Wirtschaftsreport Mai 2022 - IHK-Vollversammlung: Neu gewählt - IHK-Siegen

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Wirtschaftsreport Mai 2022 - IHK-Vollversammlung: Neu gewählt - IHK-Siegen
Wirtschaftsreport
                 Mai 2022

             IHK-Vollversammlung:
             Neu gewählt
Wirtschaftsreport Mai 2022 - IHK-Vollversammlung: Neu gewählt - IHK-Siegen
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Wirtschaftsreport Mai 2022 - IHK-Vollversammlung: Neu gewählt - IHK-Siegen
Wirtschaftsreport       Mai 22            1

                                                     Editorial
                                         „Weiter so“ durch die „Zeitenwende“?
„Zeitenwende“ ist ein großes Wort, das gewöhnlich den Beginn einer neu-
en Ära ankündigt. Nutzen Spitzenpolitiker den Begriff, dann verdeutlichen
sie, dass aus ihrer Sicht die Eckpfeiler des politischen, wirtschaftlichen und
gesellschaftlichen Zusammenlebens grundlegend neu zu justieren sind. Der
Begriff wird daher zu Recht sehr selten verwandt. Völlig neue Denk- und
Verhaltensmuster kann der Staat schließlich weder der Gesellschaft noch
der Wirtschaft im Stundentakt verordnen. Bundeskanzler Olaf Scholz, ein
nicht zu Schnellschüssen neigender Regierungschef, verwandte in seiner
bemerkenswerten Rede am 27. Februar den Begriff gleich mehrfach, als er
vor dem Deutschen Bundestag die Folgen des russischen Angriffskriegs auf
die Ukraine ausleuchtete. Offenbar wollte er dadurch die Größe der Heraus-
forderung angemessen umreißen, um beinahe nebenbei einen Paradigmen-
wechsel in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik zu begründen.

Der Kanzler wandte sich an die Bürger, die Wirtschaft und die politischen
Akteure gleichermaßen. Seither wird darüber debattiert, wie die Zeiten-
wende in praktische Politik zu übersetzen ist. Zur Einordnung hilft sicher
die Erkenntnis, wie Unternehmen mit grundlegenden Änderungen ihres be-
trieblichen Umfelds umgehen, denn unternehmerische Daseinsberechti-
gung speist sich ja nicht aus der puren Existenz. Ihr Überleben sichern
Firmen allein durch ihre Fähigkeit, auch in Zeiten der Digitalisierung, des
demografischen Wandels, der Dekarbonisierung oder jetzt eben der kriege-
rischen Auseinandersetzung Marktanteile zu halten, Gewinne zu erwirt-
schaften und damit Beschäftigung zu sichern. Je stärker solche „Zeiten-
wenden“ ihr Dasein konfrontieren, desto radikaler sind sie gezwungen, ihre
Geschäftsmodelle neu auszurichten – ob sie dies nun wollen oder nicht. Wer
mit seinen Ideen kein Geld verdienen kann, verschwindet vom Markt; wer           Der Kanzler hat Recht. Eine Krise jagt die andere. Man verliert den Über-
die „Zeichen der Zeit“ nicht rechtzeitig erkennt, den bestraft eben das Le-      blick. Schwierige Zeiten, in denen viele ihr Leben wie einen permanenten
ben. Das alles ist nicht schön, aber es ist tägliche Wirklichkeit. Man nennt     Ausnahmezustand empfinden. Beinahe jeder im Volk fühlt indessen: Ohne
es auch Wettbewerb. Der „lauert hinter jede Ecke“ und zwingt die Unter-          große Opfer wird es nicht gehen. Doch statt dies auch klar zu sagen, macht
nehmen, permanent ihre Prioritäten zu überprüfen, ihre Kostenbelastungen         die Politik genauso weiter wie bisher. Sie streicht keine Aufgaben, macht
im Auge zu behalten, ihre Beschäftigten zu qualifizieren und Tag für Tag         munter Schulden in beinahe unvorstellbaren Größenordnungen und ver-
Marktnischen zu suchen; oder, um es mit F. A. Hayek zu formulieren, den          meidet die politische Priorisierung ihrer Ausgaben. Wer bedenkt dort wirk-
„Wettbewerb als Entdeckungsverfahren“ immer wieder neu anzunehmen.               lich noch, dass das, was verteilt wird, zuvor zu erarbeiten ist? Unternehmen
                                                                                 müssen ihren Kunden und auch ihren Mitarbeitern gelegentlich sehr weh-
Und wie übersetzt die Politik die postulierte „Zeitenwende“ in praktisches       tun. Andernfalls überleben sie nicht. Nehmen sie nicht täglich Tempo auf,
Tun? Die Devise lautet: „Weiter so! Dabei jedoch nicht kleckern, sondern         könnte es morgen zu spät sein. Wenn in Deutschland alles halbwegs so
klotzen!“ Nur einige Beispiele aus den vergangenen Wochen: 100 Mrd. €            bleiben soll, wie es war, dann täte der Staat gut daran, ähnlich wie erfolg-
zusätzlich für die wehrhafte Demokratie. Die Finanzierung erfolgt über           reiche Unternehmen vorzugehen: mit permanenter Aufgabenkritik, konse-
neue Schulden, auch wenn der Kanzler und sein Finanzminister ihr Vor-            quenter Ausgabendisziplin, gesunder Härte gegenüber Interessengruppen,
haben „Sondervermögen“ nennen. Die Renten steigen in diesem Jahr im              vor allem aber mit der Bereitschaft, sich jederzeit schnell von Altherge-
Osten um 6,1 %, im Westen um 5,3 %. Der Bundeszuschuss zur Renten-               brachtem zu trennen, um mehr Neues wagen zu können. Die Zeitenwende
versicherung wächst dadurch im Jahr 2022 auf 108 Mrd. € an. Zusätzliche          klar zu benennen, ist kluge politische Führung. Deren Folgen über Schul-
14 Mrd. € benötigen die Krankenversicherungen wegen der Covid-Mehr­              denberge zukünftigen Generationen aufzuladen, bleibt demgegenüber an-
aufwendungen. Die beiden „Ampel-Entlastungspakete“ aus den Monaten               spruchslos. 
Februar und März belaufen sich auf (geschätzt) weitere 30 Mrd. €; beim
„Osterpaket“ von Wirtschaftsminister Robert Habeck fehlt hingegen das
Preisschild noch. Was nicht fehlt, ist die Reaktion auf die Ankündigung
desselben Ministers, die Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge steuerlich nicht mehr
                                                                                             In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
derart zu privilegieren wie derzeit. Hier wurde sehr schnell klar: Wer im
politisch-administrativen System etwas ändern möchte, beißt ganz schnell
auf Granit.                                                                                                    Klaus Gräbener
Wirtschaftsreport Mai 2022 - IHK-Vollversammlung: Neu gewählt - IHK-Siegen
2             Mai 22        Wirtschaftsreport

                            Inhaltsverzeichnis

                                                                                                                                                Titelthema

                                                                                                                                                       4
                                                                                                                                    Ukraine-Konflikt
                                                                                                                             Heimische Unternehmen helfen
                                                                                                                                 Der Ukraine-Konflikt bewegt viele
                                                                                                                              Menschen – auch in den Kreisen Siegen-
                                                                                                                             Wittgenstein und Olpe. In den vergangenen
                                                                                                                                Wochen haben zahlreiche heimische
                                                                                                                            Unternehmen unbürokratische, pragmatische
                                                                                                                               und schnelle Unterstützung geleistet.
                                                                                                                            Der Wirtschaftsreport nimmt stellvertretend
                                                                                                                                einige Beispiele in den Blickpunkt …

35           „Pollypixelt“
             Kunst aus Bügelperlen                                38          ITM Südwestfalen
                                                                              Brückenbauer in Sachen IT                    44          Café Schmatz
                                                                                                                                       „Ein Raum für alle“

