Fev12 - Action Solidarité Tiers Monde
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fev12 Nr.268 N a c h f olge” „ G r o S S a r t i g e d e p r e ss e a: e N o r d k o r es d e l a l i b e r ti n D u r b a n e : l e s defi i m a g i p f e l mit Folgen Tu n i s i : D e r K l l sg e s p r ä c h e egler i e r d e D o ss EU - In d i e n : H a m a ss i v e ” d e J n e a n Z i D e s t r u c tion „
Brennpunkt Sommaire 02 Nr.268 février 2012 Nordkorea Éditorial Theater zum Einmischen............................................................................................. 1 Kim Jong-Un beerbt seinen Vater und führt dessen Politik fort. International Edité par: 06 Action Solidarité Tiers Monde 55, avenue de la Liberté Nordkorea: “Großartige Nachfolge”.............................................................................. 2 L-1931 Luxembourg Tunisie: les défis de la liberté de la presse..................................................................... 6 Tél: 400 427-20 Fax: 400 427-27 “J’espère que la Tunisie deviendra un pays démocratique”.......................................... 8 e-mail: bpn@astm.lu Après la dictature... comment contribuer à l’édification démocratique?................... 12 web: www.astm.lu Überleben in den nicaraguanischen Alpen................................................................. 14 Responsable de la redaction: Handelsgespräche mit Folgen..................................................................................... 17 Tunisie Marc Keup L’intervention humanitaire (armée): où en est-on au 21ème siècle?......................... 20 Les journalistes Ont participé à ce numéro: “Destruction massive. Géopolitique de la faim”......................................................... 24 craignent un Monique Langevin, Antoine Lemaire, Kurznachrichten......................................................................................................... 25 retour de la Dietmar Mirkes, Mélanie Nathe, censure. Carole Reckinger, Jacqueline Rippert, Norry Schneider, Julie Smit, Rainer Dossier: Der Klimagipfel in Durban 17 Werning, Jean-Louis Zeien, ea. Die letzten Stunden der Klimakonferenz von Durban............................................... 26 Photo de couverture: UN Photo/UNFCCC/Jan Golinski Hedegaard contra Natarajan - ein Streit der Stellvertreterinnen................................ 30 Die Ergebnisse von Durban: Eine Übersicht.............................................................. 32 Impression: Durban und die Emissionsrechte............................................................................... 35 CA-Press Esch/Alzette. Klimafinanzierung nach Durban................................................................................ 39 Abonnements: So halten wir den Klimawandel nicht auf!................................................................. 43 EU-Indien Jeanny Peffer Tél: 400 427-63 Ein Handelsabkom- e-mail: jeanny.peffer@astm.lu Le coin des lectures..................................................................................................... 44 men zwischen Indien und der EU Vous pouvez vous abonner à la revue sorgt für Unmut. Brennpunkt en versant 15 EUR (au Luxembourg) ou 25 EUR (à 24 l’étranger) sur le compte CCP LU 71 1111 0102 3550 0000 (BIC : CCPLLULL) avec mention „abo bp3w“ en n’oubliant pas votre nom et adresse complete. Cet abonnement vous donne droit à 8 numéros qui apparaissent en général tous les deux mois. Ziegler Reproduction/Nachdruck Le nouveau livre La reproduction des articles est auto- de Jean Ziegler risée à condition que la source soit analyse les causes mentionnée. Der Nachdruck ist frei de la malnutrition. unter der Bedingung, dass die Quelle angegeben wird. 26 Réalisé grâce à un appui financier de la Coopération luxembourgeoise. Les opinions représentées dans la présente publication n’engagent que leurs auteurs. Dossier Le Brennpunkt Drëtt Welt est une revue luxembourgeoise, éditée par Der Klimagipfel von l'Action Solidarité Tiers Monde. Durban brachte nur wenig konkrete Ergebnisse. www.astm.lu
Theater zum Einmischen éditorial Beim Klimagipfel in Durban wurde der mögliche Allerdings wurden in Durban in Verfahrensfragen und Zusammenbruch des internationalen Klimaregimes auf Nebenschauplätzen auch viele Details geklärt und abgewendet - durch einen formalen Pyrrhussieg mit geregelt, und wer den Gipfeltourismus unter dem Dach ambivalenten und ungenügenden Ergebnissen. Die der UN als ineffektives Theater ablehnt, muss auch die zweite Verpflichtungsperiode, auf die man sich nur Frage nach den Alternativen beantworten. Das System mühsam einigen konnte, stellt nur einen formalen der freiwilligen Reduktionsverpflichtungen jedenfalls Rahmen ohne Inhalt dar, da keine Reduktionsziele verein- bringt uns dem 2°-Ziel nicht näher, und ob die demo- bart wurden. So wurde zwar eine rechtsfreie Situation kratischen Einflussmöglichkeiten jenseits der UN größer vermieden, doch dass das Kyoto-Folgeabkommen wohl wären, darf man bezweifeln. Umso mehr ist das Enga- erst 2020 in Kraft tritt, ist schlicht und einfach zu spät. gement der globalen Zivilgesellschaft von der Occupy- Millionen Menschen sind bereits jetzt vom Klimawandel Bewegung und den „Indignés“, den Protesten indigener betroffen – in den afrikanischen Trockenregionen, in den Dorfgemeinschaften gegen Staudämme und Palmölplan- großen Flußdeltas Asiens, in den Slums der Megacities tagen bis zum NGO-Lobbying in den oberen Etagen der des Süden und den benachteiligten Vierteln der Groß- internationalen Klimagremien nötiger denn je. städte des Nordens… Sie sind die Verlierer von Durban. Während die meisten Staaten des Südens fordern, eine Die EU muss jetzt bis Mitte des Jahres ihren Worten in Erwärmung um 1,5° Celsius zu vermeiden, bringt uns Durban Taten in Europa folgen lassen. Der erste Schritt die unzureichende Summe der freiwilligen Verpflich- wäre eine Festlegung auf ein Reduktionsziel von 40%, tungen einem um 4° wärmeren Treibhaus immer näher. wovon 30% innerhalb Europas stattfinden, begleitet von einem ehrgeizigeren grünen Marshall-Plan, insbesondere Die Sieger von Durban sind wieder einmal Exxon, für seine klammen Mittelmeerstaaten. Total, Gazprom und ihre Kollegen aus der Kohlebranche. Dass das Speichern von Kohlenstoff als CDM-Mecha- Ein besonders krasses Beispiel perspektivloser „Weiter nismus anerkannt wurde, ist ein wichtiger Etappensieg so !