WERT-SCHÖPFUNG DURCH WERT-SCHÄTZUNG - WERKSCHAU 16 - Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes
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Mit dem ersten DestinationCamp hat die netzvitamine GmbH 2011 ein neues Veranstaltungsformat aus der Taufe gehoben. Während beim schon länger bestehenden BarCamp die Diskussions- inhalte von den Teilnehmern unmittelbar im Verlauf des Camps festgelegt werden, wurde in das DestinationCamp zusätzlich eine Moderationsstruktur eingebunden. 6 K R E AT I V- U N D Z U K U N F S T W E R K S TAT T
Die Festlegung des Themenfokus im Vorfeld ermöglichte eine stärkere Professionalisierung von Moderation, Ablauf und Ergebnisdokumentation. Die netzvitamine GmbH ist Initiator dieses einzigartigen Expertenforums und hat das Format zu einem Impulsgeber für die touristische Weiterbildung entwickelt. K R E AT I V- U N D Z U K U N F S T W E R K S TAT T 7
I N H A LT DESTINATIONCAMP 2016 08 INTERVIEW MIT DEN MACHERN 12 KEYNOTE FLORIAN GOLD 14 TALKRUNDE ZUM THEMA „WANDEL“ 16 DIE LOCATION: HANDELSKAMMER HAMBURG 18 MODERATOREN UND MINDMAPPER PARTNER-PORTRAITS 36 BJÖRN REINCKE – WILKEN AG 44 ULRICH ECKERT / TORSTEN KONOPKA – HRS DESTINATION SOLUTIONS 58 KONSTANTIN ANDREAS FEUSTEL – GEIOS AG 72 ROBERT KLAUSER – INFOMAX WEBSOLUTIONS GMBH 78 NICOLAJ ARMBRUST / THOMAS BRUNNER – TRAUM-FERIENWOHNUNGEN GMBH 84 RAINER EGEN / HENDRIK MAAT – FERATEL MEDIA TECHNOLOGIES GMBH & EASYBOOKING ZADEGO GMBH 92 DER CAMP-BETÖRER 94 TEILNEHMER DESTINATIONCAMP 2016 98 IMPRESSUM 6 I N H A LT
ERGEBNISSE AUS DEN SESSIONS JOBS, ARBEITSMARKT, AUSBILDUNG 22 Wandel ist immer und überall (gefragt)! 26 Change-Prozesse steuern – So kann Wandel gelingen GENERATIONEN XYZ 38 Neue Generationen – Neue Erwartungen DIGITALISIERUNG UND TOURISMUS 46 Größte Herausforderung: Digitale Transformation 54 KPI next Generation – Erfolgsmessung in Destinationen PRODUKTENTWICKLUNG UND QUALITÄTSSTEIGERUNG 60 Wie schaffen wir ein besseres Produkt? 64 Brauchen Destinationen große Events? 66 Produkt in der Krise – Après ohne Ski? 70 Braucht die DMO Gütesiegel für die Qualitätssteigerung? TOURISMUS UND FLÜCHTLINGE 74 Kann die Integration von Flüchtlingen eine Chance für den Tourismus sein? MARKETING CONTENT KOMMUNIKATION 80 Inspirieren, Präsentieren, Informieren ORGANISATION UND UNTERNEHMENSFÜHRUNG 86 DMO wird zur DSO – Von der Management- zur Service-Organisation I N H A LT 7
I NT E R V I E W M IT D E N M A C H E R N D E S D E S T I N AT I O N C A M P WERTSCHÖPFUNG DURCH WERTSCHÄTZUNG 10
Wolfgang Weiler sprach motiv für das nächste vor, zumindest den roten Faden. Gutes wird fortgeführt, anderes wird angepasst, manche Ergebnisse aufgegriffen und vertieft, anderere komplett neu auf die Agen- mit den Initiatoren da gesetzt. Jedes DestinationCamp ist eine Weiterentwicklung. der Kreativ- und Zukunfts- Gibt es auch Konstanten? Was ist seit 2011 geblieben, was hat sich bewährt? werkstatt im Tourismus. BENJAMIN Viele Partner und Unterstützer sind von Anfang an dabei und haben wesentlich zur Weiterentwicklung beige- tragen – ob die Professionalisierung der Video-Dokumentation, Umfang und Qualität aller Drucksachen und Werbematerialien sowie der Technik, Ausbau Catering, Emotional Sounddesign Ihr seid doch als netzvitamine gut positioniert im Markt und einiges mehr. und solltet eigentlich genug zu tun haben. Was ist eure Intention? Warum richtet ihr das DestinationCamp aus? Wer beschließt eigentlich die Themenschwerpunkte? STEFAN Wir waren selbst Teilnehmer an vielen BarCamps Und wer benennt die Moderatoren, Mindmapper und Impulsgeber? aller Art. 2010 philosophierte ich am Flughafen Karlsruhe/ STEFAN Vor jedem DCHH starten wir eine Online-Umfrage in Baden-Baden mit Uwe Frers über den Output von BarCamps der Branche, bei der die zu diskutierenden Themen und Frage- und wir waren der Meinung, dass ein branchenübergreifendes stellungen benannt werden können. Die Teilnehmer der vori- Camp fehlt, das alle Akteure an einen Tisch bringt. gen Veranstaltungen nutzen natürlich diese Gelegenheit, um BENJAMIN Und dann haben wir überlegt, wer das machen ihre Fragen aufs Tableau zu heben. Aus der Umfrage-Auswer- könnte. Schnell war uns jedoch klar, dass es uns selbst eine tung ergibt sich der rote Faden für die Themen und Sessions. Herzensangelegenheit sein müsste, mit allen Akteuren ge- THORSTEN Und dann sprechen wir die dazu passenden meinsam zukunftsfähige Lösungen zu erarbeiten – also unser Moderatoren, Impulsgeber und Mindmapper an und legen ge- Beitrag für die Branche. meinsam die Themenschwerpunkte fest. THORSTEN Und dann kam schnell eine Überlegung zur an- deren: Dialog auf Augenhöhe. Ergebnisfokus mit professioneller Der in 2015 eingeführte „Magic Roundtable“ fällt aus der Session- Dokumentation. Gehobenes Catering. Kreatives Umfeld mit dem Reihe heraus, weil er keine zuvor festgelegten Themen hat. Charme von Hamburg. Aber eben alles in Arbeitsatmosphäre. Ist das eine Art Alibirunde für Unentschlossene? BENJAMIN Ganz im Gegenteil. In den vier Jahren davor ha- Ihr habt nun schon zum 6. Mal zu diesem Branchentreffen nach ben wir gelernt, dass manche Teilnehmer in den Sessions un- Hamburg eingeladen. Wie hat sich das Format im Laufe heimlich viel Spontankreativität entwickeln. Der Magic Round- der Jahre verändert? Determinieren die Ergebnisse des Vorjahres table ist ein Ort, an dem sich freie Themen in ihrer spezifischen das aktuelle Camp oder ist jedes losgelöst für sich zu sehen? Dynamik entfalten können. Das hat sich sehr bewährt. THORSTEN In 2011 sind wir recht „hemdsärmelig“ gestartet. THORSTEN In den Magic Roundtable-Sessions entstehen Es war ein Versuch, wir hatten keine Erfahrungen, fast alles ganz eigene Gesprächssituationen, wodurch auch unkonven- wurde nur von einer Person allein koordiniert und vieles ist erst tionelle Argumente und Lösungsansätze zum Vorschein kom- kurzfristig und spontan entstanden. Wir mussten lernen, dass men. Eine Fortentwicklung und Highlight in diesem Jahr war extrem freie Gruppendiskussionen mit wenig Strukturvorga- sicher die „U35-Runde“. Sie zeigte, dass es viele junge Touristi- ben der angestrebten Ergebnisorientierung im Wege stehen. ker mit tollen Ideen und Mut für neue Ansätze gibt. BENJAMIN Also haben wir ein ganzes Projektteam einge- setzt und den Ablauf mit verschiedenen Moderationsformen Und was ist eure Vision für das DestinationCamp – wo wollt ihr hin? gestaltet – um allen Teilnehmern gerecht zu werden. Die einen möchten sich austauschen und voneinander lernen, BENJAMIN Wir wollen das DCHH als eine der Top 5 Bran- andere einem Experten zuhören und so neue Impulse sam- chenveranstaltungen im Tourismus etablieren – als eine Platt- meln, wieder andere wollen Handlungsleitfäden und Check- form, die allen Akteuren einer Destination den Austausch auf listen für den Praxisalltag erarbeiten. höchstem Niveau ermöglicht. STEFAN Tatsächlich baut jede Veranstaltung auf der vorhe- STEFAN Im Wachstum sind wir dabei allerdings begrenzt. rigen auf. Das Fazit des vorherigen Camp gibt quasi das Leit- Mehr Teilnehmer sind einfach nicht möglich, wenn wie bei uns EVENT 9
