Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - Österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie

 
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Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - Österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie
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Orthopädie & Traumatologie
Rheumatologie
EUR 9,– Jahrgang 25/2020 ISSN 1997-8308 Österreichische Post AG, MZ 09Z038204M, Retouren an PF 555, 1008 Wien, Universimed CMC GmbH, Markgraf-Rüdiger-Straße 6–8, 1150 Wien   6 / 2020

                                  ANÄSTHESIE                                                   AKTUELL                                            ANCA-ASSOZIIERTE VASKULITIS
                            Individuelle Risiken –                                       Covid-19                                                 Neue Empfehlungen zur
                            individuelle Konzepte                                     und Orthopädie                                                Erhaltungstherapie
 © iStockphoto.com/BraunS

                                                                                                                                          FOKUSTHEMA

                                                                                                                                          Perioperatives
                                                                                                                                          Management
Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - Österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie
Österreichische
                                Gesellschaft für
                                Unfallchirurgie

                    ÖGOuT
                     Österreichische Gesellschaft für          e i n s a m e
                     Orthopädie und Traumatologie
                                                        2. gemstagung
                                                         Jahre

                                                Minimalinvasive
                                                Unfallchirurgie &
                                                Orthopädie
                                                57. ÖGU Jahrestagung
                                                2. ÖGOuT Jahrestagung

                                                07. – 09. Oktober 2021
                                                Salzburg

     ww w
                t h e date n.at
         Save lchirurge
          . u nfal
                                               2021
Es wird angestrebt, die
Jahrestagung nach den Kriterien
des Österreichischen Umweltzeichens für
Green Meetings/Green Events auszurichten.
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Editorial
                                                   M. Humenberger, Wien
                                                   M. Thaler, Innsbruck                            ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE RHEUMATOLOGIE

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen

   Das perioperative Management in der Orthopädie und Trau-                                  Prof. Frossard behandelt und er konnte in seinem Artikel darle-
matologie stellt eine entscheidende Säule für die erfolgreiche                               gen, wie wichtig eine adäquate internistische Therapie unserer
Therapie, speziell bei multimorbiden Patienten, dar. Die enge                                meist multimorbiden Patienten ist, um ein gutes Therapieergeb-
interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Orthopäden und                                     nis zu erlangen. Neben allgemeinen Themen des perioperativen
Traumatologen, Internisten und Anästhesisten bzw. bei Bedarf                                 Managements wurden auch spezielle Themen beleuchtet. So
auch Kollegen anderer Fachrichtungen ermöglicht die optimale                                 haben Dr. Sigmund und Prof. Windhager das Management der
präoperative Vorbereitung der Patienten. Perioperativ führt                                  intraoperativen Diagnostik bei periprothetischen Gelenksinfek-
eine korrekte und saubere OP-Technik gemeinsam mit exakter                                   tionen dargestellt und damit ein Konzept dargelegt, welches
anästhesiologischer Patientenführung zum Erfolg. Einen nicht                                 evtl. auch bei anderen komplexen Infektsituationen anwendbar
minder entscheidenden Faktor stellt die postoperative Phase                                  ist. Dr. Payr und Prof. Schebesta haben in einem interdisziplinä-
dar, in der eine frühzeitige Mobilisierung und funktionelle The-                             ren Artikel das perioperative Management von Kindern in der
rapie zu verbesserter Funktion bzw. das frühzeitige Erkennen                                 Traumatologie bearbeitet und Doz. Dr. Negrin konnte das peri-
von Komplikationen und ihre gezielte Therapie zu einem Abfan-                                operative Management des polytraumatisierten Patienten dar-
gen von schwerwiegenden Folgen führen kann. Wir konnten                                      stellen. Aufgrund der erneut stark steigenden Zahlen an
Kolleginnen und Kollegen unterschiedlicher Fachdisziplinen zur                               Covid-19-positiven Patienten hat Dr. Khosravi aus Innsbruck
Gestaltung der vorliegenden Ausgabe gewinnen und eine sehr                                   den Einfluss von Covid-19 auf die Orthopädie beleuchtet und
vielseitige Betrachtung des perioperativen Managements unse-                                 zusammengefasst.
rer Patienten erzielen.
                                                                                                Wir bedanken uns bei allen Autoren und Autorinnen für die
   Doz. Dr. Innerhofer und Dr. Iraschko-Stolz aus Innsbruck                                  erstellten Beiträge und bei allen Kolleginnen und Kollegen für
haben die Beantwortung individueller anästhesiologischer Risi-                               ihr Interesse an der vorliegenden Ausgabe!
ken der Patienten durch individuelle Konzepte erörtert und
damit dargestellt, dass durch eine differenzierte Therapie auch
herausfordernde Probleme erfolgreich behandelt werden kön-                                       Hochachtungsvoll und mit besten Grüßen
nen. Doz. Fischerauer, Dr. Ruckenstuhl und Dr. Maurer-Ertl aus
Graz haben sich mit der perioperativen Anwendung von Tran-
examsäure bei orthopädischen und traumatologischen Eingrif-                                      Dr. Michael Humenberger und
fen befasst und ihre Ergebnisse zusammengefasst. Das peri-                                       Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr. Martin Thaler, MSc
operative Management aus Sicht des Internisten wurde von

Wissenschaftliche Beiräte
D. Aletaha, Wien; W. Anderl, Wien; C. Bach, Wien; N. Böhler, Linz; P. Bösch, Wr. Neustadt; H. Boszotta, Eisenstadt; M. Breitenseher, Horn; W. Brodner, Krems; E. Cauza, Wien;
K. Dann, Wien; M. Dominkus, Wien; U. Dorn, Salzburg; R. Dorotka, Wien; A. Engel, Wien; L. Erlacher, Wien; R. Eyb, Wien; C. Fialka, Wien; M. Friedrich, Wien; R. Ganger, Wien;
A. Giurea, Wien; R. Graf, Stolzalpe; W. Graninger, Graz; W. Grechenig, Graz; F. Grill, Wien; J. Grisar, Wien; G. Grohs, Wien; G. Gruber, Graz; K. Gstaltner, Wien; J. Hochreiter, Linz;
S. Hofmann, Stolzalpe; L. Holzer, Klagenfurt; H. Imhof, Wien; S. Junk-Jantsch, Wien; F. Kainberger, Wien; R. Kdolsky, Wien; K. Knahr, Wien; R. Kotz, Wien; P. Krepler, Wien;
M. Krismer, Innsbruck; W. Lack, Wien; B. Leeb, Stockerau; R. Lunzer, Graz; K. Machold, Wien; R. Maier, Baden; S. Marlovits; Wien; M. Mousavi, Wien; T. Muellner, Wien; S. Nehrer,
Krems; T. Neubauer, Horn; M. Nicolakis, Wien; M. Nogler, Innsbruck; A. Pachucki, Amstetten; G. Pflüger, Wien; R. Puchner, Wels; F. Rainer, Graz; H. Resch, Salzburg; P. Ritschl,
Wien; K. Schatz, Wien; G. Schippinger, Graz; M. Schirmer, Innsbruck; W. Schneider, Wien; H. Seitz, Judenburg; F. Singer, Laab i. W.; H. Tilscher, Wien; K. Trieb, Wels; H.-J. Trnka,
Wien; C. Tschauner, Stolzalpe; A. Ulreich, Gröbming; V. Vécsei, Wien; A. Wanivenhaus, Wien; R. Windhager, Wien; C. Wurnig, Wien; P. Zenz, Wien; J. Zwerina, Wien

          Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 6 / 2020                                                                                                                          3
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Mit Stammzellen
                                     Leben retten!

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Inhalt

                                                                                                                                            ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE RHEUMATOLOGIE

    GESELLSCHAFTSMITTEILUNGEN                                                                                                        26 Management der intraoperativen
                                                                                                                                        Diagnostik bei periprothetischen
9        ÖGU/ÖGOuT                                                                                                                      Gelenksinfektionen
                                                                                                                                               I. K. Sigmund, Wien
10       GOTS                                                                                                                                  R. Windhager, Wien

11       ÖGO                                                                                                                         30 Perioperatives Management
                                                                                                                                        in der Kindertraumatologie
    AKTUELL                                                                                                                                    S. Payr, Wien
                                                                                                                                               K. Schebesta, Wien
12       Covid-19 und Orthopädie
         I. Khosravi, Innsbruck
                                                                                                                                     32 Perioperatives Management
                                                                                                                                        des Polytraumas
                                                                                                                                               L. L. Negrin, Wien

    PERIOPERATIVES MANAGEMENT

16       Anästhesie in Orthopädie und                                                                                                   ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE
         Traumatologie
                                                                                                                                     36 56. Jahrestagung der ÖGU und
         Individuelle Risiken –                                                                                                         1. Jahrestagung der ÖGOuT
         individuelle Konzepte
                                                                                                                                        „Heuer ist alles anders“
         I. Iraschko-Stolz, Innsbruck
         P. Innerhofer, Innsbruck
                                                                                                                                     38 56. Jahrestagung der ÖGU und
20 Perioperative Anwendung von                                                                                                          1. Jahrestagung der ÖGOuT
   Tranexamsäure bei orthopädisch-                                                                                                      „Wir haben sehr viel gelernt“
   traumatologischen Eingriffen                                                                                                                K. Gstaltner, Wien
         S. F. Fischerauer, Graz
         P. Ruckenstuhl, Graz                                                                                                        40 Mythos und Tatsachen
                                                                                                                                        der Knochenverlängerung
22 Perioperatives Management                                                                                                                   G. E. Wozasek, Wien
   aus Sicht des Internisten
         M. Frossard, Wien
                                                                                                                                     42 Inverse Schulterprothese bei
                                                                                                                                        Glenoiddefekt mit augmentierter
                                                                                                                                        Basisplatte
                                                                                                                                               A. Prodinger, Stolzalpe

