Digitalisierung in ländlichen Räumen und - AGRARSOZIALE GESELLSCHAFT E.V.
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AG RAR S O Z IALE G E S E LLS C HAF T E. V. Digitalisierung in ländlichen Räumen und in der Landwirtschaft H 20781 | 72. Jahrgang | Schwerpunktheft | 03/2021 | www.asg-goe.de Einzelpreis 13,50 Euro
Ethik in der Landwirtschaft Herbsttagung 2021 Mittwoch, 3. November 2021 Donnerstag, 4. November 2021 13.00 Uhr Ethische Fragen in der Landwirtschaft – 8.30 Uhr Lösungsansätze zu ethischen Fragen der Blick von außen in der Landwirtschaft „Unser täglich Brot, aber bitte in Bio“ – Was kann und will Ethik (in) der Landwirtschaft? Landwirtschaft als ethisches Konfliktfeld Dr. Lieske Voget-Kleschin, Philosophisches Seminar Dr. Petra Bahr, Regionalbischöfin, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannover „Hineindenken und Verstehen-Wollen!“ Zwischen Idyll und Skandal. Was erwartet Landjugend und BUNDJugend schaffen die Gesellschaft von der Landwirtschaft? gemeinsames Zukunftsbild der Landwirtschaft Dr. Christian Dürnberger, Messerli Forschungsinstitut, Kathrin Muus, Bund der Deutschen Landjugend e.V. (BDL) Abteilung Ethik der Mensch-Tier-Beziehung, Vetmeduni Vienna, Universität Wien, Medizinische Universität Wien (Deutsche) Unternehmen in der Verantwortung: Kann das Lieferkettengesetz das Elend von Visionen für eine klimagerechte Landwirtschaft Saisonarbeiterinnen stoppen? Tilman von Samson, Fridays for Future Dr. Franziska Humbert, Oxfam Deutschland e.V. Ethische Fragen in der Landwirtschaft – Ethik in der Ausbildung die Binnensicht Prof. Dr. Peter Kunzmann, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover Gespräch: Handeln in ethischer Verantwortung – Selbstbild und Perspektiven der Landwirtschaft Werte in der beruflichen Fortbildung Bernhard Barkmann, Landwirt, Landvolk-Mitglied, Friedrich Gronauer-Weddige, Leiter Höhere Land- Agrarblogger bau- und Technikerschule Triesdorf Regina Selhorst, Landwirtin, Präsidentin Fairfleisch – Agrarwende von unten; Westfälisch-Lippischer LandFrauenverband e.V. über Tierwohl und schonende Schlachtung Eckard Holloh, Biolandwirt, AbL-Mitglied Matthias Minister, Geschäftsführer und Inhaber fairfleisch GmbH, Schlachthof Überlingen N.N., DLG-Mitglied Agrarpolitik für eine zukunftsfähige Landwirtschaft Podiums- und Plenumsdiskussion mit den Referent*innen und Teilnehmer*innen Ministerin Ursula Heinen-Esser, Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen 12.50 Uhr Schlusswort Podiums- und Plenumsdiskussion Moderation an beiden Tagen: mit den Referent*innen und Teilnehmer*innen Dr. Christian Röther, Freier Journalist und Moderator für den Deutschlandfunk 17.30 Uhr ASG-Mitgliederversammlung 19:45 Uhr Auszeichnung der Preisträger*innen des Tassilo Tröscher-Wettbewerbs 2021 Anmeldung Tagungsort Agrarsoziale Gesellschaft e.V. Aula am Waldweg Postfach 1144, 37001 Göttingen Waldweg 26 Tel.: 0551- 49709 - 0, Fax 49709 -16 37075 Göttingen E-Mail: info@asg-goe.de Online-Anmeldung: www.asg-goe.de
Editorial 1 Während der Frühjahrstagung der ASG haben wir uns bereits mit den Foto: Foto-Wagner, Rendsburg Chancen und Risiken der Digitalisierung in der Landwirtschaft und in den ländlichen Räumen befasst. Wir alle sind in unseren verschiedenen Lebensbereichen von dem Megatrend Digitalisierung betroffen. Es berührt unsere Arbeitsplätze, unser ehrenamtliches Tun, unsere Freizeitaktivitäten und sogar unser Familienleben. Gerade in der Zeit der Pandemie haben wir gelernt, uns in Videokonferenzen auszutauschen und in virtuellen Räumen gemeinsam Dokumente zu bearbeiten. Sogar die Familientreffen fanden am Sonntag nur vor dem Bildschirm statt. Die Referentinnen und Referenten haben uns über Strategien der Digita lisierung, praktische Beispiele in der Arbeitswelt, im kommunalen Bereich und in der Landwirtschaft berichtet. Dabei haben wir nicht nur die Vorteile der Digitalisierung, sondern auch die Risiken kennengelernt. Solange die Prozesse von allen Beteiligten gemeistert werden können, überwiegen die Vorteile. Sobald wir jedoch einen Teil der Gesellschaft während dieses immensen Transformationsprozesses verlieren, besteht die Gefahr einer Spaltung, sowohl hinsichtlich der unterschiedlichen technischen Ausstattung, als auch bezüglich des sozialen Miteinanders. An die Erkenntnisse aus der Frühjahrstagung knüpfen wir mit dieser Ausgabe des Ländlichen Raums an. In den Beiträgen werden weitere Möglichkeiten der Digitalisierung und der Datenverarbeitung in der Land wirtschaft und in den ländlichen Räumen, der Unterstützung kommunaler Daseinsvorsorge, der Verwaltung und der Bevölkerung, des Ehrenamts und des Hauptamts beschrieben. Dabei profitieren wir von dem Ideen reichtum vieler Engagierter, ihrem Mut und ihrem Willen, die neuen Chancen zu nutzen und auszuprobieren und uns an ihren Erfolgen und Lehren aus ihren Fehlern teilhaben zu lassen. Doch auch hier weisen einige Autor*innen wieder auf mögliche Risiken der Digitalisierung hin, fragen nach der Sicherheit unserer Daten in den Verwaltungen, nach unseren Notfallplänen im Falle von Cyberangriffen und vor allem nach unserer Kommunikation über Misstrauen und Ängste, unsere soziale Strategie, unseren gesellschaftlichen Dialog. Es wird deutlich, dass wir uns nicht allein um technische und infrastruk turelle Ausstattung und Anwendungsmöglichkeiten, sondern gleichzeitig unbedingt auch um die gesamtgesellschaftliche Transformation kümmern müssen – auf allen politischen Ebenen, in unseren Dörfern, Ämtern und Kreisen, auf Landes- und Bundesebene. Ihre Dr. Juliane Rumpf Vorsitzende des Vorstandes der Agrarsozialen Gesellschaft e.V. | ASG | Ländlicher Raum | 03/2021 |
