Notruf aus den Gemeinden - Das größte Fachmagazin für Österreichs Gemeinden - Der Österreichische ...

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Das größte Fachmagazin für Österreichs Gemeinden

                                                                                                d
     Offizielles Organ des Österreichischen Gemeindebundes                          W i r s ieni c h   03 · 2014 · März
                                                                                   Öste  r r

                                                                     Notruf
                                                                     aus den
                                                                     Gemeinden
                                                                     Die Postenschließungspläne des Innen-
                                                                     ministeriums verunsichern zahlreiche
                                                                     Bürgermeister. Die Angst vor dem
                                                                     „Abmarsch“ der Polizisten ist groß.
                                                                     Ministerin Johanna Mikl-Leitner
                                                                     stellt sich der Diskussion.     ab SEITE 8

DRV: 0390 432

P.b.b. Verlagspostamt · 1010 Wien 02 · Z 032902M · ISSN: 1605-1440
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2   KOMMUNAL 03 | 2014

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KOMMENTAR KOMMUNAL 03 | 2014        3

Nicht nur die Schließung von Polizeiposten,
auch Finanzprobleme machen Sorgen

Wichtiges Gut Sicherheit
Zwei Themen stehen derzeit          ten müssen. Sicherheit ist neben
im Mittelpunkt der politischen      der Gesundheit das wichtigste
Diskussion: Die Schließung von      Gut, und Österreich zeichnet
Polizeiinspektionen und das         sich durch ein hohes Maß an
Finanzdesaster um die Hypo          Sicherheit aus. An der Polizei
Alpe Adria. Viele Bürgerinnen       wird es liegen, das Gefühl der
und Bürger fühlen sich verun-       Sicherheit durch mehr Präsenz
sichert und blicken mit Skepsis     und durch eine verstärkte Part-
in die Zukunft. Das Vertrauen       nerschaft mit den Gemeinden zu
in den Staat, in die politischen    stärken. Und sollte es tatsächlich
Verantwortungsträger und in die     in einer Region zu Problemen
Politik insgesamt ist schwer er-    kommen, dann muss rasch mit             Helmut Mödlhammer
schüttert. Ja, es macht sich eine   entsprechenden Maßnahmen                Präsident des Österreichischen
gewisse Ohnmacht breit, die         reagiert werden.                        Gemeindebundes
einen Spielraum für jene Kräfte
bietet, die politisches Kleingeld   Und Sicherheit erwarten die
kassieren wollen.                   Bürgerinnen und Bürger auch
                                    in der Frage der finanziellen           An der Polizei wird es liegen,
Natürlich war es für die Gemein-    Zukunft unseres Landes. Sie
den alles andere als erfreulich,    erwarten sich, dass rasch Lö-           das Gefühl der Sicherheit
als die Innenministerin ankün-      sungen auf den Tisch gelegt             durch mehr Präsenz und
digte, dass im Zuge einer im Re-    werden, dass die Verantwort-
gierungsprogramm festgelegten       lichen des Finanzdesasters zur          durch eine verstärkte
Polizeireform mehr als hundert      Rechenschaft gezogen werden             Partnerschaft mit den
Polizeiinspektionen geschlossen     und künftig derartige Ereignisse
werden. Und obwohl diese Ent-       nicht mehr möglich sind.                Gemeinden zu stärken.
scheidung ausschließlich in die     In den Gemeinden, denen von             Und sollte es tatsächlich in
Verantwortung der Ministerin        verschiedener Seite oftmals
fällt, haben wir als Österreichi-   ungerechtfertigt Vorwürfe
                                                                            einer Region zu Problemen
scher Gemeindebund lautstark        gemacht werden, sind die Ver-           kommen, dann muss
unsere Bedenken geäußert und        antwortungsträgerinnen und              rasch mit entsprechenden
versucht, für die Gemeinden         -träger mit aller Kraft bemüht,
ein möglichst umfassendes           das wichtige Gut Sicherheit             Maßnahmen reagiert
Sicherheitspaket zu erreichen.      auf allen Ebenen zu schützen            werden.
Auch wenn klar ist, dass ein        und zu stärken. Auch wenn es
derartiges Paket die Polizei vor    angesichts der Ereignisse nicht
Ort nicht ersetzen kann. Des-       immer leicht ist. Das hohe Ver-
halb ist es uns auch so wichtig,    trauen, das die Bürgerinnen und
dass die Gemeinden als Orte         Bürgern der kommunalen Ebene
der Sicherheit entsprechend         entgegenbringen, darf nicht
von der Polizei betreut und ver-    durch Entwicklungen gefährdet
sorgt werden. Und wir werden        werden, die von den Gemeinde-
genau darauf achten, dass die       politikerinnen und -politikern
Zusagen der Ministerin und der      überhaupt nicht beeinflusst wer-
Polizei-Verantwortlichen genau      den können.
eingehalten werden. Selbstver-
ständlich wissen wir auch, dass
Polizeiinspektionen, die nur zu
einem Drittel besetzt sind, zwar
nach außen hin Sicherheit vor-
täuschen, in der Effizienz aber
kaum eine Bedeutung haben.
Aber es darf auch nicht vorkom-
men, dass im Notfall betroffene
Bürgerinnen und Bürger eine
„Ewigkeit“ auf die Polizei war-
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4    KOMMUNAL 03 | 2014

                                                                                                 THEMEN
                                                                           Gemeindebund
                                                                           8    Polizeiposten: Bei der Strukturreform der
                                                                                Polizeiposten wurden die Gemeinden nicht gefragt –
                                                                                wieder einmal
                                                                           12   Stimmen aus den Gemeinden: „Wenn schon Reform,
                                                                                dann bitte ganz“

                                                                           Interviews in dieser Ausgabe
                                                                           10 Johanna Mikl-Leitner: „Es wird mehr Streifendienste
                                                                              geben“
                                                                           36 Nikolaus Thieman, Lichttechnische Gesellschaft, über
                                                                              die Frage „wieviel Licht wann auf den Straßen und
                                                                              wo nötig ist“
                                                                           56 Andreas Schatzer, neuer Präsident des Südtiroler
                                                                              Gemeindenverbandes

                                                                           Recht und Verwaltung
                                                                           14 Haushaltsreform mit Augenmaß: Die Frage der
                                                                              Verhältnismäßigkeit spielt eine zentrale Rolle
                                                                           16 Immobilienleasingverträge: Fehler haben
                                                                              Auswirkungen auf beide Vertragspartner

                                                                           Finanzen
                                                                           17 Steuerdebatte voll im Gang: Föderalismus auch hier?

                                                                           Europapolitik
                                                                           19 Europawahl 2014: Es steht viel auf dem Spiel
                                                                           20 Symposium: Die Idee Europa lebt vom Engagement
                                                                              der Menschen in den kleinen Einheiten

