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TUM campus
Das Magazin der Technischen Universität München

Spezial: Akademiezentrum Raitenhaslach | Seite 6
ERC-Grants für Medizin, Physik und Informatik | Seite 18
Baufortschritt auf dem Campus Garching | Seite 31          3 | 2016
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IMPRESSUM

TUMcampus
Das Magazin der Technischen Universität München für Stu-
dierende, Mitarbeiter, Freunde, erscheint im Selbstverlag vier-
mal pro Jahr.
                                                                   TUM campus
                                                                   Das Magazin der Technischen Universität München

Auflage 9 000

Herausgeber
Der Präsident der Technischen Universität München

Redaktion
Dr. Ulrich Marsch (verantwortlich)
Dipl.-Biol., Dipl.-Journ. Sibylle Kettembeil
Gabi Sterflinger, M.A.
Technische Universität München
Corporate Communications Center
80290 München

                                                                                                                                         © Astrid Eckert
Telefon (089) 289 - 22766
redaktion@zv.tum.de                                                Spezial: Akademiezentrum Raitenhaslach | Seite 6
www.tum.de/tumcampus                                               ERC-Grants für Medizin, Physik und Informatik | Seite 18
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Layout
Christine Sturz/TUM                                               Ein großer Moment für das TUM Akademiezentrum Raiten-
                                                                  haslach und die gesamte Universität: Bayerns Ministerpräsi-
Herstellung/Druck                                                 dent, Horst Seehofer, trägt sich in das Gästebuch der TUM
Joh. Walch GmbH & Co, 86179 Augsburg                              und in das Goldene Buch der Stadt Burghausen ein, unter den
Gedruckt auf chlorfreiem Papier                                   interessierten Blicken von (v.l.): Dr. Florian Herrmann, MdL,
                                                                  und seine Frau Renate Herrmann, Burghausens Bürgermeis-
© Technische Universität München. Alle Rechte vorbehalten.        ter Hans Steindl, Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler,
Nachdruck, auch auszugsweise, nur in Abstimmung mit der           TUM-Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann, Ingrid Heckner,
Redaktion. Gezeichnete Beiträge geben die Meinung der Au-         MdL, und Dr. Stefan Oster, Bischof von Passau.
toren wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und
Bildmaterial wird keine Gewähr übernommen.                        Das Anfang Juni feierlich eröffnete TUM Akademiezentrum
                                                                  Raitenhaslach in Burghausen ist nicht nur ein Ort der Wis-
Zum Sprachgebrauch                                                senschaft; auch kulturelle Veranstaltungen wie Lesungen
Nach Artikel 3 Abs. 2 des Grundgesetzes sind Frauen und           und Konzerte sind geplant. Lesen Sie den ausführlichen Be-
Männer gleichberechtigt. Alle Personen- und Funktionsbe-          richt über den Festakt mit Pontifikalgottesdienst, Konzert
zeichnungen im Magazin TUMcampus beziehen sich in glei-           und einem gut besuchten Tag der offenen Tür ab Seite 6.
cher Weise auf Frauen und Männer.

Redaktionsschluss für Heft 4|16: 29. August 2016

2     TUMcampus 3|16
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EDITORIAL

Kreativität in der Lehre – viele Fragen und noch mehr Antworten

W      ie schaffen wir eine bessere Verschränkung von Praxis-
       erfahrung und Studium in der Lehrerbildung? Ist die
traditionelle Sequenz »erst Studium, dann Referendariat« wirk-
lich das Nonplusultra? Die TUM School of Education denkt die
Lehrerbildung mit dem Master »Berufliche Bildung integriert«
neu: Erfahrungen an der Schule werden parallel zur universitä-
ren Ausbildung gewonnen. Und sie ist über das an zwei Gym-
nasien verankerte TUMKolleg Pionier in der wissenschaftlich
fundierten Gestaltung neuer Formate an der Schnittstelle von
Schule und Universität.

Wie gehen wir mit übergreifenden Themen um, die in unter-
schiedlichen Fakultäten jeweils eigene Studienprogramme
rechtfertigen? Experten für extrem große Datenmengen sind
von der Politik bis zur Medizin, von den Lebenswissenschaf-        © Astrid Eckert

ten über die Ingenieurdisziplinen bis zu den Wirtschaftswissen-
schaften für unsere Gesellschaft von immer größer werdender
Bedeutung. Unsere Antwort kann es nicht sein überall dort, wo
wichtige Fragestellungen zu »Big Data« aufleuchten, jeweils ei-
gene Masterangebote zu konzipieren. Nicht eine Fakultät allein     sie überzeugende Botschaften aus und über die TUM in die
ist in der Lage, die anstehenden Herausforderungen zu behan-       Welt tragen.
deln: Sie würde das Themenfeld zwangsläufig verschmälern.
Enge Verflechtungen zwischen den Disziplinen und eine gut          Und schließlich: Wie erhöhen wir die Studienerfolgsquote?
strukturierte, überfakultäre Zusammenarbeit sind gefragt. Über     Unsere Eignungsfeststellungsverfahren haben nachweislich
die neue Form des Integrative Study Program - ein System von       Hervorragendes geleistet und das, ohne die Zahl der Studien-
organisatorisch, inhaltlich und strukturell verflochtenen Studi-   anfänger abzusenken. Die TUM als Vorreiter ist hier mittlerweile
engängen - wird das übergreifende Thema über komplemen-            deutschlandweit vielbeachtet. Das Format ist so gut, dass es
täre, in den Fakultäten verankerte Profile angesprochen. Eine      zur Nachahmung auffordert, und bislang kann sich kein alter-
gemeinsame Studienkommission, klare harmonisierte Formate          nativer Ansatz zur Erhöhung des Studienerfolgs auch nur annä-
und ein gutes Miteinander der Fakultäten sind dafür wichtig.       hernd daran messen.
Den Startschuss geben die Informatik und die Mathematik, an-
dere Fakultäten werden sich einklinken und können mit unter-       Unsere TUM beweist Kreativität und denkt auch in der Lehre
schiedlich großen Beiträgen mitmachen.                             - wo immer erforderlich - quer, schräg oder längs zum Her-
                                                                   kömmlichen. Bringen Sie uns weiterhin mit Ihren Ideen voran
Wie reagieren wir auf die enorme Heterogenität von Studi-          und lassen Sie uns gemeinsam neue Fragen stellen und dazu
enbewerberinnen und -bewerbern weltweit für unsere inter-          Antworten finden.
nationalen Master? Die aktuell in mehreren Fakultäten in der
Entwicklung befindlichen internetbasierten Module »MOOCs
for Master« haben wir speziell für unsere Masterstudiengänge
konzipiert: Sie sollen den angehenden Talenten aus aller Welt
neue Hilfestellungen zur individuellen Einschätzung der persön-
lichen Eignung und zur Überprüfung des eigenen Interesses für
unsere Programme bieten sowie auf ein Studium an der Techni-       Gerhard Müller
schen Universität München einstimmen. Ganz nebenbei sollen         Geschäftsführender Vizepräsident Studium und Lehre

                                                                                                              TUMcampus 3|16      3
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INHALT

                                                                                    6                                                                                       35

Editorial                                                                               Baufortschritt auf dem Campus Garching
Kreativität in der Lehre – viele Fragen und noch mehr                                   Zentralinstitut für Katalyseforschung eröffnet. . . . . . . . . .                   31
Antworten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3   Gebäude mit Kommunikationskompetenz. . . . . . . . . . . .                          32
                                                                                        Grundstein für die neue Mensa in Garching. . . . . . . . . . .                      33
                                                                                        Kraftvoller Impuls für die TUM-Biomedizin. . . . . . . . . . . .                    34
Spezial
TUM Akademiezentrum Raitenhaslach eröffnet. . . . . . . .                           6   Hochschule für Politik München startklar. . . . . . . . . . . . .                   35
Ehrensenatorwürde für Hans Steindl. . . . . . . . . . . . . . . . .                12   TUM School of Bioengineering nimmt Gestalt an. . . . . . .                          37
Tag der offenen Tür im TUM Akademiezentrum                                              TUM begrüßt Programm zu Tenure Track. . . . . . . . . . . . .                       38
Raitenhaslach. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   13   Rankings: TUM bleibt ganz vorn. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .               39
Musik zur Eröffnung des Akademiezentrums. . . . . . . . . .                        14   Nationales MINT-Forum 2016. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .               40
CRC Graduate Academy bespielt Raitenhaslach. . . . . . .                           15   Markus Schwaiger ist neuer ärztlicher Chef
IGSSE Forum in Raitenhaslach. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .              16   des Klinikums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   42
                                                                                        Die TUM hat gewählt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .        42
                                                                                        Kuratorium der TUM mit neuer Spitze. . . . . . . . . . . . . . . .                  43
Forschen                                                                                Neues Kapitel einer Erfolgsgeschichte. . . . . . . . . . . . . . .                  43
ERC-Grants für Medizin, Physik und Informatik. . . . . . . .                       18
Ewing-Sarkom: Jojos Bein rekonstruiert. . . . . . . . . . . . . .                  21
Game of Thrones – wer ist der nächste? . . . . . . . . . . . . .                   22   Wissenschaft und Wirtschaft
GOCE: Neues über den Aufbau der Erde. . . . . . . . . . . . .                      23   Made by TUM, Folge 24. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .            44
                                                                                        Schnell. Präzise. Einfach.
                                                                                        Plug&Produce entlastet den Ingenieur. . . . . . . . . . . . . . .                   45
Lernen und Lehren                                                                       Auszeichnung für junges Spin-off der TUM . . . . . . . . . . .                      45
Neue Studiengänge an der TUM . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                 24   »Ein junges Unternehmen ist wie eine leere Leinwand«. .                             46
Physik zum Staunen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .        25   Prof. Hana Milanov und Dipl.-Ing. Martin Hammer
Masterstudiengang »Transportation Systems«. . . . . . . . .                        26   im Interview
Nasse Experimente. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .       27   Zu Besuch auf dem Campus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .               48

