Gymnasium Helveticum Nr. 6/10 - Quels enseignant-e-s demain, pour quelle école et quelle société ? - vsg - sspes

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Gymnasium Helveticum Nr. 6/10 - Quels enseignant-e-s demain, pour quelle école et quelle société ? - vsg - sspes
Gymnasium
    Helveticum
                                      Nr. 6/10

    Quels enseignant-e-s demain, pour quelle école et quelle société ?

    Bildungsstandards auf dem Prüfstand

    Konferenz Übergang Gymnasium – Universität
www.jugend-wirtschaft.ch

Case Studies
Ein moderner Betriebswirtschaftsunterricht verbindet Theorie mit Aktualität und grosser Praxisnähe. Die Lernenden können
so eine Eigenaktivität entfalten und neben dem Erwerb von Fachwissen Kompetenzen wie Selbständigkeit, Analysefähigkeit,
Problemlösungsmethoden, Teamarbeit oder Präsentationstechniken erwerben. Professionell aufbereitete, stufengerechte und
regelmässig aktualisierte «Case Studies» sind ein optimales Mittel, um diesen Anforderungen zu genügen.
Jugend und Wirtschaft bietet neu in Zusammenarbeit mit Wirtschaftspartnern erarbeitete Fallbeispiele oder «Case Studies»
aus den Bereichen Betriebswirtschaft und Recht an. Diese Unterrichtsmaterialien erleichtern den Lehrpersonen den praxis-
orientierten Unterricht.

                           Fallstudie                                                      Fallstudie                                           Fallstudie                                                Fallstudie

 Dossier für Lernende                   Dossier für Lernende                                            Dossier für Lernende                                     Dossier für Lernende

 Unter Strom: CKW im Spannungs-         Bankenplatz Schweiz: Aktuelle                                   «No risk, no fun» versus EVA                             Steuern in der Schweiz
 feld zwischen Markt, Kunden,           Herausforderungen und Chancen?                                  Wie wird moderne ökonomische Wertschöpfung               Druck von innen (Gerechtigkeitsinitiative)
                                                                                                        gemessen? Wie können Bossard und die Metro Group         und aussen (Steuerharmonisierung EU, OECD)
 Eigentümern und Öffentlichkeit         Ronald Indergand und Andreas Hieber (LerNetz AG)
                                                                                                        ihren Unternehmenswert steigern?
                                                                                                                                                                 Prof. Dr. Roland Waibel
 Prof. Dr. Roland Waibel
                                                                                                        Prof. Dr. Roland Waibel

                                                                                                                                                               JUGEND UND WIRTSCHAFT
                                                                                                                                                                        Bahnhofstrasse 20
                                                                                                                                                                              8800 Thalwil
                                                                                                                                                                       Tel. 044 772 35 25
                                                                                                                                                                info@jugend-wirtschaft.ch

                                                   Der Schweizer Bildungs- und Sachbuchverlag

                                                                                                                          Vera Friedli, Renato C. Müller, Rahel Zahnd
                                                                                                                          Betriebswirtschaftslehre
                                                                                                                          Zusammenhänge verstehen
                                                                                                                          1. Auflage 2010
                                                                                                                          232 Seiten, A4, Broschur
                                                                                                                          CHF 42.– / EUR 29.–
                                                                                                                          ISBN 978-3-03905-503-6
        hep verlag ag
        Brunngasse 36
                                                                                                                          Handbuch für Lehrpersonen
        Postfach
        CH-3000 Bern 7                                                                                                    1. Auflage 2010
                                                                                                                          244 Seiten, A4, lose Blätter, gelocht
        Fon +41 (0)31 310 29 29                                                                                           CHF 69.– / EUR 46.–
        Fax +41 (0)31 318 31 35                                                                                           ISBN 978-3-03905-617-0

        info@hep-verlag.ch                         Das neu entwickelte Lehrmittel vermittelt auf ansprechende und moderne Weise
        www.hep-verlag.ch
                                                   die Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre (BWL). Die Inhalte entsprechen dem
                                                   Lehrplan des gymnasialen Schwerpunktfaches «Wirtschaft und Recht» gemäss
                                                   Maturitätsanerkennungsreglement (MAR). Das kompakte Lehrmittel eignet sich auch
                                                   für Berufsmaturitätsschulen, die Höhere Berufsbildung und Weiterbildungskurse.

                                                   Der Aufbau der Kapitel orientiert sich dabei an einem systematischen Konzept: Lernziele
                                                   leiten den verständlich formulierten Lernstoff ein, der mit attraktiven Praxisfenstern
                                                   untermalt wird. Zu jedem Kapitel werden Repetitionsfragen angeboten, am Ende des
                                                   Lehrmittels die wichtigsten Begriffe in einem umfangreichen Glossar definiert. Ein
        Mehr Informationen:                        übersichtliches Layout mit Marginalien, Grafiken und Abbildungen unterstützt das
        www.hep-verlag.ch                          Lehren und Lernen.
Gymnasium
    Helveticum

Nr. 6/10                                                                                   www.vsg-sspes.ch

           Schwerpunkt
                           Editorial
           Sujet spécial
                           David Wintgens                                                                                         4
                           Grussworte anlässlich des Festaktes zum 150-jährigen Bestehen des VSG
                           Isabelle Chassot                                                                                       6
                           Exposé d’ouverture 150 ans SSPES «Quel enseignant-e-s demain, pour quelle école et quelle société ?»
                           Eddy Beney                                                                                         10
                           Bildungsstandards auf dem Prüfstand – der Bluff der Kompetenzorientierung
                           Beat Kissling und Hans Peter Klein                                                                 12

          VSG              Retour sur le symposium – idées fortes évoquées par les participants à la table ronde
          SSPES
                           Maud Renard et Karin Joachim                                                                       18
                           Konferenz Übergang Gymnasium – Universität /
                           Conférence consacrée à la transition Gymnase – Université
                           Denise Martin                                                                                      21
                           Stellungnahme der Kommission Moderne Sprachen KMS zum Fremdsprachenunterricht
                           an den allgemeinbildenden Schulen                                                                  26
                           Petition / pétition / petizione                                                                    28
                           Glosse
                           Schulinterne Weiterbildung / Formation continue interne
                           Gisela Meyer Stüssi                                                                                30
                           Von Monotype-Bleisatz zu «Computer to plate» – 50 Jahre GH-Edition
                           Otto Rothen und Denise Martin                                                                      33

           Verbände        Willkommen FGL LEBE
           Associations
                           VSG–SSPES–SSISS                                                                                    35

           Magazin         Linguissimo – Rückblick und Ausblick
           Magazine
                           Paolo Barblan, Christine Jacob, Claudia Cherubini                                                  37
                           Hinweise                                                                                           40
                           Bildungspolitische Kurzinformationen / Petites informations
Titelbild: Monte Verità    Walter E. Laetsch                                                                                  41
(Foto: Denise Martin)      WBZ CPS aktuell                                                                                    44

   gh 6 • 10
                           3
Éditorial         Pas de répit !