    IMPRESSUM
    Herausgeber:                       Fotos:                                    Mag. Alexander Marakovits (BM.I)       Hersteller:
    Österreichischer Gemeindebund,     www.bilderbox.at;
                                       www.photos.com; www.istock.com            Mag. Susanne Metzger (BM für           Leykam Druck, 7201 Neudörfl
    Löwelstraße 6, 1010 Wien                                                     Verkehr, Innovation und Technologie)
                                       Anzeigenberatung:                                                                           PEFC zertifiziert: Dieses
    Medieninhaber:                                                               Bgm. Helmut Mödlhammer
                                                                                 (Präsident des Österreichischen                   Produkt stammt aus nach-
    Österreichischer Kommunal-Verlag   Tel.: 01/532 23 88
                                                                                 Gemeindebundes)                                   haltig bewirtschafteten
    GmbH., Löwelstr. 6, 2. Stock,      Mag. Sabine Brüggemann - DW 12                                                              Wäldern und kontrollier-
    1010 Wien, Tel. 01/532 23 88,      sabine.brueggemann@kommunal.at            Mag. Georg Möstl (BM für Wirt-
    Fax 01/532 23 77, E-Mail:                                                                                                      ten Quellen –
                                                                                 schaft, Familie & Jugend)
    kommunalverlag@kommunal.at         Mag. Alexander Palaschke - DW 14                                                            www.pefc.at
                                       alexander.palaschke@kommunal.at           Mag. Arnold Obermayr
    Geschäftsführung:                                                            (BM für europäische und Internatio-                Druckauflage: 35.823
    Mag. Michael Zimper                Redaktionsbeirat:                         nale Angelegenheiten)                              (Durchschnitt
                                       Mag. Ewald Buschenreiter                  Eduard Olbrich (BM für Soziales                    1. Halbjahr 2013)
    www.kommunal.at                    (Verbandsdirektor der sozialdemo-         und Konsumentenschutz)
                                       kratischen Gemeindevertreter NÖ)                                                 Persönlich gezeichnete Artikel fallen
    Redaktion:                         Mag. Nicolaus Drimmel                     Mag. Johannes Pasquali                 unter die Verantwortlichkeit des Autors
                                       (Österreichischer Gemeindebund)           (BM für Finanzen)                      und müssen sich nicht unbedingt mit
    Tel.: 01/ 532 23 88
                                       Dr. Gustav Fischer                        Prof. Dietmar Pilz (Finanzexperte      der Meinung von KOMMUNAL decken.
    Mag. Hans Braun - DW 16                                                      des Österreichischen Gemeinde-
    (Chefredaktion & Layout)           (BM für Land- und Forstwirtschaft,
                                       Umwelt und Wasserwirtschaft)              bundes)                                Hinweis zu Gender-Formulierung:
    hans.braun@kommunal.at
                                       Mag. Petra Hafner                         Mag. Christian Rupp                    Bei allen Bezeichnungen, die auf
    Mag. Helmut Reindl - DW 15                                                   (Geschäftsführer IKT-Board im BKA)
    helmut.reindl@kommunal.at          (BM für Unterricht, Kunst und                                                    Funktionen bezogen sind, meint die
                                       Kultur)                                   Univ.-Prof. Dr. Reinbert Schauer       gewählte Formulierung beide Ge-
    Katharina Lehner- DW 37                                                      (Johannes-Kepler-Universität Linz)     schlechter, auch wenn aus Gründen
    katharina.lehner@kommunal.at       Dr. Clemes Hüffel
                                       (BM für Wissenschaft und For-             Dagmar Strobel (Bundesministe-         der leichteren Lesbarkeit die männli-
    Adressverwaltung:                  schung)                                   rium für Frauen und öffentlichen       che Form verwendet wird.
                                       Daniel Kosak (Pressereferent des          Dienst)
    Elisabeth Leitner - DW 18          Österreichischen Gemeindebundes)
    elisabeth.leitner@kommunal.at                                                Mag. Andreas Wallner
                                       Dr. Walter Leiss (Generalsekretär         (BM für Inneres)
    DTP & Grafik:                      des Österr. Gemeindebundes)                                                      Teilen dieser Ausgabe liegen Informa-
                                                                                 Mag. Michael Zimper (Geschäfts-        tionen der ARGE Forum mineralische
    Thomas Max                         Robert Lender (BM für Wirtschaft,         führer Österreichischer Kommunal-
    thomas.max@kommunal.at             Familie & Jugend)                         verlag)                                Rohstoffe bei.
Notruf aus den Gemeinden - Das größte Fachmagazin für Österreichs Gemeinden - Der Österreichische ...
KOMMUNAL 03 | 2014     5

                      PRAXIS
  Thema „Verkehr“
  34 Verkehr – auf Gemeindestraßen kann man fast
     zweimal die Erde umrunden
  40 Kreisverkehr, ein Mittel zu mehr Verkehrssicherheit
  41 Sicherer Schulweg: Ein Muss-Kriterium für jede
     Gemeinde
  42 Beschilderung: Nicht zu viel und nicht zu wenig,
     das ist der goldene Mittelweg
  44 Planung & Vermessung: Fehler schon von Beginn an
     vermeiden

  KOMMUNALMESSE 2014
  48 Der 61. Österreichische Gemeindetag und die Messe
     „öffnen Grenzen und gestalten Lebensräume“

                   CHRONIK
  59   Dachlawinen, die Gefahr von oben
  60   Spielplätze im Winter: Sicherheit geht vor
  62   Aus den Bundesländern
  66   Info-Mix & Buchtipps
  68   Personalia & Termine
  69   Fach- und Serviceinformationen in dieser
       Ausgabe

EDITORIAL

                                                                                               Ein drittes Thema, das unter den
Liebe Leserin, lieber Leser!                                                                   Gemeinden für Diskussionen
                                                                                               sorgt, ist nach einem Unfall an
                                                                                               einem Bahnübergang in der
Drei große Aufreger beherrschen                                                                Steiermark aufgekommen. Dabei
derzeit die österreichische Kom-                                                               mussten nach einer vermutlichen
munalpolitik.                                                                                  Missachtung eines Stoppschil-
                                                                                               des vier Menschen ihr Leben
Zum einen die Tatsache, dass                               Das zweite ist das Desaster um      lassen. Der steirische Gemeinde-
die betroffenen Gemeinden von           Michael Zimper     die Hypo Alpe Adria, anders         bund-Präsident Erwin Dirnberger
den 122 Postenschließungen              Geschäftsführer    kann man es wohl wirklich nicht     ließ daraufhin mit dem Vorschlag
quasi aus den Zeitungen erfah-                             nennen – und die damit verbun-      aufhorchen, dass der Bund für
ren mussten. Man wird darauf                               dene Unsicherheit über die finan-   die Kosten der Sicherheitsmaß-
vertrauen können, dass die                                 zielle Zukunft Österreichs. Hier    nahmen aufkommen solle. Seine
Ministerin und ihre verantwort-                            hakt es mit meinem Vertrauen,       Idee eines Vorwegabzugs der
lichen Experten ihre Zusagen                               dass die handelnden Personen        Kosten bei den Ertragsanteilen
halten und die Sicherheit in                               wissen, was auf dem Spiel steht.    hat auch was für sich. Wenn auch
den Gemeinden zu keiner Zeit                               Denn hier geht um mehr als          immer Lichter und Schranken
gefährdet ist.                                             „nur Geld“. Hier steht auch das     nur helfen können, wenn auch
Das und nichts weniger ver-                                Vertrauen der Menschen in ihre      die Aufmerksamkeit der Auto-
spricht Johanna Mikl-Leitner                               Institutionen auf dem Spiel. Und    und Radfahrer bei Bahnübergän-
in einem exklusiven KOMMU-                                 wenn eine Task Force nach meh-      gen gegeben ist.
NAL-Interview. Denn dass eine                              reren Jahren der Untersuchun-
Reform unumgänglich war, dem                               gen nicht weiß, welcher Teil der
werden nicht viele widerspre-                              Kredite notleidend ist, schwindet
chen.                                                      dieses Vertrauen.
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6     KOMMUNAL 03 | 2014

                                                 THEMEN
     Bahnübergänge: Klage gegen Gemeinden                                                                Prüfkompetenz
                                                                                                         Landesrechnungs-
     Bund soll Kosten zu 100                                                                             hof darf kleine
     Prozent übernehmen                                                                                  Gemeinden prüfen
     Nach dem schweren Unfall                                                                            Der steirische Landesrech-
     Mitte Februar an einem                                                                              nungshof soll künftig auch
     Bahnübergang entlang der                                                                            Gemeinden unter 10.000
     Graz-Köflach-Bahnstrecke                                                                            Einwohnern prüfen dürfen.
     wird wieder über die Si-                                                                            Darauf verständigten sich
     cherheit von Bahnübergän-                                                                           am 12. Februar 2014 die
     gen diskutiert. Gegen neun                                                                          Parteien im Unterausschuss
     Gemeinden laufen Klagen.                                                                            des steirischen Landtages.
     Die Gemeinden sind finan-                                                                           Der Präsident des Gemein-
     ziell für die Erhaltung der                                                                         debundes Steiermark,
     bestehenden Eisenbahn-                                                                              LAbg. Bgm. Erwin Dirnber-
     schranken und Lichtanla-                                                                            ger, sieht der Ausweitung
     gen verantwortlich, aber                                                                            der Prüfungskompetenzen
     bisher seien (nach einem                                                                            des Landesrechnungshofes
     Bericht von steiermark.orf.    Das Unglück geschah offenbar bei schlechter Sicht an einer über-     gelassen entgegen: „Die
     at) nur zwei Gemeinden         sichtlichen Stelle, der Übergang war durch ein Stoppschild und ein   meisten Gemeinden arbei-
     dieser Verpflichtung nach-     Andreaskreuz gesichert.                                              ten hervorragend, aber es
     gekommen.                                                                                           gibt punktuell Ausreißer,
     Man wehre sich nicht gegen     würden enorme Kosten auf           Dirnberger fordert nun den        bei denen die Prüfungen
     Sicherheitsmaßnahmen,          die Gemeinden zukommen.            Bund auf, diese Kosten zu         auch Sinn machen.“ In Salz-
     sagt dazu Erwin Dirnberger,    Schrankenanlagen würden            100 Prozent zu überneh-           burg, Oberösterreich, Tirol
     Präsident des steirischen      bis zu 350.000 Euro kosten,        men. Ist das nicht der Fall       und Vorarlberg wurden
     Gemeindebundes. Man            so Dirnberger: „Das ist            schlägt er vor, dass sich         die Prüfkompetenzen der
     wolle allerdings nicht         der einzelnen Gemeinde             alle Gemeinden, das Land          Landesrechnungshöfe in
     zulassen, dass der Bund        nicht zumutbar, weil ja bei        und der Bund solidarisch          der Vergangenheit bereits
     die Kosten für die Erhal-      vielen Übergängen nicht            beteiligen. Und zwar durch        ausgeweitet.
     tung und Sicherung von         nur Bürger der betroffenen         einen Vorwegabzug bei den
     Bahnübergängen auf die         Gemeinde, sondern auch             Ertragsanteilen.                  Pflichtkindergarten
     Gemeinden abwälzt. Mit         sehr, sehr viele Bürger            Unter den neun geklagten
     der laufenden Evaluierung      anderer Gemeinden diesen           Gemeinden ist auch die            Zweites Pflichtjahr
     der Eisenbahnkreuzungen        Bahnübergang benutzen.“            Landeshauptstadt Graz.
                                                                                                         ab 2015
                                                                                                         Nach dem verpflichtenden
    Die Europäiche Union wird gegen das Plastiksackerl aktiv                                             Kindergartenjahr für die
                                                                                                         Fünfjährigen soll auch das
                                                                                                         verpflichtende Kindergar-
    3,4 Millionen Tonnen Plastikmist                                                                     tenjahr für die Vierjährigen
                                                                                                         kommen – allerdings
                                                                                                         nur für jene, die Sprach-
                                                                                                         probleme haben. Dieses
                                                                                                         Vorhaben präsentierten
                                                                                                         Sebastian Kurz, auch im
                                                                                                         Außenministerium für
                                                                                                         Integration zuständig, und
                                                                                                         Familienministerin Sophie
    Wie Daniela Fraiss, Bürolei-   an die ultradünnen                                                    Karmasin in einer gemein-
    terin des Gemeindebundes       Sackerl (0,05 mm).                                                    samen Pressekonferenz. Für
    in Brüssel berichtet, wird     Staaten mit größerem                                                  den Gemeindebund muss
    die EU aktiv im Kampf          Verbracuh sollen größere                                              im Vorfeld eines geklärt
    gegen die Plastiksackerl.      Ansdtrengungen machen.                                                sein: „Nicht die Gemeinden,
    Immerhin 500 Sackerl           Die Verordnung wird ver-                                              sondern der Bund muss die
    werden pro Kopf und Jahr       mutlich auch Auswirkun-                                               Mehrkosten übernehmen.“
    in Europa durchschnittlich     gen auf die für Mitte 2014                                            Fakt ist, dass derzeit bereits
    verbraucht. Die Kommis-        erwartete Revision des                            Mehr auf            94,3 Prozent der Vierjäh-
    sion denkt dabei vor allem     EU-Abfallrechts haben.                   www.kommunalnet.at           rigen einen Kindergarten
                                                                                                         besuchen.
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KOMMUNAL 03 | 2014    7