“- Politik aber ist der kleine reiche Nischenbewohner der Energiekonzerne, der das weitere Befördern fossil Luxemburg: Höchste pro Kopf-Emissionen Europas, gebundenen Kohlenstoffs in unsere heutige Atmosphäre massiver Einkauf von Emissionsrechten bis zum Jahr als technisch umkehrbar erscheinen lässt. Die Teersand- 2020 – keinerlei Reflektion über globale Gerechtigkeit Lobby brachte Kanada sogar soweit, der internationalen und die Verantwortung und Fähigkeit eines Landes in Gemeinschaft mit dem Austritt aus dem Kyoto-Protokoll internationalen Gemeinschaft, sondern eine egozen- einen Tag nach Durban den Rücken zu kehren: Ein trische Fixierung auf eine vorgeschobene „atypische“ Triumph mit Stinkefinger beim Abgang von der interna- Situation, die keiner wissenschaftlichen Analyse stand- tionalen Bühne. hält und nur dazu dient, Ausnahmen und Schlupflöcher für sich in Anspruch zu nehmen, um materielle Privile- Der chinesische Vertreter hatte vollkommen recht: gien zu wahren. Die weitgehende Intransparenz seiner Nicht die Worte, sondern die Taten zählen. China ist Klima-Außenpolitik nach innen tut das ihre, eine poli- mittlerweile der größte Produzent von Windenergie, tische Debatte über das Verharren in fossiler Abhängigkeit hat sogenannte „Low Carbon Development“-Zonen im und Wachstumsaberglauben gar nicht erst aufkommen neuen Fünf-Jahres-Plan etabliert und überflutet jetzt zu lassen, anstatt sich auf den Weg zu einer zukunfts- den europäischen Markt mit billigeren Solarpanelen, fähigen Gesellschaft zu begeben, die die Grenzen, die während die meisten Industriestaaten weder ihre Kyoto- die Natur uns vorgibt, akzeptiert und sich ehrlicher und Ziele erfüllen, noch bislang ihre finanziellen Versprechen ohne Anspruch auf Privilegien bei der gerechteren Vertei- von Kopenhagen einhalten. Dass Indien in der westlichen lung ihrer globalen Ressourcen verhält. Rio+20 und Presse zum Sündenbock gemacht wird, der ein globales damit der 20. Geburtstag der Klimarahmenkonvention Abkommen mit rechtlich verbindlichen Reduktionszielen in diesem Jahr wären der angemessene Zeitpunkt, um verhindert hat, ist Teil des Ohnsorgtheaters, das uns damit anzufangen. suggeriert, unsere politischen Eliten würden das Problem schon in den Griff kriegen. Nein – so werden sie das Dietmar Mirkes Klimaproblem nicht lösen!
International International Führungswechsel in Nordkorea „Großartige Nachfolge“ Nordkoreas neuer politischer Führer Kim Jong-Un setzt unbeirrt das väterliche und großväterliche Erbe fort – auch künftig gilt die Songun-Politik des „Das Militär(ische) zuerst!“. Rainer Werning Zeit seines Lebens war Nordkoreas Staatschef Kim Jong-Il, der seinen Vater und im Juli 1994 verstorbenen Staatsgründer der Demokratischen Volksrepublik Korea, Kim Il-Sung, beerbte, Ostasiens böser Bube. Inter- nationale Medien hatten ihn stets bevorzugt mit Etiketten wie „letzter stalinistischer Sonnenkönig“, „Irrer mit der Bombe“, „Steinzeit-Diktator“, „Zombie“ und „psychopathischer Führer eines Gulag-Systems“ belegt. Geradezu kongenial die „teuflische Verwandtschaft“ zwischen US-Senator John McCain und einem Griffelhalter der Rheinischen Post (Düsseldorf, 19.12.). Empfand Ersterer Genugtuung über Kims Tod und (ver-)wünschte ihn „in warmer Ecke der Hölle“, fabulierte sein nordrhein-westfälischer Wiederkäuer über „die gefährlichste Diktatur der Photo: wikimedia commons Welt“ und „den letzten knallharten Stali- nisten, Kim Jong Il. Freilich mit einem entscheidenden Unterschied: es war nicht sein siechendes und geknechtetes Volk, das den selbst ernannten ‚Großen Führer’ zum Teufel jagte; es war der Teufel, der ihn geholt hat. Das kann Seit den Neujahrsfeierlichkeiten ist klar, dass Kim Jong-Un sämtliche höchste Posten in Staat, man so schreiben, (...) wenn man auch Partei und Armee innehat und im Wesentlichen die alte Politik der Volksrepublik fortsetzt. nicht sehr viel über das am stärksten abgeschottete Land der Welt weiß (...) Kim Jong Il (ist) im Tod vielleicht noch am Samstag, dem 17. Dezember, einem So blieb allen Überraschten nurmehr bedrohlicher als lebend“. schweren Herzinfarkt erlag. Eine herbe der Hinweis darauf, die nordkoreanische Da man ihn nicht kannte (oder Schlappe für die Phalanx selbsterklärter Bevölkerung sei in „staatlich gelenkte notorisch verkannte) und als ideellen Nordkorea-Beobachter und „Geheim- Dauer- und Trauerhysterie“ verfallen. Gesamtschurken verteufelte, hatte man dienst-Experten“, die von alledem Kim Jong-Il auch mehrfach für tot nichts wussten. Vor allem standen der Wer war Kim Jong-Il? erklärt. Doch am 19. Dezember war es südkoreanische Geheimdienstchef Won ausgerechnet die staatliche nordkorea- Sei-Hoon und Seouls Verteidigungs- Wer eigentlich war dieser Kim Jong- nische Nachrichtenagentur KCNA, die minister Kim Kwan-Jin wie begossene Il, nach dessen Tod die nordkoreanischen mit zweitägiger Verspätung meldete, Pudel da, weil auch sie erst durch die Medien das Volk dazu aufforderten, die dass der 69-jährige Staatschef bereits KCNA-Meldung „aufgeklärt“ wurden. allgegenwärtige „Traurigkeit in Stärke 2 BP 268 - février 2012
International umzuwandeln und seine Schwierig- den Sohn und nunmehr um den Enkel jugendlichen Alters nicht die Möglich- keiten zu überwinden“? des früheren Staats- und Parteichefs keiten hatte, wie sein Vater eine längere Bereits in den 1970er und 1980er gruppierten Führungsschicht bewahrte politische Laufbahn zu absolvieren Jahren war Kim Jong-Il unter der das nordkoreanische System nicht nur und sich selbst politisch zu profilieren, Ägide seines Vaters als Mitglied des vor einer Implosion, sondern stärkte avancierte der nicht einmal 30-Jährige Zentralkomitees (ZK) der herrschenden es gar. Denn stets blieb die militärische bereits im September 2010 gemeinsam Partei der Arbeit Koreas (PdAK) mit und zivile Machtbalance zwischen drei mit seiner Tante Kim Kyŏng-Hŭi zum Parteiaufgaben betraut worden. Im strategisch positionierten Machtblöcken Vier-Sterne-General. (Am 28. September Dezember 1991 wurde der junge Kim austariert – nämlich alten Partisanen, 2010 fand – nach 1958 und 1966 – in der zum Oberkommandierenden der Volks- die mit Kim Il-Sung gemeinsam im Hauptstadt Pjöngjang die dritte Dele- armee ernannt und avancierte im April antijapanischen Widerstand gekämpft giertenkonferenz der PdAK statt und