IHK-Jahresempfang 2019 - in Ostwürttemberg - Herausforderung Klimawandel - IHK Ostwürttemberg

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IHK-Jahresempfang 2019 - in Ostwürttemberg - Herausforderung Klimawandel - IHK Ostwürttemberg
Ausgabe 04 / 2019
9. April 2019

 in Ostwürttemberg

  Herausforderung Klimawandel

  IHK-Jahresempfang
  2019
  Franchise                                Gefahrgut Bargeld              Sicherheit im Unternehmen
  Partnerschaftliches Erfolgsmodell   04   Wenn die Kasse klingelt   28   Nicht jeder darf überall hin   34
IHK-Jahresempfang 2019 - in Ostwürttemberg - Herausforderung Klimawandel - IHK Ostwürttemberg
IHK-Jahresempfang 2019 - in Ostwürttemberg - Herausforderung Klimawandel - IHK Ostwürttemberg
Inhalt
                                               TITELTHEMA:
                                               Herausforderung Klimawandel
                                               IHK-Jahresempfang
                                               2019
                                               Nicht nur das Weltwirtschaftsforum           BERICHTE UND ANALYSEN
                                               sieht im Klimawandel das größte
                                               Risiko des nächsten Jahrzehnts. Auch         FRANCHISE
                                               die IHK Ostwürttemberg schätzt es            Partnerschaftliches Erfolgsmodell   04
                                               so ein und stellte das Thema daher in
                                               den Mittelpunkt seines Jahresemp­
                                               fangs. Dabei unterstrich Präsident           TITELTHEMA
                                               Markus Maier vor über 400 Zuhörern,          Herausforderung Klimawandel
                                               man wisse heute schon sehr genau,            IHK-JAHRESEMPFANG 2019              08
                                               was Wetterextreme und Naturkata­
                                               strophen volkswirtschaftlich kosten.
                                                                                            GEFAHRGUT BARGELD
                                               Deshalb sei es wenig hilfreich, wenn
                                                                                            Wenn die Kasse klingelt             28
                                               der Strukturwandel durch Emotion­
                                               alisierung mehr blockiert als gestaltet

                            08
                                               werde.                                       SICHERHEIT IM UNTERNEHMEN
                                                                                            Nicht jeder darf überall hin        34

                                                                                            ZAHLEN UND FAKTEN                   06

                                                                                            WIRTSCHAFT UND REGION
                                                                                            Standort                            16
                                                                                            Firmenberichte                      17
                                                                                            Persönliches                        26

                                                                                            BILDUNG UND ZUKUNFT
                                                                                            Betriebliche Ausbildung

                                                                          04
                                                                                            Übernahmequote auf Rekordniveau     30
                                                                                            Veranstaltungshinweise              30

Franchise                                                                                   MÄRKTE UND TRENDS
                                                                                            Neues Förderangebot
Expertenrat zu einem partnerschaftlichen Erfolgsmodell mit steigender Tendenz:
                                                                                            „Start-up BW International“         31
Informationen und Know-how für Franchise-Geber und Franchise-Nehmer und solche,
die es werden wollen.                                                                       IHK-Umfrage
                                                                                            Going International 2019            32

                                                                                            BETRIEB UND PRAXIS
                                                                                            L-Bank
                                                                                            384 Unternehmen gefördert           36
                                                                                            Öffentliche Ausschreibungen
                                                                                            EU-weit nur noch elektronisch       37

Gefahrgut Bargeld
                            28             Sicherheit im Unternehmen
                                                                           34               Verlagsspecial
                                                                                            Kurz und knapp
                                                                                                                                 39
                                                                                                                                 40
                                                                                            Veranstaltungen                     42
Kassensysteme sind oftmals manipulierbar   Der Schutz vor Eindringlingen vs. unnötige
                                                                                            IHK-Börsen                          43
und Bargeldflüsse sind schwerer zu         Barrieren für Mitarbeiter und Gäste. Die
kontrollieren als Kartenzahlungen: Das     Lösung: Unternehmen benötigen ein ausge­         HANDELSREGISTER                     43
Gesetz zum Schutz vor Manipulationen an    feiltes Zutrittsmanagement, das Sicherheit und   Die letzte Seite                    55
digitalen Grundaufzeichnungen.             Bewegungsfreiheit unter einen Hut bringt.        Impressum                           55

   Titelfoto:                                                                               Beilagenhinweis:
   IHK/Anna Kopp                                                                            Wortmann, Engelbert Strauss
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Berichte und Analysen

    Die NORDSEE ist als Traditionsunternehmen bekannt und seit 1896 am Markt. Seit 2001 werden die Niederlassungen nicht nur in Eigenregie betrieben, sondern auch Lizenzen
    an Franchise-Partner vergeben. Stand heute werden von ca. 380 Niederlassungen bereits mehr als 150 Standorte in drei Konzeptvarianten (Restaurant, Food Court-Restaurant
    und Snackshop) von Partnern geführt. Der weltweite Systemumsatz aller Filialen und Franchise-Standorte wird für 2018 mit 334,5 Mio Euro angegeben.
    Das geforderte verfügbare Eigenkapital beträgt 150.000 Euro, die Eintrittsgebühr liegt bei 30.000 Euro. Dazu kommen laufende Franchise-Gebühren von 5 Prozent sowie
    eine Marketinggebühr von 2 Prozent vom Umsatz/Monat. Dafür erhält der Partner eine starke Marke, umfassende Schulungen und intensive Betreuung.             (Foto: Nordsee)

FRANCHISE

Partnerschaftliches
Erfolgsmodell
INFORMATIONEN UND KNOW­HOW FÜR FRANCHISE­GEBER UND
FRANCHISE­NEHMER UND SOLCHE, DIE ES WERDEN WOLLEN

In Deutschland werden vom Deutschen Franchiseverband für das Jahr 2018 insgesamt 993 Franchise-Systeme angegeben – Tendenz
steigend. Angeboten werden Systeme aus Dienstleistung, Handel und Gastronomie ebenso wie aus dem Handwerk. Nach der Definition des
deutschen Franchiseverbandes ist Franchising „ein auf Partnerschaft basierendes Vertriebssystem, bei dem Neuunternehmer ein etabliertes
Geschäftskonzept gegen eine Gebühr nutzen dürfen“. Damit ist die Zusammenarbeit zwischen dem Franchise-Geber und dem Franchise-
Partner mit einer klaren Verteilung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten gemeint, die im Franchise-Vertrag festgelegt sind und zu einem
gemeinsamen wirtschaftlichen Erfolg beitragen sollen.

Allen Franchise­Systemen gemeinsam ist das                   le Präsenz und den direkten Kundenkontakt.                          GESCHÄFTSMODELL FRANCHISING
grundsätzliche Modell: Der Franchise­Geber                   Der Franchise­Geber ist für den Aufbau der
überlässt seinen Franchise­Partnern sein Know­               Marke, das überregionale Marketing und die                   Was steckt hinter dem Geschäftsmodell Franchi­
how und das Recht zur Nutzung seiner Marke                   Weiterentwicklung des Systems verantwortlich.                sing? Statt auf eigene Kosten und mit eigenem
und bietet Unterstützung beim Aufbau und im                  Der Partner profitiert so von der Marke und                  Personal Filialen zu gründen, erfolgt die Expan­
laufenden Betrieb des Partnerunternehmens.                   den Erfahrungen des Franchise­Gebers, dieser                 sion eines Unternehmens durch die Zusammen­
Der Franchise­Partner betreibt sein Unterneh­                erreicht durch die Partner eine höhere Mar­                  arbeit mit rechtlich selbstständigen Partnern.
men unter der Marke des Franchise­Gebers                     kenpräsenz und partizipiert finanziell am Erfolg             Diesen stellt der Franchise­Geber neben dem
als selbstständiger Unternehmer und trägt die                seiner Partner.                                              Recht seine Marke und sein Corporate Design zu
Verantwortung für die regionale oder loka­                                                                                verwenden auch das gesamte Unternehmens­

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Berichte und Analysen

Know­how in Form eines Franchisehandbuchs zur         System sicher. Partnertreffen und regelmäßiger
Verfügung. Dafür bezahlt der Partner in der Regel     Erfahrungsaustausch ermöglichen die Kommuni­
eine sogenannte Franchise­Eintrittsgebühr als         kation auch zwischen den Partnern.
Einmalzahlung. Darin enthalten sind neben dem
Recht zur Markennutzung und dem Know­how                     FRANCHISE-NEHMER WERDEN
auch die Einarbeitung und weitere Schulungen.
Für die Betreuung im laufenden Betrieb bekommt        Der Start in die Selbstständigkeit mit der Unter­
der Franchise­Geber eine fortlaufende Gebühr,         stützung eines Franchise­Systems bietet auch
die ein Prozentsatz vom Umsatz sein kann, eine        den Gründern eine Chance, die selbst keine
Pauschale oder auch eine Mischung aus beidem.         eigene Geschäftsidee haben. Die Unterstützung         AUTORIN
In manchen Systemen wird darüber hinaus noch          bei der Gründung und im laufenden Betrieb                   GABRIELE KNÖDLER-BITTNER
eine zweckgebundene Marketingpauschale erho­          stellt für viele Gründer einen wesentlichen Vorteil
ben. Die Höhe der einzelnen Posten richtet nach       dar. Wichtig ist es, als Gründer ein System zu

