Eintauchen in andere Welten - Gymivorbereitungskurse Zwei Schulen und ihre Angebote ABU Diskussion um die Allgemeinbildung in der Berufsbildung ...

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Schulblatt des Kantons Zürich 1/2014

Eintauchen in andere Welten
Gymivorbereitungskurse Zwei Schulen und ihre Angebote
ABU Diskussion um die Allgemeinbildung in der Berufsbildung
Aussensicht Der Austausch Holland–Schweiz wirkt nach
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Inhalt

20          Gymivorbereitungskurse: Verschie-
            dene Angebote mit gleichem Ziel.           32   Automobil-Assistentin: Diese
                                                            ­Berufslehre eröffnet viele Wege.       38      Ausgezeichnet: Die Vertiefungs­
                                                                                                            arbeit der Kindergärtnerin.

                                                                                     Editorial von Katrin Hafner
Kommentar von Bildungsdirektorin Regine Aeppli                        5              Wenn er etwas bereue, sagte mein Vater einst,
Magazin                                                                              dann dies: dass er nie eine längere Auszeit ge-
Im Lehrerzimmer: Kantonsschule Hottingen                              6              nommen und in eine fremde Welt eingetaucht
Christa Rigozzi unter der Lupe                                        7              sei – zum Beispiel in ein unbekanntes Land.
Was nach dem Austausch Holland–Schweiz bleibt                         8              Eltern und ihre gut gemeinten Tipps, dachte
Fokus: Eintauchen in andere Welten                                   10              ich zuerst. Um kurz darauf doch einen sechs-
                                                                                     monatigen Paris-Aufenthalt zu organisieren.
Volksschule
                                                                                     Ich liess mich treiben, studierte, blickte in den
Zwei Schulen, die verschieden auf das Gymi vorbereiten               20
                                                                                     Alltag französischer Journalisten und fühlte
Stafette: In der Primarschule Dielsdorf ist Musik zentral            22
                                                                                     mich privilegiert. Die Auszeit eröffnete mir
Kurzmeldungen                                                        25
                                                                                     neue Wege und veränderte mich. Ich möchte
Mittelschule                                                                         sie nicht missen.
Debatte über Maturaquote an der Tagung HSGYM                         26
                                                                                            Ob während der Ausbildung oder im Beruf,
Schulgeschichte(n): Die älteste Landmittelschule                     28
                                                                                     ob man es Auszeit nennt, Sabbatical oder In-
Kurzmeldungen                                                        31
                                                                                     tensivweiterbildung, ob man weit reist oder in
Berufsbildung                                                                        der Nähe bleibt, ob man das temporäre Time-
Berufslehre heute: Automobil-Assistentin EBA                         32              out mit Arbeit, Studium, sozialem Engagement
LKB-Vollversammlung diskutiert über Führungsstile                    35
                                                                                     oder einer komplett anderen Tätigkeit ver-
Warum der Allgemeinbildende Unterricht zu reden gibt                 36
                                                                                     bringt – egal. So oder so erweitert ein Ausbre-
Kurzmeldungen                                                        37
                                                                                     chen aus der Routine den persönlichen Hori-
Porträt                                                                              zont und motiviert neu.
Ausgezeichnete Vertiefungsarbeit über Berufsideal und -realität      38                     Dies beschreiben die drei Lehrer und
Service                                                                              die Lehrerin, die das Angebot einer Intensiv-
Schule und Kultur                                                    40              weiterbildung genutzt haben, in diesem
Hinweise auf Veranstaltungen                                         42              ­Schulblatt sehr anschaulich. Die Zürcher Lehr­
Weiterbildung                                                        45               personen können sich nämlich nach einer
Amtliches                                                            55               ­bestimmten Anzahl Dienstjahre abseits des
                                                                                       Schulalltags bereichern und inspirieren
Impressum und wichtige Adressen                                      63
                                                                                       ­lassen. ­Auftanken. Das ist längst nicht in allen
                                                                                        Berufen so – obwohl es sinnvoll und vorbild-
Titel: Reto Schlatter (Foto) / büro z (Illustration)
                                                                                        lich wäre. !

                                                                                                              Schulblatt des Kantons Zürich 1/2014  3
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Kommentar

                         Lehrplan 21 – eine geeignete Vorlage
                         Der Bildungsrat begrüsst den Lehrplan 21 der
                         Deutschschweizer Erziehungsdirektoren. In einigen
                         Fachbereichen soll aber die Anzahl der Mindest­
                         anforderungen verringert oder die Anspruchshöhe
                         gesenkt werden.
                         Von Regine Aeppli, Bildungsdirektorin

                                                                                               Ebenso klar gilt es aber festzustellen, dass es im Lehr-
Foto: Béatrice Devènes

                                                                                          plan noch Potenzial für Verbesserungen gibt. In den Fach-
                                                                                          bereichen Räume, Zeiten und Gesellschaften (Geografie
                                                                                          und Geschichte), Musik und bildnerisches Gestalten zum
                                                                                          Beispiel erachtet der Bildungsrat eine Senkung der Mindest­
                                                                                          ansprüche als sinnvoll. Keine Änderungen sollen hingegen
                                                                                          an den Mindestansprüchen in den Fachbereichen Schul-
                                                                                          sprache, Fremdsprachen, Mathematik und Naturwissen-
                                                                                          schaften vorgenommen werden. Über ihre Erreichung wird
                                                                                          das nationale Bildungsmonitoring ab 2018 Auskunft geben.
                                                                                          Sollte es gestützt darauf Anpassungsbedarf geben, wird
                                                                                          dann der richtige Zeitpunkt sein.
                                                                                               Wichtig ist dem Bildungsrat auch der Hinweis, dass der
                                                                                          Lehrplan 21 langfristig und leistungsorientiert angelegt ist.
                                                                                          Der kompetenzorientierte Unterricht muss eingeübt wer-
                                                                                          den, bis zuverlässige Aussagen über das Niveau der An-
                         Im Sommer 2013 hat die Deutschschweizer Erziehungs­              sprüche gemacht werden können. Auch die Lehrmittel und
                         direktoren-Konferenz (D-EDK) den Kantonen den Lehr-              die Aus- und Weiterbildung werden weiterentwickelt. Der
                         plan 21 zur Stellungnahme vorgelegt. Im Kanton Zürich            kontinuierliche Kompetenzaufbau vom Kindergarten bis
                         ­waren neben den Verbänden und Institutionen des Schul-          zur 9. Klasse braucht Zeit zur Umsetzung. Zeit wird es auch
                          feldes auch die politischen Parteien, Elternorganisationen,     brauchen, um zu erkennen, welche Auswirkungen die Kom-
                          die Organisationen der Arbeitswelt, Gymnasien und Berufs-       petenzorientierung haben wird. Das Ziel ist es, von allen
                          fachschulen eingeladen, sich dazu zu äussern. Der Lehr-         Mädchen und Buben das Bestmögliche zu verlangen und
                          plan 21 ist in der Konsultation grundsätzlich positiv aufge-    die Kinder dabei zu unterstützen.
                          nommen worden. Begrüsst wurden vor allem die Struktur                Wie geht es nun weiter? Die Ergebnisse der kantona-
                          mit den Fachbereichen, die unterschiedlichen Kompetenz-         len Konsultationen werden in den kommenden Monaten
                          stufen und die Kompetenzorientierung. Es gab aber auch          eingearbeitet werden, sodass die D-EDK bis im Herbst 2014
                          Kritik an der Vorlage: Der Lehrplan sei zu umfangreich und      den Lehrplan 21 zur Einführung in den Kantonen verab-
                          die Mindestansprüche seien teilweise zu hoch oder der Um-       schieden kann. Bevor es im Kanton Zürich zur Einführung
                          gang mit Heterogenität sei zu wenig berücksichtigt worden,      kommt, wird nochmals eine Vernehmlassung im Schulfeld
                          hiess es unter anderem.                                         durchgeführt. Dazu werden auch die Lektionentafel und
                               Der Bildungsrat hat die Ergebnisse der Konsultation        die kantonalen Anpassungen gehören. Die Einführung des
                          nun zusammengetragen, bewertet und seine Stellungnahme          neuen Lehrplans im Kanton Zürich erfolgt frühestens ab
                          zuhanden der D-EDK verabschiedet. Der Bildungsrat er-           Schuljahr 2017/18.
                          achtet den Lehrplan als geeignete Vorlage zur Einführung.            Die Konsultation der letzten Monate hat gezeigt, dass
                          Der Lehrplan 21 erfindet das Rad nicht neu. Er berücksich-      es wichtig ist, den Lehrplan breit zu diskutieren und die
                          tigt zum einen die Unterschiede unter den Kantonen und          ­Beteiligten miteinzubeziehen. Wir wollen deshalb auch die
                          schafft einen Kompromiss. Zum anderen ist er nach den            Einführung des neuen Lehrplans gemeinsam mit dem
                          neueren Erkenntnissen der Pädagogik und Didaktik aus­            Schulfeld angehen und sinnvolle Aus- und Weiterbildungen
                          gerichtet. Und: Der Lehrplan ist klar und verständlich in der    erarbeiten, welche die Lehrpersonen und die Schulleitun-
                          Aussage sowie der Erwartung an die Schule beziehungsweise        gen in diesem Prozess unterstützen.                      !
                          das Wissen und Können der Schülerinnen und Schüler.

