Der Unterausschuss für Niederwild Zeit am Wild - Gedanken zur Jagd heute - MÄRZ 2021 - OÖ LJV
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MÄRZ 2021 48. JAHRGANG · NR. 170 Info-Magazin des OÖ Landesjagdverbandes Hohenbrunn 1 · 4490 St.Florian Der Unterausschuss für Niederwild Zeit am Wild Gedanken zur Jagd heute
BEZAHLTE ANZEIGE KEINE SORGEN, Weidmann s- JAGD & HEGE. heil und Keine Sorg für 2021! en Für alle Jäger/Jägerinnen des OÖ. Landesjagdverbandes: Die Jagd- und Hegeversicherung 2021! Freiwillige Deckungserweiterung um EUR 14,00 pro Person/Jagdjahr - Verdoppelung der Versicherungssummen in der Unfallversicherung - Rechtsschutzdeckung bei Strafverfahren bereits im Ermittlungsverfahren - Erhöhung der Versicherungssumme in der Rechtsschutz
Mit Optimismus ins neue Jagdjahr Das neue Jagdjahr beginnt mit denselben Unsicherheiten wie das alte geendet hat. Neben den großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit, die uns in irgendeiner Weise alle be- treffen, liegen für die Jagd und damit die oberösterreichischen Jägerinnen und Jäger große Auf- gabenbereiche vor uns. Jagdliches Wirken in vielfältigen Formen, mit zahlreichen Auswirkungen auf Wild, gemeinsame Lebensräume und Gesellschaft, also „Jagd in Oberösterreich“. In der gesamten Betrachtungsweise scheinen die oft sehr komplexen und vielfältigen Zusam- menhänge die Quadratur des Kreises zu sein. Logischer, einfacher und umsetzbarer funktioniert unsere heimische Jagd aber natürlich nicht, und schon gar nicht von selbst. Über Menschenge- nerationen gewachsen, oftmals angepasst, verändert und trotzdem den Grund- werten der Weidgerechtigkeit und unseren jagdlichen Werten verpflichtet, das macht unsere geliebte Jagd so erfolgreich, unersetzbar, wertvoll und einzigartig! Mögen die Probleme rund um Wild, Lebensraum und Gesellschaft noch so unlös- bar dargestellt werden, ich sehe genau das Gegenteil. Längst ist vieles umgesetzt und erreicht, wobei manche Kritiker nicht müde werden zu lamentieren. Längst sind viele, ach so unlösbaren Probleme einer vernünftigen Lösung zugeführt wor- den bzw. sind wir am richtigen Weg dorthin. Die großartigen Leistungen der oberösterreichischen Jägerinnen und Jäger werden immer wieder von einzelnen Gruppierungen oder generellen Gegnern der Jagd heruntergespielt. Ob mit Ab- sicht oder einfach aus Unwissenheit, oder um von eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken, wird das Image der Jagd immer noch gerne schlecht gemacht und die reale Situation nicht ausreichend erkannt. Es geht mir nicht um Selbstbeweihräucherung oder Realitätsver- weigerung, sondern um selbstbewusstes Erkennen und auch Darstellen unseres unermüdlichen Einsatzes für die Natur, das Wild, unsere gemeinsamen Lebensräume und damit auch für die Gesellschaft in so vielfältiger Form. Dabei bleiben die Freude und Dankbarkeit für die großartigen Erlebnisse in der Natur sowie das Erleben der einzigartigen Gemeinschaft der Jägerinnen und Jäger als einmalige Bereicherung unseres Lebens auch in schweren Zeiten erhalten. Denn wir oberösterreichischen Jägerinnen und Jäger lieben, leben und gestalten die Natur mit Wissen, Respekt und Leidenschaft! Das wünsche ich uns allen für das bevorstehende Jagdjahr 2021. Euer Herbert Sieghartsleitner Landesjägermeister von Oberösterreich MÄRZ 2021 OÖ JÄGER 3
EDITORIAL „Ich wache jeden Morgen mit dem Glauben auf, dass heute besser als 8 12 gestern sein wird.“ Mit dieser Einstellung des US-amerikanischen Schauspielers, Produzenten und Rappers Will Smith kommt wohl auch jeder Weidmann bzw. Weidfrau gut durch‘s jagerische Leben! Denn nicht nur Geduld und Ausdauer sind im Revier gefragt, sondern auch Zuversicht, Heiterkeit und Optimismus; bei der Überprüfung der Hochstände genauso, wie bei der Säuberung der Fütterungen und vor allem bei der Jagd auf verschiedenes Wild. Dass auch die Zeit eine wesentliche Rolle spielt, die wir uns oft nicht mehr nehmen wollen oder mit Technik zu kompensieren wünschen, beleuchten wir in dieser Ausgabe. 47 50 Neben Artikeln und Beiträgen zu verschiedensten Themen, starten wir mit den Serien „Der Frech- dachs“ und „Weit(d)blick am Hochstand“. Wir freuen Aus Sicht des Landesjägermeisters 3 uns auf Ihre Reaktionen, liebe Leserin, lieber Leser, Serie: Der Frechsdachs 7 und auf eventuell zu behandelnden Themen dazu … Die Frau in der Jagd: Die Jagd ist weiblich. Diana und Aktäon 8 Viel Spaß beim Lesen! Zeit am Wild 12 Ihr FUST Position 11: Zur Entwicklung der Gamsvorkommen im Alpenraum 18 Jagd- und Waffenrecht: Checkliste für die Errichtung und den Betrieb einer Wildkammer 22 Mag. Christopher Böck Der Unterausschuss für Niederwild 26 Geschäftsführer, Wildbiologe, Redaktionsleiter Wolfsaktivitäten in Oberösterreich im Jahr 2020 28 Rehkitzrettung – Suche mit Coptern 30 Serie: Weit/dblick am Hochstand 37 AUS DER GESCHÄFTSSTELLE. ab 38 Gültigkeit der Jagdkarte 39 Titelfoto: Projekt Wildwarner – neue Ansprechpartner 44 Gut durch den Winter gekommen, steht nun beim Fasan die Fortpflanzung im Vordergrund. IM VISIER. DIE JAGD IN DER ÖFFENTLICHKEIT. ab 46 Der neue „Fäustling“ ist da 47 Foto: M. Ensmann, www.ensmann.at wild auf Wild: Hirschfilet mit Zirbenhonig-Nusskruste auf Erbsenpüree und Speck-Kohlsprosserl 50 4 OÖ JÄGER MÄRZ 2021
SEITENBLICKE AUF‘S JAGDMUSEUM 18 30 STEINSCHLOSSFLINTE silbertauschiert, um 1740 Wien, Damastlauf, sign. Felix Meier Tauschieren ist eine Metalleinlegetechnik mit ver- schiedenfarbigen Metallen. Bereits in der Antike wurden Waffen, Schmuck, Gürtel usw. mit dieser Technik verziert. Der Ausdruck leitet sich vom ara- 60 66 bischen Wort „tauschija“ (färben) ab. Damast ist eine hochwertige Stahlverbindung be- sonderer Art mit Eisen. Der Name wird abgeleitet von der Stadt Damaskus, welche der Handelsort die- LEBENSRAUM. ab 52 ser vornehmlich aus Indien und Persien stammen- den Ware war. Wiederkehr der Eiche in den oberösterreichischen Wäldern 52 Felix Meier (1672 – 1739) wurde im Allgäu geboren. Wertvolle Pflanzen: Walnuss 54 Der Wiener Büchsenmacher war bekannt für seine Damastläufe bei Luxusjagdwaffen. Reviertipp: Fasanenfütterung 56 Kleine Naturkunde: Die Schneeheide 58 SCHULE & JAGD. 59 DER STREAMING-KANAL DES OÖ LJV: HUNDEWESEN. ab 60 Der „Digitale Jagdhund“ 60 BRAUCHTUM & JAGDKULTUR. ab 66 Der Bruch am Jägerhut 66 SCHIESSWESEN. ab 68 AUS DEN BEZIRKEN. ab 71 www.ooeljv.at/tv PRODUKTE AUF DEM JAGDSEKTOR. 75 DER OÖ LJV AUF FACEBOOK: NEUE BÜCHER. 76 Kleinanzeigen 77 facebook.com/ooeljv Impressum, Sonne und Mond 78 MÄRZ 2021 OÖ JÄGER 5
Hohenbrunn 1 4490 St. Florian b. Linz Telefon: 07224/20083 Von Ostern bis 31. Oktober geöffnet. JAGDMUSEUM SCHLOSS HOHENBRUNN Ab Karsamstag, 3. April wieder geöffnet! Gratis Eintritt für alle oö. Jäger. Wunderschönes Ambiente für Ihre Familien- und Firmenfeiern. www.ooeljv.at 6 OÖ JÄGER MÄRZ 2021