                                                                                                                                                      (Foto: privat)
der Leistung des Systemgebers, dem Wert der           finden, dessen Angebot und Geschäftsmodell
Marke und auch dem Wettbewerb. Die Gebühren           möglichst nahe an den eigenen Vorstellungen ist.
müssen so angesetzt werden, dass die Zusam­           Ein Franchise­Partner muss sich auch im mit der
menarbeit auch für einen Partner wirtschaftlich       „fremden“ Marke identifizieren können und diese
interessant ist. Die Details der Zusammenarbeit       nach außen vertreten. Da der Entscheidungs­
regelt der Franchise­Vertrag.                         spielraum, was Angebot und Auftreten am Markt
                                                      angeht, durch das System eingeschränkt wird,
         FRANCHISE-GEBER WERDEN                       sollte jemand mit vielen eigenen Ideen und dem
                                                      Wunsch immer wieder etwas Neues zu machen,
Bevor ein Unternehmen als Franchise­System            einer Gründung mit eigenem Konzept den Vorzug
beginnt, die ersten Partner zu suchen, sind einige    geben. Für alle anderen ist es eine Chance, den             Geschäftsführende Gesellschafterin der
Vorleistungen erforderlich. Das eigene Geschäfts­     Wunsch nach Selbstständigkeit mit dem „Netz                 ADVICO Business Management GmbH
modell muss darauf überprüft werden, ob es            und doppelten Boden“ eines Franchise­Systems
sich für Franchising eignet. Zu den wichtigen         zu verbinden. Um unter den vielen verschiedenen
Voraussetzungen gehört neben der wirtschaftli­        Franchise­Systemen das richtige Konzept zu fin­
chen Tragfähigkeit auch die Übertragbarkeit und       den, ist es wichtig, sich erst mal einen Überblick
Skalierbarkeit der Prozesse sowie die Unabhän­        zu verschaffen. Welche Branche gefällt mir?
gigkeit des Geschäftskonzepts von der Person des      Welche Investitionskosten kommen auf mich zu            1. IHK-Franchise-Tag
                                                                                                              Tipps für Franchise-Geber und Franchise-Nehmer
Unternehmers. Das eigene Unternehmen wird             und kann ich diese aufbringen? Wenn eine erste          und solche, die es werden wollen
zum Pilotunternehmen des Franchise­Systems,           Auswahl getroffen wurde, stehen in der Regel
mit dessen Zahlen die Wirtschaftlichkeit des          immer noch mehrere Systeme zur Auswahl. Nun             Beim IHK-Franchise-Tag informieren wir über
Geschäftsmodells belegt wird. Die Prozesse wer­       müssen nähere Informationen eingeholt werden.           Möglichkeiten sowohl als Franchise-Geber oder
                                                                                                              Franchise-Nehmer tätig zu werden. Wichtige Infor-
den in Form eines Franchise­Handbuchs doku­                                                                   mationen und Tipps zur Vorgehensweise gibt praxis-
mentiert und ein Franchise­Vertrag erstellt. Da       Im nächsten Schritt empfiehlt sich ein Gespräch         nah Gabriele Knödler-Bittner, geschäftsführende
für diese Schritte spezielles Franchise­Know­how      mit dem Franchise­Geber oder dem Franchise­             Gesellschafterin der ADVICO Business Management
erforderlich ist, empfiehlt es sich für die Ausar­    Manager der Systeme. Danach können die                  GmbH. Sie berät sowohl Franchise-Geber als auch
                                                                                                              Franchise-Nehmer bei Ihren Vorhaben. Erfolgreiche
beitung des Vertrags einen Anwalt für Franchise­      Leistungen im Detail verglichen werden. Nach            Franchise-Unternehmer berichten außerdem von
Recht zu beauftragen.                                 Unterzeichnung einer Vertraulichkeitserklärung          ihren Erfahrungen, präsentieren ihre Unternehmen
                                                      sollten einem potenziellen Partner auch interne         an Ständen und stehen für persönliche Gespräche
Oft erweist es sich auch als sinnvoll, mit einem      Details über das System erläutert sowie Einblick        zur Verfügung.

Berater zusammenzuarbeiten, der Erfahrung im          in Handbuch und Zahlen gewährt werden. Vor              Programm:
Aufbau von Franchise­Systemen hat. Ein ent­           einem System, das in diesen Punkten nicht offen         Beginn 10:00 Uhr
scheidender Erfolgsfaktor liegt in der Person des     gegenüber einem Interessenten ist, ist abzuraten.       • Impulsvortrag von Gabriele Knödler-Bittner
richtigen Partners. Das Partnerprofil definiert die   Nur wenn die Zahlen zeigen, dass wirtschaftlicher       • Mein Weg zum Franchise-Geber: Franchise-Geber
                                                                                                                 stellen sich vor
notwendigen und wünschenswerten fachlichen            Erfolg möglich ist, sollte das System in Betracht
und sozialen Kompetenzen genauso wie die              gezogen werden Dazu ist die Erstellung eines            12:00 – 14:00 Uhr
finanziellen Erfordernisse. Partner werden über       eigenen Businessplans dringend zu empfehlen.            Pause und Möglichkeit für Gespräche
verschiedene Kanäle angesprochen, im Franchi­         In jedem Fall muss vor der letzten Entscheidung
                                                                                                              14:00 Uhr
sing spricht man von der Rekrutierung von Part­       ein Vor­Ort­Termin bei einem laufenden Standort,        • Impulsvortrag von Gabriele Knödler-Bittner
nern. Dafür stehen spezielle Online­Plattformen       der einen noch tieferen Einblick in das System          • Mein Weg zum Franchise-Nehmer:
zur Verfügung. Abhängig von der Branche und           bietet. Einige Systeme bieten die Möglichkeit              Franchise-Nehmer stellen sich vor
dem Partnerprofil können auch weitere Wege der        der Probearbeit oder fordern diese sogar, um            • Podiumsdiskussion und Informationen von
                                                                                                                 Systemgebern und Franchise-Nehmern
Ansprache in das Rekrutierungskonzept integriert      sich einen eigenen Eindruck vom möglichen
werden. In keinen Fall sollte ein Partner aufge­      neuen Partner zu machen. Auch ein Gespräch              Termin: 22. Mai 2019
nommen werden, bei dem der Franchise­Geber            mit einem bereits aktiven Partner kann bei der
nicht überzeugt ist, dass dieser zum System und       Entscheidung helfen, ob das System das richtige         Anmeldungen bitte bis 15. Mai, gerne auch nur
                                                                                                              für den Vormittag bzw. Nachmittag bei der IHK
den anderen Partnern passt. Mit einem umfas­          ist oder nicht. Wenn dann auch noch die Frage           Ostwürttemberg, Rita Grubauer, Tel. 07321 324-182,
senden Einarbeitungs­ und Schulungskonzept für        des Gebietsschutzes zufriedenstellend geklärt ist       grubauer@ostwuerttemberg.ihk.de oder unter
den Start und einem Betreuungskonzept für die         und auch die „Chemie stimmt“, unterschreiben            www.ostwuerttemberg.ihk.de
fortlaufende Unterstützung der Partner stellt der     beide Parteien den Franchise­Vertrag, um in eine        Seitennummer 135123816.

Franchise­Geber die Integration seiner Partner ins    gemeinsame erfolgreiche Zukunft zu starten.

