FORUM Das Magazin Der - Gut vernetzt Von Netzwerkforschung und vernetzter Forschung - Universität Mannheim
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Ausgabe 2/2013 FORUM Das Magazin der Universität Mannheim Gut vernetzt Von Netzwerkforschung und vernetzter Forschung
dei- - S h irt von T ein Foto he t t auf n s ein d t % Raba enn du u t a roun dei- 30 , w spo in Wahl ite m du t ner m `favor , auf de m T-Shir e t i dein ´ sendes t Mannhe d ä worl niversit em m U s t . dein r ne e n bi i t zu s e h l m t de E -Mai d dem Or eine men un ck´ Na Schi deinem m.de Fo t o , a n : m a n nhei ahme uni - Aufn service. che p @ z a h lrei 13. sho s au f 2.20 u e n un u m 31.1 fr e is z Wir en b s e n dung Ein � u � ��� �� � % R�b ��� W�� 30 � � ��� T-S� Schloss Ostflügel, Schneckenhoffoyer Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 9.30 - 19.30 Uhr Freitag von 9.30 - 14.00 Uhr In den Semesterferien: n a l Montag bis Freitag von 10.00 - 14.00 Uhr t i o o e s i nterna g www.campusshop.uni-mannheim.de
FORum 2/2013 EDItORIAL 3 Liebe Leserinnen und Leser, Dear Readers, über 3.500 Erstsemester beginnen jetzt an unserer Universität das Over 3,500 first year students will now be commencing their studies Studium. Begrüßt werden sie traditionell mit dem Schlossfest, das in at our university. They will be traditionally welcomed at the Schloss- diesem Jahr am 7. September stattfindet. Dabei können auch alle fest, which this year is taking place on 7th September. Here all other anderen Universitätsangehörigen, Freunde und Bürger die Universi- university staff, friends and citizens have the chance to discover or tät und ihr Schloss neu- oder wiederentdecken. Seit nunmehr zehn re-discover their Palace. For more than ten years now the university Jahren veranstaltet die Universität das Schlossfest mit einer bewähr- has been organizing the Schlossfest with a well-tried mix of art, ten Mischung aus Kunst, Kultur, Wissenschaft und Party (S. 44). culture, science and party (p. 44). This is all made possible by Ermöglicht wird dies durch Sponsoren wie Hays und zahlreiche sponsors like Hays and numerous partners in the cultural area as well Kulturpartner sowie dem Alumninetzwerk ABSOLVENTUM. as the alumni network ABSOLVENTUM. Das Schlossfest ist ein Beispiel dafür, was ein Netzwerk leisten The Schlossfest is an example of what a network can achieve. The kann. So profitiert die Universität hier jedes Jahr wieder von ihren University thus profits each year from its connections with the city Verbindungen in die Stadt und zur Kulturszene. Doch auch und and the cultural scene. But as well, the University is especially besonders in der Forschung ist die Universität vernetzt – in der connected with research − in the region, with cooperating institutes Region, mit kooperierenden Instituten wie dem Institut für Deutsche such as the Institute for the German Language, via its own institutes Sprache, über unieigene Institute wie dem MZES sowie innerhalb der such as the MZES as well as within the university in cross-faculty Hochschule in fakultätsübergreifenden interdisziplinären Forschungs- and interdisciplinary research projects. The focus of this edition is projekten. Der Schwerpunkt dieser Ausgabe ist deshalb dem Thema thus dedicated to the topic “Networks” and under this heading „Netzwerke“ gewidmet und stellt unter diesem Schlagwort For- will introduce research projects of the university and its associated schungsprojekte der Universität und ihrer verbundenen Institute institutes. Prof. Dr. Frank Kalter from the MZES for example is vor. Prof. Dr. Frank Kalter vom MZES etwa beschäftigt sich in involved in a German Research Foundation (DFG) project with ethi- einem DFG-Projekt mit ethnischen Netzwerken und Bildungserwerb cal networks and attainment of higher qualifications (p. 27). In (S. 27). Ebenfalls in einem DFG-Projekt untersucht Prof. Dr. Torsten another DFG project, Prof. Dr. Torsten Biemann is investigating Biemann den Einfluss des Alters auf den Wissenstransfer in the effect of age on knowledge transfer in working teams (p. 20). Arbeitsteams (S. 20). Natürlich darf das Internet bei diesem Schwer- Of course the Internet cannot be omitted in this main focus: punktthema nicht fehlen: Was es bedeutet, permanent vernetzt communications scientist Prof. Dr. Peter Vorderer is investigating zu sein, erforscht Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Peter what it means to be permanently connected and an interdisciplinary Vorderer und ein interdisziplinäres Projekt befasst sich mit Netz- project is addressing the subject of network neutrality. The photo neutralität. Die Bildstrecke zeigt die Forscherinnen und Forscher und series shows the researchers and their projects − photographed by ihre Projekte – fotografiert von Thommy Mardo. Thommy Mardo. Ein weiteres Beispiel für die Bedeutung der Vernetzung von For- A further example of the importance of the interconnection between schung und Forschern ist die Graduate School of Economic and research and researchers is the Graduate School of Economic and Social Sciences (GESS). Die GESS integriert die Disziplinen BWL, VWL Social Sciences (GESS). The GESS integrates the disciplines Business und die Sozialwissenschaft in ihren Doktorandenprogrammen. Um Administration, Economics and the Social Sciences in its doctoral weiterhin den exzellenten Ausbildungsstandard zu halten, startet die programmes. To maintain the excellent training standards, the Universität eine neue Graduiertenförderung, bei der sie auf die University is introducing new PhD scholarships, for which it will Unterstützung von Stiftungen, Unternehmen und privaten Spendern depend on support from foundations, enterprises and private financial angewiesen ist. Mehr auf Seite 7. backers. More on page 7. Ihre Yours Prof. Dr. Ernst-Ludwig von Thadden Dr. Brigitte Fickel Rektor Präsidentin von ABSOLVENTUM MANNHEIM
4 INHALTSVERZEICHNIS FORUM 2/2013 8 7 Schwerpunkt PROFIL Sind alle Daten gleich? BWL erhält Stiftungslehrstuhl Dürfen Internetanbieter Daten künftig nach Acht Stifter ermöglichen Finanzierung für die nächsten fünf Jahre 6 Dringlichkeit der Pakete klassifizieren? 10 Spitze im CHE-Ranking Forschen für die Region Alle bewerteten Fächer schneiden sehr gut ab 6 Die Metropolregion ist eine Fundgrube für Wirtschaftswissenschaftler 13 Neues Graduiertenkolleg für Statistik Pausenlos online DFG fördert Universitäten Mannheim und Heidelberg 6 Prof. Dr. Peter Vorderer untersucht die Folgen permanenter Vernetzung 17 Zukunftsorientiert familienbewusst Vernetzt zum neuen Job Universität Mannheim erhält Zertifikat zum audit familiengerechte hochschule 7 Der Einfluss von sozialen Netzwerken auf die Arbeitssuche 18 Neue Promotionsstipendien an der GESS Mehr Chancen durch Universität entwickelt Matchingkonzept mit dem Land 7 Alumni-Netzwerke Ein Interview über ABSOLVENTUM mit Prof. Dr. Andrea Weber 19 Summary Zwischen Generationen Abstracts of articles in English 28 Der Einfluss von Altersunterschieden auf den Wissenstransfer in Teams 20 Forschung Eine Million für Menschenrechte 15 europäische Universitäten kooperieren in EU-Projekt 23 Jugendarbeitslosigkeit in Europa Das MZES erhält ein 5-Millionen-Euro-Projekt der EU 30 Künstliche Intelligenz, Matchmaking und Vertrauen Die Deutschen und ihre Sprache Ein interdisziplinäres Interview 24 Die Einstellungen der Deutschen gegenüber ihrer Sprache 31 Forschung gegen Vorurteile „1-2-Wissen“ Ethnische Netzwerke und Bildungserwerb 27 Mit ihrem multimedialen Wissensformat beschreitet die Universität neue Wege 32 Erwachsenwerden im Netz Hilft das Internet Jugendlichen beim Erwachsenwerden? 32
