89 JULI/AUGUST/SEPTEMBER 2004 - Frankfurter Fachhochschul Zeitung
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Frankfurter Zeitung Fachhochschul JULI/AUGUST/SEPTEMBER 2004 89 FH Frankfurt Zeitung K HKS 46 K
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Inhaltsverzeichnis FFZ 89 Perspektiven .................................................................................................................................................. 2 Kurznachrichten aus dem Geschäftsbereich der Vizepräsidentin .......................................................... 3 Aus Forschung und Lehre ............................................................................................................................ 4 Bachelor und Master - ein Symposium des Studiengangs Architektur ................................................. 4 Drei Wochen vor Ort in einer Township in Südafrika .............................................................................. 8 Ausstellung „Gestaltungsgrundlehre“ ...................................................................................................... 11 Wie leben Kinder und Jugendliche in Hofheim? Teil 2 ......................................................................... 14 Sexuelle Orientierung als Thema an der FH FFM ................................................................................. 15 „Die Kirche in Dorf lassen“ Entreprenneuriale Beratung .................................................................... 18 Jahresbericht HessIP erschienen ............................................................................................................... 19 Jour Fixe des Instituts für Migrationsstudien und interkulturelle Kommunikation (IMiK) ............ 20 econ:ffm präsentiert kleinen Knigge für den Job ................................................................................... 20 Internationale Beziehungen ...................................................................................................................... 21 Study down under ........................................................................................................................................ 21 Go Australia! ................................................................................................................................................ 22 Infotag für Studienkollegiaten ................................................................................................................... 22 Shadow teaching .......................................................................................................................................... 24 Marokkowoche in Planung ......................................................................................................................... 25 Ein unvergessliches Semester in Milwaukee ........................................................................................... 25 Interview ....................................................................................................................................................... 27 Prof. Dr. Dieter Leonhard, Fachbereich 1 ............................................................................................... 27 Vermischtes .................................................................................................................................................. 29 Virtuelle Bibliotheksführung ..................................................................................................................... 29 Barrierefreie Zugänge zu Gebäuden der FH FFM ................................................................................ 31 Kommission für Informations- und Medienmanagement ..................................................................... 32 Ein Blick in die Kulisse unserer Bibloithek - die Büchermagazine ...................................................... 32 Hessen - Formelversessen? ........................................................................................................................ 35 fraLine auf der CeBIT ................................................................................................................................ 36 fra-Line - IT-Schul-Service auf der didacta 2004 .................................................................................... 38 Personalnachrichten .................................................................................................................................. 39 Hochschulsport-News ................................................................................................................................ 40 Tischtennis boomt beim Hochschulsport! ................................................................................................ 41 Come together to play basketball .............................................................................................................. 41 FH-Volleyballer in Leipzig ......................................................................................................................... 42 Die 17. Frankfurter FH-Meisterchaften im Hallenfußball .................................................................... 43 Besondere Veranstaltung ........................................................................................................................... 44 Girl’s Day 2004 - Mädchen Zukunftsstag ................................................................................................. 44 Impressionen von der Firmenkontaktmesse meet@fh-frankfurt ......................................................... 47 Impressum .................................................................................................................................................... 39 Frankfurter Fachhochschul Zeitung - Juli/August/September 2004 1