                                                          Kärnten: Kommunalpaket 2014

                                                          Gemeindebund fordert
                                                          Entlastung der Gemeinden
Im März 1989 begann          Die Nummer 1 des Kom-
die Erfolgsgeschichte von    munal-Journals, wie die
KOMMUNAL – und das           Zeitung damals hieß, war
gleich mit einem Pauken-     ein 4-Seiten-Blatt mit
schlag. Die grundsätz-       einem Bericht über die
liche Entscheidung war       herausragende Spenden-
1988 gefallen, dass der      bereitschaft der öster-
Österreichische Gemein-      reichischen Gemeinden
debund ein                                nach dem
„offizielles                              verheerenden
Organ“ her-                               Erdbeben von    Kärntens Gemeindebund-Präsident Ferdinand Vouk (4. v. l.) mit
ausgibt (die                              Spitak am       LH Peter Kaiser (5. v. l.).
komplette                                 7. Dezember
Historie ist                              1988 in Arme-   Im Zuge der Regierungssit-         Entwicklung und die Ver-
in der Jubilä-                            nien, damals    zung Ende Jänner hat der           besserung der finanziellen
umsausgabe                                Sowjet-         Kärntner Gemeindebund              und sozialen Absicherung
KOMMUNAL                                  union.          den Regierungsmitglie-             von KommunalpolitikerIn-
4/2003                                    Geschätzt       dern ein Kommunalpaket             nen erreicht werden sollen.
aufgear-                                  25.000 Men-     übergeben, mit dem die             Entschieden sprachen sich
beitet). Die                              schen starben   wesentlichsten Forderun-           die Präsidiumsvertreter des
Meinung des                               damals unter    gen der Gemeinden, wie die         Kärntner Gemeindebundes
damaligen                                 den Trüm-       Entflechtung der Finanzbe-         auch gegen die beabsich-
Geschäfts-                                mern oder       ziehungen zwischen Land            tigte Schließung von Poli-
führers des                               erfroren nach   und Gemeinden, die Abfe-           zeidienststellen in Kärnten
nö. Gemeindevertre-          dem Beben im Freien          derung der demografischen          aus.
terverbandes der ÖVP         (rund eine Million Arme-
und Vorsitzenden des         nier war im harten Winter
Rechtsausschusses des        des Kaukasus obdachlos).     Tirol: TIWAG-Vereinbarung unterstützt Breitband
Österreichischen Gemein-     Ungeachtet des Kalten
debundes, Roman Häußl,       Kriegs bat UdSSR-Premier     Gemeinden können bei Grabungen
wonach „jede Interessens-    Michail Gorbatschow
vertretung ein offizielles   um westliche Hilfe, die      gratis Leerrohre mitverlegen
Organ braucht“, war          auch die österreichischen
auf fruchtbaren Boden        Gemeinden leisteten. Im      Als „wichtigen Durchbruch“         Strecken wie im Lienzer
gefallen. Verleger war       März konnten mit den         im Breitbandausbau in Tirol        Talboden oder ins Bran-
die KHG-Publikationen        Spenden der Gemeinden        bezeichnet Forum-Land-Ob-          denbergtal, wo es derzeit
GmbH des Karl-Heinz          drei Fertigteilhäuser        mann Georg Keuschnigg die          darum geht, einen Betrieb
„Ali“ Richter. Gestartet     übergeben werden. Als        Vereinbarung des Landes            mit 40 Mitarbeitern im Tal
wurde 1989, und das          Rekordspender wurden         mit der TIWAG. „Nach               zu halten“, so Keuschnigg.
gleich „turbulent“. Nach     in dieser Ausgabe in einer   vielen Gesprächen gibt es          Bei Grabungsarbeiten der
den Erinnerungen un-         ersten Zwischenbilanz        jetzt nicht nur faire Preise,      TIWAG können die Gemein-
seres Mentors Roman          die 2180 Einwohner der       sondern vor allem die kos-         den kostenfrei Leerrohre
Häußl „erwies sich           oberösterreichischen         tengünstige Mitbenützung           mitverlegen. Da geht es
die Zusammenarbeit           Gemeinde Gampern ange-       der Infrastrukturen“, betont       jährlich um viele Kilometer.
zwischen dem Österrei-       führt, die den damals sehr   Keuschnigg.                        Und die Gemeinden können
chischen Gemeindebund        hohen Betrag von 87.500      So wurden für eine ange-           sich in bestehende Glas-
und Ali Richter als sehr     Schilling zusammen-          messene Jahrespauschale            faserleitungen einmieten,
schwierig und war immer      brachten.                    die Nutzungsrechte für             die Kosten dafür sind mit
wieder von kleineren         Gemeindebund-Präsident       1200 km Leerverrohrung             einem Euro pro Jahr am
oder größeren Pannen         Franz Romeder legte          der TIWAG erworben,                untersten Limit des Marktes
gekennzeichnet“. Das war     größten Wert darauf, dass    die den Gemeinden nun              angesiedelt.
auch der Grund, warum        „kein Schilling aus der      kostenfrei zur Verfügung           „Tirol setzt damit ein
im März 1989 gleich          Spendensumme verloren        stehen. „Das sind nicht nur        wichtiges Signal für die
zwei Ausgaben publiziert     geht oder zweckentfrem-      Haus-zu-Haus-Verbindun-            Stärkung der ländlichen Re-
wurden.                      det wird“.                   gen, sondern strategische          gionen ist“, so Keuschnigg.
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8   KOMMUNAL 03 | 2014 SICHERHEIT

                                    Größere Einheiten führen zu mehr Schlag-
                                    kraft und höheren Aufklärungsraten.
                                    Zudem sollen ein Drittel mehr Streifen auf
                                    den Straßen sein als vorher – versprochen
                                    werden 200.000 Außendienst-Stunden mehr.
                                    Bis es so weit ist, bleibt aber wieder einmal
                                    das Gefühl über, dass die kleinen Gemeinden
                                    allein gelassen werden.
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SICHERHEIT KOMMUNAL 03 | 2014   9
Schließung von 122 Polizeiposten