das 1993 zum Vorsitzenden der Nationalen hatten; im Ausland (vorrangig in der erste Zusammenkommen der Partei seit Verteidigungskommission (NVK) – des ehemaligen Sowjetunion, in Osteuropa dem VI. Parteitag vom Oktober 1980.) (partei-)politisch mächtigsten Amtes sowie in der DDR) geschulten Kadern Doch bereits zuvor war Kim Jong- in der Volksrepublik. Mithilfe einer und schließlich autochthonen, im Lande Uns eigentlicher Mentor sein heute Verfassungsänderung kontrollierte und selbst und dort vorrangig an der Kim 65-jähriger Onkel Chang Sung-Taek kommandierte er zudem ab 1992 die Il-Sung-Eliteuniversität ausgebildeten (in angloamerikanischen Medien auch gesamten Streitkräfte der Volksrepublik Führungskräften. Jang Song-Thaek geschrieben). Chang und bekleidete gleichzeitig auch deren Daran wird sich auch nach der gehörte zum Stab der engsten Berater höchste militärische Position. diesmal dreizehntägigen Trauerphase von Kim Jong-Il und begleitete ihn Der Tod seines Vaters im Sommer anlässlich des Todes von Kim Jong-Il auch auf seinen In- wie Auslands- 1994 schürte umgehend Gerüchte einer nichts ändern. Spätestens seit den reisen – das hieß in die VR China und bevorstehenden Destabilisierung des Neujahrsfeierlichkeiten ist klar, dass sein nach Russland. Gleichzeitig ist Chang, Regimes. Doch Kim Jong-Il vermochte Sohn Kim Jong-Un sämtliche höchste der außerdem über Erfahrungen im seine politische Legitimität unter Beru- Posten in Staat, Partei und Armee innehat Geheimdienst verfügt, in Personalunion fung auf die Fortführung der Lehren und und im Wesentlichen die alte Politik der Vizevorsitzender der NVK und Sekretär Praxis seines Vaters zu stärken und somit Volksrepublik als neuer Führer fortsetzt. der PdAK-Verwaltungs- und Organisa- einen langjährigen, zielstrebigen Ausbau Wenngleich dieser aufgrund seines tionsabteilung. Er wird in Kooperation der eigenen Machtbasis abzuschließen. Gleichzeitig blieben ihm ungeliebte repräsentative Verpflichtungen und öffentliche Empfänge erspart. Die über- nahm Kim Yong-Nam, der Vorsitzende des Präsidiums der Obersten Volksver- sammlung (des Parlaments), der seiner- seits nach langjähriger Mitarbeit in der Internationalen Abteilung des ZK der PdAK und als Ex-Außenminister offiziell „den Staat repräsentiert“. Der Posten des Präsidenten, des Staatsoberhauptes also, blieb nach dem Tode Kim Il-Sungs vakant. Gemäß der neu in die Verfassung aufgenommenen Präambel bleibt Kim Il-Sung „ewiger Präsident“. Faktisch also wurde dieses Photo: wikimedia commons vormals höchste Staatsamt der Volksre- publik abgeschafft. Kim Jong-Il wurde lediglich nach Ablauf der offiziellen Trauerphase von drei Jahren im Oktober 1997 formell zum Generalsekretär der PdAK ernannt. Die politische Kontinuität der um Nordkoreanische Darstellung von Kim Il-Sung (l.) und seinem Sohn Kim Jong-Il (r.). BP 268 - février 2012 3
International dung dauerhaft zu verbessern. Präsident Lee Myung-Bak, der seinen Spitznamen „der Bulldozer“ zu Recht trägt, hat das Vermächtnis seiner beiden Vorgänger durch eine harte Gangart gegenüber Pjöngjang leichtfertig aufs Spiel gesetzt. Im Februar 2013 endet seine Amtszeit, weshalb ernste Süd-Nord-Avancen bis dahin kaum Erfolgsaussichten haben dürften. Lee ließ auch die Gelegenheit verstreichen, eine offizielle Trauerdele- gation nach Pjöngjang zu entsenden, Photo: wikimedia commons während Kim Jong-Il seinerseits 2009 nach dem Tod von Ex-Präsident Kim Dae-Jung eine Beileidsdelegation nach Seoul geschickt hatte. Japan hat seit dem 17. September 2002, als sein damaliger Premier Auch unter dem neuen Machthaber Kim Jong-Un haben weder die Anrainerstaaten Nordkoreas, Koizumi Junichiro zu einem Blitzbesuch noch die USA ernsthaft Interesse daran, dass sich der Status quo grundlegend ändert. in Pjöngjang eintraf und dort die Pjöng- jang-Erklärung unterzeichnete, keine ernsthafte Avancen unternommen, das mit vertrauten hochrangigen Militärs Oslo wollte man den bösen Buben bilaterale Verhältnis zu normalisieren. hinter den Kulissen dafür Sorge tragen, durch eine solche Auszeichnung nicht Diese Erklärung enthielt unter anderem dass Kims väterliche wie großväterliche aufwerten. eine offizielle Entschuldigung Nordko- Erbe gewahrt bleibt. reas für die Entführung von Japaner/ Dieses Vermächtnis besteht ange- Wohin steuert Kim Jong-Un? innen in den 1980er Jahren, eine sichts der von außen erzwungenen Entschuldigung Japans für die Kolo- Teilung des Landes nach dem Ende Ob unter Kim Jong-Il oder nunmehr nialpolitik in Korea bis zum Ende des des Zweiten Weltkrieges und des Kore- unter dessen Sohn Kim Jong-Un – Zweiten Weltkrieges und die geäußerte akriegs (1950-53), der das Land dem weder die Anrainerstaaten Nordkoreas, Absicht, die beiderseitigen Kontakte zu Erdboden gleichmachte und die Welt noch die USA haben ernsthaft Interesse normalisieren und alsbald diplomatische an den Abgrund eines Dritten Welt- daran, dass sich der Status quo grund- Beziehungen zwischen beiden Ländern kriegs führte, schlicht in Folgendem: legend ändert. Veränderungen in der aufzunehmen. Zweimalige Atom- und Wenn man schon international nicht als Volksrepublik selbst sind allenfalls dann mehrmalige Raketentests Nordkoreas Freund geachtet wird, will man wenig- vorstellbar, wenn jedweder Druck von haben in Japan latente anti-nordkore- stens als ebenbürtiger Feind geächtet außen nachlässt, tatkräftig auf einen anische Sentiments geschürt und tief sein. Dann kann man auf Augenhöhe Regime- oder Systemwandel in Pjöng- verwurzelte gegenseitige Antipathien Direktverhandlungen mit dem Erzfeind jang hinzuwirken. wiederbelebt. USA erwirken – zum eigenen Wohle und In Südkorea denkt man schon Russland hat seit der Aufnahme mit Blick auf einen Friedensvertrag, der lange nicht mehr daran, den Norden diplomatischer Beziehungen mit das seit Ende des Koreakriegs lediglich „zu schlucken“. Seit 20 Jahren hat Südkorea im September 1990 ungleich bestehende Waffenstillstandsabkommen man in Seoul sehr genau den deut- stärker als mit Nordkorea einen Handels- ablöste. Geflissentlich wird im Ausland schen Vereinigungsprozess studiert. austausch gepflegt. Das bilaterale übersehen, dass die Annäherung Mit dem Resultat, dass das Land eine Handelsvolumen betrug 2010 umge- zwischen Nord- und Südkorea, für die analoge „Vereinnahmung“ finanziell rechnet 19,3 Mrd. US-Dollar, während der südkoreanische Präsident Kim Dae- nicht verkraftete. Während der Dekade dieses mit Pjöngjang gerade mal bei Jung im Jahr 2000 den Friedensnobel- der „Sonnenscheinpolitik“ (1998-2008) knapp über 100 Mio. US-Dollar lag. preis erhielt, undenkbar gewesen wäre, vis-à-vis dem Norden bestanden in Trotzdem bleibt Nordkorea nach dem hätte Kim Jong-Il nicht als Gastgeber Seoul und Pjöngjang gleichermaßen Zusammenbruch des Sowjetsystems für dieses ersten innerkoreanischen Gipfels reale Chancen, das beidseitige Verhältnis Russland in Ostasien weiterhin wichtig, in Pjöngjang fungiert. Doch im fernen nach Jahren systematischer Entfrem- da Moskau angesichts der wachsenden 4 BP 268 - février 2012