„Das DCHH sollte in diesem Fördergelder gibt es keine, aber viele Unterstützer, die alle dazu beitragen, die Kosten im Rahmen zu halten und das Angebot Jahr eine vollständig dennoch ausbauen zu können. Und wir bringen die Arbeitsleis- tung des netzvitamine-Teams nicht in Anrechnung. Das sind ‚klima- und wasserneutrale inzwischen rund 850 Arbeitsstunden pro Veranstaltung. Veranstaltung‛ sein. Im Vorfeld des DCHH16 habt ihr auffallend „auf Nachhaltigkeit gemacht“ und sogar Bäume gepflanzt. War das dem Leitthema Wir haben uns mit „Wandel beginnt bei uns“ geschuldet? Oder steckt dahinter mehr? der Klimapatenschaft GmbH BENJAMIN So aufgesetzt, wie es in der Frage anklingt, ist das Engagement keinesfalls! Als Touristiker sind wir zur Nach- fachkundige Unterstützung haltigkeit in besonderer Weise aufgerufen. Deshalb haben wir schon die Werkschau 2015 klimaneutral auf Papier aus ins Boot geholt.“ Recyclingmaterial gedruckt. Und 2016 haben wir noch eins drauf gesetzt: Das DCHH sollte in diesem Jahr eine vollständig „klima- und wasserneutrale Veranstaltung“ sein. Wir haben uns Zitat: Thorsten Reich mit der Klimapatenschaft GmbH fachkundige Unterstützung ins Boot geholt. THORSTEN Auf Basis der Herkunft aller Teilnehmer sowie erfahrungsbasierter Annahmen zur Verkehrsmittelwahl bei der Anreise wurden die dadurch verursachten CO2-Emissio- nen und der anzunehmende Wasserverbrauch während der Wert auf eine gute Arbeitsatmosphäre gelegt wird. Wir wer- Veranstaltung berechnet. Diese Umweltbelastung werden den die Abläufe im Detail optimieren, vielleicht neue Rahmen wir durch die gezielte Unterstützung von Umweltprojekten schaffen. Aber die Qualität der Veranstaltung hat Vorrang vor ausgleichen. Details dazu gibt es auf www.derstinationcamp. einer Quantität der Teilnehmerzahlen. com. Dort lässt sich auch sehen, wie unsere Kolleginnen bereits zur Tat schritten: Sie haben im Rahmen der Aktion Schauplatz des DestinationCamp 2016 ist erstmals nicht „Hamburg und Schleswig-Holstein pflanzen Trinkwasser“ mehr die ISM in der HafenCity. Was gab den Ausschlag für im Hamburger Klövensteen eigenhändig 100 „unserer“ 410 den Wechsel der Location? DCHH-Bäume als Kompensation für 82.000 Liter Trinkwas- serverbrauch gepflanzt. THORSTEN Zunächst ist der Wechsel eine Konsequenz aus der Weiterentwicklung des Formats. Er ist auch der in Hamburg sehr engen Vernetzung der Handelskammer mit dem Touris- Das Fazit des DestinationCamp 2016 lautet „Wertschöpfung durch mus zu verdanken. Wertschätzung“ – ist das auch das neue Leitthema für 2017? BENJAMIN Und mit der neuen Location konnten wir die STEFAN Wahrscheinlich ja. Ist zumindest ein Thema, das Teilnehmerzahlen tatsächlich noch einmal anheben. Die 1841 sich als ganz präsent für alle herausgestellt hat. Und es lässt errichtete Handelskammer am Adolphsplatz zählt zu den sich unter den verschiedensten Gesichtspunkten beleuchten: schönsten Gebäuden in Hamburg. Die besondere Atmoshäre Wertschätzung als Teil des Urlaubserlebnisses genauso wie dieses Hauses in Kombination mit der modernen technischen Wertschätzung als Erfahrung im Arbeitsalltag. Wertschätzung Ausstattung wirkten sicherlich befruchtend auf das DCHH16. der Arbeit, des Urlaubs, der Natur, der Worklife-Balance, des ge- meinsamen Erlebens, der individuellen Bedürfnisse. Es scheint, als ob besonders jüngere Menschen der Wertschätzung eine Wie finanziert sich das DestinationCamp? größere Bedeutung als extrinsische Motivation beimessen, Bekommt ihr Fördergelder oder andere finanzielle Unterstützung? während die älteren eher auf Wertschöpfung fokussieren. STEFAN Wie Benjamin es formuliert hat: Das DCHH ist uns BENJAMIN Die Verknüpfung von Wertschöpfung und Wert- eine Herzensangelegenheit. Wir glauben, dass wir der Branche schätzung ist wirklich spannend. Sie ist weit mehr als ein Wort- damit etwas geben können. Wir arbeiten deshalb auf Kostende- spiel. Wir werden jedoch auch für das nächste DestinationCamp ckungsbasis und stecken alle Einnahmen in die Veranstaltung. die Themen vorher online abstimmen. Mal sehen, ob sich dann THORSTEN Unsere Finanzierungstöpfe sind die Teilnehmer- „Wertschöpfung durch Wertschätzung“ tatsächlich als gemeinsa- gebühren sowie die Partner- und Sponsorenbeiträge. mes Überthema durchsetzt, wie es 2016 „Wandel“ war. 10 INTERVIEW MIT DEN MACHERN DES DCHH
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KEYNOTE INPUT LOST IN CHANGE? WENN DIE KÜR ZUR PFLICHT WIRD „Nur wer auf das wirklich Wichtige fokussiert, wird in dynamischen Zeiten wirksam und erfolgreich sein“ Wandel war immer. Doch wenn heute von Veränderung die Rede ist, geht es um eine ganz neue Dimension des Wandels: Die immer intensivere Digitalisierung, Technologien im permanenten Umbruch, fluktuierende Vernetzungen verändern die Art, wie wir arbeiten, leben, kommunizieren. Sie stellen eingespielte Prozesse, bewährte Organisationsstrukturen Florian Gold Geschäftsführender Gesellschafter der GOLD und etablierte Geschäftsmodelle in Frage. Wirtschaftsberatungsgesellschaft mbH Der Unternehmensberater und Ma- Lösungsansätze, die gemeinsam mit Die Digitalisierung hat längst auch nagement-Trainer kann auf mehr- den Mitarbeitern selbst verwirklicht den Tourismus erfasst – und wer sich weigert jährige Erfahrung als Personalleiter werden können. Mit seinem „FOKUS und Mitglied des Management und Unternehmenskompass“ bietet er mit- den Wandel anzunehmen, wird auf der Strategiekreises eines Maschinen- telständischen Unternehmen ein ganz- Stelle treten oder untergehen. So etwa ließe bau-Unternehmens zurückgreifen. heitliches Konzept der fokussierten Seine Lieblingsthemen sind Führung, Unternehmensführung an. sich die Keynote zum DestinationCamp 2016 Prozessgestaltung und Kommuni- Die Faszination für die Fokussie- kurz zusammenfassen. Doch in seiner kation. Mit einem interdisziplinären rung lebt Florian Gold auch in der Frei- Team ist er spezialisiert auf Chan- zeit: Als leidenschaftlicher Kurz- und Eröffnungsrede am Freitagabend hatte Florian ge-Prozesse in mittelständischen Mittelstreckenläufer testet er gerne Gold den über 200 Touristikern in der Unternehmen, auf Unternehmensbe- eigene Grenzen. Neben dem Faible für ratung, Mitarbeitergewinnung sowie das eigene Musizieren gilt seine Lei- Handelskammer Hamburg weit mehr zu sagen. Management-Training. Er sagt: Was denschaft dem Reisen. Er ist verheira- Zum Beispiel, dass sehr viele Innovationen an Unternehmer und Führungskräfte tet und lebt mit seiner Frau und seinen heute brauchen sind pragmatische beiden Söhnen in Bayreuth. einem unbedingten Qualitätsanspruch scheitern. 12 KEYNOTE – LOST IN CHANGE