                                                                                                                        Schulblatt des Kantons Zürich 1/2014  5
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Magazin

Im Lehrerzimmer der Mittelschule Hottingen hängt
ein totes Pferd an der Wand.

Fotos: Marion Nitsch

Depressiv: findet Rektor Peter Stalder das Bild im Lehrer-   Neben dem Lehrerzimmer befinden sich Arbeitsplätze der
zimmer mit dem toten Pferd. Und lacht. Selber schuld: sei    vollzeitangestellten Lehrpersonen mit je e­ igenem Schreib-
er nämlich, er habe die Kunst in der kantonalen Sammlung     tisch und Computer. Überbleibsel aus der Vor-Handy-Zeit: ist
ausgewählt und zu spät gemerkt, wie «furchtbar» sie wirke.   das Tischlein mit Telefon und Telefon­büchern darunter. Der
Die Schulärztin: wird das Problem lösen, sie gestaltet ein   Rektor wünscht sich: eine Mensa, weil die für das Zusam-
Bild fürs Lehrerzimmer. Spezialität: In dieser Schule sind   mengehörigkeitsgefühl zentral sei. Vor dem Lehrerzimmer:
Wirtschaftsgymnasium, Handelsmittelschule (HMS) und          kaufen in der Pause einige der 740 Schülerinnen und Schü-
Informatikmittelschule (IMS) unter einem Dach. Kein Gra-     ler am mobilen Kiosk ein. Alles andere als depressiv: ist die
ben: geht deswegen durch das Team, viele der 110 Lehrper-    Stimmung im Lehrer­zimmer. Es wird geredet, Geburtstags-
sonen unterrichten an mehreren Schultypen. Individuell:      kuchen gegessen und gelacht. [kat]

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Unter der Lupe Fünf Fragen an                                                          Das Zitat «Schulen
Ex-Miss-Schweiz und Entertainerin                                                      sind kein käufliches
Christa Rigozzi                                                                           Dienstleistungs­
                                                                                         angebot, sondern
Wenn Sie an Ihre Schulzeit denken, was kommt Ihnen                                        die professionell
als Erstes in den Sinn? Dass es eine schöne Zeit
war! Ich ging in Monte Carasso, im Tessin,
                                                                                     ­geführten Lernwerk-
zur Schule und habe da viel und eine                                                       stätten unserer
­Menge Spass erlebt. Es sind sehr schöne
 Freundschaften entstanden, die zum
                                                                                             Gesellschaft.»
 Teil bis heute weiterleben. Ich mochte                                                        Jürg Brühlmann, Leiter der Päda­
                                                                                                     gogischen Arbeitsstelle des
 fast alle Lehrer und habe die Schulzeit
                                                                                                ­Dachverbands Schweizer Lehre­
 sehr positiv erlebt. Zum ersten Mal                                                                     rinnen und Lehrer LCH,
 musste ich da Eigenverantwortung                                                                      in der «NZZ am Sonntag»

 übernehmen: Hausaufgaben machen,
 pünktlich sein – aber auch Verant­
 wortung gegenüber Kollegen überneh­
 men. Das machte mich auch stolz. Wel-
 cher Lehrperson geben Sie rückblickend
 die Note 6 und warum? Sicher meinem ersten
 Lehrer überhaupt, den ich von der ersten bis
 in die vierte Klasse hatte. Er war sehr streng, aber
 er überraschte uns immer wieder mit Humor oder schönen
 Erlebnissen wie einem Ausflug oder einer interessanten Diskussions­
 runde. Noch heute habe ich Kontakt per Facebook mit ihm, und wenn ich in
 Luzern bin, wo er heute lebt, treffen wir uns ab und zu. Ich habe viel gelernt
 von ihm – vor allem den Respekt gegenüber anderen Menschen. Und sehr
 schnell zu rechnen. Dank ihm habe ich die Schule geliebt und nach der
 obligatorischen Schulzeit Lust auf mehr gehabt und schliesslich Medien-
 und Kommunikationswissenschaft studiert. Inwiefern hat die Schule Ihnen
 geholfen, Miss Schweiz und danach eine landesweit bekannte Entertaine-
 rin zu werden? Disziplin, Organisation, sich auf etwas vorzubereiten – all
 das habe ich in der Schule gelernt, in jungen Jahren, und das hat mir
 im späteren Leben sehr geholfen. Was ist das Wichtigste, was Kinder heute        Die Zahl
 in der Schule lernen sollen und warum? Respekt gegenüber anderen Men­            In der öffentlichen Volksschule des
 schen, Disziplin, verantwortungsvolles Handeln, Pünktlichkeit und die Fä­        Kantons Zürich gibt es 494 Schulen.
 higkeit, sich zu organisieren. Ganz zentral ist: wenn etwas schlecht geht –      Die kleinste Schule – sie befindet sich
 man zum Beispiel schlechte Noten erhält –, nicht aufzugeben, sondern             in Adlikon – besteht aus einer ein­
 dazuzulernen und sich zu verbessern. Und nicht zuletzt: Die Schule sollte        zigen Klasse; in der grössten Schule
 den Kindern Allgemeinwissen vermitteln, damit sie überhaupt entdecken            verteilen sich die Schülerinnen und
 können, was sie als erwachsene Person machen möchten. Warum wären Sie            Schüler auf insgesamt 43 Klassen.
 eine gute Lehrerin – oder eben nicht? Ehrlich gesagt: Ich weiss nicht, ob        Mehr als die Hälfte der Schulen füh­
 ich eine gute Lehrerin wäre. Ich versuche, stets ein Vorbild zu sein und         ren 10 bis 19 Klassen. Das Schulange­
 ­immer wieder Neues zu lernen. Und ich zeige mich gerne bereit, etwas zu         bot ist vielfältig: 325 Schulen führen
  erklären oder etwas von mir zu geben, wenn das gewünscht ist.                   Kindergarten und Primarstufe zu­
[Aufgezeichnet von Katrin Hafner / Foto: Ellin Anderegg]                          sammen. Die Sekundarstufe wird in
                                                                                  5 Schulen zusammen mit der Kinder­
                                                                                  gartenstufe angeboten, in 3 Schulen
                                                                                  mit der Primarstufe. In 30 Schulen
                                                                                  werden alle Volksschulstufen unter
Zur Person Christa Rigozzi (30) ist Entertainerin und TV-Moderatorin, Gesicht     ­einem Dach vereint. 114 Schulen
diverser Werbekampagnen und Ex-Miss-Schweiz. Sie hat Medien- und Kom-
                                                                                   ­bilden einzig Sekundarschülerinnen
munikationswissenschaft an der Universität Fribourg studiert und als Neben-
                                                                                    und -schüler aus. 13 Schulen bieten
fach Strafrecht und Kriminologie an der Universität Bern. Die gebürtige Tessi-
nerin spricht fünf Sprachen und lebt in Monte Carasso. Im Dezember 2013             ausschliesslich die Primarstufe an,
moderierte sie im Stade de Suisse in Bern die Verleihung des Schweizer Schul-       4 Schulen ausschliesslich die Kinder­
preises (vgl. Seite 25).                                                            gartenstufe. [ana]

                                                                                           Schulblatt des Kantons Zürich 1/2014  7
Eintauchen in andere Welten - Gymivorbereitungskurse Zwei Schulen und ihre Angebote ABU Diskussion um die Allgemeinbildung in der Berufsbildung ...
Magazin

