Mitteilungen DMG 2 l 2022 - DMG
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DMG Deutsche Meteorologische Gesellschaft Mitteilungen DMG 2 l 2022 Siegerwolke Die beiden Windmühlen im kleinen Ort Santa Maria des Campo Rus in der spanischen Provinz Cuenca bilden den Vordergrund für einen prächtigen Cumulonimbus. Mit dieser Kombination gelang dem Fotografen das Siegerfoto des Wettbewerbs Europhotometeo (EPM) 2022, welcher von der Europäischen Meteorologischen Gesellschaft (EMS) zusam- men mit der Spanischen Meteorologischen Gesellschaft (AME) durchgeführt wurde. (Meteorologischer Kalender 2023, Titelbild,© José Antonio Quirantes Calvo)
Kontrastreich Dieter Etling Was hier auf den ersten Blick so aussieht wie eine exotische Inselformation in tropischen Gewässern liegt in Wahrheit ganz nahe. Es handelt sich um den Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer, aufgenommen von einem ESA Satelliten der Sentinel-2 Serie am 17. April 2022. Durch spezielle Bildbearbeitung wurden die Landflächen rötlich hervorgehoben, sodass die Inseln Neuwerk (rechts) und Scharhörn sowie Nigehörn (beide in der Bildmitte) sich deutlich aus dem umgebenden Wattenmeer herausheben. Sandbänke wurden durch hellere Farbtöne gegenüber den anderen Wattflächen (bräunliche Färbung) hervorgehoben. Dadurch entstand ein sehr kontrastreiches Bild, was Satellitenbilder des gleichen Bereichs im normalen sichtbaren Spektrum dagegen „blass“ aussehen lassen. Abb.: Aufnahme des Nationalparks Hamburgisches Wattenmeer durch einen ESA Satelliten der Sentinel-2 Serie vom 17. April 2022 (© European Union, Copernicus, Sentinal-2 images, processed by © DEFIS_EU).
Inhalt Editorial Liebe Leserinnen und Leser, focus 2 im März fand die im 3-Jahresrhythmus veranstaltete ge- meinsame Tagung der DMG mit den Schwestergesellschaf- klimakommunikation 18 ten aus Österreich (OGM) und der Schweiz (SGM) in Leipzig statt. Gegenüber der Letzten dieser Veranstaltungen 2019 wir 21 in Garmisch-Partenkirchen gab es einige Neuerungen: 2019 wurde diese noch mit „DACH-Meteorologentagung“ ange- medial 54 kündigt, 2022 lockte die „D-A-CH MeteorologieTagung“. Die Bindestriche in D-A-CH sollen deutlicher herausstellen, dass die Tagung von den Meteorologischen Gesellschaften news 52 aus Deutschland (D), Österreich (A) und der Schweiz (CH) gemeinsam veranstaltet wird. Die Benennung in Meteo- über den tellerrand 59 rologie (statt Meteorologen) ist einerseits genderneutral, andererseits unterstreicht sie, dass nicht nur Meteorologen sich mit Wetter und Klima befassen, sondern auch Wissen- tagungen 63 schaftler aus anderen Disziplinen. Aber das ist mehr oder weniger „Formalkram“. Wichtiger anerkennungsverfahren 65 war dieses Jahr die Art der Durchführung der Tagung, be- dingt durch die Einschränkungen wegen der Covid-Pan- korporative Mitglieder 67 demie. Praktisch bis kurz vor der Veranstaltung im März war nicht klar, ob die Tagung rein virtuell über das Inter- net stattfinden musste, wie wir es ja bereits bei den Kollo- assoziierte Mitglieder 68 quien unserer Sektionen schon seit einiger Zeit praktizie- ren. Schließlich wurde doch die Option einer „hybriden“ impressum 68 Veranstaltung gewählt, d. h. die Tagung wurde sowohl Rubrik Rubrik mit persönlicher Teilnahme in Leipzig als auch über das Internet ermöglicht. Dies war allerdings mit einem erheb- lichen Mehraufwand verbunden und so darf ich an dieser Stelle einmal den Kolleginnen und Kollegen der Sektion Mitteldeutschland als lokalem Veranstalter der D-A-CH MT 2022, sowie allen an der Organisation beteiligten Personen recht herzlich für Ihre Engagement danken. Diese Art der Tagungsdurchführung ist sicher auch für Veranstaltungen unserer Sektionen von Interesse, besteht doch dabei die Möglichkeit, dass nicht nur die Sektionsmitglieder vor Ort am Kolloquium oder einer Fortbildungsveranstaltung teil- nehmen können, sondern auch praktisch alle DMG Mitglie- der oder Interessenten außerhalb unserer Gesellschaft. Und sollten Sie die D-A-CH MeteorologieTagung in Leip- zig vor Ort oder virtuell verpasst haben bieten wir Ihnen in diesem Heft die Möglichkeit einmal nachzulesen, was sich in Leipzig alles zugetragen hat. In der Rubrik „focus“ berich- ten wir ausführlich über die Veranstaltung. Alle drei Jahre findet auch die Wahl des Vorstandes un- serer Gesellschaft statt. In diesem Sommer haben Sie die Gelegenheit, den Vorstand für die Amtsperiode 2023-2025 zu bestimmen. Zur Information, wen Sie dabei wählen können, stellen sich in der Rubrik „wir“ die Kandidaten für den 1. Vorsitz mit ihrem Vorstandsteam vor. Auch hier gibt es eine Neuerung: die Wahl findet erstmals „hybrid“ statt, d. h. entweder per Stimmabgabe über das Internet oder in der bisherigen Form der Briefwahl. Bei der letzten Wahl im Jahr 2019 lag die Wahlbeteiligung bei etwa 38 %. Diese lässt sich dieses Jahr sicher steigern, machen Sie doch ein- fach bequem von Ihrem Wahlrecht am heimischen Compu- ter Gebrauch, der Kauf einer Briefmarke und der Gang zum Briefkasten erübrigt sich dann. Mit freundlichen Grüßen Dieter Etling
D-A-CH-MeteorologieTagung 21.-25.03 2022 in Leipzig Johannes Quaas, Armin Raabe und Thomas Junghänel schwingliche Teilnahme am Conference Dinner, aber auch den‚ Ice-Breaker‘ am Abend des Eröffnungstages ermöglich- Neuerungen bei der achten D-A-CH ten, waren alle Teilnehmenden dankbar (Abb. 10). Mehrere Neuerungen gab es bei der achten D-A-CH-Mete- Die D-A-CH-MT stand natürlich auch unter dem Eindruck orologieTagung, der gemeinsamen Tagung von Deutscher des Angriffskriegs der russischen Regierung auf die Ukra- Meteorologischer Gesellschaft (DMG), Österreichischer Ge- ine. Vielfach wurde auf die große Bereitschaft zu Hilfe und sellschaft für Meteorologie (ÖGM) und der Schweizerischen Solidarität hingewiesen und ganz konkret auf die Interna- Gesellschaft für Meteorologie (SGM). Zunächst änderte tionalität der Atmosphäre des Planeten – physikalisch und sich der Name geringfügig. So wurde aus „Meteorologen als Wissenschaft. Tagung“ die „MeteorologieTagung“, um das Thema der Ta- gung und nicht die Personen in den Vordergrund zu stellen. Gelungene Eröffnung und prominente Keynote-Vorträge Zum zweiten wurde die Tagungssprache internationaler: Für die Eröffnungsveranstaltung gelang es den Veranstal- wesentlich mehr als auf den vergangenen Tagungen wur- tern mit Sebastian Gemkow (Wissenschaftsminister in de Englisch gesprochen. Dies trägt der Tatsache Rechnung, Sachsen) und Heiko Rosenthal (Bürgermeister für Umwelt dass gerade im Forschungsbereich mehr und mehr junge in Leipzig) prominente Vertreter der Landes- und Lokal- Leute aus dem Ausland in den deutschsprachigen Raum politik zu gewinnen, die mit Leipzig verbunden sind und kommen. Das Argument, dass die Sprache Deutsch als eine die in Grußworten ihre Sicht auf die MeteorologieTagung