Sind unsere Fachbereiche zu groß? In den vergangenen Monaten schungsposition verbessern? Deshalb wird anders herum Perspektiven ist an die Hochschulleitung Eine nachhaltige Qualitäts- ein Schuh daraus: Wenn In- vor allem von Kollegen aus politik entwickeln? formation und Kommunikati- dem Fachbereich 2: Informa- on in die Fachbereiche hinein tik und Ingenieurwissenschaf- Sowohl die hochschulpoliti- und in den Fachbereichen ten das Thema der Größe der schen wie die fachlichen Rah- selbst zu Unzufriedenheit bestehenden vier Fachberei- menbedingungen unserer Ar- Anlass geben, müssen wir die che herangetragen worden. beit ändern sich dauernd. Um dafür verantwortlichen Mit dem Anspruch eines un- hier zu bestehen, brauchen wir Schwachstellen identifizieren bestreitbaren, zweifelsfrei Fachbereiche, die groß genug und sie verbessern. Daran ar- feststehenden empirischen sind, um flexibel agieren und beiten wir gerade im erweiter- Befunds wird konstatiert, dass reagieren zu können, und die ten Präsidium. besonders der Fachbereich 2 genug eigene Substanz haben, zu groß und zu unübersicht- um anstehende Entwicklungs- Für die Hochschulleitung lich sei. Die Hochschulleitung prozesse tragen zu können. kann ich die folgenden Maß- wird gleichzeitig aufgefordert, Studiengänge werden in Zu- nahmen ankündigen, mit de- die Strukturreform von 2001 kunft schneller entstehen und nen wir unseren Beitrag lei- nachzubessern, was wohl die ggf. wieder eingestellt werden. sten wollen: Wiedereinrichtung kleinerer Die Umstellung auf die ge- Fachbereiche meint. stuften Abschlüsse mit ihren - Einrichtung eines elektro- modularisierten Kursen wird nischen „Schwarzen Dazu ist aus Sicht der Hoch- die Verflechtung des Lehran- Bretts“ im Intranet mit schulleitung folgendes zu sa- gebots weiter vorantreiben. Nachrichten aus Präsidium gen: Die Zusammenlegung Das alles würden kleine Fach- und erweitertem Präsidi- der Fachbereiche ist 2001 aus bereiche nur eingeschränkt um, Senat und Kommissio- guten Gründen erfolgt. Diese leisten können. nen sowie zu hessenweiten bestehen nach wie vor. Inso- Entwicklungen (HMWK fern kann und wird die Wie- Eines allerdings ist Hoch- und KHF) dereinrichtung früher beste- schulleitung und allen Deka- hender Fachbereiche kein naten gleichermaßen bewusst: - Stärkere Nutzung des Me- Thema sein. Das Zusammenwachsen der diums „Info intern“, um neuen Fachbereiche ist noch alle Beschäftigten der Die mit der Zusammenlegung lange nicht vollendet. Vielen Hochschule schnell und der Altfachbereiche in den Kolleginnen und Kollegen ist aktuell zu einzelnen Ent- Großfachbereichen entstande- tatsächlich ein Stück alte Hei- wicklungen und Punkten nen großen Personalpools sind mat verloren gegangen und zu informieren der beste Garant für eine die neue entsteht gerade erst. planbare Weiterentwicklung Vertraute Informations- und - Regelmäßige Treffen mit sowohl der Fachbereiche Kommunikationswege haben den Studiengangsleitungen selbst wie auch der Hochschu- sich verändert, zum Beispiel und Prüfungsverantwortli- le als Ganzes. Wie will denn durch die Verkleinerung der chen, um Fragen der Studi- ein vielleicht wieder eingerich- Fachbereichsräte, die das enreform und Prüfungs- teter kleiner Fachbereich mit, HHG (und nicht das Präsidi- praxis zu diskutieren. sagen wir, 12 Professuren um) verlangt hat. Auch ich als neue Studiengänge auf den Präsident erlebe, dass Infor- So wie wir unseren Beitrag lei- Weg bringen oder den viel- mationen nicht oder zu spät sten, bitten wir auch alle, die leicht unvermeidbaren Abzug oder verkürzt in den Fachberei- derzeit mit Einzelnem oder von ein oder zwei Stellen ver- chen ankommen. Aber wir kön- Vielem in den Fachbereichen kraften? Wie will er sich in nen doch nicht eine vernünftige unzufrieden sind, um ihre seiner Verwaltung professio- Entwicklung zurückdrehen, nur Mitwirkung. Information und nalisieren und zum Beispiel weil wir Anlaufschwierigkeiten Kommunikation sind natür- die anstehende Kosten- und haben. Welches Ingenieurpro- lich in erster Linie eine Bring- Leistungsrechung implemen- jekt läuft denn vom ersten Tag schuld. Aber nicht nur. Es tieren? Wie will er seine For- an „rund“? muss auch schon die Bereit- 2 Frankfurter Fachhochschul Zeitung - Juli/August/September 2004
schaft vorhanden sein, sie an- serer Organisationsreform lautet unser Appell: Bauen zunehmen und sich ohne Vor- nutzen können, um die uns wir gemeinsam auf, statt uns urteil daran zu beteiligen. Nur übrigens andere Hochschulen vereinzelt rückwärts zu wen- so werden wir die Vorteile un- durchaus beneiden. Deshalb den! Prof. Dr. Wolf Rieck, Präsident Kurznachrichten aus dem Geschäftsbereich der Vizepräsidentin Online-Befragung zur Quali- ge Auskunftsbereitschaft zu- nem durchschnittlichen Um- tät der Beratungs- und Be- rückzuführen, sondern darauf, fang von 11 Stunden pro Wo- treuungsleistungen an den dass die Aufforderung zur che erwerbstätig. Jeder siebte Fachbereichen „Feedback Be- Teilnahme in den Rückmelde- Befragte betreut Kinder oder ratung und Betreuung“ unterlagen zum Sommerseme- andere Familienangehörige. ster 2004 schlicht überlesen Nur 37% der Befragten glau- An der mit Rückmeldung zum wurde. ben, das Studium in der Re- Sommersemester 2004 durch- gelstudienzeit abschließen zu geführten online Befragung Wir werden deshalb die Befra- können. Als dringend verbes- der Studierenden zu den gung bei der Rückmeldung serungswürdig stellen sich aus Beratungs- und Betreuungs- zum Wintersemester 2004/05 Sicht der Befragten die Be- leistungen an der FH FFM im erneut durchführen und be- treuung von Haus- und Di- Wintersemester 2003/04 ha- trachten die erste Befragung plomarbeiten sowie die Lei- ben sich leider nur 2% der als Testlauf, deren Ergebnisse stungen der Sekretariate, Studierenden beteiligt. wegen fehlender Repräsenta- Prüfungsämter und DV-Ein- tivität nicht im Detail vorge- richtungen dar. Die geringe Rücklaufquote ist stellt werden sollen. - nach Auskunft von vielen Studierenden - nicht auf man- Etwa 2/3 der Befragten sind Dr. Beate Finis Siegler, gelndes Interesse oder niedri- während des Studiums mit ei- Vizepräsidentin CAMPUSKULTUR eine Signierstunde des Autors Informationen zum StuGuG statt. und die möglichen Anträge In Kooperation mit der Bi- auf Erhöhung des Guthabens, bliothek fand am 16. Juni 2004 Erlass oder Minderung der im Lesesaal eine Autorenle- Studienguthabengesetz Zahlungsverpflichtung etc. sung statt. Der ehemalige sind zu finden unter Staatsanwalt Prof. Dr. Erich Ende April 2004 wurden alle http://www.fh-frankfurt.de/ Schöndorf, Dozent der FH 9000 Studierenden im Rah- wwwabts/2_informationen/ FFM im Fachbereich 3: Wirt- men einer Anhörung unter- studiengebuehren.html schaft und Recht, präsentierte richtet, welche Fach-, Hoch- Auszüge aus seinen Büchern schul- und Urlaubssemester STUDY-CHIP „Feine Würze Dioxin“ und jeweils gespeichert sind. Be- „Strafjustiz auf Abwegen“. richtigungen sollten bis zur er- Die Technologie für den Schöndorf vermittelte seinen sten Maiwoche beantragt wer- STUDY-CHIP basiert bisher Zuhörern einen ebenso kennt- den, damit Mitte Mai allen zum großen Teil auf den An- nisreichen wie unterhaltsamen Studierenden das Studien- forderungen der GeldKarte Einblick hinter die Kulissen guthaben mit einem besonde- der Sparkassen. Die damit der deutschen Justiz. Im An- ren Bescheid mitgeteilt wer- zwingend verbundenen Lese- schluss an die Lesung fand den konnte. geräte haben in der Vergan- Frankfurter Fachhochschul Zeitung - Juli/August/September 2004 3