SERIE Der Frechdachs … ist in allen heimischen Gefilden unterwegs, ungesehen durchstreift er Wald und Flur, er sieht alles, hört alles und äußerst sich höchstselten dazu. Der Frechdachs hat wohl sei- ne eigene Meinung zu den Dingen, die er sieht, allerdings belässt er es meist bei einem Schütteln seines mächtigen Kopfes, einem Schnauben, einem vergnügten Schmunzeln. Im dichten Pelz des Frechdachses haust ein aufsässiger Floh, gleich neben dem rechten Ohr, der zwickt und kratzt manch- mal, und dann kommt es mitunter doch zu einem Dialog zwischen den beiden. Neulich war es wieder so weit. Floh: Dachs! Hast du schon gesehn, und Hirsch brauchts sowieso mehr Ich weiß nicht recht, sagt der Floh, es da ist eine Frau im Revier! Leut. Übrigens gibts da so eine Berg- ist so ungewohnt. Früher wars doch steigerin, die hat alle Achttausender auch nicht so. Dachs: Wie meinst du das? Im Revier bestiegen und kann noch ihre Kame- sind viele Frauen. Ich seh jeden Tag raden mit runtertragen. Das macht nichts. Schau mal, Floh. welche durch den Wald marschieren. Jagen ist Leidenschaft, oder? Jammern die nicht die ganze Zeit? Zu Aber das ist eine Jägerin! Eine Frau, kalt, zu heiß, zu viele Mücken … Ja, eh, Dachs. grün angezogen, mit Gewehr! Gibt solche und solche, Floh. Hättest Gegen Leidenschaft kannst du nichts Das ist mir wurscht. letztens den Hermann hören sollen, machen. Die ist wie ein Feuer, das wie der sich in den Brombeeren ver- man nicht löschen kann. Der Jagdtrieb Wieso ist dir das wurscht? fangen hat. Die sind schon im März ist in uns allen drin, der fragt nicht ob rot geworden, so wie der geflucht hat. du Weiberl oder Manderl bist, der reißt Weil man genauso tot ist, wenn man dich mit, ob du willst oder nicht. Die von einer Frau erlegt wird. Hinterher Aber können die überhaupt ruhig Menschen jagen doch alle irgendwas ist das völlig egal, wer geschossen hat. sein? Reden die nicht die ganze Zeit? hinterher. Manche wachsen mit der Liebe zur Natur und zum Jagen auf, Ja eh, aber ändert das nicht einiges? Ist mir noch nicht aufgefallen, Floh. andere entdecken sie erst später, und Wenn jetzt die Frauen mitmischen? Dabei wärs manchmal ganz gut, mehr wenn das nun Männer und Frauen zu reden. Vor allem mit den Leuten, die sind, ist das gut. Unterschiedliche Was soll sich ändern, Floh? Die wis- auch im Wald unterwegs sind. Grüß Sichtweisen sind wichtig. Mit jedem sen schon auch, was sie tun. Haben Gott zu sagen, sie zu loben, wenn sie Perspektivenwechsel geht die Chance schließlich dieselbe Prüfung abgelegt ihren Hund ordentlich an der Leine einher, im Vertrauten Neues zu entde- wie die Männer. führen, oder den Mountainbikern kru- cken. zifix zum dritten Mal erklären, wo sie Aber sei mal ehrlich, was sollen die fahren dürfen und wo nicht, und dabei Da hast du Recht Dachs. Wenn das so denn tun, wenn sie was erlegt haben? freundlich zu bleiben, auch wenn man ist, ist es gut. Die können das doch gar nicht tragen! sich schon grün und blau ärgert. Das ist oft gar nicht so leicht. Was willst du Einen Hasen kann jeder tragen, ein eigentlich, Floh? Was stört dich? Reh geht auch, und bei Wildschwein MÄRZ 2021 OÖ JÄGER 7
THEMA DIE FRAU IN DER JAGD DIE JAGD IST WEIBLICH. DIANA UND AKTÄON VON Dr. Helga Krückl, Psychologin und Psychoanalytikerin FOTOS M. Aigner, Ch. Böck, M. Ensmann U nter diesem Titel wurde im Schwerpunkt die Ausstellung des Ge- mit denen er fokussiert auf den „Span- Sommer und beginnenden mäldezyklus Diana und Aktäon von nungsbogen zwischen weiblicher Herbst 2020 eine Sonderaus- Gerald Brettschuh. Macht und Verletzlichkeit durch den stellung im Schloss Stainz im weststei- Frevel des Jägers“ (Text Ausstellungs- rischen Hügelland, das sich seit Erz- Die historischen Daten erzählen von broschüre). Er erzählt dabei die Ge- herzog Johann im Besitz der Familie Frauen aus dem Adel, die sich durch schichte von Aktäon und Diana. Diana Meran befindet, gezeigt. die Erlaubnis zur Teilnahme an der ist die römische Göttin der Jagd, die Jagd einen persönlichen Freiraum Göttin der Geburt und die Beschütze- Das Thema der Ausstellung hat mich schaffen konnten, von Frauen aus rin von Frauen und Kindern. Aktäon als Frau und Jägerin sehr berührt. Ich der Welt des Großkapitals, die auch begegnet ihr in einer Grotte, in der sie erlebe es als einen mutigen Versuch, dieses Privileg genossen, und dazu nackt badet. Sie verwandelt ihn in ei- am Beispiel der Jagd das Übergewicht als Gegensatz die Lebensgeschichte nen Hirsch, der später von seinen ei- einer patriarchalen Weltsicht durch von zwei Frauen, die wilderten, um genen Hunden getötet wird. So kann Hereinbringen einer matriarchalen ihre Familie zu ernähren und die sich er nicht ausplaudern, dass er Diana Sichtweise wieder ins Gleichgewicht schelmisch freuten über ihr Geschick, nackt gesehen habe. zu bringen. die herrschaftlichen Jäger auszutrick- Die Ausstellung gliedert sich in drei sen. Diese Geschichte gibt es aber auch be- Schwerpunkte: Historische Daten, die reits in der griechischen Mythologie. die Teilnahme von Frauen am jagd- Dort ist es Artemis, eine der Hauptgöt- lichen Geschehen zeigen, zum ande- GÖTTINNEN DER JAGD tinnen im Olymp, die dem Aktaion in ren der Blick auf die Besonderheiten Das, was in mir lange nachgeklungen der Grotte begegnet. Sie ist die Schüt- des weiblichen Wildes und als dritten ist, waren die Bilder von Brettschuh, zerin der Gebärenden, sie wird von 8 OÖ JÄGER MÄRZ 2021
THEMA Die Jagd ist weiblich. Diana und Aktäon Jägerin Diana und ihre Nymphen, Öl auf Leinwand von Peter Paul Rubens (1636 – 1639) – als Teil einer privaten Sammlung in Madrid. Foto: Wikipedia ihren Hunden begleitet, die das Tor WIE FÜHREN MICH DIESE ALTEN besonders in der ersten Phase des Le- zur Unterwelt bewachen, sie ist eine MYTHEN ZUM THEMA DER AUS- bens, für die Nachkommen eine be- strenge Göttin, zuständig für Leben STELLUNG „DIE JAGD IST WEIB- sondere Bedeutung haben. Bereits im und Tod. Sie gibt und nimmt das Le- LICH“ ZURÜCK? Mutterleib sind Mutter und Kind auf ben, Tiere stehen unter ihrem Schutz. WAS STECKT IN DIESEN das unmittelbarste miteinander ver- Besonders der Hirsch ist ihr heilig. Sie SYMBOLISCHEN GESCHICHTEN, bunden. Und diese Verbundenheit und jagt in Neumondnächten, während sie DIE JAHRTAUSENDE ÜBERDAUERT Fürsorge sind die ersten Erfahrungen in den übrigen Nächten den Mondwa- HABEN? des weiblichen und männlichen Kin- gen zieht. Aktaion ist ein griechischer Sie erzählen uns von unserem Einge- des. Gerade bei uns Menschenkindern Heron, ein Enkel des Apollon, und er bundensein in den Kreislauf von Ge- gibt es noch lange über den Zeitpunkt wurde vom Kentauren Cheiron zur burt und Tod, dem wir alle begegnen der Geburt hinaus eine absolute und Jagd erzogen. werden. Sie erzählen uns von der evo- existentielle Angewiesenheit auf die lutionären Aufgabe des Weitergebens Mutter. Möglicherweise geht der Inhalt aber des