                                    V     endredi-samedi : Commission suisse
                                          de maturité. Mercredi : Conférence
                                des directrices et directeurs de gymnases
                                                                                   nous replongent une dernière fois dans notre
                                                                                   journée d’anniversaire.
                                                                                      2011 est à nos portes, il est temps de tour-
                                suisses. Vendredi : Assemblée des délégué-e-s      ner son regard vers l’avenir. Les maturités
                                et assemblée plénière. Lundi : Réflexions sur      spécialisées se mettent en place, mais beau-
                                les MINT (Mathématiques, informatique,             coup de travail reste à faire sur leurs contenus
                                sciences naturelles, technologie), présentation    et sur les débouchés offerts. La transition
                                de l’Enquête sur l’attrait de la profession        gymnase-université doit être améliorée. Par
                                d’enseignant-e du Secondaire II à la Maison        un dialogue constant entre les enseignant-e-s
                                des Cantons (CDIP + CPS), puis enfin               et professeurs de ces deux institutions, mais
                                réunion du groupe « Epreuves communes ».           aussi en fixant de manière contraignante la
                                La vie d’un président est passionnante… et         durée minimale de la maturité gymnasiale à
David Wintgens                  intense !                                          quatre ans. Une lutte sans répit.
Président VSG – SSPES – SSISS
                                   Je ne peux que remercier et féliciter enco-        Autant de sujets que vous retrouverez di-
                                re une fois notre ancien président Hans Peter      rectement dans ce numéro du Gymnasium
                                Dreyer, désormais Membre d’Honneur de la           Helveticum. Avec, bien évidemment, ce qui
                                SSPES pour son engagement tout au long de          fait le quotidien d’un-e enseignant-e de gym-
                                ses 5 ans à la tête de notre Société. Cette der-   nase et/ou d’école de culture générale. Par
                                nière année fut particulièrement riche, puis-      exemple motiver les jeunes à un concours de
                                que nous avons eu le plaisir et la fierté de       langue.
                                célébrer nos 150 ans d’existence. L’exposé            Bonne lecture, et… accordez-vous un peu
                                d’ouverture d’Eddy Beney, Président de la          de répit pendant la « Trêve des confiseurs » !
                                Conférence suisse des directrices et directeurs
                                des écoles de culture générale, le discours de                                 David Wintgens,
                                Madame Isabelle Chassot, présidente de la                        Président VSG – SSPES - SSISS
                                CDIP, et le compte-rendu de la table ronde

                                Pausenlos!

                                    F   reitag-Samstag: Schweizerische Ma-
                                        turitätskommission. Mittwoch: Kon-
                                ferenz Schweizerischer Gymnasialrektorin-
                                                                                      Ich möchte nochmals unserem abtreten-
                                                                                   den Präsidenten Hans Peter Dreyer, von nun
                                                                                   an Ehrenmitglied des VSG, für sein Engage-
                                nen und –rektoren. Freitag: Delegierten- und       ment während seiner 5 Jahre an der Spitze
                                Plenarversammlung des VSG. Montag:                 unseres Vereins danken und ihm alles Gute
                                Überlegungen zu den MINT-Fächern                   wünschen. Das zu Ende gehende Jahr war
                                (Mathematik, Informatik, Naturwissen-              besonders reichhaltig, da wir das stolze Ver-
                                schaften, Technik), Präsentation der Studie        gnügen hatten, das 150-jährige Jubiläum des
                                zur Attraktivität des Mittelschullehrberufs        VSG zu feiern. Die Grussworte von Eddy
                                im Haus der Kantone für EDK und WBZ                Beney, Präsident der Konferenz der Fachmit-
                                und anschliessend die Sitzung der Gruppe           telschuldirektoren der Schweiz, die Rede von
                                «Gemeinsam Prüfen». Das Leben eines                Staatsrätin Isabelle Chassot, Präsidentin der
                                Präsidenten ist faszinierend und ... intensiv!     EDK, und die am Runden Tisch geäusserten

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Überlegungen zur Zukunft des Gymnasiums                Viele dieser Themen finden Sie in dieser
            lassen uns ein letztes Mal in den Geburtstag        Ausgabe des Gymnasium Helveticum. Aber
            des VSG eintauchen.                                 natürlich auch Beiträge, die den Alltag der
               Das Jahr 2011 steht vor der Tür, es ist an       Lehrpersonen an Gymnasien oder Fachmit-
            der Zeit, in die Zukunft zu blicken. Die            telschulen ganz direkt betreffen. Zum Bei-
            Fachmaturen etablieren sich, aber es bleibt         spiel das Motivieren von Schülerinnen und
            viel tun in Bezug auf ihre Inhalte und die          Schülern zur Teilnahme an einem Wettbe-
            möglichen Berufsaussichten. Der Übergang            werb.
            Gymnasium-Universität muss verbessert                  Gute Lektüre und ... gestatten Sie sich
            werden. Durch kontinuierlichen Dialog zwi-          eine kleine Pause während der « Trêve des
            schen Lehrpersonen und Professoren der bei-         confiseurs » !
            den Institutionen, aber auch dadurch, dass
            man die Dauer des Gymnasiums – mindes-                                          David Wintgens,
            tens vier Jahre – verbindlich festlegt. Ein                       Präsident VSG – SSPES - SSISS
            pausenloser Kampf.                                                         (Übersetzung: Denise Martin)

            Senza tregua!

                V     enerdì-sabato : commissione sviz-
                      zera di maturità. Mercoledì: confe-
            renza dei direttori dei licei svizzeri. Venerdì:
                                                                    Il 2011 è alle nostre porte, è tempo di
                                                                guardare avanti. Le maturità specializzate
                                                                bussano alle porte, ma c’è ancora molto da fa-
            Assemblea dei delegati e Assemblea plenaria.        re in merito ai loro contenuti e agli sbocchi
            Lunedì: riflessioni in merito a MINT (Mate-         professionali. Il passaggio dal liceo all’univer-
            matica, Informatica, Scienze naturali, Tecno-       sità richiede dei miglioramenti: alla base un
            logia), presentazione dell’inchiesta sull’attrat-   dialogo costante tra i docenti di queste due
            tiva della professione di insegnante nelle          istituzioni e l’accordo vincolante sulla durata
            scuole secondarie di secondo grado alla Casa        minima di quattro anni della maturità licea-
            dei Cantoni (CDPE + CPS), infine riunione           le. Una lotta senza tregua.
            del gruppo «Esami comuni». La vita di un                Questi alcuni dei temi che troverà in que-
            presidente è appassionante ... ed intensa!          sto numero del Gymnasium Helveticum.
               Non posso che ringraziare e felicitarmi an-      Non mancano poi articoli che concernono il
            cora una volta col presidente uscente Hans          lavoro quotidiano dei docenti di licei e delle
            Peter Dreyer, ora Membro d’onore della              scuole di cultura generale. Ad esempio moti-
            SSISS per il suo quinquennale impegno al            vare gli studenti a partecipare ad un concorso
            vertice della nostra Società. L’anno che sta per    sulle lingue.
            concludersi è stato particolarmente variegato           Buona lettura e ... si conceda pure una pic-
            dato che abbiamo avuto il piacere e l’onore di      cola pausa durante la « trêve des confiseurs »!.
            festeggiare i nostri 150 anni di esistenza. La
            relazione di apertura di Eddy Beney, Presi-                David Wintgens, Presidente della SSISS
            dente della Conferenza svizzera dei direttori                            (traduzione di Donato Sperduto)
            delle scuole di cultura generale, il discorso
            della Signora Isabelle Chassot, Presidentessa
            della CDPE, e il rapporto sulla tavola rotonda
            ci fanno immergere ancora una volta nei fe-
            steggiamenti del nostro anniversario.

