Richtig gut - Ärztekammer Steiermark
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Das Magazin der Ärztekammer Steiermark Februar 2017 Abflug. Anästhesist Stefan Mager hat eine Leidenschaft für Flugzeuge. Anflug. Anwalt Stefan Schöller rät Ärzten bei Problemen mit Portalen zu schnellem Handeln. Landung. Angestelltenobmann Martin Wehrschütz hört auf und zieht Bilanz. richtig gut Bei Gesundheitspolitik- Debatten geht es um Fehler. Dabei wird vergessen, dass in der österreichischen Gesundheits- versorgung vieles sehr gut läuft. Foto Fotolia P.b.b. GZ 02Z033098 M Ärztekammer für Steiermark, Kaiserfeldgasse 29, 8010 Graz, Retouren an PF555, 1008 Wien
17. seminare im märz Der ärztekammer für steiermark 24. März bis 1. April 2017 I Graz Kurse, Seminare und Vorträge für Ärztinnen und Ärzte www.seminareimmaerz.at
update im Februar DER LINK: allgemeinmedizin.medunigraz.at/UM11 TurnusärztInnen sind bis Ende Februar aufgerufen, an einer Umfrage zur Berufs- motivation für die Allgemeinmedizin teilzunehmen; und zwar sowohl diejenigen, die eine Berufslaufbahn in der Allgemeinmedizin anstreben, als auch jene, die das explizit nicht möchten. Die Daten werden vom Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung der Meduni Graz anonym ausgewertet – AERZTE Steiermark wird berichten. DATUM schlagzeile 6. April 2017 „Ob man sich impfen lässt, ist jedem selbst überlassen. Dass aber auch Men- Der Tag der Ärztekammerwahl in der Steiermark. Wahl- schen, die in Krankenhäusern arbeiten berechtigt sind jene Ärztinnen und Ärzte, die zum Stichtag und deren Aufgabe es ist, anderen beim 27.1.2017 ordentliche Mitglieder der steirischen Ärztekam- Gesundwerden zu helfen, durchs Nicht-Impfen zu einer mer waren. Gesundheitsgefahr für ihre Patienten werden, sollte nicht toleriert werden.“ Sonja Saurugger, Kleine Zeitung, 1. Februar 2017 Die Zahl BUCHTIPP 31.700.000 Traumberuf Arzt für Allgemeinmedi- (31,7 Millionen) Fitness & Activity Tracker für Smart- zin. Eine Standortbestimmung phones sollen laut Prognose der US-amerikanischen Herausgegeben von der Österreichi- Consumer Technology Association im Jahr 2017 verkauft schen Ärztekammer werden. Verkaufswert: 2,6 Milliarden US-Dollar, das ist Verlagshaus der Ärzte ein Zuwachs von 24 Prozent gegenüber 2016. ISBN 978-3-99052-157-1 EUR 14,90 Hausarzt: Traumberuf oder Auslauf- Fortbildungstipp modell? Mit der Broschüre „Traum- Ident-Nr. A-1 beruf Arzt für Allgemeinmedizin“ hält die Ärztekammer Rechtsinformationen zum Be- Klimakompensierte Produktion Klimakompensierte ein Plädoyer für die niedergelassene Allgemeinmedizin und Produktio handlungsvertrag zwischen Arzt www.climate-austria.at www.climate-austria.at möchte all jenen Mut machen, die sich eine Berufslaufbahn Fotos: Verlagshaus der Ärzte, Ärztekammer und Patient bietet am Donners- als Arzt oder Ärztin für Allgemeinmedizin vorstellen kön- tag, dem 30. März, von 19 bis 21 nen, aber noch zögern. Uhr ein Modul der Seminare im Das Büchlein gibt Einblick in Ausbildung, Fortbildung und März. Herbert Emberger und Berufsalltag, umfasst einen kleinen historischen Teil sowie Thomas Wagner erläutern, was Gedanken zur Zukunft des Hausarzt-Berufs. Auch Betrach- genau Ärzte ihren Patienten tungen zum Unternehmen Arztpraxis und zur Führung einer schulden. Anmeldung unter: https://www.med.or.at. ärztlichen Hausapotheke finden darin Platz. Förderung Kennzeichnung IMPRESSUM: Medieninhaber (Verleger): Ärztekammer für Steiermark, Körperschaft öffentlichen Rechts | Redak- tionsadresse: 8010 Graz, Kaiserfeldgasse 29, Tel. 0316 / 8044-0, Fax: 0316 / 81 56 71, E-Mail: presse@aekstmk.or.at | nachhaltiger für vorbildliche Chefredaktion: Martin Novak | Koordination: Mag. Ursula Jungmeier-Scholz | Redaktionelle Betreuung und Produk- Waldwirtschaft Waldwirtschaft tion: CONCLUSIO PR Beratungs Gesellschaft mbH, Schmiedgasse 38, 8010 Graz | Gestaltung: Konrad Lindner | PEFC/06-39-22 HCA-COC-10029 Anzeigen: Johann Grasser, Mediaberatung 8010 Graz, Wittenbauerstrasse 77b T 0699/12 80 18 28 grasser.med@ gmail.com; Mit „Promotion“ gekennzeichnete Texte sind entgeltliche Veröffentlichungen im Sinne § 26, Medienge- Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ setz. | Druck: Stmk. Landesdruckerei GmbH, 8020 Graz | Abonnements: Eva Gutmann, Ärztekammer Steiermark, Tel. des Österreichischen Umweltzeichens, Foto: 0316 / 8044-40, Fax: 0316 / 81 56 71. Jahresabonnement (11 Ausgaben) EUR 25,–. Medienfabrik Graz, UW-Nr. 812 Ærzte Steiermark || 02|2017 3
Plan A für Augenmaß themen Falsches Sparen ist ungesund. Themen Cover. Richtig gut 8 Serie. Stefan Mager: Einmal Mond und retour 12 Das Ziel: Serie Primärversorgung . Skandinavien – Alles besser? 14 Impftag. Fokus auf den Lifestyle 18 Erstklassige Gesundheitspolitik. Plan A(ber) ... 20 Buch. Was kann die Gesundheitswirtschaft lernen? 22 Medizin Recht. Erste höchstgerichtliche Entscheidung zu Arztportalen 25 CIRS. Erykonzentrat am Drei-Wege-Hahn der Arterie angeschlossen 27 Expertentipp. Berechnung der Kammerumlage 27 für alle. ÄK-Wahl. Kundmachung der Wahlausschreibung 28 und der Wählerlisten ÄK-Wahl. Kundmachung der Wahlkommission 32 Fortbildung. Neuauflage des Basismoduls 33 Drogensubstitution Kommunikation. Explosion der Gesundheitskommunikation 34 Fragen. Steuer. Abgabenänderungsgesetz 2016 35 Der schmale bertragenen Sinne: Gesundheitsteil Kassenpraxis im Plan 20 Prozent A von Bundeskanzler Selbstbehalt zah- OECD. Dennoch gibt es bei Wohlfahrtsfonds. MRT-/CT-für das Beitragsjahr 2017 Information 37 system ist eines Christian der lenKern wirftspart muss, so manche Fragen sich Frau K.,auf. Und löst beiUntersuchungen Bankange- zum Wirtschaft & Teil lange Erfolg. WieWarte- geht es Ihnen heute? 38 ber dennoch muss Betroffenen Zweifeldort es stellte, aus.diese 31,84 Euro. Allesamt zeiten, dieRat PatientInnen in die Privatzah- & Daten. Schützen Sie Ihre Ordination 39 sschen mehr auf Seite sich20 vor Einbruch und Vandalismus ht wirklich krank, Dinge, die die Menschen Forschung in der Steiermark. fit. Es sollte nur sei- Resistente Mikroorganismen an Bord der ISS 40 enswandel ein wenig doyer für Reformen. wohl nie verstehen werden. Angestellte Ärztinnen und Ärzte Und das zu Recht. ht nur auf den ersten Kommentar 6 wirkt: unterschiedli- Bilanz. Man ist der Schneepflug 42 eichen Beiträgen. Das äkologischen Ultra- Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte g, die von einzelnen Dinge, die die Menschen wohl nie verste- lung drängen. Und das, obwohl die lt wird, über unter- hen werden. Und das zu Recht. Im Gegen- Kapazitäten in Österreich noch deutlich Kommentar 7 halte und Zuschüsse teil wird dieses Phänomen sogar als weite- über demGKK EU-Schnitt Abschlussliegen. Jedoch 2016: Mehr als 3 Prozent und mehr 46 BVA-PatientInnen be- rer Beleg einer Zwei-Klassen-Medizin steigt der Bedarf daran jährlich an. Das Wenn es schnell gehen muss: Tool zur „Akutvertretung“ 47 undhygiene einen Zu- wahrgenommen. Erklärtes Ziel ist es des- Problem liegt in der Vertragslage, an VU-Coloskopie und -Polypektomie 48 on 35 Euro) bis hin zu halb, alle Leistungen anzugleichen und mangelnder Transparenz und Koordina- Zuschüssen bei Psy- Selbstbehalte zu streichen. Serie.den tion zwischen Praktisch Täglich. AnbieterInnen. 