Politik                                                                                 Global
                                                                                        Gasthörerprogramm für Geflüchtete. . . . . . . . . . . . . . . . . 49
Standpunkt                                                                              Zuhause auf TUM-Gelände. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
Gemeinsam sind wir exzellent in der Forschung. . . . . . . 28                           »I don‘t have the magic stick to change the terrible
                                                                                        situation in Iraq« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
                                                                                        Manaf Abdullah im Portrait

4        TUMcampus 3|16
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INHALT

                                                                                      49                                                                                         50

»Es fühlt sich gut an, helfen zu können«. . . . . . . . . . . . . . 51                     Portraits aus der TUM-Familie
TUM-Studierende engagieren sich für Flüchtlinge                                            Birgitta Bernhardt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
Integration durch MINT. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51             Johann Weber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59

                                                                                           Auszeichnungen
Campus                                                                                     Preise und Ehrungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
Nicht nur am Rande notiert
Das Diplom nur für die Besten!. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52                 Ruhestand
                                                                                           Horst Baier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .      63
TUM Campus App . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53              Klaus Mainzer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .        63
Radeln mit der MVG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53            Arnulf Melzer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .      64
Ciao, Raffaele!. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53      Johann Schlichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .          65

Neu auf dem Büchermarkt                                                                    in memoriam
Cosmic Rays and Particle Physics . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54                    Kurt Dialer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    66
Robot Oriented Design. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54              Harry O. Ruppe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .         66
                                                                                           Manfred Schneider . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .            67
Für Sie notiert                                                                            Hermann Schröder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .             67
Promotion im Verbund I: ob an der Isar.... . . . . . . . . . . . .                    55   Helmut Simon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .         68
Promotion im Verbund II: ... oder am Neckar . . . . . . . . . .                       55   Dieter Treutter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .      68
Schreiben in fremder Sprache. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .               55   Karl Wamsler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .       69
Sprachenzentrum kooperiert mit HFF München. . . . . . . .                             55
Willkommen im Webshop der TUM!. . . . . . . . . . . . . . . . .                       55   Personalien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70

                                                                                           Spiel mit Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
Menschen
Neu berufen
Tim Büthe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   56   Service
Eugénia da Conceição-Heldt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                56
Lisa Herzog. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    56   Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
Hanna Hottenrott. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .       57   Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
Christian Kühn. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     57   Ausblicke auf TUMcampus 4|16 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
Stefan Wurster. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     57

                                                                                                                                                          TUMcampus 3|16               5
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© Andreas Heddergott (4)
Burghausens Bürgermeister Hans Steindl, Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle, Ministerpräsident Horst Seehofer, TUM-Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann,
Staatsminister Dr. Marcel Huber und Staatssekretär Bernd Sibler vor dem Prälatenstock, in dem die TUM ihr neues Akademiezentrum eingerichtet hat (v.l.)

TUM Akademiezentrum Raitenhaslach eröffnet
Der 4. Juni 2016 wurde für die TUM ein großer Tag: Bei strahlendem Wetter eröff-
nete sie ihr neues Akademiezentrum im historischen Kloster Raitenhaslach an der
Salzach. Bei einem Festakt mit Ministerpräsident Horst Seehofer und einem Pon-
tifikalgottesdienst mit dem Passauer Diözesanbischof Dr. Stefan Oster übergab
die Stadt Burghausen den restaurierten Prälatenbau des Klosters seiner neuen
Bestimmung. Im Festsaal und in zahlreichen Seminarräumen werden sich Wissen-
schaftler und Studierende künftig zu Tagungen, Workshops und Klausuren treffen
– unter spätbarocken Fresken und Gewölben. In dem Kulturgut ist außergewöhn-
lich viel historische Bausubstanz erhalten.

200 Jahre lang, seit der Säkularisation von 1803, war der Prälatenstock des Zisterzien-
serklosters Raitenhaslach in privatem Besitz und wurde nur teilweise genutzt. Als die
Stadt Burghausen 2003 das Gebäude ersteigerte, war schnell klar: Kaum ein anderes
spätbarockes Gebäude in Bayern ist so weitgehend in seinem ursprünglichen Zustand

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© Uli Benz   © Uli Benz   © Uli Benz

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SPEZIAL

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                                                                              © Andreas Heddergott

                                                                                                                                                               © Uli Benz
Die musikalische Gestaltung des Pontifikalgottesdienstes lag bei Chor und Orchester der TUM, mit Präsident Herrmann an der Barockorgel und Felix Mayer als Dirigent
(S. 9). Zur Aufführung kamen Mozarts »Krönungsmesse« (Missa in C, KV 317) und das Offertorium »Scande coeli limina«. Während des Gottesdienstes: Prof. Otmar D.
Wiestler, Vorsitzender des TUM-Hochschulrats (u.l.), und TUM-Vizepräsidentin Prof. Hana Milanov (u.r.)

erhalten – von Böden und Fenstern über                  ausgewählten externen Nutzern einen                     der nach historischem Vorbild gestalte-
Wand- und Deckenmalereien bis hin zur                   Tagungsraum für bis zu 190 Perso-                       te Klostergarten und eine Cafeteria im
kunstvollen Dachkonstruktion. Und bald                  nen im historischen Festsaal (»Aula                     »Gartenstöckl« zur Verfügung, ein zu allen
hatte TUM-Präsident Prof. Wolfgang A.                   Maior«) sowie Seminarräume unter-                       Jahreszeiten nutzbarer Arkadenbau.
Herrmann die Idee für eine sinnvolle und                schiedlicher Größe. Die historische
der einstigen Klosterkultur angemessene                 Raumstruktur blieb unverändert. Inter-                  Bewahren und Gestalten
Nutzung dieses ganz besonderen Kultur-                  nationale Konferenzen, Workshops und                    Architekten, Bauingenieure und Denk-
denkmals, das unter den Äbten Robert                    Ferienakademien werden Angehörige                       malforscher der TUM hatten über meh-
Pendtner und Emanuel II. Mayr gebaut                    der verschiedenen Fachrichtungen zu-                    rere Jahre die Bauhistorie und die
und 1764 fertiggestellt wurde.                          sammenbringen, um Forschungsfragen                      Bausubstanz des Prälatenstocks er-
                                                        aus einem anderen Blickwinkel zu dis-                   forscht und daraus ein Nutzungskon-
Nun ist es soweit: Nach zehnjähriger                    kutieren. In zwei Studierzimmer können                  zept abgeleitet. Auf dieser Grundlage
Planungs- und Restaurierungsarbeit                      sich Promovierende einquartieren, um                    wurde das Gebäude ab 2013 restau-
wird das »TUM Science & Study Cen-                      hier ihre Forschungsergebnisse in die                   riert und neu ausgestattet. Dabei galt
ter Raitenhaslach« zu einem Hort der                    schriftliche Form zu bringen.                           die Maxime, die ursprüngliche Bausub-
Wissenschaft, vor allem im Geiste einer                                                                         stanz ohne historisierende Nachbildun-
nachhaltigen Internationalität, die für                 Im Festsaal werden sich die Tagungsgäs-                 gen weitestgehend zu bewahren und die
Herrmann darin besteht, »die Heimat mit                 te unter dem Deckenfresko von Johann                    moderne Haustechnik möglichst nicht
der Welt zu verbinden«.                                 Martin Heigl treffen, das die Kultivierung              sichtbar werden zu lassen. Beispielswei-
                                                        des Landes unter dem förderlichen Ein-                  se konnten historische Fenster durch die
Historisches Ambiente                                   fluss der vier Elemente zeigt. Es symbo-                Ergänzung einer vorgesetzten zweiten
Auf insgesamt 1 000 Quadratmetern                       lisiert die Arbeit der Zisterziensermönche,             Fensterfront erhalten werden. Eine raffi-
bietet das Zentrum den Wissenschaft-                    die als exzellente Acker- und Wasser-                   nierte Beleuchtungstechnik im Festsaal
lern und Studierenden der TUM sowie                     bauer galten. Für die Pausen stehen                     versteckt sich hinter dem umlaufenden