raison d’être der Tagung gesehen wurde, sticht aus Sicht darboten. In einem sich anschließenden Eröffnungsvortrag des Organisationskomitees nicht: auch auf Englisch bleibt von Gerhard Adrian, aktuell Präsident der Weltorganisati- es für sehr viele von großem Interesse, sich mit den Fach- on für Meteorologie (WMO) sowie des Deutschen Wetter- leuten aus Wissenschaft und Praxis, die in der Region veran- dienstes (DWD), wurde dies weiter verdeutlicht. Gerhard kert sind, auszutauschen. Und drittens war die Tagung erst- Adrian beleuchtete die Rolle der WMO auch unter den mals hybrid, also mit der Option, online vorzutragen bzw. Bedingungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukra- teilzunehmen. Die Coronapandemie hat das erfordert, und ine und erklärte die Prozesse der Weiterentwicklung etwa durch die wechselnden Vorgaben und Unklarheiten stellte des internationalen freien Datenaustauschs. Am zweiten das die Durchführung vor Hürden (Abb. 1). Letztlich war es Tag der D-A-CH-MT informierte Daniela Jacob am Morgen aber auch eine große Chance, die Reichweite der Tagung in ihrem Keynote-Vortrag über die Herausforderungen an und damit auch des Wissenstransfers zu erhöhen. Daheim- die Meteorologie in Zeiten des Klimawandels. Am Abend focus gebliebene konnten spielerisch über die Plattform gather. fand der öffentliche Vortrag statt, unter reger Beteiligung town in eine virtuelle Universität Leipzig eintauchen, sich der Tagungsteilnehmenden vor Ort in der “guten Stube” der mit anderen Online-Teilnehmenden austauschen, die Vor- Universität, dem 2017 eingeweihten Paulinum, oder online, träge in drei Live-Streams verfolgen, oder gemeinsam über aber auch der interessierten Leipziger Bürgerinnen und virtuell verfügbare Posterbeiträge diskutieren. Für viele war Bürger. Vortragende war Friederike Otto vom Imperial Col- es ein echtes Erlebnis (Abb. 2). lege London (Abb. 4, 5), Mitbegründerin des Felds der Attri- butionsforschung für Wetter- und Klimaereignisse und der- Rege Teilnahme trotz Corona zeit vom “Time”-Magazin als eine der 100 einflussreichsten Trotz aller Schwierigkeiten hatte die Tagung 431 Teilneh- Persönlichkeiten weltweit gefeiert. Sie nahm den Welttag mende, davon ein gutes Viertel (120) rein online. Es war vie- des Wassers (22. März) zum Anlass und stellte insbesondere len ein Bedürfnis und wirklich auch eine Freude, sich nach Dürren in den Fokus des Interesses, und dabei die Frage, zwei Pandemie-Jahren endlich wieder vor Ort zu treffen, wann der Klimawandel und wann andere, auch menschen- trotz immer noch hoher Infektionszahlen. Das stabile um- gemachte Bedingungen wie Armut zu schwerwiegenden fangreiche Hochdruckgebiet Peter (wenig Arbeit für Tho- Auswirkungen führen. Dem Vortrag folgte eine engagierte mas Hain vom DWD Leipzig, der unter trotzdem großem und viele Aspekte vertiefende Diskussion. Interesse täglich das aktuelle Wetter präsentierte!) erlaubte Anlässlich des Welttags der Meteorologie (23. März) in es, sich zum Kaffee (das Pausen-Catering übernahm zur Zu- der Mitte der Konferenz wurde der Keynote-Vortrag von friedenheit aller die Moritzbastei) auch im schönen Innen- Christoph Schär von der ETH Zürich zur kilometerauflö- hof der Uni Leipzig, dem Leibnizforum, zu Diskussion und senden Klimasimulation auch von Kolleginnen und Kol- Austausch von Neuigkeiten ohne Maske und Infektionsge- legen der Europäischen Meteorologischen Gesellschaft fahr zu treffen. Auch die Teilnahme junger Eltern wurde ge- (EMS) europaweit via Youtube-Stream verfolgt. Gerade vor fördert. Veronika Ettrichrätz von der BTU Cottbus-Senften- dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine, der die interna- berg war eine der jungen Mütter und lobte die sehr gute tionale Zusammenarbeit in der Meteorologie auf eine harte Kinderbetreuung, die vom Organisationskomitee bereitge- Probe stellt, fand zudem der Keynote-Vortrag beim Confe- stellt wurde und die ihr die Teilnahme deutlich erleichterte. rence Dinner in der Moritzbastei von Michael Börngen und Sehr erfreulich war auch die Teilnahme der Fachleute aus Thomas Foken großen Anklang. Die beiden Vortragenden den Unternehmen, unter anderem mit einer attraktiven referierten zum 150-jährigen Jubiläum der Meteorologie- kleinen Messe mit Ausstellungsständen etwa von neuester tagung in Leipzig, die die Gründung der Internationalen Messtechnik (Abb. 3). Für großzügiges Sponsoring durch Meteorologischen Organisation (IMO; 1873–1951) ein Jahr die Unternehmen und Institute, die insbesondere eine er- später in Wien vorbereitete und die Vereinheitlichung der 2 Mitteilungen DMG 2/2022
Abb. 2: Ein Bildschirmfoto der Plattform “gather.town”. Mit einem Atavar konnten sich die Online-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer durch die virtu- ellen Tagungsräume frei bewegen und mit den anderen Teilnehmerinnen und Abb. 1: Anmeldung unter Corona-Bedingungen: Masken und Kontrolle des Teilnehmer und insbesondere Poster-Vortragenden interagieren. Auch Fragen Impfnachweises durch Marion Schnee (DMG-Sekretariat, links) und Falk via Chat waren in den Sitzungen möglich. Gestaltet wurde der Online-Bereich Böttcher (DWD Leipzig, 2. v. l.). von Thomas Junghänel. focus Abb. 3: Blick von der Galerie auf die Ausstellungsstände im Foyer des Auguste- Abb. 4: Öffentlicher Abendvortrag durch Friederike Otto zum Thema “Wü- ums der Universität Leipzig. tendes Wetter - Wo der Mensch für Dürre und andere Extremereignisse ver- antwortlich ist”. Abb. 5: Blick ins Publikum beim öffentlichen Abendvortrag im Paulinum der Abb. 6: Medieninteresse mit zahlreichen Interviews. Im Bild gibt Almut Alexa, Universität Leipzig. Neben den ca. 150 Teilnehmenden vor Ort schauten noch Studentin an der Uni Innsbruck und Vertreterin der jungen DMG, ein Interview. einmal so viele per YouTube-Livestream zu. Bildnachweis Abbildungen: © DMG, Fotograf: Stephan Flad 3