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«
           Grussworte zu
          «150 Jahre»
                                        Soyons réalistes – essayons le possible!
    VSG-SSPES-SSISS
                                        Die Entwicklung de Gymnasiums konkretisiert sich langsam

                                        Mesdames et Messieurs,                               die Schweizerische Maturitätskommission,
                                                                                             «Aktien» im gymnasialen Geschäft, aber ne-
                                        Cette année marque les 150 ans de la Socié-          ben der Normsetzung gibt es zwei ebenso
                                        té suisse des professeurs de l’enseignement          wichtige Aufgaben. Und die sind allein Sache
                                        secondaire. Est-il nécessaire de souligner les       der Kantone: das Personalwesen und die In-
                                        changements intervenus durant ce siècle et           frastruktur. Nicht nur die Löhne und die An-
                                        demi ? Quelle évolution depuis ces années            erkennung der Lehrdiplome, sondern auch
                                        1860, où le collège était l’apanage de quelques      Bau, Gestaltung und Unterhalt der Schulan-
                                        privilégiés, où la formation en était à ses          lagen – sind Sache der Kantone.
                                        balbutiements démocratiques !                           Ich werde mich in meiner heutigen Rolle
                                            Dans ce contexte des origines, il est d’autant   als eingeladene Präsidentin der EDK aber
     Allocution de Mme Isabelle
     Chassot, Conseillère d’Etat,
                                        plus remarquable de penser que des ensei-            nicht dazu äussern, sondern werde die kurze
     Directrice de l’instruction        gnants aient jugé utile de se grouper en société     Zeit zu nutzen versuchen, indem ich Ihnen
     publique, de la culture et du                                                           skizziere, wie sich die Entwicklung des Gym-
                                        et de rassembler leurs forces. Pourquoi ne
     sport, Présidente de la CDIP,
     était prononcée à l’occasion des   l’auraient-ils pas fait ? C’était l’époque de la     nasiums langsam konkretisiert. Wir wollen
     150 ans de la Société suisse des   création de syndicats, des partis politiques et      die Sache behutsam angehen, aber wir wol-
     professeurs de l’enseignement
     secondaire. Université de          d’associations de toutes sortes. Dans cette          len sie angehen!
     Berne, vendredi 27 août 2010.      période d’industrialisation et de révolutions
                                        politiques, la société était secouée par de tels     Vous le savez : les études gymnasiales sont de-
                                        soubresauts qu’il était nécessaire de fédérer les    venues un débat dans l’opinion helvétique,
                                        forces pour s’inventer un avenir. Pourquoi les       ou, du moins, dans certains milieux plus di-
                                        enseignants n’en auraient-ils pas fait autant?       rectement concernés. Cette discussion, sou-
                                        Quand bien même la conseillère d’Etat que je         haitable et nécessaire, n’est pas une surprise.
                                        suis n’est pas toujours à l’unisson des voeux des    Elle s’inscrit dans une logique. Le gymnase
                                        organisations d’enseignants, la SSPES est la         est une des pièces importantes du système
                                        preuve bien vivante de la nécessité d’une telle      éducatif qui a, jusqu’à maintenant, échappé à
                                        association qui joue le rôle d’instrument de         ce débat qui nous occupe depuis une décen-
                                        défense professionnelle, d’espace de réflexion       nie. L’attention s’était concentrée, ces der-
                                        mais aussi de porte-voix auprès des autorités        nières années, sur l’enseignement supérieur –
                                        politiques et de la société dans son ensemble.       avec la Réforme de Bologne – et sur l’ensei-
                                                                                             gnement obligatoire – avec les articles consti-
                                        Ich gratuliere Ihnen zu Ihrem Jubiläum und           tutionnels sur la formation et le concordat
                                        überbringe Ihnen die Glückwünsche der Er-            HarmoS.
                                        ziehungsdirektorinnen und -direktoren unse-             Les changements intervenus dans l’espace
                                        res Landes. Sie begehen Ihr Jubiläum mit             suisse de l’éducation ont notamment modifié
                                        dieser grossen Veranstaltung hier in Bern.           l’environnement, devenu plus compétitif,
                                        Und Sie haben zuallererst den Stimmen der            dans lequel évolue aujourd’hui le gymnase.
                                        «Stände» Gehör verliehen. Sie haben gut dar-         Ce niveau de formation est placé dans un
                                        an getan. Denn das Gymnasium «gehört»                champ de forces dont on distingue quatre élé-
                                        den Kantonen. Zum Teil heisst das Gymna-             ments : la politique des cantons et de la
                                        sium ja auch «Kantonsschule», die Kanti.             Confédération, les finances des cantons, les
                                        Zwar besitzt der Bund über das Maturitätsa-          hautes écoles et la concurrence existant au
                                        nerkennungsreglement MAR, über die                   degré secondaire I et dans les autres secteurs
                                        Schweizerischen Maturitätsprüfungen und              du Secondaire II.

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Une radiographie de notre système gym-          1. Position forte et profil clair du gymnase
            nasial a été effectuée. Je ne reviendrai pas sur    2. Accès au degré tertiaire sans examen d’ad-
            les projets EVAMAR I et II, ainsi que la Pla-          mission
            teforme Gymnase (PGYM) – dont vous                  3. Caractère contraignant et comparabilité
            connaissez les résultats – qui ont mis en lu-       4. Pilotage
            mière un certain nombre de questions, de            5. Durée de la formation gymnasiale (au mi-
            problèmes à résoudre, de pistes à étudier pour         nimum 4 ans)
            améliorer, à moyen termes, les études gym-
            nasiales en Suisse.                                 Chaque champ d’action est assorti d’objectifs
                Je vous rappelle, par exemple, que, suite à     stratégiques et de mesures opérationnelles
            EVAMAR I, l’ordonnance/le règlement sur             envisageables.
            la reconnaissance des certificats de maturité          Il convient de signaler, afin de disposer
            gymnasiale (MAR/RRM) a été modifié afin             d’un panorama complet de la présente situa-
            notamment de redonner plus de poids aux             tion, que la Commission suisse de maturité
            branches scientifiques.                             (CSM/SMK) a envoyé une lettre à la CDIP
                Nous étions conscients qu’il s’agissait là      et au DFI en vue de prévoir une formation
            d’une première étape, probablement la moins         gymnasiale de 4 ans pour l’ensemble de la
            contestée, presque une retouche, dans l’atten-      Suisse et d’exclure la possibilité de prévoir des
            te d’une révision plus conséquente dans             exceptions.
            l’attente d’une évaluation sur les compétences         Le rapport de la SMAK et la requête de la
            comparées des élèves à la fin du gymnase.           CSM ont fait l’objet d’un examen attentif
                C’est ce stade que nous avons atteint au-       tant de la CDIP que du Département fédé-
            jourd’hui. Mais commençons par un constat           ral de l’intérieur lors de différentes séances en
            positif, qui est aussi le résultat de votre acti-   mai et juin dernier. Comme la CDIP, le DFI
            vité au quotidien en faveur de vos élèves.          souhaite fixer des priorités pour le dévelop-
                EVAMAR II et PGYM ont démontré                  pement du gymnase. Il estime qu’il faut pri-
            que, dans l’ensemble, la maturité gymnasiale        vilégier en priorité l’accès au degré tertiaire
            est d’un bon niveau et qu’elle remplit son ob-      sans examen d’admission, puis le caractère
            jectif de conférer aux élèves l’aptitude d’en-      contraignant et la comparabilité, et enfin le
            treprendre des études supérieures.                  pilotage, l’essentiel consistant à assurer la
                Mais est-ce là le seul constat ? Non et vous    qualité du gymnase.
            le savez bien, vous qui avez attentivement lu
                                                                Aufgrund der intensiven Diskussion mit dem
            les deux rapports : les compétences des gym-
                                                                Eidgenössischen Departement des Innern
            nasiens varient trop suivant les profils, les
                                                                (EDI) und in der Plenarversammlung der
            classes, les écoles ou les cantons. Si l’étude
                                                                EDK vom 17. Juni dieses Jahres darf man fol-
            EVAMAR II du professeur Franz Eberle
                                                                gendes Fazit ziehen:
            constitue la première analyse scientifique des
            performances significatives des écoles gym-         1. Es gibt eine Fülle von guten und sinnvol-
            nasiales, il suffit de feuilleter le Rapport 2010      len Vorschlägen zur Optimierung. Viele
            sur l’éducation en Suisse pour se rendre comp-         Projekte können direkt auf der Ebene
            te de la portée de ces résultats.                      «Schule» konkretisiert werden.
                C’est dans ce cadre, et parce que nous          2. Die EDK wird sich auf Massnahmen be-
            étions conscients du constat partiellement             schränken, die auf den interkantonalen
            positif – ou partiellement négatif suivant             Handlungsbedarf fokussiert sind. Im Vor-
            l’optimisme qui caractérise chacun et je suis          dergrund stehen dabei die Vergleichbar-
            de nature optimiste, que la CDIP a mis en              keit und die Steuerung.
            place la Conférence des services de l’ensei-        3. Die EDK wird diese Massnahmen mit
            gnement secondaire II formation générale               dem Eidgenössischen Departement für
            CESFG/SMAK, nouvelle conférence spé-                   Inneres abstimmen.
            cialisée qui a été chargée de réfléchir au dé-
            veloppement du gymnase. Dans son rapport,              Damit wird für die Entwicklung des
            la CESFG propose 5 champs d’action, à               Gymnasiums eine klare Linie gelegt. Wie
            savoir :                                            schon gesagt, ist die Ausgangslage gut. Es