Eine Reform ist
unumgänglich

Helmut Reindl, Katharina Lehner      intensive Gespräche, so ein wei-
                                     terer Kritikpunkt.
                                     Und die Reform ist nur eine
Die, die es am direktesten           halbe. An den Landesgrenzen
betrifft, wurde wieder nicht         macht alles nämlich schön halt.
eingebunden. Die Landespoli-         Ein Notruf von niederösterrei-
zeikommandanten haben mit            chischen Ardagger aus geht ins
Experten im Auftrag des Innen-       25 Minuten entfernte Amstet-
minsiteriums eine Reform der         ten, obwohl der Posten im ober-
polizeilichen Dienststellen in Ös-   österreichischen Grein nur drei
terreich ausgearbeitet. Polizei-     Minuten entfernt ist.
stützpunkte in den Gemeinden         Auch die „topografischen Ge-
(diese müssten allerdings ein        sichtspunkte“ sind nicht ganz
Zimmer zur Verfügung stellen)        klar. So soll beispielsweise das
sollen mehr Bürgernähe bringen       Defreggental in Osttirol mit drei
und Nachts sollen die Streifen       Gemeinden und knapp 2500
sogar verdoppelt werden.             Einwohnern künftig gänzlich
Die Länder wurden informiert         ohne Polizeiposten auskommen.
(oder sollten es werden) – aber      Das Tal ist im Winter manchmal
an den Gemeinden ist das             gar nicht zu erreichen.
Ganze vorbei gegangen. Die           KOMMUNAL hat mit Innenmi-
hat – wieder einmal – im Vorfeld     nisterin Johanna Mikl-Leitner
niemand gefragt. Erst nachdem        sowie mit betroffenen Bürger-
alles vorgestellt wurde, gibt es     meistern gesprochen.
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10    KOMMUNAL 03 | 2014 SICHERHEIT

     Im Gespräch: Innenministerin Johanna Mikl-Leitner

     „Es wird mehr
     Streifendienste geben“
     Zahlreiche Gemeinden laufen gegen die Schließung von Polizeiposten Sturm.
     Innenministerin Johanna Mikl-Leitner verteidigt im Gespräch mit KOMMUNAL die Reform.
     Für sie ist vor allem wichtig, dass die Polizei auf der Straße stärker präsent ist.

     Helmut Reindl                                  Schlagkraft bei der Kriminali-        kann ich feststellen, dass großes
                                                    tätsbekämpfung und zu einer           Interesse besteht.
     KOMMUNAL: Die geplante Schlie-                 höheren Aufklärungsquote
     ßung von 122 Polizeiposten hat                 führen. Jeder seriöse Sicher-         Im Vorjahr haben Sie das Konzept
     vor allem in den betroffenen Ge-               heitsexperte bestätigt uns, dass      des „Gemeindepolizisten“ wie-
     meinden eine Welle der Empörung                wir solche größeren Einheiten         derbelebt. Wie sollen mehr Poli-
     ausgelöst. Kritisiert wird unter an-           brauchen. Auch der Rechnungs-         zisten – vor allem zu Fuß – in den
     derem, dass die Gemeinden nicht                hof ist dieser Ansicht.               Gemeinden unterwegs sein, wenn
     eingebunden wurden und erst aus                                                      sie erst von weit her mit dem Auto
     den Medien erfahren haben, dass                Den von den Schließungen betrof-      kommen müssen?
     ihr Posten eingespart werden soll.             fenen Gemeinden wird im Rahmen        Ziel der Reform ist ja, dass die
     Wäre da eine andere Vorgehens-                 des Projekts „Innen.Sicher.“ ein      Polizistinnen und Polizisten von
     weise nicht besser gewesen?                    Gemeindepakt angeboten. Die Ge-       Verwaltungstätigkeiten entlastet
     BM MIKL-LEITNER: Mir war klar,                 meinden können dann einen „Po-        werden und mehr Zeit für die
     dass die Landeshauptleute und                  lizeistützpunkt“ in einem öffentli-   eigentliche polizeiliche Arbeit
     die Bürgermeisterinnen und                     chen Gebäude einrichten, der mit      haben. Es wird also mehr Strei-
     Bürgermeister nicht jubeln                     einem Polizeischild gekennzeich-      fendienste geben – sowohl mit
     werden. Das liegt in der Natur                 net und einer Gegensprechanlage       dem Auto als auch zu Fuß.
     der Sache, weil niemand gerne                  ausgestattet wird. Was soll das
     liebgewonnene Dinge ändern                     bringen?                              Sie haben die Bundesländertour,
     möchte. Wir wussten daher, dass                Uns geht es darum, gemeinsam          bei der Sie sich der Diskussion
     wir viel Überzeugungsarbeit zu                 mit den Gemeinden ein Sicher-         stellen wollen, erwähnt. Kann es
     leisten haben werden. Wenn                     heitspaket auszuarbeiten. Ziel        danach noch Änderungen bei den
     man aber das Ziel vor Augen                    ist es, dass künftig mehr Streifen    Einsparungsmaßnahmen geben?
     hat, den Bürgerinnen und Bür-                  fahren sollen als zuvor.              Nein. Die Planungen sind defi-
     gern mehr Sicherheit zu bieten,                Wichtig ist, dass die Polizei auf     nitiv und wir sparen uns mit der
     dann kann man sich dieser Re-                  den Straßen besser sichtbar ist.      Reform keinen einzigen Euro.
     form nicht verschließen.                       Zur Sichtbarkeit gehört auch          Bei der Bundesländertour geht
     Wir haben das Gespräch mit den                 eine Anlaufstelle wie der Poli-       es um die Information über die
     Landeshauptmännern gesucht                     zeistützpunkt in der Gemeinde.        Sicherheitspakete und um Hin-
     und sind mit ihnen die Vor-                    Ein Notruf, der vom Polizei-          tergrundinformationen, warum
     schläge der Landespolizeidirek-                stützpunkt abgegeben wird,            die Strukturreform nötig ist. Die
     tionen und der Generaldirektion                geht direkt zur Leitstelle, die       bisherigen Strukturen stammen
     durchgegangen. Die Pläne stam-                 die nächste verfügbare Streife        ja noch aus der k u. k.-Zeit.
     men ja nicht von mir, sondern                  schickt.                              Damals waren die Polizisten
     von unseren Expertinnen und                                                          noch zu Fuß oder bestenfalls
     Experten, die die Situation vor                Wie viele Gemeinden haben sich        zu Pferd unterwegs. Daher
     Ort kennen. Entschieden wurde                  für diese Lösung entschieden?         brauchte man mehr Dienststel-
     nach klar festgelegten Kriterien,              Die Landespolizeidirektionen          len. Es gab auch kein Telefon.
     wie Infrastruktur, Topografie,                 sind derzeit in intensivem Ge-        Es war also wichtig, dass man
     Flächenausdehnung, Erreichbar-                 spräch mit den Gemeinden. Wie         schnell bei einem Polizeiposten
     keit der nächsten Polizeiinspek-               viele Gemeinden das Angebot           war. Heute kommt die Polizei
     tion usw.                                      annehmen, werden wir in Kürze         mit dem Auto.
     Die Reform ist unumgänglich,                   wissen. Bei meiner Informati-         Gerufen wird sie mit dem Tele-
     weil größere Einheiten zu mehr                 onstour durch die Bundesländer        fon. 98 Prozent der Interventi-
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                                                                            POLIZEISTÜTZPUNKTE
                                                                            FÜR MEHR BÜRGERNÄHE

                           „Ziel ist es, dass ein Drittel mehr
                           Streifen fahren soll als zuvor.“
                              Innenministerin Johnann Mikl-Leitner