Austausch Holland–
Schweiz Vor über einem
Jahr haben Lehrperso-
nen aus Zürich und Um-
gebung in Amsterdam
Volks- und Berufsfach-
schulen besucht; zuvor
waren die Austausch­
kollegen bei ihnen zu
Besuch. Was haben
die Teil­nehmenden von
diesem Schultausch
übernommen?
                                                              Thomas Röthlisberger, Sekundarlehrer, Zürich
Aufgezeichnet von: Katrin Hafner Fotos: Dieter Seeger
                                                              «Von unserem Aufenthalt in Holland ist mir die Ijburg-
                                                              Schule in einem Amsterdamer Vorort besonders positiv
                                                              in Erinnerung geblieben. Sie ist sehr modern, die Lehrer
                                                              unterrichten mit elektronischen Medien, gehen viel mit
                                                              ­ihren Klassen raus aus dem Schulzimmer, und sie arbeiten
                                                               stark themenorientiert. Zum Thema Demokratie zum Bei-
                                                               spiel entwarfen die Schülerinnen und Schüler im Zeich-
                                                               nen Parteilogos und im Deutsch verfassten sie Reden.
Blick von aussen                                                     Mit dieser Schule habe ich ein Austauschprojekt für die
Im Rahmen der Weiterbildung «CAS Schulentwicklung              Schü­lerinnen und Schüler unserer Sek aufgegleist. Ich wer-
International» fand 2012 ein Schulaustausch statt, bei         de im Mai mit einer Kollegin und ihrer dritten Sekundar­
dem Lehrpersonen aus drei Nationen Einblick in den             klasse fünf Tage bei einer Partnerklasse in Amsterdam
Schulalltag in einem jeweils anderen Land erhielten.           ­verbringen – Abschiedslager mal anders. Der Gegenbesuch
Diskutiert wurden globale Trends in der Bildung und             klappt diesmal aus zeitlichen Gründen leider nicht. Das
­daraus resultierende Auswirkungen auf die Arbeit an            Konzept für diese Reise habe ich sorgfältig vorbereitet und
 Schulen. Durchgeführt wurde die Weiterbildung von              bei der Schulleitung wie auch der Schulpflege eingereicht.
 der Pädagogischen Hochschule (PH) Zürich, der Hoch-            Es ist gleichzeitig die Abschlussarbeit meiner Weiterbildung.
 schule Amsterdam und dem Schulamt des Fürstentums              Schön wäre, wenn sich ein regelmässiger Austausch etablie-
 Liechtenstein. In einem ersten Schritt besuchten nieder-       ren liesse, bei dem zum Beispiel alle drei Jahre eine Klasse
 ländische Lehrpersonen Schulen in der Schweiz und              eine Woche in Amsterdam verbringen und die Partnerklasse
 in Liechtenstein (vgl. Schulblatt 3/12), im Herbst 2012        zu uns nach Volketswil kommen würde. Das wäre ein echter
 reiste eine Gruppe von Lehrpersonen aus der Schweiz            Gewinn für unsere Schule – und meine Weiterbildung hätte
 und Liechtenstein nach Holland (vgl. Schulblatt 1/13).         einen nachhaltigen, konkreten Nutzen gebracht.
 Ziel war es, Anregungen von ausländischen Kolleginnen               Seit der Weiterbildung ‹CAS Schulentwicklung Inter­
 und Kollegen für die eigene Schule zu nutzen. Ende             national› bin ich noch überzeugter davon, dass es wertvoll
 ­Januar 2014 startet der Lehrgang «CAS Schulentwick-           ist, gelegentlich aus dem Alltag in eine fremde Welt abzu-
  lung International. Projekt- und Schulentwicklung erfolg-     tauchen, eine andere Perspektive auf das eigene Tun ein­
  reich gestalten» erneut.                                      zunehmen. Der Austausch hat mich echt geprägt. Ich habe
                                                                seither mehr Lust, mir Gedanken zu machen über Fragen
∑www.phzh.ch/cas > zu den CAS-Lehrgängen.                       des Unterrichtens und über die Schule der Zukunft. Und
Bei Fragen: CAS-Leitung, frank.brueckel@phzh.ch                 das stärkt die Freude am Beruf!»

8  Schulblatt des Kantons Zürich 1/2014
Eintauchen in andere Welten - Gymivorbereitungskurse Zwei Schulen und ihre Angebote ABU Diskussion um die Allgemeinbildung in der Berufsbildung ...
Magazin

Jeantine Geleijnse, Primarlehrerin, Amsterdam                      Reto Wegmüller, Schulleiter Berufsfachschule, Zug
«Nie vergesse ich, wie ruhig die Kindergarten- und Primar-         «Mir hat die Weiterbildung ‹CAS Schulentwicklung Inter­
schulkinder in Zürich waren. Seit dieser Erfahrung erkläre         national› eine neue Welt eröffnet. Die Erfahrungen, die ich
ich in Amsterdam öfter, warum es wichtig ist, sich an die          in Amsterdam sammelte, haben mein Interesse geweckt an
Regeln zu halten – zum Beispiel still zu arbeiten und nie-         internationalen Entwicklungen – insbesondere im Bereich
mandem ins Wort zu fallen. Ich nahm früher mal an einem            Berufsbildung. Ich verfolge seither aktiv, was im Ausland
Schulaustauschprogramm mit Äthiopien teil, auch das ins-           läuft, zum Beispiel anhand von OECD-Publikationen.
pirierte mich, allerdings eher persönlich als professionell,            Der Austausch mit den holländischen Lehrpersonen
weil die Kultur und die Bedingungen einfach nicht ver-             war für mich sowohl beruflich wie auch privat bereichernd.
gleichbar sind mit unseren. Holland und die Schweiz unter-         Es geht nicht um copy and paste, dafür sind die Gegeben-
scheiden sich dagegen weniger; die gewonnenen Erfahrun-            heiten zu verschieden. Aber konkret hat mich zum Beispiel
gen kann man besser im eigenen Schulalltag anwenden.               das ­offene Verhältnis zwischen Lehrperson, Schülerinnen
Beispielsweise die Art, wie die Kinder in Zürich integrativ        und Schülern im Amsterdam bestärkt in meiner Ansicht,
geschult werden. Das war für mich die kostbarste Einsicht:         dass Lernen ein aktiver und sozialer Prozess ist. Noch mehr
Wie gut es gelingen kann, fremdsprachige Kinder nicht              als vorher achte ich nun darauf, dass wir die Lernenden be­
­ausserhalb, sondern in der Klasse zu unterstützen. Gerne          gleiten und eine tragfähige Beziehung zu ihnen aufbauen.
 würde ich dies an unseren Schulen vermehrt sehen, aber            Es ist mir ausserdem noch bewusster geworden, wie zent-
 letztlich ist es eine Frage des Systems. Seit dem Aus-            ral heute der Einbezug neuer Medien in den Unterricht
 tausch motiviere ich meine Kolleginnen und Kollegen be-           ist. Die Holländer sind uns diesbezüglich ja deutlich voraus.
 wusst, Schülerinnen und Schüler mit besonderen Bedürf-            Derzeit führen wir an unserer Berufsfachschule Pilot­
 nissen oder Schwächen im Klassenverbund zu helfen, statt          klassen mit Notebooks. Das geht in diese Richtung, und ich
 sie sofort zu separieren. In der Schweiz fiel mir auf, dass die   bin gespannt auf die Resultate der Evaluation.
 kognitiven Aspekte im Schulalltag im Vordergrund stehen.               Damit ein Austauschprojekt einen Gewinn bringt für
 Seither schätze ich mehr als zuvor, dass wir in Holland be-       die betroffene Person und die ganze Schule, müssen mei-
 wusst auch soziale und emotionale Fähigkeiten fördern.            ner Meinung nach drei Voraussetzungen gegeben sein: Es
      Das Austauschprogramm hat mich so überzeugt, dass            braucht persönliche Offenheit, man sollte bereit sein, das
 ich allen Lehrpersonen empfehle, mindestens einmal im             eigene Tun zu hinterfragen, und man sollte eine Position
 Ausland eine Schule zu besuchen. Es ist einfach extrem be-        ­haben, in der man das Erfahrene effektiv umsetzen kann.
 reichernd – auf persönlicher wie auch auf professioneller          Als Mitglied der Schulleitung ist mir das möglich. Einer
 Ebene. Zwar hatte ich in den letzten Monaten keinen Kon-           Lehrperson rate ich, vor dem Austausch bei der Schullei-
 takt mehr zu meinen Schweizer Kollegen, weil ich so viel zu        tung ein Mandat zu sichern, damit ein gewisser Spielraum
 tun hatte, aber die Erinnerungen verblassen nicht.»                gegeben ist, Erlerntes umzusetzen.»                      !

                                                                                                 Schulblatt des Kantons Zürich 1/2014  9
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Fokus

10  Schulblatt des Kantons Zürich 1/2014
Fokus

Eintauchen in andere Welten
Sich aus dem Schulalltag aus­
klinken, Neues kennen­lernen
und Erfahrungen sammeln.
Lehrerinnen und Lehrer, die
eine Intensivweiterbildung
machen, kehren bereichert
und motiviert zurück.
Fotos: Reto Schlatter / Illustrationen: büro z

Psychologe Theo Wehner über den Sinn von Auszeiten                                12
Intensivweiterbildung: Wann, wie und wo?                                          15
Vier Lehrpersonen erzählen von ihren Erfahrungen                                  16
                                                 Schulblatt des Kantons Zürich 1/2014  11
Fokus

 «Es gibt kein Rezept» Was spricht aus wissen­
 schaftlicher Sicht für oder gegen ein Sabbatical
 oder eine Intensivweiterbildung? Der Arbeits­
 psychologe Theo Wehner von der ETH Zürich
 erklärt, wann eine längere Auszeit sinnvoll und
­be­reichernd ist.
Interview: Katrin Hafner Fotos: Reto Schlatter

