WERT-SCHÖPFUNG DURCH WERT-SCHÄTZUNG - WERKSCHAU 16 - Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes

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WERT-SCHÖPFUNG DURCH WERT-SCHÄTZUNG - WERKSCHAU 16 - Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes
´16

      WERKSCHAU

WERT-
SCHÖPFUNG
DURCH
WERT-
SCHÄTZUNG
      SCHUTZGEBÜHR 25 EURO
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SPONSORING

HERZLICHEN DANK
             FÜR DIE UNTERSTÜTZUNG BEIM DCHH16

    2             DCHH16
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K R E AT I V- U N D Z U K U N F S T W E R K S TAT T   5
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Mit dem ersten DestinationCamp hat
die netzvitamine GmbH 2011 ein neues
Veranstaltungsformat aus der Taufe
gehoben. Während beim schon länger
bestehenden BarCamp die Diskussions-
inhalte von den Teilnehmern unmittelbar im
Verlauf des Camps festgelegt werden,
wurde in das DestinationCamp zusätzlich
eine Moderationsstruktur eingebunden.

  6                   K R E AT I V- U N D Z U K U N F S T W E R K S TAT T
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Die Festlegung des Themenfokus im
Vorfeld ermöglichte eine stärkere
Professionalisierung von Moderation,
Ablauf und Ergebnisdokumentation.

Die netzvitamine GmbH ist Initiator
dieses einzigartigen Expertenforums und
hat das Format zu einem Impulsgeber für
die touristische Weiterbildung entwickelt.

         K R E AT I V- U N D Z U K U N F S T W E R K S TAT T   7
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I N H A LT

DESTINATIONCAMP 2016

08           INTERVIEW MIT DEN MACHERN

12           KEYNOTE FLORIAN GOLD

14           TALKRUNDE ZUM THEMA „WANDEL“

16           DIE LOCATION: HANDELSKAMMER HAMBURG

18           MODERATOREN UND MINDMAPPER

             PARTNER-PORTRAITS
36           BJÖRN REINCKE – WILKEN AG

44           ULRICH ECKERT / TORSTEN KONOPKA – HRS DESTINATION SOLUTIONS

58           KONSTANTIN ANDREAS FEUSTEL – GEIOS AG

72           ROBERT KLAUSER – INFOMAX WEBSOLUTIONS GMBH

78           NICOLAJ ARMBRUST / THOMAS BRUNNER – TRAUM-FERIENWOHNUNGEN GMBH

84           RAINER EGEN / HENDRIK MAAT – FERATEL MEDIA TECHNOLOGIES GMBH
             & EASYBOOKING ZADEGO GMBH

92           DER CAMP-BETÖRER

94           TEILNEHMER DESTINATIONCAMP 2016

98           IMPRESSUM

       6                                       I N H A LT
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ERGEBNISSE AUS DEN SESSIONS

     JOBS, ARBEITSMARKT, AUSBILDUNG

22   Wandel ist immer und überall (gefragt)!
26   Change-Prozesse steuern – So kann Wandel gelingen

     GENERATIONEN XYZ

38   Neue Generationen – Neue Erwartungen

     DIGITALISIERUNG UND TOURISMUS

46   Größte Herausforderung: Digitale Transformation
54   KPI next Generation – Erfolgsmessung in Destinationen

     PRODUKTENTWICKLUNG UND QUALITÄTSSTEIGERUNG

60   Wie schaffen wir ein besseres Produkt?
64   Brauchen Destinationen große Events?
66   Produkt in der Krise – Après ohne Ski?
70   Braucht die DMO Gütesiegel für die Qualitätssteigerung?

     TOURISMUS UND FLÜCHTLINGE

74   Kann die Integration von Flüchtlingen eine Chance für den Tourismus sein?

     MARKETING CONTENT KOMMUNIKATION

80   Inspirieren, Präsentieren, Informieren

     ORGANISATION UND UNTERNEHMENSFÜHRUNG

86   DMO wird zur DSO – Von der Management- zur Service-Organisation

                        I N H A LT                                        7
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I NT E R V I E W M IT D E N M A C H E R N D E S D E S T I N AT I O N C A M P

                  WERTSCHÖPFUNG
                          DURCH
                  WERTSCHÄTZUNG

      10
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Wolfgang Weiler sprach                                                 motiv für das nächste vor, zumindest den roten Faden. Gutes
                                                                       wird fortgeführt, anderes wird angepasst, manche Ergebnisse
                                                                       aufgegriffen und vertieft, anderere komplett neu auf die Agen-
mit den Initiatoren                                                    da gesetzt. Jedes DestinationCamp ist eine Weiterentwicklung.

der Kreativ- und Zukunfts-                                             Gibt es auch Konstanten? Was ist seit 2011 geblieben,
                                                                       was hat sich bewährt?
werkstatt im Tourismus.                                                BENJAMIN      Viele Partner und Unterstützer sind von Anfang
                                                                       an dabei und haben wesentlich zur Weiterentwicklung beige-
                                                                       tragen – ob die Professionalisierung der Video-Dokumentation,
                                                                       Umfang und Qualität aller Drucksachen und Werbematerialien
                                                                       sowie der Technik, Ausbau Catering, Emotional Sounddesign
Ihr seid doch als netzvitamine gut positioniert im Markt               und einiges mehr.
und solltet eigentlich genug zu tun haben. Was ist eure Intention?
Warum richtet ihr das DestinationCamp aus?
                                                                       Wer beschließt eigentlich die Themenschwerpunkte?
STEFAN     Wir waren selbst Teilnehmer an vielen BarCamps              Und wer benennt die Moderatoren, Mindmapper und Impulsgeber?
aller Art. 2010 philosophierte ich am Flughafen Karlsruhe/
                                                                       STEFAN    Vor jedem DCHH starten wir eine Online-Umfrage in
Baden-Baden mit Uwe Frers über den Output von BarCamps
                                                                       der Branche, bei der die zu diskutierenden Themen und Frage-
und wir waren der Meinung, dass ein branchenübergreifendes
                                                                       stellungen benannt werden können. Die Teilnehmer der vori-
Camp fehlt, das alle Akteure an einen Tisch bringt.
                                                                       gen Veranstaltungen nutzen natürlich diese Gelegenheit, um
BENJAMIN      Und dann haben wir überlegt, wer das machen              ihre Fragen aufs Tableau zu heben. Aus der Umfrage-Auswer-
könnte. Schnell war uns jedoch klar, dass es uns selbst eine           tung ergibt sich der rote Faden für die Themen und Sessions.
Herzensangelegenheit sein müsste, mit allen Akteuren ge-
                                                                       THORSTEN Und dann sprechen wir die dazu passenden
meinsam zukunftsfähige Lösungen zu erarbeiten – also unser
                                                                       Moderatoren, Impulsgeber und Mindmapper an und legen ge-
Beitrag für die Branche.
                                                                       meinsam die Themenschwerpunkte fest.
THORSTEN Und dann kam schnell eine Überlegung zur an-
deren: Dialog auf Augenhöhe. Ergebnisfokus mit professioneller
                                                                       Der in 2015 eingeführte „Magic Roundtable“ fällt aus der Session-
Dokumentation. Gehobenes Catering. Kreatives Umfeld mit dem
                                                                       Reihe heraus, weil er keine zuvor festgelegten Themen hat.
Charme von Hamburg. Aber eben alles in Arbeitsatmosphäre.
                                                                       Ist das eine Art Alibirunde für Unentschlossene?

                                                                       BENJAMIN       Ganz im Gegenteil. In den vier Jahren davor ha-
Ihr habt nun schon zum 6. Mal zu diesem Branchentreffen nach
                                                                       ben wir gelernt, dass manche Teilnehmer in den Sessions un-
Hamburg eingeladen. Wie hat sich das Format im Laufe
                                                                       heimlich viel Spontankreativität entwickeln. Der Magic Round-
der Jahre verändert? Determinieren die Ergebnisse des Vorjahres
                                                                       table ist ein Ort, an dem sich freie Themen in ihrer spezifischen
das aktuelle Camp oder ist jedes losgelöst für sich zu sehen?
                                                                       Dynamik entfalten können. Das hat sich sehr bewährt.
THORSTEN In 2011 sind wir recht „hemdsärmelig“ gestartet.
                                                                       THORSTEN In den Magic Roundtable-Sessions entstehen
Es war ein Versuch, wir hatten keine Erfahrungen, fast alles
                                                                       ganz eigene Gesprächssituationen, wodurch auch unkonven-
wurde nur von einer Person allein koordiniert und vieles ist erst
                                                                       tionelle Argumente und Lösungsansätze zum Vorschein kom-
kurzfristig und spontan entstanden. Wir mussten lernen, dass
                                                                       men. Eine Fortentwicklung und Highlight in diesem Jahr war
extrem freie Gruppendiskussionen mit wenig Strukturvorga-
                                                                       sicher die „U35-Runde“. Sie zeigte, dass es viele junge Touristi-
ben der angestrebten Ergebnisorientierung im Wege stehen.
                                                                       ker mit tollen Ideen und Mut für neue Ansätze gibt.
BENJAMIN      Also haben wir ein ganzes Projektteam einge-
setzt und den Ablauf mit verschiedenen Moderationsformen
                                                                       Und was ist eure Vision für das DestinationCamp – wo wollt ihr hin?
gestaltet – um allen Teilnehmern gerecht zu werden. Die
einen möchten sich austauschen und voneinander lernen,                 BENJAMIN      Wir wollen das DCHH als eine der Top 5 Bran-
andere einem Experten zuhören und so neue Impulse sam-                 chenveranstaltungen im Tourismus etablieren – als eine Platt-
meln, wieder andere wollen Handlungsleitfäden und Check-               form, die allen Akteuren einer Destination den Austausch auf
listen für den Praxisalltag erarbeiten.                                höchstem Niveau ermöglicht.

