Eltern und Hebammen Parents et sages-femmes - Hebamme.ch Sage-femme.ch Levatrice.ch Spendrera.ch
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Hebamme.ch Sage-femme.ch Levatrice.ch Spendrera.ch 5 2013 Eltern und Hebammen Parents et sages-femmes
Auf den richtigen Umgang kommt es an! In ihren ersten vier Lebenswochen lernen Babys das Trinken an der Mutterbrust. Danach wird deutlich, dass Babys ein Saugbedürfnis haben, das über die Nahrungsaufnahme hinausgeht. 80% aller Eltern stillen dieses Bedürfnis mit einem Nuggi. Um Zahnfehlstellungen zu vermeiden, sollte dieser verantwortungsbewusst eingesetzt werden. Der Nuggi gehört in die Obhut der Eltern und sollte Babys nur gezielt angeboten werden: Als Einschlafhilfe, bei Ruhelosigkeit oder zur Schmerzlinderung. Fachleute empfehlen zudem, Kindern den Nuggi spätestens mit 24 bis 36 Monaten abzugewöhnen. Der Nuggi – ein Multitalent! • Der Nuggi spielt für das psychische Wohlbefinden eine wichtige Rolle. Er beruhigt, entspannt, lindert Schmerzen und erleichtert das Einschlafen. • Aktuelle Studien belegen: Richtig eingesetzt hat der Nuggi keinen negativen Einfluss auf die Stilldauer. • Das Risiko des plötzlichen Kindstods (SIDS) wird durch die Nuggiverwendung reduziert. • Der Nuggi ist viel leichter abzugewöhnen als der Daumen: 50% der Daumenlutscher nuckeln auch als 7-Jährige noch. Warum Sie einen bibi Nuggi empfehlen sollten • Die Nuggispitze in der Dentalform NUK (natürlich und kiefergerecht) passt sich dem Kiefer ergonomisch an und fördert so die natürliche Ergonomische Entwicklung des Gaumens. NUK Dentalspitze • Das anatomisch geformte Schild sorgt für beste Passform. Der zentral gelegte Schwerpunkt verhindert übermässigen Druck bibi Sensopearls und sorgt für optimalen Tragekomfort. • Die auf der Schildinnenseite liegenden - der Brust nachempfundenen - Sensopearls verhindern Rötungen und Hautirritationen. Zusammen Anatomisch mit zwei Luftlöchern im Schild ermöglichen sie eine konstante geformtes Schild Luftzirkulation. • 100% Swiss Made: bibi ist der einzige Schweizer Nuggi-Produzent. Durch die Nuggi-Produktion in der Manufaktur in Regensdorf bei Zürich und die permanenten Einzelkontrollen kann bibi höchste Produktqualität garantieren. • bibi feiert 75 Jahre glückliche Babys und zufriedene Eltern! Für Fachleute ist bibi der perfekte Partner: Profitieren Sie von unserem erfahrenen Expertenteam und 75 Jahren Know-how in der Entwicklung von innovativen Babyprodukten. Zahnärztin Claudia Saxer ist Mitglied unseres Expertenteams. Das sagt sie über die Nuggispitze in Dentalform: «Die Nuggispitze in Dentalform wurde von Zahnärzten entwickelt. Die Dentalform ist auch bekannt unter dem Namen NUK – „natürlich und kiefergerecht“. Die Nuggispitze wurde so geformt, dass sie sich dem kindlichen Kiefer ergonomisch anpasst. Sie bietet genügend Platz für die Zunge und übt keinen unnötigen Druck auf Kiefer und Zähne aus. Der Dental-Nuggi ist seit seiner Entwicklung sehr beliebt und verbreitet.» Dr. med. dent. Claudia Saxer ist eidg. dipl. Zahnärztin mit WBA SSO in Kinderzahnmedizin Lamprecht AG, 8105 Regensdorf, Schweiz www.bibi.ch
Inhalt • Sommaire Ausgabe 5 Edition 5 Eltern und Hebammen Parents et sages-femmes Aktuell 2 Actualité 26 Editorial Ursula Lüscher, Münchenstein 5 Editorial Ursula Lüscher, Münchenstein 29 Dossier 4 Dossier 28 Frauen in Entscheidungsprozesse einbeziehen – 4 Pour «Naît-Sens», la force des parents vient de 28 Nutzerinnenpartizipation in Grossbritannien und ce qu’ils se mettent ensemble Entretien avec Sarah Duflon et in der Schweiz Sue Brailey, London (GB) Céline Hertzeisen, Lausanne Fragen an die Praxis, die Lehre und die Forschung 6 La Nouvelle-Zélande expérimente un partenariat 31 Sue Brailey, London; Lisa Fankhauser, Bern; Claudia König, Winterthur fructueux entre parents et sages-femmes Valerie Fleming, Winterthour Fokus 9 Zur Qualität von Informationsmaterial: 9 Focus 32 Der Einbezug der Zielgruppe Christine Loytved, Lübeck; Que signifie «être un acteur du changement»? 32 Christiane Schwarz, Hannover; Bettina Berger, Herdecke (D) Josianne Bodart Senn Neues aus Wissenschaft und Forschung 12 Infos Recherche et Colloques 34 L’endométriose, une maladie de plus en plus 34 Neues aus den Fachhochschulen 14 complexe Josianne Bodart Senn Verband 15 Fédération 15 Sektionen 20 Sections 20 Fort- und Weiterbildung SHV 21 En librairie 35 Thema der Ausgabe 6/2013 Thème de l’édition 6/2013 Hebammenkunst und evidenzbasierte Medizin Représentations du corps de la femme / de la mère Erscheint Anfang Juni 2013 Parution début juin 2013 111. Jahrgang | 111e année Geschäftsstelle | Secrétariat Rosenweg 25 C, Postfach, CH-3000 Bern 23, T +41 (0)31 332 63 40, F +41 (0)31 332 76 19 info@hebamme.ch, www.hebamme.ch, www.sage-femme.ch Öffnungszeiten von Montag bis Freitag | Heures d’ouverture du lundi au vendredi 8:15–12:00 / 13:30–17:15 Offizielle Zeitschrift des Schweizerischen Hebammenverbandes | Journal officiel de la Fédération suisse des sages-femmes | Giornale ufficiale della Federazione svizzera delle levatrici | Revista uffiziala da la Federaziun svizra da las spendreras Erscheinungsweise 10 Mal im Jahr, Doppelausgaben im Januar / Februar und Juli /August | Parution 10 éditions par année, numéros doubles en janvier / février et en juillet /août Foto Titelseite Der SHV dankt Maren Böttger, Martin Bischofberger und ihrem Sohn Theo, Zürich Photo couverture La FSSF remercie Maren Böttger, Martin Bischofberger et leur fils Theo, Zurich
Aktuell Eva Cignacco an der Medizinischen Fakultät Therapieoptionen der Universität Basel habilitiert der postpartalen und Hebamme in der Schweiz, der die- Hämorrhagie ser wichtige Schritt einer universitären Karriere gelungen ist. Ihre Habilitations- Im Herbst 2012 hat die Kommission schrift verfasste sie zum Thema «Schmer- «Qualitätssicherung» der Schweizeri- zen bei Frühgeborenen: Evidenzen und schen Gesellschaft für Gynäkologie Herausforderungen». Sie kann sich fortan und Geburtshilfe (SGGG) die Richtlinien als Privatdozentin der Universität Basel für die Behandlung der postpartalen bezeichnen. Diese Habilitation ist ein Hämorrhagie aktualisiert (Expertenbrief weiterer wichtiger Schritt in der Akade- Nr. 26). misierung der Pflege und des Hebam- Der Expertenbrief steht unter www.sggg.ch menberufs auf universitärem Niveau zum Herunterladen zur Verfügung. Eva Cignacco lehrt und forscht seit 2007 am Institut für Pflegewissenschaft der Universität Basel und hat durch ihre Am 14. März 2013 erhielt Eva Cignacco Forschungsarbeiten im Bereich des neo- SwissPedNet: von der Medizinischen Fakultät nach er- natalen Schmerzes nationale und inter- folgreichem Habilitationsverfahren die nationale Anerkennung