Lebens, der immensen Bedeutung Eine Mutter, die sich dieser Für- und noch weiter in der Geschichte zurück, der Fruchtbarkeit für den Weiterbe- Vorsorge versagt, wird eine tötende. bis zur Kultur der Sumerer. Hier wird stand der Spezies. Sie erzählen uns Diese Macht der Mutter wird beson- er in Zusammenhang gesetzt mit dem von den Symbolbildern, die sich die ders deutlich, wenn es um die interu- sumerischen Dumuzi und seinem Menschen der Vergangenheit dazu ge- terine Phase der Entwicklung geht. Die Tod im Zusammenhang mit der Hei- schaffen hatten, von Ritualen, die ih- Aufgabe des Vaters ist es in dieser Zeit, ligen Hochzeit, dem hieros gamos. nen Sicherheit und Orientierung geben die äußere Für- und Vorsorgewelt mit- Dies ist die heilige Ehe zwischen zwei sollten. Ja, und sie verweisen auf das zugestalten. Im Laufe der Entwicklung Gottheiten mit hohem symbolhaften Zusammenspiel von Männlichem und beginnt der Säugling wahrzunehmen, Charakter, und sie steht im Zusam- Weiblichem dabei, nicht in Gegner- dass er nicht Teil der Mutter, sondern menhang mit den Fruchtbarkeitsritu- schaft, sondern in Ergänzung. In der ein eigenständiges Individuum dar- alen aus matriarchaler Zeit, die mit römischen Version ist diese Interpre- stellt. Buben erkennen, dass sie noch der jährlichen Opferung des Heiligen tation aber bereits abhanden gekom- ein bisschen mehr anders sind als die Königs verbunden waren im Dienste men. Diana bestraft Aktäon grausam Mutter, sie beginnen sich mit dem Va- der Fruchtbarkeit. Unter diesem Blick- für seinen Frevel, sie nackt gesehen zu ter zu identifizieren. Wenn der Vater winkel wäre Aktaion, ein begeisterter haben. seine fürsorgenden, empathischen Jäger, der Gemahl der Göttin Artemis Anteile entwickelt hat, dann braucht und nicht ihr Gegner. Und es sind bei den besagten Säuge- der Bub diese Seiten auch nicht ab- tieren – ob Tier oder Mensch – die zulehnen. Sowohl in der Beziehung weiblichen Tiere, die gebären und, zur Mutter wie auch in der Beziehung MÄRZ 2021 OÖ JÄGER 9
THEMA Die Jagd ist weiblich. Diana und Aktäon ZURÜCK ZUR JAGD Wenn ich den Bogen wieder zur Jagd zurückspanne, dann ist diese für mich ein ganz basales Beispiel für genau die- se Dynamik. Es geht nicht darum, dass Frauen den Männern Pfründe wegneh- men wollen, dass sie besser sein wol- len usw. Der Konkurrenzgedanke mag vielleicht auch manchmal da sein, aber er geht am wesentlichen vorbei. Es wäre schön, wenn das Weibliche, und damit meine ich die Haltung, für die Artemis in der Mythologie steht, wieder repräsentativ für die Jagd gel- ten würde. Artemis schützte die Ge- bärenden, sie gibt und nimmt Leben, die Tiere standen unter ihrem Schutz. Wenn es Männern wie Frauen möglich ist, dieses Weibliche zu leben, dann wird es auch selbstverständlich ak- Diana und Aktäon zieren auch die Fassade vom Jagdschloss Hohenbrunn. zeptiert werden können, dass Frauen das Männliche leben. Für die Jagd be- zum Vater erleben dann der Bub wie deutet das für mich, zu entscheiden, das Mädchen dieses warme Wahrge- welchem Tier ich das Leben nehme, nommenwerden, in dem es sich ange- und es auch zu tun. Dabei – und nur nommen und geliebt fühlt. dann – werden im Zusammenspiel des Männlichen und Weiblichen auch Das sind also Repräsentationen des immer die Gefühle, die mit dem Tö- Weiblichen, die sowohl Mann wie Frau ten verbunden sind, gespürt werden. zu leben imstande sind. Repräsentati- Denn ich entscheide, dass ich einem onen des Männlichen sind hier unter leidensfähigen Mitgeschöpf das Leben anderem das Hinausgehen in die Welt, nehme. das Gestalten, das zupackende Tun. In der traditionellen patriarchalen Welt Durch diesen Blickwinkel bekommt wurden die sog. weiblichen Elemente Brettschuhs Spannungsbogen zwi- entwertet. Äußeres Symbol dafür war schen weiblicher Macht und Verletz- das Entwerten der Frau, ihre Redukti- lichkeit durch den Frevel des Jägers on auf die Für- und Vorsorgeelemente, eine besondere Qualität. In meiner In- das Verunmöglichen einer Begegnung terpretation seiner Bilder geht es um zwischen Mann und Frau in ihrer den symbolischen Frevel, den Männer Gleichwertigkeit. Die Frau war dem wie Frauen dem Lebendigen antun Manne untertan. Warum musste die können. Es beinhaltet aber auch den Frau so gefesselt werden? Worin liegt artemisischen Weg zum bedingungs- ihre Gefährlichkeit? Ist es die Macht losen Respekt vor allem Lebendigen in der Mutter über das Leben des Kindes, aller Vielfalt, zu einem Einfügen des das uns noch im Körper sitzt, weil wir eigenen Lebens in den Kreislauf der selber Erfahrungen mit frühem Verlas- Natur und dem Wissen, dass wir in- senwerden machen mussten – und das teraktiver Teil davon sind. nicht, weil unsere Mütter böse waren, sondern weil die Gesellschaft ihnen nicht mehr Raum für diese besondere Zeit der Verbundenheit mit dem Säug- ling gab. Und die Abwertung meiner Sehnsucht nach der „guten Mutter“ hilft mir dann dabei, dass ich den Schmerz darüber nicht spüre. 10 OÖ JÄGER MÄRZ 2021
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ZEIT AM Wild TEXT Wildmeister Helmut Neubacher FOTOS Ch. Böck, H. Hörtl Was steckt für uns Jäger im Begriff „Zeit“? Albert Einstein lehrte uns, dass die Zeit relativ sei. Trotzdem wir Jäger einen anderen, nicht wissenschaftsbasierenden Zugang zu Zeit haben, können wir dem Beiwort des „relativen“ durchaus etwas abgewinnen: Das Warten am abendlichen Ansitz auf den ersten Hirschruf lässt die Zeit bleiern werden. Dementgegen steht der meldende, zuziehende Hirsch. Von einem Augenblick zum anderen bekommt die Zeit Flügel, vor allem dann, wenn sich die Abend- dämmerung wiederum keine Zeit lässt und er – der Ersehnte – nicht und nicht ansichtig werden will. Mit ins Kalkül einbezogen werden muss die Tatsache, dass alle jagdlichen Aktivitäten direkt am Wild, welche nicht im finalen jagdlichen Akt gipfeln, ihrem Wesen nach als potentielle Störung zu bewerten sind, denn: „Der Wind ist immer nur vor dem Jäger gut“. 12 OÖ JÄGER MÄRZ 2021