                                                                                                              04 / 2019 · Wirtschaft in Ostwürttemberg · Seite 5
IHK-Jahresempfang 2019 - in Ostwürttemberg - Herausforderung Klimawandel - IHK Ostwürttemberg
Zahlen und Fakten
                                      199,3
                          MILLIARDEN EURO
                                                                        68
                                                                        MILLIARDEN EURO
                   Im Jahr 2018 wurden nach vorläufigen                 Immer mehr Deutsche machen immer mehr Urlaub und sie geben immer mehr
  Ergebnissen Waren im Wert von 199,3 Milliarden Euro                   für ihre Reisen aus – so auch im Jahr 2018 mit einem Plus von 5 Prozent bei
      zwischen Deutschland und der Volksrepublik China                  den Reiseausgaben. Als Basis dienen die Auswertungen des Marktforschungs­
  gehandelt (Exporte und Importe). Damit war China im                   unternehmens GfK. Demnach stiegen die Ausgaben für Urlaubs- und Pri­
        Jahr 2018 zum dritten Mal in Folge Deutschlands                 vatreisen auf den neuen Rekordwert von 67,9 Milliarden Euro. Diese Summe
   wichtigster Handelspartner. Auf den Rängen zwei und                  umfasst alle Ausgaben für Urlaubs- und Privatreisen ab einer Übernachtung,
    drei folgten die Niederlande mit einem Warenverkehr                 die vor Reiseantritt in Deutschland gebucht wurden. Zählt man die Ausgaben
  in Höhe von 189,4 Milliarden Euro und die Vereinigten                 vor Ort im Urlaubsland dazu, haben sich die Bundesbürger ihre Reisen im
            Staaten mit einem Warenverkehr in Höhe von                  vergangenen Jahr 95,6 Milliarden Euro kosten lassen – ein Plus von etwas
                                   178,0 Milliarden Euro.               über 5 Prozent gegenüber 2017. Damit konnte die Reisewirtschaft das zweite
                        Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis)      Jahr in Folge wieder mit deutlichen Umsatzzuwächsen abschließen.
                                                                                                                    Quelle: Deutscher Reiseverband (DRV)

3,4
Millionen
So viele Frauen haben in der Europäischen
Union nach Angaben von Eurostat eine Füh-
rungsposition inne. Dem stehen 6,0 Millio­
nen Männer gegenüber. Darüber hinaus stellten
Frauen im Jahr 2018 etwas mehr als ein Viertel
(27 Prozent) der Vorstandsmitglieder von in der
EU börsennotierten Unternehmen und weniger
als ein Fünftel (17 Prozent) der Geschäftsfüh­
renden. Der größte Anteil von Frauen in Füh­
rungspositionen wird in Lettland mit 56 Prozent
verzeichnet‚ das Schlusslicht bildet Luxemburg
mit 15 Prozent. In Deutschland liegt der Anteil
bei 30 Prozent.                      Quelle: DIHK
                                                        Foto: pixabay

Seite 6 · Wirtschaft in Ostwürttemberg · 04 / 2019
IHK-Jahresempfang 2019 - in Ostwürttemberg - Herausforderung Klimawandel - IHK Ostwürttemberg
Zahlen und Fakten

                                                                                                                     6,33
122,6
Millionen
                                                                                                                     MILLIONEN
                                                                                                                     In Baden-Württemberg waren 2018 jahresdurch­
                                                                                                                     schnittlich 6,33 Millionen Personen erwerbstä-

                                                                                       Foto: pixabay
                                                                                                                     tig, so viele wie noch nie zuvor. Verglichen mit
                                                                                                                     dem Vorjahr, waren dies 79.600 Erwerbstätige
                                                                                                                     mehr, was einem Zuwachs von 1,3 Prozent ent­
                                                                                                                     sprach. Im Produzierenden Gewerbe konnte ein
Von den 24 größten Verkehrsflughäfen in Deutschland traten im Jahr 2018                                              besonders kräftiger Anstieg verzeichnet werden.
rund 122,6 Millionen Passagiere eine Flugreise an, ein neuer Höchstwert seit                                         Rund 38.000 zusätzliche Stellen entstanden 2018
Beginn der Aufzeichnungen. Dieser Wert bedeutet einen Zuwachs um 4,2 Pro­                                            allein in diesem Wirtschaftsbereich. Die Zuwachs­
zent im Vergleich zu 2017. Pro Kalendertag starteten 2018 durchschnittlich                                           rate von 2,0 Prozent lag dementsprechend deut­
knapp 336.000 Passagiere eine Flugreise. Das entspricht in etwa der Bevölke­                                         lich über jener der Gesamtwirtschaft und sogar
rung der Stadt Bielefeld.                                                                                           doppelt so hoch wie im Dienstleistungsbereich
                                         Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis)                                 (+1,0 Prozent). Dies zeigt deutlich, dass das
                                                                                                                     Produzierende Gewerbe 2018 als die treibende
                                                                                                                     Kraft des Arbeitsplatzaufbaus angesehen werden
                                                                                                                     kann. Auffallend ist, dass sich die Zuwächse des

                            58
                                                                                                                     Dienstleistungsbereichs seit 2016 abschwächen,
                                                                                                                     während dagegen die Zunahmen der Erwerbs­
                                                                                                                     tätigenzahl im Produzierenden Gewerbe jährlich
                                                                                                                     höher ausfielen.       Quelle: Statistisches Landesamt

                                                                                                            %
                                                 MILLIARDEN EURO
Der Finanzierungsüberschuss des Staates betrug im Jahr 2018 nach aktua­
lisierten Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) 58 Milliarden
Euro. Das ist absolut gesehen der höchste Überschuss, den der Staat seit der
deutschen Wiedervereinigung erzielte. Bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt
                                                                                                                     76               PROZENT
                                                                                                                     Seit Abschluss des Freihandelsabkommens mit
in jeweiligen Preisen (3.386 Milliarden Euro) ergibt sich daraus für den Staat                                       Südkorea im Jahre 2010 sind die EU-Exporte
eine Überschussquote von +1,7 Prozent. Bei diesen Ergebnissen handelt es sich                                        um 76 Prozent angestiegen. Aus dem ursprüng­
um Daten in der Abgrenzung des Europäischen Systems Volkswirtschaftlicher                                            lichen EU-Handelsbilanzdefizit wurde somit
Gesamtrechnungen (ESVG) 2010, die die Grundlage für die Überwachung der                                              eine ausgeglichene Handelsbilanz.
Haushaltslage in den EU-Mitgliedstaaten bilden.                                                                      Quelle: DIHK

                                                                                                       DIE DEUTSCHEN VERSCHICKEN
                                                                                                       IMMER MEHR MAILS
                                                                                                       848,1 Milliarden E-Mails haben die Deutschen im vergan­
                                                                                                       genen Jahr laut einer aktuellen Auswertung von WEB.DE
                                                                                                       und GMX verschickt - das entspricht einem Wachstum von
                                                                                                       zehn Prozent. Die meisten E-Mails in deutschen Postfächern
                                                                                                       sind Newsletter gefolgt von durch Online-Shops verschickte
                                                                                                       Bestell- und Versandbestätigungen. „Mit dem neuen Rekord­
                                                                                                       hoch markiert die E-Mail ebenso wie in den Jahren 2016 und
                                                                                                       2017 ein zweistelliges Prozentwachstum“, sagt Jan Oetjen,
                                                                                                       Geschäftsführer von GMX und WEB.DE. Auch 2019 dürfte
                                                                                                       E-Mail in Deutschland weiter wachsen. Zum einen wegen
                                                                                                       des anhaltenden E-Commerce-Booms, zum anderen, weil
                                                                                                       steigende Portokosten dem Trend zur Digitalisierung des Brief­
                                                                                                       markts einen neuen Impuls geben könnten. Grafik: statista.com

                                                                                                                         04 / 2019 · Wirtschaft in Ostwürttemberg · Seite 7
IHK-Jahresempfang 2019 - in Ostwürttemberg - Herausforderung Klimawandel - IHK Ostwürttemberg
Titelthema – IHK-Jahresempfang 2019

2019
IMPRESSIONEN
IHK-JAHRESEMPFANG
(Fotos: Peter Kruppa / Anna Kopp)
IHK-Jahresempfang 2019 - in Ostwürttemberg - Herausforderung Klimawandel - IHK Ostwürttemberg
Titelthema – IHK-Jahresempfang 2019

04 / 2019 · Wirtschaft in Ostwürttemberg · Seite 9
IHK-Jahresempfang 2019 - in Ostwürttemberg - Herausforderung Klimawandel - IHK Ostwürttemberg
Titelthema – IHK-Jahresempfang 2019

IHK­JAHRESEMPFANG 2019

Wer nichts tut
scheitert
IHK­PRÄSIDENT
MARKUS MAIER ÜBER
DEN KLIMAWANDEL,
SEINE FOLGEN UND
WARUM DIE UNTER­
NEHMEN IN OSTWÜRT­
TEMBERG HANDELN
MÜSSEN

                                                                                                                                          (Fotos: IHK/Kruppa)

Nicht nur das Weltwirtschaftsforum sieht im Klimawandel das größte Risiko des nächsten Jahrzehnts. Auch die IHK Ostwürttemberg
schätzt es so ein und stellte das Thema daher in den Mittelpunkt des Jahresempfang 2019. Dabei unterstrich Präsident Markus Maier
vor über 400 Zuhörerinnen und Zuhörern, dass man heute schon sehr genau weiß, was Wetterextreme und Naturkatastrophen volkswirt-
schaftlich kosten. Deshalb ist es wenig hilfreich, wenn der Strukturwandel durch Emotionalisierung mehr blockiert als gestaltet wird.

