladen Wedel

                                                          Gelder des hlb-Bundespräsidiums und           (Seite 30), Sven Seibold, Ruth Linssen,
                                                          mit Verzicht auf Aufsätze zu anderen          Steffen Flügel und Jonathan Noor (Seite
                                                          Themen können wir Ihnen hier gleich           34) sowie Dirk Burdinski und Alexander
                                                          zehn Beiträge präsentieren, die uns beim      Schiffter-Weinle (Seite 38).
                Christoph Maas                            Nachdenken über die Konsequenzen aus
                Chefredakteur                             dem Sommersemester begleiten und                Auch das Prüfen muss sich natürlich
                                                          anregen.                                      auf die gewandelte Situation einstel-
                                                                                                        len: Thomas Grethe und Boris Mahltig
                                                            Sowohl Jana Wiske (Seite 10) als auch       berichten, wie sie neue Prüfungsformen
                                                          Jochen Struwe (Seite 12) lassen uns noch      erproben und dabei eine hohe Teilnah-
                                                          einmal die Atmosphäre jener Tage erle-        mequote erreichen konnten (Seite 42).
                                                          ben. Die damals aus der Situation heraus      Susanne Meyer erläutert uns, warum wir
                                                          getroffenen Entscheidungen zeigen im          für rechtssichere Online-Prüfungen nicht
                                                          Rückblick, wie aus der Krise Chancen          unbedingt zusätzliche Vorgaben von
                                                          für Weiterentwicklungen unserer Lehre         „oben“ brauchen, ja diese nicht einmal
                                                          erwuchsen.                                    herbeisehnen sollten. (Seite 46).

                                                            Jennifer Blank, Sonja Sälzle, André Blei-     Außerdem zieht sich unser Titelthe-
                                                          cher und Jens Winter arbeiten heraus,         ma natürlich ebenfalls durch die Rubrik
                                                          worauf zu achten ist, damit neue Lehr-        „Campusnotizen“ hindurch.
                                                          formen Fortschritte bringen, statt nur
                                                          Überkommenes in die neuen Rahmen-               Es liegt in der Natur der Sache, dass
                                                          bedingungen herüberzuretten (Seite 16).       auch nach Lektüre dieser Beiträge viele
                                                                                                        Fragen offenbleiben – etwa, was aus dem
                                                            Katharina Klug und Sandra Meister           Teamgeist im Studiengang wird, wenn es
                                                          haben Studierende nach den wichtigsten        keine spontanen Begegnungen auf dem
                                                          „Baustellen“ im Lehrbetrieb unter Corona-     Flur mehr gibt, sondern jedes kollegiale
                                                          Bedingungen befragt (Seite 20).               Gespräch förmlich verabredet und per
                                                                                                        Videokonferenz abgehalten werden muss.
                                                            Achim Weiand legt den Finger auf die        Wenn Sie an Ihrer Hochschule dazu gute
                                                          Schwachstellen einer allzu unbefangen         Ideen praktizieren, würde ich gerne hier
                                                          verstandenen Online-Lehre (Seite 24).         in der DNH darüber berichten. Geben Sie
                                                                                                        einfach Bescheid!
                                                            Welche neuen Formen von Lehrver-
                                                          anstaltungen wurden denn nun konkret                              Ihr Christoph Maas

DNH 06 | 2020
Was vom Corona-Semester bleibt - hlb Hochschullehrerbund
4    Campusnotizen

  Technische Hochschule Nürnberg

Fotowettbewerb „Pandemie in Pixeln“
Die Corona-Pandemie hat unser tägliches
Leben grundlegend verändert und auf
den Kopf gestellt. Das Klinikum Nürn-
berg, die Paracelsus Medizinische Privat-
universität, die Technische Hochschule
Nürnberg und LEONARDO – Zentrum für
Kreativität und Innovation nahmen das
zum Anlass, den Fotowettbewerb „Pande-
mie in Pixeln“ auszurufen. Ihr Ziel war es,
dem Leben im Ausnahmezustand Kontu-
ren und ein Gesicht zu verleihen und so
ein fotografisches Panorama der Pande-
mie zu schaffen. Alle Bürgerinnen und
Bürger konnten ihre Bilder dieser außer-
gewöhnlichen Phase über die Website
pandemiepixel.de hochladen und so am
Fotowettbewerb teilnehmen. „Die Foto-
grafien zeigen ganz persönliche Perspek-
tiven auf Corona und auf die alltäglichen
Spuren dieser gesundheitlichen Bedro-
hung“, bilanziert Dr. Stephan Kolb, Leiter
des Bereichs Bildung und Wissenschaft
am Klinikum Nürnberg, den Fotowettbe-
werb. „Auf ebenso vielseitige wie kreati-
ve Weise fand eine fotografische Ausei-
nandersetzung mit der Pandemie statt.
Die Motive reichen von der Hektik des
Klinikalltags bis hin zur Einsamkeit im
eigenen Zuhause“, so Kolb weiter. Auch
Prof. Dr. Niels Oberbeck, Präsident der
Technischen Hochschule Nürnberg, zeigt
                                               Foto: Anni Chen

sich beeindruckt von der Resonanz zu
„Pandemie in Pixeln“: „Viele Studierende
und viele Professorinnen und Professoren
untersuchen derzeit die technologischen,
                                                                 2. Platz: „Marktregulierung“
sozialen und wirtschaftlichen Auswirkun-
gen der Corona-Pandemie. Der Fotowett-
bewerb hat die wissenschaftliche Pers-        Fotografen aus anderen Teilen Deutsch-            und Vorsitzender der Wettbewerbsjury.
pektive um eine ästhetisch-künstlerische      lands und sogar aus europäischen Nach-            „Die eingereichten Bilder sind eindrucks-
ergänzt und sie in einzelnen Einreichun-      barländern am Wettbewerb teil.                    volle Zeitdokumente und bieten faszinie-
gen sogar direkt beleuchtet. Auch Themen                                                        rende Einblicke in verschiedene Lebens-
wie digitale Lehre und das Arbeiten im           Die prämierten Bilder sind ab sofort auf       welten. Sie zeichnen sich durch ganz
Homeoffice wurden aus ganz neuen und          der Website pandemiepixel.de in einer             vielfältige Bildsprachen und Motive aus“,
originellen Blickwinkeln betrachtet.“         Bildergalerie zu sehen. Aufgrund der              so Jostmeier weiter. Nicht nur die Masken-
                                              derzeitigen Abstandsregeln und Hygiene-           pflicht und Abstandsregeln wurden häufig
   Eine zehnköpfige Jury, die aus Professo-   bestimmungen haben die Veranstalter des           fotografisch festgehalten und interpretiert,
rinnen und Professoren sowie Mitarbeite-      Wettbewerbs auf eine klassische Preisver-         auch leere Straßen, geschlossene Läden
rinnen und Mitarbeitern des Klinikums         leihung verzichtet. Stattdessen wurde ein         und der Schutz von Risikogruppen waren
Nürnberg, des Nürnberger Campus der           Preisverleihungsvideo erstellt, in dem die        wiederkehrende Themen. Stilistisch reich-
Paracelsus Medizinischen Privatuniversi-      Preisträgerinnen und Preisträger, die Jury        te das Spektrum der Einreichungen von
tät, der TH Nürnberg, der Akademie der        und die Institutionen zu Wort kommen.             Schwarz-Weiß-Porträts über einprägsame
Bildenden Künste Nürnberg und LEONAR-                                                           Schnappschüsse bis hin zur Fotokunst.
DO – Zentrum für Kreativität und Innova-        „Wir freuen uns sehr über die große             Ausgewählte Fotografien dieses Wettbe-
tion besteht, wählte aus mehreren Hundert     Aufmerksamkeit, die der Fotowettbewerb            werbs sollen nun in einem Bildband fest-
Bildern die zehn interessantesten Werke       erfahren hat“, erklärt Prof. Michael Jost-        gehalten werden, außerdem werden sie
aus. Die meisten Einreichungen kamen aus      meier, emeritierter Professor für Computer        in einer digitalen Ausstellung präsentiert.
der Metropolregion Nürnberg, es nahmen        Generated Imaging (CGI) und Fotografie
aber auch einige Fotografinnen und            an der Fakultät Design der TH Nürnberg                                         TH Nürnberg