International globalen Bipolarität zwischen der VR China und den USA seine eigene Rolle gerade in diesem bedeutsamen Teil der Welt neu definiert. Die Nordkorea-Visite China Wladimir Putins im Juni 2000, der als erstes Staatsoberhaupt in der Geschichte Russland Sapporo der Sowjetunion beziehungsweise deren Wladiwostok Nachfolgerstaat Russland die Volks- republik besuchte, erfolgte gerade im Kontext aktueller Interessenkonstellati- onen des post-sowjetischen Russland. (Song 2004) Nordkorea Pjöngjang Mit dem Amtsantrit Barack Obamas im Januar 2009 verband man auch in Seoul Pjöngjang die Hoffnung auf eine Abkehr von der manisch-repressiven, unilate- Südkorea Japan Tokyo ralen Powerpolitik seines Vorgängers Osaka Bush. Doch seitdem ist seitens der USA lediglich eine Strategie des der Angemes- Graphique: ASTM senheit (Strategic Pertinence) und keine revidierte Nordkorea-Politik verfolgt Shanghai worden. Darauf antwortete Pjöngjang mit Raketentests im April 2009 und einem zweiten Atomtest am 25. Mai im selben Jahr. Im Gegenzug reagierte der UN-Sicherheitsrat auf Initiative umfasst neben Gastgeber China die Zugang zum Fernen Osten und der Washingtons mit der Resolution Nr. beiden Korea sowie Russland, Japan und Pazifikregion zu eröffnen. Chinas Nord- 1874 vom 12. Juni 2009, die jene nach die USA.) korea-Politik ist langfristig angelegt und dem ersten Atomtest verabschiedete Ein Silberstreif am Horizont: weitaus feinfühliger als die aller anderen frühere Resolution Nr. 1718 vom 13. Unmittelbar nach dem Tod von Kim Protagonisten. So wird Beijing auch ein April 2009 erweiterte. Auf diese Weise Jong-Il kündigte die Sprecherin des U.S. starkes Interesse an der Revitalisierung sollte Pjöngjangs Rückkehr zu den 2003 State Department, Victoria Nuland, in der Sechsparteiengespräche bekunden, begonnenen und von ihm im Dezember Washington an, man erwäge aufgrund um schon im Eigeninteresse zur Verbes- 2008 abgebrochenen Teilname an den der angespannten Ernährungslage in serung der Sicherheitslage in der Region Sechsparteiengespräche erzwungen Nordkorea, dem Land 240.000 Tonnen Nordostasien beizutragen. werden. (Diese Gesprächsrunde zur an Lebensmitteln bereit zu stellen, wenn Beilegung des Atomkonflikts mit Nord- Pjöngjang im Gegenzug sein Urananrei- korea wurde in Beijing eingerichtet und cherungs-Programm einfriere. Rainer Werning ist mit Du-Yul Song Die VR China war, ist und bleibt Koautor des Mitte März im Wiener Nordkoreas wichtigster politischer und Promedia Verlag erscheinenden Buches wirtschaftlicher Verbündeter. Seit dem „Korea: Von der Kolonie zum geteilten Koreakrieg besteht zwischen beiden Land“ (Siehe S. 40). Ländern eine enge Zusammenarbeit; Literaturhinweise nach dem Zusammenbruch des real- Photo: wikimedia commons sozialistischen Systems hat Nordkorea - Abramowitz, Morton/Bosworth, Stephen (2006): Chasing the Sun: Rethinking East Asian Policy. New York. zuerst die Hilfe Chinas gesucht, das - International Crisis Group (ed.) (2006): China and North Korea: inzwischen zu einem Global Player Comrades Forever?, in: Asia Report (of the ICG) No. 112. Seoul/ Brussels. February 1. geworden ist. Im Rahmen ambitio- - Song, Du-Yul (2004): Ein Lösungsvorschlag zur zweiten Atom- nierter Projekte ist in der Grenzregion krise in Korea: Weder „black box” noch „black mail”, in: Choe, Hyondok/Song, Du-Yul/Werning, Rainer (Hg.): Wohin steuert Nord- China-Russland-Nordkorea das Chang- korea? Soziale Verhältnisse, Entwicklungstendenzen, Perspektiven. Anlässlich des Todes von Kim Jong-Il wur- chun-Jilin-Tumen-Projekt avisiert, das Köln, S. 61-67. de eine elftägige Staatstrauer angeordnet. es China ermöglichte, einen direkten BP 268 - février 2012 5
International Un an après la révolution Tunisie: les défis de la liberté de la presse Dans un petit café enfumé du centre de Gafsa, ville minière à 400 kilomètres de la capitale Tunis, Fahem Boukhadous, journaliste dissident sous Ben Ali et maintenant directeur du centre de Tunisie pour la Liberté de la Presse, se rappelle des premiers jours de janvier 2011 quand il était toujours derrière les barreaux. Carole Reckinger Fahem Boukhadous raconte en fumant cigarette sur cigarette: „Je suis le seul journaliste qui ait couvert la conte- station à Rdayef - la première révolution des pays arabes de l’ère post-coloniale - dans le gouvernorat de Gafsa en 2008. Photo: Carole Reckinger Ceci m’a coûté 4 ans de prison. C’était la plus grande contestation jamais vue dans monde arabe, elle a duré six mois. Elle avait été déclenchée par le refus des résultats du concours de recrutement de la CPG (Compagnie de Phosphate de Un an après la révolution, les journalistes tunisiens craignent le retour de la censure. Gafsa), un des rares employeurs dans une région avec un taux de chômage supérieur à 45%. Les dirigeants ont été gatoires, emprisonnements, menaces. souvient de l’année passée, juste après choqués de voir sortir des milliers de „Tous les deux mois, j’étais transféré l’immolation de Bouazizi : „On parlait personnes en soutien aux protestataires vers une autre prison, pour m’empêcher de plus en plus de cette chose qui nous dans les jours et semaines après la de créer un réseau d’information et de faisait peur à tous, et on était de plus première manifestation. Dans une région soutien. Mais j’ai toute une expérience de en plus enragés par rapport à ça. Ça a très conservatrice, des simples gens ont lutte contre le régime et dans ma vie, j’ai commencé à prendre des ampleurs fait des sit-in, des vieilles femmes, des été obligé de vivre dans la clandestinité et à dépasser certaines limites qu’on jeunes femmes avec leurs bébés. Elles pendant cinq ans. Donc même si j’étais n’avait