50 Der Hausarzt wird´s schon richten 0 bis 50 Euro. Wartezeiten bei In ZukunftZukunftskonferenz Primärversorgung sollen sich PatientInnen dar- 51 gleichen, MRT und CT reduzieren auf verlassen können, dass sie rasch und streichen zeitgerecht eine Untersuchung bekom- Debatte 6 Fotos: Fotolia, SPÖ/Wagner Steinperl Österreich verfügt über ein umfassendes men. In dringenden News Fällen muss die Ver- 41 Antworten. lbstständiger Grafik- Gesundheitssystem mit niederschwelli- sorgung sichergestellt Referate werden. Wie das ge- 52 Gastroskopie in einer gem Zugang. Das bestätigt auch die hen kann? Kleinanzeigen 53 Die Statistik sagt: Gute Patientenbewertungen auf Ärzte bewertungsportalen gibt es eher für verständnisvolle Personalia 55 Gespräche als für medizinische Kompetenz. Quinz 57 Seite 38 Ad Personam 68 4 Ærzte Steiermark || 02|2017
bild des monats. Nachwuchspflege der besonderen Art betreibt die Medizinische Universität Graz mit ihrem kinderCampus. Jüngste Aktivität ist die Reihe vorLESUNG. Dafür lesen Prominente Kindern aus ihrem Lieblingskin- derbuch vor. Rektor Hellmut Samonigg startete mit dem Buch „Ein Apfel für alle“ von Feridun Oral und erzählte den Kindern von der spannenden und ereignisreichen Suche von der Maus, dem Hasen, dem Fuchs und dem Bären nach einem Apfel, den sie nur gemeinsam erreichen und deshalb auch gemeinsam verspeisen können. epikrise Kurze Nachricht aus der Redaktion In Deutschland sind Termin- Sie finden sich im Plan A aber ein wenig besprochenes Terminservice- servicestellen (für Facharzt- von Bundeskanzler Christian und doch so naheliegendes: stellen sind in termine) bereits ein Reizwort. Kern und verklausuliert auch Was ist toll an Österreichs Österreich weni- Es wurden um sehr viel Geld im Regierungsübereinkom- Gesundheitssystem, das in ger unbeliebt als sehr wenige Termine vermit- men. Wir haben Experten zu letzter Zeit nur nach seinen in Deutschland. telt, so die Erfahrungen nach diesen Plänen befragt (Seite Schwächen abgeklopft wur- Weil es sie (noch) einem Jahr. In Österreich 20). Unser Hauptthema ist de? Die Antwort: viel. nicht gibt? gibt es noch keine Erfah- rungen. Das erklärt vielleicht AERZTE Steiermark Frage des auch, warum die Ablehnung Monats: Terminservicestellen 5,1 mit 43,5 Prozent nicht so für Facharzt-Termine in 43,5 entschieden ist, wie unsere Österreich? 10,9 Folgen Sie uns Frage des Monats Jänner zeigt. Nein auch auf Twitter: „Terminservicestellen“ – nur Foto: Meduni Graz Ja www.twitter.com/ für CT- und MRT-Termine 40,6 Weiß nicht AERZTE_NEWS – beginnen aber auch in Ös- Sonstiges n=138 terreich ein Thema zu werden. Ærzte Steiermark || 02|2017 5
kont a intra Wolfgang Pfister Martin Wehrschütz Die Medizin darf keine Ausdünnung befürchtet Grenzen haben Viel Diskussionsstoff liefert die Gesundheits- und Spi- Im allgemeinen Reformgeschrei der letzten Zeit talsreform in der gesamten Steiermark. In den Bezirken ist eine Reform fast untergegangen – vielleicht Murtal und Murau befürchtet die Bevölkerung eine weil sie „nur“ die Ärztinnen und Ärzte betrifft: Ausdünnung der Gesundheitsversorgung in der Region. die Reform der Ärzteausbildung. Natürlich wurde Während sich die Abläufe im Spitalsverbund Judenburg- trotzdem darüber berichtet und ich will die De- Knittelfeld und den darin zusammengeführten Stand- tails auch nicht wiederholen. orten Judenburg und Knittelfeld inzwischen gut einge- spielt haben und die Zuständigkeiten klar sind, herrscht Eines ist mir jedoch wichtig: Das wesentliche Ziel vor allem im Bezirk Murau immer noch Unsicherheit, dieser umfassenden Neugestaltung war es, dafür was die weitere Zukunft des Standortes auf der Stolzalpe zu sorgen, dass österreichische Ärztinnen und und die damit verbundene Versorgung der Bevölkerung Ärzte mit ihren Zeugnissen überall in Europa An- im Bezirk betrifft. Nach der Schließung der Internen erkennung finden. Denn Länder haben Grenzen, Abteilung am LKH Stolzalpe erfolgt die internistische auch im Europa des 21. Jahrhunderts, die Medizin Versorgung nunmehr ausschließlich durch die Interne soll sie aber nicht haben. Und eine junge Ärztin, Abteilung am LKH Knittelfeld. Der Spitalsverbund Ju- ein junger Arzt aus Österreich, die oder der in denburg-Knittelfeld betreibt am Standort Stolzalpe aber einem Land Erfahrungen sammeln will, soll nicht zudem eine dislozierte internistische Notfallambulanz. durch die Nichtanerkennung ihrer bzw. seiner Die Schließung der Internen Abteilung am LKH Stolzal- Ausbildung gebremst werden. pe wird in der Murauer Bevölkerung noch immer sehr emotional diskutiert und kritisiert. Aber der Ärztemangel, höre ich rufen. Die Jungen sollen doch hierbleiben. Einfache Antwort: Ers Landtagsabgeordnete Manuela Khom (ÖVP) aus tens sollen die Jungen nicht hierbleiben, weil sie Murau, seit 16. Juni 2015 auch Zweite Landtagspräsi- dazu gezwungen sind, sondern weil sie es wollen, dentin, sieht den LKH-Standort Stolzalpe durch die weil die Bedingungen für sie stimmen. Zweitens: zusätzliche Installierung einer „Ortho Rem“, die auf Hierbleiben soll nicht heißen, nie im Ausland eine Initiative des Ärzteteams rund um Primaria Dr. gewesen zu sein. Auch ein Spital in Deutschland, Walpurga Lick-Schiffer zurückgeht, gesichert. Das hat England, Dänemark, Belgien … und die Arbeit auch Landesrat Christopher Drexler so kolportiert. Im dort erlebt zu haben, kann ein wichtiger Teil der regionalen Strukturplan für Gesundheit ist das LKH Qualität der Ausbildung sein. Stolzalpe jedenfalls als „steirischer Zukunfts-Standort“ eingezeichnet. Viele auch ältere Ärztinnen und Ärzte verweisen in ihrer Biografie gerne auf Zeiten in anderen Der „Steirische Gesundheitsplan 2035“ sieht nur mehr je Ländern. Das darf man den jungen Kolleginnen ein Leitspital in jeder der sieben steirischen Regionen vor. und Kollegen nicht verwehren – im Gegenteil, je- Exklusive Uniklinik und Landesnervenklinik Sigmund dem, dem die Qualität der Medizin in Österreich Freud. Dazu sollen noch effizient und wirtschaftlich am Herzen liegt, muss froh und dankbar sein, arbeitende Gesundheits- und Facharztzentren kommen. wenn sie von Ärztinnen und Ärzten getragen Vor allem in ländlichen Regionen werden in Zukunft wird, die auch andere Teile Europas und der Welt aber Versorgungsengpässe befürchtet. Parallel zur ge- kennen. Wir sollten stolz sein, wenn Österreichs planten „Qualitätsverbesserung“ im medizinischen Be- Medizin international anerkannt wird. Und wir reich und den damit verbundenen Schritten müssen die müssen ständig daran arbeiten, dass sie diese An- Verantwortlichen ihre Ziele der Bevölkerung glaubwür- erkennung finden kann. dig verkaufen. Die Akzeptanz wird nicht zuletzt von ei- ner offenen und ehrlichen Informationspolitik abhängen. Vizepräsident Dr. Martin Wehrschütz ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte. Wolfgang Pfister ist Chefredakteur und Geschäftsfüh- rer der „Murtaler Zeitung“ und der „WOCHE Murtal“. Weiterer Kurienbericht ab Seite 42. 6 Ærzte Steiermark || 02|2017