FORUM 2/2013 INHALTSVERZEICHNIS 5 37 44 Siegeskranz für das Historische Institut Studieren im Reich der Mitte DFG fördert Projekt des Althistorikers Prof. Dr. Christian Mann 33 Kooperationen mit Asien werden ausgebaut 40 Bildung Kalender 42 „Kultur und Wirtschaft“ wächst CAMPUS-LEBEN Zusätzliche Studienplätze und neues Kernfach 34 Neuer Sportplatz in Schlossnähe Fürs Leben lehren Gebaut wird noch dieses Jahr 43 Auszeichnung für Studierende der Wirtschaftspädagogik 34 Neue ecUM-Chipkarte Diplome für 40 kluge Kinder Neue Technik und neues Design 43 Das erste Jahr der Kinder-Uni war ein voller Erfolg 35 Bühnen frei Engagiert im Hörsaal und darüber hinaus 10. Mannheimer Schlossfest mit Erstsemesterbegrüßung am 7. September 44 Nominierungen für Preise des Wissenschaftsministeriums 36 MENSCHEN Siegel für hohe Qualität Akkreditierung an der Fakultät für Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsmathematik 36 Im Porträt: Prof. Michèle Tertilt 45 Sommer, Sonne, Wissenschaft Ein Wiedersehen im Schloss mit … 37 Die Summer Schools der Universität … Dr. Stefan Weiler 46 50plus studiert Gasthörer- und Seniorenstudium schafft Begeisterung 38 UNI INTERN Uni intern kompakt 48 Netzwerk Willkommen an der Alexander Selent neu im Vorstand Freunde der Universität Mannheim 39 Universität Mannheim 50 Auf dem Weg zur Professorin Impressum 50 Neues Frauenförderungsprogramm acadeMIA 39
6 PROFIL FORUM 2/2013 Spitze im CHE-Ranking Im aktuellen Ranking des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) ist die Uni- versität Mannheim erneut eine der erfolg- reichsten deutschen Hochschulen. In allen bewerteten Fächern – Anglistik/Amerikanis- tik, Geschichte, Germanistik, Psychologie Rektor Prof. Dr. Ernst-Ludwig von Thadden unterzeichnet mit den Vertretern der Stiftungsorganisationen und Romanistik – liegt sie in der wichtigsten die Verträge im Senatssaal. Foto: Jochen Günther Kategorie, der „Studiensituation insgesamt“, in der Spitzengruppe. Auch bei den anderen Kriterien schneiden die Mannheimer Fächer BWL erhält Stiftungslehrstuhl sehr gut ab. 2011 hatte Mannheim bereits in BWL, für Procurement VWL, Politikwissenschaft und Soziologie bundesweit die besten Bewertungen er halten. Damit ist Mannheim im CHE-Ran- Acht Stifter ermöglichen Finanzierung für die nächsten fünf Jahre king weiterhin die Hochschule mit den meisten Spitzenbewertungen im gesamten Die Themen Einkauf und Beschaffung in von übereinstimmenden Interessen, zur För Bereich der Wirtschafts-, Sozial- und Geis- der Wissenschaft fördern – so lautet das derung eines praxisrelevanten Themas an teswissenschaften. Das CHE-Ranking ist gemeinsame Anliegen der acht Stifter Bilfin- unserer Universität geführt hat“. Dr. Jürgen der größte deutsche Hochschulvergleich. ger SE, Bundesverband Materialwirtschaft M. Schneider, Dekan der Fakultät für Jedes Jahr wird ein Drittel der Fächer neu Einkauf und Logistik e.V. (BME), Dietmar Betriebswirtschaftslehre, fügte hinzu: „Wir untersucht. Hopp Stiftung, Heidelberger Druckmaschi- freuen uns über ein weiteres Beispiel dafür, „Ich bin über das Ergebnis hocherfreut. nen AG, KSB AG, Roche Diagnostics GmbH, dass der Dialog zwischen Wissenschaft und Psychologie und Geisteswissenschaften konn- SAP AG und SEW Eurodrive. Vertreter dieser Praxis für beide Seiten relevante Erkennt- ten ihre Positionen verteidigen oder sogar Organisationen sowie Vertreter der Univer nisse liefert und gemeinsame Projekte noch ausbauen. Das CHE-Ranking bietet sität Mannheim hatten sich im Juni im erfolgreich umgesetzt werden.“ trotz möglicher methodischer Kritik ein Mannheimer Schloss versammelt, um die Die Professur wird in der Area Opera- zelner Kriterien sicherlich den besten Ver- Verträge zur Schaffung einer befristeten tions der Fakultät für Betriebswirtschafts- gleichsmaßstab der Studiensituationen in W3-Stiftungsprofessur mit dem Lehr- und lehre eingebunden sein, der bisher die Deutschland. Hier an der Spitze zu stehen, Forschungsschwerpunkt „Procurement“, der Professuren für Logistik, Produktion, Supply ist ein großer Erfolg. Das Ergebnis zeigt ein sich wissenschaftlich mit dem Einkaufs- Chain Management und ab September weiteres Mal, dass ein Studium an der Uni- und Beschaffungswesen beschäftigen wird, auch der Lehrstuhl für Service Operations versität Mannheim in den Wirtschaftswissen- zu unterzeichnen. angehören. Mit Vertragsunterschrift ist die schaften wie in den Sozial- und Geisteswis- Der Rektor der Universität Mannheim, Finanzierung der Professur über fünf Jahre senschaften auf höchstem Niveau erfolgt“, Prof. Dr. Ernst-Ludwig von Thadden, dankte gesichert, eine Anschlussfinanzierung nach sagte Universitätsrektor Professor Dr. Ernst- den Stiftern für die Initiative und lobte das Ablauf der fünf Jahre wird von den Ver- Ludwig von Thadden. „konstruktive Miteinander, das, ausgehend tragspartnern angestrebt. LW KH Neues Graduiertenkolleg für Statistik Für ein neues Graduiertenkolleg „Statisti- jeher einen hohen Stellenwert, gerade an statistische Methoden zu entwickeln“, so sche Modellierung komplexer Systeme und der Schnittstelle zu den modernen quanti- der Rektor der Universität Mannheim, Prof. Prozesse – Moderne nichtparametrische tativen Methoden der Sozial- und Wirt- Dr. Ernst-Ludwig von Thadden. Ansätze“ erhalten die Universitäten Mann- schaftswissenschaften. Wir haben an den Am neuen Graduiertenkolleg soll Dokto heim und Heidelberg über die nächsten Universitäten Mannheim und Heidelberg randinnen und Doktoranden eine moderne fünf Jahre verteilt insgesamt vier Millionen mit acht ausgewiesenen Experten der Ma- hochrangige mathematische Basis vermit- Euro. In ihrer aktuellen Vergaberunde hat thematischen Statistik auf den Gebieten telt werden, die die Grundlage für verschie- die Deutsche Forschungsgemeinschaft den hochdimensionale Modellierung, Finanz- dene Anwendungsszenarien bildet. Zudem Antrag bewilligt. Die Förderperiode beginnt mathematik, räumliche Statistik und Zeit- ermöglicht das Kolleg eine internationale am 1. Oktober 2013. reihenanalyse die idealen Voraussetzungen, Vernetzung für Forschungen an der vor- „Die Ausbildung in Statistik und mathe- um eine qualitativ hochwertige Doktoran- dersten Linie neuer Entwicklungen in der matischen Methoden hat in Mannheim seit denausbildung zu gewährleisten und neue theoretischen Statistik. KH