jamais dépassées. Il y avait une avaient ainsi renforcé le mouvement en prison, j’avais vraiment mes tuyaux concentration de discussion, surtout avec des slogans et des demandes socio- pour être informé chaque jour de ce sur Twitter. Le fameux #sidibouzid avait économiques de plus en plus radicaux. qu’il se passait en Tunisie“, se souvient vraiment été le centre d’intérêt. Même si Le gouvernement voulait à tout prix Fahem Boukhadous. on parlait à demi-mot, tout le monde se étouffer le mouvement et empêcher que comprenait“. le reste de la Tunisie n’en ait connais- Briser le mur du silence Partout dans le monde, on pouvait sance“. suivre en direct les commentaires, Pendant plus de 50 ans, les pouvoirs Après le déclenchement d’une photos et vidéos des événements. Les successifs de Bourguiba et de Ben Ali vague de colère suite à l’immolation vidéos amateurs étaient pendant trois ont utilisé les organes de l’information de Mohamed Bouazizi à Sidi Bouzid semaines les seules images auxquelles les comme un instrument de propagande le 17 décembre 2010, les autorités ont Tunisiens et le reste du monde avaient indispensable au pouvoir en place. imposé un black-out médiatique total accès. Bientôt, plus d’une centaine de Bourguiba était prompt à faire des et n’ont pas hésité à agresser les jour- pages Facebook sur les événements de accusations de manque de patriotisme nalistes qui accordaient des interviews Sidi Bouzid étaient bloquées, ainsi que et Ben Ali ne tolérait aucune critique et aux médias étrangers. Face au silence les articles en ligne des médias internati- n’hésitait pas à envoyer ses détracteurs des médias traditionnels, Facebook et onaux traitant des troubles sociaux. Les en prison. Pendant 23 ans, des journa- Twitter sont devenus les plateformes sites de partage vidéos et photos, comme listes ont connu le pire sous le régime pour la circulation de l’information. Flickr, YouTube, Dailymotion et Vimeo, policier de Ben Ali : filatures, interro- Asma, jeune professionnelle de Tunis se étaient déjà bloqués depuis des mois. 6 BP 268 - février 2012
International Thameur Mekki, journaliste tunisien, se ni appels à candidature. La plupart des nombre de journalistes citoyens. Les rappelle lui aussi : „J’étais également sur nominés sont d’anciennes figures des Tunisiens d’aujourd’hui osent dire et le Net à partager les informations et à médias benalistes, comme par exemple, écrire plus que jamais. Ils se déplacent essayer de transmettre ce qu’il se passait Mohamed Nejib Ouerghi, le nouveau sur le terrain et filment la réalité sans ici aux médias étrangers pour qu’ils chef des quotidiens „Essahafa“ et „La censure et revendiquent et s’indignent puissent en parler, à essayer de briser Presse“, ancien rédacteur en chef du librement sur les réseaux sociaux face le blackout médiatique des médias de quotidien „Le Renouveau“, organe de à n’importe quelle injustice constatée. propagande de l’ancien régime. On essa- presse du RCD, le parti du président Pour Thameur Mekki, „une révolution, yait donc de se transmettre les informa- déchu. ce n’est pas comme ouvrir un robinet tions entre citoyens à travers les réseaux Ces nominations ont soulevé une et l’eau coule. C’est un long processus, sociaux, afin d’organiser des actions vague de protestation et des institutions et j’espère qu’on va le poursuivre, conti- collectives entre internautes actifs. Le de journalistes et associations pour nuer à évoluer, et ne pas être bloqué premier stade pour une mobilisation la liberté de la presse ont exprimé leur dans certaines phases. Ça se passe rapi- citoyenne, c’est d’être informé, d’être indignation et ont relevé qu’il s’agit de dement, j’espère que ça va continuer à conscient par rapport aux enjeux.“ nominations en rupture avec les règles évoluer rapidement, pour qu’on puisse de l’exercice démocratique. Des mani- réellement, indépendamment des enjeux Une nouvelle attaque à la liberté festations ont eu lieu devant le palais de l’échiquier politique, réussir à bâtir de presse ? du gouvernement, place de la Kasbah à une Tunisie de plus en plus progressiste, Tunis et le Syndicat National des Jour- une Tunisie de plus en plus moderne, La révolte tunisienne a brisé le tabou nalistes Tunisiens (SNLT) a menacé de une Tunisie où ça va mieux qu’avant le de la propagande. “Avant, 12 millions grève générale si le gouvernement ne 14 janvier 2011“. de Tunisiens parlaient football, main- faisait pas marche arrière. tenant 12 millions de Tunisiens parlent Arguant de l’urgence de la situation, politique” estime Jamel, collaborateur le Premier ministère, a rappelé que „la Carole Reckinger est collaboratrice de d’une radio locale à Gafsa. „Depuis la vacance de plusieurs postes clés justifiait, Caritas Luxembourg. révolution, on a brisé la peur et le mur selon lui, la rapidité des nominations (1) En Tunisie, la difficile reconquête de la liberté de la du silence. On a goûté à la liberté de administratives et a assuré que celles presse, Jeune Afrique http://www.jeuneafrique.com/Article/ DEPAFP20110219151940/ parler, de penser“. Mais cette liberté de des rédacteurs en chef et directeurs de (2) Plusieurs centaines de journalistes tunisiens manifestent parler retrouvée a donné naissance à un l’information seraient annulées. Le prin- leur mécontentement devant la Kasbah de Tunis, reporters sans frontières, http://fr.rsf.org/tunisie-plusieurs-centaines- foisonnement de nouveau magazines, cipe des élections au sein des médias sera de-10-01-2012,41650.html journaux et stations de radio au contenu désormais appliqué pour ces fonctions“2. aussi varié que journalistiquement médi- Mais les inquiétudes restent ocre. Ainsi, „le plus grand défi des jour- nombreuses et certaines voix ont peur nalistes ici c’est de réinventer leur droit d’un retour de la censure. Depuis la à l’expression car le métier a été tué“, chute de Ben Ali, les lecteurs tunisiens explique le journaliste Taoufik Ben Brik. ont retrouvé dans leurs kiosques à jour- „Nous sommes dans ce domaine sur une naux des titres longtemps censurés. Une terre qui a été brûlée au napalm“1. liberté d’expression que certains esti- Mais de nombreux journalistes ment pourtant menacée après l’absence tunisiens identifient un autre défi. Ils énigmatique dans les kiosques, fin s’inquiètent en effet des tentatives de décembre, des deux hebdomadaires mainmise politique du nouveau gouver- français, „Le Point“ et „L’Express“ ainsi nement sur les principaux médias. qu’un hors-série du *Nouvel Observa- Début janvier, la liberté de la presse a teur* abordant l’islamisme. De plus, connu une première menace sérieuse. le 5 janvier, le quotidien El Maghreb Photo: Carole Reckinger Le Premier Ministre, Hamadi Jebali, issu a reçu des menaces de mort à la suite du parti de la renaissance, Ennahda, de la publication d’un article intitulé représentant les islamistes modérés, „Sejnane, premier émirat salafiste en annonçait les noms des nouveaux diri- Tunisie“. geants des différents organes de presse La Tunisie compte plus de 1.600 étatiques (journaux, télévision nationale journalistes dont 1.200 sont membres Le journaliste Thameur Mekki faisait partie et agence de presse) sans concertations du SNJT, et un encore plus grand de ceux qui informaient pendant la révolution. BP 268 - février 2012 7