debatte extra Standortbestimmung Jörg Garzarolli Herwig Lindner Mehr für die Wahlen sind kein Selbstzweck, Primärversorgung sie sind die Basis Und sie bewegt sich doch, soll Galileo Galilei Richtig ist: In der Ärztekammer wird gewählt. Falsch ist aber, gesagt haben. Was für die Erde gilt, gilt auch für was Gegner der Ärzteschaft schon seit Monaten behaupten: dass die Gebietskrankenkasse. Während und trotz der wir Dinge wollen und andere ablehnen, weil es Wahlen in der heftigen Dispute um die 15a-Vereinbarung ist es Ärztekammer gibt. uns gelungen, einen „echten“ Vertragsabschluss zu schaffen. Wir haben (erfolgreich) für die Arbeitsbedingungen der Spitals ärzte gekämpft, lange bevor Wahlen ins Haus standen. Weil der Das Gesamtvolumen ist mit mehr als drei Pro- Zeitpunkt der richtige war. Wir kämpfen für die Arbeitsbedin- zent in Zeiten einer Inflationsrate von weniger als gungen der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, weil es jetzt einem Prozent sehr akzeptabel. erforderlich ist, weil die Politik es jetzt zum Thema gemacht hat. Was aber noch wichtiger ist: Mit dem Abschluss Dafür, dass wir uns durch sind auch wichtige strukturelle Signale möglich. Wahlen nicht davon abhalten ? Das Wichtigste ist die Beseitigung der letzten lassen, das Richtige zu tun, wer- Stufe der Ordinationsdegression. den wir uns nicht entschuldigen. Dass Menschen im politischen Solche Signale brauchen wir. Sie stärken die Umfeld Wahlen gerne als Tot- Kontinuität der Behandlung. Dieses hohe Gut schlagargument benutzen, sagt wischen ja die Fans der staatlich gesteuerten nichts über die Ärzteschaft, aber Primärversorgungsindustrie gerne beiseite, leider viel über die politische obwohl sie genau wissen, dass die Gewährleis Logik, der manche in der Politik tung der „Continuity of Care“ nicht nur einem und um die Politik huldigen. Grundbedürfnis der Patientinnen und Patienten entspricht, sondern auch ein ganz wesentliches Dass Ärztinnen und Ärzte, die bei Ärztekammerwahlen antre- Kriterium qualitätsvoller Primärversorgung ist. ten, gewählt werden wollen, liegt auf der Hand. Sie wollen das aber, um etwas zustande zu bringen. Und versuchen nicht, etwas Wie Sie vielleicht schon gehört haben, werde ich zustande zu bringen, damit sie gewählt werden. Böse Zungen be- in der nächsten Periode nicht mehr für die Funk- haupten ja, das wäre in der „richtigen“ Politik anders. tion des Kurienobmanns zu Verfügung stehen. Fotos: Ärztekammer Steiermark/Schiffer, Furgler, Hassler/Kleine Zeitung. Grafik: Mirko Maric´ Daher freut es mich besonders, dass dieser Ver- Ich weiß auch schon, was das nächste „Totschlagargument“ sein trag gelungen ist. Zu tun bleibt dennoch genug, wird: Wenn die Wahlbeteiligung bei den Ärztekammerwahlen das weiß ich. Kurzfristig geht es vor allem um nicht mehr als 100 Prozent beträgt, sprechen die Hilfskräfte der Zusammenarbeitsmöglichkeiten ohne wirtschaft- politisch Verantwortlichen den Vertreterinnen und Vertretern liche Hemmnisse. Wer aber „Stärkung der Pri- der Ärzteschaft sicher das Recht ab, Schaden von der Ärzteschaft märversorgung“ sagt, und damit nicht „Verknap- abzuwenden, und sich das Recht zu, über die Ärztinnen und pung der Medizin“ meint (bei manchen habe ich Ärzte drüberzufahren. den Eindruck), wird sich dem nicht verwehren. Und angeblich gibt es ja Geld für diese Stärkung. Das ist in dreifacher Hinsicht perfide: Erstens wollen sie damit Die darf nur nicht in eine teure Primärversor- die Ärztinnen und Ärzte schwächen, sie erleichtern es sich, die gungsbürokratie verschleudert werden, sie muss Rechte der Patientinnen und Patienten zu beschneiden, die in tatsächlich in die Versorgung gehen. Das wün- Österreich leider keine (starke) Stimme haben, sie stellen damit sche ich uns allen. aber letztlich das Prinzip der Demokratie in Frage. Vizepräsident Dr. Jörg Garzarolli Denn Wahlen sind kein Unfall und kein Selbstzweck. Sie sind ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. die Basis eines demokratischen Systems. Weiterer Kurienbericht ab Seite 46. Dr. Herwig Lindner ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. Ærzte Steiermark || 02|2017 7
COVER Richtig Müttersterblichkeit gut Österreich Österreich hat eines der besten Gesund- heitssysteme der Welt. Kaum ein Kritiker ver- gisst auf diesen Einleitungssatz, bevor er über 4 das Gesundheitssystem in Österreich wettert. von 100.000 Aber wir wollten wissen, was an Österreichs Gesundheitssystem bei aller Notwendigkeit Europäische Region: zur ständigen Weiterentwicklung richtig gut ist. Und sind auf einige Daten, Fakten aber 16 von 100.000 auch Expertenmeinungen gestoßen, die der österreichischen Gesundheitsversorgung tat- sächlich sehr gute Noten ausstellen – auch im Maternal mortality ratio Vergleich zu Europa insgesamt. (WHO Health Statistics 2016) — Drei von 1.000 Lebendge- boren werden, als überlebens- drittgradigen Verbrennung martin novak borenen sterben im ersten fähig angesehen. von 30 Prozent der Hautober- „Auf Basis von Zahlen, die ge- Lebensjahr – vier Jahrzehnte fläche Standard. rade in den Kram passen, wird zuvor waren es noch 29, also — Das Anästhesie-induzierte Gesundheitspolitik gemacht“, fast zehnmal mehr. Mortalitätsrisiko liegt heute Das sind nur einige wenige sagt Gesundheitsökonom und bei 1:800.000 vor 50 Jahren Beispiele zur massiv – um Arzt Ernest Pichl bauer. In — Die Zahl der Kinder mit betrug es 1:1.500. In diesem nicht zu sagen explosiv – ge- den Kram passen derzeit vor angeborenem Herzfehler, die Bereich ist die Medizin also stiegenen Leistungsfähigkeit allem Zahlen, die Österreichs das Erwachsenenalter erleben, mehr als 500-mal besser als in der Medizin. „Hätte 1960 bis Gesundheitssystem in eher hat sich in 50 Jahren mehr den 60er Jahren des vorigen 1965 jemand das prophezeit, düsteren Farben erscheinen als verdoppelt – heute sind es Jahrhunderts. was 2015 Wirklichkeit ge- lassen. Ander erseits kommt dank exzellenter Diagnostik worden ist – die Allermeisten kaum eine Aussage zur Lage 90 Prozent. — Die Verbrennungschirur- hätten das wohl als Science des österreichischen Gesund- gie spricht heute von einer Fiction