STEFAN     Tatsächlich baut jede Veranstaltung auf der vorhe-          STEFAN    Im Wachstum sind wir dabei allerdings begrenzt.
rigen auf. Das Fazit des vorherigen Camp gibt quasi das Leit-          Mehr Teilnehmer sind einfach nicht möglich, wenn wie bei uns

                                                               EVENT                                                             9
WERT-SCHÖPFUNG DURCH WERT-SCHÄTZUNG - WERKSCHAU 16 - Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes
„Das DCHH sollte in diesem                                        Fördergelder gibt es keine, aber viele Unterstützer, die alle dazu
                                                                  beitragen, die Kosten im Rahmen zu halten und das Angebot

Jahr eine vollständig                                             dennoch ausbauen zu können. Und wir bringen die Arbeitsleis-
                                                                  tung des netzvitamine-Teams nicht in Anrechnung. Das sind

‚klima- und wasserneutrale                                        inzwischen rund 850 Arbeitsstunden pro Veranstaltung.

Veranstaltung‛ sein.                                              Im Vorfeld des DCHH16 habt ihr auffallend „auf Nachhaltigkeit
                                                                  gemacht“ und sogar Bäume gepflanzt. War das dem Leitthema
Wir haben uns mit                                                 „Wandel beginnt bei uns“ geschuldet? Oder steckt dahinter mehr?

der Klimapatenschaft GmbH                                         BENJAMIN      So aufgesetzt, wie es in der Frage anklingt, ist das
                                                                  Engagement keinesfalls! Als Touristiker sind wir zur Nach-

fachkundige Unterstützung                                         haltigkeit in besonderer Weise aufgerufen. Deshalb haben
                                                                  wir schon die Werkschau 2015 klimaneutral auf Papier aus

ins Boot geholt.“                                                 Recyclingmaterial gedruckt. Und 2016 haben wir noch eins
                                                                  drauf gesetzt: Das DCHH sollte in diesem Jahr eine vollständig
                                                                  „klima- und wasserneutrale Veranstaltung“ sein. Wir haben uns
                       Zitat: Thorsten Reich
                                                                  mit der Klimapatenschaft GmbH fachkundige Unterstützung
                                                                  ins Boot geholt.

                                                                  THORSTEN Auf Basis der Herkunft aller Teilnehmer sowie
                                                                  erfahrungsbasierter Annahmen zur Verkehrsmittelwahl bei
                                                                  der Anreise wurden die dadurch verursachten CO2-Emissio-
                                                                  nen und der anzunehmende Wasserverbrauch während der
Wert auf eine gute Arbeitsatmosphäre gelegt wird. Wir wer-
                                                                  Veranstaltung berechnet. Diese Umweltbelastung werden
den die Abläufe im Detail optimieren, vielleicht neue Rahmen
                                                                  wir durch die gezielte Unterstützung von Umweltprojekten
schaffen. Aber die Qualität der Veranstaltung hat Vorrang vor
                                                                  ausgleichen. Details dazu gibt es auf www.derstinationcamp.
einer Quantität der Teilnehmerzahlen.
                                                                  com. Dort lässt sich auch sehen, wie unsere Kolleginnen
                                                                  bereits zur Tat schritten: Sie haben im Rahmen der Aktion
Schauplatz des DestinationCamp 2016 ist erstmals nicht            „Hamburg und Schleswig-Holstein pflanzen Trinkwasser“
mehr die ISM in der HafenCity. Was gab den Ausschlag für          im Hamburger Klövensteen eigenhändig 100 „unserer“ 410
den Wechsel der Location?                                         DCHH-Bäume als Kompensation für 82.000 Liter Trinkwas-
                                                                  serverbrauch gepflanzt.
THORSTEN Zunächst ist der Wechsel eine Konsequenz aus
der Weiterentwicklung des Formats. Er ist auch der in Hamburg
sehr engen Vernetzung der Handelskammer mit dem Touris-           Das Fazit des DestinationCamp 2016 lautet „Wertschöpfung durch
mus zu verdanken.                                                 Wertschätzung“ – ist das auch das neue Leitthema für 2017?

BENJAMIN     Und mit der neuen Location konnten wir die           STEFAN     Wahrscheinlich ja. Ist zumindest ein Thema, das
Teilnehmerzahlen tatsächlich noch einmal anheben. Die 1841        sich als ganz präsent für alle herausgestellt hat. Und es lässt
errichtete Handelskammer am Adolphsplatz zählt zu den             sich unter den verschiedensten Gesichtspunkten beleuchten:
schönsten Gebäuden in Hamburg. Die besondere Atmoshäre            Wertschätzung als Teil des Urlaubserlebnisses genauso wie
dieses Hauses in Kombination mit der modernen technischen         Wertschätzung als Erfahrung im Arbeitsalltag. Wertschätzung
Ausstattung wirkten sicherlich befruchtend auf das DCHH16.        der Arbeit, des Urlaubs, der Natur, der Worklife-Balance, des ge-
                                                                  meinsamen Erlebens, der individuellen Bedürfnisse. Es scheint,
                                                                  als ob besonders jüngere Menschen der Wertschätzung eine
Wie finanziert sich das DestinationCamp?
                                                                  größere Bedeutung als extrinsische Motivation beimessen,
Bekommt ihr Fördergelder oder andere finanzielle Unterstützung?
                                                                  während die älteren eher auf Wertschöpfung fokussieren.
STEFAN    Wie Benjamin es formuliert hat: Das DCHH ist uns
                                                                  BENJAMIN      Die Verknüpfung von Wertschöpfung und Wert-
eine Herzensangelegenheit. Wir glauben, dass wir der Branche
                                                                  schätzung ist wirklich spannend. Sie ist weit mehr als ein Wort-
damit etwas geben können. Wir arbeiten deshalb auf Kostende-
                                                                  spiel. Wir werden jedoch auch für das nächste DestinationCamp
ckungsbasis und stecken alle Einnahmen in die Veranstaltung.
                                                                  die Themen vorher online abstimmen. Mal sehen, ob sich dann
THORSTEN Unsere Finanzierungstöpfe sind die Teilnehmer-           „Wertschöpfung durch Wertschätzung“ tatsächlich als gemeinsa-
gebühren sowie die Partner- und Sponsorenbeiträge.                mes Überthema durchsetzt, wie es 2016 „Wandel“ war.

        10                                                        INTERVIEW MIT DEN MACHERN DES DCHH
13
KEYNOTE
INPUT

                                                                                              LOST IN CHANGE?
                                                                                        WENN DIE KÜR ZUR PFLICHT WIRD

                                                                                        „Nur wer auf das wirklich Wichtige fokussiert,
                                                                                        wird in dynamischen Zeiten wirksam
                                                                                        und erfolgreich sein“ Wandel war immer.
                                                                                        Doch wenn heute von Veränderung die Rede
                                                                                        ist, geht es um eine ganz neue Dimension
                                                                                        des Wandels: Die immer intensivere
                                                                                        Digitalisierung, Technologien im permanenten
                                                                                        Umbruch, fluktuierende Vernetzungen
                                                                                        verändern die Art, wie wir arbeiten, leben,
                                                                                        kommunizieren. Sie stellen eingespielte
                                                                                        Prozesse, bewährte Organisationsstrukturen
          Florian Gold
          Geschäftsführender Gesellschafter der GOLD                                    und etablierte Geschäftsmodelle in Frage.
          Wirtschaftsberatungsgesellschaft mbH