International Tunisie „J’espère que la Tunisie deviendra un pays démocratique“ Carole Reckinger et Antoine Lemaire ont parcouru la Tunisie un an après le soulèvement populaire qui a finale- ment mené, le 14 janvier 2011, à la fuite du dictateur Ben Ali. En 10 jours, ils ont visité cinq villes et ont interrogé les habitants sur les événements de l’année passée et les perspectives futures. Quelques-uns des témoignages sont reproduits ci-dessous. Habib, commerçant. „Je suis arrivé à Tunis le 20 mai 2011. J’ai passé 13 ans en prison. Le 27 décembre 2010, j’étais dans la prison de Kasserine, accusé d’islamisme. Nous entendions qu’il y avait beaucoup de mouvement dans toutes les régions de Tunisie, mais nous n’étions pas libres pour toutes les choses, même voir et entendre. J’espère que cette année sera plus belle que l’année passée, parce que je suis maintenant avec ma famille. Les autres choses, on verra un jour à la fois.“ (27 décembre 2011 à Tunis) Zied, vendeur de matériel de bijouterie. „Le 28 décembre 2010, je suis sûr que je vendais quelque chose à quelqu’un, mais je ne me souviens pas exactement. Les choses commençaient à changer, mais à ce moment là, je n’ai rien entendu, je n’ai rien vu. Sidi Bouzid était isolé par les médias tunisiens. Je ne me souviens d’aucune histoire sur Sidi Bouzid ou Kasserine, c’est seulement plus tard que j’en ai entendu. En plus, je n’aime pas l’Internet et Facebook. Tout simplement, je n’avais aucune idée sur Sidi Bouzid. Ici, dans la médina, tout était parfait, même mieux que d’habitude. Le 28 décembre 2012, je suis sûr que ça sera mieux que décembre 2011. Il y aura plus de touristes, parce que maintenant, surtout dans le sud, Douz, Tozeur, les festivals, catastrophe ! Maintenant, beaucoup de boutiques dans la médina ont fermé, même quatre mois après la révolution. Dans le domaine du tourisme, c’est la crise. Par contre, nous, dans la bijouterie, ça marche parce qu’on ne vend pas aux touristes. Nous les Tunisiens, on ne peut pas vivre sans bijoux, sans argent … pour les mariages. Dans la tradition tunisienne, il y a l’or avant le mari !“ (28 décembre 2011 à Tunis) 8 BP 268 - février 2012
International Anwar, étudiante en secondaire „L'année passée le 30 décembre, je jouais de la guitare. Mes parents venait de m'en offrir une parce que mon anni- versaire est le 28 décembre. Tout était tranquille, il n'y avait pas de problèmes. L'année prochaine, je crois que tout ira bien. Je ne pense qu'à de bonnes choses et des événements heureux, parce que de penser ainsi les fera se passer!“ (30 décembre 2011 à Sfax) Henda, graphiste et DJ „Le 28 décembre l'année dernière, on était un peu en effervescence, par rapport à quelques trucs qui se passaient en Tunisie. Et puis on ne comprenait pas trop ce qui se passait autour. C'était la première fois que lesa gens parlaient un peu plus politique qu'avant. Moi, j'étais pas du tout intéressée par ça, je suivais un peu car à l'époque j'étais tout le temps avec Asma (une copine) qui était tout le temps sur Twitter et qui me disait au fur et à mesure ce qui se passait : „maintenant, ils ont parlé de Bouazizi, il y a ça et puis il y a les gens qui veulent se révolter, il va y avoir des manifestations...“ Je ne comprenais pas, je me disais : „Qu'est-ce qu'il va se passer, il va y avoir des policiers, il va y avoir des gens morts“, parce qu'à l'époque, sous Ben Ali, on ne pouvait pas du tout faire de manifestations sans être persécuté par les policiers. Et puis on avait encore cette peur de Ben Ali, de sa famille, de ce qu'il pourrait se passer au moment où … Donc, ça commençait à cogiter, même dans ma tête, et je commençais à m'intéresser de plus en plus, sur Facebook, car moi je n'étais pas du tout Twitter comme Asma. Donc, j'entendais et je partais sur Facebook et je cherchais ce qu'il se passait par rapport à ça. Parce que c'était super actif de ce côté-là de Facebook, qui parlait souvent de ça. Et puis, à un moment donné, on a eu des comptes Facebook et des comptes Twitter qui ont été censurés. On commençait à avoir de plus en plus de „404 not found“, dont le compte d'Asma. C'était à cette période-là que je commençais à m'intéresser à la politique comme jamais je ne l’avais fait. Je ne m'étais jamais intéressée à ça. Maintenant, beaucoup. Le 28 décembre 2012… Ça commence à stagner cette histoire de révolution en Tunisie qui est devenue, comment expliquer… à la limite, je n'ai plus envie d'écouter ce qu'il se passe parce que ça devient du grand n'importe quoi. Et je sais que ça va empirer de plus en plus en Tunisie, parce que les gens ne sont plus du tout d'accord. Le peuple n'est plus d'accord. On était partis d'un mouvement de peuple uni à un mouvement de peuples complètement séparés par des convictions ou des principes, ou des partis même. Moi, je pense que c'est à cause de ça qu'il y a un parti qui a été très très loin et d'autres qui sont restés derrière. Les Tunisiens ne seront jamais d'accord et seront de plus en plus en désaccord avec les mois et les années à venir“. (28 décembre 2011 à Tunis) BP 268 - février 2012 9