Maier fuhr fort: „Denn wir wissen alle: Wenn          beschäftigt. Deutschland hat dank seiner Export­    neue Aspekte einbringen und neue Anregungen
wir es klug machen, wird es teuer. Wenn wir es        stärke mit 294 Mrd. Dollar erneut weltweit den      haben. Und es dürfen gerne auch Menschen
schlecht machen, wird es noch teurer. Wenn            höchsten Leistungsbilanzüberschuss erzielt. Und     sein, die von außerhalb Deutschlands oder gar
wir nichts machen, werden wir nicht nur volks­        damit sogar mehr als die Zweitplatzierten Japan     Europas kommen. Deswegen ist es gut, dass es
wirtschaftlich scheitern!“ So sehen es offen­         und Russland zusammen. Maier stolz: „Und unser      das Fachkräftezuwanderungsgesetz geben wird.
kundig auch die meisten Unternehmen in der            Ostwürttemberg hat maßgeblich dazu beigetra­        Die Wirtschaft begrüßt es nicht nur, sie braucht
Region. Denn 70 Prozent von ihnen sagen, wie          gen!“                                               es auch.
IHK­Hauptgeschäftsführerin Michaela Eberle
mitteilte, dass der Klimawandel bereits heute         Daher plädiert er für eine Kultur der Zuversicht.   Maier ist froh, dass Ostwürttemberg bei den
Einfluss auf ihr unternehmerisches Handeln hat.       Man will die Probleme nicht kleinreden oder         Neueintragungen der Ausbildungsverhältnisse
Daher war das Klima auch das prominente Thema         gar negieren, was man schon daran erkennen          nach jahrelangen Rückgängen das zweite Jahr
des Jahresempfangs. Mit Professor Dr. Volker          kann, dass bei diesem Jahresempfang das Thema       in Folge Steigerungen verzeichnet. Allerdings
Wulfmeyer war ein Redner gewonnen worden,             Klima im Mittelpunkt steht. Aber ohne Zuversicht    tun die Unternehmen auch einiges dafür. Sie
der es verstand, dieses Thema allgemeinverständ­      löst man die echten Probleme nicht, sondern         bilden anspruchsvoll auf hohem Niveau aus
lich und einprägsam zu vermitteln. Er war ganz        droht vielmehr zaghaft zu werden oder gar zu        und die IHK wird nicht müde, in vielen, vielfach
kurzfristig für Professor Dr. Mojib Latif einge­      resignieren. Maier: „Und das hilft nun wirklich     neuen Bildungsprojekten, den jungen Menschen
sprungen, der wegen einer Grippe die Reise von        niemandem!“                                         die duale Ausbildung nahe zu bringen. Der IHK­
Kiel nach Ostwürttemberg nicht antreten konnte.                                                           Präsident dankte daher den 1.700 Prüferinnen
                                                         DIE WIRTSCHAFT BRAUCHT MENSCHEN                  und Prüfern, die sich jedes Jahr für fast 2.000
Präsident Maier unterstrich in seiner Begrü­                                                              Absolventen in den IHK­Berufen stark machen,
ßung, dass man in Deutschland auf das Erreichte       Seine weiteren Ausführungen gliederte er in         und den Unternehmen, dass sie ihre Mitarbei­
stolz sein kann. Denn die Zahl der Arbeitslosen       verschiedene, in sich zusammenhängende The­         tenden für diese Aufgaben freistellen.
ist so niedrig wie seit der Wiedervereinigung         sen. So braucht die Wirtschaft Menschen, die
nicht mehr. Mit 45 Millionen sind so viele Men­       mit ihr und für sie arbeiteten, die leben, woh­     Die Wirtschaft begrüßt auch den Grundge­
schen wie noch nie sozialversicherungspflichtig       nen und konsumieren, gut ausgebildet sind,          danken der Novellierung des Berufsbildungs­

Seite 10 · Wirtschaft in Ostwürttemberg · 04 / 2019
Titelthema – IHK-Jahresempfang 2019

                                                                                                         kleinste der zwölf Regionen im Land hat es auf
                                                                                                         einen soliden Platz geschafft, gleich hinter den
                                                                                                         Metropolregionen Stuttgart und Rhein­Neckar,
                                                                                                         hinter Donau­Iller und Mittlerer Oberrhein und
                                                                                                         bei entsprechender Unterstützung kann Ost­
                                                                                                         württemberg noch weitere „Plätze gut machen“.

                                                                                                         Was die Wirtschaft aber auch dringend braucht,
                                                                                                         um sich entwickeln zu können: Verkehr, Infra­
                                                                                                         struktur und ganz allgemein Rahmenbedin­
                                                                                                         gungen. Bei der Schiene aber fühlt sich die Regi­
                                                                                                         on in den letzten Jahren zunehmend vernachläs­
                                                                                                         sigt. Maier: „Bimmel­ und Bummelbahnen, die
                                                                                                         zum Teil über Diesel und auf einem Gleis agieren,
                                                                                                         geänderte Fahrpläne, die den Anschluss an grö­
                                                                                                         ßere und schnellere Züge nicht mehr gewährlei­
                                                                                                         sten und Schreckensszenarien, die drohen, dass
                                                                                                         die Bedienung einiger Strecken langfristig weg­
                                                                                                         fällt, kann und darf die Wirtschaft der Region
                                                                                                         nicht hinnehmen.“

                                                                                                                    WIRTSCHAFT BRAUCHT
                                                                                                                 EINE FUNKTIONIERENDE WELT

gesetzes, das die Rahmenbedingungen für die          in Wirtschaft und Gesellschaft. Die Wirtschaft      Die letzte These des Präsidenten lautete: Die
berufliche Bildung schafft. Jedoch sollten nicht     muss sich gegen Versuche wehren, einen Keil in      Wirtschaft braucht eine funktionierende Welt.
nur neue Bezeichnungen die Gleichwertigkeit          ihre immer internationaleren und vielfältigeren     Eine funktionierende Welt, in die wiederum ein
und gleiche Wertschätzung von dualer Berufs­         Belegschaften zu treiben. Nicht zuletzt, weil       ehrbares und nachhaltiges Unternehmertum
ausbildung und akademischer Bildung dabei            mittlerweile vier von zehn neuen Unternehmen        gehört. Letzteres sei in Ostwürttemberg gelebte
ausdrücken. Explizit dankte Maier in diesem          deutschlandweit von Menschen mit Migrati­           Praxis. Als Unternehmer und Familienvater ist
Zusammenhang auch den regionalen Hoch­               onshintergrund gegründet werden. „Auch damit        Maier der Meinung: „wenn wir uns diesbezüglich
schulen für ihre „hervorragenden Leistungen“.        tragen sie erheblich zum Wohlstand des Landes       positionieren dürfen wir nicht mit Verhinde­
                                                     und zum Zusammenhalt seiner Gesellschaft bei!“,     rungsrhetorik arbeiten.“ Zeitliches Hinauszögern
         WIRTSCHAFT BRAUCHT                          sagte Maier.                                        und Aufschieben sind untypische Unternehme­
     OFFENE GRENZEN UND TOLERANZ                                                                         reigenschaften. Man weiß heute schon sehr
                                                     Die Wirtschaft und die Unternehmen brauchen         genau, was Wetterextreme und Naturkatastro­
Eine weitere These Maiers lautete, Wirtschaft        Europa. Eine Rückkehr zu Zöllen, Grenzen und        phen volkswirtschaftlich kosten. Das ist sehr kon­
braucht offene Grenzen und Toleranz. Deshalb         Kontrollen, der Wegfall der Freizügigkeit, und      kret unternehmerisch und wirtschaftspolitisch
machen sich die Industrie­ und Handelskam­           sei es auch nur in einem einzigen Land, kommt       gedacht. Deshalb ist es auch wenig hilfreich,
mern deutschlandweit für Weltoffenheit und           alle teuer zu stehen. Der Binnenmarkt ist einer     wenn der Strukturwandel, der mancherorts statt­
gegen Ausländerfeindlichkeit stark. Für die Wirt­    der größten Erfolge des „Projekts Europa“. Maier    finden muss, teils mehr teils weniger, durch Emo­
schaft der Region mit einem Exportanteil von         wörtlich: „Nicht allein, nur gemeinsam, ausge­      tionalisierung mehr blockiert als gestaltet wird.
55 Prozent sind Weltoffenheit und Regionalität,      stattet mit einer klaren Strategie, werden wir      „Was wir brauchen ist eine kluge Sachpolitik.“
Verbindungen und Verbundenheit kein Wider­           zwischen Amerika und Asien eine Rolle spielen       Reformvorschläge zum Kompromiss der Koh­
spruch. Sie müssen im täglichen Wirtschaften         können. Ökonomisch und geopolitisch.“               lekommission spart er an dieser Stelle dennoch
selbstverständlich sein. Schließlich ist die deut­                                                       aus. Maier merkte aber an, dass die Energiepolitik
sche Wirtschaft international so stark vernetzt               WIRTSCHAFT BRAUCHT                         hin zu einer emissionsfreien Erzeugung führen
wie kaum eine andere. Maier: „Unser Wohlstand           MÖGLICHKEITEN SICH ZU ENTWICKELN                 muss. Dazu gehört auch der notwendige Ausbau
und der unserer europäischen Partner wären                                                               der Stromnetze und ­speicher. Und zu einer ver­
ohne die europäische Einigung und den Weg­           Die nächste These: Wirtschaft braucht Möglich­      nünftigen Energiepolitik muss auch Aufklärung
fall nationaler Barrieren für Menschen, Waren,       keiten sich zu entwickeln. Leider hat die Politik   und Qualifizierung der Beschäftigten gehören.
Finanzen und Dienstleistungen nicht auf diesem       den Wunsch nach einer steuerlichen Forschungs­      Markus Maier abschließend: „ Nicht wenige,
Niveau möglich.“                                     förderung noch nicht erfüllt, auch wenn sie im      sondern viele und herausfordernde Aufgaben, die
                                                     Koalitionsvertrag zugesagt worden ist, mahnt        richtig begonnen und umgesetzt werden müssen.
Man muss Ängste vor Veränderungen ernst              Markus Maier. Mit dieser Förderung kann die         Sie werden intensiv, zweifellos auch anstrengend
nehmen. Man muss aber auch die Chancen               Innovationskraft der Wirtschaft weiter gestärkt     sein, aber wir müssen und werden sie annehmen.“
und Potenziale in einem positiven Zukunftsbild       werden. „Wir sind stark und müssen es bleiben!“
aufzeigen. Gerade wenn Menschen miteinander                                                              Fast schon traditionell musikalisch umrahmt
arbeiten und gemeinsam Probleme lösen, inte­         Dies ist nötig, auch wenn sich Ostwürttemberg im    wurde der Jahresempfang von „Siggi Schwarz &
grieren sie sich trotz kultureller Unterschiede      Innovationsindex auf Rang 5 verbessert hat. Die     Friends feat. Rebecca Wick“.