                                                                                                                               06 | 2020 DNH
Was vom Corona-Semester bleibt - hlb Hochschullehrerbund
5

  Hochschule München

Digitalisierung mit Branchenschwerpunkt
studieren

                                                                                                                                                Foto: Julia Bergmeister
Die digitale Transformation durch-          einem Dach an. Ihre Fakultät für Mathe-
dringt inzwischen alle Branchen. Fach-      matik und Informatik umfasst fast fünfzig
kräftemangel herrscht nicht nur bei den     Professorinnen und Professoren. Entwi-
reinen IT-Spezialisten. Gesucht werden      ckelt werden in MUC.DAI interdiszipli-
auch immer öfter Mitarbeiterinnen und       näre Studiengänge, die von der Fakul-
Mitarbeiter, die an der Schnittstelle von   tät für Mathematik und Informatik und          Digitalisierung mit Branchenwissen verbinden –
IT und einzelnen Branchen arbeiten und      den Nicht-IT-Fakultäten gleichberechtigt       dafür steht das neue Institut MUC.DAI
die mit ihren Branchenkenntnissen die       betreut werden. Dafür wurde eine Studi-
Digitalisierung in Unternehmen, öffent-     enfakultät gegründet, die quer zu den 14       interdisziplinäre Angebote gestalten und
lichen Institutionen und im Mittelstand     Fakultäten der HM diese Studiengänge           damit die unterschiedlichen Initiativen im
vorantreiben. Die Hochschule München        aufbaut, weiterentwickelt und betreut.         Bereich Digitalisierung an der Hochschule
trägt diesen Arbeitsmarktanforderungen                                                     München noch besser vernetzen können.“
Rechnung und gründet mit MUC.DAI,             MUC.DAI startet mit seiner Gründung          Im Wintersemester 2020/21 starten an der
dem Munich Center for Digital Scien-        in die Aufbauphase mit der Entwicklung         Hochschule München der Bachelor „Data
ces and Artificial Intelligence, ein Zen-   vielfältiger Studienangebote, die das Ange-    Science & Scientific Computing“ sowie
trum für interdisziplinäre Studiengänge     bot der Hochschule München für Studie-         der Master-Studiengang „IT-Sicherheit“, ab
mit vertieften Digitalisierungskenntnis-    rende innovativ und zukunftssicher gestal-     Wintersemester 2021 ist der Bachelor „Digi-
sen. Als Voll-Hochschule für angewandte     ten. Gründungsstudiendekanin ist Prof.         tal Engineering“ geplant. Weitere Studien-
Wissenschaften (HAW) bietet die Hoch-       Dr. Gudrun Socher, Professorin an der          gänge, die Fachwissen mit Digitalisierungs-
schule München zahlreiche anschluss-        Fakultät für Mathematik und Informatik:        kenntnissen zusammenbringen, folgen.
fähige Fächer wie Sozial- und Ingeni-       „Wir freuen uns darauf, dass wir mit der
eurswissenschaften sowie Design unter       Entwicklung zusätzlicher Studienangebote                             Hochschule München

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 „Ich kann mir die
 Module in jedem Semester
 passend zur aktuellen
 beruflichen und
 familiären Situation
 zusammenstellen,                                                      HOCHSCHUL- UND
 das ermöglicht mir ein
 sehr hohes Maß an                                                     WISSENSCHAFTSMANAGEMENT (MBA)
 Flexibilität.“
                                                                       Master of Business Administration
 Sarah S.
                                                                       Berufsbegleitender Masterstudiengang
                                                                       im Umfang von 90 ECTS

                                                                       Individuell & flexibel – Studium Hochschul- und
                                                                       Wissenschaftsmanagement an der Hochschule Osnabrück

                                                                       • Betriebswirtschaftliche Managementkenntnisse
                                                                       • Institutionelles Wissen über das Wissenschaftssystem
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Was vom Corona-Semester bleibt - hlb Hochschullehrerbund
6     Campusnotizen

                                  Technische Hochschule Köln                                                                            EAH Jena

                                TH Köln, Universität zu Köln und die                                                                  Ehrung für Mut
                                Telekom eröffnen 5G Co:Creation Lab                                                                   und Engagement
                                                                                          Sie begleiteten die Eröffnung des 5G-Lab:
                                                                                          (v. l.): Prof. Dr. Andreas Pinkwart,
                                                                                          Wirtschafts- und Digitalminister
                                                                                          NRW, Prof. Dr. Rainer Minz,
                                                                                          Universität zu Köln, Claudia Nemat,
Foto: Thilo Schmülgen/TH Köln

                                                                                          Telekom-Vorstand für Technologie
                                                                                          und Innovation, Prof. Dr. Matthias
                                                                                          Böhme, TH Köln, Alexander Wehrle,

                                                                                                                                                                                     Foto: Sigrid Neef
                                                                                          Geschäftsführer 1. FC Köln,
                                                                                          Prof. Dr. Kai Thürbach, TH Köln.

                                An der Technischen Hochschule Köln              schaffen mit „Gateway“ eine gemeinsame                Konrad Erben, Student im Fachbereich
                                haben Wirtschafts- und Digitalminister          Marke und bauen ein starkes Netzwerk von              Sozialwesen der Ernst-Abbe-Hochschule
                                Prof. Dr. Andreas Pinkwart und Telekom-         Unterstützern aus der Praxis auf.                     Jena, erhielt kürzlich den 19. „Jenaer Preis
                                Vorstand Claudia Nemat zusammen mit                                                                   für Zivilcourage“. Mit dem Preis werden
                                Lehrenden der Kölner Hochschulen das              Zusätzlich wird ein breites Lehr- und               seit 2001 jährlich Menschen für ihr muti-
                                neue 5G Co:Creation Lab eingeweiht. Es          Veranstaltungsangebot aufgebaut. „Wir                 ges und zivilcouragiertes Handeln geehrt.
                                ist ein Beispiel für die enge Zusammen-         möchten, dass in Köln eine neue Gründer-              Vorgeschlagen werden sie von Jenaer
                                arbeit der Kölner Hochschulen im Bereich        zeit anbricht. Ziel der engen Zusammen-               Bürgerinnen und Bürgern.
                                Entrepreneurship.                               arbeit von Universität, TH Köln und den
                                                                                anderen Kölner Hochschulen im Bereich                   Der diesjährige Preisträger erhielt die
                                Das Lab steht den Studierenden der              Entrepreneurship ist es, Köln und das                 Auszeichnung für sein Engagement bei
                                Kölner Hochschulen als Entrepreneur-            ‚Rheinland Valley‘ zur einer der Top-Regi-            der Organisation des Gedenkens an die
                                ship-Hub offen, um ihre Gründungside-           onen für Start-ups und Gründungen zu                  Opfer des Nationalsozialistischen Unter-
                                en umzusetzen, ebenso Praxispartnern            machen. Das gemeinsame Co:Creation Lab                grunds (NSU). Zu jedem Jahrestag der
                                in der Region Köln und im Land NRW.             in den Räumen der TH Köln ist ein weiterer            Ermordung eines Menschen oder eines
                                Neben den Kölner Hochschulen und der            Schritt auf diesem Weg, den wir zusammen              Attentates durch die NSU führt Konrad
                                Telekom ist der 1. FC Köln ein weite-           mit Partnern aus der Praxis gehen“, fasst             Erben gemeinsam mit anderen Engagier-
                                rer Projektpartner. Der Fußballclub wird        Prof. Dr. Kai Thürbach, Professor für Entre-          ten Gedenkveranstaltungen vor der Holz-
                                das Lab mit strategischen Fragestellun-         preneurship und im Team »Fit for Invest«              skulptur in der Johannisstraße durch. Er
                                gen unterstützen und erste Lösungen             als Vertreter der Kölner Hochschulen die              möchte so die Erinnerung an die Ermor-
                                in seinem Umfeld testen. Denkbar sind           Eröffnung des Labs, zusammen.                         deten aufrechterhalten, ein Signal für
                                dabei viele Projekte: Zum Beispiel ein                                                                die Hinterbliebenen und Überlebenden
                                virtuelles Torwandschießen gegen einen          Zusätzlich zu dem Standort Mülheim der                setzen und die Auseinandersetzung inner-
                                prominenten Fußballer. Oder Lenkung             TH Köln mit seinem Studiengang Code                   halb der Stadt Jena mit der eigenen Rolle
                                von Zuschauerströmen im Stadion.                & Context und dem Cologne Game                        im NSU-Komplex einfordern.
                                                                                Lab wird die 5G-Technologie auch am
                                Ökosystem der Kölner Gründerszene               Campus Deutz im neuen StartUpLab@TH                     Konrad Erben ist Mitgründer und Akti-
                                stärken                                         Köln verfügbar sein. Das StartUpLab@TH                ver der Thüringer Gruppe der „Initiati-
                                                                                Köln fördert Gründungsaktivitäten an der              ve Schwarze Menschen in Deutschland“
                                Die Kölner Hochschulen waren in diesem          TH Köln über alle Fakultäten hinweg und               sowie der Careleaver-Hochschulgruppe
                                Jahr sehr erfolgreich, das Thema Entre-         bietet Räume und technische Infrastruk-               Thüringen, einer Initiative von jungen
                                preneurship und Gründung gemein-                tur für Gründungsteams. Neben Gründe-                 Menschen, die ihr Leben in der stationä-
                                sam voranzutreiben. Zusammen mit der            rinnen und Gründern sollen auch Studie-               ren Kinder- und Jugendhilfe verbrachten
                                Universität zu Köln, der Deutschen Sport-       rende in Lehrprojekten 5G nutzen und                  und sich auf ihrem weiteren Lebensweg
                                hochschule und der Rheinischen Fach-            interdisziplinär und in innovativen Lehr-             gegenseitig unterstützen.
                                hochschule sowie dem hochschulgrün-             formaten im Bereich Entrepreneurship
                                dernetz cologne e. V. koordiniert die TH        Education zusammenarbeiten.                                                            EAH Jena
                                Köln das vom BMWi geförderte Exist-Pro-
                                jekt „Fit for Invest“. Hier treiben die Hoch-     https://www.th-koeln.de/
                                schulen gemeinsam das Thema Entrepre-             hochschule/th-koeln-universitaet-
                                neurship und Gründungsförderung in                zu-koeln-und-die-telekom-eroeff-
                                Köln voran und stimmen ihre Aktivitä-             nen-5g-cocreation-lab_76969.php
                                ten miteinander ab. So führen sie z. B.
                                ihre Gründungsservices enger zusammen,                                                 TH Köln