Impressum
Der WIRTSCHAFTSREPORT ist das offizielle Organ der IHK Siegen     Herausgeber                                              Layout
und wird den kammerzugehörigen Unterneh­men im Rahmen             Industrie- und Handelskammer Siegen,                     Christian Reeh
ihrer beitragspflichtigen Mitgliedschaft ­ohne besonderes Be-     Hauptgeschäftsstelle, Postfach 10 04 51, 57069 Siegen,
zugsentgelt geliefert. Im freien Verkauf jährlich EURO 25,20      Koblenzer Straße 121, 57072 Siegen                       Druck, Anzeigen und Verlag
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Be­stel­lung nur durch den Verlag.                                Telefax 0271 3302-400                                    Buch- und Offsetdruckerei · Verlag · Werbeagentur
                                                                  E-Mail: si@siegen.ihk.de,                                Obergraben 39, 57072 Siegen
Erscheinungsweise: jeweils am 1. jedes Monats.                    Internet: http://www.ihk-siegen.de                       Telefon 0271 5940-0
Druckauflage: 22 283 Exemplare
                                                                                                                           Anzeigenannahme:
Quartal 1/2022                                                    Geschäftsstelle Olpe, Postfach 14 46, 57444 Olpe,
                                                                                                                           Michaela Hartrumpf-Schneider, Telefon 0271 5940-335
A 4791                                                            In der Trift 11, 57462 Olpe, Telefon 02761 9 44 50,
                                                                                                                           Philip Tordeur, Telefon 0271 5940-331
Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung              Telefax 02761 9445-40, E-Mail: oe@siegen.ihk.de
                                                                                                                           Telefax 0271 5940-373
des Verfassers, nicht unbedingt die Meinung der IHK Siegen        Redaktion:                                               E-Mail: wirtschaftsreport@vorlaender.de
wieder. Nachdruck mit Genehmigung des Herausgebers und            Patrick Kohl­berger: 0271 3302-317
Quellenangabe sowie fotomechanische Vervielfältigung für                                                                   Zustellung
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inner­betrieblichen Bedarf gestattet. Für unverlangt eingesand-                                                            Für Fragen, die die Zustellung betreffen, wenden Sie sich
                                                                  E-Mail: presse@siegen.ihk.de
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Der WIRTSCHAFTSREPORT ist keine auf Erwerb ausgerichtete          Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Veröffentlichung.                                                 Julia Montanus, Christina Spill, Katja Sponholz          Zurzeit gültige Anzeigenpreisliste Nr. 61
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32 | Berichte                                  8 | Nachrichten                                   » 54 Jubiläen/Bücher
» 32 Bodenständig und erfolgreich              » 8 IHK-Vollversammlung                           54 | Börsen
» 35 Kunst aus Bügelperlen                     » 13 Energie-Markt                                » 54 Recyclingbörse
» 38 Brückenbauer in Sachen IT                 » 16 Standortkonferenz                            » 55 Unternehmensnachfolgebörse
» 41 In die Zukunft investiert                 » 49 5G-Ausbau                                    » 55 Handels- und
» 44 „Ein Raum für alle“                      » 50 Digitalisierung                                   Genossenschafts­register
                                               » 52 Auslandsmessen                               » 64 Veranstaltungskalender

                                                                                                                    Bauunternehmen Siegen
                                                                                                                     Weidenauer Straße 265
                                                                                                                         57076 Siegen

                                                                                                                   Hochbau

                                                                                                                   Straßen- und Tiefbau

                                                                       C H                                         Schlüsselfertigbau

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                 D U                                                 R
                                                                           N G                                     Betonfertigteile

                                                    U
                                                                                                                   Spezialtiefbau

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                                                                                                                   Trinkwasserbehälter

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                                                                                                                   Bauwerterhaltung

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    R FA                                                                                                           Ingenieurbau

                                                                                                                   Konzeption

E                                                                                                                                 www.quast.de
Wirtschaftsreport Mai 2022 - IHK-Vollversammlung: Neu gewählt - IHK-Siegen
4        Mai 22    Wirtschaftsreport

                                                       Ukraine-Konflikt

               Heimische
              Unternehmen
                 helfen
    Der Ukraine-Konflikt bewegt viele Menschen – auch in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe.
         In den vergangenen Wochen haben zahlreiche heimische Unternehmen unbürokratische,
     pragmatische und schnelle Unterstützung geleistet. Der Wirtschaftsreport nimmt stellvertretend
                                   einige Beispiele in den Blickpunkt.

        Text: Patrick Kohlberger   |   Fotos: Jens Schmidt, Martin Strohmann, Medienwerk, Metten Fleischwaren, Wilhelm Klein GmbH
Wirtschaftsreport Mai 2022 - IHK-Vollversammlung: Neu gewählt - IHK-Siegen
Wirtschaftsreport         Mai 22                5

                                                                                                                                          Die KSO Edelstahl-
                                                                                                                                          beizerei GmbH aus
                                                                                                                                          Wilnsdorf und die
                                                                                                                                          Roofa GmbH aus
                                                                                                                                          Siegen unterstützten
                                                                                                                                          Martin Strohmann
                                                                                                                                          (Langenbach GmbH)
                                                                                                                                          bei seiner Hilfsaktion
                                                                                                                                          jeweils mit einem
                                                                                                                                          Sprinter.

»   ie eine ganz praktische Hilfe für die Opfer der kriegerischen
    Auseinandersetzungen aussehen kann, beweisen die Verant-
    wortlichen der Wilhelm Klein GmbH aus Wilnsdorf. Als in den
    Medien die ersten Nachrichten über die Angriffe in der Ukrai-
                                                                       MENNEKES
                                                                       Monetäre Hilfe und ein Zeichen
    ne zu vernehmen waren, zögerten die Siegerländer nicht lange.      für den Frieden
    „Das Schicksal und die Ohnmacht der Menschen haben uns
    fassungslos gemacht und tief berührt“, berichtet Ricarda Klein,
    Geschäftsführerin des Unternehmens.

    Schnell habe man sich innerhalb der Belegschaft darüber aus-
    getauscht, wie es gelingen kann, die große Hilfsbereitschaft in
    konkretes Handeln münden zu lassen. „Wir wollten nicht nur
    rein finanziell aktiv werden, sondern direkt dazu beitragen, die
    Ukrainer mit Gütern für den täglichen Bedarf zu versorgen“,
    erklärt Geschäftsführer Tilmann Klein. So belud man einen
    13-Tonnen-Lkw mit Sachspenden für das Kriegsgebiet aus dem
    Firmensortiment: Baby- und Erwachsenenwindeln, Waschlo-
    tion, Desinfektion, Handtuchpapier, Hautcreme, Feuchtpflege-
    tücher und Desinfektionstücher. Dazu kamen viele private
    Gaben aus den Reihen der Mitarbeiter – von Kleidung über           Wichtiges Zeichen für den Frieden: Das MENNEKES-Gebäude erstrahlt abends in Blau und
    Bettwäsche bis hin zu Werkzeugen.                                  Gelb.
    Die Firma überreichte die Spenden Anfang März an die „Uk-          Die MENNEKES Elektrotechnik GmbH & Co. KG hat nach Ausbruch des Krieges
    rainehilfe Breitscheid St. Laurentius Gemeinschaft“ in Frohn-      sowohl finanzielle Hilfe geleistet als auch darüber hinaus ein Statement gesetzt.
    hausen (Dillenburg). „Da dem Aufruf dieses Vereins so viele        „Die aktuell an so vielen Stellen gezeigte Geschlossenheit unserer demokrati-
    Privatpersonen und Betriebe gefolgt waren, bildete sich am         schen Wertegemeinschaft und die große Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung
    Tag der Anlieferung ein kilometerlanger Stau rund um die           machen in der dramatischen Lage Hoffnung. Wir alle sind aufgefordert, diese
    4.000 Einwohner starke Gemeinde“, erinnert sich Hans-Peter         Solidarität in unseren jeweiligen Einflussbereichen zu leben und für Frieden und
    Bender, der Servicefahrer der Wilhelm Klein GmbH. Ein lokaler      Freiheit einzustehen“, bekräftigt der geschäftsführende Gesellschafter Christo-
    Biker-Club habe daraufhin spontan den Verkehr geregelt. Da-        pher Mennekes.
    rüber hinaus habe eine Vielzahl weiterer freiwilliger Helfer
    dazu beigetragen, die logistische Abwicklung zu gewährleis-        Das Sauerländer Familienunternehmen spendete insgesamt 100.000 € an das
    ten. „Das hat uns deutlich gezeigt, wie sehr alle an einem         „Bündnis Entwicklung Hilft“ und die „Aktion Deutschland Hilft“, um die Ukrainer
    Strang ziehen, um in dieser Zeit Farbe zu bekennen und Gutes       zu unterstützen – sowohl die Menschen im Land als auch die vielen ins Nach-
    zu tun“, bemerkt Tilmann Klein. Die auch abseits des aktuellen     barland Polen Geflüchteten. Als sichtbares Zeichen der Anteilnahme sind zudem
    Krieges bereits seit Jahrzehnten in mehreren Gebieten des ost-     die Standorte der Firma in den ukrainischen Farben beflaggt. Des Weiteren er-
    europäischen Landes aktive Ukrainehilfe Breitscheid fährt seit-    strahlt täglich ab Einbruch der Dunkelheit ein Gebäude am Hauptsitz in Kirch-
    her regelmäßig Sondertouren, damit die gespendeten Waren           hundem in Blau und Gelb.
    sicher dort ankommen, wo sie gebraucht werden.
Wirtschaftsreport Mai 2022 - IHK-Vollversammlung: Neu gewählt - IHK-Siegen
6           Mai 22     Wirtschaftsreport

                                                                                       von mir ist Ukrainer. In seiner Jugend lebte er hier bei uns im
                                                                                       Siegerland. Auch nachdem er wieder in seine Heimat zurück-
                                                                                       gegangen ist, riss der Kontakt nie ab. Als ich dann im Februar
                                                                                       von den Angriffen erfuhr, bekam ich natürlich einen Kloß im
                                                                                       Hals.“

                                                                                       Er habe sich in diesem Moment sofort entschlossen, aktiv zu
                                                                                       werden und Hilfe zu leisten. Gesagt, getan: Martin Strohmann
                                                                                       verkündete am Tag darauf in großer Runde in seinem Unter-
                                                                                       nehmen die Idee, einen eigenen Hilfstransport auf die Beine
                                                                                       zu stellen. „Das war mittwochmorgens. Freitagabends wollte
                                                                                       ich mit einem Sprinter losfahren“, blickt er auf sein ambitio-
                                                                                       niertes Vorhaben zurück. Rasch fand er mehrere Unterstützer
                                                                                       – auch im privaten Umfeld. Über die Sozialen Medien erreich-
                                                                                       te er innerhalb kurzer Zeit viele Menschen, die ihr Mitwirken
                                                                                       anboten.