REPORT Zeit am Wild D iese Zeitbegriffe sind uns Errungenschaften parat. Von enormer Mountainbiker geradezu zur Bagatel- mehr als geläufig. Der The- Bedeutung ist jenes Verhältnis der Ar- le. matik „Zeit am Wild“ folgend beitszeit zur Freizeit, welches eindeu- Wir Jäger bilden in diesem Main- ist es jedoch angebracht, sich über tig zu Gunsten einer individuell zur stream wiederum keine Ausnahme, andere Phänomene, die speziell die Disposition stehenden „freien Zeit“ auch wir geben uns der Überfülle an moderne Jagd mit der Zeit verknüpft, verschoben wurde. Zwangsläufig ha- Freizeitaktivitäten in vollen Zügen Gedanken zu machen. ben sich im gleichen Maße die per- hin. In der Nachkriegszeit (als Syno- Im Gegensatz zu dem der Wildtiere sönlichen Entfaltungsmöglichkeiten nym für den Beginn eines enormen hat sich unser aller Leben, respektive gesteigert und werden auch fleißig Gesellschaftswandels), war für den unsere Lebensumstände in den ver- wahrgenommen. Ein Thema aller er- Freizeitjäger mit hoher Wahrschein- gangenen Jahrzehnten radikal verän- lichkeit das Weidwerk die einzige dert – und verändern sich weiterhin. Freizeitbeschäftigung, dem er den Die kollektive Wahrnehmung des Per- größten Teil seiner neu gewonnenen sönlichen, wie auch die der erlebten freien Zeit gewidmet hat. Heute ist die Umwelt, gaukelt uns jedoch ein an- Vorerst sollten wir uns vergegen- Jagd für viele Weidmänner zwar im- deres Bild vor. Gerade uns Jäger, die wärtigen, dass die exponentielle mer noch eine jener Beschäftigungen wir eingebettet in der Natur wirken Entwicklung, welche die Technik in mit sehr hohem Stellenwert, doch nur (welche im Vergleich zum „Urbanen“ der jüngsten Vergangenheit genom- mehr eine unter einer ganzen Palette noch einigermaßen intakt scheint), men hat, bislang einzigartig in der von Tätigkeiten, die jede für sich ih- lässt uns die Radikalität der Verän- Menschheitsgeschichte war. ren Anteil an der freien Zeit fordert. derungen nicht, zumindest nicht das Folglich gilt es an dieser Stelle ein ge- wahre Ausmaß erkennen. ster Güte war bis vor Kurzem noch samtgesellschaftliches Phänomen zu Vorerst sollten wir uns vergegenwär- der Konflikt der freakigen „Moun- beschreiben, das auch wir Jäger voll- tigen, dass die exponentielle Entwick- tainbiker versus Bergwild“. Wie ge- umfänglich bestätigen, namentlich lung, welche die Technik in der jüngs- sagt „war“, denn im Gedenken an die Maxime: „Nicht wir haben Zeit – ten Vergangenheit genommen hat, die E-Mobilität mit ihrem immensen ganz im Gegenteil – die Zeit hat uns“. bislang einzigartig in der Mensch- Zuwachspotential an Freizeitnutzern, Wir können mittlerweile davon aus- heitsgeschichte war. Nicht mehr der quer durch alle Fitness- und Alters- gehen, dass der Mangel an Zeit einen Hausmann, sondern die Espressoma- gruppen, verblassen die „tradierten“ allgegenwärtigen gesellschaftlichen schine kommuniziert selbständig und in weiser Voraussicht mit „Alexa“, um etwa frischen Kaffee im digitalen Shop zu ordern. Dieses Beispiel er- scheint auf den ersten Blick trivial, doch ist es letztlich symptomatisch für die gelebte Gegenwart. Oder, Mil- lionen von urbanen Menschen UND auch unsere Wildtiere werden mitt- lerweile digital überwacht. Es ist je- doch nicht mehr eine Frage der Tech- nik, als vielmehr eine Frage der Zeit, bis auch wir uns ebenfalls digitaler Marker zur Wiedererkennung von Wildindividuen bedienen werden. Nun stellt sich die Frage, was hat dies alles mit der „Zeit am Wild“ zu tun. Der Zeitbegriff ist für den modernen Menschen ein wesentlich anderer ge- worden, als beispielsweise noch der unserer Eltern oder Großeltern. Wir denken und leben in Minuten, nicht mehr in Stunden wie unsere Väter, oder Tagen wie ALLE anderen Men- schengenerationen zuvor. Die Zeit ist relativ! Das Warten am abendlichen Ansitz auf den ersten Hirschruf lässt die Zeit bleiern werden. Dement- gegen steht der meldende, zuziehende Hirsch. Von einem Augenblick zum anderen bekommt die Zeit Flügel, vor allem Unbestritten hat diese Technisierung dann, wenn sich die Abenddämmerung wiederum keine Zeit lässt und er – der Ersehnte – nicht und nicht ansichtig auch andere, zweifellos angenehme werden will. MÄRZ 2021 OÖ JÄGER 13
Zwang darstellt. Diesbezüglich sind wir bereits bei einem Kernproblem der heutigen Freizeitjagd (als dominie- rende Jagdausübungsform in Öster- reich, eigentlich ganz Mitteleuropa) angelangt, dass nämlich das Zeitma- nagement unserer jagdlichen Aktivi- täten, anderen augenscheinlich prio- ritären Notwendigkeiten unterworfen wird, respektive werden muss. Hinzu kommt, dass der zugegebenermaßen einzigartige technische Aufschwung, den die Menschheit bis dato erreicht hat, ein neues tief verwurzeltes, gera- Foto: Shutterstock dezu dogmatisches Selbstverständnis hervorrief, dass nämlich die Technik alleine die umfassende Lösung aller Probleme sei. Wir Jäger sollten es eigentlich besser wissen, gerade weil uns die Natur andauernd andere Wahrheiten prä- sentiert, doch wir schauen nicht hin – wollen es nicht erkennen. Auch wir benützen fleißig alle uns dargebote- nen technischen Hilfsmittel, um die jagdlichen Herausforderungen ver- meintlich besser meistern zu können. Eine der wesentlichen evolutionären Eckpfeiler in der Entwicklung des Rehwildes ist Feindvermeidung. Tausendmeterbüchsen, Nachsicht- technik, Digitalkameras, Drohnen, Dies kann jedoch nur dann gelingen, noch über die Hintergründe, welche und vieles mehr. Allesamt sind sie wenn wir Jäger es schaffen, den Fo- zu diesen führen, jene unabdingbare erdacht, um uns vorzugaukeln, dass kus wiederum mehr auf das Wildtier Basis dafür ist, um eine effiziente und wir damit den Mangel an Zeit wett per se zu richten. Nun werden die vor allem der jeweiligen Wildart an- machen könnten. In jedem Fall sollte meisten Weidkameraden diesen Vor- gemessene Bejagung durchführen zu jedoch ihr Einsatz einer kritischen wurf nicht verstehen, wohlweislich können. Hinterfragung ob des tatsächlichen aus der Überzeugung heraus, dies Eine der wesentlichen evolutionären Nutzens standhalten können. ohnehin zu tun. Aber ist das wirklich Eckpfeiler in der Entwicklung des so? Ist es vielmehr nicht so, dass un- Rot- und Rehwildes ist Feindvermei- ser jagdliches Sinnen und Trachten dung. Gerade diese Wildarten haben BEISPIEL REH- UND ROTWILD der Beute, dem eindeutig legitimen es in dieser Hinsicht zu einer außer- Den Blick auf unsere Wildwiederkäu- Nutzungsanspruch gilt, ohne uns im gewöhnlichen Meisterschaft gebracht. er richtend, explizit dem Reh- und gleichen Maße wirklich eingehend Feindvermeidung als erfolgreiche Le- Rotwild, können wir mittlerweile er- mit den Lebensumständen, den Be- bensmaxime kann aber nur gelingen, kennen, dass die Trophäe gemessen dürfnissen gerade dieser Wildarten wenn damit ein hohes Maß an relativ an unseren „ästhetischen“ Vorstel- zu beschäftigen. Dieses Ansinnen rascher Lernfähigkeit und zwar nicht lungen allerorts eine bemerkenswerte birgt zweierlei Aspekte. Da wäre zum nur durch Tradierung, sondern auch Steigerung erfuhr. Wir müssen aber einen, der Tierschutzaspekt der uns durch flexible Verhaltensänderung ebenso akzeptieren, dass wir einen gar nicht so schlecht anstehen würde, des Einzelindividuums verbunden ist. nicht unbeträchtlichen Anteil der und zwar alleine aus dem Umstand Was eben auch bedeutet, dass ande- Verantwortung dafür tragen, zu wel- heraus, dass es die Jagd selbst ist, die rerseits der Prädator (Jäger) nur durch chen Dichten sich diese Wildarten die Anwaltschaft über das Wild aus- ständige situative Anpassungsfähig- aufgeschwungen haben. Das Gebot schließlich für sich reklamiert. Zum keit langfristig Erfolg haben kann. der Stunde ist folglich gerade auf anderen steckt aber ein sehr praxiso- Jene stereotypen Verhaltensweisen, jagdlicher Seite eine Wildregulierung rientierter Zweck dahinter, dass näm- wie die allermeisten Jäger sie derzeit als Instrument der Konfliktlösung in lich nur die profunde Kenntnis über leben, lassen uns jedoch im Reigen einer gemeinsamen Kulturlandschaft. alle Lebensäußerungen und viel mehr der Prädatoren in einem eher matten 14 OÖ JÄGER MÄRZ 2021