THESE 1: TEMPO IST DER ERFOLGSFAKTOR THESE 5: EIN CHANGE-PROJEKT LÄSST SICH NUR BEIM UMSETZEN VON IDEEN ERFOLGREICH ZÜNDEN, WENN DIE VERANTWORTLICHEN 100-PROZENTIG DAHINTERSTEHEN UND VON DER 80% Qualität reichen zu Beginn oftmals aus. Häufig werde viel NOTWENDIGKEIT DER VERÄNDERUNG ÜBERZEUGT SIND zu viel Wert auf Perfektion gelegt – und dabei vergessen, dass es vor allem auf drei Dinge ankommt: Fokussierung, Agilität „Der Wandel beginnt bei uns“ griff Gold das Motto des letztjäh- und Schnelligkeit. Jeder Qualitätsbegriff sei subjektiv, letzlich rigen DestinationCamp 2015 auf. Der Mensch möge nun mal zähle nur, was der Kunde als Mehrwert wahrnimmt und wofür Veränderungen nicht gerne, es sei denn, sie brächten ihm er zu zahlen bereit ist. Wer den Markteintritt hinauszögere, bis offensichtliche Vorteile. Mitarbeiter durchliefen bei Verände- seine Innovation hundertprozentig ist, komme leicht zu spät. rungen emotionale Achterbahnen, weshalb es wichtig sei, ihre Gold empfiehlt sein FOKUSSENZ-Prinzip. Das Kunstwort Emotionen ernst zu nehmen. aus Fokus und Essenz setzt auf Priosierungen, auf Delegati- on, Zurückstellen oder Terminieren von Aufgaben, richtet den THESE 6: WER ZU VIEL AUF EINMAL WILL, Fokus auf den Kunden und gibt neuen Ideen den Vorrang vor WIRD GAR NICHTS ERREICHEN Perfektionsansprüchen. Mitarbeitern Zeit geben. Menschen sind auf der emotionalen Ebene nicht unendlich belastbar, brauchen Zeit zur Reflexion, THESE 2: EINER DER GRÖSSTEN WIDERSACHER VON zum Eingewöhnen und Auftanken. Sein Credo: Gefragt ist ein VERÄNDERUNGEN SIND DIE STRUKTURELLEN FORMEN Fahrplan, der sich an den Gegebenheiten der Unternehmen VON ORGANISATIONEN. SIE SIND NICHT AUSGERICHTET AUF orientiert und auf die entsprechende Größe zugeschnitten ist. DIE HEUTE NÖTIGE SCHNELLE REAKTIONSZEIT UND ANPASSUNGSFÄHIGKEIT Er empfiehlt: „Neu strukturieren, wo immer es geht“. Oder: „Das TIPPS FÜR ANSTEHENDE CHANGE-PROZESSE: Organigramm auf den Kopf stellen!“ Die Mitarbeiter sollten das Eine mitreißende Change-Story kreieren, um die Mitar- Bindeglied zum Markt sein und dort auch erkennbar werden. beiter zu motivieren. Dramaturgie in 7 Schritten aufbauen: Unternehmen glichen mit ihren „Ab-Teilungen“ oft einer Aufmerksamkeit – Stolz – Betroffenheit – Rettung – Aktion – Ansammlung von Fürstentümern, in denen von oben nach un- Zuversicht – Entschlossenheit. ten „regiert“ wird. Sinn der Unternehmensorganisation müsse jedoch sein, sinnvolle und gut funktionierende Verbindungen Schlüsselpersonen identifizieren. Typische Verteilung: 15% zwischen den verschiedenen Einheiten/Organen zu einem Ge- Zustimmer, 70% Skeptiker und 15% Ablehner. Fokus nicht auf samtorganismus zu formen. strikte Ablehner richten, das kostet zu viel Energie bei zu gerin- ger Erfolgsaussicht. Besser: Skeptiker überzeugen. THESE 3: EINER DER BEDEUTSAMSTEN DEMOTIVATOREN IST DER UNMITTELBARE CHEF Mitarbeiter kommen zum Unternehmen, aber sie verlassen den Chef. THESE 4: FÜHRUNGSAUFGABE IST ES NICHT, ZU MOTIVIEREN, SONDERN DEMOTIVATION ZU VERMEIDEN UND MITARBEITERN KLARE ORIENTIERUNG ZU GEBEN. Zwar halte sich das Missverständnis hartnäckig, dass Moti- vation primär von anderen geweckt werden müsse, jedoch Wichtig: Change-Projekt wirklich starten, könnten Unternehmen mehr erreichen, wenn sie die Demo- auch wenn es Skeptiker und Zauderer gibt. tivation stoppen. Golds Tipp: De(!)motivationsgespräche mit den Mitarbei- Typischer Fehler: zögern, bremsen tern führen. Was demotiviert Mitarbeiter am Verhalten des und zurückrudern. Das führt meistens zu faulen Vorgesetzten? Mitarbeiterideen schnell aufgreifen, Vertrauen schaffen, kleine Budgets zur direkten Umsetzung am Arbeits- Kompromissen. Gold appelliert: „Wenn Sie überzeugt platz zur Verfügung stellen und damit Innovationen unterstüt- sind, ziehen Sie das Projekt durch!“ zen. „Stille Stunden“, Rückzugsmöglichkeiten für Mitarbeiter schaffen, um konzentriert an einer Sache arbeiten zu können. INPUT 13
INPUT Im Anschluss an die Keynote von Florian Gold kamen in einer kurzen DR. ACHIM SCHLOEMER Talkrunde Vertreter aus den verschiedenen touristischen Wertschöpfungsbereichen zu Wort. Das Thema Wandel wurde dabei aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und mit persönlichen Erfahrungen angereichert. Sie belegten, dass Change-Erfahrungen auch durchaus in kleinen Schritten oder in gar nicht so gravierenden Situationen gemacht werden können. Martin Spantig von Bayern DR. MARTIN SPANTIG Tourismus brachte es auf den Punkt: „Für den Begriff ‚Change‘ beziehungsweise ‚Wandel‘ gibt es eigentlich ein schönes deutsches Wort: Leben. Ich habe den Eindruck, wir hängen das Thema gelegentlich etwas zu hoch. Wir müssen jeden Tag Wandel umsetzen und Führungsaufgaben erledigen.“ TALK „DA HATTEN WIR PLÖTZLICH ZU VIELE KARTOFFELN “ OLAF STEHR MICHAEL BULLER Dennoch bestand Einvernehmen darüber, dass Change-Prozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskettte und der Customer Journey immer schneller laufen. Deshalb sei in besonderer Weise Innovations- bereitschaft und Innovationskraft gefragt. Die marktgerechte und an den Gästebedürfnissen orientierte Kommunikation, aber auch KATHRIN DÜRR die nach innen ins System gerichtete Kommunikation, wurden neben der Innovationskraft als wesentlicher Erfolgsfaktor bewertet. Die Möglichkeiten der Kommunikation seien heutzutage extrem vielfältig, verführerisch, aber auch sehr komplex. Innovationen hingegen kämen THORSTEN TESCHNER leider viel zu oft nicht aus der eigenen Branche, sondern von außen. Wegweisende Innovation und markt- sowie mediengerechte Kommunikation hilft nichts, da war sich die Talkrunde einig, wenn damit nicht „ein richtig gutes Produkt“ einhergeht. 14 TA L K R U N D E Z U D E N C H A N G E - E R FA H R U N G E N