2 Inhaltsverzeichnis 1 Editorial Dr. Juliane Rumpf, Vorsitzende des Vorstandes der Agrarsozialen Gesellschaft e.V. Möglichkeiten und Nutzen der Digitalisierung in ländlichen Räumen 4 Die digitale Zukunft in den ländlichen Regionen gestalten Dr. Markus Kerber, Staatssekretär im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat 8 Smart.Region Salzlandkreis – Erprobung digitaler Instrumente zur Unterstützung regionaler Wirtschaftskreisläufe Dirk Helbig, Matthias Grothe und Dr. Holger Naumann, Stabsstelle Digitalisierung und Innovation, Salzlandkreis Sebastian Marschall, Projektmanagement Mobiler Marktplatz 4.0, RKW Sachsen-Anhalt 10 Die Meck Schweizer lassen die Kirschen im Dorf Theresa Silberstein, Meck Schweizer 13 Mobilität und Digitalisierung Kathrin Karola Viergutz, Institut für Verkehrssystemtechnik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. Dr. Christian Langhagen-Rohrbach, Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen 18 Verbraucherschutz im ländlichen Raum – mit Videochat-Beratung im Digimobil Erk Schaarschmidt, Verbraucherzentrale Brandenburg e.V. 20 Landkreis St. Wendel, Saarland: Internetplattform bündelt Unterstützungsangebote für Vereine Tina Noack, Landkreis St. Wendel, Koordinierungsstelle Ehrenamt Katja Winckler, Wirtschaftsförderungsgesellschaft St. Wendeler Land mbH 23 Digitale Dörfer in Südniedersachsen – das Dorf Bremke als Modell Dr. Carola Croll, Stiftung Digitale Chancen 26 Die Dorfapp als Ersatz für die Dorfkneipe? Erfahrungen aus einem Dorf in der Vulkaneifel Dr. Ariane Sept, Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung 30 VIBS – Vorpommersches Informations- und Buchungssystem Sven Köppert, Tourismusverband Vorpommern e.V. 32 Digitalisierung, Körper und Geist Nils Hadenfeld, KSH – Kampfkunstschulen Schleswig-Holstein Digitalisierung in Kommunen 34 Eine unendliche Geschichte? Stand und Perspektiven der Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung Alexander Handschuh, Deutscher Städte- und Gemeindebund 37 Digitale Attacken auf kommunale Verwaltungen und Einrichtungen: Wie steht es um die Informationssicherheit der ländlichen Kommunalverwaltung? Prof. Dr.-Ing. Ulrich Greveler, Hochschule Rhein-Waal | Rhine-Waal University of Applied Sciences, Campus Kamp-Lintfort 40 Gute Daten für eine gute Zukunft – die Soester Datenstrategie als Kompass im Digitalzeitalter Kerstin Großbröhmer, Elisabeth Söllner und Stephan Siegert, Team Soest Digital 42 Digitale Daseinsvorsorge im Bereich des Starkregenrisiko-Managements Prof. Dr.-Ing. Alpaslan Yörük und Dr.-Ing. Oliver Buchholz, Hydrotec Ingenieurgesellschaft für Wasser und Umwelt mbH Rebecca Hinsberger, Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes Digitalisierung in der Landwirtschaft 46 Das Datenportal für die Landwirtschaft. Ein zentrales staatliches Suchportal für Open-Data in der Landwirtschaft Tim Griese, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft 48 SVLFG und Digitalisierung: Neue Chancen im Alltag (aber auch Risiken) Arnd Spahn, Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau 51 Digitalisierung kann zur Nachhaltigkeit beitragen – muss sie aber nicht Reinhild Benning, Deutsche Umwelthilfe e.V. 54 Digitalisierung im Stall. Ethische Perspektiven auf einen Trend der Zukunft Dr. Christian Dürnberger, Messerli Forschungsinstitut, Vetmeduni Vienna, Medizinische Universität Wien 58 Landwirtschaft 4.0 im Ökolandbau Dr. Stephanie Lehmann, Biokreis e.V. | ASG | Ländlicher Raum | 03/2021 |
Inhaltsverzeichnis 3 60 Unterstützung und Umsetzung der digitalen Landwirtschaft Nikolas Neddermann, Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Lingen, Hochschule Osnabrück 64 Beratung auf Kacheln: Notlösung für landwirtschaftliche Familien in der Corona-Krise und Chance für die Zukunft … und was die Digitalisierung von uns fordert Dr. Andrea Hötger, bilden und beraten 65 Auf Distanz gut beraten: Online-Beratung in der Landwirtschaftlichen Familienberatung Žana Schmid-Mehić, BAG Familie und Betrieb e.V. 66 Videogestütze Online-Beratung aus Sicht einer Beraterin von Familie & Betrieb in Hessen Christina Meibohm, Familie & Betrieb – die Ländliche Familienberatung von Hessen und Rheinhessen 68 Lesetipp: Digitalisierung in ländlichen und verdichteten Räumen 69 Digitale Tools in der Waldbrandbekämpfung Lena Bolz, Agrarsoziale Gesellschaft e.V. Kritische Auseinandersetzung mit den Auswirkungen auf Gesellschaft, Demokratie und Umwelt 72 Umwelt in die Algorithmen: Digitalisierung nachhaltig gestalten Svenja Schulze, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit 74 Digitalisierung und Klimaschutz im Spannungsfeld: Warum eine nachhaltige Ausrichtung der Digitalisierung wichtig ist Anke Brüggemann, KfW Research, KfW Bankengruppe 79 Lesetipp: Der Wert der Digitalisierung. Gemeinwohl in der digitalen Welt 80 Transformation des Arbeitsmarktes und flankierende Maßnahmen des BMAS Dagmar Babel, Agrarsoziale Gesellschaft e.V. 82 Daten, algorithmische Systeme, Künstliche Intelligenz – gesellschaftliche Chancen, Herausforderungen und notwendige Antworten Leonie Beining und Maria Jacob, Stiftung Neue Verantwortung e.V. 86 Digitalisierung – Gefahr für die Demokratie? Wie die Monopolisierung von Datenmärkten unsere Zukunft bedroht Hendrik Zimmermann, Germanwatch e.V. Hör- und Lesetipps 89 Der blinde Fleck der Digitalisierung. Wie sich Nachhaltigkeit und digitale Transformation in Einklang bringen lassen 89 Digital aufs Land. Wie kreative Menschen das Leben in Dörfern und Kleinstädten neu gestalten 89 Land.Schafft.Wissen. Eine Podcast-Reihe des Zukunftszentrums Holzminden-Höxter 90 Mein Netzwerk-Freunde Buch. Ein Überblick über die wichtigsten Netzwerke für ländliche Impulsorte Personalie 90 StS a.D. Dr. Hermann Onko Aeikens 70 Jahre Termin 90 „Neue Wege digital und analog! Den Wandel im ländlichen Raum aktiv gestalten“ Aus der Forschung 91 Verbesserung der Klimabilanzen landwirtschaftlicher Betriebe und der Beitrag der Digitalisierung 91 Digitalisierung und Onlinehandel: Fluch oder Segen für ländliche Räume? 91 Umweltpolitische Unterstützungs- und Förderstrategien zur Stärkung sozial-ökologischer Formen von Zusammenleben und Gemeinwohlorientierung Fotonachweise Titelbild: © dlyastokiv, Markus Wegmann, kinwun, Alex from the Rock, FotoSabine, artiemedvedev, bittedankeschön (alle stock.adobe.com) Sofern keine Nachweise an den Fotos und Abbildungen stehen, wurden diese der Redaktion von den Autor*innen, Fotograf*innen und Verlagen überlassen oder stammen aus dem Bildarchiv der Agrarsozialen Gesellschaft e.V. | ASG | Ländlicher Raum | 03/2021 |