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gilt, sie zu nutzen. Wie könnte sich dies kon-         La teneur exacte des différentes mesures
            kret auswirken?                                    reste encore à discuter au sein de la CDIP et
                                                               avec le DFI. Je ne crois néanmoins pas beau-
            1. Das Gymnasium wird sich vermehrt an
                                                               coup m’avancer en vous disant que le monde
               Kompetenzen orientieren, über welche die
                                                               politique aspire à des gymnases suisses mieux
               Schülerinnen und Schüler verfügen müs-
                                                               comparables entre eux que ce n’est le cas
               sen.
                                                               maintenant. Mais disons-le clairement: cela
            2. Die EDK wird nicht über Quoten steuern.
                                                               n’a rien à voir avec une maturité suisse uni-
               Ein bestimmtes Mass an Unterschiedlich-
                                                               forme. Vous n’ignorez pas que le Conseil fé-
               keit ist auszuhalten. Die EDK geht davon
                                                               déral a rejeté à fin 2008 une motion (Esther
               aus, dass die Differenzen der Abschluss-
                                                               Egger-Wyss) demandant l’harmonisation à
               Quoten sich verringern werden.
                                                               l’échelle nationale des examens de maturité.
            3. Eine grundlegende Totalrevision des
                                                               La CDIP s’est réjouie de cette réponse et je
               MAR scheint nicht von vornherein gege-
                                                               puis vous assurer que pour nous, il n’a jamais
               ben. Allerdings stehen, wenn irgendetwas
                                                               été question d’une maturité suisse centralisée.
               verbindlich festgeschrieben werden soll,
                                                               Je ne doute cependant pas que ce thème va
               nur zwei normierende Texte zur Verfü-
                                                               revenir sur la table du Parlement fédéral au vu
               gung: Das MAR oder der Rahmenlehr-
                                                               du très large spectre politique que représen-
               plan.
                                                               tent les 35 signataires de cette motion.
            Ni la CDIP ni le DFI ne considèrent la du-
            rée des études gymnasiales comme une prio-         Ich wiederhole nochmals, was ich schon am
            rité absolue. Ils entendent en effet privilégier   Anfang meiner Begrüssungsworte gesagt ha-
            le contenu de cette formation. Il convient en      be: Wir wollen es behutsam angehen, aber
            outre de souligner que la CDIP estime ne de-       wir wollen es angehen. Die Allgemeinbil-
            voir aborder que les aspects ayant une portée      dung, Gymnasium und FMS, haben eine
            clairement intercantonale. Ainsi, ce n’est         gute Position im Bildungswesen. Sie haben
            qu’après avoir exécuté toutes les autres tâches    ganz sicher eine gute Zukunft vor sich. Das
            qu’il conviendra de lancer le débat sur la         Gymnasium als Zubringer zur universitären
            durée du gymnase, sur ces fameuses quatre          Hochschule ist nie auch nur im Geringsten
            années qui déclencheront, à n’en pas douter,       bestritten worden. Wirtschaftsmittelschulen
            une discussion nourrie avec les cantons qui        und Berufsmatur sind wichtige Teile der Be-
            pourraient être appelés à s’adapter. Je ne vous    rufsbildung, aber keine systemische Konkur-
            cache pas que je me réjouis de ne pas être         renz für das Gymnasium. Es besteht deshalb
            dans le club assez exclusif de ces cantons… Je     kein Grund zu hektischen Aktionen. Aber es
            me réjouis au contraire d’être responsable de      gibt genügend Grund zu handeln. Wenn wir
            l’instruction publique d’un canton qui délivre     wollen, dass der Zugang zu den Universitä-
            la maturité après 13 ans de scolarité – bien-      ten prüfungsfrei bleibt, so müssen wir die ge-
            tôt quinze ans si l’on compte l’école enfantine    forderten Leistungen am Ende des Gymna-
            – et 4 ans de collège. Si je considère les         siums in Anführungszeichen «beweisen»
            interventions faites il y a peu encore pour        können. Wir haben gegenüber den Hoch-
            réduire dans mon canton la durée des études        schulen eine Bringschuld. Wir werden nicht
            gymnasiales et que nous avons pu ensemble          mehr sagen können, dies und das, jene Note
            avec les recteurs et les enseignants repousser,    und diese Note seien nicht vergleichbar. Man
            il semblerait en effet que la pression politique   wird uns nicht mehr glauben, wenn wir be-
            ait aujourd’hui changé de camp, et cela en         haupten, das Gymnasium habe Bildung zu
            peu d’années… Si je considère les interven-        vermitteln, nicht Ausbildung, wenn die «Ma-
            tions récentes, tant au plan fédéral que can-      turae» und «Maturi» in den einzelnen
            tonal, je ne peux exclure que les arguments        Fächern zu grosse Unterschiede ausweisen.
            changent à nouveau de camp, politique tout         Bildung basiert auf Ausbildung. Natürlich
            au moins ! Je souligne avec reconnaissance         muss das Gymnasium mehr vermitteln als
            que cela n’est pas votre cas, votre avis sur la    blosses Wissen. Aber ohne Wissen gibt es
            question de la durée des études gymnasiales        keine Bildung. Und wenn das Gymnasium
            étant resté constant.                              auf das nötige Wissen Wert legt, heisst es ja

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David Wintgens, Präsident VSG, bedankt sich bei Chorleiter Christoph Mari, Komponistin Katharina Weber und
            Chor des Gymnasiums Neufeld Bern.

