Wirtschaftsreport Mai 2022 - IHK-Vollversammlung: Neu gewählt - IHK-Siegen
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Wirtschaftsreport Mai 22 1 Editorial „Weiter so“ durch die „Zeitenwende“? „Zeitenwende“ ist ein großes Wort, das gewöhnlich den Beginn einer neu- en Ära ankündigt. Nutzen Spitzenpolitiker den Begriff, dann verdeutlichen sie, dass aus ihrer Sicht die Eckpfeiler des politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenlebens grundlegend neu zu justieren sind. Der Begriff wird daher zu Recht sehr selten verwandt. Völlig neue Denk- und Verhaltensmuster kann der Staat schließlich weder der Gesellschaft noch der Wirtschaft im Stundentakt verordnen. Bundeskanzler Olaf Scholz, ein nicht zu Schnellschüssen neigender Regierungschef, verwandte in seiner bemerkenswerten Rede am 27. Februar den Begriff gleich mehrfach, als er vor dem Deutschen Bundestag die Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine ausleuchtete. Offenbar wollte er dadurch die Größe der Heraus- forderung angemessen umreißen, um beinahe nebenbei einen Paradigmen- wechsel in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik zu begründen. Der Kanzler wandte sich an die Bürger, die Wirtschaft und die politischen Akteure gleichermaßen. Seither wird darüber debattiert, wie die Zeiten- wende in praktische Politik zu übersetzen ist. Zur Einordnung hilft sicher die Erkenntnis, wie Unternehmen mit grundlegenden Änderungen ihres be- trieblichen Umfelds umgehen, denn unternehmerische Daseinsberechti- gung speist sich ja nicht aus der puren Existenz. Ihr Überleben sichern Firmen allein durch ihre Fähigkeit, auch in Zeiten der Digitalisierung, des demografischen Wandels, der Dekarbonisierung oder jetzt eben der kriege- rischen Auseinandersetzung Marktanteile zu halten, Gewinne zu erwirt- schaften und damit Beschäftigung zu sichern. Je stärker solche „Zeiten- wenden“ ihr Dasein konfrontieren, desto radikaler sind sie gezwungen, ihre Geschäftsmodelle neu auszurichten – ob sie dies nun wollen oder nicht. Wer mit seinen Ideen kein Geld verdienen kann, verschwindet vom Markt; wer Der Kanzler hat Recht. Eine Krise jagt die andere. Man verliert den Über- die „Zeichen der Zeit“ nicht rechtzeitig erkennt, den bestraft eben das Le- blick. Schwierige Zeiten, in denen viele ihr Leben wie einen permanenten ben. Das alles ist nicht schön, aber es ist tägliche Wirklichkeit. Man nennt Ausnahmezustand empfinden. Beinahe jeder im Volk fühlt indessen: Ohne es auch Wettbewerb. Der „lauert hinter jede Ecke“ und zwingt die Unter- große Opfer wird es nicht gehen. Doch statt dies auch klar zu sagen, macht nehmen, permanent ihre Prioritäten zu überprüfen, ihre Kostenbelastungen die Politik genauso weiter wie bisher. Sie streicht keine Aufgaben, macht im Auge zu behalten, ihre Beschäftigten zu qualifizieren und Tag für Tag munter Schulden in beinahe unvorstellbaren Größenordnungen und ver- Marktnischen zu suchen; oder, um es mit F. A. Hayek zu formulieren, den meidet die politische Priorisierung ihrer Ausgaben. Wer bedenkt dort wirk- „Wettbewerb als Entdeckungsverfahren“ immer wieder neu anzunehmen. lich noch, dass das, was verteilt wird, zuvor zu erarbeiten ist? Unternehmen müssen ihren Kunden und auch ihren Mitarbeitern gelegentlich sehr weh- Und wie übersetzt die Politik die postulierte „Zeitenwende“ in praktisches tun. Andernfalls überleben sie nicht. Nehmen sie nicht täglich Tempo auf, Tun? Die Devise lautet: „Weiter so! Dabei jedoch nicht kleckern, sondern könnte es morgen zu spät sein. Wenn in Deutschland alles halbwegs so klotzen!“ Nur einige Beispiele aus den vergangenen Wochen: 100 Mrd. € bleiben soll, wie es war, dann täte der Staat gut daran, ähnlich wie erfolg- zusätzlich für die wehrhafte Demokratie. Die Finanzierung erfolgt über reiche Unternehmen vorzugehen: mit permanenter Aufgabenkritik, konse- neue Schulden, auch wenn der Kanzler und sein Finanzminister ihr Vor- quenter Ausgabendisziplin, gesunder Härte gegenüber Interessengruppen, haben „Sondervermögen“ nennen. Die Renten steigen in diesem Jahr im vor allem aber mit der Bereitschaft, sich jederzeit schnell von Altherge- Osten um 6,1 %, im Westen um 5,3 %. Der Bundeszuschuss zur Renten- brachtem zu trennen, um mehr Neues wagen zu können. Die Zeitenwende versicherung wächst dadurch im Jahr 2022 auf 108 Mrd. € an. Zusätzliche klar zu benennen, ist kluge politische Führung. Deren Folgen über Schul- 14 Mrd. € benötigen die Krankenversicherungen wegen der Covid-Mehr denberge zukünftigen Generationen aufzuladen, bleibt demgegenüber an- aufwendungen. Die beiden „Ampel-Entlastungspakete“ aus den Monaten spruchslos. Februar und März belaufen sich auf (geschätzt) weitere 30 Mrd. €; beim „Osterpaket“ von Wirtschaftsminister Robert Habeck fehlt hingegen das Preisschild noch. Was nicht fehlt, ist die Reaktion auf die Ankündigung desselben Ministers, die Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge steuerlich nicht mehr In diesem Sinne grüßt Sie herzlich derart zu privilegieren wie derzeit. Hier wurde sehr schnell klar: Wer im politisch-administrativen System etwas ändern möchte, beißt ganz schnell auf Granit. Klaus Gräbener
2 Mai 22 Wirtschaftsreport Inhaltsverzeichnis Titelthema 4 Ukraine-Konflikt Heimische Unternehmen helfen Der Ukraine-Konflikt bewegt viele Menschen – auch in den Kreisen Siegen- Wittgenstein und Olpe. In den vergangenen Wochen haben zahlreiche heimische Unternehmen unbürokratische, pragmatische und schnelle Unterstützung geleistet. Der Wirtschaftsreport nimmt stellvertretend einige Beispiele in den Blickpunkt … 35 „Pollypixelt“ Kunst aus Bügelperlen 38 ITM Südwestfalen Brückenbauer in Sachen IT 44 Café Schmatz „Ein Raum für alle“ Impressum Der WIRTSCHAFTSREPORT ist das offizielle Organ der IHK Siegen Herausgeber Layout und wird den kammerzugehörigen Unternehmen im Rahmen Industrie- und Handelskammer Siegen, Christian Reeh ihrer beitragspflichtigen Mitgliedschaft ohne besonderes Be- Hauptgeschäftsstelle, Postfach 10 04 51, 57069 Siegen, zugsentgelt geliefert. Im freien Verkauf jährlich EURO 25,20 Koblenzer Straße 121, 57072 Siegen Druck, Anzeigen und Verlag + Porto und MwSt. Einzelheft EURO 2,10 + Porto und MwSt. Telefon 0271 3302-0 Vorländer GmbH & Co. KG Bestellung nur durch den Verlag. Telefax 0271 3302-400 Buch- und Offsetdruckerei · Verlag · Werbeagentur E-Mail: si@siegen.ihk.de, Obergraben 