                                                                                                                                                                     06 | 2020 DNH
Was vom Corona-Semester bleibt - hlb Hochschullehrerbund
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  Hochschule Harz

Vernetztes Lehrangebot mit
Partner-Hochschulen

                                                                                                                                                        Foto: Hochschule Harz
Studierende der Hochschule Harz können      „Mehr digitale Angebote sind uns grund-
sich ab diesem Wintersemester in mehre-     sätzlich wichtig, denn nicht jeder hat die
ren Kursen virtuell mit Kommilitonen an     Möglichkeit, ins Ausland zu gehen“, erklärt
amerikanischen Hochschulen vernetzen.       die Professorin. Von der „Internationalisie-     Was zwischen Professorin Louisa Klemmer (links)
Dabei stehen aktuelle politische Diskurse   rung@Home“ könnten viele Studierende             und Hochschulmitarbeiterin Suntje Ehmann
und die Stärkung interkultureller Kompe-    fachlich und im Hinblick auf ihre Persön-        bestens funktioniert, klappt auch international: Die
tenzen im Mittelpunkt. Der Deutsche         lichkeitsbildung profitieren.                    Hochschule geht nun digitale Wege im weltweiten
Akademische Austauschdienst (DAAD)                                                           Studierendenaustausch.
fördert das digitale internationale Lehr-      Wer sich in die Kurse des Projekts „Virtual
angebot für 13 Monate. Prof. Dr. Loui-      Exchange+“ einloggt, tritt in Austausch mit      sowohl fachlich als auch technisch sehr
sa Klemmer, Prorektorin für Studium,        Kommilitonen der Wayne State University,         gut“, erklärt Suntje Ehmann. Die Mitarbei-
Lehre und Internationalisierung, leitet     der Iowa State University und der Michigan       terin im Forschungsbereich der Hochschu-
das Projekt „Virtual Exchange+“ im Harz     State University. Die Hochschule Ruhr West       le Harz gehört zu den Initiatorinnen des
und berichtet: „Die Idee der Hochschule     ist der zweite deutsche Hochschulpartner.        Projekts. Mithilfe der eingeworbenen Mittel
Harz und ihrer nationalen und internati-    Jedes Thema wird jeweils von einer deut-         – insgesamt 221.974 Euro für alle beteilig-
onalen Partner ist eines von 50 geförder-   schen und einer amerikanischen Dozen-            ten Hochschulen – werden die Dozentin-
ten Projekten. Wir freuen uns, neue Wege    tin verantwortet. Vorträge, Diskussionen         nen durch Studierende aller Fachbereiche
beim Studierenden-Austausch zu testen.“     oder auch gemeinsame Projektarbeiten             personell unterstützt.
Seit der Corona-Pandemie sind Reisen im     sind zunächst per Videokonferenz-Soft-
akademischen Bereich stark eingeschränkt.   ware geplant. „Die Abstimmungen laufen                                           Hochschule Harz

  OTH Regensburg/Hochschule München

Ausmaß an Diskriminierung überrascht
Forschungsteam von OTH Regensburg              Diese und weitere zentrale Ergebnis-
und HS München präsentiert Ergebnisse       se einer bundesweiten Erhebung stellte

                                                                                                                                                        Foto: Heike Geismar
zu Frauenförderung                          das Forschungsteam der OTH Regensburg
                                            gemeinsam mit Kolleginnen von der HS
Der bundesweite Girls‘ Day, der Nationale   München am 29. und 30. September 2020
Pakt für Frauen in MINT-Berufen „Komm,      bei der Abschluss-Fachtagung des Projekts
mach MINT“ oder die regionale Koopera-      „MINT-Strategien 4.0 – Strategien zur Gewin-     Das Projektteam (v. l.): Anne Reber, M. A., Sophia
tion MINT-Girls Regensburg: Projekte zur    nung von Frauen für MINT-Studiengänge            Dollsack, M. A., Prof. Dr. Clarissa Rudolph (alle OTH
                                                                                             Regensburg) und Stefanie Brenning, M. A., Prof. Dr.
Erhöhung des Frauenanteils in MINT-Stu-     an Hochschulen für angewandte Wissen-
                                                                                             Elke Wolf und Beatrix Ehrensperger, Dipl.-Soz. (alle
diengängen haben einen festen Platz im      schaften“ vor. In dem vom Bundesministe-
                                                                                             HS München)
Hochschulgefüge. Warum sind trotzdem        rium für Bildung und Forschung geförder-
nur rund 30 Prozent Frauen unter den        ten Projekt gingen die Forscherinnen der
Studierenden von MINT-Fächern aus           beiden Hochschulen unter anderem der               Auch das von der Hochschule München
den Bereichen Mathematik, Informatik,       These nach, dass sich MINT-Projekte stär-        (Projektleitung Prof. Dr. Elke Wolf) entwi-
Naturwissenschaft und Technik vertreten?    ker auf die heterogenen Lebenssituationen        ckelte Evaluationskonzept soll seinen
„Es zeigt sich bei den meisten Lehren-      von MINT-Studentinnen einstellen müss-           Beitrag dazu leisten, die MINT-Projekte
den eine Abwehr gegenüber aktiver Frau-     ten. „Es hat sich gezeigt, dass der überwie-     zielorientiert weiterzuentwickeln. Noch
enförderung; tatsächlich setzen sie sich    gende Teil der Projekte immer noch in klas-      mehr wünschten sich die Studentinnen
mit solchen Fragen oft gar nicht ausei-     sischer Weise Studentinnen adressiert. Viele     aber, dass solche Projekte gar nicht nötig
nander“, sagt Prof. Dr. Clarissa Rudolph    der von uns befragten Studentinnen sind          wären und dass sie weniger mit sexisti-
von der OTH Regensburg. „Das Ausmaß         aber mit dieser Perspektive unzufrieden, weil    schen Äußerungen oder Verhaltensweisen
an Diskriminierungen, die Studentinnen      diese Form der Ansprache vermittelt, dass        konfrontiert würden, sagt Prof. Rudolph.
in MINT immer noch erleben, hat uns         Frauen besonders gefördert werden müss-
Wissenschaftlerinnen überrascht“, fügt      ten“, sagt Projektleiterin Prof. Dr. Claris-     Tagungsergebnisse unter:
Anne Reber, wissenschaftliche Mitarbei-     sa Rudolph. „Die Studentinnen wünschen              https://www.oth-regensburg.de/
terin, hinzu.                               sich tatsächlich Angebote, die mehr auf ihre        index.php?id=5443
                                            spezifischen Lebensumstände eingehen, z. B.
                                            auf Elternschaft oder Sprachbarrieren.“                                          OTH Regensburg

DNH 06| 2020
Was vom Corona-Semester bleibt - hlb Hochschullehrerbund
8     Campusnotizen