                                                                                                            04 / 2019 · Wirtschaft in Ostwürttemberg · Seite 11
Titelthema – IHK-Jahresempfang 2019

IHK-JAHRESEMPFANG 2019

Noch ist die Welt
zu retten
PROF. DR. VOLKER WULFMEYER, DIREKTOR DES INSTITUTS FÜR PHYSIK UND METEOROLOGIE
AN DER UNIVERSITÄT HOHENHEIM. SEIT 2011 ERSTER VERTRETER DER UNIVERSITÄT HOHENHEIM
IN DER HEIDELBERGER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN

Der Ausblick stimmt zuversichtlich. Noch ist der Klimawandel beherrschbar und noch besteht die Chance, dass wir unseren Kindern
und Enkelkindern eine lebenswerte Erde übergeben können. Aber nur, wenn die 2015 auf dem Klimagipfel in Paris vereinbarten
Ziele nicht verfehlt werden. So hat es Professor Wulfmeyer bei seinem mit viel Beifall aufgenommenen Vortrag auf den Punkt gebracht.
Aber auch die Unternehmen in Ostwürttemberg sind offenkundig gewillt, hier mitzuziehen. Eine Umfrage habe ergeben, sagte Haupt­
geschäftsführerin Michaela Eberle, dass 70 Prozent der Befragten sagen, der Klimawandel habe bereits heute Auswirkungen auf
ihr unternehmerisches Handeln. Sie setzten daher bereits Maßnahmen um, sei es im Fuhrpark, bei der Energieeinsparung oder bei der
Abfallvermeidung. Eberle freute sich: „Es passiert etwas, aber es muss auch etwas passieren!“

Professor Wulfmeyer hatte aus der Patsche
geholfen: Als Festredner des Jahresempfangs
war nämlich sein Professorenkollege Mojib Latif
vorgesehen, unter anderem Präsident der Deut­
schen Gesellschaft Club of Rome und Teilneh­
mer der Klimakonferenz, die jüngst in Kattowitz
stattgefunden hatte. Latif musste jedoch kurz­
fristig absagen, weil er wegen einer Grippe, die
auch seine Stimme in Mitleidenschaft gezogen
hatte, nicht kommen konnte. Wulfmeyer sprang
ein, obwohl er gerade erst von einem dreimona­
tigen Aufenthalt in den Vereinigten Arabischen
Emiraten zurückgekehrt war und wegen des
IHK-Jahresempfangs eine Sitzung des Univer­
sitätsrates in Stuttgart „sausen“ lassen musste.
Für seine rund 400 Zuhörerinnen und Zuhörer in
den rappelvollen Räumen der IHK hat sich seine
Entscheidung gelohnt.

         MENSCHEN KÖNNEN NICHT
            SO VERRÜCKT SEIN

Denn der Referent brachte ihnen das Thema
sehr anschaulich und amüsant nahe, unterteilt
in vier Episoden, in denen imaginär dem Imperi­
um der Leugner des vom Menschen beeinfluss­
ten Klimawandels „Rebellen“ gegenüberstehen,
die behaupten, der Mensch verändere sehr wohl
das Klima. Für manchen Zuhörer erstaunlich zu
hören, dass Wissenschaftler schon 1909 unter­
sucht haben, was wohl passieren würde, wenn
                                                                                                                 (Foto: IHK/Peter Kruppa)
sich der CO2-Ausstoß auf der Erde verdop­

Seite 12 · Wirtschaft in Ostwürttemberg · 04 / 2019
Titelthema – IHK-Jahresempfang 2019

peln würde. Allerdings sei man damals davon
ausgegangen, dass dieser Fall nicht eintreten
würde, weil die Menschen nicht so verrückt sein
könnten.

Doch ab den 60er-Jahren bis heute hat sich
der Ausstoß fast verdoppelt. Als größte Emis­
sionsquellen nannte Wulfmeyer mit fast 30
Prozent die Energie- und Wärmegewinnung,
mit 25 Prozent den Verkehr und mit 14 Prozent
Industrie und Bau. Größter Emittent ist China,
gefolgt von den USA und Europa. Für sich allein
genommen steht Deutschland bereits an siebter
Stelle. Schlussfolgerung des Referenten: „Wenn
Deutschland Maßnahmen ergreift, hat das Ein­
                                                    IHK-Hauptgeschäftsführerin Michaela Eberle im Gespräch mit Prof. Dr. Volker Wulfmeyer. Dabei wurden die Fragen
fluss und setzt Zeichen, dass etwas möglich ist!“   beantwortet, die eine Schülergruppe des Werksgymnasiums Heidenheim während des Vortrags an den Wissenschaftler
Das „Imperium“ könne den Klimawandel nicht          formulierten.                                                                                (Foto: IHK/Peter Kruppa)
widerlegen und leugnen, fuhr Wulfmeyer fort.
Deshalb versuche es einen Zusammenhang mit          Beim Verkehr etwa sind die Emissionen nicht
menschlichem Handeln zu bestreiten.                 zurückgegangen.