            nicht, dass damit der Bildungsauftrag aufge-           dort, wo ihre Differenzen in der gymnasialen
            hoben wäre.                                            Struktur (zu) gross sind, sie zu verringern. So
               Ich weiss, dass man gerne sagen wird, wer           lautet doch letztlich auch der Auftrag aus der
            die Vergleichbarkeit fordere, gehöre zu de-            Bundesverfassung. Das ist gewiss nicht ein-
            nen, welche die Freiheiten der Schulen und             fach, und viele möchten lieber still verharren.
            Lehrpersonen beschneiden wollen. Es be-                Aber: «Man ist nicht realistisch, indem man
            steht aber kein Grund, meine Worte als An-             keine Idee hat», schrieb einst Max Frisch. Ich
            griff auf den Bildungsauftrag des Gymnasi-             gehe nicht so weit, dass ich den 68er Slogan:
            ums zu deuten.                                         «Soyez réalistes, demandez l’impossible» an
               Die öffentlichen Schulen sollen selbstver-          den Schluss meiner Überlegungen stelle. Ich
            ständlich frei bleiben, das heisst frei von ver-       sage aber ganz bewusst: «Soyons réalistes, es-
            suchter Einflussnahme verschiedenster Inter-           sayons le possible!» Was wir können, sollten
            essensgruppen. Aber die Öffentlichkeit hat             wir unbedingt tun. Es zu unterlassen, wäre
            ein durchaus legitimes Interesse an der                ein Fehler. Es würden nämlich andere für uns
            Steuerung und an der Transparenz ihrer                 entscheiden.
            Schulen. Die Lehrpersonen sollen frei sein in
            dem von ihnen praktizierten Unterricht.                   En guise de conclusion, voilà ce que j’ap-
            Aber die Schulen sollen gleich sein in ihren           pelle de mes vœux: un gymnase suisse per-
            Zielen – denn ihre Abschlüsse sind als                 formant, comparable, fiable et qui continue
            schweizerische Matur anerkannt. Und dazu               de se distinguer par ses prestations de haut
            gehört, dass diese Ziele vergleichbar werden.          niveau. Un gymnase suisse qui poursuive sa
            Dazu muss man zwischendurch die Ziele ju-              mission auprès des futurs étudiants, en leur
            stieren, zum Teil neue benennen, und man               donnant une formation de qualité, une solide
            muss Instrumente haben, die Zielerreichung             culture générale, l’indépendance de jugement
            zu vergleichen.                                        et le sens des responsabilités envers eux-
               Daran werden wir in nächster Zeit zu ar-            mêmes, les autres et la société.
            beiten haben, und ich hoffe weiterhin auf Ih-             Chères enseignantes, chers enseignants,
            re kritische, aber offene Mitarbeit.                   Mesdames et Messieurs, je vous remercie
               Es ist gerade die Stärke unserer politi-            pour votre engagement dans la discussion
            schen Kultur: das miteinander Reden, das               présente et à venir, pour votre participation
            sich vereinbaren. Deshalb halte ich es für             active à cette tâche sans cesse nouvelle qu’est
            überlegenswert, wo und wie wir einheitlicher           l’optimisation des études gymnasiales. C’est
            auftreten, wo wir gemeinsame Lösungen fin-             davantage que la qualité de la formation su-
            den können. Auch für das Gymnasium. Das                périeure qui est en jeu : c’est également un
            Gymnasium allein, als einzelne Schule                  peu de l’avenir du pays qui se dessine dans les
            kommt garantiert unter Druck, das Gymna-               réformes à venir.
            sium als Schweizer Schule hat beste Erfolgs-              En réitérant mes félicitations pour l’anni-
            aussichten. Genauso wie sie mit HarmoS die             versaire de votre société, je vous remercie de
            Diskussion über die Volksschule miteinander            votre attention et souhaite plein succès à votre
            führen, können die Kantone auch versuchen,             manifestation.

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Exposé d’ouverture
    150 ans SSPES
                                  Quels enseignants demain, pour quelle
                                  école et quelle société ?
                                  La formation doit occuper la première place

                                  C’est très volontiers que je livre par écrit         blèmes liés à l’enseignement et à la pénurie
                                  quelques réflexions sur le thème choisi à l’oc-      d’enseignants. Je ne souhaite pas une telle
                                  casion des 150 ans de la SSPES que je n’avais        évolution car je reste persuadé que les futurs
                                  pas lues lors du symposium, compte tenu du           étudiants auront plus besoin que jamais d’en-
                                  temps imparti largement utilisé par l’un de          seignants, de personnes compétentes, maîtri-
                                  mes prédécesseurs.                                   sant les aspects scientifiques de la ou des
                                     Aborder un tel thème, c’est aussi se poser        branches qu’ils enseigneront. L’école devra
                                  la question : quels enseignants demain, pour         permettre aux étudiants de dépasser les stades
                                  quelle école et quelle société ? Permettez-moi       de la superficialité, liée au volume de connais-
                                  tout d’abord de vous dire qu’il n’est pas envi-      sances accessibles et de l’immédiateté, actuel-
Eddy Beney, Président de la       sageable d’aborder ce thème sans prendre en          lement le propre des médias. Superficialité et
Conférence suisse des directri-   compte la formidable révolution vécue ces 20         immédiateté ne participent aucunement à la
ces et directeurs des écoles de
culture générale, Directeur       dernières années avec le développement des           construction d’un individu.
ECCG Sierre.                      nouvelles technologies.                                 L’école devra devenir encore davantage le
                                     Qui avait envisagé, il y a à peine 20 ans,        lieu où des problèmes sont analysés en pro-
                                  qu’en 2010, nous pourrions accéder, par un           fondeur et où les étudiants peuvent faire l’ex-
                                  simple petit portable, à un nombre impres-           périence de la dilatation du temps. Le travail
                                  sionnant de pages web, à la connaissance et au       de l’enseignant consistera avant tout à pré-
                                  savoir ? Qui avait pensé que cet outil supplan-      senter la connaissance sous la forme d’une
                                  terait l’appareil photographique, par exemple        problématique, en les situant dans un con-
                                  et permettrait de communiquer en temps réel          texte et à mettre les problèmes en perspective.
                                  avec des interlocuteurs sur l’ensemble de notre      L’autorité du maître est appelée à évoluer,
                                  planète ? Si quelqu’un nous avait prédit, à cette    mais demeure essentielle car elle conditionne
                                  époque, qu’il serait possible de jouer aux           le succès du processus pédagogique.
                                  échecs 24 heures sur 24 avec des partenaires
                                  de pays très éloignés, nous l’aurions sans doute
                                  traités d’impertinent.
                                     Un tel développement va se poursuivre,
                                  voire même s’accélérer. Qui peut nous dire
                                  quels seront les prochains pas et à quel niveau
                                  de progrès nous allons nous situer à l’horizon
                                  2020, voire 2025? Est-ce utopique de penser
                                  que si la pénurie d’enseignants constatée en
                                  primaire et en secondaire I devait toucher
                                  bientôt le secondaire II (c’est d’ailleurs déjà le
                                  cas pour certaines disciplines), la tentation,
                                  voire même la possibilité de suppléer l’ensei-
                                  gnement traditionnel par un enseignement
                                  assisté par ordinateur pourrait se concrétiser?
                                     De nombreuses perspectives vont se pré-
                                  senter allant dans ce sens et des décisions sans
                                  doute très originales vont fleurir dans les têtes
                                  des autorités responsables de pallier aux pro-

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La formation doit être repensée, de ma-         gentes aux grands problèmes qui vont émailler
                           nière à cultiver chez les futurs enseignants       les décennies futures dans les domaines aussi
                           précisément les qualités humaines et intellec-     divers que l’économie, la finance, l’énergie et
                           tuelles propres à favoriser une nouvelle ap-       l’écologie.
                           proche de l’enseignement. En effet, à l’avenir,        Ainsi la formation doit-elle occuper la pre-
                           l’enseignant devra, plus que jamais contribuer     mière place des préoccupations de nos auto-
                           à la formation du jugement et du sens des          rités. Des moyens importants doivent être
                           responsabilités individuelles des futurs étu-      alloués à ce secteur. Il s’agira de tout mettre
                           diants, si l’on veut qu’ils soient plus tard ca-   en œuvre pour motiver les meilleurs étu-
                           pables d’anticiper les changements et de s’y       diants, les plus motivés d’une volée à embras-
                           adapter, en continuant à apprendre tout au         ser cette profession. Je ne saurais trop insister
                           long de leur vie. Les enseignants devront être     sur l’importance de la qualité de l’enseigne-
                           en mesure d’apporter des réponses intelli-         ment et donc des enseignants. Améliorer la
                                                                              qualité et la motivation des enseignants doit
                                                                              donc être une priorité absolue dans notre
            Die Evangelische Mittelschule Schiers (EMS) sucht auf             pays, mais aussi à une très large échelle. Des
            das kommende Schuljahr 2011/12 (Schulbeginn Mitte                 efforts conséquents doivent être fournis au
            August 2011) eine                                                 niveau du recrutement, de la formation ini-
                                                                              tiale et continue, des conditions de travail et
            Lehrperson für Chemie                                             des conditions salariales.
            für ein Teilpensum von ca. 60% im Schuljahr 2011/12,              Permettez-moi, pour terminer, d’évoquer
            ab Schuljahr 2012/13 auf 90% ausbaubar.                           quelques pistes pour aller dans le sens sou-
            Gute Englischkenntnisse (im Idealfall Proficiency) für Immer-     haité :
            sionsunterricht von Vorteil.
                                                                              1. Les membres de la SSPES doivent mon-
            Lehrperson für Latein                                                trer à leurs étudiants les belles facettes de
                                                                                 la profession et motiver les meilleurs à
            für ein Teilpensum von ca. 50%.                                      choisir ce métier.
            Mit einem weiteren Unterrichtsfach (Deutsch/Geschichte)
                                                                              2. Les autorités politiques doivent s’engager
            ist die Stelle ausbaubar.
                                                                                 encore davantage pour améliorer les
                                                                                 conditions-cadre et plus particulièrement
            Lehrperson für Sporterziehung                                        celles touchant le salaire.
            für ein Teilpensum von 50–60%                                     3. Ne faudrait-il pas aussi envisager de don-
            mit einem weiteren Unterrichtsfach ist die Stelle ausbaubar.         ner des perspectives de progression aux-
                                                                                 futurs enseignants en différenciant et en
            Ausbildung:
            Abgeschlossenes Fachstudium, wenn möglich mit
                                                                                 hiérarchisant leurs activités ?
            höherem Lehramt bzw. Turn- und Sportlehrerdiplom II oder
            gleichwertigem Abschluss.