  Jade Hochschule/Hochschule Emden/Leer

Energieeffizienter Bau:
Inselkita Spiekeroog
In dem kollaborativ-interdisziplinären         Im sicheren Erprobungsraum Hoch-           online stattfand – mit wöchentlichen
Lehrprojekt „Inselkita Spiekeroog“ von       schule sollte das Projekt die Kommuni-       Aufgabenpaketen und Präsentationen
der Jade Hochschule Wilhelmshaven            kationsfähigkeiten, Kooperationsfähig-       der Teilergebnisse. Die Abschlussveran-
Oldenburg Elsfleth und der Hochschu-         keiten und Koordinationsfähigkeiten der      staltung wurde von der lokalen Presse
le Emden/Leer beschäftigten sich Studie-     Lernenden erweitern und die Entwicklung      begleitet und dokumentiert. Daraus resul-
rende aus vier Bachelor-Studiengängen        eines forschen-reflektiven Habitus sowie     tierende Veröffentlichungen und Presse-
(Architektur, Bauingenieurwesen, Wirt-       von Flexibilität und Offenheit gegenüber     mitteilungen sind auf der Webseite der
schaftsingenieurwissenschaften Geoin-        Unbekanntem und Fremdem fördern. Die         Jade Hochschule, der Hochschule Emden
formation und Kindheitspädagogik) mit        Lernenden sollen sich über die Projekt-      Leer und dem ScienceBlog erschienen.
einem realitätsnahen Problem als Aufga-      laufzeit zu unabhängigen, kreativen und
benstellung, das sie nur gemeinsam als       verantwortungsbewussten Teammitglie-
interdisziplinäres Team lösen konnten:       dern entwickeln und darüber Freude           Fazit
Für eine Kita sollte sowohl das pädago-      und intrinsische Motivation am Lernen
gische Konzept gewählt, anschließend         hervorbringen.                               Die digitale Durchführung des Moduls
in räumlich gebaute Umwelt umgesetzt                                                      erwies sich als barrierearm hinsichtlich
und standortgerecht nachhaltig kon-             Die größte Herausforderung bestand        der interdisziplinären Arbeit. Die Studie-
struiert werden. Eine besondere Heraus-      in der interdisziplinären Zusammenar-        renden haben in ihren Arbeitsgruppen
forderung bestand dabei in der freien        beit. Die Studierenden haben sich nie        sehr gut zusammengearbeitet und blie-
Standortwahl auf der Insel Spiekeroog        zuvor gesehen und in ihrem bisherigen        ben über den Verlauf des Projektes kon-
als Fallbeispiel. Hierfür wurden verfüg-     Ausbildungshergang kaum mit anderen          stant motiviert. Allerdings gab es an den
bare Geodaten zur Bodenbeschaffenheit,       Fachdisziplinen zusammengearbeitet. Die      Schnittstellen fachspezifische Reibun-
Topografie und Siedlungsstruktur in ein      Fachdisziplinen arbeiteten in der Regel      gen, Mehrarbeit und Informationsver-
Geoinformationssystem integriert und         mit ihren eigenen Arbeitsmethoden und        luste, welche mit einem digitalen Soft-
der Standortwahl zugrunde gelegt.            einer eigenen Fachkultur. Somit galt es      ware-Workflow für die Datenübergabe
                                             zunächst, die Hemmschwelle der Kommu-        optimiert werden könnten.
                                             nikation zu überwinden und eine vertrau-
                                             ensvolle Atmosphäre herzustellen, wobei         Eine Weiterführung des Lehrmoduls
                                             eine fachinterne Gruppenbildung vermie-      ist vorgesehen und soll dabei auf ande-
                                             den wurde. Das ursprünglich geplante         re Räume (z. B. alternative Insellage)
                                             Blockseminar auf Spiekeroog sollte es den    übertragen werden. Zur Erweiterung des
                                             Studierenden durch den neuen Arbeits-        Lehrmoduls um Schnittstellen zwischen
                                             rahmen in Form einer Exkursion erleich-      Simulationsmodellen aus der Architek-
                                             tern, die bisherigen jeweiligen fachspezi-   tur, Gebäudedatenmodellierung (Buil-
                                             fischen Arbeitskulturen zu verlassen und     ding Information Modeling – BIM) aus
                                             sich auf neue Rahmenbedingungen und          dem Bauingenieurswesen sowie Geoda-
                                             Arbeitsweisen einzulassen. Die fachliche     tenmodellierung aus den Geoinforma-
                                             Wissensgrundlage sollte durch Kurzre-        tionswissenschaften wurde kürzlich ein
                                             ferate während der Anreise geschaffen        Antrag „Innovative Lehr- und Lernkon-
                                             werden, sodass gleichzeitig die jeweili-     zepte: Innovation plus“ beim Niedersäch-
                                             gen Expertenrollen für die verschiedenen     sischen Ministerium für Wissenschaft und
                                             Disziplinen für späteren Konsultations-      Kultur (MWK) eingereicht.
                                             bedarf festgelegt wurden. Die eigentliche
                                             Aufgabenbearbeitung der Inselkita erfolg-             Prof. Dr. Sebastian Hollermann
                                             te in Gruppen, bei der jeweils mindestens                        Prof. Anja Willmann
                                             eine Studentin oder ein Student der vier                Prof. Dr. habil. Roland Pesch
                                             Fachdisziplinen vertreten war.                                      Jade Hochschule

                                               Aufgrund von Corona musste das                                Prof. Dr. Lena Kaiser
                                             gesamte Modul kurzfristig in einen digi-                     Hochschule Emden/Leer
                                             talen, auf Internet-Tools basierenden
                                             Modus überführt werden, in dem statt
                                             des geplanten Blockseminars vor Ort nun
Titelbild: Orkan Christian, Svenja Wiemers   eine achtwöchige intensive Projektphase

                                                                                                                       06 | 2020 DNH
Was vom Corona-Semester bleibt - hlb Hochschullehrerbund
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  HAW Hamburg

Der Lockdown ist kein Knock-down!
                                                                                                      – auch bundesweite – Radiosendungen
                                                                                                      und Printmedien. Die Studierenden durf-
                                                                                                      ten stolz darauf sein, denn sie haben die
                                                                                                      bis zu 60-minütigen qualitativen Inter-
                                                                                                      views geführt und gemeinsam im Semi-
                                                                                                      nar mit der Lehrenden ausgearbeitet. Für
                                                                                                      die Offene Kinder- und Jugendarbeit, die
                                                                                                      sonst in den Medien wenig Gehör findet,
                                                                                                      war das ebenso ein tolles Ergebnis! Dass
                                                                                                      weitergehend sogar eine Förderung durch
                                                                                                      die Wissenschaftsbehörde für ein brei-
                                                                                                      ter aufgestelltes Forschungsprojekt zur
                                                                                                      Kinder- und Jugendarbeit in Corona-Zei-