                                                                                       Fortan nutzte er jede freie Minute, um telefonisch, per Mail
                                                                                       sowie via WhatsApp Kontakte zu knüpfen und den Transport
                                                                                       logistisch vorzubereiten. Einer seiner Kollegen aus der Langen-
                                                                                       bach-Belegschaft verfügt durch seine Tätigkeit als Ehrenamt-
                                                                                       licher für das Deutsche Rote Kreuz über Erfahrung in der
                                                                                       Durchführung von Hilfsaktionen. Er koordinierte auf dem Fir-
                                                                                       mengelände die Annahme und Sortierung der gespendeten
                                                                                       Ware. „Ohne diese Struktur wäre das Ganze am Ende über-
                                                                                       haupt nicht realisierbar gewesen“, ordnet Martin Strohmann
                                                                                       ein. Denn die Welle der Hilfsbereitschaft habe ihn absolut
                                                                                       überwältigt: „Ich hätte niemals damit gerechnet, dass so viele
                                                                                       Lebensmittel und Hilfsgüter zusammenkommen.“

                                                                                       Rund 15 Helfer luden die Ware in drei Sprinter. Zwei Fahr-
Jens Schmidt, erster                                                                   zeuge hatten kurzerhand die KSO Edelstahlbeizerei GmbH aus
    Vorsitzender des   Besonders glücklich ist Ricarda Klein darüber, dass auch die    Wilnsdorf und die Roofa GmbH aus Siegen bereitgestellt. Ziel-
Vereins Bonuspunkt     Jüngsten in ihrem Unternehmen die Initiative ergriffen haben:   ort der langen Fahrt: die südpolnische Großstadt Krakau. Hier
 Wittgenstein, liegt   Die Auszubildenden der Wilhelm Klein GmbH organisierten ein     überreichten die Siegerländer die Fracht an einen großen Hilfs-
    die schnelle und   Waffelbacken auf dem Betriebsgelände und ließen den dabei       dienst, der sie dann an die ukrainische Grenze beförderte. Ur-
    ­unbürokratische   generierten Erlös ebenfalls zu 100 % den Menschen in der        sprünglich hatten Strohmann und seine Mitstreiter auch ge-
     ­Unterstützung    Ukraine zukommen.                                               plant, auf dem Rückweg ukrainische Flüchtende nach NRW
der Ukraine sehr am                                                                    mitzunehmen. „Es gab Kontakt zu einigen Bürgern, die das
            Herzen.    Tief geschockt von den Ereignissen zeigt sich auch Martin       Land verlassen wollten und deren Familienmitglieder zum Teil
                       Strohmann, Mitarbeiter der Langenbach GmbH aus Siegen.          hier in der Nähe von Siegen leben.“ Diese konnten dann aber
                       Das Geschehen trifft ihn persönlich sehr: „Ein guter Freund     vorab bereits sicher das Land verlassen, sodass der Bedarf nicht
                                                                                       mehr bestand.

                                                                                       Die Eindrücke, die er in Osteuropa gewonnen hat, ließen Mar-
                         Checkliste für Unternehmen                                    tin Strohmann mit gemischten Gefühlen zurück. „Einerseits ist
                         Die Checkliste des Netzwerks „Unternehmen integrieren         es natürlich schön, etwas Gutes getan und Menschen geholfen
                         Flüchtlinge“ stellt Arbeitgebern praktische Informationen     zu haben. Emotional war es aber auch sehr belastend. Wenn
                         zur Verfügung, wie die Anstellung von Geflüchteten aus        man selbst Familienvater ist und dann am Krakauer Bahnhof
                         der Ukraine erfolgreich gelingen kann. Neben Informatio-      verängstigte ukrainische Kinder und ihre Mütter sieht, nimmt
                         nen zu Sozialversicherung, Krankenversicherung und der        es einen wirklich sehr mit.“
                         Eröffnung eines Bankkontos gibt sie auch Tipps an die
                         Hand, wie die neuen Mitarbeiter ganz praktisch beim           Engagiert präsentiert sich indes auch der Verein Bonuspunkt
                         ­Ankommen in Deutschland unterstützt werden können.           Wittgenstein. „Uns ist es ein wichtiges Anliegen, einen Beitrag
                                                                                       zur Unterstützung der Ukrainer zu leisten“, betont der erste
                         Weitere Infos dazu unter                                      Vorsitzende Jens Schmidt (Signal-Iduna-Generalagentur Jens
                         unternehmen-integrieren-fluechtlinge.de/.                     Schmidt, Bad Berleburg). Hier erweist sich die etablierte inter-
                                                                                       kommunale Zusammenarbeit als fruchtbar. Der Zusammen-
Wirtschaftsreport Mai 2022 - IHK-Vollversammlung: Neu gewählt - IHK-Siegen
Wirtschaftsreport        Mai 22              7

schluss der Werbegemeinschaften aus dem Altkreis einigte
sich auf ein gemeinsames Vorgehen.                                  Stadt Siegen
                                                                    Spendenfahrt in polnische Partnerstadt
„Pro Bad Laasphe“, die ebenfalls in der Lahnstadt ansässige
Tourismus, Kur und Stadtentwicklung GmbH, der Bad Berle-            Quer durch Deutschland und Polen führte die Route des Kinder- und Jugend-
burg Markt und Tourismus e.V. sowie der Erndtebrücker Ver-          mobils der Stadt Siegen – bis unter das Dach gefüllt mit Spenden und Hilfsgütern
ein Handel, Handwerk und Touristik e.V. greifen dabei auf           für geflüchtete Menschen aus der Ukraine. Der Transport mit Hygieneartikeln,
ihr bewährtes System zurück. In allen Partnerbetrieben des          Spielzeug, Kinderkleidung und vielem mehr fand sein Ziel in Siegens Partnerstadt
Dachvereins können Kunden traditionell ihre Bonuspunktkar-          Zakopane und wurde dort von polnischen Helfern über Sammelstellen verteilt.
ten füllen. Jeweils 1 Cent pro Euro fließt auf die besagte Kar-     Der für die Aktion verantwortliche Kinder- und Jugendtreff Weidenau begleitet
te. „Die Punkte kann man dann wiederum in allen angehörigen         seit vielen Jahren die internationale Jugendbegegnung zwischen Siegen und
Geschäften einlösen. Es ist also ein geschlossenes System, das      Zakopane. Er möchte die Partnerstadt dabei unterstützen, die vielen schutzsu-
der Region unmittelbar zugutekommt“, verdeutlicht Jens              chenden Familien zu versorgen. Auch zahlreiche Siegerländer Einzelhändler,
Schmidt. Auch über Geschenkgutscheine und Arbeitgeberkar-           weitere Unternehmen und Organisationen sowie die Stadt Siegen selbst haben
ten für Beschäftigte kann man am Bonuspunkt-Konzept par-            die Aktion unterstützt.
tizipieren.