            Wir sind eine regionale Mittelschule (540 SchülerInnen) mit
            Untergymnasium, Gymnasium, 3-jähriger Fachmittelschule
            und angeschlossenem Internat. Wir bieten zeitgemässe
            Entlöhnung, Möglichkeiten zur Weiterbildung, gute
            Infrastruktur und angenehmes Klima in Fachschaft und
            KollegInnenkreis.

            Interessiert?
            Dann senden Sie Ihre Bewerbungsunterlagen bis
            22. Dezember 2010 an Christian Brosi,
            Evangelische Mittelschule Schiers, 7220 Schiers.

                            Evangelische Mittelschule Schiers
                            7220 Schiers, Telefon 081 308 04 04
                            Fax 081 328 24 06
                            admin@ems-schiers.ch www.ems-schiers.ch

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Auf dem Weg zum                    Bildungsstandards auf dem Prüfstand –
homo oeconomicus?
                                      Der Bluff der Kompetenzorientierung
                                      Kritische Stimmen zu den Reformen nach PISA auf einer internationalen
                                      Tagung an der Universität zu Köln im Juni 2010

                                      Wie uns spätestens der 11. September 2001      Der Kern der «Reform»:
                                      hinlänglich gelehrt hat, liefern schockartig   reduktionistisches Kontrollsystem
                                      wirkende Ereignisse oftmals die Legitimati-    ersetzt differenzierten Bildungs-
                                      on für strategische Maßnahmen, die zuvor in    auftrag
                                      der breiten Öffentlichkeit niemals Akzeptanz
                                      gefunden hätten. Folgt man den Ausführun-      In seiner Einführung nahm Prof. Andreas
                                      gen auf der Tagung «Bildungsstandards auf      Gruschka, Erziehungswissenschaftler der
                                      dem Prüfstand – Der Bluff der Kompetenzo-      Goethe Universität Frankfurt, von wo aus die
                                      rientierung» so hat auch der berühmte «Pisa-   Frankfurter Initiative 5 Jahre früher ausge-
                                      Schock» in Deutschland einem äußerst frag-     gangen war (und jetziger Mitinitiator und
                                      würdigen Paradigmenwechsel in der Orien-       Moderator der aktuellen Veranstaltung) eine
 Dr. phil. Beat Kissling ist Lehrer
 für Pädagogik/Psychologie an         tierung der Bildung den Weg geebnet, der –     Bilanz der Bildungsentwicklung und deren
 der Kantonsschule Ausser-            so das evidente Ergebnis der Tagung – zu       öffentliche Wahrnehmung seit 2005 vor.
 schwyz und leitet das interne
 «Forum Weltpolitik und Men-          einem Fiasko in der Entwicklung des Bil-       Hatte man als Kritiker damals noch Attacken
 schenrechte».                        dungswesens führt und weiter führen wird.      und Verunglimpfungen auf breiter Ebene
                                      Am Samstag, den 26. 6. 2010 war die Aula an    einstecken müssen, sei die Situation heute
                                      der Universität zu Köln mit über 400 anwe-     gänzlich anders: die Reformen seien mittler-
                                      senden Zuhörern gefüllt. Lehrer und Hoch-      weile mit zuweilen grotesken Auswirkungen
                                      schuldozenten aus Deutschland und der          «vielfach hart auf dem Boden der Tatsachen
                                      Schweiz waren angereist, um den zehn erzie-    gelandet.» Bisher habe dies allerdings nicht
                                      hungs- und bildungswissenschaftlich tätigen,   zu grundlegenden Kurskorrekturen, sondern
                                      kritischen Hochschullehren von deutschen       höchstens zu Schadensbegrenzungen und zur
                                      und schweizer Universitäten zuzuhören und      ständigen «Reform der Reform» geführt.
                                      miteinander Erfahrungen und Meinungen          Jetzt gelte es, mit dieser Tagung und der neu-
                                      auszutauschen. Einige der veranstaltenden      en «Gesellschaft für Bildung und Wissen»
                                      bzw. vortragenden Professoren hatten bereits   eine breite, nachhaltig wirkende, anhaltende
                                      2005 im Anschluss an eine ähnliche Tagung      Diskussion anzustoßen, um eine echte Kurs-
 Prof. Dr. Hans Peter Klein ist       an der Frankfurter Universität mit ihren
 Professor für Didaktik der Bio-
                                                                                     korrektur vornehmen zu können.
 wissenschaften an der Goethe         «Frankfurter Einsprüchen gegen die techno-         Als pädagogischer Kern der höchst pro-
 Universität in Frankfurt am          kratische Umsteuerung des Bildungswesens»
 Main sowie Präsident der deut-
                                                                                     blematischen Reformen erscheine den Ver-
 schen Gesellschaft für Didaktik      öffentlich auf die verhängnisvolle Entwick-    anstaltern, denen grundlegende Bemühun-
 der Biowissenschaften. Seine         lung im Bildungswesen aufmerksam ge-           gen um eine ständige Verbesserung der Qua-
 Forschungsschwerpunkte sind:
 Wissenstransfer aus den Bio-         macht. Bezeichnenderweise hieß damals der      lität der Bildungsanstrengungen in Schulen
 wissenschaften in Öffentlich-        Titel ihres Manifests «Das Bildungswesen ist   eine Selbstverständlichkeit sei, die «Ausrich-
 keit und Schule, Konzeption
 und Evaluation von Lernsitua-        kein Wirtschaftsbetrieb». Nach der aktuellen   tung des schulischen Lehrens und Lernens
 tionen in schulischen und            Tagung kam es zur Gründung einer neuen         auf Bildungsstandards und die Umstellung
 außerschulischen Lernorten,
 Entwicklung und Evaluation
                                      «Gesellschaft für Bildung und Wissen», die     von Wissen auf Kompetenzen», von denen
 mobiler Lehr-Lerneinheiten,          versuchen will, zu den gravierenden Fehlent-   bis heute niemand sagen könnte, was sich
 Multimediales Lernen und
                                      wicklungen im Bildungswesen (nach PISA)        denn konkret dahinter verbirgt, deshalb auch
 e-learning, Bologna Expertise
 (u.a. Entwicklung von Lehr-          eine permanente kritische Öffentlichkeit zu    der Titel der Tagung. In allen deutschen
 amtsstudiengängen), Bildungs-        schaffen und Alternativen aufzuzeigen.
 standards, Kerncurricula
                                                                                     Bundesländern seien nach PISA weitgehend
                                                                                     «blindlings und konzeptlos», aber mit grosser

