Zeitschrift der Hessen für Erziehung, Bildung, Forschung 74.Jahr Heft11 November2021 - TARIFRUNDE 2021 I LANDESDELEGIERTENVERSAMMLUNG - GEW Hessen

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Zeitschrift der Hessen für Erziehung, Bildung, Forschung 74.Jahr Heft11 November2021 - TARIFRUNDE 2021 I LANDESDELEGIERTENVERSAMMLUNG - GEW Hessen
TITELTHEMA                                                               HLZ 11/2021   1

                                          Zeitschrift der            Hessen
                                        für Erziehung, Bildung, Forschung

                                       74. Jahr    Heft 11     November 2021

TA R I F R U N D E 2 021 I L A N D E S D E L E G I E R T E N V E R S A M M L U N G
Zeitschrift der Hessen für Erziehung, Bildung, Forschung 74.Jahr Heft11 November2021 - TARIFRUNDE 2021 I LANDESDELEGIERTENVERSAMMLUNG - GEW Hessen
IN DIESER HLZ                                                                                                                                   HLZ 11/2021         2

                                                                                                                            Zeitschrift der GEW Hessen
                                                                Landesdelegiertenversammlung                                für Erziehung, Bildung, Forschung
                                                                                                                            ISSN 0935-0489
                                                               Am 23. und 24. Februar fand eine or-
                                                               dentliche Landesdelegiertenversamm-        I    M       P      R      E     S      S     U       M
                                                               lung (LDV) der GEW Hessen statt, die
                                                               im November 2020 angesetzt war und         Herausgeber:
                                                               pandemiebedingt verschoben werden          Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
                                                                                                          Landesverband Hessen
                                                               musste. Im Mittelpunkt der auf zwei        Zimmerweg 12
                                                               Tage verkürzten LDV standen die sat-       60325 Frankfurt/Main
                                                               zungsmäßigen Aufgaben: die Entlas-         Telefon (0 69) 971 2930
                                                                                                          Fax (0 69) 97 12 93 93
                                                               tung des Vorstands für die um ein Jahr     E-Mail: info@gew-hessen.de
                                                               verlängerte Amtszeit, die Beratung über    Homepage: www.gew-hessen.de
                                                               den Haushalt der GEW Hessen und die        Verantwortlicher Redakteur:
                                                               Wahlen für den Landesvorsitz und die       Harald Freiling
                                                               Mitglieder des Geschäftsführenden Vor-     Klingenberger Str. 13
                                                                                                          60599 Frankfurt am Main
                                                               stands. Bei den Wahlen sticht die Wahl     Telefon (0 69) 636269
                                                               eines neuen Vorsitzendenteams aus          E-Mail: freiling.hlz@t-online.de
                                                               Thilo Hartmann und den beiden stell-       Mitarbeit:
                                                               vertretenden Vorsitzenden Heike Acker-     Christoph Baumann (Bildung), Simone Claar (Hoch-
                                                               mann und Simone Claar hervor.              schule), Stefan Edelmann (Bildung), Andrea Gergen
                                                                                                          (Aus- und Fortbildung), Michael Köditz (Sozialpäd-
                                                               • Alle weiteren Informationen in die-      agogik), Annette Loycke (Recht), Dana Lüddemann
                                                               ser HLZ auf den Seiten 8 bis 17            (Gewerkschaftliche Bildung), René Scheppler (Digitali-
                                                                                                          sierung), Andreas Werther (Sozialpädagogische Berufe),
                                                                                                          Peter Zeichner (Mitbestimmung)
                                                                     Tarifeinigung in Hessen              Gestaltung: Harald Knöfel, Michael Heckert †
                                                               Diese Ausgabe der HLZ ging unmittel-       Schwerpunktthema: Harald Freiling
                                                               bar nach der letzten Verhandlungsrun-      Illustrationen:
                                                               de der Tarifparteien am 14. und 15. Ok-    Dieter Tonn (S. 29), Ruth Ullenboom (S. 4)
                                                               tober in Dietzenbach in Druck. Das Foto    Fotos, soweit nicht angegeben:
                                                               entstand bei der Streikkundgebung in       GEW (S.8-17), Harald Freiling (Titel, S. 6, 22), privat
                                                               Frankfurt am 6. Oktober. Im nächsten       (S. 36-37)
                                                               Schritt wird die GEW dafür kämpfen,        Verlag:
                                                               dass das Tarifergebnis auf die Beam-       Mensch und Leben Verlagsgesellschaft mbH
                                                                                                          Niederstedter Weg 5
                                                               tinnen und Beamten übertragen wird.        61348 Bad Homburg
                                                               • Die wichtigsten Eckpunkte der Ta-
                                                                                                          Anzeigenverwaltung:
                                                               rifeinigung für die rund 45.000 Be-        Mensch und Leben Verlagsgesellschaft mbH
                                                               schäftigten des Landes im Geltungsbe-      Peter Vollrath-Kühne
                                                               reich des Tarifvertrags Hessen (TV-H)      Postfach 19 44
                                                                                                          61289 Bad Homburg
                                                               und der Einigung auf eine Entgeltord-      Telefon (06172) 95 83-0, Fax: (06172) 9583-21
                                                               nung für Lehrkräfte veröffentlichen wir    E-Mail: mlverlag@wsth.de
                                                               in dieser HLZ auf Seite 5 und auf un-      Erfüllungsort und Gerichtsstand:
                                                               serer Internetseite www.gew-hessen.de      Bad Homburg
                                                               > Tarifrunde 2021.                         Bezugspreis:
                                                                                                          Jahresabonnement 12,90 Euro (9 Ausgaben, ein-
                                                                                                          schließlich Porto); Einzelheft 1,50 Euro. Die Kosten
                    Rubriken                                    Einzelbeiträge
   Aus dem Inhalt

                                                                                                          sind für die Mitglieder der GEW Hessen im Beitrag
                                                                                                          enthalten.
                     4 Spot(t)light                             5 Tariftelegramm: Einigung über
                     7 Meldungen                                  Gehaltserhöhungen im TVH                Zuschriften:
                                                                                                          Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bilder
                    27 Briefe                                   6 Pressekonferenz: Schuljahr beginnt      wird keine Haftung übernommen. Im Falle einer Ver-
                    34 Recht: Teildienstfähigkeit, Anträge     18 GEW: Schulreinigung zurück in           öffentlichung behält sich die Redaktion Kürzungen
                       auf amtsangemessene Besoldung              kommunale Verantwortung                 vor. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen
                                                                                                          nicht mit der Meinung der GEW oder der Redaktion
                    36 Jubilarinnen und Jubilare               20 Grundschule: Wie lernen Kinder          übereinstimmen.
                    37 Nachrufe                                   lesen und richtig schreiben?
                                                               22 Ich bin dabei: Partizipation in der
                    GEW-Landesdelegiertenversammlung                                                      Redaktionsschluss:
                                                                  Migrationsgesellschaft
                                                                                                          Jeweils am 5. des Vormonats
                     8 Wahlen, Beschlüsse, Aktionen            24 Kinderarmut und Pandemie
                    10 Das neue Landesvorsitzendenteam:        26 Schulen: Orte der Begegnung
                       Thilo Hartmann, Heike Ackermann         28 Burnout: Krank durch Werte, die         Nachdruck:
                                                                                                          Fotomechanische Wiedergabe, sonstige Vervielfälti-
                       und Simone Claar                           nicht zusammenpassen                    gungen sowie Übersetzungen des Text- und Anzei-
                    12 Beschluss: Gute Bildung - gute Arbeit   30 Bücher: Extremismusprävention           genteils, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher
                    14 Die Fach- und Personengruppen der                                                  Genehmigung der Redaktion und des Verlages.
                                                                  oder politische Bildung?
                       GEW Hessen                              32 Weimarer Republik: Informationen        Druck:
                    16 Die GEW sagt Danke                         zur politischen Bildung in der Kritik   Druck- und Verlagshaus Thiele & Schwarz GmbH
                                                                                                          Werner-Heisenberg-Str. 7, 34123 Kassel
Zeitschrift der Hessen für Erziehung, Bildung, Forschung 74.Jahr Heft11 November2021 - TARIFRUNDE 2021 I LANDESDELEGIERTENVERSAMMLUNG - GEW Hessen
3     HLZ 11/2021                                                                                          KOMMENTAR