Abb. 7: Pressekonferenz im Paulinum der Universität Leipzig, von links nach Abb. 8: Unsere Helfenden - analog oder hybrid – ein Studium der Meteorologie rechts: Frank Böttcher (Medienbeauftragter DMG), Friederike Otto (Imperial macht auch dafür fit (© A. Raabe). College London), Clemens Simmer (Vorsitzender DMG) und Christina Schnadt (Co-Vorsitzende SGM). © DMG, Fotograf: Stephan Flad. internationalen Messmethoden zum Ziel hatte. Die Organi- Engagiert analog und hybrid satoren der damaligen Konferenz kamen aus Deutschland, Die Vorbereitung einer hybriden Tagung fanden vor allem Österreich und eben Russland. im Hintergrund statt. Das Tagungsbüro vor Ort war in be- Douglas Maraun von der Universität Graz berichtete im sten Händen von Marion Schnee und Falk Böttcher (Abb. Keynote-Vortrag am Abschlusstag der Tagung aus dem ge- 1). Die Vorbereitung der Online-Plattform (Abb. 2) und aller rade veröffentlichten Bericht des Intergovernmental Panel technischen Details vor Ort wurde vor allem von Matthias on Climate Change (IPCC), der eine der wesentlichen Neue- Tesche, Johannes Röttenbacher und Thomas Junghänel rungen gegenüber bisherigen Berichten darstellte, nämlich durchgeführt. Aber auch den Helfern in der Regie gebührt den Fokus auf den regionalen Klimawandel und seine Rele- großer Dank: Markus Schorr (Zentrum für Medienprodukti- vanz für Klimaauswirkungen zu setzen. on der Uni Leipzig) und Jens Kösters (Technische Informa- tionsbibliothek Hannover). Die Tagung dann noch parallel Großes Echo in Presse und Medien vor Ort und im Internet zu präsentieren, eine ganze Reihe Die Pressearbeit, die von unserem DMG-Medienbeauftrag- der Vortragenden per Internet zuzuschalten, die Anfragen ten Frank Böttcher koordiniert wurde, führte zu vielfältiger im Chat und die Technik in den Hörsälen zu betreuen, das focus Berichterstattung in Funk, Fernsehen, Printmedien und wäre ohne die tatkräftige Hilfe von Studierenden des Insti- insbesondere auch social media wie Twitter. Zahlreiche In- tuts für Meteorologie der Universität Leipzig nicht zu ma- terviews wurden geführt, auch mit Vertreterinnen der jun- chen gewesen (Abb. 8). Dafür einen herzlichen Dank! gen DMG (Abb. 6). In der Pressekonferenz (Abb. 7) gingen Gerhard Adrian (WMO/online zugeschaltet) und DMG-Vor- Über die Meteorologie hinaus sitzender Clemens Simmer auf die Bedeutung der internati- Am Abend des Exkursionstages fand auch das traditio- onalen Zusammenarbeit der Meteorologie ein, auch jetzt in nelle Conference Dinner in der Moritzbastei statt. Es bot Zeiten eines Krieges hier in Europa. Gerhard Wotawa (Vor- viel Raum für angeregte Diskussionen, aber auch den Aus- sitzender ÖGM, online zugeschaltet) und Christina Schnadt tausch von Anekdoten. Sehr großen Anklang fand die Mu- (Co-Vorsitzende SGM) fassten neueste Ergebnisse zu regi- sik des „Blaswerk Leipzig Studentenblasorchester e.V.“, das onalen Klimaänderungen zusammen und Friederike Otto unter der Leitung von Mathias Hochmuth die Zuhörenden (Imperial College London) gab erste Einblicke in das Thema in Begeisterung versetzte (Abb. 9). Vielleicht das Konfe- ihres öffentlichen Abendvortrags. Die AG Social Media der renzereignis, durch das sich eine größere Zahl der Teilneh- DMG bespielte zudem die eigenen Kanäle auf Instagram menden an die D-A-CH-MT in Leipzig 2022 in einigen Jah- und Facebook und berichtete live von der Konferenz. ren erinnern werden. Exkursionen zu meteorologischen Institutionen in der Region Sehr gutes Feedback gab es auch zu den Exkursionen, die in alle Richtungen beispielsweise zum TROPOS in Leipzig, zum Observatorium Collm, zum Ökomessfeld Tharandt, zum rekultivierten Gebiet des ehemaligen Uranbergbaus in Ronneburg oder zum Umweltbundesamt nach Dessau führten. Nicht zuletzt das Wetter, aber eben auch die sach- kundigen Führungen machten die Exkursionen zu einer praktischen Kennenlernerfahrung der vielfältigen meteo- rologischen Forschung und Praxis in Mitteldeutschland. Abb. 9: Musik von “Blaswerk” in der Moritzbastei beim Konferenzdinner (© DMG, Fotograf: Stephan Flad). 4 Mitteilungen DMG 2/2022
Abb. 10: Sponsoren und Unterstützer der D-A-CH-MT 2022 in Leipzig. Preisverleihungen auf der D-A-CH MT 2022 Dieter Etling Auf der D-A-CH MeteorologieTagung 2022 in Leipzig wurden, wie auch schon bei früheren DACH-Tagungen üblich, wissen- schaftliche Preise durch die DMG verliehen. Über die Bedeutung der einzelnen Preise und über die bisherigen Preisträger findet man ausführliche Informationen auf den DMG-Webseiten www.dmg-ev.de/aktivitaeten/auszeichnungen/. focus Nachfolgend stellen wir die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger vor. Wir danken allen Laudatorinnen und Lauda- toren für die Zurverfügungstellung ihrer Würdigungen. Alfred-Wegener-Medaille Ausgezeichnet mit der Alfred-Wegener-Medaille wurde Laudatio auf Prof. Christoph Kottmeier Prof. Dr. Christoph Kottmeier, IMK-KIT Karlsruhe, „für die Schaffung des KITcube, welcher "out-of-the-box" einen Thomas Leisner Ausschnitt der Atmosphäre auf das Genaueste vermessen kann. Damit hat er sowohl in herausragender Weise zur Meine sehr verehrten Damen und Herren, Verbesserung des atmosphärischen Prozessverständnisses es ist mir eine große Freude und Ehre, heute einige Worte beigetragen als auch neue Weichen für die Modellevalua- anlässlich der Verleihung der Alfred Wegener Medaille an tion gestellt.“ Die Laudatio hielt Prof. Thomas Leisner vom Prof. Christoph Kottmeier zu sagen. First things first: Chri- KIT Karlsruhe. stoph Kottmeier hat sich große und nachhaltige Verdienste für die Meteorologie in Deutschland im Allgemeinen und in Karlsruhe im Besonderen erworben. Bevor ich das an- hand einiger Beispiele belege, zunächst ein ganz kurzer Abriss seines Lebenslaufes: Christoph Kottmeier wurde 1952 in Bünde/Westfalen als Sohn der Kaufleute Johanna und Heinrich Kottmeier ge- boren. Als ich das las, gab es bei mir zwei Resonanzen: Zu- nächst ist es gerade für die damalige Zeit doch ungewöhn- lich, dass beide Eltern, die Mutter sogar zuerst als Kaufleute adressiert werden. Da scheint eine besondere Bedeutung von Frau Johanna Kottmeier durch. Zum zweiten gab´s doch da etwas zu Kaufleuten: Laut Wikipedia: „Der ehrbare Kaufmann steht für ein ausgeprägtes Verantwortungsbe- Abb.: Preisträger Prof. Christoph Kottmeier (Mitte) mit dem Laudator Prof. Thomas Leisner (rechts) und dem DMG-Vorsitzenden Prof. Clemens Simmer wusstsein für das eigene Unternehmen, für die Gesellschaft (© DMG, Fotograf: Stephan Flad). und für die Umwelt. Ein ehrbarer Kaufmann stützt sein Ver- halten auf Tugenden wie Redlichkeit, Zuverlässigkeit, und 5
Weitblick. Er hat den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg sammenarbeit zwischen der Karlsruher Großforschung und zum Ziel, ohne den Interessen der Gesellschaft entgegen- der Universität. Der Erfolg begründete sich auf der Zusam- zustehen“. Jeder der Christoph Kottmeier kennt wird bestä- menarbeit beider Teile auf Augenhöhe. Die fundierte und tigen können, dass er offenbar entscheidend von seinem integrierte Ausbildung der Studierenden in allen Aspekten Elternhaus geprägt wurde. der Meteorologischen Theorie und Praxis war ihm ein Her- Seine wissenschaftliche Ausbildung und seine wissen- zensanliegen. Das von ihm persönlich – als passioniertem schaftlichen Lehrjahre absolvierte er in Hannover, bevor er Segelflieger – geleitete Praktikum zur Flugzeug- Meteoro- in Bremen am AWI Bekanntschaft mit der deutschen Groß- logie bleibt allen Teilnehmenden als Highlight haften. forschung machte. 