genheit immer wieder Anlass Telefonische Erreichbarkeit auch eine Reorganisation der zur Verärgerung gegeben, weil des Studienbüros automatischen Ansagen, die sie im Dauerbetrieb versagten. bislang den Eindruck erwek- Deshalb wird die FH FFM Wir sind dabei, die techni- ken, ein Anrufbeantworter sei von der kontaktbehafteten schen Voraussetzungen für geschaltet, obwohl ein speziel- GeldKarte abgehen und künf- eine weitere Verbesserung des ler Auswahlpunkt die Verbin- tig eine kontaktlose Mifare- Services des Studienbüros zu dung zu einer Sachbearbeite- karte als Basis verwenden. Nä- schaffen; das seitherige Sy- rin herstellt. here Informationen haben die stem bietet zu wenig Möglich- Studierenden im Mai erhalten. keiten. Dabei überlegen wir Bachelor und Master – ein Symposium des Studiengangs Architektur Im Rahmen der anstehenden Prof. Kritzmann, Vertreter des klang mit den Positionierun- Einführung von Bachelor- und ASAP (Akkreditierungsver- gen der Kammern und Berufs- Aus Forschung und Lehre Masterstudiengängen organi- bund für Studiengänge der verbände stehen sollen. sierte der Studiengang Archi- Architektur und Planung) ga- tektur am 2. April 2004 eine ben zunächst Einblicke in Teil- Konkurrenz der Modelle ganztägige Veranstaltung zu problematiken der anstehen- Der Bologna-Prozess diesem Thema. Eine Einfüh- den Umstrukturierung. Am (19.07.1999 Erklärung von 29 rung in die Thematik gaben Nachmittag wurden exempla- EU Bildungsministern) initi- Prof. Dr. Wolf Rieck, Präsi- risch zwei Modelle bereits ak- ierte eine umfangreiche und dent der FH Frankfurt am kreditierter Bachelor- und sicherlich – wie bei allen Ex- Main, und Prof. Karen Ehlers, Masterstudiengänge vorge- perimenten im Bildungssektor Studiengangsleiterin des Fb 1. stellt. Die FH Wismar, vertre- - in erheblichen Teilen unge- Die weiteren Beiträge von ten durch Prof. Joedicke und wisse Veränderung der deut- Prof. Guido Jax, Mitglied des Prof. Onnen-Weber, stellte ihr schen Hochschullandschaft. Ausschusses für Aus- und Modell eines sechssemestrigen An deren Abschluss soll unter Weiterbildung der Bundes- Bachelor- plus viersemestri- anderem die möglichst flä- architektenkammer und von gen Masterprogramms vor. chendeckende Einführung von Die FH Bochum, vertreten BA/MA Abschlüssen stehen. durch Prof. Gatermann, stellte Diese Harmonisierung der Das Kollegium des Studiengangs ihr Modell eines achtsemestri- Ausbildung im europäischen Architektur und Gäste gen Bachelor- plus zweisemes- Kontext wurde innerhalb der trigen Masterprogramms vor. Architektur und der planen- den Berufe zum Konfliktfall. Über die Zulassung als Archi- Dabei ist bei einigen der so tekt entscheiden in Deutsch- genannten „freien Berufe“ das land die Architektenkam- Thema BA/MA kein Thema. mern, die so gesehen die letz- Für Ärzte, Apotheker und te Instanz einer an der Hoch- Rechtsanwälte hierzulande schule begonnenen Ausbil- stehen Veränderungen der dung sind. Der nachfolgend Abschlüsse nicht zur Debatte. abgedruckte Beitrag von Prof. Sie profitieren vom Prinzip Jax zeigt dabei die Problema- der Staatsexamen. tik speziell des Studiengangs Architektur in Bezug auf die Die Position der Kammern fo- Einführung neuer Studienab- kussiert sich in der Diskussion schlüsse, wenn diese in Ein- um den BA. Ein MA mit fünf- 4 Frankfurter Fachhochschul Zeitung - Juli/August/September 2004
jähriger Ausbildungsdauer und Architekten aller Fach- Präsident Prof. und EU-weite Festschreibung richtungen gegenüber Politik Dr. Wolf Rieck eines entsprechenden Vollzeit- und Öffentlichkeit vertritt. 3) studiums ist unstrittig. Ein be- rufsqualifizierender BA mit Obwohl die BAK lediglich den einer dreijährigen Ausbildung Status eines Vereins hat, for- wird von der Mehrheit der mieren und dokumentieren Kammern abgelehnt. Sie se- sich hier die Positionen, die hen hierin die Restauration sich innerhalb der Länder- des Ing.-grad., der im Laufe kammern manifestieren. der Zeit eine Planvorlage- berechtigung erhalten wird. Positionen Aktuelle Diskussionen in BW Eine Eigenschaft von Positio- über das Führen einer B-Liste nen ist, dass sie sich wie „Hal- (kleine Bauvorlageberechti- tungen“ verändern können. gung) verstärken diese Auffas- Die folgenden Positionen sind Studiengangs- sung 1) (analog die in RP, Hes- daher mutatis mutandis Mo- leiterin Architektur sen und BW Initiative der mentaufnahmen und das Er- Prof. Karen Ehlers Handwerkskammern zu Plan- gebnis einer zuweilen auch vorlageberechtigung der Mei- subjektiven Recherche. ster). Die Abstimmung der Länder- Letztendlich entwickelt sich vertretungen in der Bundes- der Streit innerhalb der pla- architektenkammer (BAK) nenden Szene zum Modellfall. zum sechs plus vier Modell Zwei Kontrahenten stehen und der damit verbundenen sich dabei gegenüber, die an Einführung eines neuen Be- das Einmaleins erinnern: sechs rufsbildes ohne konkretes plus vier versus acht plus zwei. Berufsfeld votierte mit 55 zu 24 Stimmen (unter Wertung Kammern als Institutionen der Mehrheitsverhältnisse) ge- Kammern sind Körperschaf- gen den sechssemestrigen ten des öffentlichen Rechts Bachelor. Aufgrund dieses (ArchG der Länder) und Abstimmungsergebnisses ist staatliche Institutionen auf die BAK aus ASAP 4) ausge- wig-Holstein sowie die Stadt- Landesebene denen berufs- treten. Der BDB ist in Folge staaten Bremen und Ham- ständige Aufgaben im Rah- ebenfalls aus ASAP ausgetre- burg. In Bayern wurde ein men der jeweiligen Landes- ten. Die Positionierung des neuer Kammervorstand ge- architektengesetzte übertra- BDA ist nicht eindeutig, da wählt. Inwiefern dieser die gen sind. Alle 16 Bundeslän- aufgrund „interner“ Struktur- bisher ablehnende Position der (beziehungsweise 13 Bun- änderungen gegenwärtig die- beibehält, ist zurzeit nicht pro- desländer 2) + 3 Stadtstaaten ses Thema nicht umfassend gnostizierbar. Berlin, Bremen, Hamburg) diskutiert wird. 5) haben Architektenkammern CONTRA: Eindeutig gegen eingerichtet (in Schleswig- Der Vorstand der BAK hat in die Einführung von Bachelor- Holstein zusammen mit der seiner Sitzung am 18.09.2003 6) und Masterabschlüssen im Ingenieurkammer). Die Mit- beschlossen, analog zum Ab- Studiengang Architektur hat glieder der Architektenkam- stimmungsergebnis kein Be- sich Hessen ausgesprochen mern teilen sich im Quer- rufsbild für den BA zu defi- (s.a. Positionspapier der hessi- schnitt in ca. ein drittel Absol- nieren, da für BA-Absolven- schen Kammer für Studen- venten universitärer Aus- ten kein Bedarf gesehen wird. ten). Deutlich gegen ein 6+4- bildungsgänge und ca. zwei Modell erklären sich Nord- drittel Absolventen von Fach- PRO: Für einen Verbleib in rhein-Westfalen und Rhein- hochschulstudiengängen. der ASAP beziehungsweise land-Pfalz. den Wiedereintritt plädieren BAK = e.V. Zielsetzung: gegenwärtig die Bundesländer Positionspapiere: Bundesgemeinschaft, die die Baden-Württemberg, Meck- Der BAK–Vorstand 7) sieht Interessen der Architektinnen lenburg-Vorpommern, Schles- keinen Bedarf für Absolven- Frankfurter Fachhochschul Zeitung - Juli/August/September 2004 5
