Wahlkampfthema Gesundheit
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www.laekb.de Brandenburgisches Ärzteblatt 9 | 2021 Offizielles Mitteilungsblatt der Landesärztekammer Brandenburg | 31. Jahrgang | September 2021 Wahlkampfthema Gesundheit Foto: AdobeStock Seite 5 AOK: Alles neu oder alter Wein? Appell der Ärzteschaft: Jetzt impfen lassen! Seite 10 Seite 12 Weiterbildungstage Formular für meldepflichtige für Allgemeinmedizin Erkrankungen aktualisiert Seite 22 Seite 29
Jetzt online verfügbar: Ärzte Selbsthilfe Alkohol • 2-Minuten Schnelltest zur Einschätzung des eigenen Alkoholkonsums • Online-Programm zur Reduktion des Alkoholkonsums www.aerzteselbsthilfealkohol.de Ein Angebot der Landesärztekammer Brandenburg und der salus kliniken Hilfe für suchtgefährdete Kolleginnen und Kollegen Die Vertrauenspersonen der Landesärztekammer Brandenburg beraten und begleiten kollegial, auf Wunsch auch anonym. Bi�e bei E-Mails in der Betreffzeile „Hilfsprogramm“ angeben. Reto Cina, 16835 Lindow, Tel.: 033933 88110, cina@salus-lindow.de Weitere Informationen unter „Arzt und Gesund- Dr. med. Jürgen Hein, 17291 Prenzlau, Tel.: 03984 808604, jue.hein@web.de heit“ auf www.laekb.de PD Dr. med. Maria-Christiane Jockers-Scherübl, 16761 Hennigsdorf, Tel.: 03302 5454211, jockers@oberhavel-kliniken.de Dr. med. Timo Krüger, 16761 Hennigsdorf, Tel.: 03302 5454211, timo.krueger@oberhavel-kliniken.de Prof. Dr. med. Ulrich Schwantes, 16766 Kremmen, Tel.: 033055 22488, ulrich.schwantes@praxis-schwante.de Impressum Redaktion Das Brandenburgische Ärzteblatt erscheint Landesärztekammer Brandenburg monatlich Inhaber und Verleger Anja Zimmermann M.A. (Doppelnummer Juli/August). Landesärztekammer Brandenburg Pappelallee 5, 14469 Potsdam Bezugsgebühr (ab Ausgabe 4/2010): Präsident: Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz Telefon: 0331 505605-525 jährlich € 35,00; ermäßigter Preis für Studenten Pappelallee 5, 14469 Potsdam Telefax: 0331 505605-538 € 17,50. Einzelpreis € 3,35. Telefon: 0331 505605-520 E-Mail: aerzteblatt@laekb.de Bestellungen bitte an die Druckerei Schiemenz Telefax: 0331 505605-769 GmbH, Byhlener Straße 3, 03044 Cottbus. Die Kündigungsfrist für Abonnements beträgt Repro, Satz, Druck, Herstellung, Herausgeber sechs Wochen zum Ende des Kalenderjahres. Für Verlagswesen Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz die Mitglieder der Brandenburgischen Ärztekam- Druckerei Schiemenz GmbH mer ist der Bezugspreis mit dem Mitgliedsbeitrag Byhlener Straße 3, 03044 Cottbus abgegolten. Zuschriften redaktioneller Art bitten wir, nur an Telefon 0355 877070 den Herausgeber zu richten. Für mit Autoren Telefax 0355 87707-128 namen gekennzeichnete Beiträge wissenschaft- Hinweise für die Autoren licher und standespolitischer Art sowie Artikel, Wenn Sie Ihre Texte im Word erfassen, achten Vertrieb die die Kennzeichnung „Pressemitteilung von …“ Sie bitte darauf, die Texte im txt- oder doc-For- Deutsche Post AG enthalten, wird keine Verantwortung übernom- mat für DOS abzuspeichern. Bitte legen Sie men. Die darin geäußerten Ansichten decken sich einen Ausdruck des Artikels dazu. Texte können nicht immer mit denen des Herausgebers. Sie die- Anzeigenverwaltung Sie mit entsprechender Betreffzeile per E-Mail nen dem freien Meinungsaustausch innerhalb der Verlagsbüro Kneiseler (aerzteblatt@laekb.de) übermitteln. Verwenden Ärzteschaft. Die Zeitschrift und alle in ihr enthal- Uhlandstraße 161, 10719 Berlin Sie Bilder für Ihren Artikel, bitte die Vorlagen tenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Telefon 030 88682873 separat zusenden und im Text vermerken, wo das Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmi- Telefax 030 88682874 Bild stehen soll. Am besten sind Fotos geeignet gung statthaft. Rücksendung nicht verlangter E-Mail: g.kneiseler@t-online.de (Aufsichtsvorlagen). Manuskripte erfolgt nur, wenn ein vorbereiteter Zur Zeit gilt Preisliste Nr. 31, gültig ab 01.01.2021 Umschlag mit Rückporto beiliegt. Mit der Annah- me von Originalbeiträgen zur Veröffentlichung erwirbt der Herausgeber das uneingeschränkte Verfügungsrecht. Änderungen redaktioneller Art bleiben vorbehalten.
Brandenburgisches Ärzteblatt Offizielles Mitteilungsblatt der Landesärztekammer Brandenburg | 31. Jahrgang | September 2021 9 | 2021 KAMMERINFORMATIONEN / GESUNDHEITSPOLITIK Bundestagswahl 2021 – Wahlkampfthema Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Erneuter Lockdown? – „Keine Politik mit dem Holzhammer“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Gesundheitspolitische Positionen des AOK-Bundesverbandes – Alles neu oder alter Wein neu serviert? .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Appell der Ärzteschaft: „Lassen Sie sich jetzt impfen!“ .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Vertragsärzte impfen Brandenburg – 1,6 Mio. von zwei Mio. Impfungen durch ambulante Mediziner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Marburger Bund – Impfangebote auch an Universitäten und Fachhochschulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Seite 18 AKTUELL Klinikpersonal: Impfquoten im Frühjahr 2021 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Elbe-Elster Klinikum: Gedurtenhoch im Juli . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Klinikum Ernst von Bergmann – Anästhesie implementiert eGENA-Konzept .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 MSGIV: Ausbau und Weiterentwicklung von Pflegestützpunkten .. . . . . . . . . . . . 16 Erfolgreiche Rezertifizierung – Dienstleistungsqualität der Rettungsdienst Oberhavel GmbH bestätigt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 NAKO-Studie: Einsamkeit während der ersten Welle Corona-Pandemie .. . . 20 ARZT UND RECHT Seite 22 Steuerpflicht pauschal ausbezahlter Lohnzuschläge .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 FORTBILDUNG Akademie für ärztliche Fortbildung: Fortführung der bewährten Weiterbildungstage für Allgemeinmedizin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Gemeinsame Veranstaltung – Eine Gesundheit für Mensch und Tier .. . . . . . . . 23 Fortbildungsangebote für Ärzte und MFA/MTRA .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Lösungen zur Kasuistik Folge 69 .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 PERSONALIA Wir gratulieren zum Geburtstag im September .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Seite 23 WEITERE RUBRIKEN Editorial .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Kurse und Fortbildungsangebote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 KVBB informiert .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 LAVG – Apotheken und Arzneimittel .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Brandenburgisches Ärzteblatt 9 • 2021 | 3