       VERURSACHER EINDEUTIG CO2                    Wenn die Welt ein „weiter so“ vorziehen sollte,
                                                    sagt Wulfmeyer, werde das Klima um vier Grad
An der Phänologischen Uhr in Aalen, an der          ansteigen mit der Folge, dass sich Monsunge­
die natürlichen Jahreszeiten und der zeitliche      biete ausbreiten und das Mittelmeer extrem
Vegetationsablauf dargestellt werden, könne         austrocknet. Die gefährlichste Folge des Klima­
man die Veränderungen ablesen. Betrachte            wandels wäre, dass die Weltbevölkerung nicht
man die Perioden zwischen 1961 und 1990 und         mehr ernährt werden könnte. Auch regional
                                                                                                                   (Foto: Anna Kopp)
zwischen 1991 und 2009, sehe man, dass der          müsste man im Sommer mit extremen Nie­
Frühling jetzt früher anfange und die Winter        derschlägen rechnen, der insgesamt aber im
kürzer würden. „Die Uhr hat sich gedreht!“ Es       Sommer um 20 Prozent zurückgehen würde.                      Fragen an den Wissenschaftler formuliert. Der
gebe zwar noch extrem kalte Winter, aber die        Dies wiederum würde zu Problemen in der                      Kipp-Punkt, der drastische Umwälzungen im
Tendenz gehe klar zu wärmeren Temperaturen          Landwirtschaft führen, wie die Dürre des ver­                Klimasystem zur Folge hätte, sei noch nicht
mit wärmeren und kaum noch kalten Wintern.          gangenen Jahres gezeigt habe. Jener Sommer                   erreicht, beruhigte Wulfmeyer die Jugend­
Dies sei eine globale Entwicklung. Auf allen        sei nur ein Vorgeschmack gewesen, denn die                   lichen. Eindringlich warnte er jedoch vor dem
Kontinenten steige die Temperatur. Der Klima­       Wahrscheinlichkeit von Dürren würde drastisch                so genannten Geo-Engineering, also dem
wandel habe somit auch die Ostalb erreicht.         steigen.                                                     bewussten Eingreifen mit technischen Mitteln in
                                                                                                                 geochemische oder biogeochemische Kreisläufe
Das „Imperium“ behaupte zwar, dies sei nicht          SITUATION WÄRE NOCH BEHERRSCHBAR                           der Erde. „Finger davon!“, sagte der Professor,
schlimm, weil der Wandel natürliche Ursachen                                                                     denn man wisse nicht, welche Folgen dies habe.
habe. Aber die kleinen Schwankungen könnten         Wenn die Menschen sich dagegen entschieden,                  „Dies ist die Büchse der Pandora und extrem
den Temperaturanstieg nicht erklären. Die           Maßnahmen zu ergreifen, um die Klimaziele von                gefährlich!“
Treibhausgase jedoch sehr wohl. Der Professor       Paris zu erreichen durch Reduktion der Emissi­
kam daher zu der klaren Schlussfolgerung,           onen und durch Energieeinsparungen, wäre die                     ENERGIE NACHHALTIG PRODUZIEREN
dass der zunehmende CO2-Ausstoß eindeutig           Situation nach Überzeugung des Wissenschaft­
der Verursacher des Klimawandels ist. Es gebe       lers noch zu beherrschen. Wulfmeyer: „Nicht die              Der Redner räumte ein, es wäre sinnvoller
keine andere vernünftige Erklärung als die          Energiewende ist teuer und kostet Arbeitsplätze,             gewesen, erst Kohle- und dann Atomkraftwerke
Treibhausgase.                                      sondern es wird teuer, wenn man sie verschläft!“             abzuschalten. Die komplette Dekarbonisierung
Doch noch ist nach seiner Überzeugung nicht         Bei einer anschließenden „Interaktion und                    der Wirtschaft, wie im Pariser Klimaabkommen
alles verloren. Dies hat mit dem Pariser Kli­       Reflektion“ sagte Michaela Eberle, der Wohl­                 vereinbart, sei erreichbar und eine Chance, wenn
mavertrag zu tun, in dem sich die Teilneh­          stand sei nur dann nicht gefährdet, wenn der                 man stattdessen Energie nachhaltig produziere,
mer verpflichtet haben, den Klimaanstieg seit       Klimaschutz funktioniert. Der Wissenschaftler                durch Windkraft etwa, durch Photovoltaik oder
Beginn der Industrialisierung bis zum Ende          ergänzte: Klimaschutz gebe es nur dann, wenn                 thermisch. Auch für die Verkehrsmittel brau­
des Jahrhunderts auf weniger als zwei Grad          die Regierung geeignete Maßnahmen ergreife,                  che es regenerative Energiequellen, wobei es
zu begrenzen, möglichst sogar auf 1,5 Grad.         etwa die Energiewende beschleunige.                          nicht unbedingt die Elektromobilität sein müsse.
Konkret bedeutet dies einen Ausstieg aus der                                                                     Gleichwohl sei es auch geboten gewesen, sich
Kohleverstromung bis 2030, genannt Dekarbo­         Anschließend kam die junge Generation zu                     auch von der Atomkraft zu verabschieden, ließ
nisierung der Wirtschaft. Überdies muss sie bis     Wort. Erstmals hatte eine Schülergruppe des                  Wulfmeyer keinen Zweifel. Denn mit ihr bürde
2050 klimaneutral werden. Die schlechte Nach­       Werksgymnasiums Heidenheim am Empfang                        man nachfolgenden Generationen sogenannte
richt: Bisher werden alle diese Ziele verfehlt.     teilgenommen und während seines Vortrags                     Ewigkeitslasten auf.

                                                                                                                     04 / 2019 · Wirtschaft in Ostwürttemberg · Seite 13
Titelthema – IHK-Jahresempfang 2019

2019
IMPRESSIONEN
IHK-JAHRESEMPFANG
(Fotos: Peter Kruppa / Anna Kopp)
Titelthema – IHK-Jahresempfang 2019

04 / 2019 · Wirtschaft in Ostwürttemberg · Seite 15
WIRTSCHAFT UND REGION

                        START-UP REGION OSTWÜRTTEMBERG
                        „AAccelerator“ eröffnet

                        Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-         gründer nicht immer das Rad
                        Kraut hat am 18. März 2019 in Aalen den               neu erfinden. Denn eine Unter­
                        „AAccelerator“ eröffnet. Dieser bietet sowohl         nehmensnachfolge bietet die
                        Gründungsinteressierten aus dem Hochschul­            Chance als Übernahmegründer
                        umfeld als auch bereits etablierten Unterneh­         von den etablierten Strukturen
                        men umfassende Unterstützungsangebote an.             bestehender Unternehmen zu
                        Das Wirtschaftsministerium unterstützt im Rah­        profitieren“, betonte die Wirt­
                        men des zweijährigen Verbundprojekts „Start-          schaftsministerin. Das enge
                        up Region Ostwürttemberg“, das mit rund               Netzwerk aus Unternehmen
                        300.000 Euro gefördert wird, die Einrichtung          und Gründern solle hierzu
                        des „AAccelerators“.                                  optimale Voraussetzungen Fröhliche Eröffnung des neuen AAccelerators (v.l.): IHK-Hauptgeschäftsführerin
                                                                              schaffen, so Hoffmeister-Kraut. Michaela Eberle, Landrat Klaus Pavel, Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-
                                                                                                              Kraut, Oberbürgermeister Thilo Rentschler, Hochschulrektor Prof. Dr. Gerhard
                        „Es ist ein Alleinstellungsmerkmal des AAcce­         „Die enge Zusammenarbeit im Schneider und Wolfgang Weiß, Leiter der Wirtschaftsförderung der Stadt Aalen.
                        lerators, die Unternehmensnachfolge mit in            Verbund bringt Ostwürttemberg                                               (Foto: Hochschule Aalen/ Peter Schlipf)
                        das Portfolio aufzunehmen. Das ist ein viel           als attraktiven Gründungs­
                        versprechender Ansatz, denn die erfolgreiche          standort weiter nach vorne“, zeigte sie sich           der Region zu stärken, Räume und Öffentlich­
                        Suche nach Nachfolgern trägt mit dazu bei, die        überzeugt.                                             keit für Gründerinnen und Gründer zu schaf­
                        Gründungsdynamik im Land zu fördern“, sagte           Das Modellprojekt „Start-up Region Ostwürtt­           fen und bedarfsgerechte Zusatzangebote für
                        Hoffmeister-Kraut. „Fast 22.000 Betriebe stehen       emberg“ wird an den Hochschulstandorten                Gründungen und Start-ups aufzubauen. Der
                        in Baden-Württemberg in den nächsten fünf             Aalen, Heidenheim und Schwäbisch Gmünd                 „AAccelerator“ wird in den Räumlichkeiten des
                        Jahren zur Übergabe an. Da müssen Existenz­           mit dem Ziel umgesetzt, die Vernetzung in              ehemaligen IHK-Bildungszentrums angesiedelt.

                        LOHN FÜR ÖKOSTROM
                        Ostalbkreis erhält den European-Energy-Award

                        Der Ostalbkreis ist flächenmäßig der drittgrößte      Ausbau von Photovoltaik-Eigenverbrauch und                  gie- und Klimaschutzpolitik mit ganz konkreten
                        Landkreis in Baden-Württemberg. Derzeit leben         Kraft-Wärme-Kopplung tragen zu deutlich gerin­              Maßnahmen beharrlich und erfolgreich voran­
                        dort 311.000 Menschen. Die Themen Klimaschutz         geren Emissionen bei. Der Ostalbkreis setzt zu              bringen“, sagte der Minister für Umwelt, Klima
                        und Nachhaltigkeit stehen seit vielen Jahren          100 Prozent auf zertifizierten Öko-Strom. Rund              und Energiewirtschaft, Franz Untersteller (Grüne).
                        auf der Tagesordnung. Ende 2013 beschloss der         23 Prozent des Wärmeverbrauchs der Verwal­                  Die Rekordzahl von 37 Gewinnern sende ein
                        Kreistag einstimmig die Teilnahme am Europe­          tungs- und Schulgebäude sowie der Kliniken                  starkes Signal für den Klimaschutz im Land aus.
                        an-Energy-Award (eea). Bei der eea-Kick-Off-          stammen aus erneuerbaren Energien. Die Verwal­              Im Land nehmen aktuell insgesamt 102 Städte
                        Veranstaltung im Mai 2015 startete das Energie­       tungs- und Schulgebäude sind zu rund 24 Pro­                und Gemeinden sowie 20 Landkreise am Europe­
                        team. Einer umfangreichen Ist-Analyse folgte ein      zent mit Strom aus der Kraft-Wärme-Kopplung                 an Energy Award teil. „So viele Teilnehmer gibt es
                        Katalog von 138 energiepolitischen Maßnahmen.         versorgt. Highlight ist die Mitarbeiter-PV-Anlage           in keinem anderen Bundesland. Das unterstreiche
                        Erste Umsetzungen bewirkten, dass der Ostal­          auf dem Dach des Landratsamtsgebäudes in                    die führende Rolle, die Baden-Württemberg beim
                        bkreis 2018 die eea-Zertifizierung erreichte. In      Aalen, die diese selbst finanzieren und betreiben.          Klimaschutz in Deutschland einnimmt.
                        den Verwaltungs- und Schulgebäuden sowie              „Mit dem Preis würdigen wir das große Enga­
                        drei Kliniken sank der Energieverbrauch. Der          gement der Kommunen, die ihre lokale Ener­