DR. ACHIM SCHLOEMER DR. MARTIN SPANTIG OLAF STEHR VORSTAND SALES UND OPERATION DER KÖLN- GESCHÄFTSFÜHRER MARKETING GESCHÄFTSFÜHRER 1. DEUTSCHES DÜSSELDORFER DEUTSCHE RHEINSCHIFFAHRT AG DER BAYERN TOURISMUS MARKETING GMBH KARTOFFEL-HOTEL LÜNEBURGER HEIDE „Change ist nie reine Organisations- oder Struk- „Change-Prozesse sind historisch betrachtet über- „Unser erster großer „Change-Prozess“ wurde ei- turveränderung, sondern vor allem ein kommuni- haupt nichts Neues, sondern schlicht der Alltag im gentlich durch eine verrückte Idee erzwungen. Wir kativer, offen zu führender Prozess, der Menschen Wirtschaftsleben. Das gilt in Europa mindestens hatten plötzlich zu viele Kartoffeln.“ informiert, mitnimmt, ihre Sorgen ernst nimmt und seit der Antike. Abstrakt ausgedrückt gibt es einen Nach Hotelausbildung und Studium leitete Olaf sie begeistert. Noch wichtiger ist aber ein klarer guten alten deutschen Begriff für Change-Prozes- Stehr den Ferienclub Lüneburger Heide. Irgendwann ent- Kopf, der führt und selbst zutiefst überzeugt ist se: Leben.“ stand die Idee, ein Verwöhnwochenende für Landwirte, vom Wandel!“ Die „Lust auf Wandel“ ist für ihn eine grundsätzli- Obstbauern und Winzer anzubieten – bezahlt werden Vernetzung der touristischen Akteure, Umwand- che Voraussetzung für eine Tätigkeit im Marketing, und sollte mit Naturalien. Und was gibt es in der Lüneburger lung von Verbandsstrukturen in GmbH-Prozesse, Wech- Change-Prozesse sind das Kerngeschäft einer Destina- Heide fast so viel wie Sand? Kartoffeln! Bald hatten sich sel vom Themenmarketing zum themenorientierten tions-GmbH. Für Dr. Martin Spantig sind nur Unterneh- mehrere Tonnen Kartoffeln angesammelt. Die 80 Pferde Zielgruppenmarketing: Dr. Achim Schloemer hat als Ge- men überlebensfähig, deren Mitarbeiter und auch Chefs des Ferienclubs hatten darauf jedoch keinen Appetit. schäftsführer der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH von neugierig auf Wandel sind. Was nun? Die Stehrs fingen an, Kartoffelrezepte zu 2001 bis 2014 deutliche Spuren hinterlassen. Seit 2000 ist er bei der Bayern Tourismus GmbH, kreieren und eine Kartoffel-Diät zu erfinden. Als der Fami- Seit Januar 2015 ist Schloemer nun im Vorstand entwickelte die Marken Kinderland Bayern, Sightsleeping- lie im Vorzeigerundling Lübeln im Wendland ein verfalle- der KD zuständig für Vertrieb, Marketing und Operation. Hotels und stade zeiten. Seit 2012 bildet Martin Spantig ner Bauernhof angeboten wurde, kam die Idee mit dem Seine Vision: Die KD vom „pünktlichen Transporteur“ (Marketing) mit Jens Huwald (Kommunikation) die Dop- Kartoffelhotel. 1991 wurde es eröffnet. Seit 25 Jahren zum „Erlebnisdienstleister“ zu machen. Nach dem Studi- pelspitze in der Bayern Tourismus Marketing GmbH. Er betreibt Olaf Stehr nun in der östlichen Lüneburger Hei- um der Wirtschaftsgeographie und der Volkswirtschaft studierte Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie de das 1. Deutsche Kartoffelhotel. Die Knolle findet sich an der RWTH Aachen wurde Schloemer 1996 Geschäfts- in Köln, baute das Stollwerck-Schokoladenmuseum nicht nur in allen Variationen auf der Speisekarte, auch führer der Deutschen Weinstraße e.V., wechselte zwei (heute Lindt) mit auf, arbeitete beim Museum Ludwig in in der Beautyfarm kommt sie zum Einsatz. Und mit der Jahre später zur Tourismus- und Strategieberatung ift Köln sowie in der Kulturtourismusforschung an der LMU Idee, auch im Internet und im Marketing alles auf die Kar- Köln, promovierte 2000 und beschäftigte sich zugleich München und der Universität Regensburg, jeweils am toffel zu setzen, konnte Stehr auch als Hotelier auf dem mit dem Aufbau des Tourismusverbandes NRW. Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie von Prof. Schmude. flachen Land seine Selbständigkeit sichern. DIE TEILNEHMER DER TALKRUNDE UND IHRE PERSÖNLICHEN CHANGE-ERFAHRUNGEN MICHAEL BULLER KATHRIN DÜRR THORSTEN TESCHNER VORSTAND DES GESCHÄFTSFÜHRERIN ALPSEE-GRÜNTEN STELLVERTRETENDER BEREICHSLEITER MARKETING VERBAND INTERNET REISEVERTRIEB (VIR) E.V. TOURISMUS GMBH & VERTRIEB BEI DER HAMBURG TOURISMUS GMBH „Generell glaube ich, nichts bleibt wie es ist, ge- „Meine bisher größte berufliche Change-Herausfor- „Das Marketing einer DMO muss sich grundsätz- rade jetzt wo wir ins Zeitalter der Vernetzung ge- derung war der Digitalisierungsprozess für die fünf lich wandeln. Was früher Broschüren und später hen. Wir leben in einem ständigen Change, der an Städte und Gemeinden der GmbH, inklusive gemein- die Website oder App war, findet heute im Social Geschwindigkeit zugenommen hat. Auch ist nichts samer Webseite, Onlinebuchbarkeit, übergreifendem Web statt. Das erfordert einen digitalen Transfor- undenkbar, sondern alles möglich – und meist Bewertungssystem und Abschaffung des gedruckten mationsprozess, ein Umdenken in der Konzeption, schneller als wir denken. Siehe Tesla.“ Gastgeberverzeichenisses.“ Organisation und beim Personal.“ Der Online-Experte startete seine touristische Vorausgegangen war bei Kathrin Dürr eine persön- Thorsten Teschner ist seit 2005 verantwortlich Laufbahn im Bereich Finanzen und Controlling beim liche Change-Erfahrung durch den Umzug von München für die Bereiche Online, Veranstaltungsdatenbank, Mietwagen-Broker Holiday Autos, stieg in kurzer Zeit zum ins ländliche Allgäu. Beruflich war es alles andere als ru- Call Center, Tourist Info, Gruppenabteilung Backoffice geschäftsführenden Gesellschafter auf und etablierte hig: Lange stand die Existenz der Tourismusmarketingor- bei der Hamburg Tourismus GmbH (HHT). Mit rund das Unternehmen als Marktführer in Deutschland. Zu- ganisation der Städte Sonthofen und Immenstadt sowie 40 Mitarbeitern erwirtschaftet sie mehr als 40 Mio. letzt war Michael Buller innerhalb der Firmengruppe für der Gemeinden Blaichach, Rettenberg und Burgberg auf Euro Jahresumsatz. Zugleich ist Teschner stellver- sechs Marken zuständig – u.a. für das Online-Reiseportal der Kippe. Nachdem Kathrin Dürr 2007 die Leitung der tretender Bereichsleiter Marketing und Vertrieb. Die Lastminute.de. Tourist-Info Blaichach angetreten hatte, übernahm sie Arbeitsschwerpunkte lagen 2015 auf der Entwicklung Seit 2007 ist Buller Unternehmensberater, Gesell- 2011 zusätzlich die stellvertretende Geschäftsführung einer Digital- und Contentstrategie für die HHT und schafter beim Software House BPCS Consulting Ser- der Alpsee-Grünten Tourismus GmbH. Im April 2012 wur- der Entwicklung eines Prozesses zur digitalen Trans- vices GmbH, Non-Executive Director bei Holiday Extras de sie dann zur ersten hauptamtlichen Geschäftsführerin formation der HHT. und Beiratsmitglied von TrustYou. 2009 wurde er zum der Allgäuer Ferienregion ernannt. Nach dem Studium BWL/Soziologie mit Vorstand des Verband Internet Reisevertrieb e.V. (VIR), Bis 2006 studierte Kathrin Dürr an der Univer- Schwerpunkt Qualitative Forschungsmethoden 1998 gewählt. Dank dynamischer Produktion, Klick&Mix, Boo- sität Eichstätt Geografie für Freizeit, Fremdenverkehr begann Teschner seine Karriere als Product Manager king.com u. ä. haben sich in den letzten zwei Jahrzehn- und Umwelt und unternahm anschließend einen „Ex- bei der Talkline GmbH. Von Mai 2002 bis April 2005 ten neben dem klassischen Vertrieb im Internet zahlrei- kurs in die Welt der Online Reisebüros“ bei Holiday war er bei AOL. Im Mai 2005 übernahm Teschner che neue Zugänge zum Kunden aufgetan. Home in München. dann die Leitung Internet & neue Medien der HHT. INPUT 15