                                                                            Die Umsetzung des „Innen.Sicher.“- Projekts „Mo-
onen erfolgen über den Notruf,         Es geht darum, mehr Präsenz im       derne Polizei“ ist in vollem Gange. Ein wichtiger
nur zwei Prozent ergehen direkt        Außendienst zu zeigen.               Eckpfeiler des Projekts sind die Polizeistützpunkte,
an die Polizeiinspektionen.                                                 die bei Bedarf in betroffenen Gemeinden eingerichtet
                                       Das Thema Radarüberwachung           werden können. Ziel der Polizeistützpunkte ist es, ei-
Befürchten Sie nicht, dass es in Ge-   durch Gemeinden ist seit Jahren      nerseits den Kolleginnen und Kollegen bestmögliche
bieten mit schlechtem Straßennetz      umstritten. Eine Lösung ohne Ge-     Arbeitsbedingungen zu bieten und andererseits eine
in Zukunft länger dauern wird, bis     setzesänderung wäre, dass die Ge-    größtmögliche Bürgernähe sicherzustellen.
Beamte vor Ort sind? Im Defreg-        meinde für die Infrastruktur sorgt
gental wird es beispielsweise kei-     und die Messpositionen in Abstim-    Das Innenministerium bietet Bürgermeistern, die von
nen Posten mehr geben, obwohl          mung mit der Polizei festlegt. Sie   der Dienststellenstrukturanpassung betroffen sind,
das Tal im Winter oft nur schwer zu    haben den Gemeinden Unterstüt-       ein Gemeindepaket an. Dieses Paket sieht vor, dass
erreichen ist.                         zung zugesagt. Wie könnten die       die betroffenen Gemeinden eine Polizistin bzw. einen
Die Experten haben alle Faktoren       nächsten Schritte aussehen, damit    Polizisten als fixen Ansprechpartner erhalten. In ei-
wie eben Topografie, Infrastruk-       die Gemeinden messen dürfen?         nem Schulterschluss zwischen Gemeinden und Polizei
tur usw. berücksichtigt.               Entscheidend bei einer Radar-        können auf diese Weise lokale polizeiliche Lösungen
                                       überwachung ist, dass nicht die      erarbeitet werden. Gemeindeverantwortliche haben
Wie viele Polizisten können durch      Abzocke im Vordergrund steht,        außerdem die Gelegenheit, spezielle örtliche Bedürf-
die Strukturreform tatsächlich         sondern dass die Verkehrssicher-     nisse vorzubringen. Diese werden – sofern es sinnvoll
weniger Verwaltungsaufgaben            heit erhöht wird. Deshalb wäre       und möglich ist – in die Streifenplanung einfließen.
und stattdessen mehr Streifen-         es sinnvoll, wenn die Gemeinden
dienst versehen? Also wie viele        gemeinsam mit den Polizeidi-         Die betroffenen Gemeinden haben auch die Mög-
kommen mehr auf die Straße?            rektionen Verkehrskonzepte           lichkeit, einen „Polizeistützpunkt“ in einem öffent-
Man kann das nicht in Beamten,         entwickeln. Auf der Basis dieser     lichen Gebäude einzurichten, wobei die Gemeinden
sondern in Stunden berechnen.          Konzepte sollten dann an neural-     lediglich einen Raum zeitweise zur Verfügung
Bis Ende 2015 werden wir               gischen Punkten Radarüberwa-         stellen müssen. Die EDV-Infrastruktur wird durch
200.000 Außendienstpräsenz-            chungen stattfinden.                 die Polizei sichergestellt. Der Polizeistützpunkt wird
stunden mehr haben.                                                         mit einem Polizeischild gekennzeichnet und einer
                                       Wählerverzeichnisse müssen der-      Gegensprechanlage ausgestattet. Die Bürgerinnen
Mit wie vielen Beamten sind die        zeit immer noch auch an Wochen-      und Bürger können mittels Ruftaste rund um die Uhr
Posten, die geschlossen werden         enden einsehbar sein. Das kostet     mit einer Leitstelle der Polizei Kontakt aufnehmen.
sollen, durchschnittlich besetzt?      die Gemeinden viel Geld, weil        Diese entsendet dann direkt einen Streifenwagen
Ein Polizeiposten alleine bietet       Gemeindemitarbeiter Überstunden      zum Stützpunkt oder zum Einsatzort. Im Stützpunkt
keine Sicherheit. Sicherheit kann      machen müssen. Wird es in abseh-     wird es möglich sein, polizeiliche Sofortmaßnahmen
nur garantiert werden, wenn            barer Zeit Änderungen geben?         zu treffen, etwa eine Anzeige zu erstatten oder eine
die Beamten im Außendienst             Wir sind derzeit mit dem             Ausschreibung zur Fahndung zu veranlassen.
präsent sind. Von der Zusam-           Gemeindebund und dem Städ-
menlegung sind vor allem kleine        tebund im Gespräch und versu-        Bei der Umsetzung des Projekts „Moderne Polizei“
Posten betroffen. Nach der Re-         chen eine Lösung zu finden.          haben sowohl Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
form wird es keine Dienststelle                                             Innenressorts als auch Bürgerinnen und Bürger die
mit nur vier Beamten geben.            Bei unserem Gespräch im vergan-      Möglichkeit, Vorschläge und Anregungen im „Mitar-
                                       genen Jahr haben Sie bedauert,       beiterInnen- und BürgerInnen-Beirat“ einzubringen.
Wie viel Geld erspart man sich         dass es für die Einführung eines
durch den Wegfall der Posten und       Zentralen Wählerregisters keine      Der „MitarbeiterInnen- und BürgerInnen-Beirat“
wie wird es eingesetzt?                Mehrheit im Parlament gibt. Wie      ist erreichbar unter ModernePolizei@bmi.gv.at
Die Reform erspart kein Geld.          sieht es jetzt damit aus? 
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     Ich freue mich, dass der mehr-
     mals gründlich überarbeitete
                                                     STIMMEN DER BÜRGERMEISTER
     Entwurf des Direkte-Demokra-
     tie-Pakets jetzt laut Regierungs-
     übereinkommen Verhandlungs-
     basis in einer dazu einzuberufen-
     den Enquete-Kommission sein
     wird. Ich hoffe, dass die Vernunft              Bürgermeister Dipl.-Ing. Johannes Pressl/Ardagger
     siegen wird und als Ergebnis
     dieser Verhandlungen zumindest
     das Zentrale Wählerregister und
     die damit verbundenen Verbesse-
                                                     „Wenn man Reformen
     rungen für die Bürgerinnen und
     Bürger bei der Unterstützung
                                                     macht, dann bitte ganz“
     von Volksbegehren in die Praxis
     umgesetzt werden können.
     Wegen der erforderlichen Zweid-                 In der niederösterreichischen Gemeinde Ardagger wird
     rittelmehrheit lässt sich darüber               der Polizeiposten Ende Juni geschlossen. „Das subjekti-
     aber natürlich keine sichere Pro-
     gnose abgeben.                                  ve Sicherheitsempfinden und der persönliche Kontakt
                                                     zu den Polizisten fällt damit weg“, so Bürgermeister
                                                     Johannes Pressl im Gespräch mit KOMMUNAL.
              „Sicherheit kann nur garantiert
              werden, wenn die Beamten im
              Außendienst präsent sind.“             Die 3400-Ein-                                       Neben zusätzli-
                                                     wohner-Ge-                                          chen Sicherheits-
              Innenministerin Johanna Mikl-Leitner   meinde Ardagger                                     maßnahmen ist
                                                     liegt nahe der                                      für Pressl eine
                                                     Autobahnauffahrt                                    weitere Her-
     Beim Besuch einer Delegation des                Amstetten-West                                      ausforderung,
     Gemeindebundes vor wenigen Wo-                  und das Orts-                                       die schnelle
     chen haben Sie zugesagt, dass Sie               gebiet wird von                                     Erreichbarkeit für
     die Regelung der Briefwahl verein-              zahlreichen Autos                                   die Bürger zu er-
     fachen wollen. Gibt es dazu mittler-            passiert. Schon                                     möglichen. „Vom
     weile konkrete Überlegungen?                    in der Vergan-                                      Polizeiposten in
     In den erwähnten Gesprächen                     genheit gab es                                      Ardagger aus wa-
     mit dem Städtebund und dem                      aufgrund dieser                                     ren alle Gebiete
     Gemeindebund, die schon                         Lage Einbrüche,                                     in nur acht bis
     für Ende Februar anberaumt                      teilweise von                                       zehn Minuten
     worden sind, werden wir die                     organisierten                                       erreichbar, mit
     Vorstellungen der Interessen-                   Banden, schildert Johannes Pressl, Bürgermeister    dem neuen Pos-
     vertretungen zur Briefwahl wie                  Pressl. In der Ge- von Ardagger                    ten in Amstetten
     zum Wahlrecht generell Punkt                    meinde wurde,                                      kann es bis zu 25
     für Punkt erörtern und dabei re-                als die Pläne des                                  Minuten dauern“,
     alisierbare Lösungen skizzieren.                Innenministeri-                                    schildert Pressl
                                                     ums publik wurden, die eigene       und fordert, dass die Polizei
     Sie weisen immer wieder auf die                 Sicherheitssituation analysiert,    bezirks- und länderübergrei-
     Gefahr von Internet-Kriminalität                um objektive Fakten festzu-         fend arbeitet. Der Grund: In
     hin. Welche Maßnahmen können                    machen. Das Ergebnis: „Die          manchen Gebieten Ardaggers
     Gemeinden ergreifen, um vor                     neuralgischen Punkte müssen         liegt die oberösterreichische
     einem Angriff geschützt zu sein?                zusätzlich abgesichert werden,      Polizeidienststelle Grein mit nur
     Sind das die gleichen Maßnah-                   beispielsweise durch eine Video-    3 min. näher. „Ich habe schon
     men, die auch Unternehmen er-                   überwachung. Diese kann zwar        gefordert, dass die Bürger Ard-
     greifen sollten, oder sind Gemein-              keine Einbrüche verhindern,         aggers auch in Oberösterreich
     den stärker gefährdet?                          aber sie kann abschreckend wir-     Anzeigen aufgeben können,
     Vor Cyber-Kriminalität ist nie-                 ken und die Fahndung beschleu-      wenn es für sie besser erreichbar
     mand sicher. Auch Gemeinden                     nigen“, so Pressl. Zudem fordert    ist und die Polizisten aus Grein
     sollten ältere Programme durch                  der Bürgermeister, dass in den      Teile unseres Gemeindegebietes
     neue ersetzen und sich an Fach-                 Siedlungsgebieten selbst mehr       mitbetreuen“, so Pressl. Die Re-
     leute wenden, die die Gemein-                   Polizisten vor Ort auf der Straße   form soll eine echte Strukturre-
     deverwaltung auf potentielle                    patrouillieren sollen. Vorstellbar  form sein. Pressl fordert: „Wenn
     Schwachstellen durchleuchten.                   wäre beispielsweise, dass es für    man Reformen macht, dann
     Auch die Präventionsbeamten                     Ardagger Dorfpolizisten gibt,       bitte auch über die internen
     der Polizei stehen gerne zur                    damit der persönliche Bezug         Verwaltungsgrenzen der Polizei
     Verfügung.                                      erhalten bleibt.                    hinweg!“
KOMMUNAL 03 | 2014      13
                                                                             RESOLUTION DES
                                                                             KÄRNTNER GEMEINDEBUNDES

                                                                             Sicherheit ist ein Grundbedürfnis der
                                                                             Bevölkerung. Polizeiinspektionen dienen
                                                                             dabei als Grundinfrastruktur und Faktor für
                                                                             Lebensqualität. Dies betrifft insbesondere
Bürgermeisterin Renate Rettenegger/Molln                                     weniger dicht besiedelte Regionen. Grund-
                                                                             infrastruktur abzubauen bedeutet, ein

Molln fordert                                                                Absinken an Lebensqualität. Abwanderung
                                                                             wird in Kauf genommen oder gar forciert.