1997 wurde er nach Karlsruhe berufen, Bei aller Wissenschaftlichkeit war sich Christoph immer wo er ab 2003 bis 2020 dem Institut für Meteorologie und der gesellschaftlichen Bedeutung seiner Arbeit bewusst. Klimaforschung – Troposphärenforschung vorstand. Für Forschungsnah steht hierfür die bereits angesprochene mich stehen zwei Begriffe für das wissenschaftliche Wirken kontinuierliche und enge Kooperation mit dem Deutschen von Christoph Kottmeier: Weitsicht und Ausdauer. Lassen Wetterdienst. Gerhard Adrian und Sarah Jones waren bzw. Sie mich diese Charaktereigenschaften anhand einiger Bei- sind ja beide auch Professoren in der Karlsruher Meteoro- spiele seines Wirkens konkretisieren. Von Anfang an war es logie. Darüber hinaus gründete Christoph Kottmeier schon das Bestreben von Christoph Kottmeier, in Karlsruhe einen im Jahr 2002 CEDIM, das Karlsruher Center für Disaster Ma- in den physikalischen Wissenschaften verankerten Ansatz nagement and Risk Reduction Technology, das aufgrund der Meteorologie zu pflegen. Dies stand in der Tradition seiner „Echtzeit- Analysen“ heute eine feste Größe mit gro- Karlsruhes, wo sich schon Heinrich Hertz und andere Grö- ßer Reichweite in Politik und Verwaltung ist. Später wurden ßen wie Eisenlohr auch mit der Meteorologie beschäftigt diese Aktiviäten noch durch das Süddeutsche Klimabüro hatten. für Stakeholder in Wirtschaft und Verwaltung erweitert. Dabei sollten für ihn immer die Modellbildung, die nu- Überhaupt hat die Karlsruher Meteorologie unter der merische Modellierung und die Beobachtung, sei es durch Ägide von Christoph Kottmeier eine gewaltige Blüte erfah- Fernerkundung oder in situ, synergistisch verbunden sein. ren. Besetzte er im Jahr 1997 die damals neu geschaffene 3. Beispielhaft hierfür steht die über Jahrzehnte vorangetrie- Professur in der Karlsruher Meteorologie, so zählt allein das bene Entwicklung des numerischen Modellsystems ART Kerninstitut IMK-TRO heute 6 Professoren. Darüber hinaus (aerosols and reactive trace gases), zunächst als COSMO- kamen aus dem Großforschungsbereich des KIT und dem ART und jetzt als ICON-ART, welches inzwischen ein wich- IFU in Garmisch weitere Teilinstitute hinzu, so dass Karls- tiger Bestandteil der operativen Wettervorhersage des ruhe heute auch weltweit als einer der großen Player der Deutschen Wetterdienstes ist. Atmosphärenforschung sichtbar ist. Mit ähnlicher Zielstrebigkeit und Ausdauer baute Chri- Lassen Sie mich zum Abschluss zum Wesen und Charak- stoph Kottmeier das integrierte atmosphärische Beobach- ter von Christoph Kottmeier zurückkommen. Sein langer focus tungssystem KIT-cube auf, welches es erlaubt, einen ca. anhaltender und weiterwirkender Erfolg wäre nicht mög- 10 x 10 x 10 km großen Ausschnitt der Atmosphäre mit al- lich gewesen, wenn er es nicht als Teamplayer verstanden len nach dem Stand der Wissenschaft zugänglichen Metho- hätte, viele und oft sehr unterschiedliche und auch starke den möglichst vollständig hinsichtlich des dynamischen, Charaktere auf ein gemeinsames Ziel hin einzuschwören. mikrophysikalischen und chemischen Zustandes zu cha- Dies hat er einerseits durch Überzeugungskraft, aber auch rakterisieren. Der KIT cube ist mobil und hat an sehr vielen durch Zurückhaltung und Bescheidenheit bei der Verfol- Orten auf der Welt Kampagnen mit lokalen und internatio- gung der eigenen Interessen erreicht. Er hat damit – zusam- nalen Partnern durchgeführt. Für mich als „Labormaus“ war men mit Herbert Fischer - ein Zusammengehörigkeitsge- es immer faszinierend, die Bilder und Eindrücke mitzuerle- fühl in dem „großen Laden“ geschaffen, welches ich schon ben, mit welchen die „Feldmäuse“ von ihren oft monatelan- sehr früh nach meinem Wechsel nach Karlsruhe bemerkte gen Einsätzen an Orten wie dem Toten Meer, Korsika oder und genoss, und das wir in die Zukunft forttragen wollen. Westafrika zurückkamen. Lieber Christoph, Du bist ein äußerst würdiger Träger der Strukturell war das von Christoph Kottmeier geleitete Alfred Wegener Medaille, meine herzlichsten Glückwün- IMK-TRO schon früh eine Blaupause für die fruchtvolle Zu- sche. 6 Mitteilungen DMG 2/2022
Albert-Defant-Medaille Die Albert-Defant-Medaille erhielt Prof. Dr. Peter Brandt, GEOMAR Kiel, „in Anerkennung seiner innovativen experi- mentellen Arbeiten und deren Auswertung unter Berück- sichtigung von Modell- und Fernerkundungsdaten zum besseren Verständnis der ozeanischen Zirkulation, deren Variabilität und deren Einfluss auf bio-geochemische Pro- zesse und das Klima“. Die Laudatio hielt Prof. Monika Rhein von der Universität Bremen. Laudatio auf Prof. Peter Brandt Monika Rhein Abb.: Der Preisträger Prof. Peter Brandt (rechts) mit dem Vertreter der physi- Peter Brandt studierte zuerst Physik an der Universität in kalischen Ozeanographie Dr. Thomas Pohlmann (© DMG, Fotograf: Stephan Halle-Wittenberg, aber sein späterer beruflicher Werde- Flad). gang begann in Hamburg mit dem Studium der physika- lischen Ozeanographie. Er promovierte dort 1996 mit der Dissertation „Interne Wellen in den Straßen von Gibraltar tropischen Atlantiks. Mit der Zeit hat sich Peter Brandt zu und Messina: eine Untersuchung mit numerischen Model- einem der international führenden Experten auf dem Ge- len und Radarbildern“ . Diese wurde 1997 von der Univer- biet der Physik des tropischen Atlantiks entwickelt. Viel- sitätsgesellschaft Hamburg als beste Dissertation in den leicht ist hier auch eine Gemeinsamkeit mit Albert Defant. Geowissenschaften ausgezeichnet. Defant leitete auch Expeditionen mit der METEOR, her- Dabei erste Begegnung mit dem Wirken von Albert vorzuheben die Deutsche Atlantische Expedition von 1925 Defant, der 1940 eine Arbeit mit dem Thema „Scylla und bis 1927. Ob er Freude an der Seefahrt hatte? Charybdis und die Gezeitenströmungen in der Straße von Besonders hervorheben möchte ich Peter Brandts lang- Messina“ publiziert hat, welche in Peter Brandts Dissertati- jährige Zeitreihen bei 23°W am Äquator, die die Schwan- on zitiert wird. Peter Brandt blieb noch eine Weile in Ham- kungen der Strömungsgeschwindigkeit von der Oberfläche burg am Institut für Meereskunde und bei der GKSS bevor bis in 3500 m Tiefe seit fast 20 Jahren misst. Diese Mes- er 1999 ans GEOMAR in Kiel ging. Nach seiner Habilitation sungen und ihre Interpretation haben einen Durchbruch focus 2004 mit dem Thema „Physical Mechanisms of Ocean Va- im Verständnis der äquatorialen Prozesse in der gesamten riability in Key Regions/Physikalische Mechanismen der Wassersäule ermöglicht und es wurden auch vorher unbe- Ozeanvariabilität in Schlüsselregionen” an der Universität kannte Schwankungen in den Beobachtungen gefunden. Kiel erfolgte 2007 der Ruf auf eine W2 Professur in Kiel, die Seine Arbeiten waren und sind oft Teil von großen koordi- dann 2016 aufgrund seiner exzellenten Forschung in eine nierten Programmen wie dem Sonderforschungsbereich W3 Professur umgewidmet wurde. 