39, 57072 Siegen Erscheinungsweise: jeweils am 1. jedes Monats. Internet: http://www.ihk-siegen.de Telefon 0271 5940-0 Druckauflage: 22 283 Exemplare Anzeigenannahme: Quartal 1/2022 Geschäftsstelle Olpe, Postfach 14 46, 57444 Olpe, Michaela Hartrumpf-Schneider, Telefon 0271 5940-335 A 4791 In der Trift 11, 57462 Olpe, Telefon 02761 9 44 50, Philip Tordeur, Telefon 0271 5940-331 Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung Telefax 02761 9445-40, E-Mail: oe@siegen.ihk.de Telefax 0271 5940-373 des Verfassers, nicht unbedingt die Meinung der IHK Siegen Redaktion: E-Mail: wirtschaftsreport@vorlaender.de wieder. Nachdruck mit Genehmigung des Herausgebers und Patrick Kohlberger: 0271 3302-317 Quellenangabe sowie fotomechanische Vervielfältigung für Zustellung Hans-Peter Langer: 0271 3302-313 innerbetrieblichen Bedarf gestattet. Für unverlangt eingesand- Für Fragen, die die Zustellung betreffen, wenden Sie sich E-Mail: presse@siegen.ihk.de te Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen. bitte an zustellung@siegen.ihk.de oder 0271 3302-273. Der WIRTSCHAFTSREPORT ist keine auf Erwerb ausgerichtete Mitarbeiter dieser Ausgabe: Veröffentlichung. Julia Montanus, Christina Spill, Katja Sponholz Zurzeit gültige Anzeigenpreisliste Nr. 61
Wirtschaftsreport Mai 22 3 IHK online »D ie Titelgeschichte, alle Berichte sowie gekürzte Pressemeldungen finden Sie zusätzlich zur Printausgabe nun auch online unter www.ihk-siegen.de. Dazu geben Sie bitte die dem Text beigefügte ID in das Suchfeld unserer Website ein. « 32 | Berichte 8 | Nachrichten » 54 Jubiläen/Bücher » 32 Bodenständig und erfolgreich » 8 IHK-Vollversammlung 54 | Börsen » 35 Kunst aus Bügelperlen » 13 Energie-Markt » 54 Recyclingbörse » 38 Brückenbauer in Sachen IT » 16 Standortkonferenz » 55 Unternehmensnachfolgebörse » 41 In die Zukunft investiert » 49 5G-Ausbau » 55 Handels- und » 44 „Ein Raum für alle“ » 50 Digitalisierung Genossenschaftsregister » 52 Auslandsmessen » 64 Veranstaltungskalender Bauunternehmen Siegen Weidenauer Straße 265 57076 Siegen Hochbau Straßen- und Tiefbau C H Schlüsselfertigbau IT D U R N G Betonfertigteile U Spezialtiefbau E R H R Trinkwasserbehälter H E H Bauwerterhaltung SIC R FA Ingenieurbau Konzeption E www.quast.de
4 Mai 22 Wirtschaftsreport Ukraine-Konflikt Heimische Unternehmen helfen Der Ukraine-Konflikt bewegt viele Menschen – auch in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe. In den vergangenen Wochen haben zahlreiche heimische Unternehmen unbürokratische, pragmatische und schnelle Unterstützung geleistet. Der Wirtschaftsreport nimmt stellvertretend einige Beispiele in den Blickpunkt. Text: Patrick Kohlberger | Fotos: Jens Schmidt, Martin Strohmann, Medienwerk, Metten Fleischwaren, Wilhelm Klein GmbH
Wirtschaftsreport Mai 22 5 Die KSO Edelstahl- beizerei GmbH aus Wilnsdorf und die Roofa GmbH aus Siegen unterstützten Martin Strohmann (Langenbach GmbH) bei seiner Hilfsaktion jeweils mit einem Sprinter. » ie eine ganz praktische Hilfe für die Opfer der kriegerischen Auseinandersetzungen aussehen kann, beweisen die Verant- wortlichen der Wilhelm Klein GmbH aus Wilnsdorf. Als in den Medien die ersten Nachrichten über die Angriffe in der Ukrai- MENNEKES Monetäre Hilfe und ein Zeichen ne zu vernehmen waren, zögerten die Siegerländer nicht lange. für den Frieden „Das Schicksal und die Ohnmacht der Menschen haben uns fassungslos gemacht und tief berührt“, berichtet Ricarda Klein, Geschäftsführerin des Unternehmens. Schnell habe man sich innerhalb der Belegschaft darüber aus- getauscht, wie es gelingen kann, die große Hilfsbereitschaft in konkretes Handeln münden zu lassen. „Wir wollten nicht nur rein finanziell aktiv werden, sondern direkt dazu beitragen, die Ukrainer mit Gütern für den täglichen Bedarf zu versorgen“, erklärt Geschäftsführer Tilmann Klein. So belud man einen 13-Tonnen-Lkw mit Sachspenden für das Kriegsgebiet aus dem Firmensortiment: Baby- und Erwachsenenwindeln, Waschlo- tion, Desinfektion, Handtuchpapier, Hautcreme, Feuchtpflege- tücher und Desinfektionstücher. Dazu kamen viele private Gaben aus den Reihen der Mitarbeiter – von Kleidung über Wichtiges Zeichen für den Frieden: Das MENNEKES-Gebäude erstrahlt abends in Blau und Bettwäsche bis hin zu Werkzeugen. Gelb. Die Firma überreichte die Spenden Anfang März an die „Uk- Die MENNEKES Elektrotechnik GmbH & Co. KG hat nach Ausbruch des Krieges rainehilfe Breitscheid St. Laurentius Gemeinschaft“ in Frohn- sowohl finanzielle Hilfe geleistet als auch darüber hinaus ein Statement gesetzt. hausen (Dillenburg). „Da dem Aufruf dieses Vereins so viele „Die aktuell an so vielen Stellen gezeigte Geschlossenheit unserer demokrati- Privatpersonen und Betriebe gefolgt waren, bildete sich am schen Wertegemeinschaft und die große Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung Tag der Anlieferung ein kilometerlanger Stau rund um die machen in der dramatischen Lage Hoffnung. Wir alle sind aufgefordert, diese 4.000 Einwohner starke Gemeinde“, erinnert sich Hans-Peter Solidarität in unseren jeweiligen Einflussbereichen zu leben und für Frieden und Bender, der Servicefahrer der Wilhelm Klein GmbH. Ein lokaler Freiheit einzustehen“, bekräftigt der geschäftsführende Gesellschafter Christo- Biker-Club habe daraufhin spontan den Verkehr geregelt. Da- pher Mennekes. rüber hinaus habe eine Vielzahl weiterer freiwilliger Helfer dazu beigetragen, die logistische Abwicklung zu gewährleis- Das Sauerländer Familienunternehmen spendete insgesamt 100.000 € an das ten. „Das hat uns deutlich gezeigt, wie sehr alle an einem „Bündnis Entwicklung Hilft“ und die „Aktion Deutschland Hilft“, um die Ukrainer Strang ziehen, um in dieser Zeit Farbe zu bekennen und Gutes zu unterstützen – sowohl die Menschen im Land als auch die vielen ins Nach- zu tun“, bemerkt Tilmann Klein. Die auch abseits des aktuellen barland Polen Geflüchteten. Als sichtbares Zeichen der Anteilnahme sind zudem Krieges bereits seit Jahrzehnten in mehreren Gebieten des ost- die Standorte der Firma in den ukrainischen Farben beflaggt. Des Weiteren er- europäischen Landes aktive Ukrainehilfe Breitscheid fährt seit- strahlt täglich ab Einbruch der Dunkelheit ein Gebäude am Hauptsitz in Kirch- her regelmäßig Sondertouren, damit die gespendeten Waren hundem in Blau und Gelb. sicher dort ankommen, wo sie gebraucht werden.