Chancengleichheit ein                                                        Optimierungen sind erforderlich. Auch
                                                                             die Gemeinden sind laufend um die effizi-
                                                                             entere und effektivere Ausgestaltung ihrer
                                                                             Strukturen und Abläufe bemüht. Entschei-
Gleiche Chancen für alle – so lautet das Credo                               dend ist jedoch, wie Optimierungen vor-
in Molln, wenn es um die geplante Posten-                                    bereitet, kommuniziert und durchgeführt
                                                                             werden und dass sie nicht einseitig an
schließung geht.                                                             Kostenargumenten ausgerichtet werden.
                                                                             Qualitätskriterien müssen in Reformdis-
                                                                             kussionen eine entscheidende Gewichtung
                                                                             erfahren.

                                                                             Die in Aussicht genommene Schließung
Während es                                             Die Marktge-          von bis zu 30 Polizeidienststellen wird
in Grünburg                                            meinde Molln          seitens des Kärntner Gemeindebundes aus
bereits Gesprä-                                        verfügt jedenfalls    Sicherheitserwägungen, aufgrund ihrer
che über die                                           über die besseren     regionalen Ausrichtung und aufgrund
geplante Umsie-                                        Voraussetzungen,      der intransparenten und überhasteten
delung der Po-                                         die den Bau einer     Vorgehensweise strikt abgelehnt.Die räum-
lizeiinspektion                                        gemeinsamen           liche Nähe von Polizei und Gemeinde ist
nach Leonstein                                         Polizeidienststelle   grundsätzlich positiv. Vehement abgelehnt
gibt – dort soll                                       rechtfertigen         wird jedoch der Vorschlag von Bundesmi-
ein neues Ge-                                          würden. So steht      nisterin Mikl-Leitner, dass die Gemeinden
bäude errichtet                                        ein geeignetes        unter Tragung der Infrastrukturkosten
werden und ein                                         Grundstück in         eine Polizeidienststelle im Gemeindeamt
gemeinsamer                                            zentraler Lage zur    aufnehmen könnten.
Posten mit                                             Verfügung, das
Molln entstehen                                        sich im Gegensatz     Eine Schließungswelle, welche zu einem
– wartet man                                           zu Grünburg           Kahlschlag an Sicherheitsinfrastruktur in
in Molln trotz       Renate Rettenegger, Bürgermeis- im Eigentum             Kärnten führt, fördert die Landflucht und
vor längerer         terin von Molln                    der Gemeinde         konterkariert die Bemühung der Gemein-
Zeit erfolgter                                          befindet und         den, den ländlichen Raum lebenswert
Anfrage auf ein                                         die notwendige       zu gestalten. Durch die beabsichtigten
entsprechendes                                          Flächenwidmung       Schließungen werden ganze Täler ohne eine
Lebenszeichen der zuständigen           aufweist. Zugleich gibt es auch      einzige Polizeiinspektion zurückgelassen.
Stellen.                                einen Investor, der bereit wäre,     Der Umstand, dass selbst der Landes-
                                        eine neue Dienststelle zu errich-    hauptmann von Kärnten erst zwei Tage vor
Es gibt keine sachlichen und            ten. Molln ist in den Bereichen      einer anberaumten Pressekonferenz der
fachlichen Gründe, die dafür            Wirtschaft und Tourismus füh-        Innenministerin informiert wurde, mit den
sprechen würden, die Polizei-           rend, verfügt über ein modernes      Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden
dienststelle nach Leonstein zu          Gemeindezentrum, ist Sitz der        noch kein Kontakt aufgenommen wurde
verlegen, so Bürgermeisterin            Nationalparkverwaltung und           und andere Bundesländer bei der Schlie-
Renate Rettenegger. Es scheint          darüber hinaus befinden sich         ßung von Polizeidienststellen fast gänzlich
inakzeptabel, dass eine tiefgrei-       zwei Banken im Ort. „Wir er-         ausgespart werden sollen, runden das Bild
fende Änderung der Dienststel-          warten uns, dass umgehend mit        einer gezielten Schwächung Kärntens ab.
lenstruktur bei der Polizei zuerst      uns Kontakt aufgenommen wird
über die Medien kommuniziert            und wir rasch zu einer Lösung        Der Kärntner Gemeindebund fordert
wurde. Das ist eine fragwürdige         kommen. Eine Abwanderung             daher Innenministerin Dr. Johanna
Vorgehensweise. Information             des Postens in den Nachbarort        Mikl-Leitner auf, von der geplanten
und Diskussionsmöglichkeit              Leonstein kommt jedenfalls nicht     Schließung von bis zu 30 Polizeidienst-
wäre ein zeitgemäßer Ansatz             infrage. Es gibt keinen einzigen     stellen in Kärnten Abstand zu nehmen
gewesen. Aber Argumente                 sachlichen und vor allem logi-       und die Gemeinden bei anstehenden
waren ja unerwünscht, weil „eh          schen Grund dafür“, gibt sich die    Optimierungen umgehend einzubin-
alles klar ist“, hieß es.               Mollner Ortschefin kämpferisch.      den.
14    KOMMUNAL 03 | 2014 RECHT & VERWALTUNG

     Haushaltsrechtsreform mit Augenmaß?

     Frage der Verhältnismäßigkeit
     sollte zentrale Rolle spielen
     Der Finanzausschuss des Österreichischen Gemeindebundes beschließt                       außerordentlichen Haushalt und
                                                                                              0/9 für voranschlagsunwirk-
     Kernforderungen zum neuen Haushaltsrecht für Gemeinden. Das wich-                        same Gebarung) hineinrekla-
                                                                                              miert werden konnten.
     tigste ist, dass es den Bedürfnissen und Anforderungen der Gemeinden
                                                                                              VRV-Neu: Bedürfnissen
     – die meist weit entfernt von denen der Länder oder des Bundes sind                      der Gemeinden gerecht
                                                                                              werden
     – gerecht werden muss. Die Glaubensfrage „Kameralistik oder Doppik“
                                                                                              Um den Bedürfnissen der Ge-
     ist dabei zweitrangig.                                                                   meinden gegenüber ihren Bür-
                                                                                              gerinnen und Bürgern und den
                                                                                              übergeordneten Förderstellen
     Christian Schleritzko                                                                    gerecht zu werden, sind gegen-
                                                                                              über dem nur auf die Anforde-
     Das seit 2013 in Wirkung ste-       Entscheidend und maßgeblich für die                  rungen des Bundes abgestimm-
     hende Bundeshaushaltsrecht          Erstellung von Rechnungsabschlüssen und              ten Entwurf für eine VRV-Neu
     soll so schnell es geht auch auf                                                         Änderungen erforderlich. Der
     die Landes- und Gemeindeebene       Voranschlägen ist nicht das Buchungssystem,          Finanzausschuss des Österrei-
     übergestülpt werden. Begründet      sondern die Darstellungsform.                        chischen Gemeindebundes hat
     wird diese Vorgehensweise von                                                            daher in seiner Sitzung vom
     BMF oder Rechnungshof vor-                                                               27. Jänner 2014 dazu entspre-
     wiegend damit, dass dieses neue                       sind die in der derzeit gültigen   chende Eckpunkte beschlossen,
     Haushaltsrecht mehr Transpa-                          VRV 1997 geregelten oder in        die sich aus den nun einmal
     renz und Steuerungsmöglichkeit                        der VRV-Neu geplanten Ansätze      vorliegenden Unterschieden der
     bringen würde.                                        und Posten. Egal ob Kamera-        Gemeinden gegenüber Bund
     Übersehen wird dabei jedoch,                          listik oder Doppik, beide sind     und Ländern ergeben:
     dass die Gemeinden weit andere                        in die Jahre – besser sogar in
     Bedürfnisse und Anforderun-                           die Jahrhunderte – gekommen.       • Gemeinden haben ihren
     gen aus dem Rechnungswesen                            Während die Kameralistik im          ordentlichen Haushalt
     ableiten müssen, als dies für                         Jahre 1762 von einem öster-          grundsätzlich ausgeglichen zu
     den Bund oder auch die Länder                         reichischen Hofrat erstmals          erstellen (nur vereinzelte lan-
     erforderlich und notwendig ist.                       dargestellt wurde, erfolgte die      desgesetzliche Ausnahmen).
     Viele materielle Regelungen,                          nachweisbar erstmalige Anwen-      • Darlehensaufnahmen
     etwa der Gemeindeordnun-                              dung der Doppik im Jahr 1340         sind zur Bedeckung eines
     gen, sind auf den bisherigen                          in Genua. Entscheidend und           Abganges im ordentlichen
     Vorgaben der derzeit gültigen                         maßgeblich für die Erstellung        Haushalt nicht möglich,
     Voranschlags- und Rechnungs-                          von Rechnungsabschlüssen und         sondern nur zur Bedeckung
     abschlussverordnung (VRV                              Voranschlägen ist daher nicht        außerordentlicher Ausgaben.
     1997) aufgebaut. Mit der VRV-                         das Buchungssystem, sondern        • Darlehen sind aus ordentli-
     Neu, deren Begutachtung nach                          die Darstellungsform, welche         chen Mitteln laufend zurück-
     Anfang Februar erfolgter Fertig-                      schon jetzt in der VRV geregelt      zuzahlen, sollten Darlehen
     stellung der Erläuterungen nun                        ist. In der VRV-Neu soll es wie      mit einem Gesamtbetrag
     unmittelbar bevorsteht, werden                        im Bereich des Bundes ein Drei-      am Ende der Laufzeit fällig
     viele dieser Regelungen infrage                       komponentensystem (Ergebnis-,        werden, ist der Rückzahlungs-
     gestellt bzw. unterlaufen.                            Finanzierungs- und Vermögens-        betrag laufend anzusparen.
                                                           rechnung) geben. Eine Darstel-     • Ist der Ausgleich im ordent-
     Richtungsstreit obsolet                               lung in ordentlichen und au-         lichen Haushalt (dieser
                                        Christian Schle-   ßerordentlichen Haushalt ist im      enthält auch die laufenden
     Es ist vollkommen unerheb-         ritzko, MSc, ist   vorliegenden Vorentwurf nicht        Schuldrückzahlungen)
     lich, in welchem System die        Vertreter des      mehr vorgesehen, wobei seitens       nicht mehr möglich, muss
     Erfassung von Gebarungsfällen      Österreichischen   des Gemeindebundes zumindest         die Gemeinde unmittelbar
     während des Jahres erfolgt.        Gemeindebundes     die Haushaltshinweise (1/2 für       Maßnahmen zur Haushalts-
     Grundlage für die Buchungen        im VR-Komitee      ordentlichen Haushalt, 5/6 für       konsolidierung setzen.
RECHT & VERWALTUNG KOMMUNAL 03 | 2014              15