REPORT Zeit am Wild Lichte glänzen. Dabei ist es nicht der kann. Wobei „widrige Verhältnisse“ ausschließlich geübte Ansitz, der uns natürlich nicht ausschließlich durch BEZAHLTE ANZEIGE zu schlechten Jägern degradiert. Der Witterungsbedingungen besetzt sind, Luchs beispielsweise, hat diese Jagd- sondern alle für das Wild relevanten form seit Jahrtausenden zu seiner er- Negativfaktoren, etwa die Störung folgreichsten erkoren. Vielmehr ist es durch Dritte (Tourismus…), mit ein- die repetitive Tätigkeit, der Freitag-, zubeziehen sind. Die Tatsache, dass Samstag-, Sonntagabendansitz, mit – gleich dem Wetter – uns auch für dem wir dem Wild voll in die Kar- die angeführten weiteren Einflussfak- ten spielen. Beispielsweise grenzt es toren keine unmittelbar wirkenden geradezu an naive Blauäugigkeit, zu Regelmechanismen zur Verfügung glauben, dass Mama Hirsch ausge- stehen, betont im Umkehrschluss le- diglich die Dringlichkeit des situativ flexiblen Handlungsspielraumes auf jagdlicher Seite. Es geht nicht nur um den falschen Den Grund für die Scheu Zeitpunkt, sondern es sind vielmehr des Wildes immer nur bei anderen die zu erwartenden Folgen. Wenn mit Naturnutzern zu suchen, zeugt ledig- hoher Wahrscheinlichkeit der Jagd- lich von einem Mangel an jagdlicher erfolg (die Erbeutung) im wahrsten Eigenreflexion. Sinne des Wortes durch „schlechte Witterung“ ausbleibt, ist trotzdem stattet mit leidvoller Erfahrung und anzunehmen, dass potentiell erfolg- wohl behütetem Nachwuchs an ihrer versprechende Revierteile negativ Seite, dieses ständig sich wiederho- beeinflusst wurden, und die Folgen, lende Phänomen einfach ignorieren beim Rotwild etwa eine tage- bis wo- werde. chenlange Absenz der Rotwildstücke Oder die Begründung, warum die gerade an jenen Örtlichkeiten sein Ansprache, ob Bock oder Geiß, nur wird, an welchen grundsätzlich eine mehr mittels modernster Technologie Entnahme gut möglich wäre. Das im letzten Dämmerlichte gelingt? Im- Rehwild hingegen verlässt seinen mer noch bei anderen Naturnutzern mittelbaren Lebensraum nur sehr un- zu suchen, zeugt lediglich von einem gern. Das braucht es auch gar nicht, Mangel an jagdlicher Eigenreflexion. es ist diesbezüglich noch flexibler als Rotwild und kann sein Raumnut- zungsverhalten jederzeit dem Sicher- FAKTOR ZEIT heitsbedürfnis optimal anpassen. Die Zeitgemäßer ODER ZEITMANAGEMENT Abenddämmerung etwa, wird da sehr Im Kontext der vorangegangenen rasch zum „no go“. Überlegungen geht es primär um den Jagdkomfort Faktor Zeit, der offensichtlich in der Ein durchaus praktikables Alternativ- Zusammenschau unseres jagdlichen programm, auch für widrige Verhält- Handelns deutlich unterschätzt wird. nisse, wäre die Fernerkundung. Hier- Wenn wir folglich vom Faktor Zeit bei soll nicht die Digitalkamera mit sprechen, sprechen wir in erster Li- Handyverbindung beworben werden, Nordforest Hunting nie vom Zeitmanagement. Dies trifft sondern der Jäger in Persona, bewaff- Herren-Jagdparka Borga ebenso auf den Umstand zu, dass ge- net mit Fernglas / Spektiv, der von Art. Nr. 88-374-01 rade bei diesen Wildarten die situative ausgewählten Aussichtspunkten aus Flexibilität des Jägers eine sehr hohe (Gegenhänge, exponierte Gelände- wind- und wasserdicht sein muss. Am oben angesprochenen kanten, aber auch öffentliche mitun- sowie atmungsaktiv mit Wochenendbeispiel wird ebenso ter stark frequentierte Wege …), von Miporex-Membran deutlich, dass an einem solchen mit welchen große Revierteile ohne Ge- widrigen Verhältnissen zwar massen- fahr einer unmittelbaren Wildbeunru- leicht wattiert haft Zeit wäre, um den theoretischen higung, eingesehen werden können. Jagdhorizont zu erweitern, keinesfalls Die Stunden die hierfür „verplem- jedoch dem Wild nachgestellt werden pert“ werden, sind zugegebenerma- T: 0 76 13 / 44 7 88 | www.grube.at
Jagd ist nicht mehr das beschauliche Hobby unserer Väter, sondern hat sich zu einer anspruchsvollen (Freizeit-)Beschäftigung gewandelt. Auf den Punkt gebracht: Abschusserfüllung ist nicht Sache von Wochenendjägern. ßen beträchtlich, zumal der Anblick täten direkt am Wild, welche nicht im zuzuschreiben ist, jedenfalls von kei- die meiste Zeit mäßig sein wird. Zwar finalen jagdlichen Akt gipfeln, ihrem ner großen Weidmannschaft zeugt. haben Wildkamera und Co punktuell Wesen nach als potentielle Störung zu Der möglicherweise vorgebrachte Ver- und nur für den Augenblick einen hö- bewerten sind, denn: „Der Wind ist weis auf den hohen Erwartungsdruck heren Informationsgehalt, doch die immer nur vor dem Jäger gut“. In An- in Form der Abschusserfüllungs- langfristige Aussagekraft über Wild- betracht des sehr wahrscheinlichen pflicht ändert nichts an der Tatsache, verteilung und -verhalten, rechtfertigt Falles, dass das Verhältnis Aktivität dass wir trotz hohem zeitlichen Auf- allemal den Beobachtungsaufwand zu Erbeutung sehr ungünstig ausfällt, wand sehr ineffizient wirken und, als und kann (zumindest derzeit noch) müssen die bisher angewandten Jagd- wäre das nicht genug, zwangsläufig durch kein digitales Hilfsmittel wett techniken methodisch und hinsicht- die Negativspirale in die Höhe schrau- gemacht werden. Der Punkt ist, dass lich des zeitlichen Aufwandes kritisch ben. Diese Erkenntnis ist nicht neu, die somit gewonnene Fülle an Daten, hinterfragt werden. Vor allem, ob es sie wird vom Großteil der Jägerschaft planbare Jagdstrategien ermöglichen, nicht sinnvoller sein könnte, die auf- sogar geteilt, doch die ausbleibende welche die Kalkulierbarkeit, wo und gewendete Zeit besser in die Vorberei- Reaktion lässt alleine den Schluss zu, vor allem zu welchem Zeitpunkt der tung, sprich Erkundung, Bestätigung dass offenkundig der Vorrang anders Jagderfolg am höchsten sein wird, mit dem enormen Vorteil der Wildbe- gearteten Interessenlagen eingeräumt eminent steigert. ruhigung zu investieren. wird. Für Skeptiker sei an dieser Stelle an- gemerkt, dass es hierfür auch eine Das Credo unserer Tage ist der rasche Jeder Weidmann (egal ob Professio- probate Überprüfungsmethode gibt. Erfolg in allen Lebenslagen. Dabei nist oder Freizeitjäger) sollte sich folg- Jeder Jäger bräuchte sich lediglich vergessen gerade wir Jäger geflissent- lich bereits im Vorfeld überlegen, ob die Frage stellen, in welchem Verhält- lich darauf, dass dieser rasche Erfolg er oder sie in Anbetracht der persön- nis seine unmittelbaren jagdlichen in der Natur (die mit dem modernen lichen Lebensumstände überhaupt in Aktivitäten zum Erfolg (getätigter Leben so gar nichts am Hut hat) nur der Lage ist, das nötige Zeitbudget, Abschuss) stehen. Mit ins Kalkül mittels penibler Vorbereitung eintre- gepaart mit dem hierfür flexiblen einbezogen werden muss jedoch die ten kann, und alles andere lediglich Zeitmanagement aufzubringen. Ist Tatsache, dass alle jagdlichen Aktivi- dem Zufall – dem Glück des Jägers dies nicht der Fall, so muss er sich 16 OÖ JÄGER MÄRZ 2021