Gemeinsam mit seinen Mitstreitern hat der Vorsitzende nun         Belegschaft gebe es viele Mitarbeiter mit osteuropäischen
ein Spendenterminal eingerichtet, das dazu dient, in Not ge-      Wurzeln. Dadurch sei die Verbindung ohnehin sehr stark aus-
ratenen Menschen zu helfen. Das Besondere: Jeder Euro, der        geprägt.
dabei gesammelt wird, geht über die Aktion „Lichtblicke“ an
ukrainische Flüchtlinge in Nordrhein-Westfalen. „Wir unter-       Im Verlauf der letzten Wochen und Monate habe die Firma
stützen so die Opfer, die wegen des Konfliktes ihre Heimat        zahlreiche Anfragen erhalten – in erster Linie von Vereinen und
verlassen mussten – und wir sehen eben quasi fast vor der         Privatinitiativen. „Neben Hygieneartikeln und Medizin sind
eigenen Haustür, wie das Geld zum Einsatz kommt“, freut sich      Lebensmittel in einer solchen Situation die wichtigsten Güter
Jens Schmidt.                                                     für die Menschen im Krisengebiet. Unsere ,Dicke-Sauerländer‘-
                                                                  Bockwurst wird dabei natürlich sehr gerne angenommen.“
Seine Agentur in Bad Berleburg wird ab diesem Monat für zwei      Schließlich handle es sich dabei um ein lang haltbares Produkt,
Wochen die erste Station des rotierenden Terminals sein. Da-      das keiner Kühlung bedürfe und in der Zubereitung sehr ein-
nach werden sich noch einige weitere Bonuspunkt-Mitglieder        fach zu handhaben sei.
beteiligen, sodass es insgesamt zehn Wochen lang möglich ist,
als Kunde einen frei wählbaren Betrag zu spenden. Das Prinzip     Das Team stellte entsprechende Ware für mehrere Transporte
dahinter ist ganz einfach: So wie man auch seine Karte mit        in die Ukraine zur Verfügung. „Gerade jetzt an Ostern haben
Punkten auflädt, kann man einen Teil seiner Punkte an diesem      wir wieder eine ganze Palette auf die Reise geschickt“, be-
speziellen Terminal spenden. Auch wird es die Möglichkeit ge-     richtet Tobias Metten. Entscheidend ist aus seiner Sicht, dass
ben, am jeweiligen Standort des Terminals eine Bargeldspende      zu den Organisatoren der Transporte ein vertrauensvolles Ver-
zu entrichten. Am Ende wird die Gesamtsumme an „Lichtbli-         hältnis bestehe. „Nur so können wir auch sicher sein, dass alle
cke“ weitergegeben. Jens Schmidt hofft auf eine rege Beteili-     Artikel am richtigen Ort ankommen.“ 
gung: „Jede Unterstützung zählt!“ Interessierte können ihn
jederzeit telefonisch kontaktieren (02751 8929170), um ver-                                                                         Tobias Metten und
tiefende Informationen zum genauen Ablauf der Aktion zu                                                                             sein Team haben
erhalten.                                                                                                                           Konserven für Hilfs-
                                                                                                                                    transporte zur
Auch für die Metten Fleischwaren GmbH & Co. KG aus Finnen-                                                                          Verfügung gestellt.
trop war und ist es eine echte Herzensangelegenheit, den Uk-
rainern in dieser Zeit zur Seite zu stehen. „Wann immer es
logistisch machbar ist, helfen wir gerne“, unterstreicht der
geschäftsführende Gesellschafter Tobias Metten. Innerhalb der

  #WirtschaftHilft
  Um Hilfe für die Ukraine bedarfsgerecht zu bündeln, ha-
  ben sich der Deutsche Industrie- und Handelskammertag
  (DIHK) sowie weitere Verbände zur Initiative #Wirt-
  schaftHilft zusammengeschlossen. Alle Informationen
  dazu finden Interessierte unter wirtschafthilft.info/.
Wirtschaftsreport Mai 2022 - IHK-Vollversammlung: Neu gewählt - IHK-Siegen
8           Mai 22    Wirtschaftsreport

Neues „Parlament der Wirtschaft“ gewählt
IHK-Vollversammlung konstituiert sich am 21. Juni
Mehrere Stunden dauerte die Auszählung der          einem großen Teil der hervorragenden Arbeit        gern gehört zu werden. „Ob Sanktionen, Ener-
knapp 4.200 abgegebenen Wahlunterlagen zur          der Mitglieder des eigens zur Durchführung der     giepreise, gestörte Lieferketten, Transformation,
Wahl der Vollversammlung der IHK Siegen. Be-        Wahl gebildeten Wahlausschusses unter Lei-         Corona, Gewerbeflächen, Fachkräftemangel
sonders erfreulich ist die erneut hohe Wahl-        tung von Günter Schmidt (Rothaar-Immobilien        oder die nicht schwinden wollende Bürokratie-
beteiligung von 18,3 %. IHK-Präsident Felix G.      GbR) geschuldet. Dank gelte auch den mit der       belastung: Gerade dann, wenn die Herausforde-
Hensel: „Das Ergebnis, das einmal mehr bundes-      Organisation der Wahl betrauten Mitarbeitern       rungen so groß sind, ist die IHK gefragt und kann
weit zu den besten gehören dürfte, untermauert      der Kammer. In der Vorbereitung und Durch-         ihre Kompetenzen wirkungsvoll zur Entfaltung
erneut die Nähe der Kammer zu ihren Mitglieds-      führung seien unzählige Arbeitsschritte durch-     bringen, wenn sie eine starke Vollversammlung
betrieben. Das Interesse und die Bereitschaft, an   zuführen gewesen – eine Arbeit, die gemeinhin      hinter sich hat“, unterstreicht Gräbener.
der Ausrichtung der inhaltlichen Arbeit mitzu-      hinter den Kulissen stattfinde und daher oft
wirken, sind nachweislich hoch. Die IHK wird als    nicht wahrgenommen werde, „vor allem dann,         Die Aufteilung der Sitze nach Wahlgruppen und
erfolgreiche Streiterin wahrgenommen, wenn es       wenn sie so reibungslos erfolgt, wie dies hier     Wahlbezirken stellt dabei eine proportionale In-
darum geht, die Bedingungen für wirtschaft­         der Fall war!“                                     teressenvertretung der heimischen Wirtschaft in
liches Handeln in der Region zu verbessern!“                                                           der Vollversammlung sicher. Die 43 gewählten
                                                    16 der 43 gewählten Abgeordneten gehören           Unternehmerinnen und Unternehmer kommen
Dies zeige auch der Rekordwert von 125 Kan-         erstmals der Vollversammlung an. 27 Mitglieder     aus allen Teilen des Kammerbezirks, dem die
didaten, die sich zur Wahl für einen der 43 Sit-    aus der bisherigen Zusammensetzung sind da-        Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe angehö-
ze des wichtigsten Kammergremiums stellten.         mit weiterhin Teil des Gremiums. Zur Besetzung     ren. Die höchsten Wahlbeteiligungen entfielen
„Meine Gratulation gilt den gewählten Unter-        der Vollversammlung gehören somit auch be-         auf die Wahlgruppen „Finanzinstitute“, „Ge-
nehmensvertreterinnen und -vertretern. Ich          währte Kräfte. „Das ermöglicht eine spannende      schäftsführungs- und Holdinggesellschaften“,
möchte sie ermutigen, sich aktiv in die wichtige    Mischung aus Erfahrung und neuen Impulsen“,        „Verarbeitendes Gewerbe/Industrie“ (Wittgen-
Arbeit der IHK einzubringen. Dank und Aner-         ist sich IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Grä-       stein), „Groß- und Einzelhandel/Handelsver-
kennung gebühren jedoch auch den unterlege-         bener sicher. Die Zusammensetzung werde der        mittlung, Kfz-Handel“ (Wittgenstein) sowie
nen Kandidatinnen und Kandidaten dafür, dass        IHK als Sprachrohr der regionalen Wirtschaft die   „Sonstige Dienstleistungen“ (Wittgenstein).
sie ihren Hut in den Ring geworfen haben, um        Kraft verleihen, die sie benötigt, um im derzeit
sich für die IHK zu engagieren“, betont Hensel.     durchaus schwierigen Fahrwasser für die Unter-     Weitere Informationen zur Wahl der Vollver-
Die gelungene Durchführung der Wahl sei zu          nehmen von den politischen Entscheidungsträ-       sammlung: wahl2022.ihk-siegen.de/ 

 Wahlgruppe 01 – Siegen – Verarbeitendes Gewerbe / Industrie
                      André E. Barten                                     Rainer Dango                                       Wieland Frank
                      Achenbach Buschhütten                               Dango & Dienenthal                                 SIEGENIA-AUBI KG
                      GmbH & Co. KG                                       ­Maschinenbau GmbH

                      Mark Georg                                          Christoph Hauck                                    Fabian Kapp
                      Heinrich Georg GmbH                                 Albrecht Bäumer                                    Gräbener
                      Maschinenfabrik                                     GmbH & Co. KG                                      Maschinentechnik
                                                                          Spezialmaschinenfabrik                             GmbH & Co. KG

                      Konstantin Slawinski                                Frieder Spannagel                                  Arnold Vetter
                      Slawinski u. Co. GmbH                               Gontermann-Peipers                                 VETTER Industrie GmbH
                                                                          GmbH
Wirtschaftsreport   Mai 22        9

Wahlgruppe 02 – Siegen – Großhandel, Handelsvermittlung und Kfz-Handel
           Timm Sebastian               Jost Schneider
           Bendinger
                                        Walter Schneider
           Hugo Roth Technische         GmbH & Co. KG
           Großhandlung Industrie-
           vertretungen GmbH

Wahlgruppe 03 – Siegen – Einzelhandel
           Christian Bald               Florian Leipold
           Möbelhaus Heinrich Bald      Hees Bürowelt GmbH
           GmbH & Co. KG

Wahlgruppe 04 – Siegen – Sonstige Dienstleistungen
           Tobias Dangendorf            Julia Ierardi-Vollwerth                 Julia Krämer
           BRENDEBACH                   Planzenhof La Creativa                  Gemeinnützige
           INGENIEURE GmbH              GmbH & Co. KG                           Gesellschaft für
                                                                                digitalisierte und
                                                                                nachhaltige Zusammen-
                                                                                arbeit (DNZ) GmbH

           Matthias Künzel
           8P Treuhand GmbH
           Wirtschaftsprüfungs­
           gesellschaft