                    Gute Bildung – gute Arbeit
    Die ersten Wochen nach der Landesdelegiertenver-            eine von den Bedürfnissen jeden Kindes her gedach-
    sammlung waren intensiv. Nach der Wahl eines neu-           te Inklusion und ausreichend Zeit für die Stärkung
    en Vorsitzendenteams standen die ersten Tage im             emotionaler und sozialer Fähigkeiten.
    Zeichen der schnellen Einarbeitung, der Vorstellung            Die LDV hat mit dem Antrag „Gute Bildung nach
    innerhalb der GEW und bei unseren Bündnispart-              Corona“ wichtige bildungs- und beschäftigungspoli-
    nern, der laufenden Tarifrunde und aktueller Wei-           tische Leitlinien beschlossen (HLZ S.12-13). Ob in
    chenstellungen in der Bildungspolitik.                      Kita, Schule oder Hochschule: Gute Qualität von Bil-
       Fast ist man versucht, ausgerechnet die FDP zu zi-       dungsangeboten benötigt ausreichend Personal. Jun-
    tieren, denn in der Tat gibt es so viel zu tun wie sel-     ge Menschen von einem Beruf im Bildungswesen zu
    ten vorher, wenn es darum geht, die Ungerechtigkei-         überzeugen, das geht nur mit guten Arbeitsbedingun-
    ten der neoliberalen Bildungs- und Finanzpolitik zu         gen! Dazu gehört ein Gehalt, dass der Wertschätzung,
    korrigieren. Die großen Herausforderungen der letz-         die uns in Sonntagsreden entgegengebracht wird,
    ten 20 Monate haben deutlich gezeigt, wo der Schuh          auch Ausdruck verleiht.
    drückt. Corona hat die Schwächen des Bildungssys-              Diese HLZ ging unmittelbar nach der Tarifeini-
    tems schonungslos offengelegt. Wie in allen Berei-          gung am 15. Oktober in Druck. Über die wichtigsten
    chen der öffentlichen Daseinsvorsorge, in der Pflege,       Ergebnisse der Tarifrunde informieren wir auf Sei-
    im Gesundheitsbereich oder in der Verwaltung, lei-          te 5 in dieser HLZ und mit vielen Details auf unse-
    den auch wir Beschäftigte in Wissenschaft und Bil-          rer Internetseite www.gew-hessen.de/tarifrunde-hes-
    dung unter der Epidemie der Mangelfinanzierung.             sen-2021.de. Dabei können der unter den gegebenen
    Personalmangel und Investitionsstau führen zu gro-          Bedingungen achtbare Tarifabschluss von 4,0 Pro-
    ßer Arbeitsbelastung, zu Entgrenzung der Arbeits-           zent in zwei Stufen, die Corona-Sonderzahlungen in
    zeit, zu prekären Beschäftigungsverhältnissen und           Höhe von bis zu 1.000 Euro und die erfolgreichen
    zu schlechterer Qualität der Bildungsangebote. Gute         Verhandlungen über eine neue Entgeltordnung für
    Bildung aber braucht beste Bedingungen und die gibt         Lehrkräfte nur ein Anfang sein. In der nächsten Zeit
    es nicht zum Nulltarif!                                     wird es auch um die Übertragung des Tarifabschlus-
       Ohne eine umfassende Ausbildungs-, Weiterbil-            ses auf die Beamtinnen und Beamten und Pensionä-
    dungs- und Einstellungsoffensive wird es nicht mög-         rinnen und Pensionäre gehen. Auch beim Tarifschutz
    lich sein, von ungeheuer hohen Arbeitszeiten wegzu-         für studentische Beschäftigte und im Kampf gegen
    kommen und gleichzeitig die dringend anstehenden            das Befristungsunwesen an Hochschulen werden wir
    Bildungsaufgaben anpacken zu können. Nirgendwo              nicht lockerlassen! Zentral für die Frage des Lehr-
    sonst ist der Bildungserfolg junger Menschen so sehr        kräftemangels an Grundschulen wird zudem sein, wie
    an Herkunft und Finanzkraft der Eltern gekoppelt wie        lange sich das Land Hessen noch verweigern kann,
    in Deutschland. Corona hat noch einmal deutlich ge-         alle Lehrämter nach A 13 zu besolden.
    zeigt: Ohne schnelles Internet, ohne digitale Ausstat-
    tung, ohne einen eigenen Raum zum Lernen und ohne
    Unterstützung durch die Eltern gerät auch das mo-
    tivierteste Kind schnell an seine Grenzen. Das Nar-
    rativ der Existenz „bildungsferner Schichten“ sucht
    die Verantwortung hierfür einzig bei den Benachtei-
    ligten. Dem stellen wir ein Konzept der barrierefrei-
    en Bildung entgegen: längeres gemeinsames Lernen,
    Auf der Landesdelegiertenversammlung wurde Thilo Hart-
    mann am 23. September als neuer Landesvorsitzender ge-
    wählt. Auch die beiden stellvertretenden Vorsitzenden Dr.
    Simone Claar und Heike Ackermann sind neu im Amt. Alle                                   Thilo Hartmann
    Informationen zu Wahlen, Beschlüssen und Personen fin-                                   Vorsitzender
    det man in dieser HLZ auf den Seite 8 bis 17.                                            der GEW Hessen
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 Horrorkürbis
                                                                                             Zahnpasta und etwas, wovon ich lie-
                                                                                             ber nicht weiß, was es ist. Im Jahr drauf
                                                                                             höre ich von draußen: „Nein, Finn-Ru-
                                                                                             ben, hier musst du nicht klingeln, hier
                                                                                             wohnen Spaßbremsen und Kinderfein-
      Jetzt liegen sie wieder bergeweise vor       Tipps, wie man Kürbisse aushöhlt und      de.“ Die kleinen Nachbarsjungen erzäh-
      den Häusern: Kürbisse in allen Größen,       zu Fratzen schnitzt. Bald wird das Le-    len verstört, dass eine Bande Jugendli-
      Formen und Farben. Manche zu grim-           ben in unserem ruhigen Viertel toben      cher den Rucksack mit den Süßigkeiten
      migen Grimassen geschnitzt und mit ei-       und Sturm klingeln. Halloween kün-        geraubt hat. Das ist natürlich viel ratio-
      nem Teelicht illuminiert. Meine Mutter       digt sich in allen Kaufhäusern an. Ent-   neller als an jeder einzelnen Tür zu bet-
      hat uns vier Kindern ein einziges Mal ein    zückende Kostüme stehen zum Ver-          teln. Im Viertel geht das Gerücht, dass
      Gericht aus Kürbis kredenzt. Sie hat es      kauf. Einmal haben wir vergessen, das     jemand in die Halloween-Kekse Ab-
      nie wieder versucht. Aber jetzt lauert bei   Weite zu suchen oder uns im Dunkeln       führmittel eingebacken hat. Was gibt
      jeder Einladung das leckere Kürbissüpp-      zu verstecken. Wir haben das Datum        es nur für Menschen!
      chen mit Ingwer und Möhren auf dem           glatt vergessen und naiv die Tür geöff-       In diesem Jahr lese ich in der Pres-
      Herd. Eine Freundin droht gar ein kom-       net. Vor mir stand ein blutüberströmtes   se, dass Halloween für Kinder enorm
      plettes Kürbismenu an: Kürbisvollkorn-       Mädchen in einem weißen Nachthemd.        wichtig sei. Dabei würden sie „Selbst-
      brot mit Kürbis-Chutney, Kürbislasagne,      Ich rannte zum Verbandskasten und be-     wirksamkeit“ entwickeln. Das stellt kein
      Salat mit Kürbiskernen, Kürbiskom-           fahl meinem Mann, den Unfallwagen         Püschologe, sondern ein Spielzeugfab-
      pott und Kürbisbowle. Darüber hin-           zu rufen. Dann erst sah ich, dass vor     rikant fest. Der vertreibt all die tollen
      aus schenkt ihr Mann noch Kürbislikör        der Haustür noch eine Moorleiche und      Utensilien, die zu Halloween so exis-
      und -schnaps aus. Ich täusche an dem         der Tod mit Sense warteten. Und hun-      tenziell wichtig sind wie Kunstblut, he-
      Abend heftige Magenschmerzen vor (da         dert Meter entfernt stand die besorgte    raushängende Augen und amputier-
      muss ich mich angesichts der Menu-Fol-       Mutti. Wer weiß schon, ob die böse Alte   te Gliedmaßen. Der Fachmann betont,
      ge noch nicht mal anstrengen….). Mein        (ich) Gummibärchen verteilt oder die      dass Kinder Rituale bräuchten. Ein we-
      Mann isst alles. Er bringt mir von dem       Kinder schlachtet. „Hier gibt’s nüscht!   nig spottet er über Kirchenvertreter, die
      leckeren Abendessen ein Sortiment Kür-       Halloween ist blöde amerikanische         seit Jahren gegen das heidnische Fest
      bis-Muffins, Kürbis-Waffeln und Kürbis-      Geschäftemacherei!“, teilt mein Mann      wettern, das den Reformationstag flä-
      Zimtschnecken mit. Igitt.                    der nächsten Kinderbande mit. Leider      chendeckend ersetzt hat. Eine Journa-
          Infantile Bekannte verzieren der-        haben wir beide die Drohung „Süßes        listin schreibt gerührt von niedlichen
      zeit ihre Mails mit grinsenden, wei-         oder Saures“ nicht ernst genommen.        Monstern und plüschigen Kürbissen,
      nenden und zappelnden Kürbissmileys.         Am nächsten Tag verzieren rohe Eier       die harmlos an den Türen klingeln und
      Sie geben sich in Rundmails wertvolle        die Hausfassade, an den Klinken klebt     sanft „buh“ machen. Sie ist anschei-
                                                                                             nend am letzten Oktobersonntag noch
                                                                                             nie in Berlin am Botanischen Garten
                                                                                             vorbeigekommen. Hunderte von Fami-
                                                                                             lien stehen da Schlange, um Einlass
                                                                                             zur Halloween-Party zu finden. Auf der
                                                                                             Straße warten die Autos im Stau, um all
                                                                                             die Zombies, Fledermäuse und Skelet-
                                                                                             te vorbeizulassen. Keins der Kostüme
                                                                                             ist „niedlich“, sondern vielfach nur ek-
                                                                                             lig. Die Eltern haben sich ebenfalls he-
                                                                                             rausgeschmückt. Sie müssen anschei-
                                                                                             nend auch noch ihre Selbstwirksamkeit
                                                                                             trainieren, indem sie sich offene Wun-
                                                                                             den schminken und blicktrübe Kontakt-
                                                                                             linsen einsetzen. Dreiköpfige Glöckner
                                                                                             von Notre Dame, einbeinige Edgars mit
                                                                                             Scherenhänden und Zähne bleckende
                                                                                             Zombie-Nonnen tragen ihre Kleinstkin-
                                                                                             der auf dem Arm, verkleidet als Spin-
                                                                                             nen, Gruselclowns und Vampire.
                                                                                                 In diesem Jahr spiele ich auch mit.
                                                                                             Ich verkleide mich als halb verweste
                                                                                             Hexe. Mit dicken Warzen (zum Aufkle-
                                                                                             ben) und Blut unterlaufenen Kontakt-
                                                                                             linsen. Ich werde schrill kreischend die
                                                                                             Tür öffnen, mit einem Beil herausren-
                                                                                             nen, Kunstblut verspritzen und tapfe-
                                                                                             ren Kindern das Kürbisgebäck meiner
                                                                                             Freundin schenken.
                                                                                                                   Gabriele Frydrych
Zeitschrift der Hessen für Erziehung, Bildung, Forschung 74.Jahr Heft11 November2021 - TARIFRUNDE 2021 I LANDESDELEGIERTENVERSAMMLUNG - GEW Hessen
5      HLZ 11/2021                                                                                                         LOREM IPSUM