                                                                              Screenshot: G. Voigts
                                                                                                      ten genehmigt wurde, ist ein weiterer,
                                                                                                      kleiner Erfolg dieser Studie. Und die gute
                                                                                                      Nachricht am Ende ist, dass die Offene
                                                                                                      Kinder- und Jugendarbeit nicht nur in
                                                                                                      Hamburg zumindest wieder teilgeöffnet
Online-Projekt statt Praxissemester                                                                   arbeiten kann – und in der Zwischenzeit
                                                                                                      alle beteiligten Studierenden ihr Vollzeit-
Ein Theorie-Praxis-Seminar mit Studieren-    Innerhalb einer Woche wurden mehr als                    praktikum anfangen konnten. Aufregen-
den aus dem Bachelor-Studiengang Sozi-       40 Hauptberufliche aus der Kinder- und                   de Zeiten!
ale Arbeit schafft es in zahlreiche Radio-   Jugendarbeit dazu befragt, wie sie in Coro-
sendungen und Printmedien – wie kann         na-Zeiten weiter junge Menschen errei-                   Mehr Infos unter:
das sein? Eigentlich ganz einfach: Für die   chen, welche Herausforderungen es in                       h t t p s : / / w w w. h a w - h a m b u r g . d e /
Studierenden des dritten Semesters stand     der Arbeit unter den neuen Bedingun-                       detail/news/news/detail/perspek-
im Frühjahr 2020 das erste Praxissemes-      gen gibt und welche Zukunftsszenarien                      tiven-der-jugendlichen-an-den-ka-
ter an, welches dringend notwendig für       sie unter Pandemierahmungen sehen.                         binettstisch/ sowie der Einblick in
die Erlangung der staatlichen Anerken-       Am Ende steht ein Forschungsbericht,                       eine Radiosendung des Deutsch-
nung als Sozialarbeitende ist. Doch die      der deutlich aufzeigt, wie engagiert, krea-                landradio zum Thema unter
Offenen Kinder- und Jugendeinrichtun-        tiv und vielseitig die Hauptberuflichen im                 https://srv.deutschlandradio.de/
gen in Hamburg, in denen die Praktika        Handlungsfeld die Situation bewältigen.                    dlf-audiothek-audio-teilen.3265.
vereinbart waren, wurden von einem           Die Studie bescheinigt den Einrichtun-                     de.html?mdm:audio_id=852918
Tag auf den anderen geschlossen. Eine        gen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit
Katastrophe für Kinder und Jugendli-         gelungenes Arbeiten: Telefonsprechstun-                                        Prof. Dr. Gunda Voigts
che, das Handlungsfeld und die Studie-       den für junge Menschen, „Walk to Talk“,
renden. Der Frust und die Unsicherheit       digitale Kochkurse, Pizza-Abhol-Angebo-
bei den Studierenden waren verständli-       te, Unterstützung beim Homeschooling
cherweise groß, aber auch das Interes-       mit Abstand oder Online-Spiel-Sessions
se daran zu erfahren, was gerade in der      sind nur einige Beispiele dafür, was die
Kinder- und Jugendarbeit geschieht und       Studie an Beschreibungen der Arbeit unter
wie sie auf die Schließung der Jugend-       Pandemie-Bedingungen liefern konnte.
zentren reagiert. Aus den Praxiskontak-      Aber auch Probleme wie die vollkommen
ten der Lehrenden entstand so die Idee,      unzureichende dienstliche technische
Telefoninterviews mit den Beschäftigten      Ausstattung der Mitarbeitenden konn-
in den Praxiseinrichtungen zu führen.        ten erhoben werden. Zusammenfassend
Die Studierenden waren begeistert dabei.     zeigt sich, dass der Lockdown für die Offe-
Gemeinsam wurden über Online-Tools           nen Kinder- und Jugendeinrichtungen
ein Leitfaden erstellt, Kontakte zu den      kein Knock-down war – und trotzdem
Einrichtungen per Mail gesucht, Inter-       gerade für die Zielgruppe der Kinder und
viewtermine vereinbart. In Rekord-           Jugendlichen eine enorme Herausforde-                    Die Meldungen in dieser Rubrik, soweit
zeit war ein Praxis-Lehr-Forschungspro-      rung ist. Diese Nachrichten schafften es                    sie nicht namentlich gekennzeichnet
jekt geschaffen – und eine gemeinsame,       dank einer tollen Öffentlichkeitsarbeit der                sind, basieren auf Pressemitteilungen
praxisnahe Studienaufgabe gefunden.          Pressestelle der Hochschule in sehr viele                    der jeweils genannten Institutionen.

DNH 06| 2020
Was vom Corona-Semester bleibt - hlb Hochschullehrerbund
10 Was vom Corona-Semester bleibt

Pokale, Prominenz
und Projektarbeit
Leben, lehren und lernen in Zeiten von COVID-19 –
Erfahrungswerte für zukünftige Semester. | Von Prof. Dr. Jana Wiske

                                                       Ich sehe jeden Morgen fünf Pokale. Es       jungen Menschen das übliche Maß um
                                                       ist die bescheidene Sammlung meines         ein Vielfaches. Häufig geht es bei den
                                                       Mannes, der in früheren Zeiten ganz         Anfragen über das Fachliche hinaus.
                                                       passabel Eishockey spielte. Im Arbeits-     Zusätzlich fungiere ich als Ansprech-
                                                       zimmer war noch Platz für die silbrigen     partnerin für Lebensfragen. Die Dank-
                                                       Staubfänger. Ich dachte mir beim Einzug     barkeit ist spürbar.
                                                       damals nur: Hier stören sie nicht. Seit
                Foto: privat

                                                       März 2020 prägen sie mein tägliches           Ich habe mich bei der digitalen Lehre
                                                       Blickfeld, diese Dinger sind meine stän-    gegen virtuelle Bildschirm-Hintergrün-
                                                       digen Begleiter. Unser Arbeitszimmer ist    de entschieden. Ich wollte den Studie-
                   Prof. Dr. Jana Wiske
                                                       seit Pandemie-Beginn in Deutschland         renden keine eingedellten Frisuren
       Professorin für Ressortjournalismus
                                                       mein Lebensmittelpunkt – und das wird       oder Kopfformen von mir zumuten.
     und PR/Unternehmenskommunikation
                                                       es leider noch eine Weile bleiben.          Und ich wollte keine Strand-, Stadion-
                                 Hochschule Ansbach                                                oder City-Stimmung verbreiten. Einer-
                                    Residenzstraße 8     Seit 2017 lehre ich Ressortjournalis-     seits war es mir wichtig, den Fokus auf
                                     91522 Ansbach     mus im Bachelor und PR/Unterneh-            die Lehre und nicht das Drumherum zu
                                                       menskommunikation im Master an der          legen. Andererseits ging es mir um Nähe,
                               j.wiske@hs-ansbach.de   Hochschule Ansbach. Am 10. März 2020        die in diesen Zeiten so fern scheint. Im
                                                       stoppte mein normales Campus-Leben.         Zweifelsfall stehen eben ein Familien-
                                                       Mitten in der praxisbegleitenden Lehr-      bild oder ein persönlicher Gegenstand
                                                       veranstaltung ereilte mich die Nachricht:   der Professorin im Hintergrund.
                                                       NICHTS GEHT MEHR. Ein Student hatte
                                                       die so unwirklich klingende Botschaft
                                                       in Echtzeit im Kurs übermittelt. Was        Neue Denkmuster
                                                       folgte, war ein komisches Semester
                                                       mit völlig neuen Herausforderungen.         Ich bin in der Lehre mit herkömmli-
                                                       Die Pandemie ließ nur noch virtuelle        chen Rollenspielen, die ich regelmäßig
                                                       Präsenz zu. Hochschule findet derzeit       in die Lehre integriere, gescheitert. Diese
                                                       auf dem heimischen Schreibtisch statt.      sind digital zu vielen Reibungsverlusten
                                                       Leben, lehren und lernen in Zeiten von      ausgesetzt. Eine aufwendig erarbeitete,
                                                       COVID-19 – mitnehmen kann ich aus           simulierte Pressekonferenz – elementar
                                                       dieser Zeit sehr viel.                      beim Themenschwerpunkt Pressearbeit
                                                                                                   – lässt sich seriös derzeit nicht umsetzen.
                                                         Seit Mitte März lehre ich nun aus         Neue Denkmuster sind gefragt. Ich arbeite
                                                       meinem Arbeitszimmer. Die Verunsi-          daher vermehrt mit Videos aus der Praxis,
                                                       cherung war mit Ausbruch der Pande-         Live-Übertragungen (zum Beispiel Presse-
                                                       mie und den Auswirkungen auf das            konferenzen zur aktuellen Lage) oder setze
                                                       Hochschulleben auf allen Seiten greif-      auf Digitale Camps von Unternehmen.
                                                       bar. Unsere Hochschulleitung reagierte      Für mich hat sich dabei eine Mischung
                                                       schnell, digitale Plattformen wie Adobe-    aus synchroner und asynchroner Lehre
                                                       Connect oder Zoom waren zeitnah             bewährt: Live-Vorlesung einerseits und
                                                       verfügbar. Fortbildungskurse wurden         das ständige Einbinden der Lernplatt-
                                                       ad hoc angeboten. Eine schnelle und         form Moodle anderseits. Eine Erkenntnis:
                                                       transparente Information sorgte bei den     Interaktion funktioniert immer noch am
                                                       Studierenden für Klarheit und damit         besten im digitalen Seminarraum. Dabei
                                                       mehr Sicherheit im Umgang mit der           gilt es, alle technischen Tools wie Grup-
                                                       schwierigen Situation. Bis heute über-      pen, Whiteboards, Umfragen etc. regel-
                                                       steigt meine Kommunikation mit den          mäßig auszuschöpfen.