erlangt. Forschungszusammen- «Venia Docendi» der Universität Basel. Sie ist die erste Pflegewissenschafterin arbeit im Dienste der Kinder Medizinische unter- Gesundheitsstatistik Es ist ein international anerkanntes Pro- blem, dass Kinder mit Medikamenten stütze Fortpflanzung: 2012 versorgt werden, die grösstenteils nur an Erwachsenen getestet worden sind. Die Zahlen 2011 Forschung in der Pädiatrie ist gegenüber der Forschung in der Erwachsenenmedi- 2011 liessen sich in der Schweiz 6350 zin aus mehreren Gründen im Nachteil; Paare zur Erfüllung ihres Kinderwun- angefangen mit der jeweils sehr kleinen sches mit In-vitro-Fertilisation behan- Anzahl Patienten bis zu besonderen ethi- deln. Rund 10 800 Behandlungszyklen schen und psychologischen Bedenken, wurden begonnen. Daraus entstanden die die Planung und Durchführung von 2350 Schwangerschaften, die zu 1715 Studien mit Kindern erschweren. Zur Geburten mit 2006 lebend geborenen Verbesserung dieser Situation wurde Kindern führten. das SwissPedNet gegründet. Die Zahl der behandelten Frauen nahm Mehr Informationen unter: gegenüber dem Vorjahr um 2 Prozent ab, www.scto.ch/de/Aktuell.html die Zahl der erstmals behandelten sogar um 9 Prozent. Die Anzahl der lebend- geborenen Kinder sank um weniger als 1 Prozent, weil die Erfolgsrate der Be- Das Bundesamt für Statistik (BFS) veröf- HIV-Infektion bleibt handlungen leicht höher war. Der Rück- fentlicht zum ersten Mal einen Bericht, gang von Behandlungen ist sowohl bei der einen Überblick über alle verfüg- Körperverletzung Paaren mit Wohnsitz in der Schweiz als baren statistischen Daten zum Thema auch bei Wohnsitz im Ausland feststell- Gesundheit in der Schweiz liefert. Der Die Infektion mit HIV gilt nicht mehr bar. Damit stagniert die Zahl der medi- Bericht geht auf alle Aspekte der Ge- als lebensgefährliche Körperverletzung. zinisch-unterstützten Fortpflanzung zum sundheitsstatistik ein: auf die Rahmen- Das Bundesgericht hat seine bisherige ersten Mal seit Jahren. bedingungen und die Gesundheitsdeter- strenge Rechtssprechung mit Blick auf Quelle: BFS, Neuchâtel minanten, den Gesundheitszustand der den medizinischen Fortschritt gelockert. Bevölkerung und die Inanspruchnahme Künftig kann die Übertragung des HI- von Pflegeleistungen, das Gesundheits- Virus je nach den Umständen als (nicht system und dessen Finanzierung. lebensgefährliche) schwere oder auch Gesundheitsstatistik 2012, BFS, Neuchâtel, 2012, nur als einfache Körperverletzung ge- Nr. 1290-1200. ahndet werden. Der Bericht ist zu finden unter: www.portal-stat.admin.ch/ges/index.html 2 Hebamme.ch • Sage-femme.ch 5 2013
Die bisherige Rechtssprechung ging da- der Organspenden deutlich und nach- von aus, dass die HIV-Infektion mit hoher Depressionen kosten haltig erhöhen konnten, indem sie ver- Wahrscheinlichkeit zum Ausbruch der schiedene Massnahmen gebündelt und Immunschwächekrankheit Aids und an- die Schweiz über gezielt umgesetzt haben. Unabhängig schliessend mit hoher Wahrscheinlich- davon möchte der Bundesrat im Trans- keit zum Tod des Opfers führt. Diese An- 10 Milliarden Franken plantationsgesetz mehr Klarheit und Si- nahme ist laut einem neuen, einstimmig cherheit für Betroffene, Angehörige und ergangenen Urteil der Strafrechtlichen Obwohl jeder Fünfte in der Schweiz im medizinische Fachpersonen schaffen. Abteilung angesichts der wissenschaftli- Verlauf des Lebens an einer Depression Er überweist eine entsprechende Bot- chen Erkenntnisse und der medizini- erkrankt, sind die Kosten dieser Krank- schaft ans Parlament. Mit dieser Geset- schen Behandlungsmöglichkeiten heute heit kaum erfasst. Eine Studie des Ins- zesrevision wird die Motion von Liliane nicht mehr haltbar. Vielmehr könnten tituts für Sozial- und Präventivmedizin Maury Pasquier (SP/GE) (08.3519) umge- mit HIV infizierte Personen bei früher der Universität Zürich schliesst nun setzt. Diagnose und guter Behandlung fast diese Lücke: Von den rund zehn Milliar- Quelle: BAG Mediendienst so lange leben wie nicht Infizierte, wes- den Gesamtkosten entfallen 46 Prozent halb nicht länger von einer lebensge- auf direkte Kosten, wie Behandlungs- fährlichen Körperverletzung gesprochen kosten, und 54 Prozent auf indirekte werden könne. Kosten, wie Arbeitsausfälle. Mit den Deutlich höhere Indes bleibt die HIV-Infektion «nach neuen Zahlen liefern die Forschenden wie vor eine nachteilige pathologische auch eine nützliche Basis für künftige Kosten für Spitex und Veränderung mit Krankheitswert», und Präventionsprogramme. Depressionen der Betroffene hat sogar bleibende Or- belasten das Budget der Schweizer Arztbehandlungen ganschädigungen als Nebenwirkungen Volkswirtschaft mit über CHF 10 Milliar- der Behandlung zu gewärtigen. Diesen den pro Jahr. Unterschiede zeigen sich Die Kosten in der Grundversicherung konkreten Elementen des Einzelfalls dabei je nach Schweregrad der Krank- sind im Jahr 2012 um 3,2 Prozent gestie- können die kantonalen Strafrichter nach heit. Einerseits gilt: Je schwerer die gen. Gegenüber 2011 haben sie vor al- der Lockerung der Rechtssprechung des Krankheit, desto höher sind die Kosten. lem im Bereich Spitex, Labor und bei den Bundesgerichts nun differenzierter Rech- Halten sich jedoch bei schwerer Erkran- ärztlichen Behandlungen zugenommen. nung tragen. kung die direkten und indirekten Kosten Ebenfalls gestiegen sind die Prämienein- Quelle: NZZ online, Mi, 3. 4. 2012. Urteil 6B_337/2012 die Waage, verlagert sich dieses Gleich- nahmen der Krankenversicherer. Deren vom 19. 3. 13 – BGE-Publikation gewicht in Richtung indirekte Kosten bei ausgewiesene Reserven haben sich auf- mittelschweren und milden Depressio- grund von Änderungen in den Rech- nen. Dies sind denn auch die drei Schwe- nungslegungsvorschriften vergrössert. regrade, die unterschieden werden: Pro Quelle: BAG Mediendienst All Families Matter: Patient und Jahr schlägt eine schwere Depression mit rund CHF 40 000.– zu Bu- Denkanstösse für eine che, eine mittelschwere mit CHF 28 000.– und eine milde mit CHF 15 000.