International Omar, étudiant en informatique, 3ème année „L'année dernière, je faisais exactement la même chose qu'aujourd'hui, c'est-à-dire préparer le nouvel an pour faire la fête. J'étais à peu près au même point qu'aujourd'hui, je n'avais rien de prévu. A ce moment-là, on cherchait de l'information sur ce qui se passait dans le centre du pays parce qu'on savait qu'il y avait des problèmes. Bien sûr, l’État a tout fait pour verrouiller l'information. À ce moment-là, on entendait vraiment pas mal de choses, on savait qu'ils tiraient à balles réelles au centre du pays. Donc on était pas mal inquiet. Mais à la Marsa et à Tunis, enfin, surtout la Marsa, jusqu'au bout il n'y a rien eu. Nous, on se moque, on dit „la principauté de la Marsa“, tellement il ne se passe jamais rien ici. C'est extrêmement quadrillé de policiers. Mais c'est aussi peut-être l'endroit le plus connecté de Tunisie. C'est là que vous trouverez la plupart des bloggeurs, ou dans les alentours. Dans un an, j'espère que je serai exactement dans la même situation, c'est-à-dire en train de préparer mon nouvel an. Mais j'espère qu'on n'aura pas toujours le même gouvernement au pouvoir, qu'il aura tenu sa promesse et sera parti au bout d'un an. Et j'espère qu'aux prochaines élections, on votera plus intelligemment“. (29 décembre 2011 à Tunis) Souad, diplômée en droit, artiste „Le 31 décembre 2010, je ne me souviens pas exactement. Il y a des choses qui ont changé grâce à la révolu- tion qui a débuté à Kebili au début 2011. La révolution m’a vraiment touché. La révolution va nous prendre dans une autre direction. Le 31 décembre 2012 sera meilleur que 2011. Le pouvoir soutiendra enfin cette région de la Tunisie.“ (31 décembre 2011 à Kebili) Djamel, collaborateur chez Radio La Voix des Mines de Gafsa, diplômé technicien supérieur en informatique „Le 3 janvier 2011, les choses se sont accélérées ici à Gafsa. Il y avait beaucoup de problèmes avec l'Etat. J'étais au travail. Je travaillais dans une petite entreprise de design. Il n'y avait pas de travail, on ouvrait à 8 heures et puis on fermait à 8h15 … A Gafsa, ce n'était pas comme dans les gouvernorats de Kasserine et de Sidi Bouzid, c'était moins… Il y avait des manifestations, mais seulement la nuit, contre les poli- ciers. Le jour, ils peuvent identifier les manifestants et c'est pour ça que les manifesta- tions avaient lieu la nuit. De jour, on passait devant les policiers : „Salut, salut“, et la nuit on leur lançait des pierres. C'était une époque très misérable … Pour le 3 janvier 2013… j'espère que la Tunisie deviendra un pays démocratique. (3 janvier 2012 à Gafsa) 10 BP 268 - février 2012
International Abdelhamid, chômeur „Je vis au jour le jour, je n’ai pas de maison, mais j’ai la maison de mes parents. Je prends mes jeunes palmiers, je viens ici pour gagner ma vie, vendre mes palmiers aux touristes. Puis je rentre. Si je gagne ou si je ne gagne pas, je suis toujours heureux. L’année dernière, le 1 janvier 2011, j’étais en prison à cause de quelqu’un à qui appartenait cet hôtel (il montre l’hôtel derrière lui), qui était un profiteur. Il a fait un mur, ici, pour bloquer la vue sur l’ancien village et obliger les touristes à rentrer dans l’hôtel. Pendant la révolution, on a tout cassé, on a détruit le mur. Avant, notre vieux village était caché, maintenant plus. Tous les gens peuvent le voir. Le 1er janvier, vers Kasserine il y avait des changements, Sidi Bouzid, Gafsa, puis les gens ont appris des choses et pffffft jusqu’à Tunis. Alors, lui, le monsieur le président, il a eu peur. Et je vous dis, les militaires tunisiens ils sont biens, nous sommes des frères. Ça me touche quand je vois des militaires. L’année prochaine, pour moi, personnellement, je ne veux pas grand chose, mais j’espère, et je suis sûr, et je sais que les Tunisiens sont intelligents. J’espère du bon pour les petits qui vont venir. Ma vie sera peut-être passée, mais je leur dis, il ne faut pas rater la démocratie. Première chose, il faut étudier, il faut avoir quelque chose dans la tête. Et puis, il faut penser ’Je suis Tunisien’.“ (1 janvier 2012 à Tameghza) Fahem, journaliste, directeur du Centre de Tunisie pour la Liberté de la Presse, membre du bureau exécutif d’Amnesty Tunisie. „L’année dernière, le malheur, c’est que le 2 janvier j’étais derrière les barreaux de Ben Ali. J’avais été condamné à 4 ans de prison pour ma couverture du mouvement de protestation du bassin minier en 2008. C’est grâce à la révolution tunisienne que j’ai été libéré le 19 janvier 2011. J’ai toute une expérience de lutte contre le régime et durant ma vie j’ai été obligé de vivre dans la clandestinité pendant 5 ans, donc même si j’étais en prison, j’avais vraiment mes tuyaux pour être informé chaque jour de ce qu’il se passait en Tunisie ; les manifestations, les martyrs et tout... En 2013, peut-être je serai président!“ (2 janvier 2012 à Gafsa) BP 268 - février 2012 11
International Tunisie Après la dictature... comment contribuer à l’édification démocratique? A la veille de la clôture de la semaine culturelle tunisienne qui s’est tenue du 13 au 20 janvier à l’Abbaye de Neumünster, une table ronde a réuni, le jeudi 19, Jean Asselborn, Ministre des Affaires Etrangères, Kamel Jendoubi, président de l’Instance supérieure indépendante pour les élections et Mehdi ben Gharbia, un député d’opposition à l’Assemblée Nationale Constituante (parti démocratique progressiste). La modération était assurée par Serge Kollwelter, ancien président de l’ASTI et observateur en Tunisie lors des élections de l’Assemblée Constituante. Monique Langevin Cette soirée se déroulait presque jour pour jour, un an après ce mémorable 14 janvier 2011, date de la fuite, sous la pression populaire, de l’ancien président tunisien Ben Ali en Arabie saoudite. Mais il a été rappelé que la „révolution“ a commencé avec l’immolation par le feu de Mohamed Bouazizi à Sidi Bouzig, ville de l’intérieur de la Tunisie. „Révo- lution de jasmin“ ? Pour Mehdi Ben Gharbia, c’est très romantique, mais c’est inapproprié car le jasmin évoque Photo: flickr.com CC la douceur alors que pendant toute cette période il y a eu des morts, des exactions, des pillages. De nombreux tunisiens préfèrent que l’on dise tout simplement : „révolution tunisienne“. Et c’est bien la Un an après la révolution tunisienne, le pays est toujours à la recherche de son avenir. „révolution“ de tout le peuple. Pendant tous ces mois on a largement souligné les soulèvements des populations vivant n’imaginait que Ben Ali quitterait le fuite de Ben Ali à l'Assemblée nationale, dans les banlieues des grandes villes ou pouvoir“ soulignait Kamel Jendoubi. le savoir-faire français à la police tunisi- dans