FORUM 2/2013 PROFIL 7 Zukunftsorientiert familienbewusst Optimale Berufsvorbereitung Universität Mannheim erhält Zertifikat zum audit familiengerechte hochschule Studium umgesetzt. Seit 2012 Zum 12. Mal hat die Zeitschrift „Wirt- ist beispielsweise die flexible Ver schaftswoche“ Personalverantwortliche ge- lagerung des Arbeitsortes im fragt, Absolventen welcher Universitäten sie Rahmen von alternierender Tele am liebsten einstellen und zum 12. Mal arbeit möglich. Beschäftigten stehen die Wirtschaftswissenschaften der und Studierenden steht in der Universität Mannheim ganz oben: Absol- Stabsstelle Gleichstellung und venten der Mannheimer Studiengänge BWL, Prorektorin Prof. Dr. Eva Eckkrammer (hinten) bei der Verleihung des Zertifi- soziale Vielfalt eine professionel- VWL, Wirtschaftsinformatik und Informatik kats mit Bundesfamilienministerin Dr. Kristina Schröder. Foto: berufundfamilie le Beratungs- und Servicestelle sind auf dem Arbeitsmarkt hoch begehrt. zur Verfügung, die zu Themen 46 Prozent der befragten Personaler bevor- Für ihre strategisch angelegte familien wie Kinderbetreuung, Pflege von Angehöri- zugen Mannheimer BWL-Absolventen. Damit bewusste Personalpolitik ist die Universität gen oder Wiedereinstieg informiert. Im Be- liegt Mannheim hier ebenso an der Spitze Mannheim mit dem Zertifikat zum audit reich der Kinderbetreuung wurde mit der wie im Fach VWL, wo sich 30 Prozent der familiengerechte hochschule ausgezeichnet Eröffnung der universitätsnahen bilingualen Befragten für die hiesigen Absolventen aus- worden. In einer Festveranstaltung in Berlin Kinderkrippe „Campus Kids“ Anfang dieses sprachen. Im Fach Wirtschaftsinformatik nahm die Prorektorin Prof. Dr. Eva Martha Jahres ein weiterer Meilenstein erreicht. liegt die Universität Mannheim nach der TU Eckkrammer das von der berufundfamilie Das audit unterstützt Arbeitgeber darin, Darmstadt und der TU München auf Rang 3, gGmbH − eine Initiative der Gemeinnützigen Unternehmensziele und Mitarbeiterinteressen im Fach Informatik erreichte sie Platz 10. Hertie-Stiftung − erteilte Zertifikat entgegen. in eine tragfähige, wirtschaftlich attraktive Das Ranking der „Wirtschaftswoche“ legt Die Universität Mannheim zählt zu den Balance zu bringen. Es steht unter der den Schwerpunkt darauf, an welchen Hoch- bundesweit zwölf Hochschulen, die das audit Schirmherrschaft von Bundesfamilienminis- schulen die Studierenden am Besten für die familiengerechte hochschule bereits zum terin Dr. Kristina Schröder und Bundeswirt- Berufspraxis vorbereitet werden. Bei dem dritten Mal erfolgreich durchlaufen haben. schaftsminister Dr. Philipp Rösler. Mit ver- aktuellen Ranking wurden 523 Personal Bereits seit 2006 wurden umfangreiche An bindlichen Zielvereinbarungen sorgt das verantwortliche aus den verschiedensten gebots- und Maßnahmenpakete im Bereich audit dafür, dass Familienbewusstsein in Branchen befragt. Vereinbarkeit von Familie und Beruf bzw. der Hochschulkultur verankert wird. KH KB Neue Promotionsstipendien an der GESS Im neuen Graduiertenförderprogramm der Graduate School of Economic and Social Sciences (GESS) werden Mittel der Landesgraduiertenförderung und des DAADs mit Mitteln privater Stipendiengeber aufgestockt Um weiterhin exzellente Ausbildungsbedin- nächst für ein Jahr bewilligt, kann aber auf Unternehmen und private Spender künftige gungen an der Graduiertenschule GESS drei Jahre verlängert werden. Schon jetzt Führungskräfte für Wissenschaft, Wirtschaft zu gewährleisten, startet die Universität hat die Universität Fördermittel für neun und Gesellschaft. Für deren Exzellenz garan- zum Herbstsemester 2013/14 ein neues Promotionsstipendien eingeworben. Zu den tieren wir mit dem hohen internationalen Graduiertenförderprogramm. Die Hochschu- Förderern zählen die Heinrich-Vetter-Stif- Ausbildungsstandard der GESS.“ le hat dafür mit dem Land Baden-Württem- tung, die Ekkehard-Stiftung, die Günter Die GESS wurde 2006 im Zuge der berg ein Matchingkonzept für die Finanzie- Reimann-Dubbers-Stiftung, die Freunde der Exzellenzinitiative gegründet und gehört rung von Promotionsstipendien entwickelt. Universität Mannheim sowie die Stiftung zu den führenden europäischen Doktoran Dieses sieht vor, dass die Mittel privater der Universität Mannheim. denprogrammen in den Wirtschafts- und Stipendiengeber bis zu einer maximalen Die GESS ist künftig noch stärker als Sozialwissenschaften. Derzeit werden an Förderhöhe von jährlich 7.500 Euro um die bisher auf die Einwerbung von Spenden der Graduiertenschule insgesamt 222 Dok- gleiche Höhe aus den Landesgraduierten- angewiesen: „Die Exzellenzinitiative läuft torandinnen und Doktoranden ausgebildet. fördermitteln aufgestockt werden können. 2017 aus. Wenn wir weiterhin weltweit die Alle der bisher 78 Absolventinnen und Stipendien für ausländische Doktorandinnen besten Doktorandinnen und Doktoranden Absolventen haben Positionen an inter und Doktoranden werden durch Matching für die Graduate School gewinnen wollen, national führenden Universitäten wie Ox- gelder des Deutschen Akademischen Aus- so müssen wir neue Wege finden, diese zu ford, ETH Zürich oder Hongkong University landsdienstes (DAAD) verdoppelt. fördern“, so Prof. Dr. Ernst-Ludwig von sowie internationalen Organisationen und Die Graduiertenförderung umfasst der- Thadden, Rektor der Universität. „Mit einem Regierungsorganisationen und in der Pri- zeit 1.200 Euro pro Monat und wird zu Promotionsstipendium fördern Stiftungen, vatwirtschaft eingenommen. SG