Im Gegensatz dazu finanziert        ohnedies kaum noch Spielräume        denen man, ein überkomplexes
etwa der Bund seinen laufen-        und daneben sind die Gemein-         und teures Sparkorsett anlegen
den Haushalt seit nunmehr           den ohne Wien mit ihrem (inkl.       müsste. Ob der Bund das bisher
vier Jahrzenten auf Pump. Die       Ausgliederungen) gerade einmal       fehlende Augenmaß in dieser
Rückzahlung seiner endfälligen      dreiprozentigen Anteil an der        Reformdiskussion noch finden
Schulden erfolgt zwar, aber sie     öffentlichen Verschuldung nicht      wird, wird sich in den kommen-
erfolgt durch die Neuaufnahme       jene Gebietskörperschaften,          den Monaten zeigen.
von Darlehen. Aus diesem
Grund wird auch die Notwen-
digkeit einer Schulden- und
Ausgabenbremse verständlich.
Diesen Weg sind die Gemeinden
bisher nicht gegangen und
sollten ihn auch künftig nicht
gehen.                                Beschluss des Finanzausschusses
Vermögensdarstellung                  des Österreichischen Gemeindebundes
ist machbar, IPSAS sind               vom 27. Jänner 2014
zu hinterfragen
Wie in der vorangegangenen           1) Beibehaltung der Darstellung       die realen Gegebenheiten in
Ausgabe des KOMMUNAL                    des ordentlichen und außeror-      den Gemeinden abzustimmen.
bereits zu lesen war, sind die          dentlichen Haushalts sowohl        Die Empfehlung von gewissen
Gemeinden bereits auf Basis             im Voranschlag als auch im         Bandbreiten in den Abschrei-
der aktuellen Bestimmungen              Rechnungsabschluss. Auf die-       bungszeiträumen ist zulässig.
zum Rechnungswesen in der               ser bewährten Darstellung der      Die Vorgabe von fixen Ab-
Lage, ihr Vermögen entspre-             Aufwendungen und Erträge           schreibungszeiträumen wird
chend auszuweisen. Auch die             bzw. Einnahmen und Ausga-          abgelehnt.
Vorgaben für die Ermittlung der         ben bauen die materiellen
Maastricht-Ergebnisse und des           Regelungen der Länder            5) Die bestehende VRV ist auf
„EU-Six-Pack’s“ (mit Ausnahme           (z. B. Gemeindeordnungen)           die erforderlichen Vorgaben/
der Werte für Finanzierungslea-         auf.                                Meldeverpflichtungen gegen-
sing und Derivate, welche bisher                                            über der Europäischen Union
in der VRV nicht enthalten sind)     2) Darlehen für Gemeinden sind         und des Österreichischen
können vollständig erfüllt wer-         nur zur Bedeckung von außer-        Stabilitätspakts anzupassen
den. Transparenz und Vergleich-         ordentlichen Aufwendungen/          (ein Vorschlag des Österrei-
barkeit von Haushaltsdaten der          Ausgaben möglich. Zur               chischen Gemeindebundes
Gemeinden sind somit bereits            Bedeckung von ordentlichen          zur Novelle der VRV in diese
jetzt gegeben. Ob und inwieweit         Aufwendungen/Ausgaben sind          Richtung wurde bereits im
die nicht rechtsverbindlichen           die laufenden Erträge/Einnah-       März 2013 eingebracht). Es ist
IPSAS-Empfehlungen (Interna-            men zu verwenden. Die Mittel        dabei zu gewährleisten, dass
tional Public Sector Accounting         zur Rückzahlung von Darlehen        Meldeverpflichtung und Da-
Standards), auf welche der              sind im ordentlichen Haushalt       tenverfügbarkeit im Einklang
Bund in der geplanten VRV-              aufzubringen.                       stehen und nicht weitere Dop-
Neu abzielt, erforderlich sind,                                             pelgleisigkeiten entstehen.
wird noch zu diskutieren sein.       3) Das Vermögen der Gemeinden
Blickt man nach Deutschland,            ist in Nachweisen darzustel-     6) Zusätzlich zu den nach diesen
ist die Übernahme der IPSAS             len. Dabei ist auf eine Unter-      Vorgaben erstellten Voran-
ins innerstaatliche Recht nicht         gliederung in gemeindespezifi-      schlägen und Rechnungsab-
ersichtlich.                            sche Vermögenskategorien            schlüssen der Gemeinden
Schließlich sollte bei der Umset-       (z. B. öffentliches Gut,            können die Buchhaltungser-
zung der geplanten VRV-Neu die          Gemeingut (beides nicht             gebnisse des Haushaltsjahres
Frage der Verhältnismäßigkeit           veräußerbar), verwertbares          für die interessierte Öffentlich-
(Kosten und Nutzen für Bürger           Vermögen, Rechte etc.) beson-       keit auch in Anlehnung an die
und Verwaltung) eine zentrale           ders zu achten.                     Vorgaben der VRV-Neu für den
Rolle spielen. Den Gemeinden                                                Bund und die Länder in einem
bleiben angesichts der ge-           4) Abschreibungen in den Ver-          Dreikomponentensystem be-
setzlichen Pflichtausgaben im           mögensaufstellungen sind auf        reitgestellt werden.
Vergleich zu Bund und Ländern
16    KOMMUNAL 03 | 2014 RECHT & VERWALTUNG

     Immobilienleasingverträge: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

     Fehler haben Auswirkungen auf
     beide Vertragspartner
     Immer wieder kommt es zu
                                                                                                                 Bei einem Streit
     Fällen, wo – meist ältere –                                                                                 geht die Kommu-
                                                                                                                 ne in Konfron-
     Leasingverträge einer nähe-                                                                                 tation mit dem
                                                                                                                 Eigentümer ihres
     ren Überprüfung nicht                                                                                       Projekts, ihres
                                                                                                                 Gemeindezen-
     standhalten. Das muss nicht                                                                                 trums, ihrer
                                                                                                                 Sporthalle oder
     unbedingt böse Absicht sein,                                                                                einer anderen
                                                                                                                 Einrichtung – eine
     eine Überprüfung von Zeit zu                                                                                Lösung auf dem
                                                                                                                 Gerichtsweg
     Zeit ist dennoch angebracht.                                                                                sollte die letzte
                                                                                                                 Lösung sein.