ten sechs semestriger Ausbil- internen Ausübung des Berufs chendeckend Masterstudien- dungsgänge auf dem Arbeits- „Architekt“ sind geregelt in gänge absolviert werden. 12) markt. Er verweist unter an- der EU Architektenrichtlinie derem auf Aspekte des Ver- 85/384/EG: mindestens vier- Statistische Entwicklungen: braucherschutzes (Planvor- jähriges Vollzeitstudium + Arbeitsmarktprognose für Ar- lageberechtigung nach sechs Berufspraxis. chitekten, Innenarchitekten, Semestern Ausbildung) Landschaftsarchitekten und Eine aktuelle Entwicklung zur Stadtplaner für den Zeitraum AK H Positionspapier im europaexternen Berufsaus- von 2000 bis 2006 13): ca. 7000 Internet 8): lehnt kategorisch übung: In Verhandlungen zwi- in das Erwerbsleben eintre- die Einführung von BA/MA– schen der NCARB (= Natio- tenden Architektur- und Abschlüssen ab und rät zu Di- nal Council for Architectural Stadtplanungsabsolventen ste- plom–Studiengängen. Registration Board) 10), der hen ca. 3000 aus dem Er- AIA (= American Institute of werbsleben ausscheidende Ar- AK NRW hat am 25.02.2004 Architects) und dem ACE am chitekten und Stadtplaner ge- die Rektoren sowie die Deka- 07./08.11.2003 in Washington genüber. Das entspricht einer ne der Fachhochschulen und wurde zwischenzeitlich (nach Überdeckung von ca. 130 Pro- Universitäten angeschrieben jahrelangem Bemühen des zentpunkten in einem ohnehin und auf die geänderte Geset- ACE) die gegenseitige Aner- strukturell überbesetzten Be- zeslage hingewiesen. Die No- kennung auf der Grundlage ruf! Die Zahl der Absolventen vellierung des nordrhein-west- der EU Architektenrichtlinie im Fach Architektur ist von fälischen Baukammerngesetz vereinbart. 11) Die Anerken- 1983 ca. 2700 auf 6200 in 2003 folgt nunmehr der EU Archi- nung soll 2004 als Abkommen gestiegen. Dies entspricht tektenrichtlinie. Ferner wird ratifiziert werden. Damit wür- ebenfalls einer Überdeckung auf Experteneinschätzungen de die achtsemestrige Ausbil- von ca. 130 Prozentpunkten. verwiesen, die eine minde- dung als „internationaler stens achtsemestrige Ausbil- Standart“ erheblich gestärkt. Die Ausbildungsplatzkapa- dung zur Vermittlung der zitäten im Bereich des Bauwe- Lehrinhalte fordern. Bezüg- EU – Initiative sens sind zu hoch. Die Hoch- lich des acht plus zwei Modells Die angesetzte Abstimmung schulentwicklungskommission wird auf neu entwickelte im EU Parlament zur Fest- RP prognostiziert eine Hal- Lehrkonzepte in NRW hinge- schreibung eines fünfjährigen bierung der Ausbildungsplätze wiesen. Es wird ebenfalls dar- Architekturstudiums als Vor- bezogen auf den Bevölke- gelegt, dass die Überdeckung aussetzung zur Führung des rungsanteil und fordert eine an Architekten nur durch die Titels wurde vom 29.01.2004 Konzentration der Masteraus- Exportfähigkeit kompensiert auf den 11.02.2004 verscho- bildung (u.a. aus Kostengrün- werden kann. ben. In einer ersten Lesung den).14) wurde die Verlängerung der AK RP lehnt BA/MA nicht europaweit geltenden Min- Berufsbild im Wandel: generell ab; lediglich sechsse- deststudiendauer von vier Jah- Spezialist oder Generalist mestrige BA’s werden abge- ren auf fünf Jahre abgelehnt. Die Spezialisierung im Be- lehnt. Auf der Grundlage des – Der weitere Fortgang dieser reich der Architektur von Vorstandsbeschlusses vom Initiative (ob es überhaupt zu Feng Shui über Brandschutz 10.10.2003 wurde das überar- einer zweiten Lesung kommt?) und Projektsteuerung bis hin beitete („entschärfte“) hessi- und die ggf. damit verbunde- zum Küchenplaner führt u.a. sche Positionspapier zunächst nen Zeithorizonte sind poli- auch zu einem permanenten an die rheinland–pfälzischen tisch motiviert und meines Er- Wachstum der Planungsbe- HS verteilt bzw. 2003 ins achtens daher nicht prognosti- teiligten (Ausschluss von Ver- Internet gestellt.9) Mit der zierbar. Ein sich möglicher- antwortlichkeiten). Dies ist Pressemitteilung vom weise durch die Initiative an- nicht im Sinne des Verbrau- 11.03.2004 resümiert die Kam- deutender Paradigmenwechsel cherschutzes. Die Einführung mer speziell die RP-Position (die durch die deutsche Fach- 6semestriger BA’s würde diese für das acht plus zwei Modell: hochschulausbildung in der Partikularisierung sicherlich EU Richtlinie über die freien fördern. Berufsbild/Berufsfeld Berufe fixierten vier Jahre Zukunft der Architektenaus- durch fünf zu substituieren) BA/MA–Titel. Thesen… bildung beruht möglicherweise auf der Die AK RP empfiehlt den HS, Anforderungen zur europa- Annahme, dass künftig flä- die BA/MA einführen wollen, 6 Frankfurter Fachhochschul Zeitung - Juli/August/September 2004
den Abschluss B.Eng./M.Eng. berufspraktischer Sicht, wie 1) s.a. Protokoll der Sitzung vom 25.11.2003 der Präsiden- oder alternativ B.Sc./M.Sc. 15). dargelegt, erhebliche Mängel. ten zum Thema BA. Hier wird eine Einbindung der BA’s in die AK’s mit dem Ziel einer reduzierten Planvorlage- Hierdurch soll ausgedrückt Zudem birgt es für Fachhoch- berechtigung gefordert. werden, dass Architektur eine schulen das nicht unerhebli- ingenieurwissen-schaftliche che Risiko auf einer sechsse- 2) AK Baden-Württemberg, AK Bayern, AK Brandenburg; Disziplin ist. In diesem Zu- mestrigen Ausbildung sitzen Arch.+StadtplanerK Hessen, AK Mecklenburg-Vorpommern, AK Niedersachsen, AK Nordrhein-Westfalen, AK Rheinland- sammenhang wird der jahre- zu bleiben. Dabei haben die Pfalz, AK Saarland, AK Sachsen, AK Sachsen-Anhalt, AIK lange „Kampf“ der Innenar- aktuellen Erfahrungen in RP Schleswig-Holstein, AK Thüringen chitekten um den Titel Dipl.- gezeigt, dass es ein Trug- Ing. angeführt sowie die damit schluss ist, dass bei der Stand- 3) Quelle: Fußnote im Briefkopf der BAK (vgl. u.a. Schr. v. 02.03.2004 BAK–Ausschuss AFWBild. verbundenen „Vermarktungs- ortfrage ausschließlich Quali- chancen“. tätsfragen erörtert werden. 