             Tarifeinigung mit dem Land Hessen
    Die vorliegende Ausgabe der HLZ ging unmittelbar nach der Ei-     Übertragung auf Beamtinnen und Beamte
    nigung der Tarifparteien im Tarifstreit für die 45.000 Beschäf-   Die Tarifeinigung enthält die Zusicherung, die Entgelterhö-
    tigten des Landes im Geltungsbereich des Tarifvertrags Hessen     hungen und die Sonderzahlungen zeit- und systemkonform
    (TV-H) am 15. Oktober in Druck. Die HLZ veröffentlicht hier       auf die Beamtinnen und Beamten zu übertragen. Rentnerin-
    die wichtigsten Punkte. Alle weiteren Einzelheiten und Antwor-    nen und Rentner sowie Pensionärinnen und Pensionäre ha-
    ten auf die Fragen der Beschäftigten findet man im Internet auf
                                                                      ben keinen Anspruch auf die vereinbarten Sonderzahlungen.
    der Seite www.gew-hessen.de > Tarifrunde 2021.
    Steuer- und abgabefreie Corona-Sonderzahlungen                    Kostenloses Landesticket bleibt erhalten
    Im Dezember 2021 und im März 2022 erhalten die Beschäf-           Das kostenlose Landesticket wird für die Laufzeit des Tarif-
    tigten im aktiven Dienst zwei steuer- und abgabenfreie Co-        vertrags weiter an die Beschäftigten des Landes ausgegeben.
    rona-Sonderzahlungen in Höhe von jeweils 500 Euro. Wie
    bei allen Sonderzahlungen richtet sich deren Höhe nach dem        Laufzeit des Tarifvertrags
    individuellen Stellenanteil. Für Beschäftigte, die zum Zeit-      Die Laufzeit des Tarifvertrags beträgt 28 Monate bis zum
    punkt der Auszahlung keinen Anspruch auf Arbeitsentgelt           31. Januar 2024.
    haben (Beurlaubung, Elternzeit, zwischenzeitlicher Renten-
    eintritt), wurden Stichtage festgelegt.                           Fazit: Licht und Schatten
                                                                      Der Verhandlungsführer der GEW Daniel Merbitz bilanzier-
    Gehaltserhöhungen: 4 Prozent in zwei Stufen                       te das Verhandlungsergebnis am 15. Oktober in Dietzenbach
    Die Tabellenentgelte im Bereich des TV-Hessen steigen zum         mit den folgenden Worten: „Die Verhandlungen waren an-
    1. August 2022 um 2,2 Prozent und zum 1. August 2023 um           gesichts der gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen
    weitere 1,8 Prozent, mindestens um 65 Euro.                       schwierig, und das Ergebnis hat Licht und Schatten. Einer der
                                                                      Wirtschaftskrise geschuldeten verhaltenen Entgeltentwick-
    Tarifliche Entgeltordnung für Lehrkräfte                          lung bis Januar 2024 stehen aus Sicht der GEW durchaus
    Die GEW und das Land Hessen haben seit September 2020             positiv zu bewertende Regelungen gegenüber. Ein bedeuten-
    über tarifvertragliche Regelungen zur Eingruppierung von          der Erfolg ist die tarifliche Regelung zur Eingruppierung der
    Lehrkräften und sozialpädagogischen Fachkräften an Schu-          angestellten Lehrkräfte und der sozialpädagogischen Fach-
    len verhandelt. Anders als in allen anderen Bundesländern         kräfte an Schulen.“
    galt für deren Eingruppierung ein einseitig durch das Land
    festgelegter Erlass. Jetzt unterschrieben die Gewerkschaf-
    ten und das Land einen Tarifvertrag zur Eingruppierung der         Alle weiteren Einzelheiten und Antworten
    Lehrkräfte, der am 1. August 2022 in Kraft tritt. Verbesse-
    rungen gibt es insbesondere für voll ausgebildete Grund-
                                                                        auf die Fragen der Beschäftigten findet
    schullehrkräfte und für nicht voll ausgebildete Lehrkräfte im            man im Internet auf der Seite
    Bereich der Sekundarstufe I. Mehr Geld erhalten auch Be-
    schäftigte ohne formale Lehramtsbefähigung, die seit vielen         www.gew-hessen.de > Tarifrunde 2021.
    Jahren nach der Entgeltgruppe 5 oder 6 vergütet werden, ob-
    wohl sie alle Aufgaben von Lehrkräften übernehmen, zum
    Teil sogar als Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer einge-
    setzt werden. Die GEW bereitet jetzt ein umfassendes An-
    gebot zur Information und Beratung ihrer Mitglieder vor.
    Mindestbezahlung für studentische Hilfskräfte
    Bei der vollen Einbeziehung der studentischen Hilfskräfte
    an den hessischen Hochschulen in den TV-H konnten sich
    die Gewerkschaften im ersten Anlauf nicht durchsetzen. Die
    Festlegung einer einheitlichen Mindestbezahlung von 12
    Euro - sie liegt derzeit je nach Hochschule zwischen 9,50
    Euro und 11,60 Euro - und die Übertragung aller künftigen
    Tarifsteigerungen ab Oktober 2022 auf die Mindeststunden-
    sätze ist trotzdem als Erfolg der Gewerkschaften zu werten.
    Blockade des Landes im Kampf gegen Befristungen
    In Bezug auf tarifvertragliche Maßnahmen gegen das Befris-
    tungsunwesen an Hochschulen hielt das Land auch in dieser
    Tarifrunde an seiner starren Blockade fest. Allerdings wurden
    im Rahmen der Tarifeinigung Gespräche mit dem Ministeri-
    um für Wissenschaft und Kunst vereinbart. Damit liegt der
    Ball bei Wissenschaftsministerin Dorn. Die GEW erwartet die
    zügige Aufnahme konstruktiver Gespräche.
                                                                      Lautstarker Empfang für Innenminister Beuth bei der letzten Runde
                                                                      der Tarifverhandlungen am 14. Oktober 2021 in Dietzenbach
Zeitschrift der Hessen für Erziehung, Bildung, Forschung 74.Jahr Heft11 November2021 - TARIFRUNDE 2021 I LANDESDELEGIERTENVERSAMMLUNG - GEW Hessen
MELDUNGEN                                                                                                                HLZ 11/2021       6