Wahlgruppe 05 – Wittgenstein – Verarbeitendes Gewerbe / Industrie
           Christian Frank              Dirk Pöppel
           Kocherscheidt
                                        REGUPOL BSW GmbH
           EJOT SE & Co. KG
10   Mai 22   Wirtschaftsreport

Wahlgruppe 06 – Wittgenstein – Groß- und Einzelhandel, Handelsvermittlung, Kfz-Handel
              Claudia Bikar
              BIKAR-METALLE GmbH

Wahlgruppe 07 – Wittgenstein – Sonstige Dienstleistungen
              Günter Schmidt
              Rothaar-Immobilien GbR

Wahlgruppe 08 – Olpe – Verarbeitendes Gewerbe / Industrie
              Patrick Großhaus           Dr.-Ing.                      Philipp Christian Hensel
                                         Christopher Grünewald
              Egon Großhaus                                            Gustav Hensel
              GmbH & Co. KG              Gebr. Grünewald               GmbH & Co. KG
                                         GmbH & Co. KG

              Timotheus Hofmeister       Christopher Mennekes          Tobias Metten
              TRACTO-TECHNIK             Mennekes Elektrotechnik       Metten Fleischwaren
              GmbH & Co. KG              GmbH & Co. KG                 GmbH & Co. KG

              Maik Rosenberg             Walter Viegener
              aquatherm GmbH             Viega Holding
                                         GmbH & Co. KG

Wahlgruppe 09 – Olpe – Großhandel, Handelsvermittlung
              Peter-Wilhelm
              Schauerte
              ARIANE Aluminium-
              Systeme GmbH & Co. KG
Wirtschaftsreport   Mai 22   11

Wahlgruppe 10 – Olpe – Einzelhandel
           Alexander Kremer
           Garten-Center Kremer
           GmbH

Wahlgruppe 11 – Olpe – Sonstige Dienstleistungen
           Prof. Dr.                    Peter Dornseifer
           Stephan Becker
                                        Dornseifer Grundstücks-
           Becker Immobilien            und Beteiligungs-GmbH
           GmbH & Co. KG                & Co. KG

Wahlgruppe 12 – Gesamter IHK-Bezirk – Ver- und Entsorgung, Baugewerbe
           Eckehard Hof                 Sebastian Quast
           Berge-Bau-GmbH &             OTTO QUAST
           Co. KG                       Fertigbau GmbH

Wahlgruppe 13 – Gesamter IHK-Bezirk – Verkehr und Logistik
           Ferdinand Menn
           Spedition Menn GmbH

Wahlgruppe 14 – Gesamter IHK-Bezirk – Gastgewerbe
           Bernhard Schwermer
           Rhein-Weser-Turm
12          Mai 22    Wirtschaftsreport

Wahlgruppe 15 – Gesamter IHK-Bezirk – IT- und Medienwirtschaft
                      Markus Weber
                      dokuworks GmbH

Wahlgruppe 16 – Gesamter IHK-Bezirk – Finanzinstitute
                      Burkhard Braach                                             Jens Brinkmann
                      Sparkasse Siegen                                            Volksbank in
                                                                                  Südwestfalen eG

Wahlgruppe 17 – Gesamter IHK-Bezirk – Versicherungen, Versicherungs- und Finanzdienstleistungen

                      Michael Heinz
                      M. H. Heinz
                      Versicherungsmakler

Wahlgruppe 18 – Gesamter IHK-Bezirk – Geschäftsführungs- und Holdinggesellschaften
                      Reinhard Quast                                              Sandra Schulte
                      OTTO QUAST                                                  Brillen-Schulte
                      GmbH & Co. KG                                               Verwaltungs GmbH

     Der Fachlieferant für Feuerlösch- und Sicherheitstechnik

                  üstet                                                                             Regelmäßige Wartung & Prüfung
       g u t g e r en                                                                               der brandschutztechnischen Einrichtungen
            für d
                           l
        Notfal                  Mühlenbergstraße 2–4   . 57290 Neunkirchen . Tel.: 02735 / 7732-0 . E-Mail: info@giebeler-feuerschutz.de . www.giebeler-feuerschutz.de
Wirtschaftsreport         Mai 22           13

Krise am Energiemarkt:
IHK liefert Antworten auf drängende Rechtsfragen
„Eine positive Trendwende bei den Energieprei-
sen ist nicht erkennbar. Fest steht: Wir werden
morgen nicht die Preise von gestern zurückbe-
kommen.“ Dr. Matthias Heider, BDO Legal
Rechtsanwaltsgesellschaft mbH, gab auf Einla-
dung der IHK Siegen einen Überblick über die
aktuelle Lage am Energiemarkt, der ernüchternd
ausfiel. 45 Teilnehmer verfolgten die Veranstal-
tung „Krise am Energiemarkt: Preisanpassungen,
Lieferstopps und Lieferanteninsolvenzen bei der
Strom- und Gasbeschaffung meistern“.

Viele Unternehmen zeigen sich angesichts der
gegenwärtigen Entwicklung auf dem Energie-
markt verunsichert. Gründe hierfür gebe es ge-
nug, erläuterte der erfahrene Rechtsanwalt und
langjährige Bundestagsabgeordnete. Der massi-

                                                                                                                                                            Pixabay
ve Anstieg der Großhandelspreise für Strom und
Gas habe in den letzten Monaten dazu geführt,
                                                     Preiserhöhungen vonseiten der Stromversorger waren einer der Schwerpunkte im Zuge der IHK-Veranstaltung.
dass viele Versorger ihre Energiepreise erheblich
erhöht hätten. Dabei seien die Preistreiber leicht   aussetzungen erfüllt, erklärte Dr. Mirko Sauer.       gungsrecht des Kunden hinweist.“ Vorausset-
auszumachen: Die Wirtschaft habe sich nach           Der Rechtsanwalt im Bereich Energierecht hob          zung für ein außerordentliches Kündigungsrecht
Corona erholt und müsse jetzt einen gestiege-        hervor, dass gerade in jüngerer Vergangenheit         des Kunden ist eine beabsichtigte Preisänderung
nen Energiebedarf decken. Die Erneuerbaren           Gerichte häufig ungerechtfertigte Preisanpas-         auf Grundlage eines einseitigen Preisände-
Energien hätten zudem witterungsbedingt we-          sungen festgestellt hätten. Seine Empfehlung:         rungsrechts des Lieferanten. Das Recht zur Kün-
niger Strom produziert, sodass eine größere          Prüfen, ob die Preiserhöhung zulässig und die         digung bestehe bis zum Inkrafttreten der Preis-
Stromlücke mit Strom aus teuren Gas- oder            Ausübung des Sonderkündigungsrechts sinnvoll          erhöhung. Rechnungsanteile, die durch eine
Kohlekraftwerken geschlossen werden müsse.           ist. Bei unberechtigten Preiserhöhungen sollten       unwirksame Erhöhung zustande kämen, könn-
Hinzu kämen geringere Gasflüsse aus Russland,        zudem eine Zahlungsverweigerung und etwaige           ten demnach gegebenenfalls einbehalten oder
niedrigere Gasspeicherbestände und gestiegene        Rückforderungen in Betracht gezogen werden.           grundsätzlich innerhalb von drei Jahren ab Zu-
Ölpreise.                                            „Bei Preisanpassungen braucht jeder Lieferant         gang der Jahresrechnung zurückgefordert wer-
                                                     eine Rechtsgrundlage. Das heißt, es muss eine         den.
Etliche Betriebe hatten daher beim Energieein-       vertragliche Grundlage vorliegen. Diese soge-
kauf abgewartet. Eine aktuelle Erhebung des          nannten Preisanpassungsklauseln stehen in den         Rechtsanwalt Dr. Christian Hampel stellte klar,
Deutschen Industrie- und Handelskammertages          AGBs“, unterstrich Dr. Mirko Sauer. Maßgeblich        dass ein Lieferstopp ohne wirksame Kündigung
(DIHK) zeigt, dass bei Ausbruch des Krieges in       für die Unternehmen ist, ob und welche Kosten         einer Vertragsverletzung gleichkomme, sodass
der Ukraine die Hälfte der Unternehmen ihre          hier als preistreibend offengelegt sind. „Fehlen      Schadensersatzforderungen möglich sein könn-
Strom- und Gasbeschaffung noch nicht abge-           diese Angaben, ist dies nicht transparent und         ten. Sorgen bereite vielen Unternehmen eine
schlossen hatte. Fast jedes dritte Unternehmen       somit unwirksam.“ Für außerordentliche Kündi-         potenziell drohende Gasverknappung. „Die Gas-
muss demnach noch mehr als 70 % des für 2022         gungen müsse ein wichtiger Grund vorliegen;           speicher in Deutschland waren zuletzt nur zu
benötigten Stroms einkaufen – nun mit weitaus        alleine die Marktlage begründe hier kein Kündi-       einem Viertel gefüllt. Sollte es zu einem Liefer-
höheren Kosten. Dr. Matthias Heider: „Im ver-        gungsrecht des Versorgers.                            stopp kommen, reicht eine solche Vorratsmenge
gangenen Jahr hatten alleine 416 Gasversorger                                                              bei unverändertem Verbrauch nur wenige Wo-
die Preise um durchschnittlich 6,5 % erhöht. Im      Die Alarmglocken sollten schrillen, wenn Preis-       chen. Dann kann die Einschränkung der Erdgas-
laufenden Jahr kündigten circa 950 Gasversor-        erhöhungen beiläufig in einem als Werbung             versorgung veranlasst werden.“ „Geschützte“
ger Preiserhöhungen an. Die durchschnittliche        oder Newsletter anmutenden Schreiben mitge-           Kunden, hierzu zählten etwa öffentliche Ein-
Erhöhung liegt bei 75 %! Bei den Stromversor-        teilt würden. „Das ist klar unzulässig. Der Liefe-    richtungen und Haushalte, sollten so weiterhin
gern sieht es nicht anders aus: 2021 haben 502       rant muss ausreichende Informationen zur Ver-         mit Erdgas versorgt werden. Einzelheiten hierzu
Versorger die Preise um durchschnittlich 40 %        fügung stellen, damit Kunden prüfen können, ob        regle der „Notfallplan Gas für die Bundesrepub-
erhöht, für das laufende Jahr kündigten rund         sie von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch          lik Deutschland“. „Kritisch wird es, wenn die
830 Versorger Erhöhungen um durchschnittlich         machen können. Hierzu bedarf es einer recht-          Notfallstufe erreicht wird!“, so Dr. Christian
60 % an.“                                            zeitigen, aber auch direkten, transparenten und       Hampel. „Dann wird nach Erdgas-Versorgungs-
                                                     verständlichen Mitteilung, die über den Grund,        sicherheits-Verordnung (Erdgas-SoS-VO) fest-
In diesen Fällen empfehle sich grundsätzlich die     die Voraussetzungen und den Umfang der Preis-         gelegt, wer noch beliefert wird und wer nicht
Überprüfung, ob der Lieferant hierfür die Vor-       änderung informiert und auf das Sonderkündi-          mehr!“ 
14            Mai 22    Wirtschaftsreport