Herr Wehner, bringt eine Auszeit                 Ja, ganz früher schon, weil die Natur     nach haben Sie keinen messbaren Zu-
in jedem Fall etwas?                             den Rhythmus vorgab. Bauern konn-         gewinn an Erholung mehr, dafür Pha-
Theo Wehner: Ja. Weil sie Abwechslung            ten nicht rund ums Jahr die gleiche Ar-   sen von anderer Qualität, dazu gehören
bedeutet.                                        beit verrichten; Mönche waren an den      Erfahrungen wie Langeweile, Zweifel –
Wie lange sollte eine Auszeit dauern?            kirchlichen Kalender gebunden. Mit        warum gehe nicht einfach arbeiten? –
Die Qualität der Auszeit ist nicht per           der Industrialisierung und der Einfüh-    oder Unzufriedenheit: Warum verbringe
se von der Dauer abhängig. Ich kann              rung der Uhr als Taktgeber für die Ar-    ich mein Sabbatical nicht anders? Es
während der Arbeit eine Auszeit neh-             beit entstand eine falsch verstandene     gibt aus arbeitspsychologischer Pers-
men, indem ich die Augen schliesse               Effizienz: Was für Maschinen stimmt,      pektive keinen Hinweis, wie lange eine
oder aus dem Fenster schaue. Erholung            wurde auf den Menschen übertragen.        Auszeit dauern muss, um optimal be-
und Kreativität sind möglich, sobald             Möglichst konstant und pausenlos zu       reichernd zu sein. Klar ist nur: Sie muss
ich mich von etwas abwende und et-               arbeiten, gilt seither als vorbildlich.   länger sein als die übliche Auszeit,
was anderem zuwende. Untersuchun-                Der Mensch aber funktioniert nicht so.    etwa Ferien.
gen zeigen: Drei Viertel aller grossen           Leben ist Ein- und Ausatmen.              Was bringt eine längere Auszeit
Ideen werden ausserhalb der Arbeit               Um umfassende Entspannung und             denn Positives?
geboren. Heute haben jedoch viele                neue Motivation zu finden, braucht        Weil sie weit über die sogenannt not-
Menschen verlernt, ihre Aufmerksam-              es wohl eine bestimmte Zeit, oder?        wendige Erholung hinausgeht, kommt
keit zwischendurch auf etwas anderes             Die grösste Erholung erreichen Sie in     es zu Umstrukturierungen. Bin ich drei
zu richten.                                      den ersten drei bis sechs Tagen. Das      Monate weg von der Arbeit statt drei
War das früher anders?                           kann man physiologisch zeigen. Da-        Wochen, verblasst meine Problem-

12  Schulblatt des Kantons Zürich 1/2014
Fokus

             Theo Wehner: «Wir sollten die Kinder und Jugendlichen lehren und ihnen vorleben, dass es beides braucht: Anstrengung und Entspannung.»

wahrnehmung des Alltags. Die tägli-             zen erwarten – ob dieser effektiv ein-             Fragen, die mich neu beleben, egal,
chen Auseinandersetzungen verlieren             treten wird, kann man zum Voraus                   ob ich auf dem Bau arbeite, reise, stu-
an Bedeutung. Als Lehrer denke ich              nicht sagen und objektivieren lässt er             diere oder mich an einer fremden
am Montag um neun Uhr nicht mehr                sich auch im Nachhinein nicht wirk-                Schule en­ gagiere. Wir sprechen von
daran, dass ich üblicherweise um diese          lich. Eindeutig gewinnbringend hinge-              sogenannt konvergentem Denken, also
Zeit Physik unterrichte. Die Arbeit be-         gen ist eine sorgfältige Vorbereitung.             Denken in die Tiefe, und von diver­
stimmt meinen Tagesrhythmus nicht               Worauf sollte man denn achten                      gentem Denken, also Denken in die
mehr. Ich gewinne wohltuende Distanz,           bei der Planung?                                   Breite. Eine Auszeit sollte und wird in
betrachte die Dinge aus dem Weitwin-            Am besten fängt man früh damit an                  den meisten Fällen das divergente
kel, und dies erlaubt mir, positive wie         und stellt eine Liste zusammen mit                 Denken stärken – selbst wenn Sie als
negative Aspekte in einem grösseren             ­allen möglichen Ideen und Zielen.                 Mathelehrerin in Thailand Mathema-
Kontext zu sehen.                                Die wird aber lang: Ich will meine Bat­           tik unterrichten.
Wie sollte die Auszeit inhaltlich gestal­        terie möglichst nachhaltig aufladen,              Danach den Wiedereinstieg zu finden,
tet sein? Empfehlen Sie Lehrper­sonen            will mich erholen, weiterbilden, hand­            ist wohl nicht einfach.
eher, mal etwas ganz anderes zu ma­              werklich verwirklichen und, und, und.             Das ist genauso schwierig, wie den
chen oder sich schulnah zu ­betätigen,           Die Kunst besteht darin, die Liste zu-            Ausstieg zu finden vor der Auszeit. Es
zum Beispiel als Lehrer in Thailand?             erst bewusst zu überdehnen. Mit der               geht um Fragen wie: Wie lange darf ich
Es gibt kein Rezept, im Gegenteil: Die           Zeit realisiert man, dass man nicht alle          nach der Auszeit quasi noch in Auszeit
Person, die eine Auszeit nimmt, soll sel­        87 000 Ideen verwirklichen kann, und              bleiben, obwohl ich zurück bin?         3
ber definieren, was für sie bereichernd          scheidet die weniger wichtigen aus.
ist. Ein Ortswechsel ist bestimmt sinn-          Das ist nicht leicht, denn wir haben
voll und förderlich, um neue Ideen               ja keine Übung in längeren Auszei-
und frische Motivation zu gewinnen –             ten. Ein Sabbatical oder eine Intensiv-
eventuell gar ein Kulturwechsel. Be-             weiterbildung macht man schliesslich
reichernd ist die Auszeit, wenn ich              bloss ein oder zwei Mal im Berufs­                      Zur Person Theo Wehner (64), gebo­
                                                                                                         ren und aufgewachsen in Deutsch­
meinen Arbeitstakt verlasse und zu               leben. Wir können uns also auf keine
                                                                                                         land, ist seit 16 Jahren ordentlicher
meinem von den Alltagsroutinen über-             Routine stützen. Es ist immer auch ein                  Professor an der ETH Zürich für das
lagerten Lebensrhythmus finde.                   Experiment.                                             Fach Arbeits- und Organisations­
Und was, wenn dies bedeutet, dass                Worin sehen Sie den Hauptgewinn                         psychologie und Leiter des ETH-
ich einfach ausspannen möchte?                   ­einer längeren Auszeit?                                Zentrums für Organisations- und
Auch das kann ein Weg sein. Ob Kon-               In dieser experimentellen Haltung und                 ­Arbeitswissenschaften. Schwer­
templation, ungewohnte Aktivität in ei­           im Unterbruch des Bekannten. Schät-                    punkte seiner jahrzehntelangen wis­
                                                                                                         senschaftlichen Arbeit sind unter
nem anderen Beruf oder Fortsetzung                zungsweise 95 Prozent unserer Tätig-
                                                                                                         anderem die psychologische Fehler­
der gewohnten Tätigkeit in fremder                keiten beruhen auf Gewohnheit. Trete                   forschung und das Verhältnis von
Umgebung: Es muss etwas mit Ihnen                 ich für längere Zeit aus dieser Routine                Erfahrung und Wissen. Theo Wehner
und Ihrem Berufsverständnis zu tun                heraus, werde ich erfahrungsgemäss                     ist verheiratet, Vater von zwei Kin­
haben. Sie sollten subjektiv einen Nut-           konfrontiert mit unbekannten Fragen,                   dern und lebt in Zürich.