                                   The same procedure…
       Elternbeirat, Schülervertretung und GEW zum Schulstart nach den Ferien
     Schon am Ende der Sommerferi-                                                              Die zahlreich anwesenden Presse-
     en war die Corona-Lage auch in Hes-                                                     vertreterinnen und Pressevertreter frag-
     sen durch wieder stark steigende Inzi-                                                  ten auch nach der im Sommer über-
     denzen geprägt, so dass viele Eltern,                                                   arbeiteten Empfehlung der Ständigen
     Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte                                                    Impfkommission, durch die auch bei
     mit mulmigen Gefühlen in die Schu-                                                      Eltern von Kindern zwischen 12 und
     le zurückkehrten. „The same procedure                                                   18 Jahren die Nachfrage nach einer
     as last year“, dachten sich viele, auch                                                 Impfung gestiegen sei. Heitmann ver-
     wenn die inzwischen möglichen Imp-                                                      wies auf das klare Votum des LEB für
     fungen die Gefahr schwerer oder töd-                                                    die Impfung. Konflikte, die sich aus der
     licher Verläufe reduziert haben. „The       Birgit Koch, bis Ende September Landes-     Impfempfehlung ergeben, gehörten je-
     same procedure as last year“ aber vor       vorsitzende der GEW Hessen, hält nichts     doch nicht in die Schule: „Impfen ist
     allem bei der Vogel-Strauß-Politik der      davon, „dass Lehrkräfte zur Organisation    keine schulische Veranstaltung.“ Auch
     Landesregierung, die die Sommerferi-        der Impfung von Jugendlichen herangezogen   Birgit Koch sprach sich dagegen aus,
                                                 werden“.
     en keineswegs genutzt hatte, um bei                                                     dass Lehrkräfte in die Organisation von
     der Ausstattung der Schulen mit Luft-       Bei den notwendigen Förderangebo-           Impfangeboten einbezogen werden:
     filteranlagen, der Digitalisierung oder     ten zum Aufholen von Lernrückständen        „Lehrerinnen und Lehrer werden in dieser
     einfach auch nur bei der Bereitstellung     und zur Förderung des sozialen Lernens      Funktion als Vertreterinnen und Vertreter
     kindgerechter Masken einen Schritt          rät die GEW von additiven Angeboten         staatlichen Handelns wahrgenommen.“
     vorwärts zu gehen.                          im Sinn von „Nachhilfestunden“ ab.          GEW, LEB und LSV sprachen sich jedoch
         Diese Themen beherrschten auch          Die individuelle Förderung müsse „in        unisono für niedrigschwellige Angebo-
     die gemeinsame Pressekonferenz von          den schulischen Alltag integriert wer-      te zur Impfung von Jugendlichen aus,
     GEW, Landesschülervertretung (LSV)          den und vorrangig in kleinen Gruppen        beispielsweise mit Impfbussen an Schu-
     und Landeselternbeirat (LEB) am 14.         mit einer echten Doppelbesetzung statt-     len oder in Schulturnhallen außerhalb
     September im Frankfurter Presseclub.        finden.“ Nach Angaben von Birgit Koch       der Unterrichtszeit. Die Verantwortung
         Bei ihrer letzten Pressekonferenz in    gibt es derzeit rund 2.000 ausgebilde-      für Information und Organisation und
     ihrer Funktion als GEW-Landesvorsit-        te Lehrerinnen und Lehrer, die auf ein      für eine ausführliche ärztliche Beratung
     zende kommentierte Birgit Koch zwei         Einstellungsangebot des Landes warten.      müsse bei den Gesundheitsämtern und
     Artikel aus der Frankfurter Rundschau           Auch Landesschulsprecherin Jessica      Schulträgern liegen:
     und der Hessisch-Niedersächsischen          Pilz vermisste weiterhin einen „Plan B“     „Die Impfung ab zwölf kann für diese
     Allgemeinen vom selben Tag mit einer        für die zu erwartende vierte Welle mit      Altersgruppe zu sicherem Präsenzunter-
     rhetorischen Frage:                         „guten Konzepten für den Wechselun-         richt beitragen, sollte dabei jedoch ledig-
     „Was soll man davon halten, wenn der        terricht“. Ausschließlich auf vollen Prä-   lich eine von mehreren Säulen darstellen.“
     Landkreis Kassel die erste Lieferung von    senzunterricht zu setzen, sei „ein Wie-     Angesichts einer hohen Quote mögli-
     556 Umluftfiltergeräten ‚bereits im Okto-   derholungsfehler“. Sie kritisierte den      cherweise falsch-positiver Tests und ei-
     ber‘ erwartet, also anderthalb Jahre nach   Mangel an Desinfektionsmittelspendern       ner unbekannten Zahl falsch-negativer
     dem ersten Lockdown, und die Frankfur-      und unzureichende Reinigungsinterval-       Schnelltests sprachen sich alle für die
     ter Bildungsdezernentin Sylvia Weber mit    le bei den Toiletten: „So etwas gibt es     aussagekräftigeren PCR-Pooltestungen
     der Ausstattung der Grundschulen ‚bis       inzwischen nur noch in den Schulen.“        in Form der „Lolli-Tests“ aus.
     Ende Oktober, Anfang November‘ fertig       Auch für die Schülerinnen und Schü-
     sein will?“                                                                                                      HLZ-Redaktion
                                                 ler müssten hochwertige FFP2-Masken
                                                 kostenlos zur Verfügung gestellt wer-
     Volkmar Heitmann, Vorsitzender des Lan-     den, damit sie mindestens täglich ge-       Landesschulsprecherin Jessica Pilz vermisst
     deselternbeirats, fordert „endlich atem-    wechselt werden können. Der LEB-Vor-        weiterhin einen „Plan B“, denn eine erneute
     freundliche medizinische Masken auch für                                                Verschlechterung der Lage könne niemand
                                                 sitzende Volkmar Heitmann sprang ihr        ausschließen.
     Kinder“.
                                                 bei und verwies auf die Tatsache, dass
                                                 es noch immer keine kindgerechten me-
                                                 dizinischen Masken gibt: „Solche atem-
                                                 freundlichen Masken sind längst auf
                                                 dem Markt.“ Nur die Kinder habe man
                                                 einmal mehr vergessen, obwohl sie im
                                                 Ganztagsbetrieb und bei wieder stei-
                                                 genden Inzidenzen über viele Stunden
                                                 hinweg zum Tragen von Masken ver-
                                                 pflichtet sind.
     Fotos: HLZ-Redaktion
Zeitschrift der Hessen für Erziehung, Bildung, Forschung 74.Jahr Heft11 November2021 - TARIFRUNDE 2021 I LANDESDELEGIERTENVERSAMMLUNG - GEW Hessen
7      HLZ 11/2021                                                                                                        MELDUNGEN

    		Bündnis fordert Wende in                        GEW-Aktionen am „ersten
      der Flüchtlingspolitik                          Tag der unbezahlten Arbeit“
    Ein breites zivilgesellschaftliches         Am 13. und 14. November demonstriert
    Bündnis von Diakonie, Der Paritätische,     die GEW in Wiesbaden und Kassel und
    Arbeitsgemeinschaft der Ausländerbei-       mit zahlreichen lokalen Aktionen für
    räte, GEW, pro asyl und Hessischem          die Forderung nach Angleichung der
    Flüchtlingsrat fordert die Landesre-        Einkommen der Grundschullehrkräf-
    gierung zur Wende in der Asyl- und          te an die ihrer Kolleginnen und Kolle-
    Flüchtlingspolitik auf, die derzeit von     gen in allen anderen Lehrämtern. Der
    Ausgrenzung, Abschiebungen und              13. November gilt als „erster Tag der
    Rückkehrdruck bestimmt ist. Selbst          unbezahlten Arbeit“: Vom 13. Novem-
    Menschen, die die Schule besuchen,          ber bis zum 31. Dezember arbeiten die
    Arbeit haben und ihren Lebensunter-         Lehrkräfte an Grundschulen ohne Lohn,
    halt selbst verdienen, werden in Kriegs-    wenn man ihr Gehalt mit dem der ande-
    und Krisengebiete abgeschoben, Fami-        ren Lehrämter vergleicht. Auch die Lan-
    lien auseinandergerissen. Das Bündnis       desdelegiertenversammlung bekräftig-
    fordert ein sofortiges Abschiebungsmo-      te die Forderung nach einer Vergütung
    ratorium, damit nicht noch mehr gut         der Grundschullehrkräfte nach A13 be-
    integrierte Menschen aus ihrem Um-          ziehungsweise E13 für tarifbeschäftig-
    feld gerissen und in eine ungewisse Zu-     te Lehrerinnen und Lehrer (HLZ S.14).
    kunft abgeschoben werden. Die Landes-
    regierung müsse sich auf die im Jahr
    2015 propagierte Willkommenskultur                Novellierung des Hessischen                DGB fordert Abschaffung
    zurückbesinnen, sagte Dr. Yasmin Ali-             Hochschulgesetzes                          der Mini-Jobs
    naghi, Landesgeschäftsführerin des Pa-
    ritätischen Wohlfahrtsverbands Hessen:      Bei der ersten Lesung des Gesetzent-       2020 gab es in Hessen 556.289 Mini-
    „Die derzeit praktizierte Flüchtlingspo-    wurfs von CDU und Grünen zur No-           jobberinnen und Minijobber. Das sind
    litik schürt Ängste bei Betroffenen und     vellierung des Hessischen Hochschul-       über 40.000 weniger als im Jahr da-
    schafft Verunsicherung und Frustration      gesetzes im Landtag rieben sich einige     vor. Vor allem im Gastgewerbe und in
    bei Unterstützenden.“ Bei der Zahl der      verwundert die Augen, denn die Ko-         der Leiharbeit war ein hoher Rückgang
    Abschiebungshaftplätze stehe Hessen         alition hatte gegenüber dem Referen-       der Minijobs zu verzeichnen. Tausende
    mit Bayern und Nordrhein-Westfalen          tenentwurf (HLZ 9-10/2021) einige          Hessinnen und Hessen haben in der Co-
    an der Spitze. Selbst die Machtüber-        nicht unbedeutende Änderungen vor-         rona-Pandemie ihre Jobs verloren und
    nahme der Taliban sei für die Landes-       genommen. Diese betreffen vor allem        landeten zum Teil in Hartz IV. „Minijob-
    regierung kein Anlass, unbescholtenen       die Sonderstellung des Hochschulra-        berinnen und Minijobber wurden in der
    Menschen endlich längerfristige Dul-        tes der Frankfurter Goethe-Universität     Pandemie als erste vor die Tür gesetzt,
    dungen zu erteilen, wie sie im Koaliti-         Andrea Meierl, Lehrkraft für beson-    als die Restaurants, die Läden und die
    onsvertrag 2018 angekündigt wurden.         dere Aufgaben an der Goethe-Universi-      Schulen dichtmachen mussten“, sag-
                                                tät, Mitglied im Senat und Leiterin des    te Michael Rudolph, DGB-Vorsitzender
                                                Referates Hochschule und Forschung         des Bezirkes Hessen-Thüringen. Da ge-
          Amtsangemessene Besol-                der GEW Hessen, kritisierte insbeson-      ringfügig Beschäftigte von der Arbeits-
          dung: Anträge stellen!                dere den Präsidenten der Stiftungsuni-     losenversicherung ausgeschlossen sind,
                                                versität Enrico Schleiff: „Er hat im Se-   erhalten sie weder Kurzarbeiter- noch
    Nach der Nullrunde 2015 und der nur         nat versprochen, dass es mit ihm eine      Arbeitslosengeld. Vielen bleiben nur die
    einprozentigen Erhöhung im Jahr 2016        klare Reform der Wahl zum Präsidium        viel zu niedrigen Leistungen der Grund-
    hat die GEW Hessen ihren Mitgliedern        geben wird.“ Nun höre man, „dass er        sicherung. Minijobberinnen und Mini-
    im Beamtenverhältnis jährlich „zur          hinter den Kulissen eine treibende Kraft   jobber mussten bittere Einkommens-
    Weihnachtszeit“ empfohlen, Anträge          war“, um den Vorschlag der grünen          verluste einstecken, doch gerade in
    auf amtsangemessene Besoldung zu            Wissenschaftsministerin Angela Dorn        Krisenzeiten müssten sich Beschäftig-
    stellen. Da die gerichtlichen Verfahren     zu verhindern, wonach das Präsidium        te auf ein soziales Sicherungsnetz ver-
    noch nicht abgeschlossen sind, sollten      der Goethe-Universität „wie an allen       lassen können. „Minijobs lösen dieses
    diejenigen, die den Antrag bisher noch      anderen hessischen Hochschulen durch       Versprechen nicht ein“, beklagte Rudol-
    nicht gestellt haben, dies nachholen.       eine paritätische Findungskommission       ph, „denn dem vermeintlichen Vorteil
    Die mit der Entscheidung des Bundes-        vorbereitet werden soll“. Nach dem jetzt   eines Brutto-für-Netto-Verdienstes ste-
    verfassungsgerichts vom 4. Mai 2020         vorgelegten Entwurf erfolgt dies nur       hen Niedriglöhne und Altersarmut ge-
    veränderten Maßstäbe der amtsange-          noch „unter Einbeziehung“ von Mit-         genüber.“ Vor allem Frauen werde so
    messenen Alimentation erhöhen die           gliedern des Senats.                       die Möglichkeit einer eigenständigen
    Wahrscheinlichkeit, dass auch die Be-           Auch bei den anderen Änderungen,       Existenzsicherung verwehrt. Das „Sys-
    soldung in Hessen sich letztlich vor Ge-    unter anderem zur Möglichkeit eines        tem Minijob“ müsse abgeschafft wer-
    richt als zu niedrig erweist. Weitere In-   Teilzeitstudiums, favorisiert die GEW      den: „Alle Beschäftigungsverhältnisse
    formationen findet man in dieser HLZ        den ursprünglichen Entwurf des Minis-      müssen ab dem ersten Euro Einkom-
    auf Seite 35.                               teriums (mehr in dieser HLZ auf S. 35).    men sozial abgesichert werden.“
Zeitschrift der Hessen für Erziehung, Bildung, Forschung 74.Jahr Heft11 November2021 - TARIFRUNDE 2021 I LANDESDELEGIERTENVERSAMMLUNG - GEW Hessen
TITELTHEMA                                                                                                            HLZ 11/2021      8

