Genossenschaftlicher Genuss - aus Bayern - Das bayerische Genossenschaftsblatt 4 2017 - profil.bayern
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Profil_04-2017.qxp_0 Standardseite-3spaltig,qxd 24.03.17 11:56 Seite 1 Das bayerische Genossenschaftsblatt 4 • 2017 Genossenschaftlicher Genuss m i tte l Lebenasyern aus B
Profil_04-2017.qxp_0 Standardseite-3spaltig,qxd 24.03.17 11:56 Seite 2 Gepfl fleggt zu Haauuse – ten bin ich hhier. am liebste Sich heute um eine private Pflegee-Zusatzversicherung z u kümmer n, heißt, das Leben auch in n Zukunft genießen zu können. Unabhängig. Selbst bestimmt. Auch h in den eigenen vier Wänden. ä Lassen Sie sich jetzt beraten! Genossenschaftsbanken und diee Versicherungskammer Bayer n – ein starkes Team! Team!
Profil_04-2017.qxp_0 Standardseite-3spaltig,qxd 24.03.17 11:56 Seite 3 ...notiert IHR PLUS AN AUSGEZEICHNET. Florian Ernst Genussmittel von daheim Geht es ums Essen, fühlen sich immer mehr Verbraucher der Heimat verbun- den. Zwei von drei Deutschen erwerben mehrmals monatlich Nahrungsmittel aus ihrer Region, zeigen Studien. Und nicht nur das: Sie sind bereit, für heimische Kost mehr zu bezahlen. Konsumforscher, um starke Worte nie verlegen, sprechen vom „Megatrend Regionalität“. Bleibt man bei der Wortwahl, sind die Genossenschaften in Bayern als „Trend- setter“ zu bezeichnen. Schließlich tragen viele von ihnen schon seit Jahrzehnten dazu bei, dass den Konsumenten der Nachschub an regional erzeugten Nah- rungsmitteln nicht ausgeht. Sie stellen Milch, Käse, Joghurt und Eis her. Sie brauen Bier, keltern Wein, pressen Frucht- säfte. Sie bauen Gemüse an und produ- zieren Fleisch. Sie handeln mit Getreide, Hopfen oder Zuckerrüben. Kurzum: Die bayerischen Genossenschaften versorgen die Menschen im Freistaat mit Genuss- mitteln von daheim. In Zeiten, in denen Pangasiusfilets aus Vietnam und kernlose Weintrauben aus Peru um den Globus geflogen werden, sind solche Produkte gefragt. Viele Kon- sumenten entscheiden sich bewusst für die Nähe, für die Genossenschaften ste- hen. Denn Lebensmittel aus der Region stiften nicht nur Identität. Sie schmecken auch und verfügen oft über eine vorteil- hafte Ökobilanz. Was übrigens nicht heißt, dass Verbraucher auf Fisch und Früchte aus Übersee verzichten müssen. Die regionale Lebensmittelproduktion ist ein Milliardengeschäft. Das verleiht ihr nicht nur ökologische, sondern auch öko- nomische Relevanz. Kein Wunder also, dass der Einzelhandel immer mehr Re- galmeter mit regionalen Produkten be- füllt. Für Bayerns Genossenschaften ist www.ruv.de das eine Chance. Sie liefern hochwertige Lebensmittel und können wie kaum ein anderer Erzeuger über ihre regionalen Wurzeln Zeugnis ablegen. Diese Authen- tizität bietet ihnen im Wettbewerb ein nicht zu unterschätzendes Differenzie- | rungsmerkmal. Mehr dazu erfahren Sie in dieser „Profil“-Ausgabe.
Profil_04-2017.qxp_0 Standardseite-3spaltig,qxd 24.03.17 11:56 Seite 4 Inhalt Nachrichten Genossenschaftlicher Genuss 8 Politik-Ticker/Meldungen: Kreditgenossen fördern den Mittelstand/150 Euro pro Monat – frisch aus der Region Bayern sind fleißige Sparer/Bankkunden inte- ressieren sich für Videoberatung/Auszeichnung für Hagen/Spruch des Monats Foto: panthermedia.net/markusbeck7 9 Politik-Ticker/Meldungen: Milch: Bewährte Lieferstrukturen erhalten/Gutes Ergebnis: DZ Bank will Dividende anheben/Fast 100 neugegründete Genossenschaften/Neuer Foto: frank beer com/BaFin 50-Euro-Schein im Umlauf 10 Bilanzpressegespräch: Bayerns Volksbanken und Raiffeisenbanken verteidigen ihr Geschäfts- modell erfolgreich Titelthema 12 Regionalität: Genossenschaften produzieren und vertreiben seit Jahrzehnten hochwertige Die Deutschen schauen immer genauer hin, woher ihre Produkte Lebensmittel stammen. Dieser Trend wird in den kommenden Jahren noch zu- 14 Identität: Warum Verbraucher immer mehr auf die Herkunft von Essen und Trinken achten nehmen, sagen Experten. Das spielt den ländlichen Genossen- 15 Nachweis: Siegel garantieren die Herkunft von schaften im Freistaat in die Hände, die seit Jahrzehnten Lebens- Nahrungsmitteln mittel produzieren und vertreiben. Regionalität liegt schließlich 16 Markenzeichen: Bayerische Molkereien und in ihren Genen. Milch, Käse, Fleisch oder Gemüse: „Profil“ hat Sennereien punkten mit ihrer Regionalität sich auf die Suche nach genossenschaftlichem Genuss in Bayern 17 Gesundheit: Milchprodukte sind wertvoll gemacht und ist an vielen Orten fündig geworden. Fachleute und 18 Tierwohl: Zwei Genossenschaften vermarkten erfolgreich hochwertiges Fleisch Praktiker geben Auskunft, wie Genossenschaften vom Trend zur 20 Ökobilanz: Wer regionale Produkte kauft, Regionalität profitieren können. Seite 12 schont die Umwelt 21 Vertrieb: Viele Dorfläden verkaufen bewusst Lebensmittel aus der Umgebung Mehrwert für Kunde und Bank 22 „Hidden Champions“: Wie wichtig Genossen- Bankkunden erwarten, dass Serviceleistungen wie Adressände- schaften für die Lebensmittelproduktion sind, erklärt DRV-Hauptgeschäftsführer Henning rungen unmittelbar auf der Webseite umgesetzt werden kön- Ehlers nen. „One-and-done“ heißen solche fallabschließenden Pro- zesse in der Fachsprache. Im Rahmen des Strategieprojekts Kreditgenossenschaften „KundenFokus 2020“ werden die Volksbanken und Raiffeisen- 24 Proportionalität: BaFin-Exekutivdirektor banken zügig solche Arbeitsabläufe einführen. „Profil“ gibt Raimund Röseler spricht sich für mehr Verhält- einen Überblick über die geplanten Angebote und welchen Vor- nismäßigkeit in der Bankenregulierung aus teil sie Kunden und Bank bieten. Seite 28 26 Bürokratieabbau: Regulierungsanforderungen sollten das Geschäftsmodell von Kreditinstituten berücksichtigen, sagt der Europa-Abgeordnete Markus Ferber Die Ausnahmen von 10 H 28 KundenFokus 2020: Was nützen „One-and- Seit 2014 gilt in Bayern die 10 H-Regel. done“-Prozesse? Sie schreibt vor, dass der Abstand eines 30 Praktisch: Wie die VR meine Bank Fürth Neustadt Uffenheim Mitarbeitern und Kunden Windrads zur nächsten Wohnbebauung digitale Bankdienstleistungen näherbringt mindestens zehnmal so groß sein muss 31 Autoschalter: Die Volksbank Forchheim setzt wie die Anlage hoch ist. Kritiker werfen auf „Drive-In“-Geldautomaten der Staatsregierung vor, damit den Aus- 32 Raumkonzept I: Die Raiffeisenbank Straubing bau der Windkraft in Bayern lahmgelegt hat die neue Geschäftsstelle in Rain ganz auf ihr Motto „Banking dahoam“ ausgerichtet zu haben. Das weist Energieministerin 33 Raumkonzept II: Die Raiffeisenbank Ilse Aigner im Interview mit „Profil“ zu- Bad Kötzting macht mit der „Finanzlounge“ rück: 10 H lasse Ausnahmen zu. Um den Beratungstermine zum Erlebnis Ausbau der Windenergie zu unterstützen, stellt die Staatsregie- 34 Generationendorf: Die Volksbank Raiffeisen- bank Rosenheim-Chiemsee finanziert das rung den Kommunen mittlerweile umfangreiche Planungshil- Bauprojekt „Dahoam im Inntal“ fen für die Bauleitplanung zur Verfügung. Seite 36 4 Profil • 4. 2017