                                                                                                             Schulblatt des Kantons Zürich 1/2014  13
Fokus

Kommt es nicht schlecht an, wenn            Für den Arbeitgeber kann es lästig          langfristig lohnen, weil erfahrene Ar-
ich mir nach einer längeren Auszeit         sein, wenn jemand nach der Auszeit          beitskräfte nicht verloren gehen, son-
­zusätzliche Schonzeit gönne?               dies und jenes ändern will.                 dern sich motiviert weiterengagieren.
 Es geht darum, den Übergang nicht ab-      Tatsächlich haben einige Erwerbs­           Das Problem heisst Kontrollverlust.
 rupt, sondern bewusst und schrittweise     tätige nach einer Auszeit weniger Ver-      Es ist wie beim Homeoffice: Sie kön-
 zu schaffen. Idealerweise beginnt man      ständnis für faktisch Gegebenes. Sie        nen noch so viele wissenschaftliche
 sich mit der Arbeit auseinanderzuset-      hinterfragen Organisationales, wollen       Stu­dien vorlegen, die beweisen, dass
 zen, bevor man wieder arbeitet, und        gewisse Strukturen nicht mehr akzep-        es effizienzfördernd und ressourcen­
 beschäftigt sich noch mit der Auszeit,     tieren. Das kann Konflikte auslösen und     scho­nend ist, wenn die Leute teilweise
 wenn man schon wieder arbeitet.            irritieren. Irritation ist letztlich aber   zu Hause arbeiten – das Manage-
 Woran erkennt man überhaupt,               zentral für Innovation. Und man darf        ment will kontrollieren, Führungs­
 ob eine Auszeit etwas gebracht hat?        nicht vergessen, dass Auszeiten auch        kräfte brauchen zu Führende in Reich-
 Wenn jemand nach einer Auszeit ge-         für das Arbeitsumfeld etwas bringen.        weite. Kommt hinzu: Der positive Effekt
 nau so weiterfunktioniert, wie er vor-     Die Kolleginnen und Kollegen profi­         einer Auszeit ist nicht berechenbar,
 her funktioniert hat, war die Auszeit      tieren indirekt auf professioneller und     und das widerspricht wiederum den
 zu kurz, zum falschen Zeitpunkt ge-        persönlicher Ebene.                         Manager­ansprüchen.
 wählt – auf jeden Fall nicht wirksam.      Vielleicht löst der Zurückkehrende          Die Lehrerinnen und Lehrer im Kanton
 Wie gross ist das Risiko, dass jemand      aber auch Neid aus?                         Zürich haben das Recht auf eine soge­
 nach längerer Auszeit aus dem bis­         Damit es kein Privileg für einzelne Per­    nannte Intensivweiterbildung. Glauben
 herigen Beruf aussteigt?                   sonen oder Gruppen wird, wäre mein          Sie, dass künftig mehr Arbeitgeber an­
 Erfahrungsgemäss ist es klein, die         Vorschlag ein Zeitkonto für alle. Jedes     bieten, eine Auszeit zu beziehen?
 meisten kehren gestärkt und motiviert      Jahr erhält jeder Mitarbeiter eine be-      Ja, das vermute ich. Schon jetzt wird
 zurück. Sollte jemand aber zur Er-         stimmte Stundenzahl gutgeschrieben.         vielerorts über solche Modelle nach­
 kenntnis gelangen, dass er nicht mehr      Wann und wie er das einlöst, sollte         gedacht – noch nicht laut und erst in-
 im angestammten Beruf weiterarbeiten       ihm – in Absprache – freigestellt sein.     formell. Das Angebot für Lehrpersonen
 kann oder will, ist dies für alle – auch   Schliesslich fragt mich auch niemand,       im Kanton Zürich hat insofern Modell-
 für den Arbeitgeber – mittelfristig eine   was ich mit meinem Gehalt mache.            charakter und ist fortschrittlich.
                                                                                        Wie oft haben Sie selbst ein
                                                                                        Sabbatical gemacht?
                                                                                        Nur dreimal. Ich bin allerdings mit
«Der Hauptgewinn einer Auszeit liegt in                                                 meinem Beruf ausserordentlich privi-
der experimentellen Haltung und im Unter­                                               legiert – selbst ein Museums- oder
                                                                                        Kinobesuch ist letztlich angewandte
bruch des Bekannten.»                                                                   Psychologie. Meine Frau sagt also nicht:
                                                                                        Hör auf zu arbeiten, sondern höchs-
                                                                                        tens: Lass uns mal dies oder jenes tun.
                                                                                        Lehrpersonen bilden Jugendliche und
gute Einsicht. Denn womöglich hätte         Jede und jeder dritte Erwerbstätige         damit künftige Arbeitnehmer aus. Wel­
diese Person ansonsten unzufrieden,         in der Schweiz klagt über zu hohe Be­       che Werte oder Haltungen sollten sie
vielleicht sogar unengagiert und aus-       lastung bei der Arbeit. Sind wir ver­       ihnen vermitteln, damit sie später eine
gebrannt weitergearbeitet, bis es gar       wöhnt? Früher arbeitete man schliess­       gesunde Arbeitshaltung entwickeln?
nicht mehr gegangen wäre.                   lich nicht weniger …                        Es geht um Balance. Allerdings stört
Sie sagten einmal, unabhängig von           Wir klagen auf hohem Niveau. Als Psy-       mich der Ausdruck Work-Life-Balance.
der Ferien- oder Auszeitlänge dauere        chologe jedoch nehme ich jede Klage         Besser gefällt mir der Begriff der Ar-
es bloss zwei Wochen, bis man wieder        ernst. Man muss bedenken, dass wir          beit-Musse-Balance. Wir sollten die
im alten Trott sei. Gibt es Tricks, den     die Produktivität in den letzten dreissig   Kinder und Jugendlichen lehren und
positiven Effekt zu verlängern?             Jahren verdoppelt haben. Es hat eine        ihnen vorleben, dass es beides braucht:
Ja, indem wir uns erinnern. Das tönt        ungeheure Verdichtung stattgefunden,        Anstrengung und Entspannung, Hin-
banal, hilft aber. Der Mensch kann          die sich nun zum Teil in Belastungs-        wendung und Abwendung. Und sie
­bewusst Ferienstimmungen oder mo­          symptomen und Krankheiten mani­             üben lassen, möglichst viele Facetten
 tivierende Einsichten konservieren.        festiert.                                   des Lebens miteinander in Einklang
 Konkret helfen beispielsweise kleine       Warum sind längere Auszeiten                zu bringen. Dazu gehört zum Beispiel,
 Gegenstände oder Bilder als Gedan-         erst in wenigen Berufen anerkannt?          die Hausaufgaben mit ausserschuli-
 kenstütze. Aber auch, dass man von         Aus Kostengründen?                          schen Betätigungen zu Hause zu ver-
 der Auszeit erzählt, gewonnene Er­         Kaum jemand zweifelt heute am Sinn          binden. In Zukunft werden sie mit
 fahrungen in den Alltag einwebt und        und an der positiven Wirkung eines          noch mehr verschiedenen Anforde-
 den Mut aufbringt, Elemente aus den        Sabbaticals oder einer Intensivweiter-      rungen, Rollen und Möglichkeiten um-
 Ferien oder der Auszeit in den Alltag      bildung. Mittlerweile weiss man, dass       gehen müssen. Ziel ist es, ihnen Mög-
 hinüberzuretten.                           sich Auszeiten selbst wirtschaftlich        lichkeiten zu geben, dies zu üben. !

14  Schulblatt des Kantons Zürich 1/2014
Fokus

Individuelle Programme – Raum für Kreativität
Im Kanton Zürich haben Lehrerinnen und Lehrer
Anrecht auf eine mehrwöchige Intensivweiter­
bildung. Welches sind die Rahmenbedingungen?
Text: Jacqueline Olivier

«Erfahrungen sind Massarbeit. Sie passen nur dem, der sie           Auf der Sekundarstufe II soll zwischen dem 12. und
macht», sagte einst der 1975 verstorbene italienische Autor    dem 20. Dienstjahr ein zehnwöchiger Bildungsurlaub ein­
und Politiker Carlo Levi. Die Intensivweiterbildung (IWB)      geschal­tet werden, wie Thomas Oechslin, Leiter der Perso-
für Lehrpersonen, die von der Pädagogischen Hochschule         nalabteilung im MBA, sagt. «Für Lehrpersonen der Mittel-
(PH) Zürich in Absprache mit dem Volksschulamt und dem         und Berufsfachschulen ist eine solche Weiterbildung Recht
Mittelschul- und Berufsbildungsamt angeboten wird, trägt       und Pflicht, denn es gibt gute Gründe, nach einer gewissen
diesem Gedanken Rechnung. Lehrpersonen erhalten die            Zeit mal Abstand zu nehmen und mit neuen Impulsen an
Möglichkeit, sich einmal für längere Zeit aus dem Berufs­      die Arbeit zurückzukehren.» Es gehe darum, «runterzufah-
alltag auszuklinken, in einem anderen, selbst gewählten be-    ren» und den Horizont zu erweitern. Diese Chance nutzen
ruflichen und/oder kulturellen Umfeld neue Impulse zu ge-      Lehrpersonen auch gerne über den vorgesehenen Zeitrah-
winnen, sich mit der eigenen Rolle als Lehrerin oder Lehrer    men hinaus. Weil auf dieser Stufe der Ablauf der Intensiv-
auseinanderzusetzen und Perspektiven für die eigene Zu-        weiterbildungen nicht im selben Masse vorgegeben ist wie
kunft zu entwickeln.                                           auf Volksschulstufe, besteht zum Beispiel die Möglichkeit,
      Für Volksschul- und Berufsschullehrer stehen hierzu      das individuelle Projekt zwischen Sommer- und ­Herbstferien
verschiedene Profile zur Auswahl, die jeweils aus einem        umzusetzen und diese gleich dazuzunehmen. Verlängern
­individuell zusammengestellten «Hauptprogramm» beste-         lässt sich die IWB in Absprache mit der Schulleitung zu-
 hen – etwa einem Praktikum in einem ­       Betrieb im In-    sätzlich mit unbezahltem Urlaub – ideale Voraussetzungen
 oder Ausland oder einem eigenständigen Projekt – wie          etwa für einen längeren (Sprach-)Aufenthalt im Ausland.
 auch aus einem Kursteil. Etwas anders sieht es bei den
 ­Mittelschullehrpersonen aus: Diese planen ihren Bildungs-    Teilnehmende äussern sich begeistert
  urlaub selbst, holen zuerst die Einwilligung der Schullei-   Möglichkeiten gibt es viele, und die Palette der individuell
  tung und danach jene des Mittelschul- und Berufsbildungs-    ­zusammengestellten Programme ist gross. Unter den Volks-
  amts (MBA) ein.                                               schullehrpersonen im Kanton Zürich ist das Profil «Arbeits­
                                                                welten erfahren», also als Praktikant Einblick in einen Be-
Sieben Wochen bezahlter Urlaub                                  trieb zu erhalten, besonders beliebt. In den letzten vier Jah­ren
Auf Volksschulstufe haben mehrwöchige Fortbildungs­             haben sich 282 Personen für diese Möglichkeit e    ­ ntschieden,
kurse, wie sie ursprünglich hiessen, eine über 30-jährige       wovon 121 Personen in der Schweiz blieben, 161 ihr Prak­
Tradition. Heute stehen für Volksschullehrpersonen in den       tikum im Ausland absolvierten. Auch die Art der gewählten
ungeraden Jahren jeweils 110 und in den geraden Jahren          Betriebe deckt eine grosse Bandbreite ab: vom Zirkus über
140 IWB-Plätze zur Verfügung. Zur Teilnahme berechtigt          das Spital oder die Oldtimergarage bis zur Informa­         tion-
ist, wer seit mindestens zehn Jahren in einem Pensum von       Technology-Firma. Grundsätzlich ist die Nachfrage insbe-
50 oder mehr Prozent auf Volksschulstufe unterrichtet und      sondere von Volksschullehrpersonen nach einer Intensiv-
nach Abschluss der IWB noch mindestens drei Jahre bis zur      weiterbildung gross, die Plätze sind stets gut gefüllt. Und die
Pensionierung vor sich hat. Drei Wochen unterrichtsfreie       Rückmeldungen der Teilnehmenden mehrheitlich begeis-
Zeit (Schulferien) sind selber beizusteuern, zehn Wochen       tert. Barbara Dangel, Bereichsleiterin Person und Professi-
gelten als bezahlter Urlaub. Nach weiteren zehn Dienstjah-     on an der PH Zürich, hat einige davon für eine Präsentation
ren kann erneut eine Intensivweiterbildung in Anspruch         der IBW zusammengetragen. «Wenn ich bis 65 Schule gebe,
genommen werden, sofern Platz vorhanden ist und Schul-         seid ihr schuld», heisst es da zum Beispiel. Oder: «Eine Art
leitung, Schulpflege und Volksschulamt den Antrag bewilli-     inneres Feuer ist geblieben.» «Wir hören sehr viel Positives»,
gen. Für die Schulleitung selbst gilt das Angebot der Inten-   sagt auch Martin Wendelspiess, «die hierfür aufgebrachten
sivweiterbildung nicht. Denn die Anstellungsbedingungen        Gelder sind sicher gut und nachhaltig investiert.»             !
von Schulleitungspersonen, erklärt Martin Wendelspiess,
                                                               ∑ Informationsveranstaltungen der PH Zürich
Chef des Volksschulamtes, orientierten sich an jenen von
                                                               • Volksschule: 19. März, 6. Juni und 3. September 2014.
Kaderpersonen in der Verwaltung, für die – wie auch für die    Weitere Informationen und Anmeldung: www.phzh.ch > Weiter­
übrigen Verwaltungsmitarbeitenden – keine solchen mehr-        bildung > Angebote Volksschule > Intensivweiterbildung
monatigen Weiterbildungen vorgesehen seien.                    • Berufsfachschule: 14. März 2014