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Betriebsamkeit die alten inhaltsbezogenen        spektive der Kompetenzen praktisch ausge-
            Lehrpläne durch «kompetenzorientierte Kern-      blendet. Diese «Totalreform» des Bildungs-
            curricula» ersetzt worden und nun sei man        wesens führe somit zu einer radikalen Ent-
            schon länger daran, in den verschiedenen         leerung des pädagogischen Auftrags der
            Bundesländern flächendeckende, uniforme          Schulen. Koch bezeichnete es als Skandal,
            Leistungstests in Form von Lernstandser-         dass mit einem solch untauglichen Begriff,
            hebungen und das Zentralabitur einzuführen.      der damit zusammenhängenden Theorie und
            Wozu und auf welcher Grundlage? Prof.            den reduktionistischen Bildungsstandards
            Gruschka und auch Prof. Lutz Koch, Erzie-        grundlegende Veränderungen im Bildungs-
            hungswissenschaftler der Universität Bay-        wesen erzwungen werden sollen. Den Schu-
            reuth, befassten sich in ihren Referaten ein-    len würde man damit nach angelsächsischem
            gehend mit dieser «Umstellung der curricu-       Vorbild die «Rankingknechtschaft» aufok-
            laren Planung von inhaltlichen Vorgaben          troyieren, die Hochschullehrer degradiere
            entlang der Fachstrukturen (Input) auf den       man zu «Modulknechten». Für die Unter-
            Erwerb von Kompetenzen (Output)» und             richtstätigkeit der Lehrpersonen und für die
            ihren Folgen. Dabei erweist es sich als fatal,   Lehrerbildung überhaupt habe dies weit rei-
            Wissen und Kompetenz als Gegensatz zu            chende Konsequenzen: Anstatt sich um Ver-
            konstruieren, wo doch für jeden Unterrich-       besserungen in der Ausbildung der Lehrer,
            tenden evident ist, dass Kompetenzen nur auf     ihrer fachlichen, pädagogischen und didakti-
            der Basis eines fundierten inhaltlichen Wis-     schen Fähigkeiten in der Unterrichtsgestal-
            sens entwickelt werden können, wenn sie          tung bzw. Wissensvermittlung sowie um bes-
            nicht zu automatisierten, standardisierten       sere Lehrmittel usw. zu bemühen, richten
            Verhaltensweisen verkommen sollen. Auch          sich heute alle Anstrengungen auf die erfolg-
            bei genauerer Betrachtung erweist sich der       reiche Vorbereitung von Tests («teaching to
            Kompetenzbegriff als äußerst abstrakt, ne-       the test»).
            bulös und leerformelhaft. Ausformulierungen          Bedenken und Einwände der Lehrerschaft
            von Kompetenzen sind laut Prof. Gruschka         oder von Erziehungswissenschaftlern aus den
            begleitet von «Kaskaden von widersprüchli-       Hochschulen gegen diese Totalreform – ins-
            chen Anweisungen». Der Referenzautor für         besondere von denjenigen Hochschulen, die
            die eigentliche Theorie der Kompetenzen,         qualitative Forschung, wie z. B. vertiefte Fall-
            der verstorbene Professor für Pädagogische       studien zu Fragen der Lehrer-Schüler-Bezie-
            Psychologie Franz Weinert, liefert selbst kei-   hung, der Motivation und der Interessensge-
            ne konkret fassbaren Vorstellungen des Be-       nese, zur Unterrichtsatmosphäre, zur fachli-
            griffs, sondern umschreibt in dem den Bil-       chen Qualität und zum sozialen oder
            dungsstandards zugrunde liegenden Kompe-         zielorientierten Lernen zum Thema haben –
            tenzbegriff lediglich allgemein formulierte      würden ignoriert. Zugleich fließen Millio-
            kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten als       nenbeträge solchen Bildungsforschungsin-
            Voraussetzungen für Kompetenzen. Deshalb         stituten zu, die als Paradigmenwechsel
            konstatierte Prof. Gruschka: «Kompetenzen        Bildungsstandards (die in den USA längst
            bleiben so eine Blackbox, bloß stochernd um-     gescheitert sind!) und wissensbereinigte
            schrieben mit Fähigkeiten, Wissen, Verste-       Kompetenzorientierung derzeit in die Schu-
            hen, Können, Handeln, Erfahrung, Motiva-         len bringen und diese als Ergebnisse einer
            tion». Prof. Koch wiederum charakterisierte      «state of the art Forschung» alternativlos pro-
            den Kompetenzbegriff als «hoch defizitär»,       pagieren.
            zumal er die Schülerpersönlichkeit auf funk-
            tionale Eindimensionalität reduziere. We-
                                                             Ohne «Input» kein «Output» – der
            sentliche Voraussetzungen und Eigenschaf-
                                                             Betrug der besseren «Qualität»
            ten des Lernenden – der Aufbau seiner Inte-
            ressen und seiner Motivation beim Lernen,        Besonders pointiert nahm der Bielefelder
            seine sozialen, emotionalen und moralischen      Professor für Psychologie, Rainer Dollase,
            Fähigkeiten, seine politische Reifung und so-    das mit den Bildungsstandards verbundene
            mit jegliche bildungstheoretischen Überle-       «Qualitätsmanagement» (QM) unter die
            gungen – seien aus der Weinertschen Per-         Lupe. Ihm zufolge lässt sich jede Form von

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QM auf ein simples dreischrittiges Denk-         zentralen Abitur vor 2007 auch nur ansatz-
            modell zurückführen: Zielvereinbarung,           weise zu bearbeiten. Wie ist dies zu erklären?
            Handeln und Kontrolle/Evaluation, etwas,         Prof. Klein veranschaulichte der zumindest
            was jeder Mensch sowieso automatisch             teilweise überraschten Zuhörerschaft dies
            macht, wenn er eine gezielte Handlung aus-       anhand einiger Aufgabenbeispiele aus der
            führt. Als standardisiertes Entwicklungsver-     Abiturprüfungsaufgabe. Jeder konnte sich
            fahren finde dieses Modell in der Technik        davon überzeugen, dass in den neuen kom-
            (z. B. Optimierung von Abläufen) eine sinn-      petenzorientierten Aufgabenstellungen des
            volle Anwendung. Zur Optimierung von             Zentralabiturs NRW – beispielhaft für Bun-
            Schulen, Unterricht, Lehrerpersönlichkeiten      desländer, die mit kompetenzorientierten
            sei es aber völlig unsinnig, denn das QM ver-    Aufgabenstellungen agieren – sämtliche Lö-
            schaffe keinerlei Einsicht in die Ursachen für   sungen zu den Aufgaben aus dem umfang-
            guten oder schlechten Schulerfolg, etabliere     reichen Arbeitsmaterial zu entnehmen sind,
            dafür umso mehr Kontrollmacht und eine           da hier alle Wissensgrundlagen für die Bear-
            aufgeblähte Bürokratie. QM rufe bezeich-         beitung der Aufgabenstellung vorgegeben
            nenderweise besonders bei Kollegen aus der       werden. Der Schüler braucht also nur Lese-
            ehemaligen DDR ein unangenehmes Déjà-            kompetenz, um die Aufgaben lösen zu kön-
            vu hervor und sei dort vor allem auch            nen. Er kann dabei größtenteils die im Ar-
            im Rahmen unsinniger Zielvereinbarungen          beitsmaterial enthaltenen Sachinformationen
            kläglich gescheitert. Anstelle von «Papier-      wortwörtlich abschreiben, um dem genau
            steuerung» (Tests) bräuchten Lehrpersonen        formulierten Erwartungshorizont für die
            zur Optimierung ihres Unterrichts die Ver-       Punktevergabe voll zu entsprechen. Lese-
            mittlung und den Aufbau fachlicher, fachdi-      kompetenz und Zuordnungskompetenz rei-
            daktischer und pädagogischer Qualitäten. Zu      chen hier aus, die Aufgabenstellungen zu lö-
            erwerben seien diese in einer angemessenen       sen, die Einbringung von Fachwissen durch
            Aus- und Weiterbildung, und zwar durch           den Schüler ist nicht vonnöten. So stellen
            Dozenten, die guten Unterricht selbst real       auch viele Schüler nach dem Abitur ihren
            vormachen könnten, statt ausschließlich psy-     Lehrern (oder auf Facebook) die unangeneh-
            chologische oder pädagogische Theorien zu        me Frage, warum sie denn überhaupt soviel
            referieren.                                      gelernt hätten, das hätten sie auch ohne Vor-
                Zu den heute bereits feststellbaren Folgen   bereitung gekonnt. Der von vielen Seiten als
            des drastischen Abbaus von Fachwissen selbst     Exzellenz und Zuwachs an Qualität gefeier-
            in Zentralabiturprüfungen stellte der Frank-     te Erfolg – nachweisbar durch eine deutliche
            furter Fachdidaktikprofessor Hans Peter          Erhöhung der Abiturientenzahlen (teilweise
            Klein in seinem Vortrag eine empirische Un-      Verdopplung) in vielen Bundesländern in den
            tersuchung einer aktuellen Zentralabiturar-      letzten Jahren – ist also erkauft worden durch
            beit im Leistungskurs Biologie in NRW vor,       eine drastische Absenkung des Anforde-
            die er in seinem Forschungsansatz mit betei-     rungsniveaus. Der scheinbare Erfolg (Zu-
            ligten Lehrern einer 9. Klasse ohne jede Vor-    wachs an Qualität) durch die Einführung von
            bereitung des entsprechenden Stoffgebietes       Bildungsstandards (Zentralabitur) ist also
            unter Abiturprüfungsbedingungen als Probe-       allein auf die Reduktion der Wissensanfor-
            klausur vorgelegt hatte. Als Kontrolle wurde     derungen zurückzuführen.
            eine Abiturklausur vor Einführung der kom-          Und noch einen anderen Effekt konnte
            petenzorientierten Aufgabenstellungen im         Prof. Klein deutlich belegen: während in den
            Zentralabitur verwendet. Das Ergebnis war        kompetenzorientierten Aufgabenstellungen
            mehr als überraschend: die Schüler der           des Zentralabiturs es durchaus schwierig ist,
            9. Klasse schafften nicht nur ausreichende       für sehr gute Schüler die Bestnote zu errei-
            Leistungen, auch die Notenstufen befriedi-       chen (sie können es teilweise nicht glauben,
            gend, gut und sehr gut wurden von einigen        dass das einfache Abschreiben von teilweise
            Schülern erreicht, und dies ohne fachliche       redundanten Sachverhalten aus dem Ar-
            Vorkenntnisse des Themas. Im Vergleich da-       beitsmaterial genügt, so fehlen ihnen hier
            zu war kein Schüler in der Lage, eine Biolo-     Punkte), ist es nahezu unmöglich, die No-
            gie Leistungskursklausur aus dem alten, de-      tenstufe mangelhaft oder ungenügend zu er-