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SPEZIAL

                       Stimmen zum Tage

                       »Möge Raitenhaslach durch-
                       drungen sein von einem Geist
                       des Fragens und Suchens, des
                       Respekts und der Ehrfurcht vor
                       dem Wirklichen. Möge es wirk-
                       lich dienen für die Erkenntnis des
                       Wahren, Guten und Schönen.
                       Und möge der Geist des Ortes
                       dazu beitragen, dass diejeni-
                       gen, die hier Suchende sind,
                       auch Findende und Erkennende
                       werden.«
                          Bischof Dr. Stefan Oster in seiner Predigt
                                        beim Pontifikalgottesdienst

                       »Albert Schweitzer warnt davor,
                       in ›Wissensdünkel und Könnens-
                       stolz‹ zu verfallen... Unsere exzel-
                       lente TU München tut das nicht.
                       Der Geist dieses Hauses ist einer,
                       der sich durchaus am Himmel
                       orientiert. Das ist nötig!«
                                        Regionalbischöfin Susanne
                                         Breit-Keßler beim Festakt

                       »Der liebe Gott hat wohl auch ein
                       wenig mitgewirkt, denn so viel
                       Glück schenkt er nur einer Stadt,
                       die er liebt.«
                                         Gustl Geith im Burghauser
                                         Wochenblatt, 1. Juni 2016

                       »Das Akademiezentrum Raiten-
                       haslach ist vor allem für uns junge
                       Menschen gemacht, die wir uns
                       mit einem akademischen Studium
                       auf das Berufsleben vorbereiten.
                       Mögen wir erkennen, dass Natur-
                       wissenschaft und Technik dem
                       göttlichen Schöpfungswerk unter-
                       geordnet, aber umso mehr seiner
                       Erhaltung verpflichtet sind.«
                       Nora Pohle, B.Sc., Vertreterin der Studieren-
                          den im Senat, Fürbitte beim Gottesdienst

                                      Weitere Bilder zum Tage
© Andreas Heddergott

                              www.raitenhaslach.tum.de/bilder

                                            TUMcampus 3|16        9
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SPEZIAL

»Haben Sie mit ihm schon einmal
verhandelt?«
  Horst Seehofer über den TUM-Präsidenten
 auf die Frage von BR-Moderatorin Anousch-
    ka Horn, wie sich die Verhandlungen über
                Raitenhaslach gestaltet haben

»Er hat immer die guten Ideen,
und ich das Geld.«
       Ministerpräsident Horst Seehofer über
                   TUM-Präsident Herrmann

»Raitenhaslach ist das Bekenntnis
einer Universität von Rang zum
kulturellen Erbe ihrer bayerischen
Heimat.«
                 TUM-Präsident Wolfgang A.
                    Herrmann beim Festakt

»Dann kam mehr zufällig ein
einflussreicher Hochschul-Papst
zu Besuch nach Marienberg
und Raitenhaslach und fand das
Ensemble ›einfach zum Nieder-
knien‹ (wörtliches Zitat). Er tat
sich mit dem Bürgermeister
zusammen, beide zogen eine mit
dem Metier vertraute Landtags-
abgeordnete an Bord, spätestens
ab da gab es keinen Zufall mehr.
Jetzt kam Phantasie, Planung,
Strategie und geschicktes
Management hinzu.«
                  Gustl Geith im Burghauser
                                                © Astrid Eckert

                  Wochenblatt, 1. Juni 2016

»Im ehemaligen Prälatenstock des
früheren Zisterzienserklosters ist
nun ein Hort der Wissenschaft,
ein Tauschplatz des Wissens, eine
Begegnungsstätte für Forscher
und Kulturschaffende gleicher-
maßen entstanden. Hier werden
Menschen ›im Geiste zusammen-
geführt‹, sagte TUM-Präsident
Wolfgang A. Herrmann. Ziel sei
es, ›dass sich Menschen weniger
fremd sind, dass sie die Kultur
des Anderen verstehen, wenn sie
hier gewesen sind.‹«
                                                © Andreas Heddergott

           Mühldorfer Anzeiger, 6. Juni 2016

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SPEZIAL

Gesims, ohne die Raumästhetik zu be-                    selbstverständlich zusammen«, sagte                      ›Ratlosigkeit‹, wie dieses Gebäude mit
einträchtigen.                                          Ministerpräsident Horst Seehofer beim                    neuem Leben erfüllt werden könnte, hat
                                                        Festakt. »Jahrhundertelang haben die                     sich durch eine persönliche Begegnung
Die Renovierung erfolgte in ständiger                   Klöster die Wissenschaft gepflegt. Ich                   mit Prof. Herrmann und dessen Begeis-
Abstimmung mit dem Bayerischen Lan-                     freue mich, dass mit dem neuen Akade-                    terung für Raitenhaslach die Partner-
desamt für Denkmalpflege. Die Kosten                    miezentrum der TUM in den historischen                   schaft mit der TU München ergeben,
von rund 20 Millionen Euro teilten sich im              Mauern des ehemaligen Zisterzienser-                     was sich für alle Beteiligten als wahrer
Wesentlichen der Freistaat Bayern (rund                 klosters Raitenhaslach eine moderne                      Glücksfall herausgestellt hat. Die jetzige
50 Prozent) und die Stadt Burghausen,                   und konsequente Fortschreibung dieser                    Belegung ist die optimale Nutzung des
ergänzt um Beiträge des Bundes, der                     engen Verbindung gelungen ist. Enger                     Areals und ein Beispiel für erfolgreiche
Messerschmitt Stiftung und der Bayeri-                  Austausch über wissenschaftliche Fach-                   Nachhaltigkeit.«
schen Landesstiftung. Die Liegenschaft                  grenzen hinweg, gemeinsame Suche
wurde der TUM von der Eigentümerin,                     nach neuen Ideen, Innovation im Dialog                   »Das Akademiezentrum in Raitenhas-
der Stadt Burghausen, für zunächst 25                   – im Akademiezentrum der TUM wird                        lach ist das Bekenntnis der TU München
Jahre kostenfrei zur Nutzung übertragen.                Zukunft gestaltet!«                                      zu ihrer bayerischen Heimat. Hier soll
Die TUM organisiert verantwortlich den                                                                           die internationale Welt der Wissenschaft
laufenden Betrieb und fördert die Veran-                »Es war für uns zunächst Verpflichtung                   gemeinsam mit uns einen geistigen Fix-
staltungen aus dem hierfür eingerichte-                 und Herausforderung, diesen einzigarti-                  punkt finden«, sagte Präsident Herrmann.
ten »TUM Seminarfonds Raitenhaslach«.                   gen Denkmalort zu erwerben und damit                     Wesentliche Komponenten der extra-
                                                        seinen Bestand und seine Ursprüng-                       curricularen Aktivitäten der TUM werden
Bekenntnis zur bayerischen Heimat                       lichkeit zu sichern«, sagte Hans Steindl,                künftig in Raitenhaslach konzentriert.
»Tradition trifft Fortschritt – bei uns                 Erster Bürgermeister der Stadt Burg-                                                  Klaus Becker
in Bayern geht das von je her ganz                      hausen. »Nach einer kurzen Phase der
© Astrid Eckert (3)

Die TUM feiert mit zahlreichen Gästen unter dem imposanten Deckenfresko von Johann Martin Heigl.
Linke Seite: Pontifikalgottesdienst in der Klosterkirche Raitenhaslach zur Eröffnung des TUM Akademiezentrums.
                                                                                                                                     TUMcampus 3|16     11
SPEZIAL

                                                         Publikationen zu Raitenhaslach                                                                                              Ehrensenatorwürde für Hans Steindl

                                                          Das Akademiezentrum Raitenhaslach der
                                                          Technischen Universität München