                                                                                              Schulblatt des Kantons Zürich 1/2014  15
Fokus

Herbert Kähli, 47, Berufs­                                          Herbert Kähli lernt intensiv Chinesisch, besucht den
                                                               Betrieb eines Modelabels, eine Berufsschule, zwei Fabriken
fachschullehrer, reiste nach                                   der ABB und hält vor Mitgliedern der EU-Handelskammer
                                                               einen Vortrag über die schweizerische Berufsbildung. «Es
China und hielt seine Erfahrun­                                war eine strenge Zeit. Ich war sehr gefordert, zuweilen
                                                               über­fordert und geriet an meine Grenzen. Wieder mal
gen in Paris schriftlich fest.                                 Schüler zu sein, etwas nicht können, war aber auch eine
                                                               gute Erfahrung, die mir hilft, mich besser in die Lernenden
                                                               einzufühlen.»
«Ich gehe am 21. Oktober 2013 erholt, bereichert und mit            Weil Herbert Kähli einige Ferienwochen in die eigentli-
vielen neuen Erkenntnissen über die Welt wieder mit dem        che Auszeit integriert, kann er nach sieben Wochen in China
Fahrrad zur Schule.» Mit diesem Satz schliesst das Konzept,    noch fünfeinhalb in Paris anhängen. Hier bringt er seine
das Herbert Kähli vor Antritt seiner Intensivweiterbildung     Erlebnisse und Eindrücke aus Shanghai und Chongqing für
(IWB) geschrieben hatte. Hat sich diese Prognose bewahr-       den Unterricht zu Papier und nimmt Bandoneon-Unter-
heitet? «Ja, es war eine grosse Horizonterweiterung», sagt     richt. «Das war wunderschön und erholsam.» Am 20. Okto-
der 47-Jährige, der an der Berufsschule für Gestaltung Zü-     ber fährt er mit dem TGV nach Zürich zurück, am 21. Okto-
rich Allgemeinbildung unterrichtet, rückblickend.              ber radelt er zur Schule.
    Am 23. Juli 2013 landet Herbert Kähli auf dem Flug­             «Ich war erstaunt, wie schnell mich der Alltag wieder
hafen Schanghai Pudong. Von dort katapultiert ihn eine         hatte», sagt Herbert Kähli. Und doch ist es seither anders.
Magnetschwebebahn in die 24-Millionen-Metropole. «Ich
­                                                              «Oft denke ich: Was würden die Chinesen dazu sagen? Ich
kam in eine Doppelwelt», erzählt der Lehrer. Neben global-     versuche mich in eine grössere Welt zu versetzen.» Wenn
uniformen Quartieren mit klimatisierten Gucci-, Starbucks-     er mit seinen Schülern über Globalisierung spricht, ist
und Apple-Shops erlebte er ein fremdes China voller Gerü-      das weniger abstrakt als früher. «Ich weiss besser, was
che und Lärm, mit Kleinstläden, Trottoirs, auf denen gekocht   ‹made in China› bedeutet, und kann das besser vermit-
und geschlafen wird, mit verstopften Strassen, in denen sich   teln.» Damit hat er eines der Ziele erreicht, die er sich für
Fussgänger, Velos und Autos drängeln und schlängeln. «Man      seine IWB gesetzt hatte. Ein zweites lautete, die Routine
gewöhnt sich an die vielen Menschen auf engstem Raum,          von 15 Jahren Berufsschulunterricht zu brechen. Auch das
man wird unwichtig, geht in der Menge auf, verliert sich.»     ist gelungen. «Ich habe Schwung geholt in der grossen Welt
Das Ego, aber auch das Verantwortungsgefühl schwänden.         und packe meine Aufgaben seither wieder mehr wie ein
«Ein beängstigendes und gleichzeitig befreiendes Gefühl.»      Junglehrer an.» [ami]                                     !

16  Schulblatt des Kantons Zürich 1/2014
Fokus

Daniela Schultheiss, 54,                                           verwelkte Blüten entfernen, Pflanzen ausladen und ordnen,
                                                                   Preisschilder anschreiben: Die Ar­   beiten im Gartencenter
­Primarschullehrerin,                                              waren intellektuell nicht wirklich fordernd, körperlich dafür
                                                                   umso mehr. «Den ganzen Tag auf den Beinen zu sein, war
 arbeitete in einem Garten­                                        ein Krampf.» Der Rücken war über-, der Kopf unterfordert.
                                                                   Als sie mit Mark und Heidi darüber sprach, konnte sie zur
 center in Kalifornien.                                            Abwechslung Aufgaben in Büro und Haushalt übernehmen.
                                                                   Zwischendurch betreute sie die Tochter einer alleinerzie-
                                                                   henden Mitarbeiterin. Daniela Schultheiss lernte pre­käre
Eigentlich hatte Daniela Schultheiss längst eine Auszeit           Arbeits- und Lebensbedingungen kennen. Viele Angestellte
nehmen wollen. Aber aus familiären und beruflichen Grün-           der Nursery bekommen den Mindestlohn von acht Dollar
den klappte es nie. Letzten Sommer passte dann endlich             die Stunde, einige haben mehrere Jobs, um sich über Was-
alles. Sie nahm an Vorbereitungsseminaren teil, die die
­                                                                  ser zu halten, Krankheit und Ferien werden nur teilweise
­Pädagogische Hochschule Zürich im Zusammenhang mit                bezahlt. «Und trotzdem scheinen die Leute ­      zufrieden zu
 Intensivweiterbildungen anbietet. Ein wichtiger Teil des          sein. Alle sagten, es gehe ihnen wunderbar.»
 Ganzen, findet die Klotener Handarbeitslehrerin. «Es war               Neben ihrer Arbeit blieb Daniela Schulheiss Zeit, um
 eine grossartige Gelegenheit, zusammen mit anderen über           auf eigene Faust Ausflüge zu unternehmen. Sie war stolz
 die eigene Lebenssituation nachzudenken: Wo stehe ich?            ­darauf, sich selber durchschlagen zu können in der fremden
 Wo will ich hin?»                                                  Umgebung. Gleichzeitig konnte sie «runterfahren» und sich
       Daniela Schultheiss, die früh geheiratet und Kinder          erholen. «Ich bin sehr dankbar für diese Auszeit. Für ein-
 ­gehabt hatte, wollte etwas nachholen, was sie als junge Frau      mal konnte ich jede Verantwortung ablegen.» Sie kehrte
  verpasst hatte: Weit weg gehen, befreit von den Verpflich-        «mit einer gewissen Gelassenheit» aus Kalifornien zurück
  tungen des Alltags. Die Destina­tion sollte englischsprachig      und freute sich auf die Schule.
  und schön warm sein, was sie dort tun würde, war zweit­               Als sehr toll empfand Daniela Schultheiss das IWB-
  rangig. Schliesslich landete sie in Wegman’s Nursery in           Seminar nach ihrer siebenwöchigen Auszeit. Die Teilneh-
  ­Redwood City, südlich von San Fran­cisco. Das Gartencenter       merinnen und Teilnehmer hätten einen bunten Strauss
   wird von Mark Wegman und Heidi Pellarin Wegman geführt.          von Erlebnissen mitgebracht. Viel Stoff, der in die Reflexion
   Sie sind die Kinder des Firmengründers, der 1950 aus der         über sich, eigene Wünsche und Rollen eingeflossen sei.
   Schweiz eingewandert war. Daniela Schultheiss wohnte bei         «Dieser Rahmen war mindestens so wichtig wie das Prak­
   Heidi in einem grosszügigen Haus mit Pool. Blumen g ­ iessen,    tikum selber», sagt Daniela Schultheiss heute. [ami]      !