274 mit dem Titel Climate - Biogeochemistry Interactions Wie die Titel seiner Dissertation und seiner Habilitations- in the Tropical Ocean, „Wechselwirkungen zwischen Klima schrift nahelegen, hat sich Peter Brandt in seinem Schaffen und Biogeochemie im tropischen Atlantik“ oder BMBF Ver- der Untersuchung derjenigen Prozesse gewidmet, die Vari- bundvorhaben und EU Projekte. abilität im Ozean verursachen. Dabei kombiniert er auf in- Ich kenne Peter Brandt aus der gemeinsamen Zeit in der novative Weise Beobachtungen, die unter anderem er und Gruppe von Fritz Schott am GEOMAR und wir waren beide seine Gruppe im Ozean durchführen, mit der Auswertung im SFB 460 „Dynamik thermohaliner Zirkulationsschwan- von Simulationsergebnissen von Prozessmodellen und Kli- kungen“ involviert. Auch nach meinem Wechsel nach Bre- mamodellen. Seine Arbeiten umfassen die Untersuchung men hatten wir eine weitere Zusammenarbeit in BMBF von internen Wellen, Wirbel, Äquatoriale Dynamik und ihre Verbundvorhaben sowie als Koautoren in einer deutsch- Rolle für Klimaschwankungen. sprachigen Broschüre über die Vermessung der Atlantikzir- Eine neuere Arbeit, die Peter Brandt 2021 als Erstautor in kulation, die 2021 erschienen ist. Nature Geoscience veröffentlicht hat, trägt den Titel (über- Neben vielen anderen Aktivitäten hat er in der European setzt): Die Intensivierung des atlantischen Äquatorialen Geophysical Union EGU seit 2009 mehrere Aufgaben über- Unterstroms wirkt der Sauerstoffabnahme durch Erwär- nommen und war von 2013 bis 2017 Präsident der Ocean mung entgegen“ und dieser Titel reflektiert auch das bis Sciences Division der EGU und damit auch mitverantwort- jetzt noch nicht erwähnte Interesse von Peter Brandt an der lich für das wissenschaftliche Programm auf den EGU Jah- Ventilation im Zusammenhang mit Sauerstoffverteilungen. resversammlungen. Peter Brandt fuhr 1991 zum ersten Mal als studentische Peter Brandt ist auch sehr in der Ausbildung engagiert, Hilfskraft auf dem FS Planet in die Norwegische See, das betreut regelmäßig Promotionen und Masterarbeiten und scheint ihn nicht abgeschreckt zu haben, und seit 1997 hält Vorlesungen für Bachelor und Master Studierende. Ob gibt es kaum ein Jahr an dem er nicht an Expeditionen er dabei das Lehrbuch Physikalische Ozeanographie von teilgenommen hat. Seit 2004 hat er die Fahrtleitung über- Albert Defant benutzt? Das weiß ich nicht, aber er kennt nommen, und seine Expeditionen – zumeist mit dem FS dieses Buch und hatte es in seiner Dissertation zitiert. METEOR führen ihn in verschiedene Schlüsselregionen des 7
Und nun kommt es zu einer neuen „Begegnung“ zwi- deren Auswertung unter Berücksichtigung von Modell- schen Defant und Brandt: ich gratuliere Peter Brandt ganz und Fernerkundungsdaten zum besseren Verständnis der herzlich zur Albert-Defant-Medaille, die er erhält in „Aner- ozeanischen Zirkulation, deren Variabilität und deren Ein- kennung seiner innovativen experimentellen Arbeiten und fluss auf bio-geochemische Prozesse und das Klima“. Reinhard-Süring-Plakette Die Reinhard-Süring-Plakette erhielt Dr. Armin Raabe, LIM Universität Leipzig, in „Würdigung seines über Jahrzehnte anhaltenden Engagements zur Förderung der meteorolo- gischen Forschung und Lehre an der Universität Leipzig, sowie zur Verwirklichung der Ziele der DMG im Vorstand der Sektion Mitteldeutschland, als Verantwortlicher für das Anerkennungsverfahren für Beratende Meteorologen und Beauftragter für die Meteorologische Zeitschrift“. Die Lau- datio hielt Dr. Astrid Ziemann, TU Dresden. Laudatio auf Dr. Armin Raabe Astrid Ziemann Abb.: Der Preisträger Dr. Armin Raabe (Mitte) umrahmt von der Laudatorin Dr. Astrid Ziemann und dem Mitorganisator der D-A-CH Prof. Johannes Quaas Liebe Kolleginnen und Kollegen, (© DMG, Fotograf: Stephan Flad). es ist für mich eine besondere Freude, dass Dr. Armin Raabe mit der Reinhard-Süring-Plakette der DMG ausgezeichnet wird, und gleichzeitig eine große Ehre, die Laudatio zu hal- im Jahr 1981 zählen zum Standard bei Parametrisierungen ten. der internen Grenzschicht in Küstennähe. focus Mit der Reinhard-Süring-Plakette werden hervorragende Armin Raabe engagierte sich über viele Jahre hinweg bei Verdienste um die Ziele der DMG honoriert, u. a. für die För- der Ausbildung von Studierenden u. a. der Diplom-Studien- derung wissenschaftlichen Nachwuchses. Durch Armins gänge Meteorologie der Humboldt-Universität Berlin und Engagement und seine Motivation habe ich meinen Weg in der Universität Leipzig zur Ozeanographie und maritimen der Wissenschaft an der Universität Leipzig weitergeführt. Meteorologie. Von den praktischen fachlichen Erfahrungen In den vergangenen 25 Jahren haben wir viele Ideen in und dem sozialen Miteinander können die ehemaligen Stu- spannenden Forschungsprojekten, wissenschaftlichen Ko- dierenden auch in ihrem aktiven Berufsleben zehren. operationen und Veranstaltungen, insbesondere der DMG, Armin Raabe war über viele Jahre einer derjenigen, die umgesetzt. Dieses Engagement um den wissenschaftli- die meteorologische Forschung an der Universität Leip- chen Nachwuchs ist einer der wesentlichen Gründe für die zig trotz politischen Gegenwinds aufrechterhielten und Auszeichnung von Armin Raabe. die Küstenforschung am Observatorium in Zingst mit den Reinhard Süring, der Namensgeber der Auszeichnung, Herausforderungen der verschiedenen Zeiten weiterge- gehörte zu den bedeutendsten deutschen Meteorologen führt haben. in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das frühzeitige Inte- Mit der Gründung eines eigenständigen Instituts für resse für meteorologische Fragen bereits in und nach dem Meteorologie 1993 an der Fakultät für Physik und Geowis- naturwissenschaftlich geprägten Studium haben der heu- senschaften wurden 1994 der Studienbetrieb mit dem Di- tige Preisträger und der Namensgeber des Preises gemein- plom-Studiengang Meteorologie und die meteorologische sam. Forschung in Leipzig wieder aufgenommen. Seit dieser Ähnlich wie Reinhard Süring mit Potsdam und Berlin Zeit und auch in den späteren Bachelor- und Masterstudi- blieb auch Armin Raabe „seiner“ Universität des Diplom- engängen war Armin Raabe mit Vorlesungen und Praktika studiengangs treu. Seitdem Armin Raabe 1977 an der Alma aktiv und hat so zahlreiche Studierende beim erfolgreichen Mater Lipsiensis sein Physik-Diplom mit Schwerpunkt Geo- Abschluss ihres Meteorologie-Studiums begleitet. physik erhalten hatte, arbeitete er sein gesamtes Berufs- Seit Neugründung des Leipziger Instituts für Meteorolo- leben an der Universität Leipzig. Hier begann er sich mit gie (LIM) hat sich Armin Raabe in der Forschung mit den verschiedenen Phänomenen der atmosphärischen Grenz- Themenschwerpunkten Akustik und Tomographie sehr schicht zu beschäftigen. Im Fokus standen zunächst Wech- engagiert. Die Entwicklung und Anwendung einer räum- selwirkungen von Meer und Atmosphäre in Küstennähe. Zu lich auflösenden und skalierbaren Messmethode des Tem- diesem Thema war er auch am Maritimen Observatorium peratur- und Windfeldes sind wegweisend, insbesondere Zingst der Universität Leipzig an der Ostseeküste aktiv. Die in der Bodenschicht der Atmosphäre über heterogenen Untersuchungsergebnisse der Promotion von Armin Raabe Oberflächen, aber auch im Windkanal, in Innenräumen und 8 Mitteilungen DMG 2/2022