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haber: Universimed Holding GmbH
Bezugsbedingungen Abonnement: Bestellung bei Universimed oder unter www.universimed.com. Jahresabo EUR 45,–, Einzelheft EUR 9,– inkl. MwSt. und Versand innerhalb von Österreich; im Ausland zzgl. Versandspesen. ISSN 1997-8308. Das Medium JATROS
Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie ist für den persönlichen Nutzen des Lesers konzipiert und beinhaltet Informationen aus den Bereichen Expertenmeinung, wissenschaftliche Studien und Kongresse. Namentlich gekennzeichnete Artikel und sonstige Beiträge
sind die persönliche und/oder wissenschaftliche Meinung des Verfassers und müssen daher nicht mit der Meinung der Redaktion und des Herausgebers übereinstimmen. Mit der Übergabe von Manuskripten und Bildern gehen sämtliche Nutzungsrechte in Print und Inter-
net an Universimed über. Copyright: Alle Rechte liegen bei Universimed. Nachdruck oder Vervielfältigung – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers. Die wiedergegebene Meinung deckt
sich nicht in jedem Fall mit der Meinung des Herausgebers, sondern dient der Information des Lesers. Die am Ende jedes Artikels vorhandene Zahlenkombination (z.B.: ■0918) stellt eine interne Kodierung dar. Geschlechterbe-
zeichnung: Um die Lesbarkeit der Informationen zu erleichtern, wird bei Personenbezeichnungen in der Regel die männliche Form verwendet. Es sind jedoch jeweils männliche und weibliche Personen gemeint.

              Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 6 / 2020                                                                                                                                                                                               5
Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - Österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie
MIT BEWILLIGUNG
                                                                                                                                                                           FÜR 6 MONATE
 Inhalt

 ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE RHEUMATOLOGIE

                                                                    ERGEBNISSE
                                                                           die sich
                                                                    PATIENTEN WÜNSCHEN

     PSORIASIS ARTHRITIS1*

OTEZLA® – Die Option direkt nach einer konventionellen Systemtherapie
                                                                                                                                                                                                                              Fachkurzinformation siehe Seite 45

+ Umfassende und anhaltende Wirksamkeit1-3
+ Überzeugendes Langzeit-Sicherheitsprofil1-4,**
+ Alltagstauglichkeit1
                                                                                                                                                                                                      AT-OTZ-0920-00033

Aktuelle Beiträge zur Psoriasis Arthritis finden Sie auf www.psaundo.at/psoriasis-arthritis
1. Fachinformation Otezla® (Stand April 2020), 2. Crowley et al. J Am Acad Dermatol. 2017; 77(2):310-317.e1, 3. Kavanaugh et al. Arthritits Res Ther. 2019; 21:118, 4. Mease PJ, Gladman
DD, Gomez-Reino JJ, et al. Long-Term Safety and Tolerability of Apremilast Versus Placebo in Psoriatic Arthritis: A Pooled Safety Analysis of Three Phase III, Randomized, Controlled Trials
[published online ahead of print, 2020 Jul 25]. ACR Open Rheumatol. 2020;2(8):459-470. doi:10.1002/acr2.11156. Referenzen zur Aussage „Ergebnisse, die sich Patienten wünschen“: Fach-
information Otezla® (Stand April 2020); Lebwohl MG et al., J Am Acad Dermatol. 2014; 70(5):871-881; Augustin et al. Characteristics and Outcomes of Patients Treated with Apremilast in
the Real World: Results from the APPRECIATE study., presented at 24th World Congress of Dermatology, June 10-15, 2019, Milan, Italy.

*Indikation laut FKI; ** Zusammenfassung des Sicherheitsprofils laut Fachinformation: Die am häufigsten für Apremilast bei PsA und PSOR berichteten Nebenwirkungen sind Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts (GIT) ein-
schließlich Diarrhoe (15,7 %) und Übelkeit (13,9 %). Zu den weiteren am häufigsten berichteten Nebenwirkungen gehören Infektionen der oberen Atemwege (8,4 %), Kopfschmerz (7,9 %) und Spannungskopfschmerz (7,2 %).
Diese sind meist leicht oder mäßig. Die am häufigsten berichteten unerwünschten Arzneimittelwirkungen für Apremilast bei BS sind Diarrhoe (41,3 %), Übelkeit (19,2 %), Kopfschmerz (14,4 %), Infektion der oberen Atemwege
(11,5 %), Schmerzen im Oberbauch (8,7 %), Erbrechen (8,7 %) und Rückenschmerzen (7,7 %) und sind meist leicht bis mittelschwer. Die gastrointestinalen Nebenwirkungen traten im Allgemeinen innerhalb der ersten 2 Wochen
der Behandlung auf und klangen in der Regel innerhalb von 4 Wochen wieder ab. Überempfindlichkeitsreaktionen werden gelegentlich beobachtet. Bitte beachten Sie zusätzlich die jeweils gültige Version der Fachinformation.
 6                                                                                                                                                              Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 6 / 2020
Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - Österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie
Inhalt

                                                                ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE RHEUMATOLOGIE

 RHEUMATOLOGIE                                             63 „Nice to have – aber keine
                                                              Konsequenz für die Praxis“
46 48. Deutscher Rheumatologiekongress                           D. Lüftner, Berlin
   Wachsames Auge auf
   Gelenke und Muskeln
                                                           64 Arthroseforum Austria
48 Spondylarthropathien                                       Selbstmanagement stärken und
   Sind IL-17-Inhibitoren schon                               vom „Schwarmwissen“ profitieren
   eine Überlegung wert? –
   „Kost’ ja nix …“
    R. Lunzer, Graz                                         NEWS
    G. Holak, Wien
                                                           14    Muskelschwäche bei Intensivstation-Patienten
50 Rheumatoide Arthritis
   Was Betroffene selbst tun können                        24 Künstliche Intelligenz in der Notfallversorgung

52 48. Deutscher Rheumatologiekongress                     28 Knochenzement mit Laser entfernen
   Den ganzen Patienten im Blick behalten
                                                           34 Bioaktive Gläser gegen Knochenkrebs
54 Großgefäßvaskulitiden
                                                           44 Neue Ansätze für die Regeneration
   „Fast track“ ist das Gebot
                                                              von Sehnenverletzungen
56 ANCA-assoziierte Vaskulitis
                                                           58 Pharma-News
   Neue Leitlinie zur Erhaltungstherapie
                                                              EU-Zulassung für Ixekizumab in beiden
                                                              Stadien der axialen Spondyloarthritis
59 ANCA-assoziierte Vaskulitis
   „Jedes Rezidiv ist eines zu viel“
    P. Lamprecht, Lübeck

62 Rheumatoide Arthritis und
   Mammakarzinom

       Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 6 / 2020                                                             7
Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - Österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie
Österreichische
                                Gesellschaft für
                                Unfallchirurgie

                    ÖGOuT
                     Österreichische Gesellschaft für
                     Orthopädie und Traumatologie

                                                Minimalinvasive
                                                Unfallchirurgie &
                                                Orthopädie
                                                57. ÖGU Jahrestagung
                                                2. ÖGOuT Jahrestagung

                                                07. – 09. Oktober 2021
                                                Salzburg

                                               2021
Es wird angestrebt, die
Jahrestagung nach den Kriterien
des Österreichischen Umweltzeichens für
Green Meetings/Green Events auszurichten.
Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - Österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie
© Michael Haeusle
                                                           K. Gstaltner, Wien
                                                           T. Neubauer, Horn                                                                    ÖGU/ÖGOuT

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
liebe Mitglieder der ÖGU und ÖGOuT!
Ein spannendes Jahr geht zu Ende. Wir haben uns mit vielen Herausforderungen,
insbesondere geprägt durch die Covidpandemie, auseinandergesetzt. Schlussendlich
haben wir aber auch viel daraus gelernt und waren gezwungen, neue Wege zu
beschreiten. Zusammenfassend dürfen wir daher für unsere beiden Fachgesellschaften
eine positive Bilanz ziehen.