Wahlen, Beschlüsse, Aktionen
         Landesdelegiertenversammlung am 23. und 24. September in Fulda
     Dass auf der Landesdelegiertenversammlung (LDV) am 23.          überraschende Ankündigung von Maike Wiedwald, nicht
     und 24. September in Fulda nur wenig Zeit für inhaltliche       erneut für die Funktion der Landesvorsitzenden zu kandi-
     Debatten bleiben würde, kam für die rund 270 Delegierten        dieren, wenige Wochen vor der Wahl gehörig durcheinan-
     aus den Kreisverbänden und Fach- und Personengruppen            der gewirbelt worden. Was Maike bewog, ihre erneute Kan-
     nicht überraschend. Vorrangig standen die Wahlen zum ge-        didatur - nach dem lange angekündigten Rückzug von Birgit
     schäftsführenden Vorstand und die satzungsmäßigen Regu-         Koch - jetzt in einem Tandem mit Thilo Hartmann zurück-
     larien für die Entlastung des Vorstands und die Aufstellung     zuziehen, kann man in der HLZ auf Seite 17 nachlesen. Thi-
     eines neuen Haushalts auf der Tagesordnung, die 2020 pan-       lo Hartmann entschied sich nach langen Überlegungen und
     demiebedingt um ein Jahr verschoben werden mussten. An-         vielen Gesprächen, als Einzelperson für die Funktion des Lan-
     ders als sonst standen zudem nur zwei Tage zur Verfügung.       desvorsitzenden zu kandidieren, auch wenn er sich in seiner
     Die pandemiebedingten Einschränkungen minderten jedoch          Vorstellungsrede in vielen Funktionen als „Teamplayer“ be-
     nicht die Freude der Delegierten, sich endlich wieder in Prä-   zeichnete. Der bisherige stellvertretende Landesvorsitzende
     senz austauschen zu können.                                     Tony C. Schwarz, der zunächst erneut als Stellvertreter kan-
         GEW-Geschäftsführerin Karola Stoetzel und das Team          didieren wollte, entschied sich unter diesen Bedingungen da-
     der Beschäftigten der Landesgeschäftsstelle hatten auf jeden    für, sich im Tandem gemeinsam mit Manon Tuckfeld gegen
     Fall in der Vorbereitung alles getan, um diese Freude nicht     die Einzelbewerbung von Thilo Hartmann für die Funktion
     zu trüben, und für einen reibungslosen Ablauf gesorgt. Das      des Landesvorsitzenden zu bewerben.
     galt insbesondere auch für die technische Seite, denn es galt
     auch die Delegierten in vollem Umfang einzubeziehen, die di-    Hitzige Debatte nach Rückzug von Maike Wiedwald
     gital in Wort, Bild und Abstimmungsmodalitäten zugeschal-       Den engagierten Bewerbungsreden von Thilo (Kreisverband
     tet waren. Auch wenn die erste digitale Probeabstimmung         Offenbach-Land), Manon (Kreisverband Wiesbaden) und
     „Kaffee oder Tee?“ noch etwas holprig lief, konnten bei allen   Tony (Kreisverband Bergstraße) schloss sich eine rund drei-
     Abstimmungen alle Delegierten ihr Stimmrecht ausüben und        stündige kontroverse Aussprache an, in der die Kandidatin
     die Zahl der Fehlermeldungen, die von den immer präsenten       und die Kandidaten zahlreiche Fragen beantworten mussten.
     mobilen Helferinnen und Helfern bearbeitet werden muss-         Unstrittig war das Engagement der Bewerberin und der Be-
     ten, ging von Abstimmung zu Abstimmung zurück. Übrigens         werber für die hessische GEW und ihre politischen Ziele, sei
     hatte der Kaffee mit deutlicher Mehrheit die Nase vorn….        es als Vorsitzende eines Gesamtpersonalrats wie Tony und
         Ebenfalls einen tollen Job machten das Tagungspräsidium     Manon oder als Mitglied im Referat Tarif, Besoldung und Be-
     mit Heike Lühmann, Folker Albrecht-Rubertus, Lore Salomon,      amtenrecht wie Thilo. Trotz unterschiedlicher Akzente, die
     Daniel Gnida und Christina Nickel und der Wahlausschuss         sie in die Diskussion einbrachten, waren kaum Differenzen
     mit Irina Kilinski, Irmi Richter, Ralf Amann, Friedhelm Ernst   in der politischen Einschätzung der wesentlichen Arbeits-
     und Stefan Horlacher, die auch bei heftigen Debatten die        felder der GEW erkennbar, so dass die von einigen Redne-
     Ruhe und die Übersicht behielten.                               rinnen und Rednern konstatierte „Spaltung der GEW“ ohne
         Die beiden Landesvorsitzenden Birgit Koch und Maike         reale Grundlage war. Dass dann am Ende gegen 21.30 Uhr
     Wiedwald ließen in ihren mündlichen Ergänzungen zum Ge-         eine so deutliche Mehrheit von 204 Stimmen für Thilo bei
     schäftsbericht die Arbeit der – um ein Jahr verlängerten –      65 Stimmen für Tony und Manon votierte, dürfte dann eher
     Amtszeit des Landesvorstands noch einmal Revue passieren.       der persönlichen Einschätzung der Delegierten geschuldet
     Ihr besonderes Augenmerk galt der Zusammenarbeit mit dem        sein, wem sie es eher zutrauen, die unterschiedlichen Sicht-
     Landeselternbeirat und der Landesschülervertretung in einem     weisen in der GEW zu verbinden und zusammenzubringen.
     Bündnis, das auch in der Pandemie Bestand hatte und öf-             Bei der Wahl der stellvertretenden Vorsitzenden wurde zu-
     fentlich mit einer Stimme sprach – zuletzt bei einer gemein-    nächst Simone Claar, die sich bisher im Referat Hochschu-
     samen Pressekonferenz zum Schuljahresbeginn (HLZ S.6).          le und Forschung engagiert hatte, mit der großen Mehrheit
         Das Schatzmeisterteam Jochen Nagel und Ulrike Noll hat-     von 224 von 262 Stimmen gewählt. Nathalie Schäfer, Mit-
     te anders als üblich den Entwurf für den Haushalt des GEW-      glied im Landesstudierendenausschuss der GEW, hatte zu-
     Landesverbands nur für ein Jahr aufgestellt, da für Herbst      vor ihr überzeugendes Auftreten im Hochschulbereich gegen
     2022 eine weitere LDV angesetzt ist, in der mehr Zeit sein      das Befristungsunwesen und für eine Einbeziehung studen-
     soll, auch strukturelle Fragen zu erörtern. „Im Mittelpunkt     tischer Hilfskräfte in den Tarifvertrag hervorgehoben und
     der Schatzmeisterei muss immer die politische Handlungsfä-      freute sich wie viele andere, dass jetzt erstmals seit vielen
     higkeit der GEW stehen, nicht das Knausern und die Bildung      Jahren der Hochschulbereich wieder unmittelbar im Landes-
     großer Rücklagen“, so ihr erneutes Credo. Die Kassenrevi-       vorsitz vertreten ist.
     soren Rudolf Meyer und Bernd Vogeler hatten dem Landes-             Eine Überraschung für die nach Fulda angereisten Dele-
     vorstand zuvor die ordnungsgemäße Buchführung attestiert        gierten war danach die Kandidatur von Heike Ackermann
     und dessen Entlastung beantragt.                                (Kreisverband Kassel-Land) für die zweite Stelle einer stell-
         Die Vorüberlegungen zum Wahl des Landesvorsitzes und        vertretenden Landesvorsitzenden. Sie hatte wie viele andere
     der stellvertretenden Landesvorsitzenden waren durch die        Delegierte bis zuletzt gehofft, dass Tony Schwarz trotz der ge-
Zeitschrift der Hessen für Erziehung, Bildung, Forschung 74.Jahr Heft11 November2021 - TARIFRUNDE 2021 I LANDESDELEGIERTENVERSAMMLUNG - GEW Hessen
9     HLZ 11/2021                                                             LANDESDELEGIERTENVERSAMMLUNG