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reichen. So liegt selbst die Notenstufe «man-      nehmliche Ausrichtung der Schulen auf Tests
            gelhaft» landesweit in NRW an Gymnasien            zu einer Bürokratisierung des Bildungswe-
            deutlich unter 1 %, teilweise wird auch die        sens, zu einer Vereinseitigung der Bildung so-
            Notenstufe vier an Gymnasien nur selten er-        wie zu einer Deprofessionalisierung der
            reicht. Es findet also nicht nur eine drastische   Lehrerbildung; zugleich reduziere sich die
            Nivellierung des Anforderungsniveaus statt,        Anforderung des Unterrichts darauf, Schüler
            sondern im Sinne einer unsinnigen Gleich-          auf standardisierte, funktionale Testaufgaben
            macherei auch noch eine Nivellierung von           zu trimmen.
            oben nach unten und von unten nach oben.              Reichenbach forderte die deutschen
               Entsprechend findet die Vorbereitung auf        Pädagogen auf, sich der eigenen hoch ste-
            die Zentralabiturprüfungen statt. Statt Wie-       henden Bildungstradition des 19. und begin-
            derholung von fachstrukturierten Inhalten          nenden 20. Jahrhunderts zu besinnen und
            werden kompetenzorientierte Aufgabenstel-          dort anzuknüpfen, statt die angelsächsischen
            lungen der letzten Jahre mit den Schülern          Fehler zu wiederholen. Pikanterweise weisen
            geübt und oftmals der Hinweis gegeben:             gerade amerikanische Spitzenuniversitäten
            «Vergesst das ganze inhaltliche Wissen und         den Weg: Bei der Zulassung von Studenten
            lest Euch stattdessen das Arbeitsmaterial 25       zur Sicherung ihrer Studienqualität setzen sie
            mal durch, notfalls schreibt es einfach ab, für    auf «Input», auf Vorbildung, Motivation und
            ein ‹befriedigend› wird’s schon reichen», so       Engagement der Studenten, deren Identifi-
            ein Schulleiter in der Diskussion. Betrachtet      kation mit dem Studium und lassen ihnen
            man sich die in den Bundesländern mittler-         dann in der Gestaltung des Studiums große
            weile nahezu flächendeckend eingeführten           Freiheiten und viel Selbstverantwortung -
            kompetenzorientierten Kerncurricula, die           ganz im Sinne der Humboldtschen Bil-
            meist keinerlei fachliche Vorgaben mehr ent-       dungsidee. Bedenkenswert war auch Rei-
            halten, so wird deutlich, wohin der Weg            chenbachs Hinweis auf die Komplexität und
            gehen soll: Weg von den Inhalten hin zu            vielfache Unvorhersehbarkeit von schöpferi-
            undefinierbaren Kompetenzen. Ob sich eine          schen Entscheidungsprozessen in Schule und
            Wissensgesellschaft dies leisten kann?             Universität, weshalb sich diese Institutionen
                                                               nur begrenzt «steuern» lassen. Die vielfältigen
                                                               Ziele aller Beteiligten – meinte Reichenbach
            «Bildung ist kein Arsenal an Kompe-
                                                               – führen vielfach zu einer unkontrollierbaren
            tenzen, sondern eröffnet Horizonte»
                                                               «organisierten Anarchie», etwas das man als
            Roland Reichenbach, Professor für Pädago-          Pädagoge aushalten müsse. Wer damit
            gik an der Universität Basel, wies vor allem       Schwierigkeiten habe, sollte keine «Defini-
            auch auf den fehlenden Realitätssinn in der        tionsmacht» über Schulen und Lehrer erhal-
            Bildungspolitik im Beurteilen und Erkennen         ten, z.B. als Experte für «Qualitätsmanage-
            unnötiger oder gar schädlicher Reformen            ment».
            hin. Wenn längst klar ist, dass eine Reform
            scheitert – z. B. die «Output-Steuerung» des
                                                               Wahre Bildung als Widerstand gegen
            Bildungswesens nicht weiterführe – müsse
                                                               die Unvernunft
            man halt zur alten «Input-Steuerung»
            zurückkehren, argumentierte er. Dass eine          Dass genügend negative Erfahrungen mit der
            solche Rückkehr nicht geschieht, verglich er       technokratischen «Steuerung» des Bildungs-
            mit einem analogen Vorgang, den er als             wesens längst existieren, erwähnten nicht nur
            «Concorde-Falle» bezeichnete. Obwohl das           Reichenbach und Dollase, sondern auch
            finanzielle Desaster dieses ehrgeizigen Über-      Prof. Johannes Bellmann, Erziehungswissen-
            schallflugzeugprojekts lange im Voraus allen       schaftler der Universität Münster. Sein histo-
            Beteiligten klar war, wurde es bis zum bitte-      rischer Exkurs führte zurück an den Beginn
            ren Ende weiter geführt. Ein solches «er-          des 20. Jahrhunderts, als in den USA der Be-
            folgreiches Scheitern» charakterisiert laut        haviorismus seine Blüten trieb und Begriffe
            Reichenbach auch das Schicksal der meisten         wie «social efficency» oder «scientific mana-
            Reformen in den Schulen. Ebenso offen-             gement» das Ansinnen widerspiegelten, er-
            sichtlich, sagte Reichenbach, führt die vor-       folgreiches Lernen zu einem vollständig kon-

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