E   s ist gelungen, beide Gesellschaften
    einander näherzubringen. Online-Fort-
bildungen mit hoher Qualität und Akzep-
tanz sowie eine erste gemeinsame Jahres-
tagung wurden sehr erfolgreich durchge-
führt.
   Ein gemeinsames Fortbildungspro-
gramm neben den eigenen Veranstaltun-
gen beider Gesellschaften für kommendes
Jahr sowie der zweite gemeinsame Kon-
gress im Oktober 2021 – hoffentlich als
Präsenzveranstaltung in Salzburg – wur-
den vereinbart und werden Ihnen von den
Fachgesellschaften demnächst präsentiert.
   Gespräche über die Möglichkeiten eines
Dachverbandes für die Gesellschaften
ÖGOuT, ÖGU und ÖGO, wie im Jänner
von Vertretern der Ärztekammer und des
Bundesministeriums für Soziales, Gesund-
heit, Pflege und Konsumentenschutz ge-
                                                                                                                © ÖGU Ness Rubey

                                                                                                                                                                   © ÖGU Ness Rubey
fordert, wurden geführt und sollen mög-
lichst zeitnahe zu einem ersten Erfolg ge-
bracht werden.
   In diesem Sinne hoffen wir, dass das
kommende Jahr ebenso erfolgreich fortge-
führt werden kann, und verbleiben mit den
besten Wünschen,

  Karin Gstaltner
  Präsidentin der ÖGOuT

  Thomas Neubauer                                                  Die erste gemeinsame Jahrestagung der ÖGU und ÖGOuT wurde erfolgreich virtuell abgehalten
  Präsident der ÖGU                                                (Bericht ab Seite 36)

       Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 6 / 2020                                                                                                       9
Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - Österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie
GOTS

Überlastung der Sehnen im Sport
Überlastungsbedingte Verletzungen von Sehnen sind typische Beschwerden von
Sportlern jeden Alters und Leistungsanspruchs. Gerade die lasttragenden unteren
Extremitäten, besonders die Achilles- und die Patellasehne, sind bei vielen Aktivitäten
und Sportarten für Tendinopathien anfällig.

V    on Tendinopathien spricht man, wenn
     eine schmerzhafte und in ihrer Funk-
tion eingeschränkte Sehnenstruktur vor-
                                             rungen des Schmerzempfindens (z. B.
                                             visuelle Analogskala) ist sinnvoll.
                                                 Priv.-Doz. Dr. med. Thilo Hotfiel, Ortho-
                                                                                             abnehmenden Beschwerden gilt es, nach
                                                                                             einer ersten Phase langsamer und beson-
                                                                                             ders kontrollierter Übungen die Belastun-
liegt. Sportler haben dabei erhebliche       päde, Unfallchirurg und Vorstand in der         gen zu steigern und sowohl verstärkt
Einbußen ihrer Leistungsfähigkeit, mit       Gesellschaft für orthopädisch-traumatolo-       schnellkräftige als auch sportspezifische
der potenziellen Gefahr eines Sehnenris-     gische Sportmedizin (GOTS), erklärt: „Das       Bewegungsmuster in das Trainingspro-
ses. Ursache für eine Tendinopathie kann     sogenannte exzentrische Training hat sich       gramm zu integrieren.
eine eingeschränkte Stoffwechselaktivität    in einer Vielzahl hochqualitativer Studien         Auch die extrakorporale Stoßwellenthe-
des Sehnengewebes mit veränderter Kol-       als therapeutischer Goldstandard in der         rapie (ESTW) zeigt bei einigen Tendinopa-
lagenzusammensetzung und feinsten Ris-       konservativen Behandlung der Achilles-          thien positive Effekte. Bei Mid-Portion-
sen auf mikrostruktureller Ebene sein.       und Patellasehnen-Tendinopathie etab-           Tendinopathien ist häufig eine Kombinati-
Aber auch Entzündungsprozesse, die mit       liert. Für Anpassungen des Sehnengewebes        on von ESTW und exzentrischem Krafttrai-
der Synthese und Interaktion proin-          sind allerdings die Höhe der einwirkenden       ning wirksam.
flammatorischer Substanzen einherge-         Kräfte, die Geschwindigkeit und Qualität           Auf die peritendinöse Injektion von
hen, können zugrunde liegen. Detaillierte    der Bewegungsausführung sowie deren             Glukokortikoiden sollte bei Tendino-
Kenntnisse über die den Sehnenstoff-         Dauer bedeutsamer als die Kontraktions-         pathien verzichtet werden. (red)       ◼
wechsel beeinflussenden Belastungsfor-       form der die mechanische Spannung er-
men sind für Ärzte, Therapeuten und den      zeugenden Muskulatur. Neben dem exzen-
Sportler deshalb unerlässlich.               trischen Krafttraining zeigen deshalb
   Bekannte Trainingsparameter für           ebenso das isometrische, das konzentri-         Quelle:
Sportler sind Intensität (Höhe und Rich-     sche und das Heavy-Slow-Resistance-Trai-        Pressemeldung der Gesellschaft für orthopädisch-trau-
tung der mechanischen Belastungen), Um-      ning gute klinische Ergebnisse.“                matologische Sportmedizin (GOTS), August 2020

fang (Dauer der mechanischen Belastun-           Die verschiedenen Trainingsformen           Literatur:
gen), Frequenz (Häufigkeit der mechani-      sind in Abhängigkeit vom Stadium, von der       • Hotfiel T: Überlastungsbedingte Tendinopathien: Aus-
schen Belastung je Zeiteinheit), Regenera-   Lokalisation, der Belastungsfähigkeit und       gewählte Aspekte und Prinzipien der konseravtiven The-
tionszeiten sowie die Geschwindigkeit des    dem Schmerzniveau durchzuführen. Mit            rapie: Orthopädie & Unfallchirurgie 2020; 3
mechanischen Kraftanstieges (Kraftan-
stiegsrate und Kraftimpuls).
   Aus biomechanischer Sicht hat die Rich-
tung der Krafteinwirkungen entscheidende
                                                BUCHTIPP
Bedeutung. Axiale Traktionsbelastungen
(Zugbelastung) sind physiologischer Natur
für kraftübertragende Sehnen und daher          Primärprävention von
ideal, um optimale, der Zugrichtung ent-        Sportverletzungen
sprechende Umbau- und Anpassungspro-
zesse auszulösen.                               Basierend auf den Ergebnissen des Expertenmeetings
                                                der GOTS in Luxemburg 2019 stellen 30 Experten den
Was ist zu tun?                                 derzeitigen Wissensstand zu Sportverletzungen und
                                                -schäden aller großen Gelenke in kompakter Form dar.
   Die jeweilige Therapie muss immer in-
dividuell auf den Patienten zugeschnitten
sein. Eckpfeiler sind die Aufklärung des        Romain Seil, Thomas Tischer (Hrsg.): Primärprävention von
Patienten und die realistische Einschät-        Sportverletzungen
zung der individuellen zeitlichen Ressour-      Jena: Vopelius Verlag, 2020
cen. Ein Trainingstagebuch mit der Vorga-       155 Seiten, kartoniert
be und Dokumentation von Therapie- und          Preis: 30,00 EUR
Trainingsmaßnahmen sowie der Verände-           ISBN: 9978-3-947303-22-9

10                                                                                               Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 6 / 2020
© Sissi Furgler

                                                A. Leithner, Graz                                                                                             ÖGO

                          Opfer und Täter
                          Das Jahr 2020 hätte eigentlich ein Jahr der Erinnerung werden sollen. Wir feiern den
                          250. Geburtstag Beethovens, vor allem aber das Ende des 2. Weltkriegs und das Ende
                          des nationalsozialistischen Regimes vor 75 Jahren. Zwischen 1939 und 1945 wurden
                          60–80 Millionen Menschen weltweit getötet, verhungerten oder wurden ermordet,
                          vor allem im Rahmen des Holocaust.

                          W     ährend der NS-Herrschaft wurde
                                auch an österreichischen Spitälern
                          und Universitäten unethische Forschung
                                                                               1941 insgesamt 18 269 Behinderte und
                                                                               Psychiatriepatienten in einer Gaskammer
                                                                               ermordet, gefolgt von rund 12 000 KZ-
                                                                                                                           Behandlungen ausprobiert. Andere Expe-
                                                                                                                           rimente beinhalteten Knochentransplan-
                                                                                                                           tationen, Muskel- und Nervenresektio-
                          durchgeführt. Patienten wurden im Na-                Häftlingen.                                 nen, Extremitätentransplantationen und
                          men des Rassenwahns verletzt und getö-                  Doch wie verhielten sich die österrei-   Amputationen. Diese Frauen wurden
                          tet. Beispielsweise wurden an der Grazer             chischen Orthopäden und Traumatolo-         wortwörtlich wie Versuchstiere behan-
                          Frauenklinik Zwangsabtreibungen an                   gen in dieser Zeit? Die Informationen       delt und viele von ihnen wurden auch
                          schwangeren Frauen aus Osteuropa                     hierzu sind zumindest in den Festschrif-    getötet.
                          durchgeführt, teilweise wurde zusätzlich             ten und Jubiläumsbänden meist spärlich.        Im Rahmen der Coronakrise sehen
                          an ihnen mit Strahlen und Kontrastmit-               Erdem Bagatur hat in seinen beiden 2018     wir, wie schnell sich Gewohntes und si-
                          teln experimentiert bzw. wurden unnö-                in „Clinical Orthopaedics and Related       cher Geglaubtes verändern, wie schnell
                          tige Operationen geübt. Am Spiegel-                  Research“ publizierten Artikeln die deut-   und unerwartet eine weltweite Krise aus-
                          grund in Wien wurden kranke, behinder-               liche Verstrickung von Orthopäden und       brechen kann. In Hinblick auf die medi-
                          te und „nicht erziehbare“ Kinder und                 Unfallchirurgen in muskuloskelettale        zinischen NS-Verbrechen ergeben sich
                          Jugendliche medizinischen Versuchen                  Experimente an KZ-Häftlingen beschrie-      für mich drei Überlegungen: 1) Diese
                          ausgesetzt, gequält sowie mindestens                 ben. Beispielsweise wurden im KZ Ra-        Zeit gehört auch aus orthopädisch-unfall-
                          789 von ihnen ermordet. Im oberöster-                vensbrück an gesunden polnischen Frau-      chirurgischer Sicht aufgearbeitet – um
                          reichischen Schloss Hartheim wurden bis              en iatrogen Gasgangräne induziert und       sich zu erinnern und aus Fehlern zu ler-
                                                                                                                           nen. 2) Wir müssen wachsam sein, damit
                                                                                                                           eine solche Ideologie und Schreckens-
© meunierd/Shutterstock