4) ASAP = Akkreditierungsverbund für Studiengänge der Hier wurden im Wesentlichen Architektur und Planung e.V.; Mitglieder: BDA, BDIA, BDLA, Zwischensicht politische Indikatoren (Ein- SRL, AK BW, AIK SH (= Schleswig-Holstein), FBTA (= FH Studiengänge), DARL (= Uni Studiengänge), IFR (= Dieser Vortrag beschäftigte bindung in die Region) und Informationskreis für Raumplanung), HKL (= sich nicht mit den aus Sicht wirtschaftliche Erwägungen Hochschulkonferenz Landschaft) der Politik verbesserten (Anzahl der Renten- Steuerungsmechanismen im arbeitsjahre bis zur Schließung 5) Die vorstehenden Ausführungen basieren auf Angaben der BAK sowie der Länderkammern Rheinland-Pfalz und Hochschulbereich (Ausbau/ des Standortes) evaluiert. 17) Hessen. Die Angaben zum BDA beziehen sich auf Gesprä- Abbau/finanzielle Ausstat- che mit dem Landesvorstand RLP und Delegierten des tung). Konsekutive Studien- Das größte Risiko liegt aber in Bundesvorstandes. gänge ermöglichen ein ganz der Einführung eines neuen 6) Quelle: BAK–Protokoll zum Gesprächskreis der Präsiden- anderes „Facility Manage- Berufs bzw. der bereits er- ten zum Thema Bachelor am 25.11.2003 in Berlin ment“ als bisher (zum Beispiel wähnten Restauration des Konzentration der Masteraus- Ing.-Grades. Alle bisherigen 7) Schr. d. BAK an alle Dekane der Fachbereiche Architek- bildung auf wenige HS bzw. Argumentationen zum Berufs- tur, Innen- u. Landschaftsarchitektur sowie Stadtplanung vom 27.11.2002; hierin wird auf BAK Positionspapier „BA/MA universitäre Einrichtungen, bild und Berufsfeld des sechs- im Fach Architektur“ vom 12.09.2000 verwiesen. politische Faktoren der Stand- semestrigen BA sind mehr ortwahl, etc). Ebenso nicht oder weniger spekulativ. Wer 8) Quelle: www.akh.de/npf/site mit den Möglichkeiten, über Beschäftigungsprognosen die- 9) vgl. Schr. d. AK RP an den Vorstand vom 30.10.2003 die Zertifizierungsagenturen ser Bachelorabsolventen gibt, indirekt Einfluss in die Lehre kann sich in Ermangelung von 10) Zusammenschluss der 55 amerikanischen Architekten- und die Möglichkeiten der Berufstätigen dieser Aus- register Lehre zu nehmen. 16) Ganz zu bildungsgänge auf kein ausrei- 11) Schr. des BAK–Justiziars (= Mitglied des ACE) vom schweigen von den Feldern, chendes oder gar repräsentati- 20.11.2003 an die Mitglieder des Bundesvorstandes die durch die periodische ves Datenmaterial berufen. Reakkreditierung eröffnet 12) Quelle: Pressemitteilung der AK RP vom 11.03.04 werden können. Die Situation wäre einfacher, 13) Quellen: Statistisches Bundesamt, Bundes- wenn der Architekturstudien- architektenkammer (hier aus Anl.8 zum Protokoll der BAK- Er beschäftigt sich aber mit gang nur für talentierte Stu- Ausschusssitzung „Aus-, Fort- und Weiterbildung“ vom zwei Modellen und deren denten offen wäre und mit 01.12.2003) Konsequenzen in der Berufs- fünf Jahren eine angemessene 14) Bericht der Arbeitsgruppe Hochschulentwicklung RP, praxis. Das acht plus zwei Mo- Studiendauer (auch an FH’s) Februar 2004; Seite 20 und Seite 24 (Konzentration der dell ist dabei bezüglich der bekäme. – Aber dazu müsste Masterstudiengänge) bundesdeutschen und euro- die Politik in Bildung Geld päischen Rechtslage völlig un- statt textlastiger Erklärungen 15) Vorgesehener Abschussgrad in den Ingenieurwissen- schaften; Quelle: 10 Thesen zur Bachelor- und Masterstruktur bedenklich und ermöglicht die investieren. – Ich wünsche uns in Deutschland / Beschluss der KMK vom 12.06.2003 uneingeschränkte Berufsaus- viel Erfolg, Inspirationen, un- übung sowie die „Exportfähig- terstützende Geister und eine 16) vgl. hierzu Wolfgang Kemp in der FAZ vom keit“ der jungen Architekten- glückliche Hand bei der Neu- 07.11.2003: Euch machen wir mürbe / Hochschulkontrolle: Aufzeichnungen eines Nichtakkreditierten generation. Sein wesentliches strukturierung unseres Studi- Defizit ist die kompakte engangs. Vielen Dank! 17) Bericht der Arbeitsgruppe Hochschulentwicklung RP, Studienorganisation in der Februar 2004; Abschn. D1.2 Seite 23f. Masterphase. Das Konkurrenzmodell ist zwar studientechnisch besser Prof. Guido Jax, Fb 1 zu organisieren, hat aber aus Einführung/Bilder: Prof. Claudia Lüling Frankfurter Fachhochschul Zeitung - Juli/August/September 2004 7
Drei Wochen vor Ort ... oder wie es mit dem Kayamandi Housing Project 2.000 weiteren Wohneinheiten in den nächsten fünf bis acht weitergeht Jahren vor – finanziert aus in einer Township in Mitteln des nationalen Woh- In der FFZ vom Oktober 2003 nungsbauprogramms, welches Südafrika berichtete Prof. Dr. Michael Peterek (Fachbereich 1) über jedem Haushalt mit einem Einkommen unter 200 Euro/ die Mitarbeit von Studieren- Monat eine einmalige staatli- den des Studiengangs Archi- che „Individualförderung“ von tektur am Städtebau-Projekt etwa 3.000 Euro für Haus und der Hilfsorganisation „Greater Grundstück zuerkennt. Alter- Stellenbosch Development native Entwürfe zu einzelnen Trust“ in Südafrika. Das Pro- Haustypen und städtebauliche jekt widmet sich der Verbesse- Teilstudien können auch wei- rung der Wohn- und Lebens- terhin mögliche Aufgabenfel- bedingungen der schwarzen der für Studienarbeiten an der Bevölkerung im Township Fachhochschule sein. Kayamandi in der Stadt Stel- lenbosch, etwa 30 km östlich Die früheren Überlegungen, von Kapstadt. Vom 17. Febru- ein eigenes „Musterhaus“ auf ar bis 9. März 2004 war wie- dem Gelände des „Trust“ zu derum eine Gruppe von neun erstellen, wurden hingegen in Studentinnen und Studenten – Absprache mit dem Büro unter der Leitung von Prof. Dennis Moss und den Verant- Dr. Michael Peterek und wortlichen des Development Dipl.-Ing. Angelika Plümmer Trust, vorerst zurückgestellt. – vor Ort. Als vordringlicher wird jetzt die Aufgabe angesehen, zu- Im Rahmen der Lehrveran- sammen mit den Bewohnern staltung „Architektur und Konzepte für die weitere Ge- Städtebau im globalen Kon- staltung ihres jeweiligen text“ waren in der Vergangen- Wohnumfelds zu entwickeln. heit erste Entwürfe für einen Denn sobald die neuen Häu- menschenwürdigen, ökono- ser einmal bezogen sind, ist misch erschwinglichen Woh- für die Betroffenen keinerlei nungsbau entstanden, bei de- staatliche Unterstützung mehr nen insbesondere auch die zu erwarten. Die Abgrenzung städtebauliche Anordnung der der Parzellen, die Anlage von Einzel- bzw. Doppelhäuser zu Terrassen und Nutzgärten, Reihen und verdichteten Bäume und Vegetation, die Hausgruppen mit dazugehöri- Gestaltung von gemeinschaft- gen Höfen, Wohnwegen und lichen und öffentlichen Flä- attraktiven gemeinschaftli- chen und alle anderen Maß- chen Räumen im Vordergrund nahmen, die aus einem rudi- der Bemühungen stand. Erste mentären Neubauquartier erst Ergebnisse sind bereits in die ein vollständiges, funktionsfä- Planungen des örtlichen higes und lebenswertes Wohn- Architekturbüros Dennis viertel machen, bleiben der Moss Partnership eingeflossen Eigeninitiative der dort An- und im jüngsten Wohnbau- sässigen überlassen. Dabei ist projekt für Kayamandi umge- planerisches Know-how eben- setzt worden: zweigeschossige so gefragt wie die Aktivierung Reihenhäuser auf kleinen Par- von gemeinschaftlichen Initia- Bild oben: Jüngstes Wohnprojekt des Büros Dennis Moss zellen, mit einer erheblich hö- tiven und Projekten auf den Partnership heren Dichte und städtebauli- einzelnen Parzellen, im Bild Mitte: Ungestaltes Wohnumfeld im Quartier Costa Land chen Qualität als zuvor. Der Wohnumfeld, in der Nachbar- Entwicklungsplan für Kaya- schaft und im Quartier. Bild unten: Im Gespräch mit den Bewohnern mandi sieht den Bau von etwa 8 Frankfurter Fachhochschul Zeitung - Juli/August/September 2004