tituliert“, meinte Sa- heitssystems ohne den Satz — Früher bedeuteten Frühge- 50prozentigen Überlebens- monigg in seinem Vortrag. es sei „eines der besten der burten vor der 34. Schwan- wahrscheinlichkeit bei einer Welt“ aus. gerschaftswoche eine äußerst Verbrennung dritten Grades Nun sind das keine Entwick- geringe Ü berlebenswahr- von 75 Prozent der Hautober- lungen, die nur Österreich Was aber ist nun gut am ös- scheinlichkeit. Heute wer- fläche. Vor fünf Jahrzehnten betreffen. Aber die Zahlen der terreichischen Gesundheits- den Kinder, die ab der 23. war dieselbe Überlebens- Weltgesundheitsorganisation system? Was rechtfertigt den Schwangerschaftswoche ge- wahrscheinlichkeit bei einer und der OECD zeigen, dass in Superlativ? Einiges, wie die Österreich vieles besser läuft Zahlen aber auch Aussagen als in anderen Ländern der von Fachleuten belegen. „Hätte 1960 bis 1965 jemand das „Europäischen Region“ (die die WHO vergleicht) und der prophezeit, was 2015 Wirklichkeit Hellmut Samonigg, Rektor 28 Länder der Europäischen der Medizinischen Univer- geworden ist – die allermeisten Union (OECD-Vergleich). Die sität Graz, hat etwa für die hätten das wohl als Science Fiction Qualität betrifft nicht die Konferenz zur steirischen Ge- High-Tech-Medizin, sondern tituliert.“ sundheitsreform im Juni 2016 auch ganz einfache Fragen, Zahlen zusammengetragen, Hellmut Samonigg die gar nicht zwangsläufig beeindruckende Zahlen. mit der medizinischen Ver- 8 Ærzte Steiermark || 02|2017
COVER Blutdruck, Krebs, Kindersterblichkeit Diabetes, chronische Atemwegserkrankungen Österreich Wahrscheinlicher Tod zwischen 30 und 70 Jahren 2,1 Österreich von 1.000 Lebendgeburten 12 % Europäische Region: Europäische Region: 11,3 von 1.000 18,4 Prozent Under-five mortality rate per 1000 live births Probability of dying from any of CVD, cancer, diabetes, CRD between age (WHO Health Statistics 2016) 30 and exact age 70 (WHO Health Statistics 2016) sorgung im engeren Sinn zu- Noch ein „Zugangswert“: 101 Reinhold Glehr, Allgemein- ohne vorgeschaltete, filternde sammenhängen. Die Wahr- von 100.000 Österreicher mediziner in Hartberg und „ n icht ä r z t l iche“ B er u fe . scheinlichkeit, in Österreich Innen sterben, obwohl die langjähriger Präsident der Gleichzeitig sei eine gute Zu- an den Folgen verunreinigten Medizin den Tod aufgrund Österreichischen Gesel l- sammenarbeit mit selbststän- Wassers bzw. unzureichender ihrer Leistungsfähigkeit hätte schaft für Allgemeinmedizin digen Assistenz- und Pf le- Hygiene zu sterben, ist sechs-verhindern können, wenn Pa- (ÖGAM), hervor, wenn er geberufen in gegenseitigem mal geringer als in der Euro- tientin oder Patient rechtzei- über die Qualität in Öster Respekt sehr gut möglich päischen WHO-Region ins- tig in die Versorgung gekom- reich spricht: „Im europä- und Realität. Was sich, so gesamt – und auch deutlich men wäre. Das sind immer ischen Vergleich gibt es ei- Glehr, auch in der gesund- kleiner als in vielen anderen noch zu viele, aber der Wert nen überdurchschnittlichen heitlichen Selbsteinschätzung westeuropäischen Ländern. ist klar besser als der EU- Ressourceneinsatz, der sich der Menschen niederschlage: Die Wahrscheinlichkeit, ver- Durchschnitt von 119. Und sowohl in den strukturellen „Rund 70 Prozent der österrei- sehentlich an den Folgen einerauch besser als die Zahlen als auch in den personellen chischen Wohnbevölkerung Vergiftung zu sterben, ist in in den Nachbarländern Slo- Ressourcen manifestiert. Da- über 15 Jahre schätzen laut Österreich ebenfalls nahezu wenien, Ungarn, Slowakei, durch ergibt sich jedoch bis BMG 2013 ihren allgemeinen sechsmal geringer als in der Tschechien und Deutschland. jetzt ein sehr guter Zugang Gesundheitszustand als sehr Europäischen Region. Besser sind die Schweiz und zu Gesundheitsleistungen.“ gut oder gut ein. Das spricht Italien. Im Gegensatz zu nordischen für die Effektivität und die Niederschwelliger Ländern bestehe immer noch Breitenversorgung auf hohem Zugang Den Zugang zur Gesund- ein niederschwelliger Zugang Niveau.“ Auch der Zugang zu nieder- heitsversorgung hebt auch zur „ärztlichen“ Medizin schwelliger Versorgung ist in Glehr weist auch auf die hohe Foto, Grafik: Fotolia, Conclusio, Schiffer, Scheinast mancher Hinsicht deutlich Angebotsvielfalt hin: „Die besser als ihr Ruf. So liegt „Im Gegensatz zu nordischen Patienten können sich jene die Wahrscheinlichkeit, in Ärztinnen oder Ärzte als Ver- Ländern besteht immer noch ein einer Notaufnahme zu landen, trauensperson aussuchen, die weil kein für die Primär- niederschwelliger Zugang zur ihrem Typ entsprechen. Im versorgung zuständiger Arzt ‚ärztlichen‘ Medizin.“ Bereich der Hausarztmedizin verfügbar ist, in Österreich ermöglicht die persönliche Reinhold Glehr deutlich unter dem Wert der Kontinuität der Betreuung Europäischen Region. und Behandlung eine in- haltliche Breite im Sinn von Ærzte Steiermark || 02|2017 9
cover Wasser, Sanitär, Hygiene: Tod durch unbeabsichtigte Sterblichkeit durch Vergiftung unsichere Serviceleistungen Österreich Österreich 0,1 0,4 pro 100.000 Einwohner pro 100.000 Einwohner Europäische Region: Europäische Region: 0,6 2,3 Mortality rate attributed to exposure to unsafe WASH services Mortality rate from unintentional poisoning per 100.000 population per 100.000 population (WHO Health Statistics 2016) (WHO Health Statistics 2016) Zuständigkeit für physische, Gesundheitssystem – noch traktivierungsmodelle für Ärz- in technischer Hinsicht mit psychische und soziale As- – nicht vorkommt, dass aus tinnen und Ärzte mit neuem immer mehr minimalinvasiven pekte über viele Krankheits Altersgründen etc. Begren- Gehaltsschema, zusätzlichen Eingriffsmöglichkeiten, Hy- episoden. Die Langzeitbetreu- zungen der Leistungen gefor- neuen Karrieremodellen aber brid-OPs, der OP-Saal-Robotik ung hat hohe Qualität durch dert sind“. Es stehe so gut wie auch verbesserten Angeboten z. oder das ,Demenz-fit-machen‘ die erlebte Anamnese und die jedermann „das gesamte Me- B. hinsichtlich Familienfreund- unserer Spitäler durch Farb- vom Patienten selbst gewählte dizinsystem zur Verfügung“. lichkeit, Wiedereinstieg oder gebungs- und Lichtkonzepte Beziehung. Sie unterstützt Dies, sagt Wolf, sei „in ande- für die Zielgruppe 50 plus.“ und Spezialausbildungen für Therapieadhärenz, reduziert ren EU-Ländern keineswegs Dazu komme die steirische die Mitarbeiter ebenso wie die Überdiagnostik und Überbe- mehr üblich“. Reformfreudigkeit auch im elektronische Fiebertafel, die handlung sowie Schnittstel- Gesundheitswesen, was Per- viel Papier ersparen kann. Di- lenprobleme und Fehler.