                                                                                                                           herrschaft nicht wieder unser aller Leben
                                                                                                                           beherrscht. 3) Wir – als Ärztinnen und
                                                                                                                           Ärzte – sollten uns an unseren hippokra-
                                                                                                                           tischen Eid erinnern: „Primum non noce-
                                                                                                                           re, secundum cavere, tertium sanare.“

                                                                                                                             Nachdenklich, Ihr

                                                                                                                             Andreas Leithner
                                                                                                                             Präsident der ÖGO

                                Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 6 / 2020                                                                                 11
Referat

AKTUELL                                                                                           I. Khosravi, Innsbruck

Covid-19 und Orthopädie
Die mittlerweile weltweit ausgedehnte SARS-CoV-2-Pandemie                                        KEYPOINTS
bezeichnet einen Gesundheitsnotstand, der auch die Orthopädie                                    $ Die Covid-19-Pandemie traf in
                                                                                                    Europa und damit auch in Öster-
und orthopädische Chirurgie mit schweren Einschränkungen betrifft.
                                                                                                    reich auf ein auf eine derartige
Das Ziel, das Gesundheitssystem durch die notwendige Versorgung                                     Krise nicht vorbereitetes Gesund-
                                                                                                    heitssystem. Aufgrund der spärli-
der Covid-19-Patienten nicht zu überlasten, führt dazu, elektive
                                                                                                    chen Datenlage musste schnell
orthopädische Versorgung schrittweise zu reduzieren. Aber welche                                    gehandelt werden.

Einschränkungen erscheinen medizinisch sinnvoll?                                                 $ Die schnelle Ausbreitung und Neu-
                                                                                                    artigkeit des Virus erforderten Maß-
                                                                                                    nahmen, um die Kapazitäten für

I m Dezember 2019 wurde erstmalig über
  ein neuartiges Coronavirus (Severe Acute
Respiratory Syndrome – Coronavirus 2,
                                               Was bedeutete das für die
                                               Versorgung der Patienten?
                                                                                                    Covid-19-Patienten zu schonen.
                                                                                                    Akutfälle und dringliche Fälle durf-
                                                                                                    ten noch versorgt werden, Ver-
SARS-CoV-2) berichtet, welches in der Mil-         Nachdem nach wie vor nicht klar war,
                                                                                                    schiebungen elektiver Operationen
lionenmetropole Wuhan in China schwere         wie viele der positiv auf Covid-19 getesteten
                                                                                                    (mit primär unklarem Zeitfenster)
Pneumonien und damit assoziierte Todes-        Personen schwere Verläufe entwickeln wür-
                                                                                                    waren die Folge.
fälle verursachte. Eine Epidemie mit rasch     den bzw. wie viele davon letztlich vielleicht
ansteigenden Zahlen von Erkrankten führ-       sogar intensivmedizinisch in einem Kran-          $ Eine Rückkehr zum Normalbetrieb
te zum „Lockdown“ der gesamten Stadt.          kenhaus behandelt werden müssen, wurde               ist bis zu diesem Zeitpunkt nicht
                                               streng nach dem Prinzip „better safe than            möglich. Die Betreuung von Patien-
Wie kam es zu Einschränkungen in               sorry“ und anhand der zu dem Zeitpunkt               ten mit malignen Erkrankungen ist
Österreich?                                    vorliegenden Daten davon ausgegangen,                nach wie vor erschwert. Auch bei
                                               dass Beatmungsplätze benötigt werden                 nicht malignen Erkrankungen kann
    In einer schnelllebigen Zeit sind natur-   würden. Eine Situation, wie sie in Nordita-          sich durch die Verschiebungen das
gemäß auch längere Strecken durch ein          lien herrschte, galt es durch frühe Maßnah-          klinische Outcome deutlich ver-
gut ausgebautes Transportsystem kein           men zu verhindern. Um Ressourcen für                 schlechtern. Opiatabhängigkeit
Hindernis mehr. Die Verbreitung des Vi-        Patienten mit schwerer Covid-19-Infektion            kann auch hierzulande ein großes
rus, welches aufgrund einer Ansteckung         bereitzuhalten, wurden „nicht dringliche             Problem werden.
von Mensch zu Mensch nur schwer einge-         operative oder interventionelle Eingriffe“
                                                                                                 $ Finanzelle Einbußen bedeuten
dämmt werden kann, erfolgte zu Beginn          vorläufig abgesagt oder verschoben.
                                                                                                    eventuell eine Schließung vieler
nur innerhalb Chinas, allerdings kam es            Durch die weltweit rapide Ausbreitung
                                                                                                    Ordinationen. Die Patientenversor-
bald zu einer weltweiten Ausbreitung im        und die damit verbundenen Anstiege im
                                                                                                    gung im niedergelassenen Bereich
Sinne einer Pandemie. Ein erster europä-       Verbrauch von medizinischen Produkten
                                                                                                    kann dann nicht mehr gewährleistet
ischer Hotspot in Norditalien im Februar       waren die Einsparungen nicht nur auf Bet-
                                                                                                    werden. Die Folge wären noch län-
2020 alarmierte aufgrund der geografi-         tenkapazitäten bezogen. Lieferengpässe
                                                                                                    gere Wartezeiten durch noch mehr
schen Nähe zu Österreich auch hierzulan-       führten automatisch zu Sparmaßnahmen
                                                                                                    Patienten.
de die Behörden. Nachdem am 25. Febru-         in Bezug auf medizinische Verbrauchsgüter
ar 2020 erstmals in Österreich zwei Per-       (z. B. OP- und FFP-Masken, Handschuhe,            $ Durch den Rückgang an Patienten-
sonen (italienischstämmige Hotelmitar-         Desinfektionsmittel, Schutzkittel etc.). Zum         versorgung ist auch die Ausbildung
beiter in Innsbruck, beide kamen aus der       Schutz des medizinischen Personals und               massiv beeinträchtigt. Die Folgen
Provinz Bergamo) positiv auf Covid-19          der Patienten, welche dringlich in Kranken-          der reduzierten Ausbildungsmög-
getestet wurden, stieg die Anzahl der po-      häusern behandelt werden mussten, wurde              lichkeiten sind noch nicht absehbar.
sitiv getesteten Personen in Österreich        die Bevölkerung dazu aufgerufen, sich mit            Man kann aber von einer zumindest
rasch an. Es folgte am 11. März 2020 der       nicht dringlichen bzw. nicht akuten Erkran-          prolongierten Ausbildungszeit aus-
Beschluss der österreichischen Bundesre-       kungen von Krankenhäusern fernzuhalten.              gehen, was sich wiederum in der
gierung, die Schließung aller nicht sys-                                                            zukünftigen Versorgung von Patien-
temnotwendigen Einrichtungen inklusive         Waren die Einschränkungen                            ten widerspiegeln wird.
der Schulen und Universitäten durchzu-         medizinisch sinnvoll?
führen. Nach dem ersten Covid-19-Todes-
fall in Österreich am 12. März 2020 folg-         Die Verbreitung des Virus einzudäm-          medizinischen Versorgung von Patienten
te ab 15. März 2020 eine österreichweite       men wurde zum obersten Ziel der meisten         berichtet. Aufgrund der reduzierten Ver-
generelle Ausgangsbeschränkung („Lock-         Länder in Europa. Bereits in anderen Dis-       fügbarkeit von Betten im Bereich der inten-
down“).                                        ziplinen wurde eine Einschränkung der           sivmedizinischen Betreuung fielen darun-

12                                                                                                Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 6 / 2020
Referat

                                                                                                                                                                            AKTUELL

ter auch Organtransplantationen, welche
einen Rückgang von bis zu 25 % verzeich-
neten. Trotz des Versuches, ambulante Pa-                             The hospital has selectively restricted
                                                                                outpatient elective surgery                             27,0 %
tienten durch alternative Methoden (z. B.
                                                                      The hospital has selectively restricted
via Telemedizin) zu betreuen, befürchteten                                        inpatient elective surgery                               29,5 %
viele Ärzte, dass vor allem Patienten mit
                                                                       The department has stopped elective
malignen Erkrankungen nicht adäquat di-                                                 outpatient surgery
                                                                                                                                                                   53,0 %
agnostiziert bzw. versorgt werden konn-
                                                                       The department has stopped elective
ten. Allein die Tatsache, einem Patienten                                                inpatient surgery                                                               59,9 %
die Nachricht einer malignen Erkrankung
via Telemedizin mitzuteilen, konnte mas-                                    All surgeries have been stopped                        20,4%
sive Auswirkungen haben. Ohne die Mög-
lichkeit, wichtige Schritte wie die psycho-                                   No changes at the department            3,3 %
therapeutische Begleitung einzuleiten bzw.
                                                                                                                 0 % 10 %     20 %     30 %    40 %        50 %     60 %    70 %
das weitere Prozedere zu besprechen, wur-
den Menschen mit neu diagnostizierten
malignen Erkrankungen alleingelassen. Im              Abb. 1: Änderungen während des Lockdowns (Quelle: Umfrage unter Mitgliedern der AGA)
Bereich der Tumorchirurgie berichteten
Ärzte einen deutlichen Rückgang in allen
Bereichen der Patientenversorgung.                                      Orthopedic surgeons are more often
                                                                              assigned to non-orthopedic…                     21,1 %