4 Digitalisierung in ländlichen Räumen Die digitale Zukunft in den ländlichen Regionen gestalten Dr. Markus Kerber Die Bundesregierung verfolgt mit ihrer Politik das Ziel, gleichwertige Lebensverhältnisse in allen Teilregionen Deutschlands herzustellen, bestehende Unterschiede zu verringern und deren Verfes tigung zu verhindern. Das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) fördert vor allem im Rahmen des Programms Region gestalten innovative Projekte mit Modellcharakter und stellt die Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung. Ein weiterer Beitrag wird durch die „Modellprojekte Smart Cities“ geleistet, die Städte, Kreise und Gemeinden unterstützen, die Qualitäten der Europäischen Stadt in das Digitale Zeitalter zu übertragen. Hinzu kommt die Auf- bereitung und Bereitstellung digitaler Daten. Digitalen Wandel in ländlichen Vernetzung der Akteure oder zur Regionen unterstützen Bereitstellung von Informationen. Programm Region gestalten Heimat 2.0 Im Rahmen von Region gestalten Digitale Anwendungen leisten setzt die Heimatabteilung des BMI einen wesentlichen Beitrag, um seit 2019 15 Projekte mit ca. 60 den Zugang zu Angeboten der Modellvorhaben im Bereich der Daseinsvorsorge für die Bürgerin Raumordnung und des gesell nen und Bürger unseres Landes schaftlichen Zusammenhalts mit unabhängig von Zeit und Ort zu spezieller Ausrichtung auf länd verbessern. Um ländliche struk liche Räume um. Das BMI arbeitet turschwache Regionen bei der bei der Durchführung der Projekte Implementierung solcher Anwen eng mit dem Bundesinstitut für dungen zu unterstützen, fördert Bau-, Stadt- und Raumforschung das BMI in der Förderinitiative zusammen. Fragen der Digitali „Heimat 2.0“ seit Ende 2020 sierung spielen in den meisten bundesweit 16 Modellvorhaben. Projekten eine große Rolle, sei es als Gegenstand des Projektes Inhaltlich geht es dabei um Das Modellvorhaben „Digitaler an sich oder als Instrument zur digitale Angebote der Daseins Landgenuss“ des Landkreises vorsorge, wie z. B. die Auswei Cham mit den Partnern Land tung von Bildungsangeboten, Genuss Bayerwald und der ört den Erhalt und die Förderung lichen Volkshochschule erhöht von Kultureinrichtungen, die beispielsweise die Selbstversor Vermarktung regionaler Erzeug gung mit regional erzeugten Pro nisse oder die Pflege- und Ge dukten durch eine Plattform. Die sundheitsversorgung. Für die Herausforderung liegt dabei da wirksame Etablierung digitaler rin, die gesamte Wertschöpfungs Anwendungen in ländlichen Räu kette von Erzeugern, Vertreibern men ist eine aktive Mitgestaltung sowie Kundinnen und Kunden in auf Nutzer- und Geberseite von der Region ganzheitlich zu be Quelle: BMI Beginn an und darüber hinaus trachten und mittels künstlicher von Bedeutung. Wichtige Voraus Intelligenz laufend zu optimieren. setzungen liegen darüber hinaus in dem Kompetenzaufbau und Die Modellprojekte werden über -transfer, der Motivation sowie einen Zeitraum von ca. drei Jahren Akzeptanz bei den potenziellen umgesetzt sowie wissenschaftlich Nutzergruppen und Anbietern. begleitet. Hierdurch können bei Dr. Markus Kerber spielgebende digitale Anwendun Staatssekretär im Bundesministerium „Heimat 2.0“ setzt auf Kooperations gen entwickelt werden, von denen des Innern, für Bau und Heimat vorhaben zwischen öffentlichen und auch andere Regionen profitieren zivilgesellschaftlichen Akteuren: können. | ASG | Ländlicher Raum | 03/2021 |
Digitalisierung in ländlichen Räumen 5 Digitalisierungszentrum Zeitz Die Region Zeitz in Sachsen- Anhalt ist stark vom Struktur wandel geprägt. Mit dem Digitali sierungszentrum Zeitz wird ein Experimentierraum für digitale Innovationen geschaffen, der u. a. auf Basis datengetriebener Anwendungen neue Potenziale zur Entwicklung der Region er schließt und breite Vernetzungs angebote unterbreitet. Im „Maker space” entsteht parallel eine Art Werkstatt, in der Kreative, Exis tenzgründerinnen und -gründer sowie Unternehmerinnen und Unternehmer sich ausprobieren Practice-Beispielen, sondern die und ihre Produkte in 3D drucken Regionale Open Erarbeitung der Methodik für eine können. In dem LearnLabZ kön Government Labore erfolgreiche Zusammenarbeit nen Schülerinnen und Schüler Zur Digitalisierung ländlicher zwischen Verwaltung und Zivil aus Zeitz und den angrenzenden Räume leisten auch die 13 Regio gesellschaft. Dabei werden Ko Regionen Medienkompetenz und nalen Open Government Labore operationsprozesse dauerhaft den Umgang mit Computer-Soft mit vielen Einzelprojekten Pionier etabliert und deren positive Wir ware erlernen sowie sich mit neu arbeit. Das Labor Merseburg / kungen auf regionale Entwicklung en Technologien vertraut machen. Schkopau / Saalekreis beispiels und Demokratiefestigkeit nach- Auch soll dadurch selbständiges weise adressiert die Problematik, gewiesen. Digitalisierung ist dabei Lernen, Problemlösungsfähigkeit, dass fehlende personelle und ein Mittel, um Wissen und Engage Kommunikationsfähigkeit, kriti finanzielle Ressourcen die Digi ment der gesamten regionalen sches Denken sowie Kreativität talisierung der Verwaltungsarbeit Gesellschaft zu erschließen. gefördert werden. in kleineren Gemeinden erschwe ren. Das Labor intensiviert den Foto: Digitalisierungszentrum Zeitz Aufbau eines interkommunalen Netzwerks und führt Bürgerdia loge durch. Die Labore Marburg Biedenkopf und Partheland wol len mit digitalen Lösungen die Vernetzung zivilgesellschaftlicher Initiativen und damit bürger schaftliches Engagement erleich tern. Dazu baut Marburg-Bieden kopf ein „Digitales Dorfgemein schaftshaus“ und die Stadt Brandis stellt mit der PartheCloud ein Instrument zur Vernetzung z. B. der Jugend-, Vereins- und Seniorenarbeit in der Region bereit. Die Labore Merzenich / Kerpen und Bad Belzig setzen digitale Beteiligungsmöglichkeiten zur Regionalentwicklung um. Ziel der Regionalen Open Government Im LearnLabZ im Digitalisierungszentrum Zeitz können Schülerinnen und Schüler neue Labore ist nicht in erster Linie Technologien kennenlernen. die Aneinanderreihung von Best- | ASG | Ländlicher Raum | 03/2021 |