Profil_04-2017.qxp_0 Standardseite-3spaltig,qxd 24.03.17 11:56 Seite 5 Inhalt Röseler: Kleine und wenig Warengenossenschaften und komplexe Banken entlasten Dienstleistungsgenossenschaften 36 Windkraft: Die umstrittene 10 H-Regel lässt Ausnahmen zu, betont Energieministerin Ilse Aigner 38 Logistik: Wie Sanacorp Medikamente binnen Foto: panthermedia.net/markusbeck7 Stunden an Apotheken liefert 39 Gescannt: Die Datev beschleunigt mit Apps die Buchhaltung Foto: frank-beer.com/BaFin Verbund 40 Meldungen: Union Investment verwaltet Rekordsumme/VKB: Neuer Direktor für Kooperationssvertrieb/DG Hyp: Immobilien in der Region sind begehrt Pflegeversicherung: Die R+V unterstützt Banken bei Kundenveranstaltungen zur neuen Raimund Röseler leitet die Bankenaufsicht der Bundesanstalt Rechtslage für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Der Exekutivdirek- 42 agree21: Produkte und Daten der Allianz tor zeigt sich aufgeschlossen für eine differenzierte Regulierung, werden immer stärker in das Banksystem eingebunden die Regionalbanken entlastet. „Wir müssen eingestehen, dass die Möglichkeiten einer proportionalen Aufsicht innerhalb des Karriere bestehenden einheitlichen Regelwerks von CRR und CRD doch stark begrenzt sind“, sagt er im „Profil“-Interview. Er- 43 Fordernd: Teilnehmer berichten über ihre Erfahrungen im Führungskräfteseminar GBF leichterungen kann er sich insbesondere bei operativen Anfor- derungen vorstellen, etwa im Meldewesen: „Ob man nun wirk- Ratgeber lich alle Daten braucht, erscheint mir fraglich.“ Seite 24 44 Treueverhältnis: Die Förderung ihrer Mitglieder ist und bleibt Wesenskern von Genossenschaften Wie eine Kreditgenossenschaft 45 Partizipation: Die genossenschaftliche Rück- vergütung ist eine Alternative zur klassischen 280 Wohnungen finanziert Gewinnausschüttung Genogramm 48 Geno-Winterspiele: Hochstimmung in Oberst- dorf 50 Kleinhirtenprämie: Die Raiffeisenbank Kemp- ten-Oberallgäu fördert Kinder und Jugendliche, die im Sommer auf einer Alpe mitarbeiten 51 Genossenschaften: Veranstaltungen und Meldungen 54 Personalien: Geburtstage, Dienstjubiläen, Abschiede, Ehrennadeln Rubriken 3 …notiert: Genussmittel von daheim 7 Zustimmung: Bankenregulierung darf trag- fähige Geschäftsmodelle nicht gefährden 46 Kapitalmarktunion: Der Mittelstand setzt Auf dem Areal einer ehemaligen Kaserne in Brannenburg bevorzugt auf Bankkredite realisiert die Innzeit GmbH ihr Projekt „Dahoam im Inntal“. 47 Auf dem Radar: Wo der GVB für seine Geschäftsführer Rupert Voß schwebt ein dörfliches Miteinan- Mitglieder politisch Akzente setzt der für alle Generationen vor. Dazu werden 280 Wohnungen Umfrage des Monats: Würden Sie Drittanbie- tern Zugriff zu Ihren Kontodaten gewähren? plus Gemeinschaftseinrichtungen gebaut. Finanziert wird das 55 Stellenanzeigen/Bekanntmachungen Großprojekt von der Volksbank Raiffeisenbank Rosenheim- 58 …eine von uns: Die Institut für Hochschul- Chiemsee mit einem Mix aus langfristigen und kurzfristigen software Bamberg eG Darlehen. Seite 34 Impressum Profil • 4. 2017 5
Profil_04-2017.qxp_0 Standardseite-3spaltig,qxd 24.03.17 11:56 Seite 6 Für die Kinder die Größten sein. Aber als Pflegefall wird das Erbe immer kleiner? WEITERDENKEN & HANDELN Informieren Sie jetzt Ihre Kunden zu diesem wichtigen Thema! Genossenschaftsbanken und Allianz – ein starkes Team. Bayerische Allianz Dieselstraße 8 85774 Unterföhring Hoffentlich Allianz versichert. 04/2017 14:16:26
Profil_04-2017.qxp_0 Standardseite-3spaltig,qxd 24.03.17 11:56 Seite 7 u s t i m m u n g Z richt des E U Pa rl a m e nts: Europa b twortung raucht Jü rge n G ro s zum Jahresbe m e hr Eigenveran rä s id e n t ru n g u n d GVB-P nregulie e ve rh ä lt n is mäßige Banke ein Fundstelle: Dazu meine ich: Jahresbericht 2016 des Europäischen Parlaments zur Bankenunion, veröffentlicht am 15. Februar 2017 europa das Problem „Es wird Zeit, dass die Banken in Süd ments sind ein ihrer faulen Kredite lösen. Diese Engage die europäi- msen „Das Europäische Parlament ist der Ansicht, Risiko für die Finanzstabilität und bre es ist kein e Lös ung, den Berg an dass der Anteil an notleidenden Krediten unbe- sche Wirtschaft. Doch einschaft zu dingt reduziert werden muss; […] erkennt jedoch wackligen Kundenforderungen der Gem EU- Bad Bank sind des- auch an, dass eine endgültige Lösung ihre Zeit übergeben. Vorschläge für eine bestrafen Banken, brauchen wird; ist der Ansicht, dass bei allen Lö- halb inakzeptabel. Solche Konstrukte sungsvorschlägen berücksichtigt werden muss, ließ lich sind die aus- die solide gewirtschaftet haben. Sch woher die notleidenden Kredite stammen [und] h verteilt: In Ita- wie sie sich auf die Kapazität der Banken zur fallgefährdeten Kredite höchst ungleic end, in Deutschland Vergabe von Darlehen an die Realwirtschaft lien ist jedes sechste Darlehen notleid der Eigenver- auswirken […]; empfiehlt, dass die Kommission sind es lediglich drei von 100. Am Prinzip iken eingeht, r Ris die Mitgliedsstaaten unter anderem bei der Ein- antwortung führt kein Weg vorbei. We richtung von Vermögensverwaltungsgesellschaf- muss diese Risiken auch tra gen .” ten (oder „Bad Banks“) und einer verbesserten Überwachung unterstützt.“ (Punkt 1). „Der Sparerschutz in De utschland funktioniert. Er „Das Europäische Parlament fordert erneut eine gründet die Vertrauensba be- sis für Kunde und Kreditin dritte Säule, um die Bankenunion zu vollenden; tut. Warum sollten die ba sti- yerischen Volksbanken un verweist darauf, dass die Einlagensicherung ein Raiffeisenbanken dieses d bewährte System aufgebe gemeinsames Anliegen aller EU-Bürger ist; weist Allein schon wegen der Un n? wucht bei der Risikoverte darauf hin, dass derzeit innerhalb des Ausschus- darf es keine gemeinsam ilung e Ha ses über den Vorschlag für ein europäisches Ein- müssen die Mitgliedsstaat ftung geben. Stattdessen en lagenversicherungssystem (EDIS) beraten wird; nationalen Einlagensicher die Harmonisierung der unterstreicht, dass die Einführung des EDIS und ungssysteme fortsetzen, EU-Gesetzgeber 2014 ein die die die Debatten über dieses Vorhaben nicht dazu geleitet hatten. Das wäre richtige Weg. Eine Vergem der führen dürfen, dass in den Bemühungen um eine einschaftung der Einlage sicherungssysteme ist es n- verbesserte Umsetzung der Richtlinie über Ein- nicht.” lagensicherungssysteme nachgelassen wird.“ (Punkt 54 und 55) Recht eine trans- „Das Europäische Parlament fordert die EZB „Das EU-Parlament fordert völlig zu der ersten Stufe auf, Arbeiten an etwaigen weiteren Stufen von parentere Rechtsetzung der EZB. Bei das überhaupt nicht AnaCredit nur nach einer öffentlichen Konsulta- der Kreditdatenbank AnaCredit hat Kämmerlein neue tion unter umfassender Einbeziehung des Euro- geklappt: Die Notenbank hat im stillen päischen Parlaments und unter besonderer Be- tschaft und Meldepflichten beschlossen, die Realwir rücksichtigung des Grundsatzes der Verhältnis- bela sten. Das darf mäßigkeit zu beginnen.“ (Punkt 28). Banken mit zusätzlicher Bürokratie meh r Transparenz sich nicht wiederholen. Wir brauchen f AnaCredit nicht und Verhältnismäßigkeit. Deshalb dar beliebig ausge- an Parlament und Öffentlichkeit vorbei weitet werden.” Quelle: http://www.europarl.europa.eu/ Jürgen Gros twittert als @JGros_GVB Profil • 4. 2017 7