Der Unternehmensberater und Ma-        Lösungsansätze, die gemeinsam mit                Die Digitalisierung hat längst auch
nagement-Trainer kann auf mehr-        den Mitarbeitern selbst verwirklicht
                                                                                        den Tourismus erfasst – und wer sich weigert
jährige Erfahrung als Personalleiter   werden können. Mit seinem „FOKUS
und Mitglied des Management und        Unternehmenskompass“ bietet er mit-              den Wandel anzunehmen, wird auf der
Strategiekreises eines Maschinen-      telständischen Unternehmen ein ganz-
                                                                                        Stelle treten oder untergehen. So etwa ließe
bau-Unternehmens zurückgreifen.        heitliches Konzept der fokussierten
Seine Lieblingsthemen sind Führung,    Unternehmensführung an.                          sich die Keynote zum DestinationCamp 2016
Prozessgestaltung und Kommuni-                Die Faszination für die Fokussie-
                                                                                        kurz zusammenfassen. Doch in seiner
kation. Mit einem interdisziplinären   rung lebt Florian Gold auch in der Frei-
Team ist er spezialisiert auf Chan-    zeit: Als leidenschaftlicher Kurz- und           Eröffnungsrede am Freitagabend hatte Florian
ge-Prozesse in mittelständischen       Mittelstreckenläufer testet er gerne
                                                                                        Gold den über 200 Touristikern in der
Unternehmen, auf Unternehmensbe-       eigene Grenzen. Neben dem Faible für
ratung, Mitarbeitergewinnung sowie     das eigene Musizieren gilt seine Lei-            Handelskammer Hamburg weit mehr zu sagen.
Management-Training. Er sagt: Was      denschaft dem Reisen. Er ist verheira-
                                                                                        Zum Beispiel, dass sehr viele Innovationen an
Unternehmer und Führungskräfte         tet und lebt mit seiner Frau und seinen
heute brauchen sind pragmatische       beiden Söhnen in Bayreuth.                       einem unbedingten Qualitätsanspruch scheitern.

         12                                                                       KEYNOTE – LOST IN CHANGE
THESE 1: TEMPO IST DER ERFOLGSFAKTOR                                THESE 5: EIN CHANGE-PROJEKT LÄSST SICH NUR
BEIM UMSETZEN VON IDEEN                                             ERFOLGREICH ZÜNDEN, WENN DIE VERANTWORTLICHEN
                                                                    100-PROZENTIG DAHINTERSTEHEN UND VON DER
80% Qualität reichen zu Beginn oftmals aus. Häufig werde viel
                                                                    NOTWENDIGKEIT DER VERÄNDERUNG ÜBERZEUGT SIND
zu viel Wert auf Perfektion gelegt – und dabei vergessen, dass
es vor allem auf drei Dinge ankommt: Fokussierung, Agilität         „Der Wandel beginnt bei uns“ griff Gold das Motto des letztjäh-
und Schnelligkeit. Jeder Qualitätsbegriff sei subjektiv, letzlich   rigen DestinationCamp 2015 auf. Der Mensch möge nun mal
zähle nur, was der Kunde als Mehrwert wahrnimmt und wofür           Veränderungen nicht gerne, es sei denn, sie brächten ihm
er zu zahlen bereit ist. Wer den Markteintritt hinauszögere, bis    offensichtliche Vorteile. Mitarbeiter durchliefen bei Verände-
seine Innovation hundertprozentig ist, komme leicht zu spät.        rungen emotionale Achterbahnen, weshalb es wichtig sei, ihre
    Gold empfiehlt sein FOKUSSENZ-Prinzip. Das Kunstwort            Emotionen ernst zu nehmen.
aus Fokus und Essenz setzt auf Priosierungen, auf Delegati-
on, Zurückstellen oder Terminieren von Aufgaben, richtet den
                                                                    THESE 6: WER ZU VIEL AUF EINMAL WILL,
Fokus auf den Kunden und gibt neuen Ideen den Vorrang vor
                                                                    WIRD GAR NICHTS ERREICHEN
Perfektionsansprüchen.
                                                                    Mitarbeitern Zeit geben. Menschen sind auf der emotionalen
                                                                    Ebene nicht unendlich belastbar, brauchen Zeit zur Reflexion,
THESE 2: EINER DER GRÖSSTEN WIDERSACHER VON
                                                                    zum Eingewöhnen und Auftanken. Sein Credo: Gefragt ist ein
VERÄNDERUNGEN SIND DIE STRUKTURELLEN FORMEN
                                                                    Fahrplan, der sich an den Gegebenheiten der Unternehmen
VON ORGANISATIONEN. SIE SIND NICHT AUSGERICHTET AUF
                                                                    orientiert und auf die entsprechende Größe zugeschnitten ist.
DIE HEUTE NÖTIGE SCHNELLE REAKTIONSZEIT UND
ANPASSUNGSFÄHIGKEIT

Er empfiehlt: „Neu strukturieren, wo immer es geht“. Oder: „Das     TIPPS FÜR ANSTEHENDE CHANGE-PROZESSE:
Organigramm auf den Kopf stellen!“ Die Mitarbeiter sollten das
                                                                    Eine mitreißende Change-Story kreieren, um die Mitar-
Bindeglied zum Markt sein und dort auch erkennbar werden.
                                                                    beiter zu motivieren. Dramaturgie in 7 Schritten aufbauen:
    Unternehmen glichen mit ihren „Ab-Teilungen“ oft einer
                                                                    Aufmerksamkeit – Stolz – Betroffenheit – Rettung – Aktion –
Ansammlung von Fürstentümern, in denen von oben nach un-
                                                                    Zuversicht – Entschlossenheit.
ten „regiert“ wird. Sinn der Unternehmensorganisation müsse
jedoch sein, sinnvolle und gut funktionierende Verbindungen
                                                                    Schlüsselpersonen identifizieren. Typische Verteilung: 15%
zwischen den verschiedenen Einheiten/Organen zu einem Ge-
                                                                    Zustimmer, 70% Skeptiker und 15% Ablehner. Fokus nicht auf
samtorganismus zu formen.
                                                                    strikte Ablehner richten, das kostet zu viel Energie bei zu gerin-
                                                                    ger Erfolgsaussicht. Besser: Skeptiker überzeugen.
THESE 3: EINER DER BEDEUTSAMSTEN DEMOTIVATOREN
IST DER UNMITTELBARE CHEF

Mitarbeiter kommen zum Unternehmen, aber sie verlassen
den Chef.

THESE 4: FÜHRUNGSAUFGABE IST ES NICHT, ZU
MOTIVIEREN, SONDERN DEMOTIVATION ZU VERMEIDEN
UND MITARBEITERN KLARE ORIENTIERUNG ZU GEBEN.

Zwar halte sich das Missverständnis hartnäckig, dass Moti-
vation primär von anderen geweckt werden müsse, jedoch              Wichtig: Change-Projekt wirklich starten,
könnten Unternehmen mehr erreichen, wenn sie die Demo-
                                                                    auch wenn es Skeptiker und Zauderer gibt.
tivation stoppen.
    Golds Tipp: De(!)motivationsgespräche mit den Mitarbei-         Typischer Fehler: zögern, bremsen
tern führen. Was demotiviert Mitarbeiter am Verhalten des
                                                                    und zurückrudern. Das führt meistens zu faulen
Vorgesetzten? Mitarbeiterideen schnell aufgreifen, Vertrauen
schaffen, kleine Budgets zur direkten Umsetzung am Arbeits-         Kompromissen. Gold appelliert: „Wenn Sie überzeugt
platz zur Verfügung stellen und damit Innovationen unterstüt-
                                                                    sind, ziehen Sie das Projekt durch!“
zen. „Stille Stunden“, Rückzugsmöglichkeiten für Mitarbeiter
schaffen, um konzentriert an einer Sache arbeiten zu können.

                                                          INPUT                                                           13
INPUT

Im Anschluss an die Keynote von Florian Gold kamen in einer kurzen

                                                                                                                             DR. ACHIM SCHLOEMER
Talkrunde Vertreter aus den verschiedenen touristischen
Wertschöpfungsbereichen zu Wort. Das Thema Wandel wurde dabei
aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und mit persönlichen
Erfahrungen angereichert. Sie belegten, dass Change-Erfahrungen
auch durchaus in kleinen Schritten oder in gar nicht so gravierenden
Situationen gemacht werden können. Martin Spantig von Bayern

                                                                                                                             DR. MARTIN SPANTIG
Tourismus brachte es auf den Punkt: „Für den Begriff ‚Change‘
beziehungsweise ‚Wandel‘ gibt es eigentlich ein schönes deutsches
Wort: Leben. Ich habe den Eindruck, wir hängen das Thema
gelegentlich etwas zu hoch. Wir müssen jeden Tag Wandel umsetzen
und Führungsaufgaben erledigen.“

TALK
„DA HATTEN WIR PLÖTZLICH ZU VIELE KARTOFFELN “

                                                                                                                             OLAF STEHR
                                                                                                                             MICHAEL BULLER
Dennoch bestand Einvernehmen darüber, dass Change-Prozesse entlang
der gesamten Wertschöpfungskettte und der Customer Journey
immer schneller laufen. Deshalb sei in besonderer Weise Innovations-
bereitschaft und Innovationskraft gefragt. Die marktgerechte und
an den Gästebedürfnissen orientierte Kommunikation, aber auch
                                                                                                                             KATHRIN DÜRR

die nach innen ins System gerichtete Kommunikation, wurden neben
der Innovationskraft als wesentlicher Erfolgsfaktor bewertet.
Die Möglichkeiten der Kommunikation seien heutzutage extrem vielfältig,
verführerisch, aber auch sehr komplex. Innovationen hingegen kämen
                                                                                                                             THORSTEN TESCHNER

leider viel zu oft nicht aus der eigenen Branche, sondern von außen.
Wegweisende Innovation und markt- sowie mediengerechte Kommunikation
hilft nichts, da war sich die Talkrunde einig, wenn damit nicht
„ein richtig gutes Produkt“ einhergeht.