    scheiterten Tandemkandidatur für den Landesvorsitz erneut       bestimmung) oder Sebastian Guttmann und Melanie Hartert
    als stellvertretender Landesvorsitzender antreten werde. Im-    (Referat TBB) 2017 noch nicht kandidiert hatten, konnten
    merhin war diese – bis zum Rückzug von Maike – angekün-         sich bereits einarbeiten. Neue Mitglieder der Referate wie
    digte Kandidatur nicht nur vom Bezirksverband Südhessen         Nina Heidt-Sommer (Schule und Bildung) oder Andrea Mei-
    unterstützt worden, sondern auch von zahlreichen Fach- und      erl und Vera Weingardt (Hochschule und Forschung) werden
    Personengruppen und Kreisverbänden aus allen hessischen         durch erfahrene Kollegen wie Stefan Edelmann oder Wolf-
    Regionen. Trotzdem präsentierte sich Heike Ackermann in ei-     gang Richter-Girard unterstützt. Und Jens Zeiler als neuer
    ner überzeugenden und kämpferischen Vorstellungsrede kei-       Leiter der Landesrechtsstelle freut sich ausdrücklich auf die
    neswegs als „Ersatzlösung“ und wurde dafür ebenfalls mit        Zusammenarbeit mit Kathrin Kummer und Annette Loycke,
    einem sehr guten Ergebnis von 243 von 273 Stimmen be-           den hautpamtlichen Referentinnen in der Landesrechtsstelle.
    lohnt. Mit Heike Ackermann ist seit vielen Jahren wieder eine       Besonders erfreulich ist die Zusammensetzung des Re-
    Grundschullehrerin im Landesvorsitzendenteam.                   ferats Sozialpädagogik, in dem jetzt neben Annette Karsten
                                                                    für die sozialpädagogischen Fachkräfte an Schulen auch Ja-
    Wahl der Referate im geschäftsführenden Vorstand                nina Piee für die Erzieherinnen und Erzieher und Steve Ko-
    Auf die neuen Vorsitzenden, die wir in dieser HLZ persön-       the für die sozialpädagogischen Arbeitsfelder außerhalb der
    lich vorstellen (S.10), kommt viel Arbeit zu, denn durch die    Schule mitarbeiten.
    persönlichen Entscheidungen des bisherigen Teams sind -             Neben dem Wahlmarathon setzte die LDV mit den Bera-
    anders als in den letzten Jahrzehnten – alle Personen an        tungen über einen Leitantrag (HLZ S.12), einer Aktion zur
    der Spitze der GEW neu im Amt. Aber sie können sich der         Tarifrunde und der Teilnahme einer größeren Delegation am
    Unterstützung durch Geschäftsführerin Karola Stoetzel, die      Aktionstag von Fridays for Future in Fulda weitere politische
    hauptamtlichen Referentinnen und Referenten für Tariffra-       Akzente. Der „bunte Abend“ zur Verabschiedung der Kolle-
    gen, Bildung, Bildungsfinanzierung, Recht oder Hochschule       ginnen und Kollegen, die im letzten Jahr oder mit dieser LDV
    und durch alle Beschäftigten in der hervorragend aufgestell-    aus Funktionen in der GEW Hessen ausgeschieden sind, ge-
    ten Landesgeschäftsstelle gewiss sein. Und auch die Zusam-      riet nach den Wahlen etwas kurz, aber die Gruppe „Stimm-
    mensetzung der ebenfalls auf der LDV gewählten Referate         bänd“ und die politischen und emotionalen Abschiedsreden
    des Landesvorstands wird für Kontinuität sorgen. Einige Kol-    sorgten für bleibende Erinnerungen (HLZ S.16).
    leginnen und Kollegen, die wie Peter Zeichner (Referat Mit-                                Harald Freiling, HLZ-Redaktion

     Wahl der Mitglieder des geschäftsführenden Vorstands                                                                           Grußworte von
                                                                                                                                    Maike Finnern,
                                             ab-             Ent-                                                                   Bundesvorsitzende
                       Kandidatinnen
    Funktion                                gege-   ja  nein hal-                                                                   der GEW
                       und Kandidaten
                                             ben             tung
                       Thilo Hartmann               204 -
    Vorsitz            Tony Schwarz und     272                3
                                                     65  -
                       Manon Tuckfeld
    stellvertretende
                       Simone Claar         262     224   11   27
    Vorsitzende
    stellvertretende
                       Heike Ackermann      273     243   18   12
    Vorsitzende
    Schatzmeister/in   Ulrike Noll                                                                                                  Blumen von den
                                            249     222   14   13                                                                   neuen Landes-
    (Team)             Jochen Nagel
                                                                                                                                    vorsitzenden für
    Leiter der Lan-                                                                                                                 das neue Referat
                       Jens Zeiler          242     230   4    8
    desrechtsstelle                                                                                                                 Hochschule
    HLZ-Redakteur    Harald Freiling        246     233   3    10                                                                   und Forschung:
    Schule und       Stefan Edelmann                                                                                                Thilo Hartmann,
                                            217     200   8    9                                                                    Andrea Meierl,
    Bildung (Team)   Nina Heidt-Sommer
                                                                                                                                    Wolfgang Richter-
    Hochschule und   Andrea Meierl, Wolf-                                                                                           Girard, Vera
    Forschung        gang Richter-Girard,   222     216   1    5                                                                    Weingardt, Heike
    (Team)           Vera Weingardt                                                                                                 Ackermann
                     Annette Karsten
    Sozialpädagogik
                     Steve Kothe            219     216   1    2                                                                    Konzentrierter
    (Team)
                     Janina Piee                                                                                                    Wahlausschuss:
    Weiterbildung u.                                                                                                                Irina Kilinski,
                     keine Kandidaturen       -      -    -    -                                                                    Friedhelm Ernst,
    Bildungsmarkt
    Tarif, Besol-                                                                                                                   Irmi Richter
                     Sebastian Guttmann
    dung, Beamten-                          219     210   6    3
                     Melanie Hartert
    recht (Team)
    Mitbestimmung,
                     Dana Lüddemann
    gewerkschaftli-                         226     206   9    11
                     Peter Zeichner
    che Bildung
    Aus- und Fort- Andrea Gergen
                                            229     216   6    7
    bildung (Team) Christina Nickel
Zeitschrift der Hessen für Erziehung, Bildung, Forschung 74.Jahr Heft11 November2021 - TARIFRUNDE 2021 I LANDESDELEGIERTENVERSAMMLUNG - GEW Hessen
TITELTHEMA                                                                                                             HLZ 11/2021      10