Profil_04-2017.qxp_0 Standardseite-3spaltig,qxd 24.03.17 11:56 Seite 8 Nachrichten Politik-Ticker ++ München++ Berlin++ Brüssel ++ ++ ++ ++ Bankgebühren: Die EU-Kommission will die Gebühren für Auslandsüber- weisungen begrenzen. Der bereits geltende Kostendeckel für Euro-Über- weisungen soll auf Zahlungen in den übrigen EU-Währungen ausgeweitet werden. Das schlägt die Brüsseler Behörde in einem Aktionsplan zu Ver- braucherfinanzen vor. Außerdem sol- len die Kosten für Kartenzahlungen oder Geldabheben im EU-Ausland sinken, indem die Transparenz der Umrechnungskurse erhöht wird. Ent- Kreditgenossen fördern den Mittelstand sprechende Gesetzesvorschläge wird Die bayerischen Volksbanken und Raiff- standsvorsitzende der Förderbank, Otto die EU-Kommission bis Mitte 2018 eisenbanken sind ein starker Partner des Beierl. GVB-Präsident Jürgen Gros er- vorlegen. Der GVB sieht Eingriffe in Mittelstands: Im vergangenen Jahr ha- gänzte: „Gemeinsam mit der LfA schaf- die Preisgestaltung von Unternehmen ben sie knapp 3.000 Förderkredite der fen die Kreditgenossenschaften den Nähr- aus ordnungspolitischen Erwägungen LfA Förderbank Bayern in Höhe von boden für Beschäftigung und Wachstum rund 470 Millionen Euro an Unterneh- im Freistaat.“ Sie sorgten dafür, dass die heraus kritisch. men vermittelt. „Unsere Kooperation ist Fördermittel an der richtigen Stelle an- ein Erfolgsmodell für den bayerischen kommen – bei den kleinen und mittleren | ++ ++ ++ Mittelstand“, kommentierte der Vor- Unternehmen. Finanzaufsicht: Der Umzug der bisher in London angesiedelten EU-Banken- aufsicht EBA könnte zu einer Neu- 150 Euro pro Monat – Bayern sind fleißige Sparer ordnung des europäischen Finanz- Bayern hat sich zum Musterland für Spa- der Freistaat im bundesdeutschen Ver- aufsichtssystems führen. Es wird rer entwickelt. Laut einer repräsentativen gleich an der Spitze. Mehr als die Hälfte erwogen, die EBA mit der Frankfur- Studie im Auftrag von Union Investment der Bayern besitzen ein Sparbuch, mehr legen fast zwei Drittel der Einwohner mo- als ein Drittel setzt auch auf Wertpapiere ter Versicherungsaufsicht EIOPA zu natlich mehr als 150 Euro zurück. Nur in und Fondsanlagen. Jeder dritte Bürger im verschmelzen. Unterdessen mahnt Hessen ist dieser Anteil noch höher. An- Freistaat gibt darüber hinaus an, über pro- der Wirtschaftsausschuss im EU- nähernd 60 Prozent besitzen ein Sparver- fundes Wissen zu Sparprodukten zu ver- Parlament, die EBA müsse die Ver- mögen von über 10.000 Euro. Damit liegt fügen. | hältnismäßigkeit der Regulierung fördern und die Besonderheiten der Bankkunden interessieren sich für Videoberatung nationalen Bankenmärkte berück- sichtigen. Aus Sicht des GVB muss Bankberatung per Video: Kommt das für wichtige Entscheidungen wie den Kauf ei- die Aufsichtszuständigkeit für Re- Sie infrage? Das wollte „Profil“ in seiner ner Wohnung aber lieber vor Ort. Ein März-Umfrage wissen. Ein Viertel der knappes Drittel kann sich mit Videobera- gionalbanken bei den nationalen Be- Teilnehmer stehen diesem neuen Bera- tung noch nicht anfreunden und hörden liegen. tungsweg uneingeschränkt aufgeschlossen setzt in Geldangelegenheiten gegenüber. 43 Prozent können sich Vi- weiterhin auf ein Gespräch in | ++ ++ ++ deoberatung fallweise vorstellen, klären der Geschäftsstelle. Immobilienfinanzierung: Die misslun- gene Umsetzung der EU-Wohnimmo- Auszeichnung für Hagen bilienkreditrichtlinie in Deutschland Louis Hagen, Vorstandsvorsitzender der Spruch des Monats wird nachgebessert. Die überzogen strengen Vorschriften werden dem MünchenerHyp und Präsident des Ver- bands deutscher Pfandbriefbanken, ist „Wir haben keine Blase, wir wollen europäischen Niveau angepasst und keine Blase, und wir wollen keine von der Fachjury des „immobilienmana- damit die Vergabe von Bau- und Re- ger Award“ zum „Kopf des Jahres“ ge- Blase herbeireden.“ novierungsdarlehen erleichtert. Auch wählt worden. Die Jury begründete die Immobilienverzehrkredite sollen Ban- Entscheidung unter anderem mit der Stephan Rabe, Geschäftsführer des ken in Zukunft wieder ausreichen erfolgreichen Entwicklung der Münche- | Zentralen Immobilien Ausschusses dürfen. Der GVB hatte sich vehement nerHyp. 8 Profil • 4. 2017
Profil_04-2017.qxp_0 Standardseite-3spaltig,qxd 24.03.17 11:56 Seite 9 Nachrichten Milch: Bewährte Lieferstrukturen erhalten Politik-Ticker Der GVB hat mit Unverständnis auf Vor- ++ ++ ++ schläge des Bundeskartellamts für die Ausgestaltung der Lieferbeziehungen von für eine zügige Gesetzeskorrektur Milcherzeugern und Molkereien reagiert. eingesetzt. „Die Empfehlungen werden den Heraus- ++ ++ ++ forderungen des Markts nicht gerecht und schwächen ohne Not etablierte Struktu- Anlageberatung I: Die Regierungs- ren“, kritisierte GVB-Präsident Jürgen fraktionen im Bundestag wollen die Gros. Die Milcherzeuger gestalteten als Bürokratie in der Anlageberatung ab- Eigentümer der Genossenschaftsmolke- bauen. Wer seine Ersparnisse in Ak- reien die Vertragsbeziehungen in einem fehlungen ein problematischer Eingriff in tien anlegt, soll künftig durch ein demokratischen Prozess und entwickel- genossenschaftliche Strukturen, die auf ten sie im Sinne von Transparenz und Pla- den Grundsätzen der Selbstverantwor- standardisiertes Informationsblatt nungssicherheit stetig weiter. Gros: „Das tung, Selbstbestimmung und Selbstver- über den Produkttyp „Aktie“ infor- hat sich bewährt. Deshalb sind die Emp- waltung basieren.