REPORT Zeit am Wild ebenso darüber im Klaren sein, dass Eine Option, und das erscheint dem QUINTESSENZ sein Platz nicht in jener Gruppe zu Autor als wesentlicher Diskussi- Zusammenfassend müssen wir erken- finden ist, in deren Verantwortungs- onsbeitrag im Kontext von „Zeit am nen, dass die offensichtlich knapp bereich die Abschusserfüllung vor Wild“, könnte vor allem darin beste- bemessene Zeit, welche einem Groß- Ort gelegt werden kann. Denn, und hen, dass die Bedeutung des jagd- teil der Jäger für ihre Passion zur Ver- das tritt Gedenk der sich immer deut- lichen „team working“ aus ihrem fügung steht, nicht in jenem Maße licher abzeichnenden Veränderungen Schattendasein geholt würde. Beden- genutzt wird, als es einer sinnvollen in unserem gemeinsamen Lebens- ken wir doch, dass sich das Weidwerk Wildbewirtschaftung unter klar er- raum mehr und mehr zu Tage: Jagd über Jahrtausende ausschließlich nur kennbarem Einbezug ihrer Lebens- ist nicht mehr das beschauliche Hob- im Plural verstand. Fakt ist, dass bedingungen wäre. Ein Großteil der by unserer Väter, sondern hat sich zu jagdliche Notwendigkeiten (Nahrung, Jägerschaft versteht sich zwar als einer anspruchsvollen (Freizeit-)Be- Wildregulierung?) immer eine Sache Anwalt des Wildes, handelt jedoch schäftigung gewandelt. Auf den Punkt der Gemeinschaft waren. Diese Jagd- nur dann in diesem Sinne, wenn die gebracht: Abschusserfüllung ist nicht gemeinschaft gilt es, gerade aus Er- Pflicht deckungsgleich der Kür ist. Als Sache von Wochenendjägern. mangelung an nötigem individuellen Abschluss, und gleichsam als denk- und flexiblen Zeitbudget in der Klien- würdiges Beispiel ist dem Autor kein tel der Freizeitjäger, wieder mehr zu einziger Weidkamerad bekannt, der EXKURS: beleben. Wobei an dieser Stelle nicht sich für die notwendige Abschusser- An dieser Stelle sei es gestattet, die die Gesellschaftsjagd beworben wer- füllung von Schmalstücken im Früh- Zeitkomponente auch aus einem an- den soll. sommer einige Tage Urlaub nehmen deren, aber immerhin themenver- würde, dahingegen ist die Zeit um wandten Blickwinkel zu beleuchten. Vielmehr wäre der Fokus auf eine ge- den ersten August und selbstredend Unser Bundesgebiet besteht bei Leibe meinsame Aufgabenverteilung, etwa die Hirschbrunft ein umfassender nicht nur aus großen Eigenjagden, bei der thematisierten Wildbestäti- Garant für die fixe Verplanung von sondern in den überwiegenden Fällen gung als unabdingbares Instrument Tagen bis Wochen am Urlaubskalen- aus klein strukturiertem Grundeigen- für eine effiziente Jagdplanung, näm- der. Offensichtlich ist die Zeit, die wir tum, das sich in genossenschaftlichen lich WER, WO und vor allem WANN Jäger für unsere Passion aufwenden, Jagdgebieten wiederfindet. Gerade den größten Jagderfolg haben wird, im wahren Sinne des Wortes kost- in diesem ist das Konfliktpotential zu richten. bar. Arbeiten wir also daran, dieses bezüglich Wildschäden versus Ab- wertvolle Gut zum Wohle des Wildes schussplanerfüllung ein sehr ausge- sowie seines Lebensraumes (Pflicht) prägtes, und mündet mithin in einem und den sich ALLEINE aus diesem Ti- starken Druck von Seiten der eigent- tel rechtfertigenden jagdlichen Freu- lichen Jagdberechtigten (Grundei- den (Kür) besser zu nutzen. Denn gentümer) auf die praktizierenden Jagd verpflichtet. Jagdausübungsberechtigten (Jagdge- sellschaft, Jagdpächter). Darauf ange- sprochen, dass es doch im ureigensten Das Thema dieses Aufsatzes ent- Interesse der Grundeigentümer liegen stammt der 24. Wildtiermanagement- müsse, diesen Konflikt zu lösen, in- tagung „Wege erzählen Geschichten dem sie beispielsweise selbst jagdlich – nicht Trophäen!“ des Nationalparks tätig werden, reagiert das Groß immer Hohe Tauern in St. Jakob in Defereg- mit derselben stereotypen Antwort, gen, wo Berufsjäger und Sachverstän- dass nämlich – wie zu erwarten wäre diger WM Helmut Neubacher diesen – das jagdliche Können und/oder In- Vortrag hielt. teresse nicht vorhanden sei, sondern schlichtweg hierfür „keine Zeit“ zur Verfügung stünde. Ein Paradoxon also, dass die Grund- eigentümer den notwendigen Zeitauf- wand zwar eindeutig erkennen, die- sen vom Jagdausübungsberechtigen selbstredend einfordern, sich selbst jedoch nicht im Stand sehen, einen Der möglicherweise vorgebrachte Verweis auf den hohen Erwartungsdruck in Form der Abschusserfüllungspflicht solchen im Eigeninteresse aufbringen ändert nichts an der Tatsache, dass wir trotz hohem zu können!?! zeitlichen Aufwand sehr ineffizient wirken. MÄRZ 2021 OÖ JÄGER 17
THEMA Gamsbestände zeigen im Alpenraum regional unterschiedliche Entwicklungen. Genaue Daten liegen zwar selten vor, aber die vorlie- genden Informationen zeigen, dass die Bestände in höheren Lagen mancherorts rückläufig und in tieferen Lagen oft zunehmend sind. Auffallend ist zudem, dass die Gams vor allem in den Randalpen zunehmend neue Gebiete besiedelt. FUST POSITION 11 ZUR ENTWICKLUNG DER GAMS- VORKOMMEN IM ALPENRAUM VON Priv.-Doz. Dr. Mag. Erich Tasser, EUR.AC research (IT); Univ. Prof. i. R. DI Dr. Friedrich Reimoser, Veterinärmedizinische Universität Wien, Universität für Bodenkultur Wien (AT); Prof. Dr. Dr. Sven Herzog, Technische Universität Dresden (DE); Dr. Hubertine Underberg-Ruder, FUST – Tirol e.V., Underberg AG (CH); WM Josef Stock, FUST – Tirol e.V. (AT) FOTOS R. Reiner, FUST-Tirol e.V. Unter dem Titel „Die Gams im Alpenraum – wie weiter?“ organisierte der FUST-Tirol im November 2019 in Achenkirch/Tirol eine Gams-Expertentagung mit Teilnehmern aus fünf Staaten des Alpenraumes (Österreich, Schweiz, Deutschland, Italien, Slowenien). Tagungsziel war eine möglichst objektive Einschätzung der Gams-Entwicklung (Bestand, Vorkommensgebiet) und deren Ursachen in den Alpen zu erhalten, um daraus Empfehlungen für ein artgerechtes und zukunfts- taugliches Gams-Management abzuleiten. Die Tagung war als Brückenbau zwischen Wissenschaft und Praxis gedacht. Aus den Vorträgen und Diskussionen lässt sich folgendes Fazit ziehen – detaillierte Informationen siehe www.fust.at/fachtagung-gams 18 OÖ JÄGER MÄRZ 2021