6 Mai 22 Wirtschaftsreport von mir ist Ukrainer. In seiner Jugend lebte er hier bei uns im Siegerland. Auch nachdem er wieder in seine Heimat zurück- gegangen ist, riss der Kontakt nie ab. Als ich dann im Februar von den Angriffen erfuhr, bekam ich natürlich einen Kloß im Hals.“ Er habe sich in diesem Moment sofort entschlossen, aktiv zu werden und Hilfe zu leisten. Gesagt, getan: Martin Strohmann verkündete am Tag darauf in großer Runde in seinem Unter- nehmen die Idee, einen eigenen Hilfstransport auf die Beine zu stellen. „Das war mittwochmorgens. Freitagabends wollte ich mit einem Sprinter losfahren“, blickt er auf sein ambitio- niertes Vorhaben zurück. Rasch fand er mehrere Unterstützer – auch im privaten Umfeld. Über die Sozialen Medien erreich- te er innerhalb kurzer Zeit viele Menschen, die ihr Mitwirken anboten. Fortan nutzte er jede freie Minute, um telefonisch, per Mail sowie via WhatsApp Kontakte zu knüpfen und den Transport logistisch vorzubereiten. Einer seiner Kollegen aus der Langen- bach-Belegschaft verfügt durch seine Tätigkeit als Ehrenamt- licher für das Deutsche Rote Kreuz über Erfahrung in der Durchführung von Hilfsaktionen. Er koordinierte auf dem Fir- mengelände die Annahme und Sortierung der gespendeten Ware. „Ohne diese Struktur wäre das Ganze am Ende über- haupt nicht realisierbar gewesen“, ordnet Martin Strohmann ein. Denn die Welle der Hilfsbereitschaft habe ihn absolut überwältigt: „Ich hätte niemals damit gerechnet, dass so viele Lebensmittel und Hilfsgüter zusammenkommen.“ Rund 15 Helfer luden die Ware in drei Sprinter. Zwei Fahr- Jens Schmidt, erster zeuge hatten kurzerhand die KSO Edelstahlbeizerei GmbH aus Vorsitzender des Besonders glücklich ist Ricarda Klein darüber, dass auch die Wilnsdorf und die Roofa GmbH aus Siegen bereitgestellt. Ziel- Vereins Bonuspunkt Jüngsten in ihrem Unternehmen die Initiative ergriffen haben: ort der langen Fahrt: die südpolnische Großstadt Krakau. Hier Wittgenstein, liegt Die Auszubildenden der Wilhelm Klein GmbH organisierten ein überreichten die Siegerländer die Fracht an einen großen Hilfs- die schnelle und Waffelbacken auf dem Betriebsgelände und ließen den dabei dienst, der sie dann an die ukrainische Grenze beförderte. Ur- unbürokratische generierten Erlös ebenfalls zu 100 % den Menschen in der sprünglich hatten Strohmann und seine Mitstreiter auch ge- Unterstützung Ukraine zukommen. plant, auf dem Rückweg ukrainische Flüchtende nach NRW der Ukraine sehr am mitzunehmen. „Es gab Kontakt zu einigen Bürgern, die das Herzen. Tief geschockt von den Ereignissen zeigt sich auch Martin Land verlassen wollten und deren Familienmitglieder zum Teil Strohmann, Mitarbeiter der Langenbach GmbH aus Siegen. hier in der Nähe von Siegen leben.“ Diese konnten dann aber Das Geschehen trifft ihn persönlich sehr: „Ein guter Freund vorab bereits sicher das Land verlassen, sodass der Bedarf nicht mehr bestand. Die Eindrücke, die er in Osteuropa gewonnen hat, ließen Mar- Checkliste für Unternehmen tin Strohmann mit gemischten Gefühlen zurück. „Einerseits ist Die Checkliste des Netzwerks „Unternehmen integrieren es natürlich schön, etwas Gutes getan und Menschen geholfen Flüchtlinge“ stellt Arbeitgebern praktische Informationen zu haben. Emotional war es aber auch sehr belastend. Wenn zur Verfügung, wie die Anstellung von Geflüchteten aus man selbst Familienvater ist und dann am Krakauer Bahnhof der Ukraine erfolgreich gelingen kann. Neben Informatio- verängstigte ukrainische Kinder und ihre Mütter sieht, nimmt nen zu Sozialversicherung, Krankenversicherung und der es einen wirklich sehr mit.“ Eröffnung eines Bankkontos gibt sie auch Tipps an die Hand, wie die neuen Mitarbeiter ganz praktisch beim Engagiert präsentiert sich indes auch der Verein Bonuspunkt Ankommen in Deutschland unterstützt werden können. Wittgenstein. „Uns ist es ein wichtiges Anliegen, einen Beitrag zur Unterstützung der Ukrainer zu leisten“, betont der erste Weitere Infos dazu unter Vorsitzende Jens Schmidt (Signal-Iduna-Generalagentur Jens unternehmen-integrieren-fluechtlinge.de/. Schmidt, Bad Berleburg). Hier erweist sich die etablierte inter- kommunale Zusammenarbeit als fruchtbar. Der Zusammen-
Wirtschaftsreport Mai 22 7 schluss der Werbegemeinschaften aus dem Altkreis einigte sich auf ein gemeinsames Vorgehen. Stadt Siegen Spendenfahrt in polnische Partnerstadt „Pro Bad Laasphe“, die ebenfalls in der Lahnstadt ansässige Tourismus, Kur und Stadtentwicklung GmbH, der Bad Berle- Quer durch Deutschland und Polen führte die Route des Kinder- und Jugend- burg Markt und Tourismus e.V. sowie der Erndtebrücker Ver- mobils der Stadt Siegen – bis unter das Dach gefüllt mit Spenden und Hilfsgütern ein Handel, Handwerk und Touristik e.V. greifen dabei auf für geflüchtete Menschen aus der Ukraine. Der Transport mit Hygieneartikeln, ihr bewährtes System zurück. In allen Partnerbetrieben des Spielzeug, Kinderkleidung und vielem mehr fand sein Ziel in Siegens Partnerstadt Dachvereins können Kunden traditionell ihre Bonuspunktkar- Zakopane und wurde dort von polnischen Helfern über Sammelstellen verteilt. ten füllen. Jeweils 1 Cent pro Euro fließt auf die besagte Kar- Der für die Aktion verantwortliche Kinder- und Jugendtreff Weidenau begleitet te. „Die Punkte kann man dann wiederum in allen angehörigen seit vielen Jahren die internationale Jugendbegegnung zwischen Siegen und Geschäften einlösen. Es ist also ein geschlossenes System, das Zakopane. Er möchte die Partnerstadt dabei unterstützen, die vielen schutzsu- der Region unmittelbar zugutekommt“, verdeutlicht Jens chenden Familien zu versorgen. Auch zahlreiche Siegerländer Einzelhändler, Schmidt. Auch über Geschenkgutscheine und Arbeitgeberkar- weitere Unternehmen und Organisationen sowie die Stadt Siegen selbst haben ten für Beschäftigte kann man am Bonuspunkt-Konzept par- die Aktion unterstützt. tizipieren. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern hat der Vorsitzende nun Belegschaft gebe es viele Mitarbeiter mit osteuropäischen ein Spendenterminal eingerichtet, das dazu dient, in Not ge- Wurzeln. Dadurch sei die Verbindung ohnehin sehr stark aus- ratenen Menschen zu helfen. Das Besondere: Jeder Euro, der geprägt. dabei gesammelt wird, geht über die Aktion „Lichtblicke“ an ukrainische Flüchtlinge in Nordrhein-Westfalen. „Wir unter- Im Verlauf der letzten Wochen und Monate habe die Firma stützen so die Opfer, die wegen des Konfliktes ihre Heimat zahlreiche Anfragen erhalten – in erster Linie von Vereinen und verlassen mussten – und wir sehen eben quasi fast vor der Privatinitiativen. „Neben Hygieneartikeln und Medizin sind eigenen Haustür, wie das Geld zum Einsatz kommt“, freut sich Lebensmittel in einer solchen Situation die wichtigsten Güter Jens Schmidt. für die Menschen im Krisengebiet. Unsere ,Dicke-Sauerländer‘- Bockwurst wird dabei natürlich sehr gerne angenommen.“ Seine Agentur in Bad Berleburg wird ab diesem Monat für zwei Schließlich handle es sich dabei um ein lang haltbares Produkt, Wochen die erste Station des rotierenden Terminals sein. Da- das keiner Kühlung bedürfe und in der Zubereitung sehr ein- nach werden sich noch einige weitere Bonuspunkt-Mitglieder fach zu handhaben sei. beteiligen, sodass es insgesamt zehn Wochen lang möglich ist, als Kunde einen frei wählbaren Betrag zu spenden. Das Prinzip Das Team stellte entsprechende Ware für mehrere Transporte dahinter ist ganz einfach: So wie man auch seine Karte mit in die Ukraine zur Verfügung. „Gerade jetzt an Ostern haben Punkten auflädt, kann man einen Teil seiner Punkte an diesem wir wieder eine ganze Palette auf die Reise geschickt“, be- speziellen Terminal spenden. Auch wird es die Möglichkeit ge- richtet Tobias Metten. Entscheidend ist aus seiner Sicht, dass ben, am jeweiligen Standort des Terminals eine Bargeldspende zu den Organisatoren der Transporte ein vertrauensvolles Ver- zu entrichten. Am Ende wird die Gesamtsumme an „Lichtbli- hältnis bestehe. „Nur so können wir auch sicher sein, dass alle cke“ weitergegeben. Jens Schmidt hofft auf eine rege Beteili- Artikel am richtigen Ort ankommen.“ gung: „Jede Unterstützung zählt!“ Interessierte können ihn jederzeit telefonisch kontaktieren (02751 8929170), um ver- Tobias Metten und tiefende Informationen zum genauen Ablauf der Aktion zu sein Team haben erhalten. Konserven für Hilfs- transporte zur Auch für die Metten Fleischwaren GmbH & Co. KG aus Finnen- Verfügung gestellt. trop war und ist es eine echte Herzensangelegenheit, den Uk- rainern in dieser Zeit zur Seite zu stehen. „Wann immer es logistisch machbar ist, helfen wir gerne“, unterstreicht der geschäftsführende Gesellschafter Tobias Metten. Innerhalb der #WirtschaftHilft Um Hilfe für die Ukraine bedarfsgerecht zu bündeln, ha- ben sich der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sowie weitere Verbände zur Initiative #Wirt- schaftHilft zusammengeschlossen. Alle Informationen dazu finden Interessierte unter wirtschafthilft.info/.