“ | miert werden. Bisher müssen Finanz- dienstleister in Deutschland ihren Gutes Ergebnis: DZ Bank will Dividende anheben Kunden dagegen für jeden Einzeltitel ein eigenes Informationsblatt aus- Die DZ Bank hat mit einem vorläufigen onsprozess haben wir gute Fortschritte händigen. Dies verursacht einen Ergebnis vor Steuern in Höhe von 2,2 bei der Integration der Bank gemacht. enormen Aufwand. Gleichzeitig geht Milliarden Euro ihr Jahreziel für 2016 er- Zugleich haben wir mit der guten Ent- reicht. Dazu haben die gute Entwicklung wicklung im Kundengeschäft unsere hohe die deutsche Regelung über EU-Vor- im Kundengeschäft sowie positive Be- innere Ertragskraft unter Beweis gestellt, gaben hinaus. Der GVB hatte dies in wertungseffekte aus der Fusion mit der die wir erneut auch zur Dividendenanhe- der Vergangenheit vielfach kritisiert WGZ Bank beigetragen. „Nach einem zü- bung nutzen wollen“, sagte Vorstandschef und befürwortet die Pläne zur Verein- gig und geräuschlos absolvierten Fusi- Wolfgang Kirsch. | fachung der Anlageberatung. ++ ++ ++ Fast 100 neugegründete Genossenschaften Anlageberatung II: Die Bundesregie- Der Deutsche Genossenschafts- und dungstrend. Die Spanne reicht dabei von rung hält am Nebeneinander unter- Raiffeisenverband (DGRV) hat vergan- der Software-Entwicklung über betriebli- genes Jahr 95 neue Genossenschaften un- ches Gesundheitsmanagement bis zur schiedlicher Vergütungsmodelle in ter seinem Dach registriert. Sie wurden Energieberatung. Im Bereich der erneu- der Anlageberatung fest. In einer Ant- von rund 2.000 Menschen gegründet. erbaren Energien sind die Gründungs- wort auf eine parlamentarische An- Dem GVB traten im gleichen Zeitraum zahlen rückläufig. Der DGRV führt das frage der Grünen erklärt die Regie- 13 neue Genossenschaften bei. Bundes- auf Sättigungstendenzen und die regula- rung, auf diese Weise allen Anlegern weit liegen Dienstleistungen im Grün- torischen Rahmenbedingungen zurück.| den Zugang zum Kapitalmarkt offen- halten zu wollen. Der GVB unterstützt diese Linie. ++ ++ ++ Erneuerbare Energie: Die EU-Kom- mission soll die Förderung von Bür- gerenergieprojekten („Community Energy“) forcieren. Zu diesem Ergeb- nis kommt eine kürzlich veröffent- Foto: EZB lichte Studie im Auftrag der Behörde, welche Gestaltungsmöglichkeiten für den Ausbau der erneuerbaren Ener- Neuer 50-Euro-Schein im Umlauf gien bis 2030 untersucht. Für ge- meinschaftlich finanzierte Projekte Die Familie der neuen Euro-Banknoten 8 Milliarden umlaufenden Exemplaren die wie Energiegenossenschaften solle bekommt Zuwachs: Seit Anfang April am häufigsten genutzte Stückelung im bringen die Notenbanken des Eurosys- Euro-Raum und bei Fälschern beliebt. der Zugang zu Fördermitteln erleich- tems den 50-Euro-Schein der sogenannten Nach drei Monaten werden laut Bundes- tert und der Verwaltungsaufwand ver- „Europa-Serie“ in Umlauf. Insgesamt wer- bank mehr neue als alte 50er in Umlauf ringert werden. den 5,4 Milliarden dieser Geldnoten aus- sein. Neue 100- und 200-Euro-Noten sol- ++ ++ ++ gegeben. Sie wiegen zusammen rund 5.400 len Ende 2018 folgen. Parallel dazu wird Tonnen. Die 50-Euro-Note ist mit mehr als die Ausgabe der 500er eingestellt. | ++München++Berlin++Brüssel++ Profil • 4. 2017 9
Profil_04-2017.qxp_0 Standardseite-3spaltig,qxd 24.03.17 11:56 Seite 10 Nachrichten Pressestimmen Das Geschäftsmodell » Wie der Nullzins die Volksbanken trifft erfolgreich verteidigt (...) Wenn der Genossenschaftsverband Bayern heute (…) die Geschäftszahlen 2016 vorlegt, werden Bayerns Volksbanken und Raiffeisenbanken sind auch 2016 gewachsen. dies aus Sicht von Gros „Erfolgszahlen“ sein: Im Kreditgeschäft mit dem Mittelstand hätten die In- Sie haben deutlich mehr Kredite vergeben und ihr Eigenkapital gestärkt. stitute ihren Marktanteil von mehr als 19 Prozent Sie gehören zu den stabilsten Instituten in Europa. verteidigt und in dem Schlüsselsegment so viele neue Kredite vergeben wie noch nie. « Augsburger Allgemeine • 9. 3. 2017 D as Jahr 2016 war geprägt von der Verteidigung des Geschäftsmodells gegen wirtschaftliche, regulatorische und stieg um 5,0 Prozent auf 120 Milliarden Euro. Inklusive der bei Verbundpartnern abgeschlossenen Geldanlagen beträgt » Trotz Draghi-Effekt: Genossenschafts- politische Herausforderungen. Dieses das Volumen sogar 192,1 Milliarden banken steigern Ergebnis Resümee zog GVB-Präsident Jürgen Euro – das ist mehr als das Dreifache Von einem „ordentlichen Ergebnis“ sprach Jürgen Gros beim Bilanzpressegespräch der des bayerischen Staatshaushalts. Doch Gros, Präsident des Genossenschaftsverbands Bay- ern, als er (...) die Bilanzen der 260 Volks- und Raiff- bayerischen Volksbanken und Raiffei- der hohe Einlagenzufluss löst bei vie- eisenbanken im Freistaat für 2016 vorstellte. (...) Ihr senbanken in München. Dennoch sind len Banken keine Freude mehr aus: Vorsteuerergebnis stieg leicht (...) auf 1,459 Milliar- den Euro. Und das ist angesichts des „extrem her- die Kreditgenossenschaften im Freistaat Denn den Instituten fällt es angesichts ausfordernden Umfelds“ (Gros) durch die EZB-Zins- gewachsen. Für diese Leistung zollte der von Mario Draghis Niedrigzinspolitik politik bemerkenswert. Allein mit 227 Millionen Euro GVB-Präsident den Kreditgenossen- immer schwerer, mit den Einlagen bei beziffert Gros den (...) „Draghi-Effekt“, das Geld, das die Banken an Zinsüberschuss einbüßten. « schaften angesichts niedriger Zinsen und vertretbarem Risiko eine angemessene Münchner Merkur • 10. 3. 2017 hoher regulatorischer Anforderungen Rendite zu erwirtschaften, wie der GVB- Respekt: „Das Bankgeschäft ist so Präsident vor den Journalisten deutlich schwer wie nie zuvor. Doch trotz der machte. widrigen Rahmenbedingungen haben » Kreditgenossen hadern mit Draghi die rund 33.000 Mitarbeiter und ihre „Draghi-Effekt“ belastet Ergebnis (...) Im vorigen Jahr steigerten die Verbundmitglie- der die Darlehen um gut 5 Prozent auf über 91 Mil- Vorstände die Ärmel hochgekrempelt Der „Draghi-Effekt“ belastet die Volks- liarden Euro. Die Bilanzsumme kletterte (...) auf 154 und die Institute auf Wachstumskurs ge- banken und Raiffeisenbanken in Bayern Milliarden Euro. Die erwirtschafteten Überschüsse halten“, sagte Gros vor den Journalisten. massiv. Er verminderte das Zinsergebnis nutzt die Gruppe dazu, ihr Eigenkapitalpolster zu stärken. Dieses wuchs 2016 um 0,7 Milliarden auf Die Bilanzsumme der 260 bayerischen um rund 227 Millionen Euro. Etwa zwei 15,9 Milliarden Euro. „Wir sind hier gut aufgestellt“, Volksbanken und Raiffeisenbanken Drittel davon glichen die Institute durch folgerte Gros. Die Eigenkapitalrendite des Verbunds liege mit 10 Prozent weit über dem bundesweiten stieg um 5,2 Prozent auf 153,5 Milliarden das Wachstum im Kreditgeschäft aus. Durchschnitt von 5 bis 6 Prozent. « Euro. Außerdem stärkten sie ihre Kapi- Unter dem Strich sank der Zinsüber- Börsen-Zeitung • 10. 3. 