Nachdem die beiden Studen- sten anzugehenden Schritte in Nicht nur die feierliche Über- tinnen Katrin Adami und Julia einer „Machbarkeitstudie“ gabe des großen „Spiel-Schif- Dennerlein in einer Diplom- dargestellt werden, deren Fer- fes“ mit einem Quartiersfest arbeit im Wintersemester tigstellung bis August 2004 am letzten Tag vor unserer 2003/04 Konzepte für die städ- vorgesehen ist. Abreise, sondern der ganze tebauliche Gesamtentwick- Aufenthalt über drei Wochen lung des Township entwickelt Parallel zu unserer Arbeit ha- hinweg hat uns den Menschen hatten, lagen bereits umfas- ben drei Gewerbelehrer der in Kayamandi näher gebracht sende Daten und Grundlagen Knobelsdorff-Berufsfachschu- und damit wichtige Weichen für die Weiterarbeit vor. Wäh- le für das Bauhandwerk in für die weitere Arbeit hier rend des Aufenthalts im Fe- Berlin während eines einwö- und vor Ort gestellt. bruar/März wurde die Di- chigen Aufenthalts im Town- plomarbeit von ihren beiden ship die Machbarkeit von bau- Dipl.-Ing. Angelika Plümmer, Fb 1 Verfasserinnen den Verant- technischen Verbesserungs- wortlichen vor Ort vorgestellt, maßnahmen geprüft. In Ge- darunter, neben dem Pla- sprächen mit den Bewohnern nungsbüro, auch den zuständi- wurde unter anderem die Ein Schiff für die Kinder – ein gen Vertretern der Stadtver- Vollendung von unfertigen gemeinsamer Ort für „Costa waltung und den Ortsvorste- Häusern, deren Erweiterung, Land“ hern von Kayamandi. Die Dachisolierung, Feuchtigkeits- Vorschläge stießen auf große schutz überlegt. Es ist geplant, Beeindruckt von den Men- Anerkennung und wurden dass zwei Gruppen von Schü- schen und ihren Biographien lebhaft diskutiert. lern der Berufsfachschule im werteten wir die geführten In- Herbst 2004 solche Maßnah- terviews aus. Dabei mussten Auf dieser Basis wurde das men als „Lehrbaustellen“ wir feststellen, dass unsere Wohnviertel „Costa Land“ als durchführen, sofern die Be- Vorstellungen, das Wohnum- „Pilotprojekt“ für eine erste wohner bereit sind, aktiv bei feld zu verschönern, eigentlich Maßnahme der Wohnumfeld- den Arbeiten mitzuhelfen so- für die Menschen keine ent- und Quartiersverbesserung wie bis zu diesem Zeitpunkt scheidende Rolle spielten. ausgewählt. Costa Land be- eine festgelegte Geldsumme Ihre vorrangigen Sorgen gal- steht im wesentlichen aus ste- anzusparen, die dann durch ten der Versorgung der Fami- reotyp aneinander gereihten einen Zuschuss oder Kredit lie und dem Wohlergehen der Grundstücken mit 24 oder 42 des „Development Trust“ bis Kinder, von denen es in jeder qm großen Häusern, die viel- zur notwendigen Höhe aufge- Familie im Durchschnitt etwa fach noch nicht fertig ausge- stockt werden kann. drei bis vier gibt. Insgesamt baut sind. Gemeinschaftlich machen die Kinder ca. 50% nutzbare Bereiche fehlen Erste konkrete Erfahrungen der Gesamtbevölkerung von ebenso wie sämtliche über das mit den Möglichkeiten und Kayamandi aus, was wir auch Wohnen hinausgehende Nut- Grenzen von „Gemeinschafts- gleich bei unserer ersten Be- zungen (Läden, Kleingewerbe, arbeit“ und „Selbsthilfe“ gehung bemerken konnten: Marktplatz, Spielplätze...). konnten die Studierenden Kaum waren wir losgelaufen, während der zweiten Hälfte wurden wir schnell von etwa Eine detaillierte städtebauli- unseres Aufenthaltes sam- 30 Kindern umringt, die nicht che Bestandsaufnahme, Ge- meln, und zwar bei der prakti- müde wurden, uns über meh- spräche mit den Bewohnern, schen Umsetzung eines Spiel- rere Stunden zu begleiten. Diskussionen mit allen Betei- platz-Projektes, das sie zusam- Diese beiden Erfahrungen ligten sowie themenbezogen men mit den Bewohnern und veranlassten uns, über unsere durchgeführte Interviews ha- vor allem den Kindern von Arbeit grundsätzlicher nach- ben die Dringlichkeit der an- „Costa Land“ realisiert haben zudenken: Nur theoretisch zu stehenden Maßnahmen aufge- (s. auch den nachfolgenden planen war uns zu wenig ge- zeigt. Diese betreffen neben Bericht von Cornelia Kaestle). worden. den planerisch-gestalterischen Die Initiative dafür ging un- Aspekten ebenso den kon- mittelbar von den Studieren- An einem Abend entstand struktiv-technischen wie auch den aus, die nicht nur „theore- deshalb die Idee, aus unserem den sozialen und ökonomi- tisch“ arbeiten, sondern auch Housing Projekt eine Art schen Bereich. Auf der den ersten Baustein einer „Kinder-Projekt“ zu machen, Grundlage der studentischen „praktischen“ Wohnumfeld- und wir entschlossen uns, in Erhebungen sollen die näch- verbesserung setzen wollten. den noch verbleibenden 13 Ta- Frankfurter Fachhochschul Zeitung - Juli/August/September 2004 9
Bild oben: Die gen einen Kinderspielplatz zu Am nächsten Morgen stellten sehr hart und felsig war. Doch BaumeisterInnen bauen. Nach vielen Überle- wir unsere Idee den Verant- mit vereinten Kräften konnten nach getaner Arbeit gungen, welche Geräte man wortlichen des Development wir am Abend stolz sein auf für einen Spielplatz braucht Trust vor, die sich schnell da- unser Werk. In den nächsten und wieviele Kinder darauf für gewinnen ließen. Also stie- Tagen entstand dann die Bild Mitte: Das fertig gestellte spielen können, entschieden gen wir in die genauere Pla- Rahmenkonstruktion des Spiel-Schiff wir uns letztlich dafür, ein ein- nung und Organisation des Schiffbugs, und am letzten Tag ziges großes Spielgerät für alle „Spiel-Schiffes“ ein: Wie kon- vor der großen Eröffnungs- Bild unten: Die Kinder zu bauen: Ein „Spiel- struieren wir es, was brauchen feier konnten wir endlich die Malaktion am Schiff“ zum Klettern, Verstek- wir an Material und Maschi- Außenbeplankung anschrau- Eröffnungstag ken und Im-Sand-Spielen soll- nen, wo bekommen wir beides ben und die Hauptträger ein- te es werden. her, und am wichtigsten, wo betonieren. bauen wir es hin? Bei den Ortsbegehungen hatten wir Am Sonntag, dem Tag der Er- schon einige brachliegende öffnung, hissten wir noch un- Grundstücke entdeckt. Jetzt