8 Mai 22 Wirtschaftsreport Neues „Parlament der Wirtschaft“ gewählt IHK-Vollversammlung konstituiert sich am 21. Juni Mehrere Stunden dauerte die Auszählung der einem großen Teil der hervorragenden Arbeit gern gehört zu werden. „Ob Sanktionen, Ener- knapp 4.200 abgegebenen Wahlunterlagen zur der Mitglieder des eigens zur Durchführung der giepreise, gestörte Lieferketten, Transformation, Wahl der Vollversammlung der IHK Siegen. Be- Wahl gebildeten Wahlausschusses unter Lei- Corona, Gewerbeflächen, Fachkräftemangel sonders erfreulich ist die erneut hohe Wahl- tung von Günter Schmidt (Rothaar-Immobilien oder die nicht schwinden wollende Bürokratie- beteiligung von 18,3 %. IHK-Präsident Felix G. GbR) geschuldet. Dank gelte auch den mit der belastung: Gerade dann, wenn die Herausforde- Hensel: „Das Ergebnis, das einmal mehr bundes- Organisation der Wahl betrauten Mitarbeitern rungen so groß sind, ist die IHK gefragt und kann weit zu den besten gehören dürfte, untermauert der Kammer. In der Vorbereitung und Durch- ihre Kompetenzen wirkungsvoll zur Entfaltung erneut die Nähe der Kammer zu ihren Mitglieds- führung seien unzählige Arbeitsschritte durch- bringen, wenn sie eine starke Vollversammlung betrieben. Das Interesse und die Bereitschaft, an zuführen gewesen – eine Arbeit, die gemeinhin hinter sich hat“, unterstreicht Gräbener. der Ausrichtung der inhaltlichen Arbeit mitzu- hinter den Kulissen stattfinde und daher oft wirken, sind nachweislich hoch. Die IHK wird als nicht wahrgenommen werde, „vor allem dann, Die Aufteilung der Sitze nach Wahlgruppen und erfolgreiche Streiterin wahrgenommen, wenn es wenn sie so reibungslos erfolgt, wie dies hier Wahlbezirken stellt dabei eine proportionale In- darum geht, die Bedingungen für wirtschaft der Fall war!“ teressenvertretung der heimischen Wirtschaft in liches Handeln in der Region zu verbessern!“ der Vollversammlung sicher. Die 43 gewählten 16 der 43 gewählten Abgeordneten gehören Unternehmerinnen und Unternehmer kommen Dies zeige auch der Rekordwert von 125 Kan- erstmals der Vollversammlung an. 27 Mitglieder aus allen Teilen des Kammerbezirks, dem die didaten, die sich zur Wahl für einen der 43 Sit- aus der bisherigen Zusammensetzung sind da- Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe angehö- ze des wichtigsten Kammergremiums stellten. mit weiterhin Teil des Gremiums. Zur Besetzung ren. Die höchsten Wahlbeteiligungen entfielen „Meine Gratulation gilt den gewählten Unter- der Vollversammlung gehören somit auch be- auf die Wahlgruppen „Finanzinstitute“, „Ge- nehmensvertreterinnen und -vertretern. Ich währte Kräfte. „Das ermöglicht eine spannende schäftsführungs- und Holdinggesellschaften“, möchte sie ermutigen, sich aktiv in die wichtige Mischung aus Erfahrung und neuen Impulsen“, „Verarbeitendes Gewerbe/Industrie“ (Wittgen- Arbeit der IHK einzubringen. Dank und Aner- ist sich IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Grä- stein), „Groß- und Einzelhandel/Handelsver- kennung gebühren jedoch auch den unterlege- bener sicher. Die Zusammensetzung werde der mittlung, Kfz-Handel“ (Wittgenstein) sowie nen Kandidatinnen und Kandidaten dafür, dass IHK als Sprachrohr der regionalen Wirtschaft die „Sonstige Dienstleistungen“ (Wittgenstein). sie ihren Hut in den Ring geworfen haben, um Kraft verleihen, die sie benötigt, um im derzeit sich für die IHK zu engagieren“, betont Hensel. durchaus schwierigen Fahrwasser für die Unter- Weitere Informationen zur Wahl der Vollver- Die gelungene Durchführung der Wahl sei zu nehmen von den politischen Entscheidungsträ- sammlung: wahl2022.ihk-siegen.de/ Wahlgruppe 01 – Siegen – Verarbeitendes Gewerbe / Industrie André E. Barten Rainer Dango Wieland Frank Achenbach Buschhütten Dango & Dienenthal SIEGENIA-AUBI KG GmbH & Co. KG Maschinenbau GmbH Mark Georg Christoph Hauck Fabian Kapp Heinrich Georg GmbH Albrecht Bäumer Gräbener Maschinenfabrik GmbH & Co. KG Maschinentechnik Spezialmaschinenfabrik GmbH & Co. KG Konstantin Slawinski Frieder Spannagel Arnold Vetter Slawinski u. Co. GmbH Gontermann-Peipers VETTER Industrie GmbH GmbH
Wirtschaftsreport Mai 22 9 Wahlgruppe 02 – Siegen – Großhandel, Handelsvermittlung und Kfz-Handel Timm Sebastian Jost Schneider Bendinger Walter Schneider Hugo Roth Technische GmbH & Co. KG Großhandlung Industrie- vertretungen GmbH Wahlgruppe 03 – Siegen – Einzelhandel Christian Bald Florian Leipold Möbelhaus Heinrich Bald Hees Bürowelt GmbH GmbH & Co. KG Wahlgruppe 04 – Siegen – Sonstige Dienstleistungen Tobias Dangendorf Julia Ierardi-Vollwerth Julia Krämer BRENDEBACH Planzenhof La Creativa Gemeinnützige INGENIEURE GmbH GmbH & Co. KG Gesellschaft für digitalisierte und nachhaltige Zusammen- arbeit (DNZ) GmbH Matthias Künzel 8P Treuhand GmbH Wirtschaftsprüfungs gesellschaft Wahlgruppe 05 – Wittgenstein – Verarbeitendes Gewerbe / Industrie Christian Frank Dirk Pöppel Kocherscheidt REGUPOL BSW GmbH EJOT SE & Co. KG
10 Mai 22 Wirtschaftsreport Wahlgruppe 06 – Wittgenstein – Groß- und Einzelhandel, Handelsvermittlung, Kfz-Handel Claudia Bikar BIKAR-METALLE GmbH Wahlgruppe 07 – Wittgenstein – Sonstige Dienstleistungen Günter Schmidt Rothaar-Immobilien GbR Wahlgruppe 08 – Olpe – Verarbeitendes Gewerbe / Industrie Patrick Großhaus Dr.-Ing. Philipp Christian Hensel Christopher Grünewald Egon Großhaus Gustav Hensel GmbH & Co. KG Gebr. Grünewald GmbH & Co. KG GmbH & Co. KG Timotheus Hofmeister Christopher Mennekes Tobias Metten TRACTO-TECHNIK Mennekes Elektrotechnik Metten Fleischwaren GmbH & Co. KG GmbH & Co. KG GmbH & Co. KG Maik Rosenberg Walter Viegener aquatherm GmbH Viega Holding GmbH & Co. KG Wahlgruppe 09 – Olpe – Großhandel, Handelsvermittlung Peter-Wilhelm Schauerte ARIANE Aluminium- Systeme GmbH & Co. KG
Wirtschaftsreport Mai 22 11 Wahlgruppe 10 – Olpe – Einzelhandel Alexander Kremer Garten-Center Kremer GmbH Wahlgruppe 11 – Olpe – Sonstige Dienstleistungen Prof. Dr. Peter Dornseifer Stephan Becker Dornseifer Grundstücks- Becker Immobilien und Beteiligungs-GmbH GmbH & Co. KG & Co. KG Wahlgruppe 12 – Gesamter IHK-Bezirk – Ver- und Entsorgung, Baugewerbe Eckehard Hof Sebastian Quast Berge-Bau-GmbH & OTTO QUAST Co. KG Fertigbau GmbH Wahlgruppe 13 – Gesamter IHK-Bezirk – Verkehr und Logistik Ferdinand Menn Spedition Menn GmbH Wahlgruppe 14 – Gesamter IHK-Bezirk – Gastgewerbe Bernhard Schwermer Rhein-Weser-Turm