2017 talbasis um 4,8 Prozent auf einen neuen schuss im Jahr 2016 dennoch um 85 Mil- Höchstwert von 15,9 Milliarden Euro. lionen Euro auf knapp 3,1 Milliarden Damit haben die Institute ihr Eigenkapi- Euro. Zwar legte das Provisionsergebnis tal innerhalb von zehn Jahren nahezu um 30 Millionen Euro auf 953 Millionen » Öfter Strafzinsen für vermögende Kunden verdoppelt und zählen zu den stabilsten Euro zu. Doch das reichte nicht, um das Angesichts der Zinsflaute müssen sich vermögende Kunden auch bei den bayerischen Volks- und Raiff- Bankengruppen Europas (siehe Grafik). rückläufige Zinsergebnis auszugleichen. eisenbanken zunehmend auf Strafzinsen einstellen. „Wer heute im Markt bestehen will, der Schon jetzt erhöben viele Institute bei Firmenkun- So viele Firmenkredite wie nie ist zu Wachstum verdammt“, kommen- den mit sechsstelligen oder höheren Einlagen ent- sprechend Negativzinsen, wie (...) Jürgen Gros (...) Der Bestand an ausgereichten Krediten tierte Gros die Entwicklung. sagte. (...) „Wenn Wettbewerber verstärkt Negativ- wuchs 2016 deutlich um 5,1 Prozent auf Das Gesamtergebnis vor Steuern be- zinsen berechnen, müssen auch Volksbanken und Raiffeisenbanken im Freistaat vermehrt über eine 91,2 Milliarden Euro. Mit einem Plus von läuft sich auf 1,46 Milliarden Euro. Der Anpassung ihrer Konditionen nachdenken“ (...). « 2,2 Milliarden Euro auf 43,1 Milliarden Ergebnisanstieg um 8,2 Prozent im Ver- Die Welt • 10. 3. 2017 Euro verzeichneten die bayerischen gleich zu 2015 geht im Wesentlichen auf Volksbanken und Raiffeisenbanken im niedrigere Abschreibungen auf Wertpa- Kreditgeschäft mit Firmenkunden die pierbestände zurück. So fielen die Wert- höchste jemals erzielte Bestandszu- berichtigungen zuzüglich des Saldos der » Eine der stabilsten Bankengruppen Europas nahme an Krediten. Die Kreditvergabe sonstigen sowie außerordentlichen Er- (...) trotz des schwierigen Umfelds (...) haben die an Privatkunden stieg um 4,8 Prozent auf bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken (...) 45 Milliarden Euro. „Ohne die Brems- ihren Wachstumskurs fortgesetzt. (...) „Das Jahr Alle Unterlagen zum Geschäftsjahr 2016 war geprägt von der Verteidigung des Ge- effekte durch die missglückte Umset- 2016 der bayerischen Volksbanken schäftsmodells der Regionalbanken gegen wirt- zung der Wohnimmobilienkreditrichtli- und Raiffeisenbanken: schaftliche und politische Herausforderungen“, machte Gros deutlich. (...) „Die Institute haben ihre nie hätte die Kreditvergabe wohl noch www.gv-bayern.de/presse Marktstellung durch harte Arbeit behauptet und ihre stärker zugelegt“, hob Gros hervor. Videomitschnitt des Bilanzpresse- Bilanzen durch den Aufbau zusätzlicher Kapitalpuf- fer gestärkt. (...)“ « Auch bei den Kundeneinlagen ver- gesprächs (nur für GVB-Mitglieder): Bayerische Staatszeitung • 17. 3. 2017 zeichneten die Kreditgenossenschaften www.gv-bayern.de (Softlink gvb01031 einen hohen Zuwachs: Das Volumen in das Suchfeld eingeben). 10 Profil • 4. 2017
Profil_04-2017.qxp_0 Standardseite-3spaltig,qxd 24.03.17 11:56 Seite 11 Nachrichten Pressestimmen » Welche Banken von unverhältnismäßiger Bürokratie entlastet werden sollten (von Jürgen Gros) (...) Was ist eine Regionalbank? Den Begriff nur an der Institutsgröße auszurichten, greift zu kurz. (...) Der Genossenschaftsverband Bayern (GVB) stellt deshalb ein einfaches Konzept zur Diskussion (...). (...) es identifiziert zielgenau diejenigen Institute, von denen aufgrund ihres Profils hinsichtlich Risiko, Größe, Geschäftsmodell, Komplexität und Vernet- zung keine systemischen Gefahren ausgehen. Diese – und nur diese – Institute sollten im Rahmen der Anpassung von Basel III von den Melde- und Offen- legungspflichten befreit werden. « Bank intern • 6. 3. 2017 Bilanzpressegespräch der bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken: GVB-Präsident Jürgen Gros (li.) und Vorstandsmitglied Alexander Büchel stellten in München die Geschäftszahlen vor. » „Das Bankgeschäft wird immer schwieriger“ (...) Gros: (...) Unsere Vorschläge und Positionen Eigenkapital verdoppelt, Stabilität erhöht bleiben (...) nicht ungehört. Es ist zum Beispiel ein 15,2 15,9 Erfolg, dass die Europäische Kommission kürzlich 15 14,1 14,4 angeregt hat, kleinere Banken von überflüssigen 11,8 12,8 Melde- und Offenlegungspflichten zu befreien. Das 9,9 10,8 zeigt doch, dass es ein zunehmendes Verständnis 9,0 9,6 10 8,4 für die Bedeutung von Regionalbanken gibt. « Straubinger Tagblatt • 18. 3. 2017 5 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 » Kartellamt hat Molkereien im Visier in Milliarden Euro, jeweils zum 31. Dezember Das Bundeskartellamt hat (…) ein Sachstandspapier zu seinem Verwaltungsverfahren zu Milch-Lieferbe- dingungen veröffentlicht. (...) „Die Empfehlungen träge und Aufwendungen mit 45 Millio- „Deutschland bleibt 2017 im Zinstief des Kartellamts sind ein problematischer Eingriff in nen Euro insgesamt positiv aus, während gefangen“, sagte Gros mit Blick auf das die genossenschaftlichen Strukturen, die auf den sich 2015 Belastungen in Höhe von 127 laufende Jahr. Die Genossenschaftsban- Grundsätzen der Selbstverantwortung, Selbstbe- stimmung und Selbstverwaltung basieren“, ergänzt Millionen Euro ergeben hatten. ken in Bayern stellen sich daher auf ei- Jürgen Gros (…). « Um in der Niedrigzinsphase ihre Stabi- nen weiteren Rückgang des Zinsergeb- Bayerisches Landwirtschaftliches lität langfristig zu sichern, erschließen nisses um 180 Millionen Euro im laufen- Wochenblatt • 17. 3. 2017 die Kreditgenossenschaften im Freistaat den Jahr ein. Zudem belasten jährliche nicht nur zusätzliche Marktpotenziale. Bürokratiekosten in Höhe von 138 Mil- Sie arbeiten auch intensiv daran, ihre lionen Euro die Institute. Gros forderte Kostenstruktur zu verbessern. So legte deshalb eine Entlastung der Kreditge- » Starker Partner im Fördergeschäft (...) Die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenban- die Bilanzsumme um 5,2 Prozent zu, nossenschaften von unverhältnismäßiger ken haben in 2016 rund 470 Millionen Euro an För- während die Betriebskosten vergange- Regulierung: „Die oft undifferenzierten derkrediten der LfA Förderbank Bayern zugesagt. (...) nes Jahr nur um 0,3 Prozent auf gut bürokratischen Auflagen strapazieren „Die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken als Hausbanken vieler Mittelständler tragen maß- 2,6 Milliarden Euro stiegen. „Die Ban- insbesondere die in der Mittelstandsfi- geblich dazu bei, dass die Fördermittel an der richti- ken sind deutlich effizienter geworden“, nanzierung starken Regionalbanken und gen Stelle ankommen: bei den kleinen und mittleren Unternehmen in Bayern (...)“, betonte Gros. « sagte Gros. Zudem investierten die Insti- gefährden damit die funktionierende Bayerische Staatszeitung • 17. 3. 2017 tute 273 Millionen Euro unter anderem Kreditversorgung der Unternehmen.