                                                                                                                                 06 | 2020 DNH
11

                                                                                   Foto: arrow/123rf.com
  Selbst die Prominenz kennt jetzt mein schnödes
Arbeitszimmer: Pressesprecherinnen und -spre-
cher aus der Fußball-Bundesliga oder der Auto-
mobilindustrie, die Geschäftsführerin eines welt-        „Hochkarätige Gastrednerinnen und -redner
weit agierenden Tabak-Unternehmens oder ein
Doppel-Olympiasieger aus dem Hockey blickten
                                                         lassen sich in Pandemie-Zeiten relativ
auf meine heimische weiße Hintergrundwand mit            problemlos verpflichten. Die zeitraubende
dem gemalten Bild oben rechts. Denn das ist eine
weitere Erkenntnis: Hochkarätige Gastrednerinnen         Anreise fällt ja weg.“
und -redner lassen sich in Pandemie-Zeiten rela-
tiv problemlos verpflichten. Die nervige und zeit-
raubende Anreise fällt ja weg. Demnächst erwar-
ten wir eine Stimmtrainerin.                             Ein schönes Gefühl

                                                         In der vorlesungsfreien Zeit im Sommer durfte ich
Mutigere Ansätze                                         fast 200 Studienarbeiten korrigieren. Es waren wie
                                                         immer Höhen und Tiefen dabei. Was aber vor allem
Mit einer virtuellen Lesung schafften wir es im          für mich zählte: Alle Studierenden hatten bestanden.
Sommersemester, ein geeignetes Event in Pande-           Wenn du ein Semester lang nur einen Bildschirm
mie-Zeiten zu kreieren. Eigentlich ist jedes Jahr eine   anstarrst, in eine Blackbox sprichst und nicht weißt,
Preisverleihung von A bis Z vor Ort in Ansbach           ob deine Vorlesung geschweige denn deine Gags
geplant. Diesmal bastelten wir aus ganz vielen klei-     ankommen, ist das ein schönes Gefühl.
nen Filmchen ein großes Ganzes. Die Bereitschaft,
uns zu unterstützen, war überwältigend: So schick-         Fast acht Monate nach Beginn der Pandemie
ten uns TV-Koch Alexander Herrmann, Sängerin             in Deutschland sitze ich die Woche über immer
Lena Meyer-Landrut oder Schwimm-Olympiasiege-            noch täglich mehrere Stunden auf meinem schwar-
rin Britta Steffen Videobeiträge zu. Über den Event-     zen Bürostuhl in den zehn Quadratmetern mit
Tag verteilt boten wir drei Themenschwerpunkte           Fenster zur Nordseite. Es hat mich viel Zeit und
(Nachhaltigkeit, Gesundheit und Humor), hochkarä-        Nerven gekostet, die Netz-Infrastruktur in meinem
tige Autoren, prominente Lesetipps sowie viele eige-     Arbeitszimmer auf Normalniveau zu bringen.
ne, abwechslungsreiche Beiträge auf den verschie-        Nach intensiver Krisenkommunikation waren der
denen Hochschul-Kanälen. Das Projekt hat gezeigt,        Service-Techniker des Telefonanbieters und ich
dass die Studierenden mit entsprechender Motiva-         beste Freunde.
tion eigenständig und handlungsstark agieren und
dass trotz Distanz ein Gemeinschaftsgefühl entste-         Ich bemühe mich vom heimischen Schreibtisch
hen konnte. Wir bewiesen in schwierigen Zeiten           aus weiterhin, Lehrinhalte nicht einzutrichtern,
Problemlösungskompetenz und stellten mit innova-         sondern Kompetenzen zu vermitteln, die eigene
tiven Ideen für alle Beteiligten ein spannendes Event    Schlüsse und Einordnungen der Rezipientinnen
auf die Beine – das sogar bundesweit medial aufge-       und Rezipienten zulassen. Bei aller Motivation
griffen wurde. Das Projekt trug auch dazu bei, dass      und positiven Grundeinstellung lässt sich aber
sich Professorinnen und Professoren aus der eige-        festhalten: Dass ich viele der neuen Studierenden
nen Komfortzone wagten und in Videos mitwirk-            nur durch einen schwarzen Kasten kennenlernen
ten. Das Interesse, Teile dieses Projekts zu adaptie-    darf, stimmt mich traurig. Es bleibt aber aktuell
ren, ist groß. Auch für die Hochschule Ansbach war       alternativlos.
die virtuelle Lesung ein gelungener Probelauf für
zukünftige digitale Event-Formate.

DNH 06 | 2020
12 Was vom Corona-Semester bleibt

Beobachtungen in bewegter Zeit
Sich im April 2020 bei der Konzeption der November-Ausgabe aufdrängend, erscheint
der Schwerpunkt der heutigen DNH „Was vom Corona-Semester bleibt“ im Rückblick
doch eher optimistisch. Denn eines kann im Wintersemester 2020/2021 festgestellt
werden: Das Corona-Semester selbst bleibt! | Von Prof. Dr. Jochen Struwe

                                           Offensichtlich ist das im laufenden             Kurz vor dem Start in das Sommerse-
                                           Wintersemester 2020/2021. Folgt man          mester 2020 überfiel Corona auch die
                                           der Mehrheitsmeinung seriöser Virolo-        Hochschulen. Und genau wie sich die
                                           gen/Infektiologen/Epidemiologen/Phar-        Handelnden in Gesellschaft, Politik und
                                           makologen, dann ist vor 2021 kein zuge-      Wirtschaft in unterschiedlichem Ausmaß
                                           lassener, massentauglicher Impfstoff         und wechselnder Geschwindigkeit durch
               Foto: privat

                                           verfügbar. Bis anschließend mindes-          diverse Stadien der Ignoranz und lehr-
                                           tens 60 Prozent der Bevölkerung (so die      buchmäßiges Durchlaufen allfälliger
                                           meisten Annahmen zur Corona-Herden-          Time-Lags quälten, genauso absolvier-
               Prof. Dr. Jochen Struwe     immunität) durchgeimpft sind (noch           ten es die Akteure in den Hochschulen.
      Professor für Unternehmensführung,   ist offen, ob eine Impfung überhaupt         Im Spätwinter 2020 versuchten sich alle
         Rechnungswesen und Controlling    ausreicht), werden viele Monate ins          Verantwortlichen an einer Einordnung
                                           Land gehen. So dürfte es nicht über-         dessen, was da auf die Welt zurollte: Was
                       Hochschule Trier    mäßig pessimistisch sein, wenn man           kommt da, wie schnell ist es, wie gefähr-
             Umwelt-Campus Birkenfeld      davon ausgeht, dass mindestens das           lich ist es, muss ich was tun, kann ich was
             Campusallee 9916-148/149      Sommersemester 2021 und wohl auch            tun, was kann ich tun? Dass sich gerade
         55768 Hoppstädten-Weiersbach      noch das Wintersemester 2021/2022 als        zu Beginn der Pandemie vielfach Versuch
                                           dann dritte und vierte Corona-Semes-         und Irrtum abwechselten, ist niemandem
          j.struwe@umwelt-campus.de        ter im kollektiven Hochschulgedächt-         vorzuwerfen, sondern eben auch Kenn-
      www.umwelt-campus.de/~j.struwe       nis ihren Platz einnehmen werden. Und        zeichen der Wissenschaft auf der Suche
                                           sollte sich gar die Prognose bewahrhei-      nach dem richtigen Weg.
                                           ten, dass eine Durchimpfung von 60
                                           Millionen Menschen etwa vier Jahre             Am Beispiel der Hochschule Trier
                                           dauert,1 dann wird eine ganze Studie-        kann nachgezeichnet werden, wie sich
                                           rendengeneration nichts anderes als          in diesen Wochen so oder so ähnlich das
                                           Corona-Semester erlebt haben.                Corona-Thema (nicht das Virus selbst!)
                                                                                        an den Hochschulen „breitmachte“ und
                                             Blicken wir auf wesentliche Maßnah-        immer mehr die Abläufe zu bestimmen
                                           men der deutschen Politik im Spätwin-        begann:2
                                           ter/Frühjahr 2020 zurück: Am 1. Febru-           Adressiert an alle Hochschulange-
                                           ar wurde erstmals eine Meldepflicht bei          hörigen verschickte am 27. Januar
                                           begründetem Corona-Verdacht einge-               das Akademische Auslandsamt auf
                                           führt. Ab 10. März erfolgte die Absage           Bitte des Gesundheitsamtes einen
                                           von Veranstaltungen mit über 1.000 Teil-         Link mit Informationen zum Virus
                                           nehmenden. Ab 18. März wurden Schu-              mit dem Aufruf, sich bei Verdachts-
                                           len, Kitas und Spielplätze geschlossen. Ab       fällen an das zuständige Gesund-
                                           10. April galt eine 14-tägige Quarantäne         heitsamt zu wenden; am 11. Februar
                                           bei der Einreise aus dem Ausland. Am             wurden Hinweise und Verhaltensre-
                                           15. April wurden die Kontaktbeschrän-            geln des Wissenschaftsministeriums
                                           kungen zum zweiten Mal verlängert und            zum Umgang mit dem Corona-Vi-
                                           ab dem 29. April galt in allen Bundeslän-        rus weitergeleitet und am 28. Februar
                                           dern die Maskenpflicht im ÖPNV und in            wandte sich erstmals die Hochschul-
                                           Geschäften.                                      kanzlerin mit „Einfachen Regeln zur
                                                                                            Prävention“ an die Beschäftigten.