6 Digitalisierung in ländlichen Räumen sind Informationen zu Konzeptio nierung, zu rechtlichen und finan ziellen Instrumenten und zu Um setzungshilfen sowie zahlreiche bundesweite Projektbeispiele insbesondere aus dem ländlichen Raum hinterlegt. Ziel ist es, Lösungsansätze für Mobilitäts herausforderungen und bereits erprobte Maßnahmen sachge recht aufbereitet publik zu ma chen, damit andere Interessierte von den Erfahrungen profitieren sowie Handlungsprozesse auf setzen können. Mobilikon wird vom Kompetenzzentrum länd liche Mobilität im Bundesinstitut Online-Nachschlagewerk Das Online-Nachschlagewerk für Bau-, Stadt- und Raumfor „Mobilikon“ Mobilikon. Seit November 2020 schung betrieben. Im Bereich Mobilität ist mit können Kommunen und Inte Unterstützung des Programms ressierte strukturiert nach pass Das Online-Nachschlagewerk Region gestalten ein zentrales genauen Mobilitätsmaßnahmen steht allen Interessierten unter digitales Angebot entstanden: für ländliche Räume suchen. Hier www.mobilikon.de zur Verfügung und wird stetig aktualisiert. Der zeit umfasst Mobilikon knapp 300 Maßnahmen, Instrumente, Um setzungshilfen und Praxisbeispie le. Eine digitale Übersichtskarte bildet die bundesweiten Projekte ab. Darüber hinaus sind auf Mo bilikon 23 Videos zu unterschied lichen Maßnahmen und Projekten eingestellt. Im Fokus stehen hier die Menschen, die ihre Ideen und Erfahrungen bei der Umsetzung in einer sehr eindrucksvollen Art darstellen. Hier erzählen z. B. Ehrenamtliche aus der Kommune Darup, wie sie in die Pedale einer E-Rikscha treten, um mobilitäts eingeschränkte Personen zu ihrem Zielort zu bringen, oder es wird gezeigt, wie von Geisterhand ein Bus ohne Fahrer durch Kronach fährt. Wissensportal „Transformation von Klöstern“ In Deutschland gibt es über 1 000 Klöster, die aufgrund ge sellschaftlicher und demografi scher Veränderungen vielerorts aufgegeben werden müssen. In diesem Vorhaben soll ein Online-Wissensportal entstehen, | ASG | Ländlicher Raum | 03/2021 |
Digitalisierung in ländlichen Räumen 7 welches die Transformation der und Zukunftspaket werden dafür Deutschlandatlas eine wichtige oft denkmalgeschützten Häuser 820 Mio. € Programmmittel zur Erkenntnisgrundlage für die und Liegenschaften zu regional Verfügung gestellt. Mit der kürz Politik gleichwertiger Lebens bedeutsamen, sinnvollen Nach lich ausgewählten dritten Staffel verhältnisse auch in ländlichen nutzungen unterstützt. Das Portal werden 73 Modellprojekte und Räumen. Die Karten werden zielt darauf ab, hilfreiches Praxis ein starker Wissenstransfer zweimal im Jahr aktualisiert wissen für die anstehende Um finanziert. und stehen zum Download nutzung von Klöstern und Liegen zur Verfügung. schaften zur Verfügung zu stellen. Mit den Modellprojekten Smart Zielgruppen des Projekts sind Cities werden digitale Lösungen Smart Farming demnach die Ordensgemein für stadtentwicklungspolitische Die satellitengestützten schaften selbst, die Gemeinden Ziele entwickelt und getestet. Positionierungssysteme wie und Regionen sowie künftige Gleichermaßen sollen sie Wege Galileo und GPS liefern den Nutzer der Liegenschaften. finden, um mit den Wirkungen der Anwenderinnen und Anwen Digitalisierung auf stadtentwick dern eine Genauigkeit im fünf Datentool „daviplan“ lungspolitische Belange umzuge bis zehn Meter-Bereich. Der für die regionale hen. Gefördert werden Ansätze, vollautomatische personen- Daseinsvorsorgeplanung die im Einklang mit der Smart lose Betrieb von Landmaschi Für eine datengestützte integ City Charta und der integrierten nen ist mit dieser Auflösung rierte Daseinsvorsorgeplanung Stadtentwicklung stehen. Ent nicht denkbar. Die Landwirt fehlt es auf der regionalen und scheidend ist darüber hinaus die schaft nutzt daher seit langem kommunalen Ebene häufig an Modellhaftigkeit des Vorgehens. den SAPOS®Dienst der Bun Ressourcen und geeigneten, Entwickelte Lösungen werden als desländer, der zwar Genauig nutzerfreundlichen Werkzeugen. Open Source für alle Kommunen keiten im einstelligen Zenti Mit dem in Entwicklung befind zur Verfügung gestellt. meterbereich liefert, aber zwin lichen Datentool „daviplan“ für gend eine Internetverbindung Kommunen und Regionen kön Der Wissenstransfer nimmt einen für Korrekturdaten voraussetzt nen die Ausgangslage, die ab zentralen Bestandteil der Modell – üblicherweise über Mobil sehbaren Trendentwicklungen projekte Smart Cities ein. Lokale funk, der gerade in ländlichen sowie die Auswirkungen unter Netzwerke sowie der Wissens Gebieten nicht flächendeckend schiedlicher Strategieansätze austausch und die Zusammen verfügbar ist. auf die Versorgungsqualität auf arbeit mit anderen Kommunen bereitet werden. Dies fördert eine haben dabei eine wesentliche Das Bundesamt für Karto zielorientierte regionale Diskus Bedeutung. Auf der Website graphie und Geodäsie, eine sion über eine bedarfsgerechte www.smart-city-dialog.de wird Behörde im Geschäftsbereich Daseinsvorsorgeplanung. eine Wissens- und Vernetzungs des BMI, entwickelt daher plattform eingerichtet, auf der gemeinsam mit den Ländern Städte auf dem Weg zukünftig gezielte Lern- und Wis einen Positionierungsdienst, ins digitale Zeitalter sensformate angeboten werden. der ohne Internet auskommt. Das Precise Point Positioning Smart Cities Aufbereitung (PPP) genannte Verfahren Das BMI als Stadtentwicklungs und Bereitstellung wird die Korrekturdaten bun ressort fördert seit 2019 mit den digitaler Daten desweit über das Digitalradio Modellprojekten Smart Cities dab+ ausstrahlen. Ab 2023 Kreise, Städte und Gemeinden Deutschlandatlas werden erste Feldversuche als Lernbeispiele, um die Quali Der Deutschlandatlas illustriert starten, zwei bis drei Jahre täten der europäischen Stadt in unter www.deutschlandatlas. später ist der bundesweite das Zeitalter der Digitalisierung bund.de auf 68 interaktiven Kar Wirkbetrieb geplant. Damit zu übertragen. Ihre Erkenntnisse ten Daten und Fakten über das soll SAPOS nicht abgelöst sollen in die Breite getragen und Leben in Deutschland. Sortiert werden, mittelfristig wird allen Kommunen nutzbar gemacht nach wichtigen Lebensbereichen jedoch die Zusammenführung werden. Damit wirken die Modell wie Arbeit, Bildung oder Sicher mit PPP angestrebt. projekte auch auf die Regional heit, zeigen die Karten räumliche entwicklung. Inklusive der Auf Strukturen und regionale Unter stockung durch das Konjunktur- schiede auf. Damit liefert der | ASG | Ländlicher Raum | 03/2021 |