D I E LO C AT I O N A ls hätte Heinrich Geffken schon 1841 die Atmosphäre des DestinationCamp 2016 beschrei- ben wollen, ermunterte die Marmor- tafel im Treppenhaus der Handels- kammer Hamburg 175 Jahre später die DCHH16-Teilnehmer beim Start in den Tag, beim Gang in die Pausen und bei der Rückkehr in die Sessions. Keiner konnte die Tafel übersehen – aber wir haben vergessen zu fragen, wer den Text wirklich gelesen hat. Jedenfalls schien der Genius loci ähnlich stark auf die Teilnehmer zu wirken wie Vargo, der Camp-Betörer, mit seinen Klängen. Schon 1665 wurde die Handels- kammer als Interessensvertretung und Selbstverwaltung der Hamburger Wirt- schaft eingeweiht – übrigens noch vor dem stattlichen Rathaus, mit dem sich die Handelskammer den Ehrenhof teilt. Heute vertritt die Körperschaft öffentli- chen Rechts rund 150.000 Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleis- tung in der Hansestadt. Im Dezember 1841 wurde der spät- klassizistische Bau des Hamburger Stadtbaudirektors Carl Ludwig Wimmel (1786 – 1845) am heutigen Adolphsplatz eingeweiht, blieb beim großen Stadt- brand von 1842 weitgehend unversehrt, wurde später mehrfach erweitert und nach den schweren Beschädigungen der Luftangriffe des 2. Weltkrieges wie- der aufgebaut. Mithin ist die Handels- kammer heute eines der ältesten nicht- kirchlichen Gebäude der Hansestadt. Die moderne technische Ausstattung sowie die seriöse und zugleich weltof- fene Atmosphäre machten die Handels- kammer zur idealen Location für das 6. DestinationCamp. 18
„Was im Beginn unscheinbar, zu stattlicher Größe heranwuchs, Auch hier mög‘ es, wir fleh’n, segensreich wachsen und blüh’n! Schauet den herrlichen Bau, die lichten, freundlichen Hallen: Aufgetan sind die Pforten, der weite Raum, er belebt sich, FRITZ HORST MELSHEIMER Neu durch erweiterten Sinn weihet PRÄSES DER HANDELSKAMMER HAMBURG, GRUSSWORT ihr würdig ihn ein. …“ „Mit rund 12 Millionen Übernachtungen jährlich, rund 100.000 Beschäftigten und rund 6 Milliarden Euro Bruttoumsatz im Jahr trägt der Tourismus maßgeblich zur Wertschöpfung BEGINN DES TEXTES VON HEINRICH GEFFKEN der Hamburger Wirtschaft bei. Der Tourismus ist der zweitgröß- AUF DER MARMORTAFEL IM TREPPENAUFGANG te Wirtschaftsfaktor der Stadt. Die Branche lebt von einer bun- DER HANDELSKAMMER HAMBURG ten Vielfalt. Das zeigt sich bei den Herkunftsländern unserer Gäste und sämtlichen Akteuren unterschiedlichster Qualifika- tion, Herkunft und Fachrichtung. Diese Vielfalt legt die Basis für die Zukunftsfähigkeit unse- rer Stadt und der Region, wie beispielsweise für die Internatio- nalisierung Hamburgs als Destination, die Fachkräftesicherung oder die Innovationskraft der Branche. Wir freuen uns, Gastge- ber des DestinationCamp 2016 zu sein, das Expertinnen und Experten der Branche zusammenruft, um mit innovativen Konzepten die Herausforderungen der Zukunft zu diskutie- ren. Davon wird Hamburg als Standort erheblich profitieren.“ CHRISTINE BEINE GESCHÄFTSFÜHRERIN UND LEITERIN DES BEREICHS INFRASTRUKTUR DER HANDELSKAMMER HAMBURG „Ich freue mich, dass unsere Handelskammer in diesem Jahr Gastgeber des DestinationCamp ist, denn hier kommen viele kreative und innovative Menschen aus ganz Deutsch- land zusammen. Der Tourismusstandort Hamburg ist sehr erfolgreich und von großer Dynamik geprägt, aber: Das Bes- sere ist Feind des Guten! Wir sind also gespannt, welche touristischen Impulse vom DestinationCamp 2016 ausgehen werden, von denen dann auch Hamburg profitieren kann.“ LOCATION 19
M O D E R ATO R E N / M I N D M A P P E R CORNELIUS OBIER DR. ALEXANDER SCHULER UWE FRERS GESCHÄFTSFÜHRENDER GESELLSCHAFTER, GESCHÄFTSFÜHRENDER GESELLSCHAFTER, GESCHÄFTSFÜHRER, ESCAPIO GMBH PROJECT M GMBH UND EUROPÄISCHEN PARTNERSCHAFTSGESELLSCHAFT BTE TOURISMUS INSTITUT TOURISMUS- UND REGIONALBERATUNG MBB. Nach dem BWL-Studium in Hamburg war er von Seine Promotionsarbeit an der Leuphana-Universität Nach dem BWL-Studium startet Uwe Frers 1997 als 1996-1998 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Insti- Lüneburg galt dem Thema „Management der Bildung Trainee Neue Medien der Verlagsgruppe Handels- tut für Betriebswirtschaftslehre und Tourismusma- und Veränderung von Destinationen“. Dr. Schuler ist blatt, übernahm dann die kaufmännische Leitung nagement an der Leuphana-Universität Lüneburg. BTE-Büroleiter Berlin, Lehrbeauftragter der Hoch- von Handelsblatt.com. 2001 wechselte Frers als CEO 1997 bis 1998 Geschäftsführer der Deutschen Gesell- schule Harz und ausgebildeter Moderator. Aufge- zum größten deutschen Börsenportal Finanztreff. schaft für Tourismuswissenschaften e.V. (DGT), 1998 wachsen in einer Gastronomiefamilie im ländlichen de, wurde 2002 Mitgesellschafter, verkaufte 2004 Mitbegründer und Geschäftsführender Gesellschaf- Raum in Niedersachsen begleitet er heute als Grün- seine Anteile und wechselte in den Tourismus. ter der PROJECT M GmbH. Obier leitete mehr als der, Berater und Moderator von Berlin aus Betriebe, Frers gründete Escapio.com zur Onlinevermarktung 1000 Projekte mit Schwerpunkt Destinationsentwick- Orte, Regionen und Länder in deren touristischer Ent- handverlesener Hotels, 2006 folgte TripsByTips als lung, Gesundheitstourismus, Marktforschung, Strate- wicklung. Seine Schwerpunkte sind Change-Manage- Crowdfunding-Plattform. Er verkaufte beide an Expe- gieentwicklung, Prozess- und Change-Management. ment, Marketing und Marktforschung. dia und MairDumont, führt Escapio weiterhin als CEO. Zu erreichen unter cornelius.obier@projectm.de Zu erreichen unter schuler@bte-tourismus.de Zu erreichen unter ufr@escapio.com PETER C. KOWALSKY MONA BESSEL ILKA LEUTRITZ SENIOR CONSULTANT, PROJECT M GMBH JUNIOR CONSULTANT, NETZVITAMINE GMBH CONSULTANT, NETZVITAMINE GMBH Nach seinem Diplom-Studium an der TU Ham- Nach dem International Management-Studium an der Sie entdeckte während eines Auslandsjahrs in Spa- burg- Harburg war der Dipl.