       14                                                    TA L K R U N D E Z U D E N C H A N G E - E R FA H R U N G E N
DR. ACHIM SCHLOEMER                                        DR. MARTIN SPANTIG                                            OLAF STEHR
VORSTAND SALES UND OPERATION DER KÖLN-                     GESCHÄFTSFÜHRER MARKETING                                     GESCHÄFTSFÜHRER 1. DEUTSCHES
DÜSSELDORFER DEUTSCHE RHEINSCHIFFAHRT AG                   DER BAYERN TOURISMUS MARKETING GMBH                           KARTOFFEL-HOTEL LÜNEBURGER HEIDE

„Change ist nie reine Organisations- oder Struk-           „Change-Prozesse sind historisch betrachtet über-             „Unser erster großer „Change-Prozess“ wurde ei-
turveränderung, sondern vor allem ein kommuni-             haupt nichts Neues, sondern schlicht der Alltag im            gentlich durch eine verrückte Idee erzwungen. Wir
kativer, offen zu führender Prozess, der Menschen          Wirtschaftsleben. Das gilt in Europa mindestens               hatten plötzlich zu viele Kartoffeln.“
informiert, mitnimmt, ihre Sorgen ernst nimmt und          seit der Antike. Abstrakt ausgedrückt gibt es einen                   Nach Hotelausbildung und Studium leitete Olaf
sie begeistert. Noch wichtiger ist aber ein klarer         guten alten deutschen Begriff für Change-Prozes-              Stehr den Ferienclub Lüneburger Heide. Irgendwann ent-
Kopf, der führt und selbst zutiefst überzeugt ist          se: Leben.“                                                   stand die Idee, ein Verwöhnwochenende für Landwirte,
vom Wandel!“                                                      Die „Lust auf Wandel“ ist für ihn eine grundsätzli-    Obstbauern und Winzer anzubieten – bezahlt werden
       Vernetzung der touristischen Akteure, Umwand-       che Voraussetzung für eine Tätigkeit im Marketing, und        sollte mit Naturalien. Und was gibt es in der Lüneburger
lung von Verbandsstrukturen in GmbH-Prozesse, Wech-        Change-Prozesse sind das Kerngeschäft einer Destina-          Heide fast so viel wie Sand? Kartoffeln! Bald hatten sich
sel vom Themenmarketing zum themenorientierten             tions-GmbH. Für Dr. Martin Spantig sind nur Unterneh-         mehrere Tonnen Kartoffeln angesammelt. Die 80 Pferde
Zielgruppenmarketing: Dr. Achim Schloemer hat als Ge-      men überlebensfähig, deren Mitarbeiter und auch Chefs         des Ferienclubs hatten darauf jedoch keinen Appetit.
schäftsführer der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH von       neugierig auf Wandel sind.                                            Was nun? Die Stehrs fingen an, Kartoffelrezepte zu
2001 bis 2014 deutliche Spuren hinterlassen.                      Seit 2000 ist er bei der Bayern Tourismus GmbH,        kreieren und eine Kartoffel-Diät zu erfinden. Als der Fami-
       Seit Januar 2015 ist Schloemer nun im Vorstand      entwickelte die Marken Kinderland Bayern, Sightsleeping-      lie im Vorzeigerundling Lübeln im Wendland ein verfalle-
der KD zuständig für Vertrieb, Marketing und Operation.    Hotels und stade zeiten. Seit 2012 bildet Martin Spantig      ner Bauernhof angeboten wurde, kam die Idee mit dem
Seine Vision: Die KD vom „pünktlichen Transporteur“        (Marketing) mit Jens Huwald (Kommunikation) die Dop-          Kartoffelhotel. 1991 wurde es eröffnet. Seit 25 Jahren
zum „Erlebnisdienstleister“ zu machen. Nach dem Studi-     pelspitze in der Bayern Tourismus Marketing GmbH. Er          betreibt Olaf Stehr nun in der östlichen Lüneburger Hei-
um der Wirtschaftsgeographie und der Volkswirtschaft       studierte Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie        de das 1. Deutsche Kartoffelhotel. Die Knolle findet sich
an der RWTH Aachen wurde Schloemer 1996 Geschäfts-         in Köln, baute das Stollwerck-Schokoladenmuseum               nicht nur in allen Variationen auf der Speisekarte, auch
führer der Deutschen Weinstraße e.V., wechselte zwei       (heute Lindt) mit auf, arbeitete beim Museum Ludwig in        in der Beautyfarm kommt sie zum Einsatz. Und mit der
Jahre später zur Tourismus- und Strategieberatung ift      Köln sowie in der Kulturtourismusforschung an der LMU         Idee, auch im Internet und im Marketing alles auf die Kar-
Köln, promovierte 2000 und beschäftigte sich zugleich      München und der Universität Regensburg, jeweils am            toffel zu setzen, konnte Stehr auch als Hotelier auf dem
mit dem Aufbau des Tourismusverbandes NRW.                 Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie von Prof. Schmude.        flachen Land seine Selbständigkeit sichern.

DIE TEILNEHMER DER TALKRUNDE UND IHRE PERSÖNLICHEN CHANGE-ERFAHRUNGEN

MICHAEL BULLER                                             KATHRIN DÜRR                                                  THORSTEN TESCHNER
VORSTAND DES                                               GESCHÄFTSFÜHRERIN ALPSEE-GRÜNTEN                              STELLVERTRETENDER BEREICHSLEITER MARKETING
VERBAND INTERNET REISEVERTRIEB (VIR) E.V.                  TOURISMUS GMBH                                                & VERTRIEB BEI DER HAMBURG TOURISMUS GMBH

„Generell glaube ich, nichts bleibt wie es ist, ge-        „Meine bisher größte berufliche Change-Herausfor-             „Das Marketing einer DMO muss sich grundsätz-
rade jetzt wo wir ins Zeitalter der Vernetzung ge-         derung war der Digitalisierungsprozess für die fünf           lich wandeln. Was früher Broschüren und später
hen. Wir leben in einem ständigen Change, der an           Städte und Gemeinden der GmbH, inklusive gemein-              die Website oder App war, findet heute im Social
Geschwindigkeit zugenommen hat. Auch ist nichts            samer Webseite, Onlinebuchbarkeit, übergreifendem             Web statt. Das erfordert einen digitalen Transfor-
undenkbar, sondern alles möglich – und meist               Bewertungssystem und Abschaffung des gedruckten               mationsprozess, ein Umdenken in der Konzeption,
schneller als wir denken. Siehe Tesla.“                    Gastgeberverzeichenisses.“                                    Organisation und beim Personal.“
       Der Online-Experte startete seine touristische             Vorausgegangen war bei Kathrin Dürr eine persön-             Thorsten Teschner ist seit 2005 verantwortlich
Laufbahn im Bereich Finanzen und Controlling beim          liche Change-Erfahrung durch den Umzug von München            für die Bereiche Online, Veranstaltungsdatenbank,
Mietwagen-Broker Holiday Autos, stieg in kurzer Zeit zum   ins ländliche Allgäu. Beruflich war es alles andere als ru-   Call Center, Tourist Info, Gruppenabteilung Backoffice
geschäftsführenden Gesellschafter auf und etablierte       hig: Lange stand die Existenz der Tourismusmarketingor-       bei der Hamburg Tourismus GmbH (HHT). Mit rund
das Unternehmen als Marktführer in Deutschland. Zu-        ganisation der Städte Sonthofen und Immenstadt sowie          40 Mitarbeitern erwirtschaftet sie mehr als 40 Mio.
letzt war Michael Buller innerhalb der Firmengruppe für    der Gemeinden Blaichach, Rettenberg und Burgberg auf          Euro Jahresumsatz. Zugleich ist Teschner stellver-
sechs Marken zuständig – u.a. für das Online-Reiseportal   der Kippe. Nachdem Kathrin Dürr 2007 die Leitung der          tretender Bereichsleiter Marketing und Vertrieb. Die
Lastminute.de.                                             Tourist-Info Blaichach angetreten hatte, übernahm sie         Arbeitsschwerpunkte lagen 2015 auf der Entwicklung
       Seit 2007 ist Buller Unternehmensberater, Gesell-   2011 zusätzlich die stellvertretende Geschäftsführung         einer Digital- und Contentstrategie für die HHT und
schafter beim Software House BPCS Consulting Ser-          der Alpsee-Grünten Tourismus GmbH. Im April 2012 wur-         der Entwicklung eines Prozesses zur digitalen Trans-
vices GmbH, Non-Executive Director bei Holiday Extras      de sie dann zur ersten hauptamtlichen Geschäftsführerin       formation der HHT.
und Beiratsmitglied von TrustYou. 2009 wurde er zum        der Allgäuer Ferienregion ernannt.                                  Nach dem Studium BWL/Soziologie mit
Vorstand des Verband Internet Reisevertrieb e.V. (VIR),           Bis 2006 studierte Kathrin Dürr an der Univer-         Schwerpunkt Qualitative Forschungsmethoden 1998
gewählt. Dank dynamischer Produktion, Klick&Mix, Boo-      sität Eichstätt Geografie für Freizeit, Fremdenverkehr        begann Teschner seine Karriere als Product Manager
king.com u. ä. haben sich in den letzten zwei Jahrzehn-    und Umwelt und unternahm anschließend einen „Ex-              bei der Talkline GmbH. Von Mai 2002 bis April 2005
ten neben dem klassischen Vertrieb im Internet zahlrei-    kurs in die Welt der Online Reisebüros“ bei Holiday           war er bei AOL. Im Mai 2005 übernahm Teschner
che neue Zugänge zum Kunden aufgetan.                      Home in München.                                              dann die Leitung Internet & neue Medien der HHT.