                                                          TUM Science & Study Center Raitenhaslach

                                                         Ein reichhaltiger Bildband vermittelt
                                                         einen Überblick über die Historie des
                                                         Klosters, den Restaurierungsverlauf und
                                                         das Nutzungskonzept.
                                                         Wolfgang A. Herrmann (Hrsg.): Das
                                                         Akademiezentrum Raitenhaslach der

                                                                                                                                                                                                                                                                                         © Astrid Eckert
                                                         Technischen Universität München, Franz
                                                         Schiermeier Verlag, München 2016,
                                                         deutsch/englisch,
                                                         ISBN 978-3-9814521-0-5, 48,50 Euro
                                                                                                                                                                                     Hans Steindl (l.) wurde von TUM-Präsident Herrmann, seit Kurzem Ehrenbürger der Stadt Burghausen, mit
                                                                                                                                                                                     der Ehrensenatorwürde der TUM ausgezeichnet.
                                                                                          TUM INSIGHTS

                                                                                                                                                                                     Mit der Würde eines Ehrensenators hat                 Privatinteressen zu werden. Steindl
Stant Cuncta Labore. Inspirationen entlang der Salzach

                                                                                                                                                                                     die TUM den Ersten Bürgermeister der                  stimmte dann mit dem Rückhalt sei-
                                                                                                                      Wolfgang A. Herrmann (*1948 in Kelheim/Niederbayern) ist
                                                                                                                      seit 1979 Chemieprofessor (Regensburg, Frankfurt am Main,
                                                                                                                      München) und seit 1995 Präsident der Technischen Universität
                                                                                                                                                                                     Stadt Burghausen, Hans Steindl, für sei-              nes Stadtparlaments zu, dass die
                                                                                                                                                                                     ne außergewöhnlichen Verdienste bei                   Technische Universität München den
                                                                                                                      München. Er ist ehrenamtlicher Organist und profunder Kenner
                                                                                                                      der bayerischen Geschichte, insbesondere der Kirchenge-
                                                                                                                      schichte. Über ein Vierteljahrhundert hinweg hat er sich die
                                                                                                                      Landschaft zwischen Salzach, Alz und Inn erschlossen.

                                                                                                                                                                                     der Einrichtung des neuen Akademie-                   kultur- und bauhistorisch bedeutenden
                                                                                 Wo l f g a n g A . H e r r m a n n
                                                                                                                                                                                     zentrums ausgezeichnet. TUM-Präsi-                    »Prälatenstock« als Akademiestandort
                                                                         Stant Cuncta Labore.                                                                                        dent Prof. Wolfgang A. Herrmann nahm                  erhält. Damit wurden die Weichen für
                                                                         Inspirationen entlang
Wo l f g a n g A . H e r r m a n n

                                                                              der Salzach                                                                                            die Ehrung beim Festakt zur Eröffnung                 ein Nutzungskonzept gestellt, das in der
                                                                                                                                                                                     des Zentrums vor.                                     deutschen Hochschullandschaft einma-
                                                                                                                                                                                                                                           lig ist.«
                                                                                        TUM.University Press

                                                         Mit einem »weltlichen Brevier« möchte                                                                                       In seiner Laudatio sagte Herrmann: »Es
                                                         Wolfgang A. Herrmann die Augen und                                                                                          ist dank der mutigen Initiative und Ent-              Hans Steindl ist seit 1990 Erster Bür-
                                                         Herzen für das Land zwischen Salzach,                                                                                       schlusskraft des geschichtsbewussten                  germeister von Burghausen. Er kann
                                                         Alz und Inn öffnen, das vom Zisterzien-                                                                                     wie gleichermaßen zukunftsorientierten                zahlreiche wirtschafts-, sozial- sowie
                                                         serkloster Raitenhaslach über viele Jahr-                                                                                   Bürgermeisters gelungen, das bau- und                 kulturpolitische Erfolge verzeichnen und
                                                         hunderte wesentliche kulturelle Impulse                                                                                     kulturhistorisch einzigartige Ensemb-                 fördert mit dem »Chemie-Preis Burghau-
                                                         erhalten hat. Das Buch »Stant Cuncta                                                                                        le Kloster Raitenhaslach im Jahr 2003                 sen« die Forschung. Seit 1972 gehört er
                                                         Labore« (Alles hat durch Arbeit Bestand)                                                                                    in den Besitz der Stadt Burghausen zu                 ohne Unterbrechung dem Stadtrat Burg-
                                                         trägt als Titel den Sinnspruch des De-                                                                                      bringen. Auf diese Weise wurde das ehe-               hausen und dem Kreistag Altötting an.
                                                         ckenfreskos von Johann Martin Heigl                                                                                         malige Zisterzienserkloster in die Obhut              Steindl studierte unter anderem Sport-
                                                         (1766) in der »Aula Maior«, das aus Mit-                                                                                    der Bürgerschaft genommen und das                     wissenschaften an der TUM und war an-
                                                         teln der Messerschmitt-Stiftung restau-                                                                                     weitgehend ungenutzte Kleinod da-                     schließend als Gymnasiallehrer in seiner
                                                         riert wurde.                                                                                                                vor bewahrt, Spielball profitorientierter             Heimatstadt Burghausen tätig.
                                                         Wolfgang A. Herrmann: Stant Cunc-                                                                                                                                                                                     Klaus Becker
                                                         ta Labore – Inspirationen entlang der
                                                         Salzach, TUM.University Press, Mün-
                                                         chen 2016,
                                                         ISBN 978-3-95884-001-0, 15 Euro

                                                         12               TUMcampus 3|16
SPEZIAL

Tag der offenen Tür im TUM Akademiezentrum Raitenhaslach
© Uli Benz (3)

Besucheransturm: »Dass nach der langen Zeit, die das Kloster gewissermaßen im Dornröschenschlaf verbracht hatte, das Interesse der Bevölkerung groß sein würde,
davon konnte man ausgehen... ›Wir schätzen, dass minimum 6 000 Leute gekommen sind‹, so Projektkoordinator Werner Lechner.« Burgh. Wochenblatt, 8. Juni 2016

Am 5. Juni 2016 öffnete der Prälaten-                  präsident Horst Seehofer, Raitenhaslach                stammen 13 Millionen aus Zuschüssen
stock des spätbarocken Klosters Rai-                   stehe synonym für das Erfolgsgeheimnis                 des Freistaats, des Bundes und der
tenhaslach in Burghausen erstmals                      Bayerns: »Tradition trifft Fortschritt, Ge-            Messerschmitt-Stiftung.
seine Türen für die Öffentlichkeit. Zur                schichte trifft Zukunft.«
Besichtigung freigegeben waren der                                                                            Auf insgesamt 1 000 Quadratmetern bie-
imposante Festsaal, das Papstzimmer                    Die Stadt Burghausen hat das Kloster-                  tet das Zentrum den Wissenschaftlern
und andere hervorragend erhaltene                      gebäude 2003 aus Privatbesitz erwor-                   und Studierenden der TUM sowie ausge-
Räume.                                                 ben und restauriert. Kaum ein anderes                  wählten externen Nutzern einen großen
                                                       spätbarockes Gebäude in Bayern ist so                  Tagungsraum im historischen Festsaal,
Einen Tag zuvor hatte die TUM hier ihr neues           weitgehend in seinem ursprünglichen                    elf Seminarräume und zwei Studierzim-
Akademiezentrum eingeweiht: Den kirch-                 Zustand erhalten wie der Prälatenstock                 mer. Die Stadt Burghausen wird Konzerte
lichen Segen spendeten der Passauer                    des Klosters Raitenhaslach – von Bö-                   und Lesungen veranstalten, im Gewölbe
Diözesanbischof Dr. Stefan Oster und die               den und Fenstern über Wand- und De-                    können Hochzeiten und Taufen gefeiert
evangelische Regionalbischöfin Susanne                 ckenmalereien bis hin zur Dachdeckung.                 werden.
Breit-Keßler. Auf dem stimmungsvollen                  In den Umbau der Klosterräume wur-                                   www.raitenhaslach.tum.de
Festakt sagte der bayerische Minister-                 den 20 Millionen Euro investiert. Davon

                                                                                                                                      TUMcampus 3|16         13
SPEZIAL

Musik zur Eröffnung des Akademiezentrums

Am Abend des 3. Juni 2016 gab es
zur Eröffnung des Akademiezentrums
der TUM in Raitenhaslach ein Konzert
der Technischen Universität München
im Kurfürst-Maximilian-Gymnasium
Burghausen.