FORUM 2/2013 Schwerpunkt 9 Gut vernetzt Von Netzwerkforschung und vernetzter Forschung Fotos: Thommy Mardo Make-up: Jennifer Mertens Netzwerke sind in aller Munde. Sei es, dass der Netz- Spraul und Kathrin Vogelbacher am Lehrstuhl von Bernd werkbegriff dabei als Metapher für dyadische Sozial Helmig als Untersuchungsgegenstand für Netzwerk beziehungen dient, die Gruppe als Spezialfall der Netz- bildung in Unternehmen dient (S. 13). werktheorie bezeichnet oder das Internet als dezentrales Mit den Motiven und Folgen permanenter Vernet- globales Rechnernetzwerk meint. Auch in der Forschung zung setzt sich eine Forschergruppe um den Kommu an der Universität Mannheim spielt der vielseitig ange- nikationswissenschaftler Peter Vorderer auseinander wandte Begriff eine gewichtige Rolle und dient daher in (S. 17). Die Wirtschaftswissenschaftlerin Andrea Weber diesem Schwerpunkt als Referenz für Forschungsprojekte untersucht den Einfluss von sozialen Netzwerken bei der der verschiedensten Disziplinen. Dabei zeigt sich, dass Arbeitssuche. Ethnische Netzwerke sind wiederum ein den Forschungsarbeiten nicht nur Verknüpfungen und Aspekt der Arbeiten von Frank Kalter am MZES. Der So- Knoten gemein sind, sondern auch eine hohe gesell- ziologe will mit seinen Langzeitstudien die Integrations- schaftliche Relevanz. debatte von Vorurteilen und Träumereien bereinigen. Unter dem Stichwort „Netzneutralität“ werden der- In einem europäischen Netzwerk von 15 Universitä- zeit die Anforderungen an die Datenübertragung in ten entwickeln die Politikwissenschaftlerinnen Sabine Telekommunikationsnetzen diskutiert. Thomas Fetzer Carey und Paulina Pospieszna Lehrpläne zum Thema und Martin Peitz nähern sich von juristischer und öko- Menschenrechte für den westlichen Balkan (S. 23). Und nomischer Seite der Frage, ob Daten priorisiert werden schließlich nähern sich der Wirtschaftsinformatiker dürfen und wenn ja, in welchem Ausmaß (S. 10). Für das Heiner Stuckenschmidt und die Sprachwissenschaftlerin Regionalnetzwerk Metropolregion Rhein-Neckar erfor- Eva Eckkrammer in einem interdisziplinären Interview schen die Wirtschaftsgeografen Paul Gans und Philipp dem Semantischem Web, einem neuen Konzept zur Deschermeier die Auswirkungen des demografischen Weiterentwicklung des Internets (S. 24). Wandels während ABB den Betriebswirtinnen Katharina KB Chako Habekost nennt ihn einen „Allround-Könner“, Referenzliste ist lang und macht eine repräsentative Aus- „Modell-Ästhet fürs Authentische“ und „Kunst-Schaffen- wahl unmöglich. Genannt seien DIE ZEIT, Vogue, MTV, Sony den mit dem anderen Blick(winkel)“. Die Rede ist von Music, L’Oréal, SAP, Coca-Cola und VW. Der gelernte Thommy Mardo, dem Mannheimer Fotografen, der den Banker fotografierte unter vielen anderen auch Michael Schwerpunkt dieses FORUMs gestaltet hat. Entstanden sind Mittermaier, Rae Garvey, Sasha, Kevin Prince Boateng und die Porträts in seinem Studio in der Schwetzingerstadt. Xavier Naidoo. Seine Verbundenheit mit Mannheim zeigt Hinter einer unscheinbaren Fassade versteckt sich hier ein sich in vielen Projekten: ob im Bildband „Wir sind Mann- Kino aus den 60er Jahren, das er mit viel Kreativität und heim“ oder dem gemeinsam mit den Söhnen Mannheims Liebe zum Detail zu einem eindrucksvollen Studio für Foto- herausgebrachtem Band „Mitten unter euch“. Eine Probe und Filmaufnahmen umgebaut hat. Die gleiche Leiden- seiner Videokunst liefert der Clip „sweet dreams“ der schaft und Professionalität findet sich in den zahlreichen Sängerin Deborah Lee (www.deborahlee-music.com). Arbeiten für nationale und internationale Kunden aus der Mode-, Musik-, Industrie- und Kultur-Szene wieder. Seine www.thommy-photography.de
10 SCHWERPUNKT FORUM 2/2013 Sind alle Daten gleich? Dürfen Internetanbieter ihre Daten, die sie durch die Leitungen schicken, künftig in dringliche und weniger dringliche Pakete klassifizieren? Eine Forschergruppe am Mannheim Centre for Competition and Innovation (MaCCI), die aus Prof. Dr. Thomas Fetzer, Prof. Dr. Martin Peitz und Prof. Dr. Heike Schweitzer von der Universität Mannheim besteht, steht den Forderungen von Netzaktivisten nach einer gesetzlich geregelten Netzneutralität in Form einer absoluten Gleichbehandlung aller Daten kritisch gegenüber. Ganz egal ob es eine E-Mail ist mit den Fotos vom letz- Netzneutralität“ des Ministeriums übernommen, in der ten Wochenende oder ein Film, der über ein Videoportal die gesellschaftspolitisch relevant gewordene Frage mit abgerufen wird: Netzaktivisten fordern, dass alle Daten, Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und die Nutzer über das Internet austauschen, gleich behan- Gesellschaft diskutiert wird. „Es war lange Zeit ein eher delt werden sollen – und dass alle Datenpakete auf hypothetisches Problem, das man diskutiert hat nach Grundlage des „Best-Effort-Prinzips“ schnellstmöglich dem Motto: Was wäre wenn?“, so Fetzer. Die Pläne der weitergeleitet werden. Sollten die Kapazitäten eines Net- Telekom, Breitband-Internetanschlüsse nach dem Errei- zes ausgeschöpft sein, entsteht ein Datenstau. Inhalt, chen eines bestimmten Datenvolumens drosseln zu Sender und Empfänger der Datenpakete spielen bisher wollen, habe erstmals in der deutschen Diskussion ein keine Rolle bei der Entscheidung, welche Pakete aus dem praktisches Anwendungsbeispiel geschaffen, erklärt der Stau zuerst weitergeleitet werden. „Wenn Netzneutrali- Jurist, das jedenfalls in Teilbereichen auch Netzneutrali- tät so verstanden wird, dass es keine Priorisierung von tätsfragen aufwerfe. Diensten geben kann, keine unterschiedlichen Qualitäts- Gerade Videoportale oder Musikdienste sorgten dafür, klassen und keine Preise für die Durchleitung von Daten, argumentieren die Internetanbieter, dass sich das Daten- dann sehe ich die Forderung als sehr problematisch,“ volumen im Internet massiv erhöht habe. Nach Angaben bringt VWL-Professor Peitz seine Meinung zu den des Netzwerkausrüsters Cisco wird sich der jährliche Ansichten der Befürworter einer starken Netzneutralität Datenverkehr bis zum Jahr 2016 vervierfachen, auf auf den Punkt. 1,3 Zettabyte im Jahr. Eine Zahl mit 21 Nullen. Diese Forderung der Netzaktivisten hat durch eine Hebt der Anbieter nun die Netzneutralität auf, unter- Online-Petition Zugang in die Bundespolitik gefunden: scheidet er zwischen verschiedenen Diensten, führt „Der Deutsche Bundestag möge ein Gesetz beschließen, „Qualitätsklassen“ für Daten ein, priorisiert bestimmte das Internetanbieter (Provider) verpflichtet, alle Daten- Dienste. Angedacht ist auch, dass Drittanbieter für eine pakete von Nutzern unabhängig von ihrem Inhalt und Priorisierung ihres Angebots an Internetprovider der ihrer Herkunft gleich zu behandeln“, heißt es im Peti Endkunden zahlen können. Hierdurch lasse sich mög tionstext. „Insbesondere sollen keine Inhalte, Dienste licherweise der Netzausbau forcieren, so Peitz. oder Dienstanbieter durch diese Provider benachteiligt, Was für die Netzaktivisten ein Ärgernis darstellt, ist künstlich verlangsamt oder gar blockiert werden dürfen.“ für die Mannheimer Wissenschaftler aus juristischer und Innerhalb von sieben Tagen haben fast 70.000 Men- ökonomischer Sicht nicht notwendigerweise ein Prob- schen die Petition unterzeichnet. Der zuständige Aus- lem. Peitz sieht Preise auch auf der Seite der Dienstean- schuss des Deutschen Bundestages beschäftigte sich bieter als einen natürlichen Bestandteil des Marktes. Ende Juni mit dem Anliegen. Und auch in der Diskussion um Qualitätsklassen von Netzneutralität ist kein neues Thema auf der wissen- Daten ist seine Position klar: „Es gibt Dienste, die darauf schaftlichen Agenda. „Bislang fand es allerdings über- angewiesen sind, dass eine zeitgerechte Zulieferung der wiegend in Fachkreisen statt“, sagt Fetzer, Inhaber des Daten gewährleistet ist. Wenn es in den Netzen zu Eng- Lehrstuhls für Öffentliches Recht und Steuerrecht, der pässen kommt, gibt es also eine Effizienzbegründung, gemeinsam mit Peitz und Schweitzer, Lehrstuhlinhabe- diese Dienste zuerst zu bedienen. Weniger zeitsensitive rin für Bürgerliches Recht und Wirtschaftsrecht mit Datenpakete wie die einer E-Mail können dann auch Schwerpunkt Kartellrecht, seit 2011 in diesem Bereich mal warten.“ Die Mannheimer Wissenschaftler plädieren mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Tech- daher dafür, zunächst einmal die weitere Entwicklung nologie zusammenarbeitet. Die drei Mannheimer Pro- im Internet genau zu beobachten, statt die bisher dyna- fessoren haben die wissenschaftliche Begleitung der mische Entwicklung des Internets durch vorschnelle kombinierten Studien- und Workshopreihe „Fachdialog staatliche Regelungen zu gefährden. SW