                                                                             INPUT                                                                                  15
D I E LO C AT I O N

     A        ls hätte Heinrich Geffken
              schon 1841 die Atmosphäre
     des DestinationCamp 2016 beschrei-
     ben wollen, ermunterte die Marmor-
     tafel im Treppenhaus der Handels-
     kammer Hamburg 175 Jahre später die
     DCHH16-Teilnehmer beim Start in den
     Tag, beim Gang in die Pausen und bei
     der Rückkehr in die Sessions. Keiner
     konnte die Tafel übersehen – aber wir
     haben vergessen zu fragen, wer den
     Text wirklich gelesen hat.
          Jedenfalls schien der Genius loci
     ähnlich stark auf die Teilnehmer zu
     wirken wie Vargo, der Camp-Betörer,
     mit seinen Klängen.
          Schon 1665 wurde die Handels-
     kammer als Interessensvertretung und
     Selbstverwaltung der Hamburger Wirt-
     schaft eingeweiht – übrigens noch vor
     dem stattlichen Rathaus, mit dem sich
     die Handelskammer den Ehrenhof teilt.
     Heute vertritt die Körperschaft öffentli-
     chen Rechts rund 150.000 Unternehmen
     aus Industrie, Handel und Dienstleis-
     tung in der Hansestadt.
          Im Dezember 1841 wurde der spät-
     klassizistische Bau des Hamburger
     Stadtbaudirektors Carl Ludwig Wimmel
     (1786 – 1845) am heutigen Adolphsplatz
     eingeweiht, blieb beim großen Stadt-
     brand von 1842 weitgehend unversehrt,
     wurde später mehrfach erweitert und
     nach den schweren Beschädigungen
     der Luftangriffe des 2. Weltkrieges wie-
     der aufgebaut. Mithin ist die Handels-
     kammer heute eines der ältesten nicht-
     kirchlichen Gebäude der Hansestadt.
     Die moderne technische Ausstattung
     sowie die seriöse und zugleich weltof-
     fene Atmosphäre machten die Handels-
     kammer zur idealen Location für das
     6. DestinationCamp.

18
„Was im Beginn unscheinbar,
                                                                     zu stattlicher Größe heranwuchs,
                                                                     Auch hier mög‘ es, wir fleh’n,
                                                                     segensreich wachsen und blüh’n!
                                                                     Schauet den herrlichen Bau,
                                                                     die lichten, freundlichen Hallen:
                                                                     Aufgetan sind die Pforten,
                                                                     der weite Raum, er belebt sich,
FRITZ HORST MELSHEIMER                                               Neu durch erweiterten Sinn weihet
PRÄSES DER HANDELSKAMMER HAMBURG, GRUSSWORT
                                                                     ihr würdig ihn ein. …“
     „Mit rund 12 Millionen Übernachtungen jährlich, rund
100.000 Beschäftigten und rund 6 Milliarden Euro Bruttoumsatz
im Jahr trägt der Tourismus maßgeblich zur Wertschöpfung
                                                                     BEGINN DES TEXTES VON HEINRICH GEFFKEN
der Hamburger Wirtschaft bei. Der Tourismus ist der zweitgröß-
                                                                     AUF DER MARMORTAFEL IM TREPPENAUFGANG
te Wirtschaftsfaktor der Stadt. Die Branche lebt von einer bun-
                                                                     DER HANDELSKAMMER HAMBURG
ten Vielfalt. Das zeigt sich bei den Herkunftsländern unserer
Gäste und sämtlichen Akteuren unterschiedlichster Qualifika-
tion, Herkunft und Fachrichtung.
     Diese Vielfalt legt die Basis für die Zukunftsfähigkeit unse-
rer Stadt und der Region, wie beispielsweise für die Internatio-
nalisierung Hamburgs als Destination, die Fachkräftesicherung
oder die Innovationskraft der Branche. Wir freuen uns, Gastge-
ber des DestinationCamp 2016 zu sein, das Expertinnen und
Experten der Branche zusammenruft, um mit innovativen
Konzepten die Herausforderungen der Zukunft zu diskutie-
ren. Davon wird Hamburg als Standort erheblich profitieren.“

CHRISTINE BEINE
GESCHÄFTSFÜHRERIN UND LEITERIN DES BEREICHS
INFRASTRUKTUR DER HANDELSKAMMER HAMBURG

     „Ich freue mich, dass unsere Handelskammer in diesem
Jahr Gastgeber des DestinationCamp ist, denn hier kommen
viele kreative und innovative Menschen aus ganz Deutsch-
land zusammen. Der Tourismusstandort Hamburg ist sehr
erfolgreich und von großer Dynamik geprägt, aber: Das Bes-
sere ist Feind des Guten! Wir sind also gespannt, welche
touristischen Impulse vom DestinationCamp 2016 ausgehen
werden, von denen dann auch Hamburg profitieren kann.“

                                                       LOCATION                                       19
M O D E R ATO R E N / M I N D M A P P E R

                  CORNELIUS OBIER                                DR. ALEXANDER SCHULER                                           UWE FRERS
    GESCHÄFTSFÜHRENDER GESELLSCHAFTER,                   GESCHÄFTSFÜHRENDER GESELLSCHAFTER,                          GESCHÄFTSFÜHRER, ESCAPIO GMBH
      PROJECT M GMBH UND EUROPÄISCHEN                       PARTNERSCHAFTSGESELLSCHAFT BTE
                 TOURISMUS INSTITUT                      TOURISMUS- UND REGIONALBERATUNG MBB.

Nach dem BWL-Studium in Hamburg war er von            Seine Promotionsarbeit an der Leuphana-Universität      Nach dem BWL-Studium startet Uwe Frers 1997 als
1996-1998 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Insti-    Lüneburg galt dem Thema „Management der Bildung         Trainee Neue Medien der Verlagsgruppe Handels-
tut für Betriebswirtschaftslehre und Tourismusma-     und Veränderung von Destinationen“. Dr. Schuler ist     blatt, übernahm dann die kaufmännische Leitung
nagement an der Leuphana-Universität Lüneburg.        BTE-Büroleiter Berlin, Lehrbeauftragter der Hoch-       von Handelsblatt.com. 2001 wechselte Frers als CEO
1997 bis 1998 Geschäftsführer der Deutschen Gesell-   schule Harz und ausgebildeter Moderator. Aufge-         zum größten deutschen Börsenportal Finanztreff.
schaft für Tourismuswissenschaften e.V. (DGT), 1998   wachsen in einer Gastronomiefamilie im ländlichen       de, wurde 2002 Mitgesellschafter, verkaufte 2004
Mitbegründer und Geschäftsführender Gesellschaf-      Raum in Niedersachsen begleitet er heute als Grün-      seine Anteile und wechselte in den Tourismus.
ter der PROJECT M GmbH. Obier leitete mehr als        der, Berater und Moderator von Berlin aus Betriebe,     Frers gründete Escapio.com zur Onlinevermarktung
1000 Projekte mit Schwerpunkt Destinationsentwick-    Orte, Regionen und Länder in deren touristischer Ent-   hand­verlesener Hotels, 2006 folgte TripsByTips als
lung, Gesundheitstourismus, Marktforschung, Strate-   wicklung. Seine Schwerpunkte sind Change-Manage-        Crowdfunding-Plattform. Er verkaufte beide an Expe-
gieentwicklung, Prozess- und Change-Management.       ment, Marketing und Marktforschung.                     dia und MairDumont, führt Escapio weiterhin als CEO.