                                                                                                Schulblatt des Kantons Zürich 1/2014  17
Fokus

Christoph Stückelberger, 50,                                             Neben dem Handwerk lernte Christoph Stückelberger
                                                                  auch eine andere Kultur kennen: jugendliches Unterneh-
Sekundarschullehrer, hat in                                       mertum, das geprägt ist vom Mut, ohne vorgegebene Spur
                                                                  und fixen Monatslohn vorwärtszugehen und sich zu be-
seiner Intensivweiterbildung                                      haupten. «Davon will ich mir eine Scheibe abschneiden.»
                                                                  Genossen hat der Lehrer die Arbeitsbedingungen. «Im Bie-
einen Werbefilm gestaltet.                                        nenhaus Schule erlebe ich keinen Tag ohne irgendeinen
                                                                  ­Ärger.» Bei Jantofilm dagegen erlebte er ein ­ruhiges, ent-
                                                                    spanntes Arbeitsklima und fröhlich pfeifende Kollegen. Das
Nützlichkeit war Christoph Stückelberger bei der Wahl sei-          hat ihm so gut gefallen, dass er als freier Mitarbeiter der
ner Intensivweiterbildung wichtig. «Ich wollte nicht irgend-        Firma weitermachen wird. Ein konkretes Projekt ist schon
wo am Meer Delfine beobachten», sagt der Winterthurer,              aufgegleist.
der im Sekundarschulhaus Rosenau Töss Zeichnen und                       Etwas Überwindung hat es Christoph Stückelberger
Englisch unterrichtet, «ich wollte mein zweites Standbein          schliesslich gekostet, nach den Herbstferien, die er an die
stärken.» Sein zweites Standbein, das sind Illustrationen,         Intensivweiterbildung drangeben musste, wieder in den
Cartoons und Karikaturen, die er seit vielen Jahren z­ eichnet.    ­Berufsalltag einzusteigen. «Ich habe sieben Wochen mei-
Papier, Filzstift, Photoshop und viel Kaffee standen denn           nem ­Hobby gefrönt und mich – trotz seriöser Arbeit – erholt.
auch während der siebenwöchigen Auszeit bei der Filmpro-            Ich hatte etwas Angst vor dem Druck des Schulalltags.» Der
duktionsfirma Jantofilm im Zentrum. Neu war jedoch, dass            freundliche Empfang durch Kolleginnen, Kollegen, Schü­
die Bilder laufen lernten. Im k  ­ leinen Winterthurer Jung­        lerinnen und Schülern machte die Rückkehr jedoch leicht.
unternehmen von Antonio Calí, einem ehemaligen Schüler              Jetzt ist er wieder «in der Mühle» – und doch nicht mehr der
Christoph Stückelbergers, lernte er neue Programme ken-             Gleiche. «Ich bin relaxter, gelassener», sagt er. Die ausser-
nen und machte erste kleine Filme. Vor allem aber wirkte            schulische Erfahrung habe seine Perspektiven verschoben.
er massgebend an einem echten Werbefilm mit. Geworben               «Die Welt ist weiter, offener, freier geworden.» Unter ande-
wird darin für eine Zeitschrift, die Themen aus dem Unter-          rem, weil er gemerkt habe, dass er Kompetenzen hat, die
nehmeralltag behandelt, zum Beispiel die Work-Life-Ba­              nicht nur im Klassenzimmer brauchbar sind. Und: Bei aller
lance. Christoph Stückelberger entwickelte Ideen, verfasste         Begeisterung für seinen temporären Arbeitsplatz in einer
das Drehbuch und zeichnete das Storyboard für den Film.             anderen Arbeitswelt hat ihn diese Zeit auch gelehrt, die fes-
«In einer grossen Werbeagentur wäre ich bloss ein Rädchen           ten Strukturen und die Stabilität der Schule vermehrt zu
gewesen, hier aber konnte ich fast alles machen.»                   schätzen. [ami]                                           !

18  Schulblatt des Kantons Zürich 1/2014
Fokus

Matthias Tschudin, 48,                                           fasste zusammen mit Kommilitoninnen und Kommilitonen
                                                                 einen Blog, in dem es um die zukünftige Entwicklung der
­Gymnasiallehrer, verbrachte                                     Gold Coast ging. Die Erwartung, die er in das Journalismus-
                                                                 Studium gesetzt hatte, erfüllte sich: «Ich konnte mich damit
 mit seiner Familie ein Jahr in                                  auseinandersetzen, wie Australien tickt.»
                                                                       Nach dem Vollzeitstudium im ersten Semester belegte
 Australien und studierte dort.                                  er im zweiten Halbjahr zwei Kurse. Im einen ging es da­
                                                                 rum, wie Situationen des Wandels bewältigt werden kön-
                                                                 nen. In seiner schriftlichen Arbeit wandte er das Gelernte
Dass Matthias Tschudin seinen obligatorischen Weiterbil-         auf das Neubauprojekt der Kantonsschule Büelrain an. «Ich
dungsurlaub im australischen Queensland verbringen wür-          hoffe, dass ich mithelfen kann, ein Bewusstsein zu schaffen
de, war nicht vorgezeichnet. Der Gymnasiallehrer hatte           für die Prozesse, die beim Bezug eines neuen Gebäudes ab-
­keinen besonderen Bezug zu Down Under. Weil er an der           laufen – und dass sie gestaltbar sind.» Während des ganzen
 Kantonsschule Büelrain in Winterthur im zweisprachigen          Jahres hatten weder Matthias Tschudin noch seine Frau und
 Maturitätslehrgang Wirtschaft unterrichtet, sollte es einfach   seine Kinder Heimweh. Alle wuchsen in ihr neues Leben
 ein englischsprachiges Gebiet sein. Für seine Frau musste       hinein. Das Touristenmekka Gold Coast liess keine Lange-
 es ein sonniger, warmer Ort sein. Schliesslich entschie-        weile aufkommen. Reibungslos lief im Sommer 2013 die
 den sie, «etwas Grösseres» zu machen; Matthias Tschudin         «Wiederansiedlung» in der Schweiz. «Es war, als wäre nichts
 hängte an die ordent­lichen zehn Wochen Weiterbildungs­         gewesen», sagt Matthias Tschudin. Nach zwei Tagen war
 urlaub anderthalb Semester unbezahlten Urlaub an und zog        ­alles «gäng wie gäng», von Kulturschock keine Spur. Das
 mit Frau und Kindern an die Gold Coast.                          galt auch für die Schule – jedenfalls fast: Plötzlich, wie aus
     «Es war buchstäblich ein Sprung ins kalte Wasser und         dem Nichts, begann ihm die Arbeit plötzlich grauenhaft zu
 zu Beginn war es manchmal schon fast eisig kalt», schreibt       stinken. Er empfand alles als harzig und hatte wenig Ener-
 Matthias Tschudin in seinem Bericht über den Beginn sei-         gie. Inzwischen ist er wieder guter Dinge und inter­pretiert
 nes Postgraduate-Studiums in Journalismus an der Griffith        die Krise als Nachwehen der Australienzeit. Eine andere
 University. Und der Unialltag war nur eine der Herausfor-        positive Nachwirkung: «Ich weiss jetzt, dass ich mit einer
 derungen. Auto kaufen, Wohnung mieten und Kindergar-             ungewohnten Situation zurechtkomme.» Das Vertrauen, et-
 ten organisieren ein paar weitere. Aber schon nach weni-         was Neues anfangen zu können, wenn man es denn wollte,
 gen Wochen hatte sich die Familie gut eingelebt. Matthias        sei wertvoll. «Es gibt Freiheit, nimmt Druck weg. Das ist für
 Tschudin besuchte Vorlesungen, schrieb Arbeiten und ver-         die Motivation, als Lehrer zu arbeiten, positiv.» [ami]    !

                                                                                               Schulblatt des Kantons Zürich 1/2014  19
Volksschule

Claudia Reinhardt will den Kindern der Schule Erlenbach Sicherheit vermitteln für die Prüfung.