EDITORIAL Liebe Kolleginnen und Kollegen, tagtäglich lesen wir über Digitalisie- und Patienten an einen Tisch, um rung und in unserem privaten Umfeld praktikable Lösungen zu finden. Me- ist sie auch schon teilweise angekom- dizinisches Datenmanagement ist eine men. Aber wie ist das im beruflichen umfangreiche Aufgabe und sollte gut Umfeld? Lösen Alghorithmen da schon strukturiert umgesetzt werden. Dazu Ihre Probleme? Nutzen Sie Künstliche wollen wir gern unseren Beitrag leis- Intelligenz, um Diagnosen zu stellen ten. Hoffen wir, dass es besser läuft, oder Therapien zu entwickeln? Ver- als der holperige Start des elektroni- mutlich geht es Ihnen eher so: Viel ist schen Heilberufeausweises. davon noch nicht in der täglichen Ar- beit angekommen. Wir alle wünschen Gern kommen wir zu diesem und an- uns Entlastungen und Verbesserungen deren Themen ins Gespräch mit Ihnen. durch intelligente, digitale Lösungen. Bringen Sie sich in diesen Prozess ein. Aber wie sollen diese aussehen? Teilen Sie uns mit, worauf wir achten sollten, worum sich Ihre Ärztekammer Betrachte ich mein eigenes Fach- kümmern soll. Gemeinsam mit Ihnen PD Dr. med. habil. Thomas Schulz gebiet, die Radiologie, so stelle ich freue ich mich mich auf die Entlastun- Foto: privat eine intensive Forschungstätigkeit für gen und Verbesserungen in der Zu- künstliche Intelligenz und „smarte“ Ra- kunft. diologie fest. Mittlerweile gibt es erste stünden Ihnen bei Bedarf am PC in Softwarelösungen, die Rundherde in der Praxis zur Verfügung und könnten der Lunge entdecken, volumetrieren problemlos zusammengeführt wer- ■ Ihr Thomas Schulz und vergleichen. Auch für andere Er- den. Wenn vom Patienten gewünscht, krankungen wie zum Beispiel die Dif- könnten diese Daten zudem unter ferenzierung von Gehirnmetastasen den Fachärzten geteilt werden. Ideal gibt es gute Ansätze. Ein positiver wäre deren Übermittlung auf alle ver- Nebeneffekt ist, dass unsere Befunde fügbaren Medien. Trotzdem gäbe es strukturierter und damit künftig besser nur einen personalisierten Zugriff des von einer Software ausgewertet wer- Überweisers auf berechtigte Daten. den können. Es wäre für mich schon Nebenbei würde die Software bei der eine große Entlastung in der täglichen Beweis- und Revisionssicherheit unter- Arbeit, wenn in der Zukunft eine di- stützen sowie elektronische Signaturen gitale Anwendung die bildmorpholo- und Zeitstempel erzeugen, um alle Ab- gisch Gesunden bereits vorher filtert läufe zu dokumentieren. und ich mich nur noch um die Kranken kümmern müsste. Ich bin gespannt, Diese Lösungen sind keine Zukunfts- wie sich dies in der Praxis durchsetzen musik, es gibt sie bereits. Sie setzen würde, wenn Praxisinhaber oder Ge- sich aber nur schwer durch. Das Ge- schäftsführer für diese Software be- sundheitssystem hängt in der Digi- zahlen sollen. talisierung vielen anderen Branchen hinterher und muss endlich aufholen. Aus meiner Sicht sollten wir uns aber Grund dafür sind sicher die speziellen mehr darum kümmern, wie wir künf- und strengen Rahmenbedingungen. tig herstellerunabhängig die ambulante Gesetze und Verordnungen lassen we- und stationäre Versorgung verzahnen nig Gestaltungsspielraum - als Beispiel können. Ich wünsche mir einfache, sei nur der Datenschutz bei diesen sichere und effiziente Datenströme besonders sensiblen Informationen zwischen Hausarzt, Facharzt und Kran- genannt. kenhaus. Wäre es nicht gut, wenn der Arztbrief und alle relevanten Befunde Der Vorstand der Ärztekammer hat schon vor dem Patienten in der Praxis sich das Ziel gesetzt, in den nächsten sind? Wie wäre eine Anzeige aller rele- Jahren die Digitalisierung in der Medi- vanten Daten in einem Webbasierten zin voranzubringen. Allerdings müssen Viewer? Alle medizinischen Daten zu dazu Gesetzgeber, Ärztinnen und Ärz- einem Patienten oder zu einem Fall te, Krankenkassen sowie Patientinnen 4 | Brandenburgisches Ärzteblatt 9 • 2021
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK BUNDESTAGSWAHL 2021 Wahlkampfthema Gesundheit Auch wenn Gesundheit nach Meinung der Bundesbürger zu den wichtigsten Bereichen ihres Lebens gehört, hatte die Gesund- heitspolitik in der Vergangenheit eine eher untergeordnete Bedeu- tung für die konkrete Entschei- dung am Wahltag. Nach gut ein- einhalb Jahren Pandemie scheint das am 26. September anders zu sein. Darauf deuten zumindest die Ergebnisse einer repräsentativen Online-Umfrage des Meinungsfor- schungsinstituts YOUGOV unter mehr als 2.000 Menschen ab 18 Jahren hin, die im Auftrag der Initi- ative „Wahlradar Gesundheit“ der deutschen Apothekerinnen und Apotheker durchgeführt wurde. Demnach messen zwei Drittel der Deutschen (68 Prozent) der Gesund- heits- und Pflegepolitik eine große bis sehr große Bedeutung für ihre Stimm abgabe zur Bundestagswahl bei, die nur von der Sozial- und Rentenpolitik (71 Prozent) übertroffen wird. Themen wie Wirtschafts- und Steuerpolitik (61 Prozent), Bildungs- und Forschungs- Wo unterscheiden sich und Eigenanteile favorisiert, wollen Foto: Adobe Stock politik (58 Prozent) oder sogar die Kli- die Parteien? CDU/CSU und FDP das Zusammen- ma- und Umweltpolitik (57 Prozent) spiel von GKV und PKV erhalten. Die rangieren weit dahinter. Allerdings ist Doch welche wesentlichen gesund- AfD möchte zur Vermeidung von Letztere durch die nach der Umfrage heitspolitischen Aussagen haben die Schnittstellenproblemen die soziale eingetretene Flutkatastrophe im Wes- sechs wahrscheinlich stärksten Par- Pflegeversicherung und die gesetzliche ten Deutschlands wieder neu in das teien im Vorfeld der Wahl gemacht Krankenversicherung zusammenlegen. Bewusstsein der (Wahl)Bürger gerückt. und was haben sie in ihren Wahl- programmen festgeschrieben? Das Vorstellungen für Hier war die Gesundheit bereits. Auf Brandenburgische Ärzteblatt hat sich die ambulante Versorgung die Frage: „Welche Bedeutung haben die Wahlprogramme angesehen und für Sie die Positionen der Parteien/ einige Kernpunkte zusammengefasst. Im Bereich der ambulanten Versor- Kandidaten hinsichtlich der aufgeführ- Die Darstellung erfolgt ohne Wertung gung will die Union den digitalen, ten Politik-Bereiche bei Ihrer Wahlent- und erhebt keinen Anspruch auf Voll- wohnortnahen und möglichst barriere- scheidung für die nächste Bundestags- ständigkeit. freien Zugang für alle Bürgerinnen und wahl?