im Rahmen der GPS-Wasserdampfsondierung. Zahlreiche ein anerkanntes und hochwertiges Publikationsorgan für Forschungsprojekte zur Entwicklung des tomographischen Forschungsergebnisse in der harten Konkurrenz mit ande- Mess- und Analyseverfahrens und zur Schallausbreitung ren Verlagen weiterzuentwickeln und zu propagieren. Und im Freien führte Armin Raabe seit Mitte der 1990er Jahre nicht zuletzt hat er sowohl redaktionell als auch inhaltlich durch und begleitete damit auch einige der Anwesenden bei der Gestaltung des Meteorologischen Kalenders 2021 auf dem Weg zur Promotion. mitgewirkt und so ganz praktisch zur Verbreitung meteo- Armin Raabe hat sich außerordentlich um die DMG ver- rologischen Wissens, ganz im Sinne der heutigen Auszeich- dient gemacht. Insbesondere in der heutigen Sektion Mit- nung, beigetragen. teldeutschland (vorher Zweigverein Leipzig) hat er sich Neben diesen Tätigkeiten ist Armin Raabe auch aktiv bei jahrzehntelang im Vorstand engagiert, mit bisher drei der Förderung der Erneuerbaren Energie und Anwendung Amtsperioden als Vorsitzender und als stellvertretender standardisierter Verfahren in Gutachterbüros. Seit vielen Vorsitzender. In unserer Sektion ist es seinem Engage- Jahren arbeitet er als Fachgutachter bei der Deutschen ment zu verdanken, dass die Mitgliederzahlen seit vielen Akkreditierungsstelle DAkkS im Bereich Windenergie und Jahren anwachsen. Er hat wichtige und über das Sektions- außerdem im Sektorkomitee Erneuerbare Energien der gebiet reichende Institutionen geschaffen wie den Infor- DAkkS. mationstag „Meteorologie und Umweltdienste“ mit einer Schließlich ist es auch ein idealer Zeitpunkt für die Ehrung: praxisbezogenen Vorstellung von Arbeitsgebieten mit Armin, du bist vor anderthalb Jahren in den Ruhestand ge- meteorologischem Hintergrund. Bei dieser Informations- gangen. Trotzdem hält dich das in keiner Weise davon ab, veranstaltung steht der Austausch zwischen Studierenden dich weiterhin mit voller Kraft in der DMG zu engagieren, und Dienstleistern bzw. Forschungseinrichtungen auf den u. a. als einer der Organisatoren der D-A-CH Meteoro- Gebieten Meteorologie und Umwelt im Fokus. logieTagung 2022. Du hast den Beruf des Meteorologen Darüber hinaus ist er in den verschiedenen Fachaus- nicht nur ausgeübt, sondern hast auch einen großen Teil schüssen der DMG aktiv und war als Vorsitzender des Fach- Deiner Freizeit der Förderung der meteorologischen Wis- ausschusses Umweltmeteorologie auch für die Organisati- senschaft und der Verbreitung meteorologischen Wissens on der erfolgreichen 8. METTOOLS im Jahr 2012 in Leipzig gewidmet. Ich wünsche uns und Dir, dass Du auch weiterhin verantwortlich. Armin Raabe ist seit vielen Jahren im An- mit Herz und Seele als Atmosphärenphysiker aktiv bleibst erkennungsverfahren für Beratende Meteorologen maß- und Deine fach- und generationen-zusammenführenden geblich tätig und integriert u. a. auf diese Weise auch die in Arbeiten im Rahmen der DMG-Tätigkeiten weiterführst. der Praxis tätigen Fachspezialisten in die DMG. Er arbeitet aktiv im Beirat der Meteorologischen Zeitschrift, um damit focus DMG-Förderpreis Mit dem DMG-Förderpreis 2022 wurden zwei Nachwuchs- Teresa Vogl (M.Sc.), Universität Leipzig, erhielt den wissenschaftlerinnen ausgezeichnet. Förderpreis in Anerkennung einer von ihr entwi- Jana Ulrich (M.Sc.), FU Berlin, erhielt den Förderpreis „in ckelten neuartigen Methode, beschrieben in ihrer Anerkennung ihrer Beiträge zur Beschreibung extremer Publikation "Using artifical neural networks to predict Niederschläge verschiedener Dauerstufen mittels konsis- riming from Doppler cloud radar observations", er- tenter Modelle der Extremwertstatistik, veröffentlicht unter schienen am 22.01.2022 im Fachjournal "Atmospheric anderem in "Modeling seasonal variations of extreme rain- Measurement Techniques" (AMT). Die Laudatio hielt fall on different timescales in Germany". Die Laudatio hielt Dr. Heike Kalesse-Los, Universität Leipzig. Dr. Martin Göber, DWD Berlin. Abb. 1: Die Preisträgerin Jana Ulrich (rechts) mit dem Laudator Dr. Martin Abb. 2: Die Preisträgerin Teresa Vogl (rechts) mit der Laudatorin Dr. Heike Göber (© DMG, Fotograf: Stephan Flad). Kalesse-Los (© DMG, Fotograf: Stephan Flad). 9
Laudatio auf Jana Ulrich Martin Göber Jana hat einen Bachelorabschluss in Physik und ist dann für den Master zur Meteorologie konvertiert. Der große Ed- Die Preisträgerin Jana Ulrich ist Doktorandin am Insitut für ward Lorenz, der „Entdecker“ des „Deterministischen Cha- Meteorologie der FU Berlin im DFG Graduiertenkolleg "Na- os“ hatte ursprünglich reine Mathematik studiert, und war tural Hazards and Risks in a Changing World". Sie schreibt dann aber in ein Programm zur Meteorologenausbildung z. Z. ihre Dissertation mit dem Titel "Modeling variations of im Krieg gekommen. Er hat 1983 den Crafoord Preis der extreme precipitation on different time scales". königlichen schwedischen Akademie der Wissenschaften Jana beschäftigt sich im Rahmen ihrer Dissertation mit bekommen und sagte dabei: „As I began to learn meteo- der statistischen Modellierung von Extremniederschlägen rology, I found it necessary to unlearn some mathematics.“ mit verschiedenen Andauern. Ihr Ziel ist eine verbesserte Nun, ich denke in dem Maße ist das heute nicht mehr nötig quantitative Beschreibung von extremen Niederschlägen und insbesondere für Jana, die ihre Masterarbeit geschrie- verschiedener Arten: von kurzen konvektiven Ereignissen ben hat zu „Theoretische und numerische Aspekte der Tur- bis zu langen Ereignissen, z. B. durch stationäre Tiefs. Kern bulenz mit Anwendung in der Atmosphärischen Dynamik.