8 Digitalisierung in ländlichen Räumen Smart.Region Salzlandkreis – Erprobung digitaler Instru- mente zur Unterstützung regionaler Wirtschaftskreisläufe Dirk Helbig, Matthias Grothe, Dr. Holger Naumann und Sebastian Marschall Können möglichst flächendeckende regionale Nahversorgungsnetze für Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfes im ländlichen Raum auf lange Sicht funktionieren? Welchen Beitrag können digitale regionale Schaufenster als zentrale Informations- und Kommunikationsdrehscheibe hierzu leisten? Kann mittels digitaler Werkzeuge die Attraktivität von Regionen erhalten bleiben, die in ho- hem Maße vom demografischen Wandel beeinflusst werden? In einem Modell- und Demonstrations- vorhaben des Bundes wird im Salzlandkreis nach Antworten gesucht. Überalterung und Rückgang der Ausgangslage im Salzlandkreis Austausch zwischen Anbietern Bevölkerung erhöhten im Salz und Nutzer*innen zukünftiger An landkreis den Handlungsdruck, Die Beobachtung, dass die Corona gebote half dabei, die Akzeptanz neue Wege für den Erhalt wichtiger Pandemie dem Online-Handel einen für zukünftige Lösungsansätze zu Daseinsvorsorgeinfrastrukturen in weiteren großen Schub versetzt fördern und bereits bestehende ländlich geprägten Regionen zu hat, trifft auch im Salzlandkreis Netzwerkaktivitäten in die Projekt gehen. Dabei ist vor allem die zu. Vielerorts entstehen Online arbeit einfließen zu lassen. In der Sicherung von Waren sowie Marktplätze, aber inzwischen Projektantragsphase Ende 2017 Dienstleistungsangeboten für die zeigt sich oft, nicht jeder digitale angedachte digitale Hilfsmittel Bevölkerung, insbesondere für Marktplatz „funktioniert“! Zur Lö sicherten während der zur Projekt die wachsende Gruppe an Älteren sung trägt demzufolge nicht die laufzeit akuten Corona-Situation und Mobilitätseingeschränkten, Entwicklung weiterer regionaler die Bedarfsanalyse ab. Geplante von großer Bedeutung. Bestehende Kopien international erfolgreicher Präsenzveranstaltungen wurden Angebote stehen unter wachsen Online-Marktplätze bei. Es braucht in digitalen oder hybriden Formaten dem wirtschaftlichen Druck und vielmehr weitergreifende Rahmen realisiert, Bedarfe mittels geeig sind derzeit stark gefährdet. bedingungen, um regionale Be neter Online-Partizipations-Werk Zunehmend sind hier einzelne darfe mit vor Ort existierenden zeuge erfasst. Regionen schon unterversorgt. Angeboten zusammenbringen zu Gleichwertige Lebensverhältnisse können. Daher untersucht der Regionalität schlägt Preis können für die nächsten Jahre Salzlandkreis neue Ansätze und nur mit wachsendem Aufwand hat – neben dem aktuellen Vorha Gute Nachrichten für den Einzel sichergestellt werden. Die Förde ben – in einer Reihe von eigenen handel im Salzlandkreis: Regio rung des bis Ende 2021 laufenden Projekten in den letzten Jahren nalität schlägt Preis! Das ist eine Vorhabens erfolgt aus Mitteln des tatsächliche regionale Bedarfe der wichtigsten Erkenntnisse der Bundesministeriums für Ernäh identifiziert. Bedarfsanalyse. „Vielen Bürger*in rung und Landwirtschaft (BMEL) nen ist wichtig, dass sie auf regio aufgrund eines Beschlusses des Die gewonnenen Erkenntnisse nale Produkte zurückgreifen bzw. deutschen Bundestages. Projekt wurden in iterativen Prozessen ihre Waren oder Dienstleistungen träger ist die Bundesanstalt für mit regionalen Akteur*innen (Bür von regionalen Händlern und Landwirtschaft und Ernährung ger*innen, Politik, Verwaltung, Firmen beziehen können“, sagt (BLE), die die Fördermaßnahme Wirtschaft) in Einzelinterviews Landrat Markus Bauer. Der Preis „Land.Digital“ im Rahmen des und Workshops besprochen und sei bei der Entscheidung nicht Bundesprogramms für Ländliche zur Ableitung geeigneter Lösungen das ausschlaggebende Argument. Entwicklung durchführt. weiter konkretisiert. Ein moderierter Smarte Ideen sind gefragt, um Dirk Helbig Matthias Grothe Dr. Holger Naumann Sebastian Marschall Stabsstellenleiter, Gesamtprojekt Fachexperte Geo-Informations Projektmitarbeiter Mobiler Projektverantwortlicher für verantwortlicher, Salzlandkreis systeme, Salzlandkreis Marktplatz 4.0, Salzlandkreis das Projektmanagement Mobiler Marktplatz 4.0, Stabsstelle Digitalisierung und Innovation RKW Sachsen-Anhalt | ASG | Ländlicher Raum | 03/2021 |
Digitalisierung in ländlichen Räumen 9 Perspektive Pressestelle Salzlandkreis Foto: Marko Jeschor / Parallel zur gegenwärtig laufen den Programmierung des multi funktionalen Online-Angebots soll im nächsten Schritt die Eingabe erster realer Daten erfolgen, um erste konkrete Anwendungsfälle (Bestellung, Transport, Abholung, Mit Umfragen in den Städten sammelt der Salzlandkreis Daten zum Bedarf der Bürger*innen und Firmen: Kreis ggf. Bezahlung) testen zu können. seniorenbeiratsvorsitzende Rosemarie Ziem, Martin Lampadius von der Kaufmannsgilde Aschersleben, Carmen Eine abschließende Ergebnis- Niebergall vom RKW Sachsen-Anhalt, Staßfurts Oberbürgermeister Sven Wagner und Landrat Markus Bauer (v.l.n.r.). und Akzeptanzanalyse, die auch das Projekt beendet, soll ein Feed regionalen Handel und Bürger*in daten eine große Bedeutung back der Ziel- und Nutzergruppen nen wieder enger zusammen beigemessen. Angebote von hinsichtlich „Praxistauglichkeit“ zubringen. Waren und Dienstleistungen des Ansatzes liefern, damit ein haben in der Regel einen Raum zelne Funktionalitäten beim Über Dank der Unterstützung des bezug, eine Adresse. Durch gang in einen Regelbetrieb weiter Bundes und Projektpartnern wie die koordinatenmäßige Veror- verfeinert werden können. Nach der Hochschule Anhalt und dem tung der Angebote können Ende der Projektlaufzeit ist eine RKW Sachsen-Anhalt wurden diese mit Transportwegen ver Verstetigung des Projektes durch gemeinsam mit der Region tech knüpft und dargestellt werden. das sich weiterentwickelnde nische Lösungsansätze erarbei Kund*innen können so erken- regionale Partnernetzwerk an tet, wie regionale Angebote im nen, wo etwas angeboten wird gestrebt. Entsprechende Ab Salzlandkreis besser vernetzt und und ob sie sich die Ware ab- stimmungen potenzieller Partner für alle Interessierten sichtbar ge holen oder anliefen lassen zum Weiterbetrieb des Angebots macht werden können. Ziel war möchten. Auch Mitfahrgele- laufen bereits. Regionale Unter es, dass sich der Salzlandkreis genheiten können so ange- nehmen zeigen Interesse an den mit digitaler Unterstützung neu boten, genutzt und zusätzlich Ergebnissen und den Möglich kennenlernt, dass regionale An mit einem digitalen Veranstal keiten der zukünftigen Präsen gebote für bestehende Bedürfnis tungskalender verknüpft tation ihrer Angebote im Salz se der Menschen nutzbar werden werden. landkreis. und dass eine Versorgung auch jenseits der urbanen Zentren langfristig möglich bleibt. Ist in Zukunft die Beteiligung groß, ent steht ein „digitales Schaufenster“ für bestehende regionale Ange bote, Waren und Dienstleistungen. Verschiedene Kommunikations kanäle fördern die Nachfrage durch den Austausch zwischen Bedarf und Angebot, regionale Bezahlsysteme wie die Salzland karte halten Geldströme in der Region, regionale Transport- und Logistikketten werden besser ausgelastet. Raumdaten zur Vernetzung Weiterführende Informationen Bei der Entwicklung der Projekt Eine Übersicht zu regionalen Aktivitäten, laufenden und skizze und der Umsetzung tech abgeschlossen Vorhaben und zum Partnernetzwerk nischer Lösungsansätze wurde finden Sie unter dem Link: https://rdz.salzlandkreis.de. der Nutzung von Geoinformations | ASG | Ländlicher Raum | 03/2021 |