- Ing Stadtplanung acht Stenden-Hochschule in Leeuwarden, Niederlande, nien ihre Liebe zum Tourismus. Auf den Bachelor in Jahre lang Projektleiter bei einem Hamburger Stadt- vertiefte Mona Bessel ihre Kenntnisse im Eventma- BWL/Tourismusmanagement in Bremen folgte das entwicklungsunternehmen und moderierte als frei- nagement in Thailand und Indonesien. Nach einem Master-Studium Management & Entrepreneurship mit er Fachreferent diverse Projekte zur Standortent- Praktikum in Kanada ging sie in die Schweiz und Vertiefung Marketing und Schwerpunkt Touristische wicklung, Standortvermarktung, Stadtsanierung schrieb dort in Zusammenarbeit mit einem Hotel ihre Märkte an der Universität Lüneburg. Nach diversen und Ortsteilentwicklung. Seit 2015 arbeitet Ko- Bachelorthesis über Gästezufriedenheit und Gästelo- Praktika im In- und Ausland (Hotel, Consulting, DMO, walsky als Senior Consultant bei Project M mit den yalität. 2015 zog es Mona Bessel nach Hamburg, wo Eventagentur) arbeitet Ilka Leutritz seit 2013 als Schwerpunkten Destinationsentwicklung, Stadt- und sie im September zunächst als Trainee bei der netzvi- Consultant bei der netzvitamine GmbH. Die leiden- Tourismusmarketing, Städte- und Kulturtourismus, tamine GmbH einstieg. Seit März 2016 ist sie Junior schaftliche Onlinerin ist auch Lehrbeauftrage für Organisationsaufbau und Change-Management. Consultant in der Kreativmanufaktur. eTourism an der Dualen Hochschule Ravensburg. Zu erreichen unter peter.kowalsky@projectm.de Zu erreichen unter bessel@netzvitamine.de Zu erreichen unter leutritz@netzvitamine.de 18 MODERATOREN UND MINDM APPER
HELGE FAHRNBERGER REINHARD LANNER PROF. DR. CLAUDIA BRÖZEL MANAGING DIRECTOR, TOURSPRUNG, DOZENT UND VORTRAGSREISENDER, PROFESSORIN FÜR ÖKONOMIE, WEB-ENTWICKLER, LEHRBEAUFTRGTER, UNTERNEHMENSBERATER, NACHHALTIGES MANAGEMENT UND EMARKETING, UNIVERSITÄT WIEN WORKERSONTHEFIELD | MAKE IDEAS BECOME REAL! HNE EBERSWALDE Mit Peter Eich gründete Helge Fahrnberger 2007 in Reinhard Lanner war viele Jahre Direktor von Touris- Die Professorin im Studiengang Nachhaltiges Touris- Konstanz und Wien das Unternehmen Toursprung, musorganisationen im Salzburger Land und Vorarlberg musmanagement (NTM) an der Hochschule für nach- die Firma hinter Bikemap, Maptoolkit und anderen und von 2002 bis 2010 Vizepräsident der österrei- haltige Entwicklung (HNE) in Eberswalde begann ihre digitalen Kartenanwendungen. Er entwickelt seit rund chischen Tourismusdirektoren und Mitglied im Wer- Karriere mit einer Ausbildung zur Hotelfachfrau. 20 Jahren Web-Applikationen und unterrichtet an der bebeirat der Österreich Werbung. Die letzten 6 Jahre Nach mehreren Auslandsaufenthalten, Tourismus/ Uni Wien Multimedia-Journalismus. Er betreibt den gründete und leitete Lanner den Bereich „Digital BWL-Studium in Heilbronn und einer Assistenz bei viel beachteten Medien-Blog helge.at und gemeinsam Media & Online Marketing“ bei der Salzburger Land Jost Krippendorf und Hansruedi Müller an der Uni mit Studierenden den „Medienwatchblog“ Kobuk.at. Tourismus GmbH. Er ist Lektor an und Vortragsrei- Bern, Masterstudium und Promotion über Internet- Als ehrenamtlicher Vorstand sammelt er mit der NGO sender zu verschiedenen Bildungseinrichtungen zu ökonomie ist Claudia Brözel seit 2012 Professorin in Laafi seit Jahren Geld, um die Gesundheitsvorsorge in den Themen Destination Management, Storytelling, Eberswalde. 2004 Mitbegründerin und bis 2009 Prä- Westafrika zu verbessern. Onlinemarketing sowie Leadership & New Work. sidentin des Verbandes Internet Reisevertrieb (e.V.). Zu erreichen unter helge@toursprung.com reinhard.lanner@workersonthefield.com Zu erreichen unter claudia.broezel@hnee.de ALENA MERGNER CARSTEN GERSDORF ANSGAR JAHNS JUNIOR CONSULTANT, NETZVITAMINE GMBH GESCHÄFTSFÜHRER, BESTSEARCH MEDIA GMBH DOZENT TOURISMUSMANAGEMENT Nach ihrer Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommu- Die Firma ist besser bekannt unter „BestFewo“. Das Ansgar Jahns hat 25 Jahre Erfahrung als Reise- nikation bei der Industrie- und Handelskammer für äußerst erfolgreiche Online-Portal hat Carsten Gers- verkehrskaufmann gesammelt. Sein Schwerpunkt Oberfranken in Bayreuth entschloss sich Alena für den dorf 2009 mit Freunden im Keller seines Hauses in liegt auf Corporate Business Travel, zuletzt bei Studiengang Tourismusmanagement an der Hoch- Berlin gegründet. Nach einem Informatikstudium war BCD Travel, dem deutschen Marktführer für Ge- schule Kempten. Ihr Studienschwerpunkt lag auf dem Gersdorf Projektleiter bei der Investitionsbank Berlin schäftsreise-Management. Seit 11 Jahren ist Jahns Management von Verkehrsträgern sowie dem Kun- und dann zehn Jahre lang bei Immobilien Scout24. Dozent für Onlinemarketing, Tourismusmanagement, den- und Qualitätsmanagement. Im März 2015 schrieb Dort baute er u. a. den Bereich Ferienunterkünfte auf. IT Management und Betriebsorganisation an der Ho- sie als Trainee bei netzvitamine ihre Bachelorarbeit. Seit 2011 logiert BestFewo nicht mehr im Keller, son- telfachschule Hamburg. In dieser Postion ist er auch Seit Oktober 2015 unterstützt sie das netzvitamine- dern als Firma „mit echten Mitarbeitern“ in Potsdam. verantwortlicher IT-Administrator. Sein Spezialgebiet: Team als Junior Consultant. Gersdorf ist Mitbegründer und Vorstandsmitglied im Citrix Desktop Virtualisierung sowie Microsoft Share- Deutschen Ferienhausverband. point Wissensmanagement. Zu erreichen unter mergner@netzvitamine.de Zu erreichen unter gersdorf@bestfewo.de a.jahns@tourismusmanagement-hamburg.de MODERATOREN UND MINDM APPER 19
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K R E AT I V- U N D Z U K U N F S T W E R K S TAT T 23
Wandel ist immer und überall (gefragt)! „Wandel beginnt bei uns“ war das Fazit des vorigen ZUSAMMENGEFASSTE SESSION 1 & 2 MIT CLAUDIA DestinationCamp 2015 und der Keynote 2016 „Lost in ERGEBNISSE AUS BRÖZEL UND ANSGAR JAHNS: Change. Wenn die Kür zur Pflicht wird“ von Florian Gold. SESSION 1 MIT ALEXANDER FREIE THEMENWAHL SCHULER UND MONA BESSEL: SESSION 2 MIT TALENTE IM TOURISMUS CORNELIUS OBIER UND PETER Den aktuellen Herausforderungen im Unternehmen SESSION 1 MIT REINHARD C. KOWALSKY: LANNER UND WANDEL AKTIV GESTALTEN und den Veränderungen im touristischen Umfeld galt CARSTEN G ERSDORF: SESSION 3 MIT UWE FRERS natürlich auch in den moderierten Sessions mit ihren WO SIND ALL DIE GUTEN UND ILKA LEUTRITZ: GÄSTE HIN. BEAUTYFAKTOR TOURISMUS wechselnden Perspektiven besondere Aufmerksamkeit. 22 J O B S , A R B E I T S M A R K T, A U S B I L D U N G