en P e itz: ve Dat n ti M arti tsensi r. i f. D r ze Pro hrt fü fa Vor
Sein Le hrstuh l hilft R egiona lplaner Prof. D n: r. Paul Gans
FORUM 2/2013 SCHWERPUNKT 13 Forschen für die Region Die Metropolregion Rhein-Neckar ist mit 2,4 Millionen Einwohnern der siebtgrößte Wirtschaftsraum Deutschlands und umfasst große Teile gleich dreier Bundesländer. Internationale Firmen wie BASF, John Deere, SAP und ABB sind hier zuhause. Eine Fundgrube für wirtschaftswissenschaftliche Problemstellungen. Eine rote Null. Mehr braucht es nicht, um die Bevölke- Weichen in der Region wurden gestellt rungsentwicklung in der Metropolregion Rhein-Neckar bis zum Jahr 2030 zu beschreiben. Sie wird stagnieren, Um die bevorstehende Lücke an Fachkräften auszuglei- vielleicht auch leicht zurückgehen. Deshalb ist die chen, müsse die Zahl der Erwerbstätigen in der Region Null rot. Berechnet hat die Zahl der Mannheimer Wirt- insgesamt steigen, sonst könne der Lebensstandard von schaftsgeograf Prof. Dr. Paul Gans, der sich in seiner heute in zwanzig Jahren nicht mehr erwirtschaftet wer- Forschung vor allem mit den Auswirkungen des demo- den, sagt Deschermeier. Dazu reiche es aber nicht aus, grafischen Wandels auf die Region auseinandersetzt. die großen Städte als Wohnorte attraktiver zu machen. Basierend auf Gans’ Berechnungen, hat der Verband Die Kommunen und Unternehmen müssen Maßnahmen Rhein-Neckar eine einheitliche Strategie für die gesamte ergreifen, um noch mehr Frauen ein Berufsleben zu Metropolregion entwickelt, um auf die Herausforderun- ermöglichen und junge Menschen schneller auf den gen, die diese Bevölkerungsentwicklung mit sich bringt, Arbeitsmarkt zu bringen. So wird in der Metropolregion zu reagieren – mit der Vision, die Metropolregion Rhein- bereits an acht Schulen versucht, über Lotsen Haupt- Neckar bis 2025 als eine der attraktivsten und wett schüler lange vor ihrem Abschluss gezielt auf das bewerbsfähigsten Regionen Europas bekannt und an Berufsleben vorzubereiten, sie in Kontakt mit potenziel- erkannt zu machen. len Arbeitgebern zu bringen, um ihnen so den Einstieg Und das muss sie auch, denn rot heißt auch Alarm. in das Berufsleben zu erleichtern. Auch die bundesweite Die Bevölkerungszahl ist zwar nur leicht rückläufig. Am Umstellung der Studiengänge auf Bachelor und Master Arbeitsmarkt ist der demografische Druck jedoch beson- mache einen schnelleren Einstieg möglich. ders spürbar, sagt Dr. Philipp Deschermeier. In seiner „Wenn es gelingt, durch solche Maßnahmen das vor- Dissertation, die er am Lehrstuhl von Professor Gans handene Potenzial an Arbeitskräften besser auszuschöp- geschrieben hat, berechnet er, wie sich die Zahl der fen und Anreize für Zuwanderung zu schaffen, dann Erwerbstätigen in der Metropolregion Rhein-Neckar bis wird sich der Arbeitsmarkt trotz demografischen Wan- 2030 entwickeln wird: Die geburtenstarken Jahrgänge, dels in der Region bis 2030 sehr positiv entwickeln“, die so genannten Baby-Boomer, gehen bis 2020 in erklärt der 31-jährige Nachwuchswissenschaftler, der für Rente. Junge Menschen werden zwar von den exzellen- seine Arbeit im Juli den Klaus O. Fleck-Preis von der ten Hochschulen in der Region zum Studieren angelockt, Industrie- und Handelskammer erhalten hat. Seinen nach dem Abschluss arbeiten sie aber lieber woanders. Berechnungen zufolge wird es dann rund 20 Prozent „Die Zahl der Erwerbstätigen ist deutschlandweit rück- mehr hochqualifizierte Arbeitnehmer im Rhein-Neckar- läufig. Das heißt, die hochqualifizierten Arbeitskräfte Raum geben als jetzt. „Der Vorteil hier in der Region ist, können sich ihren Arbeitsort aussuchen“, fügt Gans dass die Akteure sehr wach waren, viel in innovative hinzu. „Und bei der Wahl des Arbeitsortes geht es nicht Unternehmen investiert und so schon vor Jahren die nur um die Höhe des Einkommens, sondern um Lebens- Weichen für eine positive Entwicklung gestellt haben. und Wohnqualität. Diese muss gerade in den drei Ober- Ein Image als fortschrittliche Wachstumsregion kann zentren Ludwigshafen, Mannheim und Heidelberg noch man nicht über Nacht aus dem Boden stampfen. Das gestärkt werden.“ wächst über Jahrzehnte.“
14 SCHWERPUNKT FORUM 2/2013 Die Metropolregion – und Institutionen entstehen, die vorher unverbunden eine Fundgrube für wissenschaftliche Arbeiten waren und auf den ersten Blick auch gar nichts mit einander zu tun haben“, erklärt die 29-Jährige, die ihr Und die großen, innovativen Unternehmen sichern nicht Diplomarbeitsthema zum Beruf gemacht hat: Seit fast nur die Zukunft der Metropolregion, sondern bieten zwei Jahren arbeitet Kathrin Vogelbacher bei „mehr- auch Stoff für weitere Forschung. Der Energie- und wert“, einem Stuttgarter Unternehmen, welches sich Automatisierungskonzern ABB, der zu den größten zum Ziel gesetzt hat, Unternehmen und soziale Einrich- Arbeitgebern in der Rhein-Neckar-Region zählt, schickt tungen für gewinnbringende Kooperationen und einen seine Mitarbeiter als freiwillige Helfer zu sozialen Projek- gegenseitigen Perspektivwechsel zu begeistern. ten. Im Fachjargon nennt sich das „Corporate Voluntee- Die bisherige Forschung zeigt, dass solche Koopera ring“ – eine Idee, die in den USA bereits eine hundert- tionen Vorteile für alle Beteiligten bringen. Für die Part- jährige Tradition hat. Bei uns wird sie erst jetzt zum nerorganisation, weil sie finanziell und mit freiwilligen Trend. ABB ist eines der Vorreiterunternehmen und Helfern unterstützt wird. Für die Mitarbeiter, weil sie ermöglicht seinen Mitarbeitern seit fast 15 Jahren die das ehrenamtliche Engagement zufriedener macht und Teilnahme als Volunteers bei den Sommer- und Winter- sie neue soziale Kontakte zu anderen Mitarbeitern spielen der Special Olympics – einem Sportwettbewerb im Unternehmen knüpfen. „Hier entsteht sogenanntes für geistig behinderte Menschen. Sozialkapital, also Zugang zu Ressourcen wie Wissen Forscher am Lehrstuhl für Public und Nonprofit- und Unterstützung und das hat auch einen Wert für das Management der Universität Mannheim haben unter- Unternehmen“, erklärt Katharina Spraul. sucht, ob das Engagement wirklich den gewünschten Effekt für ABB hat. „ABB hat sehr viele Standorte in In Sachen Forschung vorbildlich mit der Region vernetzt Deutschland. Die implizite Zielsetzung von ABB war bei diesem Engagement deshalb, die Mitarbeiter über die Sie ist froh, dass sich ABB dazu bereiterklärt hat, bei der Standortgrenzen und Hierarchieebenen hinweg zusam- Studie mitzumachen. Als Wissenschaftler stehe man menzubringen“, sagt die BWL-Privatdozentin Dr. Katha- schnell vor verschlossenen Türen, wenn es um die Her- rina Spraul. „Wir konnten tatsächlich empirisch belegen, ausgabe von Daten oder Mitarbeiterbefragungen geht. dass dieses Ziel erreicht wird und Netzwerke entstehen, „Gerade in einer angewandten Wissenschaft wie der BWL die privat, aber auch beruflich genutzt werden.