                                                                                                                      06 | 2020 DNH
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                                                                                                                   Foto: melpomen/123rf.com
   Mit E-Mail vom 9. März wurde der für den Folgetag          Der Teil der Lehrenden, der in Sachen Digitalisie-
   geplante hochschulweite Info-Tag durch den für             rung up to date war und seine Veranstaltungen
   Lehre zuständigen Vizepräsidenten abgesagt und             auf die übliche Vorlesungszeit von 14 Wochen
   am selben Tag sandte erstmals die Hochschulprä-            getaktet hatte, hob ab auf den zweiten Teil der
   sidentin an die Beschäftigten einen Hinweis, dass          zuletzt zitierten E-Mail und konnte bzw. woll-
   „nach aktueller Lage“ Veranstaltungen mit über             te daher zum ursprünglichen angesetzten Vorle-
   1.000 Teilnehmenden nicht stattfinden könnten.             sungsbeginn starten. Studierende, die mit dem
   Am 11. März veröffentlichte die Kanzlerin                  30. März gerechnet hatten, waren verunsichert
   eine erste Dienstanweisung zum Umgang mit                  und warteten auf die in der E-Mail angekündig-
   der Corona-Situation und wies auf eine in der              ten Informationen.
   Abstimmung zwischen Ministerium und Hoch-
   schulen befindliche, mögliche Verschiebung des            Damit war ein für die meisten Beteiligten mehr
   Beginns der Präsenzveranstaltungen hin (geplant         oder minder ungeordneter Start ins Sommersemester
   war dieser für den 30. März).                           vorgezeichnet:
   Unter dem Betreff „EILT Information in die Hoch-           Diejenigen Lehrenden, die wie ursprünglich
   schule: Semesterstart am 20.4.2020“ verschickte            geplant starten wollten (und konnten), such-
   die Präsidentin am 13. März an alle Hochschul-             ten rechtzeitig ihre Studierenden zu erreichen,
   angehörigen die Botschaft, „dass der Vorlesungs-           sei es via E-Mails an Multiplikatoren, sei es über
   beginn für das Sommersemester 2020 auf den                 Ankündigungen auf ihren Fachgebiets-Websi-
   20.4.2020 verschoben wird“. In der E-Mail hieß             tes, sei es über diverse Lehr-/Lernplattformen wie
   es weiter: „Eine Verschiebung des Vorlesungsbe-            Stud.IP, Moodle, Ilias oder OpenOlat (wobei diese
   ginns bedeutet derzeit nicht, dass die Hochschule          i. d. R. die vorherige Anmeldung der Studieren-
   oder der Lehrbetrieb geschlossen sind. Die Fach-           den voraussetzen). Gleichzeitig wurde, mit mehr
   bereiche werden gebeten zu prüfen, welche Inhal-           oder minder großer Unterstützung des Landes,
   te der Vorlesungen über Distant Learning oder              der Hochschulleitung und der -rechenzentren,
   E-Learning erbracht werden können. Sollte dies             fieberhaft nach einer auch bei hohen Teilnehmer-
   der Fall sein, werden Sie als Studierende weitere          zahlen funktionierenden Videokonferenz- bzw.
   Informationen zur Vorbereitung erhalten.“                  Cloud-Meeting-Plattform gesucht. Hierbei zeich-
                                                              nete sich ebenfalls ein ziemliches Durcheinander
  Damit trat das ein, was gewiss nicht beabsichtigt           ab: Land und Hochschule präferierten Systeme,
war, was aber aufgrund ungenauer Formulierung                 die zumindest in den ersten Wochen hinsicht-
eintreten musste: Jeder las das, was er (oder sie) lesen      lich Nutzerzahl, Qualität, Benutzerfreundlich-
wollte:                                                       keit oder lehrbezogener Anwendungsmöglich-
   Lehrende, die ihre Vorlesungsvorbereitungen zu             keiten kaum brauchbar, aber eben vorhanden
   diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen oder             waren (wie DFNconf, Panopto, BigBlueButton,
   ihre Veranstaltungen bisher nicht hinreichend              MS Teams, Skype), während erfahrene Videokon-
   digitalisiert hatten (dies betrifft sowohl die             ferenzteilnehmerinnen und -teilnehmer wieder
   Veranstaltungsadministration wie die Veranstal-            andere Anbieter bevorzugten, die teils auf Daten-
   tungsunterlagen wie Skripte, Übungen, Material-            schutzbedenken stießen (dann aber „auf eige-
   sammlungen etc.), nahmen hauptsächlich den                 nes Risiko“ doch eingesetzt werden durften, wie
   Betreff und damit die Verschiebung des Vorle-              WebCT, Adobe Connect, GoToMeeting, Jitsi,
   sungsbeginns zur Kenntnis. Gleiches gilt für die           WebEx, insbesondere aber Zoom); diese mussten
   Studierenden, die froh über drei Wochen zusätz-            häufig aus Eigenmitteln des Fachgebiets finanziert
   liche vorlesungsfreie Zeit waren, oder diejenigen,         werden (was andernorts durch die Hochschule
   die diese Zeit zur Verdiensterzielung nutzten.             selbst erledigt wurde).

DNH 06 | 2020
14 Was vom Corona-Semester bleibt

                                                             Frühjahr und Frühsommer waren dadurch gekenn-
                                                           zeichnet, dass Prüfungsformen – oft in Hauruck-Ver-
                                                           fahren – geändert wurden, dass nach und nach
„In der Rückschau waren                                    Bibliotheken, Computerräume, schließlich die
                                                           gesamte Hochschule schlossen oder dass zahlrei-
diejenigen Lehrenden am                                    che E-Mails hin und her gingen, um ab Juli dann
                                                           doch zumindest kleine Seminarveranstaltungen
besten beraten, die einfach                                mit Prüfungscharakter wieder in Präsenz stattfin-
                                                           den zu lassen. Die Hochschule veränderte sich auch
machten und nicht warteten,                                optisch: Einbahnregelungen auf manchen Gängen
                                                           und in Hörsälen, Plexiglaswände vor Dozentenplät-
bis irgendwelche                                           zen, Desinfektionsspender allerorten, Abstandsrege-
                                                           lungen, Pflicht zur Mund-Nase-Bedeckung usw. Die
abgestimmten, juristisch                                   Prüfungsphase zog sich in die Länge, weil Termine
                                                           und Abgabefristen nach hinten verlagert wurden.
abgesicherten Vorgaben                                     Ohne dass es Rechtsgrundlagen gegeben hätte3,
                                                           wurden im „freihändigen Verfahren“ in Abstim-
vorlagen.“                                                 mung zwischen Prüfungsausschuss, Prüfungs-
                                                           amt und einzelnem Prüfer zumeist pragmatische
                                                           Möglichkeiten gefunden, um Studierende zu prüfen,
                                                           die über Monate nicht aus ihrer Heimat aus- oder
   Andere – Lehrende wie Studierende – begannen            nach Deutschland einreisen durften.
   erst drei Wochen später mit ihren Veranstaltun-
   gen. Aufgrund der Tatsache, dass insbesondere              Während des Sommers lief „das Corona-Semes-
   Studierende, die weit entfernt von der Hochschu-        ter“ langsam aus und der Blick richtete sich auf das
   le die vorlesungsfreie Zeit verbracht hatten, oder      Wintersemester. Die Wissenschaftsministerien der
   ausländische Studierende, die auf Heimatbesuch          Länder begannen gemeinsam mit den Hochschul-
   in andere Kontinente gereist waren, dass diese          rektorenkonferenzen und gefolgt von den Hoch-
   Studierenden faktisch nicht erreichbar waren,           schulleitungen, „Hybrid-Semester“ zu propagieren.
   verzögerte sich deren Anmeldung zu Semina-              Klang toll, stellte aber insbesondere die Lehrenden
   ren und Praktika teilweise bis weit in den Mai.         vor die Entscheidung, was damit gemeint war: Nahe-
   Selbstkritisch im Hinblick auf den hier vertre-         liegend war die Interpretation, „große“ Vorlesun-
   tenen Berufsstand soll auch nicht verschwie-            gen in virtueller Form, „kleine“ Seminare, Praktika
   gen werden, dass es in Einzelfällen vorkam, dass        oder Laboruntersuchungen in analoger Präsenzform
   Professorinnen oder Professoren „abtauchten“            zu planen und durchzuführen. Hindernisse bspw.
   und sich ihre Lehrtätigkeit in der digitalen Zurver-    hinsichtlich der Einführung von Erstsemestern in
   fügungstellung von Lehrmaterialien erschöpfte.          den Hochschulbetrieb blieben aber auch bei diesem
                                                           Ansatz zu überwinden. Rückfragen bei Hochschul-
Die explosionsartig wachsende Zahl der Veranstal-          leitungen führten zu Antworten wie „so ähnlich
tungen, die in Web-Meetings durchgeführt wurde,            haben wir uns das auch vorgestellt“. Verbindliches
führte zu weiteren Fragen:                                 war selten zu erfahren, was aber letztlich den Vorteil
   Wie ist es bei den verschiedenen Plattformen um         hatte, dass der einzelne Lehrende in eigener Verant-
   den in Deutschland sehr hoch gehaltenen Daten-          wortung seine Entscheidung zwischen Präsenz- und
   schutz bestellt? Welche Sicherheitsmechanismen          virtueller Lehre treffen konnte.
   sollen genutzt werden (Teilnehmeridentifizierung,
   Zugangscodes, Warteräume etc.)?                           In diesem Zusammenhang kann auf eine durch
   Dürfen Videokonferenzen aufgezeichnet werden?           die Corona-Maßnahmen einmal mehr besonders
   Wer entscheidet? Bei wem liegen die Rechte an           offensichtlich gewordene Erscheinung aufmerksam
   einer digitalen Vorlesung?                              gemacht werden: die Verantwortungsweitergabe
   Darf man darauf drängen, dass die Kameras aller         nach unten. Vage, unbestimmte, bewusst offen gehal-
   Konferenzteilnehmenden angeschaltet werden              tene Aussagen „höherer“ Stellen führten „unten“
   bzw. bleiben, um die ohnehin eingeschränkte             zu entsprechender Verwirrung: Was ist bspw. von
   nonverbale Kommunikation nicht gänzlich zu              einer ministeriellen Verlautbarung zu halten, wonach
   vereiteln?                                              der Präsenzbetrieb an den Hochschulen „behutsam
                                                           erweitert werden“ soll? Es verfestigt sich manchmal
   In der Rückschau waren diejenigen Lehrenden am          der Eindruck, dass so lange durchdelegiert wird, bis
besten beraten, die einfach machten und nicht warte-       am Ende der einzelne Lehrende haftet. So treibt zu
ten, bis irgendwelche abgestimmten, juristisch abge-       Beginn des Wintersemesters viele Lehrende immer
sicherten Vorgaben vorlagen. Diese gibt es teilweise bis   noch die Frage um, wie es eigentlich um ihre Verant-
heute nicht oder sie unterscheiden sich von Bundes-        wortung bestellt ist, sollte es in einer ihrer – grund-
land zu Bundesland, teilweise von Hochschule zu            sätzlich ja gewollten – Präsenzveranstaltungen zu
Hochschule oder gar von Fachbereich zu Fachbereich.        einem „Superspreader-Event“ kommen.