Kammerorchester und Kammerchor der
TUM und das Große Orchester des Kur-
fürst-Maximilian-Gymnasiums (Kumax)
gestalteten einen kurzweiligen Kon-
zertabend. Als Solisten bereicherten
TUM-Präsident Prof. Wolfgang A. Herr-
mann an der Orgel und Ute Ziemer als

                                                                                                                                                  © Andreas Heddergott
Sopranistin das Konzert. Eine musikali-
sche Besonderheit erfreute Kumax-Or-
chesterleiter Christof Freymadl an
diesem Abend: Er erhielt eine Messkom-
position des 18. Jahrhunderts aus der
Feder des Raitenhaslacher Paters Al-
berich Hirschberger, die TUM-Präsident
Herrmann zur Akademieeröfnung neu
drucken hatte lassen.

Als Besonderheit ließ die TUM ein Werk
des Raitenhaslacher Klosterkomponis-
                                                                                                                                                  © Kumax

ten Albericus Hirschberger (1709 – 1745)
spartieren, das heißt in eine für die heu-
tige Aufführungspraxis geeignete Form        Schlussapplaus für Felix Mayer (Leiter TUMKammerorchester und TUMChor), Prof. Wolfgang A. Herrmann
bringen: die Missa VI. Apostolorum San-      (Orgel), Ute Ziemer (Sopran) und Christof Freymadl (Leiter Großes Orchester des Kumax) (vorn v.l.)
ctorum Petri et Pauli aus dem Jahr 1743.
Das Werk kommt bei nächster Gele-
genheit in der ehemaligen Klosterkirche
Raitenhaslach zur Aufführung. (Alberich
Hirschberger: Missa VI. Sanctorum Petri
et Pauli, aus »Philomela cisterciensis ex
valle Bernardina Raittenhaslacensi«, Edi-
tio nova, München 2016)

14    TUMcampus 3|16
SPEZIAL

CRC Graduate Academy bespielt Raitenhaslach

Unmittelbar nach seiner Öffnung wur-
de das TUM Science & Study Center
Raitenhaslach von der CRC Gradua-
te Academy, einer Spring School des
ebenfalls kürzlich eröffneten TUM
Zentralinstituts für Katalyseforschung
(CRC), genutzt. Drei Tage lang legten
Wissenschaftler aus Europa dort in
Vorträgen und Diskussionen rund um
die Katalyse den Fokus auf die Pho-
tokatalyse.

Die Academy war ein Satelliten-Event
der CRC-Eröffnung im Mai 2016 und
bot den Nachwuchswissenschaftlern

                                                                                                                                            © Maximilian Krause
am CRC eine Plattform, ihre Ergebnisse
aus der Katalyseforschung über Fakul-
tätsgrenzen hinweg darzustellen. Ins-
besondere der Netzwerk-Charakter der
Veranstaltung stand im Vordergrund:        Prof. Hans Niemantsverdriet im Workshop »Presenting Science« mit Nachwuchswissenschaftlern des CRC
Der rege und interdisziplinäre Austausch
der Teilnehmer und CRC-Mitglieder im
sanierten Prälatenstock des Klosters       Englisch werden bereits zur Bewer-                  Doktoranden von MuniCat, der strategi-
Raitenhaslach ist eine Grundlage für zu-   bung ausreichende Französischkennt-                 schen Allianz von TUM und der Clariant
künftige innovative Ansätze in der Kata-   nisse eingefordert, die später in den               AG, präsentierten Ergebnisse aus dem
lyseforschung am CRC.                      verpflichtenden Auslandsphasen benö-                Bereich der angewandten Katalysefor-
                                           tigt werden. Um Synergien zu nutzen,                schung. Außerdem wurde die Verleihung
Neben den Teilnehmern der TUM - da-        kombinierten die Veranstalter die CRC               der Posterpreise während des Conferen-
runter auch drei Tenure-Track-Profes-      Graduate Academy mit dem Pflichtmo-                 ce Dinners von MuniCat unterstützt.
soren der Fakultäten für Chemie und für    dul »Winterschool« des Studiengangs
Physik und ihre Mitarbeiter - besuchten    NSC. Die Teilnahme von Professoren                  Die Academy gibt »Inspiration für neue
auch die Mitglieder des deutsch-fran-      und Doktoranden der Partnerhochschu-                Projekte im Bereich Photokatalyse am
zösischen Studiengangs »Nanoscien-         le Aix-Marseille Université förderte den            CRC«, sagte CRC-Direktor Ueli Heiz.
ce and Catalysis« (NSC) die Academy.       Austausch im Netzwerk der DFH.                      Der Professor für Physikalische Chemie
Der Studiengang, der in Kooperation                                                            sieht die Photokatalyse als ein zentrales
mit der Fakultät für Chemie seit April     Nachwuchswissenschaftler, Studierende               Thema der nächsten Jahre am Zentralin-
2014 angeboten wird, ist Teil eines von    und renommierte Katalyseforscher dis-               stitut.
der Deutsch-Französischen Hochschule       kutierten aktuelle Trends der Photokata-                                     Florian Schweinberger
(DFH) co-finanzierten PhD-Tracks. Die      lyse. Ergänzt wurde das Programm durch                                       www.m2gsn.tum.de
Kombination des Masters NSC mit der        einen Vortrag aus der Industrie zu aktuel-                                     www.crc.tum.de
daran anschließenden Doktorandenaus-       len Entwicklungen im Bereich LEDs und
bildung zeichnet sich durch eine hohe      Laserdioden als Ausgangspunkt für die
Interdisziplinarität und sprachliche An-   gezielte Erzeugung von Photonen für die
forderungen an die Studierenden und        Photokatalyse sowie einen Workshop
Doktoranden aus; neben Deutsch und         zum Thema »Presenting Science«.

                                                                                                                       TUMcampus 3|16            15
SPEZIAL

                                                                 IGSSE Forum
                                                                 in Raitenhaslach
                      Screenshot!!
                      Bild kommt noch                            Die International Graduate School of
                                                                 Science and Engineering (IGSSE), Weg-
                      von Astrid Eckert                          bereiterin und nun Teil der TUM Gra-
                                                                 duate School, hatte schon immer ein
                                                                 besonderes Verhältnis zur Klosteranlage
                                                                 in Raitenhaslach: Seit 2007 findet dort
                                                                 jährlich das IGSSE Forum statt, das als
                                                                 Mini-Symposium den interdisziplinären
                                                                 Austausch von Promovierenden, Post-
                                                                 docs und Professoren sowie internatio-
                                                                 nalen Partnern und Gästen fördert.

                                                                 Das 10. IGSSE Forum brachte unter
                                                                 dem Titel »Smart Cooperation« die Mit-
                                                                 glieder der Graduiertenschule mit ihren
                                                                 Kolleginnen und Kollegen des Munich
                                                                 Center for Technology in Society (MCTS)
                                                                 zusammen. Während dreier spannender
                                                                 Tage wurden Methoden und Abhängig-
                                                                 keiten wissenschaftlicher Kooperation
                                                                 im gesellschaftlichen Zusammenhang
                                                                 diskutiert und im Plenum präsentiert.
                                                                 Die Bilder dieser Seiten geben einen Ein-
                                                                 druck von der kreativen Atmosphäre und
                                                                 der konzentrierten Zusammenarbeit der
                                                                 Doktorandinnen und Doktoranden – digi-
                                                                 tal oder ganz klassisch mit Stiften, Schere
                                                                 und Papier.

                                                                 Anfragen und Buchungen
                                                                 für alle Einheiten der TUM zu Tagungs-
                                                                 räumen, Tagungstechnik, Verpflegung
                                                                 und Übernachtung laufen über Barba-
                                                                 ra Weiant, Geschäftsführerin des TUM
                                                                 Akademiezentrums Raitenhaslach. Die
                                                                 Betriebswirtin leitet seit April 2016 den
                                                                 Seminarbetrieb.

                                                                 barbara.weiant@tum.de
                                                                 Tel. 089 – 289 26600
                                                                 www.raitenhaslach.tum.de
                                          © Andreas Heddergott

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© Andreas Heddergott (2)

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                                                 SPEZIAL

                           © Astrid Eckert (4)
FORSCHEN

                                                                                                                                                                    © Andreas Heddergott
Die »Munich Compact Light Source« erzeugt besonders intensive Röntgenstrahlen. Mit deren Hilfe arbeitet TUM-Physiker Prof. Franz Pfeiffer weiter an der Verfeine-
rung von Röntgentechniken – gefördert vom ERC.