–. Von ei- Dialäkt Äpp: integrative Bildungs- ner schweren Depression betroffen sind rund drei Prozent der Bevölkerung. Gib öis dini Schtimm und Familienpolitik Mehr Informationen unter: www.mediadesk.uzh.ch/articles/2013/ Unser Dialekt verrät unsere Herkunft. Welchen Beitrag können Schulen und depressionen-kosten-ueber-zehn-milliarden.html Doch woher kommt ein Sprecher, der Politik leisten, damit die vielfältigen vom Huusini, Bitzgi oder Göitschi redet, Familien- und Lebensformen in der Ge- wenn er das Apfelgehäuse meint? Dia- sellschaft und auch im Gesetz adäquat lektforscher der Universitäten Zürich berücksichtigt werden? Dieser Frage Bundesrat lanciert und Bern haben eine App entwickelt, widmet sich eine öffentliche Fachta- welche die Herkunft von schweizer- gung am 7. Juni 2013 in Zürich. Sie findet Aktionsplan «Mehr deutschen Dialekten bestimmt. Mit der im Rahmen des Zurich Pride Festivals App kann man auch die eigene Ausspra- 2013 statt und steht ebenfalls unter Organe für Transplan- che aufnehmen, sie mit aktuellen sowie dem Motto «All Families Matter». früheren Aufnahmen anderer User ver- Ziele der Fachtagung: Die Teilnehmen- tationen» gleichen und somit Daten für die Dialekt- den werden eingeladen, sich für eine in- forschung sammeln. Die «Dialäkt Äpp» tegrative Bildungs- und Familienpolitik In der Schweiz sterben heute immer gratis im Apple App Store zum Down- zu engagieren, indem sie sich in ihrem wieder Menschen, weil für sie kein Spen- load bereit. persönlichen Umfeld und im Kontakt mit derorgan zur Verfügung steht. Der Bun- Mehr Informationen unter: www.mediadesk.uzh.ch Fachstellen, Behörden, schulischen Insti- desrat lanciert deshalb den Aktionsplan tutionen und politischen Instanzen für «Mehr Organe für Transplantationen». einen integrativen Ansatz einsetzen. Er orientiert sich dabei an Ländern wie Mehr Informationen und das Programm der Tagung Spanien und Österreich, welche die Zahl sind zu finden unter: www.fachtagung.allfamiliesmatter.ch 5 2013 Hebamme.ch • Sage-femme.ch 3
Dossier Frauen in Entscheidungsprozesse einbeziehen – Nutzerinnen- partizipation in Grossbritannien und in der Schweiz Dieser Artikel vermittelt einen kurzen Überblick über die Beteiligung von Frauen bei den Entschei- dungen über die Gestaltung der geburtshilflichen Betreuung in Grossbritannien und der Schweiz. Beide Länder kennen sehr unterschiedliche Gesundheitssysteme. Während in Grossbritannien der staatlich geführte National Health Service (NHS) für die Gesundheitsversorgung verantwortlich ist, übernimmt in der Schweiz ein privat organisiertes Gesundheitssystem diese Aufgabe. Kulturell stehen beide Länder Themen wie zum Beispiel selbstbestimmte Wahl und Partizipation bei Ent- scheidungen sehr unterschiedlich gegenüber. Sue Brailey, London (GB) Die aktuelle Situation in Grossbritannien Nutzerinnen vertreten. In diesen multidisziplinären Foren Der National Health Service (NHS) ist verantwortlich für werden die Dienstleistungen in der Geburtsstation disku- die Gesundheitsversorgung in Grossbritannien. Finanziert tiert und organisiert. durch Steuern sind die Dienstleistungen für die Einwohner Laiengruppen haben auch im National Childbirth Trust des Landes kostenlos. Das Konzept der Nutzerinnenpar- (NCT) und im internetbasierten Mumsnet einen starken tizipation wird von der britischen Regierung unterstützt, Einfluss. Der NCT ist in vielen MSLC vertreten und unter- wie der Bericht «Real Involvement» (DOH 2008) des Ge- stützte viele Veränderungen im NHS, vor allem zur Nor- sundheitsministeriums zeigt. Der Bericht verlangt, dass malisierung der Geburt und für eine frauenzentrierte «alle Gesundheitsdienste transparent, lokal geführt und Betreuung. Mumsnet ist neueren Datums und machte zum Vorteil der Patienten» sein sollen. Im Jahr 2009 vor allem bei den letzten Wahlen auf sich aufmerksam. wurde dieser Anspruch in der NHS Constitution (DOH Diese Wahlen wurden oft auch Mumsnet-Wahlen ge- 2009) weiter ausgeführt: Patientinnen und Patienten nannt, weil Politiker wie David Cameron und Gordon sollen das Recht haben, in die Entscheidungen der NHS- Brown an Diskussionsforen teilnahmen und direkt um Dienste einbezogen zu werden. die Stimmen der Mumsnet-Nutzer/-innen kämpften. In der Planung der Geburtshilfe ist der Einbezug der Der Nursing and Midwifery Council (NMC) fungiert als Nutzerinnen in Grossbritannien gut verankert. Alle vier Aufsichtsorgan für die Hebammenausbildung. Auch der Länder Grossbritanniens haben Richtlinien eingeführt, NMC verlangt von den Universitäten, dass die Nutzerin- um die Geburtshilfe mehr an die Bedürfnisse der Mütter nensicht in die Hebammenausbildung integriert wird, anzupassen und ihnen die Möglichkeit zur informierten damit die Ansprüche der Frauen und Babies besser be- Entscheidung über ihre Geburtshilfe zu geben. Für den rücksichtigt sind. Oft sind heute schon die Frauen in den Einbezug der Nutzerinnen in die Geburtshilfe haben die Curriculum-Planungssitzungen vertreten. Maternity Services Liaison Committees (MSLC) einen Grundstein gelegt. Im Jahr 1984 wurden diese multi- disziplinären Gruppen gegründet und den lokalen Spitä- lern und Geburtshilfeeinrichtungen angegliedert. Die Sue Brailey Middlesex University London MSLC setzen sich aus Hebammen, Ärzten, Spitalmana- www.mdx.ac.uk | S.Brailey@mdx.ac.uk gern und Frauen zusammen und treffen sich viermal Sue Brailey ist britische Hebamme. Sie lebte jährlich. Mindestens 40 Prozent der Gruppenmitglieder 11 Jahre in der Schweiz, war Dozentin an der Berner müssen Nutzerinnen sein. Die MSLC geben mindestens Fachhochschule (BFH), arbeitete als unabhängige einmal pro Jahr Empfehlungen an die Spitalleitungen Hebamme in einem Geburtshaus und betreute Frauen, die eine Hausgeburt wünschten. Seit der Rückkehr heraus. Damit bieten sie den Frauen die Möglichkeit, die in ihre Heimatstadt London ist sie Dozentin an der Dienstleistungen der Geburtshilfeinstitutionen mitzu- Middlesex University London und arbeitet zusätzlich gestalten und verschaffen ihren Interessen Gehör. Aber als Hebamme. auch in den spitalinternen Geburtsstationsforen sind 4 Hebamme.ch • Sage-femme.ch 5 2013
Editorial Derzeit erarbeitet das Royal College of Midwives zusam- men mit dem Gesundheitsministerium einen Fragebo- gen, der an alle neuen Mütter abgegeben werden soll und diese auffordert, die Qualität der geburtshilflichen Betreuung zu bewerten. Dadurch soll die Qualität ver- bessert und eine informierte Wahl gefördert werden. Ursula Lüscher Und die Situation in der Schweiz? Hebamme, Beirätin Hebamme.ch Während also in Grossbritannien der Einbezug der Nut- Münchenstein zerinnen schon etabliert und in der Gesetzgebung vorge- sehen ist, steckt diese Entwicklung in der Schweiz noch in den Kinderschuhen, wie Lisa Fankhauser von der BFH und Claudia König von der ZHAW aufzeigen. Obwohl auf Liebe Leserin, lieber Leser verschiedenen Ebenen, in parlamentarischen und erzie- hungspolitischen Institutionen, darüber diskutiert wird, Eigentlich glauben wir Hebammen, Expertinnen für die wurden bisher nur wenige konkrete Schritte eingeleitet. Mutterschaft, die Bedürfnisse werdender Mütter und Interessengruppen wie das «Forum Geburt» sind zur Zeit junger Familien bestens erfassen zu können. Wir arbeiten die wichtigsten Kanäle über die mit den Nutzerinnen seit langem, gemäss Berufsdefinition, partnerschaftlich Kontakt aufgenommen