                                                                                                                     06 | 2020 DNH
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  Eine der erfreulichsten Erkenntnisse der letzten                  Allerdings soll abschließend vor manch Träumerei
Monate war sicher die Bestätigung, dass schnell und               gewarnt werden:
meistens erfolgreich gehandelt sowie aus Fehlern                     Der jetzt vielfach aufkommende Wunsch nach
gelernt wurde. Zumindest wurden (bis Redaktions-                     künftigen Präsenzveranstaltungen, die gleichzei-
schluss) Hochschulen nicht als Corona-Hotspots                       tig gestreamt werden, verstärkt die Anspruchshal-
identifiziert und zum „verlorenen Semester“ wurde                    tung von Studierenden. In der Regel dürfte nur
das Sommersemester 2020 auch nicht. Inzwischen                       eines gut gelingen: entweder die analoge oder
berichten zahlreiche Studierendenbefragungen eine                    die digitale Form, aber kaum beides gleichzeitig.
überraschend hohe Zufriedenheit:                                     Diese Parallelität dürfte die meisten Lehrenden
   Zwar wurden erwartbar Dinge kritisiert wie                        überfordern, da letztlich doch niemand multitas-
   fehlender Kontakt insbesondere zu Kommilito-                      kingfähig ist.
   nen und studentischem Leben allgemein, tech-                      Das vielfach artikulierte Verlangen nach asynchro-
   nische Verbindungsschwierigkeiten, mangelnde                      nem Anschauen von Videokonserven entkoppelt
   Fähigkeit zur Selbstmotivation, Selbstorganisati-                 die Studierenden sicher von Zeit und Ort einer
   on und eigenverantwortlichen Zeitplanung.                         Vorlesung, dürfte aber zu einer kommunikati-
   Andererseits wurde die im Online-Semester höhe-                   ven Einbahnstraße und mittelfristig zu langsam,
   re Zeitsouveränität verbunden mit Zeitgewinn                      aber sicher veraltenden Vorlesungen führen – der
   durch gesunkenen Fahraufwand hervorgehoben.                       Aufwand für die Erstellung digitaler Lehrmateri-
   Bezeichnend ist, dass die Beteiligungsquote an                    alien wird im Übrigen immer noch häufig unter-
   den Online-Veranstaltungen vielfach signifikant                   schätzt (und zumeist nicht auf die Lehrdeputate
   höher war als bei denselben Präsenzveranstaltun-                  angerechnet).
   gen in früheren Semestern.                                        Angesichts der Überlast der Lehrenden schon in
                                                                     normalen Zeiten, erkennbar an zwei- oder gar
   Wenn jetzt noch gelingt, den Studierenden deut-                   dreistelligen Deputatsüberhängen, darf das in
lich zu machen, dass der höhere Zwangsanteil am                      Corona-Zeiten eindeutige Voranstellen der Lehre
Selbststudium aus hochschuldidaktischer Sicht als                    nicht dauerhaft dazu führen, dass andere Dienst-
Gewinn und nicht als Beschwernis zu verstehen ist,                   aufgaben wie Forschung oder Third Mission – wie
dann kann Online-Lehre in etlichen Veranstaltungs-                   im vergangenen Semester – vernachlässigt werden
formen durchaus als Bereicherung gesehen werden,                     (müssen). Hier bedarf es dringend einer Umsteue-
und das umso eher, je schneller sich Lehrende und                    rung im Sinn der 12plusEins-Forderung des hlb5,
Lernende mit diesen Formaten anfreunden. Und dass                    wenn unsere Hochschulen auch unter Corona-Be-
sich die kommunikationstechnischen Möglichkeiten                     dingungen nachhaltig arbeits- und zukunftsfähig
rasch weiter verbessern dürften, sollte angesichts der               bleiben sollen.
erkannten Notwendigkeiten und der Investitions-
bereitschaft auf allen Seiten nur eine Frage der Zeit
sein. Der erzwungene Digitalisierungsschub4 hat die
Hochschulen vorangebracht, und dieses Momentum
zeigt die andere Seite von Corona: Jede Krise birgt
auch Chancen.

  Literatur
  1 So bspw. der ehemalige stellvertretende Vorsitzende des Sachverständigenrats Gesundheit der Bundesregierung, Matthias
    Schrappe, laut ZDF-Meldung vom 20. Oktober 2020, 14:44., https://www.zdf.de/nachrichten/politik/coronavirus-impfkam-
    pagne-vier-jahre-100.html, abgerufen am 26. Oktober 2020, 14:44. Mit Verweis auf ähnliche Impfprogramme der Vergan-
    genheit bezeichnet Schrappe diese Rechnung als „wahrscheinlich noch zu optimistisch“.
  2 Zahlreiche Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen auch aus anderen Bundesländern erlauben eine Verallgemeinerung,
    ohne Anspruch auf Repräsentativität zu erheben.
  3 S. dazu der Beitrag von Susanne Meyer in diesem Heft (S. 46 ff.) [Anm. d. Red.]

  4 „Der Corona-Lockdown des Sommersemesters 2020 hat sie [die Hochschulen] innerhalb weniger Wochen aus dem analo-
    gen in das digitale Zeitalter der Lehre geschleudert. Eine aktuelle Befragung des Stifterverbandes und McKinseys zeigt,
    dass im vergangenen Wintersemester [2019/2020] gerade einmal zwölf Prozent der Lehrangebote digital stattfanden. Die
    Pandemie habe diesen Anteil auf mehr als neunzig Prozent erhöht – eine Entwicklung, die von sechzig Prozent der befrag-
    ten Dozenten und Studenten positiv bewertet wurde“, so Gerald Wagner in der FAZ Nr. 251 vom 28. Oktober 2020, S. N4
    (Einfügungen in [ ] vom Verfasser).
  5 Informationen dazu unter www.erfolg-braucht.de.

DNH 06 | 2020
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