“ antworteten in Bezug auf die Bürger zur Haus-, Zahnarzt- und Not- Gesundheits- und Pflegepolitik 35 Pro- Finanzierung des Gesund- fallversorgung, zu Apotheken, Physio- zent der Erwachsenen, dass sie ihr eine heitssystems weiter strittig therapeuten, Gesundheitshandwerken sehr große Bedeutung beimessen. Für und Sanitätshäusern. Zudem sollen die 33 Prozent der Befragten ist die Bedeu- In Bezug auf die Finanzierung des Kompetenzen der Heil- und Hilfsmittel tung groß. 17 Prozent der Deutschen Krankenversicherungssystems gibt es erbringer stärker genutzt werden. halten sie bei ihrer Stimmabgabe am da gegenüber der Situation vor vier 26. September für mittel, 6 Prozent für Jahren wenig Änderungen. Während Die Begriffe Vertragsarzt, Hausarzt gering. Für 3 Prozent der Menschen hat SPD und Grüne für eine solidarisch und Facharzt kommen im „Zukunfts- Gesundheits- und Pflegepolitik keine finanzierte Bürgerversicherung eintre- programm der SPD“ nicht vor. Die Bedeutung, 7 Prozent haben mit „Weiß ten und die Linke eine Gesundheits- Partei will eine qualitativ hochwer- nicht/keine Angabe“ geantwortet. vollversicherung ohne Zuzahlungen tige Gesundheitsversorgung durch Brandenburgisches Ärzteblatt 9 • 2021 | 5
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK Nach Schätzungen werden 30 % der Abgeordneten neu in den Bundestag einziehen. Foto: Adobe Stock Neuordnung der Rollenverteilung zwi- möchte sie die Arztsitze gleichmäßiger flächendeckenden Grund- und Regel- schen ambulantem und stationärem verteilen. Rückgrat des ambulanten versorgung in der Krankenhausplanung Sektor sowie einer Überwindung der Sektors sollen mittelfristig regionale Ver- und in der Krankenhausfinanzierung Sektorengrenzen sorgungszentren werden. Medizinische gerade im ländlichen Raum stärker be- Versorgungszentren in Händen von Kon- rücksichtigen. Für komplexe Behand- Eine Stärkung der Primärversorgung zernen lehnt die Partei ab. lungen sollen entsprechende klinische durch Hausärztinnen und Hausärzte Angebote stärker gebündelt werden. streben die Grünen an. Sie wollen den Die AfD möchte einen weiterent- Zudem setzt die Union auf Investitio- Direktzugang zu Therapeuten und die wickelten Medizinischen Dienst im nen in die Digitalisierung. Das „virtu- Verordnung von Hilfsmitteln durch The- Gesundheitswesen gründen. Zudem elle Krankenhaus“ soll fachmedizini- rapeuten ermöglichen. Die strikte Tren- will sie Budgets und Degression in der sche Expertise durch Tele-Visiten und nung der ambulanten Gebührenordnun- ambulanten Versorgung zugunsten digitale fachliche Beratungen zwischen gen EBM und GOÄ soll dagegen fallen. leistungsgerechter Bezahlung abschaf- mehreren Ärzten überall verfügbar ma- fen. Die Kassenärztlichen Vereinigun- chen. So sollen Patienten Verlegungen Die FDP will die freien Berufe im Ge- gen sollen ihren Sicherstellungsauftrag erspart werden. sundheitswesen stärken. Ärzte und „konsequent“ umsetzen. Die Partei will Apotheker sollen in medizinischen Arztpraxen, Polikliniken, MVZ in Trä- Die SPD will das System der Fall- Fragen frei entscheiden können. Die gerschaft der Kommunen, aber unter pauschalen überarbeiten und wo nö- Therapiefreiheit soll nicht angetastet ärztlicher Leitung fördern. tig abschaffen. Die Grundkosten der werden. Integrierte Versorgungszent- Krankenhäuser sollen „angemessen“ ren sollen als Unterstützung zur Siche- Pläne für den finanziert werden. Sie möchte eine rung der regionalen Grundversorgung stationären Bereich stärkere Öffnung von Krankenhäusern mit ambulanten und kurzstationären für ambulante, teambasierte und in- Behandlungen dienen. Auch im stationären Bereich unter- terdisziplinäre Formen der Versorgung scheiden sich die Vorstellungen der und setzt sich für eine „bedarfsgerech- Die Linke will „Kaufpreise“ für Kassen- Parteien. te Grundfinanzierung“ der Kliniken ein. sitze von Ärzten und Psychotherapeuten Die Geburtshilfe soll aus dem System möglichst begrenzen. Für eine bedarfs- CDU und CSU wollen die Zie- der diagnosebezogenen Fallpauscha- gerechte Versorgung in Stadt und Land le einer bedarfsgerechten und len entlassen, die Finanzierung der 6 | Brandenburgisches Ärzteblatt 9 • 2021
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK Wer folgt Angela Merkel ins Kanzleramt? Foto: Adobe Stock Kinder- und Jugendmedizin ohne Fall- Liberalen gegen eine Planungshoheit Kindern zu ermöglichen. Dabei setzt pauschalen neu strukturiert werden. der Krankenkassen über den stationä- sie auf individuelle Finanzierungsver- ren Sektor. Höhere Qualität soll besser einbarungen zwischen Krankenkassen Die Grünen wollen dem Bund die vergütet werden. Zudem lehnt die FDP und Kliniken. Private Trägerschaften Möglichkeit einräumen, bundesweite eine Ungleichbehandlung von priva- sollen auf höchstens 60 Prozent be- Grundsätze für die Krankenhauspla- ten, öffentlichen und konfessionellen grenzt werden. nung vorzugeben. Die Finanzierung Trägern ab. soll nicht nur nach Fallzahl, sondern Sektorengrenzen auch nach gesellschaftlichem Auftrag Die Linke will 100.000 zusätzliche überwinden erfolgen, wobei die Investitionskosten Pflegekräfte in den Krankenhäusern und Digitalisierung fördern künftig gemeinsam durch Bund und einsetzen. Die Grundgehälter in den Länder getragen werden sollen. Um Kliniken sollen um 500 Euro angeho- Relative Einigkeit herrscht bei den Par- beste Qualität zu erreichen, setzen ben werden. Fallpauschalen sollen ab- teien darüber, dass Sektorengrenzen die Grünen auf Spezialisierung. Kran- geschafft werden und eine vollständige überwunden werden sollten. Im Detail kenhäuser, die durch fehlende Aus- Finanzierung der Betriebskosten durch bestehen allerdings unterschiedliche lastung die nötige Qualität in einigen die Krankenkassen erfolgen. Für die Vorstellungen zu den dafür einzuset- Bereichen nicht gewährleisten können, Krankenhausträger soll es ein Gewinn- zenden Maßnahmen. Abweichungen sollen nicht aufgegeben, sondern zu verbot geben. Die Kliniken sollen statt- gibt es auch in der Bewertung der Di- leistungsfähigen lokalen Notfall-, Ge- dessen in kommunale und gemeinwohl- gitalisierung. sundheits- und Pflegezentren weiter- orientierte Hände überführt werden. entwickelt werden. Dafür soll der Bund einen „Fonds zur Für CDU und CSU sollen digitale Rekommunalisierung und zur Unterstüt- Versorgungsketten Informationslü- Die FDP sieht ein Überangebot an zung der Entprivatisierung“ auflegen. cken zwischen Praxis und Krankenhaus Krankenhausleistungen, das sie durch beseitigen. Die Erstattungsfähigkeit Beseitigung von Fehlanreizen berei- Die AfD setzt sich für die Einfüh- digitaler Gesundheitsanwendungen nigen will. Sie möchte eine Verbes- rung von Individualbudgets ein, um soll dabei zentrale Rolle spielen. Die serung der Investitionsfinanzierung in strukturschwachen Gebieten Not- Union will 500 Millionen Euro für Ro- für die Maximalversorger und spezia- falleinrichtungen, Geburtsstationen botik und Digitalisierung in der Pflege lisierte Krankenhäuser. Dabei sind die und die stationäre Behandlung von bereitstellen. Brandenburgisches Ärzteblatt 9 • 2021 | 7