werden kann. Der Schwerpunkt mit den von uns betreuten Frauen zusammen, beraten und dieser Gruppen liegt auf den Informationen für Frauen und ihrer Partner über die Geburt, um informierte Ent- betreuen sie individuell und ganzheitlich. scheidungen zu unterstützen. Allerdings sind die Mitglie- In meinem Berufsalltag habe ich mich jedoch oft schon derzahlen dieser Institutionen in der Schweiz gering. gewundert, wie rasch aus einer gesunden, selbstbewussten Tatsache ist, dass die grosse Mehrheit der Schweizer Frau mit Wunsch nach einer natürlichen Schwangerschaft Frauen im Laufe ihres Lebens mit der Geburtshilfe in Kon- takt kommt. Das Geburtserlebnis beeinflusst die Lebens- und Geburt, eine unsichere und risikobehaftete Schwangere qualität langfristig. Eine negative Geburtserfahrung kann werden kann, die mehr oder weniger kritiklos durch den weitreichende Konsequenzen haben. Einer der wichtigs- Geburtshilfe-Markt schlingert. Das wirft bei mir Fragen ten und von der Forschung gut belegten Faktoren, der auf: Wissen werdende Eltern, was sie wollen? Verfügen Sie das Geburtserlebnis der Frauen positiv beeinflusst, ist über ausreichend Informationen, um sich evidenzbasiert das Gefühl selbstbestimmt und handlungsfähig zu sein entscheiden zu können? Ja, wollen Eltern überhaupt wirk- (Hodnett et al. 2006). Diese Empfindung kann durch den lich mitgestalten, mitbestimmen und damit Verantwortung Nutzerinneneinbezug verstärkt werden. Dafür sind fol- übernehmen oder sieht sich die werdende Mutter mögli- gende Schritte notwendig: Zuallererst muss man sich in cherweise lieber als Konsumentin einer ganzen Palette von der Schweiz die Frage stellen, wie viel Nutzerinnenbezug man will. Daraufhin müssen Frauen dafür sensibilisiert geburtshilflichen Angeboten? werden, dass sie bei den geburtshilflichen Dienstleistun- In Grossbritannien ist das Konzept der Nutzerinnenparti- gen mitreden können. zipation in der Geburtshilfeplanung verankert. Es bestehen Die Vertreter der medizinischen Berufe, die Krankenkas- Richtlinien, um die Geburtshilfe mehr an die Bedürfnisse sen und die Gesundheitsmanager sollten sich im be- wusst sein, dass die Art der geburtshilflichen Betreuung der Mütter anzupassen und ihnen damit die Möglichkeit zur langfristige Auswirkungen auf die psychische Gesund- informierten Entscheidung zu bieten. In der Schweiz stecken heit der Frau hat und dabei bedenken, welche Vorteile diese Entwicklungen noch in den Kinderschuhen, aber es der Einbezug der Frauen in Entscheidungsprozess haben sind erste Schritte getan. So waren Eltern beim Basler kann. Projekt «FamilyStart» beispielsweise bereits in der Phase der Bedürfnisanalyse involviert. Der Einbezug von Frauen in Entscheidungsprozesse ist Forum Geburt eine grosse Chance für Mütter, die ihre Bedürfnisse wahr- Forum Geburt bietet alternative nehmen und vertreten wollen, sowie für Fachpersonen, Informationen zu Schwangerschaft, die sich nicht scheuen agogische Zusatzaufgaben zu über- Geburt und Elternschaft. Forum Geburt nehmen. steht ein für eine natürliche, die Bedürf- nisse von Frau, Kind und Familie berück- sichtigende Geburt. Forum Geburt stärkt das Selbstvertrauen der Frauen und ihre Entscheidungsfähigkeit zu Themen rund um die Geburt. www.forum-geburt.ch Herzlich, Ursula Lüscher 5 2013 Hebamme.ch • Sage-femme.ch 5
Dossier Fragen an die Praxis, die Lehre und die Forschung Praxis Welche Netzwerke von oder für Eltern bestehen bereits oder werden aufgebaut? Sue Brailey, Middlesex University London (GB) In der Schweiz bestehen nur sehr limitierte Netzwerke von Supportgruppen für Eltern und Frauen. Das «Forum Inwieweit sind die Eltern in der Schweiz in die Betreuung Geburt» sieht seine Aufgabe darin, die erwartenden Eltern durch die Hebamme einbezogen? zu informieren, und «La Leche Liga» übernimmt eine wich- Meiner Meinung nach liegt das Hauptproblem in der tige Rolle bei der Unterstützung von stillenden Mütter. Schweiz darin, dass die meisten Frauen für die Vorge- Die internetbasierte Plattform Swissmom ist die am brei- burtsbetreuung zu einem/einer Frauenarzt/-ärztin gehen. testen genutzte Informationsquelle für werdende Mütter Auf diese Weise kommen sie vor der Geburt nicht mit in der Schweiz. Sie ist allerdings sehr medizinlastig und Hebammen in Kontakt, die dafür sorgen sollte, dass die tendiert dazu, den Status Quo zu unterstützen. Schweizer Interessen der Frau umgesetzt werden. Sie begegnen Frauen brauchen besseren Zugang zu unverfälschter In- Hebammen meist erst im Spitalumfeld, das wenig Be- formation, damit sie in der Lage sind, informierte Ent- treuungskontinuität zulässt. Diejenigen Frauen, die eine scheidungen zu ihrer Betreuung zu treffen. unabhängige Hebamme für ihre pränatale Betreuung aussuchen, können von der Betreuungskontinuität und all ihren Folgenutzen profitieren. Lehre Welche rechtlichen Aspekte müssen dabei bedacht werden? Lisa Fankhauser, Dozentin Bachelorstudiengang Hebamme, Die hebammengeleitete pränatale Geburtspflege Ge- Berner Fachhochschule (BFH), Bern, lisa.fankhauser@bfh.ch burtsbetreuung leidet darunter, dass die Grundversiche- rung der Krankenkasse nur gerade sechs vorgeburtliche Besuche deckt. Dies reicht für die gesamte Schwanger- schaftsperiode in vielen Fällen nicht aus, um die Frauen für die normale Geburt zu stärken. Frauenärzte/-ärztin- nen können sieben Konsultationen verrechnen. Darüber hinaus haben sie die Möglichkeit, Frauen als Hochrisiko- schwangere zu beurteilen – auch dann, wenn dies nicht zutrifft – und können in diesen Fällen eine unbegrenzte Anzahl Konsultationen durchführen. Folgen hiervon sind eine sich aufwärts drehende Kostenspirale und die Patho- logisierung der normalen Schwangerschaft, was wiede- rum das Selbstvertrauen der Frauen mindert. Was bedeutet «Einbindung von Frauen und Eltern» Welche Schwierigkeiten für die Hebamme sind in die Lehre? damit verbunden? Menschen haben das Recht, die Leistungen, die für sie Die vorgeburtliche Betreuung durch Hebammen ist sehr im Gesundheitswesen erbracht werden, beeinflussen zu schlecht bezahlt. Systembedingt haben viele Hebammen können. Der Einbezug von Betroffenen oder Laien ist eine sehr wenig Erfahrung mit der Schwangerenvorsorge und Forderung, die bereits in der Deklaration der Internationa- trauen sie sich deshalb nicht zu, die Verantwortung für len Konferenz zur Primären Gesundheitsversorgung 1978 die Betreuung während der Schwangerschaft zu über- in Alma Ata (Kasachstan) aufgenommen wurde. Vorwie- nehmen. gend in Grossbritannien ist dieses Recht umgesetzt wor- den. Beispielsweise sind Betroffene in die Entwicklung Welche Bedürfnisse haben Eltern? der Leitlinien und auch in die Curriculumsentwicklung Eltern in Erwartung profitieren von den Vorteilen und einbezogen worden. geniessen kontinuierliche Betreuung über das ganze Das Ausmass des Einbezugs kann grundsätzlich in unter- Kindsgeburtskontinuum hinweg. Vor dem Hintergrund schiedlichem Ausmass geschehen. Eine stärkere Einbin- der zunehmenden Medikalisierung der Geburt wollen sie dung erfolgt bei einem partizipativen Vorgehen, in dem eine Betreuung erhalten, die auf Normalität ausgerichtet eine gemeinsame Entscheidung getroffen wird. Zudem ist und nicht auf Probleme. Die frauenärztliche Betreu- kann der Einbezug von Betroffenen auf allen Organisa- ung konzentriert sich stark auf Screenings. Empower- tionsebenen und während unterschiedlicher Prozesse ment oder die Förderung der informierten Selbstbestim- (Curriculumsentwicklung, Durchführung, Evaluation) be- mung der erwartenden Eltern steht nicht im Zentrum. rücksichtigt werden (Towle et al., 2010; Downe et al., 2007; Tritter & Mc Callum, 2006). 6 Hebamme.ch • Sage-femme.ch 5 2013