“ in die Modernisierung von Standorten Der GVB begrüßt deshalb, dass die oder den Ausbau digitaler Leistungen. EU-Kommission im Rahmen der No- velle der Eigenkapital- und Liquiditäts- Bürokratiebremse für Banken regeln kleinere Banken von überzoge- » Eigenverantwortung statt europäische „Bad Bank“ Mit diesen Weichenstellungen haben die nen Melde- und Offenlegungspflichten Der „dringend notwendige“ Abbau fauler Kredite in bayerischen Volksbanken und Raiffei- befreien will. Der Verband macht sich je- den Büchern vieler südeuropäischer Banken dürfe nicht auf Kosten der Steuerzahler anderer Länder senbanken ihre gute Marktposition ge- doch dafür stark, die Intensität der Re- erfolgen. Dafür spricht sich Jürgen Gros (...) aus. festigt. Auch der seit acht Jahren unge- gulierung nicht allein an der Bankgröße Den Vorschlag der europäischen Bankenaufsichts- behörde EBA, eine EU-weit tätige Abwicklungsbank brochene Mitgliederzuwachs zeigt das auszurichten. Gros stellte den Medien- (...) für ausfallgefährdete Kreditengagements aufzu- Vertrauen in die Institute: Die Zahl vertretern ein Konzept vor, das auch das bauen, sieht Gros kritisch. (...) „Wer Risiken eingeht, der Anteilseigner stieg im vergange- Geschäftsmodell, die Komplexität und muss diese Risiken auch tragen. Dieser Grundsatz muss für alle Banken in Europa gelten“ (...). « nen Jahr um rund 22.000 auf rund 2,67 die Vernetzung von Banken berücksich- tigt (siehe „Profil“ 3/2017, Seite 30). fc | Genossenschaftliche Allgemeine • 9. 3. 2017 Millionen. Profil • 4. 2017 11
Profil_04-2017.qxp_0 Standardseite-3spaltig,qxd 24.03.17 11:56 Seite 12 Schinken, Wein, Brot: Im Freistaat sorgen viele Genossenschaften für Genuss, indem sie hochwertige Lebensmittel herstellen oder Zutaten beisteuern. Genossenschaft im Einkaufswagen Immer mehr Verbraucher bevorzugen heimische Kost. Von diesem Trend profitieren viele ländliche Genossenschaften im Freistaat. Sie produzieren und vertreiben seit Jahrzehnten Lebensmittel aus der Region. M it Alfons Schuhbeck fing alles an: Als der populäre Fernsehkoch 1989 „Das neue bayrische Kochbuch“ counter haben regionale Vermarktungs- konzepte entwickelt, mit Herkunftssi- cherung und Rückverfolgbarkeit der Weiter geht es mit der genossenschaft- lichen Einkaufstour. Darf’s zum Abend- essen ein saftiges Gulasch oder ein veröffentlichte, lernten die Verbraucher Produkte bis zum Verbraucher. „In Zei- Schweinebraten sein? Gut möglich, dass regionale Produkte zu schätzen. „In dem ten von Globalisierung, Konzentration das Fleisch von einer bayerischen Vieh- Buch standen Gerichte mit Zutaten aus und Internethandel nutzen sie die Gele- und Fleischgenossenschaft stammt. Zu- der Region im Fokus. Das hat den Men- genheit, sich auf diese Weise von der sammen mit den Zuchtgenossenschaften schen gefallen“, erzählt Monika Ger- Konkurrenz abzuheben“, sagt Gerschau. erwirtschafteten die zwölf Betriebe im schau, Professorin für Agrarmarketing Dieser Trend kommt den bayerischen vergangenen Jahr einen Umsatz von an der Hochschule Weihenstephan- Genossenschaften zugute, denen die Re- rund 645 Millionen Euro. Unternehmen Triesdorf. Was Schuhbeck damals an- gionalität seit jeher in den Genen steckt. wie die Tagwerk eG oder die Simsseer stieß, entwickelte sich rasch zum Selbst- Sie spielen eine bedeutende Rolle für die Weidefleisch eG besetzen eine Nische im läufer. Produktion und den Vertrieb regionaler Metzgerhandwerk. Sie verarbeiten die Lebensmittel. Viele von ihnen sind in Tiere direkt nach der Schlachtung, so- Megatrend Regionalität historisch gewachsene Strukturen einge- lange sie noch warm sind. So bleibt das Regionale Lebensmittel sind heute ein bettet, die es Mitgliedern wie Genossen- Fleisch zarter. Beide Genossenschaften „Megatrend“, wie Ulrich Hamm sagt. schaften ermöglichen, effektiv zu wirt- legen größten Wert darauf, dass die Tiere Der Agrarmarketing-Professor von der schaften. Das Angebot an genossen- artgerecht gehalten werden und aus der Universität Kassel hat untersucht, wel- schaftlichem Genuss ist groß. Um das zu Umgebung stammen (Seite 18). Die che Gründe es für diese Entwicklung zeigen, füllt „Profil“ einen symbolischen Nachfrage ist groß. gibt (Seite 14). So wünschen sich immer Einkaufswagen. Fotos (v. li.): panthermedia.net/bhofack2, belchonock, paulgrecaud mehr Verbraucher authentische Pro- Gemüse mit reiner Ökobilanz dukte statt austauschbarem Fast Food. Gulasch vom Weiderind Paprika und Zwiebeln für das Gulasch er- Und sie wollen sich bei Bedarf vor Ort Los geht es mit dem Frühstück. Milch, zeugen zum Beispiel die Mitgliedsbe- ein Bild über die Produktionsbedingun- Butter und Käse aus dem Kühlregal triebe der Franken-Gemüse Knoblauchs- gen der Nahrungsmittel machen können, stammen häufig von einem genossen- land eG. Weil sie auf kurze Transportwege sagt der Wissenschaftler. schaftlichen Milchverarbeitungsbetrieb, setzen und ihre Gewächshäuser mit er- Laut dem bayerischen Landwirtschafts- etwa der Molkerei Berchtesgadener Land neuerbarer Energie beheizen, stimmt bei ministerium ist der Trend zu mehr Re- eG, der BMI eG oder der Allgäu Milch diesen Produkten auch die Ökobilanz gionalität im Freistaat besonders stark Käse eG. Sie alle setzen erfolgreich auf (Seite 20). Die Stärke der Kartoffelknödel ausgeprägt. Rund 3.500 landwirtschaftli- Regionalität. „Viele Menschen sind re- wurde wahrscheinlich bei der Südstärke in che Betriebe vermarkten ihre Agrarpro- gional orientiert und legen Wert auf Tra- Schrobenhausen hergestellt. Die genos- dukte direkt. 350 Bauernmärkte gibt es dition, vor allem auf dem Land. Darauf senschaftliche Unternehmensgruppe ver- in Deutschland, gut die Hälfte davon in bauen wir auf“, sagt zum Beispiel Hubert arbeitet rund ein Drittel der Kartoffel- Bayern. Und: Zwei von drei Verbrau- Dennenmoser, Geschäftsführer der All- ernte im Freistaat zu Stärkeprodukten. chern erwerben mehrmals im Monat re- gäu Milch Käse (Seite 16). Auch wirt- Lust auf ein Helles zum Gulasch? Die gionale Lebensmittel. schaftlich sind die genossenschaftlichen zwölf Brauereigenossenschaften im Frei- Auch der Lebensmitteleinzelhandel ist Milchbetriebe für den Freistaat von Be- staat stehen für regionale Bierspezialitä- längst auf den Zug aufgesprungen: Fast deutung. Im vergangenen Jahr setzten sie ten, zum Beispiel die Klosterbrauerei alle Handelsketten und selbst die Dis- insgesamt rund 2,9 Milliarden Euro um. Reutberg eG oder die Privat-Brauerei 12 Profil • 4. 2017