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK Nach Aussagen der SPD sollen die Öffentlichen von Akteuren der Humanmedizin, Potenziale der Digitalisierung für die Gesundheitsdienst stärken Veterinärmedizin und Umweltwissen- Verbesserung von Diagnosen und für schaften vorsieht. die flächendeckende gesundheitliche Lehren aus der Pandemie ziehen die Versorgung entschlossener genutzt Parteien vor allem in Bezug auf den Öf- Nach dem Willen der Linken soll die werden. Allerdings werde die Digitali- fentlichen Gesundheitsdienst. Vorhalteverantwortung für den Öffent- sierung „unser hervorragendes und en- lichen Gesundheitsdienst auf den Bund gagiertes medizinisches Personal nicht CDU und CSU wollen in diesem Zu- übergehen. Die Partei will dem ÖGD ersetzen“. sammenhang eine nachhaltige Verstär- die tragende Rolle bei niedrigschwel- kung des ÖGD als unverzichtbare Säule ligen Impfangeboten und bei der Nach den Vorstellungen der Grünen des Gesundheitswesens. Die beiden Prophylaxe von Infektionen in Kitas, sollen Patientinnen und Patienten per Parteien möchten den „Pakt für den Schulen und Betrieben sowie bei den App sicher auf den digitalen Impfpass Öffentlichen Gesundheitsdienst“ von Hausärzten übertragen. und weitere Gesundheitsinformationen Bund und Ländern weitergehen. Das Im Wahlprogramm der AfD wird der zugreifen können. Die Partei setzt sich Robert-Koch-Institut (RKI) will die Uni- Öffentliche Gesundheitsdienst nicht für die Weiterentwicklung der digitalen on ebenfalls stärken und zu einem Pu- erwähnt. Patientenakte ein. blic-Health-Institut ausbauen. Arzneimittel und Medizin- Die FDP will die Digitalisierung im Auch die SPD tritt für bessere Rah- produkte aus Europa Gesundheitswesen durch klare und menbedingungen für den Öffentlichen transparente Rahmenbedingungen Gesundheitsdienst ein. Sie fordert eineSchließlich treten Union, SPD, Grü- voranbringen. Für eine schnelle Ver- bessere Ausstattung, auch mit Blick ne und FDP dafür ein, die Produktion fügbarkeit der Patientendaten soll die auf die digitale Infrastruktur (Hardware von kritischen Arzneimitteln und Me- Vernetzung zwischen allen Gesund- ebenso wie Software) sowie eine kon- dizinprodukten durch eigene Stand- heitsakteuren und Patienten digital kurrenzfähige Vergütung. orte in Europa sicherzustellen. So soll ausgestaltet sein. Dabei soll die Digitali- die Unabhängigkeit Deutschlands und sierung insbesondere den Arbeitsalltag Die Grünen sind für den Aufbau einer Europas gestärkt und die Wertschöp- der Gesundheitsakteure erleichtern starken Säule des ÖGD. Sie setzen auf fungsketten medizinischer Produkte in das Zusammenspiel zwischen Gesund- die EU zurückgeholt werden. Die Linke lehnt den Einsatz digita- heitsämtern, universitären Strukturen ler Anwendungen und Methoden der öffentlichen Gesundheitsfürsorge zur bloßen Kostenreduzierung unter sowie einem neu zu schaffenden Bun- ■ EE Inkaufnahme der Verschlechterung desinstitut für Gesundheit. der medizinischen Versorgung ab. Sie fordert eine Zertifizierung für Gesund- Die FDP möchte dem Robert Koch- heits-Apps nach staatlichen Vorgaben. Institut (RKI) politische Unabhängig- keit garantieren. Der Präsident und ein Die AfD ist schließlich gegen eine zent- neu zu schaffender Vorstand sollen in rale Datenbank zur Speicherung vertrau- fachlichen Fragen weisungsunabhän- licher Patientendaten. Stattdessen sollen gig sein. Zudem sind die Liberalen für die Daten direkt auf der Krankenversi- einen One-Health-Ansatz, der einen cherungskarte gespeichert werden. Austausch und die Zusammenarbeit 60,4 Millionen Bürger haben die Wahl Foto: AdobeStock 8 | Brandenburgisches Ärzteblatt 9 • 2021
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK ERNEUTER LOCKDOWN? „Keine Politik mit dem Holzhammer“ das Impfzentrum möglicherweise aus profanen Gründen aufgeschoben. Hier können kreative Incentivs die Motivati- on steigern“, so Reinhardt. Andere fühlten sich nicht ausreichend informiert oder würden von Impf- gegnern gezielt desinformiert. „Diese Menschen müssen wir aufklären. Das können Ärztinnen und Ärzte allein nicht leisten.“ Hier müsse die Bundes- zentrale für gesundheitliche Aufklä- rung medial nachlegen und insbeson- dere in den sozialen Netzwerken auch über Fake-News aufklären. Man dürfe radikalen Impfgegnern nicht länger die Meinungsführerschaft in den sozialen Netzwerken überlassen.“ BÄK-Präsident ■ BÄK Dr. med. Klaus Reinhardt Fotos: Elmar Esser Vor dem Treffen der Bundeskanz- Erkrankten, die Test-Positivrate, die lerin und der Ministerpräsidenten Impfquote und die Altersstruktur der der Länder am 10. August erklär- Infizierten für die Beurteilung der Ge- te Bundesärztekammer-Präsident fahrenlage entscheidend. Die im Juni Dr. Klaus Reinhardt: „Mit steigen- ausgelaufene Bundes-Notbremse, für LANDESÄRZTEKAMMER BR ANDENBURG der Impfquote in Deutschland und die allein die Inzidenz ausschlaggebend Akademie für ärztliche Fortbildung der zunehmenden Entkopplung war, sollte durch ein bundesweit ein- von Inzidenz und Krankheitslast heitliches Ampelsystem mit verschie- müssen Bund und Länder ihre denen Indikatoren ersetzt werden. Die IN DER AMBULANTEN Corona-Politik neu ausrichten. meisten der dafür erforderlichen Daten MEDIZINISCHEN VERSORGUNG Notwendig ist eine Langfrist-Stra- würden von den Gesundheitsämtern, tegie, wie wir auf Dauer mit dem vom Robert Koch-Institut sowie von GRUNDKURS „Fallbegleitung“ (agneszwei ) Virus koexistieren können. Wir Wissenschaftlich-Medizinischen Fach- gemäß Fortbildungscurriculum können unser gesellschaftliches gesellschaften erhoben und liegen vor. der Bundesärztekammer und wirtschaftliches Leben nicht Man müsse sie nur nutzen. immer wieder aufs Neue stillle- gen. Statt simpler Lockdown-Poli- Dauerhafte Einschränkungen für Januar 2022 - Juli 2022 tik mit dem Holzhammer im Sinne Ungeimpfte nach der sogenannten bloßer Kontaktreduzierung brau- 2-G-Regelung müssten die Ultima Foto: Anja Zimmermann M.A. - LÄKB chen wir zielgenauere und evi- Ratio bleiben, wenn sich eine Über- denzbasierte Anti-Corona-Maß- lastung der Kliniken nicht anders ver- nahmen in Deutschland. Weil viele hindern ließe. Entscheidender sei jetzt, Menschen, vor allem Kinder und dass Bund und Länder h ihre Impfkam- Jugendliche, unter den Beschrän- pagne neu justieren. Die Aufforderung kungen in vielfältiger Form leiden, „Ärmel hoch“ allein reiche nicht mehr ist das auch aus medizinischen aus. „Wir brauchen Klarheit darüber, Veranstaltungsort: Landesärztekammer Brandenburg und psychosozialen Gründen drin- warum sich Menschen nicht impfen Pappelallee 5 gend erforderlich.