Welche gesundheitspolitischen Vorgaben zur Stärkung eine kleine Anerkennung. Das Engagement der Frauen der Einbindung von Frauen und Familien in der Ausbildung ist sehr gross und sie sind sehr daran interessiert, dass von Hebammen gibt es in der Schweiz? die Studierenden von ihren Erfahrungen lernen. In den Vorgaben zur Akkreditierung der Gesundheits- berufe FH vom damaligen Bundesamt für Berufsbildung Wie könnte der Einbezug von Frauen und ihren Familien (BBT) sind zum Einbezug von Betroffenen keine Kriterien in die Lehre und Forschung verbessert werden? formuliert (BBT, 2008; BBT, 2011). Allerdings ist in den Anfangs dieses Jahres wurde zur Unterstützung der Qua- nationalen Abschlusskompetenzen für Hebammen vor- litätsentwicklung und Weiterentwicklung des Bachelor- gegeben, dass die Autonomie und das Selbstbestim- studienganges, der Forschung sowie des Aufbaus des mungsrecht der Frau ins Zentrum gestellt werden soll Masterstudienganges ein beratendes Organ gegründet. (Rektorenkonferenz der Fachhochschulen, 2009). Das Die Hauptaufgabe dieses Gremiums ist die Unterstüt- heisst, die Hebammen sollen befähigt werden, die Inte- zung der Disziplin «Geburtshilfe» bei der Erreichung ihrer ressen der Betroffenen in ihre Arbeit einzubeziehen. Ziele. Nebst Vertreterinnen und Vertreter aus Praxis und Zudem hat der Internationale Hebammenverband (ICM, Forschung ist auch eine dreifache Mutter, die sich in einer 2010, 2011) Standards für die Hebammenausbildung und Kindertagesstätte engagiert, im Beirat vertreten. die Regulierung der Berufsausübung formuliert, die den Sollen aber Frauen und ihre Familien vermehrt direkt in Einbezug und die Vertretung von Frauen und Familien in die Curriculumsentwicklung, Lehre und Forschung einbe- allen Ausbildungsbelangen vorsehen. zogen werden, müssen finanzielle und personelle Mittel Die neueste Entwicklung in der Schweiz deutet auf ein aufgebracht werden, um die Menschen zu schulen, sie zu Umdenken der politischen Organe hin. Im aktuellen Be- befragen und Anpassungen vorzunehmen. richt zu den gesundheitspolitischen Prioritäten des Bun- Aber es gibt auch Varianten, die unter den gegebenen desrates in «Gesundheit 2020» (Eidgenössisches Departe- Bedingungen ohne grossen Aufwand umgesetzt werden ment des Innern [EDI], 2013) wird festgehalten, dass die können. So besteht beispielsweise die Möglichkeit, die Mitbestimmung von Versicherten und Patienten/-innen Beteiligung von betroffenen Frauen in den Fachforen gestärkt werden soll. systematisch auszubauen. Für den Aufbau des Masterstudiengangs besteht zudem Wie werden Frauen und Eltern im Bachelorstudium die grosse Chance, dass bereits in der Curriculumsentwick- Hebamme in die Lehre einbezogen? lung Betroffene unter Berücksichtigung der gesundheits- Das Anliegen nach einer Beteiligung von Frauen und politischen Prioritäten einbezogen werden. Eltern wurde im Hebammenkollegium schon früh disku- tiert. Allerdings fehlten Mittel und Zeit für eine Konzept- entwicklung und Umsetzung. Auch im Fachbereich Ge- sundheit der BFH wurde im Jahre 2010 über das Thema Forschung «Betroffenenbeteiligung in der Ausbildung in Gesund- heitsberufen: Kontext, Konzepte, Chancen, Erfahrungen» Claudia König, Leiterin Forschung & Entwicklung Hebammen, diskutiert und dafür sensibilisiert. Institut für Hebammen, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissen- Im Studiengang Hebamme werden Frauen und Familien schaften (ZHAW), Winterthur, claudia.koenig@zhaw.ch mehrheitlich indirekt und in kleinem Umfang auch direkt einbezogen. Indirekt werden die Studierenden über ver- schiedene Methoden dazu angeregt, sich mit den Bedürf- nissen der Frauen und Familien auseinanderzusetzen. Durch das im Studienprogramm verankerte problemba- sierte Lernen mit Fällen, werden die Studierenden moti- viert, die Perspektive der Klientinnen und Klienten einzu- beziehen. Zudem erhalten die Studierenden während der Kommunikationstrainings Feedback von standardisier- ten Klientinnen oder Klienten über deren Empfindungen während des Trainings und die Qualität ihrer Leistung. Daneben analysieren sie quantitative und qualitative Studien, in denen Anliegen und Bedürfnisse von Frauen direkt erfragt wurden. Auch werden im Unterricht Be- Wie werden Eltern in der Schweiz in die (Hebammen-) handlungsleitlinien verwendet, auf die Betroffene direkt Forschung einbezogen? Einfluss nehmen konnten, wie die des britischen National Der Einbezug von Müttern und ihren Familien ist bei uns Institute for Clinical Excellence (NICE). in der Forschung von grosser Wichtigkeit. Bei allen unse- Direkt einbezogen im Unterricht sind Frauen bisher nur ren vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierten Pro- in einzelnen Sequenzen. In einigen Fachforen gestalten jekten sind die Bedürfnisse und Erfahrungen der Eltern betroffene Frauen den Unterricht mit. «Storytelling», sogar von zentraler Bedeutung. Entsprechen werden mit also Frauen ihre Geschichte erzählen zu lassen, wird als von der jeweiligen Thematik betroffenen Eltern Inter- sinnvolles didaktisches Instrument betrachtet, um den views geführt. Beim einen Projekt geht es um das Erleben Studierenden Einsichten in die Erfahrungen von Betrof- einer medizinisch kritischen Situation in der ausserklini- fenen zu ermöglichen (Haigh & Hardy, 2011). Die Frauen schen Geburtshilfe. Das andere Projekt beschäftigt sich werden finanziell nicht abgegolten, sondern erhalten mit dem Umgang mit der Diagnose, wenn ein ungebore- 5 2013 Hebamme.ch • Sage-femme.ch 7