Profil_04-2017.qxp_0 Standardseite-3spaltig,qxd 24.03.17 11:56 Seite 13 Titelthema Gut Forsting eG. 2016 gründeten enga- dend gewesen, sagt Paul E. Ritter, ge- beziehungsweise Acker bis zur Laden- gierte Oberhachinger Bürger eine Genos- schäftsführender Vorstand der Winzer- theke“, sagt Henning Ehlers, Hauptge- senschaft, um ihr eigenes Bier zu brauen. gemeinschaft Franken eG (GWF). Jeder schäftsführer des Deutschen Raiffeisen- Seitdem haben sie schon mehrfach neue Wein sei so individuell wie seine Lage. verbands (Seite 22). Die 61 Kreditgenos- Sorten gebraut. Jüngste Kreation der „Mehr Regionalität als beim Produkt senschaften mit Warenbereich sowie die Brauerei Oberhaching ist ein Maibock. Wein gibt es nicht“, sagt Ritter. 35 Raiffeisen-Handelsbetriebe in Bayern Beim Brauen haben regionale Zutaten kamen 2016 auf einen Gesamtumsatz von schon immer eine große Rolle gespielt. Vom Acker bis zur Ladentheke knapp 1,2 Milliarden Euro. Viele Raiffei- Der Hopfen kommt ziemlich sicher von Diese Einkaufstour zeigt: Hinter vielen sen-Märkte bieten zusätzlich zum Stan- der Hopfenverwertungsgenossenschaft in Bayern produzierten Lebensmitteln dardsortiment Lebensmittel aus der Re- aus Wolnzach. Aber auch die Braugerste stehen Genossenschaften. Aber sie stel- gion an, etwa Eier, Nudeln oder Wurst. wird meist aus der Nähe bezogen. „Wir len die Lebensmittel nicht nur her, sie Ein Musterbeispiel für eine genossen- finden in der Region alle Zutaten, die vertreiben sie auch. Ein Beispiel sind schaftliche Wertschöpfungskette ist der wir zum Brauen brauchen“, sagt Jochen die Sennereigenossenschaften, die ihren Weg vom Getreide zum Brot. Erst liefert Haas, Vertriebsleiter der genossenschaft- Käse im Laden, aber auch im eigenen der Landwirt seinen Weizen an den lichen Brauerei Hutthurm. „Mit diesem Online-Shop vermarkten. Genossen- Raiffeisen-Warenhandel. Dieser ver- Pfund können wir wuchern.“ schaftliche Dorfläden wie jener in Vogta- kauft das Getreide an eine regionale reuth bei Rosenheim übernehmen für Mühle, die eng mit den Bäcker- und Mehr Regionalität geht nicht ihre Umgebung zudem eine wichtige Konditorengenossenschaften (Bäko) zu- Wer zum Gulasch lieber einen kräftigen Funktion als Nahversorger (Seite 21). sammenarbeitet. „Regionalität ist auch Rotwein trinkt, wird bei den bayerischen In der Landwirtschaft versorgt der bei den Bäkos ein großes Thema“, sagt Genossenschaften ebenfalls fündig. Sechs Raiffeisen-Warenhandel die Landwirte Günter Kolb, Verkaufsleiter der Bäko Winzergenossenschaften gibt es im Frei- mit Saatgut und allen benötigten Be- Franken Oberbayern-Nord. „Wir bezie- staat, große wie die Divino Nordheim triebsmitteln und nimmt ihnen die Ernte hen weit über 90 Prozent unseres Mehls Thüngersheim eG, oder kleine wie die ab. „Für die Ernährungsindustrie, den Le- von Mühlen aus Franken.“ In den Bäko- Winzergenossenschaft Escherndorf. Rund bensmittelhandel und das Lebensmittel- Mitgliedsbetrieben entstehen dann aus 86 Millionen Euro haben sie 2016 zusam- handwerk sind Raiffeisen-Genossen- dem Mehl und vielen weiteren Zutaten men umgesetzt. Beim Wein sei die regio- schaften wichtige Partner entlang der ge- Semmeln oder Kuchen. Auch das ist ge- nale Herkunft schon immer entschei- samten Wertschöpfungskette vom Stall nossenschaftlicher Genuss. fc | Lang ersehnt. Fair beraten. Wahr gemacht. Monatlich 5.000 € 66€ Laufzeit 84 Monate g Gültig bis Vermittlung des fairen easyCredit ausschließlich für die TeamBank AG. ,p 5.5.2017 Jetzt als Mitarbeiter der Genossenschaftlichen FinanzGruppe vom Heimvorteil profitieren. , Alle Informationen erhalten Sie ganz einfach unter +49 (0) 911/53 90-27 38 07 easycredit.de/heimvorteil / oder im VR-BankenPortal Repräsentatives Beispiel Aktion: Sollzinssatz: 2,86 % p.a. fest für die gesamte Laufzeit, Effektiver Jahreszins: 2,90 %, Nettokreditbetrag: 5.000 Euro, Vertragslaufzeit: 84 Monate, Gesamtbetrag: 5.521,37 Euro, Monatliche Rate: 66 Euro, letzte Rate: 43,37 Euro , Bonität vorausgesetzt. ) p Produktangaben Aktion: Sollzinssatz: ab 2,86 % p.a., fest für die gesamte Laufzeit, Effektiver Jahreszins: 2,90%, Nettokreditbetrag: 5.000 Euro, Vertragslaufzeit: 12 - 84 Monate. Anbieter: TeamBank AG Nürnberg, Beuthener Straße 25, 90471 Nürnberg. ( easyCredit ist Deutschlands erster Kredit mit DQS-Siegel für Fairness im Ratenkredit.
Profil_04-2017.qxp_0 Standardseite-3spaltig,qxd 24.03.17 11:56 Seite 14 Titelthema Dieses Argument gewinnt insofern an Bedeutung, als das Argument der Fri- sche für regionale Lebensmittel nicht mehr so stark zieht. Grund dafür ist, dass Produkte aus dem EU-Ausland dank ausgefeilter Logistiksysteme heute eben- falls kurz nach der Ernte in den Super- markt-Regalen stehen. Profil: An welchen Umkreis denken Men- schen bei regionalen Lebensmitteln? Hamm: Unsere Studien haben ergeben, dass rund 40 Prozent der Befragten da- runter das Bundesland verstehen, in dem sie leben. Weitere 20 Prozent beziehen sich auf geografische Räume, etwa das Markt in München: Auch Stadtbewohner setzen immer mehr auf Produkte aus regionalem Anbau. Allgäu oder die Rhön. Kompliziert wird es bei rund 30 Prozent der Menschen: Sie definieren die Region als einen Umkreis „Verbraucher wünschen von rund 100 Kilometern um ihren Le- bensmittelpunkt. Das können aber Pro- duzenten und Händler nicht so einfach authentische Produkte“ umsetzen, denn dann muss in diesem Ra- dius auch immer ein Abpack- oder Ver- arbeitungsbetrieb liegen und – streng ge- nommen – hat dann jedes einzelne Le- Die Deutschen schauen immer genauer hin, woher ihr Essen stammt. bensmittelgeschäft seinen eigenen Ra- Regionale Erzeuger können davon profitieren, sagt Agrarexperte Ulrich Hamm. dius zu definieren. Profil: Reicht es Verbrauchern aus, wenn D ie Herkunft zählt: Laut dem Ernäh- rungsreport 2017 des Bundesminis- teriums für Ernährung und Landwirt- onsbedingungen machen – etwa wie die Tiere gehalten werden. die Endprodukte aus der Region stammen? Hamm: Dazu ein Beispiel: Früher waren schaft legen 73 Prozent der Befragten Profil: Welche Rolle spielen Lebensmittel- die Konsumenten zufrieden, wenn die Wert darauf, dass ihre Lebensmittel aus skandale? Molkerei in Bayern stand. Jetzt möchten der Region stammen. Für Ulrich Hamm sie, dass auch die Rohmilch aus dem ist das keine Überraschung. Regionalität Hamm: Eine nicht zu unterschätzende. Freistaat stammt. Und die Kühe sollen spiele bei den Verbrauchern eine immer Nehmen Sie etwa den Dioxinskandal Gras von der Wiese fressen und kein So- größere Rolle, sagt der Professor für 2010, bei dem belastetes Tierfutter wei- jafutter aus Brasilien. Konsumenten wol- Agrar- und Lebensmittelmarketing an tervertrieben wurde. Dieser und ähnli- len heute viel über die ganze Produkti- der Universität Kassel im Gespräch mit che Fälle in den vergangenen 15 Jahren onskette wissen. Diese Entwicklung gibt „Profil“. haben den Trend zu regionalen Lebens- es erst seit etwa fünf Jahren, sie wird in mitteln definitiv verstärkt. Im Zuge der Zukunft aber an Bedeutung gewinnen. Profil: Herr Professor Hamm, Sie haben Debatten um die Freihandelsabkommen viele Studien zu regionalen Lebensmitteln TTIP und CETA sind Themen wie die Profil: Bei welchen Produktgruppen ist die durchgeführt. Welche Bedeutung haben sie Behandlung von Tieren und Gentechnik regionale Herkunft besonders wichtig? für Verbraucher? stärker in den Fokus gerückt. Immer mehr Verbraucher wollen, dass es der Hamm: Ganz oben stehen Obst und Ge- Ulrich Hamm: Regionale Lebensmittel Umwelt und den