“ Für Karlheinz Tscheliessnigg, spektiven auf eine neue Struk- rekt vor der Tür steht aber auch den Vorstandsvorsitzenden der tur eröffne, „die etwa attraktive bereits der Ausbau der teleme- Ähnlich sieht es Emmerich KAGes, steht aus Spitalssicht Ärzteausbildungsstellen und dizinischen Möglichkeiten, der Zeichen, Obmann der Fach- der Faktor Mensch im Vorder- eine hochqualifizierte Patien- den chronisch kranken Pati- gruppe Gynäkologie in der grund: „Grundsätzlich sind es tenversorgung auch für die Zu- enten (z. B. bei Herzinsuffizi- Ärztekammer Steiermark: die hoch motivierten Mitarbei- kunft durch die Konzentration enz, Diabetes oder Krebs) viele „Wir haben in unserem Land terinnen und Mitarbeiter und auf Leit- und Schwerpunkt- Fahrten in die Ambulanzen in der Grundversorgung noch die vielen positiven Entwick- spitäler und das Zentrums- ersparen kann.“ alle den gleichen Zugang und lungen im Verhältnis Dienstge- spital LKH Universitätsklini- sollten uns die freie Arztwahl ber/Dienstnehmer – wie etwa kum bietet“. Er spricht aber Spitze in der bewahren und junge Ärz- die Entwicklung individueller, auch die Wissenschaft an: „Ein Akutversorgung tinnen und Ärzte motivieren, dynamischer Dienstzeitmodel- Highlight ist der permanente Auch Pichlbauer, oft scharfer insbesondere im ländlichen le – ebenso wie die neuen At- Fortschritt der Medizin, sei es Kritiker, sieht die Stärken Raum diese Grundversor- in Österreich: „In der Akut gung aufrechtzuerhalten.“ versorgung sind wir Spitze, „Grundsätzlich sind es die hoch innerhalb kürzester Zeit be- Für den Landes- und Bun- motivierten Mitarbeiterinnen und kommt man einen Termin.“ desfachgruppenobmann für Mitarbeiter … “ Pichlbauer wäre aber nicht Chirurgie, Gerhard Wolf, ist Pichl bauer, würde er nicht Foto: Furgler der größte positive Punkt, Karlheinz Tscheliessnigg auch auf Negatives hinweisen: „dass es im österreichischen „In der Versorgung chronisch 10 Ærzte Steiermark || 02|2017
cover Durch optimale Qualität Antibiotika- der Gesundheitsversorgung Verschreibungen vermeidbare Todesfälle Österreich Österreich 101 13,9 Definierte tägl. Dosen pro 100.000 Einwohner je 1.000 Ew. und Tag Europäische Union: Europäische Union: 119 21,9 Amenable mortality rates, 2013 (Health at a Glance 2016) Overall volume of antibiotics prescribed, 2014 or nearest year, DDDs per 1000 population, per day (Health at a Glance 2016) Sterblichkeit durch Notaufnahme wegen Zervixkarzinom Nichterreichbarkeit des Primärversorgers Österreich Österreich 4,2 18,5 % je 100.000 Frauen Europäische Union: Europäische Union: 4,7 26,7 % Cervical cancer mortality, 2013 or nearest years, Proportion of patients who visited an emergency department because the age-standardised rates per 100000 women (Health at a Glance 2016) primary care physican was not available (Health at a Glance 2016) Kranker haben wir Schwä- chronischen Erkrankung zu chen.“ Die beiden Bereiche sterben, ebenfalls unter dem seien „kommunizierende Wert der Europa-Region liegt. Gefäße“, aber in Österreich „Auf Basis von Zahlen, die Aber wie sagt Pichl b auer? glaube man, „beides gleich gerade in den Kram passen, wird Wir schauen auf die Zahlen, gut abdecken zu können“. die uns gerade in den Kram Foto: Wilke, Fotolia Gesundheitspolitik gemacht.“ Wobei laut WHO-Statistik in passen … Österreich die Wahrschein- Ernest Pichlbauer Mitarbeit: Ursula lichkeit, an den Folgen einer Jungmeier-Scholz Ærzte Steiermark || 02|2017 11
serie Arzt im besonderen Dienst Einmal Mond und retour Der Anästhesist Dr. Stefan Mager ist ein lebendes Lexi- kon, was Flugzeuge anbelangt. Für sein Hobby Plane-Spotting sammelt er Flüge und Flugzeuge und hält sie in Daten und Fo- tografien fest. traulicher als in einem großen Diese dienen der Flugstatistik, weit weniger zu merken als Walter Hoch Spital“, so Mager. die jeder Anhänger dieses bei einer kleinen Piper. Manchmal wird die Entschei- Hobbys führt. Mager fliegt dung für ein Lebens-Hobby „Ich gehe dann spotten … dann mit Flugzeugen oder … und bringe tolle vor der zu einem bestimmten Es war der erste Flug mit dem mit Fluglinien, mit denen er Fotos mit!“ Beruf gefällt. Stefan Mager, Vater in den Urlaub nach bisher noch nicht geflogen ist. Für ein gelungenes Spotter- 1972 in Lienz geboren, packte Griechenland 1980, der so Meist sind das Kurzflüge. Foto sollte außer dem Flug- im zarten Alter von 8 Jahren nachhaltig wirkte. In einem zeug nichts anderes im Bild die Faszination für Flug- Alter, in dem andere 8-Jährige Seine Flugstatistik bis Stichtag sein, also keine Plattform zeuge. Doch erst einige Zeit dem Lederball nachhetzen, 20. 1. 2017 ist beachtlich: 343 oder Ähnliches. Das Wetter später – mit 16 – kristallisier- ging der kleine Stefan zum Flüge, 47 verschiedene Flug- muss klar sein, deswegen do- te sich dann die Liebe zum Flughafen Graz-Thalerhof linien mit 52 Flugzeugtypen, miniert der Zeitraum April Arztberuf heraus – erleichtert „Flugzeug schauen“. Mit 13 auf 61 Flughäfen in 24 Län- bis Oktober. Meist wird vom durch Vorbilder in der Fami- wurde er zum klassischen dern, Flugstrecke insgesamt: Boden aus, vom Rand des lie: sein Vater und sein Onkel Spotter. 700.000 km. Das ist großzügig Rollfeldes fotografiert. waren Ärzte. gerechnet: einmal zum Mond Ein Planespotter erfasst von und wieder retour. Eine Stehleiter, um über den Nach Schulzeit und Univer- den Flugzeugen am Flugha- Absperrzaun zu reichen, ist oft sität in Graz durchlief Ma- fen vier markante Merkmale: Neben mehreren anderen As- unentbehrlich für eine gute ger die üblichen Turnus- Zu welcher Fluglinie gehört pekten sind es vor allem zwei Sicht auf den Anflugbereich. Stationen, wählte aber aus der Flieger, welches Flugzeug Dinge, die Mager am Pla- Immerhin bauen aber man- eigenen Stücken zusätzlich ist es (eine Boeing 777, eine nespotting faszinieren: Das che Flughäfen, z. B. Zürich, noch eine Turnusstelle in Fokker 100, ein Airbus 320 Schweben in und über den eigens Löcher in die Zäune Rottenmann auf der Anäs- oder welches sonst?), welches Wolken, das Fliegen an sich, – nur für die Spotter. Stimmt thesie. Diese führte 2005 zu Kennzeichen hat es (jeder empfindet er noch immer als alles, dann wird das Foto seiner Facharzt-Ausbildung Flieger hat eines), ist es spezi- Genuss. Und dann interes- in einem Spotter-Forum im im Fach Anästhesie. Seit 2011 ell bemalt? siert ihn die Technik dahin- Internet veröffentlicht. Durch ist Mager mit Leib und See- ter. Etwa die Frage: Welche den Vergleich eigener Fotos le Oberarzt der Anästhesie Mit 15 kam zu den schrift- Kräfte sind notwendig, damit und der eigenen Flugstatistik im LKH Hochsteiermark in lichen Aufzeichnungen das ein Jumbo-Jet mit immer- mit jenen von anderen Spot- Bruck/Mur. „Ich genieße das Fotografieren hinzu. Und hin 400 Tonnen Gewicht in tern eignet man sich auch ein kleinere Haus, hier hat man seit er 20 war, genehmigt die Luft gebracht wird? Ein großes Fachwissen über das zwar nicht so viele Kollegen, sich Mager zusätzlich zu den Großraumf lugzeug verleiht Fliegen an. dafür lernt man die aber viel Urlaubsflügen 1 bis 3 Flüge ein eher behäbiges Fluggefühl, besser kennen und wird ver- jährlich nur für sich allein. die Steig- und Sinkraten sind Kleinere Sportflieger sind auf 12 Ærzte Steiermark || 02|2017