I n den meisten Ländern des Ostal- penraums haben Gamsbestände und Gamsverbreitung nach dem zweiten Weltkrieg deutlich zuge- nommen, in den letzten beiden Jahr- zehnten sind sie meist weitgehend sta- bil geblieben und in einigen Gebieten haben sie im Vergleich zum Höchst- stand wieder etwas abgenommen. Wirksam für die Bestandesschwan- kungen sind in diesen Gebieten die gezielte Bejagung und weitere Einflussfaktoren wie Wetter, Konkur- renz (v.a. Rotwild, Steinwild, Schafe, Ziegen), Krankheiten, Großkarnivore und zunehmende Freizeitaktivitäten. Dies sind Einschätzungen der Exper- ten, landesweite verlässliche und in- ternational vergleichbare Bestandes- daten fehlen fast überall. Auch die Daten aus langfristigen Abschussstati- Abb. 1: Trends der Gamsentwicklung der vergangenen 2 – 3 Jahrzehnte im Alpenraum (Quelle: durchgezogene Pfeile: Gamstagung FUST; gestrichelte Pfeile: Ergänzungen aus Loison et al. 1996, 2006; Andreoli et al. 2016; stiken der Länder sind oft schlecht ver- https://france3-regions.francetvinfo.fr/provence-alpes-cote-d-azur/; https://rupicapragroup.weebly.com/italy.html). gleichbar, sagen wenig über tatsäch- Die Pfeile geben einen Hinweis zur Entwicklung der Gams im Großraum, nicht aber in einzelnen Gamsgebieten. liche Bestandsveränderungen aus, und unterliegen methodischen Ände- standesreduktion durch die Jagd das folgreich neue Lebensräume erobert. rungen der Datenerfassung. Für einige Ziel war. Damit versucht man die Lediglich im deutschen Alpenraum Regionen sind bessere Bestandesdaten Fraßeinwirkungen im Wald und die lassen sich keine eindeutigen Aussa- vorhanden (regelmäßiges Monitoring damit möglicherweise verbundenen gen dazu treffen, da vor allem dazu mit gleichbleibender Genauigkeit und Wildschäden gezielt zu reduzieren im bayerischen Alpenraum konkrete Methodik). bzw. Krankheiten durch eine Verrin- Zahlen fehlen. gerung der Bestandesdichte vorzu- Trotz all dieser Problematiken lassen beugen. Eine Abnahme der Gams- Zudem konnten im Rahmen der Tagung sich für den Alpenraum folgende Ent- bestände ist daher dort nicht als noch weitere, vor allem für das Manage- wicklungen feststellen (siehe Abbil- umweltbedingte Abnahme zu sehen, ment der Gams relevante Aussagen ge- dung 1): sondern vielmehr als Erfolg einer in- troffen werden: tensiveren Bejagung bzw. Übernut- 1. In vielen Gebieten wurde eine Aus- zung (wie in Tirol und St. Gallen). In n ROBLEMFELD FORSTWIRT- P breitung/Verlagerung der Gams in einigen Schweizerischen Kantonen SCHAFT – GAMS tiefere Lagen (Wald, Weinberge) (St. Gallen, Thurgau und Zürich) hat Durch Lebensraumveränderungen bis in Talnähe beobachtet. Die man zum Zweck des Waldschutzes im Alpenraum steigt in manchen Re- Gams im Wald ist somit keine Sel- zudem den Luchs wieder angesie- gionen der Druck auf den Wald und tenheit mehr, was wiederum in vie- delt. übersteigt damit die landeskulturell len Gebieten zu Konflikten mit der tolerierbaren Verbissbelastungen an Forstwirtschaft führt. 3. In den österreichischen, italie- der Waldvegetation. Damit wird von nischen, schweizerischen und fran- Seiten der Forstwirtschaft gefordert, 2. In den Zentralalpen sind die Be- zösischen Randalpen zeigt sich die Bestände immer weiter abzusen- stände weitgehend stabil, wobei es durchwegs ein positiver Trend. Dort ken. Mancherorts werden die Gämsen zu kurzfristigen Bestandesschwan- kommt es zu einer Ausdehnung der dadurch potentiell zu einer gefähr- kungen durch Krankheiten, ungün- besiedelten Habitate, vor allem in deten Wildart. In Deutschland findet stige Wettergeschehnisse und durch tieferen Waldgebieten. Damit einher sich das Gamswild beispielsweise seit das Jagdmanagement kommt. Vor geht auch eine tendenzielle Zunah- diesem Jahr auf der Vorwarnstufe der allem im Ostalpenraum sind manche me der Bestandeszahlen, auch wenn Roten Liste. Dies ist rechtlich und lan- Bestände zuletzt rückläufig, da nach belastbare und vergleichbare Daten deskulturell problematisch (EU-FFH- den Anstiegen der Gamsbestände in oft fehlen. Trotzdem scheint es so Richtlinie, nationale Gesetze). Bei der vergangenen Jahrzehnten eine Be- zu sein, dass die Gams sich dort er- Gamsbejagung ist mehr Vorsicht gebo- MÄRZ 2021 OÖ JÄGER 19
THEMA n ICHERUNG INTAKTER S n BIOTOPKAPAZITÄT GAMSLEBENSRÄUME Im guten Teamwork der Tagungsteil- Die jüngste Entwicklung der Zunahme nehmer bestand anfangs teilweise ein der Beunruhigung und aktiven Ver- unterschiedliches Begriffsverständnis drängung aus diversen Gamslebens- zu „Biotopkapazität“, was manche räumen und die Entwicklungen der Diskussion erschwerte. Schließlich Gamspopulationen (Anzahl der Indi- einigte man sich auf eine Gliederung viduen, Sozialstruktur, Verteilung der in zwei Grundtypen mit unterschied- Tiere) untermauert, dass die Erhal- lichen Blickwinkeln: (1) Ökologisch- tung geeigneter, störungsarmer Gams- biologische Biotopkapazität aus Sicht lebensräume bei der Landesplanung der Wildtiere und (2) Schadensab- ernst genommen werden sollte (z.B. hängige Biotopkapazität aus Sicht der wildökologische Raumplanung als Teil Menschen, v. a. Förster (Wildverbiss der Landesraumplanung). an Jungbäumen). Als besonders wichtig für ein inte- n MONITORING grales Wildtier- und Habitatmanage- Ein alpenweit vergleichbares Gams- ment wurde hervorgehoben, dass die Monitoring sollte aufgebaut werden. beiden Typen der Biotop-Tragfähigkeit Die Experten bedauerten die meist un- im selben Gebiet je nach Konstellation befriedigende Datenlage, es gibt nur der ökologischen und sozio-ökono- wenige Gebiete mit gut fundiertem mischen Faktoren sehr unterschied- Langzeit-Monitoring der Gamsbestän- liche Wilddichte-Grenzwerte ergeben de. können. Je weiter diese beiden Kapa- zitätswerte auseinanderliegen, desto n POSITIVBEISPIELE leichter können sich Probleme erge- Im Hinblick auf das Management ben. wäre eine stärkere Orientierung an Positivbeispielen wichtig (zum Bei- n WECHSELSEITIGES spiel Gamsraum Hoher Tenn im Land PROBLEMVERSTÄNDNIS Salzburg, Gamsräume Gamperdona, Die Art der Landnutzung durch den Der Gams hat in den vergangenen Jahrzehnten erfolg- reich Lebensräume in tieferen Lagen erobert. Vor allem Rätikon und Hochmontafon in Vorar- Menschen kann auftretende Probleme im Wald ist er keine Seltenheit mehr. lberg), wo Gamsbestände mit artge- minimieren, wenn die Wirkungszu- rechter Sozialstruktur bei tragbaren sammenhänge allen maßgeblichen Verbissbelastungen des Jungwaldes Akteuren ausreichend bekannt bzw. ten als bisher oft üblich. Unbegründe- in die Kulturlandschaft eingebunden bewusst sind. Dies betrifft vor allem te weitere Bestandsreduktionen und werden konnten. die Land- und Forstwirtschaft ein- ungünstige Veränderungen der Sozial- Gams-Entwicklungen erfolgen auf- schließlich der Schutzwalderhaltung, struktur sind zu vermeiden. grund komplexer ökologischer Wech- die Jagd, Tourismus und Freizeitak- selwirkungen; die Managementansätze tivitäten, die Raumplanung und den n NPASSUNG DER ABSCHUSS- A von Forst-, Jagd- und Naturschutzsei- Naturschutz. Es besteht ein Nachhol- PLANZAHLEN te werden integral aufeinander abge- bedarf an wechselseitigem Problem- Dort, wo sich die Gams vermehrt in