     Werner Höflecher

     In den vergangenen Jahren wur-                        und Spesen aus einem solchen            Leasinggeschäfts verrechnete
     den kommunale Einrichtungen                           Leasingvertrag allerdings gegen-        Kreditgebühren an das
     wie Kindergärten, Feuerwehr-                          über einem klassischen Darle-           Finanzamt abgeführt wurden.
     gebäude, Gemeindezentren,                             hen oder einem Kredit schwer        •   Einmalzahlungen von
     Krankenhäuser und ähnliches                           zu kontrollieren und nachzu-            Kautionen wurden falsch,
     oft über Immobilienleasing                            vollziehen, schon der Vergleich         in manchen Fällen auch
     abgewickelt. Die Gründe dafür                         mehrerer Leasinganbote ist,             zu spät eingebucht.
     waren auf der einen Seite                             ohne Überprüfung durch einen        •   Bei der Anpassung des
     • steuerliche Vorteile, wie                           Finanzierungsexperten, fast             Zinsanteils der Mieten
        vor allem eine geringere                           unmöglich.                              nach Schwankungen des
        Belastung aus Umsatzsteuern                        Die Kontrolle von bestehenden           vereinbarten Indikators
        über die gesamte Laufzeit                          Immobilienleasingverträgen              ist es zu falschen Berech-
        des Vorhabens gesehen,                             hat nun in einigen Fällen dazu          nungen gekommen.
     • einfachere und kürzere                              geführt, dass es gegenüber Lea-     •   Verwaltungsentgelte wur-
        Genehmigungsverfahren                              singgesellschaften zu Rückforde-        den verrechnet, obwohl
        durch die Aufsichtsbehörde,                        rungen gekommen ist.                    im Vertrag darüber nichts
        und nicht zu vergessen                             Hier einige der Punkte die in           festgeschrieben wurde.
     • die Buchhaltung: Leasing gilt                       weiterer Folge zu Rückforderun-     •   Mündliche Ansprachen
        im ordentlichen Haushalt                           gen zu Gunsten der Leasingneh-          wurden nicht eingehalten.
        als Miete bzw. Pacht und                           mer geführt haben:
        ist lt. Kontierungsleitfaden                       • Vom Finanzamt an den wirt-        Den Leasinggesellschaften
        unter der Postengruppe 700                            schaftlichen Eigentümer des      sollte man keine böse Absicht
        (Operating-Leasing, das                               Objektes (das ist die Leasing-   unterstellen, wo gearbeitet
        Leasinggut ist handels- und                           gesellschaft) rückerstattete     wird passieren auch Fehler,
        steuerrechtlich dem Lea-                              Vorsteuern wurden nicht oder     dazu kommt noch: Einige große
        singgeber zuzurechen) bis      Werner Höflechner      zu spät von den Gesamtin-        Leasinggesellschaften wurden
        702 (Ausgaben für Finanzie-    ist Konsulent des      vestitionskosten abgezogen.      in den letzten Jahren fusioniert
        rungsleasing) zu verbuchen.    steiermärkischen    • In manchen Fällen kann von        oder von anderen Unternehmen
                                       Gemeindebundes,        der Leasinggesellschaft nicht    übernommen, dabei wurden
     Für den Kunden, den Leasing-      office@                nachgewiesen werden, dass        oft verschiedene Buchhaltungs-
     nehmer, sind die Belastungen      die-loesung.at         für die Refinanzierung des       systeme zusammengeführt, ein
RECHT & VERWALTUNG KOMMUNAL 03 | 2014            17

  Prozess, der Unternehmen oft                 Steuerdebatten voll im Gange
  vor große Probleme und Heraus-
  forderungen stellt.
  Es sind uns aber auch Fälle be-
  kannt, in denen die Überprüfung
  der bestehenden Verträge zu
  Nachforderungen für den Lea-
                                               Föderalismus
  singgeber geführt hat, dies muss
  und sollte auch beachtet wer-
  den. Fehler in der Buchhaltung
  können für beide Vertragspart-
                                               auch bei Steuern?
  ner Auswirkungen haben!
  Eine Überprüfung von bestehen-               Steuern sind seit Jahresbeginn in aller Munde: Vom
  den Immobilienleasingverträgen
                                               aktuellen Steuerpaket 2014 über die nötige Reparatur
Achtung: Wird nur ein Erfolgshonorar           der Grunderwerbsteuer bis hin zum viel umstrittenen
vereinbart, kann es zu überzogenen
                                               Steuerföderalismus – KOMMUNAL wirft einen Blick auf
Forderungen gegenüber dem Leasinggeber
kommen, weil der Experte natürlich Interesse   die Möglichkeiten, die ein solcher hätte.
hat, dass die Berechnungsgrundlage für sein
Erfolgshonorar so hoch wie möglich ausfällt.   Konrad Gschwandtner                 wurde, hat sehr deutlich ge-
                                                                                   zeigt, dass die föderale Eignung
                                               Was dem Jahresbeginn 2013           der vorhandenen gemeinschaft-
  durch Leasingexperten ist sicher             sein Spekulationsverbot, das        lichen Bundesabgaben sehr be-
  sinnvoll und ratsam, gehen Sie               scheint im heurigen Jahr nun        schränkt ist. Ein (verländertes)
  bei der Auswahl der Experten                 die Abgabendiskussion zu            Trennsystem ist unter Berück-
  für diese externe Dienstleistung             werden. Ob im Ergebnis ein          sichtigung von Praktikabilität
  aber vorsichtig vor. Wird nur ein            ähnliches Strohfeuer heraus-        und Verwaltungsmehraufwand
  Erfolgshonorar vereinbart, kann              kommt, wird sich weisen. Im         (mobile Steuergegenstände und
  es zu überzogenen Forderungen                Vorjahr war der Auslöser der        somit etwa die Umsatzsteuer
  gegenüber dem Leasinggeber                   mediale Druck rund um das           [USt] sind nicht geeignet.
  kommen, weil der Experte na-                 hausgemachte Salzburger Fi-         Daneben gibt es gravierende
  türlich Interesse hat, dass die              nanzdebakel, der sich aber nach     Probleme bei der regionalen
  Berechnungsgrundlage für sein                den vier im Frühjahr erfolgten      Zuordnung des Aufkommens
  Erfolgshonorar so hoch wie mög-              Landtagswahlen (Kärnten,            etwa der Lohnsteuer, der KESt
  lich ausfällt.                               Niederösterreich, Tirol und Salz-   oder der Versicherungssteuer),
  Dabei gilt zu beachten: Die Kom-             burg) wieder gelegt hat. Aktuell    unionsrechtlichen Vorgaben
  mune geht in Konfrontation mit               scheinen es innerparteiliche        (insbesondere zu den Ver-
  dem Eigentümer ihres Projekts,               Querelen und politische Nach-       brauchsabgaben) und der Posi-
  ihres Gemeindezentrums, ihrer                wahlscharmützel zu sein. Die        tion vieler Ländervertreter selbst
  Sporthalle oder einer anderen                im April 2013 eigentlich schon      (wenn schon Abgabenautono-
  Einrichtung. Und der Eigentü-                einhellig auf Expertenebene be-     mie, dann ernsthafte Beträge
  mer dieser Immobilie kann für                endete Steuerföderalismus-Dis-      und keine Bagatellsteuern) nicht
  die Restlaufzeit des Vertrags das            kussion kommt also gewollt          umsetzbar. Allenfalls wären Län-
  Leben für den Leasingnehmer                  oder ungewollt noch einmal          der-Zuschläge zu bestehenden
  ganz schön schwer machen, die-               aufs politische Tapet.              Abgaben denkbar, in diesem Fall
  ses Recht kann der Leasinggeber                                                  wäre aber ebenfalls meist ein
  aufgrund der bestehenden Lea-                                                    aufwändiges Zuordnungs- bzw.
  singverträge für sich ableiten.              Keine Verländerung von              Zerlegungsverfahren notwendig.
  Wurden von der Leasinggesell-                Gemeindeabgaben                     Was also bleibt sind insbeson-
  schaft bei der Verrechnung von                                                   dere Abgaben, die sich auf
  Gebühren, Kosten und Zinsen                  Das einschlägige, vom Finanz-       Liegenschaften beziehen, wobei
  wirklich nachweislich Fehler                 ministerium (BMF) in Auftrag        der Bund durch die Einführung
  begangen und es kommt zu                     gegebene Gutachten „Zur Stär-       der Immobilienertragsteuer
  einer Nachforderung, sollte                  kung der Abgabenautonomie           ja bereits im Jahr 2012 sehr
  dies im Vergleichsweg und in                 subnationaler Gebietskörper-        deutlich gezeigt hat, was er von
  einem guten Gesprächsklima                   schaften (der Länder)“ von Ver-     möglichen Bestrebungen der
  ausverhandelt werden, eine Kon-              fassungsrichter und Steuer-         Länder, eine ausschließliche
  frontation über den Gerichtsweg              experte Univ.-Prof. Dr. Achatz,     oder eine Landes- und Gemein-
  sollte wirklich nur der allerletzte          das Anfang 2013 im Kreise von       deabgabe auf Umwidmungen
  Ausweg sein und sehr gut über-               Experten der Länder, des Bundes     einzuführen, hält. Offen wäre
  legt werden.                                 und der Gemeinden diskutiert        in diesem Zusammenhang auch
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