10 Digitalisierung in ländlichen Räumen Die Meck Schweizer lassen die Kirschen im Dorf Theresa Silberstein Die Meck Schweizer sind eine Regionalvermarktungsinitiative aus Mecklenburg-Vorpommern. Regionale Produkte für die heimische Bevölkerung wieder verfügbar zu machen und damit lokale Wertschöpfungsketten zu erhalten und auszubauen, steht im Zentrum der Bemühungen. Der Ort für authentischen Regionalhandel ist der Dorfladen, wo es neben dem echten Regionalprodukt noch eine passende Geschichte, einen Kaffee und ein bisschen soziale Nähe gibt. Zwischen Hauptstadt und Küste, im Herzen Meck Fragen auf den Grund zu gehen, gründeten sich im lenburg-Vorpommerns, liegt die Mecklenburgische Jahr 2014 DIE MECK-SCHWEIZER als regionales Schweiz. Eine ursprüngliche Landschaft geprägt Unternehmernetzwerk in Vereinsform. Die Stärkung von Weite und wenigen Menschen. Neben gelbem der regionalen Wertschöpfungsketten war das Ziel. Raps weiden Rinder und Schafe und nach einigen Das Kennen und Erkennen potenzieller Handels Kilometern sammeln sich einige Häuser zu einem partner war ein erster Schritt, die Hürden zu einem klassischen Straßendorf, danach wieder Wiesen, funktionalen Regionalhandel zu nehmen. Wald und Weite. Die Versorgung der heimischen Bevölkerung erfolgt fast ausschließlich über die Aus einem Verein, der sich seit 2014 mit den Fragen großen Discounter in den kleinen Städten, doch zur Organisation des Regionalhandels beschäftigte, die sind oft mehr als 10 km entfernt. Sie werben ging im Jahr 2017 die Genossenschaft „ELG Meck zwar mit Produkten aus der Region, doch echte lenburgische Schweiz eG“ hervor, welche seither Regionalprodukte findet man kaum. Der Ort für die Meck Schweizer B2B-Handelsplattform betreibt. authentischen Regionalhandel ist und bleibt der Diese führt Angebot und Nachfrage von Regional Dorfladen – doch dieser stirbt, aus verschiedenen produkten für Geschäftskunden zusammen. Gründen. Als digitaler Marktplatz nur für Geschäftskunden ist Im Herbst 2013 eröffnete entgegen der allgemeinen es erstmals möglich, Produkte verschiedener Erzeu Schließbewegung in einem kleinen Ort mit knapp ger und Verarbeiter in einem Warenkorb gebündelt 60 Einwohner*innen ein Dorfladen. Die Alleinstel darzustellen und in einer Summe zu bezahlen, ohne lungsmerkmale sind Naturkost und regionale Pro dass eine Kommissionierung erfolgt. Die Handels dukte. Die Nachfrage nach regionalen Lebensmit beziehungen finden also auf direktem Wege statt, teln ist groß, noch größer der logistische Aufwand, wobei ein Bezahldienstleister die Summe des Waren diese ins Regal zu bringen. In einem Flächenland korbs im Hintergrund verteilt. Die Rechnungsstellung mit wenig Menschen und langen Wegen war das erfolgt für den Erzeugerbetrieb bequem und auto Einsammeln der regionalen Produkte am Vormittag matisch über das System. Über eine E-Mail werden zum Verkauf am Nachmittag ökonomischer und PDF-Dateien verschickt, wobei in einer Gesamt ökologischer Wahnsinn. übersicht alle Käufe dargestellt sowie die einzelnen Rechnungen zum Ablegen auffindbar sind. Herausforderung Regionalprodukte – Angebot und Verfügbarkeit Auf dem Marktplatz tummeln sich aktuell mehr als 200 Geschäftsleute, von denen etwa 100 aktiv Spricht man mit Handel und Gastronomie über und regelmäßig die Plattform nutzen. Mit der Unter Regionalprodukte, hört man häufig „Ich würde ja stützung des Landes ist es nun für Mitglieder der gern, aber …“. Angebot und Verfügbarkeit scheinen Landesgruppe Regionalbewegung M-V möglich, die zentralen Herausforderungen zu sein, sprich: auch in anderen Regionen Portale zu eröffnen, Wer hat was, wieviel und wie lange? Um diesen um den digitalen B2B-Marktplatz zu nutzen. Eine Verbindung der verschiedenen regionalen Portale erfolgt über Markt M-V. Theresa Silberstein Projektleiterin, Netzwerkmanagerin und Dorfladen-Coach, Ebenfalls in Anwendung bzw. im Aufbau ist dieses Meck Schweizer, Basedow Modell in Niedersachsen und in der Schweiz. Anders silberstein@meck-schweizer.de als in der Mecklenburgischen Schweiz ringen alle www.meck-schweizer.de anderen Regionen noch mit der Herausforderung des Warentransportes. | ASG | Ländlicher Raum | 03/2021 |
Digitalisierung in ländlichen Räumen 11 Abbildung: Meck-Schweizer-Handelsplattform für Geschäftskunden (Screenshots vom Onlineshop) Quelle: https://shop.meck-schweizer.de/ Herausforderung Warentransport die Autos mit und ohne Fahrer*in gemietet werden; gleichzeitig Waren und Personen („Kombiverkehre“) In dem Fall der Meck Schweizer bietet die Platt zu befördern, ist ein langfristiges Ziel. form drei Optionen: Selbstabholung, Lieferung vom Erzeuger und die Lieferung mit dem Logistikunter Hüterin der Werte und Trägerin der Marke nehmen „Die Meck-Schweizer GmbH“. Zu über 90 % wird die Lieferung über die Meck Schweizer Das Regionalbündnis Mecklenburgische Schweiz Logistik in Anspruch genommen, welche dann e.V. ist seit 2017 der gemeinnützige Partner der ebenfalls über das System informiert wird. Mit einer Genossenschaft. Hauptaufgaben sind die Förderung Flotte von mittlerweile drei solarstrombetriebenen der Heimatpflege und der regionalen Identität. Den (Kühl-)Fahrzeugen fahren die Meck Schweizer Gedanken einer nachhaltigen, regional- und umwelt Montag bis Freitag auf festen Routen frische Waren bewussten Lebensweise an die Menschen der Regi durch die Region. Den Strom liefert eine eigene on weiterzugeben, ist ihr wichtiges Anliegen. Dafür Photovoltaikanlage auf dem Dach, mit Pufferspeicher organisiert der Verein den regionalen Erfahrungs und Schnellladesäule am Standort Gessin – Tür an austausch, die Netzwerkbildung und die Bündelung Tür mit dem Dorfladen, dessen Gäste die E-Tank der Interessen regionaler Initiativen; so findet sich stelle mitnutzen. Außerhalb der Lieferzeiten können hier auch das Netzwerk für Dorfläden in M-V. | ASG | Ländlicher Raum | 03/2021 |