nes Kind nicht überlebensfähig ist. Beim Projekt Family- In welchen Bereichen braucht es dringend die Einbindung Start wurden Eltern in die Bedürfnisanalyse, in die Vali- der Eltern / wäre sie sehr hilfreich? dierung der Ergebnisse und auch bei der Lancierung des Wie bereits erwähnt, erachte ich es als sehr wichtig, neuen Betreuungsangebotes involviert. Eltern auch in der Definierung einer Forschungsagenda miteinzubeziehen. Letztlich soll es ja Ziel der Hebammen- Wie könnten sie in Zukunft verstärkt einbezogen werden? forschung sein, den Frauen und ihren Familien die für sie Was wir zwar geplant, bisher noch nicht realisiert haben bestmögliche Beratung und Betreuung anbieten zu kön- ist, Eltern in die Themenfindung miteinzubeziehen. Ein nen. Wenn Eltern also die primäre Zielgruppe ist, wäre es entsprechender Austausch soll aber sowohl in der Ausbil- wichtig, dass sie in allen Schritten des Forschungsprozes- dung, Weiterbildung als auch in der Forschung stattfin- ses miteinbezogen sind, damit ihre Bedürfnisse Eingang den. Dies ist wichtig, damit die für die Eltern zentralen finden. Fragen und Themen in der Forschungsagenda Nieder- schlag finden. Werden die Haltung / Bedürfnisse der Frauen / Eltern in der Schweiz untersucht? Wenn ja, wie? Wenn nein, Welche Aspekte / Themen müssten dabei berücksichtigt was sind die möglichen Gründe? werden? Nach unserer Erfahrung ist der Stellenwert der Bedürf- Es gilt, was in der Forschung allgemein wichtig ist, den nisse von Frauen und ihren Familien in der Schweiz eher Respekt und die Würde der betroffenen Personen, hier gering. Dies zeigt sich etwa in der Politik, wo Anliegen also Eltern, zu wahren. Deshalb werden alle Forschungs- für Frauen und Familien einen schweren Stand haben. projekte von einer Ethikkommission genehmigt, bevor Dies zeigte kürzlich etwa die Ablehnung des Bundesbe- sie starten. Dies ist in der Hebammenforschung beson- schlusses über die Familienpolitik. Es zeigt es sich aber ders wichtig, weil sich Forschungsprojekte häufig mit auch in der Forschungsförderung. Es hat sich erwiesen, sensiblen Themen befassen. Das bedeutet, dass ein Aus- dass Projekte, welche sich bsp. mit der subjektiven Wahr- tausch mit Personen besteht, welche unter Umständen nehmung des Geburtserlebens oder von Entscheidungen traumatische Erfahrungen gemacht haben. Oft erleben in Zusammenhang mit dem Geburtsprozess beschäfti- wir allerdings, dass die involvierten Eltern sehr dankbar gen schwierig zu finanzieren sind. dafür sind, dass ihre Erfahrungen und Erlebnisse in den Forschungsprojekten ernst genommen werden. Häufig Die Fragen stellte Wolfgang Wettstein, Redaktor Hebamme.ch ist es Wunsch der Eltern, dass es anderen Familien in Zu- kunft besser ergeht, als ihnen. Die Literaturangaben von Sue Brailey und Claudia König sind online unter www.hebamme.ch › aktuell zu finden. Wie Phoenix aus der Asche: die Partnerschaft zwischen Frauen und Hebammen in Neuseeland Prof. Dr. Valerie Fleming, Consultant, Institut für Hebammen, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), Winterthur Eine Änderung im Krankenpflegegesetz beendete 1971 durften wieder frei praktizieren, Heute kann die Frau die autonome Hebammentätigkeit in Neuseeland. Von wählen, ob eine Hebamme oder eine ärztliche Fachper- da an mussten ärztliche Fachpersonen alle Geburten son für ihre Schwangerschaft und die Verwaltung ihrer überwachen. Doch die Neuseeländerinnen wehrten sich: Versorgungspauschale zuständig sein soll. sie gründeten 1978 die «Homebirth Association». Fünf Frauen und Hebammen bilden seither eine starke Ge- Jahre später schlossen sich Frauen und Hebammen meinschaft. Die Hebammen werden alle drei Jahre einer zusammen und gründeten die «Save the Midwives As- Qualitätskontrolle unterzogen und ihre Betreuung durch sociation». Die Gruppierungen engagierten sich fortan die Frauen evaluiert. Diese gewachsene Partnerschaft gemeinsam mit Medienkampagnen und politischem gibt dem Hebammenwesen auch im 21. Jahrhundert Lobbying für eine unabhängige Tätigkeit sowie öffent- Schub für die Weiterentwicklung. liche Präsenz von Hebammen. In der Folge entstand 1989 das New Zealand College of Midwives mit Hebammen und Frauen als Mitgliedern und innert weniger als zwei Jahren war das Gesetzt erneut geändert. Hebammen 8 Hebamme.ch • Sage-femme.ch 5 2013
Fokus Zur Qualität von Informations- material: Der Einbezug der Zielgruppe Am Beispiel der Terminüberschreitung möchten wir die Inhalte eines Merkblattes für schwangere Frauen diskutieren und fragen, wie sogenannte patientinnen- relevante Inhalte in Informationsmaterialien gelangen und ob deren Leserinnen einen vollständigen Überblick über den aktuellen Forschungsstand erhalten. Christine Loytved, Lübeck; Christiane Schwarz, Hannover; Bettina Berger, Herdecke (D) Ein Weg durch die Flut von Informationsmaterial solchen Informationsquelle beteiligt werden. Zusätzlich Informationsmaterialien für Patientinnen sollten be- wäre zu ermitteln, ob es Studien zu der Frage gibt, wel- stimmte formale und inhaltliche Qualitätsstandards er- ches Informationsbedürfnis Schwangere zum Thema füllen. Die Qualitätsstandards beziehen sich gemäss der Terminüberschreitung haben. Auf jeden Fall sollte das International Patient Decision Aids Standards (IPDAS) erarbeitete Material einer Gruppe von Frauen, die der u. a. auf die Verständlichkeit von Wort und Bild, auf die Zielgruppe entsprechen, vorgelegt werden, bevor es all- Aktualität und Vollständigkeit der Studienlage sowie auf gemein zirkuliert [1]. Es gibt in Deutschland einzelne die Berücksichtigung der Präferenzen der NutzerInnen Beispiele, wie NutzerInnen in die Erstellung von Informa- und der kulturellen Perspektive [10, 4]. In Deutschland tionen einbezogen werden (z. B. bei den Patienteninfor- hat sich die ForscherInnengruppe um Ingrid Mühlhauser mationen zu den Nationalen Versorgungsleitlinien). Wir an der Universität Hamburg intensiv mit diesem wichti- schauen uns in diesem Artikel das Online-Merkblatt gen Baustein der evidenzbasierten Medizin auseinander- «Wenn die Geburt des Babys auf sich warten lässt» vom gesetzt und gezeigt, wie Studienergebnisse laienverständ- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesund- lich dargestellt werden können [16, 4]. Es liegen derzeit in heitswesen (IQWiG) zur Terminüberschreitung näher an Deutschland ein Minimalkonsens von Kriterien für evi- [12]. Es erfüllt viele der Kriterien, die eine wertvolle Infor- denzbasierte Patienteninformationen [7] und eine Anlei- mation ausmachen. Auch eine Testung durch Nutzerin- tung zur praktischen Umsetzung [15] vor. Im deutschspra- nen wurde durchgeführt, wie die online verfügbaren chigen Raum werden Zertifikate wie das der Health on Informationen «Unsere Methode» unter Punkt 6.2 besa- the Net Foundation (HON) für eher formale Kriterien ei- gen. Zusätzlich können Leserinnen online direkt zum ner