12 Mai 22 Wirtschaftsreport Wahlgruppe 15 – Gesamter IHK-Bezirk – IT- und Medienwirtschaft Markus Weber dokuworks GmbH Wahlgruppe 16 – Gesamter IHK-Bezirk – Finanzinstitute Burkhard Braach Jens Brinkmann Sparkasse Siegen Volksbank in Südwestfalen eG Wahlgruppe 17 – Gesamter IHK-Bezirk – Versicherungen, Versicherungs- und Finanzdienstleistungen Michael Heinz M. H. Heinz Versicherungsmakler Wahlgruppe 18 – Gesamter IHK-Bezirk – Geschäftsführungs- und Holdinggesellschaften Reinhard Quast Sandra Schulte OTTO QUAST Brillen-Schulte GmbH & Co. KG Verwaltungs GmbH Der Fachlieferant für Feuerlösch- und Sicherheitstechnik üstet Regelmäßige Wartung & Prüfung g u t g e r en der brandschutztechnischen Einrichtungen für d l Notfal Mühlenbergstraße 2–4 . 57290 Neunkirchen . Tel.: 02735 / 7732-0 . E-Mail: info@giebeler-feuerschutz.de . www.giebeler-feuerschutz.de
Wirtschaftsreport Mai 22 13 Krise am Energiemarkt: IHK liefert Antworten auf drängende Rechtsfragen „Eine positive Trendwende bei den Energieprei- sen ist nicht erkennbar. Fest steht: Wir werden morgen nicht die Preise von gestern zurückbe- kommen.“ Dr. Matthias Heider, BDO Legal Rechtsanwaltsgesellschaft mbH, gab auf Einla- dung der IHK Siegen einen Überblick über die aktuelle Lage am Energiemarkt, der ernüchternd ausfiel. 45 Teilnehmer verfolgten die Veranstal- tung „Krise am Energiemarkt: Preisanpassungen, Lieferstopps und Lieferanteninsolvenzen bei der Strom- und Gasbeschaffung meistern“. Viele Unternehmen zeigen sich angesichts der gegenwärtigen Entwicklung auf dem Energie- markt verunsichert. Gründe hierfür gebe es ge- nug, erläuterte der erfahrene Rechtsanwalt und langjährige Bundestagsabgeordnete. Der massi- Pixabay ve Anstieg der Großhandelspreise für Strom und Gas habe in den letzten Monaten dazu geführt, Preiserhöhungen vonseiten der Stromversorger waren einer der Schwerpunkte im Zuge der IHK-Veranstaltung. dass viele Versorger ihre Energiepreise erheblich erhöht hätten. Dabei seien die Preistreiber leicht aussetzungen erfüllt, erklärte Dr. Mirko Sauer. gungsrecht des Kunden hinweist.“ Vorausset- auszumachen: Die Wirtschaft habe sich nach Der Rechtsanwalt im Bereich Energierecht hob zung für ein außerordentliches Kündigungsrecht Corona erholt und müsse jetzt einen gestiege- hervor, dass gerade in jüngerer Vergangenheit des Kunden ist eine beabsichtigte Preisänderung nen Energiebedarf decken. Die Erneuerbaren Gerichte häufig ungerechtfertigte Preisanpas- auf Grundlage eines einseitigen Preisände- Energien hätten zudem witterungsbedingt we- sungen festgestellt hätten. Seine Empfehlung: rungsrechts des Lieferanten. Das Recht zur Kün- niger Strom produziert, sodass eine größere Prüfen, ob die Preiserhöhung zulässig und die digung bestehe bis zum Inkrafttreten der Preis- Stromlücke mit Strom aus teuren Gas- oder Ausübung des Sonderkündigungsrechts sinnvoll erhöhung. Rechnungsanteile, die durch eine Kohlekraftwerken geschlossen werden müsse. ist. Bei unberechtigten Preiserhöhungen sollten unwirksame Erhöhung zustande kämen, könn- Hinzu kämen geringere Gasflüsse aus Russland, zudem eine Zahlungsverweigerung und etwaige ten demnach gegebenenfalls einbehalten oder niedrigere Gasspeicherbestände und gestiegene Rückforderungen in Betracht gezogen werden. grundsätzlich innerhalb von drei Jahren ab Zu- Ölpreise. „Bei Preisanpassungen braucht jeder Lieferant gang der Jahresrechnung zurückgefordert wer- eine Rechtsgrundlage. Das heißt, es muss eine den. Etliche Betriebe hatten daher beim Energieein- vertragliche Grundlage vorliegen. Diese soge- kauf abgewartet. Eine aktuelle Erhebung des nannten Preisanpassungsklauseln stehen in den Rechtsanwalt Dr. Christian Hampel stellte klar, Deutschen Industrie- und Handelskammertages AGBs“, unterstrich Dr. Mirko Sauer. Maßgeblich dass ein Lieferstopp ohne wirksame Kündigung (DIHK) zeigt, dass bei Ausbruch des Krieges in für die Unternehmen ist, ob und welche Kosten einer Vertragsverletzung gleichkomme, sodass der Ukraine die Hälfte der Unternehmen ihre hier als preistreibend offengelegt sind. „Fehlen Schadensersatzforderungen möglich sein könn- Strom- und Gasbeschaffung noch nicht abge- diese Angaben, ist dies nicht transparent und ten. Sorgen bereite vielen Unternehmen eine schlossen hatte. Fast jedes dritte Unternehmen somit unwirksam.“ Für außerordentliche Kündi- potenziell drohende Gasverknappung. „Die Gas- muss demnach noch mehr als 70 % des für 2022 gungen müsse ein wichtiger Grund vorliegen; speicher in Deutschland waren zuletzt nur zu benötigten Stroms einkaufen – nun mit weitaus alleine die Marktlage begründe hier kein Kündi- einem Viertel gefüllt. Sollte es zu einem Liefer- höheren Kosten. Dr. Matthias Heider: „Im ver- gungsrecht des Versorgers. stopp kommen, reicht eine solche Vorratsmenge gangenen Jahr hatten alleine 416 Gasversorger bei unverändertem Verbrauch nur wenige Wo- die Preise um durchschnittlich 6,5 % erhöht. Im Die Alarmglocken sollten schrillen, wenn Preis- chen. Dann kann die Einschränkung der Erdgas- laufenden Jahr kündigten circa 950 Gasversor- erhöhungen beiläufig in einem als Werbung versorgung veranlasst werden.“ „Geschützte“ ger Preiserhöhungen an. Die durchschnittliche oder Newsletter anmutenden Schreiben mitge- Kunden, hierzu zählten etwa öffentliche Ein- Erhöhung liegt bei 75 %! Bei den Stromversor- teilt würden. „Das ist klar unzulässig. Der Liefe- richtungen und Haushalte, sollten so weiterhin gern sieht es nicht anders aus: 2021 haben 502 rant muss ausreichende Informationen zur Ver- mit Erdgas versorgt werden. Einzelheiten hierzu Versorger die Preise um durchschnittlich 40 % fügung stellen, damit Kunden prüfen können, ob regle der „Notfallplan Gas für die Bundesrepub- erhöht, für das laufende Jahr kündigten rund sie von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch lik Deutschland“. „Kritisch wird es, wenn die 830 Versorger Erhöhungen um durchschnittlich machen können. Hierzu bedarf es einer recht- Notfallstufe erreicht wird!“, so Dr. Christian 60 % an.“ zeitigen, aber auch direkten, transparenten und Hampel. „Dann wird nach Erdgas-Versorgungs- verständlichen Mitteilung, die über den Grund, sicherheits-Verordnung (Erdgas-SoS-VO) fest- In diesen Fällen empfehle sich grundsätzlich die die Voraussetzungen und den Umfang der Preis- gelegt, wer noch beliefert wird und wer nicht Überprüfung, ob der Lieferant hierfür die Vor- änderung informiert und auf das Sonderkündi- mehr!“