Welche Einschränkungen aufgrund                                            More administrative work is done                                41,5 %
der Covid-19-Pandemie gab es für
die Orthopädie?                                                        More non-surgical orthopedic clinical
                                                                                         care is performed                    19,7 %

                                                           Training or teaching (students, residents, fellows)
    Pandemien wie die Spanische Grippe oder                                                    is not taking…                              41,8 %
derzeit die Covid-19-Pandemie führten auf-                                   Discussing the delay due to the
                                                                                                                                                           64,8 %
grund des Ziels der Eindämmung zwangsläu-                                            pandemic with patients
fig zu Beschränkungen. Davon war die ortho-                        My performed surgery volume is reduced                                                                   91,1 %
pädische Chirurgie nicht ausgenommen. Ein
massiver Rückgang elektiver Operationen                                                            No impact       1,1 %
war die Folge. In Asien wurden aufgrund der
                                                                                                                 0%        20 %        40 %         60 %          80 %      100 %
Erfahrungen mit SARS im Jahre 2003 sämt-
liche elektive orthopädische Eingriffe, wel-
che einen stationären Aufenthalt von mehr             Abb. 2: Änderungen der Aufgabenbereiche während des Lockdowns (Quelle: Umfrage unter
als 23 Stunden benötigen, abgesagt. In Eu-            Mitgliedern der AGA)
ropa wurden vor allem Einschränkungen in
der Endoprothetik beobachtet. Eine Umfrage
unter Mitgliedern der European Hip Society            chend eingedämmt werden, um eine ad-                             zen sowie Bewegungseinschränkungen
(EHS) und der European Knee Associates                äquate Versorgung orthopädischer Patien-                         durch Verschiebung von notwendigen Ope-
(EKA) ergab, dass eine Reduktion auf ca. 6 %          ten zu gewährleisten. Nach wie vor kommt                         rationen ist wohlbekannt. Eine Einschrän-
der primären endoprothetischen Versorgung             es zu Einschränkungen durch den Fokus auf                        kung der Lebensqualität ist die Folge. Zur
erfolgte. Ein Rückgang von aseptischen Pro-           Covid-19-Patienten. Im Vergleich zu der                          Behandlung von Schmerzen werden oft Opi-
thesenwechseln auf ca. 4 % wurde ebenfalls            oben genannten Umfrage am Höchststand                            oide bzw. Opiate verordnet, um Patienten,
beobachtet. Periprothetische Frakturen                der Infektionen im Frühjahr 2020 erfolgte                        welche auf eine operative Versorgung war-
konnten nur noch zu 87 % behandelt werden,            eine zweite Umfrage unter denselben Teil-                        ten, adäquat analgetisch zu behandeln. Eine
Protheseninfekte nur noch in 75 % der Fälle.          nehmern nach dem „Lockdown“. Die Ergeb-                          postoperative Opiattoleranz ist die Folge.
Besonders bedenklich war allerdings auch              nisse zeigten dabei, dass im Fall der Endo-                      Auch Abhängigkeitssymptome wurden beob-
der Rückgang der Versorgung von orthopä-              prothetik die Versorgung von 6 % auf 30 %                        achtet und stellen ein großes Problem dar.
dischen Tumorpatienten auf ca. 25 %. Annä-            gestiegen ist. Arthroskopische Eingriffe                         Das Verschieben von elektiven notwendigen
hernd 20 % der Befragten gaben sogar an,              stiegen ebenfalls von 25 % auf 50 %.                             Operationen kann sich auch in einer Ver-
dass gar keine chirurgische Versorgung mehr                                                                            schlechterung des klinischen Outcomes äu-
stattfand.                                            Welche Folgen hat das für                                        ßern. Die postoperative Rehabilitation kann
    Selbst nachdem es zu Lockerungen der              orthopädische Patienten?                                         sich deutlich verlängern und Bewegungsein-
Maßnahmen kam, konnte keine Rückkehr                                                                                   schränkungen persistieren. Gerade in der
zum Alltag beobachtet werden. Trotz besse-               Die erwähnten Einschränkungen sollten                         Versorgung von Wirbelsäulenerkrankungen
rer Datenlage und neuer Behandlungskon-               nicht kritiklos als notwendiges Übel hinge-                      kann durch zu lange Kompression auf Ner-
zepte konnte die Pandemie nicht ausrei-               nommen werden. Eine Zunahme an Schmer-                           ven ein irreparabler Schaden entstehen.

       Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 6 / 2020                                                                                                                             13
Referat

AKTUELL

   Abseits der Auswirkungen auf die Lebens-   limitierte klinische und chirurgische Erfah-                           Universitätsklinik für Orthopädie
qualität bzw. physischer und psychischer      rung sowie der Rückgang an didaktischer                               Medizinische Universität Innsbruck
Schäden am Patienten entstehen auch enor-     Ausbildung und Fortbildungen die Ausbil-
me Kosten für das Gesundheitssystem. So-      dung massiv beeinträchtigen werden.                                            Korrespondierender Autor:
wohl im niedergelassenen als auch im klini-      Allerdings stellt nicht nur die Beschrän-                                          Dr. Ismail Khosravi
schen Bereich führt das „Herunterfahren“      kung der Ausbildung ein Problem dar.                                  E-Mail: ismail.khosravi@gmail.com
des Systems zu finanziellen Verlusten. Das    Durch einen schnellen Anstieg der Zahl der                                                              ◾040516
Schließen von orthopädischen Ordinationen     Covid-19-Erkrankten haben bereits im
bzw. der Rückgang an möglichen operativen     Frühjahr 2020 bis zu 20 % der auszubilden-
Eingriffen wird zwangsläufig zu längeren      den orthopädischen Chirurgen angegeben,             Literatur:
Wartelisten bei den Patienten führen.         direkt an Covid-19-Stationen zu arbeiten.           • Kort NP et al.: Recommendations for resuming elective hip
                                              Ein Anstieg der Zahlen bedeutet auch, dass          and knee arthroplasty in the setting of the SARS-CoV-2 pan-
                                                                                                  demic: the European Hip Society and European Knee Associ-
Was bedeutet die Covid-19-                    mehr Ärzte zur Versorgung der Covid-
                                                                                                  ates Survey of Members. Knee Surg Sports Traumatol Arth-
Pandemie für die Ausbildung?                  19-Patienten eingeteilt werden müssen.              rosc 2020; 28(9): 2723-9 • Kort NP et al.: Resuming elective
                                              Viele davon haben weder das nötige Grund-           hip and knee arthroplasty after the first phase of the SARS-
   Diese Krise hat nicht nur enorme Auswir-   wissen noch das erforderliche Know-how,             CoV-2 pandemic: the European Hip Society and European
kungen auf unser Gesundheitssystem im         diese Patienten optimal zu versorgen. Eine          Knee Associates recommendations. Knee Surg Sports Trau-
                                                                                                  matol Arthrosc 2020; 28(9): 2730-46 • Liebensteiner MC et
Sinne der Patientenversorgung und des         Abberufung zu internistischen bzw. infek-
                                                                                                  al.: Massive cutback in orthopaedic healthcare services due
Rückgangs an Arbeit für ausgebildete Or-      tiologischen oder intensivmedizinischen             to the COVID-19 pandemic. Knee Surg Sports Traumatol Arth-
thopäden. Einschränkungen in der Patien-      Aufgabenbereichen bedeutet ebenfalls ein            rosc 2020; 28(6): 1705-11 • Liebensteiner MC et al.: It is not
tenversorgung bedeuten auch automatisch       Abbrechen der orthopädisch-chirurgischen            ‚business as usual‘ for orthopaedic surgeons in May 2020-
eine verminderte Qualität in der Ausbildung   Ausbildung. Die genauen Auswirkungen                the Austrian-German-Swiss experience. J Exp Orthop 2020;
                                                                                                  7(1): 61 • Megaloikonomos PD et al.: Impact of the COVID-19
junger Kollegen. Interventionelle Fächer      werden wir erst in der Zukunft sehen. ◼
                                                                                                  pandemic on orthopaedic and trauma surgery training in Eu-
wie die Orthopädie sind auf die Ausbildung                                                        rope. Int Orthop 2020; 44(9): 1611-9 • Thaler M et al.: Impact
am Objekt und somit am Patienten ange-                             Autoren: Dr. Ismail Khosravi   of the COVID-19 pandemic on patients suffering from muscu-
wiesen. Man kann leicht erkennen, dass die        Assoz-Prof. Priv.-Doz. Dr. Martin Thaler, MSc   loskeletal tumours. Int Orthop 2020; 44(8): 1503-9

NEWS

Muskelschwäche bei Intensivstation-Patienten
Durch das Coronavirus hat sie neue Aktualität gewonnen: die „critical illness myopathy“ (CIM) – eine
Muskelschwäche, die häufig bei länger intensivmedizinisch behandelten Patienten auftritt. Forscher
der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) haben jetzt einen potenziellen Ansatz für die
Behandlung einer CIM gefunden.