serie Arzt im besonderen Dienst einem Foto erst in ihren De- „Seine Flugstatistik bis Stichtag 20. 1. 2017 doch vorwiegend das Boden- tails erkennbar, wo sie doch personal gelegentlich seine sonst für das menschliche ist beachtlich: 343 Flüge, 47 verschiedene Fotos und seine spezifischen Auge viel zu schnell unter- Fluglinien mit 52 Flugzeugtypen, auf 61 Kenntnisse. So kommt er wegs sind. Die Schärfe des Flughäfen in 24 Ländern.“ auch ganz nahe an einen wei- Fliegers im Vordergrund und teren Punkt seines Interesses der verschwommene, wie ver- heran: „Es fasziniert einen, wischte Foto-Hintergrund ja im Freien stattfindet, ist es in der frischen Luft entlang- wenn man Schritt für Schritt lässt ein Geschwindigkeitsge- für ihn der ideale Ausgleich geht. 2016 war Mager 84 Mal miterlebt, wie hier aus den fühl entstehen, das beim Be- zur Tätigkeit in den geschlos- am Flughafen Graz-Thaler- 140.000 Fluggästen im Jahr trachten viel bewusster wird senen Räumen im Spital. hof zum Spotten. Vieles dort 1980 ein Gäste-Volumen von als im TV oder bei Air-Races. ist ihm seit langem bekannt, beinahe über einer Million Seine Frau hat sein – doch weil er in Schul- und Studi- entstanden ist. Was hier alles Mit der Tochter ins Freie etwas zeitaufwendiges Hobby enzeiten in der Frachtabtei- in der Flughafen-Gestaltung Zwar sieht Mager keine di- – gleichsam mitgeheiratet. In- lung im Rahmen von meh- und vor allem in der Fluglo- Fotos: Mager, beigestellt rekte Verbindung zwischen zwischen begleitet ihn auch reren Ferienjobs gearbeitet gistik in Bewegung gekom- dem Spotten und der Anäs- die 5-jährige Tochter gerne, hat. Darüber hinaus ist er men ist …“, gerät Mager ins thesie. Aber weil das Spotten wenn er das Flughafen-Areal auch gerne gesehen, nützt Schwärmen. Ærzte Steiermark || 02|2017 13
serie Primärversorgung 2 Skandinavien: Alles besser? Dänemark, Norwegen, Schweden – die Länder im Norden Europas gelten als Vorzeigemodelle, wenn es um Bildung, Soziales und Gesundheit geht. Gilt das auch für die Primärversorgung? mark und Österreich gleich- nals zusammen. Zusätzlich Allgemeinmediziner/in mehr Stefan korsatko auf. Dänemark kommt mit wurden in den letzten Jahren als ein/e durchschnittliche/r Dänemark, Schweden und fast einem Drittel der Kran- zahlreiche Gesundheitszen- Oberärztin/arzt im Kranken- Norwegen belegen in den kenhausbetten aus, die Zahl tren („Municipal Health Ser- haus. meisten europäischen Ran- der Entlassungen war 2014 vices“) geschaffen, in denen kings Top-Platzierungen. Bei mit 152 Personen pro 1.000 AllgemeinmedizinerInnen Die allgemeinmedizinische der Einkommensverteilung Einwohner etwas mehr als mit Pflegekräften, Physiothe- Ausbildung dauert in Däne- liegt Dänemark ganz vorne, halb so hoch wie in Öster- rapeutInnen, Psychothera- mark sechs Jahre, wobei min- der Reichtum Norwegens ist reich. Bei uns landen Dia- peutInnen, Hebammen und destens 30 Monate in einer Legende und in kaum einem betiker dreimal häufiger im anderen Gesundheitsberufen öffentlich finanzierten allge- Land ist die Gleichstellung stationären Bereich als in den zusammenarbeiten. meinmedizinischen Lehrpra- der Geschlechter so fortge- drei ausgewählten skandina- xis absolviert werden müssen. schritten wie in Schweden. vischen Ländern. Von den 28 Mitgliedsstaaten Eine Rezertifizierung ist nicht Was Schweden betrifft, lei- der EU haben 15 ein Gatekee- verpflichtend, jedoch muss den ohnehin viele von uns In der Primärversorgung ar- ping-System. Das bedeutet, ein Mindestmaß an Fort- und am „Bullerbü-Syndrom“, bei beiten unterschiedliche Ge- AllgemeinmedizinerInnen Weiterbildung nachgewiesen welchem Schweden als ein sundheitsberufe, wobei selbst- oder Primär versorgungs- werden. Die akademische romantischer Ort idealisiert ständig tätige Allgemein- einrichtungen müssen im Verankerung der Allgemein- wird, mit glücklichen Men- medizinerInnen mit öffent- Krankheitsfall zuerst aufge- medizin hat in Dänemark schen in roten Häusern, um- lichem Vertrag eine zentrale sucht werden. In Dänemark eine lange Tradition. Allein geben von einer unberührten Rolle einnehmen. 98 Prozent gibt es Anreize, zuerst in in der Sektion Allgemein- Natur, geführt von klugen der Bevölkerung sind bei die Primärversorgung zu medizin am Department Pu- und unbestechlichen Politi- einer/m Hausärztin/arzt ein- gehen, bei Zuzahlung kann blic Health der Universität kern. geschrieben. Im Schnitt sind aber auch der direkte Weg Kopenhagen arbeiten über es 1.600 Personen pro Ärztin/ zur fachärztlichen Sekun- 40 Personen. Mit fast 100 Auch in der aktuellen Debatte Arzt. Der Frauenanteil in der därversorgung gewählt wer- in MEDLINE gelisteten Pu- rund um die Primärversor- Allgemeinmedizin liegt bei 43 den. Die Primärversorgung blikationen pro Jahr schafft gung sind es die skandina- Prozent. Im Schnitt sehen die muss gesetzlich vorgeschrie- die akademische Allgemein- vischen Länder, die anschei- Dänen ihre/ihren Hausärztin/ ben 24 Stunden am Tag das medizin in Dänemark mehr nend alles besser machen als arzt 7-mal pro Jahr und da- ganze Jahr über erreichbar Veröffentlichungen als ihre wir hier in Österreich. In mit in etwa gleich oft wie die sein. Die Bezahlung erfolgt österreichischen Kollegen in diesem Teil der Serie zur Österreicher. Seit 1980 nimmt über einen Mix aus Kopf- den letzten 50 Jahren. Primärversorgung in Europa die Zahl der Gruppenpraxen pauschale (zirka ein Drittel wollen wir uns Dänemark, stetig zu. Derzeit arbeiten et- des Einkommens) und Ein- Das „Danish College of Ge- Norwegen und Schweden nä- was mehr als zwei Drittel der zelleistungsvergütung. Ein/e neral Practice“ entwickelt her betrachtena. HausärztInnen in Dänemark typische/r Hausarzt/ärztin er- praxisrelevante Leitlinien mit mindestens einer/einem hält 95 Prozent des Einkom- und sorgt gemeinsam mit Dänemark – hoher Grad weiteren Hausärztin/arzt und mens aus öffentlichen Mit- der öffentlich finanzierten der Zusammenarbeit im Schnitt mit zwei nicht- teln. In Dänemark verdient „Danish Quality Unit of Ge- Dänemark ist etwas kleiner ärztlichen Health Professio- eine/ein durchschnittliche/r neral Practice“ (DAK-E) für als Österreich und mit 130 die Qualitätssicherung. Alle Einwohnern pro km 2 dich- HausärztInnen verwenden ter besiedelt. 11 Prozent des „Auch in der aktuellen Debatte rund um die eine einheitliche Software, Bruttoinlandsprodukts (BIP) Primärversorgung sind es die skandinavischen mittels der eine elektronische fließen in das durch Steuern Patientenakte angelegt wird. finanzierte Gesundheitssys Länder, die anscheinend alles besser machen als Die Daten werden zentral Grafik: Conclusio tem. Bei den Ausgaben pro wir hier in Österreich.“ gespeichert und für die Qua- Einwohner und bei der Le- litätssicherung und Versor- benserwartung liegen Däne- gungsforschung verwendet. 14 Ærzte Steiermark || 02|2017