14 Mai 22 Wirtschaftsreport Großflächige Auswirkungen der A45-Sperrung: Wirtschaft und Gewerkschaften zeigen, wie Betriebe betroffen sind IHK Siegen Zeigten gemeinsam die Probleme auf: (v.l.) Hans-Peter Langer (IHK Siegen), Stefan Simon (Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd), Klaus Gräbener (IHK Siegen), André Arenz (IG Metall Olpe) und Ingo Degenhardt (DGB-Region Südwestfalen). Die wirtschaftlichen Folgen der Autobahnsper- schaften“, bilanziert IHK-Hauptgeschäftsführer schungslandschaft sowie klimaschonender Mo- rung gehen weit über den Raum Lüdenscheid Klaus Gräbener. Die gesamte Region drohe vor bilität über digitale Chancen, strukturpolitische hinaus und betreffen auch Betriebe in den Krei- diesem Hintergrund in den kommenden Jahren Verbesserungen und die Fachkräftegewinnung sen Siegen-Wittgenstein und Olpe massiv. Das an Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen. Deshalb bis hin zu energiepolitischen Impulsen. Klaus zeigt eine Zusammenstellung von 54 Unterneh- gelte es, schleunigst dafür zu sorgen, sie im Gräbener: „Die gewonnenen Erkenntnisse wer- mensbeispielen der IHK Siegen, die Vertreter der Gegenzug voranzubringen und, wo notwendig, den für die Region selbst eine wertvolle Orien- Kammer, der Arbeitgeberverbände, des Hand- Unterstützung einzufordern. tierung sein und sollen verdeutlichen, welche werks und der Gewerkschaften gemeinsam öf- Unterstützung aus Sicht der Wirtschaft sinnvoll fentlich vorstellten. „Die Auswirkungen spüren Dies soll in den kommenden Wochen in einem und erforderlich wäre.“ große wie auch kleine Unternehmen, die Indus- gemeinsamen Prozess mit Akteuren aus Wirt- trie ebenso wie Dienstleister und das Handwerk, schaft, Politik und Verwaltung geschehen. Die Gewinnung von Fachkräften die Geschäftsleitungen ebenso wie die Beleg- Themen reichen von der Bildungs- und For- und Auszubildenden erschwert In kompromissloser Klarheit zeigen die Beispie- le aus den Unternehmen, dass unmittelbarer Handlungsbedarf besteht, soll die Wirtschafts- ^ĞůĨ ^ƚŽƌĂŐĞ Θ >ĂŐĞƌƉĂƌŬ kraft erhalten bleiben. In einigen Feldern wird das Ausmaß der Auswirkungen erst nach und nach erkennbar. Beispiel: Fachkräftegewinnung. ! Ĩƺƌ WƌŝǀĂƚ Θ 'ĞǁĞƌďĞ „Etliche Pendler aus dem Raum Hagen oder wei- ter nördlich nutzen regelmäßig die A45, um zum ! sĞƌƐĐŚŝĞĚĞŶĞ 'ƌƂƘĞŶ 'ĞůďĞƌ ůŝƚnj Betrieb zu kommen. Für sie entwickelt sich der ! ,ŽŚĞ ^ŝĐŚĞƌŚĞŝƚ Weg zur Arbeit zur Zumutung, zumal es ohnehin ! sĞƌŬĞŚƌƐŐƺŶƐƟŐ ŝŶ KůƉĞ schon viele Baustellen auf der Strecke gibt. Vie- ! ϱ DŝŶ͘ ǀŽŵ
Wirtschaftsreport Mai 22 15 eine Stelle auf der anderen Seite der Talbrücke Rahmede antreten, zeigt sich Teresa Mason- Hermann (KRAH Elektronische Bauelemente GmbH) überzeugt. Die Region oberhalb von Lü- denscheid falle für die kommenden Jahre als Recruiting-Bereich vollständig weg, bestätigt auch Andrea Schell (Schell GmbH & Co. KG). „Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Auszubil- denden“, unterstreicht André Arenz. „Der eine oder andere, der in Hagen oder Dortmund zwei- mal in der Woche in die Berufsschule muss, wird sich überlegen, ob und wie lange er sich das antut. Das ist bitter, zumal wir uns gerade jetzt dringend mehr Auszubildende wünschen!“ Der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Olpe sieht hier das Land gefordert, in jedem Fall eine Beschu- lung in den Berufskollegs vor Ort oder aber Autobahn Westfalen Blockunterricht zu ermöglichen. Transportkosten explodiert, Lieferketten gestört Die Folgen der A45-Sperrung sind gravierend – auch für Unternehmen im hiesigen Kammerbezirk. Schon kurze Zeit nach der Sperrung der Talbrü- cke Rahmende im Dezember 2021 schnellten die nem harten Wettbewerb. Deutliche Preissprün- sieht auch das heimische Handwerk zum Teil Transportkosten in die Höhe. Wie dramatisch ge drohen damit zu dauerhaften Auftragsver- erheblichen Auswirkungen der Brückensperrung dies ausfallen kann, zeigt das Beispiel der Röpa lusten zu führen.“ Daneben sähen sich Betriebe ausgesetzt: „Kundenbesuche über den gesperr- Römer Metallbau GmbH. Das Drolshagener Un Lieferproblemen ausgesetzt. „Wir werden im ten Abschnitt hinaus sind nun deutlich erschwert, ternehmen ist häufig auf Großraumtransporte täglichen Ablauf immer wieder damit konfron- zeitkritische Reparatur- und Wartungsarbeiten angewiesen. „Die Auslieferung von acht Contai- tiert, dass unsere Logistikabläufe gestört wer- für gewerbliche wie für private Kunden wer- nereinheiten nach Dortmund musste umgeplant den, da die Ver- und Entsorgung unseres Werkes den verzögert, Wege- und Transportzeiten zu werden. Es bedurfte neuer Transportgenehmi- aufgrund verspätet oder überhaupt nicht ein- überregionalen Baustellen sind kaum noch zu gungen. Anstatt fünf mussten nunmehr neun treffender Lkw nicht planmäßig funktioniert“, berechnen. Handwerksbetriebe sind auf eine Lkw eingesetzt werden. Für neun Fahrten ver- erläutert etwa Harald Rackel (Fritz Schäfer funktionsfähige Verkehrsinfrastruktur angewie- längerte sich die Route von 70 auf 160 Kilo- GmbH). Die Versorgungsengpässe führten zu sen, da Dienstleistungen regelmäßig beim Kun- meter. Die Transport- und Nebenkosten haben Störungen in den Produktionsabläufen und den vor Ort erbracht werden.“ Auch sie hofften sich mehr als verdoppelt“, erklärt Geschäftsfüh- höheren Kosten. Stefan Simon, Geschäftsfüh- auf einen deutlich beschleunigten Neubau der rer Volker Römer. rer der Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd, Brücke. Massiv betroffen ist auch die Krombacher Brau- Bei uns wird SERVICE erei Bernhard Schadeberg GmbH & Co. KG. Für die gesamte Lieferkette hat das Unternehmen einen Schaden von 4 Mio. € jährlich berechnet. „Wir selbst müssen von diesen Mehrkosten bis zu 3 Mio. € jährlich tragen, da unsere Kunden aufgrund der harten Wettbewerbssituation großgeschrieben! nicht in der Lage sind, diese Mehrkosten zu ver- kraften“, betont Michael Kröhl, Leiter der Krom- Ob Notfall, Reparatur oder Wartungsarbeiten ... bacher-Logistik. Bereits wenige Tage nach der Sperrung habe das Unternehmen Kontakt zur DB ✓ immer schnell ✓ immer zuverlässig Cargo und zur Kreisbahn Siegen-Wittgenstein ✓ immer sachkundig aufgenommen, um ein alternatives Verkehrs- konzept aufzubauen. Ihr Heizungs- und Sanitärfachmann Zahlreiche Unternehmen kämpften mit Kosten- steigerungen durch längere Fahrtstrecken und Heizung · Lüftung · Sanitär durch den zusätzlichen Einsatz von Personal und 57072 Siegen · Seelbacher Weg 9 Fahrzeugen, verdeutlicht IHK-Geschäftsführer Telefon (02 71) 37 52 00 Hans-Peter Langer. „Sie stehen zum Teil in ei-