“ Trotz- müssen wir uns jedoch mit realen Problemstellungen dem dürfe ABB die Effekte ihrer Volunteering-Maßnah- auseinandersetzen. Warum dann nicht mit den Problem- men auf die Netzwerkbildung im Unternehmen nicht stellungen der Einrichtungen, die hier vor Ort angesiedelt überschätzen, mahnt Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Bernd sind“, fügt Helmig hinzu. „Die Universität Mannheim ist Helmig: „Nur jede fünfte Bekanntschaft ist von Dauer. in diesem Bereich ein Positivbeispiel in Deutschland. Die neugeknüpften Beziehungen können eher aufrecht- Die Vernetzung mit den Unternehmen in der Region in erhalten werden, wenn die Personen in derselben Abtei- Sachen Forschung ist vorbildlich.“ lung tätig sind. Soll die Beziehung über Standortgrenzen So wie am Lehrstuhl für Wirtschaftsgeografie von und Hierarchieebenen aufrechterhalten werden, zum Gans. Hier haben die Wissenschaftler schon viele Pro Beispiel zwischen einem Industriearbeiter und einem blemstellungen aus der Region untersucht, wie zum Vertreter aus dem Top-Management, nimmt die Intensi- Beispiel die Motive für Ab- und Zuwanderung in Mann- tät der Kontakte ab.“ heim, die Kaufkraftströme in der Metropolregion oder Das haben die Wissenschaftler anhand einer sozialen Projekte für generationenübergreifendes Wohnen. Auch Netzwerkanalyse herausgefunden. Darin wird mathe- der junge Wirtschaftsgeograf Deschermeier möchte sich matisch und grafisch abgebildet, wer mit welchen Mit weiterhin mit der Region wissenschaftlich auseinander- arbeitern auch über den Einsatz bei den Special Olympics setzen. „Ich komme aus der Region, ich bin hier verwur- hinaus Kontakt hält, wie häufig und welcher Art dieser zelt und finde deshalb die Region als Forschungsgegen- Kontakt ist, beruflich oder privat. Durchgeführt hat diese stand besonders interessant“, sagt er. „Durch die Struktur Analyse die Mannheimer BWL-Absolventin Kathrin Vogel- der Region ist sie für Forschungszwecke außerdem eine bacher in ihrer Diplomarbeit am Lehrstuhl von Professor wahre Goldgrube.“ Helmig. „Es ist toll, wenn Netzwerke zwischen Menschen ND
n ABB olunte e ring-Projekt vo V s Corporate r. Katharina Spraul Erforscht da pics: PD D cial Olym bei den Spe
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FORUM 2/2013 SCHWERPUNKT 17 Pausenlos online Es ist vielleicht die weitreichendste Entwicklung des ausgehenden 20. Jahrhunderts: Das Internet verändert unser Sicherheitsgefühl, unseren Zugang zu Wissen, unsere Kommunikation, unsere sozialen Beziehungen. Die ständige mobile Verfügbarkeit des World Wide Web und seiner Angebote, allen voran die sozialen Medien, verstärken diese Entwicklung. Was es bedeutet, permanent vernetzt zu sein, untersuchen Kommu nikationswissenschaftler der Universität Mannheim um Prof. Dr. Peter Vorderer. Vor dem Aufstehen, in der Bahn, während der Vorlesung, dem anderen zu verstehen: Es gibt etwas, das möglicher- im Meeting, beim Essen, nach dem Sport, auf dem Klo, weise spannender ist als die Situation im Hier und Jetzt.“ im Bett vorm Einschlafen … ständig schauen wir aufs Die ununterbrochene Mediennutzung ist mittlerweile Display von Smartphone oder Tablet. Was uns treibt, ist allgegenwärtig. In der geplanten Forschergruppe sollen Neugier. Oder die Angst, etwas zu verpassen. „Der in Teilprojekten unterschiedliche Aspekte untersucht Mensch hat das Bedürfnis, einer Gruppe zugehören zu werden. Gemeinsam mit israelischen, amerikanischen wollen. Mit dem Blick aufs Handy gehen wir sicher, in und chinesischen Kollegen sowie dem Mannheimer Verbindung zu bleiben“, erklärt Prof. Dr. Peter Vorderer Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Hartmut Wess- ein Phänomen, das seit einigen Jahren in allen Gesell- ler plant Vorderer, interkulturelle und internationale schaftsschichten weltweit um sich greift. Vorderer ist Unterschiede in Bezug auf Motivation und Nutzungs- Medien- und Kommunikationswissenschaftler an der verhalten zu erforschen. Sein Mannheimer Kollege Prof. Universität Mannheim. „Permanently online. Perma- Dr. Matthias Kohring beschäftigt sich mit der Frage, nently connected“ ist der Obertitel seines aktuellen For- wie sich die Arbeitsweise von Wissenschaftlern durch schungsprojekts. die zunehmende digitale Vernetzung ändert. Prof. Dr. Gemeinsam mit weiteren Wissenschaftlerinnen und Angela Keppler untersucht, ob und wie mobile Geräte Wissenschaftlern der Universität sowie nationalen und wie Handys und Smartphones unsere Alltagskommuni- internationalen Kolleginnen und Kollegen aus den Ge- kation verändern. Weitere Forschungsgebiete sind etwa bieten Psychologie, Soziologie und Kommunikations- der Gesundheitsbereich (Welche Einflüsse und Effekte wissenschaft plant er, eine DFG-Forschergruppe zu haben Gesundheitsforen?) oder die Politik (Wie verän- beantragen. Ziel ist, die verschiedenen Aspekte des per- dern soziale Medien die Kommunikation und Hand- manenten Online-Seins zu untersuchen und herauszu- lungsmöglichkeiten von Politikern angesichts neuer finden, wie sich dadurch die Gesellschaft verändert. Un- Formen von Bürgerbeteiligung oder Phänomenen wie tersucht werden sollen drei Bereiche: die Motivation, Shitstorms?). Das methodische Vorgehen umfasst dabei also Ursachen und Gründe für die fast schon exzessive je nach Forschungsfrage sowohl den klassischen Frage- Online-Nutzung, deren Erscheinungsformen – wie, wann, bogen, als auch Beobachtungen, Logfile- und Inhalts- wo und wieviele neue Medien werden genutzt – sowie analysen sowie psychologische Experimente. die Folgen: Welche Auswirkungen hat die veränderte Eine besondere Herausforderung des Untersuchungs- Mediennutzung auf das Erleben und Bewerten von gegenstands ist der permanente Wandel, der auf diesem Medieninhalten, aber auch auf unsere Einstellung zu Gebiet stattfindet. Wo die Entwicklung im Zeitraum des bestimmten Themen oder auf unsere sozialen Beziehun- Forschungsprojekts hingehen wird, Stichwort Google gen. „Ich habe noch nie etwas erlebt, das innerhalb von Glass beispielsweise, ist offen. Eines scheint Vorderer so kurzer Zeit unser Miteinander und das Erleben so aber ziemlich sicher: „Noch gehen wir mit den neuen stark beeinflusst hat“, sagt Vorderer. „Stellen Sie sich Möglichkeiten um wie Kinder mit einem neuen Spiel- eine Gesprächssituation vor: Wie selbstverständlich liegt zeug, das sie zu Weihnachten bekommen haben: Wir dabei heute immer das Smartphone auf dem Tisch. Das finden es großartig und können nicht aufhören, damit lässt sich selbst bei einem Abendessen zu zweit beob- zu spielen. Irgendwann allerdings wird Ernüchterung achten. Reagiert einer der beiden auf eingehende Nach- einsetzen und wir werden uns gezielt Inseln schaffen richten oder schaut er ab und zu aufs Display, gibt er und bewusst auch mal abschalten.“ KH