Lernen für die Gymiprüfung Die Bildungsdirektion
empfiehlt den Schul­gemeinden, eigene Angebote
zur Prüfungsvorbereitung auszugestalten. Zwei
Schulen, die das auf unterschiedliche Weise tun.
Text: Charlotte Spindler Foto: Sophie Stieger

Mittwochnachmittag. Auf dem Sport­                   nicht vorgeschrieben, werden von ei­        Dü­bendorf ein einheitliches Vorgehen
platz vor dem Schulhaus Stägenbuck                   nigen Schu­len aber seit Jahren ange­       aller Schuleinheiten in Bezug auf die
in Dübendorf rennen Buben einem                      boten. Die Bildungsdirektion empfiehlt      Prüfungsvorbereitung ans Langgym­
Ball hinterher. Im Primarschulhaus ist               den Schul­gemeinden, solche Kurse an­       nasium beschlossen: Zusätzlich zum
es hingegen still; nur in einem Zimmer               zubieten. Denn: Nicht alle Eltern kön­      regulären Unterricht in der Klasse
ist an d­iesem winterlich grauen Tag                 nen sich Prüfungsvorbereitungskurse         wird ein kostenloser Kurs ange­boten,
das Deckenlicht eingeschaltet. Sieben                von privaten Anbietern leisten. Wie         der allen Kindern offensteht. Unter­
Mädchen und drei Jungs sitzen an den                 die Schulgemeinden die Empfehlung           richtet werden alternierend zwei Lek­
Tischen, Hefte und Übungsmaterial                    umsetzen, ist ihnen freigestellt (siehe     tionen Mathematik und Deutsch, ver­
vor sich. Die Sechstklässlerinnen und                Kasten).                                    mittelt werden auch prüfungsrelevante
Sechstklässler aus zwei Klassen der                       An den Primarschulen der Stadt         Lerntechniken. Der Kurs beginnt je­
Primarschule Stägenbuck bereiten sich                Dü­bendorf findet der Vorbereitungs­        weils nach den Herbstferien und dau­
auf die Aufnahmeprüfung für das Lang­                kurs in der unterrichtsfreien Zeit statt;   ert bis zum Prüfungstermin im Früh­
gymnasium vor, die sie im März be­                   im Schulhaus Stägenbuck jeweils am          ling. Voraussetzung für die Teilnahme
stehen wollen. Kostenlose Gymivorbe­                 Mitt­woch von 13.30 bis 15.15 Uhr. Im       ist, dass die Schülerinnen und Schüler
reitungskurse sind im Kanton Zürich                  Juni 2012 hatte die Primarschulpfle­ge      die zusätzlich gestellten Hausaufgaben

20  Schulblatt des Kantons Zürich 1/2014
Volksschule

daheim lösen und sie in den Unterricht     digten – Lehrperson erteilt; er beginnt      schen sollten. «Nach den Herbstferien
mitbringen – und natürlich müssen sie      nach den Sommerferien und dauert             lösen wir Prüfungsaufgaben aus frü­
die regulären Hausaufgaben zuverläs­       bis zur Prüfung im März. «Wir nehmen         heren Jahren und üben verschiedene
sig erledigen.                             nur Schülerinnen und Schüler auf, die        Aufsatzformen. Wichtig ist mir, den
                                           im zweiten Zeugnis der fünften Klasse        Kindern Sicherheit zu vermitteln und
Besonderes Gewicht in der Freizeit         einen Notendurchschnitt von mindes­          ihnen zu zeigen, wie sie in der Prü­
«Unser Modell bewährt sich», sagt          tens einer Fünf in den prüfungsrele­         fungssituation mit komplexen Aufga­
Schulleiterin Jasmin Thalmann. «Wir        vanten Fächern haben», sagt Thomas           ben umgehen können.» So lohne es
finden es richtig, die Prüfungsvorbe­      Isler, Schulleiter Kindergarten/Primar­      sich, sagt sie ihren Schülerinnen und
reitungskurse auf den freien Mitt­         schule. Er begrün­det: «Die Anforderun­      Schülern, die über ihrem Rechenblatt
wochnachmittag zu legen, denn für die      gen sind nicht zu unterschätzen; die         brüten, Dezimalzahlen einiger Brüche
Kinder und ihre Eltern erhält der Kurs     Kinder müssen nicht nur die Haus­            und Quadratzahlen auswendig zu ler­
damit ein besonders Gewicht. Sie ent­      aufgaben und die Zusatzaufgaben              nen: «An der Prüfung könnt ihr so
scheiden sich bewusst für dieses Zu­       des Prüfungsvorberei­   tungskurses lö­      wertvolle Zeit ­  gewinnen.» Der Prü­
satzangebot und geben damit ein Stück      sen, sondern den Stoff der wöchentlich       fungstermin rückt näher. «Etwa acht
Freizeit auf.»                             zwei verpassten Unterrichtsstunden           Stunden pro Woche arbeite ich für die
     Der Prüfungsvorbereitungskurs an      selbstständig nach­arbeiten.»                Schule», sagt ein Junge. Sein Bank­
der Schule Stägenbuck wird von Leh­                                                     nachbar ergänzt: «Zusätzlich zu den
rerinnen und Lehrern aus dem Schul­        Komplexe Aufgaben lösen lernen               Übungsblättern löse ich noch andere
haus erteilt. Sie werden nach dem Vi­      Im jetzt laufenden Schuljahr besuchen        Prüfungsaufgaben; die Aufgaben ma­
kariatsansatz entschädigt. An diesem       18 Kinder – je hälftig Mädchen und           che ich allein, nur beim Repetieren
Mittwochnachmittag diskutiert Jean-        Buben – aus zwei sechsten Klassen den        frage ich manchmal meine Eltern.»
Claude Richardet mit seinen Schüle­        Prüfungsvorbereitungskurs. Das sind               «Wir haben eine sehr hohe Erfolgs­
rinnen und Schülern direkte und in­        deutlich mehr als in früheren Jahren.        quote», konstatiert Schulleiter Thomas
direkte Proportionalität. Er gibt Tipps,   Claudia Reinhardt erteilt diese Kurse        Isler. «Im vergangenen Schuljahr ha­
wie die Lösung einer kniffligen Ma­        seit deren Beginn. Nach den Herbst­          ben alle Schüler, die bei uns den Kurs
theaufgabe schrittweise dargestellt wer­   ferien hat sie an einem Elternabend          besucht haben, die Aufnahmeprüfung
den kann. «An der Prüfung wird auch        über das bisher Geleistete informiert        bestanden.» Wie viele von ihnen zu­
der Weg zum Resultat bewertet», sagt       und den Eltern erklärt, wie sie ihr Kind     sätzlich private Nachhilfeangebote in
er. Vor dem Ende der Stunde erläutert      in den kommenden Wochen unterstüt­           Anspruch nehmen, kann der Schul­
der Lehrer die Hausaufgaben für den        zen können. In den ersten Wochen hat         leiter nicht beziffern; sinnvoll findet er
Mathematik-Block in zwei Wochen –          Claudia Reinhardt mit ihren Schüle­          es entschieden nicht, denn die Kinder
und natürlich, wer Zusatzaufgaben lö­      rinnen und Schülern den Stoff repe­          stünden in dieser Zeit ohnehin unter
sen möchte, erhält solche. «Die Kinder,    tiert, den sie an der Prüfung beherr­        hohem Leistungsdruck.                  !
die den Kurs besuchen, gehören leis­
tungsmässig zu den Besten in ihren
Klassen. Sie erfahren hier eine För­
derung, die sie in den stark heteroge­
nen Klassen mit vielen fremdsprachi­             Empfehlungen lassen Gestaltungsraum offen
gen Kindern – das Stägenbuck ist eine            Das Volksschulgesetz des Kantons Zürich sieht eine individuelle Förderung
Quimsschule – in diesem Masse nicht              für Kinder und Jugendliche vor, die ein Gymnasium besuchen möchten.
haben», sagt Jean-Claude Richardet.              Sie werden im regulären Unterricht mit den Anforderungen der Aufnahme­
«Und selbst wenn sie den Übertritt ins           prüfungen vertraut gemacht; zusätzlich bieten manche Schulen schon seit
Gymnasium nicht schaffen: Das Ge­                ­einigen Jahren Prüfungsvorbereitungskurse für Schülerinnen und Schüler
lernte können sie auch in der Sek A               in der sechsten Primar- und der zweiten Sekundarklasse an.
bestens brauchen.»                                Gemäss den Empfehlungen der Bildungsdirektion vom Februar 2012 sollten
                                                  die Kurse zwei Wochenlektionen während des ersten Semesters umfassen;
In den regulären Stundenplan integriert           die Bedarfsabklärung, die Finanzierung, die Entschädigung der Lehrpersonen
Die Schule Erlenbach am rechten Zü­               und die Organisation bleiben Sache der Schulgemeinden. Elternbeiträge
richseeufer hat eine andere Lösung                ­können erhoben werden, aber der Kanton empfiehlt, darauf zu verzichten.
gewählt. Seit 2008 werden die freiwil­             In den Kursen sollen sich die Kinder und Jugendlichen das Prüfungswissen
ligen, kostenlosen Vorbereitungskurse              in Deutsch, Mathematik, für die Sekundarschule auch Französisch aneignen
für die Aufnahmeprüfung ans Lang­                  können, mit Lerntechniken vertraut machen sowie Wissensdefizite abbauen.
gymnasium in den Stundenplan integ­                An wie vielen Schulen heute solche freiwilligen Kurse angeboten werden, ist
riert – für die Stundenplangestalter               dem Volksschulamt nicht bekannt.
eine echte Herausforderung. Der Kurs
                                                 ∑ Empfehlungen: www.vsa.zh.ch > Schulstufen und Schulen > Primarstufe
von jeweils zwei Wochenstunden an                ∑ Weitere Informationen zum Übertritt in der Broschüre «Beurteilung und Schullauf­
einem Vormittag wird von einer exter­            bahnentscheide»: www.vsa.zh.ch > Schulbetrieb & Unterricht > Zeugnisse & Absenzen
nen – nach Lohnreglement entschä­                ∑ Sammlung alter Prüfungsaufgaben: www.zentraleaufnahmepruefung.ch

                                                                                                 Schulblatt des Kantons Zürich 1/2014  21
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