Neun EU-Förderungen für die TUM

ERC-Grants für Medizin, Physik und Informatik
Die TUM schneidet im Wettbewerb                         APEG soll außerdem Optimierungspro-                     Erfolge zeigte die Technologie bereits
um die Forschungspreise des Europe-                     bleme in modernen Anwendungen lösen.                    bei der Analyse bestimmter Hautkrebs-
an Research Council (ERC), die zu den                   Dazu gehören aktuelle Graphenproble-                    formen, und weitere Studien in diesem
angesehensten Forschungsförderun-                       me. Graphen sind ein Konzept aus der                    und anderen Krankheitsfeldern sind der-
gen in Europa zählen, erneut sehr gut                   Mathematik und bestehen aus Knoten                      zeit im Gange.
ab: Neun TUM-Wissenschaftlerinnen                       und Kanten. Sie werden unter anderem
und -Wissenschaftler waren in der ak-                   verwendet, um Netzwerke zu modellie-                    Mithilfe des neuen ERC-Grants will das
tuellen Wettbewerbsrunde erfolgreich                    ren, zum Beispiel Verkehrs- oder Com-                   Team um Ntziachristos MSOT weiterent-
(6 Medizin, 2 Physik und 1 Informa-                     puternetzwerke. Nicht zuletzt wird APEG                 wickeln und optimieren. Ein Ziel des ak-
tik). Die neuen ERC-Grants bringen                      neue algorithmische Techniken entwi-                    tuellen Projekts »Precision Multi-Spectral
insgesamt fast 19 Millionen Euro For-                   ckeln, die den Energieverbrauch in Com-                 Optoacoustic Tomography« ist es, die
schungsmittel an die TUM.                               putersystemen minimieren.                               Empfindlichkeit der Methode weiter zu
                                                                                                                steigern und technische Einschränkun-
ERC Advanced Grants                                     Prof. Vasilis Ntziachristos hat die                     gen abzubauen. Dadurch würde auch
                                                        Bildgebungsmethode         »Multi-Spectral              eine Anwendung in der Entzündungs-
Prof. Susanne Albers erhält den Grant                   Optoacoustic Tomography« (MSOT) ent-                    und Stoffwechsel-Diagnose oder in der
für ihr Projekt »Algorithmic Performan-                 wickelt. Mit dieser Technologie lassen                  Neurologie möglich. Zudem soll ein kos-
ce Guarantees« (APEG). Die Wissen-                      sich bis dato nicht realisierbare präzise               tengünstiges tragbares Gerät entwickelt
schaftlerin forscht an neuen Techniken                  3D-Tiefendarstellungen von Körperge-                    werden, das die Vorteile von MSOT und
für die Entwicklung effizienter Algorith-               webe erstellen. Dazu wird die Zielregion                Ultraschall kombiniert, um die klinische
men. Mit den neuen Techniken möchte                     mit äußerst kurzen und schwachen La-                    Anwendbarkeit und Praktikabilität aus-
sie unter anderem alte »harte Nüsse«                    serimpulsen geringfügig erwärmt, was                    zuweiten.
knacken, das heißt Probleme, die bereits                zu minimalen Vibrationen im Gewebe
von den Pionieren der Informatik in den                 führt. Diese werden mit einem Sensor er-                Prof. Franz Pfeiffer arbeitet auf dem
1960er-Jahren untersucht wurden. Ein                    fasst und in hochauflösende dreidimen-                  Gebiet der biomedizinischen Röntgen-
Beispiel dafür ist die Schwierigkeit, in                sionale Bilder übersetzt. Das Verfahren                 physik. Röntgenaufnahmen sind aus der
Rechenzentren Aufträge auf die vorhan-                  funktioniert nichtinvasiv, ohne Strahlen-               Medizin nicht mehr wegzudenken. Doch
denen Prozessoren so zu verteilen, dass                 belastung und ohne Kontrastmittel – ein                 bisher wird nur die Absorption der Rönt-
alle gleich stark ausgelastet sind.                     enormer Vorteil für die Patienten. Erste                genstrahlung für die Bildgebung benutzt.

18      TUMcampus 3|16
FORSCHEN

Bei Weichgewebe, etwa der Lunge,             In seinem Projekt »HypoFlam« wird Prof.
reicht der Kontrast zwischen gesundem        Matthias Tschöp den Zusammenhang
und krankem Gewebe für eine frühe Dia-       zwischen zucker- und fettreicher Ernäh-
gnostik nicht aus. Erst massive Schäden      rung, entzündungsähnlichen Vorgängen
sind im Röntgenbild zu erkennen.             in bestimmten Hirnregionen sowie dem
                                             Auftreten von Adipositas und Diabetes
Pfeiffer experimentiert seit vielen Jahren   untersuchen. In einer vorangegangenen
                                                                                                         Prof. Susanne Albers,
mit monochromatischer Röntgenstrah-          Studie hatte er mit seinem Team heraus-                     Liesel Beckmann-Pro-
lung, die es erlaubt, neben Absorpti-        gefunden, dass es bei einer zucker- und                     fessur für Theoretische
onsbildern auch Phasenkontrast- und          fettreichen Ernährung zu traumatischen                      Informatik, Leib-
                                                                                                         niz-Preisträgerin 2008
Dunkelfeldbilder zu erzeugen. Im Fokus       Zellveränderungen in Teilen des Hypo-
des vom ERC unterstützten Projekts           thalamus kommt. In dieser Hirnregion
steht insbesondere das Dunkelfeld-Ver-       werden beim Menschen unter anderem                          Prof. Vasilis Ntziachris-
                                                                                                         tos, Lehrstuhl für Biolo-
fahren. Ausgehend von bereits realisier-     die Aufnahme von Flüssigkeit und Nah-                       gische Bildgebung, erhält
ten Aufnahmen mit lebenden Kleintieren       rung, aber auch der Zucker- und Fett-                       bereits zum zweiten Mal
soll das Verfahren so weiterentwickelt       stoffwechsel gesteuert.                                     einen Advanced Grant.
                                                                                                         Bereits 2008 förderte die
werden, dass die Dunkelfeld-Compu-                                                                       EU seine Arbeit, die ihm
ter-Tomografie auch in die Klinik ein-       Die Forscher nehmen an, dass diese Ver-                     zudem 2014 den Deut-
geführt werden kann. Vor allem für die       änderungen im Hypothalamus langfristig                      schen Innovationspreis
                                                                                                         und 2012 einen »Proof of
Diagnose chronisch obstruktiver Lun-         zu Fettleibigkeit und dem Auftreten von                     Concept Grant« des ERC
generkrankungen, an der viele Millio-        Typ-2-Diabetes beitragen, weil sie zen-                     bescherte.
nen Menschen in Europa leiden, könnte        trale Regelkreisläufe in ihrer Funktion
diese Methodik einen großen Fortschritt      beeinträchtigen. Sie wollen nun die zu-
bringen.                                     grunde liegenden molekularen Mecha-
                                             nismen aufklären, um neue Therapien
Prof. Friedrich Simmel möchte in seinem      zu entwickeln. Besonderer Fokus liegt
ERC-geförderten Projekt neue Wege zur        hierbei nicht nur auf der Beteiligung der
Herstellung intelligenter, dynamischer       Nervenzellen, sondern auch auf der Rol-                     Prof. Franz Pfeiffer,
Mikrostrukturen aus Polymer-Gelen und        le von Stützzellen, »Fresszellen« und                       Lehrstuhl für Biomedi-
                                                                                                         zinische Physik (E17),
Nukleinsäuren beschreiten. Die etwa          bestimmten weißen Blutkörperchen, die                       Leibniz-Preisträger
zellgroßen Komponenten sollen sensori-       das Team ebenfalls im Hypothalamus                          2011, ERC-Starting
sche und informationsverarbeitende Fä-       nachweisen konnte.                                          Grant 2009

higkeiten haben und abhängig von ihren
lokalen chemischen Randbedingungen           ERC Consolidator Grants
unterschiedliche Materialien produzieren
können.                                      Prof. Florian Bassermann forscht mit
                                             seinem Team im Projekt »BCM-UPS«
Ein weiterer Ansatz ist die evolutio-        an neuen Therapieansätzen gegen
                                                                                                         Prof. Friedrich Simmel,
näre Entwicklung und Optimierung             bösartige B-Zell-Lymphome wie das                           Lehrstuhl für Experimen-
RNA-basierter molekularer Schalter und       Mantelzell-Lymphom oder das Multi-                          talphysik (E14), wurde
Nanostrukturen. Von molekularen Evo-         ple Myelom. In früheren Studien fand                        2002 von der DFG zum
                                                                                                         Emmy Noether-Nach-
lutionsprozessen abgeleitete Verfahren       er bereits heraus, dass Fehlfunktionen                      wuchsforscher berufen.
sollen dabei eine Vielfalt unterschiedli-    bestimmter Enzyme des zellulären Ubi-
cher Komponenten erzeugen, aus denen         quitin-Proteasom-Systems (UPS) für
durch künstliche Selektion die für eine      die Entstehung und Ausprägung dieser
Aufgabe am besten geeigneten ausge-          Krebsformen eine entscheidende Rolle
wählt werden. Ziel sind makroskopische       spielen. Das UPS-System ist unter an-
Materialien, die durch DNA-program-          derem an der DNA-Reparatur beteiligt.
                                                                                                         Prof. Matthias Tschöp,
mierte Intelligenz neue Eigenschaften für                                                                Lehrstuhl für Stoffwech-
Gebiete wie Umweltsensorik oder Bioka-       Einige der Enzyme des UPS-Systems                           selerkrankungen, erhielt
                                                                                         © Jan Roeder

talyse bereitstellen oder als adaptive Ma-   könnten als Biomarker oder therapeuti-                      2012 als erster deutscher
                                                                                                         Mediziner die renom-
terialien autonom neuartige Funktionen       sche Ziele bei Lymphomen dienen. Mit                        mierte Alexander von
ausüben können.                              der europäischen Förderung soll jetzt                       Humboldt-Professur.