“ lassen wollen, damit wir die einzelnen 14469 Potsdam Gruppen gezielt ansprechen können. Neben der Zahl der Neuinfektionen Es ist doch nicht jeder zweite Deut- seien vor allem die Hospitalisierungsra- sche überzeugter Impfgegner. Viele te, die Zahl der tatsächlich an Covid-19 haben den Gang zum Arzt oder in Brandenburgisches Ärzteblatt 9 • 2021 | 9
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK GESUNDHEITSPOLITISCHE POSITIONEN DES AOK-BUNDESVERBANDES Alles neu oder alter Wein neu serviert? Leistungserbringer (Kassenärztliche Anlauf des IQTIG zur Identifizierung Vereinigungen, Landeskrankenhaus- planungsrelevanter Qualitätsindika- gesellschaft) und der Krankenkassen toren darf bekanntlich als gescheitert besetzt. Ergänzt werden soll das durch betrachtet werden. Selbst die veröf- „unparteiische“ Vertreter*innen der fentlichten Ergebnisse in Gynäkologie Landesbehörden. Das Prinzip kennen und Geburtshilfe haben den Praxis- wir vom GBA und den Landesarbeits- test nicht bestanden. Die Indikatoren gemeinschaften für Qualitätssiche- sind für eine Beurteilung wesentlicher rung. Selbstverständlich muss bei allen Qualitätsunterschiede nicht geeignet. Planungen im Gesundheitswesen die Sämtliche stationären Qualitätserfas- Finanzierbarkeit beachtet werden. sungen, übrigens eine originär ärztli- che Idee, die für Planungszwecke per- Ein Gremium, welches sich im We- vertiert wurde, treffen nur Aussagen sentlichen aus Vertretern mit eindeu- zum unmittelbaren stationären Verlauf. tigen finanziellen Interessen zusam- Langzeitergebnisse fehlen. Nachbeob- mensetzt, kann aber unmöglich die achtungen, die auf Routinedaten der Dr. med. Steffen König dringenden Herausforderungen der Versicherer beruhen, enden häufig Foto: Elmar Esser Weiterentwicklung des Gesundheits- nach einem Jahr. Die Auswertungen wesens schultern. Hier gehören min- aus großen Registern, wie Endopro- Kurz vor der Bundestagswahl destens die Perspektive der Patient*in- thesenregister und Traumaregister der ist es üblich, dass sich die ver- nen und ethische Fragen mit hinein, DGU, verlieren durch datenschutz- schiedenen Interessengruppen also Vertreter der Patient*innen und rechtliche Hindernisse an Wert. Nur zu Fragen der Politikgestaltung der Ärztekammern, idealerweise auch mit Langzeitresultaten lässt sich Qua- in der neuen Legislaturperiode der Pflegeverbände und das nicht nur lität seriös beurteilen. äußern. Der AOK-Bundesverband als Feigenblatt, wie die Patientenbank nennt sein Papier zur künftigen beim GBA. Wer diese Perspektiven Strukturvorgaben und Gestaltung des Gesundheitswe- außer Acht lässt, hat die Zeichen der Mindestmengen brauchen sens dabei „Neue Nähe für ein Zeit nicht erkannt. Das Grundproblem Augenmaß gesünderes Deutschland“. Auf 29 unseres Gesundheitswesens beruht auf Seiten werden die Positionen der der fast ausschließlichen Fixierung auf Strukturvorgaben und Mindestmen- AOK zu den Themen Versorgung, pekuniäre Gesichtspunkte. Wir sollten gen für die Krankenhausbehandlung Qualitätsorientierung, gesundes mit viel Fantasie an die Lösung der sind prinzipiell zu begrüßen, solange Leben, finanzielle Sicherung und Probleme herangehen und im zweiten sie intelligent geregelt sind. Struktur- Ausgestaltung des Gesundheits- Schritt aus einem bunten Strauß von vorgaben, die dazu führen, Leistungen wesens und Pflege publiziert. Ideen, die sinnvollen und finanzierba- zu versagen, wenn ein einziges Item ren auswählen. nicht erfüllt werden kann, sind büro- Patienten oder kratischer Unfug und dienen lediglich Beitragszahler? Ein richtiger Schritt ist die Stärkung der Leistungsbegrenzung. Hier sollte der Gesundheitskompetenz der Versi- zwischen unbedingt notwendigen Bereits im Vorwort wird das grund- cherten. Ob allerdings speziell ausge- Vorgaben und additiven Elementen legende Prinzip des Herangehens ge- bildete Pflegefachpersonen und Ge- unterschieden werden, die nicht voll- nannt, nämlich die Betrachtung aus sundheitsassistent*innen der machbare ständig erfüllt werden müssen. Min- der Perspektive der Versicherten und Weg sind, ist angesichts des Fachkräf- destmengen sind dort sinnvoll, wo ein Beitragszahler*innen. Patient*innen temangels im Pflegebereich fraglich. Zusammenhang mit besserer Qualität und Mitarbeiter*innen des Gesund- absolut plausibel ist und nicht dort, heitswesens werden im Folgenden Qualitätsbeurteilung nur wo ihre Einführung theoretisch mög- zwar auch genannt, spielen aber eine mit Langzeitresultaten lich ist. Man darf auch nicht vergessen, zweitrangige Rolle. Das führt zu einer dass der wissenschaftliche Nachweis seriös logischen Konsequenz, nämlich bei für eine Qualitätsverbesserung durch der Forderung nach Einrichtungen auf Für den Krankenhausbereich konsta- Mindestmengen, nicht mehr gefordert Landesebene, die die sektorübergrei- tiert die AOK einen erheblichen Qua- wird. Das erhöht die Verantwortung fende Versorgung koordinieren sollen. litätsunterschied zwischen den Stand- bei denen, die sich mit der Einführung Diese werden nämlich, nach den Vor- orten. Sicherlich gibt es qualitative und Weiterentwicklung beschäftigen. stellungen des AOK-Bundesverbandes, Abstufungen. Ob diese erheblich sind, paritätisch mit Vertreter*innen der dafür steht der Beweis aus. Der erste Wahltarife für Versicherte sind 10 | Brandenburgisches Ärzteblatt 9 • 2021