les régions pauvres de la Tunisie, enne pour „régler les situations sécuri- comme celle où se situe entre autre, Sidi La bienveillance des pays euro- taires“ ! Bouzig. Mais ce qui est remarquable, péens c’est que la classe moyenne qui vivait Les élections du 23 octobre relativement bien sous le régime de Ben „On s'est fixé sur le régime, on Ali (économiquement parlant) est aussi a oublié la population, on n’a pas Les Tunisiens ont opté pour la tenue descendue dans la rue. cherché à voir comment vivaient les d’élections visant à mettre en place une Personne n’avait vu venir cette gens“, admet le ministre des Affaires Assemblée Constituante avec pour rôle révolution. Même si l’immolation de étrangères, Jean Asselborn. Quant à principal celui de rédiger une nouvelle Mohamed Bouazizi avait été précédée l’attitude de la France, les intervenants Constitution, mais aussi de gérer le pays d’autres immolations, même si des comme d’ailleurs les tunisiens dans en attendant les prochaines élections. manifestations avaient eu lieu les mois leur ensemble ont vivement regretté les „C'était la voie la plus difficile. Une et années précédentes, notamment en propos tenus par l’ancienne ministre des voie plus facile aurait été l'organisation 2008 dans le bassin minier de Gafsa Affaires Etrangères, Michèle Alliot-Marie, d'élections présidentielles anticipées. sur la question de l’emploi, „personne qui proposait le 12 janvier, veille de la Mais nous voulions réaliser une rupture 12 BP 268 - février 2012
International totale avec l’ordre totalitaire en vigueur moindres, est la tolérance de Ennahdha tion, il représentait 7% du PIB, générait sous Ben Ali“, a expliqué Kamel Jendoubi. envers le mouvement salafiste. A l’inverse près de 20% des recettes en devises et L’héritage du système Ben Ali est lourd : de l’Egypte, les salafistes en Tunisie ne employait près de 400.000 personnes. une économie dévastée, un paysage sont pas reconnus comme mouvement, Depuis, il a chuté de 40%. Les deux ravagé, la destruction des élites, des arre- et jusque là ils ne se manifestaient pas. intervenants font un appel pressant pour stations, des tortures... Kamel Jendoubi Depuis la „révolution“, ils n’hésitent plus que les touristes reviennent en Tunisie; en sait quelque chose, lui qui a passé 14 à se montrer en plein jour et à réclamer, ils ne courent aucun risque. ans en exil en France à cause de ses acti- par exemple, le droit aux étudiantes à Pour Kamel Jendoubi, une des vités en faveur des droits humains. „Tout porter le nikab au sein de l’Université et mesures importantes que pourrait est à reconstruire, cela va être difficile. à se présenter aux examens dans cette prendre l’UE pour aider la Tunisie à se Il va falloir reconstruire, non seulement tenue. Ils ont aussi commis de graves redresser serait d’ouvrir les accords une économie qui réponde aux besoins exactions dans un village du nord est de d’association aux produits agricoles (et des gens, mais aussi redonner la notion la Tunisie (voir l’article page 6). aussi de s’ouvrir à une certaine migra- de respect de l’Etat. La voie de la liberté Le RCD (Rassemblement Constitu- tion.) Un appel est aussi lancé aux est ouverte, celle de la démocratie incer- tionnel Démocratique), fondé par Ben investisseurs afin de créer des emplois, taine“ a-t-il ajouté. Ali, était devenu le „meilleur ascenseur car actuellement, un des problèmes social du pays“. Plus d’un tunisien sur majeurs est le chômage qui touche, dans Quel avenir avec les incertitudes quatre y adhérait. C’était quasiment un certaines régions, 50% de la population. que suscite le parti Ennahdha ? parti-Etat. Kamel Jendoubi ajoute que „le RCD avait investi tous les lieux du Ennahdha est sorti grand vainqueur pouvoir, mais il a maintenant disparu Monique Langevin est membre de des élections avec plus de 40% des voix, ce de la scène politique, et ne pèse plus l’ASTM. qui lui donne 89 sièges sur les 217 sièges que 15% ! Il a perdu son âme, certains de l’Assemblée constituante, mais sans de ses membres se sont reconvertis dans être majoritaire. Et c’est donc Hamadi les autres partis“. Toutefois, personne ne Jebali, nº2 du parti qui a été désigné veut „l’éradiquer“. comme premier ministre pour la durée de l’Assemblée constituante, c’est à dire, La Tunisie, l’UE et le Luxembourg pendant environ une année. L’arrivée au pouvoir d’un parti islamiste inquiète Jean Asselborn estime que „l'Europe plus d’un tunisien, et encore plus d’une a désormais l'obligation de chercher à tunisienne ! Et depuis qu’il a été évident dynamiser l'économie tunisienne. Dans qu’ Ennahdha ferait un score important, ce contexte, l’UE a déjà débloqué 400 des interrogations sur l’orientation millions d'euros de dons et prévu des future de la nouvelle Constitution ont prêts de trois milliards d'euros“. été soulevées. Ce qui inquiète le plus une En réponse à une question de Serge partie des tunisiens c’est de savoir si ce Kollewelter, le Ministre a déclaré qu’il parti aura à coeur de garantir les libertés allait proposer un accord culturel avec la individuelles, de respecter des droits de Tunisie lorsqu’il s’y rendrait fin février. la femme, bien qu’il dise : „être pour le Il a aussi mentionné que, lors de sa respect des droits de la femme et qu'il visite, il examinerait avec les responsa- n'est pas un danger pour la démocratie“ bles tunisiens les possibilités d’accords comme l’a indiqué Medhi Ben Gharbia. entre l’Université du Luxembourg et Il faut aussi remarquer qu’Ennahdha les universités tunisiennes. L’octroi de a accaparé les principaux portefeuilles bourses pourrait aussi être envisagé. ministériels comme celui des Affaires Dans le cadre des séjours des étudiants, Photo: flickr.com CC Etrangères, de la Justice, de l’Intérieur bien évidemment la question des visas a et de l’Education, les autres ministres été évoquée, car on connaît les difficu- et secrétaires d’Etat étant, soit indépen- ltés pour les tunisiens à les obtenir. dants, soit des partis Ettakatol, et CPR Le problème crucial de la Tunisie est (Congrès Pour la République). celui de l’économie. Il est essentiel que le Kamel Jendoubi, président de l’Instance Autre sujet d’inquiétude, et non des tourisme reprenne car, avant la révolu- supérieure indépendante pour les élection. BP 268 - février 2012 13
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