                                                                                                        TUMcampus 3|16        19
FORSCHEN

                               ihr Zusammenspiel genauer untersucht          neben histologischen Untersuchungen
                               werden. In einem interdisziplinären An-       des Gewebes auch molekulare Analy-
                               satz sollen sowohl zellbiologische und        sen.
                               proteomische Ansätze, Mausmodelle
Prof. Florian Basser-          und klinische Patientenstudien als auch       Der Ansatz soll vor allem interdisziplinär
mann, III. Medizinische
Klinik und Poliklinik
                               genetische Screenings von Gewebepro-          sein, so dass klinische, histologische und
(Hämatologie/Onkologie)        ben zum Einsatz kommen.                       Laborwerte zusammengeführt und bioin-
des Klinikums rechts                                                         formatisch ausgewertet werden. Ziel des
der Isar, leitet seit April
2015 als Tenure Track
                               In einem interdisziplinären Versuchsan-       Projekts ist es, Biomarker zu identifizie-
Professor die Abteilung        satz möchte Prof. Marc Schmidt-Supp-          ren, die den Verlauf der Krankheiten und
Cell Biology of Cancer.        rian mit seiner Gruppe die Reifung von        Therapieerfolge frühzeitig vorhersagen
                               B-Zellen erforschen, ein essenzieller         können.
                               Prozess für die adaptive Immunabwehr.
                               Im Lauf ihres Lebens werden B-Zellen          Dr. Dimitrios C. Karampinos konzen-
Prof. Marc Schmidt-            entweder zu langlebigen Gedächtniszel-        triert sich in seinem Forschungsprojekt
Supprian, III. Medizini-       len oder zu Plasmazellen, die Antikörper      »ProFatMRI« auf die Weiterentwicklung
sche Klinik des TUM-Kli-
                               zur Verteidigung gegen feindliche Mikro-      der Bildgebungsmodalität Magnetreso-
nikums rechts der Isar,
leitet seit 2014 als Tenu-     organismen produzieren. Laufen ein-           nanztomografie (MRT; engl. Magnetic
re Track Professor für         zelne Schritte in diesem Reifeprozess         Resonance Imaging, MRI), um das
Experimentelle Hämato-
                               falsch ab, können Autoimmunerkrankun-         menschliche Fettgewebe im lebenden
logie die Forschungs-
gruppe »Molekulare             gen entstehen. Der Fokus des Wissen-          System zu untersuchen. Er wird neu-
Immunpathologie und            schaftlers liegt vor allem darauf, wie sich   artige MRT-Methoden entwickeln, um
Signaltransduktion«.
                               die Ausstattung von Proteinen innerhalb       erstmals die Mikrostrukturen von Fett-
                               der Zelle während der Entwicklung der         gewebe, insbesondere dem braunen
                               B-Zelle verändert und wie sie reguliert       Fettgewebe und von Knochenmark-
                               wird.                                         fett, nicht-invasiv zu untersuchen und
                                                                             zu quantifizieren. Solche Entwicklungen
Prof. Kilian Eyerich,
                               Besonders die so genannten RNA-bin-           können die Diagnose und Therapie von
Klinik und Poliklinik für
Dermatologie und Aller-        denden Proteine sind noch wenig er-           Krankheiten wie dem metabolischen
gologie des TUM-Klini-         forscht. Sie steuern auf RNA-Ebene, wie       Syndrom - einer Kombination aus Fett-
kums rechts der Isar, ist
                               viel von einem Protein hergestellt wird.      leibigkeit, Insulinresistenz und Bluthoch-
seit 2014 im Rahmen
einer Heisenberg-Pro-          Sowohl mit neuen Mausmodellen und             druck - oder Osteoporose vorantreiben.
fessur Tenure Track Pro-       Proteomik-Studien als auch neuartigen         In beiden Fällen spielt das Fettgewebe
fessor für Experimentelle
                               Zellkultursystemen soll die Rolle dieser      entweder innerhalb des Knochens oder
Dermato-Immunologie.
                               regulatorischen Proteine bei der B-Zell-      in verschiedenen Körperfettdepots für
                               Reifung genauer erforscht werden.             Verlauf und Ausprägung der Erkrankung
                                                                             eine wichtige Rolle.
                               ERC Starting Grants

Dr. Dimitrios C.               Das Projekt »Individualised medicine          ERC-Grants werden in drei Kategorien
Karampinos, Institut           in chronic inflammatory skin diseases«        vergeben: Starting Grants für vielver-
für diagnostische und          (IMCIS) von Prof. Kilian Eyerich widmet       sprechende Nachwuchswissenschaftler,
interventionelle Radiolo-
gie des TUM-Klinikums          sich chronischen entzündlichen Hauter-        Consolidator Grants für Forscher, deren
rechts der Isar, leitet seit   krankungen wie Schuppenflechte oder           Promotion sieben bis zwölf Jahre zurück-
2012 die Forschungs-           Neurodermitis. Der Mediziner möchte           liegt, und Advanced Grants für exzellen-
gruppe »Body Magnetic
Resonance Imaging«.            mit seinem Team ein ausführliches und         te etablierte Wissenschaftlerinnen und
                               standardisiertes Diagnoseverfahren ent-       Wissenschaftler, die in den letzten zehn
                               wickeln, für das insgesamt 86 Parameter       Jahren Spitzenleistungen vorzuweisen
                               individuell bei jedem Patienten erhoben       haben. Die Fördersumme eines Grants
                               und untersucht werden. Dazu gehören           beträgt bis zu 3,5 Millionen Euro.

 20       TUMcampus 3|16
FORSCHEN

Ewing-Sarkom: Jojos Bein rekonstruiert

Wissenschaftler und Ärzte der TUM
haben in letzter Zeit auf verschie-
denen Wegen die Therapie einer
heimtückischen Erkrankung entschei-
dend vorangebracht. Es geht um das
Ewing-Sarkom, einen Tumor, der be-
sonders häufig Knochen befällt, und
zwar vor allem bei Kindern.

Einen großen Erfolg erzielte ein Ärzte-
team der Klinik und Poliklinik für Or-
thopädie und Sportorthopädie des

                                                                                                                                    © Michael Stobrawe
TUM-Klinikums rechts der Isar bei der
Behandlung des fünfjährigen Josef aus
Höhenkirchen-Siegertsbrunn im Land-
kreis München. Bei Jojo, wie Eltern und
Freunde ihn nennen, wurde im Oktober                                                                           oben: Jojo mit Rüdiger
2015 ein großes Ewing-Sarkom im Ober-                                                                          von Eisenhart-Rothe