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK dagegen ausdrücklich zu begrüßen. der Pandemie grundlegend versagt. Kriterien an die Entscheidungen un- Sie dürften das einzig wirksame Steu- Hier ist ein Neustart unter veränderten serer Bundestagsabgeordneten oder erungselement in der Versorgung sein. Prämissen notwendig. Gerade in der auch der Krankenkassen stellen, so er- Pandemie hat die Zusammenarbeit von gäbe sich ein gravierender Handlungs- Die Sicherstellung der Anschluss- Krankenhäusern unterschiedlicher Grö- bedarf. Es ist befremdlich, dass dieser versorgung der Patient*innen ist im ße und Ausstattung, den Kollaps des Slogan immer nur in Zusammenhang originären ärztlichen Interesse. Es Gesundheitswesens verhindert. Nicht mit dem deutschen Gesundheitswe- reicht aber nicht, das Entlassungsma- einige wenige, wie uns mancher weis- sen gebraucht wird. Wann endet end- nagement den Krankenhäusern zu machen will, waren der Schlüssel zur lich diese pauschale Diskriminierung übertragen, es müssen auch die Vo- Bekämpfung der Pandemie, sondern des Gesundheitswesens und seiner raussetzungen geschaffen werden, sehr viele Krankenhäuser unterschied- zahlreichen hochengagierten Mitar- dass es funktioniert. Dazu gehören licher Größenklassen habe zusammen- beiter*innen. schnelle Genehmigungsprozesse bei gearbeitet. den Krankenkassen und genügend Ka- pazitäten für die Anschlussversorgung Bezüglich der Weiterentwicklung der ■ Dr. med. Steffen König, Vizepräsident der von Patient*innen die nicht mehr, oder ambulanten Versorgung, gehört es Landesapothekerkammer Brandenburg zeitweilig nicht mehr, in ihre häusliche sich für einen Krankenhausarzt, sich et- Umgebung zurückkönnen (Kurzzeit- was zurückzuhalten. Eine Ausweitung pflege, Heimplätze, Geriatrie). Von den der Prüfpflichten scheint jedoch eher Krankenhausärzten wird erwartet, dass kontraproduktiv. sie täglich prüfen, ob eine stationäre Behandlung noch erforderlich ist. Wie Die Förderung der Verbreitung einer schnell können die Krankenkassen die „nutzbaren“ elektronischen Gesund- notwendigen Voraussetzungen schaf- heitsakte wird begrüßt. Solange der fen, um Entscheidungen in diesem Datenschutz höherwertig eingeschätzt Tempo umzusetzen?! wird wie der Gesundheitsschutz, ist der Nutzen fragwürdig. An der Reform der Notfallversorgung führt auch in Zukunft kein Weg vorbei. Die Forderung nach Beschleunigung Der entsprechende Gesetzentwurf von der Prozesse der Nutzenbewertung BM Spahn ist glücklicherweise „Coro- von Innovationen und Arzneimitteln na“ zum Opfer gefallen. Insbesondere durch den GBA ist ausdrücklich zu be- der Verzicht auf die Einführung der grüßen, ebenso die Einbeziehung Digi- integrierten Notfallzentren (INZ) ist taler Gesundheitsanwendungen in die LANDESÄRZTEKAMMER BR ANDENBURG ein Erfolg der Ärzteschaft. Wir setzen Nutzenbewertung. Akademie für ärztliche Fortbildung auf die bürokratieärmere Lösung des gemeinsamen Tresens. Man stelle sich Bezüglich der Finanzsituation der STRAHLENSCHUTZ vor, jeder Patient müsste wirklich zu- gesetzlichen Krankenkassen sind die Aktualisierung der Fachkunde und Kennt- erst in ein INZ. Das würde beispielswei- Forderungen nach verlässlicher Finan- nisse im Strahlenschutz nach § 48 se die „Schwerverletztenversorgung“ zierung versicherungsfremder Leistun- StrlSchV für Ärzte und MTRA ad absurdum führen. Müssen wir gen durch den Bund, einer deutlichen dann in Zukunft mit dem MD streiten, Anhebung der Versicherungsbeiträge warum kritisch kranke Patient*innen für ALG-II-Beziehende und der Verzicht primär in der Notaufnahme gelandet auf den Missbrauch der Liquiditätsre- sind und nicht erst im INZ?? Auch hier serve des Gesundheitsfonds mehr als gilt: Pragmatische Lösungen sind den nachvollziehbar, ebenso wie die nach 20. November 2021 Hirngespinsten von Bürokratenhirnen Wiederherstellung der vollständigen deutlich überlegen. So begrüßen wir Haushalts- und Beitragsautonomie der auf der anderen Seite ausdrücklich die Kassen. Gleiches gilt für die Weiterent- Schaffung integrierter Leitstellen für wicklung des Morbi-RSA. Foto: Carsten Richter den ärztlichen Bereitschaftsdienst und den Rettungsdienst. Es ist nicht möglich, in der gebote- nen Kürze alle Punkte anzusprechen. DRG ist der falsche Weg Eine Sache ist aber noch wichtig. Auch im AOK-Papier wird wieder von der Veranstaltungsort: Van der Valk Hotel Die AOK spricht sich für die Weiter- Bekämpfung von Über-, Unter- oder Eschenweg 18 15827 Blankenfelde-Mahlow entwicklung des DRG-Systems aus. Das Fehlversorgung gesprochen. Zur Ehr- ist aus Sicht der Krankenhausärzt*in- lichkeit gehört, dass ein System ohne Kursleiter: Prof. Dr. med. habil. Claus-Peter Muth, nen und mittlerweile auch vieler Politi- diese Fehler tatsächlich ein perfektes Cottbus ker*innen der falsche Weg. Das System System ist. Diese Systeme gibt es prak- setzt die falschen Anreize und hat in tisch nicht. Würden wir die gleichen Brandenburgisches Ärzteblatt 9 • 2021 | 11
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK APPELL DER ÄRZTESCHAFT: „Lassen Sie sich jetzt impfen!“ Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz, Präsident MU Dr. Peter Noack Dr. med. Karin Harre der Landesärztekammer Brandenburg Foto: Archiv Foto: privat Foto: Elmar Esser Die Landesärztekammer Bran- MUDr./ČS Peter Noack, Vorsitzen- aufgeführt: www.kvbb.de/patienten/ denburg (LÄKB), die Kassenärzt- der der KVBB: „Anders als noch vor kinderimpfpraxen. liche Vereinigung Brandenburg einigen Wochen gibt es mittlerweile (KVBB) und der Hausärzteverband ausreichend Impfstoff im Land, so Darüber hinaus hatten am 11. August Brandenburg (HÄVBB) haben An- dass jeder Impfwillige wohnortnah zahlreiche Praxen Sonderaktionen fang August alle Bürgerinnen und und einfach ein Impfangebot findet. In angeboten, beispielsweise „Impfen Bürger des Landes aufgerufen, rund 1.700 Arztpraxen landesweit wird to go in der Blütenstadt“ von meh- sich jetzt gegen COVID-19 imp- regelmäßig gegen COVID-19 geimpft. reren Hausärzten in Werder (Havel). fen zu lassen. Listen mit regelmä- Die Impfung zählt längst zum Alltag Auch anderen Ärztinnen und Ärzte ßig impfenden Praxen sind unter in unseren Praxen. Bitte lassen Sie sich legen an diesem Tag einen besonde- www.kvbb.de veröffentlicht. Da jetzt impfen. Denn nur durch die Imp- ren Fokus auf die Corona-Impfung. rüber hinaus bieten viele Ärztinnen fung wird die Pandemie ihren Schre- Eine Liste der Praxen finden Sie hier: und Ärzte auch Sonderaktionen an. cken verlieren, und wir laufen nicht www.kvbb.de/corona-impftag. wieder von Lockdown in Lockdown.“ Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz, Präsident der LÄKB: „Einen wirksa- Dr. Karin Harre, Vorsitzende des HÄV- ■ LÄKB meren Schutz gegen Corona als die BB: „Wir Hausärztinnen und Hausärzte Impfung gibt es nicht. Dass uns seit übernehmen gemeinsam mit den imp- Anfang des Jahres Impfstoffe gegen fenden fachärztlichen Kolleginnen und Corona zur Verfügung stehen, ist ein Kollegen Verantwortung für unsere Pa- großer Erfolg. Die Impfstoffe haben tienten und die gesamte Gesellschaft vor ihrer Zulassung durch die Euro- in unserem Kampf gegen die Pande- päische Arzneimittel-Agentur (EMA) mie. Wir impfen tagtäglich und sind und Empfehlung durch die Ständige auch für die Menschen da, für die die Impfkommission (StiKo) umfassende Impfung mit Unsicherheiten und Fra- und anspruchsvolle Prüfungen durch- gen behaftet ist. Kommen Sie einfach laufen müssen. Sie sind sehr sicher und auf uns zu!“ schützen zuverlässig gegen die nach wie vor gefährliche Infektionskrank- Die KVBB hat auf ihrer Website Listen heit. Es kommt zur Eindämmung von von Haus- und Facharztpraxen veröf- Corona auf jeden einzelnen Geimpften fentlicht, die COVID-19-Impfungen an. Jeder, der sich impfen lässt, leistet anbieten: www.kvbb.de/patienten/ zugleich einen wichtigen Beitrag für impfpraxen/ in einer separaten Liste die Gemeinschaft.“ sind die Kinder- und Jugendmediziner 12 | Brandenburgisches Ärzteblatt 9 • 2021