16 Mai 22 Wirtschaftsreport Standortkonferenz IHKs fordern „Kraftakt“ für Südwestfalen das es sei. Deshalb setze sich das Land NRW mit aller Kraft dafür ein, dass Ersatzbauten wie die Talbrücke Rahmede schneller geplant, geneh- migt und gebaut werden könnten. Hierzu habe die Landesregierung unter anderem eine ent- sprechende Bundesratsinitiative eingebracht, um sich beim Bund für mehr Tempo bei der Er- richtung von Verkehrsinfrastruktur einzusetzen. Ein Dissens zeigt sich allenfalls in der Frage des Verfahrensablaufs: Bedarf es einer Umweltver- träglichkeitsprüfung und einer Planfeststel- lung? „Ja“, unterstrich Klaus Brunsmeier, Lan- desvorstand des BUND: „Aber der gesetzlich vorgeschriebene Ausgleich für den massiven Eingriff beim Erweiterungsneubau der Auto- SIHK Hagen bahnbrücke kann parallel zu den anderen Arbei- ten erfolgen. Naturschutz wird das Projekt we- Dr. Hendrik Schulte, Staatssekretär im Landesverkehrsministerium, wies auf die Bedeutung eines schnellen Neu- der verhindern noch verzögern. Aber schnell und baus der Talbrücke Rahmede hin. zugleich rechtssicher auch gegenüber Dritten kann die Brücke nur unter Einsatz dieser Ver- In der 1. Südwestfälischen Standortkonferenz in eingeladen. Zugeschaltet waren zahlreiche Un- fahren errichtet werden!“ Andere Teilnehmer Lüdenscheid forderten die Industrie- und Han- ternehmer. Insgesamt nahmen knapp 100 Ent- fürchten hierdurch insbesondere einen monate- delskammern Arnsberg, Hagen und Siegen ge- scheidungsträger aus der Region teil. Im Mittel- langen Zeitverlust und wünschen sich vor allem schlossenes Handeln für den Wirtschaftsstand- punkt der Diskussion standen Fragen zum einen verbindlichen Zeitplan. „Nehmen Sie Au- ort Südwestfalen. Ralf Stoffels, Präsident der Zustand der Straßen, der Schiene und der digi- tobahn GmbH, BUND und Fernstraßenbundes- SIHK Hagen: „Der Erfolg der stärksten Industrie- talen Infrastruktur. amt an einen Tisch und finden Sie eine Lösung“, region in NRW ist massiv gefährdet! Knappe richtete Klaus Gräbener, Hauptgeschäftsführer Gewerbeflächen, marode Infrastruktur, steigen- Bereits in seinem Eingangsvortrag machte Dr. der IHK Siegen, seinen Appell an Dr. Stefan de Energiepreise, Hochwasserschäden und Co- Hendrik Schulte, Staatssekretär im Landesver- Krause vom Bundesverkehrsministerium rona-Beschränkungen: All das sind Risiken, die kehrsministerium, klar, dass der Ersatzneubau (BMDV). Nadja Hülsmann von der Autobahn einen gemeinsamen Kraftakt erfordern.“ Zur der Talbrücke Rahmede so schnell wie möglich GmbH wusste zu berichten, dass sich ein Standortkonferenz hatten die drei IHKs Politik, stehen müsse. Ziel sei, dass Südwestfalen auch 15-köpfiges Team darum kümmere, dass es vor- Verwaltung und Verbände nach Lüdenscheid künftig das industrielle „Kraftzentrum“ bleibe, wärts gehe. Sie nannte Beispiele für Verfahrens- schritte, die mit Blick auf die Dringlichkeit be- reits optimiert worden seien. Mehr Tempo auch auf Schiene und Datenautobahn gefordert Die Verlagerung von Transporten auf die Schie- ne stand im Zentrum eines weiteren Programm- punkts. Die Situation auf der A45 hat das Thema neu befeuert, einfache Antworten indes gibt es auch hier nicht: Michael Kröhl, Leiter Logis- tik der Krombacher Brauerei Bernhard Schade- berg GmbH & Co. KG, zeigte von fehlenden Wagenbrücken und Gleisanschlüssen bis zum schleppenden Ausbau der Tunnelanlagen auf der Ruhr-Sieg-Strecke die Vielzahl bestehender In- frastrukturengpässe auf. Hier müsse viel mehr Tempo gemacht werden. Und: Die Wirtschaft- lichkeitslücke, die bei kürzeren Distanzen auf der Schiene auftrete, müsse schleunigst durch Pixabay gezielte Förderungen kompensiert werden. To- Auch bei der Gigabit-Infrastruktur herrscht aus Sicht der Teilnehmer Handlungsdruck. bias Hausschild von der DB Netz AG verdeut-
lichte, dass die Tunnelaufweitungen ein zeitauf- wendiges Projekt seien. Mit der Erweiterung eines neuen elektronischen Stellwerks sei es jedoch gelungen, mehr Kapazitäten auf der Strecke zu schaffen. Zudem erlaube es der Ein- satz digitaler Technik, Züge in höherer Frequenz fahren zu lassen. Remo Piesker, Vertriebsleiter der DB Cargo, konnte für die vergangenen Wochen ein deut- lich gestiegenes Interesse an Bahntransporten vor allem im Raum Kreuztal vermelden und er- gänzte damit die Eingangsworte von Dr. Hendrik Schulte, der die von der DB Cargo neu aufgebau- ten Containerverkehre zu den deutschen See- häfen und den bevorstehenden Start weiterer Angebote im Kombinierten Verkehr nannte. Piesker machte deutlich, dass man alles unter- nehme, um gemeinsam mit den Unternehmen schnell und unkompliziert Lösungen für den Transport von Gütern auf der Schiene zu finden. Ziel sei, so viel Verkehr wie möglich auf die um- weltfreundliche Schiene zu verlagern. Als wei- tere wesentliche Maßnahme dazu plant die DB Cargo, die Region Siegerland ab Dezember 2022 mit direkteren und schnelleren Verbindungen nach West- und Süddeutschland im Einzelwa- genverkehr weiter zu stärken. Handlungsdruck gibt es auch beim Ausbau der Gigabit-Infrastruktur. Das machte Andreas Ro- „Ich liebe es, Metall ther, Präsident der IHK Arnsberg, im dritten Themenfeld deutlich. Stefan Glusa, Geschäfts- und meiner Firma eine führer der Telekommunikationsgesellschaft Südwestfalen, berichtete von mehr als 8.500 km besondere Form zu geben.“ Trassen für Glasfaserkabel, die in den nächsten Monaten verlegt werden. Derzeit sind in Süd- Fördern, was NRW bewegt. westfalen mehr als 53 % aller Anschlüsse giga- bitfähig. 2025 solle der flächendeckende Aus- Melanie Baum, Geschäftsführerin Baum Zerspanungs- bau abgeschlossen werden, erläuterte Christoph technik, fertigt anspruchsvolle Dreh- und Frästeile Dammermann, Staatssekretär im Landeswirt- nach Kundenwunsch – mit zufriedenen Mitarbeitern schaftsministerium, das erklärte Ziel der Lan- und modernen Maschinen. Die nötige Finanzierung desregierung. ermöglichte ihr die NRW.BANK. Wenn es gelinge, die vielen standortpolitischen Ansätze aus der Konferenz in einem gemeinsa- Die ganze Geschichte unter: nrwbank.de/baum men Prozess in konkrete Schritte zu übersetzen, habe sich der Einsatz gelohnt, zeigte sich Klaus Gräbener überzeugt. „In den vergangenen Jah- ren hat Tempo bei Infrastrukturvorhaben keine Lobby gehabt. Das muss sich ändern. Dabei geht es um Fragen weit über die gesperrte Autobahn- brücke hinaus, etwa um Vorschläge für den Aus- gleich strukturpolitischer Nachteile oder um klimaneutrale Chancen. Wir laden regionale Akteure ein, gemeinsam mit den IHKs in den nächsten Monaten Impulse zu erarbeiten, die uns hierbei voranbringen!“