“ sind sog. Niederschlags-Intensitäts-Dauer-Häufigkeitsbe- Jana ist in der jDMG im Bereich "social media" aktiv und ziehungen (meist IDF-Kurven genannt). Diese Aussagen beteiligt sich an verschiedenen Aktivitäten zur Verbreitung sind essentiell für die Bemessung von Infrastruktur: zum ei- meteorologischen Wissens in der Gesellschaft und zur Wer- nen für Regenrinnen und die Kanalisation für kurze, heftige bung für den Studiengang Meteorologie. Sie hat den An- Niederschläge, und zum anderen für Brücken, Deiche und spruch und das Talent, Wissenschaft verständlich darzustel- Talsperren bei langandauernden Niederschlägen. len. Beispielsweise hat sie für ein: Die bisher verwendeten Ansätze legen bereits durch • Citizen Science Projekt ein Comic-Musikvideo gezeich- die dort verwendete einfache Interpolation der Quantile net und gesungen, um zu erklären, was Wahrschein- (Wiederkehrwerte) über die Dauerstufen nahe, dass es lichkeitsvorhersagen bedeuten, sinnvoll sein könnte, die Information benachbarter Dau- • hat den Girls' Day der FU mit einem Projekt zum Selbst- erstufen zu nutzen. Der bisher dort genutzte Ansatz führt bau einer kleinen Luftgütestation bereichert. jedoch zu inkonsistenten Schätzungen der Quantile (IDF- • Und zeichnen kann sie auch. Ich erinnere mich, wie sie Kurven können sich schneiden). Jana benutzt ein inhärent bei einer Weihnachtsparty mit ihrem Sohn im Arm an konsistentes Modell und verschiedene Modellierungsan- der Tafel blitzschnell zu erratende Cartoons zeichnete. sätze, um zusätzliche sinnvolle Informationen hereinzuho- Ihre Publikationen wurden übrigens ergänzt durch ei- len und die Schätzung der Wiederkehrwerte zu verbessern, nen „grafischen Abstract“. durch Nutzung räumlich benachbarter Stationen. Schließ- • Hat für einen Science Slam data mining von Liedern focus lich kulminierte diese Entwicklung in der Arbeit, um die es mit Wetterbezug in den Billboard-Charts vorgestellt hier geht: und selbstverständlich diese Lieder auch selbst vorge- Modeling seasonal variations of extreme rainfall on dif- spielt und gesungen. ferent timescales in Germany. Jana Ulrich, Felix S. Fauer, and Liebe Jana, ich gratuliere Dir zum Förderpreis der DMG, Henning W. Rust, wünsche einen guten Endspurt für die Doktorarbeit und Hydrology and Earth System Sciences, 25, 6133–6149, weiterhin viel Spaß und Erfolg in unserem schönen Fach! 2021. Inklusive der Open Review Phase gab es seit Juli 2021 mehr als 1.200 Views und 260 Downloads, publiziert im De- Laudatio auf Teresa Vogl zember 2021. Jana Ulrich nutzt nicht nur wie standardmäßig die jähr- Heike Kalesse-Los lichen, sondern auch die monatlichen Maxima, modelliert explizit den Jahresgang mittels harmonischer Funktionen Sehr geehrte Damen und Herren, liebe KollegInnen, und erhält dadurch bessere Schätzungen der jährlichen Ich freue mich sehr, dass Teresa Vogl, Doktorandin in mei- Wiederkehrwerte. Sie kommt in dieser Arbeit zu dem ner Arbeitsgruppe, einen DMG Förderpreis für Ihre Veröf- Schluss, dass die eben genannten Ansätze zum einen zur fentlichung „Using artificial neural networks to predict ri- Reduktion der Unsicherheit und des Bias in der Schätzung ming from Doppler cloud radar observations“ erhält. Das von Quantilen (Wiederkehrwerten) auf Jahresbasis führen, Manuskript ist am 24.01.2022 im Fachjournal Atmospheric und zum anderen erlauben sie eine größere Flexibilität Measurement Techniques (AMT) erschienen (https://amt. der jährlichen IDF-Kurven. Zur Bewertung der Qualität ih- copernicus.org/articles/15/365/2022/). Ich möchte mich rer Schätzungen für die Wiederkehrwerte benutzt sie den hiermit - auch im Namen von Teresa – beim Förderpreis- ebenfalls von ihr vorgeschlagenen Quantile-Skill-Index kommitee bedanken. (Ulrich, 2020), eine Variante des Quantile-Skill-Scores. Seit Januar 2019 ist Teresa Vogl innerhalb des DFG- Jana kann in ihren Arbeiten ihr meteorologisch-physika- Radarschwerpunktprogramms (SPP-2115) Doktorandin in lisches Wissen sehr gut mit ihrer Expertise in statistischer meiner AG. Ihre hervorragenden wissenschaftlichen Leis- Modellierung kombinieren. Ihr mathematisches Verständ- tungen führten zu dieser Publikation, deren Hintergrund nis, gepaart mit der Fähigkeit abstrakte Algorithmen auch ich jetzt kurz beleuchten möchte: Von Januar bis März 2020 praktisch in Programmiersprache umzusetzen, bilden eine führte Teresa Vogl einen zweimonatigen Forschungsauf- ideale Voraussetzung erfolgreich kreativ statistische Model- enthalt am Cooperative Institute for Research in Environ- len zu entwickeln, zu implementieren und zu interpretie- mental Sciences (CIRES) in Boulder, Colorado (USA) in der ren. Sie weiß sich klar auszudrücken und gut durchdachte Arbeitsgruppe von Prof. Jennifer Kay (Colorado University Abbildungen erleichtern dem Leser das Verständnis. in Boulder) durch. Zur Finanzierung dieses Besuchs bewarb 10 Mitteilungen DMG 2/2022
sie sich 2019 selbstständig erfolgreich um ein Kurzstipen- Darüber hinaus plant Teresa, das von ihr entwickelte Ver- dium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes fahren auf Langzeitmessungen mit Wolkenradaren an (DAAD, Förderhöhe 3404€). Diese Förderung ermöglichte unterschiedlichen Standorten anzuwenden, sowie mit an- ihr die Zusammenarbeit mit Dr. Maximilian Maahn (nun- deren Algorithmen, die auf Wolkenradardopplerspektren mehr am LIM tätig), der in diesem Zeitraum ebenfalls am basieren, zu validieren. Zu letzterem Punkt wird sie hier auf CIRES tätig war. Der von Teresa Vogl initiierte intensive Aus- der D-A-CH MeteorologieTagung in der Sitzung 3 (Wolken- tausch mit Dr. Maahn trug maßgeblich zur Entstehung der Aerosol-Strahlung) am morgigen Dienstag, dem 22.3.2022 nominierten Publikation bei. 11:00-12:30Uhr ein Poster (P3) präsentieren. Fokus dieser Teresa Vogl hat exzellente Kommunikationsfähigkeiten, aktuellen Arbeit, die in Zusammenarbeit mit Martin Radenz durch die sie im Fachgebiet der Atmosphärenfernerkun- vom TROPOS durchgeführt wird, ist die Weiterentwicklung dung selbständig auf nationaler und internationaler Ebe- von zwei Algorithmen (PEAKO und peakTree), die Peaks in ne ein solides Netzwerk an Kontakten mit erfahrenen Radardopplerspektren charakterisieren und die somit z.B. Wissenschaftlern erstellt hat. Darauf aufbauend trat sie in mikrophysikalischen Prozessstudien von Wolken ange- in Vorbereitung der genannten Publikation in Eigeniniti- wandt werden können. ative in Kontakt zu anderen leitenden Wissenschaftlern, Ich selbst kenne Teresa seit Beginn des WS 2015/16, als und machte es somit möglich, dass auch Datensätze, die sie ihr Masterstudium im FB Meteorologie an der UL be- nicht von unserer AG erhoben wurden, sondern aus den gann und mich (damals noch am TROPOS) als wissenschaft- Arbeitsgruppen von Dmitri Moisseev (Helsinki, Finnland) liche Hilfskraft in meinen Radardopplerspektrastudien un- und Stefan Kneifel (Universität Köln) zur Entwicklung des in terstützte. Ihren Masterabschluss absolvierte Teresa Vogl der Publikation beschriebenen Ansatzes zur Bestimmung dann im März 2018 mit der Note 1,0. Ihre herausragenden der Bereifung von Eispartikeln einbezogen werden konn- Leistungen und ihr Forschungsinteresse zeigen sich fort- ten. Diese neuartige von TV entwickelte Methode nutzt während auch durch ihre aktive Diskussionsteilnahme mit künstliche neuronale Netzwerke, um mikrophysikalische klugen Fragen bei Konferenzen, Kolloquien, Workshops etc. Eiswachstumsprozesse in Wolken zu charakterisieren. Teresa Vogl leistet zudem hervorragende Unterstützung Zusätzlich zur Verwendung von Verfahren aus dem Be- in der