serie Primärversorgung 2 Stark organisierte Primärversorgung Mittel organisierte 5,2 Mio. Einwohner Schweden Primärversorgung 385.199 km2 Fläche Schwach organisierte 13 Einwohner/km2 Primärversorgung 9,9 Mio. Einwohner 447.435 km2 Fläche 22 Einwohner/km2 Arzt-Patienten-Kontakte auf durchschnittlich 24 pro Tag beschränkt ist. Die Konsultati- onszeiten sind daher mit ca. 15 Norwegen Minuten auch deutlich länger 8,7 Mio. Einwohner als in Deutschland.“ 83.879 km2 Fläche 104 Einwohner/km2 Schweden – Land der Primärversorgungs zentren Schwedens 9,9 Millionen Ein- wohner sind auf die fünffache 5,7 Mio. Einwohner Österreich Fläche Österreichs verteilt. 42.921 km2 Fläche Das ergibt eine sehr dünne 130 Einwohner/km2 Dänemark Besiedelung von nur 22 Ein- wohnern pro km2. Etwa 11 Prozent des BIP fließen in das durch Steuern finanzierte HausärztInnen können sich onen mit der allgemeinmedi- Leistungsspektrum ist größer Gesundheitssystem, das ent- anhand der Daten auch direkt zinischen Standesvertretung, als das ihrer deutschen Kol- spricht mit 3.937 Euro pro mit anderen HausärztInnen dass nicht nachbesetzbare legen. Es wird viel delegiert. Kopf ungefähr den Ausgaben vergleichen. allgemeinmedizinische Stel- Arztsekretäre übernehmen in Österreich. len auch mit Sonderverträgen administrative und medizi- Auch Dänemark erlebt eine bzw. direkten öffentlichen nische Tätigkeiten von der Obwohl die Lebenserwar- Pensionierungswelle und Anstellungsverhältnissen be- Terminvereinbarung über Te- tung in Schweden in etwa kämpft mit einem Mangel setzt werden können. lefonkonsultationen bis hin der von Österreich entspricht, an HausärztInnen, vor allem zu eigenständigen Hausbe- haben schwedische Frauen in den ländlichen Regionen. Erfahrungsbericht der deut- suchen. Den größten Teil der und Männer im Schnitt 14 Deshalb gibt es seit über zehn schen Allgemeinmedizinerin Routineversorgung chronisch gesunde Lebensjahre mehr zu Jahren viele Maßnahmen zur Solveig Carminkeb: kranker Patienten überneh- erwarten. Schweden hat wie Attraktivierung der Allge- „Hausärzte haben eine Schlüs- men in Dänemark Pflegekräfte. Dänemark nur ein Drittel der meinmedizin. Seit 2011 gibt es selposition im dänischen Diese Praxisorganisation trägt Krankenhausbetten Öster- eine Vereinbarung der Regi- Gesundheitssystem und ihr dazu bei, dass die Anzahl der reichs (2,5 statt 7,6 pro 1.000 E i n w o h n e r) und liegt auch Gesundheitskennzahlen im Vergleich bei der Zahl Wert Dänemark Norwegen Schweden Österreich der Kranken- Lebenserwartung Frauen 82,8 84,2 84,2 84,0 hausent las- Lebenserwartung Männer 78,7 80,1 80,4 79,2 sungen deut- Gesunde Lebenserwartung Frauen 61,4 69,8 73,6 57,8 lich niedriger Gesunde Lebenserwartung Männer 60,3 72,2 73,6 57,6 (158 Personen Gesundheitsausgaben in % des BIP gesamt 10,6 9,9 11,1 10,4 pro 1.000 Ein- Öffentliche Gesundheitsausgaben in % des BIP 8,9 8,5 9,3 7,9 wohner). Gesundheitsausgaben/Kopf EUR PPP* gesamt 3.773 4.681 3.937 3.789 Öffentl. Gesundheitsausg./Kopf in EUR PPP* 3.175 3.990 3.295 2.884 Daten aus In Schweden Ambulante Gesundheitsausgaben/% der Gesamtausgaben 34 28 34 28 „Health wird die Pri- Krankenhaus-Entlassungen/1.000 Ew. pro Jahr 152 168 158 263 at a mär versor- Vermeidb. KH-Einweisungen Diabetes pro 100.000 Ew. 125 85 110 300 Glance 2016“ gung von den Durchschnittl. Arztbesuche/Person und Jahr 4,5 4,3 2,9 6,8 (OECD) 290 Landkrei- Ærzte Steiermark || 02|2017 15
serie Primärversorgung 2 Norwegen kämpft mit einem andauernden Ärztemangel. Zirka 15 Großteil in einem PVZ ab- wann verschrieben bekommen Prozent der ÄrztInnen in Norwegen solviert wird. PVZ sind somit hat. Die weniger rosigen Seiten kommen aus dem Ausland, vorwiegend wichtige Ausbildungs- und sind lange Wartezeiten, hohe aus den skandinavischen Nachbarländern. Forschungseinrichtungen. In Selbstbeteiligungen und der Schweden gibt es sieben aka- Ärztemangel. Mein ,Traumge- demische Einrichtungen für sundheitssystem, liegt irgend- „Family Medicine“. Allein das wo zwischen Deutschland und Team an der Universität Upp- Schweden.“ sala hat über 40 Mitarbeiter Innen. Seit Jahren gibt es Norwegen – Starke in Schweden einen Mangel Hausarztbindung und sen organisiert. Die Haupt- wenn zumeist HausärztInnen an AllgemeinmedizinerInnen. Zeit für Gespräche aufgabe übernehmen Primär- diese Aufgabe übernehmen, Deshalb werden Interessen- Norwegen hat zwar nur 5,2 versorgungszentren (PVZ), kommt es auch vor, dass di- ten aus der EU bei ihrem Millionen Einwohner, die ver- in denen verschiedene Ge- plomierte Pf legefachkräfte Einstieg in das schwedische teilen sich aber auf die zehn- sundheitsberufe eng zusam- die Leitung innehaben. Gesundheitssystem sehr gut fache Fläche von Österreich. menarbeiten. Mit der Ge- Schweden hat zwar kein strik- unterstützt. Das entspricht 13 Einwohnern sundheitsreform 2012 nahm tes Gatekeeper-System, trotz- pro km2. Norwegen ist nach der Anteil der privat finan- dem erfolgt der Zugang zur Erfahrungsbericht der deut- Luxemburg das zweitreichs- zierten PVZ deutlich zu und fast ausschließlich im statio- schen Allgemeinmediziners te Land Europas. Zum Ver- liegt derzeit bei 40 Prozent. nären Bereich angebotenen Florian Klärc: gleich: Österreich liegt an der Im Schnitt versorgt ein PVZ fachärztlichen Versorgung fast „Arbeiten im Verbund ist das 6., Schweden an der 7. und 7.000 bis 8.000 eingeschrie- immer über die Primärver- Grundprinzip. So sind neben Dänemark an der 9. Stelle. bene PatientInnen, wobei die sorgung. PVZ haben von 8:00 Hausärzten auch Pflegekräfte Norwegen gibt 10 Prozent Größe und personelle Aus- Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet. und Physiotherapeuten in den seines BIP für Gesundheit stattung stark variieren. Viele PVZ können zwischen Primärversorgungszentren be- aus. Kaufkraftbereinigt ist das 17:00 Uhr bis 22.00 Uhr und schäftigt. Typisch für Schwe- mit € 4.681 pro Kopf deutlich In einem typischen PVZ einige auch zwischen 22:00 den sind flache Hierarchien. mehr als in Österreich. Ob- arbeiten vier bis sechs All- und 08:00 aufgesucht wer- Der Umgang miteinander ist wohl die Lebenserwartung gemeinmedizinerInnen mit den. Telefon-Hotlines haben entspannt und kollegial. Es in Norwegen in etwa der von Pflegekräften (District Nur- in Schweden eine lange Tra- zählt die Leistungskompetenz, Österreich entspricht, ha- ses), PhysiotherapeutInnen, dition und sind rund um die nicht die berufliche Qualifika- ben norwegische Frauen