Zu erreichen unter cornelius.obier@projectm.de        Zu erreichen unter schuler@bte-tourismus.de             Zu erreichen unter ufr@escapio.com

                 PETER C. KOWALSKY                                      MONA BESSEL                                            ILKA LEUTRITZ
     SENIOR CONSULTANT, PROJECT M GMBH                   JUNIOR CONSULTANT, NETZVITAMINE GMBH                        CONSULTANT, NETZVITAMINE GMBH

Nach seinem Diplom-Studium an der TU Ham-             Nach dem International Management-Studium an der        Sie entdeckte während eines Auslandsjahrs in Spa-
burg- Harburg war der Dipl.- Ing Stadtplanung acht    Stenden-Hochschule in Leeuwarden, Niederlande,          nien ihre Liebe zum Tourismus. Auf den Bachelor in
Jahre lang Projektleiter bei einem Hamburger Stadt-   vertiefte Mona Bessel ihre Kenntnisse im Eventma-       BWL/Tourismusmanagement in Bremen folgte das
entwicklungsunternehmen und moderierte als frei-      nagement in Thailand und Indonesien. Nach einem         Master-Studium Management & Entrepreneurship mit
er Fachreferent diverse Projekte zur Standortent-     Praktikum in Kanada ging sie in die Schweiz und         Vertiefung Marketing und Schwerpunkt Touristische
wicklung,    Standortvermarktung,   Stadtsanierung    schrieb dort in Zusammenarbeit mit einem Hotel ihre     Märkte an der Universität Lüneburg. Nach diversen
und Ortsteilentwicklung. Seit 2015 arbeitet Ko-       Bachelorthesis über Gästezufriedenheit und Gästelo-     Praktika im In- und Ausland (Hotel, Consulting, DMO,
walsky als Senior Consultant bei Project M mit den    yalität. 2015 zog es Mona Bessel nach Hamburg, wo       Eventagentur) arbeitet Ilka Leutritz seit 2013 als
Schwerpunkten Destinationsentwicklung, Stadt- und     sie im September zunächst als Trainee bei der netzvi-   Consultant bei der netzvitamine GmbH. Die leiden-
Tourismusmarketing, Städte- und Kulturtourismus,      tamine GmbH einstieg. Seit März 2016 ist sie Junior     schaftliche Onlinerin ist auch Lehrbeauftrage für
Organisationsaufbau und Change-Management.            Consultant in der Kreativmanufaktur.                    eTourism an der Dualen Hochschule Ravensburg.

Zu erreichen unter peter.kowalsky@projectm.de         Zu erreichen unter bessel@netzvitamine.de               Zu erreichen unter leutritz@netzvitamine.de

            18                                                                    MODERATOREN UND MINDM APPER
HELGE FAHRNBERGER                                        REINHARD LANNER                                       PROF. DR. CLAUDIA BRÖZEL
       MANAGING DIRECTOR, TOURSPRUNG,                          DOZENT UND VORTRAGSREISENDER,                                 PROFESSORIN FÜR ÖKONOMIE,
      WEB-ENTWICKLER, LEHRBEAUFTRGTER,                               UNTERNEHMENSBERATER,                        NACHHALTIGES MANAGEMENT UND EMARKETING,
                UNIVERSITÄT WIEN                        WORKERSONTHEFIELD | MAKE IDEAS BECOME REAL!                               HNE EBERSWALDE

Mit Peter Eich gründete Helge Fahrnberger 2007 in       Reinhard Lanner war viele Jahre Direktor von Touris-     Die Professorin im Studiengang Nachhaltiges Touris-
Konstanz und Wien das Unternehmen Toursprung,           musorganisationen im Salzburger Land und Vorarlberg      musmanagement (NTM) an der Hochschule für nach-
die Firma hinter Bikemap, Maptoolkit und anderen        und von 2002 bis 2010 Vizepräsident der österrei-        haltige Entwicklung (HNE) in Eberswalde begann ihre
digitalen Kartenanwendungen. Er entwickelt seit rund    chischen Tourismusdirektoren und Mitglied im Wer-        Karriere mit einer Ausbildung zur Hotelfachfrau.
20 Jahren Web-Applikationen und unterrichtet an der     bebeirat der Österreich Werbung. Die letzten 6 Jahre     Nach mehreren Auslandsaufenthalten, Tourismus/
Uni Wien Multimedia-Journalismus. Er betreibt den       gründete und leitete Lanner den Bereich „Digital         BWL-Studium in Heilbronn und einer Assistenz bei
viel beachteten Medien-Blog helge.at und gemeinsam      Media & Online Marketing“ bei der Salzburger Land        Jost Krippendorf und Hansruedi Müller an der Uni
mit Studierenden den „Medienwatchblog“ Kobuk.at.        Tourismus GmbH. Er ist Lektor an und Vortragsrei-        Bern, Masterstudium und Promotion über Internet-
Als ehrenamtlicher Vorstand sammelt er mit der NGO      sender zu verschiedenen Bildungseinrichtungen zu         ökonomie ist Claudia Brözel seit 2012 Professorin in
Laafi seit Jahren Geld, um die Gesundheitsvorsorge in   den Themen Destination Management, Storytelling,         Eberswalde. 2004 Mitbegründerin und bis 2009 Prä-
Westafrika zu verbessern.                               Onlinemarketing sowie Leadership & New Work.             sidentin des Verbandes Internet Reisevertrieb (e.V.).

Zu erreichen unter helge@toursprung.com                 reinhard.lanner@workersonthefield.com                    Zu erreichen unter claudia.broezel@hnee.de

                 ALENA MERGNER                                        CARSTEN GERSDORF                                            ANSGAR JAHNS
    JUNIOR CONSULTANT, NETZVITAMINE GMBH                 GESCHÄFTSFÜHRER, BESTSEARCH MEDIA GMBH                          DOZENT TOURISMUSMANAGEMENT

Nach ihrer Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommu-       Die Firma ist besser bekannt unter „BestFewo“. Das       Ansgar Jahns hat 25 Jahre Erfahrung als Reise-
nikation bei der Industrie- und Handelskammer für       äußerst erfolgreiche Online-Portal hat Carsten Gers-     verkehrskaufmann gesammelt. Sein Schwerpunkt
Oberfranken in Bayreuth entschloss sich Alena für den   dorf 2009 mit Freunden im Keller seines Hauses in        liegt auf   Corporate Business Travel, zuletzt bei
Studiengang Tourismusmanagement an der Hoch-            Berlin gegründet. Nach einem Informatikstudium war       BCD Travel, dem deutschen Marktführer für Ge-
schule Kempten. Ihr Studienschwerpunkt lag auf dem      Gersdorf Projektleiter bei der Investitionsbank Berlin   schäftsreise-Management. Seit 11 Jahren ist Jahns
Management von Verkehrsträgern sowie dem Kun-           und dann zehn Jahre lang bei Immobilien Scout24.         Dozent für Onlinemarketing, Tourismusmanagement,
den- und Qualitätsmanagement. Im März 2015 schrieb      Dort baute er u. a. den Bereich Ferienunterkünfte auf.   IT Management und Betriebsorganisation an der Ho-
sie als Trainee bei netzvitamine ihre Bachelorarbeit.   Seit 2011 logiert BestFewo nicht mehr im Keller, son-    telfachschule Hamburg. In dieser Postion ist er auch
Seit Oktober 2015 unterstützt sie das netzvitamine-     dern als Firma „mit echten Mitarbeitern“ in Potsdam.     verantwortlicher IT-Administrator. Sein Spezialgebiet:
Team als Junior Consultant.                             Gersdorf ist Mitbegründer und Vorstandsmitglied im       Citrix Desktop Virtualisierung sowie Microsoft Share-
                                                        Deutschen Ferienhausverband.                             point Wissensmanagement.

Zu erreichen unter mergner@netzvitamine.de              Zu erreichen unter gersdorf@bestfewo.de                  a.jahns@tourismusmanagement-hamburg.de

                                    MODERATOREN UND MINDM APPER                                                                                         19
22   K R E AT I V- U N D Z U K U N F S T W E R K S TAT T
K R E AT I V- U N D Z U K U N F S T W E R K S TAT T   23
Wandel ist
immer
und überall
(gefragt)!