18 SCHWERPUNKT FORUM 2/2013 Vernetzt zum neuen Job VWL-Professorin Andrea Weber untersucht den Einfluss von sozialen Netzwerken auf die Arbeitssuche. Dafür betrachtet sie die Beschäftigungsverläufe von 90.000 Personen. Die aufwendige Datenanalyse läuft noch – erste Ergebnisse zeigen jedoch, dass viele Kontakte zu Arbeitstätigen die Jobsuche erheblich beschleunigen. Damit ist das Forschungsprojekt aber lange nicht ab geschlossen. Ich kenne da jemanden, der jemanden kennt: Kaum jemand wird bestreiten, dass Kontakte bei der Jobsuche hilfreich sein können. So gibt es auch schon etliche wis- senschaftliche Studien, in denen Personen in den ver- schiedensten Ländern und Zusammenhängen befragt Foto: privat wurden, wie sie ihren letzten Arbeitsplatz gefunden haben, berichtet Prof. Dr. Andrea Weber, Lehrstuhlinhabe- momentanen und in früheren Firmen. Bei circa 90.000 rin für Angewandte Politische Ökonomie. „Die Meisten Personen in einem Zeitraum von 1980 bis 2005 ist die antworten, dass sie ihren letzten Arbeitsplatz durch Datenanalyse sehr umfangreich und aufwendig. Auch Freunde, Verwandte oder Bekannte gefunden haben.“ wenn in der Studie Unternehmen mit mehr als 3.000 Die VWL-Professorin möchte nun herausfinden, wie Mitarbeitern nicht berücksichtigt werden. „Wir nehmen wichtig soziale Netzwerke tatsächlich für die Arbeits eher Personen in kleineren Firmen, da kann man eher suche sind, und zwar ohne auf Befragungen zurückzu- davon ausgehen, dass sie sich untereinander kennen“, greifen. Dafür wertet sie mit ihrem Team Datensätze aus sagt die VWL-Professorin. dem österreichischen Sozialversicherungsregister aus. Andrea Weber und ihr Team sind erst am Anfang Der Vorteil der Daten aus diesem Register sei, dass es der Auswertung, doch schon jetzt zeigt sich, dass die sich um relativ objektive Informationen handelt, erklärt Größe des Netzwerks eine Rolle spielt. Personen mit Andrea Weber. In dem Register wird jeder erfasst, der in einem großen Netzwerk finden definitiv schneller einen Österreich im privaten Sektor arbeitet. Es werden Daten neuen Job. Aber noch wichtiger sei die Zusammen wie der Beginn der Tätigkeit, das jährliche Einkommen, setzung der Netzwerkmitglieder in Bezug auf ihren Be- das Ende der Tätigkeit sowie Informationen zu Arbeits- schäftigungsstatus. „Wenn mein Netzwerk aus vielen losigkeit, Mutterschutz und ähnliches abgefragt. Mit beschäftigten Mitgliedern besteht, ist das sehr nützlich den Daten können die Forscherinnen und Forscher für meine Arbeitssuche. Wenn der größte Teil meiner jedoch nicht sehen, um welche Berufe es sich genau Netzwerkmitglieder allerdings gerade selbst Arbeit sucht, handelt und wie eng die einzelnen Kontakte sind, ob es sind sie für mich nicht besonders hilfreich“, berichtet sich nur um Kollegen oder vielleicht auch um Freunde Andrea Weber. handelt; das spielt für ihre Fragestellung auch keine Zukünftig sollen noch weitere Aspekte untersucht Rolle. Sie interessiert vielmehr, wie sich die Größe des werden: Ob beispielsweise die Lohnhöhe der Netzwerk- sozialen Netzwerks auf die Jobsuche und den Beschäfti- mitglieder einen Effekt auf die eigene Jobsuche und das gungsstatus der Netzwerk-Mitglieder auswirkt. „Wenn eigene Einkommen hat. Aber auch ob sich die Effekte jemand heute seinen Arbeitsplatz verlieren würde, könnte für Männer und Frauen unterscheiden. Haben Frauen er auf seinen Pool von Kontakten zurückgreifen. Wir andere soziale Netzwerke als Männer? Können Frauen wollen wissen, wie nützlich diese Kontakte sind und wie ihre Netzwerke ebenso gut einsetzen wie Männer, um schnell er damit einen neuen Arbeitsplatz findet.“ am Arbeitsmarkt erfolgreich zu sein? Andrea Weber Dafür betrachten die Forscherinnen und Forscher die interessiert aber auch die Firmenseite: Stellen Firmen Beschäftigungsverläufe einzelner Personen und bauen eher Leute ein, die aus Netzwerken ihrer Beschäftigten darauf ihre Definition von Netzwerk auf. Das Netzwerk kommen und empfohlen werden? Zahlreiche Fragen, einer Person, die in einer bestimmten Firma arbeitet, auf die Andrea Weber im Datenberg Antworten zu finden besteht dabei aus den Personen, mit denen sie in den hofft. Mit weiteren Ergebnissen ist im Herbst zu rechnen. letzten fünf Jahren zusammengearbeitet hat − in der SG
FORUM 2/2013 SCHWERPUNKT 19 Mehr Chancen durch Alumni-Netzwerke Interview: Nadine Diehl und Stefanie Griesser ABSOLVENTUM MANNHEIM ist ein fakultätsübergreifendes Netzwerk für weltweiten, lebenslangen Kontakt und gegenseitige Unterstützung von Studierenden, Absolventinnen und Absolventen, Professorinnen und Professoren sowie Förderern der Universität Mannheim. Seit der Gründung im Jahr 1995 verfolgt die, mit derzeit 6.500 Mitgliedern weltweit, größte und älteste Alumni-Vereinigung Deutschlands das Ziel, den Dialog zwischen Universität und Praxis zu vertiefen. Zur Bedeutung von Alumninetzwerken im Allgemeinen und ABSOLVENTUM im Speziellen befragte FORUM Prof. Dr. Andrea Weber. FORUM: In Ihrer Forschung beschäftigen Sie sich mit Familien. Andere kommen aus einem sozialen Umfeld, das sozialen Netzwerken. Worin unterscheiden sich diese sehr wenig mit ihrem Studienfach zu tun hat. Gerade für von Alumninetzwerken? diese Berufseinsteiger sind dann andere Netzwerke wichti- ger. Bei der Jobsuche sind Kontakte zu Alumni wichtiger Weber: Alumninetzwerke zielen mehr auf berufsspezifi- als Netzwerke unter Kommilitonen, da Alumni mehr sche Informationen als Freundschaftsnetzwerke. Freund- Erfahrungen mit dem Arbeitsmarkt haben und zusätzliche schaftsnetzwerke hingegen haben mehr sozialen Nutzen Informationen liefern können. Für die Arbeitssuche ist es als Informationsnutzen. wichtig, rauszugehen und zusätzliche Informationen zu beschaffen, Praktika zu machen, Firmen kennenzulernen FORUM: Was macht ein gutes Alumninetzwerk aus? und Kontakte zu Mitarbeitern zu