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK VERTRAGSÄRZTE IMPFEN BRANDENBURG 1,6 Mio. von zwei Mio. Impfungen durch ambulante Mediziner Von den mittlerweile über zwei werden. Das Impfen gehört weiter- Patienten. Auch ohne Pandemie haben Millionen Impfungen im Land hin in die Hände der Ärzte und muss 90 Prozent der Brandenburger mindes- Brandenburg wurden rund 1,6 vor allem in den Arztpraxen erfolgen. tens einmal im Jahr Kontakt zu einem Millionen von Vertragsärztinnen Dies beweisen die aktuellen Impfzah- unserer Mitglieder. Diese Leistung und und -ärzten der Kassenärztlichen len sehr deutlich. Nur die Corona-Imp- dieses Engagement verdienen höchste Vereinigung Brandenburg (KVBB) fungen ebnen uns den Weg aus der Anerkennung und Respekt sowie die durchgeführt. Die Vertragsärzte- Pandemie. Und nur die Impfung bietet uneingeschränkte Unterstützung von schaft ist damit die tragende Säu- uns den sichersten und wirkungsvolls- Politik und Gesellschaft.“ le der Impfkampagne im Land. ten Schutz vor einer schweren CO- VID-19-Erkrankung. MUDr./ČS Peter Noack, Vorsitzender ■ KVBB der KVBB erklärte dazu:„Der Impf-Ein- Neben dem Impfen sind die Kollegin- satz der Kolleginnen und Kollegen ist nen und Kollegen für ihre Patienten da. enorm. Ob in der eigenen Praxis, im Neun von zehn COVID-19-Patienten Impfzentrum oder im mobilen Impf- werden ambulant behandelt. Darüber team – die ambulant tätigen Ärztinnen hinaus kümmern sie sich um ihre vielen und Ärzte impfen, wo sie gebraucht anderen akut und chronisch erkrankten Anzeige Brandenburgisches Ärzteblatt 9 • 2021 | 13
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK MARBURGER BUND Impfangebote auch an Universitäten und Fachhochschulen „Die Universitäten und Fach- hochschulen müssen stärker in die Impfkampagne eingebunden wer- den. Ideal wäre es, wenn an allen Hochschulen betriebsärztliche Impfstellen eingerichtet würden, damit Beschäftigte und Studie- rende unkompliziert die Möglich- keit bekommen, sich beraten und freiwillig gegen Corona impfen zu lassen. Wer als Student noch nicht an seinem Wohnort geimpft ist, sollte dies vor dem nächsten Dr. Susanne Johna Semester am Studienort bequem Foto: Marburger Bund nachholen können“, sagte Dr. Su- sanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes. Studierenden in klinischen Semestern Präsenzlehre und mehr persönliche geimpft. Bei den Studierenden in den Begegnungen. Gerade der Austausch Eine hohe Impfquote unter den knapp vorklinischen Semestern ist der Anteil untereinander, das Gespräch bei einem drei Millionen Studierenden an deut- derzeit noch geringer. Kaffee auf dem Campus, muss wieder schen Hochschulen ist wichtig, damit möglich sein“, bekräftigte Philipp Schil- Seminare und Vorlesungen wieder „Wir appellieren an alle Studieren- ler, Vorsitzender des Sprecherrates der überwiegend in Präsenz stattfinden den, von der Möglichkeit einer Imp- Medizinstudierenden im Marburger können. Unter den Medizinstudieren- fung Gebrauch zu machen. Sich imp- Bund. den ist die Impfquote schon sehr hoch, fen zu lassen, bedeutet solidarisch zu inzwischen sind laut Medizinischem sein. Eine hohe Impfquote an den Unis Fakultätentag rund 90 Prozent der schafft die Voraussetzungen für mehr ■ MB MEDIZINSTUDIUM Brandenburger Ärztepräsident begrüßt Pläne für Hochschulmedizin in Cottbus Die Landesärztekammer Branden- Digitalisierung muss es aber darauf an- dieser miteinander verwobenen aka- burg begrüßt das Anfang August kommen, diese von ihrem praktischen demischen Heilberufe wäre für die von der Landesregierung vorge- Nutzen her zu denken, um praxisfernes geplante staatliche Hochschulmedizin stellte Vorhaben einer staatlichen Agieren, wie wir es z. B. bei einzelnen von deutlichem und nachhaltigem Medizinerausbildung in der Lausitz. Anwendungen der von der Politik for- Vorteil. Zwischen diesen verwandten cierten elektronischen Patientenakte akademischen Ausbildungen gebe Der Präsident der Landesärztekam- sehen, zu vermeiden. Die Landesärzte- es erwiesene Wechselwirkungen, so mer, Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz, kammer kann gerade an dieser Nahtstel- Schulz. Zudem käme dies der von der hält die vorgestellten Pläne von ihrem le erfahrener Ratgeber sein. Gern bieten Expertenkommission geforderten In- Umfang und ihrem Anspruch her für wir an, unsere über Jahrzehnte in Bran- terprofessionalität der Ausbildung ent- ambitioniert, aber machbar, wenn alle denburg gewachsene Fachkompetenz in gegen. Die Landesärztekammer Bran- Beteiligten diese Chance für Branden- dieses ehrgeizige Projekt einzubringen.“ denburg und die Landeszahnärztekam- burg konsequent verfolgen. Für Enttäuschung sorge aber, dass mer Brandenburg hatten erst unlängst „Die gesetzten zwei Schwerpunkte der das gegenwärtige Konzept offenbar eine kombinierte Ausbildung gefordert. Gesundheitssystemforschung und vor keine entsprechende Ausbildung für allem der Digitalisierung sind im Grund- Zahnärzte und Pharmazeuten beinhal- satz nachvollziehbar. Gerade bei der te. Die Bündelung der Ausbildungen ■ LÄKB 14 | Brandenburgisches Ärzteblatt 9 • 2021