                        DR.-RUDOLF-EBERLE-PREIS
                        Innovationspreis des Landes wieder ausgeschrieben
                                                                                                                                                                                     (Foto: StaMi)
                        Das Wirtschaftsministerium hat den diesjäh­           Mio. Euro und Sitz in Baden-
                        rigen Innovationspreis des Landes für kleine und      Württemberg teilnehmen. Die
                        mittlere Unternehmen wieder ausgeschrieben.           eingereichten Bewerbungen
                        Damit werden unkonventionelle Ideen des Mit­          werden von einer Fachjury aus
                        telstandes für innovative Produkte, Verfahren         Wirtschaft und Wissenschaft
                        oder Dienstleistungen ausgezeichnet. Der Preis        nach technischem Fortschritt,
                        ist mit insgesamt 50.000 Euro dotiert und dem         besonderer unternehmerischer
                        früheren Wirtschaftsminister Dr. Rudolf Eberle        Leistung und nachhaltigem
                        (1926-1984) gewidmet.                                 wirtschaftlichen Erfolg bewertet. Die Preise wer­           Höhe von 7.500 Euro ausgelobt, der an ein junges
                        Bewerbungen können bis zum 31. Mai 2019               den am 12. November 2019 im Rahmen einer                    Unternehmen vergeben werden soll.
                        eingereicht werden. An dem Wettbewerb kön­            öffentlichen Preisverleihung verliehen.                     Weitere Informationen, die Ausschreibungsun­
                        nen Unternehmen mit bis zu 500 Beschäftigten,         Ergänzend dazu hat die MBG Mittelständische                 terlagen und Eindrücke der letztjährigen Preis­
                        einem maximalen Jahresumsatz von bis zu 100           Beteiligungsgesellschaft einen Sonderpreis in               verleihungen gibt es auf innovationspreis-bw.de.

                        Seite 16 · Wirtschaft in Ostwürttemberg · 04 / 2019
Wirtschaft und Region

GESUNDHEITSHAUS PETROGALLI
Innovative Schuheinlage für zehn Millionen Patienten
www.gesundheitshaus-petrogalli.de • www.halluxcorrect.de

Vom kleinen Zeh bis hin zur Prothese – das                 Fehlstellung der Zehen und damit Schmerzen
Gesundheitshaus Petrogalli in Ellwangen ist                zu verhindern. Denn Hallux Valgus gilt als Volks­
Rundumversorger. 30 Mitarbeiter, darunter                  krankheit. So heißt die Fehlstellung der Zehen, die
Orthopädietechnikermeister, Sanitätsfachverkäu­            durch eine Bindegewebsschwäche oder das Tra­          HalluXcorrect ist die neue Schuheinlage, die rund zehn Milli-
ferinnen und ausgebildete Krankenschwestern                gen hoher Schuhe entsteht. Der große Zeh wird         onen Deutschen helfen soll, eine Fehlstellung der Zehen und
                                                                                                                 damit Schmerzen zu vermeiden.
sorgen seit 2002 dafür, dass die Kunden genau              dabei in Richtung der übrigen Zehen gedrückt,                                                     (Foto: Petrogalli)
die Hilfe erfahren, die sie suchen; egal, ob nach          der Ballen des großen Zehs hingegen wird in die
Schlaganfall, MS-Diagnose oder bei Rehabilitati­           andere Richtung gepresst. Dadurch leiden Betrof­      der Drehung des großen Zehs entgegen, die meist
onsmaßnahmen.                                              fene an Schmerzen, eine Operation ist der letzte      mit Hallux Valgus einhergeht. Ein verstellbarer
Doch Petrogalli ist nicht nur ein wichtiger Teil           Ausweg. Die Fehlstellung wird immer schlimmer         Zwischensteg der Einlage sorgt dafür, dass die
der gesundheitlichen Nahversorgung, sondern                und nie besser, wenn nichts dagegen unternom­         Fehlstellung der Zehen Stück für Stück korrigiert
auch ein Ort der Innovation. Die neueste Erfin­            men wird. Dieser Fehlstellung wirkt HalluXcorrect     wird. Die Folge: Keine Schmerzen und teilweise
dung des Inhabers Thomas Petrogalli und seines             entgegen. Die neue Einlage von Petrogalli ist so      sogar das Vermeiden einer Operation. „Rund
Mitarbeiters Johannes Zeyer heißt HalluXcorrect.           geschnitten, dass der Ballen des großen Zehs          1.000 Kunden haben die Schuheinlage bereits
Dabei handelt es sich um eine Schuheinlage, die            durch eine schräge Ebene entlastet und sanft          getestet“, sagte Thomas Petrogalli. „Mit dem
rund zehn Millionen Deutschen helfen soll, eine            nach innen gedrückt wird. Das wirkt zusätzlich        Ergebnis: Die Schuheinlage wirkt.“

F. & G. HACHTEL GMBH & CO. KG
Inspektionslieferant für die Luft- und Raumfahrt
www.fg-hachtel.com

Nur vier Unternehmen weltweit haben bisher die             rung von Bauteilen ein, jetzt haben sie auch bei
hohen Anforderungen an die Qualifizierung von              der additiven Fertigung die Nase vorn. Mit fünf
additiv gefertigten Teilen, nach Airbus AITM6-             eigenen Anlagen sind die Aalener am Markt als
7006, für die Luftfahrt bestanden. Seit Dezember           Dienstleister tätig. Im Expertenteam sind unter
2018 ist das Aalener Unternehmen Hachtel eines             anderem auch Level 2 (RT-NF) und Level 3 (RT-         Links im Bild ein additiv gefertigten Skistiefel, der mittels
davon und damit ab sofort im Airbus QSPL als               NF) Prüfer. Hachtel misst und analysiert Bauteile     Computertomographie qualifiziert wurde. Rechts ein von
                                                                                                                 Hachtel im Hot Lithographie Verfahren gefertigter Skistie-
Computertomographie Inspektionslieferant für               im Größenspektrum von einem Durchmesser von           fel. Die Druckdaten wurden selbst generiert. Hierfür wurde
Luft- und Raumfahrt registriert.                           600 mm und 800 mm Höhe, und damit Auflö­              der Original-Skistiefel in der Computertomographieanlage
                                                                                                                 gescannt.
Schon seit mehr als zehn Jahren setzt Hachtel die          sungen von 2 μm bis 300 μm.                                 (Foto: links: Hachtel, Aalen; rechts: Friedrun Reinhold,
industrielle Computertomographie zur Qualifizie­                                                                                                                     Hamburg)

CONSINION GMBH
Neue Büros in Aalen und Giengen
www.consinion.de
                                                                                                                                                                   ANZEIGE

                                                           Maschinenbau und Fahrzeugbau tätig.                                      Büro- oder
                                                           Die consinion GmbH wurde 2001 gegründet und                              Verwaltungsgebäude.
                                                           konzentriert sich auf die Beratung von Unter­
                                                           nehmen, Interim Management und Personalent­
                                                           wicklung sowie die Vermittlung von Spezialisten
                                                           in den Bereichen Technologie und Engineering.
                                                           Geschäftsführer Joachim Lang hat bereits in den
                                                           1990er Jahren mit der Gründung des damals
                                                           größten deutschen Ingenieur-Unternehmens die
                                                           Branche geprägt. Lang ist außerdem als Auf­
Consinion-Geschäftsführer Joachim Lang.                                                                                             Wirtschaftlich und schnell
                                       (Foto: Consinion)   sichtsrat sowie als Beirat in mehreren Unter­
                                                           nehmen und Organisationen und in Fach- und                               mit Raum-Modulen bauen.
Die auf Ingenieure und Personalvermittlung in              Berufsverbänden tätig. Er ist Vorsitzender des Bei­
technischen Berufen spezialisierte consinion               rats im Cluster Nutzfahrzeuge Schwaben (CNS).                            www.renz-container.com
GmbH hat neben ihrem Firmensitz in Ulm ab
sofort zwei technische Büros in Aalen und in
Giengen an der Brenz. Techniker und andere
Fachleute von consinion sind hier unter anderem
für Unternehmen aus den Branchen Elektronik,