stimmt. verständnis und ganzheitlich ausge- den Wald hin ausgebreitet hat, ist sie Während in den meisten Ländern eine richteten Problemlösungskonzepten. nun weniger sichtbar bzw. erfassbar überwiegend sachliche Gesprächsba- als oberhalb der Waldgrenze. Dort, sis über den Umgang mit Gamswild Die zentrale Schlussfolgerung aus der wo die Gams vermehrt im Wald vor- und seinem Lebensraum besteht, gab Tagung ist jene, dass der Dialog zwi- kommt, könnte es passieren, dass es es in Bayern erhebliche Konfrontati- schen allen Beteiligten fortzuführen zu einer Unterschätzung des Gesamt- onen zwischen Interessengruppen, ist, vor allem auch mit jenen, die Ent- bestandes kommt. Aufgrund der Be- auch auf politischer Ebene. scheidungsbefugnis haben. Veränderte standesschätzungen kann es leicht zu Bayern war zuletzt kein gutes Beispiel Ausgangslagen und Ziele sowie neue einer Schieflage bei den Abschussplä- für ganzheitliche, konfliktarme Pro- wissenschaftliche Erkenntnisse und Kon- nen führen: In höheren Lagen, den blemlösung; es dominierten enge, sek- zepte erfordern Umdenkungsprozesse ehemaligen Kerngebieten, wird die torale Blickwinkel. und müssen auch in politische Entschei- Gams eher zu viel bejagt, in jenen Ge- Effiziente und nachhaltige Lösungen dungen einfließen können. Eine nach- bieten, wo sie verstärkt im Wald vor- der Gamsproblematik wurden da- haltige, möglichst konfliktfreie Einbin- kommt, eher zu wenig. durch erschwert. dung der Gams in die Kulturlandschaft 20 OÖ JÄGER MÄRZ 2021
THEMA Zur Entwicklung der Gamsvorkommen im Alpenraum braucht eine gute Kooperation aller Inter- Beständen auf Dauer erhalten werden Naturnutzern. Dies geschieht in enger essengruppen, die im Gamslebensraum kann. Zusammenarbeit mit Universitäten und aktiv sind und die Gamspopulationen in Forschungseinrichtungen, Behörden, ihrer Entwicklung und räumlichen Ver- Der gemeinnützige Förderungsverein für Forst, Jagd und Landwirtschaft wie auch teilung beeinflussen. Konfrontation und Umweltstudien (FUST) mit Sitz in Achen- Grundeigentümern, Anliegern und Um- „Feindbildpflege“ zwischen verschie- kirch/Tirol widmet sich der alpinen For- weltverbänden. Die Ergebnisse der wis- denen Lagern sind zu wenig. Auch gilt schung. Schwerpunkte sind die Lösung senschaftlichen Arbeiten werden der es, Abschied zu nehmen von der Durch- von Umweltproblemen, die nachhaltige Allgemeinheit zur Verfügung gestellt setzung realitätsferner Ideologien, wie Nutzung natürlicher Ressourcen und (Website: http://www.fust.at/). sie seitens mancher Gruppen vertreten der Konnex zwischen Naturraum und werden, sodass bestehende Probleme leichter lösbar werden. ERRATUM Abschüsse Insgesamt geht es dem Gams im Al- In der Ausgabe Dezember 2020 ist Bezirk Hirsche Tiere Kälber Summe penraum derzeit nicht schlecht, auch auf Seite 30 in der Tabelle der Rot- Braunau 6 6 12 wenn er in manchen Gebieten weniger wild-Abschüsse eine Zeile „ver- Freistadt 19 13 11 43 geworden ist als auf dem Höchststand rutscht“. Hier richtige Auflistung. Gmunden 386 716 474 1576 vor etwa 20 bis 40 Jahren. Gleichzeitig Kirchdorf 355 485 373 1213 Wir bitten um Nachsicht. kommen Gams heute in Gebieten vor, Rohrbach 37 29 20 86 Schärding 1 1 wo es vor einigen Jahrzehnten noch kei- Steyr 185 417 240 842 ne gab. Darunter sind viele Waldgebiete Urfahr 11 3 2 16 mit der Gefahr der Entstehung von Wild- Vöcklabruck 32 28 20 80 schäden durch Gams. Auf die Erhaltung Summen 1031 1698 1141 3870 geeigneter, ruhiger Gamslebensräume ist zu achten, damit der Gams in vitalen BEZAHLTE ANZEIGE NEU HELIA S 42 ERLEBBARE PERFEKTION HELIA S 42 – der perfekte Allrounder Das HELIA S 42 besticht durch kompromisslose Konzentration auf das wirklich WICHTIGE: Funktionalität, Verlässlichkeit, Handhabung und Ästhetik. Der perfekte Allrounder für die Jagd. MÄRZ 2021 kahles.at OÖ JÄGER 21
W ildkammern, in denen vermieden und Kondensation und n EINRICHTUNG (AUSSTATTUNG) Wildbret zubereitet, be- unerwünschter Schimmelbefall ver- Ein Handwaschbecken mit flie- handelt oder verarbeitet mieden wird. ßendem kaltem und warmem wird, müssen so konzipiert und an- Im Bereich der Decke ist ein An- Trinkwasser, Seifenspender und gelegt sein, dass eine gute Lebensmit- strich mit wasserfester Farbe aus- Einmalhandtüchern ist einzurich- telhygiene gewährleistet ist und Kon- reichend. ten. Empfohlen werden Hand- taminationen zwischen und während waschbecken, die z. B. durch einen Arbeitsgängen vermieden werden. Sie Böden müssen leicht zu reinigen Druckknopf bedient werden kön- müssen insbesondere folgende Anfor- sein und zu desinfizieren sein. Bei nen, um eine Rekontamination der derungen erfüllen: Verwendung von Fliesen ist die Hände zu verhindern. THEMA WILDBRET Checkliste für die Errichtung und den Betrieb einer Wildkammer TEXT Dr. Werner Schiffner MBA FOTOS Ch. Böck n GRÖSSE Rutschgefahr angemessen zu be- Bei Wildkammern, in denen große Die Größe und die Anzahl der Räu- rücksichtigen, um Unfällen vorzu- Mengen Wild zerwirkt bzw. ver- me und Arbeitsbereiche richtet sich beugen. arbeitet werden, sind diese Arma- nach dem Wildaufkommen und Der Bodenbelag muss so beschaf- turen, die durch Druckknopf oder den Tätigkeiten, die in der Wild- fen sein, dass Wasser leicht ablau- Lichtschranke funktionieren, erfor- kammer verrichtet werden (Aufbre- fen kann. Es muss ein abgedeckter, derlich. chen, Aus-der-Decke-schlagen/Ab- geruchssicherer Abfluss vorhanden schwarten, Zerwirken, Veredeln). sein, sodass keine Schädlinge in Eine Einrichtung zum Reinigen den Raum gelangen können. der Arbeitsgeräte mit heißem bzw. kaltem Wasser ist vorzusehen. Die- n BAULICHE AUSFÜHRUNGEN Fenster und Türen müssen so ge- se kann in Verbindung mit dem Wände müssen hell und bis zu baut sein, dass sie glatte und leicht Handwaschbecken, z.B. durch eine einer den jeweiligen Arbeitsvor- zu reinigende Oberflächen haben Doppelspüle, eingerichtet werden. gängen angemessene Höhe glatt und Schmutzansammlungen ver- Werden in einer Wildkammer grö- und abwaschbar ausgeführt wer- mieden werden. Fenster, die ge- ßere Mengen von Wild aufgebro- den, leicht zu reinigen und zu öffnet werden können, sind mit chen bzw. größere Mengen von desinfizieren sein. Wände müssen Insektenschutzgittern zu versehen, Wild zerlegt, ist ein Sterilisations- wasserundurchlässig und abrieb- die zu Reinigungszwecken leicht becken, das Wasser mit über 82° fest sein (z.B. Fliesen) und aus entfernt werden können. C zur Verfügung stellt, erforderlich, nichttoxischem Material bestehen. um Arbeitsgeräte (Messer) nach Die Beleuchtung muss ausreichend Kontamination zu reinigen. Decken müssen so gebaut wer- hell sein, damit Veränderungen des Ein Wasseranschluss (Trinkwas- den, dass Schmutzansammlungen Fleisches erkennbar werden. ser), mit dem Kühlzelle bzw. Boden 22 OÖ JÄGER MÄRZ 2021
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