                                                       „Wandel beginnt bei uns“ war das Fazit des vorigen
ZUSAMMENGEFASSTE           SESSION 1 & 2 MIT CLAUDIA   DestinationCamp 2015 und der Keynote 2016 „Lost in
ERGEBNISSE AUS             BRÖZEL UND ANSGAR JAHNS:
                                                       Change. Wenn die Kür zur Pflicht wird“ von Florian Gold.
SESSION 1 MIT ALEXANDER    FREIE THEMENWAHL
SCHULER UND MONA BESSEL:   SESSION 2 MIT
TALENTE IM TOURISMUS       CORNELIUS OBIER UND PETER
                                                       Den aktuellen Herausforderungen im Unternehmen
SESSION 1 MIT REINHARD     C. KOWALSKY:
LANNER UND                 WANDEL AKTIV GESTALTEN      und den Veränderungen im touristischen Umfeld galt
CARSTEN G ERSDORF:        SESSION 3 MIT UWE FRERS
                                                       natürlich auch in den moderierten Sessions mit ihren
WO SIND ALL DIE GUTEN      UND ILKA LEUTRITZ:
GÄSTE HIN.                 BEAUTYFAKTOR TOURISMUS      wechselnden Perspektiven besondere Aufmerksamkeit.

         22                                            J O B S , A R B E I T S M A R K T, A U S B I L D U N G
Im Kern ging es immer wieder um die (teils bange) Frage: Wie       Neues Anforderungsprofil
können wir die Veränderungen schaffen, wie lassen sich die
Herausforderungen meistern? Lassen sie sich inspirieren von        für Arbeitgeber
den Einblicken und Erkenntnissen der TeilnehmerInnen!
     Der Arbeitsablauf festgelegt, die Strukturen festgezurrt,     Sowohl jüngere Teilnehmer der Sessions als auch die ausge-
„politische“ Rahmenbedingungen unabdingbar, Personalstel-          wiesen erfogreichen Touristiker legten in den Diskussionen
len so dünn wie das Budget. Das ist die eine Seite, die andere:    auffallend Wert auf flache Hierarchien mit einem „Chefdiri-
Gäste werden immer anspruchsvoller, orientieren sich zu-           genten“ an der Spitze: Er muss nicht alle Instrumente selbst
nehmend an sehr individuellen Bedürfnissen, wollen digital         beherrschen, aber wissen, wie er sie zu einem harmonischen
animiert und in Echtzeit informiert werden – und das ganze         Klangkörper zusammenführt.
auch noch rund um die Uhr. Dazwischen die Destinationstou-
ristiker: die „Praxiserfahrenen“ oft technisch nicht up to date,
die „Studierten“, das theoretische Wissen kaum durch Praxi-            » Ein guter Chef ist wie ein Dirigent:
serfahrungen „geläutert“. Und dazu kommen noch externe
                                                                       Er muss nicht alle Instrumente selbst
Gutachten und Stellungnahmen, die von Politikern auf allen
Ebenen beauftragt werden, weil sie jede „politische“ Entschei-         beherrschen, aber er muss sie zum
dung absichern wollen.
                                                                       harmonischen Klangkörper formen «
      Es gibt genügend Gründe, warum Touristiker nicht im-
mer so glücklich aussehen, wie es ihre Prospekte, Webauf-
                                                                               ZITAT: TEILNEHMER DER SESSION „BEAUTYFAKTOR TOURISMUS“
tritte und Werbeschaltungen erwarten lassen. Wie sehr das
Thema „Veränderungen“ den Touristikern „auf den Nägeln
brennt“, belegen die starken Teilnehmerzahlen der jeweiligen           Das Anforderungsprofil an Arbeitgeber hat sich deutlich ge-
Sessions und die lebhaften Diskussionen um Lösungsansätze.         ändert. Sie müssen sehr viel offener und transparenter führen,
                                                                   besser noch: coachen und motivieren. Chefs sollen klare Ziel-
                                                                   vorgaben machen, eine größere Fehlertoleranz zeigen und den
Touristische Arbeitsplätze im Wandel                               Mitarbeitern Freiräume für eigene Entscheidungen einräumen.
                                                                        Ein „guter Arbeitgeber“ (w/m) stellt nicht nur das erfor-
Gutes Personal für touristische Unternehmen und Organisa-          derliche Arbeitsmaterial in hervorragender Qualität sicher,
tionen zu finden, wird immer schwerer. Attraktive Städtedes-       sondern ermöglicht auch Ruhephasen, schafft ein anregen-
tinationen haben kaum Probleme, begehrte Arbeitsplätze an-         des Arbeitsklima. Und: Mitarbeiter dürfen äußern, wenn sie
zubieten. Ländliche Regionen, in denen sich der große Teil des     mit einer Entscheidung oder Situation nicht einverstanden
Tourismus abspielt, haben hingegen selten eine Infrastruktur       sind. Mitarbeitergespräche dienen der gemeinsamen Ziel-
zu bieten, die den Ansprüchen von Fachkräften gerecht wird –       planung und nicht vorrangig demotivierender Kritik des/der
oder sie ist erst auf den zweiten Blick erkennbar.                 Vorgesetzten. Ideen der Mitarbeiter aufzugreifen, hat für gute
     Die Arbeitszeiten im Tourismus sind, zumindest in den         Arbeitgeber hohe Priorität.
Dienstleistungsbereichen, in Hotellerie und Gastronomie meist
länger als in anderen Branchen, der Arbeitsdruck härter und die
Arbeitszeiten oft deutlich „flexibler“ als anderswo. Dazu kommt
ein vergleichsweise geringes Lohnniveau – und die Karrie-
remöglichkeiten innerhalb eines Unternehmens sind relativ
begrenzt. Oft verweigern sich ältere Kollegen notwendigen In-
novationen oder technische Neuerungen, die jungen schieben
Frust im „Seniorenstau“, werden aber gefühlt mit immer mehr
Aufgaben „betraut“. Dazu kommt, dass eine wachsende Anzahl
der Berufseinsteiger bereits ein Studium abgeschlossen hat
und „Dienstleister“ nicht zu den von ihnen bevorzugten Arbeit-
gebern gehören. Alle diese Schwächen touristischer Arbeits-
plätze lassen sich – das zeigen die Ergebnisse und Diskussi-
onen in den Sessions eindeutig – aber „aufhübschen“ oder gar
ausgleichen: durch gute Personalführung, wertschätzende An-
leitung, Attraktivierung des Freizeitangebotes, Verbesserung
des Arbeitsumfeldes und eine offene Gesprächskultur, in der
auch Mitarbeiter offen antworten oder „Optimierungsmöglich-
keiten“ aufzeigen dürfen.

                             ERGEBNISSE AUS DEN SESSIONS                                                                 23
Ein „guter Arbeitgeber“ hilft seinen Mitarbeitern, den Spa-   Politik sind nach Einschätzung der Diskussionsteilnehmer ge-
gat zwischen Familie und Beruf leichter zu schaffen. Er setzt      fordert, Einfluss auf die Lehrpläne zu nehmen.
sich etwa für einen Kita-Platz in der Nähe ein und organisiert          Haben sie erst einmal den Hörsaal gegen einen Arbeits-/
die passende Arbeitszeitregelung. Ein Hotelier stellt seinen       Ausbildungsplatz getauscht, vermissen viele Sessionteilneh-
Mitarbeitern kostenfrei das Essen und je nach Verkehrsan-          mer ein Angebot für weiterführende Qualifizierungsmaßnah-
bindung für den Spätdienst auch Zimmer zur Verfügung. Zu           men. Nach Ausbildung und Studium werden junge Mitarbeiter
einem qualifizierten Arbeitsumfeld gehört heute auch die Mög-      meist kaum noch gefördert oder in ihrer weiteren beruflichen
lichkeit, trotz längerer Schichten soziale Kontakte zu pflegen     Entwicklung nur noch wenig angeleitet.
– in der Regel über soziale Kanäle. Ein Vorschlag, den insbe-
sondere die jüngeren Teilnehmer begeistert aufgriffen: ein So-
cial Media Chillout Room, in dem Mitarbeiter mit ihrem Smart-
                                                                   Fördern und
phone surfen und ihre sozialen Kontakte pflegen können. Auch       Verantwortung übertragen
regelmäßige Teambuilding-Maßnahmen oder gemeinsame
Unternehmungen werden von den Mitarbeitern durchaus als            Im Betrieb ist „learning by doing“ allzuhäufig die einzige Regel.
Motivatoren gesehen.                                               Doch Talente wollen nicht nur gefordert sein, sondern auch ge-
                                                                   fördert: Insbesondere die jüngeren Teilnehmer in den Sessions