Im Kern ging es immer wieder um die (teils bange) Frage: Wie Neues Anforderungsprofil können wir die Veränderungen schaffen, wie lassen sich die Herausforderungen meistern? Lassen sie sich inspirieren von für Arbeitgeber den Einblicken und Erkenntnissen der TeilnehmerInnen! Der Arbeitsablauf festgelegt, die Strukturen festgezurrt, Sowohl jüngere Teilnehmer der Sessions als auch die ausge- „politische“ Rahmenbedingungen unabdingbar, Personalstel- wiesen erfogreichen Touristiker legten in den Diskussionen len so dünn wie das Budget. Das ist die eine Seite, die andere: auffallend Wert auf flache Hierarchien mit einem „Chefdiri- Gäste werden immer anspruchsvoller, orientieren sich zu- genten“ an der Spitze: Er muss nicht alle Instrumente selbst nehmend an sehr individuellen Bedürfnissen, wollen digital beherrschen, aber wissen, wie er sie zu einem harmonischen animiert und in Echtzeit informiert werden – und das ganze Klangkörper zusammenführt. auch noch rund um die Uhr. Dazwischen die Destinationstou- ristiker: die „Praxiserfahrenen“ oft technisch nicht up to date, die „Studierten“, das theoretische Wissen kaum durch Praxi- » Ein guter Chef ist wie ein Dirigent: serfahrungen „geläutert“. Und dazu kommen noch externe Er muss nicht alle Instrumente selbst Gutachten und Stellungnahmen, die von Politikern auf allen Ebenen beauftragt werden, weil sie jede „politische“ Entschei- beherrschen, aber er muss sie zum dung absichern wollen. harmonischen Klangkörper formen « Es gibt genügend Gründe, warum Touristiker nicht im- mer so glücklich aussehen, wie es ihre Prospekte, Webauf- ZITAT: TEILNEHMER DER SESSION „BEAUTYFAKTOR TOURISMUS“ tritte und Werbeschaltungen erwarten lassen. Wie sehr das Thema „Veränderungen“ den Touristikern „auf den Nägeln brennt“, belegen die starken Teilnehmerzahlen der jeweiligen Das Anforderungsprofil an Arbeitgeber hat sich deutlich ge- Sessions und die lebhaften Diskussionen um Lösungsansätze. ändert. Sie müssen sehr viel offener und transparenter führen, besser noch: coachen und motivieren. Chefs sollen klare Ziel- vorgaben machen, eine größere Fehlertoleranz zeigen und den Touristische Arbeitsplätze im Wandel Mitarbeitern Freiräume für eigene Entscheidungen einräumen. Ein „guter Arbeitgeber“ (w/m) stellt nicht nur das erfor- Gutes Personal für touristische Unternehmen und Organisa- derliche Arbeitsmaterial in hervorragender Qualität sicher, tionen zu finden, wird immer schwerer. Attraktive Städtedes- sondern ermöglicht auch Ruhephasen, schafft ein anregen- tinationen haben kaum Probleme, begehrte Arbeitsplätze an- des Arbeitsklima. Und: Mitarbeiter dürfen äußern, wenn sie zubieten. Ländliche Regionen, in denen sich der große Teil des mit einer Entscheidung oder Situation nicht einverstanden Tourismus abspielt, haben hingegen selten eine Infrastruktur sind. Mitarbeitergespräche dienen der gemeinsamen Ziel- zu bieten, die den Ansprüchen von Fachkräften gerecht wird – planung und nicht vorrangig demotivierender Kritik des/der oder sie ist erst auf den zweiten Blick erkennbar. Vorgesetzten. Ideen der Mitarbeiter aufzugreifen, hat für gute Die Arbeitszeiten im Tourismus sind, zumindest in den Arbeitgeber hohe Priorität. Dienstleistungsbereichen, in Hotellerie und Gastronomie meist länger als in anderen Branchen, der Arbeitsdruck härter und die Arbeitszeiten oft deutlich „flexibler“ als anderswo. Dazu kommt ein vergleichsweise geringes Lohnniveau – und die Karrie- remöglichkeiten innerhalb eines Unternehmens sind relativ begrenzt. Oft verweigern sich ältere Kollegen notwendigen In- novationen oder technische Neuerungen, die jungen schieben Frust im „Seniorenstau“, werden aber gefühlt mit immer mehr Aufgaben „betraut“. Dazu kommt, dass eine wachsende Anzahl der Berufseinsteiger bereits ein Studium abgeschlossen hat und „Dienstleister“ nicht zu den von ihnen bevorzugten Arbeit- gebern gehören. Alle diese Schwächen touristischer Arbeits- plätze lassen sich – das zeigen die Ergebnisse und Diskussi- onen in den Sessions eindeutig – aber „aufhübschen“ oder gar ausgleichen: durch gute Personalführung, wertschätzende An- leitung, Attraktivierung des Freizeitangebotes, Verbesserung des Arbeitsumfeldes und eine offene Gesprächskultur, in der auch Mitarbeiter offen antworten oder „Optimierungsmöglich- keiten“ aufzeigen dürfen. ERGEBNISSE AUS DEN SESSIONS 23
Ein „guter Arbeitgeber“ hilft seinen Mitarbeitern, den Spa- Politik sind nach Einschätzung der Diskussionsteilnehmer ge- gat zwischen Familie und Beruf leichter zu schaffen. Er setzt fordert, Einfluss auf die Lehrpläne zu nehmen. sich etwa für einen Kita-Platz in der Nähe ein und organisiert Haben sie erst einmal den Hörsaal gegen einen Arbeits-/ die passende Arbeitszeitregelung. Ein Hotelier stellt seinen Ausbildungsplatz getauscht, vermissen viele Sessionteilneh- Mitarbeitern kostenfrei das Essen und je nach Verkehrsan- mer ein Angebot für weiterführende Qualifizierungsmaßnah- bindung für den Spätdienst auch Zimmer zur Verfügung. Zu men. Nach Ausbildung und Studium werden junge Mitarbeiter einem qualifizierten Arbeitsumfeld gehört heute auch die Mög- meist kaum noch gefördert oder in ihrer weiteren beruflichen lichkeit, trotz längerer Schichten soziale Kontakte zu pflegen Entwicklung nur noch wenig angeleitet. – in der Regel über soziale Kanäle. Ein Vorschlag, den insbe- sondere die jüngeren Teilnehmer begeistert aufgriffen: ein So- cial Media Chillout Room, in dem Mitarbeiter mit ihrem Smart- Fördern und phone surfen und ihre sozialen Kontakte pflegen können. Auch Verantwortung übertragen regelmäßige Teambuilding-Maßnahmen oder gemeinsame Unternehmungen werden von den Mitarbeitern durchaus als Im Betrieb ist „learning by doing“ allzuhäufig die einzige Regel. Motivatoren gesehen. Doch Talente wollen nicht nur gefordert sein, sondern auch ge- fördert: Insbesondere die jüngeren Teilnehmer in den Sessions Talente fördern, machten geltend, wie wichtig ihnen dies ist und auch, dass sie Verantwortung für kleinere Projekte möglichst schon in der Zukunftschancen bieten Ausbildung übertragen bekommen. Kleinere Destinationen