knüpfen. Weber: Auf jeden Fall sollte das Netzwerk Informatio- FORUM: Das bietet ja zum Beispiel das Mentoring- nen weitergeben, die den Mitgliedern sonst nicht zur Programm von ABSOLVENTUM. Verfügung stehen würden. Wenn das Alumninetzwerk im Extremfall nur aus Personen bestünde, die in Mann- Weber: Das ist eine sehr gute Einrichtung. Wenn erfah- heim wohnen und sich sowieso jede Woche treffen, rene Absolventen dafür gewonnen werden, dass sie dann wäre es zwar eine nette soziale Einrichtung, aber Studierende beraten, ist das für diese sehr nützlich. die ausgetauschten Informationen würden den Teilneh- mern sonst auch zur Verfügung stehen. Ein wichtiger FORUM: Ein wichtiger Pfeiler von ABSOLVENTUM sind Punkt ist, dass Leute zusammengeführt werden, die die Regionalgruppen auf der ganzen Welt. Wie schätzen sonst nicht Informationen austauschen würden. Sie die Regionalgruppen ein? FORUM: Welche Bedeutung kann ein Alumninetzwerk Weber: Die Regionalgruppen sind extrem wichtig. Das für Berufseinsteiger haben? Netzwerk darf sich nicht auf Mannheim beschränken, sondern man muss die Informationen weiträumig ein Weber: Netzwerke wie Absolventum sind sehr wichtig für holen. Auch der Arbeitsmarkt ist nicht auf einen Platz arbeitsmarktrelevante Informationen. Für Berufseinsteiger beschränkt, sondern mobil und es ist wichtig, dass man ist so ein Netzwerk extrem wichtig, da sie sehr wenige auch Informationen von weiter weg bekommt. Auch der Informationen über den Arbeitsmarkt haben. Berufsein- soziale Aspekt spielt hier eine große Rolle. Leute, die wei- steiger brauchen Kontakte zum Arbeitsmarkt, zu Leuten, ter weggegangen sind, möchten in Kontakt bleiben und die ihnen sagen, wie es auf dem Arbeitsmarkt aussieht wissen, was in Mannheim und der Universität passiert. und was es für unterschiedliche Möglichkeiten gibt. Kon- takte, die ihnen dann auch helfen können, Fuß zu fassen. FORUM: Sind sie selbst in Netzwerken aktiv? FORUM: Familien-, Kommilitonen-, Freundes- oder Weber: Als ich von ABSOLVENTUM gehört habe, dachte Alumninetzwerk: Welches Netzwerk ist für Berufs- ich gleich, das ist eine sehr gute Idee. An meiner alten einsteiger besonders nützlich? Universität gibt es das nämlich nicht. Ich bin aber in einem professionellen Netzwerk von Arbeitsmarktöko- Weber: Dabei kommt es immer auf den Hintergrund der nomen, das Informationen austauscht und Workshops einzelnen Personen an. Manche haben sehr gut vernetzte veranstaltet.
20 SCHWERPUNKT FORUM 2/2013 Zwischen Generationen Der demografische Wandel stellt Unternehmen vor viele Herausforderungen: Eine davon ist, wie das Wissen der älteren Mitarbeiter an die jüngeren weitergegeben werden kann. Der Mannheimer BWL-Professor Torsten Biemann untersucht den Wissensaustausch zwischen Jung und Alt mit Hilfe der sozialen Netzwerkanalyse. In den kommenden Jahren werden mehr Arbeitnehmer in Vorgesetzten oder das Arbeitsklima. Die Forscher möch- Rente gehen als bisher – bedingt durch den demografi- ten so ein Gesamtbild vom Informationsfluss innerhalb schen Wandel. Das stellt Unternehmen vor eine große des Teams bekommen: Wer kommuniziert wie stark mit Herausforderung, denn mit den Mitarbeitern verlässt wem und über wen? Gibt es Subnetze, das heißt, bilden auch wertvolles Wissen das Unternehmen. Doch wie sich Untergruppen im Team oder dreht sich vielleicht lässt sich dieses Wissen erhalten? Eine Möglichkeit be- alles um eine zentrale Person? Die Grundlage für die steht in einem verstärkten Austausch zwischen jüngeren Studie bilden Befragungen des gesamten Teams inklusive und älteren Mitarbeitern. Welche Rolle dabei das Alter der Führungskraft. und die Altersunterschiede spielen und wie solch ein Die Studie beschäftigt sich dabei mit den unter- Wissensaustausch gefördert werden kann, untersucht schiedlichsten Arten von Arbeitsteams. Die Branche oder Prof. Dr. Torsten Biemann, Lehrstuhlinhaber für ABWL, die Größe des Unternehmens oder der Organisation ist Personalmanagement und Führung, mit seinem Team dabei kein Auswahlkriterium, wichtig ist den Wissen- in Kooperation mit der Jacobs University Bremen. Ge schaftlern vielmehr, dass in den untersuchten Teams der fördert wird das Projekt von der Deutschen Forschungs- Wissenstransfer von großer Bedeutung ist. Dies ist bei- gemeinschaft (DFG). spielsweise in Stationsteams in Krankenhäusern der Fall, „Die Altersunterschiede der Arbeitnehmer werden auf- in denen die Zusammenarbeit und der Wissensaustausch grund des steigenden Renteneintrittsalters größer, die zwischen Pflegern, Ärzten und Verwaltungspersonal sehr Diversität der Arbeitsteams nimmt zu“, erläutert Professor wichtig sind, aber auch in Managementteams aller Hier- Biemann. Die Studie soll zeigen, welche Rahmenbedin- archiestufen. gungen einen positiven oder negativen Einfluss auf den Welche Rolle das Alter für den Wissenstransfer spielt, intergenerationalen Wissenstransfer haben und wie ein können die Forscher derzeit noch nicht beantworten, da Unternehmen oder eine Organisation auf den Wissen- sie sich noch in der Datenerhebungsphase befinden. Es stransfer Einfluss nehmen kann. Am Ende steht dann wären jedoch sowohl positive als auch negative Effekte auch die Frage, ob Teams, in denen der Wissenstransfer denkbar. „Eine Hypothese ist, dass Menschen, die sich zwischen den verschiedenen Altersklassen funktioniert, ähnlich sind, sich auch eher vertrauen. Was dafür spre- überhaupt leistungsfähiger sind – vor allem auch über chen würde, dass ältere Menschen untereinander mehr einen längeren Zeitraum hinweg. Wissen weitergeben als an den jungen Berufseinsteiger“, Die Wissenschaftler betrachten in ihrer Studie die sagt Diplom-Psychologe Christoph Casper, wissenschaft- Arbeitsteams als Netzwerk von Beziehungen zwischen licher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Biemann. Es wäre den einzelnen Mitgliedern. „Mit der sozialen Netzwerk- auch denkbar, dass Ältere nicht bereit sind, ihr Wissen analyse können wir herausfinden, welche Faktoren den weiter zu geben, da ihr Wissensvorsprung ein Alleinstel- Wissensaustausch in Teams – vor allem im Hinblick auf lungsmerkmal ist und damit ein Wettbewerbsvorteil die Altersstruktur – beeinflussen und wie erfolgreiche, innerhalb des Teams. Demgegenüber stehe wiederum gut funktionierende Teams aussehen“, erklärt Professor die These, dass ältere Menschen das Bedürfnis haben, der Biemann. Dafür betrachten sie die Persönlichkeiten der nächsten Generation etwas weiterzugeben. Erste Ergeb- einzelnen Teammitglieder, Beziehungen zwischen den nisse zur Studie werden im Herbst dieses Jahres erwartet. Teammitgliedern, aber auch Variablen, die das gesamte Dann wird sich herausstellen, welche Hypothesen sich Team betreffen, wie etwa das Führungsverhalten der bestätigen. SG
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