D    urch seine Forschungen kann das
     Team erstmals beschreiben, was in ei-
nem Organismus geschieht, wenn man im
                                              wochenlange und vollständige Ruhigstel-
                                              lung dazu, dass im Muskel kein Anreiz
                                              mehr für die Muskelproteinproduktion –
                                                                                                  fektion müssen viele Patienten künstlich
                                                                                                  beatmet werden. Bei bis zu 30 % tritt da-
                                                                                                  rauffolgend eine CIM ein. (red)        ◼
Skelettmuskel die Produktion des Muskel-      und somit für das Muskelwachstum – be-
proteins Titin unterbindet. Dieses ist das    steht: Die Titinfeder ist defekt. Die Folge:        Quelle:
größte Protein in Menschen und Wirbeltie-     Das Muskelgewebe schwindet.                         Westfälische Wilhelms-Universität Münster (WWU)
ren, gewährleistet im Muskel Stabilität und      Die jetzt veröffentlichte Studie legt na-
                                                                                                  Literatur:
Elastizität und wirkt als Sensor der Mus-     he, dass man einer CIM vorbeugen könnte,
                                                                                                  1 Swist S et al.: Maintenance of sarcomeric integrity in
kelkraft. Die Forscher deaktivierten Titin    indem die peripheren Muskeln der Patien-
                                                                                                  adult muscle cells crucially depends on Z-disc anchored ti-
in den Organismen von Mäusen und konn-        ten während der Beatmungsphase gedehnt              tin. Nat Comun 2020; 11(1): 4479
ten nachweisen, dass nach 3 bis 4 Wochen      werden. Gerade im Hinblick auf die Coro-
die Muskelkraft der Tiere stark absank.1      napandemie und damit mehr zu beatmen-
   Diese Erkenntnisse können nun in der       de Menschen stimmen die Ergebnisse der
Forschung zur CIM angewandt werden. Bei       münsterschen Forscher optimistisch. Denn
beatmeten Patienten führt die teilweise       bei einer schwer verlaufenden Covid-19-In-

14                                                                                                     Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 6 / 2020
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J Bone Joint Surg Am. 2014;96:1439-45
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Referat
                                                                        I. Iraschko-Stolz, Innsbruck
PERIOPERATIVES MANAGEMENT                                                    P. Innerhofer, Innsbruck

Anästhesie in Orthopädie und Traumatologie

Individuelle Risiken –
individuelle Konzepte
Im Jahr 2020 sind 19 % der österreichischen Bevölkerung 65 Jahre                                  KEYPOINTS
alt und älter. Der Anteil dieser Bevölkerungsgruppe wird sich in den                              $ Bei geriatrischen Patienten und
                                                                                                        Patienten mit schweren Komorbi-
nächsten Jahrzehnten weiter vergrößern. In der Orthopädie und                                           ditäten sollte eine möglichst früh-
Traumatologie stellen – abgesehen von ausgedehnten Tumor-                                               zeitige Einbindung des Anästhe-
                                                                                                        sisten für eine optimale periope-
und Wirbelsäulenoperationen und der Versorgung von polytrauma-                                          rative Planung erfolgen.
tisierten Patienten – das zunehmende Patientenalter und die damit                                 $ Die präoperative Erfassung des
verbundenen Komorbiditäten und Komplikationen immer größer                                              funktionellen Status (Frailty-
                                                                                                        Score) und frühzeitige Einbindung
werdende Herausforderungen an den Anästhesisten dar.                                                    der Vertrauensperson des
                                                                                                        Patienten sind Voraussetzungen
                                                                                                        für eine optimale Behandlungs-
Epidemiologie                                 fügung steht, stellt die Durchführung von                 planung.
                                              Operationen, die einer dringlichen und              $ Das Abwägen von Blutungsrisiko
   Europaweit ist ein Zuwachs des Anteils     zeitnahen operativen Behandlung be-                       versus Thrombembolierisiko ist
der älteren Bevölkerung zu verzeichnen.       dürfen (Schenkelhalsfrakturen, peripro-                   eine große Herausforderung, vor
Gemeint sind hier Menschen, die über 65       thetische Frakturen, infektbedingte Pro-                  allem bei Patienten, die einer
Jahre und älter sind: derzeit in Österreich   thesenrevisionen), alle beteiligten Fach-                 Dauertherapie mit NOAK bzw.
19 % der Bevölkerung. Für das Jahr 2035       disziplinen vor besondere Herausforde-                    Thrombozytenaggregationshem-
wird ein Anstieg dieser Bevölkerungsgrup-     rungen.                                                   mern bedürfen, und erfordert
pe auf 25 % bzw. für 2060 auf knapp 30 %         Dies ist hauptsächlich begründet durch                 eine individuelle OP-Planung mit
prognostiziert. Parallel hierzu entwickelt    einschränkende Komorbiditäten (Herzin-                    enger interdisziplinärer Zusam-
sich eine Zunahme von Gelenksersatzope-       suffizienz, stattgehabter Myokardinfarkt,                 mensprache.
rationen, derzeit im Bereich der Hüftendo-    Adipositas, zerebrovaskuläre Insuffizienz,
prothetik mit 210/100 000 Einwohner und       chronische Lungenerkrankungen, Nieren-              $ Die Bedeutung des PBM wird oft
Knieendoprothesenimplantationen         mit   insuffizienz, demenzielle Erkrankungen)                   unterschätzt, bestehende Defizite
202/100 000 Einwohner, womit sich Öster-      sowie erschwert durch den häufig bereits                  müssen angegangen werden.
reich im internationalen Spitzenfeld befin-   eingeschränkten Allgemeinzustand und                $ Die Kontrolle von prädisponieren-
det. Der Großteil der Patienten hiervon ist   Gebrechlichkeit („frailty“) der betroffenen               den/präzipitierenden Faktoren
über 60 Jahre alt. Mit der steigenden An-     Patienten. Weitere Schwierigkeiten erge-                  zur Entwicklung eines POD ist ein
zahl an Primärendoprothetiken steigt auch     ben sich durch die Einnahme von Antiko-                   essenzieller Bestandteil des peri-
die Zahl der revisionschirurgischen Ein-      agulanzien und Thrombozytenaggregati-                     operativen Managements.
griffe durch Prothesenlockerung, Prothe-      onshemmern, welche den perioperativen
seninfekt und periprothetische Frakturen      Blutverlust erhöhen.
– Eingriffe, die wesentlich aufwendiger          Zu den Hauptfaktoren für die erhöhte
und belastender sind als primäre Gelenks-     perioperative Mortalität zählen zerebro-         Präoperative Evaluierung von
ersatzoperationen.                            und kardiovaskuläre Ereignisse, Pneumo-          Risikopatienten
                                              nien und das postoperative Delir. Diese
Problematik                                   Probleme entstehen in unmittelbarem Zu-             Bei Patienten mit vorbestehender Herz-
                                              sammenhang mit dem intraoperativen               insuffizienz, koronarer Herzerkrankung,
   Während in der Primärversorgung mit        Blutverlust und konsekutiver Sauerstoff-         pulmonaler Hypertension und Klappenvi-
Endoprothesen den behandelnden Inter-         Minderversorgung der Gewebe.                     tien ist eine orientierende Echokardio-
nisten und Anästhesisten meist ein groß-         In Summe gilt es also, präexistente Er-       grafie, bei unklaren Angina-pectoris-Be-
zügiger zeitlicher Spielraum zur präope-      krankungen genauestens einschätzen zu            schwerden ein Koronar-CT in der Patien-
rativen Abklärung und Optimierung, z. B.      können, Blutverluste zu minimieren und           tenvorbereitung obligat und gibt dem An-
eines Diabetes mellitus, einer arteriellen    postoperative kognitive Funktionsstörun-         ästhesisten die optimale Grundlage für die
Hypertonie oder einer Anämie, zur Ver-        gen bzw. Delir zu verhindern.                    Planung des anästhesiologischen Regimes.