Wir sind die Neuen
                          GEW wählt ein neues Team für den Landesvorsitz
     Auf den neuen Landesvorsitzenden Thilo Hartmann und die            GEW neu im Amt. Grund genug, dass sie sich einmal per-
     beiden stellvertretenden Vorsitzenden Heike Ackermann und          sönlich vorstellen. Die drei Texte wurden für die HLZ bear-
     Simone Claar kommt viel Arbeit zu, denn - anders als in den        beitet und beruhen auf ihren Vorstellungsbriefen an die De-
     letzten Jahrzehnten – sind alle Personen an der Spitze der         legierten der Landesdelegiertenversammlung.
                                                                        Nulltarif! Um hier gegenzusteuern, möchte ich vier Arbeits-
              Thilo Hartmann, Landesvorsitzender                        felder besonders in den Blick nehmen: Bildungsgerechtigkeit,
     Ich bin 44 Jahre alt, verheiratet, habe zwei Kinder im Grund-      gute Arbeitsbedingungen, Mitbestimmung und Stärkung der
     schulalter und arbeite seit 2004 als Lehrkraft für Deutsch,        Strukturen in der GEW.
     Deutsch als Zweitsprache und Spanisch an einer Kooperati-              Bildungsgerechtigkeit fängt bei den Kleinsten an. Gute
     ven Gesamtschule in Dietzenbach. Aufgrund der Schwierig-           Qualität benötigt ausreichend Personal. Solange wir in Hes-
     keiten bei der Anerkennung meines spanischen universitären         sen keinen Personalschlüssel von 1:2 bei unter Einjährigen,
     Abschlusses arbeitete ich vor meiner Verbeamtung zunächst          1:3 bis 3 Jahre, 1:8 für Kinder bis 6 Jahren und 1:10 in der
     drei Jahre im Angestelltenverhältnis, mit befristeten Verträ-      schulischen Betreuung haben, wird dies ein Schwerpunkt
     gen und ohne Sommerferienbezahlung. In der GEW engagie-            der GEW-Arbeit im Kitabereich sein. Bildungsgerechtigkeit
     re ich mich in vielen verschiedenen Arbeitsbereichen: Ich bin      bedeutet aber auch, das Befristungsunwesen an den Hoch-
     GEW-Obmann meiner Schule, Sprecher der Vertrauensleu-              schulen zu bekämpfen. Ausdrücklich unterstütze ich zudem
     te sowie Rechtsberater im Landkreis Offenbach, Mitglied im         die Forderung der vielen tausend studentischen Hilfskräfte
     Vorsitzendenteam des Kreisverbands Offenbach-Land und im           nach Tarifschutz durch Aufnahme in den TV-H. Nirgendwo
     Leitungsteam des Referats Tarif, Besoldung und Beamtenpo-          sonst ist der Bildungserfolg junger Menschen so sehr an Her-
     litik (TBB) der GEW Hessen, für das ich auch in die Verhand-       kunft und Finanzkraft der Eltern gekoppelt wie in Deutsch-
     lungskommission bei den aktuellen Tarifverhandlungen zum           land. Das Narrativ der Existenz „bildungsferner Schichten“
     TVH berufen wurde. Als Schul- und Gesamtpersonalrat gilt           sucht die Verantwortung hierfür einzig bei den Benachtei-
     mein Engagement dem Einfordern und Durchsetzen der Mit-            ligten. Ich sehe es als vordringliche Aufgabe der GEW an,
     bestimmungsrechte. Als Mitglied im Schulungsteam Südhes-           dem ein Konzept der „barrierefreien Bildung“ entgegenzu-
     sen sowie des Offenbacher Schulungsteams sowie Mitautor            stellen. Konkret bedeutet dies unter anderem ebenso frühes
     des Ratgebers für Schulpersonalräte ist es mir ein Anliegen,       wie langes gemeinsames Lernen, eine von den Bedürfnissen
     andere Personalräte bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Auch         jeden Kindes her gedachte Inklusion, ausreichend Zeit für
     außerhalb der Schule engagiere ich mich für das Recht auf          die Stärkung emotionaler und sozialer Fähigkeiten sowie die
     Teilhabe aller Menschen und gegen Diskriminierung, z.B. als        flächendeckende Einrichtung echter Ganztagsschulen. Bil-
     Mitglied der VVN-BdA, des Vereins Autismus Rhein-Main              dungsgerechtigkeit und Privatisierung von Bildungsange-
     oder des Bündnisses „Bunt statt Braun“ in Dietzenbach.             boten schließen sich meiner festen Überzeugung nach aus,
         Corona hat die Schwächen des Bildungssystems in Hes-           denn Privatisierung führt zu stärkerer Ungleichheit, steigen-
     sen schonungslos offengelegt. Wir Beschäftigte in Wissen-          den Kosten und häufig zu sinkender Qualität der Angebote.
     schaft und Bildung leiden schon lange unter der Epidemie               Bildungsgerechtigkeit bedeutet für mich zudem, sich ge-
     der Mangelfinanzierung. Personalmangel und Investitions-           gen Ausgrenzung und für ein gleichberechtigtes, friedliches
     stau führen zu großer Arbeitsbelastung, zu Entgrenzung der         Zusammenleben zu engagieren. Gemeinsam mit euch möch-
     Arbeitszeit, zu prekären Beschäftigungsverhältnissen und zu        te ich daher auch in Zukunft klare Kante zeigen, sei es gegen
     schlechterer Qualität der Bildungsangebote. Gute Bildung           rechts, gegen Homophobie oder gegen die Versuche der Bun-
     aber braucht beste Bedingungen und die gibt es nicht zum           deswehr, in Schulen zu rekrutieren. Insbesondere der Arbeits-
                                                                        platz Schule ist in der Theorie sehr demokratisch ausgestal-
                                                                        tet. Trotzdem ist es für Personalräte und Gesamtkonferenzen
                                                                        immer schwieriger, tatsächlich Einfluss auf die Ausgestaltung
                                                                        ihrer Arbeitsbedingungen zu nehmen. Die Stärkung dieser
                                                                        Gremien durch gezielte Fortbildungs- und Unterstützungs-
                                                                        angebote muss daher weiter ausgebaut und der im Bündnis
                                                                        mit den DGB-Gewerkschaften begonnene Prozess der Wei-
                                                                        terentwicklung des HPVG aktiv begleitet werden.
                                                                            Um dieser Fülle an Aufgaben gerecht zu werden, gilt es
                                                                        schließlich, die Struktur der GEW Hessen kritisch zu hin-
                                                                        terfragen und gemeinsam mit euch weiterzuentwickeln. Ein
                                                                        besonderes Augenmerk möchte ich zudem auf die Mitglie-
                                                                        derentwicklung und -aktivierung, insbesondere der jungen
                                                                        Kolleg:innen legen. Ehrenamtliche GEWerkschaftliche Arbeit
                                                                        ist nur möglich, wenn diese mit Arbeit und gleichberechtig-
                                                                        ter Wahrnehmung der Sorgearbeit vereinbar ist.
     Thilo Hartmann mit den bisherigen Landesvorsitzenden Maike Wied-
     wald (links) und Birgit Koch (rechts).
11     HLZ 11/2021                                                                  LANDESDELEGIERTENVERSAMMLUNG

        Dr. Simone Claar, stellvertretende Vorsitzende
     Ich bin 38 Jahre alt, Politikwissenschaftlerin mit Studium
     an der Philipps-Universität Marburg und der University of
     Stellenbosch in Südafrika. Ich habe an der Goethe-Univer-
     sität Frankfurt promoviert und arbeite seit 2015 an der Uni-
     versität Kassel. Aktuell leite ich eine Nachwuchsgruppe zur
     Energiewende in Afrika. Wissenschaftlich liegen mir The-
     men von Staatlichkeit, Kapitalismus und sozialökologischer
     Transformation am Herzen, die aber auch Schnittstellen zu
     aktuellen bildungspolitischen und gewerkschaftlichen Debat-
     ten liefern. Während die Nachwuchsgruppe in der Begutach-
     tung war, ergriff ich die Chance 15 Monate als Referentin
     für Lehrer:innenbildung im GEW-Hauptvorstand zu arbeiten.
     Auf diesem Weg habe ich einen sehr guten Einblick in die
     bundesweiten Debatten zu Lehrer:innenbildung, aber auch
     in die GEW-Strukturen gewonnen. Seit vier Jahren leite ich
     in Hessen das Referat Hochschule und Forschung und seit
     drei Jahren die entsprechende Bundesfachgruppe im Team.
         Mein Antrieb ist: Chancengleichheit, Bildungsgerechtig-          von links: Heike Ackermann, Thilo Hartmann und Simone Claar
     keit, gute Arbeit und Studium bzw. Ausbildung, gleicher Lohn
     für gleiche Arbeit, Anerkennung und Wertschätzung am Ar-               Heike Ackermann, stellvertretende Vorsitzende
     beitsplatz und Entfristung von Arbeitsverträgen. Während
     des Studiums habe ich mich bei den Protesten gegen Studi-            Ich bin 55 Jahre alt, geschieden, habe zwei erwachsene Töch-
     engebühren engagiert. Seit 2008 setze ich mich gemeinsam             ter und lebe im Landkreis Kassel. Mein Lehramtsstudium in
     mit meiner Gewerkschaft für bessere Arbeits- und Studien-            den Fächern Sachunterricht, Religion und Musik absolvier-
     bedingungen an den Hochschulen ein. Mein Arbeitsplatz ist            te ich an der Universität Kassel, mein Referendariat an einer
     die Hochschule und ich will dort unsere Initiativen für gute         Grundschule im Landkreis Kassel. Nach meinem 2. Staats-
     Arbeit, Entfristung, gute Studienbedingungen und Vernet-             examen wurden nicht viele Lehrerinnen und Lehrer einge-
     zung fortführen. Dazu gehört, die Mitbestimmung und die              stellt. Daher war ich in fünf Jahren an zwölf verschiedenen
     demokratischen Strukturen in den Hochschulen zu stärken              Schulen eingesetzt, darunter auch Förderschulen und Ge-
     und gegen eine zunehmend autoritäre Steuerung und Priva-             samtschulen, und zwar - wie damals üblich - im Angestell-
     tisierung von Bildungseinrichtungen einzutreten. Ich möch-           tenverhältnis, befristet und ohne Bezahlung der Ferien. Als
     te einen Beitrag dazu leisten, dass wir durch eine verstärkte        ich endlich einer festen Stammschule zugeteilt war, habe
     Mitgliedergewinnung auch in Zukunft tarif- und bildungs-             ich mich im Schulpersonalrat engagiert. 2012 wurde ich in
     politisch sichtbar sind und Politik mitgestalten. Dazu gehört        den Gesamtpersonalrat gewählt. Seit 2019 führe ich den Be-
     auch unsere eigenen Strukturen zu überdenken, so dass ge-            zirksverband Nordhessen als Teamvorsitzende. In den letzten
     werkschaftliches Engagement und Sorgearbeit vereinbar sind.          zehn Jahren konnte ich nicht nur die Kreisvorstandsarbeit,
     Es braucht neben einer Vereinbarkeit von Familie und Beruf           sondern zuletzt auch die des geschäftsführenden Vorstands
     auch eine Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Ehrenamt.             kennenlernen. Ich bin Mitglied der Fachgruppe Grundschule,
     Gute Arbeits- und Ausbildungsbedingungen brauchen wir                arbeitete im Arbeitsschutzausschuss mit und nehme an den
     nicht nur in den Hochschulen, sondern in allen Bildungsein-          Sitzungen eines inklusiven Schulbündnisses und der Schul-
     richtungen, damit eine inklusive demokratische Bildung von           kommission des Landkreis Kassel teil.
     Kleinkindern bis Senior:innen möglich ist. Eine faire Bezah-             Die Grundschule wird in unserem Bildungssystem stief-
     lung und gute Arbeitsbedingungen sind nur mit einer nach-            mütterlich behandelt und unsere Arbeit in diesem Bereich
     haltigen soliden Bildungsfinanzierung in allen Organisati-           nicht genügend wertgeschätzt. In der Grundschule wer-
     onsbereichen machbar. Gesellschaftspolitisch sehe ich es als         den Grundlagen geschaffen und die Weichen für die weitere
     unsere Aufgabe, unsere Stimme gegen rechts zu erheben, die           Schullaufbahn gestellt. Die Arbeit an der Grundschule ver-
     politische Bildung zu stärken und uns als Bildungsgewerk-            dient mehr Anerkennung und endlich A13. Deshalb möchte
     schaft in die Debatten für eine nachhaltige und klimagerech-         ich gemeinsam mit euch für faire und gute Arbeitsbedingun-
     te Zukunft einzubringen. Ich wünsche mir, dass die GEW als           gen kämpfen, den Arbeits- und Gesundheitsschutz verbes-
     Bildungsgewerkschaft überall dort für gute Bildung und bes-          sern, kleinere Klassen und die Einstellung von mehr pädago-
     sere Bedingungen streitet, wo Menschen bilden und sich bil-          gischem Personal durchsetzen. Rassismus, Benachteiligung
     den, also nicht nur in Schulen, sondern auch in der Kita, der        und Diskriminierung stellen für mich rote Linien in meinem
     Hochschule, der Erwachsenen- und Weiterbildung sowie in              privaten und beruflichen Umfeld dar.
     sozialen Einrichtungen.                                                  Der Blick über den Tellerrand leitet mich auch in meinem
                                                                          kommunalen Engagement und in verschiedenen Ehrenäm-
        Hochschulen in der Tarifrunde 2021 in Hessen                      tern. Hier engagiere ich mich unter anderem für Freizeiten
     Die GEW fordert mit den anderen Gewerkschaften des öffentlichen
     Dienstes in der Tarifrunde 2021 die Einbeziehung der studentischen
                                                                          für Alleinerziehende, für ein nachhaltiges Rad- und Fußgän-
     Hilfskräfte in den TV-H. Die GEW erwartet außerdem ernsthafte        gerkonzept in meiner Gemeinde und bei der Wiederbelebung
     Verhandlungen über die Schaffung von mehr unbefristeten Stel-        eines Schwimmbads. Seit dem ersten Lockdown unterstüt-
     len an hessischen Hochschulen: www.gew-hessen.de /tarifrunde-        ze ich ehrenamtlich das Pflege- und Betreuungspersonal im
     hessen-2021                                                          örtlichen Altenheim.
TITELTHEMA                                                                                                                     HLZ 11/2021       12