medizinischen Webseite vergeben. Zur Terminüberschreitung haben Kerstin Furkert et al. eine systematische Suche nach Informationsmaterialien ( und Entscheidungshilfen für Schwangere unternommen Abstrakt und sie sowohl nach den Kriterien des IPDAS zur Erstel- Ein wichtiges Kriterium für die Güte einer lung von Entscheidungshilfen als auch nach den Kriterien Information ist nebst den formalen Kriterien für evidenzbasierte Patienteninformationen [3] unter- der Einbezug der NutzerInnen einer solchen sucht. Die Arbeit ist eine Vorarbeit für ein Forschungs- Information. Am Merkblatt des Instituts für projekt der Universität Witten Herdecke unter der Lei- Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesund- tung von Bettina Berger, in dem es um die Erstellung heitswesen (IQWiG) mit Sitz in Köln zum einer Entscheidungshilfe für Schwangere und Hebam- Thema «Terminüberschreitung» wird darge- men geht (Publikation in Vorbereitung). stellt, welche Schritte zur Einbindung der späteren Leserinnen unternommen wurden. Teilnahme bei der Erstellung von Informations- An zwei möglichen Fragen von Schwangeren materialien wird exemplarisch aufgezeigt, wie schwie- Vertreterinnen der Zielgruppe – hier wären es Schwan- rig es ist, die inhaltliche Qualität von Infor- gere, Vertreterinnen eines Frauengesundheitszentrums mationsmaterial zu beurteilen. Es bleibt die oder einer Selbsthilfegruppe wie die AG Gestose-Frauen – Frage bestehen, wie erkannt werden kann, sollten bereits bei der Planung und Entwicklung einer ob Studienergebnisse in ihrer erforderlichen Breite diskutiert und ihre jeweiligen kultu- rellen Kontexte berücksichtigt wurden. 5 2013 Hebamme.ch • Sage-femme.ch 9
Fokus Merkblatt Stellung nehmen. Für die Schweiz und für Ös- terreich ist kein Informationsblatt einer vergleichbaren Institution bekannt. Mögliche Fragen Es gibt keine Studie dazu, welche Informationsinhalte sich Schwangere zum Thema Terminüberschreitung ei- gentlich wünschen, daher formulieren wir hier mögliche Fragen aus der Perspektive der Schwangeren. 1 Gibt es – neben den möglichen Nachteilen – für Mutter und Kind einen Vorteil, wenn die Geburt eine Woche nach dem Geburtstermin eingeleitet wird? 2 Bevorzugen Schwangere bei Überschreitung Dr. rer. medic. Christine Loytved des Termins eher eine Einleitung oder eine abwar- Christine Loytved ist Hebamme, Gesundheitswissen- tende Überwachung? schaftlerin und Medizinhistorikerin in Lübeck, Deutschland. Sie arbeitet derzeit als Dozentin an Hebammenstudiengängen verschiedener Hochschulen Wann einleiten? in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland. Im Merkblatt und in der damit verlinkten speziellen Gesundheitsinformation von 2012 «Überschreitung des Wilhelm-Stahl-Weg 7, D-23568 Lübeck Geburtstermins: Wann wird eine Geburtseinleitung nö- loytved@web.de www.maternalhealth.de tig?» [11] wird dargelegt, dass eine Einleitung sieben Tage nach dem Geburtstermin das Kind weniger gefährdet als Christiane Schwarz MSc ein Abwarten (mit Überwachung). Hier stellt sich die Christiane Schwarz ist Hebamme und Gesundheits- Frage, ob die gesamte relevante Literatur in diese Schluss- wissenschaftlerin (MSc) und arbeitet als Dozentin folgerung eingeflossen ist. Es wird zwar das Ergebnis des an der Hebammenschule Hannover. Sie promoviert Reviews von Gülmezoglu et al. [6] in der überarbeiteten an der Universität Witten/Herdecke zum Thema Fassung von 2012 zitiert, es folgt aber keine Auseinander- «Entscheidungshilfe bei Terminüberschreitung». setzung mit der Review von Wennerholm et al. von 2009 Klinikum Region Hannover, ABiZ Hebammenschule [17], der die Studienauswahl von Gülmezoglu et al. in der Roesebeckstr. 15, D-30449 Hannover Fassung von 2009 kritisiert. Wennerholm et al. verwende- christiane.schwarz@krh.eu ten dieselben Studien und sortierten aber die Studien aus, Dr. phil. Bettina Berger deren Daten vor 1980 erhobenen wurden, denn die da- Bettina Berger ist Kultur- und Gesundheitswissen- mals übliche Berechnung des Schwangerschaftsalters schaftlerin und als Studienkoordinatorin zur Unter- ohne Ultraschall war zu unzuverlässig. Zudem berück- stützung von Studien am Lehr- und Forschungs- sichtigten sie nur Studien, die die Einleitung versus Ab- zentrum Herdecke tätig. Sie betreut die Arbeitsgruppe warten nach dem Termin und nicht bereits zum Termin «Terminüberschreitung» und die dort laufenden prüfen. So kommen Wennerholm und ihr Team zu einem Promotionen. anderen Schluss: Die Einleitung zeigt keine erkennbaren Lehrstuhl für Medizintheorie, Integrative und Vorteile, weder für die Mutter noch für das Kind. In der Anthroposophische Medizin der Universität Herdecke überarbeiteten Fassung ihrer Review von 2012 variieren Gerhardt-Kienle-Weg 4, D-58313 Herdecke Gülmezoglu et al. ihre Auswahl von Studien leicht, bleiben bettina.berger@uni-wh.de jedoch bei ihrer Empfehlung von 2009. Eine Bewertung dieser neuen Auswahl steht noch aus. Es stellt sich somit die Frage nach der externen Validität, d.h. in diesem Fall zurück» und «noch länger allein in der Klinik warten». Eine danach, welches der beiden Reviews dem Merkblatt zu Studie aus Österreich [8] besagt genau das Gegenteil: 74 % Grunde liegen sollte. Beide Arbeiten beanspruchen für von 593 Schwangeren (7 bis 14 Tagen nach ET) wollten sich den höchsten Evidenzgrad. Auf die Widersprüchlich- die abwartende Beobachtung. Sie wird im Merkblatt keit der Evidenz müsste auch in einer Patienteninforma- nicht zitiert. Das Ergebnis einer Studie sollte auf die Ziel- tion hingewiesen werden. gruppe, für die die Information geschrieben ist, übertrag- bar sein [10]. An diesem Beispiel zeigt sich, wie wichtig es Wollen Schwangere warten? ist, Studien auch im eigenen Land anzuregen, bzw. den Zur zweiten Frage wird im Merkblatt auf die Studie von kulturellen Kontext einer Studie angemessen zu berück- Heimstad et al. verwiesen [9]. Deren Ergebnis zeigt, dass sichtigen. 74 % von 508 Schwangeren (7 bis 14 Tagen nach ET) die Einleitung dem Abwarten vorziehen. Diese Studie wurde Was tun in der Informationsflut? in Norwegen durchgeführt, in einem Land, in dem fast Wir haben mögliche Wege aufgezeigt, wie Schwangere alle Frauen mit Terminüberschreitung zentral in einer Kli- bei der Erstellung von Informationsmaterial teilnehmen nik auf die Geburt warten müssen. Schwangere entschie- und die ihnen wichtigen Inhalte einbringen können. In den sich daher eher zwischen «schnell wieder zur Familie Ländern wie Grossbritannien oder den Niederlanden ist dies bereits gängige Praxis, die ausbaufähig ist [5, 2]. In der Schweiz, Österreich sowie in Deutschland sollte ein klar umrissener Weg gestaltet werden, wie die Nutzerin- 10 Hebamme.ch • Sage-femme.ch 5 2013