16                                                                                                 Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 6 / 2020
Referat

                                                                                                              PERIOPERATIVES MANAGEMENT

Bei pulmonalen Vorerkrankungen erlaubt                 Komplikation und hat wesentlichen Ein-            säure und Gerinnungsfaktoren), das Benüt-
eine Lungenfunktionsprüfung eine Risiko-               fluss auf die perioperative Mortalität            zen von maschinellen Autotransfusionsge-
einschätzung und Planung für das postope-              (Abb. 2). Gerade ältere und multimorbide          räten, Vermeiden einer Hypothermie und
rative Vorgehen.                                       Personen tolerieren einen stattgehabten           im Einzelfall der Einsatz einer kontrollier-
   Patienten nach zerebrovaskulären Er-                Blutverlust nur schlecht.                         ten Hypotension erfolgen, um den Blutver-
eignissen sollten präoperativ in Bezug auf                Neben hämodynamischen Problemen                lust zu minimieren. Die Indikation für das
neurologische Defizite und kognitive Dys-              aufgrund des Volumenmangels begünsti-             Verabreichen von Fremdblut ist aufgrund
funktionen ausführlich statuiert werden.               gen eine Azidose und der Abfall des Se-           der möglichen Komplikationen (transfusi-
   Besteht bereits präoperativ ein hohes               rumhämoglobins das Missverhältnis von             onsassoziierte Hämolyse, Lungenschäden,
Maß an Pflegebedürftigkeit (Frailty-Score              O2-Angebot und O2-Bedarf, was wiederum            Kreislaufreaktionen, veränderte Sauerstoff-
≥ 6) (Abb. 1), sollte im Idealfall eine Patien-        die Wahrscheinlichkeit für eine zerebrale         affinität, Transfusionsreaktionen, Immu-
tenverfügung vorliegen bzw. die Vertrau-               oder myokardiale Ischämie erhöht. Aus             nosuppression, Beeinträchtigung der Mik-
ensperson des Patienten bekannt sein,                  diesem Grund sollten sämtliche Maßnah-            rozirkulation) stets sehr streng abzuwägen.
damit diese frühzeitig in den Behandlungs-             men ergriffen werden, um den periopera-
plan einbezogen werden kann.                           tiven Blutverlust so gering wie möglich zu        Perioperatives Management bei
                                                       halten. Die präoperative Diagnose und             Therapie mit Antikoagulanzien,
Patient Blood Management (PBM)                         Therapie einer Anämie sowie das interdis-         niedermolekularen Heparinen und
                                                       ziplinär abgestimmte Management von               Thrombozytenaggregationshemmern
    Die Minimierung des Blutverlustes ist              Dauertherapien mit gerinnungshemmen-
wie erwähnt von zentraler Bedeutung. Ein               den Medikamenten sind von großer Bedeu-           Niedermolekulare Heparine (NMH)
optimales Management wird unter dem                    tung. Eine konsequente Blutstillung unter            Die Wirkung von NMH sollte am besten
Begriff „Patient Blood Management“                     Nutzung moderner blutstillender Techni-           mittels Anti-Xa-Spiegel monitiert werden
(PBM) zusammengefasst. Die wesentli-                   ken, das Verwenden von lokalen Hämo-              (Spitzenspiegel bei normaler Nierenfunk-
chen Inhalte sind im Österreichischen                  styptika und ein erfahrener Operateur sind        tion ca. nach 3–4 h, Eliminationshalbwerts-
Qualitätsstandard PBM des Gesundheits-                 in der intraoperativen Situation entschei-        zeit ca. 4–6 h); NMH sollten unter Berück-
ministeriums zusammengefasst.                          dend, ebenso wie eine enge Kommunikati-           sichtigung des Spiegels rechtzeitig präope-
    Das Ziel von Patient Blood Management              on zwischen Operateur und Anästhesisten.          rativ abgesetzt werden, da eine Antagoni-
ist es, die Sicherheit und Behandlungsqua-                Vonseiten der Anästhesiologie sollen bei       sierung nur unzureichend möglich ist. Bei
lität bei Patienten, die sich einem blutungs-          blutungsriskanten Operationen engma-              einer koexistierenden Niereninsuffizienz
riskanten operativen Eingriff unterziehen,             schige Kontrollen und rasche Korrekturen          und wiederholter Gabe muss mit einer Ku-
zu erhöhen. Eine stattfindende intra- oder             der Gerinnungssituation (z. B. mittels Bed-       mulation gerechnet werden, da die Elimi-
postoperative Blutung ist eine gefürchtete             side-ROTEM, Verabreichen von Tranexam-            nationszeit verlängert ist.

Abb. 1: Klinische Frailty-Skala der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie e. V. (Quelle: www.dggeriatrie.de)

        Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 6 / 2020                                                                                          17
Referat

PERIOPERATIVES MANAGEMENT

Vitamin-K-Antagonisten (VKA)                                    Der Wiederbeginn mit den oralen Anti-       sieren vor allem des P2Y12-Blockers er-
   Während bei „kleinen“ chirurgischen                       koagulanzien sollte je nach patientenspe-      wägt werden und ein Monitoring mit
Eingriffen mit geringem Blutungsrisiko                       zifischem Risikoprofil und OP-Verlauf in       Thrombozytenfunktionstests erfolgen, um
kein Absetzen des VKA notwendig ist und                      interdisziplinärer Absprache, jedoch so        ein möglichst zeitnahes Fenster für die
der Operationszeitpunkt im unteren INR-                      zeitnah wie möglich erfolgen.                  Operation zu gewährleisten (Non-Respon-
Zielbereich durchführbar ist, sollte bei                                                                    der versus untypisch lange Wirksamkeit
Operationen mit zu erwartendem mittle-                       Thrombozytenaggregationshemmer                 der Plättchenhemmung).
rem oder hohem Blutverlust VKA pausiert                          Bei Patienten mit Koronarstents sollten        Kontrovers wird das Absetzen von Ace-
werden und ab einem INR < 2 ein Bridging                     elektive Eingriffe bis zur Beendigung der      tylsalicylsäure (ASS) diskutiert. Während
mit NMH durchgeführt werden, wobei die                       dualen Plättchentherapie (DAPT) aufgescho-     kardiologische Guidelines empfehlen, ASS
NMH-Dosis am Vorabend der OP entfällt.                       ben werden, in der Regel bei Bare-Metal-       perioperativ durchgehend zu verordnen,
   Bei Notoperationen und dringlichen OP-                    Stent-Implantation 3 Monate, bei Drug-elu-     steht dem gegenüber ein hohes Blutungs-
Indikationen kann eine Antagonisierung                       ting-Stent-Implantation obligat 12 Monate.     risiko mit den vorher erläuterten Folgen.
mit präoperativ 10 mg Vitamin K i.v. bzw.                    Das Risiko für eine Stentthrombose ist ab-     Rodriguez et al. konnten in einer prospek-
bei intraoperativer Blutung INR-abhängig                     hängig vom Zeitpunkt der Stentimplantati-      tiven Multicenterstudie belegen, dass myo-
mit 25–50 I.E./kgKG Prothrombinkomplex                       on, der Art des Stents sowie der Anzahl und    kardiale Ereignisse auch unter Fortfüh-
(PPSB) erfolgen.                                             Lokalisation der Stents. Ein Bridging mit      rung der Antiplättchentherapie auftreten,
                                                             Antikoagulanzien oder NMH ist keine geeig-     und zwar hauptsächlich verursacht durch
Nicht Vitamin-K-abhängige neue orale                         nete Strategie für ein Pausieren der Anti-     intraoperative Massivblutungen (37 %) als
Antikoagulanzien (NOAK)                                      plättchentherapie, da eine Stentthrombose      Folge der Thrombozytenhemmung.
    Im Gegensatz zu VKA wird bei NOAK                        nicht wirksam verhindert werden kann!              Ferraris et al. empfehlen im Manage-
kein Bridging mit NMH durchgeführt, es                          Während für Notfalloperationen unter        ment von Patienten mit Thrombozytenag-
sollte lediglich ein Absetzen des Medika-                    DAPT ohnehin nur eine symptomatische           gregationshemmern bei Operationen mit
ments unter Berücksichtigung der Nieren-                     Behandlung von Blutungskomplikationen          hohem Blutungsrisiko ein Pausieren der
funktion und des Blutungsrisikos erfolgen.                   (lokale Hämostyptika, Packing, Gabe von        Medikation für bis zu 5 Tage, vor allem bei
Da trotz der von sämtlichen Gesellschaf-                     Thrombozytenkonzentraten, Desmopres-           Hochrisikopatienten, da dies mit dem Ri-
ten empfohlenen Karenzzeiten dennoch                         sin, Tranexamsäure und Gerinnungsfakto-        siko für eine schwere Blutung bzw. eine
eine individuell stark unterschiedliche                      ren) bleibt, da die Blutplättchen irreversi-   Reduktion der Revisionswahrscheinlich-
Medikamentenelimination zu beobachten                        bel gehemmt sind, sollte für dringliche        keit assoziiert ist, jedoch zu keiner Erhö-
ist, sollte unmittelbar präoperativ der                      OP-Indikationen mit hohem Blutungsrisiko       hung der postoperativen Mortalität auf-
Spiegel des jeweiligen Medikaments be-                       unter DAPT nach individueller und inter-       grund von Myokardinfarkten oder Schlag-
stimmt werden.                                               disziplinärer Risikostratifizierung ein Pau-   anfällen führt.