Gute Bildung und gute Arbeit
          Bildungs- und beschäftigungspolitische Leitlinien der GEW Hessen
     Die Landesdelegiertenversammlung am 23. und 24. Septem-               Dies soll auf einer weiteren Landesdelegiertenversammlung
     ber hatte sich vorrangig mit den Wahlen zum geschäftsfüh-             im Herbst 2022 nachgeholt werden. Trotzdem war auch jetzt
     renden Vorstand und den satzungsmäßigen Regularien für                schon genug Zeit, um über die folgenden bildungs- und be-
     die Entlastung des Vorstands und die Aufstellung eines neu-           schäftigungspolitischen Leitlinien der GEW Hessen für die
     en Haushalts zu befassen, die 2020 pandemiebedingt um                 nächsten drei Jahre zu diskutieren. Die HLZ dokumentiert den
     ein Jahr verschoben werden mussten. Deshalb blieb wenig               Antrag, der einstimmig beschlossen wurde, im vollen Wort-
     Zeit für die vorliegenden Anträge und inhaltliche Debatten.           laut, außerdem in Auszügen die Resolution zur Tarifrunde.

     Die GEW Hessen setzt sich auch weiterhin für deutliche Verbes-        zuerhalten, sondern sie weiter zu schärfen. Wir müssen sie mit
     serungen im Bildungssystem ein. Dabei geht es um den Zugang           noch mehr Nachdruck in die politischen Debatten und in die
     zu hochwertigen Bildungsangeboten von der Kita bis zur Wei-           kommenden Tarif- und Besoldungsrunden einbringen. Hier sol-
     terbildung für alle, unabhängig vom sozialen Hintergrund. Dies        len die wichtigsten Elemente skizziert werden, die jeweils für
     setzt gute Beschäftigungsbedingungen und die Aufwertung der           sich noch weiter auszudifferenzieren sind.
     pädagogischen Professionen in allen Bildungsbereichen voraus,
     wie sie von der GEW im Rahmen ihrer Tarif- und Besoldungspo-          Chancenungleichheit bekämpfen
     litik eingefordert werden. Unter den Bedingungen der Corona-          Die bestehende Chancenungleichheit hat sich, was die Bildungs-
     Pandemie sind die massiven Versäumnisse der verantwortlichen          beteiligung und den Bildungserfolg anbelangt, durch die Pande-
     Akteure - insbesondere der letzten hessischen Landesregierun-         mie weiter vergrößert. Kurzfristig muss daher alles dafür getan
     gen - mehr als deutlich zu Tage getreten: Fachkräftemangel, vie-      werden, die besonders benachteiligten Kinder und Jugendlichen
     lerorts marode Gebäude, mangelhafte Digital-Ausstattung und           gezielt zu fördern. Gleichwohl kann es perspektivisch ein ge-
     vieles mehr. Es gilt daher, die von uns entwickelten bildungs-        rechtes Bildungssystem nur im Rahmen eines gemeinsamen Ler-
     und beschäftigungspolitischen Positionen nicht nur aufrecht-          nens in einer attraktiven Schule für alle geben. Die Mehrglied-
                                                                           rigkeit der Schulstruktur muss überwunden werden, vor allem
                                                                           Kitas und Schulen in einem herausfordernden Umfeld müssen
      Erklärung der LDV zur Tarif- und Besoldungsrunde                     gezielt unterstützt werden.
     Die Corona-Pandemie mit ihren verheerenden gesundheitlichen,
     sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen stellt eine der größ-      Für gesunde Räume in Kita, Schule und Hochschule
     ten gesellschaftlichen Herausforderungen der letzten Jahrzehnte       Kitas, Schulen und Hochschulen sind vielerorts in einem bekla-
     dar. In dieser Krise hat der öffentliche Dienst auch in Hessen sei-   genswerten baulichen Zustand. Wurde die GEW Hessen noch
     ne Leistungsfähigkeit sehr deutlich unter Beweis gestellt - und       vor einiger Zeit im Hessischen Landtag der Dramatisierung be-
     dies unter erschwerten Bedingungen. Die Politik der Schulden-         zichtigt, sind jüngst wiederholt Decken heruntergekommen, gan-
     bremse hat in vielen Bereichen der öffentlichen Daseinsvorsor-        ze Schulen mussten wegen Einsturzgefahr geschlossen werden.
     ge zu Personalmangel und mangelnder Ausstattung geführt. Ne-          Schlecht zu lüftende Räume schaden dem Gesundheitsschutz
     ben den Bereichen Pflege, Gesundheit und Verwaltung war der           - nicht nur in pandemischen Zeiten. Darüber hinaus erfordern
     Bildungsbereich hiervon besonders betroffen. Dass es an Kitas,        auch viele pädagogische Methoden sowie der Ganztag bedarfs-
     Schulen und Hochschulen trotz dieser Schwierigkeiten gelun-           gerechte Räumlichkeiten. Daher fordern wir nach wie vor eine
     gen ist, die gesellschaftlich so wichtigen Aufgaben auf qualitativ
                                                                           Bestandsaufnahme des Sanierungsstaus und ein darauf aufbau-
     hochwertige Art zu erfüllen, ist dem persönlichen Engagement
                                                                           endes, auf mehrere Jahre ausgelegtes Investitionsprogramm.
     der Beschäftigten zu verdanken. Ihnen gebührt eine angemes-
     sene Anerkennung für ihren Einsatz. Diese Anerkennung darf
     sich aber nicht nur in Sonntagsreden niederschlagen, sondern          Lehrkräftemangel beseitigen
     muss für die Beschäftigten auch beim Einkommen spürbar sein!          Trotz starker Proteste ist die Landesregierung das Thema Lehr-
         Die GEW Hessen steht für eine Aufwertung der Arbeit im            kräftemangel zu spät angegangen, die inzwischen erfolgte Aus-
     Bildungsbereich, denn gute Bildung braucht beste Bedingun-            weitung der Studienplätze reicht nicht aus. Wir fordern daher
     gen! Der Fachkräftemangel im Bildungsbereich zeigt deutlich,          einen weiteren Ausbau, so dass die noch immer bestehenden
     dass die hessischen Arbeitsbedingungen attraktiver gestaltet          Zulassungsbeschränkungen entfallen. Die Einführung einer Ein-
     werden müssen, um mehr junge Menschen für Berufe in Schu-             gangsbesoldung nach A 13 an den Grundschulen muss endlich
     len und Hochschulen zu begeistern. Dazu muss das Land nicht           alleine aufgrund der professionellen Anforderungen erfolgen -
     nur die Ausbildungskapazitäten erhöhen, es muss auch beim             aber ohne sie wird Hessen auch den Lehrkräftemangel nicht be-
     Entgelt konkurrenzfähig bleiben. Und wir widersprechen In-            wältigen, da immer mehr Grundschullehrerinnen und -lehrer in
     nenminister Peter Beuth ausdrücklich, wenn er die berechtig-          Bundesländer mit „A13 für alle“ abwandern werden. Der An-
     ten Forderungen der Tarifbeschäftigten und der studentischen          teil der befristet beschäftigten Lehrkräfte ist inzwischen auf acht
     Hilfskräfte als „deutlich überzogen und nicht generationenge-         Prozent angestiegen, jede zehnte Unterrichtsstunde wird von ei-
     recht“ bezeichnet.                                                    ner nicht (voll) ausgebildeten Lehrkraft gehalten. Daher ist ein
     • Die Forderungen der GEW Hessen zur Tarif- und Besol-                Qualifizierungsangebot für diese Gruppe dringend erforderlich.
     dungsrunde 2021 findet man im Wortlaut unter www.gew-                 Dieses muss zum Erwerb eines Lehramts hinführen und so den
     hessen.de.                                                            Weg in eine Dauerbeschäftigung eröffnen.
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