ser leuchtendes Sonnensegel brauchten wir nur noch die über dem Sandkasten und so- Genehmigung der Stadt fort setzten sich die Kinder in Stellenbosch. Alicia, die Stadt- den vom Segel erzeugten rätin von Stellenbosch, die Schatten. Pünktlich um 15.30 ebenfalls im Quartier Costa Uhr begann die feierliche Er- Land wohnt, konnten wir mit öffnung des „Spiel-Schiffes“, unserem Vorhaben sofort be- zu der wir per Flyer alle Haus- geistern. halte des Quartiers eingeladen hatten. Etwa 200 Kinder tum- Wir fingen gleich am nächsten melten sich um das Schiff her- Tag an, mit einigen Anwoh- um und konnten die „Freiga- nern das zugewiesene Grund- be“ kaum erwarten. Nachdem stück zu säubern. Nach einiger die Stadträtin Alicia eine kur- Zeit wurden wir von unseren ze Eröffnungsrede gehalten Helfern gefragt, was sie denn hatte und auch einige Mütter für ihre Arbeit bekommen spontan ihre Dankbarkeit würden. Darauf konnten wir zeigten, luden wir die Kinder nur antworten, dass sie, eben- ein, gemeinsam mit uns das so wie wir, nichts dafür be- Schiff zu bemalen. Schnell kommen, sondern es ihren wurden lange Schlangen gebil- Kindern zuliebe tun würden. det, in die sich alle recht ge- Nach dieser Feststellung blie- ordnet einreihten. Am Anfang ben nur ein paar Frauen übrig, der Schlange standen jeweils die helfen wollten, einen Studenten von uns mit bunten Spielplatz für ihre Kinder zu Farben. Wir bemalten damit bauen. die Hände der Kinder, die die- se dann an den Bug des Schif- Nachdem das Grundstück von fes drückten. Nach kurzer Müll und anderen Dingen ge- Zeit erstrahlte unser Schiff reinigt worden war, mussten mit ca. 200 bunten Kinderhän- die fünf Löcher gegraben wer- den in der Nachmittagssonne. den, in die später die Haupt- Richtig stolz standen wir noch träger der Schiffskonstruktion am Abend davor und konnten einbetoniert werden sollten. es selber kaum glauben, was Also haben wir alles ausge- wir in so kurzer Zeit auf die messen und mit der Hilfe der Beine gestellt hatten! Frauen und vieler Kinder an- gefangen, mit Spaten und Das Schiff stellt einen Ansatz- Spitzhacke die Löcher mög- punkt dar, um einen ersten lichst tief auszuheben. Das „öffentlichen“ Platz im Quar- stellte sich als große Heraus- tier Costa Land zu entwickeln. forderung dar, weil der Boden Wir haben bereits neben dem 10 Frankfurter Fachhochschul Zeitung - Juli/August/September 2004
Schiff drei Bäume angepflanzt „Hilfe zur Selbsthilfe“ bleibt mühen, sondern dass sie sel- und die weitere Entwicklungs- zu sagen, dass die Menschen ber aktiv werden müssen. Das planung des Umfelds begon- noch viel besser angeleitet ist sicher noch ein langer Weg, nen. Neben dem Spielplatz werden müssen, wie sie selber aber unser Pilotprojekt war soll unter anderem ein Be- ihr Glück in die Hand nehmen ein erster Versuch in diese reich mit Marktständen ent- können. Sie müssen lernen, Richtung. stehen, der auch den älteren dass man nicht immer nur da- Einwohnern einen Treffpunkt sitzen und abwarten kann, bis Dipl.-Ing.(FH) Cornelia Kaestle, bieten kann. Zum Thema sich andere um ihr Glück be- Absolventin des Fb 1 Ausstellung „Gestaltungsgrundlehre“ Im Wintersemester 2004/05 Qualitätskriterien von Kultur- von Oktober bis Ende Februar arbeit konkurrieren in der zeigt der Studiengang Sozial- Praxis notwendig mit dem pädagogik der Fachhochschu- Recht aufs Ungekonnte. Di- le Frankfurt am Main Arbeits- lettantismus darf dem sozial- ergebnisse aus der Lehrveran- pädagogischen „Blick“ kein staltung „Gestaltungsgrund- Problem sein. Das gilt auch lehre“. Zu sehen sind Origi- für Arbeitsfelder der Sozialen nalarbeiten von Studentinnen Arbeit wie KITA, verbandli- und Studenten, aber auch do- che und offene Jugendarbeit, kumentierende Fotografien - Heimerziehung und Alten- zum Beispiel von plastischen arbeit, die kulturelle Aneig- Arbeiten oder von Arbeitspro- nungs- und Betätigungsmög- ben aus vergangenen Jahren. lichkeiten erlauben, die in der klassischen Sozialarbeit sonst Rainer Treptow stellte 1988 nicht zur Verfügung stehen. fest: Soziale Arbeit hat ein kulturelles Mandat. Kulturel- Unter Fachleuten gilt als les Kapital wird vermittelt Qualitätskriterium für das durch Angebote sozialer Kul- Studium ästhetischer Hand- turarbeit beziehungsweise kul- lungsmöglichkeiten: Ästheti- tureller Sozialarbeit. Die dazu sche Handlungsfähigkeit muss notwendige ästhetisch-hand- vielfältig angeregt werden, werkliche und Ausdrucks- eine Fülle von Vorstufen, Kompetenz ist „Mittel für ei- Entwicklungs- und Über- nen der Sozialarbeit zugewie- gangsstadien durchlaufen, be- senen Zweck“. Zentral sind vor das selbst- und wirklich- die „im Versuch freigesetzten keitserkundende ästhetische subjektiven Erlebnisinhalte in Ausdrucks-, Darstellungs- und nahmeerleben bleibt. Eine ihrer Bedeutung für die Be- Verstehensinstrumentarium „medienspezifische Kompe- wältigung von Lebensschwie- bewusst gebraucht und um- tenz“ kann hier nur veran- rigkeiten“ und die Entwick- fänglich der eigenen Regel- schaulicht, jedoch kaum er- lungsförderung von Kindern. gebung unterliegt (Richter- worben werden. „Eine solcherart vorgeordnete Reichenbach). Angesichts der Zielsetzung lässt dem Eigen- von der Studienordnung auf- Wir bemühen uns natürlich recht des ästhetischen Gegen- genötigten Einschränkungen seit Jahren darum, den Stu- standes keinen Raum.“ Die an Zeit und Bewertung ist un- dentinnen und Studenten, die ästhetische Praxis der Kunst schwer festzustellen, dass der zu uns kommen, so viel „äs- kann kein Bezugsfeld sein. Sie Erwerb eines Instrumentari- thetische Handlungsfähigkeit“ muss indifferent bleiben ge- ums ästhetisch-schöpferischer wie möglich zu vermitteln. genüber allen externen Funk- Tätigkeit für unsere Absolven- Was dabei zustande kommen tionalisierungen. Güte- und ten Einzelerfahrung und Aus- kann, zeigt die Ausstellung Frankfurter Fachhochschul Zeitung - Juli/August/September 2004 11