Großflächige Auswirkungen der A45-Sperrung:
Wirtschaft und Gewerkschaften zeigen, wie Betriebe betroffen sind

                                                                                                                                                                    IHK Siegen
Zeigten gemeinsam die Probleme auf: (v.l.) Hans-Peter Langer (IHK Siegen), Stefan Simon (Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd), Klaus Gräbener (IHK Siegen), André Arenz
(IG Metall Olpe) und Ingo Degenhardt (DGB-Region Südwestfalen).

Die wirtschaftlichen Folgen der Autobahnsper-             schaften“, bilanziert IHK-Hauptgeschäftsführer          schungslandschaft sowie klimaschonender Mo-
rung gehen weit über den Raum Lüdenscheid                 Klaus Gräbener. Die gesamte Region drohe vor            bilität über digitale Chancen, strukturpolitische
hinaus und betreffen auch Betriebe in den Krei-           diesem Hintergrund in den kommenden Jahren              Verbesserungen und die Fachkräftegewinnung
sen Siegen-Wittgenstein und Olpe massiv. Das              an Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen. Deshalb             bis hin zu energiepolitischen Impulsen. Klaus
zeigt eine Zusammenstellung von 54 Unterneh-              gelte es, schleunigst dafür zu sorgen, sie im           Gräbener: „Die gewonnenen Erkenntnisse wer-
mensbeispielen der IHK Siegen, die Vertreter der          Gegenzug voranzubringen und, wo notwendig,              den für die Region selbst eine wertvolle Orien-
Kammer, der Arbeitgeberverbände, des Hand-                Unterstützung einzufordern.                             tierung sein und sollen verdeutlichen, welche
werks und der Gewerkschaften gemeinsam öf-                                                                        Unterstützung aus Sicht der Wirtschaft sinnvoll
fentlich vorstellten. „Die Auswirkungen spüren            Dies soll in den kommenden Wochen in einem              und erforderlich wäre.“
große wie auch kleine Unternehmen, die Indus-             gemeinsamen Prozess mit Akteuren aus Wirt-
trie ebenso wie Dienstleister und das Handwerk,           schaft, Politik und Verwaltung geschehen. Die           Gewinnung von Fachkräften
die Geschäftsleitungen ebenso wie die Beleg-              Themen reichen von der Bildungs- und For-               und Auszubildenden erschwert
                                                                                                                  In kompromissloser Klarheit zeigen die Beispie-
                                                                                                                  le aus den Unternehmen, dass unmittelbarer
                                                                                                                  Handlungsbedarf besteht, soll die Wirtschafts-

     ^ĞůĨ ^ƚŽƌĂŐĞ Θ >ĂŐĞƌƉĂƌŬ                                                                                     kraft erhalten bleiben. In einigen Feldern wird
                                                                                                                  das Ausmaß der Auswirkungen erst nach und
                                                                                                                  nach erkennbar. Beispiel: Fachkräftegewinnung.
     !   Ĩƺƌ WƌŝǀĂƚ Θ 'ĞǁĞƌďĞ                                                                                     „Etliche Pendler aus dem Raum Hagen oder wei-
                                                                                                                  ter nördlich nutzen regelmäßig die A45, um zum
     !   sĞƌƐĐŚŝĞĚĞŶĞ 'ƌƂƘĞŶ                                                          'ĞůďĞƌ ůŝƚnj                Betrieb zu kommen. Für sie entwickelt sich der
     !   ,ŽŚĞ ^ŝĐŚĞƌŚĞŝƚ
                                                                                                                  Weg zur Arbeit zur Zumutung, zumal es ohnehin
     !   sĞƌŬĞŚƌƐŐƺŶƐƟŐ ŝŶ KůƉĞ
                                                                                                                  schon viele Baustellen auf der Strecke gibt. Vie-
     !   ϱ DŝŶ͘ ǀŽŵ
Wirtschaftsreport         Mai 22        15

eine Stelle auf der anderen Seite der Talbrücke
Rahmede antreten, zeigt sich Teresa Mason-
Hermann (KRAH Elektronische Bauelemente
GmbH) überzeugt. Die Region oberhalb von Lü-
denscheid falle für die kommenden Jahre als
Recruiting-Bereich vollständig weg, bestätigt
auch Andrea Schell (Schell GmbH & Co. KG).

„Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Auszubil-
denden“, unterstreicht André Arenz. „Der eine
oder andere, der in Hagen oder Dortmund zwei-
mal in der Woche in die Berufsschule muss, wird
sich überlegen, ob und wie lange er sich das
antut. Das ist bitter, zumal wir uns gerade jetzt
dringend mehr Auszubildende wünschen!“ Der
1. Bevollmächtigte der IG Metall Olpe sieht hier
das Land gefordert, in jedem Fall eine Beschu-
lung in den Berufskollegs vor Ort oder aber

                                                                                                                                                        Autobahn Westfalen
Blockunterricht zu ermöglichen.

Transportkosten explodiert,
Lieferketten gestört                                Die Folgen der A45-Sperrung sind gravierend – auch für Unternehmen im hiesigen Kammerbezirk.
Schon kurze Zeit nach der Sperrung der Talbrü-
cke Rahmende im Dezember 2021 schnellten die        nem harten Wettbewerb. Deutliche Preissprün-          sieht auch das heimische Handwerk zum Teil
Transportkosten in die Höhe. Wie dramatisch         ge drohen damit zu dauerhaften Auftragsver-           erheblichen Auswirkungen der Brückensperrung
dies ausfallen kann, zeigt das Beispiel der Röpa    lusten zu führen.“ Daneben sähen sich Betriebe        ausgesetzt: „Kundenbesuche über den gesperr-
Römer Metallbau GmbH. Das Drolshagener Un­          Lieferproblemen ausgesetzt. „Wir werden im            ten Abschnitt hinaus sind nun deutlich erschwert,
ternehmen ist häufig auf Großraumtransporte         täglichen Ablauf immer wieder damit konfron-          zeitkritische Reparatur- und Wartungsarbeiten
angewiesen. „Die Auslieferung von acht Contai-      tiert, dass unsere Logistikabläufe gestört wer-       für gewerbliche wie für private Kunden wer-
nereinheiten nach Dortmund musste umgeplant         den, da die Ver- und Entsorgung unseres Werkes        den verzögert, Wege- und Transportzeiten zu
werden. Es bedurfte neuer Transportgenehmi-         aufgrund verspätet oder überhaupt nicht ein-          überregionalen Baustellen sind kaum noch zu
gungen. Anstatt fünf mussten nunmehr neun           treffender Lkw nicht planmäßig funktioniert“,         berechnen. Handwerksbetriebe sind auf eine
Lkw eingesetzt werden. Für neun Fahrten ver-        erläutert etwa Harald Rackel (Fritz Schäfer           funktionsfähige Verkehrsinfrastruktur angewie-
längerte sich die Route von 70 auf 160 Kilo-        GmbH). Die Versorgungsengpässe führten zu             sen, da Dienstleistungen regelmäßig beim Kun-
meter. Die Transport- und Nebenkosten haben         Störungen in den Produktionsabläufen und              den vor Ort erbracht werden.“ Auch sie hofften
sich mehr als verdoppelt“, erklärt Geschäftsfüh-    höhe­ren Kosten. Stefan Simon, Geschäftsfüh-          auf einen deutlich beschleunigten Neubau der
rer Volker Römer.                                   rer der Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd,          Brücke. 