schenkel diagnostiziert.                                                                                       links: Ewing-Sarkom in
                                                                                                               einer Maus nach Einsatz
                                                                                                               des Hemmstoffs JQ1:
Es drohte die Amputation - oder eine                                                                           Der beginnende Zelltod
kaum weniger erschreckende Alterna-                                                                            der Tumorzellen ist
                                                                                                               mit braunem Farbstoff
tive: eine »Umkehrplastik«. »Dabei wird                                                                        kenntlich gemacht.
der Unterschenkel mit dem Fuß abge-
nommen, um 180 Grad gedreht und am
Oberschenkelstumpf fixiert. Das Fuß-
gelenk ersetzt dann praktisch das Knie,
und unterhalb wird eine Prothese ange-       praktisch neu. Wenn auch die Chemo-          Tumor-Wachstum des Ewing-
legt«, erläutert Prof. Rüdiger von Eisen-    therapie weiter so gut anschlägt wie bis-    Sarkoms im Mausmodell verringert
hart-Rothe, Chef der TUM-Orthopädie.         her, wird der kleine Patient schon bald
                                             wieder ein ganz normales Leben führen.       Auf eine ganz andere Weise befasst sich
Beides sollte Jojo möglichst erspart blei-                                                eine Forschergruppe der Wilhelm San-
ben. Doch auf jeden Fall musste der gro-                                                  der-Therapieeinheit für Knochen- und
ße Krebsherd entfernt werden, um die         Das Ewing-Sarkom, erstmals beschrie-         Weichteilsarkome um den Biochemi-
Bildung von Mikrometastasen zu ver-          ben von dem US-amerikanischen Pa-            ker PD Dr. Günther Richter und den On-
hindern. Nach langem Überlegen und           thologen James Ewing, ist ein solider        kologen Prof. Stefan Burdach von der
Abwägen beschlossen die Ärzte, Jojos         bösartiger Tumor, der meistens Knochen       Kinderklinik des TUM-Klinikums rechts
Oberschenkel durch eine Kombination          befällt, sich aber auch in Weichgewebe       der Isar und des Städtischen Klinikums
aus Teilen seines eigenen Wadenbeins         entwickeln kann. Er tritt vor allem bei      Schwabing (wo Jojo seine Chemothera-
und Knochen von einem Organspender           Kindern und Jugendlichen auf. Die Über-      pie bekommt) mit dem Ewing-Sarkom.
zu ersetzen. Eine belgische Spezialfirma     lebensrate der jungen Patienten liegt        In einem mehrjährigen, von der Wilhelm
stellte für Josefs Knochen maßgeschnei-      fünf Jahre nach der Erkrankung bei 60        Sander-Stiftung mit rund 170 000 Euro
derte Schnittschablonen her. Denn der        bis 70 Prozent. Damit konnten die Hei-       geförderten Forschungsprojekt haben die
Tumor saß genau an der Wachstums-            lungschancen in den letzten Jahrzehnten      Wissenschaftler neue Therapie- und Dia-
fuge, und diese wollten die Ärzte un-        bereits deutlich gesteigert werden, ins-     gnoseansätze für das Ewing-Sarkom ge-
bedingt erhalten. Sonst hätte das Bein       besondere durch die Arbeiten deutscher       funden. Damit eröffnen sie Ansätze für die
später nicht mehr wachsen können.            Mediziner. Allerdings leiden die Patienten   Entwicklung neuer Behandlungsformen.
                                             stark an den Langzeitfolgen der verstüm-
Tatsächlich war die zwölfstündige Ope-       melnden und giftigen Behandlungen aus        Auslöser für das Ewing-Sarkom ist ein
ration erfolgreich. Jojos Bein entstand      Chirurgie, Chemo- und Strahlentherapie.      Bruch des DNA-Doppelstrangs und

                                                                                                              TUMcampus 3|16             21
FORSCHEN

                                             Game of Thrones – wer ist der nächste?

dessen fehlerhafte Reparatur; ein be-
stimmtes Gen fusioniert an anderer
Stelle mit einem anderen Gen. Als Fol-
ge wird das sogenannte Onkofusions-
protein gebildet, das die Entstehung
und das Wachstum des Tumors bewirkt.
Den TUM-Wissenschaftlern ist es nun im                                                                                 Über die inter-
Mausmodell gelungen, Wachstum und                                                                                      aktive Karte
                                                                                                                       können Fans
Ausbreitung des Ewing-Sarkoms zu blo-                                                                                  die GoT-Welt
ckieren, indem sie die Genaktivität, die                                                                               erkunden und
der Entstehung des Tumors zugrunde                                                                                     die Reisen der
                                                                                                                       wichtigsten
liegt, entscheidend veränderten.                                                                                       Figuren nach-
                                                                                                                       vollziehen.
Dazu setzten sie das Molekül JQ1 ein,
das bestimmte Proteine blockiert. Ohne       Großes Medienecho rief eine Presse-         über Hunderte von GoT-Charaktere sa-
JQ1 kann die Transkription von DNA zu        mitteilung der TUM über eine besonde-       gen. Darüber hinaus programmierten die
RNA, also die Übertragung der Geninfor-      re Arbeit aus der Informatik hervor: Die    Studierenden auch eine interaktive Karte.
mation, für die Produktion des Onkofusi-     Meldung, dass man berechnen kann,           Mit ihr können Fans die Game-of-Thro-
onsproteins nicht stattfinden. Damit wird    wer in der sechsten Staffel der TV-Se-      nes-Welt erkunden und die Reisen der
auch der Zelltod vorhandener Tumorzel-       rie »Game of Thrones« vermutlich als        wichtigsten Figuren nachvollziehen.
len ausgelöst und der Tumor in seinem        nächstes sterben wird, wurde von al-
Wachstum deutlich gehemmt.                   len namhaften Nachrichtenagenturen,         »Dieses Projekt hat uns eine Menge Spaß
                                             Tageszeitungen und Zeitschriften welt-      bereitet«, sagt Dr. Guy Yachdav, der den
»Mit diesen Erkenntnissen aus der Epi-       weit verbreitet. Potenzielle Reichweite     Kurs geleitet und das Projekt konzipiert
genetik eröffnen sich Ansätze zur Ent-       der Meldung: 1,126 Milliarden Leser.        hat. »In unserer Forschungsgruppe kon-
wicklung neuer Therapien«, sagt Günther                                                  zentrieren wir uns normalerweise darauf,
Richter. Wie bedeutsam bei der Entste-       Wie lassen sich Studierende für das The-    mit Data Mining und Algorithmen des
hung von Krebs nicht nur Veränderungen       ma »Algorithmen« begeistern? Wie kann       maschinellen Lernens komplexe biologi-
der Gene selbst, sondern auch Vorgänge       man als Dozent den Standardkurs als         sche Fragen zu beantworten. Für dieses
der Genaktivität sein können, zeigen auch    direkt relevant für die jungen Leute ge-    Projekt haben wir diese Techniken eben-
Ergebnisse aus der Grundlagenforschung       stalten? Diese Frage hatten sich einige     falls eingesetzt, nur dass diesmal der
des Projekts: Bei einer deutschlandwei-      Dozenten der TUM-Informatik gestellt        Untersuchungsgegenstand eine beliebte
ten Untersuchung der Tumorproben von         und kamen auf eine geniale Idee: Inhalt     TV-Serie war.«
mehr als 100 Patienten zeigte sich, dass     des Kurses wurde die TV-Serie »Game
Ewing-Sarkome eine sehr niedrige Muta-       of Thrones« (GoT). Die Studierenden         »Data Mining und maschinelles Lernen
tionsrate haben – ebenso wie es von an-      waren mit Feuereifer bei der Sache, und     sind die Werkzeuge, die es der digitalen
deren Tumorarten, die Kinder betreffen,      die Ergebnisse sind mittlerweile auf der    Medizin ermöglichen, von der modernen
bekannt ist. »Das bestätigt zum einen,       ganzen Welt bekannt. Die im Kurs ent-       Biologie für Diagnose, Behandlung und
dass die Erkrankung nicht nur durch ge-      wickelten Algorithmen durchsuchen das       Prävention von Krankheiten zu profitie-
netische Veränderungen erklärbar ist, und    Internet nach Daten über GoT und berei-     ren. Mit diesem Projekt haben wir ein
zum anderen, dass in der Krebstherapie       ten die Zahlen auf. Die Website präsen-     didaktisches Juwel geschaffen, das bei
für Kinder und Jugendliche neue, spezifi-    tiert die Ergebnisse der Berechnungen;      den Studierenden Begeisterung für diese
sche Methoden notwendig sind«, betont        beispielsweise finden Fans der Serie hier   Fächer entzündet hat«, resümiert Prof.
Stefan Burdach.                              Anwort auf Fragen wie: Hat Jon Snow         Burkhardt Rost vom Lehrstuhl für Bioin-
                                             die fünfte Staffel überlebt? Welche Figur   formatik der TUM. »Und die im Projekt
Die TUM-Forscher fanden außerdem             der Serie wird als nächstes sterben?        geschaffenen interaktiven Karten bein-
Ansätze für eine bessere Diagnose des                                                    halten einen völlig neuen Ansatz zur Da-
Sarkoms. Bei der Untersuchung der Tu-        Die Website zeigt die wichtigsten der von   tenvisualisierung – dem werden wir auch
morproben identifizierten sie zwei Protei-   den verschiedenen Werkzeugen des ma-        wissenschaftlich nachgehen.«
ne als mögliche Marker.                      schinellen Lernens generierten Daten. Sie                         Andreas Battenberg
                             Klaus Becker    analysiert auch, was die Fans auf Twitter                           https://got.show

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