( nen der Informationen an der Auswahl und Darstellung A propos de la qualité du matériel d’infor- der Inhalte beteiligt werden können. Vorarbeiten von mation: l’implication d’un groupe-cible Sänger et al. sind dabei hilfreich [14]. Selbsthilfegruppen, Un critère essentiel pour apprécier la qualité wie sie bspw. im European Network of Childbirth Asso- d’une information, c’est d’estimer, à côté du ciations organisiert sind, könnten die Ansichten von critère formel, l’implication des utilisatrices Schwangeren sammeln und formulieren. dans cette information. Dans le dépliant Am Beispiel eines Merkblattes des IQWiGs haben wir auf sur le thème du «Dépassement de terme», die Aspekte der externen Validität und des kulturellen qui a été élaboré par l’Institut pour la qualité Kontextes aufmerksam gemacht. Damit gehen wir mit et l’efficacité dans les soins de santé (IQWiG) der Kritik [13] an den Zertifikaten konform, die eine stär- dont le siège est à Cologne, sont précisées kere Ausrichtung an den Interessen von Patientinnen les étapes qui permettont aux lectrices ulté- fordert. Nach langer Diskussion hat man sich in Deutsch- rieures de se sentir impliquées. Pour deux land dagegen entschieden, ein Gütesiegel für Patienten- questions que pourraient poser les femmes informationen zu erstellen, welches neben den formalen enceintes, les auteures montrent, à titre Kriterien auch die Qualität der Studien und die Studien- d’exemple, combien il est difficile d’évaluer lage sowie der Literaturrecherche beurteilt. la qualité du contenu de l’information. Die Forderung bleibt bestehen, dass eine wertvolle Infor- Une question reste en suspens, à savoir si mationsquelle sich nicht nur durch eine gute Darstel- les résultats des études scientifiques peu- lungsart auszeichnen, sondern auch folgende drei Fragen vent être largement discutés dans ce genre beantworten sollte: de document et pris en considération dans – Wurden die Bedürfnisse der Zielgruppe berück- les contextes culturels respectifs. sichtigt? – Wurden alle wesentlichen Forschungsergebnisse berücksichtigt? Die Literaturangaben sind online unter www.hebamme.ch › – Können diese Ergebnisse auf die Situation der Leserin aktuell zu finden. Bei Nachfragen zum Artikel wenden Sie sich übertragen werden? bitte an Christine Loytved. OXYPLASTIN ® Damit der Po zart und rosa bleibt OXYPLASTIN® Wundpaste schützt vor Windeldermatitis fördert die Wundheilung Die OXYPLASTIN® Wundpaste ist ein Arzneimittel, bitte lesen Sie die Packungsbeilage. OXYPLASTIN® Feuchttüchlein mit wohltuendem Kamillenextrakt schonende Reinigung der Haut Dr. Wild & Co. AG, 4132 Muttenz www.wild-pharma.com
Neues aus Wissenschaft und Forschung Trauerfälle während der Schwangerschaft und das Risiko der Totgeburt: Eine landesweite Kohortenstudie in Schweden Maternal Bereavement During Pregnancy and the Risk of Stillbirth: A Nationwide Cohort Study in Sweden Krisztina D. László, Tobias Svensson, Jiong Li, Carsten Obel, Mogens Vestergaard, Jørn Olsen, and Sven Cnattingius. Am J Epidemio 2013, 177 3 219–227 Zunehmende Evidenz weist darauf hin, dass Stress wäh- res Risiko einer Totgeburt hatten als diejenigen, die rend der Schwangerschaft das Geburtsoutcome beein- keinem Trauerfall ausgesetzt waren (95% Konfidenzin- flussen kann. In einer landesweiten schwedischen Studie, tervall (CI): 1.06, 1.31). Entsprechende Risikoratios waren die knapp 3 Millionen Geburten im Zeitraum von 1973 – 1.67 (95 % CI: 1.18, 2.36) bei Verlust eines älteren Kindes, 2006 berücksichtigte, wurde untersucht, ob Trauerfälle 2.06 (95 % CI: 1.44, 2.94) beim Verlust eines Geschwisters während der Geburt zu einem erhöhten Totgeburtrisiko und 1.07 (95 % CI: 1.44, 2.94) bei Verlust eines Elterntei- in Verbindung stehen. les. Ob der Tod der/des Verwandten erwartet oder uner- Indem individuelle Einträge verschiedener Bevölke- wartet war, hatte ebenso keinen Einfluss auf die Stärke rungsregister miteinander verknüpft wurden, konnten des Zusammenhangs zwischen Trauer und Totgeburt Informationen zu demografischen, gesundheits- und ebenso wie der Todeszeitpunkt. schwangerschaftsbezogenen Faktoren und Todesfällen Der Tod einer/eines engen Verwandten ist eine der von Verwandten ersten Grades von Schwangeren ge- stärksten Stressquellen und die zukünftige Forschung wonnen werden. In der Kohorte gab es 11 071 Totge- sollte sich der Frage annehmen, ob weniger starke, aber burten (3.8 auf 1000 Geburten). Nachdem die Daten häufigere Stressquellen das Risiko einer Totgeburt eben- bezüglich anderen potenziellen Einflussfaktoren berei- falls erhöhen. nigt wurden, kann gesagt werden, dass Mütter, die im Übersetzung: Wolfgang Wettstein, Redaktor Hebamme.ch Jahr vor oder während der Schwangerschaft einen Ver- wandten ersten Grades verloren hatten, ein 18 % höhe- Die Mutter weiss es am besten: Entwicklung einer konsumentinnengeleiteten und evidenzfundierten Forschungsagenda für die Mutterschaftsbetreuung Mother knows best: Developing a consumer led, evidence informed, research agenda for maternity care. Cheyne H., et al. (2012) Midwifery http://dx.doi.org/10.1016/j.midw.2012.06.015 Die Grundsätze der evidenzbasierten Praxis und des Ziel Einbezugs der Konsumentinnen und Konsumenten im Zusammen mit Gruppen von Müttern Forschungsfragen Gesundheitswesen sind inzwischen gut etabliert. Hin- entwickeln, die deren Belange und Interessen abdecken; gegen werden die Betroffenen kaum gefragt, welche diese Forschungsfragen breit zugänglich machen, damit Evidenzen wirklich nötig wären. Dies kann zu einer Dis- sich frauenfokussierte Mutterschaftsforschung entwi- krepanz zwischen der Forschungstätigkeit und den ckeln kann. wichtigen Themen derer führen, die das Gesundheits- system nutzen. Besonders in der Mutterschaftsbetreu- Methode ung kann dieser Gegensatz zum Tragen kommen, wenn Für dieses Projekt wurde ein dreiphasiger Partizipations- die Prioritäten der krankheitsfokussierten Forschungsfi- ansatz verwendet. In einem Sample von diversen Ort- nanzierung nicht die Aspekte der Betreuung einbezie- schaften in Schottlandnahmen zwölf bestehende Grup- hen, die wichtig sind für die Mehrheit der Frauen. Eine pen mit je 8 bis 20 Müttern teil, welche die Dienste der Zusammenarbeit mit den Dienstleistungsnutzerinnen Mutterschaftsbetreuung nutzten. Jede dieser Gruppen und -nutzern, um zukünftige Forschungsfragen zu gene- traf sich zweimal. Beim ersten Treffen wurden in Grup- rieren, könnte zu einer mehr frauenzentrierten For- pendiskussionen Themen und Fragestellungen bestimmt. schung führen. Daraufhin wurde eine schnelle Literaturreview zu den Themen durchgeführt und ein Grundlagendokument für 12 Hebamme.ch • Sage-femme.ch 5 2013
Sie können auch lesen