Massiv betroffen ist auch die Krombacher Brau-

                                                       Bei uns wird SERVICE
erei Bernhard Schadeberg GmbH & Co. KG. Für
die gesamte Lieferkette hat das Unternehmen
einen Schaden von 4 Mio. € jährlich berechnet.
„Wir selbst müssen von diesen Mehrkosten bis
zu 3 Mio. € jährlich tragen, da unsere Kunden
aufgrund der harten Wettbewerbssituation
                                                       großgeschrieben!
nicht in der Lage sind, diese Mehrkosten zu ver-
kraften“, betont Michael Kröhl, Leiter der Krom-
                                                       Ob Notfall, Reparatur oder Wartungsarbeiten ...
bacher-Logistik. Bereits wenige Tage nach der
Sperrung habe das Unternehmen Kontakt zur DB
                                                       ✓ immer schnell ✓ immer zuverlässig
Cargo und zur Kreisbahn Siegen-Wittgenstein            ✓ immer sachkundig
aufgenommen, um ein alternatives Verkehrs-
konzept aufzubauen.
                                                                                                   Ihr Heizungs- und Sanitärfachmann
Zahlreiche Unternehmen kämpften mit Kosten-
steigerungen durch längere Fahrtstrecken und                                                                    Heizung · Lüftung · Sanitär
durch den zusätzlichen Einsatz von Personal und                                                                 57072 Siegen · Seelbacher Weg 9
Fahrzeugen, verdeutlicht IHK-Geschäftsführer                                                                    Telefon (02 71) 37 52 00
Hans-Peter Langer. „Sie stehen zum Teil in ei-
16           Mai 22     Wirtschaftsreport

Standortkonferenz
IHKs fordern „Kraftakt“ für Südwestfalen
                                                                                                                       das es sei. Deshalb setze sich das Land NRW mit
                                                                                                                       aller Kraft dafür ein, dass Ersatzbauten wie die
                                                                                                                       Talbrücke Rahmede schneller geplant, geneh-
                                                                                                                       migt und gebaut werden könnten. Hierzu habe
                                                                                                                       die Landesregierung unter anderem eine ent-
                                                                                                                       sprechende Bundesratsinitiative eingebracht,
                                                                                                                       um sich beim Bund für mehr Tempo bei der Er-
                                                                                                                       richtung von Verkehrsinfrastruktur einzusetzen.

                                                                                                                       Ein Dissens zeigt sich allenfalls in der Frage des
                                                                                                                       Verfahrensablaufs: Bedarf es einer Umweltver-
                                                                                                                       träglichkeitsprüfung und einer Planfeststel-
                                                                                                                       lung? „Ja“, unterstrich Klaus Brunsmeier, Lan-
                                                                                                                       desvorstand des BUND: „Aber der gesetzlich
                                                                                                                       vorgeschriebene Ausgleich für den massiven
                                                                                                                       Eingriff beim Erweiterungsneubau der Auto-

                                                                                                          SIHK Hagen
                                                                                                                       bahnbrücke kann parallel zu den anderen Arbei-
                                                                                                                       ten erfolgen. Naturschutz wird das Projekt we-
Dr. Hendrik Schulte, Staatssekretär im Landesverkehrsministerium, wies auf die Bedeutung eines schnellen Neu-          der verhindern noch verzögern. Aber schnell und
baus der Talbrücke Rahmede hin.                                                                                        zugleich rechtssicher auch gegenüber Dritten
                                                                                                                       kann die Brücke nur unter Einsatz dieser Ver-
In der 1. Südwestfälischen Standortkonferenz in          eingeladen. Zugeschaltet waren zahlreiche Un-                 fahren errichtet werden!“ Andere Teilnehmer
Lüdenscheid forderten die Industrie- und Han-            ternehmer. Insgesamt nahmen knapp 100 Ent-                    fürchten hierdurch insbesondere einen monate-
delskammern Arnsberg, Hagen und Siegen ge-               scheidungsträger aus der Region teil. Im Mittel-              langen Zeitverlust und wünschen sich vor allem
schlossenes Handeln für den Wirtschaftsstand-            punkt der Diskussion standen Fragen zum                       einen verbindlichen Zeitplan. „Nehmen Sie Au-
ort Südwestfalen. Ralf Stoffels, Präsident der           Zustand der Straßen, der Schiene und der digi-                tobahn GmbH, BUND und Fernstraßenbundes-
SIHK Hagen: „Der Erfolg der stärksten Industrie-         talen Infrastruktur.                                          amt an einen Tisch und finden Sie eine Lösung“,
region in NRW ist massiv gefährdet! Knappe                                                                             richtete Klaus Gräbener, Hauptgeschäftsführer
Gewerbeflächen, marode Infrastruktur, steigen-           Bereits in seinem Eingangsvortrag machte Dr.                  der IHK Siegen, seinen Appell an Dr. Stefan
de Energiepreise, Hochwasserschäden und Co-              Hendrik Schulte, Staatssekretär im Landesver-                 Krause vom Bundesverkehrsministerium
rona-Beschränkungen: All das sind Risiken, die           kehrsministerium, klar, dass der Ersatzneubau                 (BMDV). Nadja Hülsmann von der Autobahn
einen gemeinsamen Kraftakt erfordern.“ Zur               der Talbrücke Rahmede so schnell wie möglich                  GmbH wusste zu berichten, dass sich ein
Standortkonferenz hatten die drei IHKs Politik,          stehen müsse. Ziel sei, dass Südwestfalen auch                15-köpfiges Team darum kümmere, dass es vor-
Verwaltung und Verbände nach Lüdenscheid                 künftig das industrielle „Kraftzentrum“ bleibe,               wärts gehe. Sie nannte Beispiele für Verfahrens-
                                                                                                                       schritte, die mit Blick auf die Dringlichkeit be-
                                                                                                                       reits optimiert worden seien.

                                                                                                                       Mehr Tempo auch auf Schiene
                                                                                                                       und Datenautobahn gefordert
                                                                                                                       Die Verlagerung von Transporten auf die Schie-
                                                                                                                       ne stand im Zentrum eines weiteren Programm-
                                                                                                                       punkts. Die Situation auf der A45 hat das Thema
                                                                                                                       neu befeuert, einfache Antworten indes gibt
                                                                                                                       es auch hier nicht: Michael Kröhl, Leiter Logis-
                                                                                                                       tik der Krombacher Brauerei Bernhard Schade-
                                                                                                                       berg GmbH & Co. KG, zeigte von fehlenden
                                                                                                                       ­Wagenbrücken und Gleisanschlüssen bis zum
                                                                                                                        schleppenden Ausbau der Tunnelanlagen auf der
                                                                                                                        Ruhr-Sieg-Strecke die Vielzahl bestehender In-
                                                                                                                        frastrukturengpässe auf. Hier müsse viel mehr
                                                                                                                        Tempo gemacht werden. Und: Die Wirtschaft-
                                                                                                                        lichkeitslücke, die bei kürzeren Distanzen auf
                                                                                                                        der Schiene auftrete, müsse schleunigst durch
                                                                                                          Pixabay

                                                                                                                        gezielte Förderungen kompensiert werden. To-
Auch bei der Gigabit-Infrastruktur herrscht aus Sicht der Teilnehmer Handlungsdruck.                                    bias Hausschild von der DB Netz AG verdeut-
lichte, dass die Tunnelaufweitungen ein zeitauf-
wendiges Projekt seien. Mit der Erweiterung
eines neuen elektronischen Stellwerks sei es
jedoch gelungen, mehr Kapazitäten auf der
Strecke zu schaffen. Zudem erlaube es der Ein-
satz digitaler Technik, Züge in höherer Frequenz
fahren zu lassen.

Remo Piesker, Vertriebsleiter der DB Cargo,
konnte für die vergangenen Wochen ein deut-
lich gestiegenes Interesse an Bahntransporten
vor allem im Raum Kreuztal vermelden und er-
gänzte damit die Eingangsworte von Dr. Hendrik
Schulte, der die von der DB Cargo neu aufgebau-
ten Containerverkehre zu den deutschen See-
häfen und den bevorstehenden Start weiterer
Angebote im Kombinierten Verkehr nannte.
Piesker machte deutlich, dass man alles unter-
nehme, um gemeinsam mit den Unternehmen
schnell und unkompliziert Lösungen für den
Transport von Gütern auf der Schiene zu finden.
Ziel sei, so viel Verkehr wie möglich auf die um-
weltfreundliche Schiene zu verlagern. Als wei-
tere wesentliche Maßnahme dazu plant die DB
Cargo, die Region Siegerland ab Dezember 2022
mit direkteren und schnelleren Verbindungen
nach West- und Süddeutschland im Einzelwa-
genverkehr weiter zu stärken.