                                                                                                                    04 / 2019 · Wirtschaft in Ostwürttemberg · Seite 17
Wirtschaft und Region

ROSEL ALARMANLAGEN
Sicherheit und Einbruchschutz
www.rosel.de

Die neue Generation des Einbruch- & Gefah­                       100/100+ ist ein Hybrid-System, das heißt sowohl
renmeldesystems Jablotron 100+ stößt nun mit                     Funk- als auch verkabelte Komponenten lassen sich
bis zu 600 möglichen Benutzern und bis zu 230                    in das System integrieren. Funkdetektoren haben
Detektoren, wie z. B. Bewegungsmeldern, Tür- und                 den Vorteil, dass sie sich schnell und sauber z. B.
Fensterkontakten, Glasbruchmeldern, in eine neue                 an Türen und Fenstern nachrüsten lassen. Sie sind
Dimension vor. Interessant für Unternehmen mit                   daher ideal zur Sicherung von Bestandsobjekten
vielen Beschäftigen. Auch in Schulen könnte damit                geeignet. Die Bedienung der Anlage sei zudem                    Andreas Rosel, Elektroniker und staatl. geprüfter Elektrotech-
eine Kontrolle realisiert werden, um den Zutritt                 kinderleicht. Das Jablotron 100 ist nach EN 50131               niker, hat sich aufgrund des guten Preis-/Leistungsverhält-
                                                                                                                                 nisses und der Zuverlässigkeit auf das System des Herstellers
unbefugter Personen zu verhindern. Die Alarmzen­                 Grad 2 zertifiziert - eine der Voraussetzungen,                 Jablotron spezialisiert.                    (Foto: Anja Rosel)
trale, das Kernstück einer Alarmanlage, ist derzeit              wenn für Bestandsimmobilien/-wohnungen im
je nach Anforderung an den Sicherungsumfang                      Privatbereich ein Zuschuss von bis zu 1.600 Euro
in fünf Abstufungen erhältlich. Somit lässt sich                 für Maßnahmen zum Einbruchschutz über die                       keiten im Falle von Gasaustritt, CO2-Konzentration,
beispielsweise ein kleines Ladengeschäft, Büro oder              KfW beantragt werden soll. Andreas Rosel ist                    Überschwemmung wie auch im Brandfall. Über
Wohnung relativ günstig absichern. Der Inhaber                   Zertifizierter Errichter für das Jablotron 100/100+             die MyJablotron App hat der Kunde jederzeit auch
Andreas Rosel, gelernter Elektroniker und staatl.                Einbruch- & Gefahrenmeldesystem, welches nur                    aus der Ferne die Kontrolle über sein Alarmsystem.
geprüfter Elektrotechniker, hat sich aufgrund des                von geschulten Technikern mit gültigem Zertifikat               Als TÜV-geprüfte Fachkraft für Rauchwarnmelder
guten Preis-/Leistungsverhältnisses gepaart mit                  installiert werden darf. Jablotron 100/100+ bietet              nach DIN 14676 bietet Andreas Rosel zudem auch
der Zuverlässigkeit auf das System des Herstel­                  nicht nur Einbruchschutz - wobei auch die Auf­                  die jährlich wiederkehrenden Rauchwarnmelder-
lers Jablotron spezialisiert, welches international              schaltung an einen Wach- oder Sicherheitsdienst                 Prüfungen, z. B. bei vermieteten Wohnungen, als
bereits in über 70 Ländern im Einsatz ist. Jablotron             möglich ist - sondern auch Alarmierungsmöglich­                 Dienstleistung an.

HARTMANN GRUPPE
Umsatz- und Ergebnisziel 2018 erreicht
www.hartmann.info

                                                                                                                                 Bereich Badeprodukte ist und mit der Fortführung
                                                                                                                                 der Strategie „Kneipp wirkt. Natürlich.“ bei den
                                                                                                                                 Kunden punkten konnte.
                                                                                                                                 Der Rückgang der EBIT-Rendite auf 5,8 Prozent
                                                                                                                                 (Vorjahr: 6,7 Prozent) spiegelt eine ungünstige
                                                                                                                                 Wechselkursentwicklung, einen zunehmenden,
                                                                                                                                 branchenweiten Preis- und Margendruck, anhal­
                                                                                                                                 tend hohe regulatorische Kosten sowie Aufwen­
                                                                                                                                 dungen für Vertrieb und Infrastruktur wider. Das
                                                                                                                                 Konzernergebnis verringerte sich im Vergleich zum
                                                                                                                                 Vorjahr um 10,7 Prozent auf 83,8 Mio. Euro.
                                                                                                                                 Im Berichtsjahr hat Hartmann den finanziellen
                                                                                                                                 Handlungsspielraum erneut ausgebaut. Der Free
                                                                                                                                 Cash Flow lag bei 79,2 Mio. Euro, nachdem er im
                                                                                                                                 Vorjahr infolge der Akquisition von LINDOR noch
Großes Medieninteresse bei der Bilanzpressekonferenz in der Konzernzentrale in Heidenheim. Auf dem Podium (v.l.): Alexander      leicht im Minus gewesen war. Die positive Netto­
C. Schmidt, Geschäftsführer der Kneipp-Gruppe; von Hartmann: Chief Executive Officer Britta Fünfstück, Chief Financial Officer   finanzposition verbesserte sich auf 104,5 Mio. Euro
Stephan Schulz und Director External Communications Jeremy Whittaker.                                       (Foto: Hartmann)
                                                                                                                                 (Vorjahr: 71,7 Mio. Euro). Die Eigenkapitalquote
Die Hartmann Gruppe, einer der führenden inter­                  Umsatzwachstum im Segment Wundmanagement                        nahm trotz einer gestiegenen Bilanzsumme auf
nationalen Anbieter von Medizin- und Pflege­                     wurde durch den Fokus auf innovative und mar­                   61,6 Prozent zu (Ende 2017: 59,7 Prozent). Die Zahl
produkten, hat im Geschäftsjahr 2018 trotz eines                 genstarke Sortimente um 3,6 Prozent auf 474,2                   der Beschäftigten in Gruppe erhöhte sich weltweit
herausfordernden Umfeldes ein Umsatzplus von                     Mio. Euro vorangetrieben. Das Segment Infek­                    auf insgesamt 11.027 (Ende 2017: 10.764).
2,9 Prozent Umsatz auf 2,12 Mrd. Euro und ein EBIT               tionsmanagement erreichte im Jahr 2018 einen                    Für das Geschäftsjahr 2019 geht Hartmann nach
von 123,2 Mio. Euro erreicht. „Mit dem Umsatzplus                Umsatzanstieg um 2,6 Prozent auf 505,0 Mio. Euro,               wie vor von einem moderaten Wachstum beim
knüpfen wir an die Wachstumsraten der Vorjahre                   unter anderem getrieben durch höhere Absätze                    Konzernumsatz und einem EBIT zwischen 102 Mio.
an“, erklärte CEO Britta Fünfstück bei der Bilanz­               kundenspezifischer OP-Sets und spezifischer Ein­                Euro und 112 Mio. Euro aus. CEO Britta Fünfstück:
pressekonferenz am 20. März in Heidenheim.                       wegsets für die Patientenpflege. Im Segment Wei­                „Mit der Stärkung der Wettbewerbs- und Kosten­
Im Segment Inkontinenzmanagement stieg der                       tere Konzernaktivitäten, das die endverbraucherna­              position sowie einer am Kunden ausgerichteten
Umsatz um 4,3 Prozent auf 693,7 Mio. Euro. Die                   hen Sortimente und Handelsaktivitäten umfasst,                  Innovationsstrategie werden wir künftig noch bes­
in 2017 übernommene Inkontinenzmarke LINDOR                      steigerte Hartmann den Umsatz um 0,7 Prozent                    ser aufgestellt sein, um in einem weiterhin heraus­
trug dank ihrer Stärke auf dem spanischen und                    auf 446,2 Mio. Euro. Dazu trug unter anderem das                fordernden, aber fundamental attraktiven Umfeld
portugiesischen Markt zum Wachstum bei. Das                      Wachstum der Kneipp-Gruppe bei, die führend im                  unsere Potenziale konsequent zu heben.“

Seite 18 · Wirtschaft in Ostwürttemberg · 04 / 2019
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