und PsychologInnen, Sozialarbei- Uhr erreichbar. Kleinere Ver- tion. In den ersten vier Jahren Männer im Schnitt 13 gesunde terInnen etc. zusammen. Der letzungen werden in Schwe- war eine Krankenschwester Lebensjahre mehr zu erwarten. Frauenanteil unter den Ärzt den immer in einem PVZ meine Chefin. Nicht Hausärzte, Auch Norwegen kommt mit Innen liegt bei über 50 Pro- versorgt. Auch Präventions- sondern Krankenschwestern der Hälfte der Krankenhaus- zent. Teilzeitmodelle in der und gesundheitsförderliche machen in Dalarna Haus- betten Österreichs aus (3,8 Primärversorgung sind die Maßnahmen werden großteils besuche. Der Hausarzt hat statt 7,6 pro 1.000 Einwohner) Regel und nicht die Ausnah- von PVZ übernommen, wo- die Funktion des ,Gatekeepers‘, und liegt auch bei der Zahl me. Für die administrativen bei auch hier nicht-ärztliche der Patienten an seine Fach- der Krankenhausentlassungen Aufgaben in einem PVZ gibt Gesundheitsberufe zentrale arztkollegen überweist. Ärzte deutlich niedriger (168 Per- es eigenes Personal. Pflege- Aufgaben übernehmen. in Schweden haben insgesamt sonen pro 1.000 Einwohner). personen übernehmen das mehr Zeit für die ärztliche Tä- selbstständige Management Im Rahmen ihrer Ausbildung tigkeit. Weiterbildung zählt als Die meisten HausärztInnen chronischer Erkrankungen, verbringen alle ÄrztInnen in Arbeitszeit. Jede Provinz, jedes in Norwegen sind selbststän- oder die Verschreibung und Schweden zumindest sechs Bundesland benutzt dasselbe dig und Vertragspartner einer Verabreichung von Medika- Monate in der Primärversor- Computerprogramm. So kann der über 400 „Municipalities“. menten. Derzeit gibt es keine gung. Die allgemeinmedizi- ich als Arzt das gesamte Ver- Diese sind gesetzlich ver- gesetzliche Bestimmung, wer nische Fachärzteausbildung sorgungsprofil eines Patienten pflichtet, eine Primärversor- ein PVZ leiten darf. Auch dauert fünf Jahre, wobei der einsehen und weiß, was er gung anzubieten. Die direkte 16 Ærzte Steiermark || 02|2017
serie Primärversorgung 2 Inanspruchnahme von fachärztlicher Erfahrungsbericht der deutschen All- oder stationärer Versorgung ist in Nor- gemeinmediziners Harald Kampsde: wegen nur in Notfällen möglich oder „Ich habe etwa 20 Jahre als Allgemein- Erleichterungen bei der privat zu bezahlen. Fast alle Norweger mediziner in Norwegen gearbeitet – als USt auch für Ärzte sind bei einem/r Allgemeinmediziner/ staatlich angestellter Distriktsarzt, als in oder Primärversorgungseinrichtung Gemeindearzt mit festem Gehalt und eingeschrieben. Norweger müssen für als Listenarzt in der mittelnorwe- jeden Hausarztbesuch einen Eigenan- gischen Universitätsstadt Trondheim. teil von zirka 15 Euro bezahlen. Die Ich habe immer in hausärztlichen Bei der Berechnung der Kleinunter- nehmergrenze wird es zu einer Verein- meisten HausärztInnen arbeiten in Gemeinschaftspraxen gearbeitet. Ein fachung kommen. Ab 2017 sind bei multiprofessionellen Primärversor- Patientengespräch dauerte meist 20 Mi- der Berechnung der Umsatzgrenze gungsteams, weniger als 10 Prozent nuten, an einem Tag waren meist 15 bis von EUR 30.000 bestimmte unecht sind in Einzelpraxen tätig. Zirka 40 20 Patienten in meinem Sprechzimmer, umsatzsteuerbefreite Umsätze nicht Prozent sind Frauen, die oft Teilzeit sowohl auf dem Lande wie in der Stadt. mehr einzubeziehen. Diese unecht arbeiten. Das Einkommen setzt sich Täglich erlebte ich eine gute Zusam- umsatzsteuerbefreiten Umsätze sind beispielsweise Tätigkeiten als als Arzt aus der Abrechnung von Einzelleis menarbeit mit der kommunalen Haus- oder als Vortragender an Erwachse- tungen, des Eigenanteils der Patienten krankenpflege oder dem kommunalen nenbildungseinrichtungen. und einem festen Satz für jeden einge- Pflegeheim. Hier arbeiteten kompetente schriebenen Patienten zusammen und und motivierte Krankenpfleger, nicht Beispiel: Ein Arzt erzielt Honorare aus beträgt zirka 125.000 Euro pro Jahr. auf Weisung des Arztes, sondern mit ärztlicher Tätigkeit von EUR 80.000, zusätzlich hält er Vorträge und erhält Eine 2010 durchgeführte Befragung eigenen Qualitätszielen und direkt von daraus Einnahmen in Höhe von EUR zeigte, dass die Wartezeiten auf einen den Menschen beauftragt. Hausarzt- 12.000. Termin bei HausärztInnen über dem arbeit wurde oft als gute Teamarbeit europäischen Durschnitt liegen. Auf erlebt.“ Bis einschließlich 2016 mussten die der anderen Seite gibt es kaum ein Vorträge umsatzsteuerpflichtig behan- delt werden, weil der Gesamtumsatz Land in Europa, wo die Bindung an a Quellenzitate zur Erstellung dieser Pu- EUR 92.000 beträgt und somit die eine/n persönliche/n Hausärztin/arzt blikation finden sich im Teil 1 dieser Ar- Kleinunternehmergrenze überschritten so hoch ist wie in Norwegen. tikelserie, in AERZTE Steiermark 1/2017. wurde. Von den Vorträgen waren 20 b http://www.allgemeinmedizin.uni-jena. % Umsatzsteuer abzuliefern, jedoch Norwegen kämpft mit einem andau- de/content/publikationen/2014/e46794/ stand auch der Vorsteuerabzug zu. ernden Ärztemangel. Zirka 15 Prozent infoboxContent46811/2014-003_Carmi- Ab dem Jahr 2017 wird nun der unecht der ÄrztInnen in Norwegen kommen enkeetal_AllgemeinmedizininDnemark_ befreite Umsatz als Arzt in die Berech- aus dem Ausland, vorwiegend aus den ger.pdf (gekürzt und zusammengefasst) nung der Kleinunternehmergrenze skandinavischen Nachbarländern. Nach c www.laekh.de/images/Hessisches_Ae- nicht mehr einbezogen. Somit kann dem Medizinstudium absolvieren alle rzteblatt/2015/09_2015/Im_Gespraech_ für die Einnahmen aus den Vorträgen ÄrztInnen in Norwegen eine 18-mona- Schweden_09_2015.pdf (gekürzt und die Kleinunternehmerregelung in An- spruch genommen werden. Es muss tige Praktikumszeit, davon 6 Monate in zusammengefasst) für die Vorträge keine Umsatzsteuer der Primärversorgung. Die allgemein- d https://www.online-zfa.de/article/ verrechnet werden, dafür steht auch medizinische fachärztliche Ausbildung vergleich-des-deutschen-mit-dem- kein Vorsteuerabzug zu. dauert mindestens fünf Jahre, wovon norwegischen-primaerarztsystem-aus- mindestens drei Jahre in einem PVZ aerztlicher-sicht/originalarbeit-original- absolviert werden müssen. Fachärz- papers/y/m/978 tInnen für Allgemeinmedizin müssen e https://www.aerzteblatt.de/pdf/105/23/ alle fünf Jahre eine Rezertifizierung a1276.pdf (gekürzt und zusammen bestehen und eine bestimmte Anzahl gefasst) von Fortbildungspunkten erwerben. Die akademische Verankerung der Allge- Veranstaltungstipp: Zukunftskonfe- Foto: beigestellt meinmedizin ist in Norwegen hervorra- renz 2.0: Interprofessionalität in der Anzeige gend. Dementsprechend beeindruckend Primärversorgung. 7. und 8. April ist auch der Forschungs-Output. 2017 an der Meduni Graz. Ærzte Steiermark || 02|2017 17
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