„Gestaltungsgrundlehre“ in werten. Viele Teilnehmer erle- drucksmedium“ gezeigt wer- exemplarisch ausgewählten ben, dass sie in der Lage sind, den. Arbeitsproben. aus dem Stand sehr persönli- che, sie selbst oft beeindruk- Der Weg der Identitäts-Arbeit Die Ausstellung ist in fünf kende Bilder herzustellen, die im ästhetischen Medium setzt Werkgruppen gegliedert. so ganz nebenbei entstanden sich fort in der dritten Werk- sind. gruppe: Das Portrait. Experi- Die erste Werkgruppe besteht mente mit meinem Selbst- aus vier „Bildern“, die kurz Karin-Sophie Richter- Bild. hintereinander mit einer Zeit- Reichenbach bemerkt dazu: beschränkung auf drei Minu- „Das Ich steht im Zentrum Um den Einstieg in das „Por- ten pro Bild und einer einge- der Auseinandersetzung, er- traitieren“ zu erleichtern, fo- schränkten Farbwahl - zwei lebt sich hervorbringend, er- tografieren sich die Teilneh- aus den Grundfarben Rot, probt eigene Vorstellungen mer gegenseitig mit einer So- Gelb, Blau zuzüglich Schwarz und erkennt dabei Form und fortbild-Kamera. Von den Fo- und Weiß - mit den Händen Weg selbstgeleiteter Handlun- tos werden vergrößerte Foto- auf Papierbögen im Format 70 gen.“ In: Wichelhaus (Hg.): kopien (A3) angefertigt, die mal 100 cm gemalt werden. Kunsttheorie, Kunst- schon eine Interpretation dar- Die Papierfläche soll am Ende psychologie, Kunsttherapie. stellen. möglichst ganz mit Farbe be- Düsseldorf 1993, S.104.) „Äs- deckt sein. Um eine ungehin- thetische Arbeit ist immer Sie erleichtern die Arbeit derte Malbewegung mit den Auseinandersetzung mit sich durch die Umwandlung vom Armen zu ermöglichen, sind und seinen Vorstellungen, also dreidimensionalen „Kopf“ in die Wände des Werkraums Identitätsarbeit.“ zweidimensionales Hell-Dun- mit Spanplatten abgestellt kel und vergröberte grafische worden, vor denen stehend Die Themenstellung der zwei- Formen. Diese werden zu- mit dem ganzen Arm auf die ten Werkgruppe akzentuiert nächst auf aufgelegtem Trans- nebeneinander befestigten Pa- und begünstigt diese Erfah- parent-Papier „nachgezeich- pierbögen gemalt wird. Die rung: Es entsteht ein „Körper- net“, um die Konfrontation Angst, sich und die Umge- Bild“. mit dem eigenen Gesicht bung zu beschmutzen, würde „schonend“ anzubahnen. den Arbeitsprozess behindern. Zu Beginn werden die Teil- Dann können die Kopien mit Deshalb tragen die Teilneh- nehmer gebeten, sich so, wie Farben aller Art, Stiften und mer „Arbeitskleidung“ und es ihrer momentanen Selbst- anderen Materialien bearbei- der Boden wird mit Papier- empfindung entspricht, auf tet werden mit dem Ziel, bahnen abgedeckt. Nach je- eine körperlange Papierbahn „mögliche Dimensionen von dem Arbeitsgang werden die zu legen. Der Körperumriss sich selbst vorzustellen und entstandenen „Bilder“ be- wird von einer anderen Teil- bildnerisch zu konkretisieren“. trachtet und auf einem nehmerin nachgezeichnet. (RR S.144) „Trockner“ in Sicherheit ge- Das baut Gestaltungsängste in bracht. der Richtung ab, dass man Schließlich wird das kopierte >keine Person< zeichnen Selbst-Bild zum Anlass einer Zeit und Anzahl der Farben kann. Das Körperbild wird Collage-Arbeit, bei der zusätz- sind eingeschränkt, um den dann ohne Farb- und Zeit- liches, fremdes Bildmaterial Zugang zu erleichtern, einge- begrenzung in Einzelarbeit verwendet werden kann. Eine übte Blockaden abzubauen, ausgeführt, sowohl mit der abschließende Reflexion er- das Überlegen, Planen, Analy- Hand als auch mit dem Pinsel. folgt erneut indirekt an Bei- sieren und Kritisieren mög- Weitere Arbeitshinweise oder spielen ästhetischer Auseinan- lichst auszuschalten und einen Anregungen werden nicht ge- dersetzung mit sich selbst aus spontanen Malprozess zu er- geben. der Kunstgeschichte des möglichen. Für den gesamten Selbstportraits. Kurs wird verabredet, dass Die in mehrstündiger Arbeits- niemand die entstandenen zeit entstandenen Produkte Die vierte Werkgruppe zeigt Produkte „deuten“ wird. Es werden indirekt besprochen plastische Arbeiten mit dem wird dadurch vermieden, dass und diskutiert an ausgewähl- Material Ton. Um klischeehaf- den Bildern fertige Deutungs- ten Beispielen aus der Kunst- te und eingeübte Symbolisie- schemata je nach Bedarf über- geschichte, die als Diapositive rungen zu vermeiden, der Ori- gestülpt werden und sie ent- zum Thema „Körper als Aus- entierung an nachbarlichen 12 Frankfurter Fachhochschul Zeitung - Juli/August/September 2004
Lösungen zuvorzukommen und den Weg zur Selbstver- ständigung und Selbstklärung zu erleichtern, wird das For- men des Materials Ton ohne Sichtkontrolle angeboten. Mit Hilfe eines Schals am Sehen gehindert, bearbeiten die Teil- nehmer „blind“ und ohne Zeitbegrenzung einen Klum- pen Ton. Am Ende können sie „sehend“ prüfen, ob sie ihr Werk weiter bearbeiten oder der Öffentlichkeit endgültig entziehen wollen. Die Tonplastiken können dann erst einmal in verschie- denen Ansichten gezeichnet und mit der Sofortbildkamera fotografiert werden. Die Ver- größerungen der Fotos wer- den „ästhetisch“ untersucht. Sie können farbig differen- ziert, ergänzt und collagiert werden. Zuletzt - da inzwi- schen getrocknet - können die Plastiken in einer weiteren Differenzierungsphase farbig verfremdet und experimentell verändert werden. An den blind, mit Hilfe „innerer Bil- der“ geformten „Tonfiguren“ werden Vorstellungen hervor- gebracht, die in der Nachar- beit wahrgenommen und pro- duktiv verändert werden kön- rischen Figur zusammen, die de. Am Ende sollte an Klaus Literatur: nen. Die Ergebnisse dienen erkennbar, ablesbar hervor- Mollenhauer erinnert werden, Müller-Rolli, S. (HG.) Kulturpädagogik und ihrerseits als Auseinander- tritt und Assoziationen er- der sich 1996 zu „Grundfra- Kulturarbeit setzungsanreiz für Andere. möglicht. Vergleichbar dem gen ästhetischer Bildung“ ge- Weinheim 1988 Kind, das auf Tapeten, Holz- äußert hat. Micha Brumlik hat Die fünfte Werkgruppe zeigt furnieren, Wolken- versucht, sich die darin ent- Richter-Reichenbach, K.-S. den Umgang mit der Technik formationen „Bilder“ ent- deckten Widersprüche zu er- Identität und des Aquarellierens und des ex- deckt und benennt. Bilder die- klären mit der Vermutung: Ästhetisches Handeln perimentellen Umgangs mit ser Art legen Wirklichkeiten „... dass er das, was ihm das Weinheim (1997) Farbe am Beispiel der Tusch- nur nahe, bezeichnen sie aber Bedeutsamste und Liebste malerei. nicht eindeutig. Die Dechif- war, die Bildung im Lichte der frierung obliegt dem Betrach- Kunst, vor Zugriffen retten Aquarellpapier wird nachein- ter. Sie gelingt nur, wenn in wollte, die sowohl das Erfah- ander bemalt, ausgewaschen den angebotenen Strukturen rungspotential der Kunst wie und wieder übermalt, bis eine in einem Prozess der Selbst- die Autonomie der Individuen „Struktur“ sichtbar wird, die - Erfindung eigene Strebungen gefährden könnten“. (nP 5/98) bildnerisch „ergriffen“ auf deponiert werden können. Die Dem ist nichts hinzuzufügen. eine „Wirklichkeit“ hin „be- Auslegung verbleibt in der wegt“ wird. Sie ist Resultat ei- Kontrolle des Handelnden. ner malerischen Aktion: Flek- Das ermutigt ihn zu eigenen ken, Linien, Bögen, Kurven Vorstellungen, ermöglicht Ex- schließen sich zu einer bildne- perimente und weckt Neugier- Prof. Rolf Bleymehl, Fb 4 Frankfurter Fachhochschul Zeitung - Juli/August/September 2004 13
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