Handlungsdruck gibt es auch beim Ausbau der
Gigabit-Infrastruktur. Das machte Andreas Ro-       „Ich liebe es, Metall
ther, Präsident der IHK Arnsberg, im dritten
­Themenfeld deutlich. Stefan Glusa, Geschäfts-       und meiner Firma eine
 führer der Telekommunikationsgesellschaft
 Südwestfalen, berichtete von mehr als 8.500 km
                                                     besondere Form zu geben.“
 Trassen für Glasfaserkabel, die in den nächsten
 Monaten verlegt werden. Derzeit sind in Süd-
                                                     Fördern, was NRW bewegt.
 westfalen mehr als 53 % aller Anschlüsse giga-
 bitfähig. 2025 solle der flächendeckende Aus-
                                                     Melanie Baum, Geschäftsführerin Baum Zerspanungs-
 bau abgeschlossen werden, erläuterte Christoph
                                                     technik, fertigt anspruchsvolle Dreh- und Frästeile
 Dammer­mann, Staatssekretär im Landeswirt-
                                                     nach Kundenwunsch – mit zufriedenen Mitarbeitern
 schaftsministerium, das erklärte Ziel der Lan-
                                                     und modernen Maschinen. Die nötige Finanzierung
 desregierung.
                                                     ermöglichte ihr die NRW.BANK.

Wenn es gelinge, die vielen standortpolitischen
Ansätze aus der Konferenz in einem gemeinsa-
                                                     Die ganze Geschichte unter: nrwbank.de/baum
men Prozess in konkrete Schritte zu übersetzen,
habe sich der Einsatz gelohnt, zeigte sich Klaus
Gräbener überzeugt. „In den vergangenen Jah-
ren hat Tempo bei Infrastrukturvorhaben keine
Lobby gehabt. Das muss sich ändern. Dabei geht
es um Fragen weit über die gesperrte Autobahn-
brücke hinaus, etwa um Vorschläge für den Aus-
gleich strukturpolitischer Nachteile oder um
klimaneutrale Chancen. Wir laden regionale
Akteure ein, gemeinsam mit den IHKs in den
nächsten Monaten Impulse zu erarbeiten, die
uns hierbei voranbringen!“ 
18         Mai 22    Wirtschaftsreport

Talbrücke Rahmede                                                                                      Wasserstoff
Hochwasserschutz im Blick                                                                              Förderung im Überblick
Die Autobahn Westfalen legt für die neue Tal-     am Ende ein Volumen von 4.500 Kubikmetern            Unternehmen, die in das Themenfeld Wasserstoff
brücke Rahmede eine moderne Regenwasser-          haben wird. In der Anlage wird das von der           einsteigen möchten, finden sowohl auf Bundes-
behandlungsanlage (RWBA) an. Das Becken, das      Autobahn abfließende Regenwasser gesam-              als auch auf europäischer Ebene zahlreiche Unter-
mit einem sogenannten Retentionsbodenfilter       melt, durch den Bodenfilter geleitet und an-         stützungsmöglichkeiten. Der Deutsche Industrie-
ausgestattet wird, entsteht am jetzigen Ölab-     schließend gedrosselt über einen Kanal in die        und Handelskammertag (DIHK) hat nun eine
scheider am Wislader Weg.                         Rahmede geleitet.                                    Übersicht zu einigen Wasserstoff-Förderprogram-
                                                                                                       men erarbeitet. Darüber hinaus hat die Bundes-
„Hier haben wir den notwendigen Platz, um ein     „Die Wassermenge liegt bei etwa 100 Litern pro       regierung eine Lotsenstelle eingerichtet. Die Zu-
neues Becken schnell zu errichten“, betont        Sekunde, was deutlich unter dem Wert liegt, der      sammenstellung des DIHK steht unter dihk.de im
Klaus Gillmann, Geschäftsbereichsleiter Pla-      heute erreicht wird“, erklärt Gillmann. „Damit       Bereich „Themen und Positionen – Wirtschafts-
nung bei der Außenstelle H
                         ­ agen. Baubeginn soll   tragen wir auch zum Hochwasserschutz bei,            politik – Energie“ zur Verfügung. Weitere Informa-
Anfang 2023 sein. Gebaut wird zunächst ein        denn mit dieser Anlage können Starkregenereig-       tionen zu diesem Thema hält die IHK Siegen unter
etwa 20 mal 55 Meter großes Betonbecken, das      nisse abge­federt werden.“                          ihk-siegen.de (Seiten-ID: 3533) bereit. 

 Talbrücke Rahmede
 Arbeiten laufen auf allen Ebenen
 Die A45-Sperrung hat die gesamte Region          ten im Umfeld der Brücke. Das beginnt bei der
 hart getroffen. Im Interview mit Wirt-           Vermessung und reicht bis zum Beweissiche-
 schaftsreport-Redakteur Patrick Kohlberger       rungsverfahren, das ausgeschrieben ist.
 erklärt Dirk Stiepert, der bei der Autobahn
 Westfalen die Außenstelle Hagen leitet,          Gibt es bereits einen Zeitplan für Sprengung
 welche Arbeiten momentan auf der Agenda          und Neubau?
 stehen – und wie es weitergehen kann.            Das ist ein Prozess, der sich immer mehr konkre-
                                                  tisiert. Wir sind in der Planung der Abläufe von
 Drei Monate sind seit der Vollsperrung der       vielen Entscheidungen abhängig, die wir in Zu-
 A45-Talbrücke Rahmede vergangen. Was             sammenarbeit mit anderen Beteiligten treffen
 passiert gerade mit Blick auf den Neubau?        – oder auch von der Ausführungsplanung für die
 Wir arbeiten in vielen Bereichen gleichzeitig    Sprengung, die derzeit erarbeitet wird. Es ist wie
 – am Schreibtisch, aber auch draußen an der      bei einem Puzzle, wo man vielleicht erst sortiert,
 Brücke selbst. Wir haben geklärt, wo Leitungen   den Rand legt und dann Stück für Stück einzel-

                                                                                                                                                         Robert Wilken
 liegen und wie wir sie beim Bau sowie bei der    ne Teile zusammenfügt. Erst wenn man einen
 Sprengung schützen. Klar ist, dass ein Trafo-    relevanten Anteil an Puzzlestücken zusammen-
 häuschen, das direkt unter der Brücke steht,     gefügt hat, kann man ein Ende absehen. Sobald
 verlegt wird. Es liegt auch eine Hauptwasser-    wir einen belastbaren Zeitplan für die nächsten      Dirk Stiepert leitet bei der Autobahn Westfalen die
 leitung im Hang, die für die Sprengung liegen-   relevanten Schritte haben, werden wir darüber        Außenstelle Hagen.
 bleiben kann. Später muss sie aber in Teilen     informieren.
 verlegt werden, weil sie mit den Baustraßen                                                           zes Stück auf der A45 und wird dann nach
 und den Pfeilerstandorten kollidiert. Das The-   Lässt sich beim Thema Umleitungsverkehr              links auf die Gegenfahrbahn zur Abfahrt Lü-
 ma Wasser ist auch für den Brückenneubau         noch etwas verbessern?                               denscheid (Fahrtrichtung Frankfurt) geführt.
 relevant: So bauen wir im Bereich Wislader       Die Autobahn Westfalen setzt gemeinsam mit           Hier erweitert die Autobahn Westfalen in Zu-
 Weg einen alten Ölabscheider zu einem mo-        den Teilnehmern der Taskforce Verkehr an der         sammenarbeit mit Straßen.NRW die beste-
 dernen Retentionsbodenfilter um. Was den         Anschlussstelle Lüdenscheid eine Anregung um,        hende Signalanlage. Über die Zuweisung der
 Umweltbereich angeht, beachten wir natürlich     die unter anderem aus der Bürgerschaft gekom-        Grünzeiten lassen sich die Verkehrsmengen,
 alle gesetzlichen Vorgaben von Natur- und        men war: Der aus Süden kommende Verkehr              die über die Brunscheider Straße aus Richtung
 Artenschutz. Hier stimmen wir uns mit den        wird an der Abfahrt Lüdenscheid auf zwei Rich-       Werdohl und von der A45 in Richtung Lüden-
 Vertretern der zuständigen Behörden und Um-      tungen aufgeteilt. Die bisherige Abfahrt führt       scheid fahren, präzise steuern. Um diese Lö-
 weltverbände ab. Erste Maßnahmen werden          dann auf die Brunscheider Straße in Richtung         sung umzusetzen, muss eine Mittelstreifen-
 schon umgesetzt; zum Beispiel haben wir          Werdol, Rosmart und Belmerei. Rechtsabbiegen         überfahrt hergestellt werden. Auch an den
 Nisthilfen für den Wanderfalken platziert und    ist an dieser Stelle dann nicht mehr möglich.        Anschlussstellen sind bauliche Veränderungen
 Stollen für Fledermäuse geöffnet. Auch die       Wer nach Lüdenscheid möchte und damit auch           notwendig. Hier läuft derzeit der Vergabepro-
 Vorbereitung der Sprengung erfordert Arbei-      der Umleitungsstrecke U39 folgt, bleibt ein kur-     zess.
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