AKTUELL KLINIKPERSONAL: Impfquoten im Frühjahr 2021 Je näher der Kontakt zum Patienten, 83 Prozent der Umfrage-Teilnehmer der Verwaltung: Nur 18 Prozent waren desto höher die Impfquote des Kli- mindestens eine Dosis eines SARS-CoV- im Befragungszeitraum vollständig, nikpersonals in Deutschland. Das ist 2-Impfstoffs erhalten und 48 Prozent 53 Prozent mindestens einmal und das Ergebnis der KROCO des Robert waren vollständig geimpft. 94 Prozent 30 Prozent gar nicht geimpft. 26.080 Koch-Instituts (RKI). KROCO steht für des ärztlichen Personals und 87 Pro- Menschen hatten sich an der Umfrage „Krankenhausbasierte Online-Befra- zent des Pflegekräfte waren bereits beteiligt. gung zur COVID-19-Impfung”. Erho- mindestens einmal, 78 beziehungs- ben wurden die Daten vom 22. März weise 61 Prozent vollständig geimpft. bis 12. April 2021. Demnach hatten Am geringsten war die Impfquote in ■ ams ELBE-ELSTER KLINIKUM: Geburtenhoch im Juli Mit 59 Kindern, die im Juli im Erfahrung und dem eingespielten und die Geburtsplanung etwa drei Kreißsaal in Herzberg das Licht Team ermöglichen wir den werdenden Wochen vor dem errechneten Termin der Welt erblickten, war der Mo- Müttern dennoch eine bestmögliche finden wie immer statt“, sagt Veronika nat der bisher geburtenstärkste in Betreuung“, erzählt Hebamme Veroni- Jeschke. Wichtig sei das Beachten der diesem Jahr in der Geburtshilfe im ka Jeschke. 3G-Regel, wonach Besucher im Klini- Elbe-Elster Klinikum. kum getestet, geimpft oder genesen Coronabedingte Einschränkungen sein müssen. Für den Kreißsaal erhal- 31 Mädchen und 28 Jungen wurden gibt es in den Kreißsälen des Elbe-Els- ten die Schwangeren und die eventu- im Juli entbunden. An drei Tagen ka- ter Klinikums kaum noch. Lediglich elle Begleitperson einen Corona-Test men sogar fünf Kinder zur Welt. Das die Informationsabende für werdende vor Ort. „Wir merken aber auch, dass ist eine große Herausforderung für die Eltern finden derzeit noch nicht statt. immer mehr werdende Papas geimpft Herzberger Geburtenstation und das Dafür können individuell Termine zur sind“, stellt die Hebamme fest. Hebammenteam. „Fünf Entbindun- Kreißsaalbesichtigung vereinbart wer- gen innerhalb von drei Tagen haben den. „Die regelmäßigen Untersuchun- wir nicht allzu oft, aber mit unserer gen während der Schwangerschaft ■ EB Brandenburgisches Ärzteblatt 9 • 2021 | 15
AKTUELL KLINIKUM ERNST VON BERGMANN Anästhesie implementiert eGENA-Konzept Im Rahmen des Notfallmanage- zugeschnitten, anhand aktuell gelten- mit der eGENA-App vorbereitet und ments werden die Mitarbeiter*in- der Leitlinien und Empfehlungen er- ausgebildet. nen der Anästhesie im Klinikum stellt und wurden an die lokalen Gege- Durch eGENA soll das derzeitige Not- Ernst von Bergmann Potsdam ab benheiten des KEvB angepasst. Neben fallmanagement jedoch nicht ersetzt, sofort durch die elektronische Behandlungspfaden, die in Sofortmaß- sondern um eine zusätzliche Möglich- Gedächtnis- und Entscheidungs- nahmen, Diagnose und Therapie unter- keit erweitert werden. Mit Hilfe der hilfe für Notfälle in der Anästhe- gliedert sind, bieten die Notfallkarten eGENA-Hinweise wollen wir die Be- sie („eGENA“) unterstützt. Das auch eine erweiterte Darstellung von handlungsqualität für unsere Patienten eGENA-Konzept wurde durch die Zusatzhinweisen (z.B. Dosierungen sel- auf höchstem Niveau halten und das deutsche Gesellschaft für Anäs- ten verwendeter Medikamente), Sym- innerklinische Notfallmanagement der thesie und Intensivmedizin (DGAI) ptomen, Differenzialdiagnosen und Anästhesie weiterhin verbessern. sowie dem Bund deutscher An- Teamarbeits-Aspekte (CRM). ästhesisten (BDA) entwickelt, um Sollten auch Sie sich für das eGE- bei komplexen Notfallsituationen Im Klinikum Ernst von Bergmann NA-Konzept interessieren, welches während der Anästhesie und wei- steht die App auf allen klinikinternen grundsätzlich kostenlos durch die teren Notfällen eine digitale Ge- Computern sowie allen dienstlichen DGAI zur Verfügung gestellt wird, dächtnis- und Entscheidungshilfe Smartphones zur Verfügung. Da die steht Ihnen bei jeglichen Fragen sehr zur Unterstützung anzubieten. App sowohl online als auch offline gern Herr Dr. med. Florian Rückert dargestellt wird, kann sie somit als Un- (florian.rueckert@klinikumevb.de) zur Innerhalb dieser App können Notfall- terstützung jederzeit und überall ver- Verfügung. situationen mithilfe von checklistenar- wendet werden. tig aufgebauten Notfallkarten besser 1) Neuhaus C, Schild S, Eismann H, Baus J, Happel O, Heller AR et al: Funktionalität und strukturiert und fokussierter behandelt Nach der Veröffentlichung des Kon- Bedienung von eGENA, der elektronischen werden. Die eGENA-App bietet eine zeptes im August 2020 durch die Gedächtnis- und Entscheidungshilfe für Notfälle Datenbank solcher Notfallkarten, die Fachgesellschaften (1) wurde die An- in der Anästhesiologie. Anästh Intensivmed 2020;61:340–351. DOI: 10.19224/ai2020.340 mit verschiedenen Suchfunktionen ästhesie des Ernst von Bergmann Kli- (Stichwort-Suche, ABCDE-Suche, Kör- nikum Potsdam zur Pilotklinik ernannt. persystem-Suche) die zum Notfallge- Nach umfangreicher Konzeption und Weitere Informationen finden Sie schehen passende Karte(n) anzeigt. Vorbereitung wurden von Februar außerdem unter: https://www.dgai.de/ projekte/egena.html Diese Karten sollen die Therapieent- bis Mai 2021 alle Mitarbeiter*innen scheidungen in Notfallsituationen im der verschiedenen Berufsgruppen OP unterstützen und sind auf die An- (Ärzt*innen, Anästhesiepflege und forderungen der jeweiligen Patienten Schüler*innen) in zwei aufeinander auf- (Kinder, Erwachsene, Schwangere) bauenden Schulungen auf die Arbeit ■ Dr. med. Florian Rückert MSGIV: Ausbau und Weiterentwicklung von Pflegestützpunkten Pflegestützpunkte sind unab- reicht bis zum 31. Dezember 2024. Beratungsstrukturen in allen Landkrei- hängige Beratungsstellen zu allen Pro Jahr stehen rund zwei Millio- sen und kreisfreien Städten, die durch Fragen rund um die Pflege. Ihr nen Euro aus dem Landeshaushalt zwölf Außensprechstunden punktuell kostenfreies Beratungsangebot zur Verfügung. Damit wird die noch ergänzt werden. für Pflegebedürftige und ihren nächste Maßnahme des „Pakts für Angehörigen soll in Brandenburg Pflege“ umgesetzt. Ob häusliche Betreuung und ambu- ausgebaut und weiterentwickelt lante Pflege oder die Suche nach ei- werden. Das Sozialministerium Pflegestützpunkte werden von den nem passenden Pflegeheim, Möglich- unterstützt die Landkreise und Landkreisen und kreisfreien Städten keiten, das Wohnumfeld an veränderte kreisfreien Städte dabei. Eine ent- gemeinsam mit den Kranken- und Pfle- Lebensbedingungen anzupassen, Fra- sprechende Förderrichtlinie ist in gekassen getragen. Mit 19 Haupt- und gen zur Vereinbarkeit von Pflege und Kraft getreten. Der Förderzeitraum elf Außenstellen gibt es in Brandenburg Beruf oder zu Vorsorgevollmacht und 16 | Brandenburgisches Ärzteblatt 9 • 2021
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