Lehre, z. B. durch Leitung von Seminaren, Vorlesungs- reich der künstlichen Intelligenz ist eine besondere Neuheit vertretung sowie Betreuung von Bachelor- und Masterstu- an der veröffentlichten Methode, dass sie - im Gegensatz dierenden. Dabei geht ihre Hilfe über das geforderte Maß zu anderen wolkenradarbasierten Verfahren, die auf Abso- an Beiträgen zur Lehre weit hinaus. Insbesondere wenn es lutwerten von Radardopplergeschwindigkeiten basieren um freiwillige oder kurzfristig angekündigte Hilfe bei Lehr- - potenziell auch in konvektiven Situationen und an Stand- veranstaltungen und beim Anleiten von studentischen orten, an denen Schwerewellen vorkommen, angewendet Hilfskräften geht, ist auf Teresa absoluter Verlass. werden kann. Dies eröffnet unserem Fachbereich neue Ich freue mich, mit so einer klugen, motivierten und en- focus Möglichkeiten hinsichtlich der Detektion und Quantifizie- gagierten Nachwuchswissenschaftlerin zusammenzuar- rung des Bereifungsprozesses mit Hilfe von Wolkenradaren beiten, und möchte sie hiermit nochmals zum Erhalt des an vielen Standorten. Die von der DMG preisgekrönte Pu- DMG-Förderpreises für ihre Publikation „Using artificial blikation stellt die Methode im Detail für Einzelfallstudien neural networks to predict riming from Doppler cloud ra- der genannten Datensätze vor. dar observations“ herzlichst beglückwünschen. 11
Georgi-Preis Die GeoUnion Alfred-Wegener-Stiftung verlieh den Georgi- Preis an Prof. Dr. Manfred Wendisch, Leipziger Institut für Meteorologie (LIM), Universität Leipzig, für „seine heraus- ragende Forschung zum solaren Strahlungshaushalt von Wolken mittels neuartiger Mess- und Analyseverfahren sowie für seine Verdienste um die Koordinierung der Ark- tisforschung und der nationalen flugzeuggetragenen At- mosphärenforschung." Die Laudatio hielt Prof. Bjorn Stevens, MPI für Meteoro- logie, Hamburg. Abb.: Preisträger Prof. Manfred Wendisch vor dem Forschungsflugzeug HALO während eines Feldexperimentes in Kiruna (Schweden), welches er zum Zeit- punkt der D-A-CH Tagung leitete ( Foto: privat). Laudatio auf Prof. Manfred Wendisch Bjorn Stevens ment for measuring up and downward spectral radiances, a spectral albedometer, or SMART, along the way and with The Johannes Georgi Preis of GeoUnion Alfred-Wegener- a sojourn in Mainz (not far from Georgi’s Frankfurt) making Stiftung und der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft contributions to both atmospheric chemistry, with nitrous gives an opportunity to remember pioneering contribu- oxide studies, and aerosol science studying arctic haze in tions to arctic research. Few names describe “Pioneering” Europe, before returning to water, light and instruments. better than Johannes Georgi, who was one of two scientists Manfred is a leader of science around the spheres of light, – the other was Ernst Sorge –to overwinter, I think the first water and instruments, but also of communities – as recog- overwintering, at Eismitte – the station set up atop Green- nized in this year’s prize. Georgi, who is credited with cut- land, by Alfred Wegner, who incidentally died on the return ting off the toes of Fritz Loewe with a pen knife after they focus (1930) trip to provision the station. froze on the inbound leg of Wegeners fateful supply trip I guess many stories could be told about this. I wanted to to Georgi on Eismitte, Manfred might well cut off his own mention some of the ingredients in the recipe one might toes for HALO. As an established leader of airborne research expect in a Johannes Georgi Preis winner. Georgi worked Manfred has used his experience and credentials to build a for Alfred Wegener at the Deutsche Seewarte. Using bal- community of airborne research in Germany, first through loon and kite measurements from Iceland he is credited EUFAR, later thought his leadership of the HALO priority with being the first to observe the jet stream in the western programs of the DFG and through his leadership as a mem- hemisphere. He is, however, most famous for his leadership ber of the HALO scientific advisory committee. Second, as of the overwintering of Eismitte with the idea of forging the director of LIM, Manfred has helped build Leipzig into the first meteorological time-series from one of the world’s a center for physical meteorology, and a leading address of most fearsome and remote places. Probably I could stop meteorological and arctic research in Europe. Third, Man- here and many of you would understand why Manfred fred, has helped initiate and lead the (AC)3 Collaborative Wendisch was chosen for this year’s Georgi prize, the only Research Center hosted by the universities in Leipzig and thing you might wonder is why he isn’t given the prize eve- Köln, giving vigor to an institution which is bringing a great ry year. new generation of early career scientists to prominence. Manfred’s interests and scientific contributions are dee- In all of these activities, Manfred strives to be effective, ply rooted in physical meteorology. For this laudatio I had rather than important. The german word “bodenständig” the occasion to read one of his earlier papers where he used fits him well. He doesn’t let his passion for his ideas, or self- a whisker to form a well separated jet of almost identical promotion, get in the way of the big picture. I can name droplets across the observational area of an FSSP probe to several remarkable occasions where he has stepped aside, better test the manufacturers characterization of the pro- or set his interests aside, in the judgement that doing so blem, under different conditions, and to test the theoretical would better serve the community as a whole. One being characterization of the probe using Mie theory. Here we see the very campaign he is now leading. This makes Manfred the ingredients of Manfred Wendisch – water, light and in- a great and treasured colleague. This quality is also what struments. It sounds like Georgi doesn’t it. After this work gives me particular pleasure – and today, of all days, as the Manfred went on to explore many additional measurement sun rises on the arctic and Manfred finds himself just a few techniques, including work with Holger Siebert and Katrin degrees south of Eismitte (albeit in Sweden) – to see Profes- Lehmann in Leipzig to measure turbulence from a tethered sor Dr. Manfred Wendisch recognized as the recipient of the balloon bearing ACTOS – later to be suspended from heli- Johannes Georgi Preis of GeoUnion Alfred-Wegener-Stif- copters. His interests increasingly turned to radiative trans- tung und der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft, fer where he developed a horizontally stabilized instru- Congratulations Manfred! 12 Mitteilungen DMG 2/2022
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