                            BLUTUNG
                                  Anämie
                               Hypovolämie                                                                          ANDERE
                               Tachykardie
                                Hypotonie
                                                                                                                 KOMPLIKATIONEN
               Erhöhter O2-Bedarf/ Vermindertes O2-Angebot                                                                 Pneumonie
                       Perioperativer Myokardinfarkt                                                        Katheterassoziierte Komplikationen (ZVK,
                            Cerebrale Ischämie                                                                          Blasenkatheter)
                                  Azidose                                                                                  Thrombose
                               Hypothermie                                                                           Wundheilungsstörung
                   Thrombozytenaggregationshemmer
                          Orale Antikoagulantien

                                                                        PERIOPERATIVE
                                                                        MORBIDITÄT UND
                                                                         MORTALITÄT

                             PATIENT
                                  Alter
                            Dauermedikation                                                                 POSTOPERATIVES DELIR
                                                                                                                             (POD)
                                 Frailty
                              Immobilität
                             Komorbiditäten                                                                    POSTOPERATIVE
                  (Demenz, Herzinsuffizienz, koronare
                   Herzerkrankung, Niereninsuffizienz,
                                                                                                            KOGNITIVE DYSFUNKTION
                                                                                                                            (POCD)
                   pulmonale Erkrankungen, arterielle
                     Hypertonie, Diabetes mellitus)

Abb. 2: Gegenseitige Beeinflussung von Faktoren mit Erhöhung der perioperativen Morbidität und Mortalität

18                                                                                                              Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 6 / 2020
Referat

                                                                                                            PERIOPERATIVES MANAGEMENT

                                                                                                       interdisziplinärer Zusammenarbeit ist da-
 Prädisponierende Faktoren                             Präzipitierende Faktoren
                                                                                                       her essenziell. Hierbei sollte immer das
 • Alter über 65 Jahre                                 • Lange OP-Dauer                                Wohl des Patienten im Vordergrund stehen
 • Vorbestehende kognitive Beeinträchtigung            • Revisionseingriffe                            und die Indikationsstellung unter Berück-
 • Sensorische Defizite (Hypakusis, Visusein-          • Hoher Blutverlust                             sichtigung des Gesundheitszustandes, des
   schränkung)                                         • Verlängerte mechanische Ventilation/          perioperativen Risikos, der sozialen und
 • Frailty                                               ICU-Aufenthalt                                ethischen Aspekte und nach Ausschöpfen
 • Notfalleingriffe                                    • Hypothermie                                   aller Therapiealternativen strengstens eva-
 • Große Chirurgie (Herz- und gefäßchirurgi-           • Schmerzen                                     luiert werden.                           ◼
   sche Eingriffe, Schenkelhalsfraktur,                • Prämedikation mit Benzodiazepinen
   periprothetische Fraktur)                           • Applikation delirogener Pharmaka (Atropin,                                              Autorinnen:
 • Anamnese eines vorbestehenden Delirs                  Antihistaminika, Benzodiazepine, Metoclo-                                 Dr. Isabel Iraschko-Stolz
 • Multimorbidität                                       pramid, Theophyllin, Methylprednisolon,                           Univ.-Doz. Dr. Petra Innerhofer
 • Polymedikation                                        Hydrokortison)                                                Universitätsklinik für Anästhesie und
 • Substanzabhängigkeit (Opioide, Benzo-               • Auslenkung der perioperativen Homöostase:                               Intensivmedizin, Innsbruck
   diazepine)                                            Hypoxämie, Hyperkapnie, Anämie, Blutdruck-
 • Malnutrition                                          schwankungen, Hypotonie, Dehydratation,                                Korrespondierende Autorin:
                                                         Elektrolytstörung, Störungen des Säure-                                   Dr. Isabel Iraschko-Stolz
                                                         Basen-Haushaltes, Fieber                                       E-Mail: isabel.stolz@tirol-kliniken.at
                                                       • Umgebungswechsel, Reizüberflutung,                                                                     ◾04
                                                         Trennung von Vertrauenspersonen,
                                                         Fehlen von Hörgeräten und Brillen, Lärm
                                                       • Schlafentzug                                  Literatur:
                                                       • Drainagen                                     • Aldecoa C et al.: European Society of Anaesthesiology
                                                                                                       evidence-based and consensus-based guideline on post-
Tab. 1: Faktoren, die ein postoperatives Delir begünstigen                                             operative delirium. Eur J Anaesthesiol 2017; 34(4): 192-214
                                                                                                       • Arbeitsgruppe Perioperative Gerinnung der ÖGARI: Emp-
                                                                                                       fehlungen zu den Themen „Perioperatives Management
   Es werden Point-of-Care-Testungen der               rativen Tag in Erscheinung. Die Bedeutung       von PatientInnen mit Koronarstents unter dualer Plättchen-
Thrombozytenfunktion nahegelegt, um                    von POD/POCD liegt in der Erhöhung der          hemmung bei nicht-kardiochirurgischen Eingriffen“ (Korr.
                                                                                                       Autor: PD Dr. Christoph Schlimp), „Bridging von VKA und
auch bei dringenden Operationen ein op-                perioperativen Mortalität, einer Verlänge-
                                                                                                       NOAK“ (Korr. Autor: Dr. Thomas Feurstein), „Management
timales Zeitfenster bei einem Aufschieben              rung der Intensiv- und Krankenhausaufent-       der Blutung unter oraler Antikoagulation“ (Korr. Autor: Mag.
der Operation zu gewährleisten. Daher ist              haltsdauer, einem erhöhten Risiko für blei-     Dr. Claus Rädler); www.oegari.at/arbeitsgruppen/arge-pe-
bei dringlichen OP-Indikationen stets eine             bende Beeinträchtigung körperlicher oder        rioperative-gerinnung • Barnett SB: Anesthesia for the ol-
individuelle interdisziplinäre Evaluation              geistiger Funktionen, bleibender Pflegebe-      der adult. UpToDate Feb 2020; www.uptodate.com/con-
                                                                                                       tents/anesthesia-for-the-older-adult • Bundesministerium
zum Abwägen des Blutungsrisikos versus                 dürftigkeit, Kostensteigerung und allem vor-
                                                                                                       für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz:
Thrombembolierisiko in Bezug auf das                   an Stress für die betroffene Person und auch    „Qualitätsstandard Patient Blood Management“ (12/2016,
Handling mit Thrombozytenaggregations-                 für die Angehörigen. Durch steigende Awa-       aktualisiert 10/2019) • Childers CP et al.: Perioperative ma-
hemmern notwendig. Das Blutungsrisiko                  renessbildung aller beteiligten Fachgruppen     nagement of antiplatelet therapy in patients undergoing
für endoprothetische Operationen wird                  in Bezug auf die Wichtigkeit der Delirprophy-   non-cardiac surgery following coronary stent placement: a
                                                                                                       systematic review. Syst Rev 2018: 7(1): 4 • Deutsche Gesell-
dabei als hoch eingestuft. Zu bedenken ist             laxe kann das Auftreten eines POD/POCD
                                                                                                       schaft für Geriatrie e.V.: Klinische Frailty Skala; www.dgge-
auch, dass eine postoperative Hämatom-                 um bis zu 40 % gesenkt werden.                  riatrie.de • Ferraris VA et al.: 2012 update to the Society of
entwicklung eine Infektion begünstigt –                    Zu den perioperativen Maßnahmen zäh-        Thoracic Surgeons guideline on use of antiplatelet drugs in
eine Komplikation, die schwerwiegende                  len das Erfassen von Delir-Risikofaktoren       patients having cardiac and noncardiac operations. Ann
Folgen nach sich zieht.                                und des Frailty-Scores, die Anwendung einer     Thorac Surg 2012; 94(5): P1761-81 • Leitner L et al.: Trends
                                                                                                       and economic impact of hip and knee arthroplasty in cen-
                                                       Narkosetiefemessung, das Vermeiden Delir-
                                                                                                       tral Europe: findings from the Austrian National Database.
Postoperatives Delir (POD), post­                      assoziierter Medikamente sowie postopera-       Sci Rep 2028; 8(1): 4707 • Luger MF et al.: Predictors of
operative zerebrale Dysfunktion                        tives Graduieren mittels geeigneter Scores,     postoperative cognitive decline in very old patients with
(POCD) und Frailty (Tab. 1)                            z. B. Confusion Assessment Method (CAM-         hip-fracture: a retrospective analysis. Geriatr Orthop Surg
                                                       ICU), Richmond Agitation-Sedation Scale         Rehabil 2014; 5(4): 165-72 • Rockwood K et al.: A global cli-
                                                                                                       nical measure of fitness and frailty in elderly people. CMAJ
   Das postoperative Delir ist eine sehr               (RASS), Delirium Detection Score (DDS) etc.
                                                                                                       2005; 173(5): 489-95 • Rodriguez A et al.: Management of
häufige multifaktorielle Komplikation, die                                                             antiplatelet therapy in patients with coronary stents under-
in jedem Alter auftreten kann, vor allem               Fazit                                           going noncardiac surgery: association with adverse events.
jedoch bei Patienten über 65 Jahre und im                                                              Br J Anaesth 2018; 120(1): 67-76 • Smilowitz NR, Berger JS:
Rahmen von Akuteingriffen wie Schenkel-                   Die steigende Zahl an geriatrischen Pati-    Perioperative cardiovascular risk assessment and manage-
                                                                                                       ment for noncardiac surgery: a review. JAMA 2020; 324(3):
halsfrakturen bzw. bei bereits vorbeste-               enten stellt eine immer größer werdende
                                                                                                       279-90 • Walston JD: Frailty. UpToDate Mar 2020; www.
henden Erkrankungen mit Einschränkung                  Herausforderung in der OP-Planung, Vorbe-       uptodate.com/contents/frailty • Weixler D: Das postopera-
der kognitiven Funktionen. Es tritt meist              reitung, Durchführung und Nachsorge dar.        tive Delir bei Erwachsenen – Risikofaktoren, Prävention
zwischen dem OP-Tag und dem 5. postope-                Eine individuelle OP-Planung unter enger        und Therapie. P.A.I.N.S. 10/2019

        Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 6 / 2020                                                                                                         19
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