18 Mai 22 Wirtschaftsreport Talbrücke Rahmede Wasserstoff Hochwasserschutz im Blick Förderung im Überblick Die Autobahn Westfalen legt für die neue Tal- am Ende ein Volumen von 4.500 Kubikmetern Unternehmen, die in das Themenfeld Wasserstoff brücke Rahmede eine moderne Regenwasser- haben wird. In der Anlage wird das von der einsteigen möchten, finden sowohl auf Bundes- behandlungsanlage (RWBA) an. Das Becken, das Autobahn abfließende Regenwasser gesam- als auch auf europäischer Ebene zahlreiche Unter- mit einem sogenannten Retentionsbodenfilter melt, durch den Bodenfilter geleitet und an- stützungsmöglichkeiten. Der Deutsche Industrie- ausgestattet wird, entsteht am jetzigen Ölab- schließend gedrosselt über einen Kanal in die und Handelskammertag (DIHK) hat nun eine scheider am Wislader Weg. Rahmede geleitet. Übersicht zu einigen Wasserstoff-Förderprogram- men erarbeitet. Darüber hinaus hat die Bundes- „Hier haben wir den notwendigen Platz, um ein „Die Wassermenge liegt bei etwa 100 Litern pro regierung eine Lotsenstelle eingerichtet. Die Zu- neues Becken schnell zu errichten“, betont Sekunde, was deutlich unter dem Wert liegt, der sammenstellung des DIHK steht unter dihk.de im Klaus Gillmann, Geschäftsbereichsleiter Pla- heute erreicht wird“, erklärt Gillmann. „Damit Bereich „Themen und Positionen – Wirtschafts- nung bei der Außenstelle H agen. Baubeginn soll tragen wir auch zum Hochwasserschutz bei, politik – Energie“ zur Verfügung. Weitere Informa- Anfang 2023 sein. Gebaut wird zunächst ein denn mit dieser Anlage können Starkregenereig- tionen zu diesem Thema hält die IHK Siegen unter etwa 20 mal 55 Meter großes Betonbecken, das nisse abgefedert werden.“ ihk-siegen.de (Seiten-ID: 3533) bereit. Talbrücke Rahmede Arbeiten laufen auf allen Ebenen Die A45-Sperrung hat die gesamte Region ten im Umfeld der Brücke. Das beginnt bei der hart getroffen. Im Interview mit Wirt- Vermessung und reicht bis zum Beweissiche- schaftsreport-Redakteur Patrick Kohlberger rungsverfahren, das ausgeschrieben ist. erklärt Dirk Stiepert, der bei der Autobahn Westfalen die Außenstelle Hagen leitet, Gibt es bereits einen Zeitplan für Sprengung welche Arbeiten momentan auf der Agenda und Neubau? stehen – und wie es weitergehen kann. Das ist ein Prozess, der sich immer mehr konkre- tisiert. Wir sind in der Planung der Abläufe von Drei Monate sind seit der Vollsperrung der vielen Entscheidungen abhängig, die wir in Zu- A45-Talbrücke Rahmede vergangen. Was sammenarbeit mit anderen Beteiligten treffen passiert gerade mit Blick auf den Neubau? – oder auch von der Ausführungsplanung für die Wir arbeiten in vielen Bereichen gleichzeitig Sprengung, die derzeit erarbeitet wird. Es ist wie – am Schreibtisch, aber auch draußen an der bei einem Puzzle, wo man vielleicht erst sortiert, Brücke selbst. Wir haben geklärt, wo Leitungen den Rand legt und dann Stück für Stück einzel- Robert Wilken liegen und wie wir sie beim Bau sowie bei der ne Teile zusammenfügt. Erst wenn man einen Sprengung schützen. Klar ist, dass ein Trafo- relevanten Anteil an Puzzlestücken zusammen- häuschen, das direkt unter der Brücke steht, gefügt hat, kann man ein Ende absehen. Sobald verlegt wird. Es liegt auch eine Hauptwasser- wir einen belastbaren Zeitplan für die nächsten Dirk Stiepert leitet bei der Autobahn Westfalen die leitung im Hang, die für die Sprengung liegen- relevanten Schritte haben, werden wir darüber Außenstelle Hagen. bleiben kann. Später muss sie aber in Teilen informieren. verlegt werden, weil sie mit den Baustraßen zes Stück auf der A45 und wird dann nach und den Pfeilerstandorten kollidiert. Das The- Lässt sich beim Thema Umleitungsverkehr links auf die Gegenfahrbahn zur Abfahrt Lü- ma Wasser ist auch für den Brückenneubau noch etwas verbessern? denscheid (Fahrtrichtung Frankfurt) geführt. relevant: So bauen wir im Bereich Wislader Die Autobahn Westfalen setzt gemeinsam mit Hier erweitert die Autobahn Westfalen in Zu- Weg einen alten Ölabscheider zu einem mo- den Teilnehmern der Taskforce Verkehr an der sammenarbeit mit Straßen.NRW die beste- dernen Retentionsbodenfilter um. Was den Anschlussstelle Lüdenscheid eine Anregung um, hende Signalanlage. Über die Zuweisung der Umweltbereich angeht, beachten wir natürlich die unter anderem aus der Bürgerschaft gekom- Grünzeiten lassen sich die Verkehrsmengen, alle gesetzlichen Vorgaben von Natur- und men war: Der aus Süden kommende Verkehr die über die Brunscheider Straße aus Richtung Artenschutz. Hier stimmen wir uns mit den wird an der Abfahrt Lüdenscheid auf zwei Rich- Werdohl und von der A45 in Richtung Lüden- Vertretern der zuständigen Behörden und Um- tungen aufgeteilt. Die bisherige Abfahrt führt scheid fahren, präzise steuern. Um diese Lö- weltverbände ab. Erste Maßnahmen werden dann auf die Brunscheider Straße in Richtung sung umzusetzen, muss eine Mittelstreifen- schon umgesetzt; zum Beispiel haben wir Werdol, Rosmart und Belmerei. Rechtsabbiegen überfahrt hergestellt werden. Auch an den Nisthilfen für den Wanderfalken platziert und ist an dieser Stelle dann nicht mehr möglich. Anschlussstellen sind bauliche Veränderungen Stollen für Fledermäuse geöffnet. Auch die Wer nach Lüdenscheid möchte und damit auch notwendig. Hier läuft derzeit der Vergabepro- Vorbereitung der Sprengung erfordert Arbei- der Umleitungsstrecke U39 folgt, bleibt ein kur- zess.
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