Tieren zu Lebzeiten gut müse sowie Fleisch und Wurstwaren. Da- sind ein Megatrend. Für diese Entwick- geht und kaufen nach ethischen Grün- nach folgen mit etwas Abstand Eier und lung gibt es verschiedene Gründe. Ers- den ein. Milchprodukte sowie Backwaren. Auch tens assoziieren die meisten Menschen bei Getränken wie Bier, Wein oder Mi- damit positive Eigenschaften wie Frische Profil: Wie wichtig ist das Umweltbewusst- neralwasser spielt die regionale Her- und Geschmack. Zweitens wollen sie ein sein der Verbraucher für den Regional- kunft eine bedeutende Rolle. Weniger Foto: imago/Ralph Peters Zeichen gegen die Globalisierung des trend? wichtig ist die regionale Herkunft bei Essens setzen. Sie wünschen authenti- Lebensmitteln mit vielen Bestandteilen sche Produkte statt austauschbarem Fast Hamm: Sie schätzen es, dass durch die sowie einem hohen Verarbeitungsgrad Food. Und drittens suchen Verbraucher kurzen Transportwege Kohlendioxid ein- wie Pizza oder Müsli. einen Bezug zu ihren Lebensmitteln. gespart wird. Mit dem Hinweis auf den Beim lokalen Erzeuger können sie sich sogenannten ökologischen Fußabdruck Profil: Welche Konsumentengruppe ist vor Ort selbst ein Bild über die Produkti- können einheimische Erzeuger punkten. besonders affin für regionale Produkte? 14 Profil • 4. 2017
Profil_04-2017.qxp_0 Standardseite-3spaltig,qxd 24.03.17 11:56 Seite 15 Titelthema Hamm: Die Gruppe der regional-affinen wegen sind zahlreiche Verbraucher ver- Menschen ist gewachsen und ihre Be- unsichert. Bayern hat mit dem Siegel Regionale Siegel deutung nimmt tendenziell zu. In den „Geprüfte Qualität“ einen richtigen Weg Der Begriff „Region“ ist gesetzlich nicht de- 2000er Jahren waren es vor allem ältere eingeschlagen, der jetzt konsequent wei- finiert. Hersteller und Supermärkte können und gut-situierte Menschen, die auf dem tergegangen werden sollte, indem zum Waren folglich mit Slogans wie „Heimat“ Land wohnen. Nun sind jüngere Fami- Beispiel die gesamte Versorgungskette oder „von hier“ anpreisen, obwohl sie aus lien mit durchschnittlichem Einkommen transparent gemacht wird. anderen Teilen Deutschlands stammen. sowie Stadtbewohner neu hinzugekom- Doch es gibt Möglichkeiten für bayerische men. Dabei weisen die jüngeren Kunden Profil: Apropos Supermarkt: Was können Verbraucher, um regional produzierte Le- einen relativ hohen Bildungsstand auf. regionale Erzeuger tun, um sich dort stärker bensmittel zu erkennen: zu positionieren? Profil: Sind Konsumenten bereit, für regio- 2014 hat das Bundesministerium für Ernäh- nale Lebensmittel mehr Geld auszugeben? Hamm: Das Genossenschaftsmodell, in rung, Landwirtschaft und Verbraucher- dem sich Erzeuger zusammenschließen schutz das „Regionalfenster“ eingeführt. Es Hamm: Die Zahlungsbereitschaft vari- und ihre Produkte gemeinschaftlich ver- klärt über Herkunftsregion, Verarbeitungs- ort, Anteil der verwendeten regionalen Zu- iert je nach Lebensmittel und der Konsu- markten, ist ein sinnvoller Weg. Zudem taten sowie die Kontrollstelle auf. Da das mentenansprache. Grundsätzlich sind lohnt es sich, mit lokalen Verarbeitern Siegel deutschlandweit gültig ist, müssen Konsumenten bereit, für regionale Pro- wie Metzgern, Bäckern und Molkereien die Angaben genau gelesen werden. dukte rund 20 Prozent mehr auszugeben. zu kooperieren. So lassen sich gezielt www.regionalfenster.de Da ist aber noch viel Luft nach oben, Produkte aus der Region für die Region zum Beispiel wenn Lebensmittel als re- als Spezialitäten entwickeln. Gerade Wurzelpetersilie der Gartenbauzentrale gionale Spezialitäten angeboten werden. selbstständige Lebensmitteleinzelhänd- Main-Donau eG mit Regionalfenster. Wichtig ist, den Konsumenten zu vermit- ler sind an guten Regionalkonzepten in- teln, welche besonderen Anstrengungen teressiert. in Produktion und Verarbeitung unter- nommen worden sind. Und dann müssen Profil: Wie können lokale Produzenten – Konsumenten interessante Rezepte an- wie Genossenschaften – Endverbraucher geboten werden, die jeder nachkochen auf ihre Produkte aufmerksam machen? kann. Beispiel Fleisch: Ein noch so gutes Rinderfiletsteak kann zur „Schuhsohle“ Hamm: Es ist wichtig, die Kunden direkt werden, wenn die falsche Pfanne, das fal- im Supermarkt anzusprechen. Mit Hin- Speziell für Bayern hat das Staatsministe- sche Fett, die falsche Hitze und Bratzeit weisen an den Regalen oder einem QR- rium für Ernährung und Landwirtschaft verwendet werden. Es reicht also nicht, Code auf den Verpackungen erhalten sie das Siegel „Geprüfte Qualität – Bayern“ nur regionale Produkte zu vermarkten, sofort weitergehende Informationen entwickelt. Es kennzeichnet regional her- sondern die Produkte müssen auch mit über Herkunft und Art der Erzeugung gestellte Produkte, die bestimmten Quali- einem Mehrwert kommuniziert werden. oder Tierhaltung. Zudem kommen Bil- täts- und Herkunftsanforderungen gerecht werden müssen. Milch zum Beispiel muss der gut an. Beispiel Eierregal: Kunden zu 100 Prozent von in Bayern aufgezoge- Profil: Passiert das noch nicht richtig? lieben es, wenn dort überraschende jah- nen und gehaltenen Kühen stammen, reszeittypische Fotos von Hühnern im auch die Verarbeitung muss komplett im Hamm: Nein. Hinzu kommt, dass in Freiland hängen – zum Beispiel Hühner Freistaat stattgefunden haben. Deutschland in den vergangenen Jahren im Schnee oder beim Sandbad. So etwas www.gq-bayern.de mit dem Begriff „Regional“ viel Schind- steigert die Zahlungsbereitschaft enorm. luder betrieben worden ist. Da wurden auch Produkte verkauft, die erst in der Profil: Jenseits von regionalen Produkten – Verkaufsregion „regional“ wurden. Des- was ist den Menschen heute noch wichtig, wenn sie Lebensmittel einkaufen? Schaukäserei Ammergauer Alpen eG, Foto: Siegfried Karpf Hamm: Drei Trends sind auszumachen. Zunächst die Tierhaltung: Immer mehr Menschen wollen tierische Produkte mit Käselaib der Schaukäserei gutem Gewissen essen. Der zweite Trend Ammergauer Alpen eG mit dem ist das Schlagwort „Fair“: Analog zum Siegel „Geprüfte Qualität Handel mit Entwicklungsländern wollen Bayern“. Konsumenten, dass auch die einheimi- schen Beschäftigten in der Landwirt- Zudem gibt es einzelne Regionalinitiativen, schaft und im Handwerk gerecht ent- bei der sich regionale Erzeuger, Verarbeiter lohnt werden. Und drittens der Dauer- und Gastronomen zusammengeschlossen p brenner „Bio“: Hier begrenzt bisher das haben, um ihre Produkte zu vermarkten. Auch Genossenschaften wie die Tagwerk g / Angebot eindeutig die Nachfrage. Für eG oder die Sennereigenossenschaft Bre- Erzeuger gibt es noch viel Potenzial. menried nehmen teil. Profil: Vielen Dank für das Gespräch! cd | Ulrich Hamm www.regioportal.regionalbewegung.de Profil • 4. 2017 15
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