12 Digitalisierung in ländlichen Räumen Foto: Sabine Rübensaat / BauernZeitung Über die Handelsplattform bestellte Ware wird mit einer eigenen solarstrombetriebenen Fahrzeugflotte ausgeliefert. Die Entstehungsgeschichte der gesamten Meck dem Dorfladen (den Kassensystemen, dem Groß Schweizer-Initiative zeigt die Relevanz der Dorf handel etc.) kostenfrei zur Verfügung stellen. läden in unserem täglichen Denken und Handeln. So etwas braucht auch der Regionalhandel, deshalb Dorfkonsum Plus – Dorfläden in der bauen die Meck Schweizer „Regio Data“, das PIM Mecklenburgischen Schweiz gehen online für Regionalprodukte. Aktuell befindet sich das PIM bereits in der ersten Testphase, bevor es Ende des Nachdem die zentrale Handelsplattform dem Jahres mit dem ersten Onlineshop verknüpft wird. Dorfladen viele Regionalprodukte verfügbar macht, Vorerst als „Inhouse-Lösung“ für die Meck Schweizer beschäftigt sich das aktuelle Projekt (Dorfkonsum wird das PIM, unterstützt durch den Bundesverband Plus) mit dem Onlinehandel von regionalen Waren der Regionalbewegung, auch für andere Regionen durch den Dorfladen. Das durch das Bundesprogramm weiterentwickelt. Dafür gilt es u. a. auch eine Genossen Land.Digital geförderte Projekt hat u. a. das Ziel, schaft zu gründen und die technische Entwicklung der den Onlinehandel für Dorfläden durch ein zentrales Mehrmandantenfähigkeit voranzutreiben. PIM (Produktinformationsmanagement-System) für regionale Produkte zu ermöglichen. Schaut man Ausblick – das wäre schön auf das veränderten Konsumverhalten im Zuge der Corona-Pandemie, dann ist dieses Thema aktueller Da die Unternehmensform Dorfladen klein und wenig als je zuvor. finanzstark ist, gibt es von großen Unternehmen kein Interesse, spezielle Kassenkonzepte für die multifunktio Doch der Onlinehandel mit Lebensmitteln ist extrem nalen Handelsorte zu schaffen. Schön wäre jedoch eine voraussetzungsvoll. Die Deklarationspflicht besagt, integrierte, Cloud-basierte, Out-of-the-box-Lösung für dass alle Daten, die die Kundschaft im Lebens Warenwirtschaft, Kasse und Onlineshop. Dies „labor mitteleinzelhandel auf dem Etikett lesen kann, auch mäßig“ darzustellen, ist ein zukünftiges Ziel. online abgebildet sein müssen. Doch wie kommen die Daten ins Netz? Betreibt man aktuell einen Onlineshop, erfolgt die Datenpflege händisch. Die Eingabe eines einzelnen Produktes kann dann bis Mehr Informationen unter: zu 45 min. dauern, hinzu kommt die laufende Daten pflege. Diesen Aufwand betreibt auf Dauer niemand Jetzt wird's regional! – Regionalbündnis Mecklenburgische Schweiz: und auch das Fotografieren der Etiketten ist juris www.meck-schweizer.de tisch eine Grauzone. Land.Digital: „Dorfkonsum Plus“ – So können Dorfläden ihre Die Lösung macht der Naturkosthandel längst vor. Produkte leichter auch online anbieten: Eine Produktdatenbank bzw. ein PIM, in welchem www.youtube.com/watch?v=QXch5Z0rYTM die Produzierenden ihre eigenen Daten pflegen und | ASG | Ländlicher Raum | 03/2021 |
Digitalisierung in ländlichen Räumen 13 Mobilität und Digitalisierung Kathrin Karola Viergutz, Dr. Christian Langhagen-Rohrbach Die Digitalisierung führt in der Mobilität dazu, dass neue Angebotsformen entstehen, neue Marktteil- nehmer in den Markt treten sowie andere Unternehmen versuchen, diesen Markt mit neuen Dienst- leistungen für sich zu erschließen. Dies führt zu einer großen Flexibilität in der Mobilität für Einzel- personen, während es gleichzeitig immer schwerer wird, Mobilität für jede Bürgerin und jeden Bür- ger als Teil der Daseinsvorsorge kostengünstig anzubieten.1 Neue Angebotsformen anzubieten, um im Wettbewerb Idealfall ad hoc bereitgestellt. im Verkehrsmarkt überhaupt noch bestehen Neben der bereits aktuell mögli entwickeln sich zu können. chen automatisierten dynami schen Routenplanung wird pers Digitalisierung und Vernetzung Wer sich heute auf einen Weg pektivisch die Kombination von sowie neue Mobilitätsformen, die begibt, steigt oft entweder ins DRT mit fahrerlosen Fahrzeugen insbesondere Shared Mobility und Auto oder begibt sich zu einer möglich sein. On-Demand-Dienste beinhalten Haltestelle. Die Digitalisierung und eine stärkere Individualisie schafft neue Möglichkeiten des Diese beschriebenen flexiblen rung der Mobilität ermöglichen, algorithmenbasierten Matchings Angebote stellen eine Herausfor stellen laut einiger Expert*innen von Verkehrsangebot und -nach derung dar und bedeuten auch, die großen Trends im Nahverkehr frage. Durch die Bündelung zeit dass Verkehr kaum mehr planbar dar (Frisch 2017; Wittmer und lich und räumlich korrespondie ist, da neben dem öffentlichen Linden 2018; Heß und Polst 2017). render Fahrtwünsche werden und dem Individualverkehr zu Auch in anderen Lebensbereichen dynamische Routen errechnet, sätzliche Spielarten mit unter ändern sich Nutzungsgewohnheiten die es den Fahrgästen möglich schiedlichsten Fahrzeugen und durch die Möglichkeiten digitaler machen, ihre Mobilitätsbedürfnisse Mobilitätsplattformen entstehen, Dienste wie z. B. Spotify, Foodora haltestellenunabhängig und zeit die auf jeweils eigenen Algorith oder booking.com (Viergutz und lich flexibel zu erfüllen (Viergutz men basieren. Brinkmann 2018). Das Geschäfts 2019). Möglich wird dies mithilfe modell dahinter liegt in der Bereit echtzeitbasierter Informations- Herausforderungen stellung einer digitalen Plattform und Kommunikationssysteme, die in der Fläche zur Vermittlung zwischen Anbieter mit dem Begriff „Demand-respon und Kund*innen. Dabei gilt: Je sive Transport“ (DRT) beschrie Im Rahmen der Untersuchung stärker die Plattform ist, die sich ben werden. Sie bieten im Sinne „Mobilität in Deutschland“ (MiD) zwischen Anbieter und Kund*in einer „Mobility as a Service“ eine wurde 2018 erneut festgestellt, nen