Talente fördern,                                                   machten geltend, wie wichtig ihnen dies ist und auch, dass sie
                                                                   Verantwortung für kleinere Projekte möglichst schon in der
Zukunftschancen bieten                                             Ausbildung übertragen bekommen.
                                                                        Kleinere Destinationen und Unternehmen haben oft
Wichtigstes Auswahlkriterium für einen Ausbildungsplatz            nicht die finanziellen und personellen Ressourcen, um ih-
sind die Zukunftschancen, das Renommee des Berufes in der          ren Mitarbeitern aufwändige Fort- oder Weiterbildungen zu
Peer-Group und ein angenehmes Arbeitsumfeld. Wenn dann             ermöglichen. Sie könnten jedoch eine Job-Rotation oder ein
auch noch der Freizeitwert der Region und die Reputation des       Job-Sharing mit vergleichbaren Arbeitgebern initieren und so
Ausbildungsbetriebes stimmen, lassen sich motivierte Azubis        den Horizont und die Begeisterung ihrer Mitarbeiter und Aus-
leichter gewinnen und aufstrebende Mitarbeiter halten.             zubildenden erweitern.
     Generell kritisierten die Teilnehmer die fehlende Praxis-          Auch wenn Auszubildende oder junge Mitarbeiter vom
nähe oder Praxisrelevanz der Ausbildungen an FH und Uni.           Chef/der Chefin zu einer Gremiensitzung oder einem ausge-
Selbst an den Berufsakademien werde häufig „altes“ Wissen          wählten Event mitgenommen werden, kann das eine starke
vermittelt, das nur für die Klausur benötigt werde. Betriebe,      intrinsische Motivation sein. Unternehmensintern lassen sich
Destinationsmanagementorganisationen (DMO), Verbände und           auch „Patenschaftsmodelle“ realisieren. Jeder Auszubildende

                           BEST PRACTICE: MITARBEITERMOTIVATION
     Hoteliers haben „die Nase vorn“, wenn es darum geht, Mitarbeiter zu finden, zu qualifizieren und zu halten.
     Aber auch für DMOs lassen sich daraus Handlungsanregungen ableiten:

          HOTEL SCHINDLERHOF IN NÜRNBERG-BOXDORF                                 PRIZEOTEL (DEUTSCHLANDS BESTER ARBEITGEBER 2016,
          (DEUTSCHLAND BESTER ARBEITGEBER 2013,                                  SYS-TEAM – SELBSTVERANTWORTLICHE TEAMMITGLIEDER
          MITARBEITERFÜHRUNG, INTRANET, MITARBEITER APP),                        MIT HANDLUNGSKOMPETENZ WICHTIGER ALS
          WWW.SCHINDLERHOF.DE                                                    EINE FÜHRUNGSKRAFT), WWW.PRIZEOTEL.COM

          BEST WESTERN PLUS PALATIN KONGRESSHOTEL UND                            HOTELKETTE UPSTALSBOOM (WERTEORIENTIERTE
          TAGUNGSZENTRUM IN WIESLOCH                                             UNTERNEHMENSFÜHRUNG, WERTEBAUM),
          (DENKWERKSTATT VON BA-STUDENTEN UND AUSZUBILDENDEN),                   WWW.UPSTALSBOOM.DE
          WWW.PALATIN.DE
                                                                                 SEETEL (CASTING FÜR DEUTSCHLANDS SUPER-AZUBIS),
                                                                                 WWW.SEETEL.DE

       24                                                          J O B S , A R B E I T S M A R K T, A U S B I L D U N G
darf sich eine Vertrauensperson wählen, die ihn fachlich beglei-
tet und notfalls auch seine Interessen gegenüber Vorgesetzten
vertreten darf. In regelmäßigen internen Präsentationen lassen
sich auch kostengünstige interne Weiterbildungsmaßnahmen
realisieren. Auszubildende wollen auf der einen Seite voll in
die Unternehmensabläufe integriert sein, andererseits nicht
als billige Arbeitskräfte missbraucht werden. Sie wollen fragen
dürfen, mit Respekt angehört werden, in Entscheidungen ein-
bezogen werden und Feedback zu ihrer Arbeit bekommen.
      Auch Weiterbildungsangebote können starke intrinsische
Motivationen auslösen – zumal wenn sie die persönlichen Inter-
essen der Mitarbeiter ebenfalls tangieren. Nach einer Fortbildung
ist es jedoch wichtig, dass die Mitarbeiter ihr neues Wissen in die
Praxis einbringen können. Oder vielleicht sogar in Form einer Mi-
ni-Präsentation an die Kollegen weitergeben dürfen.
      Wertschätzung bedeutet auch, dass die Impressarios den
Auszubildenden und Mitarbeitern „eine Bühne bieten“ und ihre
Meinungen und Wünsche erkennbar in Führungsentscheidun-
gen einfließen lassen. Für junge Mitarbeiter kann Wertschät-
zung aber auch bedeuten, dass sie in einem gemeinsam bespro-          Markenbildung durch die Angestellten
chenen Rahmen frei über einen Teil des Budgets, über flexible
Arbeitszeitgestaltung oder auch über den Arbeitsort entschei-         In Anlehnung an die afrikanische Lebensphilosophie „Ubun-
den können. Selbst an Arbeitsplätzen, die im Allgemeinen eine         tu“ (aus der Bantu-Sprache für Nächstenliebe, Gemeinsinn)
Anwesenheit im Unternehmen erfordern, fallen Tätigkeiten an,          erwarten aber besonders die jüngeren Angestellten vom Le-
die nicht zwingend im Büro und während Bürozeiten erledigt            ben wechselseitigen Respekt und Anerkennung. Sie wün-
werden müssen.                                                        schen sich ein Arbeitsumfeld mit möglichst flachen Hier-
                                                                      archien und möchten ihren Anteil am Unternehmenserfolg

Home-Office und                                                       „angemessen gewürdigt“ sehen. (Siehe dazu S. 38 ff.)
                                                                            Für junge Mitarbeiter ebenfalls wichtig: die Einbezie-
reduzierte Arbeitszeiten                                              hung in die Social Media-Aktivitäten. Sie sind es gewohnt in
                                                                      sozialen Netzwerken, in Blogs oder auf Twitter ihr Leben mit
Viele Angestellte der Generation X oder Generation Z erachten         anderen zu teilen. Dabei äußern sie sich nicht selten auch
es – so die Teilnehmer rund um den Magic Roundtable von               über die Firma oder die Vorgesetzten.
Claudia Brözel und Ansgar Jahns – als sehr motivierend und                  Wo das Verhältnis von gegenseitigem Vertrauen geprägt
als ein Zeichen der Wertschätzung, wenn sie (zumindest in ei-         ist, lässt sich das Kommunikationsverhalten in den sozialen
nem kleinen Bereich) eigenständig entscheiden dürfen. Auch            Netzwerken hervorragend zum „Employee Branding“ nutzen,
wenn sie sich ihre Bürozeiten, wo sie nicht an Publikumsver-          zur Markenbildung durch die Angestellten. Es kann gerade
kehr gebunden sind, etwas flexibler gestalten können: Nicht           für Kunden in dieser Altersgruppe sehr glaubwürdig sein,
immer um 8 Uhr da sein müssen, auch mal um 10 Uhr kommen,             wenn von einem Unternehmen Mitarbeiter in den Fokus der
früher gehen, abends länger arbeiten dürfen – oder gar ein Wo-        Marketingaktivitäten gerückt werden. Und für die Mitarbeiter
chen-, Monats- oder Jahres-Arbeitszeitkonto innerhalb eines           ist die Einbindung ins Marketing oder in die Unternehmens-
bestimmten Rahmens gestalten können. Das wäre für viele ein           kommunikation ein höchst motivierender Vertrauensbeweis.
motivierender Ausgleich für das branchenüblich eher geringe
Gehaltsniveau.
      Jungen Mitarbeitern ist Zeit und Gelegenheit wichtig, ihre
sozialen Kontakte zu pflegen. Für die heutigen Berufseinsteiger
oder beim ersten Stellenwechsel ist ein Fulltime-Job nicht un-
bedingt die Krönung ihrer Wünsche. Für die junge Generation
                                                                      Beispiele für gelungenes Employee Branding gibt es im
Z ist eher erstrebenswert, dass genügend Zeit fürs Kontakten,
Chillen und Sich-selbst-realisieren bleibt. Für die Generation        Blog von Carsten Franke von der Agentur Milch & Zucker.
X der 35- bis 50-Jährigen kann „Work-Life-Balance“ Home Of-
                                                                      http://www.milchundzucker.de/work/employer-branding
fice oder Mobile Office bedeuten, für die jüngere Generationen Y
und Z sind es eher reduzierte oder flexible Arbeitszeiten.

                               ERGEBNISSE AUS DEN SESSIONS                                                              25
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