und Unternehmen haben oft Wichtigstes Auswahlkriterium für einen Ausbildungsplatz nicht die finanziellen und personellen Ressourcen, um ih- sind die Zukunftschancen, das Renommee des Berufes in der ren Mitarbeitern aufwändige Fort- oder Weiterbildungen zu Peer-Group und ein angenehmes Arbeitsumfeld. Wenn dann ermöglichen. Sie könnten jedoch eine Job-Rotation oder ein auch noch der Freizeitwert der Region und die Reputation des Job-Sharing mit vergleichbaren Arbeitgebern initieren und so Ausbildungsbetriebes stimmen, lassen sich motivierte Azubis den Horizont und die Begeisterung ihrer Mitarbeiter und Aus- leichter gewinnen und aufstrebende Mitarbeiter halten. zubildenden erweitern. Generell kritisierten die Teilnehmer die fehlende Praxis- Auch wenn Auszubildende oder junge Mitarbeiter vom nähe oder Praxisrelevanz der Ausbildungen an FH und Uni. Chef/der Chefin zu einer Gremiensitzung oder einem ausge- Selbst an den Berufsakademien werde häufig „altes“ Wissen wählten Event mitgenommen werden, kann das eine starke vermittelt, das nur für die Klausur benötigt werde. Betriebe, intrinsische Motivation sein. Unternehmensintern lassen sich Destinationsmanagementorganisationen (DMO), Verbände und auch „Patenschaftsmodelle“ realisieren. Jeder Auszubildende BEST PRACTICE: MITARBEITERMOTIVATION Hoteliers haben „die Nase vorn“, wenn es darum geht, Mitarbeiter zu finden, zu qualifizieren und zu halten. Aber auch für DMOs lassen sich daraus Handlungsanregungen ableiten: HOTEL SCHINDLERHOF IN NÜRNBERG-BOXDORF PRIZEOTEL (DEUTSCHLANDS BESTER ARBEITGEBER 2016, (DEUTSCHLAND BESTER ARBEITGEBER 2013, SYS-TEAM – SELBSTVERANTWORTLICHE TEAMMITGLIEDER MITARBEITERFÜHRUNG, INTRANET, MITARBEITER APP), MIT HANDLUNGSKOMPETENZ WICHTIGER ALS WWW.SCHINDLERHOF.DE EINE FÜHRUNGSKRAFT), WWW.PRIZEOTEL.COM BEST WESTERN PLUS PALATIN KONGRESSHOTEL UND HOTELKETTE UPSTALSBOOM (WERTEORIENTIERTE TAGUNGSZENTRUM IN WIESLOCH UNTERNEHMENSFÜHRUNG, WERTEBAUM), (DENKWERKSTATT VON BA-STUDENTEN UND AUSZUBILDENDEN), WWW.UPSTALSBOOM.DE WWW.PALATIN.DE SEETEL (CASTING FÜR DEUTSCHLANDS SUPER-AZUBIS), WWW.SEETEL.DE 24 J O B S , A R B E I T S M A R K T, A U S B I L D U N G
darf sich eine Vertrauensperson wählen, die ihn fachlich beglei- tet und notfalls auch seine Interessen gegenüber Vorgesetzten vertreten darf. In regelmäßigen internen Präsentationen lassen sich auch kostengünstige interne Weiterbildungsmaßnahmen realisieren. Auszubildende wollen auf der einen Seite voll in die Unternehmensabläufe integriert sein, andererseits nicht als billige Arbeitskräfte missbraucht werden. Sie wollen fragen dürfen, mit Respekt angehört werden, in Entscheidungen ein- bezogen werden und Feedback zu ihrer Arbeit bekommen. Auch Weiterbildungsangebote können starke intrinsische Motivationen auslösen – zumal wenn sie die persönlichen Inter- essen der Mitarbeiter ebenfalls tangieren. Nach einer Fortbildung ist es jedoch wichtig, dass die Mitarbeiter ihr neues Wissen in die Praxis einbringen können. Oder vielleicht sogar in Form einer Mi- ni-Präsentation an die Kollegen weitergeben dürfen. Wertschätzung bedeutet auch, dass die Impressarios den Auszubildenden und Mitarbeitern „eine Bühne bieten“ und ihre Meinungen und Wünsche erkennbar in Führungsentscheidun- gen einfließen lassen. Für junge Mitarbeiter kann Wertschät- zung aber auch bedeuten, dass sie in einem gemeinsam bespro- Markenbildung durch die Angestellten chenen Rahmen frei über einen Teil des Budgets, über flexible Arbeitszeitgestaltung oder auch über den Arbeitsort entschei- In Anlehnung an die afrikanische Lebensphilosophie „Ubun- den können. Selbst an Arbeitsplätzen, die im Allgemeinen eine tu“ (aus der Bantu-Sprache für Nächstenliebe, Gemeinsinn) Anwesenheit im Unternehmen erfordern, fallen Tätigkeiten an, erwarten aber besonders die jüngeren Angestellten vom Le- die nicht zwingend im Büro und während Bürozeiten erledigt ben wechselseitigen Respekt und Anerkennung. Sie wün- werden müssen. schen sich ein Arbeitsumfeld mit möglichst flachen Hier- archien und möchten ihren Anteil am Unternehmenserfolg Home-Office und „angemessen gewürdigt“ sehen. (Siehe dazu S. 38 ff.) Für junge Mitarbeiter ebenfalls wichtig: die Einbezie- reduzierte Arbeitszeiten hung in die Social Media-Aktivitäten. Sie sind es gewohnt in sozialen Netzwerken, in Blogs oder auf Twitter ihr Leben mit Viele Angestellte der Generation X oder Generation Z erachten anderen zu teilen. Dabei äußern sie sich nicht selten auch es – so die Teilnehmer rund um den Magic Roundtable von über die Firma oder die Vorgesetzten. Claudia Brözel und Ansgar Jahns – als sehr motivierend und Wo das Verhältnis von gegenseitigem Vertrauen geprägt als ein Zeichen der Wertschätzung, wenn sie (zumindest in ei- ist, lässt sich das Kommunikationsverhalten in den sozialen nem kleinen Bereich) eigenständig entscheiden dürfen. Auch Netzwerken hervorragend zum „Employee Branding“ nutzen, wenn sie sich ihre Bürozeiten, wo sie nicht an Publikumsver- zur Markenbildung durch die Angestellten. Es kann gerade kehr gebunden sind, etwas flexibler gestalten können: Nicht für Kunden in dieser Altersgruppe sehr glaubwürdig sein, immer um 8 Uhr da sein müssen, auch mal um 10 Uhr kommen, wenn von einem Unternehmen Mitarbeiter in den Fokus der früher gehen, abends länger arbeiten dürfen – oder gar ein Wo- Marketingaktivitäten gerückt werden. Und für die Mitarbeiter chen-, Monats- oder Jahres-Arbeitszeitkonto innerhalb eines ist die Einbindung ins Marketing oder in die Unternehmens- bestimmten Rahmens gestalten können. Das wäre für viele ein kommunikation ein höchst motivierender Vertrauensbeweis. motivierender Ausgleich für das branchenüblich eher geringe Gehaltsniveau. Jungen Mitarbeitern ist Zeit und Gelegenheit wichtig, ihre sozialen Kontakte zu pflegen. Für die heutigen Berufseinsteiger oder beim ersten Stellenwechsel ist ein Fulltime-Job nicht un- bedingt die Krönung ihrer Wünsche. Für die junge Generation Beispiele für gelungenes Employee Branding gibt es im Z ist eher erstrebenswert, dass genügend Zeit fürs Kontakten, Chillen und Sich-selbst-realisieren bleibt. Für die Generation Blog von Carsten Franke von der Agentur Milch & Zucker. X der 35- bis 50-Jährigen kann „Work-Life-Balance“ Home Of- http://www.milchundzucker.de/work/employer-branding fice oder Mobile Office bedeuten, für die jüngere Generationen Y und Z sind es eher reduzierte oder flexible Arbeitszeiten. ERGEBNISSE AUS DEN SESSIONS 25
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