als Vermittler schiebt, desto hohe Servicequalität und kombi dass das Bedürfnis nach Mobilität geringer wird der Einfluss des nieren die Vorteile individueller unabhängig von der Raumstruk eigentlichen Anbieters auf die und öffentlicher Mobilität. Von tur gleichbleibend hoch ist. Dabei Gestaltung des Angebots und herkömmlichen Rufbussystemen wird der öffentliche Nahverkehr desto größer wird der Zwang unterscheiden sich DRT durch in seiner Aufgabe, die Mobilität auch für andere Anbieter, eben ihren deutlich höheren Sponta- der Menschen auch im ländlichen falls auf der Plattform Dienste neitätsgrad. Fahrten werden im Raum sicherzustellen, zzt. vor Foto: privat Foto: privat Kathrin Karola Viergutz Dr. Christian Langhagen-Rohrbach Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut Leiter des Referates Mobilität, Logistik, Binnen für Verkehrssystemtechnik des Deutschen schifffahrt, Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. Energie, Verkehr und Wohnen, Wiesbaden (DLR), Braunschweig christian.langhagen-rohrbach@ Kathrin.Viergutz@dlr.de wirtschaft.hessen.de www.dlr.de www.wirtschaft.hessen.de 1 Gekürzte Fassung des Beitrages „Mobilität und Digitalisierung“. In: Spellerberg, Annette (Hrsg.): Digitalisierung in ländlichen und verdichteten Räumen. Hannover 2021, S. 102 –113 = Arbeitsberichte der ARL 31. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0156-43189; CC_BY_SA 4.0 International, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de | ASG | Ländlicher Raum | 03/2021 |
14 Digitalisierung in ländlichen Räumen immense Herausforderungen ge die Vertragslaufzeiten oft bei Foto © Tada Images / adobe.stock.com stellt. Flexiblen, bedarfsgesteuer mehreren Jahren, bei Schienen ten Bedienformen wird großes fahrzeugen werden oft Jahrzehnte Potenzial zugesprochen, konven angesetzt. Während in den Städten tionelle Linienverkehre in dispersen häufig der Stadtwerke-Verbund Räumen zu ersetzen und somit auflaufende Defizite aus dem einerseits im Sinne der Daseins ÖPNV mit Gewinnen aus anderen vorsorge ein Grundangebot an Sparten auffängt, besteht diese öffentlicher Mobilität zu gewähr Möglichkeit in ländlicher gepräg leisten und andererseits zu einer ten Regionen nicht. ÖPNV erfor Verbesserung der Kostendeckung dert zunächst hohe Anfangsinves beizutragen (Enoch et al. 2004). titionen und verursacht anschlie seinem Börsengang im Herbst ßend hohe Betriebskosten, die 2018 eine Marktkapitalisierung Auch im urbanen Raum mit einem nur z. T. aus Fahrgeldeinnahmen von 120 Mrd. US-Dollar erreichte guten Angebot an Linienverkehr gedeckt werden. – das entspricht dem Wert der und hohen Taktdichten steigt die Automobilkonzerne GM, Ford und Nachfrage nach flexiblen Mobili Neue Marktstrukturen FiatChrysler (ManagerMagazin tätskonzepten. Daher erlebt der entstehen 2018) und illustriert die mit dem öffentliche Verkehr derzeit eine Geschäftsmodell des Unterneh Verschiebung von einem durch Diesen klassischen Strukturen mens (und digitalisierten Mobilitäts Fahr- und Linienpläne sowie feste im Verkehrsmarkt des ÖPNV dienstleistungen allgemein) ver Haltestellen definierten angebots stehen hochdynamische neue bundene Gewinnerwartung. Die orientierten, aber als starr emp Angebote gegenüber, die in vie Kleinstadt Innisfil im kanadischen fundenen Betrieb hin zu einem len Fällen gerade diese hohen Ontario verzichtet z. B. seit 2016 flexiblen, individuell abrufbaren Anfangsinvestitionen durch die auf Busse und sonstige öffentliche nachfrageorientierten Verkehrs geschickte Nutzung vorhandener Verkehrsmittel und bietet den Be system. Fahrzeuge und Infrastruktur ver wohner*innen stattdessen Fahr meiden. Der digitale Wandel be ten mit Uber als Mobilitätsmög In urbanen Zentren ist das Ver ruht auf der Digitalisierung von lichkeit sowie ergänzend Taxis für ständnis der Mobilität als Daseins Wertschöpfungsketten, der Ent die barrierefreie Beförderung an. vorsorge noch heute in vielen stehung neuer Märkte und im Damit sind alle Fahrten in Innisfil Städten erkennbar. So finden sich Aufkommen plattformbasierter on demand (Innisfil 2017). Verkehrsbetriebe häufig unter Geschäftsmodelle (Lütjens et al. einem organisatorischen wie ge 2018). Beispiele dafür sind das Gleichzeitig ändert sich auch die sellschaftsrechtlichen Dach der Ridesharing, bei dem bei Privat Marktstruktur: Die beiden „Blöcke“ Stadtwerke mit anderen Funktio personen vorhandene Fahrzeuge Individualverkehr und ÖPNV ver nen der Daseinsvorsorge wie der auf bekannten Strecken mithilfe schmelzen zusehends, drängen Strom-, Gas-, Fernwärme- und von (Internet-)Plattformen mit doch immer mehr „Player“ wie Wasserversorgung, der Abwas Personen, die eine Mitfahrgelegen Automobilkonzerne in den Mobili ser- oder Müllentsorgung. Die heit suchen, verknüpft werden, tätsmarkt hinein. Moovel ist nicht Verkehrsleistungen wiederum sowie das Peer-to-Peer-Carsharing, nur der Betreiber von ShareNow, werden im engen Rahmen er bei dem ungenutzte Privat-Pkw einem der weltgrößten Anbieter bracht, den das deutsche Perso mit potenziellen Mieter*innen ver von Free-Floating-Carsharing, nenbeförderungsgesetz (PBefG), bunden werden. Auch Modelle sondern betreibt darüber hinaus das nebenbei auch den Taxi- und wie Uber sind hier zu nennen, die auch eine eigene multimodale Mietwagenmarkt reguliert und Plan vorhandene Fahrzeuge samt Plattform. MOIA ist nicht nur ein feststellungsverfahren normiert, Fahrer*innen in taxiähnlichen nachfrageorientiertes Mobilitäts absteckt. Die Genehmigungen Verkehren nutzen, ohne dabei an angebot von VW, sondern auch nach PBefG geben sehr genau die Regeln des Gewerbes (Taxi der Versuch, mittel- bis langfristig vor, welches Fahrzeug wo in wel konzession, Ortskundeprüfung Wertschöpfung durch neue Mobi cher Taktung zu verkehren hat. etc.) gebunden zu sein. litätsdienstleistungen im Konzern Selbst wenn einzelne Bündel im zu halten. Softwarekonzerne ent Bus- und seltener auch Bahn Wie groß der Druck ist, der auf decken dieses Geschäftsfeld verkehr ausgeschrieben und von die traditionellen Anbieter ausge ebenfalls für sich. Für Nutzer*in Dritten erbracht werden, liegen übt wird, zeigt allein, dass Uber bei nen – oder Kund*innen – ist es | ASG | Ländlicher Raum | 03/2021 |
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